dzierzynski - kämpfer für...

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Dzierzynski - Kämpfer für den Internationalismus Die einst von Marx und Engels aufgestellte Losung «Proletarier " aller Länder vereinigt euch war für Feliks ein Leben lang Inhalt und Ziel seines Kampfes. .Schon als Jüngling setzte er sich trotz der chauvinistischen Pro- ": paganda der PPS für die Vereinigung des polnischen und litauischen' Proletariats' mit dem russischen zum gemeinsamen Kampf gegen' den Zarismus und gegen die Bourgeoisie ein. ' , Als sich die rechten Führer der Litauischen Sozialdemokratie im Jahre 1898 weigerten, am I. Parteitag der SDAPR teilzuneh-. men, verurteilte er entschi.eden ihre Haltung. , ' , Er, erinnerte an das Sendschreiben von Marx 'und Engels an, das internationale Meeting in Genf im Jahre 1880. Die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus hatten in diesem Sendschreiben daral1f hingewiesen, daß sich die polnischen Sozialisten-im Kampf mit den russischen Brüdern vereinigen sollten. Während seiner jahrelangen Tätigkeit in der SDKPiL verfolgte

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  • Dzierzynski -Kämpfer für den Internationalismus

    Die einst von Marx und Engels aufgestellte Losung «Proletarier "aller Länder vereinigt euch I» war für Feliks ein Leben lang Inhaltund Ziel seines Kampfes.

    .Schon als Jüngling setzte er sich trotz der chauvinistischen Pro- ":paganda der PPS für die Vereinigung des polnischen und litauischen'Proletariats' mit dem russischen zum gemeinsamen Kampf gegen'den Zarismus und gegen die Bourgeoisie ein. ' ,

    Als sich die rechten Führer der Litauischen Sozialdemokratieim Jahre 1898 weigerten, am I. Parteitag der SDAPR teilzuneh-.men, verurteilte er entschi.eden ihre Haltung. , ' ,

    Er, erinnerte an das Sendschreiben von Marx 'und Engels an,das internationale Meeting in Genf im Jahre 1880. Die Begründerdes wissenschaftlichen Sozialismus hatten in diesem Sendschreibendaral1f hingewiesen, daß sich die polnischen Sozialisten-im Kampfmit den russischen Brüdern vereinigen sollten.

    Während seiner jahrelangen Tätigkeit in der SDKPiL verfolgte

  • Feliks konsequent die marxistische, internationalistische Linie, dieauf einen gemeinsamen Kampf mit der SDAPR gerichtet war.

    Als proletarischer Internationalist war Feliks zugleich ein 'glü-hender polnischer Patriot, der von einem freien Polen der Arbeiterund Bauern träumte und von einer unsagbar tiefen Liebe zur Hei-mat durchdrungen war. In den langen Jahren der Haf!: und. derVerbannung quälte ihn immer wieder das Heimweh.

    Am 21. März 1900 schrieb er seiner Schwester Aldona aus demX. Pavillon der Warschauer Zitadelle, die Seimsucht nach der Hei-mat habe sich so in seine Seele gebohrt, daß sie nicht mehr heraus-gerissen werden könne, es sei denn zusammen mit dem Herzen.

    Während des ersten Weltkrieges befand sich Feliks im Gefäng-nis und zur Zwangsarbeit in Rußland. Die Leiden des polnischenVolkes, auf dessen Erde auch der Krieg tobte, erschütterten ihn.In seinen Briefen erkundigte er sich wiederholt nach seinenKampfgefährten. Diese Briefe waren von einem tiefen Glaubenan den nahen Sieg der Revolution durchdrungen, die ihn befreienund dem Krieg ein Ende bereiten würde. Er schrieb, daß es ihnmit ganzem Herzen nach Warschau zöge, und er hoffte, sich mituns sehr bald in Warschau treffen zu können.

    Doch das Leben erfüllte diese Hoffnungen nicht. Zwar wurdeer durch die Februarrevolution des Jahres 1917 befreit, doch nachPolen konnte er nicht zurückkehren. In Rußland reifte die größteRevolution der Geschichte - die Große Sozialistische Oktober-revolution - heran, die eine neue Ära im Leben der ganzen Mensch-heit einleiten sollte.

    Dzierzynski konnte nicht abseits stehen in dem titanischen Rin-gen der russischen Arbeiterklasse, dieser von der ruhmreichen Par-tei Leuins geführten Avantgarde des Weltproletariats. Die ruhm-reichen Traditionen der polnischen Revolutionäre fortsetzend,nahm er an der Vorbereitung der sozialistischen Revolution inRußland und des bewaffneten Oktoberaufstandes teil und wurdeeiner der engsten Kampfgefährten des großen Lenin, Erfüllt voneinem glühenden sowjetischen Patriotismus, verteidigte Dzierzyri-ski bis zu seinem Lebensende die Errungenschaften des Oktobers,half, die Sowjetmacht ?U festigen und den Sozialismus im erstenArbeiter-und-Bauern-Staat der Welt aufzubauen.

    Feliks wußte, daß er damit zugleich für die nationale undsoziale Befreiung des polnischen Volkes, für die Befreiung der

    Unterdrückten in der ganzen Welt kämpfte. Trotz seiner anstren-genden und kräflezehrenden Tätigkeit in den verschiedenen Funk-tionen des Sowjetstaates hielt Feliks eine enge Verbindung zurpolnischen Arbeiterklasse und zu ihrem revolutionären Kampf.

    Nach der Februarrevolution gehörte Feliks der Moskauer bol-schewistischen Organisation an, er war Mitglied des ZentralenExekutivkomitees der SDKPiL in Rußland(68) und leistete einegroße agitatorische und organisatorische Arbeit unter den ausPolen evakuierten polnischen Arbeitern und Soldaten. So kriti-sierte er zum Beispiel am 19. März 1917 auf einem Meeting, andem einige tausend polnische Arbeiter teilnahmen, scharf die bür-gerliche Provisorische Regierung und ihre volksfeindliche Politik.Am 17. April 1917 sprach er vor .polnischen Soldaten der Mos-kauer Werkstätten, die schwere Geschütze herstellten. Er entlarvteden imperialistischen Charakter des von der Provisorischen Regie-rung fortgesetzten Krieges sowie die nationalistische Politik derEndecja und der «revolutionären» Fraktion der PPS und rief diepolnischen Soldaten auf; nicht an die Front zu gehen, sonderngemeinsam mit den russischen Klassenbrüdern für die Interessender Arbeiter 'und Bauern zu kämpfen. Besondere Aufmerksamkeitschenkte er der Arbeit unter den nach Rußland evakuierten pol-nischen Eisenbahnern der Weichselbahn und der EisenbahnlinieWarschau-Wien. Ein von ihm erarbeitetes Dokument unter demTitel «Protest» blieb uns erhalten. Es entlarvt die Machenschaftender Nationaldemokraten, die ihre Parteigänger in die Eisenbahn-komitees und in den Moskauer Sowjet der Arbeiter- und Soldaten-deputierten gewählt hatten. Den Eisenbahnern war davon nichtsbekannt gewesen, und sie hatten demzufolge auch nicht an derWahl teilnehmen können.

    Das Dokument forderte Neuwahlen unter den Arbeitern derEisenbahnlinie Warschau-Wien und der Weichselbahn. Als Kan-didaten sollten nur Arbeiter aufgestellt werden.

    Die Versammlung der Eisenbahner nahm Dzicrzyriskis Vor-schlag an und wählte eine Kommission, die neue Elsenbahnkomi-tees bilden und Neuwahlen bei den beiden Eisenbahngesellschaf-ten für den Moskauer Sowjet organisieren sollte.

    Auf dem H. Sowjetkongreß, der die Sowjetmacht proklamierte,erklärte Dzierzyriski bei der Erörterung des Dekrets über denFrieden im Namen der SDKPiL: «Das polnische Proletariat stand

    (

  • stets in einer Reihe mit dem russischen Proletariat. Die Sozial-demokratie Polens und Litauens stimmt dem Dekret begeistertzu. Wir wissen, daß die einzige Kraft, die die Welt befreien kann,

    . das für den Sozialismus kämpfende Proletariat ist. Siegt der Sozia- .lismus, werden der Kapitalismus vernichtet und das nationale Jochzerstört. .. Wir werden eine einzige brüderliche Völkerfamiliesein, ohne Hader und Zwietracht.»

    Während seiner Tätigkeit im Land der Sowjets verfolgte Feliksständig die Ereignisse in Polen, den Kampf der polnischen Kom-munisten und der polnischen Arbeiterklasse, und bemühte sich,der Kommunistischen Partei Polens die Erfahrungen der ParteiLenins weiterzugeben.

    Auf dem IV. Kongreß der Komintern, der im Herbst 1922 statt-fand, gehörte Dzierzynski zur Delegation der KommunistischenPartei POllens,und im Sommer 1924 beteiligte er ~ich als Delegier-ter der KPR(B) an der Arbeit der Polnischen Kommission desV~Kongresses der Komintern. Diese Kommission wurde im Zu-sammenhang mit der in der KPRP eingetretenen Krise gebildet.Das Plenum des ZK der KPRP hatte sich auf Initiative der füh-renden ZK-Mitglieder Adolf Warski, Henryk Walecki und WeraKostrzewa im Dezember 1923 mit einem Schreiben an das Präs i-dium ides Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale(EKKI) und an das Politbüro des ZK der KPR(B) gewandt unddarin die Befürchtung geäußert, daß die scharfe innerparteilicheAuseinandersetzung mit Trotzki zu einer Spaltung in der KPR(B)- der Avantgarde der Kommunistischen Internationale - führenkönne .:

    Die Kommission des V. Kongresses der Komintern schlug derKommunistischen Partei Polens vor, die drei Genossen aus derFührung zu entfernen,was dann auch geschah.

    Die polnischen Kommunisten in der UdSSR verurteilten dieHaltung Warskis, Waleckis und der Kostrzewa gegenüber Trotzki.Feliks bemühte sich, Warskis Fehler zu analysieren. In meiner

    .Eigenschaft als Sekretär des Polnischen Agitpropbüros beim ZK·.der KPR(B) erhielt ich im Dezember 1924 von ihm einen Brief,. in dem er dem Polnischen Büro die Aufgabe stellte, die politischePosition der SDKPiL seit dem 11. Parteitag derSDAPR zu unter-

    : suchen· und eventu~lle «Berührungspunkte» mit den Menschewikiund Trotzki aufzudecken.

    Feliks hatte bereits früher die falsche Position der Sozialdemo-kratie des Königreichs Polens und Litauens und seine eigene inder nationalen und der Bauernfragekritisiert,

    Am 3. Januar 1924 führte er dazu auf der gemeinsamen Ver-sarnmlung .der Parteizellen des Volkskommissariatsfür Verkehrs-wesen und des ZK der Eisenbahnergewerkschaft aus: «Die natio-'nale Frage ist ein Teil der Grundfrage der Wechselbeziehungenzwischen den Bauern und dem Proletariat. Dazu hat WladimirIljitsch Großes beigetragen, das uns den Sieg sicherte ... Aberdie (polnischen) Sozialdemokraten und später auch viele von unsKommunisten gingen trotzdem schematisch an die Lösung dernationalen Frage heran.t

    In einem Brief an die Arbeiter der Stadt Dowbysch (March-Iewsk), Zentrum des damaligen polnischen Gebietes in der Ukraine, .kritisierte Feliks erneut die Ansichten der SDKPiL. und wies aufdie große Bedeutung der Leninschen Bündnispolitik hin. «Für dieGeschicke Polens ist das Bündnis des Arbeiters mit dem Bauernunter Führung der Kommunistischen Partei entscheidend. Hättenwir. während des imperialistischen Krieges diese leninistischeLehre beherzigt, wäre das Schicksal Polens vielleicht anders ver-laufen und wir hätten ein sozialistisches Polen, das frei und unab-.hängig von den kapitalistischen Mächten und durch das Bündnismit der Union der Sowjetrepubliken stark wäre ... Nicht wenigerwichtig ist die nationale Frage ... Auch auf diesem Gebiet mußman den von Leningewiesenen Weg gehen.

    Wir (die ehemalige SDKPiL) haben die Lehre Lenins nicht be-herzigt, daß vor einem freiwilligen Zusammenschluß Polens mitder Union ein unabhängiges Polen entstehen müsse. Nur die Klä-rung und Korrektur dieses Fehlers und die konsequente Verwirk-lichung der Lehre Lenins führen zum Sieg.»

    In den Jahren 1924 und 1925 verstärkte die polnische Regierungunter Grabski die Repressalien gegen die revolutionären Arbeiterund Bauern sowie gegen die nationale Befreiungsbewegung derVölker der Westukraine und Westbelorußlands. Sie verfolgteun-barmherzig die revolutionären Massenorganisationen, in ersterLinie die Kommunistische Partei; sie löste die linken Gewerk- .schaften auf und verhaftete ihre Führer; sie schleuste ihre Agen-tenund Spitzel in die Reihen der KPP und in die mit ihr verbun-denen Arbeiter- und Bauernorganisationen dn und ließ politische

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  • Häftlinge grausam foltern: Die Gefangenen setzten sich mit Hun-gerstreiks gegen diese Willkür zur Wehr. Allein von März bisSeptember i924 traten 28 gefangene Kommunisten in den Hunger-streik. Einige fanden dabei den tod.

    Im Frühjahr 1925 verhaftete die Polizei Tausende revolutionä-rer Arbeiter und Bauern in Westbelorußland und in der West-

    . ukraine ..Die Regierung Grabskis verhängte Todesurteile über Kommu-

    nisten. So wurde im Juni 1924 in L6dz der neunzehnjährige Jung-kommunist Samuel Engel standrechtlich erschossen. Seine Ermor-dung löste sowohl in Polen als auch außerhalb seiner Grenzengroße Empörung aus.'Die polnischen Behörden ließen wortbrüchig die beiden pol-

    nischen Offiziere Walery Bagiriski und Stanislaw Wieczorkiewiczhinrichten. Laut Vertrag mit der Sowjetunion sollten. sie gegenpolnische Konterrevolutionäre ausgetauscht werden, die sich .inder Sowjetunion in Haft befanden.

    Am 6. Februar 1925 wurden zwei junge Kommunisten - Mieczy-slaw Hajczyk und Franciszek Pilarczyk, die im Auftrag der Parteiden Verräter Kaminski liquidiert hatren.vin Dabrowa G6rniczavon der Polizei bestialisch ermordet.

    Empört über den Terror in Polen, wandte sich Feliks am 6. März1925 mit einem Brief an den Vertreter der Kommunistischen Par-tei Polens im EKKI, Wadaw Bogucki, in dem es hieß: «Wirmüssen eine Aktion der Internationalen Roten Hilfe gegen dieZustände in den polnischen Gefängnissen ins Leben rufen. DieGenossen, die in der letzten Zeit ausgetauscht worden sind, könn-ten sicherlich sehr wertvolles Material liefern. Diese Sache mußsofort in Angriff genommen werden. Die ehemaligen Häftlingemüssen alles ausführlich aufschreiben, notfalls muß ihnen jemandvon uns dabei helfen. Gleichzeitig sollten die Verhaftungen stati-stisch erfaßt und der Terror genau geschildert werden, Ich binder' Ansicht, daß Sie sich gemeinsam mit dem Polnischen Büround der Internationalen Roten Hilfe damit befassen sollten.»

    Im Juli 1925 wurden drei polnische Revolutionäre - das Mit-. glied des Exekutivkomitees der Warschauer Leitung der KPP,Wladyslaw Hibner, und zwei hervorragende Mitarbeiter des pol-nischen kommunistischen Jugendverbandes - Henryk Rutkowskiund Wladyslaw Kniewski - von der Polizei festgenommen. Sie

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    sollten auf Beschluß der Partei den Verräter Cechnowski ausschal-ten; der sich in die KPP eingeschlichen und mehrere Kommunistenverraten hatte. Die drei konnten sich aus den Händen der Polizei-agenten befreien. Auf der Flucht erschossen sie zwei der Agenten.Sie wurden nach ihrer erneuten Verhaftung dem Standgericht über-geben. Ihnen drohte die Todesstrafe. Feliks versuchte alles, diedrei Genossen zu retten.

    Jekaterina Peschkowa erzählte mir, daß Feliks sie AnfangAugust 1925 in ihrer Wohnung anrief, ihr von der Gefahr fürHibner, Rutkowski und Kniewski berichtete und sie bat, nachWarschau zu fahren, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

    Jekaterina Peschkowa hatte zu der Zeit mehrere Furunkel amBein und konnte kaum laufen. Trotzdem durfte keine Minute ver-loren gehen. Züge nach Warschau fuhren damals nur alle zweiTage. Noch am Abend desselben Tages reiste jekaterina Pesch-kowa nach Riga .., Dort ließ sie sich chirurgisch behandeln undfuhr dann nach War schau weiter.

    In Wafl

  • Als Feliks von den Urteilsvollstreckungenerfuhr, schrieb er miram 25>August 1925 in einem Brief aus Kislowcdsk: «In Polen sindfür die Unsrigen schwere Zeiten angebrochen. Ich wußte; manwürde sie' erschießen. Doch der Terror beginnt jetzt erst richtig.Die Unsrigen haben es leider nicht verstanden, die richtige Hal-.tung einzunehmen.»

    Der letzte Satz bezieht sich auf die ultralinke, sektiererische'. Position des im März 1925 auf dem III. Parteitag der KPP gewähl-. ten Zentralkomitees mit Domski an der Spitze.

    Die Fehler der Parteiführung riefen eine neue Krise in der pol-nischen Partei hervor. Diese Krise beendete die IV. Konferenzder KPP Ende 1925. Die Delegierten verurteilten die politischeLinie Domskis und anderer und wählten ein neues Zentralkomitee,dem Domski nicht mehr angehörte.

    Während Feliks aufmerksam die revolutionäre Entwicklung inPolen verfolgte, maß er zugleich dem Anteil der polnischen Kom-munisten und Werktätigen am Aufbau der Grundlagen des Sozia-lismus in der UdSSR große Bedeutung bei. Zur Arbeit im Volks-kommissariat für Verkehrswesen und im .Obersten Volkswirt-schaflsratzog er ihm gut bekannte polnische Kommunisten heran,da er meinte, diese Tätigkeit sei eine gute Vorbereitung für ihrenEinsatz in einem künftigen Polen der Arbeiter und Bauern. ImVolkswirtschafl:srat arbeiteten Henryk Lauer (Brand), ZdzislawLeder und jan Tanenbaum (Tanner). Im Volkskommissariat fürVerkehrswesen warenL. Predki (Adamski) und Kazimierz La~ertätig, '

    In dem bereits erwähnten Brief an die Arbeiter von Dowbysch.legt Feliks seine Gedanken über die bedeutungsvolle Arbeit derpolnischen Werktätigen in diesem Gebiet für die revolutionäre

    . ,Bewegung in Polen dar.. . ;«Es mag scheinen», schrieb er, «daß das winzige Gebiet in

    Wolynienund das riesige gutsbesitzedich-bürgerliche Polen nichtmiteinander vergleichbar sind. Aber das ist nicht so. Unsere bol-schewistische Partei war auch einmal klein und schwach im Ver-gleich zur Stärke des Zaren. Doch diese Partei stürzte nicht nurden Zaren und den russischen Kapitalismus, sondern erschüttertedie ganze kapitalistische Welt in ihren Grundfesten.

    Das Schicksal des Zaren wird auch den jetzigen Machthabernin Polen zuteil werden ...

    ~."

    Die Kommunistische Partei Polens, die dort in Polenkämpfl:,erscheint jetzt klein und schwach; doch sie ist wie die russischePartei berufen, eine historische Mission bei der Befreiung Polenszu erfüllen.

    Eure Arbeit in dem kleinen polnischen Gebiet kann eine großeBedeutung für die Befreiung" des Proletariats und der Bauern inPolen haben. Ihr könnt bereits mit Taten belegen, daß die bolsche-wistische Losung vom Bündnis des Proletariats mit den Bauernkeine Phrase ist ... Ihr müßt den Bürokratismus und die Korrup-tion ausrotten, für die Hebung des materiellen und kulturellenLebensniveaus kämpfen und eine stabile Verbindung zwischen denArbeitern, den Mittelbauern und der Dorfarmut herstellen .. '.Euer Beispiel wird die Arbeiter und Bauern in Polen am bestenüberzeugen.

    Ihr müßt so arbeiten, daß zu Euch ruhig Delegationen aus Polenkommen können, sie werden dann zu Hause etwas zu berichten'haben ... »

    Feliks studierte gründlich die ökonomische Lage Polens undseiner Werktätigen.

    Die volksfeindliche und antisowjetische Politik der polnischenbürgerlichen Regierungen, die eine Entwicklung des Handels zwi-schen Polen und der Sowjetunion und die Ausnutzung d~r fürPolen traditionellen russischen Märkte ablehnten, führte zu einemkolossalen Exportrückgang, zu einer negativen Außenhandels-bilanz und zu einer politischen und ökonomischen AbhängigkeitPolens vorn ausländischen Kapital. Dadurch konnte sich die pol-nische Industrie nur schwach entwickeln, Arbeitslosigkeit und Ver~elendung der Bauern griffen um sich. Hunderttausende polnischerArbeiter und Bauern-wanderten aus und verdingten sich als «weißeSklaven» auf den Feldern, in den Bergwerken und Fabriken derkapitalistischen Länder.

    In vielen seiner Reden über die Wirtschafl:s- und Finanzpolitikder UdSSR führte Feliks Polen als Beispiel dafür an, wie, mandiese Probleme nicht lösen sollte. So sagte er zum Beispiel aufder XXIII. Außerordentlichen .Leningrader Gouvernementskonfe-renz der KPdSU(B) am 11. Februar 1926:. «Eine negative Außen-bilanz bedeutet, in die Lage zu geraten, in der sich Polen jetztbefindet. Der Staat hat eben dank der passiven Handelsbilanzmit dem Ausland Bankrott gemacht. Die Landbevölkerung ist

  • von der fallenden Währung am stärksten betroffen, denn sie konntekeine Ersparnisse machen. Aber selbst wer Ersparnisse hat, erlebttäglich, wie sie schwinden, Die Kaufkraft ist stark zurückgegangen,und die Hälfte des polnischen Proletariats ist arbeitslos. Es istalso klar, daß unser Zentralkomitee und unsere Regierung nichtden Weg geben können, den Polen eingeschlagen hat.»

    Mit besonderer Sorge verfolgte Feliks die Entwicklung in Polenim Frühjahr 1926.

    Am 10. Mai 1926 kam die Regierung der «starken Hand» unterWitos, dem Führer der Kulakenpartei Piast, an die Macht.

    Dieser Regierungswechsel löste eine noch größere Unzufrieden-heit unter ,der Bevölkerung aus. Pilsudski nutzte die Stimmungim Land und riß Mitte Mai mit aktiver Unterstützung der PPSund .der Bauernparteien Wyzwolenie und Stronnictwo Chlopskiedie Macht ansieh. Die Führer der PPS und der Bauernparteienhatten es verstanden, Pilsudski den Ruf eines «Retters des Vater-landes», eines «Demokraten», ja sogar eines «Sozialisten» zu ver-schaffen. Daraus erklärt sich, daß große Teile der Bevölkerung- Arbeiter, Bauern und Angehörige der Intelligenz -ihn bei sei-nen Handlungen gegen.die Regierung Witos unterstützten.

    Selbst die Führung der KPP und das. Partei aktiv erkannten nichtden wahren Charakter einer Regierung unter Pilsudski, Das Zen-tralorgan der KPP «Czerwony Sztandar» rief sogar dazu auf, mitder Waffe in der Hand für Pilsudski einzutreten.

    Im Juni 1926 verurteilte das ZK der KPPdiese Haltung gegen-über Pilsudski und stellte fest, der Fehler der Partei habe darinbestanden, daß sie das reaktionäre Wesen der Politik Pilsudskisnicht erkannte und ihn für einen Interessenvertreter des Kleinbür-gertums hielt. In einem Aufruf des ZK der KPP vom Juni 1926wurde Pilsudski bereits als «polnischer Mussolini» und das vonihm geschaffene Regime als «faschistische Diktatur» charakteri-siert.

    Eine gründliche Analyse der Maiereignisse nahm der IV. Partei-tag der Kommunistischen Partei Polens im Sommer 1927 vor.

    Dzierzyriski hatte sich schon vor dem Mai 1926 keinen Illusionenüber Pilsudski hingegeben. Er sah in ihm einen «polnischen Nos-ke», einen «Henker des polnischen Volkes».. Im Mai 1926, als Pilsudski um die Macht kämpfte, erklärteSinowjew, der damalige.Vorsitzende des Präsidiums des Exekutiv-

    komitees der Kommunistischen Internationale, daß «in dem Augen-blick, da in Polen der Kampf der Kräfte, die für Pilsudski eintre-ten, mit denen, die zur Regierung Witos halten, entbrennt, fürdie Kommunistische Partei eine Politik der Neutralität unzulässigist und vorläufig keine Angriffe gegen Pilsudski gerichtet werdendürfen», Einige Genossen, unter ihnen auch Dzierzyriski, wandtensich gegen diese Auffassung. Sie erklärten, daß «nicht nur eineneutrale Haltung gegenüber Pilsudski, sondern auch jegliche Un-terstützung für ihn unzulässig» sei.

    Schon lange vor den Maiereignissen hatte Feliks mir gegenübergeäußert, daß der zur Macht strebende Pilsudski Pläne für einenneuen Krieg gegen die Sowjetunion aushecken würde,

    Feliks war ein Beispiel für die Einheit der polnischen und rus-sischen Arbeiterklasse in ihrem revolutionären Kampf für Freiheit,Demokratie und Kommunismus.

    Er war einer der Begründer der marxistischen Partei des pol-nischen Proletariats und zugleich seit 1906 Mitglied des ZK derSDAPR. Ab August 1917 war er Ständiges Mitglied des ZK, seitApril 1920 Kandidat des Organisationsbüros und seit Juni 1924Kandidat des Polirbüros des ZK.

    Das ZK der Kommunistischen Partei Polens schrieb anläßlichseines Todes an das ZK der KPdSU(B): «Eure Partei und ihrZentralkomitee haben einen schweren Verlust erlitten. Aber einebenso schwerer Verlust traf auch unsere Partei, die Partei despolnischen Proletariats. In dem Kreis der Begründer unserer Par-tei, in der kleinen Gruppe polnischer Marxisten, die unter derFührung Rosa Luxemburgs .den Grundstein zur SozialdemokratiePolens und Litauens legten, nahm Jozef einen ganz besonderenPlatz ein ... Es war der Genosse jözef', der in erster Linie dazubeitrug, daß diese Ideologie die Massen ergriff, und er war es,der das Fundament für die Organisierurig der Massen legte.

    Nach der Zerschlagung der Sozialdemokratie des KönigreichsPolen sammelte Genosse jözef unter unerhörter Anstrengung undmit beispielhafter Energie die Blüte des polnischen Proletariatsum sich, hauchte der Organisation wieder Lehen ein und führte.diese Organisation während der Revolution von 1905, in den Jah-ren der finstersten Reaktion von 1907 bis 1908 und während

    ,des neuen Aufschwungs der Arbeiterbewegung von 1910 bis 1912.Im Jahre 1912 zum letztenmal von den zaristischen Schergen aus

  • den Reihen der polnischen Partei gerissen, trat jözef nach einigen'Jahren Zwangsarbeit ganz in' den Dienst der russischen Revolution.Bis zu .seinern Tode sah unsere Partei in ihm ihren Führer. AnWendepunkten wie dem Jahr 1920, im Prozeß des ideologischenKampfes, den die Partei führte, um eine wahrhaft bolschewistischePartei zu werden, hat sieunschäezbare Ratschläge und Hilfe vomGenossen Dzierzyriski erhalten. Seine große Autorität, sein Scharf-blick, seine Lehren und Erfahrungen aus der polnischen Arbeiter-bewegung - all das' erleichterte' es unserer Partei, die schwerstenideologischen und organisatorischen Krisen zu überwinden.

    Diesen ausgezeichneten Führer und 'weisen Ratgeber hat unserePartei jetzt verloren.i