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Enterprise Manager 12c mit Private Cloud: ein Praxisbericht Bernhard Wesely Trivadis Delphi GmbH Wien, Österreich Schlüsselworte Oracle Enterprise Manager 12c Cloud Control, Oracle VM, Private Cloud, Virtualisierung Einleitung Oracles Enterprise Manager hat in Version 12c den Zusatz „Cloud Control“ anstatt des seit 10g verwendeten „Grid Control“ erhalten. Auch Oracle folgt hiermit dem allgemeinen Trend in Richtung Cloud Computing. Jedoch liegt der Fokus hier auf einer Cloud Lösung welche ein Unternehmen selbst erstellen und betreiben kann. Cloud Computing Cloud Computing ist mittlerweile ein fixer Bestandteil in der IT wenn es darum geht schnell und einfach Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Größtes Alleinstellungsmerkmal ist hier sicher die Entkoppelung der angeforderten Ressourcen von den physisch vorhandenen Servern. Für den Kunden ist es dabei unerheblich auf welchem Server die angeforderten Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, oder ob sie sogar während der Laufzeit auf einen anderen Server migriert werden. Mittels der Kombination aus einem fortgeschrittenen Provisioning-Konzept und einer gut dokumentierten Verrechnung können auch kurzfristig und kurzlebig Ressourcen zur Verfügung gestellt und anschließend verrechnet werden. Private Cloud Viele Unternehmen betreiben jedoch bereits Rechenzentren und wollen diese weiter nützen, oder arbeiten unter Auflagen die es Ihnen verbieten Daten außerhalb des eigenen Netzwerkes zu speichern. Um die Möglichkeiten von Cloud Computing im eigenen Firmennetzwerk zu nützen ist es nun möglich eine eigene „Cloud“ zu erstellen, die sogenannte „Private Cloud“. Oracle VM Die Basis der eigenen Cloud Infrastruktur, Oracle VM, besteht aus zwei Komponenten, einerseits dem Oracle VM Server und andererseits dem Oracle VM Manager. Oracle VM Server Dieser wird als kleines ISO-Image (200MB) bereitgestellt und basiert auf einer minimalen Oracle Linux Installation und dem darauf laufenden Xen Hypervisor in Version 4. Der Oracle VM Server stellt die Infrastruktur dar, welche später verwendet wird um virtuelle Server bereitzustellen. Oracle VM Manager Jeder Cluster aus Oracle VM Servern benötigt einen Oracle VM Manager als Administrationswerkzeug. Der Oracle VM Manager stellt die Schnittstelle zwischen Oracle VM und Enterprise Manager dar und wird daher in einer EM-Umgebung zwingend benötigt.

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Page 1: Enterprise Manager 12c mit Private Cloud: ein … Manager 12c mit Private Cloud: ein Praxisbericht Bernhard Wesely Trivadis Delphi GmbH Wien, Österreich Schlüsselworte Oracle Enterprise

Enterprise Manager 12c mit Private Cloud: ein Praxisbericht

Bernhard Wesely Trivadis Delphi GmbH

Wien, Österreich

Schlüsselworte Oracle Enterprise Manager 12c Cloud Control, Oracle VM, Private Cloud, Virtualisierung

Einleitung Oracles Enterprise Manager hat in Version 12c den Zusatz „Cloud Control“ anstatt des seit 10g verwendeten „Grid Control“ erhalten. Auch Oracle folgt hiermit dem allgemeinen Trend in Richtung Cloud Computing. Jedoch liegt der Fokus hier auf einer Cloud Lösung welche ein Unternehmen selbst erstellen und betreiben kann.

Cloud Computing Cloud Computing ist mittlerweile ein fixer Bestandteil in der IT wenn es darum geht schnell und einfach Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Größtes Alleinstellungsmerkmal ist hier sicher die Entkoppelung der angeforderten Ressourcen von den physisch vorhandenen Servern. Für den Kunden ist es dabei unerheblich auf welchem Server die angeforderten Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, oder ob sie sogar während der Laufzeit auf einen anderen Server migriert werden. Mittels der Kombination aus einem fortgeschrittenen Provisioning-Konzept und einer gut dokumentierten Verrechnung können auch kurzfristig und kurzlebig Ressourcen zur Verfügung gestellt und anschließend verrechnet werden.

Private Cloud Viele Unternehmen betreiben jedoch bereits Rechenzentren und wollen diese weiter nützen, oder arbeiten unter Auflagen die es Ihnen verbieten Daten außerhalb des eigenen Netzwerkes zu speichern. Um die Möglichkeiten von Cloud Computing im eigenen Firmennetzwerk zu nützen ist es nun möglich eine eigene „Cloud“ zu erstellen, die sogenannte „Private Cloud“.

Oracle VM Die Basis der eigenen Cloud Infrastruktur, Oracle VM, besteht aus zwei Komponenten, einerseits dem Oracle VM Server und andererseits dem Oracle VM Manager.

Oracle VM Server Dieser wird als kleines ISO-Image (200MB) bereitgestellt und basiert auf einer minimalen Oracle Linux Installation und dem darauf laufenden Xen Hypervisor in Version 4. Der Oracle VM Server stellt die Infrastruktur dar, welche später verwendet wird um virtuelle Server bereitzustellen.

Oracle VM Manager Jeder Cluster aus Oracle VM Servern benötigt einen Oracle VM Manager als Administrationswerkzeug. Der Oracle VM Manager stellt die Schnittstelle zwischen Oracle VM und Enterprise Manager dar und wird daher in einer EM-Umgebung zwingend benötigt.

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Die Architektur stellt sich also folgendermaßen dar:

Abb. 1: Oracle VM Server und Oracle VM Manager

Oracle Enterprise Manager 12c Cloud Control Die zweite Komponente welche für die eigene Cloud benötigt wird, ist der Oracle Enterprise Manager 12c Cloud Control. Er stellt die übergeordnete Verwaltung der Infrastruktur zur Verfügung. Themen wie Benutzerverwaltung, Verrechnung, Provisionierung oder das Self-Service Portal werden durch den Enterprise Manager zur Verfügung gestellt. Wie bereits erwähnt erfolgt die Kontrolle der Oracle VM Server über den Oracle VM Manager, sodass sich folgende Gesamt-Architektur ergibt:

Abb. 2: Oracle Enterprise Manager 12c und Oracle VM

Zielsetzung Aufgebaut werden soll eine Infrastruktur für Schulungen. • Jeder Schulungsteilnehmer erhält eine VM (daher -> variable Anzahl an VMs) • Diese VMs müssen mit einem vordefinierten Image aufgesetzt werden • Die Lebensdauer einer VM übersteigt die Laufzeit des Kurses nicht • Referenten müssen in der Lage sein eine beliebige Anzahl an VMs im Voraus zu „bestellen“ • Die VMs müssen nach dem Kurs automatisch vernichtet werden (Ablaufdatum)

Aufbau der Umgebung – Oracle VM Als Basis der Private Cloud wird folgende Hardware verwendet • 4 x Server für Oracle VM Server • 1 x Server für Oracle VM Manager

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Zwei der Oracle VM Server werden in einen Pool namens „Cloud“ zusammengefasst. Die beiden anderen Server werden in einen Pool namens „Slots“ zusammengefasst. Dieser zweite Pool wird verwendet um statische VMs zu betreiben, welche nicht von EM12c Self-Service bedient werden und somit nicht Teil der „Private Cloud“ sind. Diese VMs haben kein Ablaufdatum, sie werden für längerfristige Aufgaben verwendet.

Wichtig: Oracle Enterprise Manager verwendet den Management Port (TCP 54321) um den Oracle VM Manager zu verwalten. Seit Oracle VM 3.1.1 ist dieser jedoch nicht mehr über das Netzwerk von Außen erreichbar. Es muss zuerst der TCPS Port (TCPS 54322) aktiviert werden. Dies geschieht mit folgenden Kommandos: # /u01/app/oracle/ovm-manager-3/bin/secureOvmmTcpGenKeyStore.sh # /u01/app/oracle/ovm-manager-3/bin/secureOvmmTcp.sh # /sbin/service ovmm stop # /sbin/service ovmm start

Aufbau der Umgebung – EM12c Um eine Oracle VM Umgebung hinzufügen und mittels Self-Service verwalten zu können, müssen die beiden Plugins „Oracle Cloud Application“ und „Oracle Virtualization“ auf dem OMS installiert werden. Achtung: das Oracle Virtualization Plugin muss zusätzlich auf zumindest einem Agent installiert werden. Dieser Agent übernimmt die Kommunikation mit dem Oracle VM Manager.

Abb. 3: Ausschnitt der Plug-In Verwaltungs-Seite in Enterprise Manager 12c

Anschließend können EM12c und OVM Manager gekoppelt werden. (Enterprise -> Infrastructure Cloud -> Home -> Infrastructure Cloud -> Add OVM Manager)

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Abb. 4: Hinzufügen des Oracle VM Managers zu Enterprise Manager 12c

Schließlich muss noch eine „Zone“ angelegt werden, diese verbindet mehrere Pools miteinander und bringt sie unter ein gemeinsames Management. Wichtig hier, ist die Zone als „Infrastructure Cloud Self Service Zone“ anzulegen.

Abb. 5: Checkbox welche eine Zone als Self-Service Zone definiert

Self-Service Konfiguration Bevor das Self-Service Portal verwendet werden kann müssen ein paar generelle Einstellungen getroffen werden. Diese werden unter „Setup -> Cloud -> Infrastructure“ konfiguriert.

Machine Sizes Hier können Ressourcen welche einer VM zur Verfügung stehen vordefiniert werden, zum Beispiel könnte eine VM der Kategorie „Small“ 2 vCPUs, 2GB RAM und 10GB Speicherplatz haben. Quotas Hier können Rollen Quotas zugewiesen werden. Möglich wäre es hier etwa jedem Kurs maximal 10 vCPUs zur Verfügung zu stellen. Sollte ein Kurs nur 5 Teilnehmer haben, so könnte der Referent beispielsweise jede VM mit 2 vCPUs erstellen lassen. Software Components An dieser Stelle kann definiert werden welche Templates in der Self Service Zone ausgerollt werden dürfen. Diese müssen in der Enterprise Manager Software Library hinterlegt sein und können gleich aus diesem Interface in das Oracle VM Repository kopiert werden.

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Self Service User Konfiguration Um das Self-Service Portal verwenden zu können, muss die Rolle EM_SSA_USER dem Benutzer zugewiesen werden. Es wird jedoch empfohlen eine neue Rolle auf Basis dieser Rolle zu erzeugen. Sollte der Benutzer auch noch die EM_USER Rolle besitzen, so wird er von der Login-Maske nicht zum Self-Service Portal sondern zur Standard-Enterprise Manager Oberfläche geleitet. Wenn alles richtig konfiguriert ist, sieht man folgende Oberfläche:

Abb. 6: Ansicht des Self-Service Portals

Hier ist es nun leicht möglich mit dem Knopf „Request Servers“ einen, oder mehrere, virtuelle Server zu bestellen.

Abb. 7: Vergrösserung des „Request Servers“ Knopfes

Innerhalb der zuvor definierten Parameter können noch Anpassungen durchgeführt werden, hier ist es dem Benutzer selbst überlassen sich innerhalb der ihm zur Verfügung gestellten Quotas zu bewegen.

Ein wichtiger Punkt sind die Zeiten zu denen die VM erzeugt und wieder gelöscht werden soll, diese können hier angegeben werden.

Nachdem Absenden des Requests wird über das Jobsystem des Enterprise Managers ein entsprechender Job angelegt und zum gewünschten Zeitpunkt gestartet. Gleichzeitig wird ein Job zur Vernichtung der erzeugten VM im Jobsystem hinterlegt.

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Abb. 8: Erstellen der VM (Ansicht im EM12c Jobsystem)

Nach kurzer Zeit erhalten wir eine fertig aufgesetzte VM.

Abb. 9: Ansicht der Infrastructure Cloud in Enterprise Manager 12c

Ausblick Natürlich ist das zur Verfügung stellen von Trainingsumgebungen nicht das einzige denkbare Szenario. Öfters wünscht man sich als DBA nach einer Fehlerbeschreibung vom Kunden doch schnell eine VM zur Verfügung zu haben in der ein Problem nachgestellt werden kann. Auch hier kann die Private Cloud helfen. Mittels der Quotas könnten sich beispielweise mehrere Abteilungen so einen Test-Cluster teilen um schnell Systeme erzeugen und zerstören zu können.

Weiterführende Möglichkeiten Mit dem Feature „Chargeback“ bietet uns der Enterprise Manager 12c ein Werkzeug um unsere Private Cloud auch finanziell unter Kontrolle zu behalten. Unternehmen, in denen die Kostenkontrolle und interne Verrechnung eine Rolle spielen, können hiermit ein Verrechnungssystem für die Verwendung der Private Cloud einführen. Ähnlich wie Amazon es bei der EC2 vormacht können hier Kosten für viele unterschiedliche Ressourcen definiert und ausgewertet werden. So wäre es zum Beispiel möglich monatlich Abrechnungen auf Kostenstellenbasis, für benutzte Ressourcen durchzuführen.

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Lizenzen Natürlich unterliegen alle der genannten Features dem Oracle Lizenzmodell

Oracle VM – Generell kostenfrei, Support muss jedoch extra erworben werden Enterprise Manager 12c – Basisinstallation kostenfrei, Packs kostenpflichtig Cloud Management Pack – Wird benötigt um Oracle VM an EM12c anzubinden, kostenpflichtig Chargeback and Capacity Planning Pack – wird benötigt um Abrechnungen durchführen zu können, ebenfalls kostenpflichtig

Verbesserungspotential Obwohl Oracle VM als auch der Enterprise Manager 12c auf den ersten Blick einen soliden Eindruck hinterlassen, stößt man bei genauerem Hinsehen immer wieder auf Grenzen die wohl in der Architektur und den ursprünglichen Design-Entscheidungen zu suchen sind. Gerade im Oracle VM Umfeld werden Standard-Komponenten der Open Source Community verwendet und zu einem Produkt geformt. Der Mitbewerb mit seinen Eigenentwicklungen hat es hier natürlich leichter (um z.B. konsistente Interfaces bereitzustellen).

Größter Schwachpunkt: Auf der Oracle VM Umgebung erstelle Templates können nicht in die Oracle EM12c Software Library kopiert werden, dort werden sie aber benötigt um provisioniert werden zu können.

Fazit Die eigene Cloud zu betreiben ist jetzt möglich. Mit schnellem Provisioning von VMs und der Möglichkeit dem End-User eine Oberfläche zur Verfügung zu stellen in der er seine VMs erzeugen kann, bietet Oracle mit der Verbindung von Oracle VM und dem Enterprise Manager 12c eine Lösung aus einer Hand. Zusätzlich können die zur Verfügung gestellten Ressourcen verrechnet werden. Alles in Allem eine spannende Alternative zu „herkömmlichen“ Infrastrukturen.

Kontaktadresse:

Bernhard Wesely Trivadis Delphi GmbH Handelskai 94-96 (Millennium Tower) A-1200 Wien

Telefon: +43 (1) 331 35 31 Fax: +43 (1) 331 35 34 E-Mail [email protected] Internet: www.trivadis.com