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Linguistische Berichte 208/2006 © Helmut Buske Verlag, Hamburg Morphologie „Was den Besuch zum Ereignis macht“ – eine outputorientierte Analyse für die Verb-Nomen- Konversion im Deutschen 1 Irene Rapp Abstract The topic of this paper are morphological and semantic properties of verb-to-noun conversions in German. I will argue that with respect to morphological processes two kinds of conversion can be distinguished, namely relisting and zero affixation. In relisting a stem which is already lexically listed re-enters the lexicon as an item of a different grammatical category. Relisting is highly restricted: it can only occur if the stem fulfills the semantic restrictions of the output category. Otherwise, zero affixation takes place. As is often the case with morphological derivation zero affixation is used to create words which are untypical members of the output category. My analysis is supported by distributional data: Syntactically, relisting conversions are similar to genuine nouns whereas zero affixations behave like ung-derivations. 1 Konversion – ein Wortbildungsvorgang? Bildungen wie Schlag, Fang, Besuch stellen die Morphologen vor Probleme. Ganz offenkundig sind sie Nomina. Fraglich ist jedoch, ob sie auf einem Verb basieren – und wenn ja, in welcher Weise sie abgeleitet sind. In der Literatur gibt es zwei verschiedene Erklärungsansätze. Der erste Ansatz ist nichtderivati- onell: „Konversion“ als Wortbildungsprozess existiert demnach im eigentlichen Sinne nicht, vielmehr wird der betreffende Stamm einfach als Nominalstamm verwendet – Lieber (1992) spricht hier von „Relisting“. Der zweite Ansatz ist 1 Dieser Aufsatz entstand im Rahmen des von Veronika Ehrich geleiteten DFG-Projekts „Nomi- nalisierungen und ihre Regenten“. Für Diskussionen zum Thema möchte ich mich bei Veronika Ehrich, Marga Reis und Albert Ortmann bedanken. Die verwendeten Beispiele sind größtenteils introspektiv; bei besonders strittigen Punkten habe ich COSMAS konsultiert, was jeweils im Text gekennzeichnet ist.

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Linguistische Berichte 208/2006 ©

Helmut Buske Verlag, Hamburg

Morphologie

„Was den Besuch zum Ereignis macht“ – eine

outputorientierte Analyse für die Verb-Nomen-

Konversion im Deutschen1

Irene Rapp

Abstract

The topic of this paper are morphological and semantic properties of verb-to-noun conversions

in German. I will argue that with respect to morphological processes two kinds of conversion

can be distinguished, namely relisting and zero affixation. In relisting a stem which is already

lexically listed re-enters the lexicon as an item of a different grammatical category. Relisting is

highly restricted: it can only occur if the stem fulfills the semantic restrictions of the output

category. Otherwise, zero affixation takes place. As is often the case with morphological

derivation zero affixation is used to create words which are untypical members of the output

category. My analysis is supported by distributional data: Syntactically, relisting conversions

are similar to genuine nouns whereas zero affixations behave like ung-derivations.

1 Konversion – ein Wortbildungsvorgang?

Bildungen wie Schlag, Fang, Besuch stellen die Morphologen vor Probleme. Ganz offenkundig sind sie Nomina. Fraglich ist jedoch, ob sie auf einem Verb basieren – und wenn ja, in welcher Weise sie abgeleitet sind. In der Literatur gibt es zwei verschiedene Erklärungsansätze. Der erste Ansatz ist nichtderivati-onell: „Konversion“ als Wortbildungsprozess existiert demnach im eigentlichen Sinne nicht, vielmehr wird der betreffende Stamm einfach als Nominalstamm verwendet – Lieber (1992) spricht hier von „Relisting“. Der zweite Ansatz ist

1 Dieser Aufsatz entstand im Rahmen des von Veronika Ehrich geleiteten DFG-Projekts „Nomi-

nalisierungen und ihre Regenten“. Für Diskussionen zum Thema möchte ich mich bei Veronika Ehrich, Marga Reis und Albert Ortmann bedanken. Die verwendeten Beispiele sind größtenteils introspektiv; bei besonders strittigen Punkten habe ich COSMAS konsultiert, was jeweils im Text gekennzeichnet ist.

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derivationell: er geht von einer deverbalen Nominalisierung aus, sei es durch ein nominales Nullsuffix (z.B. Marchand 1964a, 1964b, 1969, Olsen 1990, 1991), sei es durch direkte – d.h. affixlose – Umkategorisierung eines Verbs zum No-men (z.B. Aronoff 1976, Olsen 1986).

So verschieden diese Ansätze auch sein mögen – gemeinsam ist ihnen, dass sie für Nomina wie Schlag, Fang, Besuch eine jeweils einheitliche Analyse vorschlagen. Aber ist dies tatsächlich angebracht?

In diesem Papier werde ich zeigen, dass es zwei Gruppen von V→N-Konversionen gibt, die sich in Distribution und Semantik grundlegend unter-scheiden. Verkauf, Besuch, Fang verhalten sich distributionell wie ung-Nominalisierungen, Schlag, Tritt, Kuss dagegen wie genuine Nomina. Besonders aufschlussreich ist hier die Interpretation eines postnominalen Geni-tivs. Dieser wird bei Verkauf und Ermordung als Objektsgenitiv interpretiert, bei Schlag und Salto hat er dagegen eine agentive Lesart:

(1) a. der Verkauf des Flugzeugs (Objektsgenitiv) b. die Ermordung des Richters (Objektsgenitiv)

(2) a. der Schlag des Jungen (agentiver Genitiv) b. der Salto des Jungen (agentiver Genitiv)

Woher rührt der Unterschied? Die korrespondierenden Verben (verkaufen, schlagen) sind gleichermaßen transitiv, dennoch erlaubt nur Verkauf einen Ob-jektsgenitiv. Meine These ist, dass Verkauf derivationell gebildet ist und aus diesem Grunde bzgl. der Argumentrealisierung anderen deverbalen Derivaten ähnelt. Im Fall von Schlag wird durch lexikalisches Relisting eines Verbal-stamms ein Nomen erzeugt, das sich argumentstrukturell nicht von genuinen Nomina unterscheidet.

Eine derartige strukturelle Analyse trägt der unterschiedlichen Distribution der Konversionen Rechnung. Die entscheidende Frage ist aber, warum bei be-stimmten Verben Nominalbildung durch Relisting erfolgt, bei anderen dagegen durch Derivation. Entscheidend ist, ob der jeweilige Input – ein Verbalstamm – den semantischen und morphologischen Anforderungen der Outputkategorie Nomen entspricht. Ist der Verbalstamm nominaltauglich, so findet Relisting statt, anderenfalls kommt nur eine derivationelle Bildung in Frage. Dabei spielt in semantischer Hinsicht die Aktionsart des Verbalstamms eine entscheidende Rolle. Stämme wie schlag, dreh sind nominaltauglich, da sie als atelisch und inhomogen interpretiert werden können; dies entspricht den semantischen Eigenschaften der prototypischen Individualnomina (Tisch, Pferd). Verbalstäm-me, welche telische (verkauf, fang) bzw. atelisch-homogene (besuch) Vorgänge bezeichnen, sind dagegen nicht nominaltauglich. Die Nominalisierung findet in diesem Fall durch einen derivationellen Vorgang statt.

Die beiden Möglichkeiten der Konversionsbildung seien hier schematisch dargestellt:

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Nominaltauglicher Verbal-stamm

→ Relisting → Distribution: wie genuines Nomen

Nicht nominaltauglicher Verbalstamm

→ Derivation → Distribution: wie Nominalisierung

Ich gehe wie folgt vor: In Abschnitt 2 wird dargestellt, welche Analysevorschlä-ge für die V→N-Konversion in der Literatur existieren. In Abschnitt 3 stelle ich meine eigene outputorientierte Analyse dar. Zunächst gilt es, die wesentlichen semantischen Eigenschaften der beteiligten Kategorien Verb und Nomen darzu-stellen und zu überprüfen, in welchen Fällen Übereinstimmung vorliegt (3.1). In den Abschnitten 3.2 und 3.3 zeige ich, inwiefern sich dies auf die Analyse der V→N-Konversion auswirkt: Besteht Übereinstimmung (wie bei Schlag, Tritt, Kuss, Biss), so kann der Verbstamm ganz einfach als Nomen verwendet werden; anderenfalls erfolgt eine derivationelle Bildung (Verkauf, Besuch, Fang, Ver-brauch, Verzehr, Kauf). Diese Klassifikation findet ihre Bestätigung im gramma-tischen Verhalten der Konversionen.

2 Relisting, Umkategorisierung, Nullaffigierung

Man spricht von Konversion,2 wenn ein Wortstamm seine lexikalisch gegebene Kategorie verändert, ohne dass dies auf das Hinzufügen eines overten Elements zurückzuführen wäre (vgl. Olsen 1986, 1990):3

(3) a. V→N: fallen → Fall b. N→V: Schriftsteller → schriftstellern

Wie sind derartige Wortartenwechsel in theoretischer Hinsicht zu erfassen? Die einfachste Lösung bestünde sicherlich darin, den Wechsel als solchen zu bestrei-ten. So nehmen Bergenholtz / Mugdan (1979) an, dass das Lexikon generell kategorial unspezifizierte Kernmorpheme bereitstellt, die – je nach Bedarf – zur Bildung von Substantiven, Adjektiven und Verben verwendet werden können:4

Unter dem Gesichtspunkt des Sprachbaus kann jedes Kernmorphem grundsätzlich als Substan-

tiv-, Adjektiv- oder Verbstamm dienen. Werden nicht alle drei Möglichkeiten von den Spre-

chern der Sprache ausgenutzt (wie bei grün), sondern nur zwei (wie bei schlaf oder lieb) oder

gar nur eine (wie bei schädel oder komm), so liegen diese Beschränkungen nicht in den Regeln

der Sprache begründet und können jederzeit aufgehoben werden [...]. (1979: 347)

Eine solche Annahme lässt sich empirisch sofort widerlegen. Reis (1983) und im Anschluss daran Olsen (1986: 122, 1990: 187) zeigen, dass es sinnvoll ist,

2 Die Forschung zur Konversion ist äußerst vielfältig, für einen Überblick sei auf die detaillierte

Darstellung in Vogel (1996) verwiesen. 3 Die Kategorieveränderung flektierter Wörter (Infinitivnominalisierung, Adjektivierung von

Partizipien und Substantivierung von Adjektiven) ist mit guten Gründen von der Konversion grund-legend zu unterscheiden; Olsen (1986, 1990) spricht hier von Transposition.

4 Im Rahmen der Distributed Morphology werden zum Teil ähnliche Ansätze vertreten, vgl.

Marantz (1997), Embick (1997), Harley & Noyer (1999).

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„von gerichteten Ableitungsverhältnissen und damit von einer Ableitungsbasis auszugehen“ (Reis 1983: 128). Kategoriewechsel bei den Hauptkategorien Verb, Adjektiv und Nomen können nicht in beliebiger Richtung erfolgen. Vielmehr sind von den sechs potentiell existierenden Konversionsmöglichkeiten im Deut-schen nur drei produktiv (Olsen 1986: 122 (25, 26)):

(4) V → N (Ruf) N → V (hobel(n)) A → V (weit(en))

(5) *A → N5 *N → A *V → A

Der Begriff Konversion soll im Folgenden also beinhalten, dass ein Wortstamm seine Kategorie ohne overtes Affix verändert. Darüber hinaus verwende ich ihn theorieneutral, d.h. es ist noch nichts darüber ausgesagt, ob die Kategorieveränderung durch „Relisting“, Umkategorisierung oder Nullaffigie-rung erfolgt.

2.1 Relisting

Aufbauend auf den Einsichten in Lieber (1980, 1981) benutzt Lieber (1992) den Begriff Relisting, um ausdrücken, dass ein bereits im Lexikon existierendes Element in einer neuen Kategorie aufgeführt wird:

Relisting: � The lexicon allows for the addition of new entries. � Conversion occurs when an item already listed in the lexicon is re-

entered as an item of a different category. (Lieber 1992: 159)

Der Begriff Relisting setzt voraus, dass eine der beiden Wortarten primär ist. Die Ableitungsrichtung ergibt sich jedoch nicht durch strukturelle Eigenschaften, sondern durch die semantischen Beziehungen zwischen den beiden Lexikonein-trägen. Lieber (1981: 186) nimmt an, dass das neugelistete Wort semantisch nicht voll spezifiziert ist und seine Interpretation durch den Bezug auf das be-reits bestehende Wort erhält. In Lieber (1992) wird diese Idee dadurch verdeut-licht, dass die Bedeutung des primären Wort zur Gänze in die lexikalisch-konzeptuelle Struktur (LCS) der Neubildung eingeht (Lieber 1992: 165):

(6) a. breakfast, N, LCS: [EARLY MORNING MEAL] b. breakfast, V, LCS: x EAT [EARLY MORNING MEAL]

5 Wie Reis (1983: 128) zeigt, existieren einige Umkategorisierungen der Art A→N. Lexikali-

sierte Bildungen sind z.B. das Fett, das Gut. Die produktive Bildungsweise ist jedoch auf Farb- und Sprachbezeichnungen beschränkt, vgl. das Schwarz, das Lila, das Chinesisch, das Samoanisch.

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Eschenlohrs (1999) Behandlung der Konversion weist große Parallelen zu Liebers Relisting-Ansatz auf. Eschenlohr vertritt eine spezifische Theorie der Unterspezifikation; sie geht davon aus, dass ein- und derselbe Stamm in mehre-ren Kategorien gleichzeitig enthalten sein kann, „d.h. ein Stamm wie puder ist gleichzeitig Element der Klasse der Verbstämme und der Substantivstämme“ (Eschenlohr 1999: 70). Die Ableitungsbeziehung wird auch in diesem System nicht strukturell, sondern durch gerichtete morphosemantische Funktionen er-fasst.

Welche Vorzüge besitzt eine Relisting- bzw. Unterspezifikationsanalyse gegenüber den derivationellen Verfahren? Unbestreitbar ist, dass sie durch ma-ximale Einfachheit besticht. Da ein ähnliches Verfahren für die Aufnahme von Fremdwörtern ins mentale Lexikon ohnehin benötigt wird, wird auch das Inven-tar morphologischer Regeln nicht belastet. Darüber hinaus führt Eschenlohr (1999) an, dass nur eine Analyse, welche Konversionsprodukte als strukturell einfach analysiert, deren Verhalten gerecht wird:

Mein Haupteinwand gegen die Annahme von Nullaffixen ist, daß konvertierte Stämme damit

als strukturell komplex beschrieben werden, obwohl sie sich in der Regel wie strukturell

einfache Stämme verhalten. (Eschenlohr 1999: 60)

Empirische Evidenz für ihre Analyse bleibt sie jedoch schuldig, ebenso wie Lieber (1992), die lediglich andeutet, dass das Argumentstrukturverhalten des Konversionsprodukts relevant sein könnte. In meinen Ausführungen wird dieser Aspekt eine entscheidende Rolle spielen.

Von Bedeutung ist für meine Analyse, dass Lieber (1992) – im Gegensatz zu Eschenlohr (1999) – die Reichweite des Relisting-Ansatzes selbst erheblich einschränkt. Lieber geht nur von Relisting aus, wenn das Konversionsprodukt irreguläre Eigenschaften besitzt. Ist es morphologisch und semantisch völlig regulär, so setzt sie Kategorieveränderung durch ein Nullaffix an: Nullaffigie-rung wird als produktiver, regulärer Wortbildungsprozess betrachtet, Relisting dagegen als kreativer und irregulärer Vorgang. Ich werde in Abschnitt 3 zeigen, dass dieses Kriterium bei der V→N-Konversionen im Deutschen die Gruppen-einteilung bestätigt, die auch aus semantischen und distributionellen Gründen plausibel ist.6 Derivationelle Konversionen haben einheitliche morphologische Eigenschaften (7), bei den Relisting-Konversionen dagegen zeigt sich eine Va-riation in der Pluralbildung (8):

6 Lieber (1992: 161) selbst argumentiert, dass V→N-Konversionen im Deutschen immer durch

Relisting entstehen. Ihre Beispiele für deren uneinheitliche morphologische Merkmale bzgl. Genus, Pluralbildung und Stamm-allomorphie sind allerdings nicht überzeugend, da es sich ausschließlich um lexikalisierte Bildungen handelt (vgl. hierzu auch Reis 1983):

i. der Ruf – die Rufe (Mask., e-Plural, kein Umlaut) ii. der Klang – die Klänge (Mask., e-Plural, Umlaut) iii. das Los – die Lose (Neutrum, e-Plural, kein Umlaut) iv. das Grab – die Gräber (Neutrum, er-Plural, Umlautt v. die Qual – die Qualen (Fem., en-Plural, kein Umlaut)

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(7) der Betreff – die Betreffe / der Verweis – die Verweise → immer e-Plural

(8) a. der Treff – die Treffs / der Schwenk – die Schwenks → s-Plural b. der Pieps – die Piepse / der Schubs – die Schubse → e-Plural

Fazit: Die V→N-Konversion im Deutschen kann durch eine Relisting- bzw. Unterspezifikationsanalyse beschrieben werden. Die dargestellten Ansätze lie-fern jedoch letztlich keine überzeugenden empirischen Argumente dafür, dass diese Analyse einer derivationellen Struktur vorzuziehen ist. Lieber (1992) deu-tet an, dass je nach distributionellen und morphologischen Eigenschaften von Konversionsbildungen Relisting bzw. Nullaffigierung angenommen werden sollte. Für die in Abschnitt 3 vorgeschlagene Analyse der V→N-Konversion wird dieser Aspekt eine wesentliche Rolle spielen.

2.2 Umkategorisierung

Im Gegensatz zum Relisting erzeugt die Umkategorisierung eine komplexe morphologische Struktur. Es erfolgt ein affixloser Wortartwechsel, der die Ba-siskategorie wortintern erhält:

(9) [[Lauf]N] V

Eine solche Struktur wurde in Aronoff (1976) vertreten. Die Vor- und Nachteile des Ansatzes liegen auf der Hand: Einerseits spiegelt die Struktur selbst die Ableitungsgeschichte, ohne dass auf das Artefakt eines Nullaffixes zurückge-griffen wird. Andererseits verstößt die Umkategorisierung gegen alle gängigen Wortstrukturprinzipien wie Konkatenativität, Binarität, Endozentrizität. Die Frage ist allerdings, ob diese Prinzipien, die ja – in modifizierter Form – aus der Syntaxtheorie übernommen wurden, für die Wortbildung uneingeschränkte Gültigkeit besitzen. Neef (1998) bestreitet dies und entscheidet sich bei seiner Behandlung der Konversion für eine direkte Umkategorisierung:

... in a theory that is explicitly morphological, there seems to be no reason to refrain from the

category-changing analysis (Neef 1998: 201)

Was Neefs Ansatz aber vor allem interessant macht, sind seine Ideen zur Be-schränkung von Umkategorisierungen. Er argumentiert, dass Restriktionen als Bedingungen zur Wohlgeformtheit des Outputs angesehen werden sollten. In seinem „Word Design model“ sind es die grammatischen Eigenarten der Zielka-tegorie, welche Konversion in bestimmten Fällen möglich machen, in anderen ausschließen. Demonstriert wird dies durch die morpho-phonologischen Restriktionen für die N→V-Konversion. Da ein verbaler Infinitiv des Deutschen nach Neef bestimmten, sprachspezifischen „Word-Design“-Erfordernissen un-terliegt, sind folgende Verben ausgeschlossen (1998: 208–216):

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(10) *abenden: Ein Verb darf auf nicht mehr als eine reduzierte Silbe enden. *zwetschgen: Segmente, die dem Infinitiv-Schwa vorausgehen, müssen einen mögli-chen Rhyme bilden. *dramaen: Der Silbengipfel einer unbetonten Silbe darf nicht rechtsadjazent zum Silbengipfel einer unbetonten Silbe stehen.

Neefs Ansatz ist sehr vielversprechend; und ich werde in Abschnitt 3 eine ähnli-che Idee verfolgen, welche allerdings nicht die phonologischen, sondern die semantischen Eigenschaften der Zielkategorie in den Mittelpunkt stellt. Frag-würdig ist jedoch sein Vorschlag zur morphologischen Umkategorisierung. Die Idee einer Restringierung durch die spezifischen Erfordernisse der Output-Kategorie wäre wesentlich besser mit einer Relisting-Analyse verträglich, etwa in folgender Formulierung: Ein Stamm kann nur dann als Verb verwendet wer-den, wenn die Infinitivform den geltenden morpho-phonologischen Anforderun-gen entspricht. Geht man dagegen von Umkategorisierung aus, so sind Output-Restriktionen nicht zwingend: Umkategorisierung ist derivationell, und Deriva-tionen haben nun einmal häufig gerade die Funktion, eine bestimmte Kategorie mit untypischen Mitgliedern zu versehen (vgl. hierzu auch Vogel 1996). Im Falle des Relistings hingegen ist keine eingebettete Kategorie vorhanden, die die „Word-Design“-Erfordernisse abschwächen könnte.

Fazit: Konversion kann durch Umkategorisierung beschrieben werden, wenn man der Morphologie eigene, von der Syntax unabhängige Bildungsmechanis-men zugesteht. Die in Neef (1998) beschriebenen Output-Restriktionen können allerdings in plausiblerer Weise in eine Relisting-Analyse integriert werden.

2.3 Nullaffigierung

Der Begriff Nullelement wurde erstmals in Bloomfields Language für die Wort-bildung angeführt (Bloomfield 1935/1965: 238 f.). Ausgearbeitet wurde das Konzept in zahlreichen Arbeiten von Marchand (1964a, 1964b, 1969) für desub-stantivische und deadjektivische Verben im Englischen, Französischen und Deutschen. Olsen (1990, 1991) argumentiert für das Deutsche, dass Konversio-nen durch die Suffigierung eines – jeweils spezifischen – Nullelements entste-hen. Der große Vorteil der Analyse liegt darin, dass sie mit einer rein kombina-torischen Theorie der Wortstruktur verträglich ist. Nullsuffixe unterscheiden sich laut Olsen von overten Suffixen nur darin, dass sie phonologisch nicht realisiert werden; ebenso wie diese sind sie jedoch für morphosyntaktische Merkmale spezifiziert. Die Prinzipien der Konkatenativität und Rechtsköpfig-keit sind somit erfüllt – allerdings um den Preis der bekannten Probleme, die ein Nullelement mit sich bringt:

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... are they prefixes or suffixes, how many zeros may attach to one stem, how can their lexical

entries be learned? It seems that the answers to questions like these strongly depend on the

theoretical framework chosen, but zeros tend to make theories unfalsifiable. (Neef 1998:200)

Laut Olsen (1990, 1991) gibt es nun einige empirische Argumente für die An-nahme eines Nullsuffixes. Sie führt erstens das einheitliche morphologische Verhalten der Bildungen auf, zweitens bestimmte Blockierungseffekte, drittens spezifische Basisrestriktionen. Die Argumentation ist jedoch aus verschiedenen Gründen nicht überzeugend:

� Morphologische Einheitlichkeit:

Wie in 2.1 ausgeführt, verhalten sich V→N-Konversionen – zumindest was die Pluralbildung betrifft – keineswegs morphologisch einheitlich; die Daten spre-chen also hier also nicht generell für eine Nullsuffigierung.

� Blockierungseffekte:

Produktive Bildungsmuster können blockiert werden, wenn das Lexikon bereits ein Synonym enthält. Dieses Phänomen tritt bei der Konversion in zweierlei Hinsicht auf: zum einen kann Konversion durch das Vorhandensein eines Syn-onyms verhindert werden (bedachen – *dachen), zum anderen blockiert eine lexikalisch gespeicherte Konversion andere, ansonsten produktive Bildungsmus-ter (Ruf – *Rufung). Derartige Blockierungserscheinungen belegen allerdings nur, dass die Konversion ein Mittel der Lexikonerweiterung ist; sie sagen nichts darüber aus, auf welche Weise diese Lexikonerweiterung erfolgt. Folglich lie-fern sie keine Evidenz für den Nullaffigierungsansatz.

� Basisrestriktionen:

Interessanter sind die von Olsen (1991) geschilderten Basisrestriktionen. Kon-version ist normalerweise bei komplexen Stämmen ausgeschlossen (*untreuen, *langsamen, *schreibmaschinen) und ähnelt hierin bestimmten expliziten Deri-vationen (*Empfindlichling, *Einsamling, Beispiele aus Eschenlohr 1999:63).7 Diese Restriktion stellt aber kein überzeugendes Argument für die Nullaffigie-rungslösung dar: es gibt nicht nur Affixe, die komplexe Basen meiden, sondern auch solche, die diese zulassen (Kleinlich-keit, Vergeb-ung). Im Falle der V→N-

7 In ganz anderer Weise setzt Olsen (1990) das Konzept des Nullsuffixes ein: Sie überträgt ein

Lizensierungsprinzip für leere Kategorien, das innerhalb der Government & Binding-Theorie für die Syntax entwickelt wurde, auf die Morphologie: „Leere Kategorien müssen durch eine minimale lexikalische Kategorie regiert (d.h. c-kommandiert) werden.“ (Olsen 1990: 206). Dies erklärt, war-um Konversionsbildungen auf der Basis morphologisch komplexer Basen zumeist ungrammatisch sind (*untreuen, *langsamen, *schreibmaschinen).

Diese Analyse wird jedoch schon in Olsen (1991: 123ff.) aufgrund des Vorhandenseins von Konversionsbildungen wie to blackmail, to copyright im Englischen verworfen. Olsen schließt hieraus, dass die Morphologie als ein von der Syntax unabhängige Gebiet behandelt werden sollte.

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Konversion ist zudem besonders bemerkenswert, dass Präfixverben hier sehr häufig anzutreffen sind – was mit Olsens Theorie nur schwer vereinbar ist:8

(11) Verbrauch, Missbrauch, Besuch, Erwerb, Absturz

Festzuhalten ist also, dass – entgegen Olsen – komplexe Basen bei der Konver-sion keineswegs ausgeschlossen sind. In welcher Weise sie zu analysieren sind, werde ich in 3.3 zeigen: Verbstämme wie verbrauch, erwerb sind sowohl in semantischer als auch in morphologischer Hinsicht nicht nominalgeeignet, was dazu führt, dass Konversion nur durch einen derivationellen Vorgang stattfinden kann. Mein Ansatz ist also Olsen (1990, 1991) diametral entgegengesetzt: Während diese die Komplexität des Basisverbs als Problem für die Nullsuffigie-rung ansieht, betrachte ich sie gerade als Indiz für eine derivationelle Analyse.

Fazit: Der Nullaffigierungsansatz bietet in theoretischer Hinsicht gleicher-maßen Vor- und Nachteile gegenüber den anderen Ansätzen. Die in Olsen (1990, 1991) aufgeführten Daten sprechen keineswegs in eindeutiger Weise für eine Nullaffigierung; das Auftreten komplexer Basen stellt den Ansatz sogar vor große Probleme.

2.4 Zusammenfassung

Die V→N-Konversion kann durch Relisting, Umkategorisierung oder Nullaffi-gierung beschrieben werden. Weitgehend sind diese Ansätze in ihrer Unter-schiedlichkeit durch theorieinterne Annahmen motiviert; so die Nullaffigie-rungsthese durch das Bestreben, die wortstrukturellen Prinzipien Konkatenativität, Binarität, Rechtsköpfigkeit aufrechtzuerhalten, die Umkatego-risierungsthese hingegen durch die generelle Ablehnung von Nullelementen in der Morphologie. Das Relistingverfahren umgeht beide Probleme, hat aber den Nachteil, keine direkte Verbindung zur Basiskategorie herzustellen.

Keine der drei Analysen bezieht semantische und distributionelle Faktoren mit ein. Diese liefern jedoch, wie ich im Folgenden darstellen werden, empiri-sche Evidenz für die Annahme, dass zwei verschiedene Arten von V→N-Konversion existieren. Konversionen, bei denen der Verbalstamm nominaltaug-lich ist, werde ich durch Relisting erklären. Ist der Verbalstamm untypisch für die Zielkategorie Nomen, so liegt eine derivationelle Bildung vor.

8 Der in Olsen (1990) dargestellte Ansatz, demzufolge Konversionen auf der Basis von

Präfixverben eine ternäre Struktur besitzen, stellt sicherlich keine überzeugende Lösung des Pro-blems dar. Hier wird das Binaritätsprinzip aufgegeben, nur um das – für Olsen (1990) zentrale – Lizensierungsprinzip für leere Kategorien zu retten; unabhängige Evidenz für eine ternäre Struktur bieten die fraglichen Bildungen nicht.

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3 V→N-Konversion als outputorientiertes Verfahren

In den bisher dargestellten Arbeiten wurde das Problem Konversion unter rein wortstrukturellen Gesichtspunkten betrachtet. Im Mittelpunkt stand dabei stets die Frage, welche morphologischen Verfahren angewendet werden sollten. Die-sen verfahrensorientierten Ansätzen möchte ich einen outputorientierten Ansatz gegenüberstellen. Entscheidend für meine Analyse ist, ob der vorliegende Ver-balstamm mit der Zielkategorie Nomen bzgl. „wesentlicher“ semantischer Ei-genschaften übereinstimmt.

Bekanntermaßen zeichnen sich die lexikalischen Hauptkategorien durch spezifische Bedeutungseigenschaften aus. Ihr syntaktisches Verhalten leitet sich in sekundärer Weise aus diesen ab. Derivationsprozesse dienen nun gerade dazu, Lexeme zu bilden, welche nicht den typischen semantischen Anforderungen der Zielkategorie entsprechen (vgl. Vogel 1996: 118). Hierzu ein Beispiel: Nomina bezeichnen typischerweise Individuen (Tisch, Vogel), Adjektive dagegen Eigen-schaften (klug, schön). Durch die Nominalisierung eines Adjektivs mit Hilfe des Suffixes -heit erhalten wir jedoch semantisch untypische, da eigenschaftsbe-zeichnende Nomina: Klugheit, Schönheit. In gleicher Weise werden die morpho-logischen Restriktionen einer Kategorie außer Kraft gesetzt, wenn ein Deriva-tionsprozess vorliegt. So lassen Verben im Normalfall keinen komplexen Stamm (*rennhüpfen) zu, es sei denn, sie sind durch ein Derivationspräfix gebildet (bezuschussen, beurlauben). Setzt man also voraus, dass „artfremde“ Lexeme normalerweise einen derivationellen Prozess beinhalten, so ergibt sich für die Konversion – welche ja kein overtes Affix enthält – folgendes Bild:

� Wenn Basis- und Zielkategorie in Bezug auf die wesentlichen semanti-schen und morphologischen Merkmale übereinstimmen, so kann ein simples Relisting – d.h. die Verwendung des Stamms in der neuen Ka-tegorie – erfolgen; der Stamm ist hier ohne weiteren Zusatz geeignet für die Zielkategorie.

� Stimmen Basis- und Zielkategorie in den wesentlichen Merkmalen nicht überein, so ist ein Relisting nicht möglich. Der Kategoriewechsel muss in diesem Falle durch einen derivationellen Prozess erfolgen.

Das syntaktische Verhalten der V→N-Konversionen wird Evidenz für diese Analyse liefern: Bildungen wie Schlag, Kuss, Stoß, welche nach der obigen Klassifikation durch Relisting gebildet sind, zeigen das syntaktische Muster genuiner Nomina. Verkauf, Besuch, Fang – die derivationell gebildeten Konver-sionen – dagegen verhalten sich wie ung-Derivate.

Um diesen Ansatz auszuführen, werde ich in 3.1 zunächst die typischen se-mantischen Eigenschaften der beteiligten Kategorien – Nomen und Verb – dar-stellen. Dabei benutze ich die in Ehrich/Rapp (2000) entwickelten Dekomposi-tionsstrukturen. Auf die Unterschiede zwischen Relisting-Konversionen und

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derivationellen Konversionen bzgl. Semantik, Morphologie und Distribution gehe ich in 3.2 und 3.3 ein.9

3.1 Semantische Eigenschaften von Verben und Nomina

Vor allem die sprachtypologische Forschung der letzten Jahrzehnte hat betont, dass die lexikalischen Hauptkategorien – Verb, Nomen und Adjektiv – typische semantische Eigenschaften besitzen. Ich werde mich im Folgenden auf die Ka-tegorien Verb und Nomen beschränken. Während Verben stets Vorgänge be-zeichnen, können Nomina einerseits auf konkrete Gegenstände (Tisch), anderer-seits auf Vorgänge (Blitz, Ermordung, Tritt) referieren. Den Begriff Vorgang verwende ich als Überbegriff für alle Aktionsarten. Nomina sind in ihrem Poten-tial also wesentlich reicher als Verben. Allerdings gibt es entscheidende Unter-schiede zwischen den derivationell entstandenen und den genuinen Nomina: Derivationen decken den gesamten Gegenstands- und Vorgangsbereich ab (Öff-ner, Schönheit, Ermordung, Bewunderung etc.). Genuine Nomina sind in ihren Bedeutungseigenschaften wesentlich eingeschränkter: Im unmarkierten Falle bezeichnen sie klar abgrenzbare Individuuen (Tisch, Blitz). Meine These ist nun, dass ein Relisting stets semantisch prototypische Nomina erzeugt. Der verwen-dete Verbalstamm muss also in seiner Bedeutung nominaltypisch sein. Bei den hierfür relevanten semantischen Eigenschaften handelt es sich einerseits um Homogenität, andererseits um Telizität.

3.1.1 Telizität, Homogenität

Homogenität ist gegeben, wenn die Teile eines Gegenstands bzw. Vorgangs unter den gleichen Begriff fallen: Das Nomen Wasser bezeichnet einen homo-genen Gegenstand, da jeder Teil von Wasser auch Wasser ist, das Nomen Tisch dagegen benennt einen inhomogenen Gegenstand, da der Teil eines Tisches nicht selbst ein Tisch ist. Ebenso kann ein (zeitlicher) Teil von schlafen selbst wieder als schlafen bezeichnet werden, ein zeitlicher Teil von erfrieren fällt dagegen nicht unter den gleichen Begriff.10

Das Merkmal [+/–homogen] bezieht sich im Gegenstands- bzw. Vorgangsbe-reich auf verschiedene Dimensionen. Ein Gegenstand ist inhomogen, wenn er räumlich nicht divisiv ist; ein Vorgang ist inhomogen, wenn er zeitlich nicht in gleiche Teile unterteilt werden kann. Einen Vorgang auf räumliches Verhalten zu testen, würde keinen Sinn ergeben. Gegenstände lassen sich dagegen in zeitli-

9 Wie in 2.2 dargestellt, entwickelt Neef (1998) einen ähnlichen Ansatz für die N→V-

Konversion, allerdings ist dieser auf morpho-phonologische Aspekte beschränkt. Ein wesentlicher Unterschied zu meinem Ansatz besteht darin, dass Neef eine Verletzung der durch die Zielkategorie auferlegten Restriktionen nicht vorsieht. Ich nehme dagegen an, dass in diesem Falle eine Derivation erforderlich ist.

10 Vgl. zu den Parallelen zwischen Massennomina und atelischen Vorgängen Krifka (1989) u.a.

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cher Hinsicht durchaus einordnen: Die Existenz eines Tisches oder einer Menge von Wein beginnt mit der Fertigstellung und endet mit der Zerstörung / Auflö-sung des Gegenstands (wie auch immer diese geartet sein mag). In der zeitlichen Dimension ist ein Gegenstand immer homogen, ganz unabhängig davon, wie er sich in räumlicher Hinsicht bzgl. dieses Merkmals verhält: hat er für eine be-stimmte Zeit die Eigenschaft, ein Tisch oder Wein zu sein, so auch für jeden Teil dieser Zeit. Wenn im Folgenden Gegenstände und Vorgänge auf das Merkmal [+/–homogen] überprüft werden, so geschieht dies immer bzgl. ihrer jeweiligen primären Dimension; für Vorgänge ist dies die Zeitebene, für Gegenstände der Raum.

Telizität ist im Unterschied zu Homogenität ein rein zeitliches Kriterium. Vorgänge haben immer eine zeitliche Ausrichtung; sie unterscheiden sich jedoch darin, ob sie auf einen Zielpunkt gerichtet sind oder nicht. Im Falle telischer Verben wie erwürgen, einschlafen wird lexikalisch ein Resultatszustand ange-geben; im Falle atelischer Verben wie schlafen, treten dagegen nicht. Gegen-stände können nur in ihrer (sekundären) zeitlichen Dimension auf das Merkmal [+/–telisch] untersucht werden. Einem Gegenstand inhäriert niemals ein Verän-derungsaspekt; er ist maximal zeitstabil (vgl. Givón 1984, Lehmann 1992), daher stets atelisch.

Im Folgenden werde ich genauer darauf eingehen, in welcher Weise die ge-nannten Merkmale bei den Kategorien Verb und Nomen anzutreffen sind.

3.1.2 Verben

Verben bezeichnen stets Vorgänge. Dabei fallen die Kriterien Telizität und Ho-mogenität zumeist zusammen: Telische Verben sind immer auch inhomogen (einschlafen), atelische im Normalfall homogen (schlafen).

Die prototypischen Simplexverben im Deutschen sind atelisch und homogen (vgl. hierzu z.B. Vogel 1996). In den Termini Vendlers (1967) bezeichnen sie states oder activities:

(12) state: schlafen, träumen, wohnen

(13) activity: rennen, klettern, streicheln

states unterscheiden sich von activities darin, dass sie in stärkerem Maße divisiv sind. Sie treffen stets auch auf Zeitpunkte zu, während activities nur über Zeit-intervalle ausgesagt werden können: Um festzustellen, ob jemand schläft, ge-nügt es, einen Zeitpunkt zu betrachten, um festzustellen, ob jemand rennt, da-gegen ein Zeitintervall. Der Zustand des Schlafens lässt sich auf einem Foto festhalten, um die Aktivität des Rennens zu dokumentieren, muss dagegen ein Film gedreht werden (vgl. hierzu Dowty 1979).

In einer ganzen Reihe von Arbeiten zur lexikalischen Semantik werden Wortbedeutungen durch die Zerlegung in atomare Prädikate (= Dekomposition) repräsentiert (z.B. Bierwisch 1983, 1996, Jackendoff 1990, Wunderlich 1997).

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Ich werde hier die in Ehrich/Rapp (2000) ausgeführte Dekompositionsvariante übernehmen, aus der einerseits thematische Struktur und Ereignisstruktur ables-bar sind, andererseits die syntaktische Argumentrealisierung abgeleitet werden kann. Atelische Verben werden durch ein- oder zweistellige Basisprädikate repräsentiert:

(14) states: klug sein: BEklug ((x) s)

kennen: POSSkenn ((x,y) s) besitzen: POSSbesitz ((x,y) s)

(15) activities: singen: DOsing ((x) r)

schlagen: DOschlag ((x,y) r)

Basisprädikate sind für die states BE und POSS11, für die activities DO. Ihre Verwendung etabliert verschiedene Verbgruppen, die sich in grammatischer Beziehung einheitlich verhalten. Die beiden Argumente des activity-Prädikats DO können als AGENS und PATIENS bezeichnet werden, das Argument des einstelligen Zustandsprädikats BE als THEMA. POSS wird für zweistellige Zustände verwendet, deren zweites Argument (das POSSESSUM) sich im – geistigen oder materiellen – Besitz des ersten Arguments (des EXPERI-ENCERs) befindet. Die Ereignisstruktur wird durch Situationsargumente ausge-drückt; s steht dabei für states, r für activities.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die activity-Verben. Sehr häufig haben sie neben der durativen auch eine (eher) punktuelle Lesart. So kann treten aufgefasst werden als homogene Folge von Einzelvorgängen, aber auch als der Einzelvorgang selbst; in letzterem Falle stellt es einen inhomogenen, dennoch atelischen Vorgang dar – in der Literatur häufig als Akt bezeichnet (vgl. Ehrich 1992). In der Dekompositionsstruktur werde ich activities auch in ihrer Akt-Lesart durch DO repräsentieren; allerdings enthalten sie das Situationsargument a (für Akt):

(16) schlagen: DOschlag ((x,y) a)

Im Normalfall drücken deutsche Simplexverben also atelisch-homogene Vor-gänge, im Falle der activities ist häufig auch eine atelisch-inhomogene Akt-Variante vorhanden.

Telisch-inhomogene Vorgänge – ob nichtkausativ oder kausativ – werden dagegen im unmarkierten Fall durch Präfixverben benannt (vgl. Vogel 1996). Simplizia treten hier weniger häufig auf:

(17) a. nichtkausatives telisches Ereignis: einschlafen, aufwachen, erröten, erfahren – sterben

11 In Ehrich/Rapp (2000) wird ein weiteres Zustandsprädikat APPL angenommen, das eine –

zumeist lokale – Relation zwischen zwei Argumenten annimmt. Für die Zwecke dieses Papiers spielt APPL keine Rolle.

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b. kausatives telisches Ereignis: erwürgen, zerreißen, beruhigen – töten

Telizität wird in Ehrich/Rapp (2000) dadurch repräsentiert, dass ein Zustands-prädikat unter BECOME eingebettet ist. Als Situationsargument für das telische Ereignis wird e verwendet:

(18) a. einschlafen, sterben: BEC ((BE ((y) s)) e) b. erfahren, finden: BEC ((POSS ((x,y) s)) e)

Im Falle der kausativen Verben ist dieses Zustandsveränderungsprädikat durch CAUSE mit einem activity-Prädikat verknüpft. Das Verursachungsprädikat CAUSE wird bei entsprechenden lexikalisch-semantischen Strukturen durch eine allgemeine Redundanzregel (20) eingeführt (vgl. Wunderlich 1997):

(19) a. schenken, erklären: DO ((x,y) r) & BEC ((POSS ((x,y) s)) e)

b. fertigstellen: DO ((x,y) r) & BEC ((BE ((y) s)) e)

(20) DO ((...) r) & BECOME (P (...) e) ⊃ CAUSE ((r,e) e)

Aus der Dekompositionsstruktur der Verben wird durch λ-Abstraktion eine Argumentstruktur gewonnen (vgl. Ehrich/Rapp 2000). Diese enthält zum einen als referentielles Argument das übergeordnete Situationsargument, zum anderen diejenigen thematischen Argumente, die an strukturellen Positionen realisiert werden. Verben sind im Normalfall relational (vgl. hierzu Givón 1984, Lehmann 1992), sie stellen also eine Beziehung zwischen mehreren thematischen Argu-menten her. Aus diesem Grunde stellt die Verbsyntax (mindestens) zwei struktu-relle Positionen für die Argumente bereit. Unter strukturell verstehe ich Positio-nen, die kategorial angelegt, also nicht nur durch die lexikalischen Eigenschaf-ten eines bestimmten Elements gegeben sind. In der deutschen Verbalsyntax werden allgemein eine VP-externe Postion und eine VP-interne Position als strukturell gegeben betrachtet:12

(21) verletzen: λy λx λe [DO ((x,y) r) & BEC ((BE ((y) s)) e)] λy=interne Position

λx=externe Position

λe=Situationsargument (=referentielles Argument)

12 Toman (1987) hat einen wichtigen Faktor zur Unterscheidung von lexikalisch gegebenen und

strukturellen Argumenten angeführt: Während lexikalische Argumente ihre Form nicht ändern können, passen sich strukturell realisierte Argumente an die jeweilige Umgebung an. So erscheint ein Akkusativobjekt im Passiv als Subjekt:

i. Der Chef beförderte den Angestellten. ii. Der Angestellte wurde befördert.

Ob die Dativposition in bestimmten Fällen eine strukturelle Position ist, soll hier nicht behandelt werden.

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(22) einschlafen: λx λe [BEC ((BE ((x) s)) e)] λx=interne Position

λe=Situationsargument (=referentielles Argument)

(23) strampeln: λx λr [DO ((x) r)]

λx=externe Position

λr=Situationsargument (=referentielles Argument)

(24) kennen: λy λx λs [POSS ((x,y) s)]

λy=interne Position

λx=externe Position

λs=Situationsargument (=referentielles Argument)

Ob ein Argument auf die interne oder externe Position abgebildet wird, ist nicht willkürlich, sondern durch die Dekompositionsstruktur – insbesondere durch die dort auftretenden Basisprädikate – gesteuert. Die hierfür geltenden Prinzipien wurden in Rapp (2001) eingehend dargestellt. Aus den Beispielen (22) und (23) wird ersichtlich, dass die strukturellen Positionen nicht gefüllt sein müssen, sie stehen jedoch für die Argumentstrukturebene bereit.

Was die tatsächliche syntaktische Realisierung im Satz betrifft, so erscheint bei den zweiwertigen Verben das externe Argument als Subjekt, das interne als Akkusativobjekt. Das Argument einwertiger Verben wird dagegen – unabhängig von seinem Status als extern oder intern – immer als Subjekt realisiert.

Fazit: Im Deutschen sind die prototypischen Simplexverben atelisch-homogen; viele activity-Verben haben dabei eine Variante als atelisch-inhomogene Akt-Verben. Telizität ist immer mit Inhomogenität verknüpft. Im Normalfall werden telisch-inhomogene Vorgänge durch Präfixverben ausge-drückt, d.h. über einen Wortbildungsprozess eingeführt; es existieren jedoch auch telisch-inhomogene Simplexverben.

Verben sind typischerweise relational, etablieren also eine Beziehung zwi-schen zwei thematischen Argumenten. Die Verbsyntax stellt aus diesem Grunde zwei strukturelle Argumentpositionen zur Verfügung, von denen eine VP-intern, die andere VP-extern ist.

3.1.3 Nomina

Bei den Nomina fallen die Merkmale Telizität und Homogenität nicht zusam-men. Genuine Nomina sind stets atelisch, sie können dabei aber sowohl inho-mogen als auch homogen sein. Im häufigsten Falle bezeichnen genuine Nomina konkrete, klar abgrenzbare Gegenstände (Tisch). Diese seien im Folgenden Gegenstandsindividuen genannt. Sie sind inhomogen (ein Teil von einem Tisch

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ist nicht selbst ein Tisch), klarerweise aber – auf Grund ihrer Zeitstabiliät – auch atelisch (Givón 1984, Lehmann 1992).

Neben den Gegenstandsindividuen gibt es atelisch-inhomogene genuine Nomina, die sich auf deutlich abgrenzbare Einzelvorgänge – jedoch ohne Resul-tatszustand! – beziehen:

(25) Tat, Blitz, Donner, Salto, Flic-Flac, Purzelbaum

Diese stellen für die zeitliche Dimension das dar, was Gegenstandsindividuen für die räumliche Dimension sind. Aus diesem Grunde bezeichne ich sie als Vorgangsindividuen.

Weiterhin existieren genuine Nomina, die atelisch-homogen sind. Für den Gegenstandsbereich sind dies Massennomina (Wasser), für den Vorgangsbereich Zustandsabstrakta (Krieg). Telizität tritt bei genuinen Nomina prinzipiell nicht auf, kann aber sehr wohl durch derivationelle Mittel in den Nominalbereich eingeführt werden:

(26) Ermordung, Erweckung, Befreiung, Vereinsamung

Nun zur Argumentstruktur der Nomina. Betrachten wir zunächst Gegenstands-individuen – den prototypischen Fall! – und Massennomina. Das Individuum bzw. die Masse, die sie benennen, ist ihr referentielles Argument (vgl. Bierwisch 1989, Grimshaw 1990). Gibt es weitere Argumente? Die Nominalsyntax stellt sehr wohl eine strukturelle Position bereit, nämlich den postnominalen Genitiv.13 Was an dieser Position realisiert wird, steht zu einem genuinen Nomen im All-gemeinen in einer Zugehörigkeitsrelation, kann also als possessiver Genitiv gedeutet werden.14 Die folgenden Beispiele zeigen, dass Relationalität bei kon-kreten Nomina eine graduelle Angelegenheit ist:

(27) a. der Berg des Königs b. das Buch des Schülers c. das Buch des Schriftstellers d. das Gesicht des Mannes e. die Ecke des Tisches f. der Fan des Sängers

Diese Abstufungen machen deutlich, dass eine klare Unterteilung der possessi-ven Genitive in Argumente und Nichtargumente unmöglich ist. Ich gehe hier davon aus, dass genuine konkrete Nomina generell keine strukturell realisierten Argumente besitzen. Vielmehr wird der postnominale Genitiv je nach Art des

13 Auf den pränominalen Genitiv, der im Deutschen zumeist auf Eigennamen beschränkt ist,

wird in diesem Zusammenhang nicht weiter eingegangen. 14 Sonderfälle wie der Genitivus qualitatis (ein Mann mittleren Alters), der Genitivus partitivus

(die Hälfte meines Vermögens) und der Genitivus explicativus (das Laster der Trunksucht) sollen hier nicht berücksichtigt werden. Im Gegenwartsdeutschen werden sie zunehmend durch andere Konstruktionen ersetzt, vgl. zu einer detaillierten Darstellung Lindauer (1995).

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Nomens auf die ein oder andere Weise interpretiert; eine besondere Rolle spie-len dabei Stereotyprelationen (vgl. hierzu auch Fanselow 1981).15

Dies führt zu folgender Repräsentation:

(28) a. Buch: λx [BEBUCH (x)] b. Wasser: λx [BEWASSER (x)]

Betrachten wir jetzt die Argumentrealisierung von Abstrakta. Vorgangsindivi-duen wie Blitz, Salto besitzen als referentielles Argument ein Aktargument a, welches – ganz parallel zu Gegenstandsindividuen – inhomogen und atelisch ist. Neben dem Zugehörigkeitsgenitiv lassen sie häufig noch eine Richtungsangabe in Form einer Präpositionalphrase zu. Dabei hat die Präposition durchaus se-mantischen Gehalt:

(29) a. der Blitz aus der schwarzen Wolke / in den kleinen Tümpel b. der Salto über den Zaun / ins Bett / auf die Stange

Die Präpositionalphrase wird zwar durch das jeweilige Nomen möglich ge-macht, sie ist jedoch nicht lexikalisch fixiert. Mit Grimshaw (1990), Jackendoff (1990) und Rapp (1997) möchte ich hier von Argumentadjunkten sprechen: sie sind semantisch angelegt, füllen jedoch keine strukturelle Argumentposition. Vorgangsindividuen haben neben ihrem referentiellen Argument folglich keine weiteren strukturellen Argumente:

(30) Salto: λa [DOSALTO ((x) a)]

Dass sich in bestimmten Fällen Richtungsangaben hinzusetzen lassen, ist durch die spezifischen semantischen Eigenschaften des Prädikats bedingt, welches sich hinter DO versteckt: Im Falle von Salto und Blitz sind derartige Angaben möglich, im Falle von Tat oder Donner dagegen nicht.16

Bei den zustandsbezeichnenden genuinen Nominalabstrakta wird durch den postnominalen Genitiv der EXPERIENCER ausgedrückt. Das POSSESSUM erscheint in einer lexikalisch fixierten Präpositionalphrase:

(31) a. die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter b. der Frieden der Bayern mit den Schwaben c. der Krieg der Römer gegen die Barbaren17

Die Argumentstruktur enthält nur das Zustandsargument s. Die weiteren thema-tischen Rollen – die ja in der Dekompositionsstruktur durchaus vorhanden sind

15 Auch der sogenannte Genitivus auctoris, welcher zur Angabe des Urhebers verwendet wird

(vgl. Lindauer 1995: 137ff.), kann als spezifische Variante eines possessiven Genitivs betrachtet werden.

16 Eventuell könnte man als Untergruppe von DO ein MOVE-Prädikat annehmen, welches Be-wegungsarten repräsentiert (vgl. hierzu Rapp 1997 ) und dadurch Richtungsangaben generell ermög-licht.

17 Da maximal divisiv, ist Krieg nicht Vorgangs-, sondern Zustandsnomen: i. Um 10.33 mitteleuropäischer Zeit herrschte immer noch Krieg.

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– tauchen nicht auf. Der postnominale Genitiv kann auch hier über die Zugehö-rigkeitsrelation gedeutet werden:

(32) Angst: λs [POSSANGST ((x,y) s)]

Die Argumentstruktur eines genuinen Nomens enthält also generell nur das referentielle Argument. Differenzierter ist die Situation bei Nominalisierungen. Hier ist zwischen Gegenstands- und Vorgangsnominalisierungen zu unterschei-den.

Gegenstandsnominalisierungen verhalten sich wie genuine Nomina, unab-hängig davon, ob sie durch Konversion (Fang), ung-Nominalisierung (Abde-ckung), er-Nominalisierung (Schreiber) gebildet sind. Der postnominale Genitiv kann hier stets auch als possessiver Genitiv gedeutet werden – ganz analog zu genuinen Nomina (vgl. hierzu auch Fanselow 1981):18

(33) a. Der Fang des Fischers lag auf dem Tisch. b. Die Beute des Fischers lag auf dem Tisch.

(34) a. Die Abdeckung des Hauses stürzte ein. b. Das Dach des Hauses stürzte ein.

(35) a. Der Schreiber des Buches war auch da. b. Der Autor des Buches war auch da.

Bei den durch ung-Suffigierung entstandenen Verbalabstrakta wird dagegen zumeist das interne Argument des Basisverbs als postnominaler Genitiv reali-siert (vgl. Ehrich/Rapp 2000). Im Falle von Ereignisnominalisierungen ist diese Objektslesart des Genitivs zwingend (36), activity-Nominalisierungen lassen daneben auch eine possessiv-„agentive“ Lesart zu (37):19

(36) die Ermordung des Richters Ermordung: λy λe [DO ((x,y) r) & BEC ((BE ((y) s)) e)]

(37) die Befragung des Richters / der Journalisten die Belagerung der Stadt / der Römer Befragung: (λy) λr [DO ((x,y) r)]

18 Die Darstellung der Resultatsobjektsnominalisierungen in Ehrich/Rapp (2000) wäre in dieser

Weise zu korrigieren. 19 Das Verhalten von Zustandsnominalisierungen wie Verehrung, Bewunderung wurde in Teußer

(2000) eingehend untersucht. Das interne Argument des Verbs – das THEMA – wird hier im Nor-malfall durch eine PPFÜR realisiert, während der postnominale Genitiv eine „agentiv“-possessive Lesart besitzt:

i. die Bewunderung/Verehrung der Menschen für den Star Dies deutet darauf hin, dass Zustandsnominalisierungen signifikant andere Argumentrealisierungs-eigenschaften besitzen als Ereignis- und Prozessnomina: es ist plausibel, dass sie ebenso wie Aktnominalisierungen das distributionelle Verhalten genuiner Nomina aufweisen. Da Zustandsver-ben – mit der Ausnahme des lexikalisierten Worts Hass – generell keine Konversion zulassen, gehe ich hierauf jedoch nicht weiter ein.

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Das interne Argument tritt hier stets an struktureller Position auf. Im Gegensatz zu Verben können Nomina generell ohne thematische Argumente verwendet werden. Wenn jedoch ein postnominaler Genitiv erscheint, so muss dieser bei Ermordung als internes Argument interpretiert werden. Im Falle von Befragung ist die Realisierung des internen Arguments an struktureller Position fakultativ; hier kann also ein postnominaler Genitiv auch possessiv gedeutet werden.20

Es ergibt sich also, dass ung-Vorgangsnominalisierungen – im Gegensatz zu Gegenstandsnominalisierungen – den postnominalen Genitiv als strukturelle Position für thematische Argumente zur Verfügung stellen. Genuine Nomina erlauben hier dagegen – unabhängig davon, ob sie einen Gegenstand oder einen Vorgang bezeichnen – nur eine Zugehörigkeitsinterpretation.

Im folgenden Abschnitt werde ich darstellen, welche Konsequenzen sich für die Einstufung der V→N-Konversion ergeben. Zentrale Idee ist, dass ein Relis-ting immer dann gewählt wird, wenn der Verbalstamm prototypische Nominal-merkmale hat. Ist dies nicht der Fall, so muss eine derivationelle Analyse vor-liegen.

3.2 V→N-Konversion: Relisting

Ein Relisting verlangt, dass der Verbalstamm in semantischer und morphologi-scher Hinsicht nominaltypisch ist. Was die Semantik betrifft, so entsprechen nur activities in ihrer Akt-Lesart den prototypischen genuinen Nomina: treten, schwenken, küssen sind – wenn man dabei an das Einzelereignis denkt – atelisch und inhomogen. Die Prognose bestätigt sich durch die Daten. Akte sind bei der Relisting-Konversion tatsächlich sehr häufig und produktiv:

(38) Tritt, Kuss, Schlag, Schwenk, Pieps, Fieps, Schnarch, Grunz, Fauch, Zwick, Schlupf, Zupf

(39) COSMAS-Beispiele: Aufpassen, es kann auch mal kurz einen Fauch geben! Eh sie sich's versahen, waren Veilchen und Ginster von einer Horde warziger Tintlinge umringt, die auf einen Grunz ihres Gorpsorals hin ihre modrigen Schlunde aufrissen ... Ein gut gearbeiteter Hund muss später nur noch selten und sehr leicht korrigiert werden, z.B. durch ein „Nein“ oder einen Zupf an der Leine.

Das Basisverb all dieser Beispiele kann als activity oder als Akt interpretiert werden. Beim Relisting wird jedoch stets die Akt-Variante selegiert: ein Tritt ist ein singuläres Ereignis, ebenso ein Kuss, ein Schlag, ein Schwenk. Um eine

20 Die Darstellung entspricht inhaltlich Ehrich/Rapp (2000). Formal ergeben sich einige Unter-

schiede, die auf der hier vertretenen Annahme beruhen, dass ein AGENS-Argument prinzipiell nicht in der Argumentstruktur des Nomens erscheint, sondern über die allgemein zur Verfügung stehende Zugehörigkeitsrelation gedeutet wird.

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andauernde Tätigkeit auszudrücken, wird jeweils die Infinitivnominalisierung gewählt:

(40) (das) Treten, Küssen, Schlagen, Schwenken, Piepsen, Fiepsen, Schnar-chen, Grunzen, Fauchen, Zwicken, Schlupfen, Zupfen

In direkter Konkurrenz zu den Akt-Konversionen stehen dagegen sehr häufig Nomina Acti auf -er:

(41) Piepser – Pieps, Schnarcher – Schnarch, Schwenker – Schwenk, Grunzer – Grunz, Zwicker – Zwick

Offenbar existieren hier im Gegenwartsdeutschen zwei zumeist gleichberechtig-te Verfahren zur Bildung von Akt-Nomina. Zu überprüfen wäre hier, ob es re-gionale Bevorzugungen der ein oder anderen Variante gibt; möglicherweise sind die derivationell gebildeten Aktnomina vor allem im süddeutschen Raum ver-breitet.

Akte sind auf Grund ihrer Semantik also die idealen Kandidaten für ein V→N-Relisting. In geringem Umfange erscheinen activities ohne Akt-Lesart. Auch hier wird – im Unterschied zur Infinitivnominalisierung – ein klar um-grenztes Einzelereignis bezeichnet, was die Einstufung als Vorgangsindividuum rechtfertigt:

(42) der Ritt, der Lauf, der Kick (=das Fußballspiel) das Reiten, das Laufen, das Kicken

Vielfach ist eine Konversion bei den reinen activities jedoch auch ausgeschlos-sen (*Schwimm, *Jogg). Je kürzer und klarer umgrenzt ein Vorgang, desto bes-ser geeignet ist er für ein Relisting. Konsequenterweise sind die atelisch-homogenen states (lieben, hassen, glauben) ganz ungeeignet für ein Relisting. Tatsächlich existiert hier nur die lexikalisierte Bildung Hass – Parallelbildungen sind ausgeschlossen:

(43) state: *Lieb, *Glaub

Offensichtlich findet Relisting also nur statt, wenn der Stamm tatsächlich den prototypischen Eigenschaften der Zielkategorie entspricht.

Eine Relisting-Analyse für die Akt-Konversionen ist aus semantischen Gründen plausibel; starke empirische Evidenz liefert jedoch erst das Argument-realisierungsverhalten. Betrachten wir transitive Verben: Obgleich diese ihre Argumente strukturell realisieren, folgen die entsprechenden Konversionen vollständig dem Muster der genuinen Nomina. Der postnominale Genitiv drückt niemals ein internes Argument aus, sondern wird über eine Zugehörigkeitsrela-tion interpretiert:21

21 Vgl. hierzu auch Lindauer (1995: 123), der jedoch annimmt, dass die V→N-Konversion ge-

nerell anderen Regularitäten folgt als die explizite Derivation.

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(44) a. Die Mutter küsst das Kind. b. der Kuss des Kindes → possessiv-„agentiver“ Genitiv

(45) a. Der Nachbar tritt / schlägt den Mann. b. der Tritt / Schlag des Mannes → possessiv-„agentiver“ Genitiv

(46) a. Das Mädchen reitet den Schimmel. b. Der Ritt des Mädchens → possessiv-„agentiver“ Genitiv

Präpositional realisierte Argumentadjunkte werden vom Verb übernommen:

(47) a. Der Nachbar tritt gegen die Tür. b. Der Nachbar tritt nach dem Kind.

(48) der Tritt gegen die Tür / nach dem Kind

Intransitiva sind bzgl. des Argumentrealisierungsverhaltens weniger signifikant. Sie besitzen ohnehin nur ein AGENS-Argument. Dieses entspricht dem posses-siven postnominalen Genitiv der Konversion:

(49) a. ein schüchterner Pieps / Fieps der Maus b. ein lauter Grunz / Schnarch des Riesen c. ein böser Fauch der Katze

Weitere Evidenz für eine Relisting-Analyse für Tritt, Schlag ergibt sich jedoch aus dem Verhalten quantifizierender Adjektive wie ständig / häufig (vgl. Grim-shaw 1990). Diese sind bei Ereignis- und Prozessnominalisierungen im Singular prinzipiell möglich (50), bei genuinen Vorgangsindividuen (51) dagegen ausge-schlossen:

(50) Ereignis-/Prozessnominalisierung:

a. die ständige / häufige Ermordung von Richtern durch die Mafia b. die ständige / häufige Befragung des Richters durch die Journalis-

ten c. die ständige / häufige Entdeckung neuer Planeten d. Häufige Verwendung des Tests kann zur Übertherapie führen.

(COSMAS) e. die häufige Verarmung alleinstehender Mütter (COSMAS) f. die ständige Verdunstung des Wassers (COSMAS) g. die häufige / ständige Verblödung der Menschen (COSMAS)

h. Tja, an dieser Stelle kommt nun die ständige Verdummung ins Spiel. (COSMAS)

g. In seinem Lied (...) bringt W. M. sein Bedauern über die häufige Verwahrlosung und kulturelle Entwurzelung gerade von jungen Migranten zum Ausdruck. (COSMAS)

h. Der Marxismus behauptet die ständige Verelendung der Menschen im Kapitalismus. (COSMAS)

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i. ... die im zunehmenden Alter häufige Vereinsamung ... (COS-MAS)

(51) Genuine Vorgangsindividuen: a. *der ständige / häufige Blitz22 b. *der ständige / häufige Purzelbaum des Turners c. *der ständige / häufige Flic-Flac d. *der ständige / häufige Salto ins Becken ist Gift für den Rücken e. *das ständige / häufige Duell zwischen Mitgliedern der Armee f. *der häufige / ständige Tod schwarzer Katzen g. *der häufige / ständige Witz

Die Akt-Konversionen verhalten sich wie hierin genau wie die genuinen Vor-gangsnominalisierungen: 23

(52) Akt-Konversion: a. *der ständige / häufige Tritt gegen die Tür b. *der ständige / häufige Ritt durch den Wald

Aufschlussreich sind zudem die flexionsmorphologischen Eigenschaften der durch Relisting entstandenen Konversionen, dabei insbesondere die Pluralbil-dung. Reis (1983) bemerkt zu den morphologischen Eigenschaften der V→N-Konversionsbildungen:

„... deverbale Derivata sind, falls dem produktiven Untertyp mit Simplexbasis zugehörig, stark

flektierte Maskulina, die – soweit feststellbar – den s-Plural verlangen (vgl. Treff, Schwenk,

Dreh, Stau).“ (Reis 1983: 128).

Während die Einheitlichkeit des Genus für alle Neubildungen zutrifft, gibt es bzgl. der Pluralbildung Schwankungen. Die meisten Neubildungen haben tat-sächlich, wie Reis (1983) annimmt, den s-Plural (Schwenks, Treffs, Kicks), bei

22 Eine Ausnahme ist Donner. Hier sind quantifizierende Adjektive durchaus gängig:

i. der ständige / häufige Donner Der Grund dafür scheint zu sein, dass Donner zumeist inhärent iterativ verwendet wird; ein einmali-ges Ereignis wird eher durch Donnerschlag ausgedrückt.

23 Die Unterscheidung zwischen Prozess-/Ereignisnomina und Aktnomina erinnert stark an

Grimshaws (1990) Unterteilung in complex event nominals und simple event nominals. Nach

Grimshaw ist jedoch im Englischen das interne Argument eines complex event nominals – ebenso

wie beim Basisverb – obligatorisch. So träten Adverbien wie frequent – die ja sicherstellen, das

tatsächlich ein complex event nominal vorliegt! – nur zusammen mit dem internen Argument auf:

i. *The frequent expression is desirable. (Grimshaw 1990: 50 (7b)) ii. The frequent expression of one’s feelings is desirable. (Grimshaw 1990: 50 (7c))

Zumindest für das Deutsche scheint in derartigen Fällen jedoch eine kontextuelle Gegebenheit des internen Arguments zu genügen:

iii. Die Stadt hielt der häufigen Belagerung nicht stand. iv. Trotz häufiger Zerstörung durch die Römer war Byzanz jahrhundertelang eine blühende

Stadt.

Die Realisierung eines internen Arguments ist also im Deutschen bei deverbalen Prozess- und Ereignisnomina fakultativ – der wichtige Unterschied zu den Zustands- und Aktnomina ist jedoch, dass es überhaupt an struktureller Position möglich ist.

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Stämmen, welche auf [s] enden, wird jedoch der e-Plural verwendet (Giekse, Piepse, Schubse, Schmatze):

(53) COSMAS-Belege: a. er habe lediglich Klapse und Schubse erhalten

b. Es gehören ja viele Schubse aus dem Paradies, kleine Schubse dazu, während wir groß werden. c. Und jetzt bekommste den Auftrag, Martina einen oder mehrere Schmatze zu geben, ...

d. Nach kurzer Zeit wirst du einen oder mehrere Piepse hören ... e. Dann machst du ein paar Hupfe ...

Die Daten lassen sich so interpretieren, dass Relisting-Konversionen ihren Plu-ral entsprechend zu anderen neuen Wörtern des Deutschen bilden. So ist bei neu entlehnten Maskulina und Neutra der s-Plural üblich (54), es sei denn, das Wort endet selbst auf [s],[∫] oder [f] (55):24

(54) Tipps, Models, Tricks, Accounts, Clicks, Breaks, Clips, Tests, Disks, Digits, Dips, Flops

(55) Asse, Slashe, Crashe, Brunche, Clinche, Kliffe, Riffe

Auf die Pluralflexion des Deutschen kann hier nicht exhaustiv eingegangen werden, die obigen Daten zeigen jedoch, dass Konversionen wie Pieps, Schmatz, Tritt ihren Plural ganz entsprechend zu sonstigen „Neuerwerbungen“ des Deutschen bilden: wie bei diesen sind phonologische Gegebenheiten aus-schlaggebend. Dies spricht in eindeutiger Weise für den Relisting-Ansatz.

Fazit: Relisting kommt nur bei nominaltypischem Stamm zur Anwendung. Das Outputnomen zeigt ein Verhalten, welches demjenigen genuiner Nomina gleicht.

3.3 V→N-Konversion: Derivationell

Hat ein Verbalstamm nicht die prototypischen Nominalmerkmale [-telisch] und [-homogen], so ist kein Relisting möglich. Zustandsveränderungsverben sind grundsätzlich ausgeschlossen (56), ebenso activity-Verben ohne Akt-Lesart (57):

(56) Zustandsveränderungsverben: [+telisch] , [-homogen] a. Untrennbares Präfix: verraten, betrügen, verzehren, erwerben b. Trennbares Präfix: abschießen, ausziehen, ankommen c. Simplexverb: fangen, kaufen, rauben

(57) activity-Verben ohne Akt-Lesart: [-telisch] , [+homogen]: beschießen, vertreiben

24 Ebenso verhalten sich Initialwörter: PKWs-SMSe, Azubis-Gröfaze

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Eine Konversion ist dennoch oft möglich. Meine These ist, dass die Verbstämme hier auf derivationelle Weise zu Nomina werden. Evidenz liefert wieder die Argumentrealisierung. Bei einem transitiven Zustandsveränderungsverb er-scheint als postnominaler Genitiv das interne Argument des Verbs:

(58) a. der Verrat des Geheimnisses b. der Abschuss des Flugzeugs c. der Verbrauch der Nahrungsmittel d. der Verzehr des Bratens e. der Erwerb eines Patents g. der Fang des Wals

h. der Raub des Geldes i. der Kauf des Hauses f. der peinlich genaue Durchgang der Akten (COSMAS)

Dies entspricht genau der Argumentrealisierung entsprechender expliziter Deri-vate:

(59) a. die Erbauung des Gebäudes b. die Zerstörung des Gebäudes

Bei den transitiven activities ohne Akt-Lesart kann der postnominale Genitiv sowohl eine Objektsinterpretation als auch eine possessive „Subjektsinterpreta-tion“ haben:

(60) a. der Beschuss der Stadt b. der Beschuss der Amerikaner

(61) a. der Vertrieb der CDs b. der Vertrieb dieser Plattenfirma

(62) a. der Besuch des Museums b. der Besuch der alten Dame

Die gleiche Mehrdeutigkeit wurde in Ehrich/Rapp (2000) für ung-Nomi-nalisierungen auf der Basis transitiver activities festgestellt:

(63) a. die Belagerung der Stadt b. die Belagerung der Amerikaner

Quantifizierende Adverbien sind sowohl bei den Ereignis-Konversionen (64) als auch bei den activity-Konversionen (65) stets möglich:

(64) a. der häufige Abschuss von Flugzeugen b. der häufige Verrat von Geheimnissen c. der häufige Kauf von Häusern d. der häufige Fang von Delphinen

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(65) a. der häufige / ständige Beschuss der Stadt b. der ständige Vertrieb der CDs c. der ständige Besuch des Museums

Es gibt also hinreichend Evidenz dafür, dass bei semantisch nicht nominaltypi-schen Verbalstämmen die Konversion durch einen derivationellen Vorgang er-folgt. Ebenso wie bei den entsprechenden ung-Nominalisierungen wird das Situationsargument des Verbs in unveränderter Form an die Nominalisierung weitergegeben und das interne Argument erscheint an struktureller Position:

(66) a. Abschuss: λy λe [DO ((x,y) r) & BEC ((BE ((y) s)) e)] b. Beschuss: (λx) λr [DO ((x,y) r)]

Nun stellt sich die Frage, auf welche Art die Derivation erfolgt: Ist es Nullaffi-gierung oder Umkategorisierung?25

(67) a. Umkategorisierung: [N[v[v-affbe][vschuss]]] b. Nullsuffigierung: [N[v[v-affbe][vschuss]][N-aff0]]

Nullaffigierung ist m.E. aus mehreren Gründen vorzuziehen:26 � Die Argumentrealisierung und das Auftreten quantifizierender Adjekti-

ve zeigen, dass sich die Konversionen ganz parallel zu expliziten Deri-vaten verhalten. Diese Parallele wird durch ein Nullsuffix auch wort-strukturell ausgedrückt.

� Anders als die Relisting-Konversionen weisen die derivationellen Kon-versionen tatsächlich ein einheitliches Flexionsverhalten auf. So bilden sie den Plural stets mit dem Suffix -e (Vertriebe, Besuche, Verrate, Be-schüsse, Abschüsse, Betreffe, Verkäufe). Dies erklärt sich durch die An-nahme, dass hier ein Nullsuffix mit ganz spezifischen morphologischen Eigenschaften vorliegt.27

25 Bemerkt sei an dieser Stelle, dass es strukturell keinen Unterschied macht, ob das Basisverb

der Konversion ein untrennbares (Verrat) oder trennbares Präfix (Abschuss) aufweist. Auf eventuelle morpho-syntaktische Probleme, die sich durch diese Gleichsetzung ergeben, kann hier nicht einge-gangen werden.

26 Höhle (1982) erwähnt Wortbetonungsphänomene, die seiner Ansicht nach gegen eine Nullaf-figierungsanalyse sprechen. So wird bei den Verben unter (i) der Stamm betont, ebenso bei deren expliziten Suffigierungen (ii). Die entsprechenden Konversionen – obgleich durch ihr Argumentrea-lisierungsverhalten als derivationell ausgewiesen – betonen dagegen das Präfix (iii):

i. wider’rufen, über’schlagen ii. Wider’rufung, Über’schlagung iii. ’Widerruf (des Geständnissen), ’Überschlag (der Erbmasse)

Das Problem lässt sich m.E. durch die Annahme lösen, dass die Erteilung des Wortakzents einer Affigierung nachgeordnet ist, wobei spezifische Suffixe spezifische Wirkungen haben können. Während ung den Wortakzent – wenn immer möglich – auf die vorausgehende Silbe lenkt (was der verbaltypischen Betonung gleichkommt), hat das leere Suffix keinen solchen Effekt. Der Hauptak-zent der Konversionen entpricht daher dem Nominalakzent.

27 Interessant ist insbesondere Betreff: die korrespondierende Relisting-Konversion Treff bildet den Plural mit –s, das derivationell gebildete Betreff dagegen auf –e.

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Irene Rapp 432

Natürlich ist es kein Zufall, dass die meisten der derivationell gebildeten Kon-versionen ein Präfixverb als Basis haben: wie in 3.1.2 gezeigt, sind telische Verben des Deutschen ja im unmarkierten Fälle präfigiert. Wie fangen, kaufen, rauben zeigen, greift die semantische Bedingung für derivationelle Konversio-nen aber unabhängig von der Morphologie.

Was geschieht nun, wenn der Verbalstamm zwar semantisch, nicht jedoch morphologisch nominaltauglich ist? Akte werden (wie activities) im Deutschen zwar normalerweise durch Simplexverben ausgedrückt – es existieren jedoch durchaus eine Reihe von präfigierten Aktverben, vorzugsweise mit dem trennba-ren Verbzusatz an:

(68) anschnauzen, anrempeln, anschubsen, anstubsen

In semantischer Hinsicht ergäben sich durch Relisting völlig typische Nomina, nicht jedoch in morphologischer Hinsicht: es gibt keine Nominalstämme mit dem Präfix an-. Hier wird auf die – zur Bildung von Aktnomina ja ohnehin mögliche – er-Suffigierung ausgewichen:

(69) *Anschnauz – Anschnauzer, *Anrempel – Anrempler, *Anschubs – Anschubser, *Anstubs – Anstubser

Diese er-Akt-Nominalisierungen verhalten sich distributionell wie Relisting-Konversionen. So lassen sie weder Objektsgenitiv noch quantifizierende Adjek-tive zu:

(70) a. Er schnauzte den Schüler an. b. der Anschnauzer des Schülers → nur „agentiv“-possessive Lesart

(71) *der ständige / häufige Anschnauzer

Nicht das Vorhandensein eines Derivationsaffixes ist folglich für das Auftreten eines THEMAs an struktureller Position verantwortlich – ansonsten müssten er-Aktnominalisierungen sich wie ung-Nominalisierungen bzw. derivationelle Konversionen verhalten. Vielmehr scheint die spezifische Art des referentiellen Arguments ausschlaggebend zu sein. r und e lizensieren strukturelle thematische Argumente und quantifizierende Adjektive; a dagegen verhält sich gänzlich wie ein Gegenstandsargument. Während Aktnominalisierungen den Vorgang als solchen – wie ein Individuum – fokussieren, stellen Ereignis- und Prozessnomi-nalisierungen die Einwirkung auf ein THEMA in den Vordergrund. Die expliziten Derivationen verhalten sich bzgl. ihrer Situationsargumente eindeutig: ung-Nominalisierungen sind im Normalfall auf Ereignis- und Prozessverben beschränkt und besitzen folglich immer e bzw. r als referentielles Argument; er-Vorgangsnominalisierungen treten dagegen nur bei Aktverben (mit dem referen-tiellen Argument a) auf. Die erwähnten Eigenschaften genuiner Nomina ergeben sich: Da sie niemals e oder r als Situationsargument besitzen, haben sie auch in keinem Falle strukturell realisierte thematische Argumente.

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Offenbar bestimmt also das jeweilige Situationsargument die Distribution eines Nomens – und nicht dessen morphologische Struktur. Dies legt die Frage nahe, ob es möglich ist, auf die hier für die Konversion vorgeschlagene Doppel-analyse gänzlich zu verzichten. Anders gesagt: Wäre es nicht plausibler, eine einheitliche Analyse – sei es Nullaffigierung oder Relisting – anzunehmen und die Distributionsunterschiede nur semantisch zu erklären?

Hiergegen sprechen jedoch die genannten morphologische Fakten. Nähme man an, dass immer Nullaffigierung vorliegt, so könnte nicht erklärt werden, warum es keine Akt-Konversionen auf der Basis von präfigierten Verben gibt (*Anschnauz). Diese systematische Lücke ist durch meine Analyse erklärt: Das Situationsargument a erlaubt keine Nullaffigierung, Relisting ist jedoch eben-falls nicht möglich, da kein nominaltauglicher Stamm vorliegt. Nähme man andererseits an, dass Konversion immer durch Relisting erfolgt, so wäre das Vorhandensein von präfigierten – d.h. morphologisch nicht nominaltauglichen – Konversionen wie Verkauf, Vertrieb nicht zu erklären. Schließlich spricht auch die unterschiedliche Art der Pluralbildung dafür, V→N-Konversionen zwei verschiedenen Bildungstypen zuzuordnen.28

Fazit: Verbstämme, die auf Grund ihres referentiellen Arguments den seman-tischen Anforderungen der Zielkategorie Nomen nicht genügen, stehen für ein Relisting nicht zur Verfügung. Sie erlauben jedoch häufig eine derivationelle

28 Man könnte überlegen, ob das Auftreten subjektartiger durch-Phrasen ebenfalls durch die Art

des referentiellen Arguments gesteuert ist; so führt Grimshaw (1990) als Unterscheidungskriterium

zwischen complex event nominals und simple event nominals an, dass nur erstere subjektartige by-

Phrasen zulassen. Im Deutschen sind subjektartige durch-Phrasen jedoch immer dann möglich,

wenn die Dekompositionsstruktur ein zweistelliges DO-Prädikat enthält, unter dieser Bedingung

also bei den genuinen Akt-Nomina (i) genauso wie bei den deverbalen Vorgangsnominalisierungen

(ii):

i. die Kritik durch meinen Vater der Tadel durch den Lehrer Ein großer Terrorakt durch die „Achse des Bösen“ könnte die Welt in Flammen setzen.

(COSMAS) .... Fluch durch eine Frau, die ein Foto besprochen haben soll (COSMAS) ii. die Verfolgung durch die Armee die Ermordung des Richters durch die Mafia die Befragung des Richters durch die Journalisten die Belagerung der Stadt durch die Römer

Bei Zuständen (iii) oder einstelligen Vorgängen (iv) sind sie dagegen generell ungrammatisch: iii. *die Angst durch den Torwart/*die Verachtung durch den Torwart iv. *der Purzelbaum durch Bärbel/*die Wanderung durch Bärbel/*die Erkrankung durch Bärbel

Die Möglichkeit subjektartiger durch-Phrasen liegt offenbar also quer zur Unterscheidung genuin – verbderiviert. Auch V→N-Konversionen lassen – unabhängig davon, ob sie durch Relisting (v) oder Derivation (vi) gebildet sind – subjektartige durch-Phrasen nur zu, wenn ein Ereignis mit PATIENS vorliegt:

v. wieder ein Schlag durch den großgewachsenen Matrosen. (COSMAS) (Ausbruch der Inzisiven rechts im UK) nach Tritt durch Pferd (COSMAS) *der Ritt durch den Grafen *der Fauch durch die Katze vi. der Abschuss des Flugzeugs durch die Spanier der Verrat des Geheimnisses durch den Spion *der Aufschwung durch die Firmen *der Aufbruch durch die Schüler

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Konversion. Das Situationsargument e bzw. r bringt es mit sich, dass sich diese Konversionen distributionell wie explizite ung-Derivate verhalten. Ist ein Verb-stamm zwar semantisch, jedoch nicht morphologisch nominaltauglich, so kann eine er-Vorgangsnominalisierung – mit Situationsargument a! – gebildet wer-den. Distributionell verhält sich diese analog zu den genuinen Nomina und den Relisting-Konversionen.

4 Ausblick

Im vorliegenden Papier wurde gezeigt, dass die semantischen und morphologi-schen Merkmale des Basisverbs dafür ausschlaggebend sind, ob und auf welche Art eine Konversion erfolgen kann. Das folgende Schaubild stellt die Konver-sion im Vergleich zu den konkurrierenden Nominalisierungsmustern (ung-Nominalisierung und er-Akt-Nominalisierung) dar:

Verbalstamm semantisch nominalty-pisch

morphologisch nominaltypisch

Nominalisierung

schwenk + + Relisting (Schwenk) oder er-Bildung (Schwenker)

anschnauz + – er-Bildung (Anschnauzer) fang – – Derivationelle Konversion

(Fang) oder ung Nominali-sierung (Tötung)

verkauf, ermord

– – Derivationelle Konversion (Verkauf) oder ung Nominali-sierung (Ermordung)

Ein Relisting ist genau dann möglich, wenn der Verbalstamm semantisch und morphologisch nominaltypisch ist. Derivationen sind dagegen vor allem dann am Platze, wenn die Anforderungen der Zielkategorie nicht erfüllt sind. Bei morphologischer Abweichung erfolgt eine er-Nominalisierung, bei semantischer Abweichung im Normalfall eine ung-Nominalisierung.

Dieses zunächst sehr einfache Schema verkompliziert sich durch zwei Fak-toren: einerseits können er-Nominalisierungen auch bei nominaltauglichem Stamm verwendet werden (Schwenker). Andererseits gibt es auch bei einem semantisch nicht nominaltauglichen Stamm die Möglichkeit einer derivationel-len Konversion (Verkauf, Fang). Hieraus resultiert eine Konkurrenz zwischen Relisting-Konversionen und er-Bildungen einerseits (Piepser-Pieps, Schnar-cher-Schnarch, Schwenker-Schwenk, Grunzer-Grunz, Schubser-Schubs) und zwischen derivationellen Konversionen und ung-Nominalisierungen ande-rerseits (Erwerbung-Erwerb, Beschießung-Beschuss). Jedes der beiden Konver-sionsmuster betrifft also ein Gebiet, das eigentlich auch andererweitig besetzt ist – dennoch sind beide Muster produktiv. Untersuchenswert erscheint mir hier,

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ob sich die beiden Konversionsmuster gegen die konkurrierenden Bildungswei-sen abgrenzen lassen – sei es durch feine Bedeutungsnuancen oder aber durch ganz spezifische Basisrestriktionen. Aufschlussreich könnte es auch sein, in diesem Zusammenhang regionale und sprachgeschichtliche Faktoren mitzube-rücksichtigen.

Für die semantische Theoriebildung ist vor allem von Bedeutung, dass zwei ganz unterschiedliche Arten von Vorgangsnominalisierungen existieren. ung-Bildungen und derivationelle Konversionen erzeugen Ereignis- bzw. Prozess-nomina; diese transportieren durch ihr Situationsargument einige der verbtypi-schen Eigenschaften in den Nominalbereich; insbesondere handelt es sich hier-bei um das Auftreten eines strukturell realisierten thematischen Arguments. Akt-Nominalisierungen – gebildet durch Relisting-Konversionen bzw. er-Derivate – verhalten sich bzgl. Semantik und Distribution nominaltypisch. Bemerkenswert ist, dass sich die aktbezeichnenden er-Derivate vor diesem Hintergrund mühelos zu den gegenstandsbezeichnenden er-Derivaten (Leser, Öffner) gruppieren las-sen: in jedem Falle wird ein für die Kategorie Nomen unauffälliges Individuum bezeichnet. Mein Ansatz könnte hier also einige Muster vereinen, die traditio-nell getrennt werden. Umgekehrt habe ich für die V→N-Konversion, die in bisherigen Ansätzen einheitlich behandelt wurde, zwei auch wortstrukturell unterschiedliche Gruppen angenommen. Der große Vorteil der Analyse liegt darin, dass somit Semantik und Distribution ganz direkt mit der jeweiligen mor-phologischen Struktur korrelieren.

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Tübingen Irene Rapp

Deutsches Seminar, Universität Tübingen, Wilhelmstr. 50, D-72072 Tübingen [email protected]