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Impfpflicht für Lehrer, Ärzte und Pfleger? Diskussion. In vielen Ländern gibt es bereits eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal, Lehrer und Kindergartenpädagogen. In Österreich wird darüber heftig gestritten. FOTOS: FOTO WILKE, JIM GOODSON/SCIENCE PHOTO LIBRARY/PICTUREDESK.COM, SHAPECHARGE/ISTOCKPHOTO.COM EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT / 9. MÄRZ 2017 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT / 9. MÄRZ 2017 IMPFEN Für klare Impfregeln Immunologin Ursula Wiedermann-Schmidt über Impfpflicht im öffentlichen Dienst. Unterschätzte Masern Warum nur eine Impfung wirksamen Schutz bietet. SEITE 5 SEITE 4 · · ············ · · ············ Das Allergie-Lexikon Reisen ist für Allergiker nicht einfach, denn anders als in Österreich ist die Allergen- kennzeichnung nicht überall Pflicht. Das Allergie-Lexikon hilft. SEITE 3 Impfung gegen Aids In Südafrika wird ein neuer Impfstoff gegen das HI-Virus an Tausenden Personen getestet. Mit ihm wollen Forscher die Krankheit endgültig besiegen. SEITE 6 Zähe Zecken Wer glaubt, dass die Zeckengefahr wegen des frostigen Winters verschwunden ist, irrt. Die kleinen Blutsauger sind zäh und schon im März hochaktiv. SEITE 8

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Page 1: IMPFEN...SSPE.AußerdemistdasImmun-system nacheiner Maserner-krankungso geschwächt,dass nochüberJahrehinwegdasSter-berisikodurch andereInfekti-onskrankheitenerhöhtist.Das habenForscherderUniversität

Impfpflicht fürLehrer, Ärzteund Pfleger?

Diskussion. InvielenLänderngibtesbereits eine Impfpflicht für

Gesundheitspersonal, LehrerundKindergartenpädagogen. InÖsterreich

wirddarüberheftiggestritten.

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IMPFEN

Für klare ImpfregelnImmunologin Ursula Wiedermann-Schmidtüber Impfpflicht im öffentlichen Dienst.

Unterschätzte MasernWarum nur eine Impfungwirksamen Schutz bietet.

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Das Allergie-LexikonReisen ist für Allergiker nicht einfach, dennanders als in Österreich ist die Allergen-kennzeichnung nicht überall Pflicht. DasAllergie-Lexikon hilft. SEITE 3

Impfung gegen AidsIn Südafrika wird ein neuer Impfstoff gegendas HI-Virus an Tausenden Personengetestet. Mit ihm wollen Forscher dieKrankheit endgültig besiegen. SEITE 6

Zähe ZeckenWer glaubt, dass die Zeckengefahr wegendes frostigen Winters verschwunden ist, irrt.Die kleinen Blutsauger sind zäh und schon imMärz hochaktiv. SEITE 8

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MSD ist ein weltweit führendes, innovatives, pharmazeutisches Unternehmen. In Österreichsetzen sich rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich dafür ein, die Gesundheit unddie Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Der Zugang zu innovativen Medikamentenund Lösungen steht dabei ebenso im Zentrum wie die Unterstützung medizinischerForschungsprojekte. Darüber hinaus engagiert sich MSD für die Stärkung der individuellenGesundheitskompetenz. 2017 erhielt MSD Österreich zum zweiten Mal in Folge die Zerti­izierung «Top Employer». MSD ist der geschützte Name von Merck & Co. Inc., Kenilworth,New Jersey, außerhalb der USA und Kanada.www.msd.at

BE WELL.WIR INVESTIEREN IN FORSCHUNGFÜR GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄT

CORP – Erstellt im März 2017 Merck Sharp & Dohme GmbH, ARES Tower, Donau-City-Straße 11, 1220 Wien

THEMENWOCHE Donnerstag9. März 2017

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Donnerstag9. März 2017 THEMENWOCHE

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I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

Streitpunkt ImpfpflichtVorsorgemedizin.ExpertenundExpertinnendiskutierenüberMaßnahmenanSchulenundSpitälern

fungsraten zu gering sind, weiles immerwiederzuMasern-Fäl-len unter Mitarbeitern des Ge-sundheitswesensgekommenist.Konkret waren das 7,4 Prozentder 309 Masernfälle im Jahr2015. Im Jahr 2017 konnten bisEnde Februar bei insgesamt 65gemeldeten Fällen in Öster-reichbereitsmindestens10Fällemit dem Gesundheitswesen di-rekt in Verbindung gebrachtwerden – das ist zu viel.“ In die-sen Professionen hat man es oftmit Patienten zu tun, die mögli-cherweise aufgrund ihrer Im-munkompetenz nicht vollstän-dig gegen Infektionskrankhei-ten geschützt werden können.Oder mit Kleinkindern undSäuglingen, die noch nicht denvollen Impfschutz besitzen.„Aus diesen Überlegungen ent-springt die logische Konse-quenz, dass Personen, die Er-krankte pflegen und ihre Hei-lung unterstützen, keinen Risi-kofaktor miteinbringen sollen“,erklärt Georg Palmisano, Lan-dessanitätsdirektor in Oberös-terreich.

Dem pflichtet Ursula Wie-dermann-Schmidt bei. „Wennjemand im Spital einen Berufausüben will, sollte er vollstän-dig geschützt sein, um wedersich noch andere zu gefährden.Ähnliches macht prinzipiellauch Sinn, wenn es umSchulenund Kindergärten geht. Dorttreffen viele Menschen aufein-ander und es kommt zur dem-entsprechend schnellen Über-tragung von infektiösen Krank-heiten“, sagt die Leiterin des In-stituts für Spezifische Prophyla-xe und Tropenmedizin an derMedUni Wien. Impfpflicht seiaber der falsche Begriff, weil erdie Wogen viel zu schnell hoch-gehen lässt: „Es geht mehr dar-um, den Menschen klarzuma-chen, dass sie – wenn sie staat-lich gestützte Einrichtungen

nutzenwollen – auch einenBei-trag zumAllgemeinwohl leistenmüssen.“ Eine Impfpflicht lässtdie aktuelle Rechtslage ohne-hin nicht zu. Denn die Europäi-sche Menschenrechtskonventi-on regelt in Artikel 8 nicht nurdenSchutzdesPrivat-undFami-lienlebens,sondernauchdiemitihr einhergehende Gewährleis-tung körperlicher Integrität.

Die Bioethikkommissiondes Bundeskanzleramtes hat je-doch darauf hingewiesen, dasses ein Schutzgebot gegenüberden Patienten gibt. „Patientenvertrauen darauf, dass sie beimKontaktmit Personal in denGe-sundheitsberufennichtzusätzli-chen Risiken ausgesetzt sind.Das medizinische Personal inKrankenhäusern, Ordinationenoder auch Pflegeheimen trifftdemnach im Sinne des Nicht-Schadens-Prinzips die ethischeVerpflichtung, sich impfen zulassen“, so Christiane Druml,Professorin für Bioethik. DieseEmpfehlung wurde auch vomobersten Sanitätsrat bestätigt.

ArbeitgeberamZugRechtlich gesehen liegen Maß-nahmen zur Verhütung von mitder beruflichenTätigkeit imZu-sammenhang stehenden Er-krankungen in der Verantwor-tung des Arbeitgebers. „Ist esnicht möglich, den Arbeitsplatzderart auszugestalten, dass einInfektionsrisiko ausgeschlossenist und ergibt die Überprüfungdes Arbeitsplatzes, dass durcheine Impfung der entsprechen-deSchutzerreichtwerdenkann,hatderArbeitgebersolcheanzu-bieten“, heißt es im Folder desBMGF. Wenn ein Mitarbeiterdie Impfung ablehnt oder sichweigert, den Impfstatus offen-zulegen, ist ihm eine nicht oderweniger gefahrengeeignete Tä-tigkeit zuzuweisen. Die Zustim-mung des Betriebsrates ist nurdannnotwendig,wenneineVer-schlechterung von Entgelt oderArbeitsbedingungen bevor-steht. Die Verweigerung der Tä-tigkeit, der Offenlegung desImpfstatus oder wahrheitswid-rige Information darüber, be-rechtigen zur Entlassung.

„Prinzipiell haben Arbeitge-ber ein Fragerecht zumentspre-chenden Impfschutz der Mitar-

FOTOS:IMAGOSTOCK&PEOPLE/MITO,PRIVAT,GERHARDDEUTSCH,IMAGOSTOCK&PEOPLE/WESTEND61

Geimpfte Kinder fangenanzumasturbieren“, lau-tete der Titel eines Arti-

kels auf oe24.at vor einigenWo-chen. In dem Text wird eineSchweizer Heilpraktikerin zi-tiert, die eine solche Nebenwir-kung nach Impfungen erkannthabenwill.Schlagzeilenwiedie-se heizen die Diskussion rundumdasThemaerneutan.Beson-ders in den Internetforen gehenbei der Frage, ob Impfungenmehr Schaden anrichten, als sieNutzen bringen, die Wogenhoch. Skepsis und Unwissenspiegeln sich in den sinkendenDurchimpfungsratenwider.

Jetzt hat die Diskussionauch die Politik erreicht: DieWiener Neos fordern eine Impf-pflichtfürKinder,dieeinenPlatzin einem öffentlichen Kinder-garten oder einer öffentlichenSchulehabenmöchten. „Wer ei-nenPlatzwill,mussdieempfoh-lenen Impfungen nachweisenkönnen“,sagteParteichefinBea-te Meinl-Reisinger kürzlichzum KURIER. Für durchausplausibel befinden den Vor-schlag mehrere Experten undExpertinnen. So zum BeispielKinderarzt Dietmar Baumgart-ner: „Eine solche Regelung gibtes auch in den USA. Es wäre ei-ne Möglichkeit, die zu diskutie-ren ist. Ich persönlich halte siefür sinnvoll.“ Ablehnungkommt etwa von KinderarztReinhard Mitter, einem der be-kanntesten Impf-Kritiker desLandes:„DaswäreeinindirekterImpfzwang und ein Eingriff indas Grundrecht auf körperlicheUnversehrtheit.“ An vordersterStelle solle die Einhaltung derAufklärungspflicht durch dieÄrzte stehen, soMitter.

BeispielAustralienIn Australien ist die Impfpflichtbereits Wirklichkeit – Die „NoJab, No Pay“-Regulierung (Kei-ne Spritze, kein Geld) besagt,dass man sich zwar gegen eineImpfungentscheidenkann,mandann aber keine staatlichen So-zialleistungen erhält. Darunterfällt auch die Unterstützung beidenKostenfürdieKinderbetreu-ung. „Die Impfraten waren aufein historisch niedriges Niveaugefallen, dass wir das erneuteAuftretenvonKrankheitenkom-men sahen, die seit 5 Jahrennicht mehr aufgetreten sind,“sagte Sozialminister ChristianPorter zuTheGuardian.

Dieselbe Diskussion wirdauchüberImpfungenfürPflege-personal, für Hebammen undÄrzte geführt. Die Durchimp-fungsratebeimGesundheitsper-sonalwirdvonmehrerenSeiten,darunter auch vom Bundesmi-nisterium für Gesundheit undFrauen(BMGF)alsnicht ausrei-chend bezeichnet. Maria Paul-ke-Korinek, Leiterin der Abtei-lung für Impfwesen, bestätigt:„Wirwissen,dassdieDurchimp-

„Arbeitgeberhaben einFragerechtzum Impf-schutz derMitarbeiter.“Maria Paulke-Korinek, BMG

„Die Impfpflichtwäre einEingriff in dasGrundrecht aufkörperlicheUnversehrtheit.“Reinhard Mitter, Kinderarzt

beiter, besonders auch bei Neu-anstellungen. Dies sollte in derPraxis konsequent genutzt wer-den“, rät Paulke-Korinek. Ar-beitgeber können außerdemaufgrund des Risikoprofils derPatienten Voraussetzungen fürneueMitarbeiter festlegen.

An den Medizinischen Uni-versitäten müssen Studentenbereits einen Impfschutz vor-weisen, um ihr Praxisjahr absol-vierenzudürfen.SolcheKriteri-en wären auch flächendeckendfür die Pflege- und Hebammen-Ausbildungen wünschenswert,so Wiedermann-Schmidt. Mög-lich wäre aber die Impfung alsVoraussetzung für den Berufs-einstieg zu erklären.

ArtikelofflineDerArtikelaufoe24.atwurdeüb-rigens offline genommen. ChefNiki Fellner sagt zum Standard,dass die Kritik daran berechtigtgewesen sei.

Nach Informationen der Ta-geszeitung leitete der Österrei-chische Presserat ein Verfahrenein. Grundlage dafür sei folgen-der Satz im Ehrenkodex für dieÖsterreichische Presse: „Gewis-senhaftigkeit und Korrektheitin Recherche und Wiedergabevon Nachrichten sind obersteVerpflichtung von Journalis-ten.“GeradedemsensiblenThe-ma Impfen sollteman sich ohneHysterie nähern.

– MAGDALENA MEERGRAF

I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

Die Einführungeiner Impf-pflicht fürGesundheits-personal wird inÖsterreich heißdiskutiert

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Die Wiener Neos fordern den Nach-weis des Impfschutzes als Voraus-setzung für einen Betreuungsplatzin öffentlichen Kinderkrippen undSchulen. Wie stehen Sie dazu?Ursula Wiedermann-Schmidt: Wirdiskutieren solche Qualitätskri-terien für den Eintritt in sozialeEinrichtungenschonlänger–al-lerdings in Bezug auf Gesund-heitspersonal.Wenn jemand imSpital einen Beruf ausübenwill, sollte er vollständig ge-schütztsein,umwedersichnochandere zu gefährden. Ähnlichesmacht prinzipiell auch Sinn,wennesumSchulenundKinder-gärten geht. Dort treffen vieleMenschen aufeinander und eskommt zur dementsprechendschnellen Übertragung von in-fektiösenKrankheiten.

Sie befürworten also eine Impf-pflicht für Schulen und Spitäler?

ImpfpflichtistderfalscheBe-griff und lässt dieWogen viel zuschnellhochgehen.Esgehtmehrdarum, den Menschen klarzu-machen, dass sie – wenn siestaatlich gestützte Einrichtun-gen nutzenwollen – auch einenBeitragzumAllgemeinwohlleis-tenmüssen.Mankannsichnichtnur die Rosinen herauspicken.Ichfindeesinakzeptabel,seinei-genes Kind nicht impfen zu las-sen, aber sich auf dem Impfsta-tus der anderen auszuruhen.Das ist ein asozialer Zugang fürein soziales Zusammenleben.

Impfskeptiker argumentieren mitder körperlichen Integrität, diedurch eine solche „Zugangsbe-schränkung“ angegriffen wird.

ManhatimmernochdieEnt-scheidungsfreiheit. Wenn manaber die Vorteile von öffentli-chen Institutionen genießenwill,dannmussmanetwasdafürtun. Beispielsweise stellt nie-mand heute das Versicherungs-system infrage – jeder zahlt sei-nen Beitrag und profitiert vonder Vorsorge. Genauso funktio-niert der Herdenschutz vonImpfprogrammen, die Solidari-tät ist einwichtiger Faktor.

Wäre es nicht förderlich, auf mehrAufklärung anstelle von Zulas-sungsbeschränkungen zu setzen?

Es braucht wahrscheinlichbeides. Wir haben festgestellt,dassdieGesundheitskompetenzinderBevölkerungsehrzuwün-schenübriglässt–etwaauchwasPräventionsmaßnahmen anbe-langt. Schüler sind eine Perso-

„Nicht nur die Rosinen rauspicken“Immunologin im Interview.Wieso ImpfregelungenanSchulenundSpitälernallenzugutekommenkönnten

nengruppe, die wir künftig vielstärker mobilisieren müssen,weil sie ein großes Interesse angesundheitlichen Aspekten ha-ben. Neben Aufklärungskam-pagnenanSchulen,mussmaninZukunftauchvermehrtaufSoci-al Media setzen, um wichtigeThemen wie den Impfschutz andieGesellschaft zu bringen.

Bei welchen Krankheiten ist dieDurchimpfungsrate bedenklich?

Masern sind besonders in-fektiös undmachen uns seit An-fang des Jahres wieder großeSorgen.HierliegtdieDurchimp-fungsrate derzeit bei unter 90Prozent. Damit die Krankheitverdrängt wird, bräuchten wiraber mindestens 95 Prozent.DiezweiteTeilimpfung ist fürei-nen lang anhaltenden Schutz

hustenfällenistundbleibtdieIn-fluenzaeinProblem.Das ist teil-weise dadurch begründet, dassdiese Impfung im Verhältnis zuanderen Impfstoffen wenigergutwirkt,hataberauchdamitzutun, dass viele Menschen dieechte Grippe immer noch mitdem grippalen Infekt verwech-seln und somit als harmlos ein-stufen. Hier haben wir eineDurchimpfungsrate von nur 10Prozent, was uns beispielsweisein diesemWinter zumVerhäng-niswurde:Eskamzueinerdeut-

„Wenn jemand im Spital einenBeruf ausüben will, sollte ergeschützt sein, um weder sichnoch andere zu gefährden.“Ursula Wiedermann-Schmidt, Immunologin MedUni Wien

lichen influenzabedingtenÜberbelastungder Spitäler.

Sehen Sie, was die Impf-Compli-ance anbelangt, Unterschiede beiden Bundesländern?

Man kann nur anhand derabgegebenen Impfdosen ab-schätzen, wie viele Menschensich impfen lassen. Es gibt alsokeinedurchgängigenDaten.Ge-nerell sehen wir aber keine gro-ßen Unterschiede, auch nichtdaran, wo die Erkrankungsher-de auftreten. – THERESA GIRARDI

unerlässlich, wird aber häufignach hinten verschoben oderganzvergessen.Wirhabenesmitechten Impflücken zu tun, dievielfach junge Erwachsene be-treffen–dashabenunsdiejüngs-tenErkrankungsfälle gezeigt.

Nun gab es hierzulande 2016 nur35Masernfälle. Ist denndas so viel?

Prinzipiell ist jeder Fall einFall zu viel, weil wir die Mittelund Unterstützung hätten, dieKrankheit auszurotten. Manmuss aber schon sagen, dasswir 2016 Glück hatten. Alleinim ersten Monat diesen Jahreshaben wir die Zahl vom Vorjahrschon überschritten. Maserner-krankungen kommen in Wel-len. Es bringt also nichts, sichhier an den Zahlen aufzuhän-gen. Ein Fakt ist: Es kehrenKrankheitenzurück,dievoreini-genJahrenabsolutkeinProblemwaren.

Gibt es noch andere Beispiele?NebendensteigendenKeuch-

MEDUNIWIEN/FELICITASMATERN

IMPRESSUM Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co.KG, Muthgasse 2, 1190 Wien (Redaktionsadresse) Redaktion: Christian Neuhold, Multimedia Partner Neuhold OG (Projekt-und Redaktionsleitung), Magdalena Meergraf (Redaktionelle Leitung), Theresa Girardi, (beide Monopol GmbH.) Produktion: Oliver Scheiber Layout: Beilagen-Grafik Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Hersteller: MediaprintZeitungsdruckerei Gesmbh & Co.KG, Richard-Strauß-Straße 23; 1230 Wien, Projektverantwortliche: Uschi Schneeberger, eMail: [email protected]

„Es ist inakzeptabel, seineigenes Kind nicht impfen zulassen, aber sich auf demImpfstatus der anderenauszuruhen. Das ist einasozialer Zugang.“Ursula Wiedermann-Schmidt,Immunologin MedUni Wien

I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

Ursula Wieder-mann-Schmidt:Institut fürSpezifischeProphylaxe undTropenmedizinder MedUniWien

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Wieso sollte man sich generellimpfen lassen, wenn man nureinige Wochen weg fährt?Herwig Kollaritsch: Viele In-fektionskrankheiten kom-men im europäischenRaum glücklicherweisenicht mehr vor, sind in an-deren Regionen aber nachwie vor verbreitet. Um si-cherzugehen, dass mansich kein krankmachendesSouvenir aus dem Urlaubmitbringt, ist daher schonbei der Reiseplanung aufden entsprechenden Impf-schutz zu achten.

Woher weiß ich, welche Imp-fungen nötig sind?Anhand der Häufigkeit vonReisekrankheiten könnenwir ablesen, welche Schutz-impfungen unbedingt ge-macht werden sollten: Wirsehen viele reisebedingteInfektionen mit Hepatitis,außerdem gelegentlich mitTyphus. Aber am häufigs-ten kommt eigentlich dertollwutsuspekte Tier-Kon-takt vor. Das bedeutet, dassetwa einer von TausendReisenden von einem Tiergebissen wird, bei demnicht klar ist, ob es an Toll-wut leidet. Um brenzlige Si-tuationen von Vornhereinauszuschließen, empfehlen

wir diese Reiseimpfung fürweite Teile Asiens, Afrikasund auch Südamerikas.

Dann bin ich gut gewappnet?Natürlich sollte man zusätz-lich die Standard-Impfun-gen des österreichischenImpfplanes komplettieren.Die meisten Erwachsenenhaben bei Diphterie, Teta-nus, Keuchhusten und Kin-derlähmung einiges aufzu-holen. Was darüber hinaus-geht, wird heutzutage quasiauf den Reisenden maßge-schneidert. Im touristischenReiseverkehr könnenwir an-hand der Reiseroute der Per-son, des Reisezieles und derReisesaison genau evaluie-ren, welche Risikosituationsie vorfinden wird und wel-che speziellen Schutzimp-fungen nötig sind.

Gibt es spezielle Impf- bzw.Reiseempfehlungen für 2017?Wo ist besondere Vorsicht ge-boten?Einer speziellen Personen-gruppe würde ich momen-tan nicht empfehlen nachBrasilien zu fahren undzwar sind das Schwangere.Nach wie vor besteht dieGefahr einer Ansteckungmit dem Zika-Virus. Außereiner entsprechenden Mü-

ckenstich-Prophylaxe kön-nen wir da nämlich keinenSchutz anbieten. Ansonstensind momentan Länder wieMyanmar, Indien oder auchKambodscha als Reisezielesehr gefragt. Man mussaber wissen: Das sindHochburgen der Tollwut,die teilweise über eine sehrschlechte medizinische Ver-sorgung verfügen. Wennman eine Rundreise in ei-nem dieser Länder plant,empfehle ich daher beson-ders die Tollwutimpfung.

„Reiseimpfungen werden heute maßgeschneidert“

Wie lange vorhermuss ichmichdarum kümmern?Wenn grundsätzlich dieReisefähigkeit geklärt ist,reicht es, vier Wochen vor-her einen Reisemedizinerzu konsultieren. Wir sind inder glücklichen Situation,dass alle uns zur Verfügungstehenden Reiseimpfungensehr gut verträglich sind.Im Allgemeinen ist es dahermit zwei, manchmal auchdrei Sitzungen getan.

Gibt es auch Reiseimpfungen,

die verpflichtend sind?Nein, Reiseimpfungen sindgrundsätzlich nicht zwin-gend. Es schreiben einigeLänder die Gelbfieberimp-fung vor und checken diesebei der Einreise. Jetzt habenwir zum Beispiel gerade ei-nen Gelbfieberausbruch inBrasilien, letztes Jahr war ei-ner in Angola. Diese Länderfordern einen Impfnach-weis, der in einem interna-tionalen Impfpass zehn Tagevor der Abreise amtlich ver-merkt werdenmuss.

Muss ich meinen Impfpassalso mitführen?Unbedingt und zwar im ei-genen Interesse. Der Impf-pass ist ein wichtiges Doku-ment. Bei jeder Bagatellver-letzung – etwa einer ver-schmutzten Schnittwunde– muss der behandelndeArzt zum Beispiel sicherge-hen, dass eine Tetanusimp-fung vorliegt und diesesonst kostenpflichtig einzweites Mal geben. Daskann durchaus auch zu un-angenehmen Nebenwir-kungen führen.

Wie sieht es mit der Finanzie-rung von Reiseimpfungenaus?Grundsätzlich haben Fern-reisen einen Freizeitwert,sind nicht Basis unsererKrankenversorgung undwerden daher auch nichtvon der Sozialversicherungübernommen. Es gibt abereinige Reiseversicherungen,die Zuschüsse geben. Wennman beruflich eine Reise an-tritt, hat man Anspruch aufdie Kostenübernahme durchden Arbeitgeber. Generellsind Reiseimpfungen nichtbillig, das muss man schonsagen. Sie rechnen sich abersicher gesundheitlich undhalten sehr lange.

Interview. HerwigKollaritsch, Facharzt für spezifischeProphylaxeundTropenmedizinanderMedUniWien,überdenNutzenvonReiseimpfungenundKrankheitsrisiken imAusland

GILBERTNOVY

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HerwigKollaritsch:Impfungenwerden heuteauf den Rei-senden maß-geschneidert

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I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

Jeden Tag kommen wir mitunzähligen Bakterien undViren in Berührung. Unser

ausgeklügeltes Immunsystemmit seinen Milliarden Immun-zellen bekämpft diese Eindring-linge. Manche sind leichter indenGriff zu bekommen, anderewiederum sind so aggressiv,dass sie krankmachen undmit-unter langfristige Schäden hin-terlassen. 1 von 1000 bis 2000 –das ist die Sterblichkeitsrate beiMasern, und zwar auch in hochindustrialisierten Ländern mitguter Gesundheitsvorsorge.Das Image als harmlose Kinder-krankheit isteingefährlicherIrr-tum.Masern sind eine virale In-fektionskrankheit, gekenn-zeichnet durch Fieber, Entzün-dung der oberen Atemwegeund einen typischen Ausschlag.Bei 20 von 100 Fällen von Ma-sern treten Komplikationen wieBronchitis, Mittelohr- und Lun-genentzündung auf. Bei einemvon 1000 Erkrankten kommt eszu einerGehirnentzündung.

SpätfolgenWenig bekannt ist auch, dassnoch Jahre nach einer Infektion–sehrselten,aberdoch–gravie-

So funktioniert die MasernimpfungVirusinfektion.DassdieMasernkeineharmloseKinderkrankheit sind, zeigenKomplikationenundSpätfolgen

rende Komplikationen auftre-ten können,wie etwa ein schlei-chender Gehirnzerfall. Medizi-ner bezeichnen diese Spätfolgeals „subakute sklerosierendePanenzephalitis“ oder kurzSSPE.AußerdemistdasImmun-system nach einer Maserner-krankung so geschwächt, dassnochüberJahrehinwegdasSter-berisiko durch andere Infekti-onskrankheiten erhöht ist. Dashaben Forscher der UniversitätPrinceton kürzlich herausge-funden und im FachmagazinSciencepubliziert.Demnachsei-en Betroffene noch lange nacheiner überstandenen Erkran-kunganfälligerfürandereInfek-tionen. Eine mögliche Ursachedafür ist, dass wichtige Immun-zellen nach einer Infektion aufdieBekämpfungdesMasern-Vi-rus programmiert sind, aller-dingsnichtaufdieAbwehrande-rer Keime.

Das soll die Schutzimpfungverhindern. Bei deren Entwick-lung hat man sich etwas vondennatürlichenFähigkeitenun-seres Immunsystems abge-schaut:SeineHauptfunktionbe-steht darin, ständig zwischen„eigen“ und „fremd“ zu unter-

scheiden und so unerwünschteEindringlinge, sogenannteAnti-gene, zu erkennen. Tritt dieserFall ein, werden Antikörper ge-bildet, die gegen ein bestimm-tes Antigen gerichtet sind. Sieheften sich an diese Krankheits-erreger, damit sie von Abwehr-zellen erkannt und gefressenwerden können.

GedächtniszellenNachdem sie die Krankheitser-reger erfolgreich bekämpft ha-ben, bleiben einige Antikörperim Blut, sogenannte Gedächt-niszellen werden gebildet. Ge-langen die Erreger wieder indenKörper,erinnertsichdasIm-munsystem an sie und produ-ziert viel schneller Antikörper –so werden die Antigene elimi-niert, noch bevor die Krankheitausbrechen kann. Bei einer Im-munisierung mit Lebendimpf-stoffen, etwa Masern-Mumps-Röteln, werden demKörper sol-che Erreger in abgeschwächterForm zugeführt. Dadurch wirdder Mensch nicht krank, aberdas Immunsystem reagiert den-nochaufdieFremdkörper,indemes für eine Antikörperbildungsorgt. Bei manchen Krankheits-

erregern, wie etwa bei Masern,braucht es mitunter mehrereTeilimpfungen, bis ein ausrei-chender Schutz erreicht ist.

Zur Impfung gegen Maserngibt es inÖsterreich einenKom-binationsimpfstoff, der auchnoch gegen Röteln und Mumps(MMR) sowie Windpocken(MMRV) schützt. Geimpft wer-denkannkostenlos abdemvoll-

endeten9.Lebensmonat, jünge-re Kinder sind entsprechend ge-fährdet. DennMasern sind einehoch ansteckende Krankheit,die über Tröpfchen, also beimSprechen, Husten oder Niesen,übertragen wird. Die Jüngstenkönnen also nur geschützt wer-den, indem alle Menschen inihrerUmgebung geimpft sind.

– MAGDALENA MEERGRAF

FOTO:SKYNESHER/ISTOCKPHOTO.COM

Ein Masernin-fekt ist gekenn-zeichnet durchFieber, Entzün-dung der oberenAtemwege undeinen typischenAusschlag

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I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

Schon lange ist bekannt, dass Aids, alsodieenormeSchwächungdesImmunsys-tems,durchdenHI-Virusausgelöstwird.

Nach einer erkannten Infektion lassen sichzwar mittlerweile Ausbruch und SymptomemitMedikamentenrelativgutbekämpfen.Ei-ne vollständige Heilung ist aber noch nichtmöglich.DerGrund:DenVirengelingtdie In-fektion zwar nur bei sehr wenigen ruhendenImmunzellen, da diese eigentlich natürlicheAbwehrmechanismen gegen HIV besitzen.Doch sind es dennoch genug, sodass sich die

FOTOS:AP,REUTERS/EDWARDECHWALU,APA/EPA/GUSTAVOAMADOR,EFREMLUKATSKY/AP/DAPD,CANDYBOXIMAGES/ISTOCKPHOTO.COM

Viren von dort aus immer wieder im Körperausbreitenkönnen.DieinfiziertenImmunzel-len bilden ein Virus-Reservoir, das die der-zeit verfügbaren Medikamente nicht errei-chen.DieWissenschaftbewegtsichdeswegenstets zwischen Hoffnung und Durchbruch.2014 gelang es dänischen Forschern bei-spielsweisemitdemKrebsmedikamentRomi-depsin schlummernde HI-Viren aus den Zel-len zu locken. Auf dieseWeise sprachen Pati-enten und Patientinnen besser auf die Be-handlung an. Viele erhofften sich von dieserEntdeckung einen auch noch größerenDurchbruch in derHIV-Forschung.

NeueBehandlungsmethodeZu Recht: Spanische WissenschaftlerinnenhabeneineneueBehandlungsmethodeinVer-bindung mit dem Krebsmedikament ent-deckt, wie das Wissenschaftsportal The NewScientist erst kürzlich berichtete. Indem siezwei HIV-Impfstoffemit Romidepson kombi-niert haben, sei es erstmals gelungen, HIV-Kranke von demVirus zu befreien. Dieser Er-folg ist das Ergebnis dreijähriger Forschungs-arbeit: 2014 starteten Beatriz Mothe und ih-re Kollegen vomForschungsinstitut IrsiCaixa

inBarcelonadamit, 24HIV-Patienten zusätz-lich zur herkömmlichen AR-Therapie zweiImpfstoffe zu verabreichen (entwickelt wur-dendiesevondemImmunologenTomasHan-ke von der Universität Oxford). Dieses JahrwurdedieAR-Therapiebei15Patientenabge-setzt, dafür wurde ihnen Romidepsin verab-reicht. Das Ergebnis: Bei fünf Personen zeig-te sich ein Erfolg, ihr Immunsystem schafftees dank neuer Therapie selbstständig das Vi-rus zu unterdrücken. Normalerweise müs-sen Betroffene täglichMedikamente einneh-men.DieTestpersonenwarenjedochlautNewScientistmehrereWochenHIV-frei, einer derPatienten sogar siebenMonate lang.

RealitischbleibenDiesesErgebnisistzwarbemerkenswert,den-nochistdieTherapiemethodenochnichtaus-gereift.SolltesichdieserneueTherapieansatzinweiteren Studien als zuverlässig erweisen,könnte das aber einen riesigen Durchbruchin derAids-Forschungbedeuten.

Neben den neuen Behandlungsansätzenwird intensiv an einem prophylaktischenImpfstoff gearbeitet. Noch sind bisher alleTests gescheitert, denn der HI-Virus ist einsehrwandlungsfähigenErregerundbringtal-lesmit, was die Entwicklung eines Impfstoffserschwert. Schon seine extreme genetischeVielfalthatdieForschungenimmerwiederzu-rückgeworfen. Auchder bisher erste undein-zige große Impfstoff-Test gegen denHI-VirusamMenschenhattenurmoderateErfolgege-bracht. Die sogenannte RV144-Studie bezogdamals16.000FreiwilligeinThailandein.DieWirkstoff-Gruppe hatte innerhalb von 3,5Jahreneinumrund30ProzentgeringeresRi-siko, sich zu infizieren, berichteten die For-scher 2009 im Fachjournal New EnglandJournal ofMedicine.

Neue ImpfstofftestsWenn klinische Studien scheitern, heißt esoft schnell: Sie waren ein Fehlschlag. Das isteigentlich falsch. Denn die Studie in Thai-land hat etwas Entscheidendes gezeigt: Einwirksamer Impfstoff zur HIV-Prävention istgrundsätzlich möglich. Wissenschaftler inSüdafrika testen jetzt ein neues Präparat,das auf demselben Impfstoff basiert wie inThailand. Weltweit zum ersten Mal seit achtJahren soll es jetzt wieder Tests an gesundenMenschen geben. Das teilte die südafrikani-sche Forschungsorganisation SAMRC mit.An der Studie namens HVTN 702 sollen5400freiwilligeErwachseneinSüdafrikateil-nehmen. Wann der erste Mensch geimpftwird,stehtnochnichtfest.„Wirbeginnenjetztmit einer wissenschaftlichen Untersuchung,die unserem Land große Hoffnung macht“,sagte die Leiterin der Forschungseinrichtungin Johannesburg,GlendaGray.

– MAGDALENA MEERGRAF

Grafik: Breineder / Foto: iStock / Quellen: MSD, ÖVIH, GSK

Der Prozess ist kompliziert und dauert durchschnittlich10 Jahre, teils sogar länger

Identifikation eines Krankheitserregers,Entdeckung eines neuen Wirkstoffes

DER LANGE WEG DER IMPFSTOFFENTWICKLUNG

PHASE IErprobung der Sicherheit,erste Anwendungen des neuen Arzneimittelsbeim Menschen (ca.10–80 Personen)

PHASE IIPrüfung der Immunogenität und Wirksamkeitan ca. 100–500 Testpersonen

PHASE IIIErprobung der Wirksamkeit – meist an vielentausend Testpersonen über mehrere Jahre,Verträglichkeitsprofil wird abgerundet,Risiken-Nutzen-Abwägung

Wirksamkeit und Unbedenklichkeit werden imLabor und in geeigneten Tierversuchen gemäßTierschutzgesetzen getestet

Beantragung der Marktzulassungbei der zuständigen Arzneimittelbehörde

PHASE IVWeitere klinische Studien auch nachMarkteinführung: Überprüfung vonLangzeitverträglichkeit, Wechselwirkungen etc.

Herstellung des Prüfpräparates

PRÄKLINISCHEFORSCHUNG

KLINISCHEFORSCHUNG

PRÄKLINISCHEPRÜFUNG

ZULASSUNGS-VERFAHREN

MARKT-ÜBERWACHUNG

PRODUKTION

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SAMRC in Südafrika

Der schwierige Wegeiner HIV-ImpfungHerausforderung.SchondieextremegenetischeVielfalt desHI-VirushatdieForschungen immerwieder zurückgeworfen.DochdieunterschiedlichenStudienergebnissehaben insgesamtgezeigt: Einwirksamer Impfstoff zurPräventionundauchzurBehandlungwäregrundsätzlichmöglich.

I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T

In Südafrikatesten Forscheran 5400 Men-schen ein neuesPräparat gegenHIV. Wann eszugelassenwird, stehtallerdings nochnicht fest

Laut Schätzun-gen der Welt-gesundheits-organisationWHO lebenderzeit rund36,7 MillionenMenschen welt-weit mit einerHIV-Infektion

Page 6: IMPFEN...SSPE.AußerdemistdasImmun-system nacheiner Maserner-krankungso geschwächt,dass nochüberJahrehinwegdasSter-berisikodurch andereInfekti-onskrankheitenerhöhtist.Das habenForscherderUniversität

THEMENWOCHE Donnerstag9. März 2017

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Zecken lauern nur im Som-mer? Leider weit gefehlt.Die millimetergroßen

Spinnentiere überwintern mü-helos und werden aktiv, sobaldeswiederwärmerwird. BiologeGeorg Duscher zerschlägt auchdie Hoffnung darauf, dass we-gen des eisigen Januars heuerwenigerZeckenunterwegssind:„Laub und Schnee isolieren dieKälte, wodurch die Zecken gutgegen tiefe Temperaturen ge-schützt sind“, erklärt der stell-vertretender Leiter des Institutsfür Parasitologie an der Veteri-närmedizinischen UniversitätWien.DieZeckensaisonhältsichalso nicht an Jahreszeiten, son-dernkann jenachAußentempe-ratur auch in den Wintermona-ten beginnen.

Das Naturgesetz, das be-sagt,dassmitdemFrühlingauchdie Zeckenzeit beginnt, sei lautDuscher längst gefallen. Gibt esim Februar an mehreren aufei-nanderfolgenden Tagen deutli-che Plusgrade, so ist es wahr-scheinlich, dass die Parasitennach Nahrung Ausschau hal-ten. Ein Risiko, von einer Zeckegebissen zu werden, bestehedemnach inzwischen beinaheganzjährig, so der Experte.

GehirnhautentzündungZecken fungieren als Haupt-überträger der sogenanntenFrühsommer-Meningoenze-phalitis(FSME)–einerentzünd-lichen Erkrankung des Gehirnsund der Hirnhäute. Wird manvoneineminfiziertenTiergesto-chen, so kannes einbis dreiWo-chen später zu hohem Fieber

ZäheZecken:SietrotzenauchdemWinter

FSME-Gefahr.Selbsteinstreng

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Früh

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zuzuschlagen

und Kopfschmerzen kommen.Nach einer anschließenden fie-berfreien Periode von einigenTagen tretenSymptomewieNa-ckensteifigkeit, Verwirrtheitund Bewusstseinsstörungenauf. Was anfangs nach einerharmlosen Grippe aussieht,kann unbehandelt zu Läh-mungserscheinungen und biszumTodführen. „Weildie Infek-tion bei Kindern abermeist mil-derverläuft,wirdsievielfachun-terschätzt“, erklärt Impfrefe-rent und Kinderarzt RudolfSchmitzberger.

Ein Großteil der Betroffe-nen erholt sich nach der Früh-sommer-Meningoenzephalitiszwar wieder, bei etwa einemDrittel kommt es laut Expertenaber zu Folgeschäden, die sicherst Jahre später durch Kon-zentrationsschwierigkeitenund Persönlichkeitsverän-derungen bemerkbarmachen.

ImpfempfehlungEntgegen der weit verbreitetenMeinungfallenZeckennichtnurvon Bäumen, sondern kommenauf Sträuchern und im hohenGrasvor.UmdasRisikofüreinenZeckenstichzureduzieren,kannman mit entsprechender Klei-dung und Insektensprays vor-sorgen. Allzu oft bahnen sichdie kleinen Tiere aber trotzdemunbemerkt ihrenWegunterHo-senundT-Shirts. „EineExpositi-onsprophylaxe kann Bisse zwarverhindern“,erklärtHerwigKol-laritsch vom Institut für Spezifi-scheProphylaxeundTropenme-dizinderMedizinischenUniver-

sität Wien. „Das ersetzt aller-dings niemals eine Impfung,dieeinen99-prozentigenSchutzverspricht.“

Eine vorbeugende Schutz-impfung wird vom Österreichi-schen Gesundheitsministeriumfür den Individualschutz emp-fohlen.Sieistabdemerstenvoll-endeten Lebensjahr zugelassenund kann vor FSME, nicht abervor Borreliose schützen. Da essich wie erwähnt um eine Imp-

gruppe: „Die Mehrzahl derFSME-Erkrankungsfälle betrifftMenschen ab 40 Jahren“, sagtUrsula Kunze vom Zentrum fürPublic Health an der MedUniWien. „Häufig werden Auffri-schungsintervalle nicht einge-halten oder ganz auf die Imp-fung vergessen.“

StadtundLandInsgesamt erkranken in Öster-reich jährlich zwischen 60 und100 Personen an einer Früh-

sommer-Meningoenzepha-litis. Selbst wenn mannicht in einem FSME-Gebietlebt,ratenMe-diziner und Medi-zinerinnen zurSchutzimpfung,da die Chancetrotzdemgroßsei,im Laufe des Ka-lenderjahres mitden Tieren in Kon-takt zu kommen. Im

Jahr 2011 hat dieWHO eine Empfehlung

für die FSME-Impfung inganz Österreich ausgespro-

chen und damit bestätigt, dassinfizierte Zecken mittlerweilein allen Bundesländern unter-wegs sind. Auch dass man alsStädter keinem der Winzlingebegegnet, sei laut Experten einTrugschluss. Ein Beispiel ist et-wa der Wienerwald, der alsFSME-Gebiet eingestuft wirdund bis in die RandbezirkeWiens reicht.

Generell gilt: Wer im Freienunterwegs ist, sollte sich selbststets auf Zecken kontrollieren.

– THERESA GIRARDI

fung für den Individualschutzhandelt, ist sie nicht im staatli-chen, kostenfreien Impfpro-grammenthalten.

Nach einer dreiteiligenGrundimmunisierung wird inÖsterreich eine Auffrischungs-impfungallefünfundabdem60.Lebensjahr alle drei Jahre emp-fohlen.Aufgrunddesschwächerwerdenden Immunsystems ge-hören laut Medizinern beson-dersältereMenschenzurRisiko-

FOTOS:NADEZHDA1906/ISTOCKPHOTO.COM,GLOBALP/ISTOCKPHOTO.COM

Zecken fallennicht nur vonBäumen,sondernkommen auchauf Sträuchernund im hohenGras vor

I M P F E NE I N E P R O D U K T I O N D E R M E D I A P R I N T