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    MEDIA ALERTAnsprechpartner fr weitere Informationen:

    Jeff Haskins unter +1 301 448 8806 [email protected] Dold unter +44 79 1754 4966 oder [email protected]

    Den vollstndigen Report mit Hintergrundinformationen finden Sie unter

    http://www.cifor.cgiar.org/PressRoom/MediaRelease/2008/2008_11_28.htm

    Neue Untersuchungen der Global Forestry Group zeigenOptionen fr entscheidenden Durchbruch bei Verhandlungen

    ber Wlder und Klimawandel auf

    Nach Ansicht fhrender Wissenschaftler knnen die meisten Herausforderungen durchtechnische Mglichkeiten bewltigt werden. Schwierig werde allerdings der Ausgleich

    zwischen Effektivitt, Effizienz und Gerechtigkeit.

    POZNAN (5. Dezember 2008)Das Zentrum fr internationale Waldforschung (Centerfor International Forestry Research, CIFOR) hat heute eine umfassende Untersuchungmit einer Darstellung der grten Herausforderungen verffentlicht. Auerdem werdenverschiedene Mglichkeiten aufgezeigt, wie die Verhandlungspartner eine weltweitebereinkunft zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen aufgrund von Waldzerstrungund Waldschdigung erreichen knnen.

    Unter der Schirmherrschaft der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFramework Convention on Climate Change, UNFCCC) sind hier in PoznanRegierungsvertreter aus der ganzen Welt zusammengekommen. Der Report mit demTitel Moving ahead with REDD: Issues, options and implications (Fortschritt dank REDD:Probleme, Optionen und Implikationen)wird anlsslich dieser Konferenz verffentlicht.Die Verhandlungspartner wollen im Vorgriff auf endgltige, fr 2009 in Kopenhagengeplante Entscheidungen ein neues, weltweites Abkommen zur Reduzierung vonTreibhausgasen entwerfen.

    Im Mittelpunkt der Bemhungen steht dabei das Programm zur Reduzierung vonEmissionen aufgrund von Entwaldung und Schdigung von Wldern (Reducingemissions from deforestation and forest degradation, REDD), das Entwicklungslndernfinanzielle Anreize und Entschdigungen fr die Bewahrung ihrer Wlder bietet. DieIdee: REDD macht es mglich, dass die Walderhaltung finanziell mit den wirtschaftlichenTriebfedern der Entwaldung - bevorzugt werden gegenwrtig destruktiveRodungspraktiken und die Umwandlung von Wald fr andere Zwecke wie Viehweidenund bebaubares Ackerland - Schritt halten kann.

    Nach Schtzungen sind Waldverluste und Waldschdigungen fr bis zu 20 % derjenigenTreibhausgase verantwortlich, die menschlichen Aktivitten zugeschriebenen werden.Berechnungen haben auerdem ergeben, dass REDD kostengnstiger ist als diemeisten im Rahmen des Klimaschutzes ergriffenen Eindmmungsmanahmen. NachAussage des CIFOR-Reports wird REDD im Verein mit strengerenGesamtemissionszielen die Verhandlungspartner in die Lage versetzen, fr nur wenigoder gar keine Zusatzkosten eine noch ehrgeizigere weltweite Klimastrategie zuverfolgen.

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    Doch die Gesprchspartner stehen vor einer Reihe komplexer Probleme - etwa derFrage nach dem angemessenen Umfang einer Verwirklichung von REDD-Projekten; derFrage, wie die Waldschdigung (im Gegensatz zu einfacher Entwaldung) in dieVereinbarung mit einzubeziehen ist; ob die Technik bereits fortschrittlich genug ist,waldbasierten Kohlenstoff zu messen und zu berwachen; wie garantiert werden kann,dass als Kohlenstoffspeicher erhaltene Wlder in der Folgezeit nicht doch noch verloren

    gehen und auf welche Weise sicherzustellen ist, dass die Rechte derWaldgemeinschaften anerkannt und respektiert werden.

    Unsere Untersuchung lsst die Verhandlungspartner erkennen, dass der REDD-Prozess bei aller Komplexitt eindeutige Lsungsoptionen fr die angesprochenenProbleme bietet, sagte Frances Seymour, die Generaldirektorin des CIFOR. DieOptionen enthalten in aller Regel Manahmen zum Ausgleich von Effektivitt, Effizienzund Gerechtigkeit. Diese Gesprche sind zu wichtig, als dass sie scheitern drften angesichts der sich bietenden Lsungsmglichkeiten stehen die Erfolgschancenallerdings gut.

    Vielerorts wird befrchtet, dass die Weltfinanzkrise nicht nur das fr das Gesamtziel

    entscheidende Engagement der Industrienationen bei der Emissionsreduzierunguntergraben knnte, sondern ebenso ihre Bereitschaft zur Zahlung fr Kohlenstoff-Ausgleichsmanahmen in Entwicklungslndern, fuhr Seymour fort. Die Bereitschaft derEntwicklungslnder zur Teilnahme an Wald- und Klimaschutz (willingness to play) wirdvon der wahrgenommenen Fairness und Verfgbarkeit dieser Programme abhngen.

    Reichweite, Leakage und die zweite VerteidigungslinieDer CIFOR-Report untersucht ein breites Spektrum von Themen im Zusammenhang mitder Ausgestaltung von REDD. Hierzu gehrt auch die anhaltende Debatte ber dieangemessene geographische Reichweite derartiger Initiativen. Alles in allem favorisierendie meisten Lnder eine Umsetzung von REDD auf nationaler Ebene mit demArgument, dass hierdurch unter anderem dem als Carbon Leakage bekannten

    Phnomen entgegengewirkt werden knne. Carbon Leakage tritt dann auf, wenn die ineiner Region erreichte Reduzierung von Waldemissionen anderswo zu vermehrtenEntwaldungs- oder Waldschdigungsmanahmen fhrt.

    Ein nationaler Ansatz wrde jedes inlndische CO2-Leck ausweisen, und dieRegierungen wren motiviert, eine breite Politikpalette zur Reduzierung derWaldemissionen einzusetzen, sagte CIFOR-Wissenschaftler Arild Angelsen, Professorder norwegischen Universitt fr Umwelt- und Biowissenschaften. Doch wenn wir unsausschlielich auf diese Option beschrnken, wrde dies zumindest in naher Zukunftbedeuten, dass REDD-Programme nur fr einige wenige Lnder mit mittlerenEinkommen durchfhrbar wren. Auerdem wren sie mit dem hohen Risiko einesRegierungsversagens behaftet, und die Nationalisierung von Kohlenstoffrechten birgt

    die Gefahr, dass rtliche Gemeinschaften zu kurz kommen. Ein subnationaler oderprojektbezogener Ansatz dagegen ermglicht eine frhzeitige, rege Beteiligung und istfr private Investoren attraktiv. Angelsen, der Herausgeber des Reports mit Beitrgenvon 20 Wissenschaftlern, spricht sich fr einen mehrstufigen Ansatz (nested approach)aus, wonach die Initiativen von den Lndern auf subnationaler Ebene gestartet und nacheiner gewissen Zeit in die nationale Ebene berfhrt werden knnten.

    Angelsen fgte hinzu: Die Verhandlungspartner mssen auerdem klare undangemessene Referenzebenen (Baselines) definieren, von denen aus die

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    Emissionsreduzierungen zu messen wren. Sie mssen dabei Risiken abwgen: Bei zugrozgigen Baselines fhren die Kreditzahlungen nicht zu einer echtenEmissionsreduzierung; andererseits schrecken zu strenge Baselines Entwicklungslndervon einer Teilnahme ab. Dieses Problem knnte sich auf dem Weg zu einer wirksamenVereinbarung als echter Stolperstein erweisen.

    Der Report befasst sich auerdem mit der Einbeziehung der Waldschdigung in jedesREDD-Programm. Die Schdigungen knnen verschiedene Ursachen haben etwaRodung, Beweidung und das Sammeln von Feuerholz. Das CIFOR ist sich darber imKlaren, dass diejenigen Lnder, in denen das Hauptproblem die Entwaldung ist, wenigInteresse daran haben, in die zur Messung des durch Waldschdigung abgegebenenKohlenstoffs erforderliche berwachung zu investieren. Andererseits knnten Anreizezur Schdigungsreduzierung fr die Lnder im Kongobecken attraktiv sein; dort gibt esgroe waldbedeckte Gebiete mit nur geringen Entwaldungsquoten.

    Wird die Waldschdigung in den REDD-Mechanismus integriert, ist er mglicherweiseschwieriger umzusetzen er wrde jedoch die waldbezogenen Kohlenstoffemissioneneffektiver ausweisen, sagte Daniel Murdiyarso, CIFOR-Wissenschaftler und Mitglied

    des zwischenstaatlichen Ausschusses fr Klimanderungen (Intergovernmental Panelon Climate Change, IPCC). Das wre auch gerechter, denn es wrde viel mehrEntwicklungslnder in denen die Schdigung der Hauptschuldige ist zu einerTeilnahme bewegen.

    Weitere vom CIFOR-Report behandelte Themen:

    berprfung und berwachung von Kohlenstoffemissionen aus oftmalsabgelegenen Waldregionen.Das CIFOR steht auf dem Standpunkt, dass mittlerweiledie Technik fr eine effektive und effiziente berwachung in Waldregionen zurVerfgung steht, auch wenn kostenbedingt immer noch Zugestndnisse zu Lasten derPrzision erforderlich sind. Gem dem Report sind jedoch die meisten Probleme im

    Zusammenhang mit der berwachung eher politischer als technischer Natur. DerSchwerpunkt der Gesprche in Polen sollte auf der Entwicklung eines starken undunabhngigen Systems zur berprfung der Echtheit von Emissionsreduzierungenliegen.

    Finanzierung der REDD-Programme.Der CIFOR-Report vermerkt, dasswahrscheinlich eine ffentliche Finanzierung erforderlich ist, um Entwicklungslndern,vor allem den sehr armen Lndern, die Teilnahme an Programmen zur Reduzierung vonWaldemissionen zu ermglichen. Fr diese Programme ist eine ertragreicheFinanzierung aus den Kohlenstoffmrkten geplant, und wenn die fr eine Entfaltung desvollen Potenzials von REDD erforderlichen Summen aufgebracht werden sollen, ist einZugang zu den schnell wachsenden internationalen Kohlenstoffmrkten auch

    unerlsslich. Das CIFOR weist jedoch darauf hin, dass in den tropischen Regenwldernzunchst die den REDD-Gesprchen vorangehenden Bodenkonflikte sowie Problemebeim Gesetzesvollzug zu klren sind, wenn es eine gerechte Teilnahme anmarktbasierten Mechanismen geben soll.

    Sicherstellung der Nachhaltigkeit von Emissionsreduzierungen.Eine derHauptsorgen fr REDD-Investoren besteht darin, dass in Wldern gespeicherterKohlenstoff jederzeit in die Atmosphre gelangen knnte, wenn sich eineNaturkatastrophe ereignet oder ein Landeigentmer beschliet, das Land anderen als

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    Forstzwecken zuzufhren. Der Report betont, dass diese Risiken zu bewltigen sind,was allerdings klare Haftungszuweisungen, eine strenge berwachung und Startanreizeerfordert.

    Unser Ziel besteht nicht darin, eine Mglichkeit ber die andere zu stellen. Wir wollenvielmehr dafr sorgen, dass jeder alle verfgbaren Optionen kennt und sich der

    Auswirkungen verschiedener Alternativen bewusst ist, sagte Angelsen. Alles in allembeginnt man zu erkennen, dass es im Rahmen von REDD wahrscheinlich keineeinheitliche Lsung gibt. Die beste Art der Entwicklung und Installierung einesweltweiten REDD-Systems besteht wohl in einem flexiblen Ansatz, der den Lndern eineparallele Durchfhrung mehrerer verschiedener Modelle ermglicht. Auf diese Weiseknnen sich im Lauf der Zeit die besten Lsungen fr bestimmte Umstndeherauskristallisieren.

    REDD hat auerdem das Potenzial, ber die Reduzierung von Kohlenstoffemissionenhinaus erhebliche Nebeneffekte zu erzielen, fgte Seymour hinzu. Hierzu zhlen dieLinderung von Armut, die Verbesserung der Waldregulierung, der Schutz derArtenvielfalt sowie weitere Umweltleistungen. Hier bedarf es jedoch einer sorgfltigen

    Abwgung: Einerseits sollten diese Nebeneffekte bei der Entwicklung von REDDeinbezogen werden, wobei durch Schutzmanahmen sicherzustellen ist, dass keinSchaden angerichtet wird. Wenn andererseits jedoch REDD mit technischenAnforderungen und legitimen Erwgungen jenseits des Klimaschutzes berfrachtet wird,knnten die Transaktionskosten einer Teilnahme zu hoch werden.

    Jedenfalls setzt der Erfolg von REDD eine Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ortvoraus, die ja dafr prdestiniert sind, die Verwaltung des zu schtzenden Waldes zubernehmen. Sie mssen mit an Bord sein, wenn REDD erfolgreich sein soll.

    Der Report wird im Rahmen einer Pressekonferenz bei der 14. UNCFF-Konferenz derVertragsstaaten des Kyoto-Abkommens im polnischen Poznan am Freitag, dem 5.

    Dezember um 10.30 Uhr offiziell vorgestellt. Er wird in Verbindung mit einem zweitenReport verffentlicht: Facing an Uncertain Future: How Forests and People can Adapt toClimate Change (Vor einer ungewissen Zukunft: Wie sich Wlder und Menschen demKlimawandel anpassen knnen). Dieser Report handelt davon, dass dieVertragsparteien die Rolle der Wlder bei Strategien derAnpassung an denKlimawandel ebenso zu bercksichtigen haben wie bei Strategien der Eindmmung.

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    Center for International Forestry Research (CIFOR; Zentrum fr internationale Waldforschung)

    Das CIFOR frdert das menschliche Wohlergehen, die Bewahrung der Umwelt sowie die Gerechtigkeit durch

    Forschungsttigkeiten ber Methoden und Praktiken, durch die Wlder in Entwicklungslndern beeintrchtigt werden.

    Es trgt dazu bei, dass Entscheidungen mit Auswirkungen auf Wlder auf einer stabilen wissenschaftlichen Grundlage

    sowie auf den Prinzipien einer verantwortungsbewussten Fhrung beruhen, wobei der Blickwinkel vonEntwicklungslndern und der waldabhngigen Bevlkerung bercksichtigt wird. Das CIFOR ist eines von 15 Zentren

    der Consultative Group on International Agricultural Research (Beratungsgruppe fr internationale Agrarforschung;

    CGIAR). Weitere Informationen erhalten Sie unter www.cifor.cgiar.org.