gottlos im advent biblisch -...

1
ideaSpektrum 49.2017 BIBLISCH EDITORIAL KOLUMNE 3 Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Peter Schnee- berger, Eric Sollberger Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel. 071 642 44 21, E-Mail: [email protected] www.ideaschweiz.ch Redaktion: Rolf Höneisen (rh, Chefredaktor), Christof Bauernfeind (chb), Helena Gysin (hg) Redaktionelle Mitarbeiter: Mirjam Fisch-Köhler (mf ), Rolf Frey (rf), Fritz Imhof (fi), Willy Zurbrügg (wz) Verantwortlich für die internationalen Seiten: idea e.V., DE-35578 Wetzlar, Helmut Matthies Kundenberatung Anzeigen und Verlag: Jordi AG – das Medienhaus, Bruno Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 26; Fax 031 819 38 54 E-Mail: [email protected], [email protected] Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Shenja Graber, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: [email protected] Abopreise: Jahresabo Fr. 149.–, Seniorenabo Fr. 122.–, Halbjahresabo Fr. 78.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 5.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Förderkonto: Verein ideaFreunde Postfinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 61-911651-3 IBAN CH11 0900 0000 6191 1651 3 BIC POFICHBEXXX Bildnachweis: SEK Reformaction/zvg (Titelseite); zvg (Seite 3) Liebe Leserin, lieber Leser „Ich hatte nie einen Gott. Und ich brauche ihn auch nicht“, schreibt Markus Laskus in der „Zeit“. 1989 im soeben wieder vereinten Deutschland geboren, wuchs Laskus in Erfurt auf, studierte in Dresden und besuchte die Journalistenschule in München. Ja, Laskus wuchs dort auf, wo Martin Luther ab 1501 Jura studierte und wo ihn am 2. Juli 1505 ein Donnerwetter derart erschütterte, dass er ins Augusti- nerkloster eintrat, um Mönch zu werden. Dort, wo sich mit der Refor- mation der grösste und folgenreichste Wandel der Kirchengeschichte vollzog. Stille Zeugen sind Gebäude wie das Augustinerkloster, die Michaeliskirche und der Mariendom. Hier wurde Luther zum Priester geweiht. Dieser Dom ist das Wahrzeichen Erfurts. „Aber“, so schreibt Markus Laskus, in diesen Dom gehe ich nur, wenn Leute, die mich besuchen, ihn unbedingt sehen wollen. Meist betrachte ich dann still ihre staunenden Gesichter, stecke meine Hände in die Hosentaschen und friere ein bisschen.“ Zwar starb die DDR, als Laskus zur Welt kam. Doch das Regime hatte während vierzig Jahren den Glauben an Gott systematisch bekämpft, die standhaften Christen gegängelt, bespitzelt und diskriminiert. In Deutschlands Osten glaubt heute nur noch einer von zehn Menschen an einen persönlichen Gott. Der Atheismus ist ein nachhaltiges Erbe der realsozialistischen DDR-Politik. Er sei freiwillig das, was ihm sein Umfeld vorgelebt habe, sagt Atheist Laskus. Ich habe nie gebetet, wurde nie zu einer Taufe eingeladen. Ich hatte nie einen Gott. Und ich brauche ihn auch nicht.“ Wie kann ein Mensch wie Markus Laskus, den es in einer Kirche fröstelt, den Faden zu Gott aufnehmen? Die Adventstage erinnern an das Kommen Gottes. Wie findet Gott zu uns? Wo lässt sich Gottes Präsenz in der Welt entdecken? Gott exis- tiert. Also braucht unsere Wahrnehmung ein Update. Die Sehnsucht nach dem Unsichtbaren, die Ahnung von Gott, muss uns aus der Sack- gasse der Projektionen, religiösen Vorstellungen und persönlichen Er- lebnisse hinausführen. Erfüllung und Freiheit liegen in Christus. Er ist Weg, Wahrheit und Leben. Als Gottsucher habe ich mich Christus an die Fersen geheftet. Sich auf ihn, statt auf mich zu verlassen, befreit vom Druck, mich selber begründen zu müssen. In Jesus wird Gott zu- gänglich. Johannes schreibt: Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige seiner Art, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat ihn uns bekannt gemacht“ (Joh. 1, 18 NeÜ). Rolf Höneisen Gottlos im Advent Darum nehmt all die Waffen, die Gott euch gibt! Nur gut gerüstet könnt ihr den Mächten des Bösen widerstehen, wenn es zum Kampf kommt. Nur so könnt ihr das Feld behaupten und den Sieg erringen. Epheser 6, 13 Es war die Epheser-Lektüre, die dem kämpferischen Theologen Karl Barth die biblische Rechtfertigung gab, dem Terror und Unrecht des Nationalsozialismus entgegenzutreten. Dieser Kampf konnte sich nicht auf das Geistige beschränken. Pazifismus war und ist gegen die „Mächte des Bösen“ ein falsches Rezept – darum wurde Barth noch mit 55 Jahren Soldat. Es geht nach unserer christlichen Auffassung nicht um einen „heiligen“, aber um einen gerechten Krieg. Es geht um das eigentliche Wesen des Christen- tums: Denn Christsein heisst, einem Endkampf entgegenzugehen. Warum überdecken unsere bequemen Kirchen diese Wahrheit mit unbiblischem Gesäusel von „sozialer Gerechtigkeit“ und „Bewahrung der Schöpfung“? Roger Köppel ist Chefredaktor und Verleger der Weltwoche“.

Upload: trinhquynh

Post on 04-Jul-2018

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

ideaSpektrum 49.2017

BIBLISCH

EDITORIAL KOLUMNE 3

Impressum Idea Schweiz

Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Peter Schnee-berger, Eric Sollberger Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen

Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)

Redaktion: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel. 071 642 44 21, E-Mail: [email protected] www.ideaschweiz.ch

Redaktion: Rolf Höneisen (rh, Chefredaktor), Christof Bauernfeind (chb), Helena Gysin (hg) Redaktionelle Mitarbeiter: Mirjam Fisch-Köhler (mf), Rolf Frey (rf ), Fritz Imhof (fi), Willy Zurbrügg (wz) Verantwortlich für die internationalen Seiten:idea e.V., DE-35578 Wetzlar, Helmut Matthies

Kundenberatung Anzeigen und Verlag: Jordi AG – das Medienhaus, Bruno Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 26; Fax 031 819 38 54 E-Mail: [email protected],[email protected]

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Shenja Graber, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 149.–,Seniorenabo Fr. 122.–, Halbjahresabo Fr. 78.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigenFrist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 5.–Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.chFörderkonto: Verein ideaFreundePostfinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 61-911651-3IBAN CH11 0900 0000 6191 1651 3BIC POFICHBEXXX

Bildnachweis: SEK Reformaction/zvg (Titelseite); zvg (Seite 3)

Liebe Leserin, lieber Leser„Ich hatte nie einen Gott. Und ich brauche ihn auch nicht“, schreibt Markus Laskus in der „Zeit“. 1989 im soeben wieder vereinten Deutschland geboren, wuchs Laskus in Erfurt auf, studierte in Dresden und besuchte die Journalistenschule in München. Ja, Laskus wuchs dort auf, wo Martin Luther ab 1501 Jura studierte und wo ihn am 2. Juli 1505 ein Donnerwetter derart erschütterte, dass er ins Augusti-nerkloster eintrat, um Mönch zu werden. Dort, wo sich mit der Refor-mation der grösste und folgenreichste Wandel der Kirchengeschichte vollzog. Stille Zeugen sind Gebäude wie das Augustiner kloster, die Michaeliskirche und der Mariendom. Hier wurde Luther zum Priester geweiht. Dieser Dom ist das Wahrzeichen Erfurts. „Aber“, so schreibt Markus Laskus, „in diesen Dom gehe ich nur, wenn Leute, die mich besuchen, ihn unbedingt sehen wollen. Meist betrachte ich dann still ihre staunenden Gesichter, stecke meine Hände in die Hosentaschen und friere ein bisschen.“Zwar starb die DDR, als Laskus zur Welt kam. Doch das Regime hatte während vierzig Jahren den Glauben an Gott systematisch bekämpft, die standhaften Christen gegängelt, bespitzelt und diskriminiert. In Deutschlands Osten glaubt heute nur noch einer von zehn Menschen an einen persönlichen Gott. Der Atheismus ist ein nachhaltiges Erbe der realsozialistischen DDR-Politik. Er sei freiwillig das, was ihm sein Umfeld vorgelebt habe, sagt Atheist Laskus. „Ich habe nie gebetet, wurde nie zu einer Taufe eingeladen. Ich hatte nie einen Gott. Und ich brauche ihn auch nicht.“ Wie kann ein Mensch wie Markus Laskus, den es in einer Kirche fröstelt, den Faden zu Gott aufnehmen? Die Adventstage erinnern an das Kommen Gottes. Wie findet Gott zu uns? Wo lässt sich Gottes Präsenz in der Welt entdecken? Gott exis-tiert. Also braucht unsere Wahrnehmung ein Update. Die Sehnsucht nach dem Unsichtbaren, die Ahnung von Gott, muss uns aus der Sack-gasse der Projektionen, religiösen Vorstellungen und persönlichen Er-lebnisse hinausführen. Erfüllung und Freiheit liegen in Christus. Er ist Weg, Wahrheit und Leben. Als Gottsucher habe ich mich Christus an die Fersen geheftet. Sich auf ihn, statt auf mich zu verlassen, befreit vom Druck, mich selber begründen zu müssen. In Jesus wird Gott zu-gänglich. Johannes schreibt: „Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige seiner Art, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat ihn uns bekannt gemacht“ (Joh. 1, 18 NeÜ).Rolf Höneisen

Gottlos im AdventDarum nehmt all die Waffen,die Gott euch gibt! Nur gut gerüstet könnt ihr den Mächten des Bösen wider stehen, wenn es zum Kampf kommt. Nur so könnt ihr das Feld behaupten und den Sieg erringen.

Epheser 6, 13

Es war die Epheser-Lektüre, die dem kämpferischen Theologen Karl Barth die biblische Rechtfertigung gab, dem Terror und Unrecht des Nationalsozialismus entgegenzutreten. Dieser Kampf konnte sich nicht auf das Geistige beschränken. Pazifismus war und ist gegen die

„Mächte des Bösen“ ein falsches Rezept – darum wurde Barth noch mit 55 JahrenSoldat. Es geht nach unserer christlichenAuffassung nicht um einen „heiligen“,aber um einen gerechten Krieg. Es gehtum das eigentliche Wesen des Christen-tums: Denn Christsein heisst, einemEndkampf entgegenzugehen. Warumüberdecken unsere bequemen Kirchendiese Wahrheit mit unbiblischemGesäusel von „sozialer Gerechtigkeit“und „Bewahrung der Schöpfung“?

Roger Köppel ist Chefredaktor und Verleger der „Weltwoche“.