all about moocs

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Kurztitel – Name Autor 1 Originalbeitrag erschienen in: Ebner, M., Scerbakov, A., Kopp, M. (2015) All About MOOCs. Digital Medien in Arbeits- und Ler- numgebungen. Jost, P, Künz, A (Ed.). S. 148-155. Pabst, Lengrich All about MOOCs Martin Ebner a , Alexei Scerbakov a & Michael Kopp b a Abteilung Vernetztes Lernen, Zentraler Informatikdienst, Technische Universität Graz; b Akademie für Neue Medien und Wissenstransfer, Universität Graz Massive Open Online Courses (MOOCs) haben sich mittlerweile als eine neue Form von Bildungsan- geboten auch in Europa weitgehend etabliert. Anhand von iMooX, der ersten und einzigen MOOC- Plattform Österreichs, wird im vorliegenden Beitrag verdeutlicht, welche Rahmenbedingungen für die Etablierung einer solchen Plattform geschaffen werden müssen, welche Zielgruppen angesprochen werden und was Teilnehmer/innen zu einer Kursteilnahme motiviert. Abschließend wird ein Ausblick darüber gegeben, welche strategischen Maßnahmen für den nachhaltigen Betrieb einer MOOC- Plattform durch Hochschulen notwendig sind und worin das Weiterentwicklungspotenzial von MOOCs bestehen kann. 1. Einleitung Massive Open Online Courses, kurz MOOCs, sind frei zugängliche Online Kurse, die zumeist eine hohe Anzahl an angemeldeten Lerner/innen zugleich bedienen. Ausgehend von George Siemens MOOC im Jahr 2010 (McAulley et al, 2010) erfolgte eine rasante Verbreitung, deren Initialzündung spätestens dann stattfand, als Sebastian Thrun nahezu 100.000 Studierende im Be- reich der künstlichen Intelligenz unterwies (Carson & Schmidt, 2012). Es ist leicht vorstellbar, dass es bei einer so hohen Teil- nehmerzahl einerseits generell eines webbasierten Informationssystems bedarf, welches andererseits auch speziellen Anforde- rungen genügen muss. In diesem Beitrag wollen wir die xMOOC Plattform iMOOX vorstellen (Ebner & Kopp, 2014), welche an der Technischen Universität Graz entwickelt und zusammen mit der Universität Graz betrieben wird. Mit Hilfe einer finanziellen Förderung des steirischen Zukunftsfonds konnten seit März 2014 neun Kurse angeboten werden, welche unterschiedlich hohe Teilnehmerzah- len aufweisen. Neben ersten Erfahrungen im Umgang mit MOOCs wird ein Einblick in erste Evaluationsergebnisse gewährt. So zeigt sich, dass die Teilnehmer/innen mehrheitlich der Altersgruppe 35 Jahre und älter zuzuordnen sind und sich damit die Zielgruppe der Universitäten langfristig drastisch erweitern wird. Die Kompetenz des selbstgesteuerten Lernens ist dabei ebenso notwendig wie die Bereitwilligkeit, sich auf diese neue Lernform einzulassen. Die Publikation adressiert Stärken und Schwächen von MOOCs mit einem Blick auf die österreichische Hochschullandschaft, die sich von anderen Ländern durchaus unterscheidet (Kopp et al, 2014). 2. Die Plattform iMooX iMooX, deren Name sich aus dem steirischen Dialekt „i mog’s“ ableitet, ist die erste und derzeit einzige österreichische MOOC- Plattform. Sie wurde im Rahmen eines durch den Steirischen Zukunftsfonds geförderten Projektes zusammen mit den ersten drei frei zugänglichen Online-Kursen in Kooperation zwischen der Technischen Universität Graz und der Universität Graz im Frühjahr 2013 online gestellt. iMooX unterscheidet sich vor allem in der Philosophie erheblich von den anderen bekannten Plattformen edX, Udacity, Coursera, Open HPI oder iversity. Während diese Plattformen lediglich frei zugängliche Kurse anbietet, bekennt sich iMooX dazu, darüberhinaus ausschließlich OER-Kurse anzubieten (Ebner et al, 2015). OER, die Kurz- form für Open Educational Resources, bedeutet, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung der Kursinhalte nicht nur geregelt sind, sondern dass die angebotenen Inhalte auch in anderen Unterrichtsszenarien verwendet werden können (Ebner & Schön, 2011). So sind iMooX-Inhalte unbedenklich in Schulen, Hörsälen oder anderen Bildungsinstitutionen einsetz- bar, wodurch eine Wiederverwendung gefördert wird. Letztendlich ist auch die Verwendung deutschsprachiger Inhalte ein wichtiger Schritt für die nationalen Bildungsanbieter/innen. Der Funktionsumfang der Plattform iMooX hingegen orientiert sich sehr stark an den englischsprachigen Vorbildern. So wer- den in erster Linie sogenannte xMOOCs angeboten, die sich durch eine sehr starre Kursform auszeichnen. Die wesentlichen Elemente eines typischen Kurses umfassen (Conole, 2013) (Wedekind, 2013): klare Kursstruktur mit entsprechenden Lernzielen bei einer typischen Laufzeit von sechs bis zwölf Wochen; kurze, prägnante Videos mit einer Länge von maximal 15 Minuten; zusätzliches Lernmaterial zur Vertiefung in Form von Weblinks, Dokumenten und interaktiven Lernobjekten; asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten (zumeist in Form eines Diskussionsforums);

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Beitrag für den uDay XIII, Dornbirn, Juni 2015

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  • Kurztitel Name Autor

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    Originalbeitrag erschienen in: Ebner, M., Scerbakov, A., Kopp, M. (2015) All About MOOCs. Digital Medien in Arbeits- und Ler-numgebungen. Jost, P, Knz, A (Ed.). S. 148-155. Pabst, Lengrich

    All about MOOCs

    Martin Ebnera, Alexei Scerbakova & Michael Koppb aAbteilung Vernetztes Lernen, Zentraler Informatikdienst, Technische Universitt Graz; bAkademie fr Neue Medien und Wissenstransfer, Universitt Graz

    Massive Open Online Courses (MOOCs) haben sich mittlerweile als eine neue Form von Bildungsan-geboten auch in Europa weitgehend etabliert. Anhand von iMooX, der ersten und einzigen MOOC-Plattform sterreichs, wird im vorliegenden Beitrag verdeutlicht, welche Rahmenbedingungen fr die Etablierung einer solchen Plattform geschaffen werden mssen, welche Zielgruppen angesprochen werden und was Teilnehmer/innen zu einer Kursteilnahme motiviert. Abschlieend wird ein Ausblick darber gegeben, welche strategischen Manahmen fr den nachhaltigen Betrieb einer MOOC-Plattform durch Hochschulen notwendig sind und worin das Weiterentwicklungspotenzial von MOOCs bestehen kann.

    1. Einleitung Massive Open Online Courses, kurz MOOCs, sind frei zugngliche Online Kurse, die zumeist eine hohe Anzahl an angemeldeten Lerner/innen zugleich bedienen. Ausgehend von George Siemens MOOC im Jahr 2010 (McAulley et al, 2010) erfolgte eine rasante Verbreitung, deren Initialzndung sptestens dann stattfand, als Sebastian Thrun nahezu 100.000 Studierende im Be-reich der knstlichen Intelligenz unterwies (Carson & Schmidt, 2012). Es ist leicht vorstellbar, dass es bei einer so hohen Teil-nehmerzahl einerseits generell eines webbasierten Informationssystems bedarf, welches andererseits auch speziellen Anforde-rungen gengen muss.

    In diesem Beitrag wollen wir die xMOOC Plattform iMOOX vorstellen (Ebner & Kopp, 2014), welche an der Technischen Universitt Graz entwickelt und zusammen mit der Universitt Graz betrieben wird. Mit Hilfe einer finanziellen Frderung des steirischen Zukunftsfonds konnten seit Mrz 2014 neun Kurse angeboten werden, welche unterschiedlich hohe Teilnehmerzah-len aufweisen.

    Neben ersten Erfahrungen im Umgang mit MOOCs wird ein Einblick in erste Evaluationsergebnisse gewhrt. So zeigt sich, dass die Teilnehmer/innen mehrheitlich der Altersgruppe 35 Jahre und lter zuzuordnen sind und sich damit die Zielgruppe der Universitten langfristig drastisch erweitern wird. Die Kompetenz des selbstgesteuerten Lernens ist dabei ebenso notwendig wie die Bereitwilligkeit, sich auf diese neue Lernform einzulassen.

    Die Publikation adressiert Strken und Schwchen von MOOCs mit einem Blick auf die sterreichische Hochschullandschaft, die sich von anderen Lndern durchaus unterscheidet (Kopp et al, 2014).

    2. Die Plattform iMooX iMooX, deren Name sich aus dem steirischen Dialekt i mogs ableitet, ist die erste und derzeit einzige sterreichische MOOC-Plattform. Sie wurde im Rahmen eines durch den Steirischen Zukunftsfonds gefrderten Projektes zusammen mit den ersten drei frei zugnglichen Online-Kursen in Kooperation zwischen der Technischen Universitt Graz und der Universitt Graz im Frhjahr 2013 online gestellt. iMooX unterscheidet sich vor allem in der Philosophie erheblich von den anderen bekannten Plattformen edX, Udacity, Coursera, Open HPI oder iversity. Whrend diese Plattformen lediglich frei zugngliche Kurse anbietet, bekennt sich iMooX dazu, darberhinaus ausschlielich OER-Kurse anzubieten (Ebner et al, 2015). OER, die Kurz-form fr Open Educational Resources, bedeutet, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen fr die Verwendung der Kursinhalte nicht nur geregelt sind, sondern dass die angebotenen Inhalte auch in anderen Unterrichtsszenarien verwendet werden knnen (Ebner & Schn, 2011). So sind iMooX-Inhalte unbedenklich in Schulen, Hrslen oder anderen Bildungsinstitutionen einsetz-bar, wodurch eine Wiederverwendung gefrdert wird. Letztendlich ist auch die Verwendung deutschsprachiger Inhalte ein wichtiger Schritt fr die nationalen Bildungsanbieter/innen.

    Der Funktionsumfang der Plattform iMooX hingegen orientiert sich sehr stark an den englischsprachigen Vorbildern. So wer-den in erster Linie sogenannte xMOOCs angeboten, die sich durch eine sehr starre Kursform auszeichnen. Die wesentlichen Elemente eines typischen Kurses umfassen (Conole, 2013) (Wedekind, 2013):

    klare Kursstruktur mit entsprechenden Lernzielen bei einer typischen Laufzeit von sechs bis zwlf Wochen;

    kurze, prgnante Videos mit einer Lnge von maximal 15 Minuten;

    zustzliches Lernmaterial zur Vertiefung in Form von Weblinks, Dokumenten und interaktiven Lernobjekten;

    asynchrone Kommunikationsmglichkeiten (zumeist in Form eines Diskussionsforums);

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    Selbstberprfungstests, um das mittels Video Gelernte zu berprfen;

    abschlieende Teilnahmebesttigung bei erfolgreicher Kursabsolvierung.

    Abbildung 1 zeigt eine typische Kursoberflche der Plattform iMooX. Die wesentliche Navigation erfolgt ber zwei Leisten: eine

    blaue horizontale Leiste fr die Metainformationen und eine vertikale graue fr die eigentlichen Inhalte.

    So knnen mittels der blauen Leiste die letzten Kursnachrichten oder die angebotenen Kursdateien sowie die Informationen zum Kurs abgerufen werden und es kann zum angebotenen Kursforum gewechselt werden. Links in der grauen Leiste werde zumeist im Wochenabstand die Kursinhalte verffentlicht. Eine Datumsangabe zeigt das Verffentlichungsdatum bzw. das theoretische Ende. Der groe mittlere Bereich ist ausschlielich den Kursinhalten gewidmet.

    3. Die ersten Kurse Im Sommersemester 2013 wurden die ersten drei Online-Kurse, aufgebaut nach didaktischen Gesichtspunkten (Lackner et al, 2014), angeboten, die jeweils gnzlich andere Zielgruppen adressierten:

    Lernen im Netz - Vom Mglichen und Machbaren: Dieser Kurs zeigt die Mglichkeiten des technologiegesttzten Lehrens und Lernens sowie die damit verbundenen Potenziale fr Lernende auf. Er richtet sich an Interessierte, die durchaus schon erste Erfahrungen mitbringen sollten und auch an Studierende der Universitt Graz, die diesen Kurs im Rahmen eines freien Wahlfachs, das als reiner Online-Kurs abgehalten wurde, angerechnet bekamen.

    Aha-Erlebnisse aus der Experimentalphysik: Dieser Kurs richtet sich an alle Physikinteressierten, Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Es werden Versuche der Experimentalphysik dargestellt, die aufgrund der bentigten speziellen Ausrstung auerhalb der dargestellten Versuchsanordnung wohl kaum durchgefhrt werden knnen. Die Videos ei-genen sich auch besonders fr den Unterricht an anderen Bildungsinstitutionen (z.B. in Schulen).

    Mechanik-Sto zweier Krper in der Ebene: Dieser Kurs stellt ein Spezialthema der Mechanik dar, welches von Stu-dierenden der Studienrichtungen Maschinenbau, Bauingenieurwesen und artverwandte Studien von hoher Relevanz ist. Um den durchaus komplexen Inhalt mglichst verstndlich zu machen, enthlt der Kurs zustzlich interaktive Lernobjekte, die helfen sollen, durch aktives Handeln das Lernen zu untersttzen.

    Im Wintersemester 2014/15 folgten weitere fnf Kurse und auch im Sommersemester 2016 ist es wieder gelungen, zustzliche Kurse anzubieten.

    Abbildung 1. Die Kursoberflche von iMooX.

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    4. Evaluationsergebnisse Im Zuge der ersten drei, im Sommersemester 2014 angebotenen Kurse, an denen insgesamt 1.333 Personen teilnahmen, wurden eine umfangreicher Befragungen der Teilnehmer/innen durchgefhrt. Dabei wurde unterschiedliche Settings erprobt, um mg-lichst viele Teilnehmer/innen zum Ausfllen der Fragebgen zu bewegen. In den Kursen Aha-Erlebnisse aus der Experimen-talphysik (431 Teilnehmer/innen) und Mechanik - Sto zweier Krper in der Ebene (59 Teilnehmer/innen) sollte sowohl nach der ersten Kurseinheit als auch am Ende des Kurses ein zirka fnfmintiger Fragebogen ausgefllt werden. Im Mechanik-MOOC wurde die zweite Kurseinheit zunchst nur dann freigeschaltet, wenn der Fragebogen ausgefllt wurde. Dies fhrte jedoch bei vielen Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmern zu groem Unmut, sodass diese Vorgehensweise im Experimentalphysik-MOOC nicht mehr zur Anwendung kam.

    Im Kurs Lernen im Netz: Vom Mglichen und Machbaren war der Erhalt einer Teilnahmebesttigung nicht nur an die posi-tive Absolvierung der Quizzes, sondern auch an das verpflichtende Ausfllen des Fragebogens gekoppelt. Von insgesamt 843 teilnehmenden Personen wollten 71 eine Teilnahmebesttigung, insgesamt wurde 83 Fragebgen ausgefllt. Auf einen zweiten Fragebogen (nach der ersten Einheit) wurde in diesem Kurs verzichtet.

    Diese Erfahrungen belegen, dass Teilnehmer/innen an MOOCs, welche per Definition offen und damit kostenlos zugnglich sind, nur sehr bedingt dazu bereit sind, ein standardisiertes Feedback zu den angebotenen Kursen bzw. zur Kursplattform zu geben. Die Betreiber/innen von iMooX sind daher in der Zwischenzeit dazu bergangen, von den Teilnehmerinnen und Teil-nehmern nur noch die Beantwortung der Frage, aufgrund welcher Motivation sie einen Kurs besuchen, zu verlangen. Dafr wird eine sehr kurze Online-Befragung verwendet, die bei jeder Anmeldung zu einem neuen Kurs ausgefllt werden muss. Die Beantwortung dieses Fragebogens nimmt nun nicht mehr als 30 Sekunden in Anspruch.

    Die nachfolgenden dargestellten Evaluationsergebnisse basieren auf der Analyse der whrend der ersten drei Kurse gewonnenen Daten. Insgesamt wurden 199 Fragebgen ausgefllt, wobei nicht alle Probanden alle Fragen beantwortet haben, wodurch sich unterschiedliche Nenngren ergeben.

    4.1 Demografische Daten & Bildungsniveaus Ausgehend von der Auswertung der Fragebgen ist der typische User der iMooX-Plattform mnnlich, zwischen 20 und 34 Jahre alt und hat bereits einen akademischen Abschluss. Hier lassen sich Parallelen zu anderen MOOC-Plattformen erkennen, etwa zur openHPI-Plattform, wo der typische User sehr hnliche Merkmale aufweist (Meinel et al. 2014). Mit 65% sind knapp zwei Drittel der teilnehmenden Personen mnnlich, wobei die Geschlechterverteilung sehr vom Kursthema abhngt. Whrend nm-lich der Mechanik-MOOC nur zu 23% von Teilnehmerinnen besucht wurde, waren es beim Kurs Lernen in Netz 45%.

    44% der Teilnehmer/innen sind zwischen 20 und 34 Jahre alt, gefolgt von den 35- bis 49-Jhrigen (29%). 20% sind zwischen 50 und 64 Jahre alt und immerhin 5% ber 64 Jahre, whrend nur 2% jnger als 20 Jahre sind. Die angegebenen Beschftigungs-verhltnisse korrelieren mit der Altersstruktur (hier waren Mehrfachnennungen mglich): 71% der Kursteilnehmer/innen geben an, berufsttig zu sein, 32% sind Studierende. 18% sind whrend der Kursteilnahme karenziert, 11% bereits in Rente.

    Abbildung 3. Hchste abgeschlossene Schulbildung der iMooX-Teilnehmer/innen.

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    Hinsichtlich ihres Bildungsniveaus haben 89% der Teilnehmer/innen zumindest ein abgeschlossenes Abitur bzw. eine abge-schlossene Reifeprfung. 15% haben ihr Bachelorstudium beendet, 33% ihr Masterstudium und 9% verfgen ber ein Dokto-rat. 78% der Befragten haben in den letzten zwlf Monaten vor der Kursteilnahme Geld in ihre Aus- und Weiterbildung inves-tiert, 27% sogar mehr als 500 Euro. 63% geben an, monatlich mehr als fnf Stunden fr ihre Aus- und Weiterbildung zu inves-tieren. Immerhin 57% wren bereit, fr die Teilnahme an einem MOOC zu bezahlen, wobei die Teilnahmegebhr fr die meis-ten 50 Euro nicht berschreiten sollte.

    Abbildung 3. Hchste abgeschlossene Schulbildung der iMooX-Teilnehmer/innen.

    Die Parameter Altersstruktur, Beschftigungsverhltnis und Bildungsniveau zeigen einmal mehr, dass vor allem Berufsttige mit einem abgeschlossenen Studium MOOCs konsumieren. Individuelle Rckmeldungen einzelner Kursteilnehmer/innen lassen darauf schlieen, dass dabei der Wunsch nach individueller Weiterbildung im Vordergrund steht, wobei die zeit- und ortsunab-hngige Konsumationsmglichkeit nicht zuletzt hinsichtlich bestehender Betreuungspflichten ebenfalls eine Rolle spielt.

    4.2 Motivationsfaktoren fr den Kursbesuch und aktive Kursbeteiligung Die Hauptmotivation fr die Kursteilnahme ist wenig berraschend das Kursthema. Fr 86% ist dieser Beweggrund fr die Teilnahme vollstndig oder eher zutreffend. Erfahrungen mit MOOCs zu sammeln motivierte 75%, zumindest an einem der drei Kurse teilzunehmen. Weitere Motivationsfaktoren sind der Erwerb einer Zusatzausbildung (61%), die Korrelation des Kursthemas mit der eigenen Berufsttigkeit (51%), das generelle Interesse an Online-Kursen (47%) sowie die Mglichkeit, MOOCs als Ergnzung zur aktuellen Ausbildung zu nutzen ( 45%).

    Immerhin 27% der Teilnehmer/innen motiviert die Mglichkeit, eine Teilnahmebesttigung zu erhalten, zur Kursteilnahme, fr 23% spielen Betreuungspflichten eine entscheidende Rolle. Fr nur knapp ein Viertel (24%) der Befragten ist der bzw. die Vortragende ein ausschlaggebender Faktor, am Kurs teilzunehmen.

    Die Erwartungen der Kursteilnehmer/innen an den Kurs konnten zum berwiegenden Teil vollstndig bzw. eher erfllt werden. Zu diesen Erwartungshaltungen zhlen: Erwerb eines grundlegenden Verstndnisses ber das Kursthema (78%), Vertiefung theoretischen Wissens (77%) und intellektuelle Anregung (74%). Die Erwartungshaltungen Vertiefung praktischen Wissens und sinnvoller Zeitvertreib am PC konnten durchschnittlich zu 59% bzw. 56% erfllt werden.

    Wie aktiv sich die Kursteilnehmer/innen am Kurs beteiligen, lsst sich u.a. anhand ihrer Aktivitten im Forum beurteilen. Obwohl 55% mit der Mglichkeit zum Austausch im Forum sehr bzw. eher zufrieden waren, haben sich 63% nie aktiv am Kursforum beteiligt. Ein knappes Drittel (32%) hat bis zu fnf Forumsbeitrge geschrieben, 6% haben sich fter als zehnmal aktiv am Forum beteiligt.

    Hinsichtlich der Beteiligung an den Kursquizzes soll speziell auf den Kurs Lernen im Netz eingegangen werden, da an diesem Kurs mit 843 am meisten Personen teilnahmen. Whrend das Quiz zur ersten Kurseinheit noch 4.044 Mal ausgefllt wurde jede/r Teilnehmer/in hat pro Quiz fnf Versuche sank die Anzahl der Quizversuche in der zweiten Woche bereits auf 1.547 und nahm in weiterer Folge immer weiter ab. Das Quiz der dritten Kurswoche wurde noch 1.025 Mal absolviert, in der vierten Kurswoche waren es 857 Versuche und in der achten und letzten Kurswoche gab es 552 Quizteilnahmen. Hier zeigt sich deut-lich, dass das Interesse am Kurs ab der vierten Kurswoche deutlich nachlsst.

    Die Abschlussraten der drei ersten bei iMooX angebotenen Kurse spiegeln internationale Erfahrungen wider (Gaebel, M. et al. 2014). Von 1.333 Teilnehmerinnen und Teilnehmern forderten 101 Personen nach positiver Absolvierung aller Quizzes eine Teilnahmebesttigung an. Dies entspricht einer Abschlussrate von 7,6%.

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    5. Zusammenfassung & Ausblick Der Projektbeginn zur Entwicklung der iMooX-Plattform und der ersten Kurse im September 2013 fiel zeitlich in jene Phase, in der die ursprnglich aus dem us-amerikanischen Raum stammenden MOOCs auch in Europa erstmals auf groes Interesse stieen. iMooX ist daher durchaus als erfolgreicher Wegbereiter fr diese neue Form von Online-Bildungsangeboten zu verste-hen. Das spiegelt sich einerseits im groen medialen Interesse zum Start der ersten Kurse wider. Andererseits besttigten die ber 1.300 Teilnehmer/innen dieser Kurse der Plattform eine berdurchschnittlich gute Performanz und sie zeigten sich auch sehr zufrieden mit der Aufbereitung der Kursinhalte. Mittlerweile Stand Februar 2015 haben sich knapp 4.500 Interessierte auf der Plattform registriert.

    iMooX verfolgt seit Beginn den Anspruch, Bildung fr alle anzubieten. Die oben dargestellten demografischen Daten und Motivationsfaktoren der Teilnehmer/innen zeigen, dass dieser Zugang gerechtfertigt ist. Analog zu den Erfahrungen anderer Anbieter/innen sind Studierende als Teilnehmer/innen in der Minderzahl, besonders attraktiv sind MOOCs hingegen fr Be-rufsttige, die sich gem ihrer individuellen Bedrfnisse weiterbilden mchten. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zu-sammenhang das Spezifikum von iMooX, dass alle Kursinhalte als freie Bildungsressourcen verfgbar sind, was ihre sehr breite, urheberrechtlich unbedenkliche Verwendung ermglicht.

    Nach der erfolgreichen Startphase arbeiten die Betreiber von iMooX nun daran, nachhaltigen Betrieb der Plattform zu sichern. Damit ist zum einen die Frage nach der Finanzierung fr den Plattformbetrieb und die Entwicklung neuer Kurse verbunden. Da iMooX von Universitten betrieben wird, stehen dabei zwar nicht kommerzielle berlegungen im Mittelpunkt, dennoch ist es notwendig die entsprechenden Mittel fr die bentigten Ressourcen bereit zu stellen. Die aktuelle Strategie besteht darin, einzel-ne MOOC-Produktionen durch Frdergeber und Sponsoren zu finanzieren, wobei in die jeweiligen Kalkulationen die Kosten fr den Plattformbetrieb aliquot eingerechnet werden. Zum gegenwrtigen Zeitpunkt erscheint diese Vorgehensweise Erfolg versprechend.

    Zum anderen gilt es, die zuknftigen Hauptzielgruppen zu definieren. Hier soll der Mehrwert von MOOCs fr die Hochschul-lehre mehr ins Zentrum rcken. So knnen etwa (Massen)Lehrveranstaltungen, deren Inhalte weitgehend konstant bleiben, durch MOOCs untersttzt werden. Die Inhaltsvermittlung erfolgt dann in Form von MOOCs, wodurch in den Prsenzzeiten nach dem Flipped-Classroom-Prinzip mehr Raum zur Interaktion und Kollaboration zur Verfgung steht. Es ist nicht auszu-schlieen, dass die bisherigen MOOC-Strukturen dafr adaptiert werden mssen. Im Verstndnis der Autoren sind MOOCs in ihren aktuellen Ausprgungen daher keineswegs fertig entwickelt. Sie dienen aber als wertvolle Basis fr zuknftige, effiziente und an die Bedrfnisse der Nutzergruppen angepasste Bildungsangebote sowohl in der Hochschullehre als auch im Bereich des Life Long Learning.

    6. Literaturverzeichnis Conole, G. (2013). A new classification for MOOCs. e4innovation.com. Blog.

    http://e4innovation.com/?p=727 (letzter Abruf Februar 2015). Carson, S. & Schmidt, J. (2012). The Massive Open Online Professor Academic Matter. Journal of higher

    education, http://www.academicmatters.ca/2012/05/the-massive-open-online-professor/ (letzter Abruf Februar 2015).

    Ebner, M.; Schn , S. (2011), Lernressourcen: Frei zugnglich und einsetzbar. - in: Handbuch E-Learning - Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis - Strategie, Instrumente, Fallstudien. (2011), S. 1 - 14

    Ebner, M., Kopp, M. (2014) iMOOX erste MOOC-Gehversuch in sterreich. TU Graz people. 2014 (1). S.15

    Ebner, M., Kopp, M., Wittke, A. & Schn, S. (2015). Das O in MOOCs ber die Bedeutung freier Bil-dungsressourcen in frei zugnglichen Online-Kursen. In: HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, 52 (1), S. 68-80, Springer

    Gaebel, M., Kupriyanova, V., Morais, R., Colluci, E. (2014). E-Learning in European Higher Education Institutions. Results of a Mapping Survey conducted in October-December 2013.

    Kopp, M., Ebner, M., Dorfer-Novak, A. (2014) Introducing MOOCs to Middle European Universities - is it worth it to accept the challenge?, International Journal for Innovation and Quality in Learning, Vol. 2/3, pp. 46-52

    Lackner, E., Kopp, M., Ebner, M. (2014) How to MOOC? A pedagogical guideline for practitioners. Roceanu, I. (ed.). Proceedings of the 10th International Scientific Conference "eLearning and Software for Education" Bucharest, April 24 - 25, 2014. Publisher: Editura Universitatii Nationale de Aparare "Carol I

    McAuley, A., Stewart, B., Siemens, G., Dave Cormier, D., 2010. Massive Open Online Courses Digital ways of knowing and learning, The MOOC model For Digital Practice, http://www.elearnspace.org/Articles/MOOC_Final.pdf. (letzter Abruf Februar 2015).

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    Meinel, C., Willems, C., Renz, J., Staubitz, T. (2014). Reflections on Enrollment Numbers and Success Rates at the openHPI MOOC Platform. In: Cress, C. & Kloos, C. D. (Hg.) Proceedings of the European MOOC Stakeholder Summit 2014, S. 101-106.

    Wedekind, J. (2013). MOOCs eine Herausforderung fr die Hochschulen?. In: G. Reinmann, S. Schn, M. Ebner (Ed.). Hochschuldidaktik im Zeichen der Heterogenitt und Vielfalt. Bod. Norderstedt. P. 45-69.