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WS 10/11
Silvana Wiesendanger
Hausarbeit A im Rahmen der Vorlesung
Marketing B / Prof. Ewert
14.12.2010
E-Marketing: Virales Marketing
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 1
Inhaltsverzeichnis I
1 Einführung 2
2 Virales Marketing als Ausprägungsform des Guerilla Marketing 2
2.1 Guerilla-Marketing 2
2.2 Guerilla-Marketing im Marketing-Mix 3
2.3 Arten des Guerilla-Marketings im Kommunikations-Mix 4
3 Funktionsweise des Viralen Marketing 4
3.1 Entstehung von Mundpropaganda 5
3.1.1 Das Konzept der Memetik 5
3.1.2 Der Tipping Point nach Gladwell 6
3.2 Elemente des Viralen Marketings 8
3.2.1 Das Kampagnengut 8
3.2.2 Seeding 9
3.2.3 Anreize zur Weiterempfehlung und dessen Rahmenbedingungen 11
3.3 Durchführung einer viralen Kampagne am Beispiel Dove 12
4 Messen des Erfolgs einer viralen Marketingkampagne 14
4.1 Erfolgsmessung außerhalb des Internets 14
4.2 Erfolgsmessung innerhalb des Internets 14
4.2.1 Qualitativer Erfolgsmessung 14
4.2.2 Quantitativer Erfolgsmessung 15
5 Virales Marketing außerhalb des Unternehmensumfeldes 16
6 Chancen und Risiken des Viralen Marketings 17
6.1 Chancen des Viralen Marketings 17
6.2 Risiken des Viralen Marketings 17
7 Zukünftige Entwicklungen des Viralen Marketings 18
8 Zusammenfassung 19
9 Abbildungsverzeichnis II
10 Literaturverzeichnis III
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 2
1 Einführung
Das Internet beziehungsweise das Web 2.0 wie es heute genannt wird, stellt die Unternehmen
vor vielfältige Herausforderungen und Chancen. Im Web 2.0, welches sich durch die Vernet-
zung und Mitwirkung von Usern zum Beispiel in sozialen Netzwerken wie Facebook, StudiVZ
oder Xing auszeichnet, ist es den Unternehmen möglich, eine fast unendliche Menge an Kunden
bzw. Konsumenten anzusprechen. Dieses gilt jedoch nur, wenn es dem Unternehmen, gelingt
Aufsehen zu erregen und den Kunden neugierig zu machen.
Virales Marketing ist ein Instrument, das versucht, innerhalb von Netzwerken der Konsumenten
oder potentiellen Kunden tätig zu werden. Ein Produkt oder eine Werbeidee soll so platziert
werden, dass diese durch Mundpropaganda an weitere potentielle Kunden kommuniziert wird.
Im Allgemeinen ist Virales Marketing nicht an das Internet als Medium gebunden, jedoch erge-
ben sich hieraus vielerlei Vorteile für das aktiv eingreifende Unternehmen.1
Damit Virales Marketing erfolgreich eingesetzt werden kann, sind nicht nur betriebswirtschaft-
liche Aspekte und Marketinginstrumente zu analysieren und zu bewerten, sondern auch sozio-
logische und psychologische Aspekte zu beachten.
Virales Marketing eignet sich für fast jede Branche des B2C 2 Bereichs, vom Konsumgut bis hin
zu Finanzdienstleistungen. Virales Marketing kann eine profitable Ergänzung zu traditionellen
Marketingmaßnahmen sein. Einen zusätzlichen Vorteil ziehen kleinere Unternehmen aus dieser
Marketingstrategie, da sie je nach Gestaltung recht kostengünstig realisiert werden kann. Zudem
kann die Markenbekanntheit durch ein solches Mittel gesteigert werden.
2 Einordung des Viralen Marketing als Ausprägungsform des Guerilla-Marketing
2.1 Guerilla-Marketing
Im heutigen Wettbewerbsumfeld wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger sich von an-
deren Anbietern abzugrenzen. Damit weiterhin eine Differenzierung unter Konkurrenten mög-
lich ist werden auch unkonventionelle Wege gegangen. Im Zuge dieser Marktentwicklung hat
sich eine neue Sparte des Marketings gegründet, das sogenannte Guerilla-Marketing. Als Be-
gründer dieser Marketingdisziplin wird Jay C. Levinson, ein amerikanischer Marketingexperte,
gehandelt. Der Begriff des Guerilla-Marketings wurde durch Levinson schon in den 80er Jahren
geprägt.3 Guerilla-Marketing bedient sich ungewöhnlicher Techniken, Strategien und Aktionen
um den Kunden vom Produkt, Unternehmen oder Dienstleistungen zu überzeugen.
Die Bezeichnung „Guerilla-Marketing“ lässt schon vermuten, dass es sich bei dieser Form von
Marketing Aktionen um eine aggressive Strategie handelt, um das Interesse des potentiellen
Kunden zu wecken. Die Unkonventionalität sowie eine spektakuläre Idee stehen bei dieser
Marketingstrategie im Vordergrund, die durch eine Marketingaktion umgesetzt wird.4
1 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3. Aufl.,
Wiesbaden 2009, S. 32. 2 B2C: Business to Comsumer, entspricht dem Markt zwischen Unternehmen und Endverbraucher. 3 Gmarketing: http://www.gmarketing.com/ (Zugriff 07.11.2010). 4 Vgl. Nufer G., Bender M.: Guerilla Marketing, Reutlinger Diskussionsbeiträge zu Marketing und Management,
Reutlingen 2008, S. 3.
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Im Reutlinger Diskussionsbeitrag zu Marketing und Management beschreiben Gerd Nufer und
Manuel Bender die originäre Klassifizierung des Guerilla-Marketings als eine Angriffsstrategie,
Nischenmarketing sowie Marketing für kleine und mittelständische Unternehmen.5
In Fachkreisen gibt es verschiedene Auffassungen wie Guerilla-Marketing definiert wird. Eine
der umfassendsten Definitionen gibt Konrad Zerr: „Der Begriff Guerilla Marketing bezeichnet
die Auswahl untypischer und undogmatischer Marketingaktivitäten, die mit einem geringen
Mitteleinsatz eine möglichst große Wirkung erzielen sollen. Guerilla Marketing hat sich zu ei-
ner marketingmixübergreifenden Basisstrategie, einer marketingpolitischen Grundhaltung der
Marktbearbeitung entwickelt, die außerhalb der eingefahrenen Wege bewusst nach neuen, un-
konventionellen, bisher missachteten, vielleicht sogar verpönten Möglichkeiten des Instrumen-
taleinsatzes sucht.“6
In den Medien kann man häufig Guerilla-Marketing Aktionen mitverfolgen. Ob es sich um Vi-
deos auf Plattformen wie beispielsweise „YouTube“ handelt, Fernsehberichte oder Artikel in
den Printmedien. Ein Beispiel für eine Guerilla-Marketing Aktion war eine Werbeaktion von
„Mentos Kaugummi“. Die Werbeaktion war ein Pro-
jekt der „webguerillas GmbH“. Hierzu wurden am
15. August 2008, am ersten Spieltag der Bundesliga,
10.000 Mentos Kaugummi Boxen an die Fans ver-
teilt. Die Verpackung des Kaugummis war mit dem
Schriftzug „Shake-it“ versehen. Durch zusätzliche
Demonstrationen der Promoter war es möglich, viele
Fußballfans dazu zu bewegen, die Kaugummis wie eine Rassel zu benutzen und so in die Alli-
anz Arena ein zu ziehen. Diese Aktion hatte das Ziel die Brand-Awareness von Mentos zu erhö-
hen und die neue Verpackung der Mentos Kaugummis zu promoten. Das Fußballspiel wurde li-
ve im Fernsehen übertragen, so dass eine breite Masse an potentiellen Konsumenten angespro-
chen war. Zudem wurde diese Aktion, laut der webguerillas GmbH, in einigen Blogs themati-
siert.7
2.2 Guerilla-Marketing im Marketing-Mix
Guerilla-Marketing stellt im eigentlichen Sinne keine Konkurrenz zu anderen strategischen
Marketingmaßnahmen da, sondern ergänzt bzw. ändert den im Allgemeinen angewendeten
Marketing-Mix ab. Der Marketing-Mix wird als „[…]eine Gesamtheit steuerbarer, taktischer
Werkzeuge, die das Unternehmen kombiniert und einsetzt, um auf dem Zielmarkt bestimmte
Reaktionen hervorzurufen[…]“8 definiert. Als Instrumente des Marketing-Mix gelten die so-
genannten vier „Ps“: Produkt, Promotion, Preis, Platzierung9. Die Aktionen des Guerilla-
Marketings sollen hier eine unterstützende Funktion darstellen. Guerilla-Marketing findet in al-
len Bereichen des Marketing-Mix Anwendung, jedoch ist der Anteil im Bereich der Promotion,
bzw. der Kommunikationspolitik am Größten.
5 5 Vgl. Nufer G., Bender M.: Guerilla Marketing, Reutlinger Diskussionsbeiträge zu Marketing und Management,
Reutlingen 2008, S. 4. 6 Zerr, Konrad: Guerilla Marketing Portal. http://www.guerilla-marketing-portal.de/index.cfm?menuID=87 (Zugriff:
07.11.10). 7 Vgl. Webguerillas GmbH: http://www.webguerillas.de/projekte/mentos-shake-it/ (Zugriff: 07.11.10). 8 Kotler P., Armstrong G., Wong V.: Grundlagen des Marketing, 4. Aufl., München 2007, S.121. 9 Vgl. Kotler P., Armstrong G., Wong V.: Grundlagen des Marketing, 4. Aufl., München 2007, S.121.
Abb. 1: Mentos Verpackung / Guerilla Aktion Quelle: siehe Abbildungsverzeichnis
s
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Der Kommunikations-Mix spielt im Guerilla-Marketing eine herausragende Rolle. Zu den In-
strumenten des Kommunikations-Mix gehören Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, persönlicher
Verkauf, Verkaufsförderung, Events, Sponsoring, Product Placement, Interne Kommunikation
und die neuen „below-the-line“ Werbeformen.10
Man kann Werbeformen unterscheiden in „above-the-line“ Werbeformen, womit die klassi-
schen Werbeformen wie beispielsweise Anzeigen in Zeitungen oder Plakate bezeichnet werden,
und „below-the-line“ Werbeformen. Die „below-the-line“ Werbeinstrumente sind alle nicht-
klassischen Formen des Marketings, wie Eventmarketing oder auch Guerilla-Marketing, wel-
ches im Fokus der weiteren Betrachtung stehen soll.11
2.3 Arten des Guerilla-Marketings im Kommunikations-Mix
Guerilla-Marketing ist ein Überbegriff für verschiedene Ausprägungsformen alternativer Mar-
keting-Strategien innerhalb des Kommunikations-Mix. Formen des Guerilla-Marketing sind
Ambush-Marketing, Sensation-Marketing, Ambient-Marketing und Virales Marketing.12
Als Ambush-Marketing (engl. für Angriff aus dem Hinterhalt13
) wird eine Ausprägungsform des
Guerilla-Marketings bezeichnet, indem das werbende Unternehmen versucht, einen Event oder
Veranstaltung eines anderen Unternehmens für die eigenen Zwecke zu nutzen, ohne selbst
Sponsor der Veranstaltung zu sein.14
Beim Sensation Marketing liegt die spektakuläre Aktion an sich im Fokus. Die Aktionen wer-
den hier meist direkt am „Point of Sale“ durchgeführt.15
Das Ambient-Marketing hat sich zum Ziel gesetzt, den Konsument in seinem direkten Lebens-
umfeld anzusprechen. Beispiele hierfür sind Werbung auf Bierdeckeln, Fußböden oder auch
Toilettenpapier.16
Das Virale Marketing als Ausprägungsform alternativer Marketingansätze wird im Weiteren im
Mittelpunkt der Betrachtung stehen und detaillierter erläutert werden.
3 Funktionsweise des Viralen Marketings
Ziel des Viralen Marketings ist es, Mundpropaganda gezielt auszulösen. Um die Funktionsweise
des Viralen Marketings detaillierter zu beleuchten ist es grundlegend, das Phänomen der Mund-
propaganda genauer zu betrachten.
10 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Kommunikationspolitik.
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kommunikationspolitik.html (Zugriff: 07.11.10). 11 Vgl. Werbelexikon: http://www.werbe-lexikon.info/fachbegriffeaz/belowtheline.html (Zugriff: 23.11.10). 12 Vgl. Nufer G., Bender M.: Guerilla Marketing, Reutlingen 2008, S. 24. 13 Wörterbuch leo.org: Suchwort: ambush.
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed§Hdr=on&spellToler=&search=am
bush (Zugriff: 07.11.10). 14 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Ambush-Marketing. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/ambush-
marketing.html (Zugriff: 07.11.10). 15 Vgl. Nufer G., Bender M.: Guerilla Marketing, Reutlingen 2008, S. 18. 16 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Ambient-Marketing http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/ambient-
medien.html ( Zugriff: 07.11.10).
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3.1 Entstehung von Mundpropaganda
Mundpropaganda ist eine der ältesten Marketingtechniken überhaupt. Durch die neuen Techno-
logien wie das Internet und moderne Netzwerke gewinnt Mundpropaganda wieder mehr an Be-
deutung, da sie nun eine kritische Masse erreichen kann. Röthlingshöfer definierte den Begriff
der Mundpropaganda im Hinblick auf Marketingmaßnahmen als „[…] jegliche Kommunikation
zwischen Individuen über Produkte, Dienstleistungen, Marken, die ohne kommerzielles Interes-
se geschieht. Sie ist nicht notwendigerweise an mündliche oder schriftliche Äußerungen gebun-
den. Die Teilnehmer an der Mundpropaganda können Informationen auch mit Bildern, Videos
oder durch jede andere Kommunikationsmöglichkeit übertragen“.17
3.1.1 Das Konzept der Memetik
Um Mundpropaganda erfolgreich in ein Marketingkonzept zu integrieren sind sowohl soziolo-
gische Aspekte wie auch psychologische Aspekte zu beleuchten. Viele Menschen bringen Pro-
paganda automatisch mit dem Deutschen Reich und dessen manipulativer Instrumentalisierung
in Verbindung. Damals war Propaganda das Mittel der Wahl Meinungen und Gesinnungen zu
prägen. Doch stellt sich die Frage, wie das Phänomen Mundpropaganda überhaupt auftreten
kann. Hierzu gibt es mehrere Theorien, doch eine der Bekanntesten ist die Memetik, ein zu-
sammengesetzter Begriff aus „Memory“ und „Genetik“. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe
und Oxford-Professor versucht in seinem Buch „Das egoistische Gen“, welches 1976 veröffent-
licht wurde, dieses Phänomen zu erklären. Richard Dawkins Theorie basiert auf der Annahme,
dass es in einer Gesellschaft oder Kultur sogenannte „Meme“ gibt. Dawkins Untersuchungsge-
genstand sind Erklärungsmodelle, die in der Genetik von Bedeutung sind. Er prüft sie darauf, ob
sie nicht auch Anwendung auf die Entstehungsgeschichte der menschlichen Kultur finden.18
Die in Dawkins Theorie enthaltenen Meme sind Faktoren, die die Eigenheit besitzen, das Ver-
halten eines Menschen so zu steuern, dass er Informationen weiter propagiert.19
„Meme“ kön-
nen in vielfältigen Darstellungsformen auftreten wie beispielsweise in Form von Videos, Audio-
Dateien oder auch Gerüchten. Meme sind im Allgemeinen Ideen jeglicher Form, die sich in das
Gehirn eines Menschen einprägen, und dieser dann als Wirt der Weiterverbreitung fungiert. Je-
doch wird nicht jede Idee von den Menschen weitergetragen. Hierzu sind Auslöser so genannte
„Memetische Trigger“ von Nöten. „Memetische Trigger“ sind Bestandteile eines Mems, die
beim Empfänger einer Botschaft gezielt Anreize auslösen, sie in das eigene Bewusstsein aufzu-
nehmen und an möglichst viele Personen seines sozialen Umfeldes weiterzugeben.“20
17 Röthlingshöfer, Bernd: Mundpropaganda-Marketing. Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, 1.Aufl., Mün-
chen 2008, S.27. 18 Vgl. Röthlingshöfer, Bernd: Mundpropaganda-Marketing. Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, 1.Aufl.,
München 2008, S.15. 19 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 21. 20 Röthlingshöfer, Bernd: Mundpropaganda-Marketing. Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, 1.Aufl., Mün-
chen 2008, S.17.
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Durch die Weitergabe dieser Information bzw. Idee wird eine immer breitere Masse von der ge-
streuten Idee „infiziert“. In der Theorie der Memetik wird von drei memetischen Triggern ge-
sprochen wie dem Trigger „Angst, Schock, Selbsterhaltung“. Hier wird davon ausgegangen,
dass diese Eigenschaften einer Information dazu beitragen, dass das Mem weiter propagiert
wird. Der zweite Trigger „Mystizismus und Aufklärung“ impliziert eine Information, wie zum
Beispiel eine Legende, dessen Wahrheitsgehalt jedoch nicht bestimmbar ist und nie restlich auf-
geklärt werden kann. Der dritte Trigger, ist den meisten Menschen gut bekannt. Der Trigger
„Schadenfreude“. Enthält eine Idee bzw. Information diese Eigenschaft kann dies die Menschen
dazu verleiten diese Information weiter zu verbreiten.21
Unter Umständen ebbt ein solcher Ef-
fekt nach einer gewissen Zeit wieder ab. Folglich bleibt bisher unbeleuchtet, warum sich einige
Ideen wie Epidemien verbreiten und andere keine weitere Beachtung finden.
3.1.2 Der Tipping Point nach Gladwell
Malcom Gladwell, ein angesehener Wissenschaftskolumnist aus den USA, nahm sich des The-
mas an und beschäftigte sich mit genau dieser Problematik in seinem Werk „Der Tipping Point:
Wie kleine Dinge Großes bewirken können“. Er vertritt die Meinung, dass sich Trends und
Ideen wie ein Virus verbreiten. Zuerst sind nur einige wenige infiziert, es kann jedoch in kurzer
Zeit zu einer Ansteckung von einer kritischen Masse kommen.22
Ausschlagend für eine solche Massenansteckung sei der „Tipping Point“. Seine Untersuchung
beschreibt, was oder wer für eine Massenansteckung verantwortlich ist. Gladwell beschreibt
den Tipping Point als die „[…]Biographie einer Idee, und die ist sehr einfach. Sie besagt, dass
man die dramatische Verwandlung von unbekannten Büchern in Bestseller oder den Anstieg des
Rauchens unter Teenagern oder das Phänomen der Mundpropaganda oder eine Anzahl von an-
deren geheimnisvollen Veränderungen im Alltagsleben am besten versteht wenn man sie sich
als Epidemien vorstellt. Ideen und Produkte und Botschaften und Verhaltensweisen verbreiten
sich genauso wie ein Virus.“ 23
Gladwell wählt ein einprägsames Beispiel um einen Prozess der
Masseninfektion zu verdeutlichen.
Vielen Menschen ist die Marke „Hush Puppies“ noch ein Begriff. Die Marke hatte in den USA
keinen kritischen Marktanteil und verkaufte nur noch ca. 30.000 Paar ihrer Wildlederschuhe mit
Kreppsohle. Die Marke „Hush Puppies“ war kurz vor
dem Aus, bis einem Manager des Unternehmens zu-
getragen wurde, dass die Schuhe in Downtown Man-
hattan zum Trend geworden seien. Doch wie konnte
so etwas mit einer totgesagten Marke passieren? Ei-
nige junge Leute in Soho trugen diese Schuhe aus
dem Grund, dass niemand anders sie trug. Zwei De-
signer wurden dadurch auf diese Schuhe aufmerksam
und integierten sie in ihre Haute Couture Schöpfun-
gen. So gewannen die Schuhe wieder an Bekannt-
21 Vgl. Röthlingshöfer, Bernd: Mundpropaganda-Marketing. Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, 1.Aufl.,
München 2008, S.17f. 22 Vgl. Gladwell Malcom: Der Tipping Point, Wie kleine Dinge Großes bewirken können. 6.Auflg., München 2002,
Vorwort. 23 Gladwell Malcom: Der Tipping Point, Wie kleine Dinge Großes bewirken können. 6.Auflg., München 2002, S. 13.
Abb. 2: Der Tipping Point
Quelle: siehe Abbildungsverzeichnis
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heit und entwickelten sich zum Trend. 1995 wurden 430.000 Paar dieser Wildlederschuhe ver-
kauft.24
Um einen Trend auszulösen, bedarf es wie im obigen Beispiel eines Auslösers. In der Abbil-
dung 2 kann man die Entwicklung eines solchen Prozesses sehen. Bezogen auf das Beispiel der
Hush Puppies waren es zuerst wenige Konsumenten die das Produkt gekauft haben, in dem Fall
die Jugendlichen in Soho. Im Weiteren gab es einen Auslöser der die breite Masse ansprach wo-
rauf sich der Trend der Hush Puppies verbreitete wie ein Lauffeuer. Unter diesem Aspekt be-
leuchtet Gladwell dieses Phänomen und kam zu der Annahme, dass sich in einer Gesellschaft
Akteure befinden die sich in Vermittler, Kenner und Verkäufer unterteilen lassen. Genau diese
drei Akteure führen dazu, dass sich eine Idee oder ein Trend zu einem Massenphänomen entwi-
ckelt. Dies beschreibt er unter dem Titel „Das Gesetz der Wenigen“. Nicht ausschließlich Mas-
senmedien führen zu einem Trend, sondern auch wenige Individuen in einer Gesellschaft. Der
Vermittler ist beispielsweise ein Netzwerker, der viele Menschen kennt und Kontakte pflegt. Er
vermittelt Informationen. Der Kenner kann durch Fachwissen andere von einer Idee überzeugen
und genießt vertrauen in der Gesellschaft. Der Verkäufer zeichnet sich dadurch aus, dass er die
Fähigkeit besitzt andere Leute von einer Idee zu überzeugen. Diese drei Akteure können durch
verschiedene Menschen repräsentiert werden, es ist jedoch auch möglich, dass ein Mensch mehr
als einen dieser Akteure verkörpert. Deshalb werden im Zuge der gezielten Auslösung dieser
Art von Epidemien auch gerne Prominente verschiedenster Bereiche eingesetzt um dem Trend
ein Gesicht zu geben.
Mit den richtigen Akteuren ist der Prozess jedoch noch nicht abgeschlossen. Gladwell be-
schreibt weiter, dass es wichtig sei, dass sich eine Idee auch im Bewusstsein der Zielpersonen
verankert. Der Bote ist wichtig als Überbringer, doch die Botschaft muss weitergetragen wer-
den. Gladwell konstatierte: „Wenn man sich epidemische Ideen oder Botschaften genau ansieht,
kommt man zum Schluss, dass die Elemente, die sie verankern, sehr häufig sehr klein und
scheinbar trivial sind […]“.25
Damit sich eine Idee an eine kritische Masse verbreitet ist wichtig,
dass sie einzigartig ist. Es muss ein Anreiz dafür geschaffen werden eine Information oder eine
Idee weiter zu verbreiten oder das Handeln einer Person zu lenken. Zum Gedanken des Gesetzes
der Wenigen und dem Verankerungsfaktor kommt noch ein nicht unwesentlicher Punkt hinzu,
nämlich „Die Macht der Umstände“. Dieser Faktor komplettiert Gladwells Theorie des Tipping
Points. Menschen sind empfindlich gegenüber ihrer Umwelt. Unter welchen Umständen etwas
passiert ist nicht zu vernachlässigen. Gewisse Umstände können eine Trendepidemie unterstüt-
zen, aber auch im Keim ersticken.
Dieser Teil der Theorie ist im Wesentlichen nicht spezifiziert. Jedoch kann man Netzwerke ei-
ner Gesellschaft als förderlichen Umstand einer Epidemie sehen. Gladwell beschreibt je besser
sich Menschen innerhalb einer Gruppe kennen und demnach eng in Verbindung miteinander
stehen, werden Nachrichten schneller verbreitet.26
Im Wesentlichen lässt sich sagen, um den beschriebenen Tipping Point zu erreichen und damit
eine Epidemie in jeglicher Form auszulösen, sind drei Punkte unumgänglich.
24 Vgl. Gladwell M.: Der Tipping Point, Wie kleine Dinge Großes bewirken können. 6.Auflg., München 2002, S. 9 ff. 25 Gladwell M.: Der Tipping Point, Wie kleine Dinge Großes bewirken können. 6.Auflg., München 2002, S. 116. 26 Vgl. Röthlingshöfer, Bernd: Mundpropaganda-Marketing. Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, 1.Aufl.,
München 2008, S.24
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Die Überträger der Information oder der Idee müssen Netzwerker sein, sie müssen sich aus-
zeichnen durch die Fähigkeit mit vielen Menschen in Kontakt zu treten, sie brauchen Experten-
wissen und müssen die Idee gut verkaufen können. Als zweiter Punkt ist zu beachten, dass die
sich zu übertragende Botschaft in das Bewusstsein der Zielgruppen verankert und nicht wieder
in Vergessenheit gerät. Als dritter Punkt gelten die Umstände in denen dieser Prozess abläuft.
Zu prüfen ist hier wie die Zielgruppen untereinander oder auch Einzelpersonen untereinander
verflochten beziehungsweise vernetzt sind.
3.2 Elemente des Viralen Marketings
Virales Marketing hat mehrere Bestandteile, damit ein viraler Effekt bei der gewünschten Ziel-
gruppe ausgelöst wird, müssen die folgenden Elemente in einer viralen Kampagne berücksich-
tigt werden.
3.2.1 Das Kampagnengut
Als Kampagnengut in diesem Sinne ist nicht ausschließlich das beworbene Produkt an sich ge-
meint, sondern die Botschaft bzw. die Idee die durch das Virale Marketing verbreitet werden
soll. Ein Kampagnengut soll dazu dienen, das Interesse der Zielgruppe zu wecken und Mund-
propaganda auszulösen.
Ein für eine virale Kampagne geeignetes Kampagnengut zeichnet sich dadurch aus, dass es so
interessant ist, dass es zum Thema der Zielgruppe gemacht wird. Um diesen Effekt zu erlangen,
ist es dienlich, wenn ein Kampagnengut dem Konsumenten Unterhaltung, Vergnügen oder Spaß
bringt. Diese Faktoren führen dazu, dass ein Kunde Zeit aufwendet, um sich mit dem Thema
auseinander zu setzen. Zudem werden unterhaltende, positive Kampagnen gerne vom Kunden
weitergetragen. Es liegt in der Natur des Menschen, Freunden, Bekannten oder auch Familien-
mitgliedern über positive Erfahrungen zu berichten.27
Auch am Arbeitsplatz ist es keine Selten-
heit, dass gute Witze oder unterhaltsame Bilder als Email weitergeleitet werden, und dadurch
Thema in ganzen Unternehmen werden.
Doch nicht allein Unterhaltsamkeit ist der Schlüssel zum Erfolg einer viralen Marketingkam-
pagne. Es ist ferner wichtig, dass das Kampagnengut neuartig und einzigartig innerhalb des wir-
kenden Segments ist. Einen Anreiz zu schaffen, dass Konsumenten über die Kampagne reden
kann nur durch etwas „noch nie da Gewesenes“ ausgelöst werden. Der verbreitende Konsument
muss das Gefühl haben, gegenüber Bekannten, Freunden oder Familie einen Wissensvorsprung
zu haben.28
Ein weiteres Element für ein erfolgreiches Kampagnengut stellt die außergewöhnliche Nütz-
lichkeit dar. Nicht nur unterhaltende Aspekte spielen bei der Auswahl des Kampagnenguts eine
Rolle, sondern auch der Nutzen den er bringt. Hierzu zählen informative Websites, Ratgeber,
Apps29
oder kleine Programme. Wichtig hierbei ist, dass im Rahmen von viralen Marketing-
kampagnen dieser Nutzen zumindest teilweise kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Zudem
27 Vgl. Langner, Sascha: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen,
3.Aufl., Wiesbaden 2009, S. 38 f. 28 Vgl. Leonardi, Jean-Manuel: Viral Marketing im E-Business, Hamburg 2008, S. 50. 29 Apps: Ein App (Kurzform für Application) sind Programme die auf SmartPhones oder Tablet PCs Anwendung fin-
den.
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sollte gesichert sein, dass die Idee oder Botschaft innerhalb kürzester Zeit verbreitet werden
kann. Auf vielen Internetseiten gibt es extra Bedienelemente um Videos, Fotos oder andere Dar-
stellungsformen der Kampagne an Freunde und Bekannte weiterzuleiten.30
Im obigen Verlauf wurden bisher drei Elemente vorgestellt, die ein erfolgreiches Kampagnengut
auszeichnen. Unterhaltsamkeit, Neuartigkeit und der außergewöhnliche Nutzen. Eine weitere
Säule eines Kampagnenguts ist auch das gezielte Auslösen von Emotionen. Es gibt sechs
Hauptemotionen die eine Kampagne positiv beeinflussen können. Überraschung, Freude, Trau-
rigkeit, Wut, Ekel und Angst. Diese Emotionen können Menschen veranlassen, über Dinge zu
reden und die Botschaft der Kampagne weiter zu tragen. Der Überraschungseffekt sollte
zwangsläufig Teil des Viralen Marketings sein. Zusätzlich sollte noch eine oder mehrere der
fünf verbleibenden Emotionen durch die Kampagne angeregt werden. 31
3.2.2 Seeding
Unter dem Begriff Seeding versteht man das zielgruppengerichtet Streuen der im Kampagnen-
gut enthaltenen Botschaft.32
Es gibt diverse Möglichkeiten eine Botschaft zu verbreiten. Aus
Unternehmensseite bieten sich Massenmedien, wie das Internet, vorzugsweise an. Eine Schwie-
rigkeit die sich hieraus ergibt, ist jedoch die entsprechenden Zielgruppen anzusprechen. Viele
Unternehmen nutzen daher Soziale Netzwerke wie beispielsweise Facebook. Es ist wichtig, wie
bereits erläutert wurde sogenannte Vermittler, Kenner und Verkäufer, mit dem Ziel einer weiten
Verbreitung der Werbebotschaft, anzusprechen. Auch in sozialen Netzwerken gibt es Multipli-
katoren die mit vielen Menschen in Kontakt stehen und Nachrichten verbreiten können, wenn
geeignete Anreize dazu
geschafft wurden. Um
Virales Marketing in-
nerhalb des Webs 2.0
zu betreiben, bieten
sich auch web commu-
nities an. Innerhalb ei-
ner community ist die
virale Verbreitung der
Kampagnenbotschaft
zielgruppenorientierter
zu handhaben als eine
unselektierte Masse von Usern.
Das Unternehmen Leibniz (Bahlsen) beispielsweise, macht sich das zielgruppengerichtete
Streuen des Kampagnengut über Web communities schon heute zu nutze. Leibniz gründete für
das Produkt „Pick up!“ eine Web community innerhalb des sozialen Netzwerks Facebook. Da-
mit die „Pick up!“ Community für die Nutzer interessant bleibt, werden Highlight Aktionen wie
30 Vgl. Langner, Sascha: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen,
3.Aufl., Wiesbaden 2009, S. 43f. 31 Vgl. Dobele, A.; Lindgreen, A.; Beverland, M. und Andere: Why pass on viral messages? Because they connect
emotionally. Business Horizons, 2007, S.302, zitiert in: Leonardi, Jean-Manuel: Viral Marketing im E-Business,
Hamburg 2008, S. 54. 32 Vgl. Leonardi, Jean-Manuel: Viral Marketing im E-Business, Hamburg 2008, S. 55.
Abb. 3: Facebook- Profil „Pick-up!“
Quelle: Siehe Abbildungsverzeichnis
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Gewinnspiele oder Events angeboten. Damit ein Austausch zwischen der Marke und den Mit-
gliedern der Community bestehen bleibt, wird das Facebook Profil aktiv seitens des Unterneh-
mens moderiert. Mit dem Facebook Auftritt des Produkts „Pick up!“ bezweckt Leibniz die Ver-
breitung der Botschaft „Ich gönne mir eine kleine, spontane Auszeit vom Alltag und genieße
zwischendurch ein unkompliziertes Picknick. PiCK UP! Der Picknicker von Leibniz!“33
Die
Kampagne führte zu dem Erfolg, dass sich viele Mitglieder von Facebook, die auch der Ziel-
gruppe des Produkts entsprechen, Interesse zeigen und Neues über die Marke erfahren möch-
ten.34
Soziale Netzwerke sind ein Bereich, in dem Unternehmen ihre Zielgruppen direkt ansprechen
können es gibt jedoch weitere Möglichkeiten wie beispielsweise Blogs, Internetforen, Chats
oder auch Newsletter. Wichtig beim Seeding zu beachten ist, wer durch die Kampagne ange-
sprochen wird. Das verbreiten viraler Marketingaktionen an eine breite anonyme Masse ist nicht
immer zielführend. Da es für die Unternehmen aber eine große Herausforderung darstellt, die
richtigen Multiplikatoren ausfindig zu machen, wird oft auf Menschen, die im öffentlichen Le-
ben stehen, zurückgegriffen. Bei Prominenten wird davon ausgegangen, dass sie eine Art Vor-
bildfunktion in einer Gesellschaft innehaben. Hierzu muss aber der werbende Prominente sinn-
voll ausgewählt werden. Der Prominente muss das gewünschte Image verkörpern, damit ein vi-
raler Effekt bei der gewünschten Zielgruppe ausgelöst werden kann.
Zusätzlich kann man zwischen einfachem und erweitertem Seeding unterscheiden. Das einfache
Seeding bezieht sich meist auf den Bekannten- und Familienkreis der Person, die die Botschaft
verbreitet. Zudem wird hier das Kampagnengut meist selbst von der Zielgruppe entdeckt. Das
Augenmerk liegt hier auf der Qualität des Kampagnenguts, welches zur Weiterverbreitung in-
nerhalb der Zielgruppe anregt. Im Gegensatz hierzu steht beim erweiterten Seeding die schnelle,
massive Publizitätsgewinnung im Fokus. Beim erweiterten Seeding wird meist mehr als ein Ka-
nal benutzt, um Mundpropaganda anzuregen, so zum Beispiel Internet, Printmedien und Fern-
sehen. Ziel ist es, so schnell wie möglich, so viele Personen wie möglich zu erreichen.35
33 Vgl. webguerillas GmbH: http://www.webguerillas.de/projekte/facebook-kampagne-bahlsen-pick-up/ (Zugriff:
07.11.2010). 34 Vgl. webguerillas GmbH: http://www.webguerillas.de/projekte/facebook-kampagne-bahlsen-pick-up/ (Zugriff:
07.11.2010). 35 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 72.
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 11
3.2.3 Anreize zur Weiterempfehlung und dessen Rahmenbedingungen
Ein weiteres Kernelement des Viralen Marketings sind die Anreize zur Weiterempfehlung bzw.
Weiterreichung des Kampagnenguts und auch die jeweiligen Rahmenbedingungen dafür zu
schaffen sind.36
Der Kernpunkt Viralen Marketings ist die Weiterreichung der Kampagnenbot-
schaft in Form von Mundpropaganda. Dieser Prozess sollte im Idealfall einen exponentiellen
Verlauf wie in Abbildung 4 dargestellt annehmen. Damit ein Verlauf wie dieser in der Realität
verwirklicht werden kann ist es wichtig, dass sich die Botschaft des Marketingobjekts ungehin-
dert und ohne viel Zeitaufwand des
Verbreiters weiterreichen lässt. Hierzu
gibt es einige Instrumente, die sich an-
bieten. Auf Plattformen wie „YouTube“
beispielsweise, haben Benutzer ohne jeg-
liche Registrierung Zugriff auf Video-
Dateien. Über kostenlose Instrumente
wie diese ist eine Verbreitung der Wer-
bebotschaft ohne Komplikationen mög-
lich. Dieser Weg ist nicht nur komforta-
bel für die Benutzer sondern auch eine
kostengünstige Plattform für das jeweili-
ge Unternehmen.
Ein weiteres Instrument zur problemlo-
sen Weiterleitungen von Botschaften ergibt sich aus Funktionen auf Webseiten, Inhalte mit
Freunden und Bekannten zu teilen. In sozialen Netzwerken wie Facebook gibt es integrierte
Systeme Nachrichten weiterzuleiten. Man muss nur die Schaltfläche „Teilen“ betätigen, um die
Nachricht zu verbreiten. Aber nicht nur auf Plattformen wie Facebook können solche Instru-
mente installiert werden. Sie bieten sich auch für die Unternehmenshomepages selbst an. Der
potentielle Kunde darf keine Arbeit und großen Zeitaufwand haben um die Botschaft zu streuen.
Jeder Klick mehr den man zur Verbreitung der Botschaft benötigt reduziert die Wahrscheinlich-
keit, dass der Kund seine Freunde und Bekannte in Kenntnis setzt. Virales Marketing und das
damit verbundene Weiterreichen der Marketingbotschaft ist jedoch nicht an das Medium Inter-
net gebunden. Auch Printmedien oder Fernsehen können den viralen Effekt einer solchen Kam-
pagne unterstützen. Gerade Medienberichte haben gute Multiplikatoreigenschaften. Hierzu ist
eine funktionierende Informationspolitik und Public Relations des Unternehmens Vorausset-
zung.37
Um die Wirkung des Kampagnenguts zu unterstützen, können zusätzlich Anreize zur Weiterrei-
chung der viralen Botschaft eingesetzt werden. Ein Anreiz können beispielsweise Rabatte, Gut-
scheine oder auch Gewinnspiele sein. Diese Instrumente sollten jedoch nicht unbedacht einge-
setzt werden. Sie müssen zwangsläufig, damit der Effekt nicht verloren geht, auf die Zielgruppe
abgestimmt sein. Zudem sollte das Unternehmen im Vordergrund und nicht Marktanonyme An-
reize bieten.
36 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 47f. 37 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 48.
Abb. 4: Effektivität von Mundpropaganda
Entnommen aus: Langner, Sascha: Virales Marketing, S. 16
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 12
3.3 Durchführung einer viralen Kampagne am Beispiel Dove
Am Praxisbeispiel Dove soll an dieser Stelle die Umsetzung einer viralen Kampagne exempla-
risch dargestellt werden. Dove ist eine Marke des Unilever Konzerns. Die Produktpalette um-
fasst Produkte der allgemeinen Körperpflege. Die Marke wurde in den 50er Jahren in den USA
auf den Markt gebracht. Bereits seit 2004 wirbt Dove mit „echten“ Frauen und nicht mit Mo-
dels, die den von der Modeindustrie vorgelebten Schönheitsidealen entsprechen bzw. nicht im
vollen Umfang entsprechen. Im Jahr 2005 rief Dove eine „Initiative für wahre Schönheit“ ins
Leben.38
Die Initiative für wahre Schönheit soll das Selbstbewusstsein von Frauen und Mädchen jeden
Alters stärken. Diese Botschaft verpackte Unilever bzw. die Marke Dove in eine virale Marke-
tingkampagne.
Die Idee von Dove, die „echte“ Frau zu zeigen und deren Schönheit zu zelebrieren war zu die-
sem Zeitpunkt einzigartig und revolutionär. Dove verbreitete einen Videoclip namens „Evoluti-
on“ über Plattformen wie
beispielsweise „YouTu-
be“. Dieser Videoclip
könnte man als das Ste-
ckenpferd der gesamten
Kampagne betrachten.
Der Clip gibt eine Meta-
morphose einer jungen
Frau wider. Die Frau be-
findet sich am Set eines
Foto-shootings, ungeschminkt und nicht weiter auffällig. Dank professionellem Make-up, Fri-
seuren, richtiger Belichtung und einem Fotobearbeitungsprogramm mutiert die junge Frau zum
Top Model. Im Weiteren werden die Elemente der Kampagne, wie zuvor theoretisch beschrie-
ben, beleuchtet. Als Kampagnengut kann hier die Idee der Ablehnung eines Schönheitsideales
interpretiert werden. Dieses Kampagnengut, Doves Initiative für wahre Schönheit, war bei Ein-
führung der Kampagne einzigartig am Markt. Die Visualisierung durch einen Videoclip konnte
das Interesse vieler Verbraucher wecken und damit für die Verbreitung der Botschaft sorgen.
Wie bereits beschrieben, reicht es für ein Kampagnengut jedoch nicht allein aus neuartig und
einzigartig zu sein. Das Gut muss zusätzlich einen Unterhaltenswert aufweisen. Dies hat der
Clip verwirklicht. Beim Schauen des Films ist der Konsument gespannt, was für ein Ergebnis
der Videoclip bereithält. Damit ein virales Kampagnengut vom Endverbraucher auch weiter in
die Gesellschaft verstreut wird, sollte das Gut auch einen außerordentlichen Nutzen für den
Kunden haben. Hinsichtlich dieses Aspekts hat sich Dove einige Instrumente einfallen lassen.
Im Kern der Kampagne steht das Selbstwertgefühl der Frauen zu stärken. Hierfür bietet Dove
Workshops an wie „Body Talk: Stärken auch Sie das Selbstwertgefühl von Kindern und Ju-
gendlichen und bringen Sie Body Talk in das Klassenzimmer Ihres Kindes.“ Dies ist nur ein
Beispiel für Aktionen die Dove ihren Kunden offeriert. In der Kampagne bindet Dove auch die
38
Unilever: http://www.unilever.de/unseremarken/koerperpflege/dove.aspx (Zugriff: 18.11.10).
Abb. 5: Praxisbeispiel Dove, Aktion für mehr Selbstwertgefühl
Quelle: Siehe Abbildungsverzeichnis
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 13
Emotionen der Kunden ein. Neben dem Überraschungseffekt den der Clip bereithält wird auch
die Wut gegen traditionelle Werbung mit Models geschürt. Ein weiteres Thema mit dem sich
Dove in der Kampagne befasst ist Magersucht, die verstärkt bei Jugendlichen auftritt und von
der traditionellen Konsumindustrie auch noch weiter angefacht wird. Um die Betroffenheit der
Marke gegenüber diesem Thema dem potentiellen Kunden bewusst zu machen organisiert Dove
auch Spendenaktionen in Zusammenarbeit mit einer gemeinnützigen GmbH. Hier werden Prä-
ventionsmaßnahmen vor allem an Schulen veranstaltet.
Im Hinblick auf das zielgruppenspezifische Streuen des Kampagnenguts am Markt, dem soge-
nannten Seeding, benutzt Dove diverse Instrumente. Dove macht sich hier in diesem Fall erwei-
tertes Seeding zu nutze. Wie bereits beschrieben wurde, handelt es sich beim erweiterten
Seeding um die Nutzung mehrere Kanäle bzw. Medien, um das Kampagnengut schnellstmög-
lich in Umlauf zu bringen. Dove integriert sowohl neue Medien als auch TV und Printmedien in
Ihre Kampagne. Im Fernsehen wie in den Printmedien wirbt Dove mit „echten“ Frauen, statt mit
Models um ihre Initiative für wahre Schönheit zu unterstützen. Im Internet platziert Dove die
Kampagne auf unterschiedlichen Plattformen. Aus Videoplattformen wie „YouTube“ kann man
Clips zum Thema anschauen, zum Beispiel der Evolution Clip. Auch in sozialen Netzwerken
wie Facebook hat Dove einen Internetauftritt. Für den interessierten Nutzer wurde eine eigene
Website gestaltet, die sich ausschließlich mit der Initiative für wahre Schönheit befasst. Hier
findet man spezifische Instrumente und Videoclips.
Damit aus einer Werbekampagne Virales Marketing wird und somit gezielt Mundpropaganda
ausgelöst wird, ist es von besonderer Bedeutung, Anreize zu Weiterverbreitung der Botschaft
der Kampagne zu schaffen. Die Weiterreichung einer Botschaft via „YouTube“ und
„Facebook“ ist einfach zu handhaben, da Instrumente zur Weiterleitung schon direkt auf den
Seiten implementiert sind. Auf der eigens kreierten Website mussten solche Instrumente auch
eingeführt werden.
Dove hat mit Hilfe
von zwei Instrumen-
ten die einfache
Übertragbarkeit der
Kampagnenbotschaft
gesichert. Zum einen,
wie in Abbildung 6
dargestellt, wurde ein
System eingeführt,
womit man den Wer-
befilm seinen
Freunden, Bekannten
und Verwandten wei-
terempfehlen kann.
Zum anderen auch
ein Werkzeug, um die Kampagnenwebseite mit anderen Webseiten zu verlinken.39
Diese zwei
Funktionen erleichtern dem Benutzer die Botschaft weiterzuverbreiten enorm, was großen Ein-
39 Dove, Initiative für wahre Schönheit: http://www.initiativefuerwahreschoenheit.de/dsef07/t5.aspx?id=8591
(Zugriff: 19.11.10).
Abb. 6: Praxisbeispiel Dove, Webseite , Tools zur Weiterempfehlung
Quelle: Siehe Abbildungsverzeichnis
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 14
fluss auf den viralen Effekt einer Kampagne hat. Zusätzliche Anreize zur Empfehlung des
Kampagnenguts setzt Dove durch die Angebote auf der Website, wie Workshops oder Tests, die
die Kunden zu diesem Thema nutzen können. Zusammenfassend ist darzustellen, dass die
Kampagne von Dove alle wichtigen Elemente des Viralen Marketings enthält, die eine Kam-
pagne erfolgreich machen.
4. Messen des Erfolgs einer viralen Marketingkampagne
Die Erfolgsmessung beim gezielten Auslösen von Mundpropaganda stellt die Unternehmen vor
eine große Herausforderung. Die Kommunikation zwischen den Konsumenten untereinander zu
kontrollieren ist sehr schwierig und kaum aufzeichenbar.
4.1 Erfolgsmessung außerhalb des Internets
Das jeweilige Unternehmen, welches Virales Marketing beispielsweise im Bereich von Fernse-
hen der Printmedien betreibt, muss Kennzahlen für sich definieren um den Erfolg zu messen.
Bei viralen Marketingaktionen außerhalb des Internets können Kennzahlen wie Verkäufe, An-
zahl von Besuchern auf einem Event oder Einschaltquoten interessant sein.40
Natürlich können
auch die traditionellen Marktforschungsinstrumente wie Umfragen einen Eindruck über die
Entwicklung der Kampagne geben. Dabei ist es jedoch äußerst schwierig aussagekräftige Er-
gebnisse zu erzielen, da nur eine kleine Gruppe von Personen befragt werden kann. Zudem sind
die traditionellen Instrumente meist sehr kostspielig und sind nur bei einer sehr groß angelegten
Kampagne rentabel.
4.2 Erfolgsmessung innerhalb des Internets
Das Internet, welches in der Praxis auch meist das Medium der Wahl für Virales Marketing ist,
bietet den Werbetreibende mehr und kostengünstigere Möglichkeiten der Erfolgsmessung. In
diesem Bereich der Messung kann nach qualitativen und quantitativen Erfolgsmessungsinstru-
menten unterschieden werden.41
4.2.1 Qualitative Erfolgsmessung
Bei der qualitativen Erfolgsmessung geht es darum heraus zu finden, was die Zielgruppe von
dem Kampagnengut bzw. von der gesamten Kampagne hält. Die Konsumenten bilden sich eine
Meinung über die Botschaft. Um die Meinung der Konsumenten beurteilen zu können, bietet
das Internet einige Werkzeuge an um Stimmungen der Konsumenten aufzunehmen. Eine quali-
tative Erfolgsmessung ist meist mit einem hohen Rechercheaufwand verbunden. Genau wie bei
einem Onlineshop, bei dem sich die Konsumenten auf die Empfehlung anderer Konsumenten
verlassen ist es auch bei einer viralen Marketingkampagne. Es nützt dem werbenden Unterneh-
40 Moser, F.: http://www.werbung-out-of-the-box.de/2010/10/17/erfolgsmessung-einer-viralen-kampagne/ (Zugriff:
19.11.10). 41 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 92f.
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 15
men nicht viel wenn die Botschaft verbreitet wird, die potentiellen Kunden sie jedoch nicht für
sinnvoll halten oder deren Inhalt sogar ablehnen. Um ein Stimmungsbild der Zielgruppe zu eva-
luieren gibt es beispielsweise Foren, Weblogs oder Zielgruppenportale, deren Inhalte es zu ana-
lysieren gilt.42
Zu fast jedem Thema gibt es spezifische Blogs von Multiplikatoren, die Stim-
mungsbilder der Konsumenten zum jeweiligen Thema abbilden. Auch der Austausch von Mei-
nungen oder Fragestellungen innerhalb spezifischer Foren kann der qualitativen Erfolgsmessung
dienlich sein. Die Einträge in Foren sind zwar meist subjektiv und nur Meinungen Einzelner,
jedoch kann man Trends beobachten, was die Konsumenten wirklich von der Kampagne halten.
Eine weitere Herangehensweise an die qualitative Erfolgsmessung einer viralen Marketingkam-
pagne ist die Analyse von On- und Offline Magazinen bzw. Zeitungen.43
Ist eine virale Bot-
schaft für Redakteure von Magazinen oder Zeitungen interessant genug, wird auch sie Gegen-
stand ihrer Recherchen. Dies geschieht zwar meist etwas zeitverzögert, kann jedoch auch ein
Stimmungsbild innerhalb der Zielgruppe widergeben. Die Onlineversion der Süddeutschen Zei-
tung beispielsweise hat eine extra Rubrik für Virales Marketing.
Mitte Oktober berichtete sie zum Beispiel über eine Aktion in der New Yorker U-Bahn. Hier
wird beschrieben, wie eine Band (Atomic Tom), deren Instrumente anscheinend verschwunden
waren aus ihrer Not eine Tugend machte und ein Lied zum Besten gab. Die instrumentale Be-
gleitung der Band wurde ausschließlich über I-Phone Apps ausgeführt. Ein I-Phone simulierte
das Schlagzeug, ein anderes eine E-Gitarre und weitere Apps wurden dadurch promotet.44
Berichte wie diese sind zur qualitativen Erfolgsmessung wichtig, da hier auch eingeschätzt wer-
den kann, wie stark sich eine solche Botschaft bzw. Aktion verbreitet.
4.2.2 Quantitative Erfolgsmessung
Die quantitative Erfolgsmessung nutzt einige Instrumente der Informatik, um die Wirkung einer
viralen Marketing Kampagne zu messen. Innerhalb von Online-Kampagnen ist es möglich, An-
fragen und Abfragen von Servern aufzuzeichnen und zu analysieren. Zu Daten der Server-
Abfragen gehören Kennzahlen wie Seitenabrufe, Anzahl von Downloads, die von einem Server
heruntergeladen wurden, Klicks die auf einer Website durchgeführt wurden oder auch soge-
nannte Zähl-Pixel. Die Erfolgsmessung über Zähl-Pixel ist im speziellen für die Marketingkam-
pagnen gedacht, die ihre Botschaft über Emails verbreiten. Die E-Mail enthält dann eine kleine
transparente GIF 45
Datei. Beim Öffnen der E-Mail wird die kleine Grafik beim Server angefor-
dert. Dadurch ist es möglich die Weiterleitung von E-Mails dieser Art zu kontrollieren und zu
bewerten. Zur Erhebung von Daten die auf Server Anfragen basieren, kann man Instrumente
wie Besucherzähler der Website benutzen oder http-Requests, Empfehlungsskripte oder auch
die Verweildauer auf der jeweiligen Seite. Unter http-Requests versteht man das aufzeichnen
von IP-Adressen, die auf einen Server zugreifen, auch unter der Verwendung von anderen Web-
seiten die die Kampagnenbotschaft enthalten, beispielsweise Videoclips. Empfehlungsskripte
42 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 92f. 43 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 93. 44 Vgl. Süddeutsche Zeitung: süddeutsche.de digital , http://www.sueddeutsche.de/digital/virales-musik-marketing-
iphone-konzert-wird-zum-youtube-hit-1.1013747 (Zugriff: 20.11.10). 45 GIF: Kurzform für Graphics Interchange Format. GIF ist ein Dateiformat Grafiken mit geringer Farbtiefe.
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sind meist auf den Webseiten eingebunden. Diese Werkzeuge ermöglichen dem Kunden die
Kampagne direkt von der Kampagnenhomepage an Freunde und Bekannte weiterzuleiten.
Durch dieses Instrument kann auch die Verbreitung der Kampagne aufgezeichnet und ausge-
wertet werden.46
5 Virales Marketing außerhalb des Unternehmensumfeldes
Nicht nur Unternehmen stellen sich den Herausforderungen der neuen Medien. Auch in der Po-
litik stellt sich die Frage wie Facebook und Co. am besten genutzt werden können. Virales Mar-
keting ist ein Kommunikationsinstrument des politischen Wahlkampfs geworden. Um der Prob-
lematik, der schwindenden Wählerschaft, auszuweichen wird versucht eine breite Masse von
Bürgern anzusprechen, um das Wahlergebnis zu beeinflussen.
In der Politik bzw. im Wahlkampf wird meist das Instrument der „negative campaign“ ange-
wandt. Bei dieser Form werden meist in Konkurrenz stehende Parteien verunglimpft oder Poli-
tiker in nicht förderlichen Situationen dargestellt. Dies geschieht meist in Form von Videoclips,
die man auf entsprechenden Plattformen wiederfinden kann.47
Bündnis 90/Die Grünen beispielsweise benutzten das Instrument des Viralen Marketings schon
seit einigen Jahren. Im Bundestagswahlkampf 2005 führten die Grünen die Initiative „X fuer
Gruen“ ein. Hier wurde ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem Künstler, Werbefachleute und
Filmemacher dazu aufgerufen wurden für die Initiative „X fuer Gruen“ Skripte für einen Video-
spot zu schreiben. Ein Ausschuss der Grünen hat dann 11 Spotskripte ausgewählt und verfilmt.
Auf der parteieigenen Webseite konnte man sich diese Videoclips ansehen und herunterladen.
Ein Spot beispielsweise namens „Hasi und Mausi“48
handelt von einer jungen Frau die auf einer
Parkbank sitzt und telefoniert. Die junge Frau ist sehr aufgebracht, da sich jemand dasselbe
Kleidungsstück wie sie gekauft hat. Während des Gesprächs wirft die Frau eine Getränkedose,
aus der sie zuvor getrunken hatte, auf den Boden. In der nächsten Szene erscheint eine Person
im Hasenkostüm verkleidet und schlägt die junge Frau mit einem Baseballschläger von der
Parkbank. Nicht genug, nachdem die Frau am Boden liegt schlägt der Hase sie ein zweites Mal.
Danach erscheint ein Schriftzug in der Mitte des Bildschirms der lautet: „Die Natur schlägt zu-
rück“. Dieser Spot enthält nicht nur den Überraschungseffekt für den Zuschauer sondern lässt
auch die Botschaft der Grünen durchblicken.49
Virales Marketing wird auch in Zukunft in der Politik an Bedeutung gewinnen, weil sich wie
allgemein im Web 2.0 die Bürger gerne selbst einbringen. Gerade um junge Leute zu einer poli-
tischen Meinung zu bewegen ist es wichtig, mit aktuellen Entwicklungen mitzugehen.
46 Vgl. Langner, S.: Viral Marketing, Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.
Aufl., Wiesbaden 2009, S. 94f. 47 Vgl. Kießling, Daniel: „Schräg, schrill, dreckig“. Virales Marketing als Kommunikationsinstrument des modernen
Wahlkampfs, erschienen in Wirtschaft und Politik, Tübingen 2008, S. 26. 48 Videoclip ist abrufbar unter: www.xfuergruen.de. 49 Vgl. Kießling, Daniel: „Schräg, schrill, dreckig“. Virales Marketing als Kommunikationsinstrument des modernen
Wahlkampfs, erschienen in Wirtschaft und Politik, Tübingen 2008, S. 31.
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6. Chancen und Risiken des Viralen Marketings
Wie jede Marketingmaßahme bietet Virales Marketing dem werbetreibenden Unternehmen
Chancen, es birgt aber auch Risiken.
6.1 Chancen Viralen Marketings
Wenn man die Entwicklung des Internets vom reinen Informationsmedium hin zum Web 2.0
verfolgt, kann man beobachten, dass sich die zunehmend Nutzer selbst einbringen. Anhand von
Seiten wie Facebook kann man betrachten, dass das Internet mittlerweile vom Endnutzer selbst
mitgestaltet wird. An diese Entwicklung lehnt sich auch Virales Marketing an. Die Endnutzer
werden in die Marketingmaßnahme mit eingebunden. Deren Engagement, in diesem Fall die
Weiterreichung des Kampagnenguts, ist der Kernpunkt der gesamten Kampagne. Das Potential
des Konsumenten in dieser Hinsicht ist bei weitem noch nicht ausgenutzt.50
Virales Marketing bietet Unternehmen zudem die Möglichkeit ihre Bekanntheit immens zu stei-
gern. Je besser das Kampagnengut ausgestaltet ist, desto mehr Personen werden mit der Bot-
schaft erreicht. Zudem können Unternehmen ihr Markenimage verjüngen. Virales Marketing ist
ein relativ neues Instrument in der Unternehmenswelt, deshalb ist ein Überraschungseffekt bei
den potentiellen Kunden gegeben.
Virales Marketing bietet abgesehen von den großen Konzernen auch kleinen und mittleren Un-
ternehmen die Chance, ihr Produkt am Markt zu platzieren. Durch kostengünstige virale Marke-
tingmaßnahmen kann eine kritische Masse von Konsumenten erreicht werden und die Bekannt-
heit gesteigert werden.
6.2 Risiken Viralen Marketings
Maßnahmen innerhalb des Viralen Marketings bedingen die Mitwirkung der Zielgruppe. Wird
das Kampagnengut von den potentiellen Kunden nicht weitergeleitet entsteht auch kein viraler
Effekt. Keine Mundpropaganda wird ausgelöst, kein Tipping Point erreicht und keinen Mehr-
wert aus der Maßnahme gezogen. Die gesamte Kampagne muss sorgfältig, ansprechend und
zielgruppenspezifisch aufgebaut werden, damit Virales Marketing optimal funktioniert. Dies
stellt die Unternehmen vor eine große Herausforderung.
Aber nicht nur der Aspekt, ob das Kampagnengut weitergeleitet wird oder nicht birgt ein Risi-
ko. Auch ob die Botschaft der Kampagne richtig verstanden wird und an die richtigen Personen
weitergeleitet wird, liegt nicht mehr in der Hand des Unternehmens, sondern beim Konsumen-
ten selbst. Dieser Prozess bedeutet für ein Unternehmen einen gewissen Kontrollverlust inner-
halb der Marketingmaßnahme.51
50 Vgl. Publicis Kommunikations Agentur: Virales Marketing: Chancen und Risiken.
http://www.marketing.ch/wissen/viralmarketing/clviralmarketing.pdf (Zugriff: 21.11.10). 51 Vgl. Publicis Kommunikations Agentur: Virales Marketing: Chancen und Risiken.
http://www.marketing.ch/wissen/viralmarketing/clviralmarketing.pdf (Zugriff: 21.11.10).
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 18
7 Zukünftige Entwicklungen des Viralen Marketings
Die webguerillas GmbH, die sich auf die Entwicklung alternativen Werbeformen spezialisiert
hat, hat 2009 eine Studie zum Thema „Alternative Werbeformen im Internet“ bei der GFK52
in
Auftrag gegeben. Hierbei kam zum Vorschein, dass 38% der beobachteten Unternehmen im
Jahr 2009 virale Konzepte in ihre Marketingmaßnahmen bereits integriert haben Der Prozent-
satz der Unternehmen die Virales Marketing benutzten hat sich seit 2003 mehr als verdoppelt.
Im Jahr 2003 hatten 15% der betrachteten Unternehmen virale Konzepte eingeführt, dies stei-
gerte sich auf 25,3 % im Jahr 2005 bis hin zu 38% im Jahr 2009.53
Diese Entwicklung zeigt,
dass Virales Marketing an Bedeutung gewinnt. Die Potentiale sind bisher noch nicht voll ausge-
schöpft. Noch tendieren Unternehmen dazu Virales Marketing von Spezialagenturen anfertigen
zu lassen. Innerhalb der in der Studie der GFK betrachteten Unternehmen lassen 28%54
der ge-
samten Unternehmen virale Konzepte von Spezialagenturen anfertigen, da virales Marketing
auch Risiken birgt und daher sorgfältig ausgearbeitet werden muss. Der Trend hin zur Spezial-
agentur lässt sich auf den geringen Erfahrungsschatz der Unternehmen zu diesem Thema rück-
führen.
In Zukunft wird Virales Marketing weiterhin an Bedeutung gewinnen und ein Instrument zur
Ergänzung des traditionellen Marketings sein. Die bisherige Unternehmenspraxis hat gezeigt,
dass auch mit geringem Kosteneinsatz eine enorme Wirkung erzeugt werden kann.
Bisher beschäftigte sich Virales Marketing im Web 2.0 meist mit jüngeren Generationen. Im
Laufe der nächsten Jahrzehnte wird sich dies jedoch wahrscheinlich ändern, da dann auch ältere
Menschen das Internet nutzten werden. Dies sind neue potentielle Zielgruppen für Virales Mar-
keting im Internet. Solange die Zielgruppen einen Überraschungseffekt erleben und dadurch zur
Mundpropaganda angeregt werden sind dem Ausbau des viralen Marketings keine Grenzen ge-
setzt.
52 GFK: Die GFK ist eines der größten Marktforschungsunternehmen der Welt und beschäftigt ca. 10.000 Mitarbei-
ter. http://www.gfk.com/group/company/index.de.html (Zugriff: 21.11.10). 53 Webguerillas GmbH: GFK Custom Research „Alternative Werbeformen im Internet“ , 2009.
http://www.webguerillas.de/media/press/downloads/pdf/webguerillas_GfK-Studie_2009.pdf (Zugriff: 21.11.10). 54 Webguerillas GmbH: GFK Custom Research „Alternative Werbeformen im Internet“ , 2009.
http://www.webguerillas.de/media/press/downloads/pdf/webguerillas_GfK-Studie_2009.pdf (Zugriff: 21.11.10).
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 19
8 Zusammenfassung
Virales Marketing ist eine alternative Werbeform, die gezieltes Auslösen von Mundpropaganda
als Marketinginstrument einsetzt. Virales Marketing gehört zur Familie des Guerilla-
Marketings. Bei diesen „below-the-line“ Werbeformen steht eine spektakuläre Werbeaktion im
Vordergrund. Guerilla-Marketing bzw. Virales Marketing dient zur Ergänzung des traditionel-
len Marketing-Mix. Besonders in der Kommunikation kann Virales Marketing erfolgreich ein-
gesetzt werden.
Damit Virales Marketing in die Marketingstrategie eines Unternehmens eingeführt werden
kann, muss man sich die Entstehung und Wirkungsweise von Mundpropaganda bewusst ma-
chen. Um die Entstehung von Mundpropaganda zu erklären, entwickelte Richard Dawkins,
Evolutionsbiologe und Professor in Oxford, die Theorie der Memetik. Diese Theorie besagt,
dass es in jeder Kultur Meme gibt, die Mundpropaganda auslösen können. Meme sind Ideen
oder Botschaften, die die Eigenschaft besitzen, das Verhalten eines Menschen so zu steuern,
dass er sie weiter verbreitet. Meme können diverse Darstellungsformen haben, beispielsweise
Video- oder Audiodateien, aber auch Gerüchte können Meme sein.
Zusätzlich ist beim Viralen Marketing zu beleuchten, wie ein Trend entstehen kann, bzw. wie
sich Ideen oder Botschaften verbreiten können. Malcolm Gladwell, ein angesehener Wirt-
schaftskolumnist, setzte sich mit dieser Problematik auseinander. Gladwell entwickelte hierzu
den „Tipping-Point“. In der Theorie wird beschrieben, dass sich eine Information wie ein Virus
verbreitet. Anfangs sind nur einige Wenige infiziert, es kann jedoch in kürzester Zeit zur Anste-
ckung einer kritischen Masse kommen. Der Tipping Point eines Produkts ist genau der Punkt
bei dem auf einmal eine kritische Masse von der Idee oder Botschaft angesteckt werden. Um
diesen Tipping Point zu erreichen, beschreibt Gladwell drei Gesetzmäßigkeiten. Zum einen be-
darf es der richtigen Überträger der Werbebotschaft (Vermittler, Kenner, Verkäufer), dem Ver-
ankerungsfaktor (wie kann sich eine Idee beim Mensch verankern), und der Macht der Umstän-
de (Situation in der sich Verbreitung entwickeln soll).
Eine Virale Marketingkampagne besteht im Wesentlichen aus drei Elementen. Das Kampag-
nengut an sich, Seeding und Anreize zur Weiterempfehlung. Ein erfolgreiches Kampagnengut
zeichnet sich dadurch aus, dass es den Konsumenten unterhält und einzigartig auf dem Markt
ist. Zudem sollte das Kampagnengut dem Konsumenten einen außerordentlichen Nutzen brin-
gen und Emotionen auslösen. Beim Seeding handelt es sich um das zielgruppenspezifische
Streuen des Kampagnenguts. Man muss die Zielgruppe sorgfältig auswählen damit ein viraler
Effekt entstehen kann. Das Dritte Element einer viralen Marketingkampagne sind die Anreize
zur Weiterempfehlung die gesetzt werden müssen. Das Kampagnengut muss einfach weiterge-
leitet werden können, damit möglichst viele Nutzer auf die Kampagne aufmerksam werden.
Die Messung des Erfolgs einer solchen Kampagne ist eine Herausforderung für jedes Unter-
nehmen. Jedoch gibt es verschiedene Methoden, die angewendet werden können. Wie bei-
spielsweise qualitative Einträge in Foren oder Weblogs die analysiert werden können. Zusätz-
lich können jedoch auch Instrumente zur quantitativen Erfolgsmessung herangezogen werden,
wie zum Beispiel Anzahl von Seitenabrufen, Anzahl von Downloads, Zähl-Pixel oder auch die
Verweildauer auf einer Internetseite.
Virales Marketing bietet einem Unternehmen die Möglichkeit, ihre Markenbekanntheit zu stei-
gern und das Markenimage zu verjüngen. Zudem bietet es auch kleinen und mittleren Unter-
nehmen durch kostengünstige Implementierung die Möglichkeit sich am Markt zu platzieren.
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 20
Das Risiko einer viralen Marketingkampagne besteht jedoch darin, dass das Unternehmen die
Kontrolle über die Kampagne verlieren kann, da sie durch die Endnutzer weiter verbreitet wird.
Virales Marketing hat in den letzten Jahren durch die zunehmende Nutzung des Internets an Be-
deutung gewonnen. Die Potentiale von viralen Marketingkampagnen sind bis zum heutigen Tag
noch nicht voll ausgeschöpft.
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Abbildungsverzeichnis II
Abb.1: Mentos, Guerilla Aktion der webguerillas GmbH.
URL: http://www.webguerillas.de/projekte/ (Zugriff: 07.11.2010).
Abb.2: Der Tipping Point.
URL: http://www.patrick-schnabel.de/projekte/2008-04-
26_barcamp_offenburg_epidemien.html (Zugriff: 07.11.2010).
Abb.3: Facebook- Profil: „Pick-up!”
URL: http://www.webguerillas.de/projekte/facebook-kampagne-bahlsen-pick-up/
(Zugriff: 07.11.2010).
Abb.4: Effektivität von Mundpropaganda.
Langner, S.: Viral Marketing. Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und ge-
winnbringend nutzen, 3. Aufl., Wiesbaden, 2009, S.16.
Abb.5: Praxisbeispiel Dove, Aktion für mehr Selbstwertgefühl.
URL: http://www.initiativefuerwahreschoenheit.de/dsef07/t5.aspx?id=8581 (Zu-
griff: 18.11.2010).
Abb.6: Praxisbeispiel Dove, Tools zur Weiterempfehlung.
URL: http://www.initiativefuerwahreschoenheit.de/dsef07/t5.aspx?id=8591
(Zugriff: 18.11.10).
H a u s a r b e i t : V i r a l e s M a r k e t i n g S e i t e | 22
10 Literaturverzeichnis III
Dobele, A.; Lindgreen, A.; Beverland, M.: Why pass on viral message? Because they connect
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Kießling, D.: „ Schräg, schrill, dreckig“. Virales Marketing als Kommunikationsinstrument des
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