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IL Ereuds Metaps chologie. Von der ersten zur zweiten Topa zuordnen, selbst unbewußt sein kann, diese Einsicht u. a. wird Freud später zur Ausarbeitune der zweiten metapsychologischen Topik veranhissen.) II. Die Triebtheorie Nun mag es tatsiichlich einer weiteren Determinante hedürfen, chimit. wie Freud zu behaupten scheint, die Bildung eines hysterischen (somatischen) Symptoms (statt eines anderen neurotischen) möglich Der Terminus Trieb tritt bei Freud erst rehitiv spät auf, 1905 im wird: zur »muchtigen Abwehrregung« gegen den Wunsch, zur Ver Kompositum »Sexualtrieb«, 1907 im Begriff der »Triebregungen«. drängung, kommt in Freuds Beispiel ein (gleichfalls verdriingt-unhe Unter anderen Bezeichnungen wie »Erregung«, »affektive Vorstel- wul3ter!) Wunsch nach Selbsthestrafung hinzu. Dies würde aber lung«, »Wunschregung«, »endogener Reiz« (78)! ist das Phänonien nichts duran findern, chil3 das so begriffene Gebilde ohne Konteu aber von Anfang an priisent, und in der Vorstellung vom Willen als noch nicht als Symμtom zu bezeichnen wiire. Unberücksichtigt, wie einem »Abkömmling der Triebc« begegnet das Wort, in umgangs- gesagt, ist bei Freud die (vor-)bewul3te Komponente, neben der die sprachlicher, noch nicht terminologischer Priigung, sogar schon im Manifestation des unbewuf3ten Konflikts erst ein Indi: sein kann. ein Ennvurf einer Psychologie.2 <niμJrmμa: etwas, das mit anderem zugleich vorfiillt. Unberücksich Freuds Triehbegriff ist der Inbegriff des internen Nexus der »psy- ligt ist, was der Redeintention heim Lapsus und dem Schlafwunsch chosomatischen« Einheit. Die folgenden drei lihnlich lautenden De- heim Traum entsprechen würde: die Absicht, sich zu erniihren, bci finitionen sollen das belegen: hysterischem Erbrechen, das Körpergewicht zu halten.1"" I)iew »[. . .] Trieb ist so einer der Begriffe der Abgrenzung des Seelischen Komponente ist es, an der die Primiirvorgiinge angreifen, um sie so te vom Körperlichen.«E »Wir fassen den Trieb als den Grenzbegriff des hindern, sich als korrekter Sekundiirvorgang zu artikulieren. Somatischen gegen das Seelische, sehen in ihm den psychischen Repräsentanten organischer Miichte . . .|.« »Wenden wir uns j. . .| von der biologischen Seite her der Betrachtung des Seelenlebens zu, so erscheint uns der >Trieb< als ein GrenzhegritT zwischen Seelischem und Somatischem, als psychischer Repriisentant der aus dem Körper- innern stammenden, in die Seele gelangenden Reize, als ein Ma13 der Arbeitsanforderung. die dem Seelischen infolge seines Zusammen- hanges mit dem Körperlichen auferlegt ist.« (85) Freud definiert den Trich innerhalb des Nexus als psveliisches Phiinomen, als psychischen Repriisentanten des Somatischen, als das also, was unter den somatischen Vorgiingen Gegenstand uinnine/ha- ver Erfahrung ist. Wir haben indes in Abschnitt A schon gesehen, chil3 der l3egriff des Somatischen das Phiinomen der I eiblichkeit verfehlt, chil3 dieses Phiinomen auch durch die Addition eines »psychischen Pendants nicht zu erfassen ist, überhaupt durch Synthese zweier I lementarbestandteile nicht ex post konstruiert werden kann. Soll Editorische Vorhemerkung zu 7)iebe und 7)iebschicksale (III 81-102); dic Seitenzahlen beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf diesen Text. Ntr 410. In der Trawndeutung spricht Freud, außer von den schon gewürdigten I)ie ompromißhildunga des lapsus ist analog ein umfassenderes PIrt:I' -Richkriifteln] organischer f lerkunfta (572*). von der fortschreitenden He- als das, was Freud im Ilinblick auf Neurose und auch Traum so be i herrschung unseres Richlebens durch die denkende T:itigkeit« (527 ). Ereilich werden die personalistischen Ankliinge des Kompromißhepflb v 7(. lapsus als einem bloßen (ieschehnis besonders sturend vernehmlich y¡¡ μxx

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IL Ereuds Metaps chologie. Von der ersten zur zweiten Topa

zuordnen, selbst unbewußt sein kann, diese Einsicht u. a. wird Freudspäter zur Ausarbeitune der zweiten metapsychologischen Topikveranhissen.) II. Die Triebtheorie

Nun mag es tatsiichlich einer weiteren Determinante hedürfen,chimit. wie Freud zu behaupten scheint, die Bildung eines hysterischen(somatischen) Symptoms (statt eines anderen neurotischen) möglich Der Terminus Trieb tritt bei Freud erst rehitiv spät auf, 1905 im

wird: zur »muchtigen Abwehrregung« gegen den Wunsch, zur Ver Kompositum »Sexualtrieb«, 1907 im Begriff der »Triebregungen«.

drängung, kommt in Freuds Beispiel ein (gleichfalls verdriingt-unhe Unter anderen Bezeichnungen wie »Erregung«, »affektive Vorstel-wul3ter!) Wunsch nach Selbsthestrafung hinzu. Dies würde aber lung«, »Wunschregung«, »endogener Reiz« (78)! ist das Phänoniennichts duran findern, chil3 das so begriffene Gebilde ohne Konteu aber von Anfang an priisent, und in der Vorstellung vom Willen als

noch nicht als Symµtom zu bezeichnen wiire. Unberücksichtigt, wie einem »Abkömmling der Triebc« begegnet das Wort, in umgangs-gesagt, ist bei Freud die (vor-)bewul3te Komponente, neben der die sprachlicher, noch nicht terminologischer Priigung, sogar schon imManifestation des unbewuf3ten Konflikts erst ein Indi: sein kann. ein Ennvurfeiner Psychologie.2

<niµJrmµa: etwas, das mit anderem zugleich vorfiillt. Unberücksich Freuds Triehbegriff ist der Inbegriff des internen Nexus der »psy-

ligt ist, was der Redeintention heim Lapsus und dem Schlafwunsch chosomatischen« Einheit. Die folgenden drei lihnlich lautenden De-heim Traum entsprechen würde: die Absicht, sich zu erniihren, bci finitionen sollen das belegen:hysterischem Erbrechen, das Körpergewicht zu halten.1"" I)iew »[. . .] Trieb ist so einer der Begriffe der Abgrenzung des SeelischenKomponente ist es, an der die Primiirvorgiinge angreifen, um sie so te vom Körperlichen.«E »Wir fassen den Trieb als den Grenzbegriffdes

hindern, sich als korrekter Sekundiirvorgang zu artikulieren. Somatischen gegen das Seelische, sehen in ihm den psychischenRepräsentanten organischer Miichte . . .|.« »Wenden wir uns j. . .|

von der biologischen Seite her der Betrachtung des Seelenlebens zu,

so erscheint uns der >Trieb< als ein GrenzhegritT zwischen Seelischem

und Somatischem, als psychischer Repriisentant der aus dem Körper-innern stammenden, in die Seele gelangenden Reize, als ein Ma13 der

Arbeitsanforderung. die dem Seelischen infolge seines Zusammen-

hanges mit dem Körperlichen auferlegt ist.« (85)

Freud definiert den Trich innerhalb des Nexus als psveliisches

Phiinomen, als psychischen Repriisentanten des Somatischen, als das

also, was unter den somatischen Vorgiingen Gegenstand uinnine/ha-

ver Erfahrung ist. Wir haben indes in Abschnitt A schon gesehen, chil3

der l3egriff des Somatischen das Phiinomen der I eiblichkeit verfehlt,chil3 dieses Phiinomen auch durch die Addition eines »psychischen

Pendants nicht zu erfassen ist, überhaupt durch Synthese zweier

I lementarbestandteile nicht ex post konstruiert werden kann. Soll

Editorische Vorhemerkung zu 7)iebe und 7)iebschicksale (III 81-102); dic

Seitenzahlen beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf diesen Text.

Ntr 410. In der Trawndeutung spricht Freud, außer von den schon gewürdigtenI)ie ompromißhildunga des lapsus ist analog ein umfassenderes PIrt:I' -Richkriifteln] organischer f

lerkunfta (572*). von der fortschreitenden He-

als das, was Freud im Ilinblick auf Neurose und auch Traum so be i herrschung unseres Richlebens durch die denkende T:itigkeit« (527 ).

Ereilich werden die personalistischen Ankliinge des Kompromißhepflb v 7(.lapsus als einem bloßen (ieschehnis besonders sturend vernehmlich y¡¡ µxx

156 IL Erends Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik IL Die Trichtheorie 157

tier TriehbegritT tiul seine Tauglielikeit geprüft werden, so ist dieser nichts Animalisches.T Bevor ich die These eingehentier begrüncie,liinwonel tils erster namliallt zu machen- möchte ich einem möglichen Mißverstiindnis begegnen; damit tiie

Die I.ciblielikeit d:irl aber auch mit tiem Animalisch-Organischen Zielrichtungder folgenden Ausführungen genau gesehen wircl, ist es

nicht zusammeneeworlen wercien. Sie ist niimlich durch Seinsver notwendig, tien Schein ihrer Gegenliiufigkeit, ilires Widerspruchs zustuntinis gepriigt, mit cler I olge, clal3 tier I eib als je mein I.cib von tiem I einem verbreiteten Erkenntnisinteresse aufzuheben. Dies Erkennt-Scientlen, cl:Is ich nicht hin, unterscheitihar wird. Diese Unterscheiti- nisinteresse geht dahin, den Abstand in der vergleichenden Einschiit-Ivarkeit bzw. clas Immer-schon-unterschieden-sein ist aber ein wesent- zung von Mensch und Tier zu verkleinern, clas »Animalische« auchliches Moment der menschliclien l-eiheserfahrung. Denn selbst wo um Menschen anztierkennen, - cine Tendenz, die als Gegenreaktionclie leibliatten Prozesse in vermeintlich animalisch-organischer Nor- gegen die zwei Jahrtausende alte Vernacliliissigung des Leiblichenmalitiit unel Gesuntlheit spürtwir wertien, unheeinflußt also von Ge- zugunsten ties Geistigen in Christentum sowie mittelalter- unti neu-mütsbewegungen, gar von sceliselier Patliologie, da werden sie spür- zeitlicher Philosophie erwachsen ist. Übersellen wird tiabei, clal3 diehar als I'rozesse je nicines 1 eibes: insofern ist nicht nur das Sehen und menschliche Leiblichkeit an ihr selbst aufzuweisen wiire, niclit als

lluren, sontlern iluch die sonstige Natur des Menschen von elem Analogie zur - uns obendrein unbekannten - animalischen begriffenAt¡uivalent ties Tieres versellieclen? (Von elen nicht unmittelbar wertien kann, die vielmehr umgekehrt nur aus tier gekliirten mensch-erfalirlwiren cliemiseli-physikalisclien Prozessen, die nur der wissen- lichen retiuktiv sich konstruieren liil3t." Dal3 clie Notwendigkeit dieserschaftlichen Vergegenstiintilicliung zuglinglich werden, gilt das nicht Differenzierungnicht gesehen wird, ist aber Folge einer noch liinge-melir," wiewohl sie iliren Sinn - sofern sie einen liaben: für dic ren Tradition als der der nachantiken Leibfeindliclikeit, ist Folge derSexualellemie des Mensellen gilt niclit das gleiclic wie für cler Zillin schon erwithnten Wesensbestimmung ties Menschen als ú>ov koyovluule gelicimes Nagen - wieclerum nur im Horizont ties Seinsverstiint! EXov" und animal rationale, als vernünftiges Lebewesen (bzw.nisses otTenharen.) Aucli jene »Normailitiit« ist als Modus von ßejin<l Tierl"), clie Mittelalter und Neuzeit unbeschadet überclauert liat. Hierlichkeli, als I)aseinslaestimmung zu interpretieren. Es ist einem nicliL setzt nun Heideggers Versuch ein, tien Abstanti zwischen Mensch undfrei nach (ioetlie. ganz arritualisc/r wohl (»als wie iünfhuntienSiluen«), selion gair niclit gelien biologische Regelmiil3igkeiten ilw I Vgl. Wm 321f. und GA 34, 236: Heidegger spricht von der »kaum auszudenken-tinges10rlen Gilng, sontlern m;ln ist attsgegliclien, mit sicli unti tici den abgründigen leiblichen Verwandtschaft Ides Menschen| mit dem Tier« (Wm

Welt im reinen. 323)Die Ontologie des Lebens vollzieht sich auf dem Weec einer privativen

Es ist tieslialla aticli alls el eser Siellt traglich, ob die menschliclic .Interpretation: sie bestimmt das, was sein muß, dal3 so etwas wie Nur-noch-Leil.3t;scrflillry I ties Triel3f3egriffs erfassen liiÏ3t, cl'" lehen sein kann « (SuZ 50) - »Hei nüherer Betrachtung sieht man, daß wir, cut

tirsprünglich für clie I'liiinomene ties animalischen Lebens gePinyt wir sclhst nicht reine Tiere sind, wenn wir vorsichtig sprechen, die >Welt, der

wtircle. Menschliche Leiblichkeit - Trichlutftigkeit, wie Freucl inici Tiere nicht primur verstehen. Da wir aber doch als Existierende zugleich

pretiert - ist niclit ntir niclits (l'sycilo-)Somatisclies, sie ist utleg leben !| - was ein eigenes Problem ist - besteht für uns the Möglichkeit, im

Rückgang von dem, was uns als Fxistierenden gegeben ist, reduktiv austumachen, was einem nur lebenden Tier. das nicht existiert, gegeben sein könnte.«(tiA 24, 270f.) VgL (iA 21, 215 und licideggers Scheler Kritik (iA 20. 305.

Die folgende Rekonstruktion der 13edeutungdes Wortes av ist für I leideggers' Wie stark diese Erlabrung der I,cihlichkeit vom Seinsverständnis, som Schein kritische 13eurteilung der Wesensformel ; ov ko av iXav ohne Konsetiuenten

tismus der Ikgriffe und Vorstelungen geprägt ist, geht auch daraus hervou d geblichen: »Zu- bedeutet das reine Aufgehenlassen innerhalb der und für diedie Symptome psychosomatischer I rkrankungen an ihm sich mitunter :" Weisen des Erscheinens. Hereinblickens, llereinbrechens. Ankommens. I)asdann orientieren. wenn die Schemata den naturwissenschaftlichen (iegebcin /citwort fiv nennt das Aufgehen in das Lichte. Ilomersagt: Liiv xai ooùv

yno;

ten widersprechen. I)ie Psychoanalyse hat schon früh festgestellt. -daßU itkioio lebenunddiessagt:schauendtsl.ichtdersonnes.I)asgriechischcDiv,

der Ilysterie I Shmungen und Anusthesien einzelner Körperteile sich so abe 'ib túlov dürfen wir weder vom Zoologischen noch som Biologisclien im

ten, wie es der gemeinen (nicht anatomischen) Vorstellung des Menn weiteren Sinne her denken. Was das griechische Wort Eglov nennt, liegt so \\ettentspricht« ((iW XIV 3N), - »als ob es eine (ichirnanatomie nicht gube 0 ah von allem biologisch vorgestellten Tierwesen, daß die (iriechen sogar ihre

I 4NU). (intter Dþu nennen kunnen.« (VA 266: vgl. (iA 55, 94f.)" I)ie des lieres sind aber auch niclu mehr animalisch! Vgl. Whl) 27.

158 H. Ereuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Trichtheorie 159

Tier nicht als kleiner aufzuweisen, als vormals angenommen, sondern Heideggers Grundthese lautet: »Das Tier ist weltarm«.0 Sie ist

als .größer- bzw. als grundsätzliche, nicht quantifizierbare Wesens- gegenübergestellt der Wesensbestimmung für den Menschen: »Der

verschiedenheit. Es geht Ileidegger dabei nicht primur um die I eih Mensch ist weltbildend«G (passim). besagt aber nicht, daß die tieri-lichkeit, gewiß ist aber: das Demühen um die Überwindung dei sche Erfahrung gleichsam nur für einen Ausschnitt aus der Gesamt-überkommenen Leibfeindlichkeit wird von ihm auf diesem Wege heit des Seienden offen ist, sondern, in äußerster Verkürzung, daß ihrnicht konterkuriert, sondern radikalisiert. überhaupt Sciendes (wie es dem Menschen begegnet) nicht als Seien-

des" zugünglich wird.Das Fehlen des Seinsverständnisses lasse, so Heidegger, das Umge-

1. Heidegger bende nicht zu Gegenständen (im weitesten Sinne) sich konstituieren,die man sein-lassen, auf die man sich einlassen, bei denen man

Oh der Triebbegriffwenigstens das Wesen des bloßen »Lebens« trifD interesselos verweilen könnte, - und korrelativ dazu dasjenige, demwenn wir schon, vermutlich, die Auslegung der menschlichen Leihes sie entgegenstehen könnten, nicht zu einem Selbst. Das Tier ist keinerfahrung nicht an ihm orientieren dürfen? Es ist gewiß notwendig »Selbst«, hat kein »Selbstbewußtsein«, ist erst recht keiner »Refic-sich hier vorsichtig, »problematisch« auszudrücken statt apodiktisch. xion« auf sich fühig (340).'" Sofern »Wahrnehmung« nicht bloß eineweil alle Versuche, das Wesen des animalischen oder gar des vegetati »von außen« feststellbare, wissenschaftlich objektivierbare organi-ven Lebens zu bestimmen, eine Schranke nicht durchbrechen wer sehe Funktion ist, sofern in »Wahrnehmung« für Heidegger »Wahr-den; sie werden es nicht ermuelichen, sich tatsächlich in dieses Leben

hineinzuversetzen, es gleichsam »von innen« nachzuleben. (Dicsgleichwohl aus dem Horizont des menschlichen, mit Hegel zu sprc Daß es möglich ist, den »Welt«-charakter der animalischen Erfahrung als Welt-

chen: »absoluten« Wissens; es geht nicht um »Einfühlung«.) Die" "'"'.« zu bestimmen, als ein »Entbehren«, das dennoch nicht mit der

. . . . . . . diskrimmierenden Vorstellung eines t¡ualitativen Weniger und eines Rangun-philosophische Ethologie wird die Evidenz nie erreichen, 7tl der di" terschieds gegenüber dem Menschen zu verbinden sei (286f., 371f.), daran hat

Anthropologie« im weitesten Sinne die Phänomene des menschl Heidegger schließlich wohl selbst gezweifelt. Die griechische Wesensbestimchen Daseins aufzuhellen vermag und auf die sie sich bei jedrin mung des Tieres als av <Royov interpretiert er .labre später wie folgt: »u

Denkschritt muß berufen kunnen. 'ohne, meint hier nicht ein Fehlen, einen Mangel und ein Entbehren. Enthehrenist ja nur dort, wo das Abwesende als ein solches in einem Verlangen dai nachAuch die Wesensbestimmung von Leben, Trieb und Organismuserkennbar geworden ist.« (GA 55. ]!7)

die 11eidegger in seiner Vorlesung Die Grundbegriffe der Metaplipil Der Begriff der Weltbildung stehl sichtlich noch im Rahmen der frühen Philoso-Welt - I ridliclikeit - Eiirsartikeit (1929/30)M vorgelegt hat, konnh phie Heideggers vor der »Kehre«. »Welthildung« ist aber, wie jegliches Konsti-daher notwendig nicht über den Rang einer beeindruckenden Ausdd tutionsgeschehen auch in der Sicht dieser frühen Philosophie, nicht als subjek-

ferenzierung-die dennoch anderes ist als eine »logische« Dedukti in subjektivistische »Leistung- des Menschen zu verstehen. vgl. auch, zum. Bildbeenff. Die Zeit des Weltbildes, Hw 73-I 10.

ohne Anschauung und anderes als bloße Willkür und »Spekulation Zur St uktur des Etwas als etwas siehe oben S.80.einer vorgefaßten (irundthese über das Wesen des Tieres hinau Vgl. N I 66. I s ist einfach. Heideggers dichotomische Wesensbestimmung vonlangen.(WeiterfreilichalseineAnalyse,eineAuslegungdessen,n Mensch und Tier als »traditionell« und »dogmatisch«, gar »metaphysisch«

wir unter Lehen, Trich und Organismus vor-ontologisch immer scin zurückzuweisen. wie Jacques Derrida es getan hat (Heideggers Haml. in:. Geschleclu (Heidegger), 05f.), schwierig hingegen, Befriedigenderes an dieverstehen, mag eine Untersuchung uber die Herkunft dieser Begn . .Stelle des »Kritisierten« zu setzen. (Die Anführungszeichen stammen von

führen: was hat Menschen dazu bewogen, animalisches und vegetan Derrida selbst: Denn ich >kritisiere< Heidegger nie, ohne an die Möglichkeit zu

ves Sein - die Pflanzentriche - in den genannten Begriffen von d erinnern, dieses von anderen Orten seines eigenen Textes aus zu tun.« 92)

eigenen zu unterscheiden?) Dieser heute wohl interessanteste Heidegger-Exeget, der wie kein andererwenigstens aufzuzeigen versteht, daß Heideggers Denken nicht völlig homogenist, kommt aber auch hier, wie sooft, überden kleinen Unterschied nicht hinaus,9. . .] Aufgrund dieser Umgetrichenheit hängt das Tier gleichsam zwischen sichselbst und der Umgebung, ohne daß das eine oder das andere als Sciendes

u GA 2 HR erfahren würde.« (361)

160 B. Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik IL Die Triebtheorie 161

heita im Sinne von Offenbarkeit des Seienden als Seienden mit- lassenden Verdinglichung von Tieren in Legebatterien und For-schwingt, kann er sagen: »Im Grunde [...] hat das Tier keine Wahr- schungslaboratorien, aber sie entbehren doch des Maßstabs nicht,nehmung.« (376) Die Wahrnehmung des Tieres ist nichts grundsütz- der, jenseits behördlicher Bestimmungen wie der postcartesischenlich anderes als seine uhrigen organischen Funktionen: »Es ist nicht Definition des Tieres als res extensa, aus der alltäglichen, vor-so, daß die Herztütigkeit heim Tier ein anderer Vorgang wäre als das ontologischen Wesenserfassung der animalitas erwuchst und an demGreifen und Sehen, das eine analog wie beim Menschen und das sie gemessen werden können. Tiere sind, trotz der nivellierendenandere analog einem chemischen Vorgang« (348). Vorstellung einer Totalität des ausnahmslos gegenständlichen Seien-

All diese Funktionen mitsamt den übrigen sind aufeinander bezo- den ohne wesenhafte Unterschiede, »nichts für uns Vorhandenes«gen in einer Triehganzheit, die die Einzeltriebe durchwaltet und in (402*).der diese sich ablusen und einander zutreiben: Der Blütensuchtrich Der Umgang mit Tieren vollzieht sich andererseits aber auch aufder Bienen wird gehemmt, wenn eine Blüte gefunden ist, und abge- der Basis irriger Vorannahmen, die ihren Ursprung letztlich in derlust durch den Saugtrieb, dieser schliel31ich, nach der Suttigungshem- Verkennung der menschlichen Weltverfassung, im unschuldigenmung, umgesteuert in den Trieb zur Rückkehr in den Stock (353L »Realismus« der inexpliziten Ontologie des Alltags und des »natürli-Zugehorig ist den einzelnen Trichen eine je bestimmte Reizharkeit, chen Bewußtseins« haben: zu denken ist besonders an die Vorstel-eine Irritabilität im bezug auf den spezifischen »Auslöser« der nt- lung, das Tier nehme, weil »in dieselbe Welt versetzt« wie derhemmune«. derer sie bedürfen, »um ein Treiben zu werden« (370L Mensch, das umgebende Seiende in vergleichbarer Weise wahr, wenn -

Auf den Auslöser, den möglichen Reiz, sind die Triebe, ist die nur auch seine Sinnesorgane mit denen des Menschen vergleichbarTriehganzheit des Organismus ausgerichtetc als auf etwas, das de sind. »[...] Alles Seiende, was uns in der gekennzeichneten Unter-Tier nicht ist. (Heidegger spricht, in Abgrenzung von der menschli schiedslosigkeit (seiner Wesensverfassung zuglinglich ist, nehmenchen Selbstheit, terminologisch vom »Eigentum« des Tieres (340) wir in der Alltüglichkeit auch zugleich für den Bereich, in dem sichder Triehaus10ser, so könnte man sagen, gehört zum Leben des auch die Tiere aufhalten, wozu auch sie Beziehungen haben. WirTieres, aber er ist ihm nicht »zu eigen«.) Was Heidegger heiin meinen dann, daß eben die einzelnen Tiere und Tierarten an dieses anMenschen aufgezeigt hat, gilt für Tiere (und Pflanzen) per analogiam sich vorhandene Seiende und für alle und in eins damit für alle

Kein I.ebewesen endet an den Grenzen seiner Leibesoberfliiche Menschen in gleicher Weise Vorhandene sich in verschiedener Weisediese ist nicht die Grenze des Lebewesens.«m anpassen [...|.« (402) Solche Vorannahmen kann die Ethologie

Um es zu wiederholen: All diese Uberlegungen, hier in ilußerstel immerhin korrigieren, auch wenn sie die »Umringe« (401) der einzel-Verkürzung referiert, kunnen a priori keine Evidenz erreichen. tlie nen Tierarten: dasjenige was, statt der Totalität des Seienden, tat-der (möglichen) Evidenz in rehus humanioris vergleichbar wiire. In slichlich ihren je spezifischen Lebensbereich ausmacht, sowie dasihnen sind grundlegende Anschauungen und Vorstellungen ausycar Incinandergreifen dieser Umringe nicht »von innen« her beschreibenheitet, unter denen das Animalische dem Menschen erscheint, kann.Vorstellungen freilich, die nicht willkürlich sich gebildet haben Soweit Möglichkeiten und Grenzen einer Wesensbestimmung dessondern im menschlichen l/mgang mit Tieren verwurzelt sind. animalischen Lebens. Bezeichnend, dal3 Heidegger vorsichtig nur

Dieser Umgang mit den Tieren hat zwar eine ganze 13andbreite WH formulieren kann: »Wir haben kein Anreichen dafiir, dal3 das TierMöglich- und Wirklichkeiten. vom Sein-lassen his zur kral3 niclu sein irgendwie zu Sciendem als solchem sich verhiilt oder auch nur sich

verhalten könnte.« (368*) Heidegger sagt nicht, was als ein solchesAnzeichen gelten könnte, zu denken wäre aber, bezüglich etwa des

I s ist oiTensichtlich, cla13 auch die Herogenheit des Organismus noch a animalischen »Selbst«. an die Konfrontation des Tieres mit seinemkehriger Perspektive eedacht ist. IIcidegger hiitte den Primat der Enthemnio Spiegelbild. Da zeigt sich, dal3etwa für den Schimpansen das Spiegel-Dhirch den Trichausluser) ror elem Ireiben des Organismus spliter pt

bild em gleichgültiges Etwas ist wie anderes auch, meht als alter egoche uso betont w ie den I rimal des Anspruchs des Seins vor der Entsprechung 4erkannt wird. (Jacques Lacan hat am Unterschied zwischen dem

(iA ss 304 frühkindlichen Verhalten gegenüber dem Spiegelbild und dem besag-

162 IL Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheorie 163

ten uffischen seine Theorie über Das Spiegelstadium als ßildner der Umgebende, menschliches Handeln ist aber nicht triebhaft-unfrei,Ichfunktion!" aufgezogen.) Zumindest: »Wir haben kein Anzeichen sondern durch das Bestehen verschiedener Möglichkeiten charakteri-dafür«, wie wir - aber doch mit Einschränkung des Vorbehalts - siert, die Wahl und Entscheidung notwendig machen. Der Mensch ist

wiederum sagen sollten. Identitut, das Selbst, müßte jedenfalls für das in seinem Verhalten schon gar nicht »getrieben« gleich angetrichenTier fundamental anderes »sein«,2" wenn es in dieser Weise auf sein von einem körpereigenen Motor quasi (das ist, nach HeideggersSpiegelhild (nicht) reagiert. Begriff, auch das Tier nicht), er ist eher »angezogen«,24 riärilich von

Das Spiegelexperiment legt dann auch Vorsicht bei der Beurteilung solchem, das er selbst nicht ist, das letztlich überhaupt kein Seiendesder Objekt-, der Fremderfahrung nahe, Vorsicht bei der Beurteilung ist und auf dessen Anspruch die Aktion und Bewegung immer erst

des »Wiedererkennens«, das sich »von außen«, vom Menschen aus antwortet.feststellen läßt wie die Reaktion des Tieres auf seinen Namen.Überlegungen zum Sprachvermögen können sich anschließen. Spra-

che ist beim Menschen mit dieser Möglichkeit, die wir dem Tier nicht 2. Freudattestieren, untrennbar verbunden: anderes als gegenüberstehend zu

erfahren, im Horizont des Etwas als etwas und damit eines An- Wenden wir uns der Freudschen Triebtheorie zu; vor dem Hinter-spruchs, der die Entsprechung, die Antwort in Gestalt des Namens grund der Heideggerschen und der umrißhaften Gegenüberstellungfordert, welcher dem Seienden den Stempel des (Wiedererkennbar- von menschlicher und tierischer Erfahrung werden ihre Grenzenkeit verbürgenden) Wesensbegriffes aufdrückt, dem er selbst sich ohne weitere eingehende Erläuterungen deutlich werden.verdankt., »Der Mensch hat das Wort in dem Sinne, daß es beimMenschen und, soweit wir wissen, nur beim Menschen steht, von

dem, wozu er sich verhält, angesprochen zu werden und diesem 2.1 Der TriebbegriffAnspruch im Sagen zu entgegnen, so daß überall alles, was zum

Vorschein kommt, allsogleich auch schon ins Wort gekommen, wenn Die erste Bestimmung, die Freud mit dem Triehbegriff vornimmt,gleich nicht jedesmal ausgesprochen ist.«E Die Kluft zwischen diesa bezieht sich auf den Dualismus von Innen und Außen. Die frühesteSprachkompetenz und der animalischen dürfte so groß sein wie dic Erfahrung des Triebhaften ergibt sich, so Freud, mit dem Ursprungzwischen den jeweiligen Gesamtheiten der Redeformen: sie ist kaum des Dualismus in der ontogenetischen Entwicklung:zu überschützen, so scheint es, auch wenn man die erstaunlichen »Stellen wir uns auf den Standpunkt eines fast völlig hilflosen, in

(oder erstaunlich bescheidenen'!) Lernerfolge etwa von Menschenal der Welt noch unorientierten Lebewesens, welches Reize in seinerfen im Umgang mit Symbolen in Betracht zieht. Nervensubstanz auffängt. Dies Wesen wird sehr bald in die Lage

kommen, eine erste Unterscheidung zu machen und eine erste Orien-Die Abhebung der menschlichen Existenz von dem, was wir a tierung zu gewinnen. Es wird einerseits Reize verspüren, denen es

animalisches Leben unscharf umgrenzen können, hat es als unma sich durch eine Muskelaktion (Flucht) entziehen kann, diese Reizelich erwiesen, jene im Horizont von Triebbegriffendarzustellen. Do rechnet es zu einer Außenwelt: anderseits aber auch noch Reize.Offenbarkeit einer Welt für den Menschen hat zwar ein entferntcs gegen welche eine solche Aktion nutzlos hicibt, die trotzdem ihrenAnalogon in der Offenheit des tierischen »Organismus«E für das ihn konstant drängenden Charakter behalten; diese Reize sind das Kenn-

reichen einer Innenwelt, der ßeweis für Triehbedürfnisse. Die wahr-

nehmende Substanz des Lebewesens wird so an der WirksamkeitSiehe Schriften I, 61-70. ihrer Muskeltätigkeit einen Anhaltspunkt gewonnen haben, um einVgL Heideggers Anniiherungsversuch GA 65. 276f. Außen< von einem >Innen< zu scheiden.« (82f.*)

r wachlichkeit des Tieres vgL GA 39, 75 und ZS I14. Wir brauchen nicht daran Anstoß zu nehmen, daß Freud nicht

u Heideggers spliterer Kritik an diesem »rcin neuzeitliche|n], mechanivhtechnische|nj« Hegriff vgl. Wm 253 und GA 65, 155.

" Vgl. ZS 218.

164 R. Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheorie 165

spezifiziert, welche Art Lebewesen -ob Mensch oder Tier-er meint;gen wie »unbewußte Vorstellungen«, »unbewußte Gefühle«, »unbe-

ohne Zweifel den Menschen, ohne Zweifel aber würde Freud diewußte Schmerzen« und »Empfindungen«= erwarten könnte. Das

Geltung seines Ursprungsmythos auch für das Tier beanspruchen: starke Licht ist aber kein physiologischer Reiz, weil es Reiz »für das

»Die bisherige Entwicklung des Menschen scheint mir keiner anderenPsychische« ist -eine anfechtbare Behauptung, da es ja gerade nicht

Erklärung zu bedürfen als die der Tiere«-dieser Satz aus Jenseits des

zu dem kommt, was Freud als psychische Wahrnehmung (vgl. den

Lustprinzips.3 der im Kontext von Überlegungen steht, in denen esTerminus der »psychischen Sinnesorgane«3) begreift. Nein, das

um die Gründe für die biologische Entwicklung des Menschen über starke Licht ist ein Beispiel gerade für die physiologischen Reize, auf

haupt und um die (von Freud zurückgewiesene) Annahme einesdie der Organismus, wie gehört, so reagiert, daß er »die gereizte

»Triebes zur Vervollkommnung« geht, dürfte emblematisch dafür Substanz der Einwirkung des Reizes entzieht«, bzw.: auch die »phy-

sein, daf3 Freud einen Wesensunterschied zwischen Mensch und Tier,siologischen« Reize nach Freuds Beschreibung sind Reize »für das

zwischen den Grundbestimmungen ihres Seins, nicht sieht., Psychische«. (Natürlich ist nicht erst Freuds Zuordnung, sondern

Das erste und das zweite Priidikat des Triehbegriffsaber finden sicli schon die Alternative physiologisch - psychisch abwegig: was physio-

in dem folgenden Satz: »Der Triebreiz stammt nicht aus der Aul3en-logisch feststellbar ist, hat in vielen Fiillen ein psychisches Ac¡uivalent

welt, sondern aus dem Innern des Organismus selbst.« (82) Der Trich und umgekehrt.)

ist ein - oder reagiert auf einen - Reiz. und er stammt aus dem

Körperinnern. Ob aber physisch oder psychisch: Reize von der Art des starkenLichteinfalls sind keine Triebreize, wie dic »Austrocknung der

Schlundschleimhaut j. . .]oder die Anutzung der Magenschleimhaut«Freud unterscheidet, wie gesehen, ilul3ere und mnere Reize, er

klassifiziert die nul3eren aber noch weiter in »physiologische« unit es sind - »jvjorausgesetzt nämlich, dal3 diese inneren Vorgunge die

solche, »die sich den physiologischen Reizen weit ähnlicher bench-organischen Grundlagen der Bedürfnisse Durst und Hunger sind«

men« (82) als den inneren. Der physiologische Reiz wird nach deni(82). Diese sind innere, jene aber uußere Reize - eine Unterschei-

Reflexschema« sogleich wieder »nach außen abgeführt«, durch eine clung, die man besser durch die von konstitutionellen und kontingen-

»Aktion«, die »die gercizte Substanz der Einwirkung des Reizes ten Reizen ersetzt, sofern nicht auch die »kontingenten« Reize im

entzieht, aus dem Bereich der Reizwirkung entrückt« (82). Rahmen von Regelhaftigkeitsvorstellungen interpretiert werden

Als Beispiel für einen der ebenfalls nußeren, aber nicht physioloei niüssen: so wie die Triebganzheit auf die Suclie nac/r bestimniten

schen, sondern diesen nur ¿ihnlichen Reize führt Freud ein starkes (Jbjekten angelegt ist, so ist sie es auf die Flucht vor anderen: beiderlei

Licht an, das »auf das Auge fullt«. Dieses Licht ist Reir wohl, weil esTriebenthemmung ist sinnvoll, gehört zur Konstitution des Lebewe-

. sens.2" - Und beiderlei Reize, die »iiußeren« wie die »inneren«,

stark, schmerzlutft, überhaupt spürbar ist - die normale Innervationdes Organs, die zur visuellen Wahrnehmung führt, begreift Fretal wiiren, das ist damit gesagt, gegen Freud als Triebreize zu interpretic-

otTenhar nicht als reizhaft, etwa als »unbewußten Reiz« (visuell ren.

. . Die Unterscheidung von liußeren und inneren Reizen wirft imbewußt. taktil unhewul3t). wie man als Analogie zu Begnftspracun .

nachhinem die Frage auf, wie Heidegger es in diesem Punkte hiilt.Eine Formulierung wie die von der »Herogenheit des Rei:haren jdes

Ili ast Triebsj auf das, was reizen kann« (373) macht vorab klar, und" Es ist aulschlußreich, was Freud aus der Sicht der zweiten Topik zum Verhnlin' eindeutiger als der Freudsche Begriff des »Triebreizes«, dal3 Trich

von Mensch und Tier sagt: I)ics allgemeine Schema eines psychischen Appaid

tes wird man auch für die höheren, dem Menschen seelisch Shnlichenj!] Tico

gelten lassen. I in Cherich ist überall dort anzunehmen, wo es wie beinII 473 - Ill 136f. - Ill 291.

Menschen eine lungere Zeit kindlicher Abhängigkeit gegeben hat. I me SchII 584

dung von leh und I.s ist unvermeidlich anzunehmen.« (GW XVII 69) YgL 10licidegger interpretiert das animalische »Sein-zum« Triebausloser sogar als m

305: -1)ie I)ilTerentierung von Ich und Es müssen wir nicht nur den primita .beiden Fullen identisches: das »Benehmen« sei ein »Hescitigen« (363), und me

Menschen, sondern noch viel emfacheren Lebewesen zuerkennen, da sie d .

als Verweilen-bei zu begreifen, auch wo es diesen Anschein hat.notwendge Ausdruck des Einflusses der Außenwelt ist.

166 IL Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheorie 167

und Reiz nicht identisch sind. Wenn Freud den Trieb - nicht den Ein äußerer Reiz kann also nicht Triebreiz sein:-gilt das auch für das

Triebreiz - vom äußeren Reir folgendermaßen abgrenzt: »Der Trieb Trieb-»Objekt«, etwa den Geschlechtspartner, dessen Anblick das

[. . .j wirkt nic wie eine momentane Stoßkraft, sondern immer wie eine Begehren oft erst weckt? Nun, ein visuelles Objekt würde Freud, wie

konstante Kraft« (82), dann entsteht der Verdacht, daß mit dem schon vermutet, wohl überhaupt nicht als Reiz bezeichnen; Freud»Trieb« der innere Reiz, d. h. der Triebreiz gemeint sei.'" versteht den Reiz letztlich weder als im strengen Sinne physiologi-

Erwecken aber Heideggers Formulierungen, auch Termini wie der sches Phänomen - dann wäre ja auch die visuelle Innervation Reiz -des »Umrings«, nicht den Eindruck, der Philosoph kenne nur äußere noch als rein psychisches-dann wäre es (ungeachtet der »Unbewußt-Reize? Und ist das Bestehen innerer Reize - etwa eines schmerzen- heit« des Physiologischen) jedes visuelle Objekt. Der Anblick des

den Gallensteins - nicht unbestreitbar? (Gegen Freuds Beispiele für Geschlechtspartners ist also kein Reiz für den Organismus -nur was

den inneren Reiz - die ausgetrocknete Schlund-, die angeätzte Ma- auch physisch erfahrbar ist, als gleichsam »taktile« Innervation,kann

genschleimhaut - ließe sich einwenden, daß sie, wie die äußeren Reiz sein: Freud hätte sonst nicht den Einfall überstarken Lichts ins

Reize, solche der Körperoberfläche sind.) Nun, für Heidegger steht Auge als Beispiel für den äußeren Reiz für das Psychische gewählt.

der Begriff des Reizes - wie der des Triebes und auch des Organismus Der Anblick ist aber schon gar nicht Triebreiz, denn dann müßte er

- wohl nicht im Zusammenhang von »Körper«-Vorstellungen. Der innerer Reiz sein; die Unsinnigkeit, die fundamentalen menschlichen

Reiz ist eine Kategorie der Leiblichkeit, diesseits (oder jenseits) des Phänomene mit Hilfe des Reiz- und des Triebbegriffszu interpretie-Dualismus von Körperinnerem und -uuf3erem. Ein Reiz als solcher ist ren, wird hier schlagend deutlich.der somatischen Vergegenständlichung nicht zugunglich; Heidegger Daf3 das Triebobjektnicht Triebreiz, Triebauslöser ist, dies muí3 fürweist die mechanistische, dabei privativeInterpretationdes Reizes in Freud nur deshalb kein Skandalon sein, weil es sich mit der bewul3t-

der Biologie - »Hei mechanischem Druck und Stol3 ist immer zugleich seinsphilosophischen Zwei-Welten-Theorieund dem Dualismus von

Gegendruck und Gegenstol3: dagegen erleidet der Reiz vom Gereiz- Innen und Auf3en verträgt. Nach Freud ist etwa der Geschlechtspart-

ten nicht die entsprechende Gegenwirkung.« (373) - wohl in diesem ner nicht unmittelbar das, was er ist: der ansprechende, »sollizitie-

Sinne zurück. Der schmerzende Gallenstein dürfte also auch für rende«, der begehrte, -sondern er ist gleichgültiges Objekt, das, um

Heidegger »Reiz« sein, ein Reiz, der den Trieb zur Regeneration des Triebobjekt zu werden, erst »von innen her« durch Triebenergie

Organs - auch dies ein Trieb - auslust. »besetzt« werden muß. Der subjektivistische Ansatz steht hier einmal

mehr der angemessenen Auslegung im Wege: Freud geht aus von

Es ist längst schon das Stichwort für eine weitere Priidikation des einer in sich abgeschlossenen Einheit des Individuum-Subjekts, das

Triebbegriffes gefallen: Jeder Triebreiz ist psychischer Reiz (vgl. die nachträglich erst Kontakt zur »Außenwelt« aufnimmt, nicht aber

Definitionen am Heginn des Kapitels), ohne daß, wie gesehen, jeder konstitutionell immer schon auf solches, was es nicht ist, sich bezieht.psychische Reiz nach Freud auch 7richreiz wäre. Der Triebreiz ist Freud sieht weder das Immer-schon-sein in einer Welt, das das

stets innerer, der psychische Reiz kann auch äußerer Reiz sein. menschliche Dasein charakterisiert, noch auch nur die auf »Enthem-

Fassen wir Freuds Triebbegriffschon einmal zusammen: Der Trich mung« immer schon ausgerichtete Gehemmtheit des animalischen

ist ein Rei: für das Psvchische, der aus dem Innern des Organismus Organismus, der Triebganzheit. Über das »Objekt des Triebes« sagt

stammt. Ereud:»Es ist das variabelste am Triche, nicht ursprünglich init ihrn

verknüpft, sondern ihm nur infolge seiner Eignung zur Ermöglichung

" Vgl. SP: Die im Innern des Organismus entstehenden Triel>reire sind durchdiesen Mechanismus [des Sichentziehens durch Muskelhewegungen] nicht /u 3 Oder doch nur umgangssprachlich und in Anführungszeichen: »|.. .| die Augen

erledigen. l. . .| Wir dürfen also wohl schließen, daßsie, die Biel>e, und nicht die nehmen nicht nur die für die Lebenserhaltung wichtigen Veränderungen der

außeren Reize, die eigentlichen Motoren der Eartschritte sind, welche das * Außenwelt wahr, sondern auch die Eigenschaften der Ohjekte, durch welche

unendlich leistungsfühige Nervensystem auf seine gegenwärtige Entwicklunp diese zu Objekten der Liebeswahl erhoben werden, ihre 2Reizes.« (VI 210f.)

hühe gebracht haben. Vgl. III 98f.

168 IL Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheorie 169

der Befriedigung zugeortinet. Es ist nicht notwendig ein fremder logie nicht mehr an; obwohl die Herkunft aus der somatischen Quelle

Gegenstand, sondern ebensowohl ein Teil des eigenen Körpers.« das schlechtweg Entscheidende für den Trieb ist, wird er uns im See-

(86*) lenleben doch nicht anders als durch seine Ziele bekannt \!].«" (86)

Das Objekt ist sicher in seinem kontingenten ßestehen mit dem Freud kommt dem, was tatsächlich als Quelle des Triebes namhaft

Trieb nicht ursprünglich verknüpft - Mensch oder Tier treten nicht zu machen wäre, in einem anderen Begriff näher, in den das Wort

mit der Folgenotwendigkeit ins Leben, daß es bestimmtes, konkret ebenfalls eingegangen ist: im Begriffder »Lustquellen«, die Freud mit

individuelles Sciendes außerdem noch geben müsse, das ihm als den Objekten identifiziert (100). Vgl. den Sprachgebrauch in der

Objekt dienen könne-,

aber der Trieb ist a priori auf eine Klasse folgenden Passage: »Nach der Ablösung der rein narzißtischen Stufe

möglicher Objekte ausgerichtet, die durch ihre »Eignung zur Ermög- durch die Objektstufe bedeuten Lust und Unlust Relationen des Ichs

lichung der Befriedigung« charakterisiert sind. Der Trieb ist also zum Objekt. Wenn das Objekt die Quelle der Lustempfindungen

ontisch zwar nicht mit konkreten Objekten ursprünglich verknüpft. wird, so stellt sich eine motorische Tendenz heraus, welche dasselbe

wohl aber mit jener bestimmten Klasse von Objekten, und vor allem: dem Ich anniihern, ins Ich einverleiben will; wir sprechen dann auch

ontologisch mit Objekten überhaupt. von der >Anziehung<, die das lustspendende Objekt ausübt, und sagen,

Irreführenti auch der niichste Satz im Zitat, bei dem wohl an die daß wir das Objekt >lieben<.« (99*)

Masturbation zu denken ist. Die Psychoanalyse schleppt die Interpre-tation tier einschliigigen Phiinomene unter dem Begriffdes »Autocro-tismus« mit sich herum - doch auch die Masturbation ist, wenngleich 2.2 Die Triebtheorie - ein dunkles Kapitel

nur in der Phantasie (d. h. aber dennoch: real), auf ein fremdes

Objekt bezogen. Der »Teil des eigenen Körpers« ist mitnichten dieses Wir haben hauptsiichlich den Sexualtrieb als Paradigma des Triebhaf-Objekt, wie Freud behauptet (95), diese Liebe ist keine Selbstliche: ten genommen. Es soll daher nun die Frage beantwortet werden:

mit Narzil3mus hat das nichts zu tun." Welche Einzeltriebe setzt Freud an, und wie klassifiziert er sie?

Freud konstatiert, daß der Annahme beliebig vieler Triebe nichts

Der Triehanspruch ineins mit dem klar oder unklar imaginierten oder entgegensteht -etwa der Annahme eines Spiel-, eines Destruktions-

auch real wahrgenommenen Objekt, genauer: der Triebanspruch ab eines Geselligkeitstriebes (87), fordert dann aber, diese Einzeltriche

dies Objekt in seinem Objektsein (der Anspruch ist kein Sciendest nach Möglichkeit auf einige wenige »Urtriebe« zurückzuführen. (Der

wäre auch als tiie »Ouelle«, der Ursprung des Triebes ocier Treibens. Destruktionstrieb wird später, in Jenseits des Lustprinzips, als ein

der Triehhantilung zu begreifen. Was Freud dagegen als »Ouelle des solcher Urtrieb agnosziert werden. )

Triebes« bezeichnet, ist nur ein biologisches Redukt, eine somatische Freud schlügt für diese Triebe auch eine Klassifikation vor, den

»Möglichkeitsbedingung« ties Trichlebens: »Unter der Quelle des Dualismus von »Ich- oder Selbsterhaltungstrichen« cinerseits unti

Triebes versteht man jenen somatischen Vorgang in einem Organ ot1er »Sexualtrieben« andererseits (87).* Er benennt einen »Anlal3« für

Körperteil, dessen Reiz im Seelenleben durch den Trieb reprüsentiert

ist. Es ist unbekannt, ob dieser Vorgang regelmuf3ig chemischer Natur Das »Zie!« des Triches ist nicht mit seinem »Objekt« zu verwechseln: es ist

ist oder auch tier Entbintiung anderer, z. B. mechanischer Krüfic »allemal die Befriedigung, die nur durch Aufhebung des Reizzustandes an der

entsprechen kann. Das Studium der Triebquellen gehört der Psveho Triebyuelle erreicht werden kann« (86), - Siittigung heispielsweise. Entschei-

dend ist aber, daß Freud wieder cinnull von einer psychischen (vermeintlichen)Repriisentanz auf das Bestehen eines somatischen Äquivalents - hier den Trich- zu schließen bereit ist und aufgrund dieser Operation den Begriff selbst für

" Sofern sich Freud auf die »friihen Sexualtriebe« (95*), auf den »Anfant d hinreichend legitimiert hiilt.

Seelenlebens« (97*) bezieht, wiire zu fragen, inwieweit in dieser Phase, die 00 Siehe Kap. B Ill.keine dezidierten Objektvorsteltungen kennt, schon ein Selbst sich konstituw Seit Jenseits des I usiprinzips ersetzt durch den Dualismus von »libidinnsen (Ich-

haben kann, das den Begriff »autocrotisch« gerechtfertigt erscheinen liel3e und Objekt-)Trieben und anderen, die im Ich zu statuieren und vielleicht in den

Eine Frage, die sich vielleicht auch im Hinblick auf den reiferen »Nartil3mti' Destruktionstrieben aufzuzeigen sind«, bzw. von I ebenstrieben (I ros) und

stellt. Todestrieben (Ill 269, vgl. 307).

170 IL Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik IL Die Triebtheorie 171

diese Aufstellung, begründet sie mit der bloßen Faktizität des Ent- hörig für die subtilsten Implikationen von Sprechen und Handeln zuwicklungsganges der psychoanalytischen Wissenschaft, und scheint sein, ist aber bezüglich der Grundkategorien des eigenen Wissens andas Forschungsergebnis auch sonst nicht stark libidinös zu besetzen: ihnen desinteressiert.)»Der Anlaß zu dieser Aufstellung hat sich aus der Entwicklungsge- Freud hat die Triebtheorie als »das dunkelste Element der psycho-schichte der Psychoanalyse ergeben, welche die Psychoneurosen, und logischen Forschung« bezeichnet? und es ist kein Zufall, daß erzwar die als >Ubertragungsneurosen< zu bezeichnende Gruppe dersel- gerade den grundlegenden Aufsatz über Triebe und Triebschicksaleben (Hysterie und Zwangsneurose), zum ersten Objekt nahm und an mit einer wissenschaftstheoretischen reservatio im Sinne des Refe-ihnen zur Einsicht gelangte, daß ein Konflikt zwischen den Ansprü- rierten beginnt. Damit ist aber der Grund für das Dunkel der Trieb-chen der Sexualität und denen des Ichs an der Wurzel jeder solchen theorie noch nicht ausgesprochen. Auch wenn Freud gleich eingangsAffektion zu finden sei. Es ist immerhin möglich, daß ein eindringen- des genannten Aufsatzes die Unverzichtbarkeit des Triebbegriffsfürdes Studium der anderen neurotischen Affektionen (vor allem der die Psychologie betont (89): es hat manchmal den Anschein, alsnarzißtischen Psychoneurosen: der Schizophrenien) zu einer Abun- zweifelte er daran. »Dieser Aufstellung« - dem Dualismus von Ich-derung dieser Formel und somit zu einer anderen Gruppierung der oder Selbsterhaltungstrieben und Sexualtrieben -, so Freud etwa,Urtriebe nötigen wird.« (87f.) »kommt aber nicht die Bedeutung einer notwendigen Voraussetzung

Freuds metapsychologische Vorsicht, die sich als szientistisch-em- zu, wie z. B. der Annahme über die biologische Tendenz'" des sceli-piristische Tugend geriert, ist bekannt. Der Philosophie, so wie er sie schen Apparates« - während die psychologische Klassifikation sonstversteht, der »spekulativen« Ansetzung oberster Begriffe, der eine durchaus ihre, wie immer auch vorläufige, tragende Bedeutung hat,bloße »Deduktion« der niederen und der Erscheinungswelt folge. sogar ohne die biologische Grundlegung, die Freud von der Zukunftsetzt Freud die Beschreihung der Phänomene entgegen, aus denen erwartet (84). Die Aufstellung »ist eine bloße Hilfskonstruktion, diedann erst die obersten Begriffe »induziert« werden, die immer »pro nicht länger festgehalten werden soll, als sie sich nützlich erweist, undhiematisch« bleiben und aufgrund neuer empirischer Erkenntnisse deren Ersetzung durch eine andere an den Ergebnissen unserer he-auch wieder verworfenund durch andere ersetzt werden können. schreibenden und ordnenden Arbeit wenig ¿índern n'ird[!!« (87*).Freud weiß nun zwar, daß man schon bei der Beschreibung »es nicht »Es ist mir überhaupt zweifelhaft, ob es möglich sein wird, auf Grundvermeiden kannj, gewisse abstrakte Ideen auf das Material anzuwen der Bearbeitung des psychologischen Materials entscheidende Winkeden, die man irgendwoher, gewiß nicht aus der neuen Erfahrung zur Scheidung und Klassifizierung der Triebe zu gewinnen. Es er-allein, herheiholt« (81), er scheint aber kaum gesehen zu haben, daß scheint vielmehr notwendig, zum Zwecke dieser Bearbeitung be-empirische Erkenntnis und philosophische Auslegung in einem her- stimmte Annahmen über das Trichleben an das Material heranzu-meneutischen Zirkel miteinander verhunden sind, daß also nicht nur hringen, und es wäre wünschenswert, daß man diese Annahmendie neu erschlossene Empirie eine Re-Interpretationder philosophi- einem anderen Gebiete entnehmen könnte, um sie auf die Psycholo-schen Grundlagen notwendig machen kann, sondern daß diese dann gie zu übertragen.« (88) Ein unverständlicher, konfuser Zweifel,auch die Empirie in anderem Licht erscheinen lassen. Die Begriffe wenn der Trieb wenige Seiten zuvor noch als psychisches Phiinomen,haben ein sprachliches Eigenleben, das sich vor allem dort (verdek- als »psychischer Repräsentant der aus dem Körperinnernstammen-kend) geltend macht, wo die Phiinomene nur gleichsam durch sic den, in die Seele gelangenden Reize« (85) definiert worden ist. "

hindurch im Blick sind. Freuds Metapsychologie aber bekundet einebegriffliche Nonchalance, die wohl auf diesen Mangel an Problembe lil 244; vgL 1 529: »DieTrieblehre ist sozusagen unsere Mythologie. Die Triebewußtsein zurückgeführt werden kann, eine Nonchalance, die auch f sind mythische Wesen, großartig in ihrer Unbestimmtheit.«die immer noch verbreitete philosophische Genügsamkeit unter Ps Das Nervensystem ist ein Apparat, dem die Funktion crteilt ist, die ankmgen-choanalytikern dürfte mitverantwortlich sein. (Man hat gelernt, hel den Reize wieder zu bescitigen, auf möglichst niedriges Niveau herabzusetzen,

oder der, wenn es nur möglich wäre, sich überhaupt reizlos crhalten wollte.«

Wie willkürlich, wie tendenziös diese Definition ist, zeigt das ein Jahr zuvorSiehe etwa ll! 44l. formulierte ausdrückliche Zugeständnis, »daß die Annahme gesonderter Ich-

172 IL Freuds Metapsychologie. Vim der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheoric

Die Sexualtriebe glaubt Freud »einigermaßen befriedigend« er- weiß, hat Freud schließlich zu einer Neufestlegung des Triebbegriffsforscht - deshalb u. a., weil ihnen von Beginn an und fast ausschließ (schon in seiner nächsten Schrift) veranlaßt. War der Trieb ursprüng-lich das Interesse der Psychoanalyse gegolten habe; es erscheint ihm lich der psychischen Komponente innerhalb der psychosomatischenaber »vermessen«, für die Erforschung der Ichtriebe »ähnlich gün' Einheit zugeordnet, so wird er nun ins somatische Dunkel verbannt,stige Bedingungen für die Beobachtung zu erwarten« (89). Diese von wo aus er sich nur mittelbar bekunden kann: »Ein Trieb kann nie

Einschützung mul3 erstaunen; sollte man nicht erwarten, daß gerade Objekt des Bewußtseins werden, nur die Vorstellung, die ihn reprü-das Ich am leichtesten, unmittelbar durch »Introspektion« sozusagen- sentiert. Er kann aber auch im Unbewußten nicht anders als durch die

zugunglich ist? Nun, das Ich ist nicht identisch mit der beobachtenden Vorstellung repräsentiert sein. Würde der Trieb sich nicht an eineInstanz des Bewul3tseins,* von dieser Seite also kein Einwand; Freud Vorstellung heften oder nicht als ein Affektzustand zum Vorscheinsagt darüberhinaus aber über das Bewul3tsein: »Da das Studium des kommen, so könnten wir nichts von ihm wissen.«*

Trichlebens vom Bewul3tsein her kaum übersteigbare Schwierigkei-ten bietet, bleibt die psychoanalytische Erforschung der Seelenstu-rungen die Haupt4uelle unserer Kenntnis.« (89) Das Bewul3tsein 2.3 Liebe und Haf3

weil3 offenbarnichts von einem Triehleben, es bedarf der Manifesta-tionen des Unbewußten, der »Seelenstörungen«, die »unbewuf3t" Daf3 die menschliche Erfahrung nicht in Triebbegriffenzu beschrei-insofern sind, als ihre Bewußtmachung mit ihrem Verschwinden ben ist, liißt sich besonders deutlich am Dualismus von Liebe und Haßgleichbedeutend wäre. Anders formuliert: die Manifestationen des aufzeigen, der die Affektivität seit »dem Eintreten des Objekts in die

Unhewul3ten sind Phiinomene, die als solche natürlich irgendwie Stufe des primären Narzif3mus« (98) mitbestimmt. Freud kommt der

»bewuf3t« sind, die es aber nicht sind in ihrem eigentlichen Sinn Einsicht in die Unzuständigkeit des Triebbegriffsein weiteres Maldessen Bewuf3twerdung würde das Verschwinden der Symptome sehr nahe, um dann aber aus der ursprünglichen Fragerichtung abzu-bedeuten. (Von den Sexualtrieben sagt Freud in diesem Sinne: »Ein hiegen und den Begriff mit einem gewagten Manöver zu rehabilitic-Anteil von ihnen bleibt den Ichtrieben zeitlebens gesellt und stattet

diese mit libidinüsen Komponenten aus, welche während der normaren.reud

setzt ein bei der »Ablösung der rein narzil3tischen StufelenFunktionleichtübersehenmulerstdurchdieErkrankungklargelc<,'t durch die Objektstufe« (99). Lust und Unlust, die auf der reinwerden.« (89) - »Klargelegt« wohlgemerkt als überhaupt beste narzil3tischen Stufe bloße Empfindungen waren, sind nun »Relatio-hende, vorerst aber noch »unbewul3te«, in ihrem Sinn dem Kranken nen des Ichs zum Objekt«. Mit dieser Entwicklung ist aber auch einnicht bewul3te.) Die Analyse der Seelenstörungen mündet also Wandel des Seinscharakters dieser »Affekte« verbunden, was sich fürschliel31ich in ein 13ewußt-scin: in eines, das nun doch, auf dieseni

i reud im Wechsel des Sprachspiels ausdrückt: »Wenn das Objekt die

Wege, Kenntnis vom Trichleben erlangt hiitte? Ich glaube nicht, dal Ouelle von Lustempfindungen wird, so stellt sich eine motorische

Freud eine solche Trivialitiit - man müsse, um zu wissen, Unbewul3te' Tendenz heraus, welche dasselbe dem leh anniihern, ins Ich einverlei-hewul3tmachen - formulieren wollte. Wahrscheinlicher ist. dal3 er hen will; wir sprechen dann auch von der >Anziehung<, die das

glaubt, er könne sich in der Untersuchung mit dem folgenden zufrie- lustspendende Objekt ausübt, wrdsagen, dal3 wir das Objekt slichen<.

dengehen: die Analyse des Unhewul3ten berechtigt zu »Schlußfolge Umgekehrt, wenn das Objekt Quelle von Unlustempfindungen ist,

rungen«, die der Evidenz vor der Instanz des Bewußtseins und seiner bestreht sich eine Tendenz, die Distanz zwischen ihm und dem Ich zu

unmittelbaren Erfahrung entraten kunnen vergrößern, den ursprünglichen Fluchtversuch vor der reizausschik-

Die Tatsache, daß das Bewußtsein von einem Trichleben nicht' kenden Auf3enwelt an ihm zu wiederholen. Wir empfinden die >Ah-

stol3ung< des Objekts und hassen es: dieser Hal3 kann sich dann zur

und Sexualtriebe, also die I,ihidotheorie, zum wenigsten auf psychologischem Aggressionsneigung gegen das Objekt, zur Absicht, es zu vernichten.

Grunde ruht, wesentlich biologisch µestützt ist« (Ill 46). steigern.« (99*) Daf3 wir Lust und Unlust auf dieser Stufe der Erfah-" Vgl. Kap. 8 IV." olibidinnsen« im Original hervorgehoben. Ill 136.

174 ft Freuds Metapsychologie. Von der ersten zur zweiten Topik II. Die Triebtheorie 175

rung anders benennen, als »Liehe« und als »Haß«, ist das Indiz dafür (»so daß wir aufmerksam werden, die Beziehungen (Bezeichnungen]daß die Erfahrungen selbst sich veriindert haben. Der Dualismus von Liebe und Haß seien nicht für die Relationen der Triebe zu ihrenI ust und Unlust, den Freud der Triebebene, ja den neurophysiologi Objekten verwendbar, sondern für die Relation des Gesamt-Ichs zu

schen Prozessen zugeordnet hatte, ist der Objektstufe nicht mehr den Objekten reserviert«), so wird diese Frage inexplizit nun umge-gemiil3. deutet: der Dualismus von Liebe und Haß war gar nicht mit dem

Freud stellt nun auch explizit die Frage nach der Vereinbarkeit der Triehbegriffallgemein konfrontiert worden, sondern mit dem BegriffSprachspiele »Liebe und Haß« und »Trieblust und -unlust«, die ja des Sexualtriebs, so daß nun noch die Konfrontationmit dem Begriffimmer für die Frage steht, ob die Phtinomene des einen im Horizont des Selbsterhaltungstriebes aussteht. Der Triebbegrifftritt dem Dua-des anderen ausgelegt werden können. »Man könnte zur Not von lismus von Sexual- und Ichtrieb gegenüber gänzlich in den Hinter-einem Trich aussagen, daß er das Objekt >liebt<, nach dem er zu seiner grund.Befriedigung strebt. Daß ein Trich ein Objekt >haßt<, klingt uns aber Die Liebe wird im folgenden der Sexualität, der Haß der Icherhal-befremdend. so daß wir aufmerksam werden, die Beziehungene tung und darüberhinaus der Unlust allgemein zugeordnet (was uns,

Liebe und Haß seien nicht für die Relationen der Triebe zu ihren wie die notwendigen Differenzierungen,hier nicht zu beschäftigenObjekten verwendbar, sondern für die Relationen des Gesamt-Ichs braucht), vergessen aber bleibt fortan die Einsicht, daß Liebe undzu den Objekten reserviert.« (99) Haß grundsätzlich weder mit Sexual- noch mit lehtrieben etwas zu tun

Nun werden aber nicht alle Objektrelationen im Horizont von haben. Und der Sprachgebrauch wird jetzt nicht mehr, negativ,Liebe und Haß verstanden: »Von den Objekten, welche der Icherhal- herangezogen, um den Triehbegriff zurückzuweisen, sondern, posi-

tung dienen, sagt man nicht aus, daß man sie liebt, sondern betoni. tiv, um die beiden Triebklassen zu unterscheiden: »Das Wort >lieben<

dal3 man ihrer bedarf, und gibt etwa einem Zusatz von andersartiger rückt also immer mehr in die Sphäre der reinen Lustbeziehung des

Relation Ausdruck, indem man Worte gebraucht, die ein sehr abge- Ichs zum Objekt und fixiert sich schließlich an die Sexualobjekte imschwächtes Lieben andeuten, wie: gerne haben, gerne sehen, ange- engeren Sinne und an solche Objekte, welche die Bedürfnisse subli-nchm finden.« (99f.) Aber daß ein Trieb diese Objekte gern habe. mierter Sexualtriebe befriedigen. Die Scheidung der Ichtriebe von

gern sehe, angenehm finde, würde man, analog zum Fall der Sexua/- den Sexualtrieben, welche wir unserer Psychologie aufgedrüngt ha-

triche, wohl nicht sagen. hen, erweist sich so als konform mit dem Geiste unserer Sprache.«

Doch Freud ist -- unwissentlich - vorher schon abgebogen: »Die (100) - Diese Scheidung vielleicht, nicht aber der Triehbegriffselbst,Beobachtung des gewiß sinnvollen Sprachgebrauches zeigt uns aber möchte man in Erinnerung rufen.eine weitere Einschränkung« nicht der Geltung des Triebbegriffs. Der Triebbegriffwird nun sogar explizit rehabilitiert: ließ sich vomsondern »eine weitere Einschränkung in der Bedeutung von Liche Einzeltrieb nicht sagen, dal3 er sein Objekt »liebc«, so konstituiertund ifal3« (99). War es eben um die Vereinharkeit des TriehbegritTs sich das Phänomen wohl aus der Gesamtheit der Strebungen der

unspezifiziert des Begriffs der Sexual- sowohl als auch der Icherhal (sexuellen) Partialtriche: »Wenn wir nicht gewohnt sind zu sagen, der

tungstriche - mit dem Sprachychrauch von Liebe und Haß gegangen einzelne Sexualtrieb liebe sein Objekt, aber die adüguateste Verwen-dung des Wortes >lieben< in der Beziehung des Ichs zu seinem

-- - Sexualobjekt finden, so lehrt uns diese ßeobachtung, dal3 dessen" »In der ersten Auflage stand an dieser Stelle >Bezeichnungens, was einen Verwendharkeit in dieser Relation erst mit der Synthese aller Partial-

besseren Sinn zu ergeben scheint Anmerkung der Herausgeber. triche der Sexualität unter dem Primat der Genitalien und im DiensteVgl. 45f.: »Der Fall von 1.iehe und f laß erwirbt em besonderes Interesse durellden lJmstand, daß er der Einreihung in unsere Darstellung der Triebe widci der Fortpflanzungsfunktion beginnt.« (100*)

streht. Man kann an der innigsten Beziehung zwischen diesen beiden Gefühbygensätzen und dem Sexuallehen nicht zweifeln, muß sich aber natürlich dagevel

struuhen, das I.ieben etwa als einen besonderen Partialtrich der Sexualtiit ni

die anderen aufzufassen. Man möchte cher das I ichen als den Ausdruck u

ganzen Sexualstrehung ansehen, kommt aber auch damit nicht zurecht und we

nicht, wie man ein materielles Gegenteil dieser Strehung verstehen soll.-