peru : die godmine yancocha und das cona- projet · weitere informationen: seite 12 © e-tech...

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Seite 11 Weitere Informationen: www.overconsumption.eu © Walter Silvera for ASTM Peru 1: Die Goldmine Yanacocha und das Conga- Projekt e Panoramablick auf die Goldmine Yanacocha 1 Newmont Mining Corporation website www.newmont.com 2 National Institute of Statistics – Peruvian Government May 2014 www.inei.gob.pe © OpenStreetMap YANACOCHA Peru Ecuador © Jacob Holdt eGranja Porcón bei Cajamarca DIE GOLDMINE YANACOCHA Hoch in den Anden im Norden Perus und nur wenige Kilometer von der Regionalhauptstadt Cajamarca entfernt ist Minera Yanacocha, eine Tochtergesellschaft der Newmont Mining Corporation, angesiedelt, der größte Goldproduzent in Lateinamerika und der zweite in der Welt. Mit drei aktiven Tagebauen und mit Zyanid- Haldenauslaugungs-Technologie hat diese Mine seit der Eröffnung im Jahre 1993 mehr als 26 Mio. Unzen (etwa 730 Tonnen) Gold produziert 1 . Die Oberfläche der Mine ist größer als die der nahe gelegenen Stadt Cajamarca mit ihren 210.00 Einwohnern. DAS MINENPROJEKT CONGA Minas Conga, eine Erweiterung der Yanacocha- Goldmine, ist ein großes Gold- und Kupferbergbauprojekt. Geplant ist der Abbau von etwa 1.085.000 Tonnen Erzmineral und Gesteinsschutt aus zwei Tagebaugruben im Laufe von 19 Jahren 1 . Die Yanacocha-Mine liegt in der Quellzone der vier Flussgebiete, die die El Milagro-Wasseraufbereitungsanlage mit Trinkwasser für die Stadt Cajamarca versorgen. Das Conga-Projekt befindet sich an den Oberläufen von mehreren Zuläufen der wichtigsten Flüsse der Region. DIE ERFAHRUNG VON 20 JAHREN GROSSFLÄCHIGEN TAGEBAUS Aufgrund ihrer 20jährigen Erfahrung im Leben mit großen Bergbau-Projekten sind die Bewohner der lokalen indigenen Gemeinschaften gegen das Conga-Projekt. Sie sorgen sich um die Wasserquellen und den Zugang zu ausreichend, sauberem und bezahlbarem Wasser für die Landwirtschaft, Viehzucht und den menschlichen Verzehr, und fürchten darüber hinaus die Zerstörung von Bergseen und der Biodiversität in den Hochanden. Der Großtagebau kam in den frühen 1990er Jahren nach Cajamarca mit dem Versprechen von Wohlstand für alle und wirtschaftlicher Entwicklung der Region. Die Realität zeigt allerdings, dass die Region Cajamarca, die vor 20 Jahren die drittärmste Region Perus war, derzeit die ärmste ist 2 ; sie weist zudem die höchste Analphabeten-, Säuglings-und Müttersterblichkeitrate des Landes auf.

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Page 1: Peru : Die Godmine Yancocha und das Cona- Projet · Weitere Informationen: Seite 12 © E-Tech International Peru : „EXTRACTI-VISMO“ – Ein neoliberaes Wirtschafts-mode e Die

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Peru 1: Die Goldmine Yanacocha und das Conga-Projekt

e Panoramablick auf die Goldmine Yanacocha

1 Newmont Mining Corporation website www.newmont.com2 National Institute of Statistics – Peruvian Government May

2014 www.inei.gob.pe

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e Granja Porcón bei Cajamarca

DIE GOLDMINE YANACOCHAHoch in den Anden im Norden Perus

und nur wenige Kilometer von der

Regionalhauptstadt Cajamarca entfernt ist

Minera Yanacocha, eine Tochtergesellschaft

der Newmont Mining Corporation,

angesiedelt, der größte Goldproduzent in

Lateinamerika und der zweite in der Welt.

Mit drei aktiven Tagebauen und mit Zyanid-

Haldenauslaugungs-Technologie hat diese

Mine seit der Eröffnung im Jahre 1993

mehr als 26 Mio. Unzen (etwa 730 Tonnen)

Gold produziert1. Die Oberfläche der Mine

ist größer als die der nahe gelegenen Stadt

Cajamarca mit ihren 210.00 Einwohnern.

DAS MINENPROJEKT CONGAMinas Conga, eine Erweiterung der

Yanacocha- Goldmine, ist ein großes Gold-

und Kupferbergbauprojekt. Geplant ist der

Abbau von etwa 1.085.000 Tonnen Erzmineral

und Gesteinsschutt aus zwei Tage baugruben

im Laufe von 19 Jahren1. Die Yanacocha-Mine

liegt in der Quellzone der vier Flussgebiete,

die die El Milagro-Wasseraufbereitungsanlage

mit Trinkwasser für die Stadt Cajamarca

versorgen. Das Conga-Projekt befindet sich

an den Oberläufen von mehreren Zuläufen der

wichtigsten Flüsse der Region.

DIE ERFAHRUNG VON 20 JAHREN GROSSFLÄCHIGEN TAGEBAUSAufgrund ihrer 20jährigen Erfahrung im

Leben mit großen Bergbau-Projekten

sind die Bewohner der lokalen indigenen

Gemeinschaften gegen das Conga-Projekt.

Sie sorgen sich um die Wasserquellen und

den Zugang zu ausreichend, sauberem und

bezahlbarem Wasser für die Landwirtschaft,

Viehzucht und den menschlichen Verzehr,

und fürchten darüber hinaus die Zerstörung

von Bergseen und der Biodiversität in den

Hochanden.

Der Großtagebau kam in den frühen 1990er

Jahren nach Cajamarca mit dem Versprechen

von Wohlstand für alle und wirtschaftlicher

Entwicklung der Region. Die Realität zeigt

allerdings, dass die Region Cajamarca, die

vor 20 Jahren die drittärmste Region Perus

war, derzeit die ärmste ist2; sie weist zudem

die höchste Analphabeten-, Säuglings-und

Müttersterblichkeitrate des Landes auf.

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Peru 2:„EXTRACTI-VISMO“ – Ein neoliberales Wirtschafts-modell

e Die Kukama-Gemeinde von Cuninicu am Cuninicu-Fluss, der in den Marañon mündet, wurde im Juli 2014 von einer gewaltigen Ölpest aus einem Leck der nordperuanischen Pipeline getroffen. Eine Fläche von über 4 km ist völlig von Öl bedeck; Ölflecken reichen bis 2 m hoch in die Baumstämme. Die Kukamas essen traditionell dreimal am Tag Fisch. Sie müssen nun feststellen, dass diese Katastrophe ab jetzt Teil ihres Kampfes ums nackte Überleben sein wird. Foto vom 8. Sept. 2014.

In den 1980er und 1990er Jahren wurden die

lateinamerikanischen Staaten in Folge der

Schulden- und Finanzkrise gezwungen, ihre

Wirtschaften zu liberalisieren, strategische

Sektoren zu privatisieren und ausländische

Investitionen anzuziehen.

Der Anstieg der Rohstoffpreise und die

steigende Nachfrage aus Asien ermutigten

die Spezialisierung dieses rohstoffreichen

Kontinents: Im Jahr 2010 waren 75% der

Warenexporte Lateinamerikas natürliche

Ressourcen1. Der intensive Abbau großer

Mengen an Rohstoffen (Mineralien, fossile

Brennstoffe, Produkte der Forstwirtschaft

etc.), die vor allem auf Exportmärkte

gerichtet sind, ist in Lateinamerika als

„extractivismo“ bekannt. Im Zeitraum

von 2002-2012 betrug Perus jährliches

Wirtschaftwachstum durchschnittlich 6%2,

wobei Mineralressourcen im Jahr 2011 60%

der Exporte ausmachten3.

Das exportorientierte Wachstumsmodell

macht die Volkswirtschaften sehr abhängig

von ausländischem Konsum, von der Fluktua-

tion der Preise auf den internationalen Märk-

ten und der Einfuhr von Fertigwaren.

Die starke Konzentration auf Produkte

für Exportmärkte, die keinen Mehrwert

im Inland schaffen, ist nachteilig für die

Diversifizierung und Industrialisierung der

Wirtschaft des Landes.

DIE WIRTSCHAFTLICHE SITUATION IN CAJAMARCA Lokale Gemeinschaften der Region

Cajamarca (1.520.000 Einwohner im Jahr

20134) sind vor allem auf Landwirtschaft

und Tierhaltung für ihren Lebensunterhalt

angewiesen, also Aktivitäten, die sehr stark

von Wasser, Land und Weiden abhängig sind.

Die Landwirtschaft beschäftigt mehr als

zwei Drittel der Bevölkerung. Der Bergbau

beschäftigt hingegen weniger als 1% der

aktiven Bevölkerung der Region5.

Doch die meisten Steuereinnahmen aus

dem Bergbau gehen an die Zentralregierung

ohne ausreichende Zuteilung an die Region

für ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Darüber hinaus hat Minera Yanacocha seit

den frühen 1990er Jahren zehntausende

Hektar Land erworben. Damit ist sie

zum größten Grundbesitzer der Region

Cajamarca geworden. Im Januar 2014 war

über ein Drittel der Fläche Cajamarcas für

Bergbaukonzessionen reserviert6.

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e indigenen Völker der Ashaninkas und Yines eine große mystische und religiöse Bedeutung hat. Entwaldung verursacht etwa die Hälfte der peruanischen Treibhausgasemissionen.

e Satellitenbild der Mine Yanacocha.

1 UNCTAD The State of Commodity Dependence 2012 2 IMF Survey Magazine: Countries & Regions February 20133 Macroconsult 2011; study elaborated for the Sociedad

Nacional de Minería, Petróleo y Energía www.snmpe.org.pe4 Instituto Nacional de Estadística e Informática – Gobierno

del Perú 2013 www.inei.gob.pe5 Instituto Nacional de Estadística e Informática – Gobierno

del Perú 2010 www.inei.gob.pe6 Instituto Geológico Minero y Metalúrgico INGEMMET – Go-

bierno del Perú 2014 www.ingemmet.gob.pe

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MINERA YANACOCHAS SOZIALE

VERANTWORTUNG?

Ganzes oder teilweises Versiegen von Wasserquellen ... Verseuchung von Grundwasser mit Zyanid und Schwer-metallen ... Auslaufen von Quecksil-ber und Vergiftung von über 1.000 Menschen ... Tod von 35.000 Forellen ... Vergiftung von Rindern durch kontami-nierten Bewässerungskanal ...

„Teile und herrsche“: Das Unterneh-men hat eine lange Geschichte von Zwischenfällen und verfolgt grund-sätzlich eine systematische Strategie, jegliche Verantwortung zu verleugnen; es behandelt jede Beschwerde als Einzelfall und bevorzugt außergericht-liche Beilegung von Rechtsstreitig-keiten.

Peru 3:Das Wasser-problem

Das Verfahren zur Gewinnung von Gold in

einem Tagebau-Betrieb wie Yanacocha be-

ansprucht riesige Mengen an Wasser und

weitläufige Landflächen. Das Wasser wird

aus nahegelegenen Flüssen und Bergseen

mit einer Rate von tausenden Litern pro Se-

kunde abgepumpt.

Während des Minenbetriebs werden mine-

ralreiche Gesteine und Erde abgetragen und

an die Oberfläche gebracht. Der Kontakt mit

Regenwasser führt zur Verunreinigung mit

Sulfiden, die zu den Flusseinzugsgebieten

hinabfließen und die Qualität der Oberflä-

chengewässer verschlechtern.

Darüber hinaus enthalten Abwässer aus

dem Goldbergbau regelmäßig eine lange

Liste von giftigen chemischen Substanzen.

So erhöht die Infiltration von Zyanid und

Schwermetalllösungen aus den Abwässern

der Haldenauslaugung erheblich die Gefahr

von Grundwasserkontamination.

In verschiedenen Gegenden von Cajamarca

ist das Wasser aus dem Wasserhahn kon-

taminiert, und die Leute müssen täglich

stundenlang unter Wasserknappheit in

unregelmäßigen Abständen leiden, weil

seine Verfügbarkeit von den Bergbaubetrieb

Yanacocha abhängt.

Obwohl in einer Umweltverträglichkeitsprü-

fung zum Projekt Conga eine vollständige

hydrogeologische Studie fehlte, wurde sie

von der Zentralregierung im Jahr 2010 ge-

nehmigt. Diese Entscheidung gab Anlass

zur sozialen Unruhe und zur Sorge über die

Prioritäten der politischen Machthaber und

ihre Komplizenschaft mit privaten Unter-

nehmen.

Zerstörte Bergseen und Flüsse würden

demnach durch künstliche Stauseen mit

einem Pumpensystem für die Wasserver-

sorgung der Bevölkerung ersetzt. Aller-

dings ist der Betrieb nach der Beendigung

der Bergbauaktivitäten nicht gesichert, und

das stellt die Nachhaltigkeit des ganzen

Systems in Frage.

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e Kein Trinkwasser aus dem Hahn! Stadt Celendin

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e Bergseen im Hochland von Peru

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Peru 4:soziale

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Jaime Lozano Infante„Hüter der Bergseen“

e Demonstration gegen das Conga-Projekt

Jaime, ein 40-jähriger Oberstufenlehrer aus dem Weiler Huasmín, erinnert sich noch gut an die Versprechungen von „Wohlstand für alle in der Region“ zu Beginn des Yanacocha-Projekts. Doch nach neun Jahren Arbeit im peruanischen Amazonasgebiet fand er bei seiner Rückkehr nach Cajamarca im Jahr 2009 ein sehr düsteres Bild von sozio-ökologischen Konflikten, gescheiterten Versprechen von korrupten Führern und eine enorme Unzufrie-denheit unter der Bevölkerung vor.

Jaime schloss sich dann einer kleinen Gruppe engagierter Bürger an, um von Dorf zu Dorf zu

gehen und die Menschen für die Auswirkun-gen von Bergbauprojekten auf die Umwelt zu sensibilisieren. Die soziale Bewegung wuchs mit der Nachfrage der Bevölkerung nach Informationen und der steigenden Zahl von Rechtsbrüchen durch die Firma und die Ordnungskräfte.

Im Herbst 2011 mobilisierte die Bewegung – mittlerweile als „Hüter der Bergseen“ bekannt – Tausende von Bürgern aus verschiedenen Provinzen und schuf ein Beobachtungssy-stem, um die Bergseen vor dem Bergbau-unternehmen zu schützen.

Am 29. November 2011 verhandelte Jaime gerade zusammen mit anderen Führern mit der Polizei am Lager der „Hüter“ am Bergsee El Perol, als Spezialkräfte das Lager mit Tränen-gas und Gewehrschüssen angriffen, 19 Men-schen verletzten und zwei Hütern lebenslange Schwerbehinderungen zufügten. Zwei Monate später nahm Jaime teil am „Marsch für Was-ser“ über 850 km von Cajamarca nach Lima, der 15.000 Menschen auf dem zentralen Platz der Hauptstadt zusammenführte. Obwohl die Regierung ihr Anliegen mit Missachtung straft, gibt er nicht auf, da er sich dem Interesse künftiger Generationen verpflichtet fühlt.

MASSIVER SOZIALER PROTEST GEGEN DAS CONGA-PROJEKT Die Zustimmung der peruanischen

Regierung zum Conga-Projekt im Jahr

2010 führte zu einem massiven sozialen

Protest, der die Arbeiten am Projekt

vorübergehend auf Eis legte.

Im November 2011 versammelten sich

Tausende von Menschen am Bergsee

Perol, einem Wasserspeicher, der Gefahr

lief, ein zwei Kilometer breiter und

700 Meter tiefer Tagebau des Conga-

Projektes zu werden. Sie forderten die

Annullierung des Projekts. Doch trotz

einer vorübergehenden Aussetzung

gingen die Minen arbeiten am Conga-

Standort weiter.

DIE „HÜTER DER BERGSEEN“Als Gegenreaktion der Bevölkerung

beschlossen lokale Organisationen,

ein Lager in der Nähe der hochgele-

genen Seen Mamacocha und

Blauer See einzurichten, um – in

Wechselschichten von engagierten

Bürgerinnen und Bürger organisiert

– die Arbeiten der Minera Yanacocha

zu beobachten und so die Bergseen

vor möglichen Eingriffen des

Unternehmens zu schützen.

Diese soziale Bewegung wurde „Hüter

der Bergseen“ genannt; sie setzt ihr

soziales Engagement zum Schutz des

Wassers weiterhin fort.

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e „Hüter“ von El Alumbre an der Laguna Negra

ee Lager der „Hüter“

� Marsch zum Schutz des Bergsees El Perol

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Seite 15 Weitere Informationen: www.overconsumption.eu

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Peru 5:Repression und Krimina-lisierung

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Die Enteignung der Maxima

ChaupeMaxima Chaupes Land befindet sich im Bereich des Bergbau-Projektes, doch sie weigert sich, ihr seit zwei Jahrzehnten bestehendes Eigentum zu verlassen. In den letzten zwei Jah-ren haben sie und ihre Familie ständig Drohungen und Schikanen von Minera Yanacocha und dem peruanischen Staat erleiden müssen.

Im August 2011 drangen Sicherheits-personal der Minera Yanacocha und Spezialeinheiten der peruanischen Po-lizei ohne rechtliche Ermächtigung in das Eigentum der Familie Chaupe ein und zerstörten und brannten ihr Haus und persönliche Gegenstände nieder. Die Familienmitglieder wurden brutal zusammengeschlagen und gezwun-gen, ihr Land zu verlassen.

Die Beschwerde der Familie Chaupe gegen die Mine wurde umgehend abgelehnt. Im Gegenzug erhob das Bergbauunternehmen Anklage gegen Maxima wegen illegaler Aneignung von Minen eigentum.

Obwohl Maxima gültige Eigen tums titel besitzt, wurde sie zu einer Gefängnis-strafe und zur Zahlung einer Entschä-digung an das Bergbauunternehmen verurteilt. Eine Berufung gegen das Urteil ist eingelegt worden und Maxi-ma wird derzeit von einer breiten in-ternationalen Kampagne unterstützt.

eeMáxima Chaupe

ee Spezialeinheiten der Polizei zur Aufstandsbekämpfung versperren Demonstranten die Zufahrt zu Bergseen.

KRIMINALISIERUNGEnde 2011 erlebte die Opposition gegen

das Conga-Projekt einen Aufschwung mit

einem unbefristeten regionalen Streik. Die

Regierung antwortete mit der Erklärung

des Ausnahmezustands, der Einführung des

Kriegsrechts und der Aussetzung der Bür-

gerrechte. In den folgenden Monaten waren

Hunderte von Bauern, Menschenrechtsak-

tivisten und lokale Führer, die an den Pro-

testen teilgenommen hatten, Gegenstand

strafrechtlicher Ermittlungen. Grundlage der

Ermittlungen waren falsche oder unverhält-

nismäßige Vorwürfe, die hohe Gefängnis-

strafen nach sich ziehen.

GEWALT DER POLIZEI Wiederholt wurde von unverhältnismäßi-

ger Polizeigewalt zur Unterdrückung von

Demonstrationen berichtet. Im Juli 2012

wurden fünf Demonstranten von der Polizei

erschossen und hunderte andere wurden bei

den Bergseen und in den Dörfern verwundet.

Um die Proteste zu schwächen, wurden Ge-

setzesänderungen verabschiedet, welche

der Polizei die Anwendung von Kriegswaffen

und brutaler Gewalt erlauben, und sie vor

rechtlicher Verantwortung schützt. Zusätz-

lich kann die Armee die Polizei unterstützen,

ohne dass der Ausnahmezustand erklärt

werden muss.

POLIZISTEN ALS SÖLDNER? Darüber hinaus ermöglicht die neue Gesetz-

gebung privaten Unternehmen wie Minera

Yanacocha, Soldaten und Polizisten während

ihrer dienstfreien Zeit unter Vertrag zu neh-

men – in Uniform und mit ihren Dienstwaf-

fen. Folglich nimmt die lokale Bevölkerung

die Ordnungskräfte als parteiisch wahr; dies

erhöht das Gefühl der Rechtsunsicherheit.

Protestaktionen werden weiterhin brutal

unterdrückt.

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a.pe

e Begräbnisprozession in Celendin für Demonstranten, die von der Polizei getötet wurden.