rz ndr pm maria an callas · maria an callas 6 die regisseurin,autorin und produzentin petra...

24
Mittwoch, 26.12.2007 | 22.30 Uhr im Ersten Maria an Callas Moonfilmproduktion in Koproduktion mit dem NDR, BB Film und Distant Dreams FilmMittwoch im Ersten FilmMittwoch im Ersten

Upload: others

Post on 04-Nov-2019

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Mittwoch, 26.12.2007 | 22.30 Uhr im Ersten

Maria an CallasMoonfilmproduktion in Koproduktion mit dem NDR, BB Film und Distant Dreams

FilmMittwochim Ersten

FilmMittwochim Ersten

3

Filmfest Hamburgvom ??. September bis ??. September

Maria an CallasMoonfilmproduktion in Koproduktion mit dem NDR, BB Film und Distant Dreams

MitGötz GeorgeClaudia Michelsenu. a.

Buch und Regie:Petra K. Wagner

SendeterminMittwoch, 26. 12. 2007 | 22.30 Uhr im Ersten

Der erfolgreiche Produktdesigner Jost entdeckt nach demTod seiner geliebten Frau Maria, dass diese eine E-Mail-Freundin hatte. Ihr gegenüber verschwieg sie ihre Krankheitund gab sein Leben als gefragter Designer als das ihre aus.Trotz der entsprechenden Aufforderungen seines SohnesHannes bringt es Jost in seiner Trauer nicht übers Herz,der E-Mail-Freundin vom Tod seiner Frau zu berichten.Stattdessen führt er die Korrespondenz in der Rolle seinerFrau weiter. Als er sich schließlich in die Unbekannte verliebt und diese in einem Seebad aufsucht, stellt er fest,dass auch diese ihr Leben nicht ganz wahrheitsgemäß beschrieben hat.

Das „Ritz Palace“, das Anni in dem Briefwechsel mit ihrerunbekannten Freundin als mondänes Luxushotel an derKüste beschreibt, ist in Wirklichkeit eine abgelegene Kneipeam Meer, die nur durch die Attraktion einer angebautenBowlingbahn überleben kann. Dort hat sie sich ein Lebenbei ihrer Mutter eingerichtet, in dem sie sich vor den großenGefühlen des Lebens geschützt fühlt. In der Schneiderstube

von Freundin Nerine kann sie wunderbar abschalten.Mit dem verheirateten Fischhändler Axel pflegt sie eineentspannte, unkomplizierte Bettbeziehung, die dessen Frau Susa nicht registriert.

Jost stört sich nicht daran, dass das „Ritz Palace“ nicht das„Ritz Palace“ ist. Er quartiert sich trotzdem ein. Schließlichwill er diese Frau aus dem Internet wirklich kennen lernen.Anni entgeht seine Aufmerksamkeit nicht ...

KurzinhaltDer Kölner Designer Jost führt nach dem Tod seiner FrauMarie deren E-Mail-Korrespondenz mit Anni fort, in der Marie vorgab, Josts Leben zu führen. Auch Anni täuschteine falsche Identität vor. Jost sucht Anni an der Ostsee-küste auf. Sie verlieben sich ineinander, ohne dass Anniahnt, wer Jost wirklich ist. Die Wahrheit kommt schließlichdoch ans Licht und für ihre Liebe scheint es keine Hoffnungzu geben – bis Anni erkennt, wie stark ihre Gefühle zu Jost wirklich sind.

Maria an Callas 4

Inhalt

5

StabBuch und RegiePetra K. WagnerTonPeter SchumacherMusikHelmut ZerlettMischungMatthias LempertKameraSven FinkRegieassistentinMarika UllrichKostümBirgit WagnerMaskeDorle Neft CiselRequisiteElke EsserHeike KüpperProduktionsleiterJörg WagnerHerstellungsleiterErik StappenbeckRedaktion NDRBarbara Beauvais

BesetzungJostGötz GeorgeAnniClaudia MichelsenJennieMonica BleibtreuAxelIngo NaujoksNerineInga BuschsowieThorben Kremer, Esther Schweins,Tayfun Bademsoy, Anya Hofmann, Eva Padberg,Caroline Dibbern, Angela Roy, Bodo Goldbeck,Norbert Muzzulini u. a.

DrehzeitOktober bis November 2004,Februar bis März 2005DrehorteKöln, Düsseldorf,Ostsee (Brodten und Heiligendamm)Länge88 Minuten, 30 Sekunden

„Maria an Callas“ ist eine Moonfilmproduktion in Koproduktion mit dem NDR, BB Film und Distant Dreams,gefördert von Filmstiftung NRW, Medienboard Berlin Brandenburg, MSH und FFA.Der Soundtrack ist bei „non food“ erschienen.

Maria an Callas 6

Die Regisseurin, Autorin und Produzentin Petra K. Wagner,geboren 1958, drei Töchter, studierte die Fächer Philo-sophie und Soziologie, die sie mit einem Diplom abschloss.Seit 1980 ist sie als Filmkritikerin, Drehbuchautorin und Regisseurin mehrerer Kurz- und Spielfilme sowie Image-filme tätig und wurde als Regisseurin und Autorin ausgezeichnet.

Ersten Kurzfilmen folgte 1990 der Langfilm „Staub vor derSonne“ für das Kleine Fernsehspiel im ZDF, der das Prädikat„wertvoll“ erhielt.

In den Jahren 1990 bis 2001 war Petra K.Wagner im Film-bereich am Haus der Kulturen der Welt in Berlin tätig und arbeitete als Kuratorin diverser Filmreihen und Film-festivals. 1991 wurde sie Inhaberin der INDIGO Film.

Nach einem zweiten langen Spielfilm „Blauer Mohn“ (1992)erhielt sie große internationale Anerkennung für die Liebesgeschichte „Oskar und Leni“ (1999), bei der Petra K.Wagner Drehbuch und Regie übernommen hatte. Preise fürdiesen Film, der auf diversen Festivals lief, waren eine „Special Commendation“ beim Prix Europa,„Beste Schau-spielerin“ für Anna Thalbach als Leni beim InternationalenFilm- und Fernsehfestival Genf, eine Grimme-Preis-Nomi-nierung sowie „Bestes Drehbuch“ beim InternationalenFilm- und Fernsehfestival Reims 2000.

Im Jahre 2002 wurde Petra K.Wagner Teilhaberin derMOONFILM GbR und Moonfilm GmbH, bei denen sie eben-falls als Produzentin tätig ist. Es folgten außerdem weiterehochkarätige Regie-Arbeiten, Konzepte und Drehbücher,nicht zuletzt „Maria an Callas“, der eine Nominierung fürdas beste unverfilmte Drehbuch 2003 sowie eine Nomi-nierung für den Filmpreis Schleswig–Holstein erhielt underfolgreich auf Festivals in Shanghai und Montreal lief.

Filmografie Regie2005Maria an Callas (35mm, 94 Min., Farbe)2002 bis 2007Zoes’s Arcadas (DV, 85 Min. Farbe);zur Zeit in der Endfertigung2002Sublights (35 mm, 3 min., Farbe)

1998Oskar und Leni (35 mm, 90 min., s/w)1995Hungry Hearts (16 mm, 7 min., s/w) 1992Blauer Mohn (16 mm, 102 Min., Farbe) 1991Amandebele (Video, 20 min.)1990Staub vor der Sonne (16mm, 88 min., Farbe)

Drehbuch(Spielfilme, 90 Minuten, wenn nicht anders angegeben)2002Maria an Callas Die Drei Schwestern (Drehbuch und Konzept)Ein paar Tage mit ElvisLulu in den BildernEs wird Diamanten regnen (Script nach dem gleichnamigen Roman von Renan Demirkan)2001S-Ar-A (Konzept und Storylines für eine animierte Fernsehserie)2000Wakan Tanka1999Bartzsch (Konzept für eine 13-teilige Fernsehserie)1998Jellybeans1996Oskar und Leni1995Über Berg und Tal (Konzept für eine 13-teilige Fernsehserie)1994Scholz und Scholz (Konzept für eine 13-teilige Fernsehserie)1993Bore Koko1992Die Entertainer1991Blauer Mohn1989Staub vor der Sonne1988Sternengucker

Petra K. Wagner Drehbuch und Regie

7

Gespräch mit Petra K.Wagner

„Die Initialzündung zu diesem Stoff war gewiss die Musik“

„Maria an Callas“ handelt von Liebe, Verlust und Freundschaft in den Zeiten von E-Mail und Internet.Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Was hat Sie inspiriert?Ich wollte von zwei Menschen erzählen, die einander intime Gedanken anvertrauen, obwohl sie sich gar nichtkennen. Im Zeitalter des Internets ist dies einfach, der Briefwechsel kann leicht, bequem und schnell durchge-führt werden, die Lüge ist leicht gemacht und der Fantasie,das eigene Leben zu erfinden, sind keine Grenzen gesetzt.Dann hat mich interessiert, inwiefern man sich etwas vor-lügen und sich trotzdem ineinander verlieben kann, weilgerade das Lügengerüst es den beiden erlaubt, die Ge-danken frei zu formulieren und dem anderen zu vertrauen.Das waren die Ideen im Hintergrund, und wenn Sie michnach der Initialzündung zu diesem Stoff fragen, war das gewiss die Musik. Ich habe in einer Aufführung von „Norma“ gesessen und habe in dieser Arie etwas gehört,

das zwei Menschen dazu bringen kann, einander zu vertrauen, auch wenn sie nichts miteinander verbindetaußer der Liebe zu dieser Musik.

Hatten Sie von Anfang an klar vor Augen, wohin die Ge-schichte steuert, oder hat sie sich im Laufe ihrer Entstehungnoch stark verändert?Die Ausgangslage, die Eckpunkte, die Figuren – eigentlichwar die Geschichte von Beginn an ziemlich vollständig vorhanden. Ich habe sie sehr schnell und wie aus einemGuss geschrieben – und dabei die Callas gehört! Ich hattemeine Hauptfiguren von Anfang an sehr klar vor Augenund brauchte nur zu sehen, wie sie reagieren, wenn sie aufeinandertreffen: Das war dann auch sehr spannend fürmich. Der Stoff kam auch direkt recht gut an und so mussteich wenig verändern.

Ergeht Ihnen das häufig so, dass Ihre Geschichten gleichvollständig aus Ihnen herausfließen?Ja, bei meinen eigenen Geschichten ist das häufig ähnlich.Die Stimmung und die Figuren liegen dann ziemlich klar

Maria an Callas 8

in meinem Kopf, und das Buch muss dann geschrieben werden, auch in einer gewissen Schnelligkeit.Wenn ich anfremden Stoffen arbeite – wie im Augenblick gerade –,dann ist das komplizierter. Da muss ich mich viel mehr indie Gedankenwelt eines anderen einarbeiten, muss einenZugang zu den Figuren finden, mir die Bilder erst suchen.Bei „Maria an Callas“ war das Drehbuch von Anfang an einTeil meiner Filmarbeit und alles griff gut ineinander; einegewiss sehr besondere Erfahrung. Ich bin sehr froh, dass ich sie machen durfte.

Wie gehen Sie als Regisseurin, die ihr eigenes Buch realisiert, an die Dreharbeiten heran? Sind Sie dann nochoffen für Veränderungen, die sich in der Arbeit mit denSchauspielern ergeben können?Es ist immer ein großer Schritt von dem Buch zu einem Filmund man muss offen für vieles sein. Ich arbeite immer sehreng mit meinem Kameramann und Firmenpartner PeterPolsak zusammen. Mit jedem Drehort, den wir finden, mitjedem Schauspieler, den wir besetzen, fügen wir einen neu-en Baustein hinzu, der wiederum Veränderungen mit sichbringt und notwendig macht; das ist ein Bestandteil der Arbeit an einem Film. Eine gewisse Offenheit muss man indiesem Prozess haben. Ich bin auch immer sehr neugierigauf das, was entsteht, wie die Räume, die ich mir vorherausgedacht habe, plötzlich real werden, was Peter für Bilder macht und wie die Schauspieler die Figuren inter-

pretieren und mit Leben erfüllen. Am Set hat es mir vielSpaß gemacht, so großen Schauspielern wie Götz Georgeund Claudia Michelsen zuzuschauen, wie sie aus kleinenbanalen Drehbuchsätzen gefühlvolle Szenen machen,wie sie aufeinander eingehen und miteinander spielen.Da konnte ich viel lernen. Auf der anderen Seite waren bei diesem Film die Figuren im Drehbuch sehr klar und es wurde kaum etwas daran verändert; es war kein Bedarf anImprovisationen. Es herrschte eine große Konzentration am Set, wie ich es mag.

Haben Sie beim Schreiben immer schon bestimmte Darsteller vor Augen? Nein, eher nicht. Ich überlege mir meist erst nach demSchreiben, wer das spielen könnte. Erst als ich das Buch fertig geschrieben hatte, war Götz mein erster Wunsch-kandidat. Das war natürlich ein Wagnis, weil mir schon klarwar, dass diese Rolle für ihn eher ungewöhnlich ist, aber ich habe ihm das Buch geschickt und sehr schnell Antwortbekommen. Er hat schnell zugestimmt und sagte, dass er die Rolle gerade deshalb schön findet, weil er in diesemFilm still sein kann.

Können Sie genauer beschreiben, aus welchen Gründen Sie sich für Götz George und Claudia Michelsenals Hauptdarsteller entschieden haben? Ich mag es gern, überraschend zu besetzen, Schauspieler

9

auszuwählen, die für eine Rolle eher außergewöhnlich sind.Im Fall von Götz George war das ja so und ist auch gut auf-gegangen. Für mich verkörpert er ideal diesen souveränen,erfolgsgewohnten Menschen, der durch den Tod seinerFrau angegriffen ist und dessen Leben auch deshalb ausden Fugen gerät, weil er mit der Möglichkeit seines eigenenTodes konfrontiert wird. All diese Nuancen der Rolle seheich in seinem Spiel und das freut mich natürlich sehr.Claudia Michelsen in der Rolle der Anni zu besetzen, war ein Vorschlag von Götz George. Ich fand die Idee sehr gutund hatte auch das Gefühl, dass die beiden gut zusammenpassen. Claudia trifft für mich wunderbar diese starke undangeschlagene Frau, die sich in ihrer Trauer und ihremSchmerz eingerichtet hat und ihr Leben lebt, wie sie esbraucht.

„Maria an Callas“ spielt überwiegend an der Ostsee.Warum haben Sie dieses Setting gewählt?Das ist ja ein Film über große Gefühle, und da Filme überBilder erzählt werden, habe ich nach Bildern und Orten gesucht, die den Seelenzustand der Protagonisten aus-drücken können. Ich hatte immer dieses Haus an der Klippevor Augen und eine Figur, die sich der Natur, dem Meer aus-setzt und die Einsamkeit sucht, um in der Welt überlebenzu können. Ich brauchte eine Landschaft, die Gegensätzehat, wie diese Steilküste nahe am Meer. Und wir haben dieses Haus und diese Steilküste dann ja auch tatsächlichgefunden! In Schleswig-Holstein.Wir haben eine viertägigeTour unternommen, um die Motive zu suchen. Dieses Hauswar das erste, das wir gesehen haben, gleich am ersten Tag,und als wir es dann zum Schluss unserer Reise ein zweitesMal gesehen haben und es schneite, wussten wir, dass wires gefunden hatten. Dieses Bild eines Hauses an der Steil-küste im Schnee hat mich nicht mehr losgelassen, bis ich esein paar Monate später auch wirklich filmen konnte. Daswar etwas, was vorher so nicht im Buch stand, eine Vision,die in der Konfrontation mit der Realität entstand, wasdann wie ein Geschenk ist.

Die Callas – speziell ihre „Norma“ – nimmt eine wichtigeRolle im Film ein. Sie bildet das Fundament der Freund-schaft zwischen Anni und Maria ...Ja, diese Musik stand, wie gesagt, ganz am Anfang und hatmich die ganze Zeit über gut begleitet. Die beiden Frauenmussten übers Internet zusammenkommen, und ich fanddiese Musik als verbindendes sinnliches Element sehr

stimmig. Nur über solch ein geteiltes Empfinden sind diebeiden Frauen in der Lage, diesen Briefwechsel über eine so lange Zeitspanne zu führen und diese Vertrautheit zuentwickeln.Während Anni erst über diese Arie wieder einen Zugang zum Leben fand und Marie sich über die Musik ein Leben erlügen konnte, das nicht von Krankheitund Tod bestimmt war, findet auch Jost durch sie letztend-lich wieder einen Zugang zu dem Menschen, den er liebtund der sich von ihm schon abgewandt hat. Erst indem er ihr das Orchester an den Strand holt, bringt er sie dazueinzusehen, dass die Liebe wichtiger als die Lüge ist.

Erzählen Sie uns von diesem spektakulären Opernauftrittauf dem Wasser. Klingt nach einem Abenteuer.Das war wirklich ein großes Abenteuer! Wir fanden großeUnterstützung beim Orchester des Theaters Lübeck; sie allefanden sich bereit, in Abendgarderobe in See zu stechenund ihre Instrumente dem Wind und dem Wasser auszu-setzen. Michele Crider, die Sängerin, war trotz Schwanger-schaft hoch motiviert, die Arie auf dem Steg zu singen. DiePontons waren in einer Werft vorgebaut worden. Alles wargut organisiert, doch das Gelingen hing von vielen Faktorenab, die sich unserer Kontrolle entzogen.Wir hörten halb-stündlich den Wetterbericht ab, bei Wellengang und Regenhätten wir nicht drehen können, bei bedecktem Himmelwäre die Szene glanzlos gewesen. Erst als ich im Morgen-grauen von meinem Hotelzimmer aus sah, wie die Pontonsüber das ruhige Meer zum Anleger gebracht wurden,wusste ich, dass ich diese Szene bekommen werde.

Auf welchen Film von Ihnen dürfen wir uns als nächstesfreuen? Ich arbeite gerade an zwei Projekten. Das eine ist ein Filmnach einem Roman von Renan Demirkan, ein Kinostoff.Ich habe zusammen mit der Autorin das Buch bearbeitet,werde es auch inszenieren und Moonfilm wird wieder produzieren. Das ist ein sehr engagierter, sozialer Stoff.Der andere Film ist wieder ein Originalstoff von mir. Daringeht es um einen Vater, der zusammen mit einem Schafs-bock und seiner ihm bis dahin unbekannten Tochter in einem Auto durch Skandinavien auf die Faroerinseln reist.Der Schafsbock lässt sich nur mit Elvis-Songs beruhigen.Dies ist ein Liebesfilm zwischen Vater und Tochter, für denwir noch einen Sender suchen.

Maria an Callas 10

Götz George wurde 1938 in Berlin geboren. Schon als Kindstand er auf der Bühne des Berliner Hebbel-Theaters.Nach der Ausbildung bei Else Bongers erhielt er bereits mit22 Jahren, 1960, seinen ersten Bundesfilmpreis für den Film„Jacqueline“ (Regie: Wolfgang Liebeneiner). Der DeutscheKritikerpreis folgte 1961, der „Bambi“ als beliebtesterSchauspieler 1962.

Zwischen 1959 und 1969 spielte Götz George in 26 Kino-filmen. In den 70er-Jahren prägten Fernseh- und Bühnen-rollen Götz Georges Arbeit.

Zwischen 1981 und 1991 hat Götz George den Ruhrpott-Kommissar Schimanski in 25 Bavaria-Tatorten populär gemacht (Grimme-Preis 1989). In der Reihe entstandenaußerdem zwei preisgekrönte Kinofolgen:„Zahn um Zahn“ und „Zabou“.

Regisseur der Komödie „Schtonk“, für die Götz George 1992das Filmband in Gold erhielt, ist Helmut Dietl, der ebenfallsfür diesen Film ausgezeichnet wurde.Weitere Ausnahme-Filme mit George für die Kinoleinwand in den 90er-Jahrenwaren u. a. 1992 „Christine“,„Der Totmacher“ – für die Darstellung des Massenmörders Haarmann bekam George1995 die Coppa Volpi, den Darstellerpreis der Biennale, und1996 das Bundesfilmband in Gold (auch „bester Film“) –,Helmut Dietls „Rossini“, der Kinothriller „Solo für Klari-nette“ oder der Film „After the Truth“, in dem Götz GeorgeJosef Mengele darstellt.

1992 erhielt Götz George die Publikumspreise Goldene Kamera, den Berliner Goldenen Bären und für die „Tatort“-Reihe den Bayerischen Fernsehpreis. Darüber hinaus war er in zahlreichen anderen Fernsehfilmen zu sehen, unteranderem in Peter Beauvais’„Die Gräfin von Rathenow“,

Götz George ist Jost

11

Ludwig Cremers „Der Regenmacher“ und Frank Beyers„Der König und sein Narr“.

Nach dem Action-Krimi „Die Katze“ drehte Götz George1989 den ersten in offizieller deutsch-deutscher Kopro-duktion entstandenen Spielfilm „Der Bruch“. Desweiterenüberzeugte er im Fernsehspiel „Der König von Dulsberg“,im Dreiteiler „Das Schwein“ und im Grimme-Preis-gekrönteFilm „Der Sandman“. 1996 folgte die Wiederaufnahme von„Schimanski“ und 1997 „Die Bubi Scholz-Story“ unter derRegie von Roland Suso Richter für die ARD.

Für „Mein Vater“ erhielt George 2003 den Publikumspreisdes Adolf-Grimme-Instituts sowie den Bayerischen Film-preis; in Amerika wurde der Film mit dem Emmy Award alsbester ausländischer Fernsehfilm ausgezeichnet. In denJahren 2003 und 2004 war Götz George in „Blatt & Blüte“,„Alpenglühen“ I und II (Regie: Hajo Gies) sowie in „Einmalso, wie ich will“ zu sehen. Mit der Verfilmung von „Kabaleund Liebe“ in der Bearbeitung und Regie von LeanderHaußmann näherte sich George wieder seiner Theaterver-gangenheit, ganz im Gegensatz zu der Rolle eines Gewerk-schaftsfunktionärs in „Als der Fremde kam“. 2006/2007entstanden neben „Die Katze“ (Regie: Kaspar Heidelbach)die Fernsehfilme „Der Novembermann“ (Regie: JobstOetzmann) und „Fehltritt“ (Regie: Manfred Stelzer).

2001 wurde Götz George die „Goldene Feder“ für sein Lebenswerk verliehen.

In diesem Jahr wurde Götz George mit dem Ehrenpreis derStifter des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet.

Filmografie (Auswahl)Kino2005Maria an Callas (Regie: Petra Katharina Wagner)2001Gott ist tot (Regie: Kadir Sözen)2000Viktor Vogel – Commercial Man (Regie: Lars Kraume)1999Nichts als die Wahrheit (Regie: Roland Suso Richter)1998Das Trio (Regie: Hermine Huntgeburth)Solo für Klarinette (Regie: Nico Hofmann)1997Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief(Regie: Helmut Dietl)1995Der Totmacher (Regie: Romuald Karmarkar)1993Die Sturzflieger (Regie: Peter F. Bringmann)1992Schtonk! (Regie: Helmut Dietl)1989Blauäugig (Regie: Reinhard Hauff)1988Die Katze (Regie: Dominik Graf)Der Bruch (Regie: Frank Beyer)1987Schimanski – Zabou (Regie: Hajo Gies)1985Schimanski – Zahn um Zahn (Regie: Hajo Gies)1984Abwärts (Regie: Carl Schenkel)1977Aus einem deutschen Leben (Regie:Theodor Kutulla)1970 Ostwind (Regie: Jean-Luc Godard u.a.)1968Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (Regie: Jesus Franco)1965Sie nannten ihn Gringo (Regie: Roy Rowland)1964Wartezimmer zum Jenseits (Regie: Alfred Vohrer)Herrenpartie (Regie:Wolfgang Staudte)1963Mensch und Bestie (Regie: Edwin Zbonek)

Maria an Callas 12

1962Der Schatz im Silbersee (Regie: Harald Reinl)1960Die Fastnachtsbeichte (Regie:William Dieterle)Kirmes (Regie:Wolfgang Staudte)1959Jacqueline (Regie:Wolfgang Liebeneiner)1953Wenn der weiße Flieder blüht (Regie: Hans Deppe)

Fernsehen2007Die Katze (Regie: Kaspar Heidelbach)Fehltritt (Regie: Manfred Stelzer)Der Novembermann (Regie: Jobst Oetzmann)Schimanski – Tod in der Siedlung (Regie:Torsten C. Fischer)(seit 1981: 14 Folgen)

2006Als der Fremde kam (Regie: Andreas Kleinert)Die Sturmflut (Regie: Jorgo Papavassiliou)Comissario Laurenti – Die Toten vom Karst(Regie: Sigi Rothemund)2005Kabale und Liebe (Regie: Leander Haußmann)2004Kein Himmel über Afrika (Regie: Roland Suso Richter)Einmal so wie ich will (Regie:Vivian Naefe)2003Blatt und Blüte – Die Erbschaft (Regie: Michael Kreindl)Alpenglühen (Regie: Hajo Gies)Familienkreise (Regie: Stefan Krohmer)2002Mein Vater (Regie: Andreas Kleinert)Der Anwalt und sein Gast (Regie:Torsten C. Fischer)

13

2001Liebe ist die halbe Miete (Regie: Gabi Kubach)2000Liebe.Macht.Blind (Regie:Thorsten Näter)1998Die Bubi-Scholz-Story (Regie: Roland Suso Richter)1996Tote sterben niemals aus (Regie: Jürgen Goslar)1995Der Sandmann (Regie: Nico Hofmann)Das Schwein – eine deutsche Karriere (Regie: Ilse Hofmann)1994Der König von Dulsberg (Regie: Petra Haffter)Morlock (seit 1993, vier Teile) (Regie: Yves Boisset u.a.)1993Schulz & Schulz (seit 1989 fünf Teile) (Regie: Ilse Hofmann u.a.)

1983Abgehört (Regie: Rolf von Sydow)1982Das schöne Ende dieser Welt (Regie: Rainer Erler)1980Der Regenmacher (Regie: Ludwig Cremer)Der König und sein Narr (Regie: Frank Beyer)1973Die Gräfin von Rathenow (Regie: Peter Beauvais)197011 Uhr 20 (Regie:Wolfgang Becker)1962Ihr schönster Tag (Regie: Paul Verhoeven)1961Alle meine Söhne (Regie: Franz Peter Wirth)1957Kolportage (Regie: Hans Lietzau)

Maria an Callas 14

„Das ist eine Rolle, die sehr minimalistisch gestaltet ist“

„Maria an Callas“ ist ein kleiner, zarter Film über großeThemen. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, die Rolledes Jost anzunehmen?Dass ich diesen Film machen wollte, lag weniger an der Rolle als an dem Thema. Das hat mich interessiert und deshalb habe ich mich dafür auch bei den Sendern stark gemacht.Was ich zu lesen bekommen habe, war ein sehrgutes, sehr sensibles Buch, das nur eine Frau so schreibenkann.

Die Regisseurin hat ihren eigenen Stoff verfilmt. Inwiefernbeeinflusst das aus der Sicht eines Schauspielers die Arbeitan einem Film? Die Arbeit an einem Film ist immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Zwar muss man manchmal auch be-stimmte Attitüden von Regisseuren ertragen, aber wenn sie gut sind, macht man das gerne. In diesem Fall war dassicher nicht so.Wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit,auch im Nachhinein betrachtet. Das war eine sehr harmo-nische, leise Arbeit. Petra Wagner hat auch viel Humor.Und ich finde, dass ihr Film fast deckungsgleich mit demBuch ist.

Wie würden Sie den Arbeitsstil der Regisseurin charakterisieren?Sie ist eine Autorenfilmerin. Das sind Leute, die über die Figuren und deren Gestaltung am besten Bescheid wissen,besser als andere, die nicht ihren eigenen Stoff verfilmen.Dass es diesen Unterschied gibt, habe ich erst im Laufe der Zeit gelernt. Manche Autorenfilmer sind sicher auchsehr zickig und schreiben in ihr Buch Sachen herein, die sie unbedingt mal gespielt sehen wollen. Das ist für Schau-spieler dann manchmal schwer nachvollziehbar. Hier war das anders.Wir konnten die Geschichte bis zu einemgewissen Grad ja auch noch mitgestalten; vor dem Dreh haben wir die Figuren und die Geschichte gemeinsam besprochen.

Gab es etwas, das Ihnen bei der Gestaltung Ihrer Figur besonders am Herzen lag?Die Sensibilität war mir sehr wichtig. Das ist eine Rolle,die sehr minimalistisch gestaltet ist. Jost ist keiner, der zugroßen Gefühlsregungen neigt, das hat er sich im Laufe

seines Lebens immer mehr abgewöhnt. Er ist sehr mit-genommen vom Tod seiner Frau und hat eine Scheu davor,neue Bekanntschaften einzugehen. Also zieht er sich immer mehr zurück, bis das Schicksal unvermitteltzuschlägt.

Jost klinkt sich nach Marias Tod in den E-Mail-Briefwechselmit Anni ein, ohne sich zu erkennen zu geben. Mit welcherMotivation tut er das?Zunächst ist das reine Neugierde. Er ist ja hintergangenworden von seiner Frau, und zuerst ist er einfach über dieseTatsache enttäuscht.Was in diesen E-Mails zutage kommt,ist, dass seine Frau ein unbefriedigtes Leben geführt hat,weshalb sie seine Erlebnisse als ihre ausgibt, und das trifftihn natürlich.

Aber er schreibt ja dann in ihrem Namen weiter ...Ja, weil er wissen will, wer das Gegenüber ist. Die beidenFrauen haben sich ja gegenseitig angelogen, und er tutnun das Gleiche. Das ist ein Trio infernale, das sich was vor-macht. (lacht) Eine wunderbare Idee der Autorin. Aber dasist nicht nur ausgedacht, sondern die Figuren verhalten sichnotgedrungen so, aus Angst vor dem Leben oder vor demAlleinsein; da liegt ja gerade die Qualität des Buches.

Frauenfreundschaften sind häufig durch eine größere Emotionalität und Direktheit gekennzeichnet als Männer-freundschaften. Ist das bloß ein Klischee oder können Sie die Unterschiede nach der Arbeit an diesen Szenen bestätigen?Ja, Frauenfreundschaften sind viel intensiver und emo-tionaler als Freundschaften unter Männern. Männer sindviel brachialer und nicht so sensibel, weil sie immer diesenStolz haben, der sie daran hindert, offen miteinander zusein. Männer unterdrücken ihre Gefühle viel stärker. Frauenschließen sich dagegen zu einem Ganzen zusammen.

Gab es denn in dem Briefwechsel mit Anni Momente, woSie sich gesagt haben, das hätte ich als Mann ganz andersformuliert?Nein, er schlüpft ja in ihre Rolle, er nimmt ihre Identitätund ihre Ausdrucksweise an, und es gelingt ihm, sie zu täuschen. Anni bemerkt keine Veränderung, weil Jost sichganz auf die Sensibilitätsebene seiner Frau begibt. Das erschien mir auch nicht weiter ungewöhnlich, denn Schau-spieler, Künstler generell, sind einfach anpassungsfähige

Gespräch mit Götz George

15

Wesen.Wir Schauspieler fühlen uns ja noch in ganz anderePersonen ein und spielen Geisteskranke oder Polizistenoder Frauenverführer, die uns eigentlich persönlich fremdsind. Ich bin immer neugierig zu erfahren, was das für einWesen ist, das ich da spiele.

Jost geht schließlich der Frage nach, welcher Mensch sichkonkret hinter den Mails verbirgt, und entdeckt eine Welt,die ihm fremd ist, darin aber eine Frau, der er sich nah fühlt.Sie haben bereits mehrfach mit Claudia Michelsen gedreht.War diese Vertrautheit ein Vorteil?Ja, mit Sicherheit. Da wir uns kennen, gab es keine Hemm-schwelle.Wir haben einen sehr freundschaftlichen Um-gang miteinander, weil wir uns mögen. Claudia Michelsenhat diese wunderbare Uneitelkeit, die ich an ihr sehr schätze und die sie zu einer echten Ausnahme macht.Viele Kolleginnen verbringen ihre Zeit vor allem vor demSpiegel, aber sie ist mehr auf ihre Rolle und auf ihren Berufkonzentriert. In dieser Hinsicht hat sie eine echte Vorbild-funktion. Und sie hat so eine wunderbare Klarheit.

Ihre Filmografie ist nicht nur lang und imposant, sondernauch sehr vielfältig. Gibt es dennoch eine Rolle, von der Sie noch träumen, auf die Sie noch warten? Nein, so was wie eine Traumrolle gab es bei mir nie. Es passiert ja immer alles zufällig. Alles andere funktioniertauch nicht. Man kann sich keine Rolle wünschen. Alle Versuche in dieser Richtung, wo extra was geschriebenwurde, sind in die Hose gegangen. Man muss die Dinge auf sich zukommen lassen.

Welches ist Ihr aktuelles Projekt?Ich drehe gerade eine Komödie,„Chefsache“. Darin gehtes um einen Milliardär, der sich als Chauffeur verkleidet,um hinter die Intrigen und Machenschaften in seinem eigenen Unternehmen zu kommen. Manfred Stelzer führtdie Regie – und es macht Spaß!

Maria an Callas 16

Die Schauspielerin Claudia Michelsen, 1969 geboren,erlernte ihren Beruf an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Nach dem erfolgreichen Abschluss wurde Claudia Michelsen an der Berliner Volksbühne engagiert.

Auch die Arbeiten für Film und Fernsehen gingen weiter.1991 folgte beispielsweise „Allemagne neuf-zero“ unter der Regie von Jean-Luc Godard, 1995 der Fernsehfilm „Das schafft die nie“, für den Claudia Michelsen mit demMax-Ophüls-Darstellerpreis ausgezeichnet wurde, sowie1999 der Kinofilm „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ an der Seite von Jürgen Tarrach und Boris Aljinovic.2003 schloss sich Dennis Gansels „Napola“ an; 2005 spieltedie Wahl-Berlinerin in der Serie „Kanzleramt“ die außen-politische Beraterin des Bundeskanzlers. Aktuellstes Projektist das spannende Drama unter Anwältinnen „Das perfekteGeständnis“, das im Sommer abgedreht wurde.

Claudia Michelsen ist Anni

17

Filmografie (Auswahl)Kino200642 Plus (Regie: Sabine Derflinger) 2005Paulas Geheimnis (Regie: Gernot Krää)Die wilden Kerle III (Regie: Joachim Masannek)Maria an Callas (Regie: Petra Katharina Wagner)2003Napola (Regie: Dennis Gansel)1999Drei Chinesen mit dem Kontrabass (Regie: Klaus Krämer)1998Clara, Kino USA (Regie: Helga Oswald)1994 Brennendes Herz (Regie: Peter Patzak)1991 Allemagne neuf-zero (Regie: Jean-Luc Godard)1990Wer hat Angst vor Rot-Gelb-Blau? (Regie: Heiko Schier)1989Pause für Wanzka (Regie:Vera Loebner)Die Besteigung des Chimborazo (Regie: Rainer Simon)

Fernsehen 2007Das perfekte Geständnis (Regie:Thorsten Näter)12 heißt Ich liebe Dich (Regie: Connie Walther)Der Mustervater (Regie: Dagmar Hirtz)2006Die 25. Stunde (Regie:Thomas Jauch)Die Entführung (Regie: Johannes Grieser)Der Kronzeuge (Regie: Johannes Grieser)2005 Auf ewig und einen Tag (Regie: Markus Imboden)Black out – Die Erinnerung ist tödlich, 4-Teiler (Regie: Peter Keglevic, Hans G. Bücking)Tatort: Dreh Dich nicht um (Regie:Torsten C. Fischer)2004 – 05Das Kanzleramt, 8 Folgen (Regie: Hans-Christoph Blumenberg, Peter Keglevic)2004Der Mustervater (Regie: Dagmar Hirtz)Das Duo – Verpasste Chance (Regie:Thomas Jauch)Hölle im Kopf (Regie: Johannes Grieser)

2003Tatort: Mutterliebe (Regie: Züli Aladag)Betty (Regie: Peter Keglevic)2002Die schöne Braut in Schwarz (Regie: Carlo Rola)Der Anwalt und sein Gast (Regie:Torsten C. Fischer)2001Entscheidung im Eis (Regie: Jörg Grünler)Tatort: Der lange Arm des Zufalls (Regie: Ralf Bohn)Gefährliche Nähe... (Regie: Hartmut Schön)2000Falling Rocks (Regie: Peter Keglevic)Der Tunnel (Regie: Roland Suso Richter)Todesstrafe (Regie: Michael Wenning)1999Der Todeszug (Regie: Jörg Lühdorff)Letzter Atem (Regie: Bernd Böhlich)1998Todesengel (Regie: Markus Fischer)Nicht ohne meine Eltern (Regie: Christian von Castelberg)1997Mörderischer Sommer (Regie: Sigi Rothemund)1996Zwei vom gleichen Schlag (Regie: Konrad Sabrautzky)Das Todesspiel (Regie: Heinrich Breloer)1995Mörderische Zwillinge (Regie: Dominique Othenin-Girard)Greenhorn (Regie: Rainer Kaufmann)Ciao Bello (Regie: Peter Patzak)1994Das schafft die nie (Regie: Lih Jannowitz)

Maria an Callas 18

„Die Figuren geben vor, etwas anderes zu sein,als sie tatsächlich sind“

Sie spielen eine der tragenden Rollen in „Maria an Callas“ – was hat Sie an diesem Buch, an diesem Projektgereizt?In erster Linie die Konstellation mit Götz George und mit Petra Katharina Wagner. Mit Götz habe ich ja bereits wiederholt zusammengearbeitet, zuletzt in „Der Anwalt und sein Gast“, und ich tue es immer wiedersehr gern.

Anni hat einen tragischen Verlust erlitten und istsehr scheu. Wie haben Sie sich dieser Rolle genähert? Was ist Anni in Ihren Augen für eine Frau? Es ist immer schwer, so konkret über Rollenfiguren zu reden, ohne sie zu stark festzulegen. Anni ist eine instabile,ängstliche Person, die eigentlich nur über ihre Mutter, dasMeer und über die festen Strukturen um sie herum funk-tioniert. Sie ist nicht dazu in der Lage, neue Beziehungeneinzugehen. Viel mehr möchte ich dazu gar nicht sagen;ein Maler kann, wenn er ein Bild gemalt hat, ja auch nichtgenau erklären, wie sein Werk zustande kam und warum erhier und dort diese oder jene Farbe hingesetzt hat. Manschränkt die Fantasie ein.

Anni schreibt regelmäßig E-Mails an Maria, die sie gar nicht kennt – was bedeutet ihr diese Freundschaft, worinbesteht sie?Die beiden Frauen sind in ihrer Liebe zu Maria Callas miteinander verbunden; sie verehren diese Frau gleicher-maßen. Das ist die Basis ihrer Freundschaft, die sich dannausweitet und verselbständigt.

Anni gibt sich in diesen Mails eine falsche Identität ...Das ist in gewisser Weise ein Grundthema des Films, die Figuren geben vor, etwas anderes zu sein, als sie tatsäch-lich sind, Anni, Maria und dann ja auch Jost. Das ist so, wie einen Traum auszuleben, den man von sich hat. Sie stellensich etwas vor, das sie gern hätten oder wären und fanta-sieren sich da hinein. Das ist unglaublich reizvoll undirgendwie auch sehr typisch für unsere Zeit, finde ich.Wirdenken uns aus unserem Alltag weg ... eine kleine Fluchtin eine Traumwelt.Ahnt Anni nicht, dass Maria möglicherweise dasselbe Spiel spielt?Nein, überhaupt nicht! Sie hegt überhaupt keine Zweifel andem, was Maria ihr schreibt. Sie glaubt, dass diese Frau ihreFreundin ist, und umso größer ist dann der Schock, als sichherausstellt, dass sie getäuscht wurde.

Gespräch mit Claudia Michelsen

19

Anni verehrt die Callas. Was bedeutet ihr der Gesang dergroßen Diva? Warum gibt er ihr so viel Kraft?Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Sehr viele Men-schen auf der Welt verehren den einzigartigen Gesang derCallas, und wahrscheinlich verbindet jeder etwas anderesdamit; vielleicht ist es eine Art Freiheitsgefühl, das Anni von ihr und ihrer Musik vermittelt bekommt; vielleichtfühlt sie sich davon in andere Sphären katapultiert, auf einetiefe Art und Weise verstanden. Sie bekommt, wie viele andere, eine Gänsehaut, wenn sie die Callas singen hört.Der Gesang stellt eine emotionale Verbindung her zwischen Anni und Maria und eigentlich zwischen allenCallas-Verehrern auf der Welt.

Anni fällt immer wieder zurück in ihre Trauer und reagiert darin sehr extrem. Wie haben Sie diese Szenen erarbeitet?Das waren für uns die schwierigsten Szenen, und sie wur-den auch erst ganz kurz vor dem Dreh fertiggeschrieben.Wir haben uns immer wieder gefragt, wie man das machen

soll, welche Bilder man für diese totale Abkapselung Annisfinden kann, für ihre Verzweiflung und Isolation. Schließlichhaben wir versucht, uns diesem Problem über eine kind-liche Logik zu nähern. Es sollte etwas sein, was sich manischwiederholt, eine Art von autistischer Geste, und schließlichkamen wir dann auf dieses Zerpflücken der Papiertücher.

Jost taucht für Anni wie aus dem Nichts auf. Er passtoffensichtlich nicht in ihre Welt, aber trotzdem herrschtgleich eine Spannung zwischen den beiden. Was siehtsie in ihm?Wenn man sich verliebt, kann man ja eigentlich gar nichtso genau beschreiben, was mit einem passiert und wasman in dem anderen sieht. Man begreift es selbst oft garnicht. Anni weiß überhaupt nicht, wie ihr geschieht; sie will ja eigentlich gar keine neue Beziehung, und trotzdemfühlt sie sich zu Jost hingezogen. Er taucht plötzlich dortauf und bringt sie völlig durcheinander. Da ist zum einendie physische Präsenz, die ihre Wirkung auf sie ausübt,aber gleichzeitig ist es ja so, dass die beiden sich über eine

Maria an Callas 20

dritte Person bereits sehr gut kennen – ohne es zu wissennatürlich.

Es entspinnt sich erst einmal ein Spiel aus stummen Gesten und Blicken, bis Anni ihre Scheu überwindet und die beiden sich dann wirklich näherkommen. Wie habenSie das Zusammenspiel mit Götz George erlebt? Als ganz wunderbar! Mit Götz zu spielen, ist immer ein Geschenk, da passt alles ineinander. Er ist ein wahnsinnigwacher Kollege, der stets das Ganze im Blick hat. Er liefertnicht nur irgendwas ab und geht dann wieder, sondern er liebt seinen Beruf und es ist ihm sehr wichtig, dass dieArbeit im Team funktioniert. Darum arbeite ich wahnsinniggern mit ihm zusammen.

Wie würden Sie die Arbeitsweise der Regisseurin Petra K. Wagner charakterisieren?

Petra ist eine Regisseurin, die ganz viel zulässt, die einenviel atmen lässt. Sie will immer unbedingt wissen, wie wireine Figur oder Szene sehen und entwickelt das dann mituns zusammen. Ich glaube, das liegt auch daran, dass sieselbst die Bücher zu ihren Filmen schreibt. Sie ist neugierigdarauf, wie andere das, was sie geschrieben hat, sehen, undhat es gern, wenn die Fantasie der Darsteller mit einfließt.Diese Art der Arbeit ist sehr angenehm und hat großenSpaß gemacht.

Woran arbeiten Sie aktuell?Zuletzt habe ich „12 heißt: Ich liebe dich“ mit der Regis-seurin Connie Walther abgedreht. Darin geht es um die Liebesgeschichte zwischen einer Dissidentin und einemStasi-Offizier, der von Devid Striesow gespielt wird. Das wardas wichtigste Projekt in der letzten Zeit, aber natürlichnicht das Einzige.

21

Monica Bleibtreu, eine der profiliertesten deutsch-sprachigen Schauspielerinnen, wurde am Max-Reinhard-Seminar in ihrer Geburtsstadt Wien ausgebildet und war an zahlreichen renommierten Theatern engagiert,darunter das Schauspielhaus Bonn, das Burgtheater Wien,das Theater an der Wien, das Landestheater Hannover,die Kammerspiele München, die Schaubühne Berlin, dieFreie Volksbühne Berlin, das Schillertheater Berlin, die Salzburger Festspiele, das Schauspielhaus Hamburg sowiedas Theater an der Josefstadt Wien. 2002 wurde MonicaBleibtreu mit dem Rita-Tanck-Glaser-Schauspielpreis ausgezeichnet. Zuletzt stand sie Anfang des Jahres in KlausPohls Ein-Personen-Stück „Nachtgespräche mit meinemKühlschrank“ im Hamburger St. Pauli-Theater als dermännliche Schauspieler Bunzel auf der Bühne.

Von 1993 bis 1998 war Monica Bleibtreu Professorin fürSchauspiel an der Hamburger Hochschule für Musik undTheater. Auch ihre einzigartige Arbeit für Film und Fern-

sehen ist preisgekrönt. Für ihre Darstellung der Katia Mann in Heinrich Breloers Dreiteiler „Die Manns – Ein Jahr-hundertroman“ gewann Monica Bleibtreu einen Grimme-Preis. Der Film „Marias letzte Reise“, in dem sie die Rolle der krebskranken Maria Stadler spielt, wurde 2006 mit demAdolf-Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis sowiedem Bayerischen Fernsehpreis 2005 ausgezeichnet. Undauch mit der Kinoproduktion „4 Minuten“ gewann MonicaBleibtreu den Bayerischen Filmpreis als Beste Darstellerinsowie den Deutschen Filmpreis als Beste Hauptdarstellerin.Nicht minder beeindruckend sind ihre Darbietungen in Filmen wie „Lola rennt“,„Abschied – Brechts letzter Sommer“ oder „Max Minski und ich“.

Neben ihren Filmarbeiten spricht Monica Bleibtreu ebenfalls äußerst erfolgreich Hörbücher. So wurde sie indiesem Sommer mit dem Deutschen Hörbuchpreis für ihre Interpretation von Andrea Maria Schenkels „Tannöd“geehrt.

Monika Bleibtreu ist Jennie

Maria an Callas 22

Filmografie (Auswahl)Kino 2006Das Herz ist ein dunkler Wald (Regie: Nicolette Krebitz)Max Minski und ich (Regie: Anna Justice) 20054 Minuten (Regie: Chris Krauss)Maria an Callas (Regie: Petra Wagner)2003Bibi Blocksberg und die blauen Eulen (Regie: Franziska Buch)2001Tattoo (Regie: Robert Schwendtke)Der Stellvertreter-Amen (Regie: Constantin Costa Gavras)1999Abschied-Brechts letzter Sommer (Regie: Jan Schütte)Marlene (Regie: Joseph Vilsmaier)1998Lola rennt (Regie:Tom Tykwer)1991Mau Mau (Regie: Uwe Schrader)1986Der Joker (Regie: Peter Patzak)1985Mit meinen heißen Tränen (Regie: Fritz Lehner)1973Adele Spitzeder (Regie: Peer Raben)1972König Ludwig (Regie: Hans Jürgen Syderberg)

Fernsehen 2007Das Grummeln (Regie: Rainer Kaufmann)Der Zierfisch (Regie: Hans Steinbichler)2006Muttis Liebling (Regie: Xaver Schwarzenberger)Die Kommissarin Ellen Lukas-German Angst(Regie:Thomas Berger)Herzschlag (Regie: Ulrike Grote)2005Der Tote am Strand (Regie: Martin Enlen)2004Eine Liebe in Saigon (Regie: Uwe Janson)Marias letzte Reise (Regie: Rainer Kaufmann)

2003Gefährliche Gefühle (Regie: Martin Enlen)Der Wunschbaum, Mehrteiler (Regie: Dietmar Klein)Der Pfundskerl (Regie: Otto Retzer)Wellen (Regie:Vivian Naefe)2002Himmel Polt und Hölle (Regie: Julian Pölsner)Zwischen Himmel und Erde (Regie: Hannu Salonen)Feinde Freunde (Regie: Sigi Rothemund)2000Die Manns – Ein Jahrhundertroman (Regie: Heinrich Breloer)Polt muss weinen (Regie: Julian Pölsner)1999Die Schwiegermutter (Regie: Dagmar Hirtz)Happy Hour (Regie: Xaver Schwarzenberger)Für die Liebe ist es nie zu spät (Regie: René Heisig)1998Die Außenseiter-Das Chamäleon (Regie:Thorsten Näter)Tödliche Schatten (Regie: Diethard Klante)1997Single sucht Nachwuchs (Regie: Uwe Janson)Sperling und die Tote aus Vilnius (Regie: Kai Wessel)1985Emigranten (Regie: Axel Corti)1982Variationen (Regie: Michael Haneke)Simone Veil (Regie: Georg Stephan Troller)Das Dorf an der Grenze (Regie: Fritz Lehner)1980Ich werde warten (Regie: Stanislav Barabasch)1976Lemminge (Regie: Michael Haneke)Mittags auf dem roten Platz (Regie: Dieter Wedel)1972Der Kommissar-Fluchtwege (Regie:Wolfgang Becker)1969Change (Regie: Franz Peter Wirth)

23

www.DasErste.de | www.ard-foto.de

ImpressumHerausgeber: NDR Presse und InformationRedaktion: Iris Bents

Bildredaktion: Bettina von KempskiBildnachweis: © NDR/Andreas KöhlerFotos: www.ard-foto.de, Passwort über die NDR Fotoredaktion,Tel. 040/41 56-23 05Interviews: Birgit SchmitzMitarbeit: Mareike Bieler, Anja Meier

Grafik + Herstellung: Ingo Schillinger · Printmedien aller Art, GroßhansdorfDruck: Eggers Druckerei & Verlag GmbH, Heiligenhafen

Pressekontakt: NDR Presse und Information, Rothenbaumchaussee 132, 20149 HamburgIris Bents,Tel. 040/41 56-23 00, Fax 040/41 56-21 99, [email protected], www.ndr.de/presse