34. jahrgang nr. 364 - ambientdownload.ambient.de/sound devices manuals/studio_magazin... · 2011....

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INTERVIEW: AUDIOSPRINT BERLIN 34. JAHRGANG TEST: SOUND DEVICES 788T NR. 364 INTERVIEW: EBERHARD SENGPIEL

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    testber icht

    Dieter Kahlen

    Fotos: Dieter Kahlen

    Auf den Punkt gebracht

    Portabler Mehrspur-Recorder Sound Devices 788T

    Sound Devices aus Wisconsin hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, sich gleich-

    sam ‚aus dem Nichts‘ in den sehr überschaubaren Kreis der weltweit erfolgreichen

    Equipment-Hersteller für die mobile Tonproduktion in TV, Film und Live Recording

    zu katapultieren und dort auch gleich noch eine Spitzenposition einzunehmen.

    Angefangen hatte man Ende der 90er mit mobilen Mikrofonvorverstärkern und

    ENG-Mixern, aber schon 2004, gerade mal sechs Jahre nach der Unternehmens-

    gründung, legte Sound Devices mit dem vierspurigen, timecodefähigen 744T den

    Grundstein für eine äußerst erfolgreiche Baureihe ultrakompakter Digitalrecaorder,

    die mit einer Gehäusehöhe von nur 45 Millimetern das Attribut ‚portabel‘ wirk-

    lich verdienen und auch sonst in jeder Hinsicht den Eindruck erwecken, dass ihre

    Entwickler sehr genau wissen, was Anwender in diesem Arbeitsbereich von einem

    professionellen Werkzeug erwarten. Der Zeitpunkt war ideal für einen von Grund

    auf neu entwickelten, kompakten Digitalrecorder auf Festplatten-Basis – die bis-

    lang am Set bevorzugten zeitcodefähigen DAT-Recorder waren aufgrund ihrer me-

    chanischen Anfälligkeit bereits angezählt, und die IT-Technologie bot nicht zuletzt

    wegen des Erfolgs der Laptops unempfindliche und kleine Festplatten sowie Flash-

    Karten als Massenspeicher an, die zunehmend auch für Mehrspursysteme einsetz-

    bar waren. Bisheriger Höhepunkt der 7er-Reihe von Sound Devices ist der 788T,

    ein Mehrspur-Recorder mit acht Mikrofoneingängen und zwölf Spuren, der nicht

    nur in Deutschland seit seiner Einführung vor gut zwei Jahren bereits als Marktfüh-

    rer in seinem Segment gilt – mit hierzulande schon deutlich dreistelligen Verkaufs-

    zahlen und einer regen Nachfrage auch im Verleihgeschäft.

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    Mehrspurtechnik wird heute in der mobi-len Außenproduktion immer wichtiger – am Set werden die Szenen immer kom-plexer und die Ansprüche an die Qualität des O-Tons steigen, so dass man mit ei-ner Mono-Angel oftmals nicht mehr weit kommt. Oftmals wird es nötig, parallel zu den oft per Funkstrecke übertragenen Einzelsignalen der Schauspieler auch At-mos mitzuschneiden, gerade auch im Hinblick auf Surround-Formate. Natür-lich kann man heute für viele dieser Auf-gaben auch ein mobiles DAW-System auf Laptop-Basis mit überschaubaren Kosten nutzen. Aber eine wirklich portable und netzunabhängige All-In-One-Lösung mit durchgängig professioneller Verkabelung und genau auf den Einsatzbereich abge-stimmter Bedienoberfläche bietet nach wie vor viele Vorteile – und wenn man am Set nicht mit einem Tonwagen arbei-ten kann, ist ein Laptop ohnehin keine Option. Und wenn es tatsächlich um Kompakt-heit geht, macht dem 788T heute kei-ner etwas vor. Auf der Grundfläche zwei-er CD-Hüllen bringt er die gesamte Hard-

    ware eines autarken Achtspur-Recorders mit acht Mikrofon/Line-Eingängen, sechs Analog-Ausgängen, acht AES-I/Os sowie AES42-Kompatibilität für Digitalmikro-fone an den Start, der wahlweise auf ei-ne interne 160 GB-Festplatte, eine exter-ne Festplatte via Firewire 400/800 oder eine CF-Speicherkarte – oder beliebige Kombinationen aus diesen drei Medien

    – aufzeichnet. Anstelle der internen HD kann gegen Aufpreis auch eine SSD auf Flash-Basis mit 256 GB Kapazität instal-liert werden, womit dann auch die letzte mechanische Komponente aus dem Auf-nahmeweg des Recorders eliminiert wäre. Neben dem 788T umfasst die 7er-Serie von Sound Devices noch einige weitere Recorder im gleichen Gehäuseformat. Der

    Auf den Punkt gebracht

    Portabler Mehrspur-Recorder Sound Devices 788T

    testber icht

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    744T als erstes Gerät der Baureihe be-sitzt zwei Mikrofoneingänge, Digital-I/O, eine interne Festplatte und Timecode; er kann vier Spuren mit bis zu 192 kHz auf-zeichnen. Auch hier lassen sich CF-Karten und externe Firewire-Festplatten als al-ternative oder zusätzliche Aufzeichnungs-medien nutzen. Der 722 bietet stattdes-sen zwei Aufnahmespuren und verzichtet auf die Timecode-Funktionalität, während der 702 (T) mit oder ohne Timecode an-geboten wird und ohne eingebaute Fest-platte auskommt – zur Aufzeichnung die-nen hier wahlweise CF-Karten oder exter-ne Firewire-Medien zur Auswahl. In Kom-bination mit einem DVD-RAM-Laufwerk kann der 702T beispielsweise als di-rekter Ersatz für einen timecodefähigen DAT-Recorder eingesetzt werden.

    Aufbau und Bedienung

    Der 788T zeichnet WAV-Dateien im AES31-Format mit 16 oder 24 Bit und bis zu 96 kHz auf, und zwar wahlweise in Form separater Mono-Dateien für je-de Einzelspur oder als mehrkanalige Po-ly-Datei. Bei der Wiedergabe unterstützt der Recorder zusätzlich auch MP3-Da-teien mit allen gängigen Datenraten. Die interne SATA-Festplatte mit 160 GB Ka-pazität und FAT32-Formatierung ist nicht als Wechselmedium ausgelegt und nur nach dem Öffnen des Gehäuses zugäng-lich. Als unmittelbar für die Aufnahme nutzbare Wechselmedien verwendet der 788T CompactFlash-Karten, wie sie im professionellen Foto- und Videobereich üblich sind, sowie externe Firewire-Fest-

    platten mit Firewire 400- oder Firewire 800-Anschluss. Über die beiden Fire-wire-Ports oder über die USB-Schnittstel-le kann der Anwender von einem Win-dows-PC oder Mac aus auch auf die in-terne HD des Recorders zugreifen, etwa um gespeicherte Audiodaten in eine DAW zu übertragen. Der direkte Anschluss von USB-Wechselmedien an den Recorder ist dagegen nicht möglich. Dafür bietet die USB-Schnittstelle im Zusammenspiel mit der kostenlos verfügbaren Librarian-Soft-ware ‚Wave Agent‘ für Windows und Mac OS X zusätzliche Funktionalität: Wenn der Recorder im Menü zuvor auf eine speziellen Steuerungsmodus umgeschal-tet wurde, kann Wave Agent Pegelinstru-mente für alle 12 Aufnahmespuren par-allel anzeigen – auf der Front des 788T sind aus Platzgründen dagegen nur acht LED-Pegelanzeigen vorhanden. Zudem bietet das Software-Tool die Möglichkeit, den Timecode des Recorders anzuzei-gen, Aufnahmen vom Rechner aus zu starten und zu stoppen sowie die Take-Liste des Re-corders anzuzeigen und zu bearbeiten. Als Stand-Alone-An-wendung ohne an-geschlossene Ma-schine kann Wave Agent polyphone und monophone WAV- und BFW-Files mit bis zu 12 Spu-ren über die Rech-

    ner-Hardware abspielen, Metadaten an-zeigen und editieren und den Timecode der Dateien verändern. Auch verschie-dene Batch-Funktionen wie Umbenen-nungen oder Konvertierungen zwischen Poly- und Mono-WAVs sind möglich. Die Stromversorgung des Recorders übernimmt ein Lithium-Ionen-Wechselak-ku im Sony L-Format, wie er auch in vie-len Camcordern zum Einsatz kommt. Ak-kus dieser Art und passende externe La-degeräte hält der Zubehörhandel auf-grund der hohen Verbreitung dieses Typs in guter Auswahl und zu moderaten Prei-sen bereit. Das mitgelieferte Netzge-rät wird über den allgemein üblichen Hi-rose-Stecker angeschlossen und über-nimmt erfreulicherweise auch die Ladung des eingebauten Akkus. Die Standzeit eines Akkus hängt entscheidend von der Art und Anzahl angeschlossener Mikro-fone ab; um die 2 Stunden sollten aber auch unter ungünstigeren Bedingungen erreichbar sein. Ein Akkuwechsel ist auf-grund der durchdachten Mechanik in we-nigen Sekunden erledigt, da kein Gehäu-sefach zu öffnen ist, sondern lediglich ein simpler Riegel gedreht und der Akku seitlich abgezogen werden muss. Die ersten vier Analogeingänge für Mi-krofon- oder Line-Signale sind auf der linken Gehäuseseite als gewöhnliche XLR-Buchsen ausgeführt; weitere vier aus Platzgründen als verschraubbare Mini-XLRs (TA3) – entsprechende Adapter auf Standard-XLRs hält der Zubehörhandel bereit. Die analogen Gains der acht Ein-gänge werden links auf der Front über versenkbare Drehregler digital gesteuert;

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    dabei erscheint der eingestellte Verstär-kungswert als numerische Anzeige rechts im Display. Die acht Gain-Regler haben am Linksanschlag eine Rastposition, mit der die gesamte analoge Eingangsstu-fe abgeschaltet werden kann - nützlich, um den Stromverbrauch beim Akkube-trieb spürbar zu reduzieren, wenn nicht alle Eingänge benötigt werden. Jeder der Regler ist mit einem LED-Farbring umge-ben, der auf sehr unmittelbare und intu-itive Weise Signalpräsenz (grün), Limiter-Einsatz (gelb) und Übersteuerungen (rot) signalisiert. Ein schneller Blick auf die Frontplatte reicht also auch dann zum Abwenden drohenden ‚Unheils‘, wenn die acht LED-Pegelanzeigen rechts auf der Frontplatte die betroffene Spur gera-de nicht anzeigen sollten. Ebenso intuitiv gelöst ist der Aufruf der Input-Konfigura-tionsseite für die acht Eingänge mit vier Kippschaltern, die jeweils für ein Ein-gangspaar zuständig sind: Wird der erste Schalter nach links bewegt, erscheint die

    Seite für Eingang 1, während die Bewe-gung nach rechts die Seite für Kanal 2 einblendet. Auf diese Weise hat man die wichtigsten Einstellmöglichkeiten für die acht Eingänge sofort und ohne Menüauf-ruf im Zugriff – Umschalten des Ein-gangs zwischen Mikrofon, Line und Digi-talschnittstelle, Gain, Faderpegel, Limiter, Hochpassfilter, Phantomspeisung, Polari-tätstausch, Routing und Mute. Das aktu-elle Routing des Eingangs ist auf der In-

    put-Seite des Displays unmittelbar sicht-bar; editiert werden kann es auf einer Extra-Seite, die nach einem zusätzlichen Tastendruck erreicht wird. Für die Steu-erung der einzelnen Funktionen werden die rund um das Display angeordneten Tasten vorübergehend ‚zweckentfrem-det‘; so dient beispielsweise die Play-Ta-ste zum Wechsel auf die Routing-Seite des vorher angewählten Eingangs. Eigentlich besitzt jede Eingangsstu-

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    fe neben ihrer hier als ‚Trim‘ bezeich-neten Gain-Einstellung noch eine zwei-te Möglichkeit der Pegelbeeinflussung, die im Recorder mit ‚Fader‘ bezeichnet wird. Dieser Fader ist im Normalfall auf 0 dB eingestellt, kann aber im Menü auch statt der Trims auf die Drehregler gelegt werden - in diesem Fall werden die Trims über den Multifunktions-Drehgeber auf der rechten Gehäuseseite eingestellt. Der Regelbereich der Fader ist ebenfalls im Menü einstellbar, beispielsweise von mi-nus unendlich bis +15 dB. Wird der Re-corder über einen der als Option erhält-lichen Mix-Controller (CL-8 mit Dreh-reglern oder CL-9 mit Drehgebern und Schiebereglern) gesteuert, so greifen die externen Regler auf die beschriebene Fa-de-Funktion zu. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Kopfhörer- und Sub-mischungen komfortabler einstellen. Der CL-9 übernimmt mit seinen Bedienele-menten die Steuerung sowohl der Trims (Drehgeber) als auch der Fader (Schiebe-regler); die Gain-Regler am Recorder de-nen dann nur noch zum Abschalten der Eingänge. Ausgangsseitig bietet der Recorder auf seiner rechten Gehäuseseite vier symme-trische Line Outs auf Mini-XLR, einen un-symmetrischen Stereo-Ausgang auf Mi-niklinke sowie einen Stereo-Kopfhörer-ausgang, der parallel auf kleiner und großer Klinkenbuchse verfügbar ist. Ge-steuert wird der Kopfhörerausgang üb-rigens über einen Drehgeber, der nicht in der Nachbarschaft der Buchsen, son-dern auf der anderen Gehäuseseite ange-ordnet ist. Zusätzlich zu seinen Analog-schnittstellen bietet der Recorder auch AES-Schnittstellen für alle acht Eingän-

    ge und sechs Ausgänge. Die acht AES-Eingänge liegen ebenso wie die AES-Aus-gänge 5 und 6 symmetrisch auf einer rückseitigen D-Sub-Buchse mit 15 Pins an, während die ersten vier Digitalaus-gänge als symmetrische beschaltete Mi-ni-XLRs auf der rechten Seite ausgeführt sind. Für alle AES-Eingänge sind Abta-stratenwandler aktivierbar, die trotz der maximalen Recorder-Abtastrate von 96 kHz Signalquellen mit bis zu 192 kHz ak-zeptieren. Gleichzeitig unterstützt der 788T als er-ster Mobilrecorder weltweit den direkten Anschluss von Digitalmikrofonen nach AES42 im asynchronen Mode 1. In die-ser Betriebsart wird das Mikrofon intern von seinem eigenen Clock-Generator ge-taktet; der Recorder stellt die vom Mi-kro benötigte ‚digitale Phantomspeisung‘ gemäß AES42 zur Verfügung und wan-delt das asynchrone Mikrofon-Ausgangs-signal mit seinen eingebauten SRCs auf die Abtastrate des Recorders um. Bis zu vier AES42-Signalquellen mit bis zu 192 kHz können auf diese Weise vom Re-corder aufgezeichnet werden, wobei je-des Mikrofonsignal auf beiden Kanälen eines AES-Eingangspaars parallel anliegt. Die Wordclock-I/Os auf BNC unterstützen auch die für HD-Formate benötigte Tri-Le-vel Video-Synchronisation. Ambient Recording, der deutsche Ver-triebspartner für Sound Devices, ist gleichzeitig Anbieter einer umfang-reichen, international erfolgreichen Pro-duktpalette mit Timecode-Technologie aus eigener Entwicklung. Dazu zählt bei-spielsweise die LockIt-Baureihe mit Time-code-Synchronizern, die beispielsweise am Set nach einmal erfolgtem Jam-Sync

    über viele Stunden synchrones Arbeiten aller mit dieser Technologie ausgestat-teten Kameras und Recorder auch ohne permanente Kabel- oder Funkverbindung gestattet. Erfreulicherweise ist die Time-code-Technologie von Ambient aufgrund eines Lizenzabkommens zwischen bei-den Herstellern bereits in die Recorder von Sound Devices implementiert. Ei-ne separate Backup-Batterie speziell für den Timecode sorgt dafür, dass der Re-corder seinen TC-Sync auch ohne einge-setzten Hauptakku für bis zu vier Stun-den behält. Das hinterleuchtete LC-Display des Re-corders hält im Normalbetrieb eine Fülle an Informationen bereit. Dazu zählen ne-ben einer großen Timecode-Anzeige Na-me und Absolutzeit des aufgenommenen oder abgespielten Files, die Restzeit auf allen drei möglichen Massenspeichern (interne und externe HD sowie CF-Karte), die Spannung der externen Stromver-sorgung oder des internen Akkus, Abta-strate und Audio-Auflösung, das TC-For-mat, Datum und aktuelle Uhrzeit sowie die gewählte Abhörquelle für den Kopf-hörer-Ausgang. Während das Display in Ruhestellung des Recorders weiß hinter-leuchtet ist, wechselt die Hintergrund-farbe bei Wiedergabe auf grün und bei laufender Aufnahme auf rot - so ist der Laufwerks-Status auch aus der Entfer-nung stets mit einem Blick erkennbar. Insgesamt bietet der 788T maximal 12 Audiospuren: Die acht Spuren A bis H, die Spuren L und R zum Aufnehmen von Stereo-Vormischungen sowie die bei-den Hilfsspuren Aux 1 und Aux 2. Grund-sätzlich kann jeder analoge oder digitale

    Menüsystem (oben), Input/Track-Routing (Mitte) und Input-Seite (unten)

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    Eingang ohne Einschränkungen auf je-de Spur geroutet werden; dabei können auch mehrere Eingänge einer Spur oder einem Spurenpaar zugewiesen werden, um Mono- oder Stereomischungen auf-zuzeichnen. Jede Spur, der mindestens ein Eingang zugewiesen wurde, wird au-tomatisch auf Aufnahmebereitschaft ge-schaltet, was durch eine blaue LED links in den Pegelanzeigen angezeigt wird. Verschiedene gängige Routings zwischen Eingängen und Spuren stehen in Form fertiger Werks-Presets zur Verfügung; drei weitere ‚Custom‘-Presets lassen sich mit eigenen Zuordnungen belegen. Die acht LED-Pegelanzeigen rechts auf der Frontplatte sind mit jeweils 13 LED-Segmenten bestückt, die auch im grel-len Sonnenlicht gut ablesbar bleiben. Die linken vier Instrumente zeigen immer die Pegel der Spuren L, R, A und B, während die rechten vier wahlweise C, D, E und F oder G, H, Aux 1 und Aux 2 anzeigen. Ballistik und Skalenumfang sind mit ver-schiedenen Menü-Funktionen anpassbar. Der Kopfhörerweg ist besonders kom-fortabel und flexibel konfigurierbar; Ein-gänge und Spuren lassen sich in ver-schiedensten Kombinationen abhören. Auch eine M/S-Matrix und eine Abhör-möglichkeit für Surround-Signale im B-Format sind integriert. Im laufenden Be-trieb schaltet man sich mit dem Dreh-geber durch verschiedenste Abhör-Quel-len, beispielsweise Eingänge einzeln und paarweise, Spuren und Spurenpaare oder Mischungen aller Spuren. Damit hier nur wirklich benötigte Kombinationen zur Auswahl angeboten werden, kann der Anwender diese vorher im Menü definie-ren und die übrigen einfach ausblenden. Das Menüsystem besitzt aus Gründen der Übersichtlichkeit keine mehrfach ver-schachtelten Ebenen, umfasst aber da-für mehr als 100 Einzelpositionen für die präzise Konfiguration des Recorders. Al-lerdings sind die einzelnen Optionen größtenteils nach Relevanz sortiert und

    zudem durch schlüssige Stichworte leicht aufzufinden, beispielsweise ‚Input‘, ‚Re-cord‘, ‚File‘, ‚Timecode‘ oder ‚Output‘. Der zuletzt betrachtete Menüpunkt ist beim erneuten Menü-Aufruf unmittelbar wieder sichtbar. Grundsätzlich ermögli-cht der Recorder das Speichern seiner vollständigen Konfiguration in einer Se-tup-Datei, die sich auf einem der vorhan-denen Massenspeicher ablegen lässt. Da man diese Setup-Datei allerdings nicht individuell umbenennen kann, lässt sich auf jedem Speichermedium nur eine sol-che Konfiguration ablegen. Benötigt man mehrere, so kann man zu diesem Zweck einfach mit mehreren CF-Karten arbeiten und das gewünschte Setup jeweils von dort laden.

    CL-8 und CL-9

    Sound Devices bietet für den 788T zwei unterschiedliche Fader-Controller an, die den Zugriff auf die Kanal-Fader, die Ein-gangs-Konfiguration und andere Parame-ter deutlich vereinfachen. Die Hauptauf-gabe dieser Controller ist natürlich das Anfertigen schneller Rohmischungen, die über L/R und Aux 1/2 parallel zu den Ein-zelsignalen aufgezeichnet werden. Oft benötigt der Bildschnitt kurzfristig eine Mono- oder Stereomischung zur Orien-tierung; mit Einzelsignalen kann ein Cut-ter in der Regel wenig anfangen. Oft ge-nug wird der am Set angefertigte pro-visorische Mix allerdings auch in der späteren Mischung verwendet und die Einzelspuren werden nur bei Bedarf ge-nutzt. Gerade deshalb ist es für viele Tonleute heute besonders wichtig, schon

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    testber icht

    am Set einen möglichst guten Mix zu er-zeugen - die Erfahrung zeigt, dass oft-mals später in der Nachbearbeitung kein Budget mehr zur Verfügung steht, um al-le Einzelsignale neu zu mischen. Der nur wenige Zentimeter tiefe CL-8 mit acht Drehreglern wurde für Anwender entwickelt, die sehr mobil bleiben müs-sen und keinen Tonwagen verwenden. Der Controller wird über zwei Schrauben fest mit dem Gehäuse des 788T verbun-den und bildet mit diesem eine immer noch sehr kompakte Einheit; er kann wahlweise ober- oder unterhalb seiner Frontplatte angedockt werden. Befestigt man den CL-8 unter dem Recorder, so er-gibt sich beim freien Aufstellen der Kom-bination durch die geringe Gehäusetie-fe des Controllers ein praktisches Desk-top-Format mit angewinkelter Bedienflä-che. Die Verbindung mit dem Recorder samt Stromversorgung erfolgt über ein USB-Kabel. Der CL-8 bietet neben seinen acht Fa-dern für Submixe auch acht LEDs pro Eingang, mit denen beispielsweise das Routing und der Status von Limiter und Hochpassfilter dargestellt werden. Auf diese Weise hat man

    diese bei der Aufnahme wichtigen Para-meter für alle Eingänge unabhängig vom Display stets im Blickfeld. Über zwei Drucktasten pro Eingang kann man die Eingangs-Konfiguration am CL-8 auch editieren. Dazu schaltet man die Tasten mit Hilfe der seitlichen Alt-Taste nachei-nander auf drei Tastenebenen. Regelbe-reich und Nullpunkt-Kalibrierung der Fa-der sind über das Recorder-Menü ein-stellbar. Auch das Slate-Mikrofon des 788T kann über eine separate Taste am CL-8 gesteuert werden. Der mit Linear-Fadern bestückt Control-ler CL-9 bietet sich bei höheren ergono-mischen Ansprüchen an die Pegelsteu-erung für Mischungen und besitzt ver-schiedene Sonderfunktionen. Zum Aus-bügeln technischer Unzulänglichkeiten im Aufnahmesignal, beispielsweise ei-ner auffälligen Resonanz, steht über den Controller ein parametrisches Filter pro Eingang zur Verfügung, dessen Güte, An-satzfrequenz und Gain über die Bedien-elemente des CL-9 eingestellt werden können. Die DSP-Ressourcen für die Be-rechnung der Filter stellt übrigens der Recorder zur Verfügung; der Controller dient lediglich zu ihrer Steuerung.

    Messergebnisse

    Die analoge Audioelektronik und die Wandler des 788T lieferten während unserer messtechnischen Untersu-

    chungen gleichermaßen exzel-lente Ergebnisse – hinsichtlich

    der aufgezeichneten Signalquali-tät macht der Hersteller also kei-

    nerlei Konzessionen an die geringen Ab-messungen und die Mobilität des Recor-ders. Es ist schon erstaunlich, welch ho-hes Niveau der 788T in dieser Hinsicht vorlegt. Die Mikrofonvorstufen wurden für unsere Tests, wie in solchen Fällen üblich, hinter der A/D-D/A-Wandlerstre-cke gemessen; wegen der hohen Vorver-stärkungen kann dabei der Einfluss der Wandler auf die Messergebnisse vernach-lässigt werden. Die erzielbare Gesamt-verstärkung hängt bei dieser Arbeits-weise natürlich unmittelbar vom einge-stellten analogen Ausgangspegel ab; bei unseren Messungen waren die Ausgän-ge auf 0 dB justiert. Bei der eingestell-ten Maximalverstärkung der Mikrofonvor-stufen von nominal +76 dB ergab sich in dieser Konfiguration eine Gesamtverstär-kung am Ausgang von +81,2 dB. Das Di-agramm 1 zeigt den Frequenzgang einer Vorstufe bei 40 dB Verstärkung, der in den Höhen natürlich von der Abtastrate der Wandler begrenzt wird. Die Mikro-fonverstärker rauschten bei Maximalver-stärkung mit -44,6 dBu RMS effektiv un-bewertet (22 Hz bis 22 kHz), was einem ausgezeichneten äquivalenten Eingangs-rauschen (EIN) von -125,8 dB entspricht. Die Quasipeak-Messung mit CCIR-Filter lieferte ein Ergebnis von -33,8 dBu. Auch bei einer auf 50 dB real reduzierten Ver-stärkung konnte der gute EIN-Wert mit -125,6 dB nahezu gehalten werden; erst mit nochmals um 10 dB reduzierter Ver-stärkung verschlechterte er sich leicht auf -123,1 dB. Das in Diagramm 2 ge-zeigte FFT-Rauschspektrum ist frei von ir-gendwelchen Störungen. Insgesamt bie-ten die Mikrofonvorstufen im 788T da-mit ein Rauschverhalten, das auch einem

    Diagramm 1: Pegelfrequenzgang eines Mikrofoneingangs bei 40 dB Gain,

    gemessen hinter A/D-D/A, 48 kHz

    Diagramm 2: FFT-Rauschspektrum eines Mikrofoneingangs bei Maximal-

    verstärkung

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    stationären Preamp gut zu Ge-sicht stehen würde. Auch die in Diagramm 3 dargestell-te Unsymmetriedämpfung der Eingänge geht in Ordnung. Die Schrittweite der digitalen Gain-Steuerung in den Vorver-stärkern beträgt im interes-santen Einstellbereich rund 0,4 dB, so dass in der Praxis keine störenden Stufen wahr-nehmbar sind. Die Ansatzfre-quenz des Hochpassfilters (Di-agramm 4) ist äußerst präzise in insgesamt 29 Schritten ein-stellbar; auch die eingestellte Steilheit (hier 12 dB/Oktave) entspricht den gemessenen Tatsachen. Für die Messung des Wand-ler-Rauschens wurde ein Ein-gang auf Line-Betrieb geschal-tet; alle Gain-Parameter im Si-gnalweg standen auf 0 dB. In dieser Einstellung führte ein Analogsignal mit +19,6 dBu am Eingang zur Vollaussteu-erung der A/Ds (0 dBFS). Das am AES-Ausgang gemessene Rauschen des A/Ds erreichte mit -116,5 dBFS effektiv unbe-wertet (22 Hz bis 20 kHz Low-pass) ein exzellentes Ergebnis, das keinen Vergleich mit stati-onären A/D-Wandlern der Ober-klasse fürchten muss. Auch das in Diagramm 5 gezeigte FFT-Spektrum des A/Ds ist frei von Störungen. Die Diagramme 6 und 7 zeigen das Klirrverhal-ten des A/Ds bei kleinen und

    Diagramm 3: Unsymmetriedämpfung eines Mikrofoneingangs, 40 dB Gain Diagramm 4: Einige der zwischen 40 und 320 Hz in 10 Hz-Schritten wähl-

    baren Ansatzfrequenzen für das Hochpassfilter, Steilheit 12 dB/Oktave

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    großen Pegeln. Die etwas erhöhten Klirr-komponenten bei -1 dBFs sollten in der Praxis keine relevanten Auswirkungen ha-ben, da man nur in Ausnahmefällen der-art knapp unter der Übersteuerungsgrenze unterwegs sein wird.

    Praxis

    Die Wertigkeit und Verarbeitungsquali-tät des Recorders im praktischen Einsatz sind unmittelbar beeindruckend; man traut dem Gerät intuitiv zu, in der Sahara eben-so gut zu funktionieren wie in der Antark-tis. Die Anordnung und Funktion der ein-zelnen Bedien- und Anzeigeelemente wir-ken bis ins Detail durchdacht. Das ange-sichts der kompakten Abmessungen relativ hohe Gewicht des Recorders von rund 1,7 Kilogramm ohne Akku ist zwar für den Ein-satz an der Schulter nicht wirklich von Vor-teil, verstärkt aber das Gefühl der Solidi-tät zusätzlich. Das monochrome Display ist vergleichsweise klein und bietet nicht den grafischen Komfort moderner Farban-zeigen, erfüllt aber seinen Zweck aus er-gonomischer Sicht dennoch recht gut, zu-mal es von vielen separaten LED-Anzei-geelementen wie beispielsweise den Aus-steuerungsanzeigen unterstützt wird, die anderswo ins Display integriert sind. Limit-er, Gain-Regler und Hochpass lassen sich, anders als beispielsweise das Routing, auch bei laufender Aufnahme bedienen. Di-es gilt allerdings nicht für tiefer gehende Details wie etwa die Ansprechschwelle des Limiters, die nur bei ‚stehendem Band‘ im Menü verändert werden kann. Die Leucht-ringe der Gain-Regler gehören zweifellos zu den wirklich genialen ergonomischen Ideen des Entwickler-Teams, da sie mit einem Blick alle wesentlichen Pegel-Informatio-nen für alle acht Eingänge bereitstellen. Die Gain-Regler zeigten bei Anlegen von Si-nus-Testtönen leichte Störgeräusche beim Verändern der Verstärkung, die allerdings mit normaler Modulation nicht feststell-bar war. Viel Sorgfalt hat der Hersteller of-fenbar auf die Hybrid-Limiter in gemischt analog/digitaler Bauweise verwendet. Ins-gesamt bietet der 788T 16 dieser Regel-verstärker, die pro Kanal jeweils vor und hinter dem Fader zur Verfügung stehen. Einstellbar sind Soft- oder Hard-Knee-Kur-venverlauf der Kennlinie, Ansprechschwel-le (-12 bis -2 dBFS in Schritten zu 0,1 dB-FS) sowie Ratio (unendlich oder 20:1) und Rückstellzeit. Die klanglichen Ergebnisse unserer Tests waren durchweg erfreulich, wenn die eingestellte Konfiguration der Art des Eingangssignals gerecht wurde. Für mehrkanalige Eingangssignale kann die Limiter-Funktion mehrerer Eingänge auch verlinkt werden.

    Diagramm 7: FFT-Klirrspektrum eines A/D-Wand-lers, 1 kHz, -1 dBFS unter Vollaussteuerung

    Diagramm 5: FFT-Rauschspektrum A/D, Referenzpe-gel +19,6 dBu für 0 dBFS

    Diagramm 6: FFT-Klirrspektrum eines A/D-Wand-lers, 1 kHz, -60 dBFS unter Vollaussteuerung

  • Fazit

    Mit einem Nettopreis von 6.410 Euro plus Mehrwertsteuer für die Festplatten- und 6.990 Euro für die SSD-Variante, die uns der deutsche Vertrieb Ambient Recording nannte, zählt der 788T ganz eindeutig zu den Investitionsgütern, die sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht durch jahrelangen professionellen Ein-satz bezahlt machen müssen. Glückli-cherweise haben wir nicht die leisesten Zweifel daran, dass der Recorder auf-grund seiner exzellenten Verarbeitungs-qualität dazu in der Lage ist, über viele Jahre hinweg störungsfrei zu funktionie-ren, so dass die Rechnung aus unserer Sicht unbedingt aufgehen sollte, wenn die entsprechende Auftragslage sicher-gestellt ist. Im Vergleich mit seinen Mit-bewerbern bietet der Recorder von Sound Devices jedenfalls ein durchaus attraktives Preis/Leistungsverhältnis, das sich ja auch in der hohen Markt-präsenz der Maschine niederschlägt. Die ausgezeichnete Audioqualität der Eingangsstufen und Wandler macht den Recorder zum geeigneten Werk-

    zeug auch für sehr anspruchsvolle Mu-sikproduktionen und stellen damit eine echte Alternative zu den zwar preiswer-teren und oft leistungsfähigeren, aber eben auch unbeweglicheren und ergo-nomisch problematischeren Laptop-Sys-temen dar. Die beiden zum Recor-der angebotenen Controller ko-sten 1.160 (CL-8) und 2.410 Eu-ro (CL-9) und stellen dann eine sinnvolle Ergänzung dar, wenn unmittelbar vor Ort an-gefertigte Mischungen ein wichtiger Gesichts-punkt sind. Es ist schwer, sich dem Charme dieser fraglos außerge-wöhnlichen Inge-nieursleistung zu entziehen. Nicht jeder braucht so etwas, aber wer sich für wer-tiges, durch-dachtes Au-dio-Equipment

    begeistern kann und den 788T einmal in der Hand hatte, will ihn einfach un-bedingt haben – Laptop-Recording hin oder her. Also zweifellos ein weiteres Objekt der Begierde für unsere diesbe-züglich leidgeprüfte Redaktion...

    testber icht