Das grüne ParadoxonDas grüne Paradoxon
12. Sitzung12. Sitzung
Prof. Dr. Günther G. SchulzeUmweltökonomik
<Das grüne Paradoxon>
Literatur
Sinn, H.‐W. (2008a) Public policies against global warming: a supply side approach, Int Tax Public Finance (2008) 15: 360–394.
Si H W (2008b) D ü P d W dSinn, H.‐W‐ (2008b) Das grüne Paradoxon: Warum man das Angebot bei der Klimapolitik nicht vergessen darf, Perspektiven der Wirtschaftspolitik 9(Special Issue): 109–142der Wirtschaftspolitik 9(Special Issue): 109 142.
Sinn, H.‐W. (2012) The Green Paradox – A supply side approach toglobal warming, Cambridge/Mass.: MIT Press. g g, g /
Die Darstellung folgt Sinn (2008b) mit ergänzten/ aktualisierten Daten
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<Das grüne Paradoxon> 2
Der Treibhauseffekt
Vor der industriellen Revolution 280 ppmGegenwärtig 380 ppmSeit der Industrialisierung: Temperaturerhöhung 0,8°Ohne Verhaltensänderung: Bis spätestens 2050
T höh i 3°Temperatur‐erhöhung um insges. 3°
l bStern: Business as usual scenario 5° Anstieg bis 2100
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<Das grüne Paradoxon> 3
Die gegenwärtige Politikg g g
Kioto‐Protokoll 1997Unterzeichnerstaaten reduzieren THG Emissionen in 2008‐2012 um durchschnittlich 5,2% ggü 1990
Nur für 51 der 175 Staaten bindende Reduktionen (i.e.Nur für 51 der 175 Staaten bindende Reduktionen (i.e. 29% des anthropogenen CO2 Ausstoßes)
Emissionshandelssystem in der EU bindet 45% desEmissionshandelssystem in der EU bindet 45% des gesamten CO2 Ausstoßes der EU, 30% der THG Emissionen der EU (nicht: private Haushalte VerkehrEmissionen der EU (nicht: private Haushalte, Verkehr(außer Luftverkehr), Landwirtschaft)
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<Das grüne Paradoxon> 4
Maßnahmen zur Verringerung des CO2 Ausstoßes
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<Das grüne Paradoxon> 5
Bedeutung Erneuerbare Energieng g
RenewableS 2013 GLOBAL STATUS REPORT p 19RenewableS 2013, GLOBAL STATUS REPORT, p. 19.
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<Das grüne Paradoxon> 6
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<Das grüne Paradoxon> 7RenewableS 2013, GLOBAL STATUS REPORT, p. 20
Ist der CO2 Ausstoß verringert worden?
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Weltweiter CO2-Ausstoß bis 2011
Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes in den Jahren 1995 bis 2011 (in Millionen Tonnen)
35000
40000
25000
30000
35000
n To
nnen
15000
20000
Aus
stoß
in M
illio
nen
5000
10000
CO
2-A
01995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
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© Statista GmbH
Quelle: CDIAC, cdiac.ornl.gov ID 208750
URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/208750/umfrage/weltweiter-co2-ausstoss
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<Das grüne Paradoxon> 10
Länderranking - Größte C02-Emittenten weltweit 2013Ausgewählte Länder
Die zehn größten CO2-emittierenden* Länder nach Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2013
22,95
USA
China
4,9
5,14
15,5
Russland
Indien
USA
2,23
3,54
4,12
Deutschland
Japan
Brasilien
1,58
1,76
2,3
Kanada
Südkorea
Indonesien
0 5 10 15 20 25
Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen in %
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© Statista GmbH
Quelle: Germanwatch, EIA, Der Klimaschutz-Index 2014 - Tabellen und Karten, Seite 3 ID 179260
URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/179260/umfrage/die-zehn-groessten-c02-emittenten-weltweit
Pro-Kopf-CO2-Emissionen nach Ländern weltweit 2011Ausgewählte Länder
CO2-Emissionen je Einwohner nach Ländern weltweit im Jahr 2011 (in Tonnen)
Ausgewählte Länder
21,02
38,17
Vereinigte Arabische Emirate
Katar
15,37
16,28
16,94
17,43
Kanada
Saudi Arabien
USA
Australien
10,32
10,45
11,65
11,81
Finnland
Niederlande
Russland
Südkorea
7,69
8,13
9,14
9,28
Norwegen
Österreich
Deutschland
Japan
,Norwegen
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
Pro-Kopf-CO2-Emissionen in Tonnen
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Quelle: IEA, IEA - Key World Energy Statistics 2013, Seite 48 bis 57 ID 167877
URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner
CO²-Emissionen je BIP-Einheit - Ausgewählte Länder
CO²-Emissionen je produzierter BIP-Einheit in ausgewählten Ländern im Jahr 2008 (in Kilo CO² je Dollar)
3,7
3 5
4
2,3
3,2
2,5
3
3,5
Dol
lar
1,7
2
1,5
2
,
o C
O²-
Em
issi
on je
D
,2 0,3 0,
4 0,5 0,
6 0,7
0,5
1
Kilo
0,
0Japan Großbritannien Deutschland USA Kanada Südkorea Indien China Iran Russland
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Quelle: IEA, PIK, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 279, 30.11.2010, Seite 11 ID 167879
URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167879/umfrage/co-emissionen-je-produzierter-bip-einheit-nach-laendern
CO²-Emissionen je BIP-Einheit - Veränderung
Veränderung der CO²-Emissionen je produzierter BIP-Einheit in ausgewählten Ländern von 1990 bis 2008 (in Prozent)
‐43
G ßb i i
China
‐34
‐38
‐40
Russland
Deutschland
Großbritannien
‐20
‐21
‐31
Kanada
Indien
USA
23
‐14
‐14
Iran
Japan
Südkorea
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30
Veränderung der CO²-Emissionen je produzierter BIP-Einheit in %
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URL : http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167888/umfrage/veraenderung-der-co-emissionen-weltweit-je-produzierter-bip-einheit
Quelle: IEA, PIK, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 279, 30.11.2010, Seite 11 ID 167888
Ansatzpunkt der Politikmaßnahmen
Reduktion der impliziten Nachfrage nach CO2, v.a.durch Nachfragereduktion fossiler Brennstoffedurch Nachfragereduktion fossiler Brennstoffe
Wie wirkt das auf das Marktgleichgewicht?
Abhängig von der Preiselastizität des Angebotes
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<Das grüne Paradoxon> 15
Reduktion bei elastischem Angebot
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Preissteigerung bei unelastischem Angebot
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<Das grüne Paradoxon> 17
Zwei Ländergruppeng ppAnnahme: preisunelastisches Angebot, d.h. feste Angebotsmenge
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<Das grüne Paradoxon> 18
Ergebnisg
Bei preisunelastischem Angebot:
Reduktion der CO2 Emissionen der “grünen” Länder =
Subventionierung der “braunen” Länder durch die “grünen”
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Angebotspotentialg p
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<Das grüne Paradoxon> 20
Ersatztechnologien ?g
• Partiell und begrenzt• Partiell und begrenztBiotreibstoff
• Kaum Substitute für bestimmte Verwendungenfossiler Brennstoffe (z.B. Flugbenzin) ( g )no backstop technology!
• Das bedeutet dass verfügbarer Kohlenstoff• Das bedeutet, dass verfügbarer Kohlenstoffverbrannt werden wird
• Entscheidend: zeitl. Abbauprofil(75% des CO2 verbleibt nicht in derAtmosphäre)
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<Das grüne Paradoxon> 21
45% noch nach hundert Jahren, 25% noch nach 300 Jahren
Wie wird das Angebot bestimmt?
Idee: Intertemporale Optimierung imdee te te po a e Opt e u gPortfolio‐gleichgewicht : Finanzanlage muss selbe Rendite erzeugen wie Ressource in situFinanzanlage muss selbe Rendite erzeugen wie Ressource in situ
Hotelling RegelHotelling Regel(einfachste Version) : Preis steigt mit dem Zinssatz.
Mit konstanten Produktionskosten c
Hotellingregel beschreibt Verhalten der Ressourcenbesitzer( iti A t )Prof. Dr. Günther G. SchulzeUmweltökonomik
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(positiver Ansatz)
Normativ
Abbau nach der Hotellingregel istvolkswirtschaftlich optimal (Solow‐Stiglitz)p ( g )
Grenzprodukt des Kapitals = Wachstumsrate derGrenzproduktivität der natürlichen RessourceGrenzproduktivität der natürlichen Ressource
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<Das grüne Paradoxon> 23
Abweichungen vom Optimum
• Politische Instabilität↔ unsichere Eigentumsrechte• Treibhausgaseffekt↔ externer Effekt
→Differenz zw. tatsächlicherund effizienter Extraktion
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<Das grüne Paradoxon> 24
Gründe für Marktversageng
1. Politische Instabilität erhöht Abbaurate(unsichere Eigentumsrechte):( g )keine unendliche intertemporale Optimierung
2. Treibhausgaseffekt: externer negativer Effekt, nicht im Kalkül der Ressourcenbesitzer: zu hoheAbbaurateAbbaurate
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<Das grüne Paradoxon> 25
Das grüne Paradoxong
Reaktion auf (erwartete) Energiepreisänderungen
Preisreduktion heute: Extraktion in die Zukunftverschiebenverschieben
Preisreduktion in der Zukunft: Stärkere Extraktion in derGegenwartGegenwart
Symmetrische Nachfragereduktion: Abbaupfad bleibtgleichgleich
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<Das grüne Paradoxon> 26
Umweltpolitik und Abbauprofil
Nachfragereduktion im Vergleich zu Situation ohne Umweltpolitik (selbe Menge): wiep ( g )verändert sich der Preis? Preiskeil
Sinkt der Barwert des absoluten Preiskeils imZeitablauf, verschieben die Ressourcenbesitzerihre Extraktion in die Zukunftihre Extraktion in die Zukunft
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<Das grüne Paradoxon> 27
Beispiel Wertsteuerp
Konstante Wertsteuer: kein EinflußPreiskeil bleibt im Barwert gleichPreiskeil bleibt im Barwert gleich
Konstante spezifische Steuer: relativer Preiskeilnimmt ab: Verlagerung des Abbaus in die g gZukunft
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Entwicklung des Preiskeils durch Umweltpolitik
Wenn grüne Politik grüner wird…
Emissionshandel in der EU und deri l Abb f dintertemporale Abbaupfad
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<Das grüne Paradoxon> 29
Was tun? –Möglichkeiten einer AngebotspolitikMöglichkeiten einer Angebotspolitik
1 Maßnahmen zur Reduktion des Preiskeils im Zeitablauf1.Maßnahmen zur Reduktion des Preiskeils im Zeitablauf• Sinkende Wertsteuer• Mengensteuer mit konstantem Satz• Mengensteuer mit konstantem Satz
2. Subventionierung der Lagerbestände3. Quellensteuer auf Kapitalerträge (weltweit)4. Stärkung der Eigentumsrechte der
Ressourcenbesitzer an den Ressourcen, Enteignungsdrohung ihrer Finanzanlagen
Realistisch? Praktikabel? Erwünscht?[technisch und politisch‐ökonomisch]
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<Das grüne Paradoxon> 30
[technisch und politisch‐ökonomisch]
Was tun? (Forts.)( )
5. Weltumspannendes Monopson (durchumfassendes Klimaschutzabkommen))
6. CO2 Sequestrierung( b h d d h )(CO2‐Abscheidung und –Speicherung)
7. Aufforstung
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<Das grüne Paradoxon> 31
Backstop technologyp gy
Verändert die Existenz einer alternativen EnergiequelleVerändert die Existenz einer alternativen Energiequelleohne CO2 Emissionen das grüne Paradoxon?
Van der Ploeg und Withagen JEEM 2012Van der Ploeg und Withagen JEEM 20121. Die alternative Energie ist unbegrenzt verfügbar mit
konstanten Kosten, ist aber zunächst teurer als fossile Energie, g2. Die Kosten der Extraktion hängen vom Bestand ab
(steigen mit niedrigerem Bestand)
3. Die alternative Energiequelle wird im Zeitablauf billiger
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<Das grüne Paradoxon> 32
Grünes Paradoxon und backstop technology II
Reaktion: • Da die alternative Energie teuer bleibt, wird zunächst der
gesamte Bestand an fossilen Brennstoffen verbraucht. • Wenn der alternative Brennstoff billiger wird, wird die
Extraktion vorgezogen, das grüne Paradoxon bleibt bestehenWird die alternative Energiequelle so billig, dass der Bestand an
fossilen Brennstoffen nicht komplett abgebaut wird (steigendeProduktionskosten) kann das grüne Paradoxon sich auflösenProduktionskosten), kann das grüne Paradoxon sich auflösen.
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<Das grüne Paradoxon> 33
Grünes Paradoxon und backstop technology III
Die meisten Modelle unterstellen konstante Kosten für fossileEnergiequellen und konstante, höhere Kosten für alternative EnergiequellenEnergiequellen
Dann wird zunächst die fossile Energie komplett verwendet, danach die alternativedanach die alternative.
Sinkt nun der Preis für alternative Energie, so bedeutet das, dassder maximale Preis für fossile Energie sinkt.g
Dies bedeutet, dass der Preispfad sich nach unten verlagert und mehr fossile Energie früher verwendet wird (Hotelling‐Regelbleibt bestehen)
Grünes Paradox bleibt bestehen
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<Das grüne Paradoxon> 34
Grünes Paradoxon und backstop technology IV
Grafton, Kompas, Ngo van Long JEEM 2012• Simultanität von fossilen und alternativen Energiequellen• Impliziert steigende Kosten für alternative Energien• Grünes Paradox muss dann nicht gelten, wenn steigende
S b i l i B ff di N hf hSubvention von alternativen Brennstoffen die Nachfrage nachfossilen Brennstoffen nicht erhöht, sondern sich in erhöhteProduktion von alternativer Energie übersetztProduktion von alternativer Energie übersetzt.
• Dies ist etwa der Fall bei konstanten Grenzkosten derProduktion fossiler BrennstoffeProduktion fossiler Brennstoffe
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