farberkundung

44

Upload: gerd-ohlhauser

Post on 17-Mar-2016

213 views

Category:

Documents


1 download

DESCRIPTION

EXPLORATION IN COLOUR EDGAR DIEHL Surface Art Books 307, Hg. Galerie dr. julius | ap Darmstadt 2012, deutsch/englisch, Softcover, 80 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 20,00 € An Werkgruppen größtenteils aus den letzten vier Jahren befasst sich Edgar Diehl mit einem zentralen Thema der Konkreten Kunst, der Wahrnehmung an sich: mit dem Einfluss von Licht und Lichtfarben auf das Kunstwerk, dem Assimilationseffekt (Bezold-Täuschung), optischer Farbmischung und perspektivischer Umkehr.

TRANSCRIPT

Page 1: FARBERKUNDUNG

ISBN 978-3-939855-29-3

Page 2: FARBERKUNDUNG
Page 3: FARBERKUNDUNG

Mit einem Beitrag von with an essay by Johannes Meinhardt

Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung

Edgar Diehl, FARBERKUNDUNG

in der Galerie dr. julius | ap, Berlin

vom 22. März bis 21. April 2012

This catalog appears on the occasion of the exhibition

Edgar Diehl, EXPLORATION IN COLOR

at Galerie dr. julius | ap, Berlin

March 22 thru April 21, 2012

FARBERkundunG Exploration in Color EdGAR diEhl

Page 4: FARBERKUNDUNG

Dank an Thanks to

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Gerd Ohlhauser für sein Engagement for his commitment

Alle Rechte vorbehalten All rights reserved

© 2012 Surface Book, Darmstadt, www.surface-book.de

und Autoren and authors

Herausgeber Editor

Galerie dr. julius I ap, Berlin, www.dr-julius.de

Übersetzung Translation

Jeremy Gaines

Fotos/Bildnachweis Photo credits

Alle Fotos, wenn nicht anders bezeichnet: Rainer Mienert, Groß Gerau

All photos, unless otherwise specified: Rainer Mienert, Gross Gerau

Bildbearbeitung Imaging

Lasertype GmbH, Darmstadt, www.lasertype24.de

Gestaltung, Layout und Satz Design, type-setting and artwork

Anke Meenenga, Nikola Schulz, Hausgrafik, Darmstadt,

www.hausgrafik.de und and Gerd Ohlhauser

Umschlagmotiv Cover

Edgar Diehl, „ANAXAGORAS”, Seite page 22

Schrift Typeface

Vectora

Gesamtherstellung Production

Printmedia Solutions GmbH, Frankfurt am Main,

www.printmedia-solutions.de

ISBN 978-3-939855-29-3

edition ROTE INSEL # 00088

Page 5: FARBERKUNDUNG

3

Inhalt Content

Vorwort Foreword

Ordnung ist das halbe Leben. Besonders für uns Künstler! Der An-

sturm von tausenden von Bildern durchzieht das Bewusstsein bei Tag-

träumen und vor dem Einschlafen. Ideensammlungen entlasten. Bei

jedem Projekt offenbart sich eine Vielzahl von Lösungen und Möglich-

keiten der Weiterentwicklung. Wohlmeinende Kunstfreunde tragen

Ideen an uns heran. Es ist ein Großteil unserer Arbeit, die guten Ideen

von den weniger tragfähigen zu unterscheiden und die richtigen kon-

sequent zu verfolgen. Wo sich gleichgute parallele Lösungen bei einer

Fragestellung anbieten, bedauern wir, dass man sich nicht verdoppeln

kann.

Um diesem Katalog eine Struktur zu geben, habe ich die unterschied-

lichen Arbeiten, die größtenteils aus den letzten vier Jahren stammen,

in Werkgruppen eingeteilt. Natürlich sind diese miteinander verwandt,

es gibt auch Überschneidungen, aber die Einteilung ermöglicht einen

Überblick und neue Orientierung, wo es weiter gehen kann!

3 Vorwort Foreword

4 Doppeldeutige Phänomenalität Johannes Meinhardt

Ambiguous phenomenality

8 NOI-TAT-IDEM

18 BEzOLD TäUSCHUNG THE BEzOLD DECEPTION

24 JUPITER / SIRIUS

32 MSE

42 PERSPEKTIVISCHE UMKEHR REVERSE PERSPECTIVE

52 OBLONG

62 KATHEDRALEN CATHEDRALS

68 STREIFEN STRIPES

78 Biographie Biography

A proverb would have it that keeping things in good order is half of

what life is about. Especially for us artists! The flood of thousands of

images permeates our minds during daydreams and before we fall

asleep. Collections of ideas bring relief. With each new project, a mul-

tiplicity of solutions and opportunities to take things further emerges.

Well-meaning art friends offer us ideas. A large part of our work is to

distinguish the good ideas from the less viable ones and to pursue

the right one consistently. Where parallel solutions of equal quality are

possible, we simply regret that no one can simple double themselves

up.

To give this catalog the right order, I have divided the different pie-

ces, most of which arose over the last four years, into work groups.

Needless to say, these interrelate and there is also overlap, but this

strategy provides a good overview and a new sense of how things

could cotninue!

Edgar Diehl

Page 6: FARBERKUNDUNG

NOI–TAT–IDEM

In dieser Werkgruppe mit dem lateinisch anmutenden Titel habe ich

mich mit einem zentralen Thema der Konkreten Kunst befasst: der

Wahrnehmung an sich. Es geht dabei darum, für den Betrachter am

Kunstwerk Phänomene der Wahrnehmung deutlich werden zu lassen.

Das ist ein pädagogischer Ansatz, mit dem nicht jeder sofort etwas

anfangen kann, es sei denn, er wird wie hier unausweichlich. Denn

kann man Phänomene der Wahrnehmung besser darstellen, als dort,

wo sie nicht wie gewohnt funktioniert?

Wie bei vielen ungegenständlichen Werken lösen sich die Erfahrun-

gen, die wir ansonsten mit Abbildungen haben, nicht ein. Wir sind

von Bildern aus der Welt der Gegenstände gewohnt, dass Abbild und

Gegenstand einigermaßen deckungsgleich sind. Bei den Werken der

NOI-TAT-IDEM Serie trifft das schon insofern nicht zu, als dem eiligen

Katalogblätterer entgeht, dass es sich bei den zwei ähnlichen Abbil-

dungen, die hier nebeneinander stehen, um ein und dasselbe Werk

handelt! Einmal ,richtig‘ herum und einmal ,falsch‘ herum, um 180°

gedreht. Was in der Ausstellung nur durch Abhängen und Drehen

erzeugt werden kann und immer wieder zu großem Erstaunen und

witzigen Bemerkungen führt, ist hier mühelos wahrzunehmen, bleibt

aber leider oft unbemerkt. Durch die Anordnung der Faltung ,malt‘ das

Licht mit und es entstehen zwei Werke in einem.

Wenn man so einem NOI-TAT-IDEM real gegenüber steht, fragt man

sich, warum es einem nicht gelingt, das Werk richtig scharf zu sehen,

obwohl es scharfe Kanten hat. Ich frage mich das auch! In der Literatur

habe ich keinen Autor gefunden, der dieses Phänomen beschrieben

hätte. Aber bevor ich diesem Effekt meinen Namen geben möchte, will

ich lieber warten, ob sich nicht doch noch jemand meldet.

Zumindest war „NOI-TAT-IDEM“ der Jury des André Evard-Preis, aus-

gelobt von der Messmer Foundation in Riegel am Kaiserstuhl, 2010

eine Nominierung wert. Dieser Preis ist außerhalb der Fachwelt noch

wenig bekannt, weil es ihn erst seit ein paar Jahren gibt. Aber bei den

Künstlern ist er das schon. Als ich teilnahm, bewarben sich über 600

Kollegen aus 33 Ländern.

Das Phänomen der Wahrnehmungs-Irritation finden ich und einige

meiner Kollegen sehr interessant – einige Betrachter weniger. Wenn

man nur die übliche Rezeptionszeit von 30 bis 75 Sekunden pro Werk

investiert und sich nicht darauf einlässt, kann einem schon etwas

schwindlig werden. Kollegen, die an optischen Phänomenen und Seh-

erfahrungen interessiert sind, schauen gerne länger hin und stellen

eine eigentümliche Entspannung fest, die sich einstellt, sobald man

beim Betrachten das aufgibt, was ohnehin nicht gelingen kann, näm-

lich das Werk mit scharfem Blick erfassen wollen. Schon aus diesem

Grund lohnt es sich, eine Ausstellung zu besuchen, in der man ein

NOI-TAT-IDEM sehen kann!

A particular focus in this group of works, with its Latin-sounding tit-

le, was a flag also flown by Concrete Art, namely the thematization

of perception. For me it was a matter of rendering phenomena of

perception within an artwork discernible for the beholder. This is an

educational approach that young people may deem ‘unsexy‘, unless

it becomes inevitable, as it does here. For how can you illustrate phe-

nomena of perception more effectively than by doing so where it does

not function properly?

As is the case in many non-figurative works, the experiences that we

would have otherwise made with representational images do not oc-

cur, for these pictures from the world of objects have led us to be-

come accustomed to the notion that image and object are more or

less congruent. As those who simply quickly leaf through the catalog

will surely miss, this does not, however, apply to the works in the NOI-

TAT-IDEM series in that the two similar images positioned adjacent to

each other are in fact one and the same work. One of them is the ‘right‘

way round, and the other the ‘wrong‘ way round, having been rotated

180°. Here an effect that can be created by simply dismounting and

rotating the works in the exhibition, and one that never fails to invoke

great astonishment and amusing remarks, is openly perceptible, but

unfortunately it all too often goes unnoticed. The arrangement of the

folds transforms light into an artistic medium, creating two works in

one.

Standing before a NOI-TAT-IDEM work in real life, the following ques-

tion often springs to mind: Why can’t I see the work very clearly even

though it has clear edges? Well, I have asked myself the same thing! In

literature on the works there isn’t a single author who describes such

a phenomenon. But before I lend this effect my name, I’d rather wait

and see if anyone does indeed come forward.

At least the jury adjudicating the Messmer Foundation’s 2010 André-

Evard Art Award thought “NOI-TAT-IDEM” a worthy nominee. Just a

few years old, this award is little known outside professional circles,

though this is not the case among artists. When I took part, my entry

was one of 600 sent from 33 countries.

Some of my colleagues and I find this whole perception confusion

thing rather interesting – others less so. Allowing only the usual re-

ception time (30 to 75 seconds per work) and failing to be completely

open to the work can result in some dizziness. Those who are always

interested in optical phenomena and visual experiences tend to take

a longer look and speak of a curious kind of relaxation that sets in

as soon as you give up trying to achieve the impossible – namely, to

capture a clear, sharp glimpse of the work. For this reason, if for no

other, this exhibition is definetly worth a visit. After all, you can see a

NOI-TAT-IDEM there!

8

Page 7: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM III“, 2009, 80 x 100 x 4 cm Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

9

„NOI-TAT-IDEM III“, 180° gedreht rotated. Fotos © dr. julius | ap / Matthias Seidel

Page 8: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM II“, 2009, 80 x 100 x 4 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

10

Page 9: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM II“, 180° gedreht rotated

11

Page 10: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM I“, 2009, 80 x 100 x 4 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

12

Page 11: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM I“, 180° gedreht rotated

13

Page 12: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM IV“, 2010, 80 x 180 x 4 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

14

Page 13: FARBERKUNDUNG

15

„NOI-TAT-IDEM IV“, 180° gedreht rotated. Fotos © Matthias Seidel, Berlin

Page 14: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM V“, 2010, 80 x 180 x 4 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

16

Page 15: FARBERKUNDUNG

„NOI-TAT-IDEM V“, 180° gedreht rotated. Fotos © Matthias Seidel, Berlin

17

Page 16: FARBERKUNDUNG

BEzOLD-TäUSCHUNG THE BEzOLD DECEPTION

Der Assimilationseffekt, der nach seinem Entdecker Wilhelm von Be-

zold benannt wird, zählt zu den weniger bekannten Besonderheiten

der Farbverarbeitungen im neuronalen Kortex. Er steht in diametraler

Position zum bekannteren Simultankontrast. Zeigt dieser eine virtuel-

le Steigerung der Sättigung einer Farbe – d.h. eine blassrote Scheibe

wirkt auf einem grünen Hintergrund roter als auf einem grauen – so

verhalten sich Farben bei jenem anders: Werden Farben in Streifen

nebeneinander gestellt, kommt es zu einer so genannten lateralen

Hemmung der Sehzellen. Das bedeutet, dass ein grüner Streifen, der

durch ein orangerotes Feld läuft, wärmer wirkt, als wenn er durch ein

türkisfarbenes Feld läuft (siehe nebenstehende Abbildung). Die Seh-

zellen werden durch die angrenzende Information der Nachbarfarbe

gehemmt oder, besser gesagt, beeinflusst. Grün auf Rot wird hier roter

statt grüner.

Faszinierend, als Künstler damit zu arbeiten. In den 1990er Jahren hat

die Produktwerbung dieses Vokabular, das zu den Grundwerkzeugen

der nichtgegenständlichen Kunst gehört, entdeckt und ausgenutzt. Es

gab kaum eine Studiosendung im TV oder eine Anzeige in einem Ma-

gazin, bei der nicht Streifen zum Einsatz kamen. Dass es sich hier nur

um die schnelle Nutzung vorliegender Formen aus der Kunst handelt,

kann man daran erkennen, dass die nahe liegende Wahrnehmungs-

Funktion des Bezold-Effekts dabei völlig unbeachtet blieb.

In dieser Zeit war es für einen Künstler unmöglich, mit Streifen zu ar-

beiten. Ich arbeite schon seit meinem Studium mit Streifen. Jetzt in

den 2010er Jahren kann man das, meiner Meinung nach, wieder tun,

wenn man damit ein besonderes Anliegen verfolgt.

Spannend finde ich die Frage, bei welcher Streifenbreite, Farbe und

Intensität sich die beiden Erscheinungen aufheben und umschlagen.

18

The assimilation effect, named after the man who discovered it, Wil-

helm von Bezold, is one of the lesser none peculiarities of human

color processing in the neural cortex and is diametrically opposed

to the better-known simultaneous contrast. Whereas the latter effect

displays a virtual intensification of a color’s saturation, meaning a pale

red pane appears redder against a green background than against a

gray one, colors behave differently with the former. Placing stripes of

colors adjacent to one another brings about a so-called lateral inhi-

bition of the photoreceptors, such that a green stripe intersecting an

orange-red plane appears warmer than the same stripe intersecting a

turquoise plane (see accompanying illustration). The photoreceptors

are inhibited, or rather influenced by the adjacent ‘information‘ provi-

ded by the adjacentcolor. In this case, green on red becomes redder

rather than greener.

It certainly is a fascinating effect to work with as an artist. In the 1990s

the advertising industry discovered and exploited the formal potential

it offered, one of non-figurative art’s most basic tools. There was hard-

ly a single studio broadcast on TV or an advertisement in a magazine

that didn’t use stripes to this effect. The fact that the obvious percep-

tive function of the Bezold effect went completely unnoticed shows

that here the advertising industry was interested solely in quickly

using available forms found in art.

During this time it was simply impossible for an artist to work with

stripes. I have been working with stripes since my days as a student.

In my opinion, now in the 2010s it is possible for artists to do this once

again if it is of particular importance to them.

What I find particularly fascinating is the question of which widths,

colors and intensities the two phenomena neutralize each other or

switch over into their opposites.

Page 17: FARBERKUNDUNG

„BEZOLD“, 2009, 150 x 95 x 9 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

Page 18: FARBERKUNDUNG

20

Page 19: FARBERKUNDUNG

„ANAXIMANDER”, 2010, 84 x 123 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

Page 20: FARBERKUNDUNG

22

Page 21: FARBERKUNDUNG

„ANAXAGORAS“, 2010, 82 x 150 x 12 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

Page 22: FARBERKUNDUNG

JUPITER / SIRIUS

Wenn man die Bezold-Täuschung weiterentwickelt, landet man bei

der optischen Farbmischung; eigentlich unweigerlich! Die Form der

Werkgruppe SIRIUS erlaubt Streifen in kontinuierlicher Verengung zu

setzen. Da, wo die Streifen schmaler werden, ergeben sich überra-

schende Mischfarben. Die laterale Hemmung der benachbarten Seh-

zellen wird durchgängig, wo die Farbflächen so schmal sind, dass die

benachbarten Farben keine ungehemmte Wahrnehmung mehr zulas-

sen.

Das unreflektierte Realitätsbewusstsein, welches annimmt, dass al-

les, was wir sehen, auch das sei, was ist, erfährt – wenn man sich sol-

cher Phänomene annimmt – eine rüde Korrektur. Wenn man sich klar

macht, dass das, was wir als Farbe wahrnehmen, und was ein sehr

intensiver Eindruck sein kann, nur eine Zumessung eines bestimmten

Ausschnitts von Lichtwellen mit einer die Emotion packenden Aus-

legung oder Umsetzung ist, die allein uns Menschen und den Neu-

weltaffen vorbehalten bleibt, wird klar, dass Wahrnehmung schon gat-

tungsmäßig immer Interpretation bedeutet. Wenn Farbe als solches

ein menschliches Phänomen ist, ergibt sich ein Erkundungsgebiet, in

dem man selbst zum Labor wird.

If one developed the Bezold illusion further, one almost inevitably

lands with an optical color mixture! The shape of the pieces in the

SIRIUS work group allows stripes to be placed ever more closely to-

gether. Where the stripe are narrower surprising color mixtures arise.

The neighboring photoreceptors are laterally inhibited wherever the

color surfaces become so narrow that the neighboring colors no lon-

ger allow uninhibited perception.

An unreflecting sense of reality which assumes that everything that

we see is also what it is realizes, on encountering and absorbing such

phenomenon, just how wrong it is. We need to understand that what

we perceive as color, and a very intense impression it can be, is ac-

tually only a correlation we make between a certain lengths of light

waves and an interpretation or view that we charge with emotion.

Indeed, this is a privilege that only we humans and the New World

monkeys have, which only goes to show that perception is per se a

species-specific interpretation. If color as such is a human phenome-

non, then a field of inquiry opens up in which we are ourselves the

laboratory.

„SIRIUS II”, 2011, 80 x 80 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum. Foto © Vera Friederich, Wiesbaden

24

Page 23: FARBERKUNDUNG

„JUPITER VI“, 2011, 40 x 40 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

25

Page 24: FARBERKUNDUNG

26

Page 25: FARBERKUNDUNG

„SIRIUS II”, 2011, 80 x 80 x 5 cm Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

27

Page 26: FARBERKUNDUNG

„JUPITER II“, 2011, 40 x 40 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

28

Page 27: FARBERKUNDUNG

„JUPITER III“, 2011, 40 x 40 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

29

Page 28: FARBERKUNDUNG

„JUPITER I“, 2011, 40 x 40 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

30

Page 29: FARBERKUNDUNG

„JUPITER V“, 2001, 40 x 40 x 5 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

31

Page 30: FARBERKUNDUNG

MSE

Die Werke der MSE-Serie vereinigen in sich verschiedene Elemente

anderer Werkgruppen. Hier finden wir die Bezold-Täuschung, die opti-

sche Farbmischung und die perspektivische Umkehr.

Diese Reliefform entwickelt sich ständig weiter, entlang der Erfahrun-

gen im Umgang mit der Wahrnehmung von Raum, Licht, Schatten und

Farbe.

„MSE VIII“ z.B. trägt nur drei Farben: Den Ockerton in der Mitte und das

Rosa auf den vertikalen Randpartien, das bis an die Innenkanten des

Ocker stößt und so mit Streifen eines satten Maigrüns belegt ist, dass

in der optischen Mischung der gleiche Ockerton entsteht, wie er in der

Mitte deckend und durchgängig aufgetragen ist.

Diese Zweierkombination von Rosa und Ocker betrifft farbpsycholo-

gisch ein Thema, das mit Familie zu tun hat.

Bei „MSE IX“, das nur mit einem satten mittleren Grün und einem Pur-

purton gefasst ist, mischen sich die vertikalen Zonen, in denen sich

die beiden Farben in Streifen treffen, in einer bestimmten Entfernung

zu einem Grau. Das funktioniert auch bei der Abbildung im Katalog.

Purpur und Grün umfassen den Farbkreis mit einer 180°-Position und

sprechen farbpsychologisch, da wo sie aus innerem Drang kombiniert

werden, von einem imaginären Weltbild.

The pieces in the MSE series bring together various elements from

other work groups. Here we encounter the Bezold illusion, optical co-

lor mixtures and reverse perspective.

I am constantly advancing this form of relief in line with experiences in

how we perceive space, light, shadow and color.

“MSE VIII”, for example, uses only three colors: the ocher in the middle,

the pink on the vertical outermost sections, that abuts with the inner

edges of the ocher and has a stripe of strong may green that arises in

the optical mixture of the same ocher tone as is consistently used to

cover the middle section.

This combination of pink and ocher relates to a family theme in terms

of color psychology.

In the case of “MSE IX”, that feature sonly a strong medium green and

a purple tone, the vertical zones mix where the two colors meet each

other in stripes, and merge from a certain distance into grey. That also

happens with the illustration in the catalog.

Purple and green comprise 180 degrees of the chromatic circle and in

terms of color psychology, where they are combined out of inner urge,

allude to an imaginary image of the world.

„MSE III“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum Foto © Vera Friederich, Wiesbaden

32

Page 31: FARBERKUNDUNG

„MSE III“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

33

Page 32: FARBERKUNDUNG

„MSE I“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

34

Page 33: FARBERKUNDUNG

„MSE II“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

35

Page 34: FARBERKUNDUNG

„MSE V“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum, Sammlung Collection Kalow

36

Page 35: FARBERKUNDUNG

„MSE VI“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

37

Page 36: FARBERKUNDUNG

38

Page 37: FARBERKUNDUNG

„MSE IX“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum, Sammlung Collection Widmann

39

Page 38: FARBERKUNDUNG

„MSE VII“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

40

Page 39: FARBERKUNDUNG

„MSE VIII“, 2011, 80 x 78 x 6 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum

41

Page 40: FARBERKUNDUNG

PERSPEKTIVISCHE UMKEHR REVERSE PERSPECTIVE

Im Katalog zur Ausstellung „reliefreduktiv“ legt Christian Janecke dar,

wie sehr die Gattung Relief zu Täuschung und Unterschiebung neigt.

Dieser Aspekt, die Wahrnehmung zu irritieren und so den Betrachter

auf sich selbst zu führen, ist am stärksten bei der PERSPEKTIVISCHEN

UMKEHR ausgeprägt.

Man kann eigentlich nur am Objekt selbst oder in einer Animation er-

leben, was dabei passiert. Wer schnell an den Werken dieser Katego-

rie vorbeigeht, wie das leider oft der Fall ist, glaubt rückwärts zu gehen

und manchen wird, wie auch bei den Arbeiten der Werkgruppe

„NOI-TAT-IDEM“, schwindelig. Es erfordert eine Umstellung im Schau-

en, um dahinter zu kommen, wie das funktioniert.

Das ist nur der Einstieg. Der Farbsatz und die Form tun ein Übriges.

In the catalog accompanying the “relief reductive” exhibition, Chris-

tian Janecke outlines just how much the genre of the relief borders

on deception and illusion. This form of unsettling perception and thus

causing the viewers to think about themselves is most pronounced in

the case of REVERSE PERSPECTIVE.

You can actually only yourself experience with a sculpture or through

an animation what actually happens. Anyone swiftly brushing past the

works in of this sort, and sadly this often happens, will think they are

walking backwards, and some of them will feel dizzy, as with the pie-

ces in the work group “NOI-TAT-IDEM”. It requires a change in how you

see things if you are to work out how the pieces function.

And that’s just the beginning. The use of color and the shape also play

a part.

42

Page 41: FARBERKUNDUNG

„JOMARU II”, 2009, 50 x 146 x 7 cm, Acryl auf Alublech acrylic on sheet aluminum. Foto © Vera Friederich, Wiesbaden

43

Page 42: FARBERKUNDUNG

Biographie Biography key dates

1950 geboren in Sprendlingen / Rheinhessen, malt seit 1952

1970 Abitur in Schlüchtern / Vogelsberg

1970 -72 Studium der Architektur, TU Berlin

1972-78 Studium der Malerei, Wandmalerei und Kunsttheorie

HfBK Städelschule, Frankfurt

Seit 1980 Atelier in Wiesbaden, Forschung auf dem Gebiet der

Farbe, Vorträge und Publikationen.

2003 Gründungsmitglied des Künstlervereins Walkmühle e.V

1950 born in Sprendlingen, Central Germany, has painted

since 1952

1970 Completed high school in Schlüchtern, nr. Frankfurt

1970 -72 Studied Architecture at Berlin Technical University

1972-78 Studied Painting, Wall Painting, and Art Theory at the

Städel Academy of Visual Arts, Frankfurt

Since 1980 Studio in Wiesbaden, research in the field of color.

Lectures and publications

2003 Founding member of Künstlerverein Walkmühle e.V

1983 „MATERIE UND FORM“, ETH Zürich mit Prantl, Rückriem,

Long, Laib, Nogucchi (B)

1985 Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt

1987 „DIE ANEIGNUNG DES WAHLVERWANDTEN“, Marlies Hess

Stiftung, Hessischer Rundfunk, Frankfurt

1989 „ESSENTIELLE MALEREI“, Nassauischer Kunstverein,

Wiesbaden (B)

1990 „ABERCROMBIE“, Environment, Bellevue-Saal,

Wiesbaden (K)

1991 „ABERCROMBIE“, „HADRA“, PFALZGALERIE Kaiserslautern

(K)

1993 „FORMEN DER ASKESE“, Galerie Ucher, Köln, (B)

1998 „REDUKTIVE KÜNSTLER DER DRITTEN GENERATION“,

Museum Modern Art, Hünfeld (B, K)

2000 „GASTSPIEL“, Freiplastiken auf der Ziegelhütte,

Darmstädter Sezession (B)

2001 „FARBRELIEFS“, Regionalgalerie Südhessen im

RP Darmstadt (K)

2002 „AUSDEHNUNG UND KLARHEIT“, Galerie König, Hanau

2005 „KONKRETE KUNST“, Palais der Grafen von Wieser,

Heidelberg (B)

2007 „DIE AUFGABE DES ICH“ mit Reinhard Lättgen,

Bellevue-Saal, Wiesbaden

2008 „FARBRELIEFS“, Galerie Veronika Kautsch, Michelstadt

2009 „grenzgängerderkonkretenkunst“, Künstlerverein

Walkmühle, Wiesbaden (B, K)

2009 „1 JAHR 31 POSITIONEN“, Museum Modern Art, Hünfeld

(B, K)

2010 „ÜBERRASCHUNG UND WIDERSPRUCH“, dr.julius I ap,

Berlin

„NOMINIERTE FÜR ANDRÉ- EVARD-KUNSTPREIS“

Kunsthalle Messmer, Riegel (B, K)

„ZUSAMMEN AUF GERADER LINIE“, Städtische Galerie,

Speyer (B)

„grenzgänger der konkreten kunst 2.0“, Kulturforum

Seligenstadt (B)

2011 26.2.– 26.6. „KINETIK“, Kunsthalle Messmer, Riegel (B, K)

Art Amsterdam mit Galerie dr. julius I ap, Berlin

„COLOR AND SPACE“, IS-projects, Leiden, Niederlande (B)

„EDGAR DIEHL“, New Financial District, Mainpalais,

Fankfurt

„ERDBEEREN MIT PFEFFER“, Kunstblock Frankfurt (B)

2012 27.3. – 22.4. dr. julius I ap, Berlin (K)

27.4.– 24.6. Künstlerverein Walkmühle, Wiesbaden (B, K)

4.11. – 20.12. SNO, Sydney, Australien

Ausstellungen Auswahl Selected exhibitions

78

Page 43: FARBERKUNDUNG

Matthias Bleyl: „Edgar Diehl“, in: Essentielle Malerei in Deutsch-

land, 1988, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg

Volker Fischer: „Form follows Fiction“, 1990 zur Ausstellung

„Abercrombie“ im Bellevue-Saal, Wiesbaden

Dr. Gisela Fiedler-Bender: „Intuition und Konstruktion“ zur

Ausstellung „Abercrombie“, „Hadra“, „Bleche“, Pfalzgalerie

Kaiserslautern

Roland Held: „Die Farbe – entlassen in weitere Zusammenhänge“,

Ausstellung „Farbreliefs“, Regionalgalerie Südhessen im Regierungs-

präsidium Darmstadt

Matthias Seidel: „Edgar Diehl“, in: dr. julius I ap, Neue Konkrete +

Architektur, 2011, Surface Verlag, Darmstadt

Eigene Texte

„Vom Röstigraben“, Zeitung zur Ausstellung im Nassauischen

Kunstverein, Wiesbaden

„We are going slowly“, Zeitung zur Ausstellung im Nassauischen

Kunstverein, Wiesbaden

„Dialog zum Thema Galeristen und Sammler“, ROGUE Nr.4

„Fünfzig Quadratmeter Kunst“, Interview mit Harry Szeemann,

ROGUE Nr. 6

„Art starts in la casa“, Interview mit Jan Hoet und Pier Luigi Tazzi,

ROGUE Nr. 8

Zur Ausstellung „Papier“ im Aschaffenburger Kunstverein, „ZYMA“

Nr. 11

„Reduktive Kunst der Dritten Generation“, Katalog, Museum

Modern Art, Hünfeld

„Schönheit macht Arbeit“, Über die Qualitätsfrage in der bildenden

Kunst, Hagia Chora Nr. 17. 2004

„Farbzeiten“, Sozialgeschichtliche Erfahrungen mit Farbe, Drachen-

verlag, Klein Jasedow, 2011 (2. Auflage), 335 Seiten, 52 Abbildungen

„Wirkkraft für die Zukunft“, Über zwei Werke des Waldskulpturen-

weges am Rothaarsteig und den Beuysschen Kunstbegriff,

Hagia Chora # 23

Prof. Dr. J.C. Ammann Frankfurt

Arthur D. Little, Deutschland

AOK, Deutschland

Deutsches Aktieninstitut, Frankfurt

Deutsche Börse, Frankfurt

Deutsche Bundesbank, Frankfurt

Deutscher Markenverband, Wiesbaden

Deutscher Pressestern

Di BA Frankfurt

Dr. Murphy, Boston, USA

Hessisches Landesmuseum, Wiesbaden

Hessischer Rundfunk, Frankfurt

Institut für Zukunftsforschung, Worpswede

Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden

Nestlé-Gruppe Deutschland

Staatsbauamt Frankfurt

Tetra-Pak-Gruppe Deutschland

Wiesbadener Volksbank

Nassauische Sparkasse

Bibliografie Bibliography

Werke in Sammlungen Auswahl Selected works in collections

79

Page 44: FARBERKUNDUNG

ISBN 978-3-939855-29-3