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1 Know your lifestyle Sustainable Consumption in 2 nd Chance Education WORKSHOP CONCEPT „GLOBAL GOODS PRODUCTION“

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Know your lifestyleSustainable Consumption in 2nd Chance Education

WORKSHOP CONCEPT„GLOBAL GOODS PRODUCTION“

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InhaltEINLEITUNG...................................................................................................4

Projekttag zum Thema Textilien..................................................................6MODUL 3: BAUMWOLLE UND TEXTILINDUSTRIE......................................8Einstieg.........................................................................................................10

Marken machen Leute...............................................................................10Mein Look: Logo oder No Logo!................................................................11Arbeitsblatt „Mein Look“.............................................................................12Money makes the world go round..............................................................13

Die Textilindustrie: zwischen Gewinn und Verantwortung............................14Quiz zu Textilien........................................................................................14Arbeitsblatt „QUIZ-Lösungen“....................................................................17Weltreise meiner Jeans.............................................................................18Die Produktion eines T-Shirts....................................................................22Gütesiegeldschungel.................................................................................30Infotext „Gütesiegel“..................................................................................31Wer bekommt welchen Anteil am T-Shirt?................................................32Arbeitsblatt T-Shirt.....................................................................................35Arbeit – was ist das?.................................................................................36Leute machen Kleider................................................................................37Arbeitsblatt „NäherInnen“..........................................................................40Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie..................................................41Arbeitsblatt „Menschenrechte und Kernarbeitsnormen“............................47

Artikel 1..................................................................................................47Artikel 4..................................................................................................47Artikel 19................................................................................................47Artikel 22................................................................................................47Artikel 23................................................................................................47Artikel 24................................................................................................47Artikel 25................................................................................................47Artikel 26................................................................................................47

TABU.........................................................................................................49Was kann ich tun?.....................................................................................51And the winner is ......................................................................................54My fair T-Shirt............................................................................................55Vokabelliste Fairer Handel........................................................................57

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Modul 2: WASSER........................................................................................59Projekttag zum Thema Wasser.................................................................60

Wie viel Wasser steckt in .............................................................................60Einstieg.........................................................................................................62

Wasserberufe............................................................................................62Arbeitsblatt „Berufe“ .............................................................................63

Wasserwelten............................................................................................64VIRTUELLES WASSER................................................................................66Wasser – Ein Quiz........................................................................................66Was ist Virtuelles Wasser?...........................................................................70

Arbeitsblatt „Virtuelles Wasser“.................................................................71Wasser zum Essen.......................................................................................72

Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“.............................74Wie viel Wasser steckt in .............................................................................75

Arbeitsblatt „Ratespiel Produkte“...............................................................76Virtuelles Wasser in Bildern..........................................................................81

Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“.............................82Produktion von Gütern und ihr Wasserverbrauch.........................................83

Der Wasser-Fußabdruck...........................................................................85Arbeitsblatt „Der Wasser-Fußabdruck“ .................................................86WASSERVERBRAUCH LANDWIRTSCHAFT..........................................87

Wasser – ein knappes Gut............................................................................92Das Weltspiel................................................................................................93Wasserknappheit in meinem Leben............................................................110Wasser: Ware oder Menschenrecht............................................................111

Infotext „Wasser in Plastikflaschen“.........................................................126

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EINLEITUNG

Wie können wir junge Menschen auf ihrem Weg in die „vernetzte Welt“ im

Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung vorbereiten und

begleiten? Welche Kenntnisse über lokale sowie globale Entwicklungen und

Herausforderungen sind erforderlich?

Globales Lernen ist eine mögliche pädagogische Antwort auf globale

Entwicklungs- und Zukunftsfragen. Bei diesem pädagogischen Konzept wird

das Verständnis von weltweiten wirtschaftlichen, politischen, sozialen und

ökologischen Zusammenhängen als Querschnittsaufgabe von Bildung

betrachtet. Methodisch-didaktisch erfordert Globales Lernen Lehr- und

Lernmethoden, die interdisziplinär, partizipativ sowie handlungs- und

erfahrungsorientiert sind, denn Globales Lernen fördert sowohl kognitive, als

auch soziale und praktische Kompetenzen.

Im diesem Modul steht die Globalisierung von Produktionsprozessen am

Beispiel von Kleidung im Mittelpunkt. Wo und wie wird unsere Kleidung

produziert? Welche Schritte sind dafür nötig und welche Kosten entstehen?

Welche Auswirkungen hat dies auf die Umwelt? Und unter welchen

Bedingungen stellen Menschen unsere Kleidung her? Ausgehend vom

eigenen Konsumverhalten setzen sich die Lernenden mit globaler

Warenproduktion auseinander und betrachten sie vor dem Hintergrund von

Menschenrechten und Nachhaltigkeit.

Bei den Modulen ist die Anknüpfung an die Lebenswelt der Lernenden

zentral. Jedes Modul umfasst verschiedene Methoden, die sowohl einen

Einstieg als auch eine intensivere Auseinandersetzung mit verschiedenen

Aspekten des Themas ermöglichen. Die Lernenden nehmen verschiedene

Perspektiven zu einem Thema ein und überlegen sich eigene

Handlungsmöglichkeiten. Die Methoden sollten sowohl eine kognitive als

auch eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen.

Die hier gesammelten Methoden können in unterschiedlicher Weise

verwendet werden. Je nach Inhalt und verfügbarer Zeit können eine oder

mehrere Methoden in den regulären Unterricht integriert werden. Es besteht

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aber auch die Möglichkeit einen ganzen Projekttag zu organisieren. Zwei

mögliche Varianten für einen Projekttag sind im Anschluss kurz beschrieben.

Im Folgenden werden die Lernenden als TN (TeilnehmerInnen) bezeichnet.

Die jeweiligen Angaben zur Dauer der Methode sind als Richtwerte gedacht

und können je nach Gruppe variieren.

Textkarten und Bilder sind in diesem Dokument angeführt. Arbeitsblätter,

Infotexte und Vokabellisten für die TN sind extra.

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Projekttag zum Thema TextilienZeitbedarf: 5 Stunden (plus Pausen)Zeit

Titel Methode Inhalte Materialien/Medien

35’

Einstieg

5’ Einführung in den Tag Vorstellung des Programms

15’

Mein Look Positionsbar

ometer

Reflexion zu

Kleidung und

eigenem

Konsum

15’

Quiz zu Textilien Quiz Kennenlernen

verschiedener

Fakten zur

Textilindustrie

Arbeitsblatt

„Quizlösungen“

160’

Textilindustrie

und ihre

Arbeitsbedingun

gen

30’

Die Produktion

eines T-Shirts

Bilderkette Einblick in die

„Textile Kette“

sowie Probleme

für Mensch und

Umwelt

Bilder,

Textkarten,

Plakatpapier,

Stifte, ev.

Internetzugang

30’

Wer bekommt

welchen Anteil

am T-Shirt?

Visualisierun

g der

Lohnkosten

am Endpreis

eines T-

Shirts im

Vergleich zu

anderen

Posten

Auseinandersetz

ung mit

Produktionskost

en und

Kostenaufteilun

g

Kärtchen,

Stecknadeln

oder

Klebstreifen, A4-

Zettel mit je einer

Kostengruppe,

Arbeitsblatt „T-

Shirt“ für jede

Gruppe

100’

Arbeitsbedingun

gen in der

Arbeit mit

Zitaten,

Erkennen von

arbeitsrechtliche

Textkarten

„Berichte zu

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Textilindustrie Entwicklung

von

Forderungen

n Problemen in

der

Textilindustrie

und

Formulierung

von

Lösungsvorschl

ägen

Arbeitsbedingun

gen“, Plakate

und Stifte,

Arbeitsblatt

„Menschenrecht

e und

Kernarbeitsnorm

en“ (1x pro

Gruppe), min. 40

Kärtchen,

Stecknadeln

oder Klebstreifen

105’

Lösungsmöglich

keiten /

Handlungsmögli

chkeiten

45’

Gütesiegeldschu

ngel

Internetrech

erche

Kennen und

Beurteilen von

Nachhaltigkeitss

iegeln im

Textilbereich

Ausgeschnittene

Gütesiegel,

Infotext

„Gütesiegel“,

Internetzugang

60’

Was kann ich

tun?

Positionsbar

ometer

Kennenlernen

und Bewertung

unterschiedliche

r individueller

Handlungsmögli

chkeiten

Textkarten

„Handlungsmögli

chkeiten Thema

Textil“, Schild

„Dadurch kann

sich viel

verändern“,

Schild „Dadurch

ändert sich

nichts“, rote und

grüne Stifte

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MODUL 3: BAUMWOLLE UND TEXTILINDUSTRIE

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist extrem globalisiert. Die Konkurrenz auf dem

Weltmarkt und die Suche nach günstigen Produktionsbedingungen haben viele

Textilunternehmen dazu veranlasst, ihre Produktionsstätten in so genannte

Entwicklungsländer zu verlagern. Eine Vielzahl von Akteuren, von High-Tech-

Unternehmen über diverse Lieferanten und Sublieferanten bis hin zu

HeimarbeiterInnen, sind in diese globale Wirtschaft integriert. Die Missachtung von

Arbeits- und Menschenrechten entlang der Produktionskette ist Alltag. In den

zigtausenden Konfektionsbetrieben vor allem in Asien aber auch Lateinamerika

arbeiten mehrheitlich junge Frauen für den globalen Textilmarkt. Keine

regelmäßigen Löhne, keine Arbeitsverträge, unbezahlte Überstunden, u.v.m. stehen

dort auf der Tagesordnung.

Nicht selten werden Rohstoffe, Zwischen- und Endprodukte um die halbe Welt

transportiert. Die ökologischen Belastungen entlang der textilen Kette sind

mittlerweile bekannt: Der Einsatz von hohen Mengen an Pestiziden beim Anbau der

Rohfasern, der Einsatz eines großen Spektrums von Chemikalien bei der

Textilveredelung oder der immens hohe Wasserverbrauch beim Anbau der

Baumwolle.

In den letzten Jahren spielen soziale Themen zunehmend eine Rolle. Durch

zivilgesellschaftliche Aktivitäten wie zum Beispiel der Clean Clothes Kampagne sind

Textilunternehmen und -händler immer mehr gefordert, neben ihren wirtschaftlichen

Interessen verstärkt soziale und ökologische Verantwortung für ihre Produkte,

insbesondere aber auch für die Produktionsprozesse entlang der

Wertschöpfungskette, zu übernehmen.

Bio & faire Mode ist nicht länger nur ein Nischenprodukt! Bio-Jeans und Fair-Trade-

Shirts hängen heute schon an den Kleiderstangen großer Modeketten. Doch wofür

steht der Begriff „bio“ und was bedeutet „fair“? Was steckt hinter den verschiedenen

Gütesiegeln?

Mit dem folgenden Baustein soll auf die verschiedenen Problemfelder in der

Produktionskette von Textilien aufmerksam gemacht werden, mögliche Alternativen

aufgezeigt und für einen nachhaltigeren Umgang mit natürlichen Ressourcen

sensibilisiert werden.1

1 Zusätzliche Hintergrundinformation für TrainerInnen in: WeltverbesserIn 2/2011, S.9-11:www.cleanclothes.at/media/common/uploads/download/ausgabe-22011/weltverbesserIn-2-2011_web-doppel.pdf

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In diesem Modul setzen sich die TN ausgehend vom eigenen Konsumverhalten mit

der globalen Güterproduktion am Beispiel von Textilien auseinander. Sie verfolgen

die Jeansproduktion über den Erdball, lernen die Produktionsschritte der

Textilproduktion und die Probleme, die damit verbunden sind, kennen. Besonderes

Augenmerk wird dabei den Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion geschenkt.

Vor dem Hintergrund der Menschenrechte und der Kernarbeitsnormen erarbeiten

die TN Lösungsmöglichkeiten, reflektieren diese und beurteilen eigene

Handlungsmöglichkeit. Ein Impuls bietet die Möglichkeit, sich auch im

Englischunterricht mit dem Thema zu beschäftigen.

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Einstieg

Die folgenden drei Übungen können alternativ für den Einstieg in das Thema

Textilien verwendet werden. Alle Übungen setzen am Konsumverhalten der TN an

und greifen das Thema „Marken“ auf.

Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten

bestimmen. Bei manchen Menschen spielt der Look, das Aussehen eine wichtige

Rolle. Das Markenzeichen steht für ein bestimmtes Image und Lebensgefühl. Über

das Outfit wird häufig auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe bestimmt. Kleidung

wird somit zu einem Statussymbol, das eine ein- oder ausgrenzende Wirkung hat.

Marken machen LeuteZiel: Die TN setzen sich mit dem Thema Marken und den Funktionen von Kleidung

auseinander.

Methode: kreatives Arbeiten

Dauer: 25 Min.

Materialien: A-3 Papier für alle TN, Buntstifte, Schnur, Wäscheklammern (alternativ:

Pinnwand)

Durchführung:

Alle TN erhalten ein Blatt Papier, auf welches sie die Umrisse einer Person

zeichnen. Diese wird nun „angezogen“ (gezeichnet) mit „Markenkleidung“. Dabei

sollen die Marken sichtbar sein, so zeichnen sie z.B. ein T-Shirt und schreiben klar

sichtbar die Marke oder das Markenlogo dazu. Der Gestaltungsfantasie sind keine

Grenzen gesetzt. Es steht ihnen frei, ob sie sich mit dieser Person identifizieren und

sie nach ihren eigenen Gewohnheiten, Vorlieben oder Wünschen kleiden oder dies

eine fiktive Person ist.

Nach ca. 10 Minuten werden die Zeichnungen im Raum an einer Schnur aufgehängt

und von allen betrachtet, jedoch nicht kommentiert (Alternativ können die

Zeichnungen an einer Pinnwand aufgepinnt werden).

Abschließend werden folgende Fragen diskutiert:

Was hat Kleidung für Funktionen?

Warum sind Marken eigentlich so wichtig?

Für welche Einstellung steht welcher Kleidungsstil?

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Mein Look: Logo oder No Logo!Ziel: Die TN setzen sich mit eigenen Einstellungen und Verhalten bezüglich

Kleidung und Konsum auseinander.

Methode: Positionsbarometer

Dauer: 15 Min.

Materialien: Ev. Arbeitsblatt „Mein Look“

Durchführung:

In der Klasse werden zwei Pole festgelegt, zwischen denen sich die TN nach ihrer

persönlichen Einschätzung auf einer gedachten Linie aufstellen – je nach dem zu

welchem Pol sie sich mehr oder weniger stark hingezogen fühlen. Auf Basis der

Freiwilligkeit erklären sie, warum sie diesen Standort gewählt haben. Die

Lehrperson sollte bei der Auswahl der Fragen die Zusammensetzung der Gruppe

berücksichtigen und somit ein Bloßstellen einzelner TN vermeiden.

Wie lange brauchst du um Kleidung am Morgen auszuwählen? (kurz bis

lang)

Ist dir beim Kleiderkauf die Marke wichtig? (unwichtig – wichtig)

Wie oft kaufst du dir neue Klamotten? (täglich – höchstens 1x im Jahr)

Wie wichtig ist dir die Marke bei den Schuhen? (unwichtig – wichtig)

Gibst du gerne viel oder eher wenig Geld für Klamotten aus? (wenig – viel)

Ziehst du viele Kleidungsstücke aus dem Kleiderkasten an? (viel – wenig)

Die Übung kann auch in Einzelarbeit mit Hilfe des Arbeitsblattes „Mein Look“

durchgeführt werden. Nach dem Ausfüllen vergleichen die TN in Partnerarbeit ihre

Antworten.

Tipp zur Weiterarbeit: Die Arbeitsblätter können eingesammelt und dann

ausgewertet werden. Hat man die Häufigkeiten ausgezählt, können diese in %

umgewandelt werden.

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Arbeitsblatt „Mein Look“

1. Wie lange brauchst du, um Kleidung am Morgen auszuwählen?

□ □ □ □ □

Weniger als 5 Min. 5-10 Min. 10-20 Min. 20-30 Min. länger als 30 Min.

2. Ist dir beim Kleiderkauf die Marke wichtig?

□ □ □ □

Sehr wichtig eher wichtig eher unwichtig ganz

unwichtig

3. Wie oft kaufst du dir neue Klamotten?

□ □ □ □

Ca. 1x / Woche ca. 1x / Monat alle 2-3 Monate ca. 1x/Halbjahr

□ □

Ca. 1x im Jahr seltener

4. Wie wichtig ist dir die Marke bei den Schuhen?

□ □ □ □

Sehr wichtig eher wichtig eher unwichtig ganz unwichtig

5. Wie viel Euro gibst du durchschnittlich im Monat für Kleidung aus?

□ □ □ □ □

Weniger als 10 10-30 30-60 60-100 über 100

6. Wie viele Kleidungsstücke aus deinem Kleiderkasten ziehst du wirklich an?

□ □ □ □ □

Fast alle ca. 2/3 ca. die Hälfte ca. 1/3 nur ganz wenige

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Money makes the world go roundZiel: Die TN setzen sich mit Bekleidungsgeschäften und Marken, dem Sitz der

Konzerne und ihren Produktionsländern auseinander.

Dauer: 50 Min.

Methoden: Internetrecherche, Visualisierung auf Weltkarte

Materialien: Internetzugang, Weltkarte (z.B. www.mygeo.info/karten.html), blaue

und gelbe Fähnchen (alternativ: Stecknadeln mit Köpfchen in 2 verschiedenen

Farben)

Durchführung:

Die TN teilen sich in Kleingruppen zu je 3-4 Personen. In der Gruppe reflektieren sie

folgende Fragen: In welchen Kleidungsgeschäften kaufe ich ein? Habe ich

Markenkleidung an, wenn ja welche? Welche Bekleidungsunternehmen und Marken

kenn ich noch? Je nach Gruppen werden die genannten Firmen hier variieren. Die

Namen werden gesammelt und anschließend recherchiert jede Kleingruppe für zwei

Firmen bzw. Marken auf der Seite der Clean Clothes Kampagne

(www.cleanclothes.at/de/firmen-check) die Firmensitze und Produktionsländer der

Konzerne. Falls nur Geschäfte bzw. Marken genannt werden, zu denen es keine

Angaben gibt, können folgende überprüft werden: C&A, H&M, Helly Hansen, Jack

Wolfkins, Jack & Jones, Tally Weijl, New Yorker, Levi Strauss.

Die Ergebnisse werden von jeder Gruppe auf einer Weltkarte eingetragen, die

Firmensitze mit blauen, die Produktionsländer mit gelben Fähnchen.

Gemeinsam kann nun kurz diskutiert werden, warum diese Firmen ihre

Niederlassungen in den Industrieländern und ihre Produktionen in verschiedenen so

genannten Entwicklungsländern ausgelagert haben. Wo lassen sich die meisten

Firmen nieder, wie lässt sich dies erklären? Was könnten Gründe sein, dass Firmen

ihre Produktionsländer nicht angeben?

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Die Textilindustrie: zwischen Gewinn und Verantwortung

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist wie kaum eine andere Branche sowohl

geographisch als auch sozial extrem globalisiert. Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt

und die Suche nach günstigen Preisbedingungen haben viele Textilunternehmen

dazu veranlasst, ihre Produktionsstätten in so genannte Entwicklungsländer zu

verlagern. Eine Vielzahl von Akteuren, von High-Tech-Unternehmen über diverse

Lieferanten und Sublieferanten bis hin zu HeimarbeiterInnen, sind in diese globale

Wirtschaft integriert.

Nicht selten werden Rohstoffe, Zwischen- und Endprodukte bei der Herstellung

eines Bekleidungsstücks um die halbe Welt transportiert. Ökologische Belastungen

entlang der textilen Kette sind eine bekannte Tatsache. Darüber hinaus spielen

soziale Themen zunehmend eine Rolle. Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen

Entwicklung sind Textilunternehmen und -händlerInnen zukünftig gefragt, neben

ihren wirtschaftlichen Interessen verstärkt soziale und ökologische Verantwortung

für ihre Produkte, insbesondere aber auch für die Produktionsprozesse entlang der

Wertschöpfungskette, zu übernehmen.

Diese ganzheitliche Betrachtung der unternehmerischen Tätigkeiten sollte auch im

Bereich der Produktkennzeichnung verankert werden. Ein glaubwürdiges und

aussagekräftiges Gütesiegel im Textilbereich muss den Aspekt der Nachhaltigkeit in

den Vordergrund des Zertifizierungsprozesses stellen. Transparenz über Herkunft

der Stoffe, Verarbeitung und Produktion ist gefragt.

Quiz zu TextilienZiel: Die TN bekommen einen Überblick zu Fakten aus der Bekleidungsindustrie.

Methode: Quiz

Dauer: 15 Min.

Material: Arbeitsblatt „Quiz-Lösungen“

Durchführung:

Die TN bilden Kleingruppen. Jede Gruppe bekommt das Arbeitsblatt „Quiz-

Lösungen“ zu den Fragen. Allerdings sind diese durcheinandergewirbelt. Der/die

TrainerIn liest die erste Frage vor. Wenn die Frage zu Ende formuliert wurde – und

erst dann – dürfen die Gruppen ihre Antworten geben. Die Gruppe, die als erstes

die richtige Antwort ruft, hat gewonnen und bekommt einen Punkt. Wird eine

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Antwort gegeben bevor die Frage fertig gestellt wurde, bekommt die Gruppe einen

Minuspunkt. Der/die TrainerIn liest nun die nächste Frage vor.

Abschließend wird darüber gesprochen, was für sie neu, überraschend bzw.

bekannt war.

Woraus wird das Trikot der brasilianischen Fußballmannschaft gemacht?

Lösung: Plastikflaschen (für jedes Trikot werden 13 PET-Flaschen recycelt)

Wie viele Jeans werden jährlich weltweit verkauft?

Lösung: 1,8 Milliarden2 (dies entspricht ca. 60 Jeans pro Sekunde)

Wo wächst die meiste Baumwolle?

Lösung: China

Wie heißt das erfolgreichste Bekleidungsunternehmen in Österreich?

Lösung: H&M3 (allerdings dicht gefolgt von C&A)

Wie viel gibt ein Privathaushalt in Österreich durchschnittlich im Monat für

Bekleidung und Accessoires aus?

Lösung: 130 Euro4 (dies entspricht in etwa 4,5% der monatlichen Budgets)

Was ist ein Gütesiegel?

Lösung:... gibt Auskunft über Umwelteigenschaften und Arbeitsbedingungen

etc. in der Herstellung eines Produktes (auch als Gütezeichen oder

Qualitätssiegel bezeichnet)

Was ist eine Marke?

Lösung: Verweis auf die Herstellerfirma (Unternehmen haben in ihrem

Angebot oft mehrere Marken. Markenzeichen stehen für ein bestimmtes

Image und Lebensgefühl. Über das Outfit wird häufig auch die Zugehörigkeit

zu einer Gruppe bestimmt)

Wo wurde die Jeans erfunden?

2 Quelle: http://de.globometer.com/kleidung-jeans.php3 Quelle: www.trendtop500.at/unternehmen/h-m-hennes-mauritz-gmbh/nettoumsatz 4 Quelle: www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/verbrauchsausgaben/konsumerhebung_2009_2010/055851.html

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Lösung: USA (Levi Strauss, der 1847 in die USA auswanderte, fertigte für

Goldgräber eine robuste Hose, die Jeans)

Woraus ist die Euro-Banknote gemacht?

Lösung: Baumwolle (das Papier besteht aus reiner stärkefreier Baumwolle)

Welches Material wurde wegen seinem guten Schutz vor Nässe bekannt?

Lösung: Gore-tex

Welches große Unternehmen, das auch Kleidung herstellt, hat seinen Sitz in

Deutschland?

Lösung: adidas (Das Unternehmen hat seinen Sitz in Deutschland und

vertreibt auch die Marken Reebook und TaylorMade)

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Arbeitsblatt „QUIZ-Lösungen“

130 Euro

Ein Gütesiegel gibt Auskunft über Umwelteigenschaften

und Arbeitsbedingungen etc. in der Herstellung eines

Produktes.

1,8 Milliarden

adidas

Baumwolle

H&M

Gore-tex

China

USA

Plastikflaschen

Verweis auf die Herstellerfirma

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Weltreise meiner JeansZiel: Am Beispiel der Jeans erhalten die TN einen Einblick in die Globalisierung der

Produktion und lernen Gründe für die Internationalisierung der Produktion kennen.

Methode: Visualisierung auf Weltkarte

Dauer: 45 Min.

Material: Weltkarte in A3 (z.B. www.mygeo.info/karten.html), Textkarten: Weltreise

meiner Jeans (1 Set pro Gruppe), Stecknadeln

Durchführung:

1. Schritt: Made in …… (10 Min.)

Als Einstieg in das Thema sollen sich die TN mit einem/r Partner/in auf die Suche

nach der Herkunft der eigenen Kleidung machen. Jedes Kleidungsstück, das an

diesem Tag getragen wird, wird untersucht. Auf den Etiketten im Inneren der

Kleidungsstücke muss angegeben werden, woher das Kleidungsstück kommt.

Sogar bei den Schuhen kann man die Herkunft meist eruieren. Die verschiedenen

Länder werden gesammelt und auf die Tafel geschrieben.

Zusätzlich wird den TN folgende Information gegeben:

Etiketten erzählen nicht immer die Wahrheit: wenn auf diesen „Made in India“ oder

„Made in Austria“ steht, heißt das lediglich, dass die Endfertigung in diesem Land

stattgefunden hat. Die einzelnen Verarbeitungsschritte von der Pflanzung der

Baumwolle über das Spinnen der Fäden, das Färben der Stoffe bis zur Endfertigung

wurden an den verschiedensten Orten dieser Welt durchgeführt.

2. Schritt: (35 Min.)

Je nach Klassengröße werden die TN in Gruppen von ca. 10 Personen geteilt. Jede

Gruppe erhält eine Weltkarte und die ausgeschnittenen Kärtchen zur Weltreise der

Jeans. Die TN sollen die Kärtchen in die richtige Reihenfolge zu bringen, sie können

somit den Fertigungsprozess vom Baumwollfeld bis zum Verkauf nachvollziehen.

Die Stationen werden zeitgleich auf der Weltkarte mit Stecknadeln markiert.

Dadurch wird gut sichtbar, welche Produktionsschritte notwendig sind und wie

globalisiert die Produktion heute ist. Ein Kleidungsstück hat nicht selten 20.000 –

50.000 Kilometer hinter sich, bis es bei uns im Geschäft liegt.

Anschließend werden in der Gruppe folgende Fragen diskutiert. Hinweise darauf

finden sich in den Textkärtchen bzw. sollen von den TN kommen. Im Bedarfsfall

kann der/die TrainerIn ergänzen:

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Früher fand ein großer Teil der Textilproduktion auch in Europa statt. Warum

kam es zu einer Verlagerung der Produktionsstätten?

Was hat diese Verlagerung möglich gemacht?

Mögliche Antworten: andere Länder sind billiger, haben weniger Arbeitsrechte,

niedrigere Steuern und Zölle, politische Abkommen haben es einfach gemacht,

Kommunikationsmittel haben es einfacher gemacht; Transport ist billig, Rohstoffe

wachsen am besten in einem Gebiet, Know-How ist in einem Land vorhanden,

internationale Unternehmen machen alles zentral etc.

Hier kann darauf verwiesen werden, dass durch immer rascher verlaufende

Modezyklen auch die Produktion wieder näher an Europa heranrückt und nun auch

schon vermehrt in Marokko oder Rumänien produziert wird.

Tipp zur Weiterarbeit: Vertiefend kann hier auch auf die historischen Entwicklungen

in der Textilindustrie in Europa und weltweit und auch auf die Arbeitsbedingungen in

der Bekleidungsindustrie in Europa früher eingegangen werden.

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Textkarten: Weltreise meiner Jeans

Das Ausgangsmaterial und somit Startpunkt für unsere Jeans ist Baumwolle. Baumwolle wächst vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten unserer Erde. Baumwollpflanzen brauchen viel Sonne, möglichst gleichmäßige Temperaturen zwischen 18 und 28 Grad Celsius und reichlich Wasser. Die Baumwolle unserer Jeans wurde in Asien, genauer in Indien angebaut und geerntet.

Um aus der geernteten Baumwolle Stoff zu machen, müssen zuerst die Fäden gesponnen werden. Dies geschieht in Spinnerein – in unserem Fall in der Türkei. Das Garn wird dabei mit Hilfe von teuren und modernen Maschinen erzeugt. Deshalb geschieht dies oft in Ländern, die über technisches Know-how und Geld verfügen.

Das Garn wird dann in einer Weberei in China zu Jeansstoff weiterverarbeitet.

Damit der Jeansstoff seine blaue Farbe erhält, muss der Stoff in einem nächsten Schritt gefärbt werden. Die Farben dazu kommen aus Polen.

Eingefärbt wird der fertige Stoff allerdings in Tunesien (Nordafrika).

Nach dem Färben wird der Stoff noch veredelt, das heißt er wird weich und knitterarm gemacht. In unserem Fall geschieht dies in Bulgarien. Danach wird der Stoff zum Zuschneiden und Nähen weitergeschickt. Im Land, in dem genäht wird, müssen vor dem Nähen alle Einzelteile (auch Schnitt, Knöpfe, Waschanleitung) zusammenkommen.

Das Schnittmuster für die Jeans kommt aus den USA und wird schnell und einfach elektronisch an die Fabrik in Bangladesch übermittelt.

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Die Waschanleitung kommt aus Frankreich und wird ebenso nach Bangladesch geschickt.

Knöpfe und Nieten werden in Italien produziert und nach Bangladesch geschickt.

Als nächstes werden nun die einzelnen Teile zusammengenäht. Dies wird vorwiegend von jungen Frauen gemacht und benötigt viel Arbeitszeit. Deshalb findet dieser Produktionsschritt vor allem in Ländern statt, in denen nur sehr niedrige Löhne bezahlt werden müssen. In unserem Fall ist dies Bangladesch.

Die fertig genähte Jeans wird dann per Schiff nach Europa gebracht. Hier werden noch die Labels eingenäht, die Jeans nochmals gereinigt und dann in ein zentrales Lager und später in die Verkaufsstelle nach Österreich gebracht. Hier liegt sie zum Verkauf in einem Geschäft bereit.

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Die Produktion eines T-ShirtsZiel: Die TN erhalten einen Einblick in die „Textile Kette“ und in die Probleme für

Mensch und Umwelt, die bei der Produktion von Textilien entstehen sowie in die

Vorteile der biologischen Landwirtschaft und des Fairen Handels.

Methode: Bilderkette

Dauer: 30 Min.

Material: Bilder und Textkarten (jeweils 1 Set pro Gruppe), Plakat und Stifte, ev.

Internetzugang

Durchführung:

1. Schritt: (20 Min.)

Die TN legen gemeinsam die Bildkartei „Die Produktion eines T-Shirts“. Ab einer

Gruppengröße von 15 TN ist es besser die Gruppe zu teilen und mit zwei

Bildkarteien zu arbeiten.

Die Bilder werden aufgelegt, die Kärtchen an die TN verteilt. Der/die erste TN

beginnt und liest den Text Nr. 1 vor. Gemeinsam wird das passende Bild gesucht

und das Kärtchen dazu gelegt. Danach wird das Kärtchen Nr. 2 vorgelesen usw. bis

die Bilder in der richtigen Reihenfolge aufgelegt wurden.

Zwischendurch werden sich immer wieder Fragen ergeben. Es ist erwünscht, dass

auch hier schon diskutiert wird bzw. ungekannte Begriffe erklärt werden. Fragen, die

nicht beantwortet werden können, werden notiert. Im Anschluss können die TN

versuchen, die Antworten auf die Fragen zu recherchieren. Einige Aspekte werden

auch in anderen Methoden noch angesprochen. Als Hilfestellung können folgende

Webtipps zu Textilproduktion, Umwelt und Arbeitsbedingungen angeboten werden:

Webtipps: www.wupperinst.org/globalisierung/pdf_global/baumwolle.pdf

www.baumwolle.at/qualitaeten/qualitaeten-baumwolle.html

www.wikipedia.org

www.klimabuendnis.at/start.asp?ID=115294

2. Schritt: (10 Min.)

Jede Produktion hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Die Frage ist nur wie

groß diese Auswirkungen sind. Es kann kein Produkt hergestellt werden, das völlig

neutral ist. Die biologische und faire Produktion versucht die negativen

Auswirkungen möglichst gering zu halten.

In den Gruppen fassen die TN nochmals schriftlich in Stichworten auf einem Plakat

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die genannten Probleme und mögliche Alternativen bei der Textilproduktion

zusammen.

Es empfiehlt sich mit der Methode „Gütesiegeldschungel“ anzuschließen.

Textkarten: Die Produktion eines T-Shirts5

1. BaumwollanbauDer Hauptbestandteil unseres T-Shirts ist Baumwolle. Seit Jahrtausenden wird Baumwolle zur Herstellung von Kleidung verwendet. Baumwolle wird in den tropischen und subtropischen Zonen unserer Erde angebaut, also in den warmen, frostfreien und sonnenintensiven Klimazonen. Baumwollpflanzen sind sehr anspruchsvoll, brauchen viel Sonne, möglichst gleichmäßige Temperaturen zwischen 18 und 28 Grad Celsius und reichlich Wasser. Beim konventionellen Anbau von Baumwolle werden viel Düngemittel und Insektizide – also Gifte zur Abtötung von Insekten – eingesetzt. Dies führt mitunter zu großen Belastungen für die Umwelt. So versickern etwa Düngemittel im Boden und gelangen so ins Grundwasser. Auch für die Menschen, die in den Feldern arbeiten, sind die Gifte gesundheitsschädlich. Mittlerweile wird Baumwolle auch biologisch angebaut – so auch auf unserem Bild. Dies bedeutet unter anderem, dass beim Anbau keine künstlichen Düngemittel und giftigen Pestizide verwendet werden, sondern auf natürliche Mittel zurückgegriffen wird. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die Menschen, die in den Baumwollfeldern arbeiten. Obwohl die Fläche, auf der biologische Baumwolle angebaut wird, jedes Jahr stark anwächst, ist es derzeit nur rund 1% der weltweiten Baumwolle, das aus biologischer Produktion kommt.

2. BaumwollernteDie Baumwollpflanzen entwickeln Fruchtkapseln, in denen erbsengroße Samen mit unzähligen weißen Samenhaaren wachsen. Wenn die Baumwolle reif ist, springen die Fruchtkapseln auf und die behaarten Samen quellen hervor. Dann muss die Baumwolle rasch geerntet werden, damit sie nicht hart und somit unbrauchbar wird. In großen Monokulturen erfolgt dies meist maschinell. Dafür werden die Baumwollstauden mit giftigen Chemikalien besprüht, sodass sie ihre Blätter verlieren. Dann können die weißen Fasern mit Hilfe von Maschinen geerntet werden. Auf kleineren Feldern und bei Baumwolle aus biologischem Anbau – wie auf unserem Bild – wird die Baumwolle meist händisch geerntet. Dies ist eine sehr anstrengende und langwierige Arbeit. Jedoch kann hier auf die chemische Entlaubung verzichtet werden. Die Qualität von händisch geernteter Baumwolle ist höher, da die PflückerInnen nur wirklich reife Faserbüschel ernten und die weniger reifen am Strauch lassen. Leider kommt es im konventionellen Anbau auch immer wieder vor, dass die PflückerInnen für diese anstrengende Arbeit sehr wenig bezahlt bekommen und auch Kinder diese harte Arbeit verrichten.

5 Verbraucherzentrale Bundesverband: Textilien – Eine Unterrichtsidee zu Nachhaltigkeit und Globalisierung. 2010Paulitsch, Katharina: Am Beispiel Baumwolle: Flächennutzungskonkurrenz durch exportorientierte Landwirtschaft. 2004Engelhardt, Andreas: Schwarzbuch Baumwolle. Was wir wirklich auf der Haut tragen. 2012Verbraucherzentrale Bundesverband: Nachhaltigkeit und Globalisierung am Beispiel Textilien. 2010www.wikipedia.org

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3. Synthetische ChemiefasernDa unser T-Shirt aber dehnbar und pflegeleicht sein soll, wird zur Baumwolle auch noch ein kleiner Anteil an Elasthan hinzugemischt. Elasthan gehört zu den synthetischen Kunstfasern und wird wie z.B. auch Polyester unter anderem aus Erdöl hergestellt. Aufgrund ihrer Eigenschaften (trocknen schnell, sind reißfest, behalten ihre Form, sind pflegeleicht etc.) sind Chemiefasern – rein oder gemischt mit anderen Fasern – nicht mehr aus der Textilindustrie wegzudenken. Allerdings entstehen bei der Förderung von Erdöl oftmals große Schäden für die Umwelt. Man denke nur an die Meldungen über Tankerunglücke und leckende Ölpipelines. Auch werden Kriege um den begehrten Rohstoff geführt. Weiter ist Erdöl eine begrenzte Ressource. Obwohl sich ExpertInnen nicht einige sind, wann die Erdölvorräte zu Ende gehen werden, ist es notwendig sich rechtzeitig Alternativen zu überlegen. Eine Möglichkeit ist dabei aus Zellulose – also aus Holz – Textilfasern zu erzeugen.

4. Spinnen und Weben Nach dem Ernten der Baumwolle werden die Baumwollfasern maschinell von den Kernen befreit und zu Ballen gepresst. Dann geht es weiter in die Spinnerei. Dort werden vermischt mit Elasthan aus den Baumwollfasern Fäden gesponnen. Am Anfang erhält man ganz breite „Baumwoll-Stränge“. Das Endprodukt, nach vielen Spinnvorgängen, ist ein sehr feines Baumwollgarn, das zu Stoff weiterverarbeitet wird. Das Spinnen wird meist von Maschinen übernommen, deren Anschaffung teuer ist. Das fertige Garn wird anschließend in die Weberei gebracht, wo es zu Stoff weiterverarbeitet wird.Dieses Bild stammt aus einer Spinnerei aus Indien, die sich dazu verpflichtet hat, nach Kriterien des Fairen Handels zu produzieren. Dies bedeutet unter anderem, dass sie den Bauern und Bäuerinnen, die die Baumwolle liefern, höhere Preise für ihre Ernte zahlen. Weiter wird in der Spinnerei auf gute Arbeitsbedingungen und angemessene Entlohnung geachtet. Leider ist dies in vielen anderen Unternehmen nicht selbstverständlich.

5. TextilveredelungBevor aus unserem Stoff ein T-Shirt genäht wird, muss er noch veredelt werden. Dies heißt, dass der Stoff je nach Bedarf gebleicht, gefärbt und mit Hilfe chemischer Stoffe glänzend, weich und schmutzabweisend gemacht wird. Um kräftige Farben zu bekommen, werden oft Farbstoffe verwendet, die Schwermetalle enthalten. Diese Schwermetalle sind nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch krebserregend. Oft findet die Textilveredelung in Ländern statt, die über kein ausreichendes Klärsystem verfügen und die Giftstoffe landen ungefiltert in der Umwelt. Aber auch die Menschen, die mit den Chemikalien arbeiten, sind oftmals nicht ausreichend geschützt. Als Alternative kann auch mit Naturfarben gefärbt werden, die Mensch und Umwelt weniger belasten. Jedoch werden hier die Farben oftmals nicht so intensiv und leuchtend. Die Färbetrommeln unseres Bildes stehen in Mauritius, in einem Unternehmen, das faire Kleidung für Österreich produziert.

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6. Zuschneiden und NähenNachdem der Stoff veredelt wurde, geht es weiter in der Produktion. Nach Schnittmustern werden die Teile maschinell oder mit der Hand zugeschnitten und zusammengenäht. Dieser Arbeitsschritt wird auch als Konfektionierung bezeichnet. Dieser Teil der Produktion ist sehr arbeitsintensiv. Dies heißt, dass viel menschliche Arbeitskraft benötigt wird und dies bedeutet wiederum, dass viele Löhne bezahlt werden müssen. Dies hat zur Folge, dass viele Unternehmen ihre Kleidungsstücke in Ländern nähen lassen, in denen nur sehr niedrige Löhne bezahlt werden müssen. Das ist vor allem in vielen asiatischen Ländern wie Bangladesch oder China der Fall. Vor allem junge Frauen nähen täglich zwölf Stunden und mehr. Oftmals erhalten sie aber nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn und auch die Sicherheitsvorkehrungen in vielen dieser Fabriken sind nur mangelhaft. Kleidungsstücke, die fair produziert wurden, nehmen darauf Rücksicht. ArbeiterInnen wie die Näherin auf unserem Bild werden fair bezahlt und Sicherheitsstandards werden eingehalten.

7. TransportNun ist unser T-Shirt fertig genäht. Es wird verpackt und an seinen Bestimmungsort verschickt. In unserem Fall geschieht dies zuerst per Schiff und dann per LKW.Dies ist allerdings nicht die erste Reise unseres T-Shirts. Begonnen hat es damit, dass die Baumwolle vom Feld in die Spinnerei gebracht wurde. Mittlerweile sind es mehr als 20.000km, die es zurückgelegt hat. Dabei wurde viel Diesel – also Erdöl – verbraucht und es sind eine Menge umweltschädlicher Abgase entstanden. So sind etwa die Treibhausgase mitverantwortlich für den Klimawandel. Vor allem im Bereich des Schiffverkehrs ist hier noch einiges zu tun, bedenkt man, dass mehr als 90% aller Waren per Schiff transportiert werden. Und gerade in dieser Branche wurde im Bereich Umweltschutz noch nicht so viel gemacht.

8. VerkaufNun liegt unser T-Shirt fertig im Geschäft und wartet darauf von uns gekauft zu werden. Es hat viele Arbeitsschritte benötigt, bis es fertig gestellt war. Allerdings erfahren wir als KonsumentInnen nur sehr wenig über die Bedingungen, unter denen es hergestellt wurde. Immer mehr KäuferInnen wollen aber genau diese Informationen haben. Sie wollen wissen, wie NäherInnen und Bauern und Bäuerinnen gearbeitet haben und wie viel sie dafür bekommen haben. Sie wollen auch wissen, wie stark die Umwelt geschädigt wurde. Deshalb haben Firmen begonnen darauf zu achten, dass bei der Herstellung ihrer Kleidungsstücke keine Menschen ausgebeutet und die Umwelt geschont wurden. Mittlerweile gibt es eigene Gütesiegel für biologische oder fair produzierte Kleidung und viele große Firmen haben sich dazu verpflichtet nachhaltig zu produzieren. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, allerdings muss immer auch überprüft werden, ob diese Versprechungen eingehalten werden.

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26Bild Baumwollstrauch mit 2 weißen Knollen

© EZA Fairer Handel

Bild Hände, die Baumwolle pflücken

© EZA Fairer Handel

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Bild Erdölpumpe (schwarz/weiß)

© askaja - Fotolia.com

Bild Garnspulen

© EZA Fairer Handel

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Bild Färbetrommel

© EZA Fairer Handel

Bild Frau beim zuschneiden

© EZA Fairer Handel/Manfred Wimmer

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29Bild Transportschiff

© URSfoto  / pixelio.de

Bild Kleidergeschäft

© Helmut Wimmer

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Gütesiegeldschungel Ziel: Die TN kennen verschiedene Nachhaltigkeitssiegel in der Textilbranche,

können Informationen dazu recherchieren und ihre Ergebnisse an ihre KollegInnen

weitergeben.

Methode: Internetrecherche

Dauer: 45 Min.

Material: Internetzugang, Infotext „Gütesiegel“, ausgeschnittene Gütesiegel

Durchführung:

Die TN werden in Gruppen zu 2-3 Personen eingeteilt. Jede/r erhält den Infotext

„Gütesiegel“ mit Informationen zur Bewertung von Gütesiegeln und liest sich diesen

durch. Die einzelnen Gütesiegel (siehe unten) werden ausgeschnitten und jede

Gruppe sucht sich eines aus. Die Gruppen versuchen nun zu ihrem Gütesiegel im

Internet folgende Informationen zu recherchieren: (15 Min.)

Was sind die Kriterien (biologischer Anbau, Arbeitsbedingungen etc.)?

Wer kontrolliert wie?

Findet man Infos auf den Websites? Wie leicht?

Anschließend präsentieren sie die Ergebnisse kurz ihren KollegInnen. Diese sollten

sich die wichtigsten Informationen zu jedem Gütesiegel notieren, sodass alle am

Schluss einen Überblick über die einzelnen Gütesiegel haben. (20 Min.)

Abschließend sollen die TN folgende Fragen gemeinsam kurz reflektieren: (10 Min.)

Welche Gütesiegel kannten sie schon? Wussten sie, was sie bedeuteten?

Würden sie selbst Kleidung mit Gütesiegel kaufen? Warum ja, warum nein?

Finden sie Gütesiegel eine Möglichkeit die Arbeitsbedingungen in der

Textilindustrie zu verbessern?

Variante:

Sollte kein Internetzugang zur Verfügung stehen, können die Infos von den

Websites (www.ci-romero.de/gruenemode-siegel; www.label-online.de) auch

ausgedruckt und den TN zur Verfügung gestellt werden. Die dritte Fragestellung

(Findet man Infos auf den Websites? Wie leicht?) muss in diesem Fall allerdings

weggelassen werden:

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Infotext „Gütesiegel“

Es gibt eine Vielzahl an Gütesiegel, die uns über die Herstellung von

Kleidungsstücken informieren. Da ist es nicht immer leicht den Überblick zu

bewahren.

Um zu wissen, wie vertrauenswürdig ein Gütesiegel ist, sind folgende

Informationen wichtig:

Welche Kriterien werden herangezogen?

Also was verspricht das Gütesiegel überhaupt? Biologischen Anbau?

Verpackung aus Recyclingmaterial?

Wer kontrolliert, ob dies eingehalten wird? Und wie?

Hier ist es wichtig, dass es eine unabhängige Einrichtung ist. Wenn

das Unternehmen selbst prüft, ob die eigenen Regeln eingehalten

werden, dann sollte man vorsichtig sein. Einen Unterschied macht es

auch, ob die Kontrollen angekündigt werden und man sich darauf

vorbereiten kann oder ob sie überraschend sind.

Wie einfach ist es zu den Informationen zu kommen? Führen die

Gütesiegel die Infos auf ihren Seiten an? Findet man Infos auf den

Kleidungsstücken?

Tipps zum Recherchieren:

Webseiten der Siegel

www.ci-romero.de/gruenemode-siegel/

www.label-online.de

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Folgende Gütesiegel werden ausgeschnitten und auf die Gruppen verteilt:

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Wer bekommt welchen Anteil am T-Shirt?6

Ziel: Die TN setzen sich mit den Produktionskosten und der Kostenaufteilung eines

T-Shirts auseinander.

Methode: Visualisierung der Lohnkosten am Preis eines T-Shirts im Vergleich zu

anderen Posten

Dauer: 20 Min. bzw. 30 Min.

Material: leere Kärtchen, Stecknadeln oder Klebstreifen, A4-Zettel mit je einer

Kostengruppe, Arbeitsblatt „T-Shirt“ für jede Gruppe

Durchführung:

1.Schritt:

Die TN überlegen in Einzelarbeit, welche Kosten rund um Produktion und Verkauf

eines T-Shirts anfallen und schreiben die verschiedenen Posten (Preis für

Baumwolle, Lohn NäherIn, Werbung, Lohn VerkäuferIn, Transportkosten etc.) auf

Kärtchen auf.

2. Schritt:

Nun werden die untenstehenden Kategorien aufgepinnt. In der Großgruppe ordnen

die TN die Kärtchen den Kategorien zu und pinnen sie auf.

Einzelhandel, Verwaltung, Mehrwertsteuer

Markenname, Verwaltung, Werbung

Materialkosten und Gewinn der Fabrik im Billiglohnland

Transportkosten, Steuern

Lohn der NäherIn

6 Hintergrundinformationen für TrainerInnen:

http://derstandard.at/1363709879452/Bangladesch-Papst-nennt-Naehstuben-Sklavenarbeit

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Weiter erhalten die TN in Kleingruppen das Arbeitsblatt „T-Shirt“ und schneiden die

Teile aus. Nun sollen Sie schätzen, welcher Kategorie welcher prozentuelle Anteil

am T-Shirt zugeordnet werden kann.

Die Gruppen pinnen ihre Schätzungen zu den Kategorien auf. Anschließend wird

mit der richtigen Lösung verglichen und den TN die Möglichkeit gegeben sich dazu

zu äußern.

Lösung: Einzelhandel, Verwaltung, Mehrwertsteuer: 50%; Markenname,

Verwaltung, Werbung: 25%; Materialkosten und Gewinn der Fabrik im

Billiglohnland: 13%; Transportkosten, Steuern: 11%; Lohn der NäherIn: 1%

Falls die TN in Mathematik Prozentrechnungen schon durchgenommen haben,

können folgende Berechnungen gemacht werden. Ansonsten werden die Zahlen

angegeben:

Ein T-Shirt kostet im Einzelhandel 5 Euro. Wie viel bekommt eine NäherIn?

(5 Cent)

Um wie viel wird das T-Shirt teurer, wenn die NäherIn das Doppelte

bekommt? (5 Cent)

Anschließend werden folgende Fragen diskutiert:

Ist diese Aufteilung fair?

Falls der Lohn der NäherInnen verdoppelt wird: Wer soll diese 5 Cent

zahlen? KundInnen oder Unternehmen? Warum?

Tipp zur Weiterarbeit:

Es können auch noch die Anteile der anderen „Kostenstellen“ berechnet werden.

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Arbeitsblatt T-Shirt

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Arbeit – was ist das?Ziel: Die TN setzen sich mit dem Begriff „Arbeit“ auseinander und finden eine

Definition.

Methode: Brainstorming

Dauer: 15 Min.

Material: keines

Die TN teilen sich in Kleingruppen zu je vier Personen und versuchen gemeinsam

eine Definition für Arbeit zu finden. Folgende Fragen können dabei helfen:

Wenn wir das Wort „Arbeit“ hören, woran denken wir dabei spontan?

Wie würden wir „Arbeit“ definieren?

Welche Formen von Arbeit gibt es?

Was bedeutet Arbeit für jede/n von uns?

Anschließend tauschen die Gruppen ihre Ergebnisse aus und diskutieren darüber

bzw. finden in der Klasse eine gemeinsame Definition.

Tipp zur Weiterarbeit:

In „Deutsch Kommunikation und Gesellschaft“ kann hier eine Erörterung zum

Thema Arbeit angeschlossen werden. Weiter können auch Argumente pro und

contra Arbeit gesammelt werden und dann in einer Diskussion vorgetragen werden.

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Leute machen Kleider7

Ziel: Die TN setzen sich spielerisch mit den schwierigen Arbeitsbedingungen von

TextilarbeiterInnen auseinander. Die Übung dient dazu, den Arbeitsalltag von

NäherInnen – Fließbandarbeit und noch dazu unter Akkord – nachvollziehen zu

können.

Methode: Rollenspiel

Dauer: 40 Min.

Material: Arbeitsblatt „NäherInnen“ (für 12 Personen mind. 70 Arbeitsblätter A5 vorbereiten)

Durchführung:

Um eine „normale“ Bluse zu nähen, sind viele Teilschritte erforderlich. In den

Textilfabriken werden sie von verschiedenen Arbeitsgruppen erledigt. So stellt

niemand eine Bluse von Anfang bis Ende her, sondern näht z.B. den ganzen Tag

lang nur Knöpfe, Ärmel oder Passen an, Vorder- und Rückenteile oder andere Teile.

Durch diese Aufteilung wird die Herstellungszeit stark verkürzt – die Arbeit aber

umso eintöniger. Meist stehen die NäherInnen zusätzlich unter Zeitdruck. Bezahlt

wird nach Leistung, d.h. Stückzahl. Erschwerend kommen noch die ständige

Überanstrengung der Augen und die anhaltende Reizung der Atemorgane durch

Staub und Flusen hinzu.

1. Schritt:

Die TN teilen sich in Gruppen zu je 12 Personen – 11 NäherInnen, 1 Kontrollperson

(VorarbeiterIn) – auf. Die NäherInnen erhalten je eine Nummer: NäherIn 1, NäherIn

2 etc., ein Arbeitsblatt und einen Stift zum Schreiben. Die restlichen Arbeitsblätter

bekommt die Kontrollperson. Der/die TrainerIn sagt den NäherInnnen ihre jeweilige

Aufgabe (siehe Kasten „Arbeitsaufgabe“). Die TN notieren sich je nach Nummer

ihre „Aufgaben“.

7 Diese Methode würde übernommen aus: BAOBAB – Globales Lernen: Die Welt entdecken, erfahren, verstehen. Methoden für den Unterricht. Wien, 2008.

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„Arbeitsaufgaben“

Näherin 1: Einzelteile zuschneiden

Näherin 2: Schulterpassen (doppelseitig) einsetzen

Näherin 3: Seitennähte schließen und säumen

Näherin 4: Brusttaschen vorbereiten und aufsteppen

Näherin 5: Knopfleiste fertig stellen

Näherin 6: Knopflochleiste aufsetzen und fest steppen

Näherin 7: Ärmelschlitze mit Blenden säumen

Näherin 8: Ärmel einsetzen

Näherin 9: Kragen vorbereiten und fest steppen

Näherin 10: Knopflöcher nähen

Näherin 11: Knöpfe annähen

2. Schritt:

Auf los geht’s los!

Wichtige Vorgabe vom Firmenchef: An diesem Arbeitstag müssen mindestens 70

Blusen produziert werden!

JedeR „NäherIn“ schreibt den eigenen Arbeitsschritt, d.h. NäherIn 1 „Einzelteile

zuschneiden“, NäherIn 2 „Schulterpassen (doppelseitig) einsetzen“ etc. auf das

Arbeitsblatt, sobald er/sie fertig ist, wird das Blatt dem/der nächsten „NäherIn“ nach

links weitergegeben. Nun wird der gleiche Text auf das nächste Arbeitsblatt

geschrieben und so geht es weiter, bis die Kontrollperson nach 10 Min. den

„Arbeitstag“ beendet.

Die Kontrollperson ist dafür verantwortlich, dass am Ende des „Arbeitstags“ dem

Firmenchef/der Firmenchefin (TrainerIN) die 70 sauber gefertigten Blusen

übergeben werden können. Während des Spiels hat er/sie vor allem darauf zu

achten, dass schnell, effektiv und konzentriert gearbeitet wird und dass jede/r sofort

aufhört, wenn die Zeit abgelaufen ist. Eine zusätzliche Aufgabe ist das Bereitstellen

von neuen Arbeitsblättern, wenn die ersten schon voll sind.

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3. Schritt:

Danach wird gezählt, wie viel Einzelteile der/die Näher/in 1 „fabriziert“ hat, d.h. auf

wie vielen Arbeitsblättern „Einzelteile zuschneiden“ vermerkt ist; der/die Näher/in 2

„Schulterpassen (doppelseitig) einsetzen“, usw. Die Kontrollperson kontrolliert die

einzelnen Teile und sondert die aus, die nicht den Qualitätskriterien entsprechen.

Die Näher/innen, die davon betroffen sind, müssen in einer „Nachtschicht“

(Nacharbeit), die nicht gelungenen Teile nachproduzieren.

4. Schritt:

Abschließend wird das Spiel gemeinsam reflektiert. Folgende Fragen können dabei

hilfreich sein:

Wie ist es den NäherInnen ergangen?

War es ein Problem unter Zeitdruck zu arbeiten bzw. die Vorgabe von 70

Blusen zu erfüllen?

Den ganzen Arbeitstag immer dieselbe Tätigkeit durchzuführen, macht das

Spaß, ist es angenehm, weil man nicht viel denken muss oder ist es

eintönig und fad?

War es schwierig ständig kontrolliert zu werden?

Wie ist es der Kontrollperson ergangen?

War der Druck, am Abend 70 schöne, fertige Blusen abliefern zu müssen,

aushaltbar?

War es schwierig die NäherInnen zu kontrollieren und den Druck an sie

weiterzugeben?

Welchen Job würdet ihr lieber machen und warum?

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Arbeitsblatt „NäherInnen“

Näherin 1: …………………………………………….

Näherin 2: …………………………………………….

Näherin 3: …………………………………………….

Näherin 4: …………………………………………….

Näherin 5: …………………………………………….

Näherin 6: …………………………………………….

Näherin 7: …………………………………………….

Näherin 8: …………………………………………….

Näherin 9: …………………………………………….

Näherin 10: …………………………………………….

Näherin 11: …………………………………………….

Näherin 1: …………………………………………….

Näherin 2: …………………………………………….

Näherin 3: …………………………………………….

Näherin 4: …………………………………………….

Näherin 5: …………………………………………….

Näherin 6: …………………………………………….

Näherin 7: …………………………………………….

Näherin 8: …………………………………………….

Näherin 9: …………………………………………….

Näherin 10: …………………………………………….

Näherin 11: …………………………………………….

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Arbeitsbedingungen in der TextilindustrieZiel: Die TN können die arbeitsrechtlichen Probleme in der Textilproduktion

identifizieren. Sie können Forderungen formulieren und diese präsentieren. Sie

kennen internationale Rechte zu Arbeitsbedingungen.

Methode: Arbeit mit Zitaten, Entwicklung von Forderungen

Dauer: 100 Min.

Material: Textkarten „Berichte zu Arbeitsbedingungen“, Plakate und Stifte,

Arbeitsblatt „Menschenrechte und Kernarbeitsnormen“ (1x pro Gruppe), min. 40

Kärtchen, Stecknadeln oder Klebstreifen

1. Schritt: (20 Min.)

Die TN arbeiten in Kleingruppen (max. vier Gruppen). Jede Kleingruppe erhält die

ausgeschnittenen Berichte zu Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie (siehe

Textkarten „Berichte zu Arbeitsbedingungen“). Dabei kommen vor allem NäherInnen

und GewerkschaftsmitarbeiterInnen aus dem Süden zu Wort. Die Texte werden in

der Gruppe aufgeteilt und gelesen. Nicht jeder muss jeden Text lesen. Gemeinsam

werden zuerst die in den Texten angesprochenen Probleme herausgearbeitet.

Anhand der Probleme erstellen die Gruppen Forderungen, wie die Probleme gelöst

werden können (z.B. es müssen Löhne gezahlt werden, von denen man leben kann;

es darf keine Kinderarbeit geben etc.). Die Forderungen werden auf einem Plakat

festgehalten.

2. Schritt: (30 Min.)

Jede Gruppe präsentiert ihre Forderungen. Im Plenum wird aus den genannten

Forderungen gemeinsam ein Forderungskatalog erstellt. Dabei sollen nur jene

Forderungen enthalten sein, die den TN wirklich wichtig erscheinen.

3. Schritt: (60 Min.)

Die TN gehen wieder in die Kleingruppen. Jede Gruppe bekommt das Arbeitsblatt

„Menschenrechte und Kernarbeitsnormen“ mit ausgewählten Artikeln aus der

Menschenrechtserklärung und den Kernarbeitsnormen. Der/die TrainerIn erläutert

kurz deren Entstehung und Bedeutung. Anschließend beantworten die TN in ihren

Gruppen folgende Fragen. Bei der ersten Frage können am Arbeitsblatt die

Forderungen zu den Artikeln dazugeschrieben werden. Bei der dritten Frage

vermerken sie jeden ihrer Umsetzungsvorschläge auf persönlicher oder politischer

Ebene auf ein Kärtchen.

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Welche eurer Forderungen werden durch die Menschenrechte bzw. die ILO-

Kernarbeitsnormen unterstützt? Und durch welche?

Warum ist es möglich, dass es trotz der Menschenrechte und

Kernarbeitsnormen immer noch so schlechte Arbeitsbedingungen gibt?

Was muss passieren, damit die Forderungen umgesetzt werden? Was kann

ich persönlich tun? Was muss auf politischer Ebene passieren? Was muss

auf der unternehmerischen Ebene passieren?

Zuerst werden im Plenum kurz die Fragestellung 1 und 2 besprochen. Anschließend

präsentieren die Gruppen ihre auf Kärtchen notierten Handlungsvorschläge auf der

individuellen, politischen und unternehmerischen Ebene. Diese werden sortiert

aufgepinnt.

Abschließend werden die TN darauf hingewiesen, dass es Organisationen gibt, die

sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen. Eine davon ist

die international arbeitende Clean Clothes Kampagne. Diese hat auch einen

Verhaltenskodex erarbeitet, der unten

www.cleanclothes.at/de/ueber-uns/forderungen abgerufen werden kann.

Gemeinsam wird der erstellte Forderungskatalog mit dem der CCK verglichen. Wo

gibt es Überschneidungen? Wo Unterschiede?

Tipp zur Weiterarbeit:

Um Textverständnis zu fördern können die Textkarten „Berichte zu

Arbeitsbedingungen“ von den TN auch jeweils in 1-2 Sätzen zusammengefasst

werden.

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Hintergrundinformation für TrainerInnen

Es gibt zwei internationale Dokumente, die sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen einsetzen:

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR):Die Vereinten Nationen sind eine globale internationale Organisation, die sich heute aus 193 Staaten zusammensetzt. Dieses Gremium verkündete 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Diese Erklärung besteht aus 30 Artikeln, die die grundlegenden Rechte eines jeden Menschen festhält, „ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. “Es werden dabei ganz unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens angesprochen. Die Menschenrechte sind zwar nicht völkerrechtlich bindend, dennoch haben viele Staaten sie prinzipiell anerkannt und sie sind Grundlage vieler politischen Debatten.

Kernarbeitsnormen der ILO:Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Sie kümmert sich speziell um die Rechte von ArbeitnehmerInnen und kämpft für menschenwürdige Arbeit. Fast alle Staaten der Welt sind Mitglied dieser Organisation. Das besondere ist auch, dass sowohl UnternehmerInnen, ArbeitnehmervertreterInnen und Politik an einem Tisch sitzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Mehr als 120 Staaten haben alle Kernarbeitsnormen unterschrieben (darunter auch Österreich). Mehr als 160 Staaten haben etwa das Übereinkommen gegen Kinderarbeit unterschrieben (weltweit gibt es derzeit 193 Staaten). Die Kernarbeitnormen stoßen also auf breite Akzeptanz und werden international immer wieder als Referenzrahmen für menschenwürdige Arbeit herangezogen.

Quellen: AEMR: www.wikipedia.org; ILO: www.ilo.org/berlin

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Textkarten „Berichte zu Arbeitsbedingungen

Wer bezahlt unsere Kleidung?Mit der „Giants Campaign“ gegen die größten Discounter„Basierend auf Interviews mit 136 ArbeiterInnen aus sechs Fabriken, von denen fünf Lidl und drei KiK beliefern, stellt die eingangs erwähnte Broschüre schwerwiegende Arbeitsrechtsverletzungen fest: Die Näherinnen arbeiten ohne Arbeitsverträge zu Niedrigstlöhnen. Überstunden werden nicht oder nicht korrekt bezahlt, das Recht sich zu organisieren, wird den ArbeiterInnen verwehrt: In keiner Fabrik gibt es einen Betriebsrat oder eine Gewerkschaft. Frauen werden diskriminiert und von den Vorarbeitern schlecht behandelt, sie werden geringer bezahlt als die Männer.“Auszug aus: Frauensolidarität, Nr. 104, 2/08, S.23

Bangladesch: Mehr als 100 Tote bei Brand in Fabrik,Hunderten meist weiblichen Arbeitern war Fluchtweg versperrt„Dhaka - Mehr als 100 Menschen sind beim verheerenden Brand einer Textilfabrik in Bangladesch ums Leben gekommen. Weitere 200 Menschen erlitten Verbrennungen, sagte der Einsatzleiter am Sonntag. Zwar gab es mehrere Treppenhäuser, doch alle führten ins Erdgeschoß, wo das Feuer am Samstag ausgebrochen war. Andere Notausgänge gab es nicht. Etwa 1.000 Arbeiter und Arbeiterinnen nähten zum Zeitpunkt des Unglücks in der Fabrik. Sie produzierte auch für deutsche Firmen. Die Kampagne für Saubere Kleidung prangerte die schlechten Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in vielen Fabriken des Billiglohnlandes an. Immer wieder kommt es in Bangladesch, Indien und Pakistan zu ähnlichen Unglücken.“Auszug aus: http://derstandard.at/1353207217427/Bangladesch-Mehr-als-120-Tote-bei-Brand-in-Fabrik (abgerufen am 07.05.2013)

Rote Karte für die MultisFür existenzsichernde Löhne in der SportbekleidungsindustriePui-Lin Sham [Vorstandsmitglied der Textilgewerkschaft Hongkong Clothing, Clerical & Retailing General Union]: „[…] die meisten ArbeiterInnen haben keinen Urlaubsanspruch oder Mutterschutz, keine Kranken- und Pensionsversicherung. Sie arbeiten von 7 Uhr bis 22 Uhr; um die eng gesetzten Produktionsfristen einzuhalten, müssen sie manchmal auch die Nacht durcharbeiten. In China gibt es zwar ein Arbeitsrecht, aber es wird nicht ernsthaft umgesetzt oder kontrolliert. Die ArbeiterInnen werden sehr streng an ihrer Arbeitsstelle überwacht, wenn sie zuviel reden oder zu häufig das WC aufsuchen, wird ihr Lohn gekürzt. Obwohl es Beschwerdestellen für ungerechte Bezahlung gibt, erhalten die ArbeiterInnen nur geringe und meist unzureichende Unterstützung.“Auszug aus: Frauensolidarität, Nr. 104, 2/08, S.14

Ermittlungen gegen Textilkette Zara wegen Zwangsarbeit„Gegen die Textilkette Zara wird in Brasilien wegen des Verdachts auf Zwangsarbeit ermittelt. Zara werde vorgeworfen, im Bundesstaat Sao Paulo Arbeitnehmer unter Bedingungen zu beschäftigen, die an Sklaverei grenzten, sagte ein Sprecher der Arbeitsaufsicht am Mittwoch in Sao Paulo. Die Staatsanwaltschaft habe ihre Ermittlungen im Mai aufgenommen und in Americana, 130 Kilometer südlich von Sao Paulo, 52 Bolivianer entdeckt, die schwarz und unter gesundheitsschädlichen Bedingungen gearbeitet hätten. Dabei seien Kleider der Marke Zara sichergestellt worden.“Auszug aus: www.kleinezeitung.at/nachrichten/wirtschaft/2811438/ermittlungen-gegen-kette-zara-zwangsarbeit.story (abgerufen am 06.05.2013)

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Die Modelüge„Manche Fabriken haben nicht einmal ein BSCI-Audit, etwa Megastar Apparel. Die Fenster des Werks im Zentrum von Dhaka sind vergittert, die Räume dunkel, der einzige Fluchtweg ist ein enges Treppenhaus, über das die 600 Arbeiter im Brandfall niemals werden fliehen können. Das Unternehmen zahlt nur den gesetzlichen Mindestlohn von 30 Euro im Monat.“Auszug aus: www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2012-09/textilfabriken-bangladesch/seite-2 (abgerufen am 06.05.2013)

Interview mit einer Qualitätskontrolleurin bei Berry Apparel Co., H&M-Lieferant„Bis 2007 arbeitete ich oft zwölf Stunden pro Tag, um meine täglichen Ausgaben zu bezahlen und Geld nach Hause zu schicken. Heute dürfen wir nur zwei Überstunden pro Tag machen. So verdiene ich zwischen 100 und 110 Dollar pro Monat, wenn ich keinen Arbeitstag auslasse. Die Geschäftsführung versucht aber wenn immer möglich, den Anwesenheitsbonus zu umgehen, selbst wenn wir ein Arztzeugnis für unser Fernbleiben vorweisen. Jede “legitime Abwesenheit” kostet uns zwei bis drei Dollar sowie den Verlust des Anwesenheitsbonus. Wenn man den Arzt für das Attest nicht bezahlen kann, gilt die krankheitsbedingte Abwesenheit als unerlaubt und kostet uns zehn Dollar.”www.evb.ch/p20353.html

Auszug aus dem Interview mit Bopha Chea, Strickerin bei E Garment, H&M-Lieferant„Kämpfen” ist ein Verb, das sehr gut zu Bopha Chea passt. Um ihr Schicksal nicht einfach hinzunehmen, entschloss sie sich für die Mitgliedschaft in der C.CAWDU, der einzigen unabhängigen Gewerkschaft in ihrer Fabrik. Ein mutiger Schritt, wenn man die damit verbundenen Risiken bedenkt. Am 2. Mai 2007 nahmen über 250 ArbeiterInnen an einer Wahl teil, um eine lokale C.CAWDU-Gewerkschaft zu gründen. Am nächsten Tag wurden 13 der 19 KandidatInnen entlassen, drei weitere wurden bedroht, versetzt und schließlich entlassen. Im Juli 2011 wurden acht C.CAWDU-VertreterInnen gefeuert und zwei weitere angegriffen, nachdem sie Unterschriften für einen fairen Lohn in der Textilindustrie sammelten.www.evb.ch/p20352.html; der Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert

Interview mit einer Qualitätskontrolleurin bei Berry Apparel Co., H&M-Lieferant„Ich kann nur 6.000 Riels (1.50 Dollar) pro Tag für Essen ausgeben. Das ist gerade genug, um den Hunger zu lindern. Ich kann mir damit eine Suppe und ein bisschen Reis kaufen – aber keine Früchte, Süßigkeiten oder Getränke. Das ist zu wenig und viele von uns leiden an Unterzuckerung. Deshalb gibt es bei uns so viele Ohnmachtsanfälle. Jeden Monat werden vier bis fünf Kolleginnen bewusstlos, vor allem bei der chemischen Reinigung der Textilien. Der Geruch nach Chemikalien ist dort sehr stark. Diese Abteilung sollte ins Freie verlegt werden.”www.evb.ch/p20353.html

Interview mit einer Näherin bei Evergreen Apparel, Levi’s-Lieferant„Ich habe gehört, dass benachbarte Fabriken bessere Löhne zahlen. Ich könnte mich dort bewerben, aber ich werde es nicht machen, weil wir bei Evergreen jetzt unbefristete Anstellungen haben (seit Januar 2012). Andere Fabriken bieten das nicht. Bis 2012 hatten wir nur Drei-Monats-Veträge. Ich weiß nicht, warum die Geschäftsführung beschlossen hat, das zu ändern, aber es sind auf jeden Fall gute Neuigkeiten. Jetzt kann ich selbst entscheiden, ob ich hier bleibe oder nicht, ohne Angst vor der Zukunft haben zu müssen.”www.evb.ch/p20342.html

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Interview mit einer Verpackerin bei Yung Wah Industrial Co., GAP-Lieferant„Mein momentaner Lohn reicht nicht, um all diese Ausgaben zu decken. Um gut zu leben, müsste ich mindestens 120 Dollar verdienen, die Zulagen nicht eingeschlossen. Selbst als ich Überstunden leisten konnte, war es nicht genug. Ich musste zwischen 30 und 50 Dollar pro Monat vom lokalen Geldverleiher borgen.“www.evb.ch/p20334.html

Sklavin für vier Jahre„Die Fabrik gleicht einem Gefängnis wie fast alle anderen hier. Schon draußen ist die enorme Staubbelastung zu spüren, die Zäune, die Pfähle, die Gitter, alles ist mit einer dicken Baumwollschicht überzogen. Der Manager spricht offen über seine Sumangali-Mädchen. Je nach Bedarf arbeiten sie 12 bis 16 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, kontrolliert von männlichen Schichtleitern. Wenn sie einen Tag krank sind, müssen sie einen ganzen Monat umsonst nacharbeiten, so einfach, so ungerecht. […] Aus eigenem Antrieb irgendwohin gehen dürften die Mädchen natürlich nicht: ’Ihnen ist es strikt verboten, das Gelände zu verlassen! Wenn sie rauswollen, werden sie von uns begleitet und wieder zurückgebracht. Wir erlauben es ihnen nicht, sich frei zu bewegen.’ Aber eigentlich hätte er all das nicht erzählen dürfen. Er hat sich hinreißen lassen, obwohl sein Direktor es ihm streng verboten hat.“Auszug aus: www.zeit.de/2012/13/Indien-Textilfabrik-Arbeitsbedingungen/seite-2 (abgerufen am: 07.05.2013)

Textil-Discounter Kik: Kinderarbeit nicht ausgeschlossen„Zu Beginn des Jahres veröffentlichte die "Kampagne für saubere Kleidung" (Clean Clothes Campaign, CCC) eine Studie über die Arbeitsbedingungen in Firmen in Bangladesch, die unter anderem für Kik tätig sind. In dem Papier, das SPIEGEL ONLINE vorliegt, sind etliche Verletzungen des Kik-Kodex protokolliert. Die Rede ist von fehlenden Betriebsräten, zahllosen Überstunden und mickrigen Löhnen. Meist fehlten Arbeitsverträge, Diskriminierungen von Frauen seien alltäglich. Von einem Kodex habe keiner der befragten Arbeiter je gehört. Jedoch berichten sie in der Studie von Kontrollen durch westliche Geschäftspartner und deren Gesandte. Vorher würden dann extra die Toiletten geputzt, die Angestellten eingeschüchtert und Jugendliche nach Hause geschickt, um den Verdacht, dass Menschen unter 14 beschäftigt sind, gar nicht erst aufkommen zu lassen.“Auszug aus: www.spiegel.de/wirtschaft/textil-discounter-kik-kinderarbeit-nicht-ausgeschlossen-a-552311.html (abgerufen am 06.05.2013)

Hunderte Brandopfer bei KIK-Zulieferer in PakistanDas Unternehmen Ali Enterprises in Karachi, bei dessen Brand letzte Woche fast 300 Menschen starben, hat Jeans für den Discounter KIK produziert. Ungefähr 650 Beschäftigte arbeiteten in der Fabrik als letzten Dienstag das Feuer ausbrach. Verschlossene Notausgänge, vergitterte Fenster und versperrte Treppenhäuser führten dazu, dass fast die Hälfte der ArbeiterInnen starb. Weitere verletzten sich, als sie vom obersten Stockwerk des Gebäudes sprangen. Die Fabrik war nicht offiziell registriert und es hatten keine Gebäudeprüfungen oder Regierungsinspektionen stattgefunden.Auszug aus: www.cleanclothes.at/de/news/brandkatastrophe-KIK-zulieferbetrieb-Pakistan

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Arbeitsblatt „Menschenrechte und Kernarbeitsnormen“Auszug aus der Allgemeinen Erklärung der MenschenrechteArtikel 1Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.Artikel 4Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.Artikel 19Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.Artikel 22Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.Artikel 231. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit. 2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. 3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen. 4. Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.Artikel 24Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.Artikel 251. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände. 2. Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.Artikel 261. Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muß allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen. 2. Die Bildung muß auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muß zu Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen oder religiösen Gruppen beitragen und der Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens förderlich sein. 3. Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.

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Kernarbeitsnormen der ILO

Übereinkommen 29 und 105: Abschaffung der ZwangsarbeitAls Zwangsarbeit wird Arbeit bezeichnet, zu der ein Mensch unter Androhung einer Strafe gegen seinen Willen gezwungen wird. Der Präsenzdienst, Arbeit im Zuge einer gerichtlichen Verurteilung oder im Falle von Unglücken wie Überschwemmungen, Kriegen etc. zählen nicht zu Zwangsarbeit.

Übereinkommen 87 und 98: Vereinigungsfreiheit und Schutz des Vereinigungsrechtes, Recht zu KollektivverhandlungenDies bedeutet, dass ArbeitnehmerInnen das Recht haben Organisationen (z.B. Gewerkschaften) zu gründen, ihnen beizutreten und VertreterInnen zu wählen ohne dafür eine spezielle Bewilligung zu benötigen. Eine Entlassung auf Grund eines Gewerkschaftsbeitritts ist ebenso ungültig wie das Zahlen von Geld, damit man nicht beitritt.

Übereinkommen 100 und 111: Gleichheit des Entgelts, Diskriminierungsverbot (Beschäftigung und Beruf)Gleichheit des Entgelts bedeutet, dass Männer und Frauen für gleichwertige Arbeit gleiche Löhne bekommen. Als Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf gilt jede Bevorzugung oder Benachteiligung von ArbeitnehmerInnen aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Glauben, politischer Meinung, Staatsbürgerschaft oder sozialer Herkunft. Bevorzugungen oder Benachteiligungen, die sich aufgrund der Anforderungen ergeben, sind keine Diskriminierung.

Übereinkommen 138 und 182: Mindestalter, Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der KinderarbeitDas von der ILO festgelegt Mindestalter liegt beim Ende der Schulpflicht und mindestens 15 Jahren. In Ausnahmefällen kann vorübergehend ein Mindestalter von 14 Jahren erlaubt sein. Mit „schlimmsten Formen der Kinderarbeit“ sind alle Formen der Sklaverei sowie der Verkauf von Kindern, Kinderhandel, Kinderprostitution, Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft sowie Zwangsarbeit (einschließlich des Einsatzes in bewaffneten Konflikten) gemeint. Zudem ist es verboten Kinder zu unerlaubten Tätigkeiten (z.B. Drogenverkauf) und Arbeit, die vermutlich die Gesundheit, Sicherheit und Sittlichkeit von Kindern schädigt, heranzuziehen.

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TABUZiel: Die TN trainieren durch den spielerischen Umgang mit Begriffen ihre

Kommunikationsstrategien, wiederholen wichtige Begriffe rund um die Textilindustrie

und können sie auch erklären.

Methode: Tabu-Spiel

Dauer: 30 Min.

Material: Tabukarten (mehrere Sets), Sanduhr

Durchführung:

Tabu ist ein kommunikatives Gesellschaftsspiel, bei dem es um die Erklärung von

Begriffen geht. Im folgenden Spiel sollen Begriffen aus dem Themenbereich

Textilbranche erklärt werden, die in den Methoden bereits vorgekommen sind. Je

nachdem welche Methode bereits mit den TN durchgeführt wurde, kennen die TN

die Begriffe.

Die TN bilden Kleingruppen zu je 3-4 Personen. Je zwei Gruppen spielen

gegeneinander. Für jedes Spiel wird ein Set Tabukarten bereit gestellt. Die

SpielerInnen sitzen dabei abwechselnd je nach Team (A-B-A-B-A-B). Das Ziel jedes

Teams ist es, innerhalb der vorgegebenen Zeit (z.B. 2 Min.) so viele Begriffe wie

möglich zu erklären und somit möglichst viele Punkte zu bekommen.

Ein Mitglied des beginnenden Teams zieht eine Karte und versucht den

TeamkollegInnen den fettgedruckten Begriff zu erklären, ohne diesen oder die

darunter stehenden Tabuwörter zu verwenden. Die MitspielerInnen im eigenen

Team müssen den Begriff erraten. Es dürfen keine verwandten Begriffe, Teilbegriffe

oder Wörter in anderen Sprachen gebraucht werden (z.B. Bauer => Bauernhof oder

Farmer, Gerechtigkeit => gerecht etc.).

Der/die SpielerIn des gegnerischen Teams, die auf der linken Seite sitzt, wacht

darüber. Die weiteren SpielerInnen des gegnerischen Teams behalten die Sanduhr

im Auge.

Wird der Begriff erraten, zieht die SpielerIn die nächste Karte und erklärt den darauf

stehenden Begriff. Bei Benutzung eines „verbotenen“ Wortes muss eine neue Karte

gezogen werden. Sind die zwei Minuten um, ist das andere Team an der Reihe. Für

jeden erratenen Begriff erhält das Team einen Punkt.

Das Spiel endet, wenn keine Karten mehr übrig sind. Je nach vorher

durchgemachten Methoden können Begriffe weg- oder dazugegeben werden.

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In einer einfacheren Variante können die drei „verbotenen“ Wörter auch verwendet

werden.

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BaumwolleTABU:MaterialFaserKleidung

ErdölTABU:PlastikBenzinBoden

KleidungTABUAnhabenJeansKörper

MarkeTABU:NameTeuerKleidung

GarnTABU:StrickenFadenKnäuel

SchwermetalleTABUGift/giftigBleiRohr

Biologische LandwirtschaftTABU:GentechnikPestizideÖko

SklavereiTABU:ArbeitBefehlFreiheit

ProduktionsketteTABU:EntstehungSchrittHerstellung

Konventioneller AnbauTABU:BiologischNormalLandwirtschaft

GütesiegelTABU:FairTradeHinweisLogo

ProduktionsländerTABU:HerstellungNähenFrau

DüngemittelTABU:LandwirtschaftBodenspritzen

KinderarbeitTABU:KleinJobJung

PflückerinTABU:BaumwolleHandObst

WebereiTABU:WebstuhlSchiffStoff

SchifftransportTABU:MeerBootContainer

LohnTABU:NiedrigGehaltGeld

MenschenrechteTABU:AlleGleichUNO

TABU:

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Was kann ich tun?Ziel: Die TN lernen unterschiedliche individuelle Handlungsmöglichkeiten kennen und

beziehen dazu Stellung.

Methode: Positionsbarometer

Dauer: 60 Min.

Material: Textkarten: Handlungsmöglichkeiten Thema Textil, Schild „Dadurch kann sich viel

verändern“, Schild „Dadurch ändert sich nichts“, rote und grüne Stifte

Durchführung:

Es werden fünf Gruppen gebildet, alle TN einer Gruppe erhalten die gleiche Karte und

lesen diese durch. Anschließend besprechen sie sich kurz und eine Person aus der Gruppe

gibt frei den Inhalt der Karte wieder.

Die/der erste TN mit Karte beginnt und stellt die Handlungsmöglichkeit den anderen TN vor.

Die TN erhalten kurz Zeit, um über diese Handlungsmöglichkeit nachzudenken und

positionieren sich nun entlang einer Linie zwischen den beiden Polen: „Dadurch kann sich

viel verändern“ – „Dadurch ändert sich nichts“

Die TN werden aufgefordert ihre Position zu begründen. Haben sie andere mit ihren

Argumenten überzeugt, dürfen diese die Position ändern. Wenn alles Wichtige gesagt

wurde, wird die nächste Handlungsmöglichkeit vorgestellt und dazu Position bezogen.

Wichtig ist es hierbei als ModeratorIn eine neutrale Haltung einzunehmen und die

vorgetragenen Meinungen nicht zu bewerten. Es sollte aber am Ende darauf hingewiesen

werden, dass es sich dabei nur um individuelle Handlungsmöglichkeiten handelt. Um die

Situation zu verändern, sind auch Handlung von Seiten der Politik und der Wirtschaft nötig.

Abschließend überlegen sich die TN kurz, welche der genannten Handlungsmöglichkeiten

sie gegebenenfalls selbst durchführen würden. Inzwischen werden von dem/der TrainerIn

die Textkarten an die Wand gehängt. Die TN können nun ihre Position mit einem grünen

oder roten Punkt auf den Karten markieren.

Grüne Punkte: Ich kann mir vorstellen, das selbst zu machen.

Rote Punkte: Das würde ich nie und nimmer machen.

Textkarten: Handlungsmöglichkeiten Thema Textil

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Gruppe 1Brief an ein KleidungsgeschäftEine Möglichkeit sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu engagieren ist es, bei Bekleidungsgeschäften bzw. Herstellungsfirmen direkt nachzufragen, welchen Weg die Kleidung zurückgelegt hat und unter welchen Arbeitsbedingungen sie produziert wurde. Dazu kann man direkt an das Management des Unternehmens einen Brief oder eine Mail senden (Kontaktadressen stehen im Internet). Bei der Clean Clothes Kampagne gibt es auch eigene Shopkarten, auf denen bereits ein passender Text vermerkt ist und die man im Geschäft abgeben kann.Ein Brief wird die Arbeitsbedingungen nicht sofort ändern, das Unternehmen merkt jedoch, dass es die KonsumentInnen interessiert, woher ihre Kleidung kommt und unter welchen Bedingungen sie produziert wurde. Kommen mehrerer solcher Anfragen, überlegt sich das Unternehmen womöglich, wie sie faire Arbeitsbedingungen sicherstellen können.

Gruppe 2Einschränkung des Konsums Die Herstellung eines jeden Produktes hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Und je mehr wir einkaufen, desto größer sind auch die Auswirkungen. Oder umgekehrt: wenn wir weniger einkaufen, muss auch weniger produziert werden und deshalb müssen auch weniger Menschen unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Wer weniger Kleidungsstücke kauft, hat dadurch meist zusätzlich die Möglichkeit mehr dafür auszugeben und deshalb auch auf die Herstellungsbedingungen zu schauen. Eine Möglichkeit ist es also bewusst einzukaufen und zu überlegen, was man wirklich benötigt. Weniger ist oft mehr!

Gruppe 3Kauf von fair gehandelter und produzierter WareEine Möglichkeit ist es beim Kauf der Kleidung darauf zu achten, dass diese sozial und ökologisch fair gehandelt und produziert wurde. Dies bedeutet, dass keine Menschen ausgebeutet wurden und die Umwelt so gut es geht geschont wurde. Faire Kleidung erkennt man an verschiedenen Gütesiegeln. Aber Achtung! Nicht alle Gütesiegel versprechen dieselben Standards und sind im selben Ausmaß vertrauenswürdig. Wichtig ist zu kontrollieren, ob das Label von unabhängigen Stellen geprüft wurde. Vor allem Gütesiegel, die von Unternehmen selbst herausgegeben wurden, haben oft das Ziel ein besseres Image zu erzeugen und nicht Mensch und Umwelt zu schützen. Hier muss man genau schauen.Kaufen viele Leute fair gehandelte Produkte, steigt die Nachfrage dafür und es können mehr Waren fair produziert werden. Fair gehandelte Ware, die als solche gekennzeichnet ist, ist meist ein wenig teurer, dafür aber oft von besserer Qualität.

Gruppe 4Unterschreiben von Petitionen

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Petitionen richten sich meist an Verantwortliche in der Politik und fordern diese auf, etwas zu ändern. Bei aktuellen und dringenden Fällen aus der Textilbranche, die gegen die Menschenrechte verstoßen und gravierende Mängel in den Arbeitsbedingungen aufweisen, gibt es oft die Möglichkeit, Petitionen zu unterschreiben. Diese Petitionen gehen meist an Verantwortliche in der Textilindustrie oder an die Politik. Mit einer Unterschrift wird eine Veränderung gefordert und signalisiert, dass man mit den Produktionsbedingungen nicht einverstanden ist. Gehen viele Unterschriften ein, bemerken die Verantwortlichen die Unzufriedenheit der KonsumentInnen und überlegen sich womöglich Schritte zur Veränderung. So können Petitionen dazu führen, dass Arbeitsgesetze verbessert werden und ArbeiterInnen mehr Rechte erhalten. Infos zu aktuellen Petitionen gibt es zum Beispiel unter www.cleanclothes.at. Je mehr Menschen eine Petition unterschreiben, desto schwieriger wird es für PolitikerInnen die Forderungen zu ignorieren.

Gruppe 5Selbst aktiv werden Eine Art sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie einzusetzen ist, Informationen über Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie zu sammeln und diese Infos zu verbreitet. Das Wissen an FreundInnen weitergeben oder gemeinsam mit anderen Kampagnen und Aktionen planen, wie zum Beispiel Flugblätter gestalten und verteilen, Straßentheater machen oder eine Facebookgruppe gründen und dort die Infos weiterverbreiten, sind nur ein paar Möglichkeiten. Es gibt unterschiedliche Organisationen, die helfen Gleichgesinnte zu treffen und die auch bei Aktionen unterstützen. Eine NGO, die sich in Österreich für faire und gerechte Arbeitsbedingungen in der Textilbranche einsetzen, ist zum Beispiel Südwind (www.suedwind-agentur.at). Damit kann man zwar nicht direkt etwas an den Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie bewirken, aber Wissen ist der erste Schritt zur Veränderung. Und je mehr Menschen Bescheid wissen, desto schneller kann sich auch etwas ändern.

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And the winner is ...Ziel: Die TN können zu Verhaltenskodizes im Internet recherchieren, Bewertungen treffen

und diese begründen.

Methode: Internetrecherche

Dauer: 60 Min.

Material: Internetzugang, Papier, Stifte, Schere, Kreiden etc.

Durchführung:

Die TN recherchieren in vier Kleingruppen Hintergründe zu Marken8, die sie selbst gerne

tragen oder kennen. Im Mittelpunkt stehen dabei folgende Fragen:

Gibt das Unternehmen Informationen zu Herkunft und Produktion der Ware

bekannt?

Was ist über die Arbeitsbedingungen bekannt?

Hat das Unternehmen einen Verhaltenskodex?

Wie wird dieser umgesetzt?

Jeder in der Gruppe recherchiert zu einer Marke. Infos finden die TN auf den Seiten der

Marken bzw. unter www.cleanclothes.at oder www.suedwind-institut.de. Ebenso können

über Suchmaschinen Zeitungsberichte recherchiert werden. Es ist wichtig, dass sie

unterschiedliche Quellen verwenden, um somit unterschiedliche Perspektiven zu erhalten

und sich selbst ein Bild machen zu können.

Anschließend vergibt die Gruppe an das ihrer Meinung nach beste oder schlechteste

Unternehmen einen Preis – je nach Wahl entweder „Die weiße Weste“ oder „Die stinkende

Socke“. Dabei steht die Frage im Zentrum, welches Unternehmen die Verantwortung für

Mensch und Umwelt ihrer Meinung nach am besten oder schlechtesten wahrnimmt. Die

Gruppe muss ihre Wahl begründen.

Die TN entwerfen ein Logo für den Preis, überlegen sich einen Pokal und schreiben eine

kurze Preisrede, in der sie ihre Wahl begründen.

Abschließend findet in der Klasse die Preisverleihung mit Preisrede statt.

8 Unter Marken wird hier nicht nur teure Markenkleidung (Adidas, Gucci, Billabong,...) verstanden, sondern auch Bekleidungsgeschäften, die selbst produzieren lassen (C&A, H&M etc.)

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My fair T-ShirtZiel: Die TN lernen englische Vokabel aus dem Bereich Textilien und nachhaltige

Produktion kennen. Sie verbessern ihren Wortschatz und ihre mündliche

Ausdrucksfähigkeit.

Methode: Memory; Rollenspiel

Dauer: 140 Min.

Material: Vokabelliste „Faires T-Shirt“, Memorykarten (müssen aus der Vokabelliste erstellt

werden), ev. Kamera

Durchführung:

Vorab sollten die Methoden „Die Produktion meines T-Shirts“, „Gütesiegeldschungel“ oder

„Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie“ durchgeführt werden, damit die TN das nötige

Hintergrundwissen haben.

1. Schritt: (30 Min.)

Die TN bilden Gruppen zu je 2 Personen und lernen gemeinsam die neuen Vokabeln

(Vokabelliste „Faires T-Shirt“). Nach 15 Min. gehen sie mit zwei weiteren Personen

zusammen und spielen in zwei Teams zur Festigung der Vokabeln das Memory. Die

Gruppe, die die meisten Vokabelpaare gefunden hat, gewinnt. Gegebenfalls kann ein

Revanchespiel durchgeführt werden.

2. Schritt: (45 Min.)

Im Plenum wird nun der nächste Schritt erklärt. Die TN sollen in Gruppenarbeit (max. 4

Personen) ein kurzes Rollenspiel entwickeln, in dem die erlernten Vokabeln verwendet

werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Folgende Situationen wären vorstellbar:

In einem Geschäft: Die Personen gehen einkaufen, eine nimmt ein T-Shirt, das ein

Nachhaltigkeitsgütesiegel hat. Die anderen fragen, was das bedeutet...

Auf der Straße: Die Personen gehen an einem Plakat vorbei, das für eine neue

„faire“ Kleidermarke eines Bekleidungsgeschäftes wirbt. Eine/r fragt, was eine „faire“

Marke sein soll...

3. Schritt: (50 Min.)

Anschließend spielen sämtliche Gruppen ihre Szene in der Großgruppe vor. Das Publikum

nimmt zugleich auch die Funktion einer Jury ein. Sie machen sich kurze Notizen zu

folgenden Aspekten:

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Gab es grobe sprachliche Schnitzer? Wenn ja wo?

Wie war die schauspielerische Leistung?

Wie war die Idee für die Geschichte?

4. Schritt: (15 Min.)

Am Schluss wird die Aufführung jeder Gruppe hinsichtlich der oben genannten Punkte

besprochen.

Abschließend werden drei Preise per Publikumsvoting an die Gruppen vergeben:

Beste schauspielerische Darbietung

Bestes Drehbuch (Idee)

Beste sprachliche Umsetzung

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Vokabelliste Fairer Handel

Biologische Landwirtschaft organic farming

Fairer Handel fair trade

Mindestpreis minimum price

garantieren to guarantee

Kinderarbeit child labour

umweltfreundlich environmentally friendly

Kaffee coffee

Bauer/Bäuerin farmer

Genieße mit einem guten Gewissen! Enjoy with a good conscience!

produzieren to produce

gentechnikfrei genetically unmmodified

Fairer Lohn/ faire Bezahlung fair salary

Kriterien criteria

Umweltstandards environmental standards

Enthalten to contain

unhabhängige und regelmäßige Kontrollen independent inspections on a regular basis

Fair-Trade-Prämie Fairtrade Premium

in Würde leben to live in dignity

behandelt mit treated with

Kaffeebohnen coffee beans

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schmecken to taste

Köstlich delicious

kosten / probieren to try

lecker tasty

billig cheap

teuer expensive

Kosten to cost

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Modul 2: WASSER

Im zweiten Modul wird der Zugang zur Ressource Wasser sowie die Entwicklung

eines Bewusstseins für die vielseitige Funktion von Wasser als kostbare Ressource

behandelt. Nach einer Sensibilisierung für den eigenen direkten und indirekten

Wasserverbrauch wird das Thema virtuelles Wasser anhand verschiedener

Rohstoffe des täglichen Gebrauchs vertieft. Abschließend wird die Frage

aufgeworfen, ob Wasser ein Menschenrecht oder eine Ware ist.

Wasser, eine der wertvollsten Ressourcen der Erde, wird immer knapper. Hauptgrund dafür

ist die enorme Zunahme des Wasserbedarfs, vorwiegend für die Produktion von

landwirtschaftlichen und industriellen Gütern. In den österreichischen Haushalten werden

ca. 130 Liter Trinkwasser pro EinwohnerIn und Tag verbraucht. Der tatsächliche Verbrauch

von Wasser – rechnet man die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und anderen

Konsumgütern wie Computer oder Handy dazu – liegt aber bei ca. 4.600 Liter täglich.

Der Begriff „Virtuelles Wasser“ beschreibt, wie viel Wasser in einem Produkt enthalten ist

bzw. für die Herstellung eines Produkts verwendet wurde. Gerade wasserarme Länder

bauen oft Lebensmittel an, für deren Herstellung Unmengen an Wasser nötig sind. Aber sie

erhalten dafür keinen Ausgleich – virtuelles Wasser wird nicht vergütet, die

VerbraucherInnen zahlen dafür nicht. Wasserreiche Länder hingegen importieren

wasserintensive Produkte aus ebendiesen Ländern: Unsere Tomaten werden mithilfe

künstlicher Bewässerungssysteme im trockenen Südspanien angebaut, die Baumwolle für

unsere Kleidung kommt z.T. aus Kasachstan, wo der Aralsee durch die Bewässerung der

Baumwollfelder bereits 90 Prozent seines Wassers verloren hat9. Die Nutzung von Wasser

wird mit der globalisierten Warenproduktion mehr und mehr ins Ausland verlegt. Über die

Rohstoff- und Lebensmittelimporte wird tatsächlich ein Vielfaches des täglichen

Wasserbedarfs außerhalb der österreichischen Grenzen – sehr oft in wasserarmen

Regionen dieser Welt – gedeckt. Dies führt automatisch zur nächsten Fragestellung. Ist

Wasser eine Ware oder ein Menschenrecht? Vor dem Hintergrund unterschiedlicher,

wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ansprüche gibt es immer mehr Interessenkonflikte

zwischen Schutz und Nutzung.10

9 Eine Karte, die das Schrumpfen des Aralssees eindrücklich zeigt, kann unter www.unep.org/dewa/vitalwater/article115.html abgerufen werden. 10 Zusätzliche Hintergrundinformation für TrainerInnen: www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html

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In diesem Modul entwickeln die TN ein Bewusstsein für die vielseitige Funktion von Wasser

weltweit. Sie gewinnen einen Einblick in den Themenbereich Wasser als kostbare

Ressource, die nur begrenzt vorhanden und weltweit nicht gleich verteilt ist. Sie lernen

ihren eigenen täglichen Wassergebrauch kritisch zu hinterfragen und den Begriff des

virtuellen Wassers kennen. Sie sollen zum Nachdenken angeregt und für einen bewussten

Konsum von importierten Waren, die in wasserarmen Regionen dieser Welt produziert

werden, sensibilisiert werden. Ebenso wird das Thema Wasser im Konfliktfeld Ware versus

Menschenrecht behandelt.

Ein Vorschlag für einen Projekttag wäre:

Projekttag zum Thema WasserZeitbedarf: 5 Stunden (plus Pausen)

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EinstiegDie folgenden zwei Impulse können alternativ für den Einstieg in das Thema „Wasser“

verwendet werden.

WasserberufeZiel: Die TN setzen sich mit den unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen von

Wasser auseinander.

Methode: Spiel „Berufe raten“ und Diskussion

Dauer: 20 Min.

Materialien: Klebstreifen, Textkarten: Berufe, Plakat und Stifte

Durchführung:

Jede Person erhält ein Berufskärtchen (siehe Textkarten: Berufe) und überlegt sich in zwei

bis drei Sätzen, welche Rolle Wasser für diese Person in ihrem beruflichen Alltag spielt.

Anschließend heftet sie dieses Berufskärtchen einer Person auf die Stirn. Diese darf jedoch

auf keinen Fall die Berufsbezeichnung sehen. Wenn alle Personen auf der Stirn eine Karte

haben, gehen sie durch den Raum. Ihr Ziel ist es, eine Person zu finden, der sie Fragen

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über ihren Beruf stellen kann. Ihr Gegenüber darf jedoch nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten.

Wer seinen Beruf erraten hat, darf die Karte abnehmen.

Wenn alle ihre Berufe erraten haben, wird gemeinsam überlegt, welche unterschiedlichen

Funktionen von Wasser anhand der Berufe zutage getreten sind: Wasser als

lebensnotwendige Ressource zum Trinken, Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit und

Hygiene, Reinigung, Industrie, Energie, Religion, Freizeit. Diese Überbegriffe werden auf

einem Plakat rund um den Begriff Wasser gruppiert.

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Arbeitsblatt „Berufe“

Feuerwehrfrau Landwirt Cola-HerstellerSchwimmer Koch PutzkraftUmweltschützer Arbeiterin in der

KläranlageFischer

Pilgerin in Indien

Reinigungskraft Bademeister

Pfarrer Umwelttechniker AbwassertechnikerinEiskunstläuferin Vater HotelierKrankenpfleger Lebensmittelchemikerin EnergieberaterinMeeresbiologin Kapitän Wasserversorgungs-

technikerinAutohersteller

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WasserweltenZiel: Die TN entwickeln ein Bewusstsein für die vielseitigen Funktionen von Wasser

weltweit.

Methode: Mit Bildern unterstütztes Brainstorming

Dauer: 50 Min.

Materialien: unterschiedliche Wasserbilder, Kärtchen

Durchführung:

Mit den TN wird ein Brainstorming zum Thema „Wasser“ durchgeführt. Auf der Tafel wird

„Wasser“ notiert und in der Folge alle Begriffe, die von ihnen genannt werden. Mögliche

Impulsfragen könnten sein:

Was verbindet ihr mit Wasser?

Wo kommt ihr mit Wasser in Berührung?

Wozu verwendet ihr Wasser?

Ziel ist es, bei den TN ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Funktionen und

Verwendungsmöglichkeiten von Wasser zu schaffen. Wasser als lebensnotwendige

Ressource zum Trinken, Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit und Hygiene,

Reinigung, Industrie, Energie, Religion, Freizeit.

Zur Vertiefung können die TN vorab gebeten werden Bilder mitzubringen, die in irgendeiner

Weise mit Wasser in Zusammenhang stehen, z.B. Bild von einem See, Schwimmbad,

Wasserflasche etc. Alternativ dazu können von dem/der TrainerIn auch Zeitschriften

mitgenommen werden, in denen die TN nach Bildern suchen.

Der/die TrainerIn bringt zusätzlich wichtige Impulsbilder mit, an welche die TN vermutlich

nicht denken werden. Unten stehend finden sich ein paar Vorschläge zu den

unterschiedlichen Themenbereichen:

Landwirtschaft und Ernährung: Bilder mit essenden Kindern; trinkende Menschen;

Nahrungsmittel; Bilder von Suppe oder Essen oder Kochen; industrielle Bewässerung von

Feldern; Person, die ein Feld gießt; ausgetrocknetes Feld; Menschen vor dem Brunnen mit

Kanistern; Bild von Kuh; Bild von Kind, das aus Wasserhahn trinkt;

Gesundheit und Hygiene: Erwachsener oder Kind, das sich mit Kübel Wasser wäscht; Kind

unter der Dusche oder am Waschbecken; Klobild; Zähneputzen; Putzen;

Freizeit: Schwimmbad; planschende Kinder; Bilder von Kindern mit Wasserschlauch;

Strandbilder; Eislaufen (in welcher Form kennen wir Wasser);

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Verschmutzung: Abwasser; verdreckter Fluss, See oder Meer; Kläranlage;

Industrie: Bilder von Auto; T-Shirt; Zeitung; Abwässer

Energie: Wasserkraftwerk; Stausee;

Religion: religiöse Zeremonien in allen Religionen (Taufbild im Christentum, Waschung der

Füße und Hände vor dem Moscheebesuch, Bild vom Ganges im Hinduismus etc.);

Es wird ein Kreis gebildet, die Bilder werden in die Mitte auf den Boden gelegt. Gemeinsam

werden diese zuerst betrachtet und besprochen. In der Folge wird überlegt, ob bei den

Bildern Überkategorien gebildet werden können. Alle Begriffe, welche die TN nennen,

werden auf Kärtchen geschrieben und am Boden ausgebreitet. Gemeinsam werden aus all

diesen Begriffen wichtige Überkategorien (siehe oben) definiert. Nun ordnen die TN die

Bildkärtchen den verschiedenen Begriffen zu.

Die Bilder werden pro Kategorie in der Klasse aufgehängt.

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VIRTUELLES WASSER

Wasser – Ein QuizZiel: Die TN erwerben Basiswissen zum Thema Wasser.

Methode: Quiz

Dauer: 30 Min

Materialien: Quizfragen und Lösungen, Eieruhr oder Stoppuhr

Durchführung:

Es wird ein Quiz à la Millionenshow durchgeführt mit Fragen zu Wasser im Hinblick auf

Vorhandensein, Verbrauch, weltweiter Verteilung: je vier Personen bilden ein Rateteam

(Team A, Team B etc.). Der/die TrainerIn liest die Frage vor, das Team, das sich am

schnellsten meldet (Glocke, Pfeife, Handzeichen etc.), darf die Frage beantworten. Falls die

Antwort nicht stimmt, ist das zweitschnellste Team an der Reihe. Für jede richtige Antwort

erhält ein Team zwei Punkte. Wenn sie die richtige Antwort auch noch begründen können,

erhalten sie zwei weitere Punkte. Das Team mit den meisten Pluspunkten ist Quiz-Winner.

Erst wenn der/die TrainerIn die Quizfrage fertig gelesen hat, dürfen sich die TN melden.

Weiter darf einer sprechenden Person nicht ins Wort gefallen werden. Wenn die TN sich

nicht an diese beiden Regeln halten, kommt es zu einem Punkteabzug (zwei Punkte pro

Verstoß).

Falls niemand die Antwort auf eine Frage kennt, erläutert der/die TrainerIn die richtige

Erklärung so, dass alle TN diese verstehen (ca. 20 Min.).

Nach Möglichkeiten sollen die Fragen und die Antwortmöglichkeiten auch auf die Wand

projiziert werden, damit die TN auch mitlesen können und die Antwortmöglichkeiten vor

Augen haben.

Abschließend wird das Quiz anhand folgender Fragen gemeinsam ausgewertet (10 Min.):

Welche Antworten waren uns bekannt?

Welche Antworten waren überraschend? Warum?

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Quizfragen

1. Wie viel % der Erdoberfläche sind insgesamt mit Wasser bedeckt? A: 71% B: 56 %C: 83 % D: 46 %

2. Wie viel davon ist Trinkwasser? A: 15 % B: 44 %C: 3 % D: 1 %

3. Wofür wird Wasser weltweit am meisten verwendet? A: Industrie B: LandwirtschaftC: private Haushalte

4. Wie viel Prozent der Weltbevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser?A: 89 % C: 66 %B: 98% D: 81 %

5. Weltweit leben rund 7 Milliarden Menschen. Wie viele davon haben weltweit Zugang zu sanitären Anlagen?

A: rund 5,3 Milliarden B: rund 4,4 MilliardenC: rund 6 Milliarden D: rund 2 Milliarden

6. Wie groß ist der tägliche Wasserverbrauch einer Person in Österreich? (Waschen, Kochen, Trinken etc.)

A: 90-100 Liter B: 70-80 LiterC: 40-50 Liter D: 120-130 Liter

7. Für welche der folgenden Tätigkeiten wird täglich durchschnittlichen am meisten Wasser verbraucht? A: WC-Spülung B: Trinken und KochenC: Geschirrspülen D: Wäschewaschen (Waschmaschine)

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Lösungen zu den Quizfragen

Frage 1:A: 71 %. „Die Ansicht der Weltkarte zeigt deutlich, dass die Ozeane über zwei Drittel unserer Erdoberfläche (rund 71 Prozent) bedecken. Daher wird die Erde auch blauer Planet genannt. Festes Land macht weniger als ein Drittel der Erde aus (rund 29 Prozent). Wasser ist Leben. Ohne Wasser gäbe es auf dem Planeten Erde kein Leben.“ 11

Frage 2:C: 3 %.„Das Wasser der Erde ist großteils Salzwasser (rund 97 Prozent) und somit für den Menschen ungenießbar. Von den restlichen drei Prozent Süßwasser ist der größte Teil in Polkappen und Gletschern als Eis gebunden. Die verfügbare Süßwasserreserve beträgt nur 0,65 Prozent, von der der Großteil wiederum als Grundwasser schwer zugänglich ist. Ein minimaler Rest befindet sich in Seen, Flüssen, im Boden und der Atmosphäre.“ 12

Frage 3:B: für die Landwirtschaft. Etwa 70% der jährlich entnommenen Frischwassermengen werden im Agrarsektor verbraucht. Die Industrie benötigt rund 20-22 %, während die restlichen 8-10 % privaten Haushalten zufallen. 13

Frage 4:A: 89 Prozent„Zwar haben 89 Prozent [rund 6, 3 Milliarden] der Weltbevölkerung heute Zugang zu sauberem Trinkwasser. Damit ist eines der Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen14 vor 2015 erreicht. Doch in vielen so genannten Entwicklungsländern ist das Problem weiter akut. Rund 884 Millionen Menschen haben nach wie vor kein sauberes Wasser.“15

Frage 5:B: rund 4,4 Milliarden. „Bei den sanitären Anlagen wird das Millennium-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen bis 2015 nicht erreicht. 2,6 Milliarden Menschen verfügen heute über keine einfachen sanitären Anlagen. Nur 80 Prozent der städtischen Bevölkerung in so genannten Entwicklungsländern haben Zugang zu sanitären Anlagen. Gäbe es überall einfache sanitäre Anlagen und sauberes Trinkwasser, könnten neun von zehn Durchfallerkrankungen verhindert werden und damit zehn Prozent aller Erkrankungen weltweit.“16

11 Vgl. dazu: Nussbaumer, Josef; Exenberger, Andreas; Neuner, Stefan: Unser kleines Dorf : Eine Welt mit 100 Menschen. Kufstein: IMT, 2009, S.63.12 Vgl. dazu: Nussbaumer, Josef; Exenberger, Andreas; Neuner, Stefan: Unser kleines Dorf : Eine Welt mit 100 Menschen. Kufstein: IMT, 2009, S.63.13 www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52730/wasserverbrauch, www.wvsb.at/Wasserverbrauch.htm#WC 14 Die Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen wurden 2001 beschlossen und sind ein Katalog von 8 Entwicklungszielen, die weltweit bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollen. Dabei stehen u.a. die Themen Armutsbekämpfung, Bildung, Gesundheit und Gleichstellung von Frauen im Mittelpunkt. Im Bereich Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen war das gesetzte Ziel, die Anzahl der Personen, die keinen Zugang haben, um die Hälfte zu reduzieren. 15 www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html16 www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html

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Frage 6:D: „120 – 130 Liter. Täglich werden im Durchschnitt ca.130 Liter Trinkwasser pro Person verbraucht - rechnet man Gewerbe und Industrie mit ein, sind es 193 Liter pro Kopf - wovon jedoch nur 2% als Trinkwasser verwendet werden. Damit liegt Österreich im EU-Vergleich am dritten Platz hinter Deutschland (129 Liter/Person pro Tag). Am sparsamsten sind die Belgier mit 122 Litern pro Tag, während in Italien stolze 213 Liter verbraucht werden. (Zum Vergleich: Ein Haushalt in Indien muss mit 25 Litern Trinkwasser pro Person und Tag sein Auslangen finden.)“17

Frage 7:A ist richtig. Wie das Forum Umweltbildung auflistet18, brauchen wir bei einem durchschnittlichen täglichen Verbrauch von 120 Litern pro Tag und Person folgende Wassermengen für folgende Tätigkeiten:Baden und Duschen: 44 lWC-Spülung: 25 lWäschewaschen (Waschmaschine): 20 l„Kleine“ Körperpflege & händisches Wäschewaschen: 8 lGarten: 7 lGeschirrspülen: 6 lReinigung (Haus, Auto): 6 lTrinken und Kochen: 4 l

17 www.wvsb.at/Wasserverbrauch.htm#WC18 www.umweltbildung.at/cms/download/623.pdf

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Was ist Virtuelles Wasser?Ziel: Die TN lernen das Konzept des virtuellen Wassers kennen.

Methode: Konkretisierung eines Begriffs anhand eines Beispiels

Dauer: 40 Min.

Materialien: Arbeitsblatt „Virtuelles Wasser“, Kärtchen

Durchführung:

1. Schritt: (10 Min.)

Zu Beginn wird das Wort „virtuell“ an die Tafel geschrieben und nach der Bedeutung

gefragt. In der Folge wird das Wort Wasser dazugeschrieben und kurz die Frage gestellt,

was dies bedeuten könnte.

2. Schritt: (30 Min.)

Anschließend erhalten die TN das Arbeitsblatt „Virtuelles Wasser“. In Kleingruppen sollen

sie eine Definition des Begriffs erarbeiten und diese anhand eines Produkts (Schnitzel,

Auto etc.) erklären, also beschreiben in welchem Zusammenhang bei der Herstellung

dieses Produkts Wasser verbraucht wird. Definition und Erklärung wird in Stichworten auf

ein Kärtchen geschrieben, kurz präsentiert und in der Klasse aufgehängt.

Am Schluss wird darauf hingewiesen, dass der Begriff virtuell auch verwirrend sein kann,

da dieser Wasseraustausch real stattfindet. Daher wird teilweise auch vom direkten und

indirekten Wasserverbrauch gesprochen.

Folgende drei Methoden können als Vertiefung zum Thema Virtuelles Wasser eingesetzt

werden:

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Arbeitsblatt „Virtuelles Wasser“

Wasser steckt hinter viel mehr Dingen als man vermuten würde.

Dass man eine ganze Menge Wasser benötigt um bestimmte Waren herzustellen, kann

man auf den ersten Blick nicht sehen. Daher verbrauchen wir Tag für Tag auch viel mehr

Wasser als wir uns denken würden. Nicht nur zum Trinken, Kochen, Waschen oder Blumen

gießen wird Wasser benötigt, sondern auch für die Herstellung von Produkten, bei der

Wasser verdunstet, verschmutzt oder verbraucht wird. Dieses Wasser nennt man dann

virtuelles Wasser, da seine Nutzung nicht gleich sichtbar ist.

So verbraucht jede/r einzelne Österreicher/in pro Tag ca. 4377 Liter Wasser

(UmweltSchutz, 08/03/2012). Das sind ungefähr 20 volle Badewannen. Davon sind 68,4%,

also mehr als die Hälfte importiert. Dies nennt man auch Wasser-Fußabdruck. Er zeigt den

direkten und den indirekten Wasserverbrauch von Personen oder Produkten an. Auf der

Seite von www.waterfootprint.org kann der Wasser-Fußabdruck eines Landes aber auch

der persönliche errechnet werden.

In Österreich herrscht zum Glück keine Wasserknappheit, doch in vielen Ländern, aus

denen wir Konsumgüter importieren, ist Wasser ein knappes Gut. So importieren wir zum

Beispiel nicht nur Kaffeebohnen, sondern gleichzeitig damit eine ganze Menge Wasser, die

für den Anbau des Kaffees gebraucht wird. Für eine Tasse Kaffee werden so ca. 140l

virtuelles Wasser benötigt (Bayrisches Staatsministerium, 2009). Aber nicht nur für

Lebensmittel, auch für die Produktion von Kleidung, technischen Geräten oder Papier ist

virtuelles Wasser nötig.

Quelle:Bayrisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (Hrsg.): Virtuelles Wasser. Verstecktes Wasser auf Reisen. Informationen und Poster für die Umweltbildung. München, 2009.UmweltSchutz: Österreich-Wasser Netto Importeur. Artikel 08/03/2012: www.umweltschutz.co.at/Wasserfussabdruck.283.0.html

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Wasser zum EssenZiel: Die TN wenden das Konzept des virtuellen Wassers konkret an. Sie können einfache

Berechnungen zum virtuellen Wasser durchführen. Sie reflektieren den eigenen Verbrauch

von virtuellem Wasser.

Methode: Rechnen

Dauer: 30 Min.

Material: Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“

Durchführung:

1.Schritt:

Zur Verdeutlichung und dem besseren Verständnis des Konzepts des virtuellen Wassers,

wird nun ein praktisches Beispiel erarbeitet.

Zu Beginn werden die Produkte, die am Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen

Wasserverbrauch“ zu finden sind, für die TN ohne Zahlenangaben an die Tafel

aufgeschrieben. Die TN sollen sich nun aus diesen Produkten einen Snack / ein Essen

zusammenstellen und in der Kleingruppe (2-3 Personen) überlegen, wie hoch der virtuelle

Wasserverbrauch dafür sein könnte.

2. Schritt

Im Anschluss daran erhalten TN das Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“,

das eine Tabelle mit Zahlen zum Verbrauch des Wassers beinhaltet. Jede/r kann sich nun

seinen/ihren Wasserverbrauch in etwa ausrechnen. Als Hilfe können den TN folgende

Hinweise gegeben werden: 1 Scheibe Brot ca. 40g, 1 Scheibe Käse ca. 15g, 1 Scheibe

Wurst ca. 10g, 1 Banane ca. 150g.

Im Plenum wird dann der Wasserverbrauch der einzelnen Mahlzeiten verglichen und

gemeinsam darüber nachgedacht, warum einzelne Produkte für ihre Produktion soviel mehr

an Wasser benötigen als andere.

Zum Abschluss können noch die Zahlen für den durchschnittlichen täglichen Verbrauch von

virtuellem Wasser pro Person in verschiedenen Ländern dieser Welt bekanntgegeben

werden:

Verbrauch von virtuellem Wasser pro Tag und pro Person in19:

China: 2934,2 Liter (10 % importiert)

Deutschland: 3906,8 Liter, (68.8 % importiert) 19 Quelle, wenn nicht anders angegeben: www.waterfootprint.org/?page=cal/waterfootprintcalculator_national

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Jemen: 2468,5 Liter, (75.7 % importiert)

Kolumbien: 3767,1 Liter (19.9 % importiert)

Estland: 4712,3 Liter (51.7 % importiert)

Slowakei: 3657,5 Liter (35.1% importiert)

Österreich: 4378,1 Liter (68.4 % importiert)

USA: 7786,3 Liter (20.2 % importiert)

Zambia: 2523,3 Liter (9,8% importiert)

Globaler Durchschnitt: 3794,5 Liter20

20 www.waterfootprint.org/Reports/Report50-NationalWaterFootprints-Vol1.pdf

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Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“

Lebensmittel

1 kg Brot 1300 Liter1 kg Käse 5.000 Liter 1 Hühnerei 200 Liter1 kg Zucker 1500 Liter 100 g Schokolade 225 Liter1 Glas Orangensaft 170 Liter1 Glas Apfelsaft 190 Liter1 Tasse Tee 30 Liter1 Tasse Kakao 100 Liter1 Tasse Kaffee 140 Liter1 Glas Milch 200 Liter1kg Bananen 859 Liter1 kg Erdbeeren 276 Liter1 Hamburger 2.400 Liter1 kg Rindfleisch ohne Knochen 15.500 Liter1 kg Schweinefleisch 4.800 Liter1 kg Hühnerfleisch 3.900 Liter1 Bier (0,5l) 150 Liter1 Tüte Chips 185 Liter

Konsumgüter1kg normales Papier 2.000 Liter1 kg Recyclingpapier 20 Liter1 PC 20.000 Liter1 Handy 3.000 Liter1 PKW 400.000 Liter1 T-Shirt 2.700 Liter1 Jeans 11.000 Liter 1 Paar Lederschuhe 8.000 Liter

Quelle:www.aktiongrundwasserschutz.de/schulen/schulenvirtuelleswasser/wo-ist-virtuelles-wasser-drin, www.virtuelles-wasser.de/produktgalerie.html, www.waterfootprint.org

Die Angaben sind ungefähre Durchschnittswerte, und können in verschiedenen Tabellen etwas voneinander abweichen. Je nach Anzahl der einberechneten Faktoren kann sich die Zahl erhöhen oder verringern. Auch variiert die Zahl je nach Bewässerungsbedarf, nach Anbauungsgebiet, nach Qualität der Wasserleitungen etc. Es können auch die TN gefragt werden, weshalb ihrer Meinung nach diese Werte variieren.

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Wie viel Wasser steckt in ...Ziel: Die TN lernen Größenordnungen für den Wasserverbrauch von Alltagsprodukten

(insbesondere Lebensmitteln) kennen und es erfolgt eine erste Sensibilisierung für das

Thema nachhaltiger Verbrauch von Ressourcen.

Methode: Ratespiel

Dauer: 30 Min.

Material: Textkarten „Ratespiel Produkte“, Stoppuhr

Durchführung:

Mit den TN wird ein Ratespiel zum Wassergehalt einzelner Produkten durchgeführt. Als

Vorbereitung werden die einzelnen Angaben der Textkarten „Ratespiel Produkte“

geschnitten, sodass 27 Kärtchen mit Produkten und 27 Kärtchen mit Literangaben zur

Verfügung stehen. Je nach TN kann eine Auswahl an Produkten getroffen werden, sodass

nicht mit allen 27 Produkten gespielt wird

Die TN bilden einen Kreis, die auseinandergeschnitten Kärtchen werden in der Mitte bunt

durcheinander gewürfelt aufgelegt. Die TN haben fünf Minuten Zeit, um jedem Produkt eine

Literangabe zuzuordnen. Ein Signal kündigt den Beginn und das Ende an. Die richtigen

Paare werden auf die Seite gelegt und die nächst Runde beginnt. Das Spiel wird solange

durchgeführt bis alle Paare gefunden sind.

Lösungen finden sich am Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“

Anschließend wird das Spiel mit folgenden Fragen ausgewertet:

Was war überraschend?

Was haben wir schon gewusst?

Wie könnte unser Verbrauch an virtuellem Wasser eingeschränkt werden?

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Arbeitsblatt „Ratespiel Produkte“

1 kg Brot 1300 Liter 1 kg Käse

5.000 Liter 1 Hühnerei 200 Liter

1 kg Zucker 1500 Liter 225 Liter

1 Tasse Tee 30 Liter 170 Liter

190 Liter 100 Liter 140 Liter

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1 Glas Milch 200 Liter 859 Liter

1 Tüte Chips 276 Liter 2.400 Liter

1kg Bananen 150 Liter 185 Liter

1 Hamburger 2.000 Liter 20 Liter

1 Bier (0,5l) 1 Handy 1 PC

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1 Jeans 20.000 Liter 3.000 Liter

400.000 Liter 1 PKW 2.700 Liter

11.000 Liter 1 T-Shirt 8.000 Liter

15.500 Liter 4.800 Liter 3.900 Liter

1kg normales Papier 1 kg Erdbeeren

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100 g Schokolade 1 Glas Apfelsaft

1 kg Recyclingpapier 1 Tasse Kakao

1 Paar Lederschuhe 1 Tasse Kaffee

1 Glas Orangensaft

1 kg Rindfleisch ohne Knochen

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1 kg Schweinefleisch

1 kg Hühnerfleisch

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Virtuelles Wasser in BildernZiel: TN setzen sich mit Größenordnungen für den Wasserverbrauch von Alltagsprodukten

auseinander. Sie können Informationen in Grafiken umsetzen.

Methode: Grafik erstellen

Dauer: 30 Min.

Material: Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“, Stifte, Plakat, Lineale, etc.

Durchführung:

Die TN erhalten das Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“ und erarbeiten

in Kleingruppen ansprechende Grafiken, in denen die Informationen plastisch umgesetzt

werden. Es steht ihnen dabei frei, welche Produkte sie dafür auswählen und im

Wasserverbrauch vergleichen. Möglichkeiten sind:

Stabdiagramme: 1cm steht für 10l Wasser (muss je nach ausgewählten Produkten

angepasst werden)

Zu jedem Produkt die entsprechende Zahl an Eimern (1 Eimer steht für 10l)

Anregungen für die grafische Gestaltung erhalten TrainerInnen unter www.google.at unter

der Rubrik Bilder „Virtuelles Wasser“.

Die fertigen Grafiken werden in der Klasse präsentiert und aufgehängt.

Anschließend werden folgende Fragen besprochen:

Wie wirkt die Information, wenn sie grafisch aufbereitet ist? Ändert sich etwas in der

Wahrnehmung?

Was war an den Zahlen überraschend?

Was haben wir schon gewusst?

Wie könnte unser Verbrauch an virtuellem Wasser eingeschränkt werden?

Tipp zur Weiterarbeit: Im Mathematikunterricht kann weiterführend das Umrechnen der

Maße geübt werden.

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Arbeitsblatt „Tabelle zum virtuellen Wasserverbrauch“

Lebensmittel

1 kg Brot 1300 Liter1 kg Käse 5.000 Liter 1 Hühnerei 200 Liter1 kg Zucker 1500 Liter 100 g Schokolade 225 Liter1 Glas Orangensaft 170 Liter1 Glas Apfelsaft 190 Liter1 Tasse Tee 30 Liter1 Tasse Kakao 100 Liter1 Tasse Kaffee 140 Liter1 Glas Milch 200 Liter1kg Bananen 859 Liter1 kg Erdbeeren 276 Liter1 Hamburger 2.400 Liter1 kg Rindfleisch ohne Knochen 15.500 Liter1 kg Schweinefleisch 4.800 Liter1 kg Hühnerfleisch 3.900 Liter1 Bier (0,5l) 150 Liter1 Tüte Chips 185 Liter

Konsumgüter1kg normales Papier 2.000 Liter1 kg Recyclingpapier 20 Liter1 PC 20.000 Liter1 Handy 3.000 Liter1 PKW 400.000 Liter1 T-Shirt 2.700 Liter1 Jeans 11.000 Liter 1 Paar Lederschuhe 8.000 Liter

Quelle:www.aktiongrundwasserschutz.de/schulen/schulenvirtuelleswasser/wo-ist-virtuelles-wasser-drin, www.virtuelles-wasser.de/produktgalerie.html, www.waterfootprint.org

Die Angaben sind ungefähre Durchschnittswerte, und können in verschiedenen Tabellen etwas voneinander abweichen. Je nach Anzahl der einberechneten Faktoren kann sich die Zahl erhöhen oder verringern. Auch variiert die Zahl je nach Bewässerungsbedarf, nach Anbauungsgebiet, nach Qualität der Wasserleitungen etc. Es können auch die TN gefragt werden, weshalb ihrer Meinung nach diese Werte variieren.

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Produktion von Gütern und ihr Wasserverbrauch Ziel: Die TN setzen sich mit der Produktion von Lebensmitteln und Produkten aus ihrem

Alltag auseinander. Dabei wird der Zusammenhang zwischen der Intensität des

Wasserverbrauchs bei der Produktion und der im Land vorhandenen Wasserressourcen

sowie die damit zusammenhängenden Umwelt- aber auch Gesundheitsprobleme

behandelt. Ebenso lernen die TN den Wasserfußabdruck kennen und reflektieren über den

Import von Wasser aus wasserärmeren Regionen.

Methode: Gruppenarbeit, Textbearbeitung, Plakaterstellung

Dauer: 110 Min.

Material: Plakate und Stifte, Buntstifte, 5 Wasserkarten

(http://wasserwerke-sonneberg.de/v4/wasser/wissenswertes/wasser-weltweit.html), 5

Weltkarten (z.B. www.mygeo.info/karten.html), Infotexte „Wasserverbrauch in der

Landwirtschaft“, Klebstreifen, Arbeitsblatt „Der Wasser-Fußabdruck“

Durchführung:

Schritt 1:

Zu Beginn teilt sich die Klasse in fünf Gruppen, die sich jeweils mit einem Produkt

(Baumwolle, Weizen, Kaffee, Soja, Tomaten) auseinandersetzen. Wenn es weniger TN

sind, können auch nur 4 Gruppen gebildet werden. In diesem Fall wird Soja weggelassen.

Alle Personen in der Gruppe erhalten den Infotext zu ihrem Produkt. Zusätzlich erhält jede

Gruppe eine Wasserkarte, auf der die Wassersituation der jeweiligen Länder eingezeichnet

ist (Link siehe oben). Da auf der Wasserkarte keine Ländergrenzen eingezeichnet sind,

erhalten die TN zusätzlich eine Weltkarte. Nachdem sie die Informationen (Text und

Wasserkarten) gelesen haben, bereiten sie diese in der Gruppe nach folgenden

Schwerpunkten ansprechend auf einem Plakat auf:

Anbaubedingungen des Produkts

Anbauländer des Produkts und deren Wassersituation

Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung

Problembereich Umwelt

Folgende Impulsfragen können in der Erarbeitung unterstützend sein. Nicht alle Fragen

sind für alle Gruppen relevant:

Wo wächst dieses Produkt?

Welche klimatischen Voraussetzungen braucht es?

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Wie ist die Wassersituation in den Hauptanbauländern?

Wovon hängt der Wasserverbrauch beim Anbau des Produkts ab?

Gibt es Unterschiede bei den jeweiligen Anbauländern?

Wie lässt sich der Wasserverbrauch bei Lebensmitteln verringern?

Welche Auswirkungen hat der intensive Anbau auf Umwelt und Menschen?

Bei der Gestaltung des Plakats sind Kreativität und Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Abschließend werden die Plakate in der Gruppe präsentiert.

Schritt 2:

Gemeinsam wird nun diskutiert:

Welche Schlüsse lassen sich aus den gemeinsam erarbeiteten Fakten ziehen? Welche

Kernaussagen lassen sich davon ableiten?

Unten stehend finden sich Anregungen für die TrainerInnen:

In wasserarmen Regionen werden Produkte für wasserreiche Regionen produziert.

Das Wasser fehlt teilweise für die Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung

oder für die Anpflanzung von Grundnahrungsmittel für die lokale Bevölkerung

Viele der Exportländer leiden an Wasserknappheit, wie nachhaltig ist also die

knappe Ressource für den Export zu verbrauchen?

Die Landwirtschaft sollte sich – in regenreichen wie regenarmen Gebieten der Welt

– an die jeweiligen ökologischen Bedingungen anpassen und nicht überall die

gleichen cash crops für den Weltmarkt anbauen.

Etc.

Schritt 3:

Die TN teilen sich in Kleingruppen zu je 4-5 Personen. Jede Gruppe erhält das zerschnitte

Arbeitsblatt „Der Wasser-Fußabdruck“ (nicht in der Reihenfolge des Zitats!) und versucht,

die Textzeilen in die richtige Reihenfolge zu bringen, sodass der Text einen Sinn ergibt.

Gemeinsam wird das Konzept des Wasser-Fußabdrucks besprochen.

Abschließend können folgende Fragen in der Gruppe diskutiert werden:

Welche Produkte kaufe ich am liebsten? Sind dabei viele importiert?

Sehr viel virtuelles Wasser fällt bei der Produktion von Fleisch an. Wie oft esse ich

Fleisch in der Woche?

Was müsste passieren, damit ich mein Verhalten verändere?

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Der Wasser-Fußabdruck „Der Wasser-Fußabdruck ist die Weiterentwicklung des virtuellen Wasser-Konzeptes. Man

geht davon aus, dass von den 5000 Litern virtuellen Wassers, das wir verbrauchen, die

Hälfte importiert wurde. Der Wasser-Fußabdruck will eine Wasserbilanz zwischen den

Ländern herstellen. Die Idee, die dahinter steckt ist, dass Länder, die sowie schon an

Trockenheit leiden, weniger Wasser exportieren sollen. Aber es sind gerade diese Länder,

die Kaffee, Reis oder Baumwolle wasserintensiv anbauen. In so genannten

Entwicklungsländern wird viel Wasser für die Herstellung von Waren für den Export in die

Industrieländer verbraucht, das den Menschen vor Ort und der heimischen Landwirtschaft

dann fehlt.“

www.planet-wissen.de/natur_technik/wasser/wasserversorgung/virtuelles_wasser.jsp

Der/die TrainerIn kann am Schluss auch auf das Konzept des ökologischen Fußabdrucks

hinweisen. Um herauszufinden, wie groß die eigenen Wasserfußabdrücke sind, können TN

ihren eigenen Wasserfußabdruck ermitteln.

Auf www.waterfootprint.org wird eine kurze und eine lange Variante in Englisch angeboten.

Die kurze Variante berücksichtigt Herkunft, Geschlecht, Essgewohnheiten und Einkommen.

Die längere Variante bezieht auch die Konsum- und Lebensgewohnheiten mit ein.

(ca. 20 Min.)

Hier kann auch ein Vergleich mit einer fiktiven Person z.B. in Indien gemacht werden.

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Arbeitsblatt „Der Wasser-Fußabdruck“

„Der Wasser-Fußabdruck ist die Weiterentwicklung des virtuellen

Wasser-Konzeptes. Man geht davon aus, dass von den 5000

Litern virtuellen Wassers, das wir verbrauchen, die Hälfte importiert wurde. Der Wasser-Fußabdruck

will eine Wasserbilanz zwischen den Ländern

herstellen. Die Idee, die dahinter steckt ist, dass

Länder, die sowie schon an Trockenheit leiden, weniger

Wasser exportieren sollen. Aber es sind gerade diese Länder, die Kaffee, Reis oder Baumwolle wasserintensiv

anbauen. In den Entwicklungsländern wird viel Wasser für die Herstellung

von Waren für den Export in die Industrieländer verbraucht, das den

Menschen vor Ort und der heimischen Landwirtschaft dann fehlt.“

Quelle: www.planet-wissen.de/natur_technik/wasser/wasserversorgung/virtuelles_wasser.jsp

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WASSERVERBRAUCH LANDWIRTSCHAFT

Baumwolle

Baumwolle ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Neben unserer Kleidung wird daraus unter anderem auch Verbandsmaterial und sogar Sprengstoff hergestellt. Zu den wichtigsten Anbauländern von Baumwolle zählen die USA, Usbekistan, China, Indien, die Türkei und Pakistan und Brasilien. Baumwollpflanzen sind sehr anspruchsvoll, brauchen viel Sonne, möglichst gleichmäßige warme Temperaturen und viel, viel Wasser. Im Durchschnitt braucht man für die Ernte von 1kg Baumwolle ca. 9300 Liter Wasser. Da ist das Wasser, das im weiteren Verlauf für die Herstellung von Kleidung und anderen Produkten benötigt wird, noch gar nicht mitgerechnet. Zusätzlich gibt es in vielen Ländern das Problem, dass bei künstlicher Bewässerung das Wasser gar nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, sondern gleich verdunstet. Auch sind die Leitungen, in denen das Wasser auf das Feld transportiert wird, oft undicht und es geht wertvolles Wasser verloren. Dies betrifft nicht nur die Baumwolle, sondern alle Felder, die künstlich bewässert werden. Während in Indien mehr als die Hälfte des verwendeten Wassers Regenwasser ist, muss in trockeneren Gebieten wie Usbekistan, Ägypten oder Türkei zusätzlich bewässert werden. Dazu wird das Wasser aus Flüssen und Seen abgeleitet oder mit Pumpen aus der Erde heraufgepumpt. Intensive Bewässerung führt dazu, dass Flüsse und Seen austrocknen und der Grundwasserspiegel sinkt. Dies ist zum Beispiel in Usbekistan der Fall, wo für den Anbau von Baumwolle Wasser aus dem Aralsee entnommen wird. Dieser See ist mittlerweile bis zur Hälfte geschrumpft und hat teilweise eine Salzwüste entstehen lassen. Aufgrund der Austrocknung verlieren immer mehr Landwirte und Fischer ihre Lebensgrundlage und sind arbeitslos. Da in Österreich, Deutschland, Slowenien und Estland keine Baumwolle wächst, muss sämtliche Baumwolle importiert werden. Bedenkt man, wie viel Kleidung aus Baumwolle in Österreich gekauft wird, ist das eine ganze Menge an Wasser, die nach Österreich importiert wird. Ein weiteres Problem beim Anbau von Baumwolle sind die Chemikalien und Düngemittel, die auf den Baumwollfeldern versprüht werden. Sie sollen den Befall von Schädlingen vorbeugen oder das Laub der Pflanzen entfernen, damit sie einfacher mit der Maschine geerntet werden können. Diese Schadstoffe gelangen in den Boden und von dort in das Grundwasser und Flüsse in der Region. Dieser massive Einsatz von giftigen Pestiziden und Insektiziden hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die Gesundheit der dort lebenden Bevölkerung.

Quellen: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser versteckt im Einkaufskorb. Für die Sekundarstufe 1. Band 74. Bonn, 2008Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser. Band 75. Weniger Wasser im Einkaufskorb. Bonn, 2011.Bayrisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (Hrsg.): Virtuelles Wasser. Verstecktes Wasser auf Reisen. Informationen und Poster für die Umweltbildung. München, 2009.www.modeaffaire.de/magazin/hintergrundartikel/bio-baumwolle-wasserverbrauch/www.oeko-fair.de/kleiden-schmuecken/baumwolle/verwendung3

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Weizen

Weizen wird auf allen Kontinenten angebaut, wobei die Bedingungen für den Anbau nicht in allen Ländern gleich gut sind. Zu den größten Anbauländern zählen China, Indien, USA, Russland, Frankreich und Australien.Im weltweiten Durchschnitt benötigt man für die Produktion von 1kg Weizen 1.826 Liter Wasser. In Deutschland, Österreich oder Frankreich, wo ein gemäßigtes Klima mit ausreichend Regenfällen herrscht, wird für den Anbau von Weizen jedoch weniger Wasser benötigt. Hier ist der Anbau auch ohne zusätzliche Bewässerung möglich. In anderen Ländern wie China, Australien oder dem Iran ist der Weizenanbau großteils nur durch zusätzliche künstliche Bewässerung möglich ist. In Gegenden mit wenig Wasser führt intensive Bewässerung dazu, dass Flüsse und Seen austrocknen und der Grundwasserspiegel sinkt, da das Wasser hier weggenommen wird. Dies bedeutet für die lokale Bevölkerung oftmals, dass nicht genug Wasser für ihren Bedarf (trinken, Landwirtschaft, etc.) vorhanden ist.

Weizen wird in der ganzen Welt importiert und exportiert. Zum Beispiel kaufen auch Deutschland und Österreich Weizen aus dem Ausland zu, obwohl im Land eine große Menge hergestellt wird und auch Weizen exportiert wird. Weizen ist nicht nur ein wichtiges Grundnahrungsmittel, sondern spielt auch eine große Rolle in der Tierzucht. Er ist ein wichtiges Futtermittel und wird in großen Mengen an Kühe, Schweine und Hühner verfüttert. ExpertInnen plädieren unter anderem auch daher für eine Veränderung unserer Ernährungsgewohnheiten: Weizen statt Fleisch lautet die Devise, um dem Wassermangel in aller Welt zu begegnen.

Aber auch für den sogenannten Agro-Sprit, also Treibstoff aus Pflanzen, wird neben Raps, Mais, Zucker und Soja auch Weizen verwendet. Für den zusätzlichen Bedarf an Weizen sind daher zusätzliche Anbauflächen und damit auch mehr Wasser nötig. Je nach Situation im Land könnte aber die Bevölkerung sowohl Land als auch Wasser für die eigene Versorgung brauchen.

Quellen:Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser. Band 75. Weniger Wasser im Einkaufskorb. Bonn, 2011.Bayrisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (Hrsg.): Virtuelles Wasser. Verstecktes Wasser auf Reisen. Informationen und Poster für die Umweltbildung. München, 2009.www.fao.orgwww.statistik.at

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Kaffee

Kaffee ist eines der Güter, die einen sehr hohen Wasserabdruck hinterlassen. So braucht man für die Herstellung von 1kg Röstkaffee 21.000 Liter Wasser. Das entspricht ca. 140 Litern Wasser für eine Tasse Kaffee. Die Kaffeesträucher wachsen in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde, im Idealfall in tropischen Höhenlagen. Sie brauchen Durchschnittstemperatur zwischen 18 bis 25 °C, gute Bodenverhältnisse, reichlich Niederschlag und möglichst keine direkte Sonneneinstrahlung.

Die wichtigsten Kaffeeproduzenten weltweit 2010 waren Brasilien, Vietnam, Indonesien und Kolumbien. Nach Österreich und Deutschland kam der meiste Kaffee aus Vietnam gefolgt von Brasilien. In den meisten Anbauregionen kommt der Kaffeeanbau mit Regenwasser aus, wodurch sein Anbau keine großen negativen Auswirkungen auf die Wasserversorgung des Landes hat. Jedoch wird vor allem in Brasilien auch Kaffee in niedriger gelegenen und trockeneren Gebieten angebaut. Hier ist eine künstliche Bewässerung notwendig, die sich negativ auf die Wasserbilanz auswirkt. Weiter sind die Pflanzen auf konventionellen Kaffeeplantagen in Monokultur oft der prallen Sonne ausgesetzt und brauchen daher auch mehr Wasser. Daher kann man als KonsumentIn durch die Auswahl u.a. der Herkunft des Kaffees seinen persönlichen Wasserabdruck beeinflussen. Auch die Art der Bohne sagt etwas über den Wasserverbrauch aus. So benötigt die in höher gelegenen Gegenden wachsende Arabica-Bohne weniger Wasser und kommt meist ohne künstliche Bewässerung aus. Im Gegensatz wächst die Robusta-Bohne in tiefer gelegenen Gebieten, braucht aber viel Feuchtigkeit und muss tendenziell mehr bewässert werden.

Konsumiert wird der Kaffee übrigens mehrheitlich in den industrialisierten Ländern. Mit 8 kg Kaffee pro Kopf pro Jahr – das sind rund 3 Tassen pro Tag – sind die ÖsterreicherInnen beim Kaffeeverbrauch „EuropameisterInnen“. Eine Ausnahme spielt Brasilien, es ist nicht nur der größte Produzent und Exporteur von Kaffee, sondern auch nach den USA an zweiter Stelle im Konsum von Kaffee.

Quellen: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser. Band 75. Weniger Wasser im Einkaufskorb. Bonn, 2011.Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser versteckt im Einkaufskorb. Band 73. Bonn, 2008www.uni-oldenburg.de/fileadmin/user_upload/biologie-geoumwelt/zenario/Abschlussarbeiten/Puenjer_BA_2011.pdfwww.kaffeeteeverband.atwww.fao.org

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Soja

Das eiweißhaltige Soja wird hauptsächlich in Brasilien angebaut, auf einer Fläche, die so groß wie Frankreich und Portugal zusammen ist. Jährlich produziert Brasilien vor allem im Süden und Osten des Landes 58 Millionen Tonnen Soja und exportiert mehr als die Hälfte davon nach Japan, China und Europa. Auch das Nachbarland Argentinien und die USA sind wichtige Anbauländer für Sojabohnen.

Soja wird vor allem als Futtermittel für Vieh verwendet. Das heißt schon alleine die Herstellung des Futters für Schwein, Rind und Geflügel braucht eine große Menge an Wasser. Ein Beispiel: Für die Produktion von 1 kg Rindfleisch werden 15.500 Liter Wasser verbraucht. 15.300 Liter davon fallen nur für das Futter an. So gehen jedes Jahr riesige Mengen an Wasser in Form von Soja ins Ausland.

Obwohl in der EU genmanipulierter Soja nicht angebaut werden darf, werden jährlich Tonnen an Sojaschrot aus gentechnisch veränderten Pflanzen als Tierfutter importiert. Der Vorteil von genmanipulierten Pflanzen ist, dass sie auch gegen besonders aggressive Pestizide resistent sind, die alle Pflanzen vernichten. Kommen diese Pestizide zum Einsatz - und das tun sie in der Sojaproduktion in Lateinamerika – bleibt also nur die Sojapflanze und das Pestizid übrig. Die giftigen Pestizide versickern im Boden und gelangen ins Grundwasser. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen für die Umwelt und die Menschen, die das verseuchte Wasser verwenden.

Neben dem Wasserverbrauch von unvorstellbaren 290.000 Milliarden Liter jährlich für die Produktion von Soja ist auch die Nutzung der Anbaufläche problematisch, da für den neuen Anbau von industriellem Soja große Flächen an Regenwald gerodet, das heißt vernichtet werden. Kleinbauern aus der Region haben gegen die Konkurrenz der Großindustriellen meist keine Chance auf dem Land zu überleben.

Quellen: Bayrisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (Hrsg.): Virtuelles Wasser. Verstecktes Wasser auf Reisen. Informationen und Poster für die Umweltbildung. München, 2009.www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie_Sojaboom_in_deutschen_Staellen.pdf

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Tomaten

Tomaten kann man heutzutage das ganze Jahr über kaufen. Im Winter müssen sie dafür aus wärmeren Gegenden importiert werden, denn die Tomate braucht zum Reifen viel Wärme und Sonne. Ein großer Teil kommt aus einer kleinen Region in Südspanien. Almeria ist zum Gewächshaus Europas geworden. Früher war es eine der ärmsten Regionen Spaniens, heute hat die Region das höchste Prokopfeinkommen. Doch das hat einen hohen Preis! Kilometerweit sieht man nichts als „Gewächshäuser“ aus Plastik – ein richtiges Plastikmeer. Künstliche Bewässerung ist nötig um in der warmen und trockenen Gegend die Tomaten gedeihen zu lassen. Dafür muss immer tiefer in der Erde nach Wasser gebohrt werden. Der Grundwasserspiegel geht immer weiter zurück und die Belastung der Umwelt ist enorm. Die unglaublichsten Projektideen werden kreiert, um Wasser aus anderen Teilen des Landes dorthin zu leiten. Zudem wird die meiste Arbeit (Pflücken, Verpacken etc.) von MigrantInnen, die hauptsächlich aus afrikanischen Ländern nach Spanien geflüchtet sind, geleistet. Die Menschen arbeiten hier unter prekären Verhältnissen, ohne jegliche Rechte und für einen geringen Lohn. Auch Dosentomaten, Tomatenmark oder passierte Tomaten im Tetra-Pack kommen meist aus südlichen, regenärmeren Ländern.Tomaten aus Mitteleuropa haben einen geringeren Wasserverbrauch, als Tomaten aus wärmeren Anbaugebieten am Mittelmeer, wie etwa Spanien oder Italien. So brauchen 1kg Tomaten aus den Niederlanden nur ca. 10 Liter Wasser, 1kg Tomaten aus Südspanien im Schnitt 85 Liter und aus Ägypten sogar 230 Liter Wasser. In der Region Apulien, im südlichen Italien, wird für den Anbau von Tomaten mehr Grundwasser genutzt als für die Umwelt gut ist und so gelangt Salzwasser in die Grundwasserleitungen. Im nördlichen Italien gibt es jedoch mehr Niederschlag und somit können die Tomaten natürlich bewässert werden.Kauft man in der kalten Jahreszeit Tomaten aus Österreich oder Deutschland, kommen diese meist aus dem Gewächshaus, wo wiederum viel Energie für die Beheizung und die Beleuchtung verbraucht wird und der CO2-Verbrauch für den Anbau recht groß ist.

Quellen:Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser. Band 75. Weniger Wasser im Einkaufskorb. Bonn, 2011.Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Virtuelles Wasser versteckt im Einkaufskorb. Band 73. Bonn, 2008

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Wasser – ein knappes Gut

„Der weltweite Wasserverbrauch hat sich zwischen 1930 und 2000 etwa versechsfacht.

Hierfür sind die Verdreifachung der Weltbevölkerung und die Verdoppelung des

durchschnittlichen Wasserverbrauchs pro Kopf verantwortlich. Seit dem Jahr 2000 erhöht

sich die Bevölkerungszahl jedes Jahr um gut 79 Millionen Menschen. Verbunden mit

ökonomischem Wachstum, zunehmender Verstädterung und der Verbreitung von

verbrauchsintensiven Lebensstilen erhöht das Bevölkerungswachstum die

Wassernachfrage um 50 bis 64 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.

In Verbindung mit räumlichen und zeitlichen Schwankungen der Wasserverfügbarkeit hat

die steigende Wasserentnahme zur Folge, dass Wasser in sehr vielen Nutzungsbereichen

knapp wird. Offensichtlich wird diese Knappheit, wenn Flüsse weniger Wasser führen, Seen

austrocknen und vielerorts der Grundwasserspiegel sinkt.

Parallel zur steigenden Entnahme werden die Süßwasservorkommen durch den

Klimawandel und die Verschmutzung weiter verringert. Die UNESCO geht davon aus, dass

täglich etwa zwei Millionen Tonnen Abfälle in Vorflutern abgelagert werden. Schätzungen

gehen von einer globalen Abwasserproduktion von etwa 1.500 km³ aus. Unter der

Annahme, dass 1 Liter Abwasser 8 Liter Süßwasser verunreinigen kann, könnte sich die

aktuelle Abwasserbelastung auf bis zu 12.000 km³ weltweit belaufen. Gleichzeitig gelangen

nach Angaben der UNESCO in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten mehr als 80

Prozent des Abwassers unbehandelt in Flüsse, Seen und Meere.

Mitte dieses Jahrhunderts werden im schlimmsten Fall sieben Milliarden Menschen in 60

Ländern und im günstigsten Fall zwei Milliarden Menschen in 48 Ländern von

Wasserknappheit betroffen sein. Trotz der knappen Verfügbarkeit bleiben viele

Einsparmöglichkeiten – bessere Bewässerungstechnik, Anbau angepasster Erzeugnisse,

achtsames Konsumverhalten und Vermeidung der Trinkwassernutzung im Agrarsektor –

ungenutzt.“21

21 Quelle: www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52730/wasserverbrauch96

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Das WeltspielZiel: Die TN erkennen Zusammenhänge zwischen Bevölkerungszahl, Einkommen und

Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Sie lernen statistische Zahlen zu

diesen Bereichen – wenn auch vereinfacht – darzustellen und zu begreifen.

Methode: Aufstellung

Dauer: 50 Min.

Material: Für Schritt 1 und 2 pro Kontinent 1 Blatt Papier mit deren Namen: Afrika, Asien,

Europa inkl. Russische Föderation, Lateinamerika & Karibik, Ozeanien, Nordamerika;

Pralinen (möglichst Faire Trade) in gleicher Anzahl wie TN; für Schritt 3 - 5 je 1 Blatt Papier

mit dem Namen folgender Regionen: entwickelte Länder, Lateinamerika & Karibik, Asien

(inkl. Russland), Afrika und Ozeanien; Datenblatt „Zahlen zum Weltspiel“ (Auf dem

Datenblatt ist die Aufstellung in 5er Schritten angegeben. Bei einer dazwischen liegenden

TN-zahl muss die Verteilung für Bevölkerung und Einkommen ausgerechnet werden)

Durchführung:

Diese Methode ist nur mit einer Mindestgruppengröße von 10 Personen durchführbar. Ideal

ist eine Gruppengröße von 20 Personen aufwärts.

Das Weltspiel ermöglicht es, statistische Zahlen zu Weltbevölkerung, Verteilung von

Einkommen sowie Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen – wenn auch

vereinfacht – darzustellen und zu begreifen.

Zu Beginn dieses Spiels werden die TN über Inhalt und Intention des Spiels informiert.

Danach werden die TN um ihre Einschätzung zur „Ressourcenverteilung“ (Bevölkerung,

Einkommen, Zugang zu Trinkwasser, Zugang zu sanitären Einrichtungen) innerhalb der

Regionen gebeten (siehe die einzelnen Schritte des Spiels). Um den TN den Start ein

wenig zu erleichtern, ist es gut, in jeder Runde mit Westeuropa zu beginnen, da sie dazu

am ehesten Vorstellungen im Kopf haben.

1. Schritt: Verteilung der Weltbevölkerung

Die im Vorfeld vorbereiteten Schilder mit den Namen der Kontinente werden im Raum

verteilt. Die TN einer Klasse stellen die gesamte Weltbevölkerung dar, die Anzahl der TN

entspricht 100 Prozent der Weltbevölkerung.

Die TN schätzen nun die Verteilung der Weltbevölkerung nach Kontinenten und stellen sich

gemäß ihrer Schätzung auf die am Boden verteilten Kontinente. Nun werden sie gefragt, ob

sie alle mit der Verteilung einverstanden sind. Wenn nicht, wird miteinander diskutiert und

korrigiert. Danach wird die richtige Verteilung der Weltbevölkerung anhand des

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Verteilungsschlüssels bekannt gegeben (siehe Datenblatt „Zahlen zum Weltspiel“) und

korrigiert.

Nun erhalten die TN die Möglichkeit kurz zu dieser Aufteilung Stellung zu beziehen (Was

hat sie überrascht? etc.)

Die TN bleiben als „VertreterInnen“ der Kontinente auf den Plätzen stehen.

2. Schritt: Verteilung des Welteinkommens

Als nächstes sollen die TN erraten, wie das Welteinkommen (in unserem Fall gemessen

anhand des BIP) auf die einzelnen Kontinente verteilt ist. Die zur Verfügung stehenden

Pralinen (1 Stück pro TN) stellen 100% des Welteinkommens dar und werden von den TN

den einzelnen Kontinenten zugeordnet.

Nach einer kurzen Nachfrage, ob alle damit einverstanden sind, wird wieder der

Verteilungsschlüssel (siehe Datenblatt „Zahlen zum Weltspiel“) bekannt gegeben und

miteinander korrigiert. Die TN werden gebeten spontane Äußerungen zu den festgestellten

und selbst erlebten Ungleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens zu äußern

(mögliche Reaktionen wie Forderungen, Wut, Ohnmacht u.ä.; Ursachen).

Es folgt eine kurze Erklärung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Informationen dazu finden

sich weiter unten.

3. Schritt: Zugang zu sauberen Trinkwasser

Als nächstes sollen die TN schätzen, wie viele Menschen auf einem Kontinent keinen

Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Da hier aufgrund der verfügbaren Daten die

Kontinentaufteilung anders ist (entwickelte Länder zusammengefasst, Russland zu Asien

gezählt), werden die Blätter mit den Kontinentbezeichnungen für Trinkwasser und

Sanitäreinrichtungen aufgelegt (zu jenen Kontinentblättern, die ihnen in etwa entsprechen)

und die Unterschiede kurz erklärt. Nun schätzen die TN für jeden Kontinent, wie viel

Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Die geschätzte

Zahl wird auf den Kontinentblättern vermerkt. Nach einer kurzen Nachfrage, ob alle damit

einverstanden sind, wird wieder der Verteilungsschlüssel (siehe Datenblatt „Zahlen zum

Weltspiel“) bekannt gegeben und die Schätzung auf den Kontinentblättern korrigiert.

Achtung: Die Zahlen zu Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen beziehen sich

auf das Jahr 2011!

Im Anschluss erhalten die TN wieder die Möglichkeit sich zum Ergebnis zu äußern.

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4. Schritt: Auswertung sauberes Trinkwasser

Die TN werden gefragt, was ihrer Meinung nach wichtige Gründe für diesen fehlenden

Zugang sind. Eine weitere Frage könnte sich auf den Zugang zu sauberem Wasser in

Afrika beziehen: Denken sie, dass dieses Problem sich in ganz Afrika mit der gleichen

Dringlichkeit stellt oder sich schwerpunktmäßig auf eine Region bezieht? Ebenso kann

gefragt werden, ob sie glauben, dass es diesbezüglich einen Unterschied zwischen Stadt

und Land gibt.

Insgesamt hatten im Jahr 2011 (letzten verfügbaren Zahlen in diesem Zusammenhang)

rund 768 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser. Dies

entsprach 11% der Weltbevölkerung. Es hat sich in diesem Bereich in den letzten 10-20

Jahren allerdings sehr viel getan, vor allem in Indien und China.

Es soll bei der Auswertung noch darauf hingewiesen werden, dass der Zugang zu Wasser

aber auch innerhalb der Kontinente nicht einheitlich ist. So haben in Nordafrika etwa nur

6% keinen Zugang, während es im subsaharischen Afrika 37% sind. Auch ist der Zugang in

der Stadt viel besser als am Land (in Ozeanien haben in der Stadt 5% keinen Zugang zu

sauberem Trinkwasser, aber am Land sind es 55%)22.

Anschließend wird darauf hingewiesen, dass es sowohl fehlendes Wasser, als auch

fehlende Infrastruktur (Leitungen, Pumpen, Stauseen etc.) sind, die den Zugang zu Wasser

schwierig machen. Weiter können ökonomisch entwickeltere Staaten auf

Wasserressourcen in anderen Ländern zurückgreifen und Wasser in Form von virtuellem

Wasser importieren.

5.Schritt: Zugang zu Sanitäreinrichtungen

Analog zu Schritt 3 kann nun noch der Zugang zu Sanitäreinrichtungen betrachtet werden.

Hier sollten die TN in der Diskussion auch überlegen, warum der Zugang zu

Sanitäreinrichtungen so wichtig ist (Sauberes Trinkwasser und fehlende sanitäre

Einrichtung sind Hauptursachen für hohe Kindersterblichkeit und viele Krankheiten).

Abschließend wird das „Welteinkommen“ gerecht verteilt und jede/r erhält eine Praline.

22 Nähere Infos zu Zahlen und deren Interpretation unterhttp://apps.who.int/iris/bitstream/10665/81245/1/9789241505390_eng.pdf und www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52696/trinkwasser-und-sanitaereinrichtungen

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100AFRIKA100

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101ASIEN101

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102EUROPA und

die RUSSISCHE FÖDERATION

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LATEIN- AMERIKA und

KARIBIK

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104OZEANIEN104

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NORD- AMERIKA

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Entwickelte Länder

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107

LATEIN-AMERIKA &

KARIBIK107

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108ASIEN mit RUSSLAND

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AFRIKA

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110OZEANIEN (ohne Australien)

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Informationen für TrainerInnen zum BIP (Bruttoinlandsprodukt)

Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt (Abk.: BIP) ist ein gängiges Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft und meint die Gesamtheit aller in einer Volkswirtschaft erbrachten Waren und Dienstleistungen

Wirtschaftsleistung und WohlstandDie Aussagekraft des BIPs bezüglich Wohlstand und Lebensqualität der Menschen in einer Volkswirtschaft ist ungenau, da folgende Faktoren nicht oder nur annäherungsweise mitberechnet werden:

Der gesamte informelle Sektor Unbezahlte Aktivitäten (Versorgungsarbeit innerhalb der Familie, Hausarbeit,

Heimwerken, Kinder- und Altenbetreuung, Ehrenamtlichkeit etc.) Die Einkommens- und Vermögensverteilung Wohlfahrtsstaatliche Sicherungssysteme (Gesetzliche Rentenversicherung,

Krankenversicherung, Pflegeversicherung) Weitere Faktoren z.B. sozialer Frieden, Luftqualität, Erholungsgebiete Die ökologischen Kosten unseres Wirtschaftens

Was aber das BIP und den HDI in den Industriestaaten sehr wohl erhöht, sind die Kosten, die entstehen für Alters- und Kinderbetreuung, Operationen, Überschwemmungen, bei Unfällen jeglicher Art etc. Ein weiterer Aspekt, der bei dem Spiel ausgeblendet wird, ist die Verteilungsfrage innerhalb der Kontinente in sozialer Hinsicht (zwischen Armen und Reichen in einem Land) und zwischen den Staaten innerhalb der Kontinente.

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Zahlen zum Weltspiel

WeltbevölkerungKontinent Gesamt in Mio % 10TN 15 TN 20 TN 25 TN 30 TNEuropa u. Russland 740,00 10,37 1 2 2 3 3Nordamerika 352,00 4,93 0 1 1 1 1Lateinamerika & Karibik 606,00 8,49 1 1 2 2 3Asien 4.302,00 60,27 6 9 12 15 18Afrika 1.100,00 15,41 2 2 3 4 5Australien und Ozeanien 38,00 0,53 0 0 0 0 0Welt 7.138,00 100 10 15 20 25 30

Quelle: vom 29.07.2014 (bezogen auf Mitte 2013) http://www.weltbevoelkerung.de/datenreport

Welteinkommen (errechnet aus dem BIP)Kontinent Gesamt in Mrd. $ % 10TN 15 TN 20 TN 25 TN 30 TNEuropa u. Russland 21.987,00 30,74718 3 5 6 8 9Nordamerika 16.831,00 23,5369 2,5 4 5 6 7Lateinamerika & Karibik 5.614,00 7,85076 1 1 1 2 2,5Asien 23.528,00 32,90215 3,5 5 7 8 10Afrika 1.880,00 2,62904 0 0 1 1 1Australien und Ozeanien 1.669,00 2,333972 0 0 0 0 0,5Welt 71.509,00 100 10 15 20 25 30

Quelle: vom 22.11.2012 (bezogen auf 2011) http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2012/02/index.htm

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Wie viel % der Bevölkerung auf jedem Kontinent ohne Zugang zu Trinkwasser:Kontinent %Entwickelte Länder

1,00% Jede/r 100Lateinamerika & Karibik

6,00% Jede/r 17.Asien (inkl. GUS)

9,5% Jede/r 10Afrika

32,30% Jede/r 3.Ozeanien

44,00% Jeder 2.Welt 11,00%

 Jerde/r 9.

Wie viel% der Bevölkerung auf jedem Kontinent ohne Zugang zu sicheren SanitäreinrichtungenKontinent %entwickelte Länder 4,00% Jeder 25.Lateinamerika & Karibik 18,00% Jeder 5,5Asien (inkl. GUS) 41,80% fast jede/r 2,5.Afrika 60,00% fast jede/r 2.Ozeanien 64,00% fast jede/r 1,5.Welt 36,00% fast jede/r 3.

Kein Zugang zu sicheren Sanitäreinrichtungen bedeutet zwischen mehreren Häusern geteilte Toiletten, die Menschen nicht vor dem Kontakt mit Exkrementen schützen oder wenn gar keine Toiletten vorhanden sind.

Quelle: WHO/Unicef: Progress on Drinking Water and Sanitation, 2013 update - Zahlen bezogen auf 2011

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Wasserknappheit in meinem LebenZiel: Die TN versetzen sich in die Lage einer Person, die nur wenig Wasser in ihrem

Leben zur Verfügung hat. Sie üben Empathie.

Methode: kreatives Arbeiten

Dauer: 30 Min.

Material: Buntstifte, Plakate etc.

Durchführung:

Die TN überlegen sich allein oder in Gruppenarbeit folgende Fragen:

Was hätte es für Auswirkungen auf dein Leben, wenn du nur schwer Zugang

zu Wasser hättest?

Was würde dies für dein tägliches Leben bedeuten?

Denke dabei an deinen täglichen direkten und indirekten Gebrauch. Erstelle dazu

ein Mind-Map, ein Plakat mit Piktogrammen, einen Tagebucheintrag oder einen

Zeitungsartikel oder ein Bild. Je nach Vorwissen der TN kann hier von der/die

TrainerIn eine Aktivität gewählt werden.

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Wasser: Ware oder MenschenrechtZiel: Die TN setzen sich mit dem Thema Wasser als Ware oder als Menschenrecht

anhand von Wasserflaschen auseinander. Sie setzen sich diesbezüglich mit

Konzernstrategien, mit Umwelt- und Menschenrechtsthemen auseinander.

Methode: Film, Diskussion, Rollenspiel

Dauer: 145 Min.

Material: Kreppband zur Markierung der Linie, Internet, Beamer und Lautsprecher,

Rollenkarten, Infotext „Wasser in Plastikflaschen“

Durchführung:

Schritt 1: Mein Verbrauch von Plastikflaschen (15 Min.)

In der Klasse wird mit dem Kreppband eine Linie aufgelegt. Die TN überlegen, wie

viele Getränkeplastikflaschen sie pro Monat „konsumieren“. Anschließend werden

sie gebeten sich anhand der Linie aufzustellen. Diese reicht von 0 Flaschen im

Abstand von fünf bis zu 30 Flaschen. Wenn alle auf der Linie stehen, erklärt jede

Person den Grund, warum sie Plastikflaschen verwendet (gerade unterwegs und

nichts zu trinken dabei, Softdrinks, Ausflug etc.). Die Gründe werden von dem/der

TrainerIn auf der Tafel vermerkt.

Schritt 2: „The story of bottled water“ (30 Min.)

Gemeinsam wird der Film „The story of bottled water“ in Englisch angeschaut:

www.storyofstuff.org/movies-all/story-of-bottled-water

Inhalt: The Story of Bottled Water zeigt anhand der Wasserflaschenindustrie, wie

künstlich Nachfrage erschaffen wird. Provokativ und bisweilen auch etwas plakativ

fordert der Film zum Trinken von Leitungswasser und zu einem nachhaltigen

Umgang mit der Ressource Wasser auf – aus ökologischen, ökonomischen und

sozialen Gründen.

Es werden Untertitel in verschiedenen Sprachfassungen geboten. Rechts im

Filmbild befindet sich ein Viereck mit CC, bei Anklicken erscheinen Untertitel in

verschiedenen Sprachfassungen.

Anschließend werden folgende Fragen besprochen:

Wie hat euch der Film gefallen?

Was war neu für euch? Was wusstet ihr schon?

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Hat euch etwas besonders überrascht?

Warum haben Menschen überhaupt angefangen Wasser in Plastikflaschen

zu kaufen?

Spricht Annie nur lokale Probleme in der USA an oder auch globale? Wenn

ja, welche?

Für was setzt sie sich ein? Was ist das Plädoyer des Films?

Was für Lösungsvorschläge bringt sie?

Schritt 3: Podiumsdiskussion zum Thema „Wasser: Ware oder Menschenrecht“ (100

Min.)

Mit den TN wird eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wasser: Ware oder

Menschenrecht“ durchgeführt. Konkret wird es anhand des weltweiten Geschäfts mit

Flaschenwasser diskutiert. In der Diskussion sollen die unterschiedlichsten Aspekte

des Themas Flaschenwasser anhand von vier Themenblöcken beleuchtet werden.

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn?

Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus?

Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?

Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

Am Schluss geben alle DiskutantInnen ein Abschlussstatement zu der Frage: Wem

gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

Die TN bilden fünf Gruppen mit folgenden Rollen: Moderation, Konzernvertreter/in,

Umweltschützer/in, Menschenrechtler/in, Wasserberater/in. Jede Gruppe erhält ihre

Rollenbeschreibung mit der Fragestellung und unterschiedlichen Argumenten sowie

den kurzen Infotext „Wasser in Plastikflaschen“.

Die Gruppe hat 40 Min. Zeit, um die Texte zu lesen, die Themen und Argumente

vorzubereiten und sich auf ihre Rolle einzustimmen. Zur Vereinfachung: Die

Statements auf den Rollenkarten können von den TN ausgeschnitten und den

jeweiligen Themenblöcken zugeordnet werden.

Jede Gruppe entsendet eine/n Vertreter/in in die Diskussion und die

Diskussionsregeln werden erklärt. Zur Erinnerung können sie auch auf die Tafel

geschrieben werden.

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Während der ganzen Diskussion gelten folgende Regeln:

Es darf niemand unterbrochen werden.

Man hört den anderen zu.

Man geht auf die Argumente der anderen DiskutantInnen ein.

Man behandelt sich respektvoll.

Die Moderation beginnt die Diskussion und dann wird zu den vier Fragen diskutiert.

Während des Diskussionsverlaufs gibt es nach jedem Themenblock allerdings die

Möglichkeit, die DiskutantInnen durch ein anderes Mitglied der Gruppe

auszutauschen. Die ZuschauerInnen beobachten die Diskussion und machen sich

folgenden Fragen Notizen:

Stellen die SpielerInnen ihre Rolle überzeugend dar?

Welche Argumente werden vorgebracht?

Sind die Argumente überzeugen?

Werden die Interessen der Person deutlich?

Gehen die DiskutantInnen aufeinander ein?

Nach der Podiumsdiskussion wird gemeinsam eine kurze Reflexion zu folgenden

Fragen gemacht.

DiskutantInnen:

War es schwer, euch in eure Rolle hineinzudenken?

Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?

Habt ihr euch mit eurer Rolle identifizieren können?

ZuschauerInnen:

Stellen die SpielerInnen ihre Rolle überzeugend dar?

Welche Argumente werden vorgebracht? Überzeugend?

Gehen die DiskutantInnen aufeinander ein?

Allgemein abschließend:

Wie schätzt ihr die Problematik persönlich ein?

Welche Handlungsmöglichkeiten seht ihr? Bedenkt dabei auch unsere

Einstiegsdiskussion zu Beginn der Übung (Aufstellung auf der Linie).

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Rollenkarte: Moderation

Ihr seid die ModeratorInnen der Podiumsdiskussion. Eure Aufgabe besteht in der Begrüßung aller Anwesenden auf dem Podium und auch im Publikum. In der Folge präsentiert ihr kurz das Thema der Diskussion vor: „Wasser: Ware oder Menschenrecht“. Dies soll anhand des weltweiten Geschäfts mit Flaschenwasser diskutiert werden. Danach stellt ihr die DiskutantInnen vor und leitet durch einen kurzen Input in das Thema ein. Eure Rolle ist es, die Diskussion zu leiten, darauf zu achten, dass alle zu Wort kommen, Fragen zu stellen und die verschiedenen Themenblöcke einzuleiten. Am Schluss bittet ihr alle DiskutantInnen um ein Abschlussstatement zu folgender Frage: Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

In der Diskussion sollen die unterschiedlichsten Aspekte des Themas Flaschenwasser beleuchtet werden. Eure Aufgabe ist es, euch zu den vier folgenden Themenblöcken Fragen zu überlegen:

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn? Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus? Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?

Einleitung in die Diskussionsrunde

Wasser ist der kostbarste Rohstoff auf der Welt, da er für alles Leben unverzichtbar und durch nichts zu ersetzen ist. Wasser ist jedoch heute schon ein knappes und umstrittenes Gut.

Die Weltbevölkerung wird nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen bis zur Mitte des Jahrhunderts um 2 bis 3 Milliarden wachsen. Landwirtschaftsorganisationen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass der Gesamtwasserbedarf an Wasser bis 2050 um 20 Prozent steigen wird. Allerdings entfällt der Großteil des Zuwachses auf Regionen, die heute schon an Wassermangel leiden. (Weltwasserbericht 2012: Kernaussagen)

Das auf der Welt verfügbare Süßwasser ist ungerecht verteilt: 60 Prozent befinden sich in nur zehn Staaten (vor allem den USA, Russland und Brasilien). Zudem werden in wasserknappen Gegenden der Welt Produkte für wasserreiche Länder produziert. Die Globalisierung schafft weltweite Abhängigkeiten.

Während die Weltbevölkerung rasant wächst, wird sauberes Wasser immer mehr zur Mangelware. Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé, Danone, Coca Cola und Pepsi bewerben weltweit ihr Trinkwasser in Flaschen. In den reichen Ländern betonen sie, dass ihr Wasser sich positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. In den armen Ländern stellt ihr Wasser ein sicherer Schutz vor Krankheiten dar. Die einen sagen, die Konzerne stehlen der Allgemeinheit das Wasser, die anderen sagen, wir garantieren, dass Menschen auf der ganzen Welt sauberes Wasser erhalten.

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Rollenkarte: International tätige/r Wasserberater/in

Als Berater/in beleuchtet ihr u.a. die Seiten der Regierung, der ihr in einer beratenden Funktion zur Seite steht. Einerseits schaffen Unternehmen Arbeitsplätze. Andererseits ist es die Aufgabe einer Regierung, die Rechte ihrer Bevölkerung zu verteidigen, so z. B. das Recht auf Wasser. Zugleich wisst ihr, dass Regierungen in den verschiedensten Ländern der Welt nur wenig in den Ausbau der Infrastruktur investieren, u.a. weil das Geld fehlt. Eure Aufgabe ist es, Mittel und Wege aufzuzeigen, wie mit dem kostbaren blauen Gold effektiver umgegangen werden könnte. Orientiert euch bei der Suche nach Argumenten an folgenden Fragestellungen der Moderation:

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn? Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus? Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?

Am Schluss sollt ihr ein Abschlussstatement zu folgender Frage formulieren: Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

Argumente

Die Weltbevölkerung wird nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen bis zur Mitte des Jahrhunderts um 2 bis 3 Milliarden wachsen. Damit einher geht ein Anstieg des weltweiten Nahrungsmittelbedarfs um 70%. Wenn die Verluste bei der Nahrungsmittelproduktion und im Handel verringert und die Verschwendung von Lebensmitteln durch VerbraucherInnen herabgesetzt werden könnten, wäre dies schon ein großer Gewinn. „Landwirtschaftsorganisationen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass der Wasserbedarf in der Landwirtschaft bis 2050 nur um elf Prozent steigen wird, der Gesamtwasserbedarf um 20 Prozent. Allerdings entfällt der Großteil des Zuwachses auf Regionen, die heute schon an Wassermangel leiden. Die notwendigen Investitionen in Bewässerungssysteme, die dringend effizienter gestaltet werden müssen, sind vergleichsweise gering. Sie betragen laut Schätzungen zehn Milliarden US-Dollar, dies entspricht gerade mal einem Sechstel des globalen Mineralwassermarktes.“ Quelle: www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html

Wasserknappheit, u.a. verursacht durch Vergeudung, Konsum, Klimawandel und ungenügende Reinigung des Abwassers, ist in vielen Regionen der Erde eine Realität.Zugleich steigt der Druck auf die Wasserressourcen stetig. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ansprüche gibt es immer mehr Interessenkonflikte zwischen Schutz und Nutzung.Die Sicherung ausreichender Wasserressourcen und ihre nachhaltige und verantwortungsvolle Bewirtschaftung sind entscheidende Überlebensfragen der Gesellschaft. Diese Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden, da unsere Ressourcen durch die Globalisierung eng vernetzt sind. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat daher auch 2013 zum «Internationalen Jahr der Zusammenarbeit im Bereich Wasser» erklärt.

Ein wichtiger Aspekt ist die teilweise marode Infrastruktur: In Europa und Teilen der USA gehen durch veraltete Technik und jahrhundertealte Rohre bis zu 50 Prozent der transportierten Wassermenge verloren. In so genannten Entwicklungsländern ist nur teilweise eine Infrastruktur vorhanden. Laut dem Weltwasserbericht 2012 hat

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der Wassersektor in vielen Entwicklungsländern zudem einen niedrigen politischen Stellenwert. Aber auch der Anteil an Entwicklungshilfe für den Wassersektor ist seit 1997 von acht auf fünf Prozent gesunken.

„Südafrika gehört zu den Staaten, die das Menschenrecht auf Wasser als erste verfassungsrechtlich verankert haben. Seit dem Ende der Apartheid wurden enorme Anstrengungen unternommen, die Wasserinfrastruktur auszubauen. Für die Finanzierung wurden Wassertarife eingeführt bzw. erhöht. Das führte zu großem Unmut in der Bevölkerung, da sich ärmere Haushalte die Tarife nicht leisten konnten und das Wasser abgestellt wurde. Die südafrikanische Regierung entwickelte deshalb das Programm Free Basic Water (FBW): Jeder Haushalt erhält 6000 Liter kostenloses Wasser pro Monat. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von acht Personen entspricht das 25 Litern pro Person und Tag. Finanziert werden soll dieses Wasser über sogenannte Block Tariffs. Der erste Block ist frei, danach steigen die Wasserpreise derart, dass Haushalte mit hohem Konsum jene Haushalte, die weniger als 25 Liter Wasser verbrauchen und nicht zahlen, quersubventionieren.“ www.wasser.betterplace.org/glossar.html#MenschenrechtWasser

„Einer 2011 durchgeführten Analyse der UN zufolge haben etwa zwei Drittel der 125 untersuchten Länder Ansätze eines sogenannten "integrierten Wassermanagements" (IWRM) entwickelt, wie es der Weltgipfel von Johannesburg 2002 gefordert hatte. Aber nur ein Drittel dieser 125 Länder setzt diese Ansätze auch tatsächlich um. Der Wassersektor hat in vielen Entwicklungsländern einen niedrigen politischen Stellenwert, zugleich sank der Anteil der Entwicklungshilfe für den Wassersektor seit 1997 von acht auf fünf Prozent.“

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Rollenkarte: Vertreter/in einer international tätigen Menschenrechtsorganisation

Ihr arbeitet seit mehreren Jahren in dieser Menschenrechtsorganisation, einer eurer Schwerpunkte ist das Thema Wasser. Daher habt ihr euch insbesondere international auch mit der Problematik des Vordringens der Konzerne in den Wasserbereich auseinandergesetzt. Als klare Verfechterin des Menschenrechts auf Wasser, das seit 2010 von der UNO verabschiedet wurde, versucht ihr immer wieder Fälle zu dokumentieren und der Öffentlichkeit bekannt zu machen, in denen multinationale Konzerne das Recht der Bevölkerung mit Füssen treten. Lest die Hintergrundinformationen. Sucht nach Argumenten, mit denen belegt werden kann, dass die Konzerne ein reines Interesse am wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmen haben und es ihnen nicht – wie sie behaupten – um die Förderung der Gesundheit der Bevölkerung geht. Erklärt warum eurer Meinung nach das Menschenrecht auf Wasser in allen Ländern der Welt umgesetzt werden sollte.Orientiert euch bei der Suche nach Argumenten an folgenden Fragestellungen der Moderation:

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn? Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus? Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?Am Schluss sollt ihr ein Abschlussstatement zu folgender Frage formulieren: Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

Argumente

Die Vereinten Nationen haben 2010 das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Versorgung anerkannt. Dieses ist aber völkerrechtlich nicht bindend. Dieses Menschenrecht muss in den Gesetzen der einzelnen Staaten verankert werden.

Wasser hat eine zentrale Bedeutung im Leben der Menschen, für seine Ernährung und Gesundheit. Nahrung kann ohne Wasser nicht erzeugt werden. […] WHO und UNICEF stellten 2010 fest, dass rund 884 Millionen Menschen nach wie vor keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. „Die Vereinten Nationen empfehlen, dass jeder Mensch zwischen 20 und 50 Liter sauberes Wasser pro Tag haben sollte, um seine Grundbedürfnisse wie Trinken, Kochen und Waschen decken zu können.“ www.welthungerhilfe.de/fileadmin/user_upload/Themen/Wasser/Fact_Sheet_Wasser_2013.pdf

Weltweit kaufen Konzerne wie Nestlé, Coca Cola und weitere zahlreiche Quellen auf, um dieses für ihr Flaschenwasser zu nützen. Zahlreiche NGOs halten das für verwerflich: Ihrer Meinung nach ist Wasser ein lebenswichtiges Gut und der freie Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht. Sie meinen auch, dass Wasser nicht privatisiert werden darf. Die Wasserpolitik dieser weltweit tätigen Konzerne führt u.a. dazu, dass Regierungen in Entwicklungsländern nicht ausreichend in eine funktionierende öffentliche Wasserversorgung investieren. Leidtragende sind wie immer die Armen, die sich die Flaschenwasser dieser Konzerne nicht leisten können. Weiter wird die aggressive Verkaufspolitik dieser Konzerne und ihre hohe Gewinnmarge stark kritisiert.

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Nestlé hat in Pakistan 40 km von Lahore in einem Dorf eine Fabrik eröffnet, in der sie einen Tiefbrunnen zur Gewinnung von Wasser für ihre Marke „Nestlé Pure life“ installiert hat. Die Plastikflaschen mit Wasser werden in Pakistan und auch Afghanistan an die Bevölkerung verkauft. Nestlé wird beschuldigt, dass ihre Fabrik für die Absenkung des Grundwasserspiegels rund um das Dorf Bhati Dilwan verantwortlich sei: Dies habe zum Austrocknen mehrerer Brunnen in der Umgebung des Firmengeländes geführt.Im Film „Bottled life“ wird angegeben, dass der Konzern in Pakistan jährlich mehrere Milliarden Liter Wasser pumpt, um es in Flaschen abzupacken. In der großen Nestlé Fabrik Sheikupura sind gemäß einer Studie 12 Liter Grundwasser nötig um 1 Liter Pure Life herzustellen.„Unserer Meinung nach nimmt Nestlé uns unser Wasser weg. […] Wir möchten, dass Nestlé uns einen Tiefbrunnen bohrt oder mindestens eine Wasserleitung durch die Fabrikmauer hindurch zieht mit einer Abfüllstation für die Dorfbevölkerung. Das wäre eine kleine Geste.“ Umar Hayat, Ehemaliger Gemeinderat – Bhati, PakistanPassage aus dem Film: The bottled life, www.bottledlifefilm.com/index.php/berichte-und-materialien.html

«Mehr Kinder sterben jeden Tag an verschmutztem Wasser als an HIV, Aids, Krieg, Verkehrsunfällen und Malaria-Erkrankungen zusammen. Wasser ist Todesursache Nummer 1. Wenn da ein Unternehmen wie Nestlé kommt und sagt, wir haben die Antwort, Pure Life ist die Antwort, wir verkaufen euch Wasser, das wir aus euren eigenen Grundwasservorkommen nehmen, während aus den Leitungen nichts raus kommt oder nur eine ungenießbare Brühe, dann muss ich einfach sagen, das ist mehr als unverantwortlich, das ist schon fast ein krimineller Akt.»“Maude Barlow, UN-Chefberaterin für Wasserfragen 08/09Faltblatt „Bottled life“: www.bottledlifefilm.com/index.php/berichte-und-materialien.html

„Eine Flasche Nestlé Pure Life ist teurer als das Tageseinkommen von vielen NigerianerInnen. Eine Flasche Pure Life ist sogar teurer als ein Liter Benzin.“John O. Egbuta, Berater Kinderhilfswerk Unicef – Lagos/NigeriaFaltblatt „Bottled life“: www.bottledlifefilm.com/index.php/berichte-und-materialien.html

Nestlé ist mit Abstand der größte Produzent von Flaschenwasser in den USA und besitzt Quellen im ganzen Land. So auch in Fryeburg (Maine). Täglich werden hier 1 Million Liter Wasser aus dem Boden gepumpt und mit Tankwagen zu einer Stunde entfernten Abfüllfabrik von Nestlé gefahren. Für 30.000 Liter (Fassungsmenge eines Tankwagens) zahlt der Konzern 10 Dollar an einen privaten Grundeigentümer. Als Nestlé eine zweite Pumpstation bauen wollte, hat die Gemeinde dem Konzern keine Bewilligung erteilt. Nestlé hat die Gemeinde verklagt, zuerst erhielt die Gemeinde Recht, doch in letzter Instanz hat Nestlé gewonnen. Quelle: Film „Bottled life“, http://webdoku.bottledlifefilm.com

„Vandana Shiva berichtete, dass in Kerala […] der Staat 1,5 Millionen Liter Wasser an Coca Cola verkaufte. Die Folge: In zwei Monaten sank der Grundwasserspiegel und Seen trockneten aus. 400 Frauen wurden verhaftet, die gegen diese Wasserprivatisierung protestierten. An dem schon verkauften Fluss Sheonath patrouillieren Polizeikräfte im Auftrag des Privateigentümers und verhaften Männer und Frauen, die im Fluss fischen, baden, ihre Kleider waschen und das Wasser zur Bewässerung ihrer Felder nutzen wollen. Das gilt jetzt als Diebstahl. 100 000 Menschen, vor allem Frauen demonstrierten so lange, bis die Privatisierung zurückgenommen wurde.“www.staytuned.at/sig/0022/32933.html

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Wenn Menschen nur der persönliche Bedarf für Trinken und Hygiene zugesprochen wird, was machen arme Bauern mit ihren Feldern? Auf ihrem Feld pflanzen sie oft nur wenig an, sodass es für den eigenen Bedarf und den Verkauf auf dem Markt reicht. Wovon leben diese arme Bauern dann, wenn sie für die Bewässerung ihrer Felder bezahlen müssen, das Geld aber nicht haben?

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Rollenkarte: Leiter/in des Öffentlichkeitsbereichs eines Wasserkonzerns

Als Manager/in vertretet ihr einen weltweit tätigen Konzern, der eines seiner Geschäftsfelder im Bereich der Herstellung und Verkauf von Wasserflaschen hat. Das Unternehmen erwirtschaftet ca. 40% seines Umsatzes mit dem weltweiten Verkauf von Wasserflaschen. Um die Verkaufszahlen stabil zu halten und im Idealfall noch zu steigern, ist ein positives Image in der Öffentlichkeit notwendig. Da ihr weltweit tätig seid, müsst ihr ein an die jeweiligen Bedürfnisse der KundInnen angepasstes Marketing betreiben. Lest die Hintergrundinformationen. Sucht nach Argumenten, die weltweit für den Vertrieb von Wasserflaschen sprechen. Überlegt aber auch, welche Argumente ihr den Vorwürfen, die auf euch zukommen, entgegenhalten könnt.Orientiert euch bei der Suche nach Argumenten an folgenden Fragestellungen der Moderation:

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn? Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus? Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?

Am Schluss sollt ihr ein Abschlussstatement zu folgender Frage formulieren: Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

ARGUMENTE

„Also Wasser ist natürlich das wichtigste Rohmaterial, das wir heute noch auf der Welt haben. Es geht darum, ob wir die normale Wasserversorgung der Bevölkerung privatisieren oder nicht. Und da gibt es zwei verschiedene Anschauungen. Die eine Anschauung – extrem, würde ich sagen – wird von einigen, von den NGOs vertreten, die darauf pochen, dass Wasser zu einem öffentlichen Recht erklärt wird. Das heißt, als Mensch sollen Sie einfach das Recht haben, Wasser zu haben. Das ist die eine Extremlösung. Und die andere, die sagt, Wasser ist ein Lebensmittel; so wie jedes andere Lebensmittel sollte das einen Marktwert haben. Ich persönlich glaube, es ist besser, man gibt einem Lebensmittel einen Wert, so dass wir alle bewusst sind, dass das etwas kostet. Und dann anschließend versucht, dass man, mehr spezifisch, für diesen Teil der Bevölkerung, der keinen Zugang zu diesem Wasser hat, dass man dort etwas spezifischer eingreift, und da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten.“Peter Brabeck: Konzernchef der Nestlé Gruppe und Präsident des VerwaltungsratesPassage aus dem Film „We feed the world“

In der Dritten Welt ist heute, in der Dritten Welt überhaupt, wahrscheinlich mehr wie 96% der Trinkwasserversorgung in den Händen des Staates und das funktioniert nicht. Das Problem ist, dass während wir in Europa 30-35% Trinkwasser durch die Leitungen und durch die Infrastruktur verlieren, verlieren die in der Dritten Welt 60-70% des Wassers. Es geht verloren. Das ist das Problem. Wer sich jetzt darum kümmert ist vollkommen gleich, ob sich der Staat kümmert ... ja soll sich halt der Staat kümmern.“ Peter Brabeck, CEO Nestlé 1997-2008, Präsident des VerwaltungsratesPassage aus dem Film „Bottled life“, http://webdoku.bottledlifefilm.com

Auf die Frage nach Konflikten bezüglich der Erschließung von Wasserquellen in den USA, antwortet Peter Brabeck:

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„Wir kennen das sehr gut. Wir haben sehr intensive Diskussionen mit ihnen. Das ist von Land oder von Stadt zu Stadt in den USA verschieden. In einigen sind die Leute sehr glücklich, dass wir dort Fabriken bauen oder dass wir dort Wasserquellen anschließen. In anderen ist es eben eine Diskussion, ob wir damit den natürlichen Wasserfluss unterbrechen oder nicht unterbrechen.“Peter Brabeck, CEO Nestlé 1997-2008, Präsident des VerwaltungsratesPassage aus dem Film „Bottled life“, http://webdoku.bottledlifefilm.com

„Der Kauf und die Nutzung der Quellen erfolgt im Interesse der ansässigen Bürger und Bürgerinnen. Wir schützen diese Quellen, indem wir darauf achten, dass sie z. B. nicht durch Düngemittel aus dem Ackerbau verschmutzt werden. Dies geschieht natürlich auch im eigenen Interesse, sodass wir die Qualität unserer Produkte beibehalten können. Z.B. bezahlt der Konzern Nestlé den Bauern in den Dörfern um Henniez Geld, damit sie kein Düngemittel einsetzen und so die Wasserqualität erhalten bleibt.“Peter Brabeck, CEO Nestlé 1997-2008, Präsident des Verwaltungsrateswww.blick.ch/news/wirtschaft/es-gibt-kein-menschenrecht-auf-wasser-fuer-swimmingpool-id1743192.html

Mit unseren Unternehmen schaffen wir auch sichere Arbeitsplätze für die Bevölkerung – oft in strukturschwachen Gebieten. Dies führt oft zu einer wirtschaftlichen Belebung der Region, zu einer Steigerung der Kaufleistung und zu einer Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung.

In unserem Unternehmen wird sehr großen Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Einerseits ist es uns gelungen, den Verbrauch von Wasser in der Herstellung ständig erneut zu minimieren. Andererseits sind wir bemüht, die Verfahren in der Herstellung der Plastikflaschen ständig zu verbessern. Die Qualitätsverbesserungen kommen nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Kunden zugute: die Flasche wird zunehmend leichter und robuster.

Es ist äußerst positiv, dass in unserer westlichen Gesellschaft eine große Anzahl an Meinungen, Standpunkten und Haltungen möglich ist. Viele Berichte – sei es nun im Print- oder im Filmbereich – sind jedoch stark ideologisch gefärbt. Das Thema wird nicht in seiner ganzen Bandbreite behandelt, es wird nur einseitig berichtet.

Wasser für den persönlichen Gebrauch soll ein Menschenrecht sein, aber für alles was darüber hinaus geht, muss bezahlt werden: das Bewässern von Landwirtschaftsflächen, die Bewässerung des Gartens, das Einfüllen eines Pools etc. Nur wenn die Menschen erkennen, dass Wasser etwas kostet und somit eine Ware ist, werden sie lernen zu sparen.

Unser Unternehmen geht auf die Bedürfnisse unserer KundInnen ein. Wir richten uns mit der Entwicklung unserer Produkte, nach dem, was sie brauchen. So haben wir erst kürzlich neue edle Mineralwasser für eine exquisite Klientel entwickelt. Diese bieten eine außergewöhnlich hohe Wasserqualität und einen intensiven Geschmack. Sie kommen von abgeschiedenen Südseeinseln oder skandinavischen Gletschern, aus Quellen am Fuß japanischer Berge, den Regenwolken Tasmaniens oder dem schottischen Hochland. Generell haben sämtliche Produkte in unserem Angebot eine gesundheitsfördernde Wirkung, da sie lebenswichtige Mineralstoffe enthalten. Die KundInnen können auf dem Flaschenetikett nachlesen, wie hoch der Mineraliengehalt sei. Bluthochdruckpatienten könnten darauf achten, ein natriumarmes Wasser zu

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trinken, ambitionierte Sportler könnten ein Wasser mit viel Magnesium kaufen. Die bewusste Wahl kann somit einen ergänzenden Beitrag zum täglichen Bedarf an Mineralstoffen leisten. In Entwicklungsländern wiederum haben viele Menschen oft keinen Zugang zu sauberem Wasser. Wir bieten somit vielen Menschen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und verhindern somit auch, dass die Menschen erkranken.

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Rollenkarte: Vertreter/in einer Umweltorganisation

Ihr arbeitet seit mehreren Jahren in einer Umweltorganisation, einer eurer Schwerpunkte ist das Thema Wasser. Dabei beschäftigt ihr euch weltweit mit den Folgen der Umweltverschmutzung durch Plastikflaschen. Als klare Verfechterin des weltweiten Schutzes der Umwelt versucht ihr immer wieder, Fälle zu dokumentieren und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Da die Folgen der Umweltzerstörung sich weltweit ausbreiten – und auch die Verursacher weltweit zu finden sind –, macht ihr euch stark für internationale Umweltschutzabkommen. Lest die Hintergrundinformationen. Sucht nach Argumenten, mit denen ihr die Umweltbelastungen durch Plastikflaschen aufzeigen könnt. Erläutert, welche Maßnahmen dringend getroffen werden sollten, um somit eine noch massivere Zerstörung der Umwelt zu verhindern. Orientiert euch bei der Suche nach Argumenten an folgenden Fragestellungen der Moderation:

Warum gibt es denn überhaupt Flaschenwasser? Sinn oder Unsinn? Wie sieht es mit dem Thema der Nachhaltigkeit aus? Welche Vor- oder Nachteile bringen Unternehmen im Plastikflaschenbereich

für die lokale Bevölkerung?

Am Schluss sollt ihr ein Abschlussstatement zu folgender Frage formulieren: Wem gehört das Wasser? Ist es ein öffentliches Gut oder eine Ware?

Argumente

Das Wasserproblem muss in einem globalen Kontext und im Zusammenhang mit weiteren Umweltproblemen wie dem Klimawandel gesehen werden. Durch diesen wird die Situation in wasserarmen Ländern noch mehr verschärft. Die Zunahme von Dürrezeiten lassen die Ernteerträge noch mehr sinken. Da Wassermangel herrscht, trinken die Menschen auch verschmutztes Wasser und werden krank, insbesondere Kinder.

„Auch Quellen und Brunnen versiegen, wenn man zu oft und zu viel aus ihnen schöpft.”Demosthenes, Staatsmann Athens 384-322 v.Chr.

Weltweit fließen 80% des städtischen Abwassers unbehandelt in Flüsse, Seen oder ins Meer, in Entwicklungsländer sind es bis zu 90 Prozent. Quelle: www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html

„Etwa ein Viertel des weltweit entnommenen Wassers ist Grundwasser, drei Viertel werden aus Flüssen und Seen entnommen. Während in Europa die Trinkwasserversorgung größtenteils aus dem Oberflächenwasser entnommen wird, wird dieses in den ländlichen Teilen Afrikas und Asiens größtenteils dem Grundwasser entnommen. Die Natur kann dieses entnommene Grundwasser relativ rasch wieder ausgleichen. Wird jedoch jedes Jahr immer mehr Grundwasser entnommen, sinkt der Grundwasserspiegel.“ www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html

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„Bisher war Sidcup nur ein netter Ort irgendwo im Speckgürtel der britischen Hauptstadt. Seit einigen Tagen ist der Name der Kleinstadt in allen englischen Zeitungen - als Synonym für einen riesigen PR-Gau des Weltkonzerns Coca-Cola. Am Montag musste der Getränkehersteller, der das Geheimnis seiner braunen Brause mit so großem Aufwand vor Nachahmern schützt, mit einem höchst peinlichen Geständnis an die Öffentlichkeit gehen. Das Mineralwasser Dasani, das pro halbem Liter für 95 Pence (etwa 1,43 Euro) verkauft wird, ist einfaches Leitungswasser aus Sidcup. Seitdem ergießt sich ein Schwall von Häme über Coca-Cola. "It's the real thing...Coke's tap water from Sidcup", titelte die "Times". Der "Independent" verglich den Dasani-Flaschenpreis mit dem Preis für einen halben Liter Leitungswasser in Sidcup: 0,03 Pence.“www.spiegel.de/wirtschaft/peinliches-gestaendnis-coca-cola-verkauft-leitungswasser-a-288843.html

„Wasser aus einer Flasche kostet ca. zweitausend Mal mehr als Leitungswasser. Kannst du dir vorstellen für irgendetwas anderes 2000 mehr zu bezahlen?“The story of bottled water: www.youtube.com/watch?v=cnxuk6YK8OQ

Wie lässt sich der ca. 500mal teurere Preis von Flaschenwasser im Vergleich zu qualitativ gleichwertigem Trinkwasser aus dem Wasserhahn erklären? Warum machen Konzerne wie Nestlé auch in Ländern mit guter Trinkwasserversorgung, trotz riesiger Preisunterschiede ein Milliardengeschäft? Die Konzerne bringen uns mit ihrer ausgeklügelten Marketingstrategien zum Schluss, dass Flaschenwasser gesünder als Leitungswasser ist. Sie vermitteln uns mit ihren Bildern, dass wenn wir dieses Wasser trinken, all unsere Sinne belebt werden. Denken Sie nur an die Werbung von Römerquelle! Der neueste Trend ist die Entwicklung von Supermarken für die reiche Klientel.

Mit der Menge an Plastikflaschen, die die Menschen in den USA pro Woche kaufen, könnte der Globus fünf Mal umkreist werden.The story of bottled water: www.youtube.com/watch?v=cnxuk6YK8OQ

„Der Vizepräsident von Pepsi sagte öffentlich: Der größte Feind ist das Leitungswasser. Sie wollen uns weis machen, es [Leitungswasser] sei ungenießbar und Flaschenwasser ist die beste Alternative. Vielerorts ist Leitungswasser wirklich verunreinigt wegen schmutzigen Industrien wie z. B. die Herstellung von Plastikflaschen.“The story of bottled water: www.youtube.com/watch?v=cnxuk6YK8OQ

Für die Herstellung von Wasserflaschen wird Öl und Energie gebraucht. Noch mehr Ressourcen fließen in den Transport der Wasserflaschen. Was passiert nun mit den leeren Flaschen? 80 Prozent enden in Ablagerungen, wo sie Jahre verbleiben, eine gewisse Anzahl wird verbrannt, dabei entstehen toxische Emissionen. Der Rest wird recyclet, doch landet ein Teil dieser recycelten Flaschen als Müll in Ländern wie z.B. Indien.Quelle: The story of bottled water: www.youtube.com/watch?v=cnxuk6YK8OQ

„In Amerika liegt die Rücklaufquote für PET-Flaschen bei ungefähr 40 Prozent. In vielen ärmeren Ländern werden die Flaschen überhaupt nicht gesammelt und schon gar nicht in einer Verbrennungsanlage mit Filtern verbrannt. Sie belasten in wilden Deponien über Jahrhunderte die Umwelt, weil sie kaum abbaubar sind.“www.filmeeinewelt.ch/deutsch/files/40212.pdf

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Was nun das Argument bezüglich Gesundheitsförderung durch die Anreicherung mit Mineralstoffe betrifft, besagen verschiedene Studien, dass diese Mineralien durch den täglichen Lebensmittelbedarf abgedeckt sind. Tatsache ist, dass Leitungswasser strengen Kontrollen unterliegt, das Wasser aus Plastikflaschen jedoch nicht.

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Infotext „Wasser in Plastikflaschen“

„Die Nahrungsmittelkonzerne bewerben intensiv ihr Wasser. Infolge des künstlich

geschaffenen Bedürfnisses wurde in den letzten Jahren trotz des massiv teureren

Preises immer mehr Flaschenwasser anstelle von Leitungswasser konsumiert. Die

Folgen sind vielschichtig: Ein öffentliches Gut wird zur Handelsware, was vor allem

dann zum Problem wird, wenn das Wasser nicht mehr günstig für alle erhältlich ist.

[...]

In Europa, den USA und den wohlhabenden Ländern in Asien, Afrika und

Lateinamerika boomt das Geschäft mit Flaschenwasser. 2005 wurden weltweit

bereits mehr als 160 Milliarden Liter in Flaschen abgefüllt, Tendenz steigend.

Vereinfacht kann man sagen: Wer es sich leisten kann, trinkt tendenziell Wasser

aus der Flasche. In Österreich, Deutschland und der Schweiz liegt der Pro-Kopf

Verbrauch bei über 120 Litern pro Jahr.

Führende Firmen auf dem weltweiten Flaschenwassermarkt sind Nestlé, Danone,

Coca Cola und Pepsi. Nestlé als Branchenleader macht mit abgefülltem Wasser

weltweit einen Umsatz von über 8 Milliarden Euro pro Jahr (2011).

Bei uns werden bei der Diskussion über Sinn und Unsinn von Flaschenwasser vor

allem Fragen der Gesundheit und Ökologie ins Zentrum gerückt. Für viele

Menschen in Ländern des Südens ist die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser

aber von existentieller Bedeutung. Flaschenwasser kann nie ein Ersatz sein für eine

staatliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser, wie sie in Europa fast

flächendeckend gegeben ist. Privatisierungen im Wassergeschäft in Ländern des

Südens werden deshalb sehr kontrovers diskutiert. Während die Multis ihr Vorgehen

in Ländern wie Indien, Brasilien, Thailand oder China als Steigerung der

Lebensqualität der dort lebenden Bevölkerung anpreisen, kritisieren Hilfswerke und

Bürgerrechtsorganisationen das Abpumpen von öffentlichen Quellen, die

unerschwinglichen Preise des Wassers für die ärmeren Bevölkerungsschichten und

die Abfallberge, die der zunehmende Konsum von Flaschenwasser verursacht.

Wasser sei ein Menschenrecht, so ihre Argumentation. Seine Verteilung dürfe

deshalb nicht profitorientiert erfolgen, sondern sei immer Aufgabe der

Allgemeinheit.“

Quelle: www.filmeeinewelt.ch/deutsch/files/40212.pdf

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