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Röntgenkontrastmittel, Quelle für die AOX-Belastung des Abwassers durchKrankenhäuserErbe, T.; Kümmerer, Klaus; Gartiser, S.; Brinker, L.
Published in:RÖFO. Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der neuen bildgebenden Verfahren
DOI:10.1055/s-2007-1015310
Publication date:1998
Document VersionVerlags-PDF (auch: Version of Record)
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Citation for pulished version (APA):Erbe, T., Kümmerer, K., Gartiser, S., & Brinker, L. (1998). Röntgenkontrastmittel, Quelle für die AOX-Belastungdes Abwassers durch Krankenhäuser. RÖFO. Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der neuenbildgebenden Verfahren, 169(10), 420-423. https://doi.org/10.1055/s-2007-1015310
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Download date: 02. Jul. 2021
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420 ORIGINATARBEIT
ffiP Röntgenkontrastmittel, Quelle fürdie AOX-Belastung des Abwassersdurch Krankenhäuser
Zusommenfossung.Zielt Aufdecken der Quellen für die Über-schreitung des Grenzwertes für AOX (adsorbable organic halo-gen, X=Cl, Br, l) im Krankenhausabwasser und Abschätzungdes Beitrages von Krankenhausabwasser zum AOX im l
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Röntgenkontrastmittel, Quelle für die AOX-Belastung des Abwassers durch Krankenhäuser Fortschr. Röntgenstr. 169,4 (1998) 421
Vergleich wurden Abwasserproben im Zentralkanal der unter-suchten l(rankenhäuser entnommen und ihr AOX-Gehaltbestimmt.
Material und Methoden
Messungen
Um die Abwassersituation in Krankenhäusern repräsentativzu untersuchen, wurden neben einem Universitätsklinikum(1557 Betten, I(rankenhaus der Maximalversorgung) vierweitere l(rankenhäuser unterschiedlichen Versorgungsgradesim badischen Raum beprobt (Tab.1): ein l(reiskrankenhaus 1(450 Betten, I(rankenhaus der Maximalversorgung), ein wei-teres Kreiskrankenhaus 2 (475 Betten) und l(rankenhaus 3(451 Betten), jeweils l(rankenhäuser der Zentralversorgungsowie eine Spezialklinik (200 Betten, die fast ausschließlichder onkologischen Abteilung zuzuordnen sind). Da in derSpezialklinik keine Röntgenkontrastmittel verwendet werden,diente sie als l(ontrolle. Wäschereien sind, wenn sie eineChlorbleiche durchführen, ebenfalls mögliche A0x-Emitten-den. Nur im l(rankenhaus 2 wird die Wäsche wie im unter-suchten Universitätsklinikum in einer eigenen Wäschereigewaschen. Allerdings wird die Chlorbleiche nur in l(ranken-haus 2 angewandt.
In allen Häusern wurden Proben an den Stellen entnommen,an denen das Abwasser der jeweiligen Einrichtung in denkommunalen Abwasserkanal eingeleitet wird. Im Universi-tätsklinikum Freiburg war eine getrennte Erfassung desAbwassers für die HNO-Augen-l(linik möglich. Im Fall desI(rankenhauses 1 wurden zusätzlich Proben am Abfluß desZentrallabors (möglicher AOX-Beitrag durch Lösungsmittelund andere Diagnostika) sowie des Bettentraktes genommen.Die Probennahme erfolgte an einem Tag zeitproportional (2 hProbenahmeintervalle) mit einem automatischen Probeneh-mer (Bühler, Tübingen) über 24 Stunden. Die Tagesmisch-proben wurden volumenproportional aus den Zweistunden-mischproben von 6:00 bis 20:00, die Nachtmischproben ausden Zweistundenmischproben, die im Zeitraum von 20:00bis 6:00 genommen wurden, hergestellt. Unmittelbar nachder Probenahme wurden die Proben im Labor durch Tief-frieren bzw. Zugabe von Salpetersäure/NaOH konserviert. DieAOX-Bestimmung erfolgte im Coulomat nach DIN 38409 H14(Schüttelmethode) (FW 1997). Außerdem wurden die AOX-I(onzentrationen von drei Röntgenkontrastmitteln, welchemit Frischwasser verdünnt wurden (Solutrast 300, Optiray350, Imagopaque 300), bestimmt. Um die summarische AOX-Bestimmung zu differenzieren, wurde die Probe aus demmedizinischen Bereich des l(rankenhauses 1 nach den chlor-.brom- und jodorganischen Anteilen untersucht. Mit Hilfeeines ionenchromatographischen Verfahrens (Brand et al.,1987) wurden der AOI, AOBr sowie der AOCI bestimmt.
Da die Abwassermengen nicht direkt bestimmt werdenkonnten, wurde der Frischwasserverbrauch herangezogen,wobei der Wasserbedarf von Heizkraft- und Rückkühlwerkenberücksichtigt wurde, indem er vom gesamten Wasserver-brauch der einzelnen l(rankenhäuser abgezogen wurde, dadieses Wasser nicht ins Abwasser, sondern in die Atmosphäregelangt.
Tab.l Jährl icherVerbrauch durch Röntgenkontrastmittel: Ergebnisseder Bi lanzierung.
K l in ik lodver-brauchpro Tagin kg
Plan-betten
Jodver-brauchpro Plan-bett undTag in g
Jodver-brauchpro Plan-bett undJahr in g
U niversitäts-kl inikumKKH 1KKH 2K H 3
1 , 8 2
0,260 ,1 00 , 1 3
1557 1 , 1 8
0,580,210,27
430
2 1 276,598,6
450415451
Tab.2 Wasserverbrauch.
K l in ik Wasserverbrauch WasserverbrauchproTag in Litern proTag und Plan-
bett in Litern
U niversitätskl in ikumKKH 1KKH 2K H 3Spezialkl inik
987.000255.000289.000117 .000100.000
634566608260500
Bilonzierung
Datengrundlage aller Bilanzierungen waren die verbrauchtenbzw. an die Stationen 1994 ausgegebenen Jahresmengen anjodhaltigen Röntgenkontrastmitteln. Es wurde davon ausge-gangen, daß alle von der Zentralapotheke gelieferten Rönt-genkontrastmittel auch zu 70O% verbraucht wurden. DieBilanzierung erfolgte auf Basis von Jod (BPI 1993). über denJodgehalt kann der Beitrag zum AOX errechnet werden. Diegemessenen und die bilanzierten Werte wurden gegenüber-gestellt, um den Beitrag der Röntgenkontrastmittel zumgesamten AOX abzuschätzen.
Bei der Bestimmung des AOX wird das microcoulometrischgemessene Halogen als Chlor mit dem Atomgewicht 35,45berechnet. Die deutlich höheren Atomgewichte von Brom(79,9) und Jod (126,9) werden somit bei der AOX-Messungum den Faktor 2,3 bzw im Fall desJods um den Faktor 3,8 imAnalysenergebnis unterbewertet. Dies wurde beim Vergleichvon gemessenem AOX und bilanziertem AOX (X=l) berück-sichtigt
Ergebnisse
Das Universitätsklinikum Freiburg hat den höchsten l(ontrast-mittelverbrauch der untersuchten Iftankenhäuser (665,3kgJod pro Jahr), doch auch I(rankenhaus 1 als l(rankenhaus derMaximalversorgung liegt mit 93 kg proJahr deutlich über denbeiden l(rankenhäusern 2 und 3, bei denen es sich umI(iniken der Zentralversorgung handelt (Tab.f ). über denbekannten Wasserverbrauch in den einzelnen Häusern(Tab.2) lassen sich die den Röntgenkontrastmitteln zuzu-schreibenden AOX-l(onzentrationen errechnen.
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422 Fortschr. Röntgenstr. 169,4 (1998) T. Erbe et al.
Universitäts- KKH 1l
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Röntgenkontrastmittel, Quelle für die AOX-Belastung des Abwassers durch l(rankenhäuser Fortschr. Röntgenstr. 169,4 (1998) 423
da das Molekulargewicht der Röntgenkontrastmittel zwi-schen 600 und 800 liegt.
In welcher Größenordnung die Anzahl der verschiedenenjodorganischen Verbindungen liegt, die bei Abwasserunter-suchungen die Höhe der AOX-l(onzentration beeinflussen,läßt sich nicht absehen. Es ist derzeit nicht abschätzbar, obeine hohe Konzentration jodorganischer Verbindungen einausschließlich krankenhausspezifisches Problem ist. Aller-dings ist klar, daß l(rankenhäuser erheblich zum AOI unddamit zum AOX beitragen können.
Ob aus industriellen Produktionsprozessen, wie z.B. der Her-stellung von Röntgenkontrastmitteln, größere Mengen dieserStoffklassen in Abwasser gelangen, ist unklar. Da zum Beispieldie jodhaltigen Röntgenkontrastmittel nicht nur in l(ranken-häusern eingesetzt werden, sondern auch durch niedergelas-sene Arzte verwendet werden, könnte ein nicht unerheblicherAOX-Anteil durch Röntgenkontrastmittel dadurch ins kom-munale Abwasser eingetragen werden. Zudem wird auch derAnteil der jodhaltigen Kontrastmittel von Patienten ins häus-liche Abwasser eingetragen, die zur ambulanten radiolo-gischen Untersuchung in Iftankenhäusern ein Röntgenkon-trastmittel erhalten.
Eine deutliche Reduzierung des Jodeintrages durch Verwen-dung von Röntgenkontrastmitteln, in denen Jod durch einanderes Element mit guter Absorption von Röntgenstrahlenbei gleichzeitig guter Verträglichkeit ersetzt werden kann, istzur Zeit nicht möglich. Einsparungen sind zwar durch dieVeränderung bestimmter Untersuchungsmethoden möglich(Ehritt et al., 1994), demgegenüber hatjedoch in den vergan-genen 10 Jahren die Anzahl der Untersuchungen mit Hilfe derComputertomographie zugenommen. Dadurch kam es auchzu einer Zunahme des Verbrauchs an jodhaltigen Röntgen-kontrastmitteln.
Schlußfolgerung
Für den Abwasserherkunftsbereich,,l(rankenhaus" ist eineökologische Bewertung der zum AOX bzw. AOI beitragendenSubstanzen notwendig. Falls Röntgenkontrastmittel nichtnahezu vollständig in kommunalen l(läranlagen (2. B. mit deml(ärschlamm) eliminiert werden, ist ihre Anwesenheit imAbwasser nicht nur ökologisch, sondern vor allem umwelt-hygienisch von erheblicher Bedeutung. Dies gilt insbesonderedann, wenn beispielsweise in Ballungszentren Trinkwasser zueinem erheblichen Anteil aus Uferfiltrat gewonnen wird. Esist u.a. zu klären, ob jodierte Stoffe, insbesondere Röntgen-kontrastmittel und ihre möglicherweise stabilen Metaboliten,in der Umwelt ökotoxikologisch bedenklicher sind als chlo-rierte Substanzen. Für andere Arzneimittel sind unter demAspekt ihres Beitrags zum AOX derartige Untersuchungen,wie Bilanzierungen ergaben, nicht nötig (Erbe, 1994).
Die Möglichkeit, unter den gegebenen Randbedingungen eineHandlungsstrategie für die Sammlung der Restmengen derjodhaltigen Röntgenkontrasmittel und des Patientenurins zuentwickeln, zieht Ziegler (1997) in Erwägung. Die nichtapplizierten Restmengen könnten demnach problemlos zu-rückgehalten werden, und weitere 32-55% könnten durchMaßnahmen in den Diagnoseabteilungen und auf denSchwerpunktstationen aufgefangen werden. Inwieweit der
entsprechende finanzielle, logistische und organisatorischeAufwand gerechtfertigt ist, kann zumjetzigen Zeitpunkt nochnicht abgeschätzt werden.
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Dr. l(. I(ümmerer
Klinikum der Albert-Ludwigs-UniversitätInstitut für Umweltmedizin undI(rankenhaushygieneHugstetter Str. 55D-79106 Freiburg