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Die StilistenHamburg

STADTLUFT

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SHOP 24/7 ONLINE

Dior · Celine · Chloé · Bottega Veneta · The Row · Brunello Cucinelli · Iris von Arnim · Max Mara · Loewe · Sacai

Gabriela Hearst · Saint Laurent · Balenciaga · Alexander McQueen · Givenchy · Thom Browne · Moncler · Ami

Gianvito Rossi · Roger Vivier · Acne Studios · Zimmermann · Stella McCartney · Canada Goose · Ganni · u.v.m.

Chefredakteurin: Inga Griese

Redaktion: Caroline Börger (Managing Editor),

Dr. Philip Cassier (Senior Editor), Jennifer Hinz,

Gabriele Thiels (Design), Sara Krüger (Digital).

Autoren: Alexandra Maschewski, Alexander Stilcken

Lektorat: Andreas Stöhr

ICON Office: Jasmin Seikowsky

Artdirektor: Philippe Krueger

Gestaltung: Marie Friedrich

Fotoredaktion:Fotoredaktion:F Julia Sörgel (Foto-Director), Elias Gröb

Bildbearbeitung: Kerstin Schmidt, Malte Wunder

AXEL SPRINGER SE vertreten durch den

Vorstand Dr. Mathias Döpfner (Vorsitzender),

Jan Bayer, Dr. Stephanie Caspar, Dr. Julian Deutz

Verlagsleitung WELT: Verlagsleitung WELT: V Merrit Kraus;

Stv.: Heiko Rudat Objektleitung: Kirsten Meurers

([email protected])

Litho: Imagepool Druck: BDN sp. z o.o., Sp. j. 59-730

Nowogrodziec, Polen

Herstellung: Thomas Künne

DIE STILISTEN ist ein Supplement in

WELT AM SONNTAG, die nächste Ausgabe erscheint

am 27. & 28. NOVEMBER 2021.

Sie erreichen uns unter [email protected].

Informationen zum Datenschutz finden Sie unter

www.welt.de/datenschutz, die Standards zur

Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit

unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit

Auf INSTAGRAM finden Sie uns unter

@DIESTILISTEN und @ICON.MAGAZIN

Und hier geht es zur Homepage:

WWW.ICONMAGAZINE.DE

AUF DEM COVER

Auf der Dachterrasse des Axel-Springer-Verlags:

Maxi-Mantel: Salvatore Ferragamo.

Sonnenbrille: Campbell, Neuer Wall 18.

Strumpfhose: Falke. Schuhe: Prada

Impressum

Dass ein Balanceakt so magisch und ästhetischsein kann, wie auf diesem Foto, hat, ganz abge-sehen von der Schönheit des künstlerischenAugenblicks, doch etwas Beruhigendes. Allemalin Zeiten, in denen wir gefordert (wenn nichtgenervt) sind, zwischen andauernder mehr oderweniger sinnvoller Bevormundung und deminstinktiven Freiheitsdrang, den Alltag in denGriff zu kriegen. „Ghost light“ heißt das Ballettvon John Neumeier, das Foto stammt von derPremiere im September. Selten wohl war derJubel am Ende glücklicher. Die Begeisterung ansich potenziert mit der Begeisterung dabei sein zukönnen. Gehörte doch das Hamburg Ballett zuden ersten Compagnien überhaupt, die nach demShutdown wieder auf die Bühne zurückkehrten.Den Titel lieh Neumeier von einer amerikani-schen Theatertradition. Nach Proben oder Auf-führungen wird auf der Bühne ein Metallständerführungen wird auf der Bühne ein Metallständerfmit einer Glühbirne aufgestellt, als Zeichen da-für, dass kein Künstler die Bühne betreten darf.für, dass kein Künstler die Bühne betreten darf.fDieses Geisterlicht brennt die ganze Nacht, bisProben und Leben wieder starten. Auch mit derdie Choreografie arbeitet Neumeier die Pande-mie künstlerisch auf, das Abstandsgebot bildetquasi die Struktur, das gesamte Ensemble tritt inFragmenten auf, nach und nach und zusammenwerden die 60 Tänzerinnen und Tänzer zum Bild,

wie ein großes Menü aus köstlichen Kleinigkeiten.Ohne Frage eines, das die Seele nährt.Es ist eher Zufall, beziehungsweise hat es damit zutun, dass John Neumeier die Hosen für sich selbstentdeckte, dass die Tänzer die „Perfect pants“ derdänischen Firma „Shaping the new Tomorrow“tragen. Der praktische Effekt gut sitzender Hosenwird in diesem Fall durch einen subtilen Untertitelergänzt, denn was als reichlich komplizierter Namefür eine Bekleidungsmarke daher kommt, ist dochzugleich eine Hoffnung. Adieu Vergangenheit,Zukunft, wir sind bereit! Die Gründer von Shaping the new Tomorrow ha-ben es vorgemacht. Freunde, Sportler, coole Typen- sie wollten einfach Hosen, die zu ihrem Lebensstilpassen. So haben sie angefangen. Natürlich war esnicht nur einfach. Aber die Marke wächst exponen-tiell. Die Geschichte hat doch auch etwas Beruhi-gendes. Das Geisterlicht kann jetzt mal weg. Bühnefrei für Freude und Gemeinsamkeit.

Editorial

Bühnefrei!

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Wenn schon Herbst, dann in Farbe: 1. Schal von Rianna & Nina. 2. Tasche mit Fornasetti-Motiv von Louis Vuitton. 3. Für’s Homeoffice: Hoodie von Etro. 4. Aufgetragen: Erstmals gibt es Nagellack von Hermès. 5. Made in Hamburg: Tasche „Stringer“ von Stiebich & Rieth. 6. Duftet nach Sommer! „Molecule 01 + Mandarin“ von EscentricMolecules. Gibt es in der ParfümerieMeister (Eppendorfer Baum 12)

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KlönschnackWillkommen zurück! Zurück in der Stadt. Unsere Lifestyleweisenwissen, was es Neues gibt 08

MerkeljahreDesignerin Bettina Schoenbach istBilderbuch-Hanseatin. Diskretion ist alles – vor allem, wenn es um Angela Merkels Jacken geht 16

Auf dem Weg ins All Der amerikanische Künstler Tom Sachs will das All erobern. Aber erst ist Hamburg dran 18

Flanieren!Zum Shoppen an den Neuen Wall?Einen Kaffee im „Mutterland“? Es ist Zeit zurückzukehren – ins Leben. Ein Shooting 20

Friends with benefitsWie ein Jeans-Designer und eineWeltenbummlerin eine Geschäftsidee entwickelten 32

Watch Out, Hamburg! Sie sind das Online-Shopping undKochen leid? Wir auch. Unsere Tipps und Empfehlungen 34

Markt der VerführungenEine ehemalige Haspa-Filiale wurde zum Shopping-Tempel umfunktioniert! Passt 36

Kunstgäste Wenn eine Berliner Galerie am Feenteich aufschlägt und sich einrichtet, ist das einen Besuch wert. Findet Gabriele Thiels 38

Wohnst du noch?Tipps und Empfehlungen zum Es-sich-zu-Hause-Schönmachen 40

InselgeschichteAuf der Insel Trischen lebt Anne Evers allein. Nur mit Vögeln und der Natur 42

In Gelsenkirchen, der Heimatstadt von Model LaetitiaHartmann, gibt es den Fluss Emscher, in Hamburg wartetder Hafen, der prompt zum Lieblingsort der 17-Jährigenavancierte: „Er ist sehr schön und macht Hamburg be-sonders.“ Doch lag die Alster näher. Für unser „Back to theCity“-Mode-Shooting ging es quer durch die Innenstadt.Kreativ bleibt es, wenn Laetitia, die noch zur Schule geht,nicht modelt: „Ich male gern oder gehe klettern.“

LAETITIA HARTMANN

Contributors

Die promovierte Germanistin lebt als freie Journalistin undKunstkritikerin in Hamburg und mag „den Moment, wenn einKunstwerk noch fremd wirkt, aber den Blick bereits bannt.“Zum Interview mit dem „Raumfahrt“-Künstler Tom Sachshatte sie ein T-Shirt mit Nasa-Aufdruck angezogen. Weitmehr aber beeindruckte den Bildhauer, der ein überaus ambi-valentes Verhältnis zu Smartphones hat, dass sie nicht in den sozialen Medien aktiv ist. Das Interview? Seite 18

KARIN SCHULZE

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Eine Stadt, von oben betrachtet, gestaltet sich inder westlichen Welt meistals ein ambitioniertes Tetris-Klötzchengebilde in Grau. Die KünstlerinSarah Morris blickt aufähnliche Weise, aber mitanderer Perspektive, aufGebäude. Zerlegt sie ingeometrische Formen undgibt ihnen Farben. „Big Ben“von 2011 ist so ein Beispiel.Auch ist es ein Vertretermoderner Kunst und daherbis 30. Januar in der Ausstellung „Für die Kunstheute“ zu sehen. Es ist die50. Ausstellung des Förder-kreises für Gegenwarts-kunst. Kunsthalle Bremen

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SARAH MORRIS/KUNSTHALLE BREMEN; VG BILD-KUNST, BONN 2021

Von meinem Bürofenster – Büro, das ist dieser Ort, indem wir früher arbeiteten und ich immer noch gern –,also von diesem Bürofenster aus blicke ich auf einegroße Kreuzung , die die Hamburger Innenstadt mitder Neustadt verbindet. Zehn Fahrbahnen gehenkreuz und quer, dazu Radspuren und Fußwege.Manchmal sitze ich abends mit einem besondersnetten Freund und Kollegen vor den bodentiefenFenstern, wir trinken dabei japanischen Whiskey,und mit unserer etwas dann alkoholisch aufgefä-cherten Phantasie erinnern wir uns an einen gemein-samen Ausflug zur berühmten Shibuya-Kreuzung inTokio. An dieser Hamburger Kreuzung ist übrigensauch ein Laden, der Sandalen verkauft. Mit Ende desletzten Lockdowns bildeten sich an vielen Tagenlange Schlangen vor der Tür, und seitdem habe ichwieder Hoffnung: ein Land, an dem sogar bei Regenwetter vor einem Sandalenladen ein Türsteherden Einlass kontrolliert, ist noch nicht verloren. Die Zukunft wird eben einfach mit luftigen Füßenerlatscht – oder mit gutem Whiskey verschönt.

Fenster nach TokioJörn Lauterbach

Redaktions-leitung WELT

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Wetterfest:Wetterfest:Regenklamotten gehenRegenklamotten gehenja immer im Norden.ja immer im Norden.Beim dänischen Beim dänischen Label Rains wissen Label Rains wissen sie das natürlich. sie das natürlich. Eröffnung im Oktober Eröffnung im Oktober (Bleichenbrücke 10)

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Klönschnack Unsere Lifestyleweisen genießen die Aussichten

„The early bird gets the worm — which iswhat he deserves“, sagte Miss Piggy einstund drehte sich vermutlich noch einmalum. Dass eine Ikone ihren Schönheits-schlaf braucht und ihn sich auch leistenkann, steht außer Frage. Was allerdingseine Ikone ausmacht, ist eine Frage-stellung, der sich Fotograf Anatol Kotte inseiner Serie „Iconication“ widmete, zu derauch dieses Foto gehört – ein Aushänge-schild für die analoge Fotografie. Der hatsich auch Kollege Oliver Heinemannverschrieben, und so entschied man sich,gemeinsam das Analogfotografie-Geschäft „Khrome“ in der HamburgerInnenstadt zu eröffnen. Von Kameras bis zu handverlesenen Accessoires gibtes vieles, was anderweitig gern mal vergriffen ist. Kaiser-Wilhelm-Str. 73 AN

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KLICK FÜRKLICK

Kaschmirkreise: Iris von Arnim legt den Bestseller-Pulli„Katharina“ ausRestgarn neu auf. Die Re Edition II gibt’s über irisvonarnim.com

Ende August schrieb eine Bekannte, Hamburgerin, aus ihrem Urlaub an der Ostsee:Sie habe nach zwei Wochen bei 14 Grad und strömendem Regen langsam Verständ-nis für alle, die Grün wählen, weil ihnen Klimaschutz wichtig ist, und trotzdem andauernd nach Mallorca fliegen. Sie war mit ihrem Frust nicht allein. Mit wem manauch spricht: Es muss eine harte Zeit gewesen sein im Sommer 2021 an den nord-deutschen Küsten. Ich stelle mir den Urlaub vor wie einen Director’s Cut des Making-of-Filmchens auf Instagram, das die ICON-Redaktion von ihrem Modeshoo-ting für das Sylt-Heft postete. Steife Brise, stramme Regenschauer, dazu frierende,schöne Menschen im Sturm. Gänsehautzeit, wortwörtlich. Ich kann das aber nur ausder Ferne vermuten, denn in unserer Kernfamilie gilt eine eiserne Regel, die meineFrau, die deutlich länger als ich in Hamburg lebt, mit in die Ehe brachte: Sommer-urlaub niemals nördlich des Wohnortes! Gern Meer, aber Mittelmeer! Wie richtig eswar, diese Regel auch in Corona-Zeiten nicht zu brechen, das zeigte sich schon, alswir nach zwei Wochen mit perfekt-stabilem Wetter und klarstem, warmem Wasseraus Kroatien diesmal etwas früher aufbrachen, um noch einen Schlenker über Triestund Venedig auf dem Weg nach Hamburg zu machen (Herrlich, übrigens: Venedignd Venedig auf dem Weg nach Hamburg zu machen (Herrlich, übrigens: Venedigunter Europäern). Unser Platz im Ferienhaus wurde sofort besetzt – von einem nter Europäern). Unser Platz im Ferienhaus wurde sofort besetzt – von einem Bekannten, der nach zehn Tagen Dänemark in den Süden floh. Übrigens: Stattekannten, der nach zehn Tagen Dänemark in den Süden floh. Übrigens: Stattnach Fanø zu fahren, wie erst überlegt, fliegen wir im Oktober ins hoffentlichwarme (und „leere“) Rom. Ob ich aber deshalb gleich die Grünen wähle ...

Gute RegelVolker Corsten

Chefredakteur bei Agentur Territory

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Kommt Zeit, kommt Anzeige: Der „Iron Walker Tide“ zeigt die Stunden

bis zur nächsten Ebbe oder Flut an.Von Wempe (Jungfernstieg 8)

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Mein morgendlicher Fahrradweg insBüro führt über die Krugkoppelbrücke,mein kleines tägliches Glück. Anfangsgehörte ich übrigens zu denen, dieschimpften über die neuen Fahrrad-wege, die überall unsere Stadt ein-nahmen. Die Hälfte aller Parkplätze vorunserem Büro sind auf einmal weg.Man findet einfach keine mehr. Undnu? Ich fahre jetzt auch mit dem Fahr-rad – jeden Tag. Und liebe es. Man darfuns Gewohnheitstiere manchmal auchzum Glück zwingen. Das Schönste ist der Weg zurück,sobald etwas Licht vom HamburgerHimmel fällt und die Leute sich aufunserer Brücke versammeln: mit Mu-sik, Wein, Bier, kleinen Picknickdeckenauf der Balustrade, Sonnenbrillen-Paraden. Wenn es warm genug ist,springen einige sogar von der Brücke indie Alster. Die Brücke lebt. Romanti-sche Dates mit echten Weingläsern,eine Gruppe Jungs,eher mit Bierdosen,die Mädels mit karier-ter Decke, Brotkorbund Käseplatte,manchmal ein paarStraßenmusiker. Nurdie Ziehharmonikahat es vom Hafennoch nicht zu uns andie Alster geschafft. Hier auf der Brücke scheint die Sonneam längsten. Ein bisschen Italien,mitten im Norden. Eine Piazza, vielebunte Menschen, Jung und Alt, sport-lich, mit Bierbauch, der Hipster, dieMoms mit Kinderwagen, Sonnen-strahlen, man ist draußen, trinkt, lacht,spielt Musik. Statt einer Renaissance-kirche mit Säulen und Gesims – dieAlster mit ihren Ruderern, Paddlernund Seglern. Dann vermisse ich meinekleine Piazza in Trastevere, die Straßerunter von meiner Studentenbude inRom. Steige ab, stell mich dazwischenund lausche. So verkehrt ist meinHamburg gar nicht.

PIAZZA AUFDER BRÜCKE

Klönschnack Unsere Lifestyleweisen genießen die Aussichten

Die südkoreanische Künstlerin Jun Ahn schuf einige ihrer Arbeiten, indem sie Gegenstände indie Luft warf und fotografierte. Im Fall der Serie „Lucid Dream“ von 2021 hatte sie es leicht: Solang das Fischbrötchen unter Verschluss ist, heben Möwen von allein ab und bleiben bis zumnächsten versonnen schmatzenden Spaziergänger in der Luft. Die Christophe Guye Galerie zeigt bis 20. November eine Auswahl ihrer Serien.

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Valentin von ArnimInhaber Iris vonArnim in Hamburg

Sich befreit fühlen – langsam kehrt eine gewisse Normalität zurück in die HamburgerInnenstadt. Vorbei die Zeit der ausgestorbenen Straßen, wie man sie früher nur an Feier-tagen oder Sonntagen kannte. Nach vielen Monaten beklemmender Einsamkeit kehrenimmer mehr Menschen zurück – nicht nur meine Kollegen, sondern auch unsere Kunden.Als Hamburger Delikatessenhändler waren die letzten Monate wie für viele andere nichtleicht. Aber jetzt freut man sich wieder auf bessere und fröhlichere Zeiten. Direkt vor demersten Lockdown haben mein Geschäftspartner und ich unser größtes Projekt gestartet.Eineinhalb Jahre Planung und Bau waren vorangegangen, um unser Stammhaus amHamburger Hauptbahnhof fertigzustellen. Ein herausforderndes Invest, gefühlt genauzur falschen Zeit, gefolgt dem Motto „Augen zu und durch“. Nun ist alles fertig, wir leckenuns die Wunden und sind beflügelt. Da, wo wir einst begonnen haben, liegt nun auchunser Neuanfang. Der Feinkosthandel, die gläserne Chocolaterie, der Take-away-Bereich und unsere angeschlossene Gastronomie sind in einer so unwirklichen Zeitlebendig geworden. Wenn ich hier bin, habe ich das Gefühl, wirklich viel in den letztenMonaten gelernt zu haben.

Auf Anfang?Jan Schawe Inhabervon „Mutterland“

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„Back to the city“ bedeutet bei mir:back to „worldwide“. Endlich könnenwir wieder international in Galerienund Museen Ausstellungen präsen-tieren. Nicht, dass wir es hier und da nicht in denvergangenen Monaten versucht hätten. Auch inNew York, für die Ausstellung „Death Row Exonerees“ von Martin Schoeller, die zu den zehnbesten Shows im vergangenen Jahr gewähltwurde. Nun aber geht es wöchentlich weiter: InMaastricht zeigen wir „Survivors – Faces of lifeafter Holocaust“ von Martin Schoeller. Danach inDüsseldorf Hubertus von Hohenlohe, den Prinz ofPop mit „Me Myself Why …“. Anschließend inLondon Bryan Adams zum Thema „Homeless“.Ein Kontrastprogramm – was Inhalte und Städtebetrifft.Ich freu’ mich auf alles. Und mein Kleiderschranksich auf mich. Endlich mal wieder raus aus denbequemen Jeans, T-Shirts, Turnschuhen, demHomeoffice und der damit verbundenen Gemüt-lichkeit geschuldet, und rein in meine schönstenKleider. Hoffe, sie erkennen mich noch und pas-sen ebenso. Bin aber optimistisch! Da ich, Michael Poliza und meiner Freundin Verena sei Dank, für mich das Rad und tolle Touren inund um Hamburg herum entdeckt habe in denvergangenen Monaten. So werde ich auch in Maastricht sofort Ausschauhalten nach: huur een fiets (Rent-a-bike). Undwas ich mir jetzt unbedingt besorgen muss, fürdie nächsten Städtereisen, ist ein Hövding Airbag.

Zurück ins Leben

Anke DegenhardArt Consultant

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Die Perle! Es gilt 111 neue

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FÜR MINIS: Die coole Kindermode vom skandinavi-schen Label „Mini Rodini“ wird zu 99 Prozent ausnachhaltigen Materialien gefertigt. Die Herbst/Winter-Kollektion gibt’s im Alsterhaus und bei LittleWow, Eppendorfer Weg 268 ---NORD, NORD, SYLT:Skandinavisch wird es auch in Westerland. MarcO’Polo eröffnet seinen neuen Franchise-Store unter dem nordisch reduzierten Design-Konzept„The Scandinavian Studio“. Friedrichstr. 3

UND SONST NOCH

Auf Hütte! Das Buch „Cabin Fever“macht Laune auf ein Baum-Abenteuer.

Ab 28. September, Gestalten Verlag

Klönschnack Unsere Lifestyleweisen genießen die Aussichten

Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht. Nun ja, das stimmtnicht so ganz. Familienzuwachs derschillernden Art gibt es bei Louis Vuitton. Vivienne, ihres Zeichens eindiamantbesetzter Kettenanhänger,bekommt drei Jahre nach ihrer Lan-cierung gleich zehn Geschwister.Thematisch stehen die für alles, wasdas Leben schöner macht: Romantik,Lebenslust oder Surfen.

LASS DIEPUPPENBAUMELN

Der nun beginnende Herbst verheißt spannende Entde-ckungen – und viel Neuland. Während ich diese Zeilenschreibe, wird unser neues temporäres Haus der Photo-graphie – das PHOXXI – aufgebaut. Der Name leitet sichvom Begriff „Photographie“ und der Verwendung der römischen Zahl „XXI“ ab, die für eine Transformation derFotografie und den Dialog mit zeitgenössischen fotogra-fischen Denkweisen im 21. Jahrhundert steht – ein neuer Ort für Fotografie in Hamburg, das ab 30. September diedreijährige Sanierungs- und Schließzeit der südlichenDeichtorhalle überbrückt. Ein erstaunliches Projekt, das ichmit ein bisschen Wehmut betrachte, wo doch das Haus derPhotographie seit 18 Jahren Hamburg zu einem wichtigenOrt der künstlerischen Fotografie macht. Was hätte wohlder verstorbene Gründungsdirektor F.C. Gundlach zu unse-rer Interims-Ausstellungshalle gesagt? Er hätte sich sehrgefreut, seine eigenen und weitere Bilder seiner Sammlungim Dialog mit zeitgenössischer Fotografie so imposant imöffentlichen Raum zu sehen. Noch dazu im Wechselspiel

mit der farbintensiven Inszenierung der Außenfassade,die vom in Berlin ansässigen und an der Hochschule fürbildende Künste in Hamburg lehrenden Künstler AnselmReyle gestaltet wurde. Mit Jack Davison, Omer Fast undFrida Orupabo werden drei herausragende, junge Künst-ler in der Eröffnungsausstellung gezeigt.Wer eine Pause einlegen möchte, besucht unser Res-taurant „Berliner Bahnhof“ von Spitzenkoch ThorstenGillert („Der erdbeerfressende Drache“). Jörg Meyer vom „Le Lion“ kreierte eigens den „Berlini“ –ein köstlicher Aperitif. Über die Kunstmeile geht es dannweiter zum Kunstverein. Dort sorgt die Ausstellung „Proof of Stake – technologische Behauptungen“ füraktuelle Erkenntnisse zum Thema Legitimationspro-zesse von Technologien und wie diese mit den ThemenEigentümerschaft und Macht interagieren. Das Museumfür Kunst und Gewerbe beschäftigt sich bis Anfang Januar mit den verschiedenen Definitionen von „Heimaten“. Kommen und schauen Sie!

Es lockt die Kunst

Bert A. KaufmannKaufmännischer

Direktor Deichtorhallen

Hamburg

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Die Diskussion ist voll entbrannt – wie viel Tourismus verträgtdie Insel? Unmut, ja Wut regt sich auf der Insel – abends bigParty am Strand, morgens dann big Müll, zu viel Verkehr, zuviele Radfahrer, ignorante Menschen, die die Corona-Regelnnicht akzeptieren und, und, und ... Der Tourist, das lästigeWesen?! Aber nun Mal langsam: Ein Prozent benimmt sich

daneben – und die anderen 99 Prozent? Das sind die Gäste,die Sylt lieben und die Sylt liebt und braucht.Und ja, wir müssen unsere Probleme anpacken – Verkehr,Infrastruktur, Bettenobergrenze. Alles Themen, die wir ge-meinsam auf Sylt lösen müssen. Gemeinsam nörgeln istkeine Lösung!

Wütende Insel

Dirk ErdmannInhaber des „Hotel

Rungholt“ in Kampen

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Diesen Sommer habe ich ganz bewusst gelebt und viel erlebt. Ibiza, meinpersönlicher Kraftplatz, hat mich wieder fit gemacht nach diesem letztenJahr. Dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt kommt hoffentlich ein Indian Summer mit diesem ganz besonderen Farbspiel. Für mich ist die Vielfalt anEindrücken und Farben im Herbst pure Inspiration, die Natur als kreativerInput – perfekt! Man kann sich wieder mehr „einpacken“ und im Stylingkreativ ausleben. Kaschmir, T-Shirt, Schal, alles, was Spaß macht und mirein lässiges Lebensgefühl gibt. Gleichwohl geht das Leben wieder mehr„nach innen“. Aus den vielen Eindrücken, die ich in den vergangenen Mona-ten gesammelt habe, entstehen neue Ideen. Die zunehmend langen Abendegenieße ich mit Freunden, gemütlich zu Hause und endlich auch wieder inden tollen Restaurants unserer Stadt. Eines meiner Lieblinge ist und bleibtdas „Jin Gui“, das asiatische Restaurant im Hotel „Tortue“. Das Essen istköstlich, und es finden tolle Begegnungen statt. Genau das, was zählt!

Naturstyling

Jörg OppermannInhaber vonOppermann

Haute Coiffure

Eine Ära geht zu Ende. Leider. Denn am 29. Juni ist meine SchwiegermutterUrsula Willer verstorben, eine wirklich großartige Frau, die viele Hamburgernoch kennen. Mit ihrem Mann, einem gelernten Goldschmied, hat sie unse-ren Familienbetrieb in der Nachkriegszeit aufgebaut. Sie führten sechsGeschäfte. Es war Not am Mann, also musste sie mit ran. Und das mit dreiKindern, Hund und Katze. Mitte der 80er-Jahre haben meine Schwieger-eltern alle Filialen verkauft. Doch schnell war ihnen der Ruhestand zu lang-weilig, sie waren schließlich erst Mitte fünfzig. Also kauften sie 1988 dasStammhaus zurück. Einmal Unternehmer, immer Unternehmer. Selbst nachdem Abendessen arbeitete meine Schwiegermutter noch, zog Perlenkettenauf, versah die Schmuckstücke mit Preisen. Feierabend gab es nicht. Wa-rum auch? Wenn es ihr doch so viel Spaß machte? Sieliebte es zu malen, hörte klassische Musik, schriebBücher. Bis zum Schluss. Ihre historischen Bücher, diesich um die Familiengeschichte drehten oder über dasWellingsbüttel früher und heute, sind alle fundiert. Nurdas letzte Buch hat sie leider nicht vollenden können. Sie hatte ihren ganz eigenen Stil – und das bis zumSchluss. Schließlich war sie gelernte Schneiderin. Ob-gleich sie viel lieber studiert hätte. Egal, wann man siebesuchte, sie war immer ein wenig geschminkt, hat sichtoll angezogen. Vom Schmuck ganz zu schweigen. Icherinnere keine Sekunde, in der sie nicht etwas angelegthätte. Immer passend zu ihrem Outfit. Ihre sechs Enkel-kinder werden den Schmuck ihrer Großmutter in Ehrenhalten, bei besonderen Anlässen wie Abiturfeier oderKonfirmation bekommen sie ein Stück geschenkt. Vielleicht wird unsereTochter Alice irgendwann einmal das Geschäft übernehmen. Vielleicht aberauch nicht. Sie hat freie Wahl. Was aber feststeht ist, dass sie etwas mitSchmuck machen wird, denn das hat sie im Blut. Ganz die Großmutter.

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Gabriele WillerInhaberin

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as Ende einer Ära. Mit Frau Merkel geht auch die weltberühmteKanzlerin-Uniform, die Sakkos. Längst ein ikonisches Kleidungs-stück, nur leicht modifiziert im Schnitt, der sich an den Bedürfnissen

einer Frau orientiert, die morgens sehr früh das Haus verlässt, erst spätabends wiederkommt, quasi im Dauerfokus ist und in keine Fotofalle laufenwill. Das bedeutet: Mal abgesehen von Terminen wie Bayreuth immer Ho-sen, damit kein Rock versehentlich hochrutscht, keine Blusen, deren Sitzman zwischendurch vielleicht mal kontrollieren müsste, und Jacken, die soknapp über die Hüfte reichen, dass man stundenlang darin sitzen kann, ohnedass sie sich verheddern oder knittern wie das mit einem Gehrock vielleichtpassieren könnte. Allein die Farbe ist eine Ansage. Die Hose fast immer prak-tisch dunkel, die Schuhe fußfreundlich und schlicht, aber die Jacke richtetes. Die guten Stoffe. Und Frau Merkel mag Farben sehr.Fast seit Anbeginn der Amtszeit hat die Designerin Bettina Schoenbach dieUniform geschneidert. Diskretion ist ihre Geschäftsgrundlage, auch deshalbhaben die beiden Frauen sich so gut über so lange Zeit verstanden. Und wohlauch weil sie der Kanzlerin zwar schon manchmal Vorschläge machte für ein

anderes Modell, etwas mehr Wagnis, aber nie insistierte, sondern einfachverlässlich blieb. Frau Merkel schätzt so etwas. Man kann davon ausgehen,dass die Kanzlerin auch in Zukunft diesem Stil bei öffentlichen Auftrittentreu bleiben wird, allein, weil sie die vertrauten Jacken ja noch im Schrankhat (auf der Dienstseite), und vielleicht wird Bettina Schoenbach noch abund an mit Stoffen zu ihr fahren, oder vielleicht kommt Frau Merkel ja auchmal in das elegante, dreigeschossige Geschäft in der ABC-Straße.Demnächst wird gewählt. Sicher ist nur, dass Frau Merkel nicht mehr zurWahl steht. Zeit also, mal Bettina Schoenbach anzurufen. Nach der Kanz-lerin muss man sie gar nicht erst weiter fragen. Sie fände es inkonsequent,jetzt aus dem im Wortsinn Nähkästchen zu plaudern. Es ist früher Morgenbei ihr, die zwischen der Heimat Hamburg und dem zweiten FamiliensitzNew York, wo ihr Mann Reiner sein Kaffee-Unternehmen führt, pendelt.Die Nacht war kurz, die ganze Familie auf einer großen Hochzeit in Mary-land. Die Schoenbach-Frauen trugen, klar, Dunkelblau. „Was ist eleganterals ein dunkelblaues Satinkleid am Abend?“

Wobei wir beim Thema sind. Die Mode ist ständig in Bewegung, Sie bleiben seitJahrzehnten Ihrem klassischen Stil treu. Funktioniert das noch?Gerade! Es ist die Beständigkeit dieses immer wiederkehrenden Stils. DerMarkt ist überfüttert, überfressen, es gibt viel unnützes Zeug. Ich merke beimir selbst, dass ich mich nach draußen sachlicher, bedeckter gebe. Die Opu-lenz liefert die Qualität der Stoffe. Ich kann mich an Sprüche erinnern: Machdoch mal dies, mach doch mal so! Aber ich finde, der klassische Kleidungsstilhat starken Ausdruck, bietet Orientierung, Halt. Was bringt es denn, wennich diese Orientierung alle zwei Minuten wechselte?

Circular Economy und Nachhaltigkeit sind jetzt die großen Themen in der Mode.Das muss Ihnen gefallen, denn so ein klassischer Mantel aus gutem Stoff hält ja ewig.Das Kennzeichen der Mode ist ihr Wandel. Dennoch finde ich es wichtig,beständig zu bleiben. Wir definieren mit unseren Kunden gemeinsam ihreneigenen Stil. Das ist mir wichtig.

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Designerinder Macht Ihr Stil ist klassische Beständigkeit. Ihr Kapital ist ihre Diskretion. Damit wurde ihr Look ikonisch und weltberühmt,denn die Bundeskanzlerin vertrautewährend ihrer ganzen Amtszeit vor allem aufdie Hamburgerin Bettina Schoenbach. Nunbeginnt eine neue Zeit. Inga Griese rief an

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Wirkungsstätte: Bettina Schoenbachin ihrem Atelier in der ABC-Straße

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Ein bisschen langweilig ist Klassik aber schon?Man kann sie ja ergänzen. Ich liebe Handtaschen, schöne Schuhe, die tragenauch das Outfit mit. Wie du sprichst, wie du dich bewegst, alles geht eineSymbiose ein.

Aufpeppen mit Accessoires klingt ein bisschen spießig, oder?Nein! Es gibt diese vorgefassten Meinungen, die ich gern auseinanderneh-me. Zu klassisch, zu langweilig, och, eine weiße Bluse ... Dabei ist die dasmost sexiest Ding! Dazu dunkelblauer Anzug mit Leggings, stylische Sneaker,besser geht es nicht. Wir verkaufen aber zum Beispiel auch sehr gut Leder-leggins mit dickem Pulli drüber.

Leggings??Wir reden von Wildlederstretch. Und darüber einen fetten, überlangenKaschmirpulli. Leggins ist aber auch so ein Wort, auf das wir mit vorgefassterMeinung regieren. Meine sehen wahrscheinlich ganz anders aus als bei Zara.

Sie haben viele Kunden mit gesellschaftlichen Verpflichtungen. War aber viel Home-office, beziehungsweise viel Home in vergangener Zeit. Brauchte überhaupt jemandneue Klamotten?Durchaus. Und wir haben hauptsächlich Stammkunden, und die verändernsich, wie wir alle. Im Alter kann die Wirbelsäule um einige Zentimeter sa-cken, viele werden dünner. Jede Lebensphase bringt Veränderung mit sich.

Der Hintern geht, Bauch kommt?Da muss dann Pilates ran. So manche Kundin hat in der Pandemie realisiert,dass sie sich etwas mehr mit sich selbst beschäftigen muss. Das ist ja auch dasThema jetzt, nicht einfach nur zu shoppen, sondern sich ein Konzept für sichselbst zu erarbeiten. Dazu gehören Ernährung, Klima, Sport, Kleidung.Ganzheitlichkeit eben.

Sie sortieren auch Kleiderschränke, richtig?Ja, damit haben wir die Zwischenzeit überbrückt, wir waren ja sieben Mona-te geschlossen. Da haben wir mit den Kunden ihre Kleiderschränke durch-sortiert, einschließlich virtueller Anprobe auf Zoom. Alle wurden nicht nursportlicher, sondern auch digitaler, aufgeschlossener.

Wobei der Online-Auftritt Ihres Unternehmens eher übersichtlich wirkt.Ich war nie ein Verfechter davon, alles ins Netz zu stellen. Die Raffinesseliegt in der Privatheit. Das ist quasi mein Kapital.

Sie sind gerade in den USA. Wie fühlt sich New York an?Jetzt wieder vibrant. Teile der City sind noch wie ausgestorben und man fragtsich, wie es dort weitergehen wird. Aber der Buzz ist wieder da. Im vergange-nen Jahr gab es die große Landbewegung. Doch die jungen Leute wollenzurück. Und es gibt die große Veränderung, da die Restaurants plötzlichTische und Stühle vor der Tür aufstellen durften. Das gibt einen ganz ande-ren Touch. Es macht wieder Spaß, hier zu sein.

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In den 1990er-Jahren wurde der NewYorker Bildhauer Tom Sachs durch Ar-beiten bekannt, die Ikonen der Konsum-

kultur in neue, mitunter provokative Zusammen-hänge stellten, und gilt als einer der legitimenNachfolger von Andy Warhol. Seit etwa fünf-zehn Jahren ist die Raumfahrt sein Thema. MitSperrholz und Schaumstoff, mit Heißkleber undSchrauben entstehen in seinem Studio und mit-hilfe seines bis zu 20-köpfigen Teams Skulptu-ren, die den Menschheitstraum der Erkundungferner Himmelskörper aus dem Weltraum in denAusstellungsraum überführen.Während des Aufbaus seiner großen Schau inden Deichtorhallen Hamburg durfte unsereAutorin mit dem so gescheiten wie amüsantenKünstler auf das Dach des Landemoduls klettern.Jetzt ist sie überzeugt: Sachs’ „Space Progam“ istviel mehr als die Erfüllung eines Jungstraums.Mehr als feinste Do-it-yourself-Bastelei. Es ist einwundersam detailreiches Gesamtkunstwerk, bei

dem der Ausstellungsbesucher auch Teil derCrew werden kann. Und darüber hinaus eineintelligente Reflexion über Nutzen und Nachteilvon Expeditionen in andere Welten, Smartpho-nes und das World Trade Center.

Mr. Sachs, Ihre früheren Ausstellungen zeigten dieExpeditionen, die Sie mit Ihrer Crew zu Mond, Marsund dem Jupiter-Mond Europa unternommen haben.Warum geht es jetzt zum Asteroiden Vesta?Es gibt derzeit um die acht Milliarden Menschenauf der Erde, und wir produzieren bis zu 1,5Milliarden Handys im Jahr. Für die Dinge, diewir begehren, erschöpfen wir die Ressourcen derErde. Wir haben so viele seltene Rohstoffe wiePlatin und Gold verbraucht, dass wir neue Res-sourcen in anderen Welten suchen müssen.Vesta ist benannt nach der römischen Göttin vonHeim und Herd. Vesta ist also nicht zufällig dasZiel dieser Mission, die unsere Gier und unserBegehren nach mehr erforscht.

Kunst

Alle wollen jetzt zum Mondoder Mars. Den Künstler TomSachs interessiert das auch. Aber vor allem die Reflexionüber Nutzen und Nachteil vonExpeditionen in andere Welten.Karin Schulze sinnierte während des Aufbaus seinerAusstellung in Hamburg mit

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Der Künstler: Tom Sachs

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Sie haben einmal gesagt, Sie würden nicht zum Marsreisen, denn die Erde sei „wie ein großer warmer feuch-ter Kuss“ und Sie zögen es vor, diese bis ins letzteDetail zu erkunden. Trotzdem haben Sie sich um dieTeilnahme an dem Mondflug „Dear Moon“ beworben.Eigentlich will ich gar nicht, denn es ist gefähr-lich und kostet einen Haufen Zeit. Schließlichmacht keiner „Tom Sachs Kunst“ hier untenbesser als ich (lacht). Würde ich aber tatsächlichausgewählt, wäre ich einer von acht kostenlosmitreisenden Künstlern. Bisher hat ja keiner vondenen, die dem Mond nahe kamen, wirklichdavon erzählt, was es bedeutet, die Erde als Gan-zes, ihre Winzigkeit im Kosmos zu sehen: be-leuchtet von der Sonne, umgeben vom stillen,dunklen Weltraum. Ich würde den Rest meinesLebens erzählen, wie fragil, magisch und einzig-artig das Leben auf der Erde ist. Wir sollten nichtLeute ins All schicken, die es sich leisten können,sondern die, die über die Erde sprechen können.Schließlich verhunzen wir diesen Planeten soschnell, dass wir sofort etwas dagegen tun sollten.

Vor Eröffnung der Ausstellung startet eine Live-De-monstration, bei der zwei Astronautinnen die aus-gestellten Gerätschaften in Aktion vorführen. Wasgeht da ab?Zu den etwa 30 Programmpunkten gehört derRaketenstart ebenso wie die Entnahme von Pro-ben aus dem Boden der Deichtorhallen odereine japanische Teezeremonie. Unser Raum-fahrtprogramm ist real. Es passiert zwar in denDeichtorhallen, aber die Konsequenzen sindreal. Die Raumanzüge können überhitzen. UnserBodenpersonal muss ständig die Gesundheit derAstronautinnen überprüfen. Und falls das Raum-schiff verunglückt, muss die Verantwortlicheeine fürchterlich schmerzhafte und peinlicheStrafe über sich ergehen lassen: Sie muss sicheine Rede von Richard Nixon anhören, gespro-chen von ihrem Vater (grinst).

Es wird auch Bereiche geben, die nicht für alle zugäng-lich sind. Warum?Jeder kann überall hin. Aber es gibt Bereiche,die muss man sich ein wenig erarbeiten. Wirnennen das Indoktrinierung. Wer will, kann dieAusstellung einfach nur konsumieren. Aber wermag, taucht tiefer in unser Denken ein, das umdas Prinzip der Bricolage kreist: Lieber pro-duzieren wir mit einfachsten handwerklichenMittel und reparieren Dinge, als dass wir indieses Handy-Ding gucken und neue Dingeordern und konsumieren.

Sie haben ein gespaltenes Verhältnis zum Smartphone?Ja, für mich ist das der zentrale Konflikt unsererZeit. Meine Studio-Managerin ist ein „digitalnative“. Ich bin mit meinen 55 Jahren nur eindigitaler Immigrant. Mein vierjähriger Sohn istdagegen schon ständig mit dem iPad zugange. Esist Teil seines Hirns. Ich verbringe zwar Tag undNacht mit dem Handy, es rührt an all meinGlück, meine Sorgen, meine Ängste, all meineSehnsüchte, aber nichts davon kann es wirklicherfüllen. Was mich glücklich macht, ist weitentfernt – die Empfindungsfähigkeit meinesKörpers, die Menschen und dass ich solcheDinge bauen kann. Deshalb habe ich ein mor-

gendliches Ritual, das ich Output vor Inputnenne: Als Erstes zeichne ich oder ich arbeite mitTon. Es geht darum, meinem Unbewussten undmeinem Körper nach dem Aufwachen Raum zulassen – noch bevor ich einen ersten Blick aufsHandy werfe.

Um Handys geht es auch in der Ausstellung?Im Ritual der Transsubstantiation können Be-sucher ihre Mobiltelefone abgeben. Diese wer-den dann zerlegt, das Gold wird extrahiert undaus der Ausbeute formen wir ein goldenes Idol.

Ganz schön hart! Aber auch Ihr Verhältnis zur Raum-fahrt ist ziemlich ambivalent?Man kann zu anderen Welten aufbrechen, weilman diese hier verwüstet hat. Man kann ohneRespekt für andere Welten wie Elon Musk sagen:Egal, lass uns den Mars ausradieren und ihn demTerraforming unterwerfen! Man kann aber auchzu anderen Welten aufbrechen, um unsere ei-genen Ressourcen besser zu verstehen. WennSie nach einem Campingtrip zurück in IhreWohnung kommen, schätzen Sie Ihren Komfortauf ganz neue Weise. Um unsere Lebensbedin-gungen auf der Erde zu respektieren, ist Raum-fahrt der ultimative Campingausflug.

Welche Funktion haben die beiden Skulpturen, die inden Deichtorhallen an die Silhouette des World TradeCenter erinnern?Das Raumfahrtprogramm, dieses riesige Projekt,wird von der Maschinerie des Kapitalismus ange-trieben. Das World Trade Center ist vielleichtseine vollkommene Verkörperung. Zumal esschon an Arroganz grenzt, einem Gebäude die-sen Namen zu geben. Für mich aber ist dieseArbeit auch eine sehr persönliche, denn dieAnschläge vom 11. September passierten inmeiner Nachbarschaft. Ich war damals im Studio,ich sah wie das zweite Flugzeug ins Gebäude flogund die Türme einstürzten. Einige aus meinemTeam wollten sich sofort den Marines anschlie-ßen und in Afghanistan kämpfen. Nein, sagte ich.Wir haben die Werkzeuge, wir werden nachVerschütteten graben und dann werden wir ersteinmal über unterschiedliche Weisen sprechen,die Welt zu verstehen. Das World Trade Centerist einerseits Symbol des scheinbar exzessivenDrangs, andere Welten zu entdecken, undgleichzeitig ein Symbol, für das, was wir sind.Darum geht es mir generell in meinen Arbeiten:Strukturen wie diese zu beleuchten und trans-parent zu machen.

Kommt nach der Vesta-Expedition noch ein fünftesRaumfahrtprojekt?Wir arbeiten tatsächlich schon am nächsten. Eswird aber nicht das fünfte, sondern gleich dasunendliche „Space Program“ sein.

Klar. Wohin geht es dann?Das Ziel der Reise ist die Unendlichkeit. Unddas, was jenseits von ihr ist.

Die Ausstellung „Tom Sachs. Space Program: RareEarths (Seltene Erden)“ ist vom 19. September bis 10.April 2020 in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen

Anze

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atürlich ist es wunderbar am Eppendorfer Baum. Besonders, wennman in der Hauptstadt lebt und in Hamburg nur phasenweise seinkann. Ich würde mich samstags freiwillig in die Schlange bei Fisch-

Schmidt stellen, die gefühlt bis zum Klosterstern reicht, nahtlos übergeht in dievor Butter Lindner und Schlachter Beisser – und es dennoch genießen. Weilman dabei in schöne Schaufenster schauen kann, immer Bekannte auf einenSchnack trifft, zauberhafte Kinder sieht und diese Gegend den unwiderstehli-chen Charme von bürgerlicher Geborgenheit und lokalem Stolz ausstrahlt.Auch Umgangsformen sind eher kein Fremdwort. Ich bin auch gern in meiner„Hood“ am Mühlenkamp unterwegs. Aber womöglich geht es einem dochirgendwann so, wie Florian Braun, Inhaber von Unger und UZWEI, es bei allerPassion für seine Heimatstadt beschreibt: „Die 76. Alsterrunde, die 45. Schlan-ge an einem Kaffeestand in Eppendorf und ich bekomme Herzrhythmusstö-rung.“ Idylle braucht den Kontrast. Nun ist es ja in Hamburg wirklich fast überall schön, auf die eine oder andereWeise, nicht nur durch die Heimwehbrille betrachtet. Jede Ecke hat einenanderen Reiz, die große Klammer ist der Geist einer seit ewigen Zeiten Hafen-stadt, die niemals einen Herrscher, sondern immer Bürger hatte. KonträreGegenden, die nahtlos ineinander übergehen. Und wenn man sich an BerlinerDistanzen gewöhnt hat, ist in Hamburg alles nah. Außer Lurup vielleicht. UndBlankenese, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Denn hier soll es um die City gehen. Die Innenstadt, wie es so schön heißt. Diedem Namen gerecht wird, weil sie einen gepflegten Kern bildet und nicht nureine beliebige Ansammlung von Geschäften. Erreichbar ist aus jeder Richtung.Wo Hamburg international ist. Anders international als im Hafen. Zumindest inden normalen Zeiten. Doch es geht langsam wieder los. Florian Braun kann feststellen: „Im Augustwaren wir nach den langen, schweren Monaten sehr positiv überrascht, dasssich das menschliche Bedürfnis, Leben zu erleben, rauszukommen, nicht ab-schalten lässt.“ Die Bewegung ist zurück, man hört wieder andere Sprachen,und dabei sind die Touristen ja quasi noch in der Hinterhand, Reisen ist nochkompliziert. Aber es gibt eben auch den Gast aus London, der zwei Wochen diePräsidentensuite im „Vier Jahreszeiten“ gemietet hatte, weil er einfach malTapetenwechsel brauchte. Und was ist schon schöner als die Alsterblick-Tape-Tapetenwechsel brauchte. Und was ist schon schöner als die Alsterblick-Tape-Tte? Jetzt gilt es, sich vom Slow-Motion-Rhytmus der langen Pandemie zu lösen.Nun ist das Wesen der Hamburger Innenstadt verglichen mit internationalenGroßstädten nicht gerade Hektik, aber eben doch Energie, Unruhe, Bewegung.Es muss ja nicht gleich Raserei sein. Die Irren vom Jungfernstieg mit ihrenKraftmeierautos will niemand, auch nicht im übertragenen Sinn. Aber denWeckruf. Oder wie Florian Braun es nennt: „Den Vitaminbooster.“ Die Kraftder Innenstadt ist motivierend und ein selbst regelnder Markt. Sie wird nichtveröden, hier sowieso nicht. Denn so bedauerlich es ist, dass Fahnenfleck nichtmehr am Neuen Wall ist, gilt ehrlicherweise wohl auch, was der viel reisendeBraun sagt: „In der Via della Spiga in Mailand konnte man noch nie eine Perü-cke kaufen und in der Londoner Sloane Street keine Fanfare für Silvester.“ Landflucht war das Codewort der Pandemie. Jetzt ist es Zeit, in die Stadtzurückzukehren. Schon als Ansage. Das steht nicht im Widerspruch zumWochenende auf dem Land oder an der Küste. Ist ja alles nah. Aber schon2008 revidierte die Weltbank ihre im Jahr zuvor im Weltentwicklungs-bericht gegebene Empfehlung für eine Stärkung der ländlichen Regionenund notierte: „Die Stadt ist die Triebfeder jedweden Fortschritts.“ Das hatsich nicht geändert. Inga Griese

Lob derInnenstadt

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ankt Pauli ist noch nicht wach. Ein paar Menschen sitzen in den Cafés,wer um diese Zeit auf der Paul-Roosen-Straße unterwegs ist, ist es ohneEile. Bei „Bonnie & Braves“ ist Licht. Ein junges Paar bleibt vor dem

Schaufenster stehen, kichert beim Blick zum kitschigen Mutter-Kind-Gemälde.Darauf steht: „Jetzt schlaf doch endlich ein, Mama braucht ein Glas Crémant.“Nein, es ist keine Kneipe. Sondern ein zauberhafter, kleiner Concept Store.Und die Collage eine Spezialität von Eigentümerin Bonnie Pirschel. Sie stehthinter einem gediegenen, mit Heiligenbildern geschmückten Holztresen undsortiert Schals. Die indigofarbenen Tücher würden gut zu ihrem eigenen Jeans-Stil passen, sagt sie. „Ich bin auch mein eigener Kunde.“Ihr Geschäft hat die 47-Jährige mitten in der Pandemie eröffnet. Unerschro-cken, sie sei halt ein absoluter Bauchmensch. „I think about things nachher“,sagt sie mit dem typischen Denglisch, das nicht aufgesetzt wirkt, sondernschlicht charmant. Nicht weit entfernt in der Großen Freiheit haben sich ihreEltern kennengelernt. Der Vater Schlagzeuger aus Liverpool, die schwedischeMutter Sängerin bei den Les Humphries Singers. Heute betreiben die beidenden English Pub „Kemp’s“ am Mittelweg – inklusive Livemusik und Starclub-Stammtisch. Tochter Bonnie ist ihr Leben lang viel herumgereist. Immer wiederLondon, mal Australien, Indien. „Weil ich so nomadmäßig durch die Weltgereist bin, war wahrscheinlich emotional immer Hamburg mein Zuhause“, sagtsie. Bevor sie in ihrer Geburtsstadt sesshaft wurde, hat sie verschiedene Jobsausprobiert, die sie heute lakonisch unter „University of Life“ zusammenfasst.Wirklich erfüllt habe sie das Aufziehen ihrer beiden Töchter. Und weil sie mitihren Mädchen irgendwann nicht mehr habe basteln können, sei sie wohl selbstkreativ geworden. „No guts, no glory“ steht auf einem weiteren großmütterli-chen Wohnzimmerschinken an der Wand. Bilder, die sich übrigens ziemlichgut verkaufen. „Ein bisschen sieht es hier aus wie bei mir zu Hause. Ich magSachen mit Geschichte. Wenn die reden könnten!“ Wie die Vintage-Boots,zum Beispiel. Der eigentliche Grund für ihre Selbstständigkeit ist daher eine besondereFreundschaft, die ein paar Meter weiter links ihren Ursprung hat. Braves &Company heißt das dort seit 2015 ansässige Label von Stefano Angelico – An-laufstelle für „Denimheads“ aus aller Welt. „Mein Kerl hat sich dort ein Outfitfür unsere Hochzeit anfertigen lassen, dabei haben wir uns mit Stefano an-für unsere Hochzeit anfertigen lassen, dabei haben wir uns mit Stefano an-fgefreundet“, erzählt Bonnie Pirschel. „Als dann dieser Laden frei wurde, habenwir entschieden, dass das ein guter Ort wäre, um Stefanos Damenkollektion zuverkaufen.“Das sind weiche Shirts aus japanischer Baumwolle, weite Hemdblusenkleideroder gerade geschnittene Raw-Denim-Jeans, die beim ersten Tragen – selbst-

BLAU.TREU.ECHT.

STradition

Als in der Pandemie ein Geschäft auf St. Pauli frei wurde, sah Bonnie Pirschelihre Zeit gekommen und machte sich mit„Bonnie & Braves“ selbstständig. Die „Mutigen“ im Namen sind sie selbst undihr Nachbar, der Denim-Heilige StefanoAngelico. Alexandra Maschewski schaute malvorbei, Nele Martensen fotografierte

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verständlich – noch abfärben, und die Bonny selbst stilecht mit breit umge-schlagenen Bündchen trägt. Hier gibt es kein Stretch oder Skinny, sondernArbeiter-Style mit Selvedge-Kante an den Seitennähten. Natürlich gehört auchein Online-Shop zu Bonnie & Braves, doch wer persönlich kommt, will Stoffebetasten, probieren, manchmal auch fachsimpeln. Darüber, wie viele Unzender Stoff hat oder über die charakteristische Stickerei auf der Gesäßtasche.„Diese Kunden haben oft einen kompletten Lifestyle mit passender Musik,Büchern, Motorrädern.“Auf einem Regal stehen bemalte Kanister mit griechischem Olivenöl von einerbefreundeten Künstlerin und Accessoires von Lotta Spjute aus Stockholm mitBullterrier-Motiven. Uwe, ein ganz reales Exemplar, kommt bemerkenswertschüchtern hinter dem Tresen hervor, als Stefano Angelico auf einen Kaffeevorbeischaut. Auch der „Braves & Co“-Designer ist im Komplettlook mit Um-schlagjeans im Heritage-Stil, mit gestreiftem Hemd und Denim-Weste. Auf denUnterarm ist eine große Schere tätowiert. Das Original hängt im benachbarten„Atelier No.12“, wo Prototypen, Maßanfertigungen und Unikate entstehen, ander Wand. Wie viele andere Werkzeuge stammt die Schere noch aus derWerkstatt seines Vaters in Rom.„Ich liebe Tradition“, sagt Angelico, der schon als Kind gelernt hat, mit Nadelund Faden umzugehen, und der nie wirklich losgekommen ist vom Schneider-handwerk. Der 55-Jährige musste jedoch erst die Jeans-Kollektionen einergroßen deutschen Modekette verantworten, um zu erkennen, dass er zurück-wollte zu dem, was er im elterlichen Betrieb gelernt hatte. Weg vom Austausch-baren zum Individuellen. Zum aufwendigen Entstehungsprozess, in den Manu-fakturen eingebunden sind, mit denen schon der Vater gearbeitet hat. Zeitlosefakturen eingebunden sind, mit denen schon der Vater gearbeitet hat. Zeitlosefund oftmals limitierte Lieblingsstücke. Die man irgendwann vielleicht zu Stefa-no Angelico zurückbringt, weil etwas repariert werden muss. Er selbst habefrüher einmal 250 Jeans besessen. Heute kaufen Sammler seine Modelle etwafrüher einmal 250 Jeans besessen. Heute kaufen Sammler seine Modelle etwafim berühmten VCM-Store in Zürich. Wenn jemand das Hamburger Geschäftbetrete, könne er mit ziemlicher Sicherheit ausmachen, ob seine Entwürfe zudieser Person passen oder nicht. Manche Kunden kämen ganz zaghaft, um dannkomplett einzutauchen in diese besondere Nische.Auch wenn man die Damen- und Herrenkollektion räumlich getrennt habe, seidies am Ende zweitrangig. „Maskulin, feminin – wen kümmert das? Genausounwichtig wie Trends“, sagt Stefano Angelico unaufgeregt. Zeitgeist ist nichtseine Sache. Vielmehr die schöpferische Freiheit, die auch der Vogel auf seinenLabels symbolisiert. „Kleidung muss den Charakter eines Menschen unter-streichen. Genau wie bei Bonnie“, sagt er und geht, sein Atelier ist nicht abge-schlossen. Was ihn aber nicht wirklich beunruhigt, hier auf St. Pauli.

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Von links: Stefano Angelico und Bonnie Pirschel in ihrem Reich auf St. Pauli.Das „Moin Moin“-Tattoo auf den Fingern gehört der Inhaberin

Noch nicht die passende Leine für den Vierbeiner gefunden? Bei Hansesnout lässt sich das Lieblingsmodell samt Halsband konfigurieren. Einfarbig, gestreift oder kariert? Welcher Karabiner?Gefertigt wird das Hundezubehör dann in Hamburg.

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Als Pop-up-Store gestartet, hat sich Lightluggage zu einem kleinen Ladenge-schäft entwickelt. Am Klosterstern verkauftdie ehemalige Art Buyerin Franziska BoyensMöbel, Fotografie, Kissen aus Vintage-Stoffen und Glasobjekte aus den vergange-nen 100 Jahren. „Ich fahre kreuz und querdurch die Republik und suche nach schönenalten und neuen Dingen.“ Ihr Markenzeichensind die gestreiften großen Taschen, zumTransport, zum Aufräumen oder Sortieren –Bestickungen aller Art sind möglich.

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Ein Pariser in Hamburg begeistert die Besucher auf den Wochenmärkten –mal auf dem Isemarkt, mal am Turmweg, mal in Volksdorf – mit köstlichenMacarons. Die Idee, sich damit selbstständig zu machen, hatte Anh-NamLe Thanh während des ersten Lockdowns. Seitdem perfektioniert der38-Jährige die pastelligen Kunstwerke, die er nur mit frischem Obst undnatürlichen Zutaten herstellt. Klassiker wie Schokolade und Vanille zer-gehen auf der Zunge wie Erdbeer-Minz oder Maracuja. „Die Inspirationkommt von der Saison, und die Möglichkeiten sind endlos“, schwärmt derQuereinsteiger. Wir auch.

Standorte und Termine: über Instagram @gavroche_macaronsShop: gavroche-macarons.de

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Fasziniert hat Maren Kemper der Zusammenhang zwischen persönlichemLebensstil, Mikrobiom (sprich Darmflora) und Wohlbefinden schon immer.

Nun hat die promovierte Biochemikerin unter dem Namen Within vier verschiedene Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, die hoch-dosierte Probiotika als Herzstück enthalten. „Um es spezifisch wirken

zu lassen, wurde jedem Produkt noch etwas hinzugefügt – z. B.Melatonin bei ,Sleep Well‘ oder Grüntee-Extrakt bei ,In Shape‘.“

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HELMUTZwei-Mann-Mini-Manufaktur? Streng genom-men ist Helmut der Dritte im Bunde, denn soheißt der preisgekrönte Wermut, den MarkusWeiß und Nils Liedmann kreiert haben. Mit vielLiebe zur Trink- und Aperitifkultur und ganzschön viel Tüftelei. Ergebnis sind Helmut-Variationen in Weiß, Rot und Rosé. Allewerden beim Lieblingswinzer in der Pfalzproduziert – in Hamburg entstehen diehauseigenen Kräutertinkturen zumVersetzen. Denn man Prost!

Ein Schlückchen zum Sonnenuntergang am Strand? Dank des Beach-Butlers funktioniert das herrlich stilvoll! Das hölzerne Tischchen lässtsich flugs zusammenschrauben und hat zwei Aussparungen, in die sichsogar Gläser mit Stil „einhängen“ lassen. Jedes Tischchen ein Unikat undin Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungin Deutschland gefertigt. Funktioniert auch im Schnee!

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SVAADISHWer gern indisch isst, aber nicht wirklich Fanvon Bollywood-Ambiente ist, der fühlt sich bei„Svaadish“ gut aufgehoben. Das modern einge-richtete Restaurant in Winterhude will IndianStreet Kitchen erlebbar machen. So wie Pav, dieindische Version eines Burgers, mit MaharajaFries. Curry oder Tandoori Wraps schmeckennicht nur zum schnellen Lunch („svaadisht“ aufHindi), sondern auch abends, wenn die vielenLeuchten im Innenraum gut zur Geltung kom-men. Alles ganz authentisch und genau richtig,wer es würzig mag. Ansonsten „löscht“ ein Man-go Lassi hervorragend, während man überlegt,wie man beim nächsten Besuch vielleicht einenPlatz in einer der orangeroten Nischen ergattert.

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LEIN

Groß auftischen kann man auch ohne großen CO2-Ausstoß,überlegte sich Kochfabrik-Inhaber Patrick Diehr. Das Catering-und Evenkonzept Elementum verzichtet daher auf Strom undnutzt stattdessen Holzbacköfen und Feuerstellen. Gebackenund gegrillt wird hauptsächlich Vegetarisches. Den Startschussgab Anfang September das Kick-off-Event im Kraftwerk Bille.

www.elementum-catering.com

ELEMENTUM

Noch ein Kosmetikstudio? Jo. Malinkaheißt das hübsche Refugium von AlinaMessaadi, die am Klosterstern mit Gespür für Atmosphäre, Beauty, Acces-soires und Café zusammengebracht hat.„Ich wollte einen Ort schaffen, an demman gern früher zum Termin erscheint,um ein wenig Zeit zu verbringen“, sagt die34-Jährige. Ihren ersten Salon in Otten-sen eröffnete sie, weil sie „vom Bürolebengelangweilt“ war. Nun ist Eppendorf dranmit allen gängigen Prozeduren sowiespeziellen Behandlungen wie Hydraglowoder Haarent-fernung mit einemmedizinischenDiodenlaser.

MALINKA

„La Paz“? Kennen Sie? Stimmt nur noch so halb,denn die Eimsbütteler Institution hat sich gehörig herausgeputzt – und will jene begeistern,die spanische und lateinamerikanische Speziali-täten sowie passende Weine zu schätzen wissen.Weil Probieren und Teilen besonders viel Spaßmachen, sind die Tapas immer eine gute Idee.Die Gastgeber erzählen gern, wie die zarteLammschulter zubereitet wird, und was den„Schokokuchen à la Sergio“ so außergewöhnlichmacht. Der Blick auf das muntere Geschehenjenseits der Terrasse ist noch derselbe, und derharmoniert bestens mit dem neuen Konzept.

Heußweg 49 , Tel. 040 409 857 Mo–Do & So 16–23 Uhr, Fr & Sa, 16– 24 Uhr

LA PAZ

„Moin Hamburg, Servus aus München!“ – Mit diesen Worten eröffnet die NKM-Gründerin MareikePeters ihr zweites Atelier. Nachdem die gebürtige Hamburgerin ein Kosmetikgeschäft in Bayerngründete, kehrt sie nun zurück. Dabei vereinen ihre Produkte das Beste aus Nord und Süd: Sylter Rosen, Sanddorn und Rügener Heilkreide treffen auf bayerische Kräuter, Alpenblüten undBergmineralien. Die Karyatiden an der Fassade halten mitunter diese Rohstoffe in den Händen.Der schöne Anblick des Gebäudes, in dem jahrelang Bethge zu Hause war, tröstet darüber hinweg,dass Mareike Peters „Rührküche“, wie sie ihre Produktentwicklung nennt, nur in München zubestaunen ist.

Hohe Bleichen 25, 20354 Hamburg, Mo–Sa 11–19 Uhr

NKM – NATURKOSMETIK MÜNCHEN

Wo Hamburg wie Städteurlaub ist? Definitiv an der Marktstraße. Wer einen Tapetenwechsel benötigt, der schlendert am späteren Morgen zum„Dokuwa“, um sich einen Hafermilch-Cappuccinooder Matcha-Latte zu holen. Man hört viel Englisch, bewundert kreativen Streetstyle, während die Japanerin hinter der leuchtend-goldenen Kaffeemaschine ohne Eile und mit großer Ernsthaftigkeit Muster in den Milchschaumzaubert. Etwas später dann kommen imBollerwagen angerollert die Bento-Pakete, für die man hier gern mittags Schlange steht. Allesebenso gemächlich, wie das Karoviertel zum Leben erwacht.

Marktstraße 21 , Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa & So 11–17 Uhr Mo & Di: Gibt’s keine Bentoboxes

CAFÉ BY DOKUWA

Das Geschäft von Petra Ahrens und Ulrike Geißen istein wunderbares Beispiel dafür, dass es keine Rie-senfülle an Dingen braucht, um etwas Besondereszu entdecken. Schmuck & Feines, heißt das kleineReich, in dem sie auch ihren Silberschmuck fertigen– Panzerarmbänder, Skar-abäus-Anhänger, Armspan-gen mit Stempelbuchstaben.„Wir geben hier gern Markeneine Chance“, sagen dieFreundinnen und präsentie-ren Schneekugeln aus Ver-mont neben handgebranntenFliesen aus Holland, derenMotive kleine Geschichtenerzählen. Hier eine pastell-farbene Porzellanmadonna,dort ein Weinkühler ausSchaffell – es bewährt sich, dass die beiden un-aufhörlich auf Entdeckungsreise sind.

Eppendorfer Weg 229, Tel. 0178 777 73 67 Di–Fr 11–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr

SCHMUCK & FEINES

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Jungfrauenthal 3–5 Tel. 040 532 743 44Mo–Fr, 9–19 Uhr, Sa 10–18 Uhr, So 12–18 Uhr

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DAS BUCH DER STADTAB OKTOBER IM HANDEL

Verliebt in die schönste Stadt

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ienstag und Freitag sind für alle Eppendorfer gesetzte Termine wieHeiligabend (Familienbesuch) und Christi Himmelfahrt (mit Brü-ckentag fürs lange Wochenende auf Sylt). An diesen Tagen deckt

sich der gesamte Stadtteil mit jahreszeitlichem Gemüse, frischen Blumen,französischem Weichkäse und den Süßigkeiten von Bonbon Pingel auf demfranzösischem Weichkäse und den Süßigkeiten von Bonbon Pingel auf demfIsemarkt ein. Nicht weit entfernt vom letzten Blumenstand in Höhe der Hohe-luft-U-Bahn-Station, entwickelt sich nun der Samstag quasi zum dritten Markt-tag. Direkt hinter dem Holi-Kino, in der Schlankreye, befindet sich RichtungEimsbüttel nämlich der „Matter Urban Market“, ein Concept Store, wie manihn weltweit findet, aber bisher in Hamburg vergeblich suchte. Ursprünglichals Tanzsaal in den 20er-Jahren genutzt (die herausragenden Schaufensterwaren Sonnenterrassen) und vielen als architektonisch weniger überzeugen-de Haspa-Filiale in Erinnerung, werden hier auf 250 Quadratmetern Life-styleprodukte angeboten. Die Decken sind urban kahl, Stahlträger liegenoffen, die Ware selbst hängt oder liegt dann aber auf warm wirkendem Holz.Auch wenn das Geschäft werktäglich geöffnet hat, ist „das Matter“ vor allemam Samstag der place to be. Passend zur Renaissance der Stadtteile, schätzenjunge Familien und Trendsetter so einen neuen Hotspot. Im Café, das aktuellnur „To go“-Spezialitäten anbietet, trifft man sich zum Schnack und probiertzwischendurch ein paar neue Sweatshirts an. Oder sinniert über Kunst. Imhinteren Teil hat sich die Galerie „Erstereihe.Hamburg“ niedergelassen. Dergehypte Künstler Eike König stellt hier aus. Neben limitierten Postern zierenUnikate für 10.000 Euro die 13 Meter lange und sechs Meter hohe Wand.Doch Andreas Feldenkirchen, Chef des Marktplatzes, sagt auch: „Ich möchte,dass bei mir jeder etwas findet, und sei es nur für ein paar Euro.“ In seinemkomplett blauen Look aus weiter Hose, T-Shirt und Overshirt wirkt er fast wieein hanseatischer Buddhist. Doch wenn er schnell und sehr viel spricht, wirdklar, dass es in ihm brodelt. Und warum der Store so angenommen wird. Der53-Jährige mit den mittlerweile ergrauten Locken ist ein Retail-Profi und

In einer ehemaligen Haspa-Filiale in Eppendorf hat Andreas Feldenkirchen einen neuen Concept Store eröffnet. Oliver C. Schilling hielt sein Portemonnaie fest

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doch Quereinsteiger. Nach dem Abitur fing er als Zeitsoldat an. „Bergjäger-Offizier ist meine einzige, abgeschlossene Berufsausbildung“, sagt er undlacht. Doch schon damals gab der in Blankenese aufgewachsene Hamburgerseinen Sold für Alden-Schuhe aus. Nach der Bundeswehr begann er ein BWL-Studium, jobbte nebenher im Einzelhandel, was ihm so einen großen Spaßmachte, dass er das Studium abbrach. Er fing im legendären „Ipuri“-Store inder Poststraße an, arbeitete sich hoch und war am Ende für 13 Filialen zu-ständig. Danach machte er sich mit seiner damaligen Frau selbstständig undbrachte Hamburgern bei „Feldenkirchen“ in der Innenstadt Modebewusst-sein nahe. „Wir waren die Ersten, die Chloé im Norden verkauften“, sagt ernoch heute mit Stolz. Inspiriert wird er von Möbeln und Kunst, er mag die Sicht von außen auf dieMode. „Tom Ford oder Hedi Slimane haben ja auch die Begabung, quer zudenken und Trends zu transformieren.“ Doch sein wichtigster Kompass ist„mein Bauchgefühl“. Deswegen findet man im „Matter“ abgesehen von Clo-sed, einer Marke, die gerade in Eppendorf zum Standard gehört wie die Nu-deln der „Pastafrauen“ auf dem Isemarkt, ausschließlich Marken, die es sonstnicht so schnell zu kaufen gibt. „Warum soll ich Labels anbieten, die zwarerfolgreich sind, aber genauso auch in der Schanze in coolen Läden erhältlichsind?“ Er setzt auf Brands wie Wax, die Overshirts in tollen Farbkombinatio-nen anbieten und ein wenig wie Männervarianten von Chanels Tweedjackenaussehen. Oder Sweatshirts mit simplen Prints von Edmmond Studios sowieschlichte Jogger von Colorful Standard. „Das sind einfach wahnsinnig guteBasics zu einem super Preis.“ Feldenkirchen brennt für die Produkte, die er verkauft. Ob Jeansjacke, Snea-ker aus Finnland, Drinks aus Skandinavien oder dem Parfüm aus Hamburg – zuallem weiß er eine Geschichte, kennt die Besonderheiten. Und das wissenwiederum seine Kunden, ein Mix aus früheren Stammkunden und neuenFans, zu schätzen. Informiert ist die Klientel mittlerweile selbst. Die meistenwissen auch, was ihnen steht. „Aber über die Geschichten packe ich sie.“Auch wenn Matter Urban Market ein Unisex-Store ist: Ungefähr zwei Drittelder Ware richtet sich an Männer. „Meine Regel lautet, dass man in der erstenSaison Produkte anbietet, die die Kunden erwarten und gut verkäuflich sind,in der zweiten Saison gibt man Neues dazu und gewöhnt alle daran. In derdritten Saison ist man schließlich da, wo man hinwill.“ Die aktuellen Herbst-kollektionen sind nun die dritte Saison. Er ist also da, wo er hinwollte. Ein gutgeplünderter Sale-Tisch zeigt, dass trotz Lockdown im ersten Jahr seit derEröffnung allzu viel nicht übrig geblieben ist. Ende Oktober vergangenen Jahres hatte er eröffnet, bombastisch sei derLaden angelaufen, dann kam kurz vor Weihnachten der Einbruch. „Es warfürchterlich, wir waren so motiviert. Aber was willste machen?“, erinnerte sichfürchterlich, wir waren so motiviert. Aber was willste machen?“, erinnerte sichfFeldenkirchen. In der Zwischenzeit baute er einen Online-Store auf, posteteauf Instagram und hatte während des ewig dauernden Lockdowns im Frühjahreine besondere Idee. „Ich habe einen Gewerbeschein, der es mir erlaubt,Spirituosen, Drogerieartikel und Bücher zu verkaufen“, sagt er und grinst.Kurzerhand baute er den Store um und stellte einen Tisch mit Büchern zu-sammen, einen Bereich mit alkoholischen Getränken sowie eine kleine Kos-metik-Abteilung. Folge: Die „Buchhandlung“, „Drogerie“ und „Spirituosen-handlung“ durften öffnen, die restlichen Produkte wurden in einem abge-sperrten Bereich über „Click & Collect“ verkauft. „Das hat uns gerettet“, sagtFeldenkirchen. Mittlerweile ist er beim neuen Normalbetrieb, hat aber weitere Pläne. „Ichmöchte das Marktkonzept ausbauen“, erklärt er. Junge Designer oder kleinereMarken sollen die Möglichkeit haben, hier – ähnlich eines Marktstands –Kollektionen und Produkte verkaufen zu können. Der Erfolg hier ist ein Bei-spiel dafür, dass außerhalb der klassischen Pfade die Zukunft des Retails liegt.„Matter“ liegt nicht an einer der klassischen Shoppingrouten der Eppen-dorfer, Interessierte müssen gezielt zu ihm kommen. „Man sagt ja auch, dassjede Stufe vor einem Geschäft 100.000 Euro Jahresumsatz killt.“ Zu UrbanMatter Market führen sogar sieben Stufen … Noch so eine angebliche Regel,die Feldenkirchen erfolgreich gebrochen hat.

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Inhaber Andreas Feldenkirchenund sein Sammelsurium

agelang hat es geregnet, auch zur Eröff-nung. Aber jetzt scheint die Sonne, undvon der Veranda schaut man auf die

Seerosen im Feenteich. Ruderboote und Stand-up-Paddler ziehen vorbei Richtung Außenalster– halb Hamburg scheint auf dem Wasser zu sein,so schön ist der Tag. Auch Jason, Tina Wentrupsgroßer französischer Jagdhund, ist beflügelt.Eben noch hat er statuengleich neben seinemFrauchen gelegen, jetzt bellt er plötzlich kurzund laut, wetzt in den Garten hinunter zu derüberdimensionierten Bronze-Schachfigur vonGregor Hildebrandt, umkreist die Stele aus po-lierten Aluminiumbalken, die der BildhauerGerold Miller geschaffen hat, und rennt zwi-schen David Rengglis Skulpturen aus Neonbuch-staben („Libido“ und „Aber“) hin und her, umdann, als sei nichts gewesen, auf die Verandazurückzutrotten.„Man kann auch mit elf Jahren noch einen Wel-penkoller haben“, kommentiert Tina Wentrupden kleinen Ausbruch trocken. Aber so, wie sichda Skulpturen, Garten, Menschen und Tier zueiner Szenerie verbinden, kann man auch sagen:Ihr Projekt funktioniert. So lebendig lässt sichKunst erfahren.Ende August haben Tina und ihr Mann Jan Wen-trup in einer alten Villa im Hamburg-Uhlenhorst„Wentrup am Feenteich“ eröffnet, einen Ort,der mit „Galerie“ unzureichend beschriebenwäre. Eine Galerie führen sie schon lange inBerlin, 2004 hat Jan Wentrup sie gegründet,zwei Jahre später stieg seine Frau mit ein, undlängst gehört „Wentrup“ zu den ganz renom-mierten Adressen für Gegenwartskunst, miteinem Portfolio internationaler Künstler, mitSammlern in aller Welt und Räumen in einerehemaligen Charlottenburger Postfiliale, die vorallem weiß und ganz für die gezeigten Werke da

Mit Kunst

MaximalperfektUnter dem macht Tina Wentrup es lieber nicht. Mit „Wentrup am Feenteich“ haben sie und ihr Mann Jan in einer alten Villa das Gegenteil vom üblichen Galeristen-„White Cube“ geschaffen. Gabriele Thiels schwärmt P

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Tina Wentrup im Gartensalon vor einem „Desire Painting“ vonDavid Renggli. Unten: Galerie und Wohnraum in einem. Gelb imHintergrund, das Kunstwerk „jene 4“ von Thomas Grünfeld

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Inhaber Dirk Erdmann Kurhausstraße 35 · 25999 Kampen/Sylt · Telefon 04651 448-0 E-Mail [email protected] · www.hotel-rungholt.de

sind: White Cube nennt man solche Orte, und inder Branche sind sie die Regel – proppenvoll beider Vernissage, dann aber meistens leer und oftauch einschüchternd für potenzielle Besucher.Am Standort in Hamburg probiert das Galeristen-paar nun etwas Neues aus. Als Begegnungsort fürSammler, Künstler, Kunstliebhaber und dieverschiedenen Künste versteht es die alte Villa,als Forum für Gespräche mit Teilnehmern ausKunst, Design, Architektur, Wissenschaft, Phi-losophie, Theater und Tanz. Das Haus, das, kaumzu glauben bei der Lage, länger leer stand, gehörtFreunden. Sie haben es bewusst minimalistischrenoviert und ihnen für die nächsten zwei Jahrevermietet. Jetzt ist es ein temporärer Lebensraummit und für Kunst. Das signalisiert schon die Lagein einer ruhigen Wohngegend, die zu denschönsten und begehrtesten der Stadt gehört.Die hohen Räume im Erdgeschoss senden wohn-liche Signale. Der Designer Sebastian Herkner,selbst Kunstkenner und ein guter Freund, hat siebehutsam gestaltet. Gab manchen Wänden einenzarten Grauton, legte einen großen Teppich insGartenzimmer, von Hand geknüpft nach einemAquarell der Galerie-Künstlerin Sophie vonKellermann (die sich dazu vom Feenteich vordem Fenster inspirieren ließ), und möbliertesparsam mit seinen eigenen Entwürfen: elegantgeschwungene leichte Sessel, Leuchten ausopaken Glaskugel-Clustern, Beistelltische aus

farbigem Glas und zwei lange Esstische ausschwarz gebeiztem massiven Eichenholz, dieselbst etwas Skulpturales haben. An ihnen sollenregelmäßig Abendessen stattfinden – ohne steifeMenüfolge, bloß nicht, „am besten steht allesgleich auf dem Tisch und jeder nimmt sich“, sagtTina Wentrup, schließlich sollen nicht die Spei-sen, sondern jeweils ein Künstler und sein Werkdas Tischgespräch sein.„Kunst muss man live erleben“, sagt die Galeris-tin und meint damit die Werke und auch dasGespräch über sie. Gerade jetzt, nach Corona,wo Messen höchstens virtuell stattfanden und anAtelierbesuche nicht zu denken war, brauchtauch die Kunstwelt Modelle, um sich in derZukunft einzurichten. Dass die Wentrups dabeiso auf Austausch setzen, kommt nicht von un-gefähr. Ihr Anspruch war von Anfang an die kon-tinuierliche Begleitung ihrer Künstler, „wirwollen eben die Lebenskarriere, wollen bei jederPhase dabei sein und auch, dass es Experimentegibt und sich die Künstler trauen, Umwege zumachen.“ Tina Wentrup, geboren und aufge-

wachsen in Münster, Französisch- und Germa-nistikstudium in Köln, Paris und Berlin, hat beruf-lich schon immer mit Kreativen gearbeitet, zuerstin der Produktion und Pressearbeit für BerlinerTheater, für die Choreografin Sasha Waltz undfranzösische Tanzcompagnien, dann wechseltesie in den Kunstbetrieb und begann bald, für einegroße Berliner Galerie Künstler und deren Pro-duktion zu betreuen und Kontakte zu Museenherzustellen – „Artist Liaison“ heißt dieser Jobim Galeriebetrieb –, Coachings macht sie außer-dem. Stimmungen erspüren, Fragen stellen,„connecten“, wie sie sagt, kann sie aus dem Effeff,ihre Energie scheint unerschöpflich, ihr Interesseist immer da, ihr Lachen akut ansteckend undKommunikation so etwas wie ihr Lebenselixier.Dass sie dank ihrer Zeit an Theatern einen be-sonderen Bezug zu Räumen und Inszenierungenhat, wird auch in der Villa am Feenteich deutlich.Dort sollen die Ausstellungen in Zukunft alle zweibis drei Monate wechseln, und Tina Wentruperzählt, wie sie zuvor in Berlin das ganze Erd-geschoss der Villa als Pappmodell nachgebauthatten, um die Beziehungen der Kunstwerkezueinander und zu den Räumen durchzuspielen.Trotzdem hakte es vor Ort. Im Gartenzimmersahen die farbenfrohen Landschaften von JohnMcAllister, deren präzise Tupfenstruktur flächigund fast abstrakt erscheint, plötzlich gediegen aus.Zusammen mit dem Teppich, den hellgrauen

Wänden und dem Blick insGrüne, „ging das in eine Rich-tung, in die es nicht sollte“, sagtsie. Auch mit dem Zimmernebenan, wo über dem großenEsstisch Acrylbilder von GregorHildebrandt hängen, war sienicht zufrieden, „dem Raumfehlte die Spannung“, auchfehlte die Spannung“, auchfwenn jede einzelne Arbeit weißGott genug davon hat. Morgens

um vier weckte sie ihren Mann, weil sie plötzlichdie Lösung wusste: Es brauchte zusätzlich etwasPlastisches. Jetzt hängt vor Kopf ein großes Wand-relief von Olaf Metzel, für das der Berliner Bild-hauer große, bunt bedruckte Aluminiumplattenwie Stoffbahnen in Falten legt. Auch die Tupfen-landschaften haben hier ihren neuen Platz gefun-den, während sich im Gartenzimmer jetzt „einschlanker Rock die Wand hochschraubt“, wieTina Wentrup über das Streifenbild von ThomasWachholz sagt. „So ist es perfekt geworden.“Fast. Kurz vor Eröffnung nämlich fiel ihr ein, wasdem Salon vor der Veranda fehlte, und so hat siefast noch „den armen Sebastian in den Wahnsinngetrieben“. Dabei ist der Designer wirklich hartim Nehmen. „Ich brauche ein Sofa“, rief sie ihmübers Telefon zu. Das gebogene, mit nacht-blauem Velours bezogene Modell, das Herknerfür die österreichische Manufaktur Wittmannentwarf, wird komplett von Hand gefertigt undhat normalerweise eine Lieferzeit von acht Wo-chen. Er besorgte es in vier Tagen. Und grinstekurz. Ihre Energie ist die gleiche.

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Viele Jahre hat die Südafrikanerin Linda Pampallis in ihrem Heimatland in der Tourismus-branche gearbeitet. In Hamburg hat sie es sich nun zur Aufgabe gemacht, Kreative aus der Region KwaZulu-Natal zu fördern. In ihrer Galerie präsentiert sie schlichtweg unver-gleichliche Keramik-Kunst von Ardmore: Pompöse Vasen und Krüge mit Elefanten, Giraffen oder Raubkatzen – so fantasievoll und farbgewaltig, dass man kaum weiß, wo manzuerst hinschauen soll. Die von Kunsthandwerkern geschaffenen Unikate wurden schonStaatsoberhäuptern als Präsent übergeben und längst auch von Häusern wie Sotheby’sentdeckt. Nicht weniger faszinierend sind die Stoffe, die Linda Pampallis ebenfalls imKontorhausviertel anbietet.

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Kreis, Halbkreis, Dreieck, rechter Winkel: Die Teekanne zitiert die elementaren Formendes Bauhauses und heißt nach dessen bekann-tester Gestalterin „Marianne“ (Brandt). Dergroße Berliner Produktdesigner Tassilo vonGrolman hat sie als Hommage entworfen, dazuauch Kaffeebereiter „Laszlo“, Stövchen „Marcel“und Abtropfschale „Wilhelm“ – lauter zeitlosschöne, funktionale Stücke. Jetzt sind sie aucherhältlich: Der Hamburger Designverleger Jan Philippi vertreibt die Serie unter dem Titel „Tribute to Bauhaus –Design Tassilo vonGrolman“: Ehre, wemEhre gebührt.

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Das fehlte noch: Kvadrat hat jetzteinen Showroom in den Stadthöfen.Das Quartier in der HamburgerInnenstadt gilt mit Läden wie Poli-form und Clic als Hotspot für mo-dernes Einrichten, das dänischeUnternehmen wiederum ist alsWohnstoffhersteller zur Design-Instanz geworden. Jetzt kann mandie gesamte Kollektion auf Anmeldung in dem hellen pur ge-stalteten Geschäft sehen, befühlen,im großen Format ausprobieren. Denn wenig verändert ein Möbeloder Räume so wie die Stoffe.

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Einfach mal was Neues wagen. So wie Deike Bokel-mann. Die Hamburgerin ist mit Herz PR-Managerin derSesselmanufaktur Freifrau. Doch das allein scheint sienicht auszulasten, denn vor Kurzem gründete sie ihreeigene Interiormarke. „Museeum steht für die Wert-schätzung der Dinge mit Fokus auf echtes, hervor-ragendes Handwerk“, erklärt sie. Die Decken und Kis-sen aus ihrer ersten Kollektion „Noble“ mögen schlichtaussehen. Aber: „Das Design ist simpel, um allen Ge-werken und Feinheiten den Raum zum Wirken zu ge-ben.“ Die Qualität liegt also im Detail: Die feine Merino-wolle etwa stammt aus der letzten, deutschen Tuch-fabrik, genäht wer-den die Kissen vonHand in der Lausitz.Übrigens: „Der Namesteht für die Ruhe,Stille und Muße, mitder wir uns Museenwidmen. Dort neh-men wir uns Zeit fürjedes einzelne Werk,lassen es auf unswirken.“ Ein schönerAnsatz.

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Frisch geduscht in weicher,gut duftender Bettwäscheliegen – eben dieses heime-lige Gefühl verfolgt EvaMaschek mit ihrer MarkeRoyal Nyx. Nach vielenJahren als Inneneinrichte-rin hat sie angefangen,feine Bettwäsche zu ent-werfen. „Ein Mix aus skan-dinavischer Leichtigkeitund sanften Farben“, sagtdie studierte Textilde-signerin. Die bewusst nach-haltigen Baumwollstoffewerden in einem traditio-nellen Handwerksbetrieb inPortugal verarbeitet, Deko-kissen und Überdecken ausreinem Leinen in Deutsch-land produziert – zum Teilim Hamburger Atelier.Selbstverständlich könnenindividuelle Wünsche um-gesetzt werden.

ROYAL NYX

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an kann davon erzählen und Fotos zeigen, aber wer nichthier war, wird es nie so verstehen wie man selbst. SeitApril bin ich durchgängig auf der Insel Trischen, mitten

im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, nur ich unddie Vögel. Manchmal finde ich es schade, dass ich viele dieser schö-nen Beobachtungen und Momente nur mit mir selbst teilen kann.Ich mag die wilde Nordspitze der Insel sehr. Die Dünenvegetationwird schütterer, man findet große Muschelflächen, und irgendwannöffnet sich alles zu einer weiten Sandbank. Häufig sehe ich dortSeehunde. Unverhofft findet man mal einen Bernstein. Ich stehe meistens kurz vor Sonnenaufgang auf, koche Kaffee undziehe mir was Warmes an. Morgens ist es hier sogar im Sommer nurum die 14 Grad kühl. Die Sonne geht auf, ich gehe raus. Der Tagbeginnt mit der sogenannten Planzugbeobachtung. Ich nehmesystematisch alle Vögel auf, die über Trischen hinwegziehen. Alsonur die, die auf der Durchreise gen Norden oder im Herbst Rich-tung Süden in die Winterquartiere sind. Das dauert zwischen einerund bis zu vier Stunden, aber da muss der Himmel schon richtigbrummen. Danach habe ich Zeit zum Frühstücken.Mittags ist es in der Natur meist ruhig und ich erledige Dinge amPC, wie E-Mails schreiben oder Dateneingabe. Ich habe Umwelt-wissenschaften an der Uni Lüneburg studiert und die letzten Jahreim Vogelschutz gearbeitet, bis ich mich beim Nabu für die Stelle alsVogelwartin auf Trischen beworben habe. Der Handyempfang hierist gut, das Internet stabil. Einmal die Woche kommt das Versor-gungsboot vom Meldorfer Hafen und bringt Trinkwasser, Lebens-mittel und die Post. Im Gegenzug gehen meine Post, der Müll undleere Trinkwasserkanister wieder mit ans Festland. Auf der Vogel-

wärterhütte sind einige Solarzellen, die den Kühlschrank und LED-Lampen betreiben. Zusätzlich gibt’s zwei normale Steckdosen, andenen ich meinen Laptop oder das Handy aufladen kann. Gasfla-schen betreiben den Herd.Nachmittags ist derzeit gegen 15 Uhr Hochwasser. Nur dann kannich die sogenannte Springtidenzählung machen. Die findet zweimalim Monat, zu Voll- und zu Neumond statt. Das Wasser läuft be-sonders hoch auf – daher der Name. Heute werde ich aber nur dieMöwen zählen. Auf der Insel rasten so viele Vögel, dass ein Tag zumZählen meist nicht ausreicht.Früher war Trischen mal eine wandernde Insel. Sie bewegte sichstetig nach Osten aufs Festland zu. In den letzten Jahren hat sich dasetwas verändert. Auf der Ostseite nimmt sie nicht mehr zu. Im Nor-den und Süden verlaufen zwei Fahrwasser, die den Inselkorpusimmer mehr zusammendrängen. Trischen bewegt sich kaum nochund wird dafür nun immer runder. Jeden Tag entdecke ich neue Dinge und lerne unglaublich viel –über die Insel, die Natur und auch über mich. Während der Brutzeitgab es ein kleines Sommerhochwasser. Ich war so in Aufregung undbesorgt um die Küken in ihren Bodennestern – Bäume gibt es hiernicht –, sie konnten ja noch nicht fliegen. Ich stand im Zwiespalt:Muss ich als Mensch der Natur jetzt helfen und eingreifen? Das istdie Rolle, die wir häufig einnehmen: Wir Menschen regeln dasschon. Als die Grasinsel, auf der die Küken saßen, drohte überspültzu werden, sind sie einfach losgepaddelt und haben sich in dieSalzwiese gerettet. Hier lernt man, dass die Natur, dort wo sie intaktist, unsere Hilfe nicht braucht. Im Frühling war ich lang in die Rotschenkel verliebt. Sie sind ein-fach toll: Sehr charakterstark in der Art, wie sie miteinander kom-munizieren oder kämpfen. Irgendwann lernt man anhand der Rufezu erkennen, was gerade bei denen los ist. Haben die ein Nest oderist da Gefahr? Man muss sie nur lang genug beobachten, dann kannman sie interpretieren. Das klappt übrigens auch bei den Singvögelnim Park oder im Garten. Die sehe ich im Oktober wieder, wenn esnach Hause geht, nach Mildstedt, nahe Husum.

Aufgezeichnet von Jennifer Hinz

Neues von der Vogelwartin gibt’s hier: www.blogs.nabu.de/trischen/

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Wie im FlugeVogelwartin Anne Evers lebt ein halbes Jahr alleinauf der Insel Trischen. Dabei sind die Heimat nahund das Heimweh fern. Illustriert von Tim Dinter

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