Download - Web20 Journalismus Nov 2007
Web 2.0 & Journalismus
Mag. David Röthler
politik.netzkompetenz.atblog.netzkompetenz.at
Stand: 10.04.23
Übersicht
• Web 2.0/Social Software & Citizen Journalism– Begriffsklärung– User generated content & etablierte Medien– Citizen Journalism
• Weblogs– Podcasts, RSS– Wikis
• Trends im Online-Journalismus– Video– Mobilität
E-media Nr. 26A, Jänner 2006
Spiegel Special, Juli 2007
Bertolt Brecht 1927/1932
• ein Vorschlag zur Umfunktionierung des Rundfunks:
„Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln.
Bertolt Brecht 1927/1932
• „Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur zu hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen.Der Hörfunk könne den Austausch, Gespräche, Debatten und Dispute ermöglichen.“
Background: Web 2.0
Web 2.0
• Technische Aspekte– Browserbasiert, Ajax, RSS …
• Soziale Aspekte (-> Social Software)– Kommunikation & Dialog statt
Information– Vernetzung– Mehrwert entsteht durch die
Partizipation der NutzerInnen -> User generated content
Beispiele
• www.flickr.com
• www.youtube.com
• www.del.icio.us
• www.netvibes.com
Definition „Citizen Journalism“
• Synonyme: – Grassrouts Journalism– partizipativer Journalismus– BürgerInnenjournalismus
• „ […] Tätigkeit von BürgerInnen, eine aktive Rolle im Prozess der Recherche, des Berichtens, des Analysierens, sowie des Verbreitens von Nachrichten und Informationen einzunehmen.
• Ziel dieser Partizipation ist die Bereitstellung von unabhängigen […] und relevanten Informationen, die eine Demokratie benötigt.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzel-Journalismus
Mediendemokratie
• Massenmedien wesentlicher Bestandteil des politischen Diskurses
• Partizipatives Web 2.0
• Hoffnung: Demokratisierung des Diskurses
Neue Bottom-up-Beteiligungskultur oder
bloß der nächste Techno-Hype der Web-
Avantgarde?
Gesellschaftspolitische Dimension
• Pressefreiheit ist nicht mehr auf diejenigen beschränkt, denen die Medien gehören -> „Citizen Journalism“
• Ende des „Gatekeeper“-Zeitalters
• Ist Bertold Brechts Vision der „Radiotheorie“ in Erfüllung gegangen?
Entstehungsgeschichte Web 2.0
• 60.000 Jahre Menschen beginnen zu sprechen
• 5.000 Jahre Schrift
• 600 Jahre Buchdruck
• 85 Jahre Radio
• 50 Jahre Fernsehen
• 25 Jahre Internet
Web 0.5
• Zeit vor dem WWW: 1988-1993
• E-Mail und Datenkommunikation
Web 1.0
• Das Web 1.0 ist das Web von 1995
• Statisches HTML, reine Einwegkommunikation, klassische Websites.
Web 1.5
• Dotcom-Zeit: zwischen 1996 und 2001• Websites wurden dynamisch• Ziel: Hits & Traffic • Interaktive Web-Sites: Shops, Communities,
Foren. Meistens als Insellösungen• Technologien teuer und kompliziert• Personal Publishing nur eingeschränkt möglich
Web 2.0: Offenheit, Standards
• Open Source• Offene Schnittstellen -> Mashups• Aus der Kombination von verschiedenen
Services entstehen völlig neue Nutzensaspekte• CSS, RSS
Web 2.0: Freiheit
• Weitreichende Möglichkeiten der Veröffentlichung eigener Daten
Web 2.0: weitere Aspekte
• Browser-basiert
• Verlagerung von Desktop-Funktionen ins Netz
• Starke Interaktivität
• Am User orientiertes Design
• Flache Navigation
User Generated Content & etablierte Medien
€ 50 Honorar
Citizen Journalism
OhmyNews
• Südkorea seit 2000• Motto "Every Citizen is a Reporter"• 41.000 registrierte OhmyNews-
BürgerreporterInnen• Gute Beiträge können freiwillig bezahlt werden• Jeden Samstag druckt OhmyNews die besten
Artikel als Zeitung• „Heirat von Technologie und Demokratie“ ->
„digitale Demokratie“
Myheimat.de
• Partizipative Weblogs für kleine Städte in Bayern• Monatlich 4-Farbdruck im A4-Format• Finanzierung durch lokale Werbung• Keine bezahlten Journalisten• Halbautomatische Generierung der Zeitung• 15 Angestellte für Anzeigenverkauf und PR-
Texte und Layout• heimatlich, heiter und optimistisch
Readers Edition der Netzzeitung
• Moderiert durch freiwilliges Team
• Keine Bezahlung für Beiträge
• http://www.readers-edition.de/autor?user_id=olli
YouTube in Zahlen
• Seit Februar 2005
• Oktober 2006 Kauf von Google, ca. 1,3 Mrd. €
• Marktanteil Online-Videos 40-60%
• 65.000 Video-Uploads täglich
• 100 Mio. Videos täglich werden angesehen
Success-Story
• Geriatric1927, Pseudonym für Peter Oakley aus England
• http://www.youtube.com/profile?user=geriatric1927
• Mehr als 2 Mio. Zugriffe auf einige seiner Videos
Folgen
• Private TV-Sender in Deutschland– RTL: http://www.clipfish.de/– ProSiebenSat.1 Media:
http://www.myvideo.de/
• Dennoch ist YouTube auch in Deutschland weiterhin Marktführer.
http://www.globalvoicesonline.org/about/
U-Bahn-Anschläge, London http://moblog.co.uk/view.php?id=77571
11. September 2001 http://www.snopes.com/rumors/crash.htm
Abraham Zapruder
• Fabrikant für Frauenbekleidung
• Verkaufte den Film für das Life Magazine für $150,000 (heute $ 500.000)
• http://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_Zapruder
Weitere Beispiele
• Massenmedien– http://live.focus.de/ – http://www.cnn.com/exchange/– http://www.n24.de/mobile_online/myvideo/
• Alternativmedien– http://austria.kanalb.org/– http://germany.indymedia.org/– http://www.liveleak.com/
Initiative Qualität
Initiative Qualität
Zitate zum Thema
• „Die Zeiten, in denen nicht-professionelle Augenzeugen bestenfalls als Zitatgeber dienten, sind ein für allemal vorbei. In welcher Form das die Medien verändert, ist allerdings noch nicht ausgemacht.“
• Quelle: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/leser-reporter/
Zitate
• „Meiner Meinung nach wird es zu einer eigenen Disziplin "Bürgerjournalismus" kommen, deren Qualitäten genau im Fehlen der Professionalität zu suchen sind. Die resultierenden Spannungen, die kreativen und ungewöhnlichen Momente sowie der unkonventionelle Aspekt können bei guten Produktionen ein wichtiges Argument zu Gunsten des Bürgerjournalismus sein. Dass eine Menge Schrott produziert wird ist unbestritten, doch das verhält sich bei manchen professionellen Medienschaffenden genauso.“
• http://medienspiegel.ch/archives/001368.html
Zitate
• „Es ist eben meistens nur für eine Handvoll Leute interessant, wenn sich einer im stillen Kämmerlein den Frust von der Seele schreibt. Mit etwas Glück kann sich so einer ein paar Minuten lang im medialen Rampenlicht sonnen. Das war's dann auch schon...“ (Kommentar zu einem Artikel der NZZ vom Juni 2006)
Zitate
• „Eine zentrale Aufgabe der traditionellen Medien besteht darin, den Laien journalistische Grundregeln zu vermitteln sowie Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die es ihnen ermöglichen, "guten Journalismus" zu betreiben. Professionelle Journalisten müssten sich wieder vermehrt in den Dienst der Bürger stellen und diese zu einem kritischen Umgang mit Informationen befähigen. Neben ihrer herkömmlichen Rolle als Gatekeeper müssten die "Mainstream-Medien" nicht zuletzt wieder vermehrt als Sinnstifter ("sensemaker") agieren und die Konsumenten zu den relevanten Informationen hinführen.“
• Bill Kovach, http://www.krusenstern.ch/blogbuch/weblogs-veraendern-den-journalismus.html
Zitat Rupert Murdoch
• Rupert Murdoch, Speech to the American Society of Newspaper Editors 2005
… There’s a dramatic revolution taking place in the news business today …. The digital native doesn’t send a letter to the editor anymore. She goes online, and starts a blog. We need to be the destination for those bloggers. … At the same time, we may want to experiment with the concept of using bloggers to supplement our daily coverage of news on the net.
(http://www.newscorp.com/news/news_247.html)
Zitat Rupert Murdoch
• Rupert Murdoch, Speech to the American Society of Newspaper Editors,2005… There’s a dramatic revolution taking place in the news business today
… 44 percent use a portal at least once a day for news, just 19 percent use a printed newspaper… they want to be able to use the information in a larger community – to talk about, to debate, to question, and even to meet the people who think about the world in similar or different ways….…. providing virtual communities for our readers to be linked to other sources of information, other opinions, other like-minded people. ….(http://www.newscorp.com/news/news_247.html)
• Murdoch hat unternehmerische Konsequenzen gezogen:2005 übernahm sein Medienkonzern News Corp. das grösste social-network-portal „My Space„ (MySpace.com) mit 86 Mio Nutzern für einen unglaublich hohen USD
Zitat Hubert Burda• „Wir befinden uns in der größten
Medienrevolution seit Gutenberg“
• „Wenn sich die Medien verändern, dann verändert sich die Gesellschaft fundamental“.
• Vortrag in Freiburg, 2007
Hürden
• Digital Divide
• Mangelnde Medienkompetenz (Bildung)
• Überwachung (Vorratsdatenspeicherung…)
Was sind Weblogs?
• Wort ist eine Mischung aus WEB und LOG Logbuch, Tagebuch
• AutorIn: BloggerIn• Gesamtheit der Weblogs: Blogosphäre• chronologisch geordnete Sammlung von
Beiträgen (Text, Bild, Audio, Video)• Werden meist von Einzelpersonen erstellt
Technisch einfache Bedienung
• Weblogs entsprechen der ursprünglichen Intention des Internet: viele Menschen zu AkteurInnen zu machen.
• Keine besonderen technischen Kenntnisse notwendig
• Einfachere Bedienung als Content Mangement Systeme (CMS)
Interaktivität von Weblogs
• Hochgradige Vernetzung
• Diskussion kann auf einem Weblog begonnen und auf einem anderen fortgesetzt werden
• Kommentarfunktion
Arten von Weblogs (Auswahl)
• Privates Weblog– Alltagsberichte, persönliche Erlebnisse
• Fach-Weblog– Diskussion und Austausch von Fachthemen, Erstellung eines
digitalen Kompetenzprofils: „create and customize portfolios for academic, career, or personal uses“
• Moblog– Beiträge von einem mobilen Gerät gepostet; meistens Fotos mit
der Handy-Kamera• Photoblog
– Abbildung des Alltags in Fotografien• Corporate/Business-Weblog
– MitarbeiterInnen schreiben im Namen einer Firma zu PR-Zwecken.
Ziele des Führens eines Weblogs
• Aufmerksamkeit
• Reputation durch Authentizität
• Soziales Kapital durch Vernetzung
Effektivität
• Durch Vernetzung gute Auffindbarkeit durch Suchmaschinen
• Erstaunlich rasche Reaktionen von anderen
• Denkbar einfache Möglichkeiten der Publikation z.B. auch über E-mail, Mobiltelefon…
Wie komme ich zu einem Weblog
• Einrichtung bei einem oft kostenlosen Weblog-Dienst: z.B. blogger.com, twoday.net
• Installation einer Weblog-Software auf dem eigenen Webspace oder Server: z.B. WordPress, Drupal
Vorteile & Grenzen
• Vorteile– Schnell, einfach, übersichtlich, chronologisch,
schlichtes Layout– Weitergabe von Neuigkeiten in regelmäßiger Zeitfolge – Diskussion dank der Kommentarfunktion – Wissensaustausch – Aufbau und Pflege von persönlichen Kontakten – Präsentation von eigenen Artikeln und Arbeiten
Vorteile & Grenzen
• Grenzen: – themenzentrierte Diskussion besser im
Forum, – Projektmanagement besser in Groupware– Projektpräsentation besser in CMS, – kollaboratives Schreiben besser im Wiki
Beispiele Weblogs
• www.spreeblick.de
• www.schockwellenreiter.de
• www.bildblog.de
• http://neoliberalismus.twoday.net
Weblogs von JournalistInnen
• http://medienspiegel.ch/
• http://www.sixtus.net/
• http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/
• http://www.florianklenk.com/
RSS
• Bedeutung:– Rich Site Summary– Really Simple Syndication „Syndication“
bedeutet in diesem Zusammenhang: Verkauf, Vertrieb, Übernahme von Content an/durch andere Medienanbieter
– Synonym: Newsfeed, RSS-Feed
Feedreader, Aggregatoren
• Online– http://reader.google.com– http://www.bloglines.com/
• Offline– http://www.awasu.com/– http://www.sharpreader.net/
Podcasts
• Audio Programme zum „Downloaden“ und Abspielen auf PCs oder portablen Geräten (z.B.: iPod)
• Mp3-Format • Really Simple Syndication (RSS)• „Podcatching“ Software erforderlich
Podcasts-Beispiele
• http://www.friedrich-witt.de/
• http://bzoe-podcast.podspot.de/
• http://fm4.orf.at/station/205733/main
• http://www.spd-podcast.de/
• http://poese-puben.de/
Wikis
• Demokratischste Form der Zusammenarbeit im Internet
• Jeder darf jede Web-Seite verändern.• „Wiki“ heißt auf Hawaiianisch „schnell“• Wikis funktionieren, auch wenn man meinen
könnte, dass sie aufgrund des universellen Schreibrechts schnell im Chaos versinken müssten.
• Wiki wurde 1995 von Ward Cunningham erfunden
Einsatzmöglichkeiten von Wikis
• Gemeinsames Erstellen von Linklisten
• Texte gemeinsam entwerfen
• Projekte konzipieren
• Informationssammlung (-> Wikipedia)
Beispiele für Wikis
• Wikipediahttp://www.wikipedia.org/
• Web-Site des Wiki-Erfindershttp://c2.com
• Attac Wikihttp://wiki.attac.at/
• Reise-Wikihttp://www.wikitravel.org
Unterscheidung zu Weblogs
• Wikis nicht chronologisch
• Inhalte bei Wikis von anderen veränderbar
Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Social Software (insb. Weblogs)
• Weblogs in der Bildung
• Corporate Blogging
• e-Portfolio
Soziale Netze
studiVZ
Second Life
• Massive Multiplayer Online Game
• Welt wird von den „SpielerInnen“ selbst gestaltet
• 1,5 Mio BewohnerInnen
• 12.000 Neuanmeldungen täglich
• 600.000 $ Umsatz täglich
Wozu?
• Fundraising-Events
• Virtuelle Konferenzen, Treffen
• Unternehmen testen Produkte
• Musikindustrie
Die Zukunft gehört den virtuellen Welten
• „Die Zukunft gehört den virtuellen Welten, ihren Gesellschaften und ihrer Wirtschaft. Das ist unaufhaltsam. Wenn es nicht Second Life ist, dann irgendeine andere virtuelle Welt.“
• Landschafts-Designer Cezary Ostrowski
http://www.focus.de/digital/netguide/online-game_nid_36203.html
Das Web der Zukunft?
• „Looking at Second Life makes me realize just how much the Web, wonderful and useful as it is, still mimics a print model“
• David Kirkpatrick http://money.cnn.com/2006/11/09/technology/fastforward_secondlife.fortune/index.htm
Second Life & Medien
• http://secondlife.reuters.com/
• http://www.slnn.com/
• http://www.sun.com/aboutsun/media/presskits/secondlife/
• http://nwn.blogs.com/nwn/
• http://www.sueddeutsche.de/,trt3m2/kultur/artikel/792/90702/
Second Life & Politik
• Mark Warner, möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten für 2008
• “In Second Life,” said Warner, “distances and time differences vanish. It will allow us to reach people through a whole new medium. Social technologies can be great tools for political change, and virtual worlds like Second Life might be the next tool for engaging people in the real world democratic process. We want to use Second Life to continue the conversation about the direction of our country. My avatar is also pretty funny looking. That alone makes it worth checking out.”
Internetnutzung in Ö.• Austrian Internet Monitor
http://www.integral.co.at/
• Österreichische Webanalysehttp://www.oewa.at/
• ORF Medienforschunghttp://mediaresearch.orf.at/
Trends im Onlinejournalismus
Video
• APA liefert Nachrichten-Videos• http://www.spiegel.de/videos/• ZDF-Mediathek• Elektrischer Reporter• Neuer Flashplayer kann HDTV• Democracy Player/Miro Player• mogulus.com• Justin.tv• Ustream.tv
joost
Videojournalismus
David Dunkley Gyimah, Videojournalist
Soziale Vernetzung, Social News
• Süddeutsche Zeitungsuedcafe.sueddeutsche.de
• Kollaboration bei der Nachrichtenproduktion (wikinews…)
• Digg.com
• Yigg.de
Personalisierung
• My Times
• Wikio
• Netvibes
• Google Reader
Mobilität
Microblogging
• http://twitter.com/bbcworld
• http://twitter.com/ATNews
Hyperlokalität
• Myheimat.de
• Geotagging
• http://twittervision.com/
• Krone.at, Blogverzeichnis
QR-Tags
Persönliche Links zum Thema
• http://del.icio.us/davidro/kfj• http://del.icio.us/davidro/citizenjournalism• http://del.icio.us/davidro/politik
Kontakt
Mag. David Röthler
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