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MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT 2014, Junges Theater Solothurn Seite 1

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MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT

2014, Junges Theater Solothurn Seite 1

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

LIEBE LEHRPERSONEN

Die skurrilen und bitterbösen Miniaturen des jungen katalanischen Dramatikers Esteve Soler reflektieren mit absurdem Humor und abgründigster Komik die Auswüchse und Entgleisungen unserer Zeit. «Die Realität ist immer schlimmer», sagte Soler 2009 anlässlich der Schweizer Erstaufführung von «Gegen den Fortschritt» an diesem Haus. Dies gilt wohl auch für die beiden anderen Stücke seiner preisgekrönten Trilogie: «Gegen die Demokratie» entlarvt das Prinzip von Gleichheit und Gemeinschaft als blosse Farce, während «Gegen die Liebe» den romantischen Liebesbegriff und die traute Zweisamkeit ad absurdum führt.

Für den Schulunterricht dürften sowohl die Form wie auch die Inhalte der kurzen, in sich geschlossenen Miniaturen, einen spannenden Ansatzpunkt bieten. In dieser Mappe möchten wir einige Vorschläge dazu liefern.

Gerne unterstützen wir Sie auch mit einem vorbereitenden Workshop oder einer Nachbesprechung im Schulhaus. Folgende Angebote sind vorgesehen:

A) Workshop zur Vorbereitung, 90 MinutenSpielerisch nähern wir uns Themen und Form der Inszenierung an: Wie kann eine solche Absurdität zu Stande kommen ohne völlig wirr und sinnlos zu wirken? Wie können solche Situationen auf die Bühne gebracht werden?Geleitet durch einen Theaterpädagogen, in der Schule oder in den Proberäumen des Theaters.

B) Vorbesprechung, 45 MinutenGemeinsam lesen wir eine oder zwei Szenen aus dem Stück und hinterfragen diese.Dazu gibt es weitere Infos zum Stück und zur Inszenierung sowie die Möglichkeit Fragen zu stellen und Fragen des Stückes selbst zu erforschen. Mit dem Dramaturgen des Stückes oder einem Theaterpädagogen des Jungen Theater Solothurn.

C) Nachbesprechung, 45-90 MinutenFragen stellen, Rückmeldungen geben, eigene Interpretationen besprechen und dazu auch Einblick in die Arbeit einer Schauspielerin/eines Schauspielers bekommen.Mit einem Mitglied der Schauspiel-Ensembles.

Natürlich ist es auch möglich, mit der Klasse die Einführungen zu besuchen, die jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn direkt in der Reithalle stattfinden.

Bei einem Vorstellungsbesuch sind Workshop, Vor- und Nachbesprechung kostenlos.

Wenn Sie Interesse an einem der obenstehenden Angebote oder einen anderen Wunsch an uns haben, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Wir wünschen viel Spass bei der Vorbereitung und vor allem beim Besuch der Inszenierung am Theater Orchester Biel Solothurn!

THEATER ORCHESTER BIEL SOLOTHURNJUNGES THEATER SOLOTHURN Theater und SchuleChristof Oser-MeierGibelinstrasse 20 | 4500 SolothurnT ++41 (0) 32 626 20 68www.tobs.ch

2014, Junges Theater Solothurn Seite 2

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

INHALT

S. 4 Esteve Soler zu seiner „Gegen“-Trilogie In diesem kurzen Interview gibt der Autor des Stückes Auskunft über sein Stück.

S. 5

Zur Diskussion: Demokratie in Frage gestelltPrägnante Aussagen zur Demokratie von Politikern, Journalisten, Autoren, Komikern und anderen Philosophen, die als Diskussionsgrundlage dienen können.

S. 7

Mechanismen des HorrorsEinige Hintergrundinformationen zum Grande Guignol sowie ein Fragebogen zu eigenen Erfahrungen mit Horror-Filmen /-Geschichten ermöglichen einen persönlichen Zugang zu diesem Genre.

S. 9

Interview mit Katharina Rupp, Regisseurin Die Regisseurin über die politische Brisanz und die Macht des Grusels

S. 11

Filme und bildende Künstler als InspirationsquelleDavon haben sich SchauspielerInnen, Regie und Dramaturgie sowie Ausstattung dieser Produktion inspirieren lassen.

S. 12

21 Punkte zu den Physikern – Friedrich DürrenmattViele der 21 Punkte, die Dürrenmatt im Anhang der Physiker nannte, treffen in hohem Masse auf die Minidramen von Esteve Soler zu. Ein Vergleich bietet sich an.

S. 13

Lesen – besprechen – Texte schreibenVorschläge für den Umgang mit den zwei beiliegenden Szenen aus dem Stück.

S. 14

Gegen die Demokratie – Szene 5Eine in sich geschlossene kurze Szene aus dem Stück um einen Vater und eine Mutter, die mit ihrem Sohn Bböses im Sinn haben.

S. 19 Gegen die Liebe – Szene 4Eine in sich geschlossene kurze Szene aus dem Stück, die davon erzählt, wie es wäre, wenn Liebe als Pille eingenommen werden muss.

S. 24 Fotos, Trailer, ZeitungsberichteGeeignet zur Nach- und allenfalls Vorbereitung des Theaterbesuches.

S. 25 Besetzung, Impressum

2014, Junges Theater Solothurn Seite 3

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

ESTEVE SOLER ZU SEINER „GEGEN“-TRILOGIE

Esteve Soler, der Autor ders "Gegen "-Trilogie ( Gegen Fortschritt, Gegen die Liebe und Gegen die Demokratie ) ist einer der international erfolgreichsten katalanischen Autoren. Seine Theaterstücke wurden in neun Sprachen übersetzt und von gut 40 Regisseuren auf der ganzen Welt inszeniert. 2013 wurde er mit dem Godot-Theaterpreis dafür ausgezeichnet.

«Gegen Fortschritt», «Gegen die Liebe» und «Gegen die Demokratie» - Ihre Trilogie setzt die Grundsäulen der modernen Gesellschaft ins Rampenlicht. Warum?

Die Stücke sollen einen kritischen Geist im Publikum wecken. Wenn eine Vorstellung das Publikum kalt lässt, dann habe ich versagt. Ich glaube die heutige Gesellschaft braucht mehr denn je diese Reflexion, diesen Dialog.

Wenn Sie einen vierten Text mit dem Titel „Zu Gunsten der ...“ schreiben könnten, was wäre es ?

Die Stücke sind nicht wirklich negativ, sie scheinen nur auf den ersten Blick so. Die Idee besteht darin, den Zuschauern aufzuzeigen, dass bestimmte Wörter ihre Bedeutung verändern, oder dass die Machthaber die Bedeutung von Worten so verzerrten, dass es ihnen dienlich ist. So möchte ich beispielsweise Korruption in meinen Stücken anprangern.

Über 40 Regisseure haben Ihr Stücke in Ländern wie Deutschland , Frankreich, den

USA, Venezuela und Rumänien inszeniert. Gibt es Unterschiede in der Art, wie das Publikum in so unterschiedlichen Ländern darauf reagiert?

Es gibt immer Unterschiede und ich denke, das ist gut, aber was mich am meisten überrascht, ist zu sehen, wie die Texte es schaffen, jeder Art von Publikum das Gefühl von Terror und Humor zur gleichen Zeit zu vermitteln. Wir unterscheiden uns nicht wirklich, egal aus welchem Land wir kommen.

«Wenn die Zuschauer mit Fragen aus dem Saal gehen, dann hat das Stück seine Wirkung erreicht.»

Was denken Sie, ist der Schlüssel zu Ihrem internationalen Erfolg?

Wenn ich wüsste , was der Schlüssel war, hätte ich diesen schon viel früher benutzt! Auf jeden Fall fühle ich mich sehr glücklich, dass es mir gelungen ist, mit meinen Texten so viele verschiedene Menschen erreicht zu haben.

In Biel und Solothurn werden ausgewählte Szenen aus den Stücken «Gegen die Demokratie» und «Gegen die Liebe» gezeigt. Quelle Text und Bild: Institut Ramon Lull, für Katalanische Sprache und Kultur im Ausland; www.llull.cat

2014, Junges Theater Solothurn Seite 4

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

ZUR DISKUSSION DEMOKRATIE IN FRAGE GESTELLT«Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.» Winston Churchill (1874-1965), während und nach dem zweiten Weltkrieg Premierminister Grossbritanniens

«Das Schneckentempo ist das normale Tempo jeder Demokratie.» Helmut Schmidt, 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

«Demokratie heisst eben nicht die Macht in die Hände des Volkes zu legen. Demokratie heisst dem Volk das Gefühl zu geben es habe eine Wahl.» Volker Pispers (*1958), deutscher Kabarettist

«Demokratie ist eine schöne Idee, die daran krankt, vor allem Hohlköpfen, Angebern und Nervensägen moralischen Anspruch und Aufmerksamkeit zu verleihen.» Cordt Schnibben (*1952), deutscher Journalist

«Demokratie kann nicht auf einmal errichtet, nicht über Nacht entwickelt werden. Demokratie muss in Bewegung bleiben, wie ein Strom, fortwährend.»

Tschingis Aitmatow, kirgisischer Schriftsteller

«Die Demokratie ist keine Frage der Zweckmässigkeit, sondern der Sittlichkeit.» Willy Brandt, 1969 bis 1974 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

«Eine echte Demokratie hat es nie gegeben und wird es sie auch niemals geben, denn es verstösst gegen die natürliche Ordnung, dass die Mehrheit regiert und die Minderheit regiert wird.» Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), französisch-schweizerischer Schriftsteller und Philosoph

«China und Russland zeigen, dass man ohne Demokratie wirtschaftlich erfolgreich sein kann.» Ulrich Kienzle (*1936), deutscher Journalist

«Das ist so schrecklich, dass heute jeder Idiot zu allem eine Meinung hat. Ich glaube, das ist damals mit der Demokratie falsch verstanden worden: Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.» Dieter Nuhr (*1960), deutscher Kabarettist und Comedian

2014, Junges Theater Solothurn Seite 5

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

«In die Demokratie wurden einst grosse Hoffnungen gesetzt; aber Demokratie bedeutet einfach nur das Niederknüppeln des Volkes durch das Volk und für das Volk.» Oscar Wilde (1854-1900), irischer Schriftsteller

«Zur Demokratie gehört auch die legitime Intoleranz. Das nicht Tolerierbare darf nicht toleriert werden.» Ayaan Hirsi Ali (*1969), somalisch-niederländische Politikerin

«Und dann war da noch das demokratische Land, das mit Mehrheit beschloß, alle Demokratiegegner erschießen zu lassen.«

Wolfgang J. Reus (1959-2006), deutscher Journalist, Satiriker, Lyriker

«Über alles wird heutzutage diskutiert, nur über eine Sache spricht man nicht:die Demokratie. Aber wie sollten wir auch über Demokratie sprechen, da die, dietatsächlich die Welt regieren, nicht vom Volk gewählt wurden?«

José Saramago (portugiesischer Autor 1922-2010)

2014, Junges Theater Solothurn Seite 6

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

MECHANISMEN DES HORRORSWie Esteve Soler schreibt, wurden die Stücke Gegen die Demokratie dem Genre des „Grand Guignol“ nachempfunden. Diese Form des Horrortheaters, die Ende 19. bis Mitte 20. Jh. in Paris und London gespielt wurde, reflektierte in kleinen Gruselszenen und surrealistischen Farcen die Schrecken der Zeit. Spezialisiert auf gruselige Spezialeffekte wurden da auf der Bühne Morde, Selbstmorde und Geistererscheinungen inszeniert. Diese übertriebene Gruselästhetik beeinflusste stark die später in den USA entstandenen Horror- und Splatterfilme. Doch es ist nicht nur der blanke Horror, sondern ebenso der ständig mitspielende Witz und die Absurdität, welche die Wirkung dieses Genres ausmachen und den Zuschauer einem emotionalen Wechselbad von Grauen und Lachen aussetzt.Die folgenden Fragen sollen helfen, den eigenen Ängste und die Mechanismen von Horrorfilmen auf die Spur zu kommen. Ausgehend von den gewonnen Erkenntnissen kannst du nun auch deine persönliche Horrorgeschichte schreiben….

Davor habe ich Angst: Spinnen Friedhöfe Schlangen Clowns eingesperrt zu sein Einbrecher ………………………………………………..... ……………………………………………….....

Diese schlimmen Dinge habe ich auch schon geträumt: ich kann fliegen und stürze dann aber ab ich renne, ohne von der Stelle zu kommen ich werde umgebracht ich stecke plötzlich im Körper eines anderen

Wesens …………………………………………………………….....

…………………………………………………………….....

Das finde ich besonders schrecklich/lustig in einem Horrorfilmharmlos schrecklich langweilig lustig

Wenn literweise Blut fliesst und spritzt. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn eine vermeintlich harmlose Figur plötzlich zum „Bösen“ wird. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn Tiere aus einem Menschen herauskriechen/Menschen sich in Tiere verwandeln.

1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn Menschen zerstückelt und zersägt werden. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn ich zusehen muss, wie eine naive Figur unwissend ins Verderben rennt. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn ich gar nicht alles sehe, nur erahnen kann, was tatsächlich passiert. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

Wenn eine Figur in einer schlimmen Lage ist und sich nicht selbst befreien kann. 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6

2014, Junges Theater Solothurn Seite 7

Plakat eines Grand Guignol-Theaters, 1928

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

Welcher Horror-Typ bist du?

1. Ich liebe das Nervenkitzel, den Schrecken, Horror ist für mich beste Unterhaltung, von der ich nie genug habe.

Was genau fasziniert mich daran? Das Bestehen der Mutprobe? Das Mitfiebern? Einmal richtige Angst und Schock zu spüren?

2. Kann ich mir schon mal anschauen, ich weiss dann aber nie, ob ich schreien oder laut lachen soll...

Weshalb lache ich? Aus Erleichterung? Um die entstandene Spannung zu lösen? Um mich vom Geschehen zu distanzieren? Oder weil dies die einzige Waffe gegen das unbesiegbare Böse ist?

2. Horrorfilme sind für mich ein No-Go. Ich kann mir das nicht antun, oder ich schlafe nicht mehr für einen Monat!!

Was macht diese Filme für mich so unerträglich? Welche Bilder verfolgen mich? Lähmt mich die Angst? Oder macht sie mich aggressiv? Habe ich auch im Alltag Angst vor den dargestellten Dingen?

3. Horrorfilme sind oft so übertrieben und absurd, all dieses Theaterblut lässt mich kalt oder amüsiert mich bestenfalls.

Warum kann ich mich vor diesen Horrorbildern distanzieren? Ist es die Unwahrscheinlichkeit, das Übertriebene? Oder ist es, weil ich weiss, dass es nur ein Film ist? Oder weil ich vor anderen Dingen viel mehr Angst habe?

Hat dich ein Horrorfilm schon einmal zum Denken angeregt? Wenn ja, worum ging es? Und was löste dein kritisches Denken aus?

2014, Junges Theater Solothurn Seite 8

Eine Grand Guignol-Theaterszene von 1937

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

INTERVIEW MIT KATHARINA RUPP, REGISSEURINFünf Szenen aus Gegen die Demokratie, drei Szenen aus Gegen die Liebe, das sind acht Einzelszenen ohne direkten, inneren Zusammenhang. Wie können diese Einzelbilder zu einem stimmigen Theaterabend zusammenwachsen? Oder soll es fragmentarisch, collagenhaft bleiben?

Beides, es ist eine Collage mit Zusammenhang. Mit der Zeit entdeckt man Querverweise in den Szenen auf die nächste Szene oder auf einen Gesamtkontext und gleichzeitig sind es eigenständige Dramolette. Das hat den Reiz, dass jedes Mal für etwa 10 Minuten eine völlig neue Situation und Welt entsteht, und man wie bei einem Kurzfilm in wenigen Minuten etwas auf die Spitze treiben kann. Die Kräfte, die sich hier gegen Demokratie oder Liebe äussern – das sagen schon die provozierenden Titel - geben dem Ganzen eine Verknüpfung. Die vom Autor vorgesehene Reihenfolge ist meines Erachtens bewusst gesetzt und dadurch ergibt sich ein Spannungsbogen.

« Das hat den Reiz, dass ... man wie bei einem Kurzfilm in wenigen Minuten etwas auf die Spitze treiben kann.»

Gibt es ein Element, einen roten Faden, der sich durch die Einzelbilder durchzieht?

In den Szenen „Gegen die Demokratie“ geht es um die Mächte, die unsere demokratischen Staaten und Institutionen untergraben und missbrauchen. Diese Kräfte haben etwas Anonymes, Monströses. So werden heute ja auch Finanzmärkte als monströs erlebt, weil sie global, dereguliert und undurchschaubar sind für den einzelnen und viele, die sich in diesem Markt bewegen, wie Marionetten manipulieren. Oder auch weil sie Unterwerfung erzwingen. Auf den Proben fallen uns viele Illustrationen dazu ein, wie zum Beispiel die Vielfalt von kleinen, spezialisierten Geschäften, die von Grosskonzernen geschluckt oder „angestellt“ werden.

Es steckt in all diesen Szenen irgendwo im Hinterhalt eine Macht die nicht fassbar, nicht bewältigbar ist. Das wird in jeder Szene aus einer anderen Perspektive beschrieben. Von Bedeutung ist für mich ein Satz von Jose Samarago, den der Autor vor den Beginn gestellt hat: «Über alles wird heutzutage diskutiert, nur über eine Sache spricht man nicht: die Demokratie. Aber wie sollten wir auch über Demokratie sprechen, da die, die tatsächlich die Welt regieren, nicht vom Volk gewählt wurden?« Die Frage könnte banal wirken, aber sie stellt sich heute mehr denn je: Gibt es noch Mittel genug, sich gegen antidemokratische Tendenzen wirkungsvoll zu wehren oder haben sie bereits ein Eigenleben entwickelt, gegen das wir machtlos sind.

« Es steckt also in all diesen Szenen irgendwo im Hinterhalt eine Macht, die nicht fassbar, nicht bewältigbar ist. »

Und diesen Fragen muss man sich als Zuschauer stellen....?

Ja, das Spannende an den Szenen finde ich, dass sie nicht eine leichte Erklärung „Schaut mal wie schlecht die Welt ist“ liefern, sondern Esteve Soler kreiert eine absurde oder überspitzte Version, und arbeitet mit Horror-Effekten. Es sind teilweise Gruselszenen, man erschreckt, welch gierige und zerstörerische Mächte hier auftauchen - die Erscheinungsformen verrate ich allerdings noch nicht - und wie brutal sie operieren. Und wenn man gewahr wird, worauf sich diese Figuren beziehen, merkt man, dass die Realität noch schlimmere Beispiele liefert.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 9

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

…und der rote Faden in „Gegen die Liebe“?

Hier wird der Liebesbegriff in Zeiten des Konsumterrors ad absurdum getrieben. Zum Beispiel zerbricht die Liebe buchstäblich an der Besitzergier oder ist nur noch als Ware in Medikamentenform erhältlich. Romantik à la Brave New World.

« Es sind teilweise Gruselszenen, man erschreckt, welch gierige und zerstörerische Mächte hier auftauchen und wie brutal sie operieren.»

Was will dieses Theater überhaupt? Einfach schockieren, oder soll man lachen? Oder soll einem das Lachen im Hals stecken bleiben?

Es soll beissen und kitzeln, also schreit man Aua oder muss lachen. Und vorallem soll es einen Staunen machen. Es bietet die Chance, ausserhalb von einer Medienwelt, die uns normalerweise umgibt, mit schwärzestem Witz über unsere alltäglichen, gesellschaftspolitischen Zusammenhänge nachzudenken. Wir sind von Nachrichten, Reportagen und Dokumentationen umgeben, von Geschichten, die unsere Welt beschreiben. Die Erzählweise bei Soler hingegen ist eine sehr verstörende, weil sie Situationen auf den Kopf stellt, oder so übertreibt, dass wir in dieser Übertreibung eine pointierte Erkenntnis gewinnen können. Das bringt sie mal nah an die Tabugrenze und wirkt mal rücksichtslos, aber eben überraschend und bissig böse.

Ein Thema im Stück ist ja auch die Kontrolle der Bildung...

Ja, das finde ich ein sehr wichtiges Thema, das auch oft in Science-Fiction-Filmen wiederkehrt: Was dürfen wir wissen? Wenn man etwa sieht, wie wir automatisch gelenkt werden von Internetsuchmaschinen, die ein Wissens- und Konsumprofil von uns erstellen. Mit unserem Wissensdurst werden oft auch gleich die Konsumartikel aktiviert, die wir damit verbinden sollen. Das ist etwas, was uns alle beschäftigen muss, die wir uns täglich mit Google, Facebook

etc. durch die virtuelle Welt bewegen: Diese Grapscherei nach unserer Neugier und unserem Portemonnaie. Oder wie die Auswahl von Bildungsgut, wie wir es z.B. im Buchhandel erwerben können, immer mehr von Grosskonzernen gelenkt wird. Amazon weiss, dass gesteuerte Bedürfnisse ein lukratives Geschäft sind.

Obwohl die Szenen völlig absurd sind, folgt man dieser verrückten Logik ohne gross nachzudenken. Wie kommt das?

Ich glaube, weil wir aus unserem Unterbewusstsein diesen Moment kennen: wir haben Träume, aus denen wir völlig irritiert erwachen. Dennoch lassen sich aus Träumen manchmal Entdeckungen oder sogar Erkenntnisse ableiten. Ob wir fliegen konnten, ob seltsame Tiere mit uns gesprochen haben oder ob uns Menschen in einem völlig anderen Zusammenhang begegnen, als wo wir sie üblicherweise treffen... Im Traum haben wir das nicht hinterfragt, wir waren vielleicht erstaunt, aber dann haben wir das akzeptiert. Und daher kennen wir diesen surrealen Moment, dieses Unmittelbare, welches das Unterbewusstsein uns einfach hinstellt. Es braucht ein Sich-Einlassen auf diese „verrückte“ Logik, die uns unzumutbare Zusammenhänge hinstellt und am Ende haben wir möglicherweise daraus eine Erkenntnis gewonnen, die uns in prophetischer Manier auf etwas hinweist.

Daher gehören einige der Szenen für mich in die Tradition der Surrealisten und Absurden z.B. eines Louis Bunuel oder Eugene Ionesco, aber eben mit den Themen des 21. Jahrhunderts. Andere Minidramen haben Verwandte in der pessimistischen Science fiction eines Aldous Huxley in Schöne neue Welt oder in Ray Bradburys Fahrenheit 451.

«Es braucht ein Sich-Einlassen auf diese ‚verrückte‘ Logik, die uns unzumutbare Zusammenhänge hinstellt.»

2014, Junges Theater Solothurn Seite 10

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

Das Interview führte Regula Schelling in der 2. Probewoche am 12.3.2014.

FILME UND BILDENDE KÜNSTLER ALS INSPIRATIONSQUELLENachfolgend sind einige Filme und bildende Künstler aus der Surrealistengruppe aufgelistet, die durch ihre Ästhetik während der Proben immer wieder zur Sprache kamen und als Inspiration dienten. Zum Teil verhandeln sie ähnliche Themen wie „Gegen die Demokratie, Gegen die Liebe“, zum Teil ist es ihre Traum- oder Horror-Ästhetik, die sie mit Soler gemeinsam haben. Die Visionierung eines Films oder das Studium eines der Surrealisten-Bilder kann als alternative Vorbereitung der Schüler auf die Ästhetik des Stücks oder als Diskussionsgrundlage eingesetzt werden, um die Schüler für die verhandelten Themen zu sensibilisieren.

Filme:- Luis Buñuel: Le discret charme de la bourgeoisie (1972), Der Würgeengel (1962), Un chien anda-

lou (1929)- Aldous Huxley: Brave New World (1932)- François Truffaut: Fahrenheit 451 (1953)- Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro: La cité des enfants perdus (1995)- Guy Maddin: The saddest music of the world (2003)- Mike Judge: Idiocracy (2006)- Michel Gondry: Science of sleep (2006)- David Lynch: Mulholland Drive (2011)

Surrealisten: - Manifeste des Surrealismus von André Breton- René Magritte- Roland Topor- Salvador Dalí

2014, Junges Theater Solothurn Seite 11

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

21 PUNKTE ZU DEN PHYSIKERNVON FRIEDRICH DÜRRENMATT Wie Friedrich Dürrenmatt wendet auch Esteve Soler in seinen Stücken das Stilmittel der Verfremdung an. So kann allgemein Anerkanntes hinterfragt, die Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Strukturen offenbart und der Zuschauer zum Denken angeregt werden.

Im Anhang zu seiner Komödie «Die Physiker» nannte Dürrenmatt 21 Punkte, die ein solches Stück erfüllen muss. Einige davon treffen in hohem Masse auch auf die kurzen Miniaturen von Esteve Soler zu:

3) Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst-mögliche Wendung genommen hat.

4) Die schlimmst-mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.9) Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie

dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten.

10) Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd [sinnwidrig].11) Sie ist paradox.19) Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.20) Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.21) Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht

zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu bewältigen.

Alle 21 Punkte:1) Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.2) Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.3) Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst-mögliche Wendung genommen hat.4) Die schlimmst-mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.5) Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen.6) Träger einer dramatischen Handlung sind Menschen. 7) Der Zufall in einer dramatischen Handlung besteht darin, wann und wo wer zufällig wem begegnet.8) Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.9) Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie dann am schlimmsten,

wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten.10) Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd [sinnwidrig].11) Sie ist paradox.12) Ebenso wenig wie die Logiker können die Dramatiker das Paradoxe vermeiden.13) Ebenso wenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.14) Ein Drama für die Physiker muss paradox sein.15) Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziele haben, sondern nur ihre Auswirkung.16) Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkung alle Menschen.17) Was alle angeht, können nur alle lösen.18) Jeder Versuch eines einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern. 19) Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.20) Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.21) Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr stand-

zuhalten oder sie gar zu bewältigen

2014, Junges Theater Solothurn Seite 12

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

ZWEI SZENEN AUS DEM STÜCK LESEN – BESPRECHEN – TEXTE SCHREIBEN

Das Stück besteht aus acht Miniaturen, kurzen, in sich geschlossenen Stücken. Esteve Soler nennt sie für «Gegen die Demokratie» „Stücke nach Art des Grand Guignol“, wobei „Grand Guignol“ eine französische Theaterform aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnet, in der anhand kurzer Gruselszenen und surrealistischer Farcen die Schrecken der Zeit reflektieren werden sollen. Die Miniaturen aus «Gegen die Liebe» bezeichnet der Autor Esteve Soler als „burlesque Dramoletten“.

Die folgenden beiden Miniaturen aus dem Stück eignen sich für eine vor- oder nachbereitende Lektüre im Unterricht. Dabei ist es unter Umständen empfehlenswert, das Szenenende nicht zu lesen und stattdessen die Schülerinnen und Schüler nach eigenen Ideen für den weiteren Verlauf der Szene zu befragen oder die Dialoge gar schriftlich weiter zu führen. Geeignete Stellen für solche Schnittstellen sind mit gepunkteten Linien markiert.

Ideen für die Verwendung im Unterricht:- Szene selbst fertig schreiben.- Fragestellung: Inwiefern passt diese Szene zum Stücktitel «Gegen die Demokratie» (für die

Szene mit Vater, Mutter und Sohn) bzw. zu «Gegen die Liebe» (für die Szene mit dem Mädchen und dem Jungen)?

- Fragestellung: Der Autor Esteve Soler sagt zu seiner Trilogie: «Wenn die Zuschauer mit Fragen aus dem Saal gehen, dann hat das Stück seine Wirkung erreicht.»1 Welche Fragen wollte er wohl mit dieser Szene aufwerfen, auf welchen gGesellschaftlichen Umstand hinweisen?

- Die Dramaturgie der Texte hinterfragen. Als Anregung dazu eignen sich einige von Dürrenmatts «21 Punkten zu den Physikern»2.

- Szenen gestaltet lesen oder die Schülerinnen und Schüler nach theatralischen Umsetzungen suchen lassen.

- Schülerinnen und Schüler schreiben selbst kurze Szenen nach Art von Esteve Soler.

1 Siehe Interview mit Esteve Soler auf Seite 42 Siehe 21 Punkte zu den Physikern von Friedrich Dürrenmatt auf Seite 11 12

2014, Junges Theater Solothurn Seite 13

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

GEGEN DIE DEMOKRATIE – SZENE 5ESTEVE SOLER

Nacht. Ein Elternpaar nähert sich auf Zehenspitzen dem Bett seines Teenager-Sohns.Sie stehen nebeneinander und schauen sich verschwörerisch an. Die Mutter schütteltden Jungen grob und er wacht auf.

SOHN He? Was ist los?

MUTTER Bist du wach?

SOHN Was?

VATER Wach auf, Xavi.

SOHN Was ist denn los?

MUTTER Nichts ist los. Wir wollen nur mit dir sprechen.

SOHN Wie viel Uhr ist es?

VATER Es ist halb fünf.

SOHN Und ihr wollt jetzt mit mir reden? Was ist denn? Hab ich was angestellt?

MUTTER Es dauert nicht lange.

SOHN Hat das nicht Zeit bis morgen früh?

VATER Es muss jetzt sein, Xavi.

MUTTER Wir wollten es dir schon lange sagen.

VATER Wir haben lange darüber nachgedacht und ...

MUTTER Wir haben dich gut behandelt, oder?

SOHN Was willst du damit sagen?

VATER Nicht so eilig. Was deine Mutter sagen will, ist, dass du gerade 18 geworden bist und wir sind der Meinung, dass du jetzt ein paar Sachen wissen solltest.

SOHN Ui, ui, ui ... Was ist’s denn? Habt ihr mich adoptiert oder so was?

MUTTER Nein, ich kann dir garantieren, dass ich dich neun Monate in meinem Bauch getragen habe. Da kannst du ganz sicher sein.

SOHN Ihr wollt doch nicht etwa mit mir über Sex und Ähnliches sprechen?

MUTTER Doch, in gewisser Weise ja.

SOHN Dann müsst ihr mir nichts erklären, denn meine Unschuld habe ich schon vor vielen Jahren verloren.

VATER Wir wollen nicht über dein Sexualleben sprechen ...

MUTTER ... sondern über unseres.

SOHN Was? Seid ihr verrückt geworden? Tut mir leid, aber wie ihr’s treibt, interessiert mich nicht die Bohne.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 14

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

VATER Wir wollen mit dir über den Augenblick sprechen, als du gezeugt wurdest.

MUTTER Weißt du, was der Coitus interruptus ist?

VATER Als deine Mutter und ich uns damals liebten, und bevor ich kam, bin ich aus ihrer Vagina raus ...

SOHN Verschont mich ...

VATER Und dann hab ich auf sie abgespritzt.

MUTTER Auf meine Titten.

SOHN Das reicht.

MUTTER Das tut er immer noch gern.

VATER Okay, aber das ist nicht das Wichtige. Tatsache ist, dass wir kein Kondom benutzten und damit sie nicht schwanger wurde, bin ich draußen gekommen.

SOHN Ich weiß genau, was der Coitus interruptus ist! Aber was zum Teufel wollt ihr von mir?

MUTTER Also, wir wollen dir eben das sagen: Du bist ein verpasster Coitus interruptus. Papa war nicht schnell genug und ist drinnen gekommen.

VATER So was passiert nun mal.

Pause.

SOHN Okay, ich weiß nur nicht, ob ich das überhaupt wissen wollte ... Mann, eh ...

VATER Du musst alles wissen, das ist wichtig.

SOHN Da kann ich bestimmt nicht schlafen, wenn ich mir das vorstelle.

VATER Wir wollten ehrlich sein.

SOHN Na super.

MUTTER Deshalb haben wir versucht, dich abzutreiben.

SOHN Wie bitte?

MUTTER Wir wollten dich nicht, Xavi. Das ist normal.

SOHN Normal?

MUTTER Es hätte nicht viel gefehlt und du wärst im Eimer eines Vorstadtkrankenhauses entsorgt worden.

SOHN Wie?

VATER Du warst eine große Enttäuschung für deine Mutter und mich. Du hast unser Leben, unsere Pläne auf den Kopf gestellt. Wir wollten weiterarbeiten, eine Firma gründen, ohne ...

MUTTER Ohne Hindernis.

VATER Genau.

SOHN Und was ist dann passiert?

2014, Junges Theater Solothurn Seite 15

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

VATER Dein Großvater hat Wind von der Sache gekriegt. Du weißt ja, die Familie deiner Mutter ist sehr religiös.

MUTTER Ich konnte nicht heimlich in ein Krankenhaus gehen, obwohl ich das immer wieder versucht habe.

SOHN Na wunderbar. Noch was?

MUTTER Ich habe versucht, selbst abzutreiben, aber dabei habe ich mir ein Bein verletzt. Das ist nämlich gar nicht einfach, ein Kind zu verlieren.

SOHN Es ist nicht einfach mich abzutreiben, Mama, vergiss nicht, dass du mich abtreiben wolltest.

VATER Tut uns sehr leid, aber du musst verstehen, dass wir dir alles sagen wollen.

SOHN Warum konntet ihr nicht einfach schweigen und Schwamm drüber? Ihr habt diese Nacht in einen Albtraum verwandelt.

MUTTER Du warst erst ein paar Monate alt, da habe ich dich in ein Schwimmbad geworfen.

SOHN Kein Ende in Sicht ...

MUTTER Deine Existenz war so frustrierend, dass ich dich loswerden wollte. Egal wie.

VATER Wir glauben, dass deine Atemprobleme mit dem Vorfall im Schwimmbad zu tun haben.

SOHN Das ist unglaublich. Und das sagt ihr mir auch noch ... Wie habe ich überlebt?

VATER Wiederum dein Großvater. Er hat dich im letzten Moment gerettet. Er hat dich zu sich genommen, bis du vier Jahre alt warst.

SOHN Was für ein Glück, wenigstens einer, der mich mochte.

VATER Nun, Xavi, in Wahrheit ...

MUTTER Nein, nein, das will ich ihm sagen. Als dein Großvater starb, haben wir herausgefunden, dass er dich von Anfang an missbraucht hatte. Er hat dich auf übelste Weise missbraucht, fast täglich. Und das hat er auch noch mit der Kamera gefilmt.

SOHN Nein, nein, nein. Das ist jetzt wirklich zu viel.

MUTTER Erinnerst du dich an den Opa?

SOHN Immerhin wollte er, dass ich lebe.

MUTTER Ja, aber da siehst du, weshalb er dich eigentlich ...

SOHN Ihr wolltet nicht, dass ich lebe.

VATER Was sollen wir dir denn sagen?

MUTTER Ehrlichkeit geht über alles.

SOHN Habe ich keinen Verwandten, der mich an Weihnachten umbringen wollte? Oder eine Tante, die mich im Parfüm ertränken wollte?

MUTTER Was wir dir erzählen, ist sehr ernst, Xavi.

VATER Sehr.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 16

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SOHN Und sehr nützlich. Jetzt bin ich ein besserer Mensch geworden.

……………………………………………….

MUTTER Nun, zumindest weißt du jetzt, warum wir uns entschlossen haben, dich zu töten.

Pause.

SOHN Mama, was sagst du da?

VATER Was du hörst.

SOHN Das ist ein absolut unnötiger Scherz.

MUTTER Du bist der unnötige Scherz. 18 Jahre lang ein unnötiger Scherz.

SOHN Wie?

VATER Wir haben gedacht, dass, wenn du 18 wirst ... wäre vielleicht der richtige Moment, um ... na ja... du weißt schon ...

SOHN Aber was habe ich denn getan?

MUTTER Hast du nicht zugehört?

VATER Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir uns nie als richtige Eltern gefühlt haben, die wirtschaftliche Situation ist außerdem nicht gerade die beste und ...

MUTTER Gib keine weiteren Erklärungen, das ist nicht nötig.

VATER Nein, aber es soll alles raus. Du hast auch keine guten Noten, das ist nun mal so. Wenn du die Schule abschließt ...

MUTTER Wenn er die überhaupt abschließt …

VATER Wirst du Probleme haben, eine Arbeit zu finden.

SOHN Aber ich könnte in eurer Firma arbeiten.

VATER Aber du wärst eine Niete. Du bist der typische Unternehmersohn, der den Angestellten ständig nur Probleme macht.

MUTTER Du bist eine Katastrophe, Xavi, und das weißt du. Mit dir vergeudet man seine Zeit, unentwegt ...

VATER Jetzt übertreib nicht, Mama. Kurz: Du wärst einfach nicht rentabel.

SOHN Und warum lasst ihr mich nicht einfach gehen?

VATER Wir fühlen uns irgendwie verantwortlich.

MUTTER Wenn du für uns nicht rentabel bist, dann auch nicht für andere.

VATER Als die Regierung Bankrott machte und die Fast-Food-Kette die Schulden übernahm, wurde der Weg frei für den Personalabbau – so wie jetzt bei uns.

SOHN Personalabbau?

MUTTER Na klar: Heute besteht unsere Familie noch aus drei Personen,morgen sind wir nur noch zwei – Personalabbau.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 17

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VATER Auf diese Weise tragen wir zum Gemeinwohl bei. Findest du nicht?

SOHN Ihr habt nicht das Recht, mich zu bedrohen.

MUTTER Du hast kein Recht, Xavi. Du hättest nicht auf die Welt kommen dürfen, nicht atmen, nicht denken. Nichts.

VATER Du hättest nicht existieren dürfen, ganz einfach.

SOHN Das ist unglaublich.

VATER Denk daran, dass du dank uns etwas mehr als 18 Jahre lang gelebt hast.

MUTTER Andernfalls wärst du jetzt vertrocknetes Sperma auf dem Bettlaken und ein geronnenes Ei im Menstruationsblut einer Binde.

VATER Kurz: Du bist nichts, du bist ein Fehler und du wirst korrigiert.

SOHN Das ist schrecklich. Ich will sofort hier weg. (will schnell gehen)

VATER Geh nicht.

MUTTER Das ist alles ein Scherz!

SOHN Was?

……………………………………………….

VATER Ein Scherz! (zieht eine Pistole und tötet ihn)

Sie schauen sich an. Pause.

MUTTER Vielleicht würde jemand gern die Leiche vögeln. (kurze Pause) Natürlich gegen Geld.

VATER Wir können Hamburger aus ihm machen und die verkaufen.

MUTTER Fleischpastetchen.

VATER Super.

Vater und Mutter ziehen die Leiche ihres Sohnes an einem Bein hinaus.

Dunkelheit.

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, Verfilmung, öffentlichen Aufführung oder Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen, vorbehalten. Dieser Text darf zu Bühnenzwecken, Vorlesungen oder Vereinsaufführungen nur benutzt werden, wenn vorher das Aufführungsrecht beim Theaterstückverlag München erworben wurde.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 18

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GEGEN DIE LIEBE – SZENE 4ESTEVE SOLER

Ein junges Paar in einer Wohnung, sie befummeln sich. Sie nähern sich dem Bett, lassensich darauf fallen und ziehen sich aus, in der entschlossenen Absicht zu ficken.

MÄDCHEN Hast du’s dabei?

JUNGE Weiß nicht.

Sie machen weiter.

MÄDCHEN Hast du’s dabei oder nicht?

JUNGE Weiß nicht.

Sie hört auf.Er zieht sie konzentriert weiter aus.

Du hast sie nicht dabei, oder?

MÄDCHEN Nein. Schau noch mal genau nach.

JUNGE Ist doch egal.

MÄDCHEN Nein, schau nach. (hält ihn zurück)

JUNGE Warum?

MÄDCHEN Ich will es nicht ohne machen.

JUNGE Bei einem Mal passiert nichts.

MÄDCHEN Klar passiert da was! (wendet sich ab)

Pause.

JUNGE Ich will es ohne machen.

MÄDCHEN Warum?

JUNGE Ich will wissen, wie sich das anfühlt.

MÄDCHEN Es ist nicht besser ohne.

JUNGE Ich glaube schon.

MÄDCHEN Ohne mach ich’s nicht mal im Traum.

JUNGE Probieren wir’s doch. Nur ein bisschen.

MÄDCHEN Ohne die Pillen für die Liebe mach ich gar nichts.

Pause. Widerwillig zieht er eine Tablettenschachtel aus der Tasche und wirft sie aufs Bett.

Also hattest du sie doch dabei.

JUNGE Die Firma gibt uns jeden Freitag eine Schachtel. Und sie wollen nicht, dass wir gehen, bevor wir nicht mindestens eine von den Tabletten vor den Augen des Chefs geschluckt haben.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 19

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MÄDCHEN (öffnet die Tablettenschachtel und sieht, dass sie noch voll ist)Hast du aber nicht gemacht.

JUNGE Ich hab stattdessen ein Bonbon runtergeschluckt. Ich will es einmal ohne Einfluss machen. Ich will es machen, ohne verliebt zu sein.

MÄDCHEN Warum? Versteh ich nicht. Verliebt sein, während du fickst, das ist voll der Hammer!

JUNGE Ich bin mir da nicht so sicher.

MÄDCHEN (nähert sich ihm wieder, lasziv, berührt ihn) Das ist geil … Das macht dich high …

JUNGE Ich weiß schon, wie das weitergeht …

MÄDCHEN Das ist, wie wenn du mit Gott sprichst und dich gleichzeitig voll laufen lässt.

JUNGE Du redest schon wie die von der Firma: „Es vereint die Vorteile des christlichen Glaubens mit denen des Alkohols, ohne deren schädliche Nebenwirkungen.“ (stößt sie von sich weg)

MÄDCHEN Stell dich nicht so blöd an.

JUNGE Hast du schon mal drüber nachgedacht, was wir da schlucken?

MÄDCHEN Was willst du damit sagen?

JUNGE Hast du mal dran gedacht, was für Folgen es hat, dass wir diese Tabletten schlucken?

MÄDCHEN Oh, der Herr ist in revolutionärer Stimmung … Liest du gerade irgendein perverses Buch?

JUNGE Hast du mal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn wir nicht alle bis zum Anschlag mit Liebe gedopt wären?

MÄDCHEN Du sagst das, als wäre es was Schlimmes.

JUNGE Es reicht nicht, dass wir alle leben müssen wie in nordamerikanischen Serien, wir müssen auch noch rund um die Uhr irgendwelche Pillen schlucken.

MÄDCHEN Aber das ist doch gut. Was hast du für ein Problem? Ich kauf auch immer Coca Cola, weil da eine Extraportion Liebe drin ist, mehr als in den anderen Colas.

JUNGE Nein, das ist nicht gut. Genau das will ich dir sagen. Es ist eine Farce.

MÄDCHEN Eine Farce? Willst du damit sagen, unsere Liebe ist eine Farce?

JUNGE Ich will sagen, dass die Liebe eine Farce ist.

MÄDCHEN Was für ein Blödsinn …

JUNGE In diesen Pillen steckt ein ganzes Lügengebäude.

MÄDCHEN Ich bin gespannt, was dir noch alles einfällt …

JUNGE Hast du jemals wen gesehen, der zugibt, dass er sie nicht nimmt?Der sich der Liebe verweigert?

MÄDCHEN Irgendein verbitterter Mensch findet sich immer.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 20

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JUNGE Genau davon rede ich. Wenn jemand für immer aufhört, sie zu nehmen, bedeutet das, dass er sich von allem ausschließt.

MÄDCHEN Vor allem bedeutet es, dass er ein Idiot ist. Warum sollte man etwas verweigern, was einem gut tut?

JUNGE Jemand hat sich diese Pillen ausgedacht, damit du blind vor Liebe wirst und dich bis über beide Ohren verschuldest, damit du ein Auto kaufst, damit du dich besser anziehst als deine Freundinnen, damit du zwei Kinder bekommst, die mit denselben Defekten geboren werden wie deine Vorfahren. Ich spreche von Kontrolle.

Pause.

MÄDCHEN Du willst mir was sagen und weißt nicht wie, stimmt’s?

JUNGE Hörst du mir nicht zu?

MÄDCHEN Okay, ich seh schon, worauf das rausläuft. Du willst mich verlassen, oder? Los, sag schon, keine Sorge, ich halt das aus.

JUNGE Du verstehst mich überhaupt nicht.

MÄDCHEN Ist dir eigentlich klar, was solches Gerede in mir auslösen kann?

JUNGE Die Welt wäre besser / ohne …

MÄDCHEN Ich spreche von dir und von mir, okay? Hör bitte mal kurz auf, die Welt zu retten, und rette lieber mich. Glaubst du, ich will mit jemandem leben, der keine Liebe schlucken will?

JUNGE Bitte, du weißt doch, / dass ich …

MÄDCHEN Ich weiß überhaupt gar nichts! Nur, dass ich dich liebe und dass das überhaupt keinen Sinn hat, wenn du mich nicht auch liebst!

(umarmt ihn weinend)

JUNGE (stößt sie gleichgültig weg) Es hat überhaupt keinen Sinn, jemanden zu lieben und dafür zu fordern, dass er einen auch liebt.

MÄDCHEN Du bist ein Idiot. Aber vor allem bist du undankbar.

JUNGE Du willst mich nicht verstehen. Sie haben die Liebe kaputt gemacht. Sie bringen uns nicht bei, unsere Emotionen zu kontrollieren, weil sie wollen, dass wir von ihnen abhängig sind. Verstehst du nicht, dass das, was wir leben, mit Liebe nichts zu tun hat?

MÄDCHEN Es bringt gar nichts, dich zu verstehen. Glaubst du, dass dabei irgendwas rauskommt, außer dass du mir das Leben verdirbst?

JUNGE (nimmt wieder die Tablettenschachtel in die Hand)Das zu nehmen, heißt nicht leben.

MÄDCHEN Das zu nehmen, heißt besser leben. Und so zu leben, wie ich es will.

JUNGE Dann will ich nicht so leben wie du.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 21

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Pause.

MÄDCHEN Und du glaubst, dass du eine andere findest, die ohne dieses Zeug leben will?

JUNGE Es gibt seltsame Menschen auf der Welt.

MÄDCHEN Menschen, die ohne Hypotheken, ohne Autos, ohne schönere Klamotten als ihre Freundinnen, ohne Kinder und ohne Schulden leben wollen?

JUNGE Wer weiß.

MÄDCHEN Du wirst allein bleiben. Du wirst vor den anderen nicht so tun können, als seist du normal und verliebt.

JUNGE Wer weiß.

MÄDCHEN Ich könnte dich denunzieren.

JUNGE Tatsächlich?

MÄDCHEN Ich könnte allen sagen, der Familie, den Freunden, in der Firma, dass du nur so tust, als seist du verliebt, dass du die Pillen nicht nimmst, damit du dich vor uns allen ekeln kannst.

JUNGE Du bist eine miese Schlampe.

Pause.

MÄDCHEN Ich könnte das tun, aber ich tu’s nicht.

JUNGE Und warum nicht?

MÄDCHEN Weil ich dich liebe.

…………………………….

JUNGE Weißt du, ich glaube, / dass …

MÄDCHEN Und weil ich eine Sache von dir will.

JUNGE Die wäre?

MÄDCHEN Ein Stäubchen Liebe. Die allerkleinste Dosis.

JUNGE Mach du’s mit Liebe, und lass es mich machen, wie ich will.

MÄDCHEN Nein, ich will, dass wir beide verliebt sind, wenn wir es machen. Du denkst wahrscheinlich, dass ich verzweifelt bin, dass ich zu allem fähig bin, um es noch ein letztes Mal zu machen, dass ich süchtig bin. Das ist meine einzige Bedingung, danach lasse ich dich leben, wie du willst.

Der Junge weiß nicht, was er sagen soll.

Weil ich dich liebe. Deshalb tu ich das.

Der Junge denkt darüber nach.

Einverstanden?

JUNGE Nur noch ein letztes Mal mit Liebe? Dann nie mehr? Versprochen?

2014, Junges Theater Solothurn Seite 22

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MÄDCHEN Versprochen. (nimmt ein Glas Wasser und eine Tablette und schluckt sie entschlossen hinunter)

JUNGE Wenn die Wirkung nachlässt, werfe ich den Rest weg.

MÄDCHEN Brauchst du Wasser?

JUNGE Nicht nötig.

MÄDCHEN Manchmal gehen sie schwer hinunter. Sie können im Mund stecken bleiben oder im Hals oder …

JUNGE Ich nehm sie ja schon. Du musst nicht … bitte … (nimmt eine Tablette mit einem Schluck Wasser)

MÄDCHEN Ich mach mir nur Sorgen um dich. Ich will nicht, dass du dich verschluckst.

JUNGE Schon gut, sehr gut.

MÄDCHEN Ich tu immer alles für dich. Du musst mir nur ein bisschen mehr vertrauen, ehrlich.

JUNGE Das tu ich ja, aber …

MÄDCHEN Denk nicht nach, entspann dich.

JUNGE Ja, ich weiß, ich weiß …

MÄDCHEN Komm zu mir.

Sie umarmen sich. Die Zärtlichkeiten steigern sich zu intensiver sexueller Aktivität.Sie beginnen den Liebesakt.

MÄDCHEN (unterbricht) Und dann regeln wir gleich morgen um eins das mit der Hypothek, okay?

JUNGE Du hältst mich für komplett bescheuert, oder?

Pause.

MÄDCHEN Warum?

JUNGE Morgen ist Donnerstag, da schließt die Bank um eins.

MÄDCHEN Aber wenn du ihnen sagst, dass du eine ganze Schachtel Tabletten geschluckt hast, machen sie extra für dich auf.

JUNGE Also los, keine Zeit verlieren.

Die beiden beginnen mit demselben Eifer Tabletten zu schlucken, mit dem sie gerade Liebe gemacht haben.

Dunkel.

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, Verfilmung, öffentlichen Aufführung oder Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen, vorbehalten. Dieser Text darf zu Bühnenzwecken, Vorlesungen oder Vereinsaufführungen nur benutzt werden, wenn vorher das Aufführungsrecht beim Theaterstückverlag München erworben wurde.

2014, Junges Theater Solothurn Seite 23

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

FOTOS, TRAILER, ZEITUNGSBERICHTE

FOTOSBilder eignen sich sehr gut, um nach dem Vorstellungsbesuch in ein Gespräch über die Inszenierung einzusteigen.

Auf der Webseite des Theater Orchester Biel Solothurn sind Fotos der Produktion in guter Auflösung zu finden:

http://www.tobs.ch/de/tobs/presse/pressebilder /

TRAILERZur Einstimmung vor dem Vorstellungsbesuch oder als Einstieg in eine Nachbereitung.

http://www.tobs.ch/de/schauspiel/stuecke/stueck/prod/19/

ZEITUNGSBERICHTEMedienberichte haben oftmals einen beschreibenden aber auch einen wertenden Charakter. Beides bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich das Gesehene nochmals vor Augen zu führen und seine eigene Meinung mit anderen Sichtweisen zu vergleichen.

Auf der Webseite können nach der Premiere Berichte aus Printmedien eingesehen und ausgedruckt werden.

http://www.tobs.ch/de/tobs/pressestimmen/

2014, Junges Theater Solothurn Seite 24

Materialien für den Unterricht«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

BESETZUNG«GEGEN DIE DEMOKRATIE / GEGEN DIE LIEBE» VON ESTEVE SOLER

ProduktionsteamInszenierung KATHARINA RUPP

Bühne und Kostüme CORNELIA BRUNN

Dramaturgie ADRIAN FLÜCKIGER

Regieassistenz &Inspizienz RICARDA AMBERG

Dramaturgie- & Regiehospitanz MASHA ZAUGG

BesetzungIn wechselnden Rollen MIRIAM STRÜBEL

JAN PHILIP WALTER HEINZELMATTHIAS SCHOCHGÜNTER BAUMANN

TheaterpädagogikMaterialmappe CHRISTOF OSER-MEIER

REGULA SCHELLING, ADRIAN FLÜCKIGER© 2014, Junges Theater Solothurn

Weitere Infos zum Angebot des Jungen Theater Solothurn finden Sie auf unserem Flyer oder auf der Webseite www.tobs.ch unter JUNGES PUBLIKUM.

THEATER ORCHESTER BIEL SOLOTHURNJUNGES THEATER SOLOTHURN Theater und SchuleChristof Oser-MeierGibelinstrasse 20 | 4500 SolothurnT ++41 (0) 32 626 20 68www.tobs.ch

2014, Junges Theater Solothurn Seite 25