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TRANSCRIPT
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
1. Schw
eizer Schulpsychologie-K
ongress 2018: Am
Anfang ist B
indung – die B
edeutung von Beziehung im
schulischen Kontext
Von der elterlichen Sensitivität zu sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten – die Schlüsselvariable von der B
indung zur Erziehung W
ie Eltern dazu in der schulpsychologischen Praxis beraten und unterstützt w
erden können
10. Novem
ber 2018 U
niversität Zürich K
linische Psychologie (K
inder/Jugendliche & P
aare/Familien)
Dr. Irina K
amm
erer
1
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
1. Einführung
2. Elterliche S
ensitivität
3. Erziehungsverhalten/E
rziehungsstile 4. Im
plikationen für die schulpsychologische Praxis
5. Fazit und Take Hom
e Message
2
Inhalt
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
3
1. Einführung
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
15% bis 27%
M
ittlere Prävalenzrate bei 22%
! R
und jedes vierte bis fünfte Kind leidet
unter einer psychischen Störung
Prävalenz psychischer Störungen bei Kindern und
Jugendlichen
(Barkm
ann & S
chulte-Markw
ort, 2004; Boyle et al., 1987; B
ird et al., 1988; Costello et al., 2003, 2005; E
schmann,
Weber H
äne & S
teinhausen, 2007; Ihle & E
sser, 2002; Kuschel, 2001; K
uschel et al., 2004; Ravens-S
ieberer et al., 2007; R
KI, 2007; R
oberts et al., 2007; Shaffer et al., 1996; S
teinhausen, 1998; Verhulst et al., 1997)
4
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
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amm
erer
5
Wie sieht die H
äufigkeit von psychischen Störungen im
Vorschulalter (3-6 Jahre) aus?
Klinische Psychologie (K
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amm
erer
D
ie mittlere P
rävalenzrate im Vorschulalter liegt bei 17%
(Kuschel,
2001; Kuschel et al., 2004)
! Fam
ilie spielt eine wichtige R
olle als Risiko- oder
Protektivfaktor, da in diesem A
lter die Familie noch w
eitgehend die zentrale S
ozialisationsstätte ist.
Bodenm
ann (2016); Döpfner et al. (1997,1998); K
uschel (2001); Kuschel et al. (2004); Lehm
kuhl et al. (1998)
6
Prävalenz psychischer Störungen bei Kindern und
Jugendlichen im Vorschulalter
Klinische Psychologie (K
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amm
erer
!Familie!
Protektivfaktor R
isikofaktor
Zwei Seiten einer M
edaille
7
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amm
erer
Störungen der Partnerschaft
Mangelnde elterliche Sensitivität (B
indung)
Ungünstiges/dysfunktionales Erziehungsverhalten
Psychische Störungen der Eltern
8
(Bodenm
ann, 2016; Steinhausen, 2010; H
einrichs et al., 2002; Reichle &
Gloger-Tippelt, 2007; R
avens-Sieberer et al., 2009)
4 wichtigsten R
isikofaktoren innerhalb der Familie
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amm
erer
Schw
ieriges K
indsverhalten
Inadäquatere E
rziehung
Geringe
Sensitivität für das K
ind und seine B
edürfnisse
Destruktive
Konflikte in
der P
artnerschaft Schlechtes
psychisches und
physisches B
efinden
Familienklim
a, fam
iliäre A
tmosphäre,
Familien-
beziehungen
9
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amm
erer
!D
ie Familie spielt eine Schlüsselrolle und ist die
wichtigste Sozialisationsgrösse in der kindlichen
Entwicklung
(Bodenm
ann, 2016)
10
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11
2. Elterliche Sensitivität
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erer
Entstehung von Bindungssicherheit:
Bindungs- und Fürsorgesystem
(Bow
lby, 1969)
Bindungsverhalten: K
ind äussert Bedürfnisse (physiologische Laute,
Wim
mern, W
einen, Schreien, lächeln, anklam
mern, nachfolgen)
!
Säugling M
utter/Vater/Bindungsperson
Fürsorgeverhalten: Mutter/Vater/B
indungsperson realisiert Bedürfnis
und reagiert auf Bindungsverhalten bspw
. mit sprechen, singen, füttern,
wickeln, schm
usen, halten, trösten, tragen, liebkosen etc. 12
Elterliche Sensitivität
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13
Elterliche Sensitivität (= Responsivität, Feinfühligkeit)
(Ainsw
orth, Bell &
Stayton, 1974)
= Fähigkeit, S
ignale und Feinzeichen des Kindes (1) korrekt
wahrzunehm
en, diese (2) richtig zu interpretieren und (3) unm
ittelbar sowie (4) angem
essen auf die Signale bzw
. die zugrundeliegenden B
edürfnisse des Kindes zu reagieren.
Prompte W
ahrnehmung S
ignal K
ind
Korrekte Interpretation
Adäquate und prom
pte Reaktion
auf Signal/B
edürfnis Kind
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Testen Sie Ihre Feinfühligkeit (Hänggi, 2009)
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Antagonism
us zwischen B
indungs- und Explorations-verhalten eines K
indes
(Lehrbuch der Verhaltenstherapie, S
chneider/Margraf, 2009)
15
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erer
Mahler them
atisiert in ihrem A
nsatz die B
indungssicherheit des Kindes als zentral für das
Explorationsverhalten. D
ie Mutter oder
Bezugsperson fungiert bei sicher-gebundenen
Kindern als „refueling base“ als em
otionale Tankstelle, von der aus sie die U
mw
elt explorieren.
Margaret S. M
ahler (1897-1985)
Bezugsperson als „em
otionale Tankstelle“
16
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amm
erer
…insgesam
t gilt:
Elterliche S
ensitivität K
indliche Entw
icklung
"
Erkennen der S
ignale "
korrekte Interpretation "
prompte R
eaktion "
angemessene R
eaktion
"
Gute B
indungssicherheit "
Weniger S
chreiverhalten "
Starkes E
rkundungsverhalten "
Aufbau erster
Kontrollerfahrungen
"
Selbstw
ert "
Soziale, em
otionale und kognitive K
ompetenzen
17
Becker-S
toll, 2007; de Wolff &
van Ijzendoorn, 1997; Diethelm
, 1990; Grossm
ann & G
rossmann, 2012; Laucht, E
sser &
Schm
idt ,1998, 2000; Scheuerer-E
nglisch, 1989; Suess, G
rossmann &
Sroufe, 1992; S
pangler & Zim
merm
ann, 1999; Zim
merm
ann, 1995; Sroufe, 1983
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18
3. Erziehungsverhalten/Erziehungsstile
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Abbildung: P
rozessmodell der D
eterminanten elterlicher E
rziehung (Belsky, 1984)
Determ
inanten elterlichen Erziehungsverhaltens
Merkm
ale des K
indes E
ntwicklungs-
geschichte E
ltern-persönlichkeit
Paarbe-ziehung
Soziales
Netzw
erk
Erziehungs-verhalten
Arbeit
Entwicklung
des Kindes
19
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Kindsverhalten und Erziehungsverhalten
Kindsverhalten: K
ind macht/sagt/tut etw
as!
Kindsverhalten
Erziehungsverhalten
Erziehungsverhalten: Eltern m
achen/sagen/tun etwas
20
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erer
Ungünstiges/dysfunktionales Erziehungsverhalten
(Bodenm
ann, 2016)
• B
estrafendes Erziehungsverhalten
• H
arsche Erziehung
• P
unitives Erziehungsverhalten
• Zu geringes elterliches E
ngagement
• U
ngenügendes Monitoring
• U
nzureichende Zeit für Kinder
• U
nterforderndes Erziehungsverhalten
• Zu hohes elterliches E
ngagement
• Ü
berbehütendes Verhalten
• Ü
berforderndes Erziehungsverhalten
• Zu lasches E
rziehungsverhalten •
Nachgiebiges oder gew
ährendes Erziehungsverhalten
• V
erwöhnendes E
rziehungsverhalten •
Inkonsistentes Erziehungsverhalten
• Zu w
enig sensitiv-positives Erziehungsverhalten
• M
angelnde Sensitivität
• M
angelndes positives Erziehungsverhalten
21
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Zu wenig sensitiv-positives Erziehungsverhalten
(Bodenm
ann, 2016)
• M
angelnde Sensitivität
• K
eine angemessene W
ahrnehmung, akkurate Interpretation und kein
promptes sow
ie qualitativ angemessenes E
ingehen auf die emotionalen,
sozialen, kognitiven, musischen, etc. B
edürfnisse des Kindes
• Ü
bergehen, Kritisieren oder A
bwerten von kindlichen B
edürfnissen •
Mangelndes P
ositives Erziehungsverhalten
• G
eringe Involviertheit •
Seltenes Loben
• G
eringes Anerkennen
• W
enig Nachfragen
• K
aum A
ufmerksam
keit und Interesse •
Wenig freundliches E
ingehen auf das Kind
• K
aum oder am
bivalente Unterstützung
• w
enig Lachen mit dem
Kind
• W
enig emotionale W
ärme
• W
enig Zärtlichkeit •
Wenig gem
einsame R
ituale •
Wenig gem
einsame U
nternehmungen und S
piele 22
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erer
Ungünstiges/dysfunktionales Erziehungsverhalten
! U
ngünstiges/dysfunktionales Erziehungsverhalten w
ird in der Literatur konsistent als w
ichtigste Risikovariable für kindliche
Störungen beschrieben (M
eta-Analyse von M
cLeod, Weisz &
W
ood, 2007)
! Zusam
menhang zw
ischen dysfunktionaler Erziehung und
Partnerschaftskonflikten ist w
issenschaftlich gut dokumentiert
(Cum
mings &
Davies, 2010; K
ishnakumar &
Bühler, 2000)
23
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Erziehungseinstellungen und Erziehungsstile (B
odenmann, 2016)
• A
utoritäre Erziehung
• P
unitive Erziehung
• P
ermissive E
rziehung •
Laisser-faire-Erziehung
• V
ernachlässigende Erziehung
• A
utoritative, konstruktive oder partizipierende Erziehung
• Liebe, Zuneigung, A
nerkennung, Wärm
e, Unterstützung
• Förderung und Forderung gem
äss Entw
icklungsstand und Interessen durch sensitives E
lternverhalten •
Klare G
renzen und Regeln, transparente S
trukturen im A
lltag !
Bindung sow
ie Struktur/H
alt
24
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Erziehungsstile adaptiert nach Maccoby und M
artin (1983)
Forderungen/ K
ontrolle/Lenkung Em
otionale Wärm
e/Responsivität/
Unterstützung
Niedrig
Hoch
Niedrig
Vernachlässigend
Permissiv/
nachgiebig/verw
öhnend/laisser-faire
Hoch
Autoritär/punitiv
Autoritativ/
konstruktiv 25
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4. Implikationen für die
schulpsychologische Praxis
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Diagnostik
Ungünstiges und sensitiv-positives
Erziehungsverhalten
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28
• E
rstgespräch/Anam
nese/weitere G
espräche •
Zeiterfassung mit K
uchendiagramm
•
Fragebogen •
System
atische Verhaltensbeobachtung •
Videosequenzen von Zu Hause
• Videosequenzen von S
pielinteraktionen •
Einsatz von B
ilder-/Kinderbüchern
• (A
ls Explorationsm
ethode und für den Beziehungsaufbau ergänzend):
• S
ymbolisch-projektive Verfahren (z.B
. Puppenspiel, H
andpuppen, Fingerpuppen, etc.) •
Verbal-thematische Verfahren (z.B
. Sätze ergänzen/vollenden, 3 W
ünsche, Düss-Fabeln)
• Zeichnerische Verfahren (z.B
. Familienzeichnung, verzauberte Fam
ilie, Familie in Tieren)
• A
pperzeptionsverfahren (z.B. K
inder-Apperzeptions-Test)
• G
estalterische Verfahren (z.B. S
andspiel, Sceno)
• S
kulpturverfahren (z.B. Fam
iliensystemtest)
Diagnostische M
ethoden bei Kind und Eltern:
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29!
Fragebogen zu Erziehungsverhalten und -stilen •
AP
Q: A
labama P
arenting Questionnaire (Frick, 1991)
• D
EAPQ
-EL-GS: D
eutsche erweiterte Version des A
labama Parenting Q
uestionnaire für G
rundschulkinder (Reichle &
Franiek, 2009) •
EFB
: Erziehungsfragebogen und E
FB-K
: Erziehungsfragebogen-K
urzform (M
iller, 2001; N
aumann et al., 2010) (deutsche Ü
bersetzung der PS
: Parenting S
cale, Arnold et al.,
1993) •
EBF-K
J: Elternbildfragebogen für Kinder und Jugendliche (Titze &
Lehmkuhl, 2010)
• E
SI: E
rziehungstilinventar (Krohne &
Pulsack, 1995)
• E
FE S
kala: Skala zur M
essung eines entwicklungsförderlichen E
lternverhaltens (P
eterander, 1993) •
FZEV: Fragebogen zum Erziehungsverhalten (H
ahlweg &
Bodenm
ann, 2003) •
FSE
: Fragebogen zur Erfassung selbstperzipierter E
rziehungseinstellungen (Engfer &
S
chneewind, 1976)
• FD
TS: Fam
iliendiagnostisches Testsystem (S
chneewind et al., 1985)
• FIT-K
IT: Familien-K
indergarten-Interaktions-Test (Sturzbecher &
Freytag, 2000) •
FEE
: Fragebogen zum erinnerten elterlichen E
rziehungsverhalten (Brähler, S
chumacher
& E
isemann, 2000)
• M
arburger Skalen zur E
rfassung des elterlichen Erziehungsstils (H
errmann et al., 1971)
• ZK
E: Zürcher Kurzfragebogen zum
Erziehungsverhalten (Reitzle, W
inkler Metzke &
Steinhausen, 2001)
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30
• 40 Item
s, 7 Skalen
• A
ntwortm
öglichkeiten: 1=fast nie, 2=selten, 3=manchm
al, 4=oft, 5=fast imm
er 1. Positives Erziehungsverhalten: Z.B
. „Sie führen ein freundliches
Gespräch m
it Ihrem K
ind.“, „Sie sagen ihrem
Kind, dass es etw
as gut gem
acht hat.“, „Sie um
armen Ihr K
ind oder geben ihm einen K
uss, wenn es
etwas gut gem
acht hat.“ 2. Verantw
ortungsbewusstes Erziehungsverhalten: Z.B
. „Sie besprechen
mit Ihrem
Kind, w
as es in seiner Freizeit tun könnte.“, „Sie tun oder sagen
etwas, dam
it Ihr Kind in gute S
timm
ung komm
t.“ 3.
Machtvolle D
urchsetzung 4.
Inkonsistentes Elternverhalten
5. Involviertheit: Z.B. „S
ie spielen zusamm
en oder unternehmen etw
as mit
Ihrem K
ind, was S
pass macht.“, „S
ie fragen Ihr Kind, w
ie sein Tag in der S
chule war.“
6. K
örperliches Strafen
7. G
eringes Monitoring
DEA
PQ-EL-G
S: Deutsche erw
eiterte Version des Alabam
a Parenting Q
uestionnaire für Grundschulkinder (R
eichle & Franiek, 2009)
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erer
31
• Für 10-20-jährige K
inder und Jugendliche/junge Erw
achsene •
36 Items, 9 S
kalen •
Antw
ortmöglichkeiten: 0=nie, 1=selten, 2=m
anchmal, 3=oft, 4=im
mer
1. K
ohäsion: „Meine M
utter/mein Vater ist für m
ich da gewesen, w
enn ich sie gebraucht habe“, „Ich habe m
ich von meiner M
utter sehr geliebt gefühlt“, „M
eine Mutter hat m
ir bei Problem
en mit A
nderen geholfen“, „M
it meiner M
utter habe ich gerne geknuddelt (gerangelt, gebalgt)“, „Bei
meiner M
utter habe ich mich angekuschelt (m
ich angelehnt)“ 2.
Identifikation 3.
Autonom
ie 4.
Konflikte
5. B
estrafung 6.
Ablehnung
7. E
motionale Vereinnahm
ung 8.
Überprotektion
9. H
ilfe
EBF-K
J: Elternbildfragebogen für Kinder und
Jugendliche (Titze & Lehm
kuhl, 2010)
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• 13 Item
s , sensitiv-positives Erziehungsverhalten •
Antw
ortmöglichkeiten: 1=nie, 2=selten/m
anchmal, 3=oft, 4=sehr oft
1.
Ich verbringe Zeit mit m
einem K
ind. 2.
Ich lache gemeinsam
mit m
einem K
ind. 3.
Ich erzähle meinem
Kind etw
as von mir.
4. Ich lobe m
ein Kind.
5. Ich zeige m
einem K
ind Anerkennung, w
enn es Dinge tut, die m
ir gefallen. 6.
Wenn m
ein Kind zu m
ir komm
t und ich beschäftigt bin, versuche ich, es in m
eine Tätigkeit einzubeziehen. 7.
Ich unternehme etw
as mit m
einem K
ind. 8.
Ich habe Spass m
it meinem
Kind.
9. Ich unterhalte m
ich mit m
einem K
ind. 10. Ich sage m
einem K
ind etwas N
ettes. 11. Ich schm
use mit m
einem K
ind. 12. Ich spiele m
it meinem
Kind R
ollen- oder Puppenspiele.
13. Wenn m
ein Kind m
ir etwas zeigen w
ill, nehme ich m
ir die Zeit dafür.
FZEV: Fragebogen zum Erziehungsverhalten
(Hahlw
eg & B
odenmann, 2009)
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33
• 32 Item
s, 3 Skalen (W
ärme/U
nterstützung, Psychologischer D
ruck, Regeln)
• E
ltern- und Kindversion (ab 11 Jahre)
• A
ntwortm
öglichkeiten: Stim
mt nicht, stim
mt w
enig, stimm
t ziemlich, stim
mt völlig
• S
kala Wärm
e/Unterstützung:
Meine M
utter / Mein Vater…
1.
… lobt m
ich, wenn ich etw
as gut gemacht habe.
2. …
bringt mir D
inge bei, die ich gerne lernen möchte.
3. …
hilft mir bei den H
ausaufgaben, wenn ich etw
as nicht verstehe. 4.
…hat es gerne, w
enn ich meine Freunde m
it nach Hause bringe.
5. …
redet mit m
ir über Politik und die N
achrichten. 6.
…legt W
ert auf meine M
einung, auch wenn sie/er andere A
nsichten hat. 7.
…verzichtet, auf einiges, nur um
mir eine Freude zu m
achen. 8.
…ist für m
ich da, wenn ich sie/ihn brauche.
9. …
nimm
t mich in S
chutz, wenn ich m
ich schlecht benomm
en habe. 10. …
muntert m
ich wieder auf, w
enn ich in der Schule schlecht N
oten habe. 11. …
nimm
t Rücksicht auf m
ich und erwartet dasselbe von m
ir. 12. …
erklärt mir den G
rund, wenn sie/er etw
as von mir verlangt.
13. …geht m
eistens sehr freundschaftlich und liebevoll mit m
ir um.
14. …tröstet m
ich, wenn ich in S
chwierigkeiten stecke.
15. ...geht regelmässig zu den E
lternabenden in der Schule.
ZKE: Zürcher Fragebogen zum
Erziehungsverhalten (R
eitzle, Winkler M
etzke & Steinhausen, 2001)
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erer
34
• D
ie Verhaltensbeobachtung ist ein zentrales Elem
ent der Diagnostik
und in familiären S
ystemen unabdingbar. Interaktionen zw
ischen Fam
ilienmitgliedern sind nur über diesen diagnostischen Zugang
reliabel und valide abbildbar. •
Formale K
ategorien: Unterbrechungen, R
edezeit, Äusserungslänge,
Äusserungshäufigkeit, P
ausen, Anzahl A
nsprechen und Angesprochen w
erden etc. !
quantitative Masse eigenen sich für strukturelle A
nalysen (Dom
inanz, Koalitionen,
Flexibilität, Rigidität, K
onflikte, etc.)
• Inhaltliche K
ategorien: Positive Inhalte (Lob, B
ekräftigungen, Liebesäusserungen, Ü
bereinstimm
ungen, etc.), Neutrale Inhalte (A
lltagsthemen,
Sachdiskussionen), N
egative Inhalte (Kritik, S
arkasmus, S
pott, Abw
ertungen, Nicht-
Übereinstim
mungen, etc.) !
qualitative Masse eignen sich für inhaltliche A
nalysen (Zufriedenheit, U
mgang m
iteinander, etc.)
• S
ystematischen Verhaltensbeobachtung der verbalen, paraverbalen
und nonverbalen Interaktion.
Systematische Verhaltensbeobachtung
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erer
35
Videosequenzen von zu Hause und/oder von
Spielinteraktionen !
diagnostische Informationen (form
ale und inhaltliche A
nalyse), aber auch für die Elternberatung
zu nutzen!
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36
Einsatz von Bilder-/K
inderbüchern
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37
Beratung
„Möglichst w
enig...“ ungünstiges E
rziehungsverhalten“ und „möglichst viel...“
sensitiv-positives Erziehungsverhalten
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38
• P
sychoedukation zu Bindungs- und E
ntwicklungsw
issen
• P
sychoedukation zu ungünstigem E
rziehungsverhalten und
Ausw
irkungen auf die kindliche Entw
icklung
• A
ufbau von sensitiv-positivem E
rziehungsverhalten
! D
abei auch Einsatz von Videosequenzen, D
VD
s (Triple P,
„Freiheit in Grenzen“, „Feinfühligkeitstraining“, B
ilderbücher )
Beratung: A
ufbau von funktionalem/günstigem
und positiv-sensitivem
Erziehungsverhalten
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39
• G
rundzüge der Bindungstheorie
• B
indungs- und Fürsorgesystem, E
xplorationssystem
• K
onzept Sensitivität
• B
edürfnisse von Kindern
• B
indung als „lebenslanges Thema“: „W
hilst especially evident during early childhood, attachm
ent behaviour is held to characterise human beings from
the cradle to the grave“ (Bow
lby, 1979, S
. 154) •
Innere Arbeitsm
odelle als handlungsleitendes Motivsystem
beim K
ind •
Beeinflussung/Veränderung internale A
rbeitsmodelle (D
er Aufbau innerer
Arbeitsm
odelle über Bindungserfahrungen braucht viele Jahre und geschieht „throughout the years
of imm
aturity“ (Bow
lby, 1983, S. 60) bis zum
jungen Erw
achsenenalter) •
Alterstypische und fam
ilientypische Phänom
ene in der Entw
icklung, z.B.
Übergänge in K
rippe/Kiga/S
chule; Ablösungsprozesse in der P
ubertät; Trennung/S
cheidung !
Psychoedukation versetzt die E
ltern selber in die Lage, zu verstehen, welche
Rolle und M
öglichkeiten sie haben, die kindliche Entw
icklung zu unterstützen!
Psychoedukation zu Bindungs- und Entw
icklungswissen
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
40
• E
rkennen von schwierigen S
ituationen (imm
er bei...)
• U
ngünstiges Erziehungsverhalten aufzeigen (z.B
. Ausw
irkungen von B
estrafung aufzeigen: Bestrafungen stören die em
otionale, soziale und intellektuelle E
ntwicklung von K
indern, Bestrafungen haben keine positiven,
nur negative Folgen; Sollten verm
ieden werden; A
uswirkung von Inkonsistenz
aufzeigen (erlernte Hilflosigkeit); A
uswirkungen von zu w
enig sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten aufzeigen (das K
ind kann seine Wertigkeit zu
wenig erfahren) !
Ausw
irkungen auf die kindliche Entw
icklung
• U
ngünstiges Erziehungsverhalten, v.a bestrafendes E
rziehungsverhalten oft Folge von S
tress, Überforderung, O
hnmacht/H
ilflosigkeit, mangelnde
Ressourcen und eigener B
elastung („Das K
ind hat mich genervt“, „Ich w
ar angespannt“) (S
chöbi & P
errez, 2004)
Psychoedukation zu ungünstigem Erziehungsverhalten
und Ausw
irkungen auf die kindliche Entwicklung
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Aufbau von sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten (B
odenmann, 2016)
• Sensitivität/Sensitivitätstraining
! M
it einer feinfühligen Beziehungsgestaltung m
it Bem
ühen um
Verstehen der B
edürfnisse, unterstützend/wohlw
ollend, zuverlässig, em
otional verfügbar, sorgend •
Anerkennung der kindlichen B
edürfnissen •
angemessene W
ahrnehmung des S
ignals/Bedürfnis (sog.
Verhaltensstörungen stellen oft Lösungsversuche für das K
ind im U
mgang
mit P
roblemen dar), korrekte Interpretation (dem
Kind eine
Wertschätzung entgegenbringen, verstehen, w
as dahinter liegt: Welches
Bedürfnis steht hinter diesem
Verhalten? W
as braucht das Kind?) und
promptes sow
ie qualitativ angemessenes E
ingehen auf die em
otionalen, sozialen, kognitiven, musischen B
edürfnisse des K
indes.
• Positives Erziehungsverhalten
41
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
42!
1. Bedürfnis nach beständigen liebevollen B
eziehungen (Geborgenheit,
Liebe, Zuwendung, U
nterstützung)
2. Bedürfnis nach körperlicher U
nversehrtheit und Sicherheit
3. Bedürfnis nach individuellen und entw
icklungsgerechten Erfahrungen
4. Bedürfnis nach Lob und (adäquater) A
nerkennung
5. Bedürfnis nach Verantw
ortung und Selbständigkeit
6. Bedürfnis nach Ü
bersicht und Zusamm
enhang, nach stabilen und unterstützenden G
emeinschaften sow
ie nach einer sicheren Zukunft
7. Bedürfnis nach O
rientierung, Strukturen, R
egeln und Grenzen
7 Psychosoziale Grundbedürfnisse des K
indes (Balloff, 2004)!
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
43
ZIS Linz-Land, Kühr B
rigitte
11
aus "heilpädagogik" H
eft 1, Jänner 2012, S.4
ZIS Linz-Land, Kühr B
rigitte
11
aus "heilpädagogik" H
eft 1, Jänner 2012, S.4
ZIS Linz-Land, Kühr B
rigitte
11
aus "heilpädagogik" H
eft 1, Jänner 2012, S.4
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Aufbau von sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten (B
odenmann, 2016)
• Sensitivität/Sensitivitätstraining
• Positives Erziehungsverhalten •
Involviertheit •
Positivität (Fokus auf P
ositives, loben, anerkennen, lächeln, etc.) •
Aufm
erksamkeit und Interesse am
Kind zeigen (nachfragen)
• freundliches E
ingehen auf das Kind
• A
däquate Unterstützung
• Lachen m
it dem K
ind •
Em
otionale Wärm
e, Zärtlichkeit, Geborgenheit, K
örperkontakt (um
armen, halten, küssen, streicheln)
• Fam
ilienzeiten (gemeinsam
e Mahlzeiten, gem
einsame A
ktivitäten, Freizeitgestaltung)
• gem
einsame U
nternehmungen und S
piele, positive Spielzeit
• gem
einsame R
ituale (Abendritual)
• E
igene Gedanken und G
efühle verbalisieren ! E
motionale W
ärme und „sicherer H
afen“ schaffen ! Q
uantity und Quality tim
e 44
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
45
• S
chaffung einer sicheren Um
welt sow
ie Schutz vor gefährdenden U
mw
elten •
Ausreichend aufm
erksame Zuw
endung (Aufm
erksamkeit, Liebe, W
ärme, U
nterstützung und Interesse für das K
ind und seine Lebenswelt)
• A
usreichende Quantität an Zeit (gem
einsame E
rlebnisse und Eltern-K
ind-Mom
ente) •
Qualitätszeit (ungeteilte A
ufmerksam
keit z.B. gute N
acht Ritual, S
pielen mit dem
Kind,
gemeinsam
e verbindende Aktivitäten)
• P
ositivität (loben, ermutigen, aufbauende K
ritik) •
Kom
munikation über G
efühle und Bedürfnisse, Förderung der em
otionalen Kom
petenz •
Körperkontakt (Zärtlichkeit, A
uslösung von Aktivität und B
ewegung)
• Verbale S
timulierung (D
ialog zwischen E
ltern und Kind)
• K
ognitive Stim
ulierung •
Materialanregung (E
rkundung verschiedener Materialien, Förderung der K
reativität) •
Feinfühligkeit (responsives, angemessenes, prom
ptes Eingehen auf das K
ind) •
Em
otionale Wärm
e (akzeptierende, liebevolle Beziehung)
• Freiräum
e und klare Regeln, S
trukturen, Grenzen, K
ontrolle und Lenkung geben •
Monitoring
• K
onsistenz und Konsequenz
• U
nterstützung in Autonom
ie •
Realistische E
rwartungen
• E
lterliche Interessen und Ressourcen beachten (eigene E
rholung)
entwicklungsförderliches Erziehungsverhalten
(Bodenm
ann, 2016; Fuhrer, 2007, 2009; Sanders, 1999; R
eichle & Franiek, 2007)
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
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• S
chaffung einer sicheren Um
welt sow
ie Schutz vor gefährdenden U
mw
elten •
Ausreichend aufm
erksame Zuw
endung (Aufm
erksamkeit, Liebe, W
ärme, U
nterstützung und Interesse für das K
ind und seine Lebenswelt)
• A
usreichende Quantität an Zeit (gem
einsame E
rlebnisse und Eltern-K
ind-Mom
ente) •
Qualitätszeit (ungeteilte A
ufmerksam
keit z.B. gute N
acht Ritual, S
pielen mit dem
Kind,
gemeinsam
e verbindende Aktivitäten)
• P
ositivität (loben, ermutigen, aufbauende K
ritik) •
Kom
munikation über G
efühle und Bedürfnisse, Förderung der em
otionalen Kom
petenz •
Körperkontakt (Zärtlichkeit, A
uslösung von Aktivität und B
ewegung)
• Verbale S
timulierung (D
ialog zwischen E
ltern und Kind)
• K
ognitive Stim
ulierung •
Materialanregung (E
rkundung verschiedener Materialien, Förderung der K
reativität) •
Feinfühligkeit (responsives, angemessenes, prom
ptes Eingehen auf das K
ind) •
Em
otionale Wärm
e (akzeptierende, liebevolle Beziehung)
• Freiräum
e und klare Regeln, S
trukturen, Grenzen, K
ontrolle und Lenkung geben •
Monitoring
• K
onsistenz und Konsequenz
• U
nterstützung in Autonom
ie •
Realistische E
rwartungen
• E
lterliche Interessen und Ressourcen beachten (eigene E
rholung)
entwicklungsförderliches Erziehungsverhalten
(Bodenm
ann, 2016; Fuhrer, 2007, 2009; Sanders, 1999; R
eichle & Franiek, 2007)
Klinische Psychologie (K
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ilien), Dr. Irina K
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Fallbeispiele aus der Praxis
47
Klinische Psychologie (K
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ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie Jonas R
itter (Ke, K
i 5 & 10 Jahre)
48
Klinische Psychologie (K
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ilien), Dr. Irina K
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Fallbeispiel Familie Jonas R
itter (Ke, K
i 5 & 10 Jahre)
49
• A
nmeldung Jonas: P
robleme m
it Hausaufgaben, freches/
oppositionelles Verhalten (hält sich nicht an Regeln und A
bmachungen, E
ltern w
issen oft nicht, wo und m
it wem
sich Jonas aufhält, sei frech und respektlos gegenüber K
e, gehorche nicht, lüge), schlechtes Familienklim
a
• B
efunde aus der Diagnostik:
• D
iagnose nach MA
S/IC
D-10: F91.3 S
törung des Sozialverhaltens m
it oppositionellem
, aufsässigem Verhalten
• K
m stark belastet (Tod eines E
lternteils in frühen Kindheit,
Alkoholerkrankung ihres Vaters, Tod des B
ruders) •
Km
hospitalisiert aufgrund einer depressiven Störung und starkem
Tabakkonsum
•
Auffällige E
ltern-Kind-Interaktion:
! N
egative Interaktionen, negative Sichtw
eise / „Brille� von K
m, w
enig positiv-sensitives E
rziehungsverhalten (wenig bis keine positiven
Interaktionen, wenig gem
einsame positive Zeit), E
rziehungsverhalten mit
vielen Drohungen und B
estrafungen, inkonsistentes und inkonsequentes E
rziehungsverhalten
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie Jonas R
itter (10 Jahre)
50
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie Jonas R
itter (10 Jahre)
51
Gem
einsam verbrachte Zeit: ca. 2 S
tunden
7
1
1
0.5 4
10.5
Schule
Hausaufgaben
Essen
Abendritual, P
yjama anziehen,
Zähneputzen, Knuddeln
Freizeit (0.5 h Stunde m
it Familie,
Rest m
it Peers)
Schlafen
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
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Glga
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M
Mutter
Vater
Bruder
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Interventionen Familie Jonas R
itter
53
• P
sychoedukation (Aufzeigen der N
egativität, der fehlenden gemeinsam
en Zeit, w
enig sensitiv-positives und inkonsistentes Erziehungsverhalten und dem
Zusam
menhang zum
schwierigen Verhalten von Jonas, A
ufzeigen der psychosozialen S
tressoren) •
Fokus auf Erziehungsverhalten, Fam
ilienklima, psychische B
efindlichkeit Km
•
Aufbau von sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten: Fokus auf P
ositivität und gem
einsame Zeit und som
it positive Erlebnisse (und dabei B
efriedigung der kindlichen G
rundbedürfnisse), Aufbau von konsistentem
und konsequentem
Erziehungsverhalten, M
onitoring !
Einrichten quantitativer und qualitativer Zeitfenster: E
inführung von Familien-
und Spielzeiten
• E
ssenszubereitung/Kochen
• G
emeinsam
Zimm
er aufräumen
• G
emeinsam
e Spielzeit (Federball, U
no, Arm
drücken, Ping-P
ong, etc.) •
Gem
einsam K
üche aufräumen (abtrocknen)
• K
örperliche Zuwendung am
Tag (Kuscheln, um
armen)
• A
bendritual (Kuscheln am
Abend)
! P
ositives Verhalten verstärken ! E
inbindung des Kv in fam
iliäre Abläufe
! P
sychische Stabilisierung K
m
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Interventionen Familie Jonas R
itter
54
! R
eduktion der psychopathologischen Sym
ptome
! S
tärkung der Beziehung
! Verbesserung des fam
iliären Klim
as
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie M
oritz Saler (Ke, K
inder 5 & 7 Jahre)
55
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie M
oritz Saler (Ke, K
inder 5 & 7 Jahre)
56
• A
nmeldung: internalisierende P
roblematik/soziale Ä
ngstlichkeit und oppositionelle S
törung bei M (sehr scheu vs. dom
inant und tyrannisch).; soziale Ä
ngstlichkeit bei A., G
eschwisterrivalität/
Konflikte, viele fam
iliäre Konflikte, P
artnerschaftsprobleme,
uneinheitliche Erziehungsvorstellungen
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Fallbeispiel Familie M
oritz Saler (Ke, K
inder 5 & 7 Jahre)
57
• B
efunde Diagnostik:
• A
namnese: S
äuglings- und Kleinkindalter: ausgeprägte S
chrei-, Schlaf-
und Fütterungsstörungen, somatische S
ymptom
e; Spielgruppe m
it 3J: kaum
mit anderen K
indern gesprochen und gespielt; Kindergarten:
Verweigerung, m
it sonderpädagogischen Massnahm
en möglich
• B
ereits diverse Beratungsangebote in A
nspruch genomm
en: stationärer A
ufenthalt Kinderspital, Füttergruppe K
inderspital, KJP
D, E
rgotherapie, P
aartherapie, Autism
usabklärung (keine Diagnose)
• A
uffällige Eltern-K
ind-Interaktion (negative Interaktion/Zwangsprozesse)
• m
assiv eingeschränkte elterliche Sensitivität (E
ltern können die B
edürfnisse von M. nicht adäquat w
ahrnehmen, interpretieren und som
it auch nicht angem
essen reagieren.) (Videoanalyse) •
Inkonsistenter, punitiver (Kv) überbehütender (K
m) E
rziehungsstil (in den R
ücken fallen, gegenseitige Entm
achtung, Inkonsistenz zwischen K
e, sow
ie bei je Km
und Kv, überm
ässige Kontrolle, B
estrafung und Ü
berbehütung) •
massive P
aarkonflikte •
Km
: Verdacht auf Persönlichkeitsstörung, stark belastet
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
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Familienzeichnung
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Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
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Verzauberte Familie
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Mutter
Vater
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
Interventionen Familie M
oritz Saler
62
• P
sychoedukation
• Intervention M
oritz: Selbstw
ert, emotionale und soziale
Kom
petenzen (inkl. Regulation)
• Intervention E
ltern/Familie: P
artnerschaft, Sensitivität,
Erziehungsstil, G
eschwisterrivalität, Fam
ilienklima
• E
rziehung/Sensitivität: A
ufbau von feinfühligem und G
renzen
setzendem Verhalten, Fokus auf P
ositivität, Aufbau von
konsistentem und konsequentem
Erziehungsverhalten
• P
aartherapie: Fokus auf Kom
munikation und gegenseitige
Akzeptanz
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
63
5. Fazit
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
64
5. Fazit und Take Hom
e Message
• Jedes vierte bis fünfte K
ind im S
chulalter leidet unter einer psychischen Störung.
• K
inder im Vorschulbereich zeigen nur eine m
arginal tiefere mittlere P
rävalenzrate. •
Familie ist D
IE S
chlüsselvariable für die kindliche Entw
icklung. •
Familiäre R
isikofaktoren spielen dabei eine zentrale Rolle (P
sychische Störungen
der Eltern, P
artnerschaftsstörungen, mangelnde elterliche S
ensitivität und ungünstiges E
rziehungsverhalten). •
Der w
ichtigste Prädiktor einer sicheren B
indung ist die elterliche Sensitivität.
• U
nsichere Bindung gilt als allgem
einer Risikofaktor für die w
eitere Entw
icklung und für das psychische B
efinden. •
„Psychische S
icherheit“ (sichere Bindung) ist die w
ichtigste Investition einer G
eneration in die nächste. •
DE
SH
ALB
: elterliche Sensitivität und sensitiv-positives E
rziehungsverhalten fördern und stärken! !
Psychoedukation zu B
indungs- und Erziehungsw
issen, P
sychoedukation von ungünstigem E
rziehungsverhalten und Ausw
irkung auf die E
ntwicklung des K
indes und Aufbau von sensitiv-positivem
Erziehungsverhalten
• !
So können K
inder aufgrund emotionaler W
ärme neue E
rfahrungen machen,
die sie stärken, und gesund(er) heranwachsen.
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
65
Psychische S
icherheit ermöglicht
Kindern und E
rwachsenen ein
erfülltes Leben bis ins höhere Alter.
(Grossm
ann & G
rossmann, 2009)
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
66 K
emp &
Ogilvie (2012)
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
erer
67 K
emp &
Ogilvie (2012)
Klinische Psychologie (K
inder/Jugendliche & Paare/Fam
ilien), Dr. Irina K
amm
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