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Vom Hören, Zuhören undZurechthören
Reinhard KopiezHochschule für Musik und Theater Hannover
Institut für Musikpädagogische Forschung
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Das Grup-Tekkan-Phänomen
Live bei Stefan Raab
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Die Wolpert-Studie
R. Wolpert (2000). Attention to key in a nondirected music listening task:musicians vs. nonmusicians. Music Perception, 18(2), 225-230
"Nondirected listening Paradigma" Hörbsp.: Jazz-Standard "You make me feel so young"
Version 1 Orig. Version 2 Melodie + Begleitung 1/2-Ton auseinander Version 3 Melodie + Begleitung 1/1-Ton auseinander
Aufgabe mit offener Antwort:"Beschreiben Sie alle Unterschiede, die Sie hören"
Inhaltsanalyse der freien Antworten (Expertenrating) „match“
vollständige Benennung des Tonartenkonliktes („clash of keys“) „possible match“
ungefähre Benennung des Tonartenkonfliktes „mismatch“
keine Benennung des Tonartenkonfliktes Hypothese:
Musiker bemerken gegenüber Nichtmusikern einen Tonartenkonflikt(clash of keys) häufiger
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Ergebnis der Wolpert-Studie
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Kritik
Kleine Expertengrupe (n = 10) Nur ein musikalischer Stil Keine Kontrollbedingung (gerichtetes Hören)
Modifizierte Replikation des Hörexperiments
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Replikationsexperiment
Hypothesen Musiker bemerken den Tonartenkonflikt häufiger als
Nichtmusiker Bei zielgerichtetem Hören (“directed listening” [DL]) liegt
die Erkennensrate für alle Gruppen signifikant höherals bei nicht zielgerichtetem Hören (NDL)
Musiker erkennen den Tonartenkonflikt unter beidenBedingungen (NDL & DL) besser als Nichtmusiker
Erkennensrate unterscheidet sich bei verschiedenenMusikstilen
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Methode
Probanden 100 Musiker (Expertengruppe)
Studenten der HMT Hannover, Alter: 19-28 148 Nichtmusiker (Laiengruppe)
Schüler im Alter von 14-21
Versuchsbedingungen Versuchsgruppe 1 (non-directed listening [NDL]), n = 184
69 Musiker 115 Nichtmusiker Aufgabe:
Bitte beantworten Sie mit wenigen Sätzen, was Ihnen an dieserInterpretation aufgefallen ist
Versuchsgruppe 2 (directed listening [DL]), n = 64 31 Musiker 33 Nichtmusiker Aufgabe:
Bitte beantworten Sie mit wenigen Sätzen, was Ihnen an dieserInterpretation aufgefallen ist und wie gut Melodie und Begleitungzueinander passen
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Die Hörbeispiele
Gesang 100 cent ↓Begleitung 100 cent ↑
200 cent
Gesang 50 cent ↑Begleitung 50 cent ↓
100 cent
PopOriginalYou got a friendT. & M.: C. KingInterpret: Soul control
Begleitung 200 cent ↓Begleitung tiefer
Begleitung 200 cent ↑Begleitung höher
JazzOriginalYou make me feel so youngM.: J.J. MylowT.: M. Gordon
StilModifikationVersionTitel
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Melodie 100 cent ↑Begleitung 100 cent ↓
200 cent
Melodie 50 cent ↑Begleitung 50 cent ↓
100 cent
KlassikOriginal2. Satz, Andanteaus demTrompetenkonzert in EsJ. HaydnHOB. VIIe:1.
Gesang 100 cent ↓Begleitung 100 cent ↑
200 cent
Gesang 50 cent ↑Begleitung 50 cent ↓
100 cent
RockOriginalWalking on sunshineT. & M.: K. Ch. RewInterpret: Soul control
StilModifikationVersionTitel
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Ergebnisse
Alle Stile,alle Hörer,zwei Hörweisen
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Verschiedene Hörweisen, verschiedene Hörxepertise
=
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Der Einfluss verschiedener Musikstile
KlassikRock
Pop
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Diskussion
Hören ≠ Zu-hören Was hören Nichtmusiker wirklich?
Bemerken von Ausdrucksstimmungen ("happymusic")
danach Oberflächenmerkmale zur Orientierung(Schramm, 2005)
Dynamik Rhythmik
bekannter Hörtyp: „diffuser Hörer“ (Behne, 1990) Hörstrategien sind erweiterungsfähig!
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... und das Zurechthören
Bewertung von Verstimmungen der Terz desMollakkords bereits in Enders, B. (1981). Studien
zur Durchhörbarkeit undIntonationsbeurteilung vonAkkorden.
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... und das Zurechthören
Bewertung von Verstimmungen der Terz desMollakkords bereits inDiss. von BerndEnders untersucht Enders, B. (1981). Studien
zur Durchhörbarkeit undIntonationsbeurteilung vonAkkorden.
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Fricke, J. (1988). Klangbreite und Tonempfindung. Musikpsychologie, 5,67-87: Chorisch gespielte Geigenklänge haben eine Klangbreite von bis zu
83 cent Chorisch gesungene Töne von bis zu 90 cent Intonationsabweichungen werden nicht als störend empfunden, sondern
sogar als Ausdrucksqualitäten wahrgenommen (Vibrato!)
Psychoakustische Aspekte Intonationswahrnehmung ist nicht mit einer "Theorie des Reizes" im
Sinne einer Abbildtheorie erklärbar. Auch eine "Störtheorie" des Wohlklangs (Rauigkeit!) hat hier wenig
Erklärungswert.
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Das Van-Halen-Desaster(Live-Mitschnitt vom Jahr 2006, falsche Sample-Rate für
Playback)
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Fazit
Tonartenkonflikte werden nicht automatischerkannt, sondern bedürfen derAufmerksamkeitslenkung.
In Abhängigkeit von der Hörexpertise hörensich Personen das Nicht-Passen zurecht.
Die Auffälligkeit hängt auch ab vom Stil und istin harmonisch einfachen Stilen leichter zuerkennen als in komplexeren Jazzstücken.
Hören kann zwar jeder, nicht jedoch Zu-hören.