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Daily The Risikomanagement und Corporate Governance in Europa www.strategic-risk.eu DVS-Konferenz 8. September 2011 / Tag 2 Kuschel-Kurs oder Grabenkriege? Risikomanager und Assekuranz im Dialog Highlights von Tag 1 Ein Überblick zu den gestrigen Sitzungen des Symposions Erneuerbare Energien Sind Versicherer bereit, die Risiken im Zukunsmarkt der grünen Energien zu tragen? Das große Interview Der ehemalige DVS- Vorsitzende Stefan Sigulla über seine RM-Aussichten RISIKO-REPORT Eine umfassende Studie von StrategicRISK enthüllt die größten Manager- Anliegen

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Daily magazine for attendees of the DVS conference

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Page 1: StrategicRISK DVS Daily

DailyTheRisikomanagement und Corporate Governance in Europa

www.strategic-risk.euDVS-Konferenz8. September 2011 / Tag 2

Kuschel-Kurs oder Grabenkriege?Risikomanager und Assekuranz im Dialog

Highlights von Tag 1 Ein Überblick zu den gestrigen Sitzungen des Symposions

Erneuerbare EnergienSind Versicherer bereit, die Risiken im Zukun� smarkt der grünen Energien zu tragen?

Das große InterviewDer ehemalige DVS-Vorsitzende Stefan Sigulla über seine RM-Aussichten

RISIKO-REPORTEine umfassende

Studie von StrategicRISK enthüllt die

größten Manager-Anliegen

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Page 2: StrategicRISK DVS Daily

© 2011 FM Insurance Company Limited

Beunruhigend: die Überfl utung Ihrer Fabrik in Asien Ermutigend: die Kontrolle der Lage innerhalb von 24 h

Ein deutsches Unternehmen, das erst seit wenigen Wochen unser Kunde war, meldete die Über-flutung seines Standortes in Taiwan. Schon einen Tag später erhielt der Risiko manager zu seiner Überraschung alle wichtigen Informationen über den Schaden, bereits erfolgte Aufräumungs-arbeiten und erste Schritte zur Wiederherstellung der Lieferfähigkeit.

Nur ein Anruf des Kunden genügte, und schon war ein Experte unseres weltweiten Teams vor Ort und kümmerte sich um den Fall. Für den Risikomanager eine beruhigende Erfahrung, dass er sich auch bei einem Schaden im Ausland an seinen Partner in Deutschland wenden und auf Hilfe zählen kann. Mehr über kompetentes Schadenmanagement erfahren Sie unter

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The Daily / DVS / 8. September 2011

Kommentar Vorwort des Redakteurs

Mit Investitionen in Höhe von laut UN-Umweltprogramm geschätzten 211 Mrd. USD in erneuerbare Energien allein im vergangenen Jahr – einem Wachstum von 32 % im Vergleich zu den 160 Milliarden USD von 2009 – sorgt der Sektor weltweit für Aufsehen. Dieses Jahr wird weiterer Zuwachs erwartet, bedingt durch Regierungsinvestitionen und sinkende Kosten der Technologien hinter groß-fl ächigen Projekten mit erneuerbaren Energien, einschließlich Hochsee-Windparks und solarthermischen Anlagen.

Doch trotz des phänomenalen Wachstums sieht sich die Branche der erneuerbaren Energien immer noch zahlreichen Herausforderungen gegenüber, zu denen nicht zuletzt auch ein ausreichender Versicherungsschutz gehört. Viele Versicherungsträger – insbesondere die eher traditionellen Bau- und Energie-versicherer – sind nur zögerlich bereit, Hersteller und Produkte zu versichern, die noch keine ausreichende Erfolgsbilanz vorweisen können. Und während die Beitragssätze im gesamten Sektor der erneuerbaren Energien generell sinken, hat eine Reihe von Schadenfällen auf dem Hochsee-Energiemarkt dafür gesorgt, dass sich einige Versicherer wieder etwas zurückziehen. Lesen Sie unsere ausführliche Analyse zu dieser Thematik auf Seite 14.

Des Weiteren fi nden Sie in der heutigen Ausgabe von The Daily eine Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse auf dem Symposion sowie Hinweise zu Vorträgen, die Sie heute auf keinen Fall verpassen sollten (Seite 2 und 3).

Mit Stefan Sigulla, einem ehemaligen Vorsitzenden des DVS, sprachen wir im Rahmen unseres großen Interviews auf Seite 12 und 13. Finden Sie heraus, welche Prioritäten im Risikomanagement in Deutschland seiner Meinung nach gesetzt werden sollten.

In Sorge über das stagnierende Wachstum auf den hochentwickelten westlichen Märkten wenden viele multinationale Konzerne ihre Blicke hoff nungsvoll zu den neuen Märkten und den Schwellenländern, wo billige Arbeitskrä� e und eine wachsende Mittelschicht einige vielversprechende Möglichkeiten bieten. Falls auch Ihr Unternehmen – so wie viele andere – größere Investitionen auf Schwellen-märkten plant, sollten Sie sich unbedingt mit einigen praktischen Aspekten des Risikomanagements befassen. Bei der Erstellung eines Risikomanagementplans für die neuen Märkte sind fünf entscheidende Maßnahmen zu beachten. Welche dies sind, erfahren Sie auf Seite 10.

Und falls Sie sich an unser gestriges Quiz zum Risikomanagement herangewagt haben, warten Sie bestimmt schon auf die richtigen Antworten. Auf Seite 16 fi nden Sie alle Lösungen. Viel Vergnügen auf der Konferenz!

www.strategic-risk.eu

Dr. Hermann Jörissen, Mitglied des Vorstands der Allianz Global Corporate & Specialty AG als Chief UnderwritingOffi cer Corporate

MEINDVS-MOMENT

Was wird Sie in München am meisten interessieren?

„Die Bedeutung der Solvabilität für den Versicherungs-einkauf. Darüber hinaus geht es darum, eine weiterhin langfristig funktionierende Partnerscha� zwischen Industrie und Versicherungs- wirtscha� sicherzustellen.“

Nathan Skinner, REDAKTEUR,

STRATEGICRISK

Sonderausgabe zum DVS Symposion 2011

StrategicRISK wird von Newsquest Specialist

Media herausgegeben

Chefredakteurin Sue CopemanRedakteur Nathan Skinner Tel.: +44 (0)20 7618 3464

Gastredakteurin Monika LierLektorin/Korrektorin Kristin GerdesProduktionsdesigner Hugo CamachoProduktionsleiterin Tricia McBrideBusiness Development Manager Donna Penfold Tel.: +44 (0)20 7618 3426Herausgeber William Sanders Tel.: +44 (0)20 7618 3452Geschä� sführer Tim Whitehouse

Wenn Sie einem Mitarbeiter von Newsquest Specialist Media eine E-Mail schicken wollen, verwenden Sie bitte das folgende Format: [email protected]

StrategicRISK ist die führende Publikation im Bereich Risikomanagement und Corporate Governance in Europa. Seit ihrem erstmaligen Erscheinen 2000 liefert StrategicRISK europäischen Unternehmen wesentliche Informationen, die nötig sind, um gesetzlichen Vorgaben in diesem Bereich gerecht zu werden. StrategicRISK hat eine Leserscha� von über 5000 europäischen Corporate-Risk-Managern und Versicherungsmanagern.

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Page 4: StrategicRISK DVS Daily

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The Daily / DVS / 8. September 2011

Agenda

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Highlights gestern

„Der Speck ist weg”Industriedeckungen werden teurer

Die Internationalität fördert die Treue von Versicherungskunden. „Hatten internationale Programme früher 30 lokale Policen, sind es heute o� über 100“, sagte Dr. Hermann Jörissen, Vorstand der Allianz Global Corporate & Specialty. Globale Programme würden heute 15 Jahre und länger beibehalten. Voraussetzung dafür sei ein Rating von mindestens „AA“. Um dieses Niveau zu erreichen, „müssen wir auf der Asset-Seite noch konservativer werden“, so Jörissen. Die Kapitalmarktentwicklung drücke enorm aufs Underwriting. „Reichte vor einigen Jahren noch eine Combined Ratio von 108 %, muss die Zielquote nun bei 95 % liegen“, sagte Jörissen. Zudem müsse der führende Versicherer über ein globales Netzwerk verfügen. Versicherer dieser Größenordnung, die solche Programme leisten könnten, gebe es allenfalls „2 plus X“.

Klare Spielregeln für die Behandlung für Captives unter dem kün� igen Eigenkapitalregime Solvency ll gibt es noch nicht. Für Gesellscha� en, die das Versicherungsrisiko in Unternehmen selbst tragen, soll das Proportionalitätsprinzip gelten. Reiner Siebert, Chef der zur Lu� hansa gehörenden Versicherungsgruppe Delvag, warnt davor, dass die Versicherer unter Solvency ll die Captives als „lästige Vehikel“ verdrängen können. „Gerade in Krisenzeiten habe sich immer wieder gezeigt, dass die Captives sehr wertvoll sind“, so Seibert, der für diese Form der Risikotragung auch die Unterstützung der Versicherer einfordert.

Globalität stärkt Bindung

Lästige KonkurrenzDichtes Netzwerk und Rating

Captives fürchten um Existenz

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Die Zeiten niedriger Prämien in der Industrieversicherung sind nach Einschätzung der Swiss Re vorbei. „Vieles spricht dafür, dass die Preise jetzt anfangen, nach oben zu geben”, sagte Agostino Galvagni, Mitglied der Konzernleitung der Swiss Re und Chief Executive Offi cer Corporate Solutions. Die Schäden für Naturkatastrophen kosteten die Versicherer im ersten Halbjahr 2011 rund 70 Mrd. Euro. Für Schäden in der Größe zwischen 100 und 150 Mrd. Euro gebe es aber keinen fi nanziellen Spielraum mehr. Die Bilanzergebnisse der letzten Jahre seien teilweise durch die Aufl ösung von Reserven fi nanziert worden. „Da gibt es nun keinen Speck mehr“, kommentiert Galvagni.

Zudem belaste die Entwicklung der Kapitalmärkte. „Würden die Zinsen jetzt steigen, müssten die Versicherer auf ihre Wertpapiere krä� ig ab-schreiben: Jeder Zinsanstieg um 100 Basispunkte koste 100 Mrd. US-Dollar“, sagte Galvagni. Unterstützung für eine Preisentwicklung, die seiner Beobachtung nach schon im zweiten Quartal 2011 eingesetzt hat, sieht er auch in psychologischen Faktoren.

Highlights heute

Die Sachschäden der japanischen Katastrophe vom 11. März diesen Jahres sind mit 25,2 Mrd. Euro versichert. Auf die Industrieversicherung entfällt dabei eine Versicherungssumme von rund 5,4 Mrd. Euro. Dies sind Zahlen, die Reiner Gleiss, Hauptbevollmächtigter der Mitsui Sumitomo Deutschland, am heutigen Konferenztag nennen wird. Zusammen mit Dr. Hanns Martin Schindewolf, Chef der Daimler Insurance Services, wird er über die Lage in Japan

berichten. Verschiedene Rückversicherer haben die Höhe der Schäden auf mehr als 200 Mrd. US-Dollar geschätzt. Die Schäden aus dem Reaktorunfall in Fukushima sind nur von Staatsseite abgesichert, das Erdbebenrisiko decken japanische Versicherer und Staat gemeinsam mit Ha� ungsgrenzen. Der japanische Versicherer MISG wird im Jahresabschluss 2010/2011 einen Netto-Erdbebenschaden von 367 Mio. Euro ausweisen.

Kaum versichertSchäden in Japan langsam absehbar

Überschwemmungen in Queensland 2011

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Page 5: StrategicRISK DVS Daily

Die Akteure der versicherungs-nehmenden Industrie fürchten um die Bedeutung der Industrie-versicherung und damit auch um

ihre eigene Stellung in den Unternehmen. Im Hinblick auf das gewachsene Risiko-bewusstsein in den Unternehmen habe die Versicherungswirtscha� durchaus gute Chancen eine wichtige Rolle zu spielen, sagte Klaus Greimel, Vorsitzender des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes, am Mittwoch auf dem DVS-Symposion. In der Praxis schrumpfe aber der Anteil der Risiken, für den die Assekuranz noch Lösungen bereitstelle, und damit verlöre „Versicherung“ ihre Bedeutung in den Unternehmen. Vor knapp 600 Konferenzteilnehmern, darunter rund ein Drittel Versicherungseinkäufer, griff der Geschä� sführer der E.ON Risk Consulting GmbH den ewig währenden Konfl ikt zwischen Industrie und Assekuranz um die Innovationsfähigkeit der Versicherer auf. Zu o� und zu schnell argumentierten die Versicherer bei der Deckung neuer Risiken damit, dass diese zu den unter-nehmerischen Risiken gehörten, oder dass es dafür keine Kapazitäten von den Rückversicherern gebe, weil diese es als Kumul-Risiko ansähen, kritisierte Greimel.

Jurand Honisch, Risikomanager des Medienkonzerns Bertelsmann AG, untermauerte die schwindende Rolle der Industrieversicherung mit den Beobachtungen aus der Personalpolitik. Bei Neueinstellungen werde die Position des Versicherungseinkäufers inzwischen vielfach tiefer in der Unternehmenshierarchie angesiedelt als früher. Teilweise würden die Versicherungsexperten gar beim Allgemeinen Einkauf im Unternehmen

angesiedelt, so Honisch. Dem Vorwurf der mangelnden

Innovationsfähigkeit konterte Agostino Galvagni, Mitglied der Konzernleitung der Swiss Re und Chief Executive Offi cer Corporate Solutions, mit einigen Neuerungen. So habe man zusammen mit dem Makler Aon vor zwei Jahren eine Betriebsunterbrechungs-Versicherung für Frosttage in der Bauwirtscha� auf den niederländischen Markt gebracht, was man nun auch auf andere Länder und den Flughafenbetrieb ausdehnen wolle. Doch die Tücken stecken im Detail. So berichtete Galvagni über eine Betriebsunterbrechungs-Versicherung ohne vorangegangenen Sachschaden, die man den Fluggesellscha� en nach den Flugverboten infolge der Aschewolke über Island 2010 anbiete. Diese Deckung grei� bei Einnahmeverlusten, wenn der Lu� raum als Folge von atmosphärischen, meteorologischen oder seismischen Gründen mindestens zehn Tage für den Flugverkehr geschlossen ist. Reiner Siebert, als Chef der Delvag-Versicherungen Chefrisikomanager für die Lu� hansa-Versicherungsrisiken, kritisierte, dass sich die Ha� ungsstrecke von 50 Mio. Euro Ha� ungsrisiko für große Fluggesellscha� en wie Lu� hansa nicht lohne und insgesamt „ungewöhnliche Wetterrisiken“ gedeckt werden müssten.

Greimel mahnte seine Kollege aus der versicherungsnehmenden Wirtscha� aber auch, sich selbst noch stärker mit „neuen oder sich verändernden“ Risiken auseinanderzusetzen, um genügend Transparenz zu schaff en, die weitergehende Versicherungslösungen erst möglich machen. Der so genannte Risikodialog – also die Transparenz über Risiken – wird

von beiden Seiten grundsätzlich begrüßt, wobei es aber Unterschiede über den Sinn und Zweck der vom Versicherer erfragten Informationen gibt.

Dr. Stefan Sigulla, Vorstandsmitglied der HDI-Gerling Industrie Versicherung AG, sagte: „Der schlaue Risikomanager liefert viele Informationen, denn nur dann kann der Versicherer das Risiko auch begleiten.“ Der früher Risikomanager des Siemens-Konzerns fordert alle Marktteilnehmer, sich von der reinen Produkt- und Preisbetrachtung hin zur Bewertung von Risiken und Transfermöglichkeiten zu wenden. Stelle man den Aspekt des Risikokapitals in den Mittelpunkt, gewinne der Risikotransfer auch für den Finanzchef in den Unternehmen Bedeutung.

Die Diskussion über Inhalte sei in vielen Bereichen zugunsten der Preise in den Hintergrund getreten, sagte Dr. Jürgen Kurth, der im Vorstand der Axa Corporate Solutions für das Deutschland-Geschä� zuständig ist. Das Know-how, das der Versicherer seinen Kunden mit dem Risikotransfer bereitstelle, werde gar nicht mehr berücksichtigt. Die Industrieversicherer klagen seit Jahren über nicht auskömmliche Preise. Bei vielen Risiken würden Prämien gezahlt, die unter der so genannten Bedarfsprämie liegen. Stefan Materne, Professor der Fachhochschule Köln, kritisierte, dass sich die Erstversicherer ihren Rückversicherern gegenüber genauso verhielten wie die Risikomanager gegenüber den Erstversicherern. Auch beim Einkauf von Rückversicherungsschutz zähle für den Erstversicherer nur der Preis.

„Der schlaue Risikomanager

liefert viele Informationen - nur dann kann der Versicherer

das Risiko begleiten.”

The Daily / DVS / 8. September 2011

Im Brennpunkt

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www.strategic-risk.eu

Risikomanager fürchten um ihre Bedeutung

Industrieversicherer verspielen Chancen

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AnalyseIndustrieversicherung

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A ls am 22. Juli 2009 im Chemiewerk Weka in Iserlohn ein Großbrand ausbrach und auf die benachbarte Dornbracht-Armaturenfabrik

übergriff , rechnete niemand damit, dass das Unglück einmal die industrielle Sach-versicherung in Deutschland auf den Kopf stellen könnte. Genau das ist aber jetzt geschehen: Wegen eines Gerichtsurteils müssen die deutschen Industrieversicherer ihre Geschäftspraxis ändern. Vor allem wird sich die Art ändern, wie Versicherer und Makler mit Informationen über Risiken umgehen werden. „Der Austausch von Angaben zu Risiken zwischen Konsortialführer und den anderen Versicherern muss sicherlich eff ektiver werden“, sagt Hans-Jörg Paatz, Leiter des Bereichs Risk Control, Claims & Engineering beim Großmakler Aon. Für die Anbieter bedeutet das: Sie müssen ihre Konsortien zur Absicherung großer industrieller Risiken anders organisieren.

Hintergrund ist das Urteil des Oberlandes-gerichts Hamm gegen den Versicherer Chartis, der für den Schaden aus dem Großfeuer bei Dornbracht mehr als 25 Mio. Euro zahlen muss.

Das Unternehmen hatte die Fabrik in Iserlohn gegen Feuerschäden von bis zu 125 Mio. Euro bei einem Konsortium versichert, das von der britischen Gesellschaft Royal & Sun Alliance Insurance (RSA) geführt wurde. RSA trug 45 % an dem Schaden. Beteiligt waren zudem neben Chartis mit 25 % auch die Allianz mit 20 % und die Helvetia mit 10 %.

Alle Versicherer außer Chartis übernahmen ihren Teil des Schadens, insgesamt mehr als 100 Mio. Euro. Chartis wollte nicht zahlen mit dem Argument, bei Vertragsabschluss falsch über die Risiken informiert worden zu sein. Einerseits, begründete Chartis seine Entscheidung, sei auf dem Risiko-Fragebogen, den Dornbrachts Makler bei Vertragsabschluss vorlegte, bei der Frage nach benachbarten Industriebetrieben und Lagern mit Nein geantwortet worden. Andererseits habe

Chartis im Angebot an den Makler darauf hingewiesen, dass Versicherungsschutz nur dann möglich sei, sofern in den Gebäuden von Dornbracht kein Styropor eingebaut worden sei. Das sei nicht der Fall gewesen. Der Streit landete vor Gericht. Die Juristen des OLG Hamm entschieden zu ungunsten von Chartis. Die Begründung: Es sei nicht ausreichend, sich auf die Angaben des Maklers zu verlassen. Der Versicherer hätte selbst nach den benachbarten Gebäuden fragen müssen.

„Mit dem Urteil haben die Richter gemäß dem neuen Versicherungsvertragsgesetz in der Industrieversicherung entschieden“, sagt Julio Lopez, Leiter des Bereichs Sachversicherung bei der Gothaer. Das Gesetz wurde 2008 eingeführt. Bislang gab es keinen Streit um die Umsetzung der neuen Regeln, die besagen: Versicherer dürfen sich nicht mehr auf die Informationen verlassen, die ihnen der Makler übergibt. Sie müssen selbst nachfragen und prüfen und die Kosten dafür übernehmen. Und: Macht ein Kunde falsche Angaben zum Risiko und der Versicherer erfährt davon, bekommt er im Ernstfall trotzdem immerhin einen Teil des Schadens ersetzt. Früher bekam er nichts. „Wie wir diese Vorgaben am besten umsetzen, wird gerade intensiv in den Fachgremien mit Maklern und Versicherern diskutiert“, sagt Lopez.

Dem Urteil kommt noch von einer anderen Seite große Bedeutung für die Branche zu. Denn die Auseinandersetzung greift das Prinzip der Mitversicherung an. Das ist das in Deutschland häufi g angewendete Verfahren, über Zusammenschlüsse von Versicherern die hohen Deckungssummen bereitzustellen, die Konzerne benötigen. Versicherungseinkäufer kritisieren, der Streit gefährde die Grundlagen des Systems, wenn immer mehr kleinere Versicherer bei der Schadenregulierung mitreden wollen. „Wenn es überhand nimmt, dass bei jedem Schadensfall plötzlich alle beteiligten Versicherer mitreden und Bedingungen stellen wollen, statt dem Konsortial-

führer die Verhandlungen zu überlassen, wird der Führungsanspruch ad absurdum geführt“, bemängelt Jurand Honisch, leitender Risiko-manager beim Bertelsmann-Konzern. „Der Streit hat berechtigte Zweifel am Konstrukt der Mitversicherung aufgeworfen.“

Honisch sieht keine realistische Alternative zur Versicherung von Großrisiken im Konsortium. „Jedes Risiko einzeln mit den Versicherern verhandeln zu müssen, ist administrativ nicht zu leisten und würde die Industrieversicherung nur noch unattraktiver machen.“

Aon-Mann Paatz sieht das ablehnende Verhalten von Chartis im Dornbracht-Schaden in engem Zusammenhang mit der derzeitigen Marktsituation. Seit Jahren fallen die Preise in der industriellen Feuerversicherung. Gründe dafür sind der starke Wettbewerb unter den Anbietern und ausbleibende Großschäden. Industrie und Makler beobachten, dass die Versicherer bei der Schadenregulierung kleinlicher werden. „Wir sehen schon den Trend, dass die Anbieter nicht mehr so schnell zahlen und nach Obliegenheits-verletzungen ‘Ausschau halten’“, sagt Paatz. „Jahrelang kam es in nur 10 % der Großschäden über 1 Mio. Euro zu Problemen, heute sind es etwa 30 %“

Die Versicherer hoff en auf die baldige Wende. „Ich erwarte, dass die Preise zur nächsten Erneuerungsrunde nicht mehr sinken, sondern gleich bleiben werden“, sagt Lopez. Auch Achim Hillgraf, Deutschlandchef des Versicherers FM Global sieht für das nächste Jahr keine Möglichkeiten mehr, die Preise großfl ächig zu senken. „Zwar waren die Schäden in Deutschland relativ niedrig, aber die hohen Schäden durch internationale Naturkatastrophen werden sich auch in den Bilanzen der hiesigen Versicherer auswirken“, sagt er.

Seiner Ansicht nach können sich künftig Versicherer im Markt nur dann durchsetzen, wenn sie neben dem Versicherungsschutz auch besondere Serviceleistungen im Portfolio haben, mit dem sie sich von der Konkurrenz abheben können. „Das können regional angesiedelte Ingenieursbüros sein, die im Schadenfall schnell zur Begutachtung vor Ort sein können“, sagt er. Die Gothaer bietet ihren Kunden an, den Wert aller versicherten Anlagen zu schätzen und die Angaben direkt in den Vertrag einfl ießen zu lassen.

Industrieversicherung vor neuen Herausforderungen

www.strategic-risk.eu

Ein Gerichtsurteil hat die industrielle Sachversicherung in Deutschland aufgewühlt. Das neue Versicherungs-vertragsgesetz und seine Folgen für die Branche

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The Daily / DVS / 8. September 2011

AnalyseSchwellenmärkte

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E uropas Risikomanager, allen voran Ferma, drängen die brasilianische Regierung, ihre Strategien im Hinblick auf Rückversicherer und andere

ausländische Unternehmen zu ändern. Zu den umstrittensten Regulierungen gehört

die Vorgabe, dass 40 % aller Rückversicherungs-geschäfte mit lokalen Rückversicherern abzu- schließen sind. Ferma ist überzeugt, dass dadurch die Kapazitäten auf dem Markt geschwächt und Unternehmen in Brasilien größeren Risiken ausgesetzt werden, da ihnen bestimmte Ver- sicherungsarten evtl. nicht mehr zugänglich sind.

„Die meisten Großkonzerne mit Handels-niederlassungen in Brasilien haben Versicherungs-programme, sodass diese gesetzlichen Vorgaben ihre Kosten erhöhen, ihren Versicherungsschutz jedoch verringern“, sagt Pierre Sonigo, Generalsekretär von Ferma.

Zusätzlich gab Brasilien kürzlich eine neue industriepolitische Maßnahme bekannt, die entscheidende Auswirkungen auf die allgemeine Wirtschaft haben könnte.

Zu dieser Maßnahme gehört die Abschaff ung von Steuern für örtliche Gewerbe. „Mit Inkrafttre-ten des Plans Brasil Maior startet eine Kampagne zum Schutz der Wirtschaft Brasiliens gegenüber dem oft unfairen Wettbewerb auf dem interna-tionalen Markt“, erklärt Präsident Dilma Rousseff .

Risikomanager, deren Unternehmen in Brasilien Handel betreiben, werden sich einer deutlich stärkeren Konkurrenz gegenübersehen. „Diese Art von politischen Programmen erschwert das Risikomanagement,da man nicht nur den neuen An- forderungen gerecht werden muss, sondern idealerweise schon angemessene Strategien bezüglich dieser Vorgaben entwickeln sollte, bevor sie letztendlich in Kraft treten“, so Sonigo.

Auch die Richtlinien für das Beschaff ungswesen werden zugunsten brasilianischer Firmen überarbeitet. Laut Regierung „wird es eine Präferenzspanne

von 25 % bei der Angebotsabgabe für in Brasilien hergestellte Güter und Dienstleistungen geben [..], sodass also Waren und Dienstleistungen, die 25 % über dem Importpreis liegen, den Zuschlag durch die Regierung erhalten werden.“

Die Richtlinie umfasst Steuervergünstigungen und weitere Anreize für inländische Unternehmen, die ihnen einen klaren Vorteil gegenüber multi- nationalen Konzernen mit Niederlassungen in Brasilien gewähren. Wie ein Regierungsvertreter Bloomberg mitteilte, solle diese Vorgabe besonders die „Flut an Importen aus China“ stoppen.

Die neuen wirtschaftspolitischen Strategien Brasiliens stehen möglicherweise symbolisch für einen wachsenden Trend hin zu mehr Protektio-nismus in den Schwellenländern. Und sie werden gerade dann erlassen, wenn viele Unternehmen in Europa genau diese Märkte zur Ausweitung ihrer Geschäfte ins Auge fassen.

Zwischen 2003 und 2009 erreichen beinahe 30 Millionen brasilianische Bürger die Mittelklasse, zu der inzwischen über die Hälfte der Bevölkerung zählt. Die neue Wirtschaftspolitik könnte es mul- tinationalen Unternehmen jedoch erschweren, diesen aufkeimenden Markt zu erschließen.

Länder wie China und Brasilien konzentrie- ren sich darauf, eigene Industrien, Technologien und Märkte zu entwickeln, statt den Schwerpunkt auf Verbrauchsgüter und Fabrikware mit niedrigen Gewinnspannen zu legen. Für Risikomanager wird damit das Geschäfts- umfeld in Schwellenländern noch komplexer. Die

möglichen Gewinne aus Projekten auf den Wachstumsmärkten bleiben jedoch weiterhin attraktiv. Nachhaltige

Erfolge erzielen aber sicher nur die Unternehmen, die mit einem durchdachten Managementplan für die gesamte Risikospanne – betrieblich, strategisch und fi nanziell – diesen Schritt wagen.

Im gegenüberliegenden Infokasten fi nden Sie eine Liste mit praktischen Maßnahmen zum Risikomanagement in Schwellenländern.

Märkte in Schwellenländern schotten sich ab

www.strategic-risk.eu

Protektionistische Strategien in Brasilien stehen möglicherweise symbolisch für einen beunruhigenden Trend in den bedeutendsten Schwellenländern

BrasilienLesen Sie mehr zum Risikomanagement in Schwellenländern in der Septemberausgabe von StrategicRISK

Maßnahmen in der PraxisBei Erstellung eines Risiko-management-Programms für Schwellenmärkte sind fünf Schlüsselmaßnahmen erforderlich:

1 INTEGRATION DES RISIKOMANAGEMENTSDas Unternehmen defi niert gleich zu Beginn seine Ziele der riskanten Expansion in Schwellenländern. Das Risikospektrum muss dabei sowohl allgemeinere als auch spezifi schere betriebliche Risiken einbeziehen. Werden letztere vernachlässigt, kann dies fatale Verluste zur Folge haben.

2 BESTIMMUNG DER ZU BEWERTENDEN RISIKENDas Unternehmen muss angesichts der vielen Risiken auf einem ausländischen Markt Prioritäten setzen. Im Rahmen von Pilotprojekten sollte das RM-Programm dahingehend geändert werden, dass das Unternehmen ein ganzheitliches Verständnis der Risiken und möglichen Gegenmaßnahmen erlangt.

3 FORTWÄHRENDE NEUBEWERTUNGDas Risikomanagement ist kein statischer Prozess, insbesondere nicht bei den sich rasch ändernden Schwellenmärkten. Die Planung von Szenarien muss dynamisch erfolgen und auch Entwicklungen auf anderen Märkten einbeziehen, die sich direkt auf das zu bewertende Land auswirken könnten.

4 EINSATZ VON QUALITATIVEN UND QUANTITATIVEN METHODENRisiken sind häufi g komplex, doch o� scheuen Unternehmen deren Quanti-fi zierung, weil große Datenmengen sich nur schwer analysieren lassen. Eine Verstärkung der Ressourcen zur Szenarienanalyse und für Belastungs- tests kann helfen, die Risiken besser zu erfassen.

5 ANALYSE, ÜBERWACHUNG UND BERICHTSWESENUnternehmen müssen einheitliche Kennzahlen und Methoden festlegen. Lässt sich der Prozess automatisieren, um Ergebnisse in Echtzeit bereitzu- stellen? Ein eff ektives Überwachungsprogramm und ein klar strukturiertes Berichtswesen sind für das Risiko-management auf Wachstumsmärkten absolut unerlässlich.

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Page 9: StrategicRISK DVS Daily

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Page 10: StrategicRISK DVS Daily

The Daily / DVS / 8. September 2011

Fotos

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Die Gesichter des DVS-Symposions

www.strategic-risk.eu

Bruce Trigg, Gilbert van der Eynde

Jörg Heidemann, Monika LierJurand Honisch

Richard Etridge, Franco MasciovecchioMathias Neumann, Manfred Georg

Andreas Herzog Burkard von Siegfried, Lennart Wulff , Donna Penfold, Garlich Wulff

Weitere Fotos unter

www.strategic-risk.eu

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Page 11: StrategicRISK DVS Daily

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The Daily / DVS / 8. September 2011

FotosDie Gesichter des DVS-Symposions

www.strategic-risk.eu

Weitere Fotos unter

www.strategic-risk.eu

Dunja Mesic, Fred Kleiterp, Andrea Faeh

Johann Strohmayer, Jens Böttger, Armin Jeschke

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Page 12: StrategicRISK DVS Daily

The Daily / DVS / 8. September 2011

Risiko-ReportFeuilleton

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Unternehmen, die den Trends in Schwellen-ländern und in Industrienationen ausgesetzt sind, stellen sich unisono die Frage, ob die größten entwickelten Märkte einer Rezes-

sion mit zwei Talsohlen entgegensehen oder sich bereits langsam wieder erholen. Diejenigen Unternehmen unter ihnen, die von den Erträgen ihrer Investitionen auf den Finanzmärkten abhängen, sorgen sich vor allem um die Länder der Eurozone, insbesondere im Hinblick auf die hohen Staatschulden. Stark gefürchtet werden Vorschläge, private Gläubiger zwangsweise in die Verantwortung zu nehmen, die – im Falle der Umsetzung durch die Behörden – herbe Verluste für Investoren zur Folge hätten. Im Gegensatz zur Konkurrenz können derartige Unternehmen ihre Risiken aufgrund der starken Korrelation zwischen den weltweiten Finanzmärkten kaum durch Diversifi zierung kontrollieren.

Internationalen Großkonzernen hingegen ist es bis zu einem gewissen Grad gelungen, die negativen Folgen der europäischen Rezession durch entsprechende Diversifi zierung teilweise abzufangen. Ein Risikomanager erklärte, dass sich durch „natürliche Deckungsgeschäfte” in Bezug auf die bereitgestellten Dienstleistungen und Produkte sowie die Länder, in denen diese Leistungen und Produkte angeboten werden, die Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Faktoren spürbar verbessern ließe.

Einige Unternehmen beobachten ein Abfl auen der Rezession – dieser Optimismus hängt natürlich stark damit zusammen, wo sich ihr Firmensitz befi ndet und mit welchen anderen europäischen Ländern sie hauptsächlich ihre Geschäfte abwickeln. Andere Unternehmen wiederum sind überzeugt, dass der schlimmste Abschnitt der Rezession erst noch bevorstünde.

Durch das unterschiedlich wahrgenommene Tempo des wirtschaftlichen Aufschwungs sind sich Unternehmen uneins über die Folgen für Europa insgesamt. Multinationale Großkonzerne erwarten das deutlichste Wachstum in anderen Teilen der Welt als Westeuropa und den USA. Zahlreiche

Eine ungewisse Zukun� Im Mai veröff entlichten StrategicRISK und Marsh Risk Consulting eine umfassende Analyse der wichtigsten Anliegen europäischer Unternehmen. Wirtscha� srisiken standen dort im Vordergrund

www.strategic-risk.eu

Unternehmen richten ihr strategisches Augenmerk daher nun ganz bewusst auf sich schneller entwickelnde Märkte.

Ein Risikomanager warnte vor den Gefahren der Risikostreuung über Schwellenmärkte hinweg ohne ein klares Verständnis der dort vorherrschenden Bedingungen. Jede Region zeichnet sich durch ihre ganz eigenen Risiken aus und Risikomanager müssen ihre Vorstände bei der Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützen.

Die Unsicherheit bezüglich des europäischen Aufschwungs belastet unzählige Unternehmen. Mehrere Risikomanager betonten, dass sich Entwicklungen nur schwer vorhersagen ließen, da diese Rezession off enbar nicht den bisher üblichen Mustern folge. Dies erklärt sicherlich, warum Unternehmen die wirtschaftlichen Risiken als ihre obersten Prioritäten erachten. Sie sind am schwierigsten vorherzusagen und ebenso schwierig zu bewältigen.

Während dieser Wandel im weltweiten Wirtschaftswachstum – weg von den traditionellen Märkten und hin zu den Schwellenländern – viele europäische Unternehmen vor gewisse Probleme stellt, sehen einige Risikomanager darin aber auch individuelle Chancen, besonders mit Blick auf die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen durch Unternehmen in diesen Schwellenländern. „Sie wollen der Welt zeigen, dass sie ihre Geschäfte besser im Griff haben, beispielsweise um ihre Chancen bei der Kapitalanwerbung zu verbessern – und das Risikomanagement spielt hierbei eine entscheidende Rolle“, meinte ein Risikomanager.

”Möglichkeiten für ‘natürliche

Deckungsgeschä� e‘ steigern die

Widerstandsfähigkeit gegenüber

Wirtscha� s-faktoren.”

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KommentarDas große Interview

Frage: In diesem Jahr nehmen Sie am DVS-Symposion in einer anderen Funktion teil. Hat sich damit Ihre Sicht auf die Dinge geändert? Sigulla: Ich freue mich, in München einmal mehr Zeit für Gespräche mit Marktteilnehmern zu haben als bislang.

Mit den Fragen der Risikotragung und der Aufteilung des Risikokapitals habe ich mich schon für meinen alten Arbeitgeber beschäftigen müssen - daher hat sich die Sicht nicht geändert. Große Konzerne verfügen über Versicherungs-Captives. Damit stehen ihre Risikomanager im Rahmen der internen Deckung den gleichen Fragen gegenüber wie Industrieversicherer. Frage: Was werden Sie denn aufgrund Ihrer berufl ichen Erfahrungen auf der versicherungsnehmenden Seite besser machen (können) als Ihre Kollegen, die den Tisch nur von der Versichererseite her kennen?Sigulla: Neben Fachkenntnissen kann ich ein sehr tiefes Verständnis für die Abläufe in Unternehmen einbringen: In den Abschluss einer Versicherung sind auf Unternehmensseite inzwischen sehr viele Personen involviert - manches muss mit dem Finanzvorstand, anderes im Gesamtvorstand beschlossen werden. Das ändert die Usancen - eine Aussetzung der Kündigungsfrist in den letzten Tagen bis zum Abschluss ist heute beispielsweise wegen der Abstimmungsprozesse schwieriger. Auch ist mir manches präsenter, wenn es um die Transparenz im Zuge der Risiko-Partnerschaft geht. Also bei den Fragen: Was muss der Versicherer wissen? Was kann der Risikomanager als Wissen transparent machen? Nur wenn wir im

Dr. Stefan Sigulla, seit Januar 2011 Vorstandsmitglied der HDI Gerling Industrie Versicherung AG, über Solvency ll, die Marktentwicklung und den Einfl uss der Rückversicherer. Sigulla war zuvor CEO Insurance im Siemens Konzern und DVS-Vorstandsvorsitzender

”Ich rechne mit einer Verhärtung des Marktes”

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Risikomanagement Transparenz schaff en, werden wir auch die richtigen Deckungselemente haben. Beispielsweise in der Diskussion um erprobte/nicht-erprobte Techniken könnte dies der Austausch über die verschiedenen Entwicklungs-stufen im Unternehmen sein. Frage: Zu Solvency ll hatten Sie bisher eine recht entspannte Sicht. Nun liegen die Ergebnisse der QIS5-Studie auf dem Tisch. Ist dies für Sie ein Thema?Sigulla: Als Versicherer darf ich weiterhin entspannt sein (lacht). Talanx hat ein internes Modell, das sich in der Vorantragsphase befi ndet, und ist nach dem letzten Test und Solvency l-Maßstäben gut kapitalisiert.

Für unsere Kunden liefert Solvency ll wichtige Informationen. Sie müssen wissen, wie viel Risikokapital wir für unsere Geschäfte brauchen, und dass wir systematische Risiken meiden. Immerhin hat es in der Branche zweimal Situation gegeben, in der die Regulierung von Schäden fraglich wurden - und dies trotz guter Ratings am Vorabend. Dem im Unternehmen für die Versicherungen Verantwortlichen nutzt es in einer solchen Lage nichts, dass er Deckungen preiswert eingekauft hat. Er muss beweisen, dass er die Leistungsfähigkeit eingekauft hat, mit der Leistungsversprechen auch auf lange Sicht erfüllt werden können.

Alle Seiten müssen verstehen, dass Versicherung eine Unternehmensfi nanzierung mit teilweisem oder vollständigem Risikotransfer ist. Bei anderen Formen der Finanzierung, beispielsweise Bürgschaften, ist die Zahlung einer

Fee für den CFO selbstverständlich. Frage: Wird das neue Eigenkapitalregime den Markt verändern?Sigulla: ... was die Kapazitäten von HDI-Gerling betriff t: Mit der Umstrukturierung des Talanx-Konzerns haben wir die strategischen Gewichte im Konzern adjustiert. Die Industrieversicherung ist für uns ein Wachstumsbereich. Frage: Wo geht denn der Markt der Industrieversicherung in den nächsten 12 Monaten hin?Sigulla: Ich rechne mit einer Verhärtung. Bei Naturkatastrophen-Risiken, im Flottengeschäft und bestimmtem Einzelgeschäft sehen wir bereits

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überall versichert. Im Schadenfall tauchen dann die Probleme mit der Belegenheit von Risiken auf - beispielsweise bei der Schadenregulierung oder bei der Versicherungssteuer. Frage: Was machen Sie genau bei HDI-Gerling?Sigulla: Ich verantworte die Sparte Haftpfl icht einschließlich der Financial Lines (D&O und Rechtsschutz) und zudem den Vertrieb für Konzernkunden mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz. Mit dieser Matrixstruktur kann ich also getrost sagen: Ich versichere aus dem Fachlichen heraus, was ich verstehe, und halte aus der Vertriebssituation heraus, was ich verspreche.

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KommentarDas große Interview

höhere Preise. Entscheidend wird aber die Hurrikan-Saison sein. Im Gesamtmarkt gab es 2011 schon mehr Schäden als in der typischerweise schadenanfälligeren zweiten Jahreshälfte. Darauf wird der Markt reagieren. Ziehen die Preise für NatCat-Risiken an, werden opportunistische Kapazitäten dorthin abwandern, damit verknappen sich die Kapazitäten in anderen Bereichen, was auch dort die Preise verteuert.Frage: Die Rückversicherer machen zunehmend Geschäft mit großen Industrieunternehmen. Manch ein Inhouse-Broker lobt dabei sogar deren Innovations- und Risikofreude. Werden Gesellschaften wie die Swiss Re und die Munich Re

zu einer Konkurrenz? Sigulla: Es macht Sinn, wenn Rück-versicherer Rückversicherungsschutz organisieren und Erstversicherer für Erstversicherungsschutz sorgen. Die Erstversicherung ist mehr als die Bereitstellung von Kapazitäten - es bedarf auch der Infrastruktur mit dem Risikomanagement wie etwa der Sicherheitstechnik, der Schadenabwicklung und der regionalen Präsenz.

Der Markt hat es immer wieder erlebt, wenn Risiken vor die Klammer gezogen wurden, damit eine „große Police“ alles

”Ziehen die Preise für

NatCat-Risiken an, verknappen sich

die Kapazitäten in anderen Bereichen, was dort die Preise

verteuert.“

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FeuilletonInternationale Programme

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Das Rennen um erneuerbare Energien Mit Investitionen in Höhe von ca. 211 Mrd. USD in erneuerbare Energien allein im vergangenen Jahr – einem Wachstum von 32 % gegenüber 2009 – sorgt der Sektor weltweit für Aufsehen. Dieses Jahr wird ein weiterer Zuwachs erwartet

D ie Entwicklungsländer haben im Rennen um den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich aufgeholt: China ist derzeit führend im Bereich „grüner

Investitionen“ – dort sollen im Laufe des nächsten Jahrzehnts 736 Mrd. USD in umweltfreundlichere Energiequellen investiert werden. Mit zunehmend ausgereiften Wind- und Photovoltaik-Technologien (PV) geben die Hersteller eine längere Gewährleistung und die Preise sinken beständig – was gleichzeitig auch den harten Wettkampf unter den Zulieferern widerspiegelt.

Doch trotz des phänomenalen Wachstums sieht sich die Branche erneuerbarer Energien immer noch zahlreichen Herausforderungen gegenüber, zu denen nicht zuletzt auch ein ausreichender Versicherungsschutz gehört. Insbesondere die eher traditionellen Bau- und Energieversicherer – sind nur zögerlich bereit, Hersteller und Produkte zu versichern, die noch keine ausreichende Erfolgsbilanz vorweisen können. Und während die Beitragssätze im gesamten Sektor der erneuerbaren Energien generell sinken, hat eine Reihe von Schadenfällen auf dem Hochsee-Energiemarkt dafür gesorgt, dass sich einige Versicherer wieder etwas zurückziehen.

„Aus versicherungstechnischer Sicht wächst das Verlangen, Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu versichern“, sagt

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Tim Halperin-Smith, Bereichsleiter für Erneuerbare Energien, Global Markets International, Willis Group. „Wenngleich der Versicherungsmarkt für erneuerbare Energien breit gefächert ist, wobei zumeist traditionelle Bauversicherer die Risiken versichern, gibt es bisher jedoch nur wenige auf erneuerbare Energien spezialisierte Versicherungsträger mit maßgeschneiderten Vertragstexten.“

Die Versicherungskapazitäten für den Sektor der erneuerbaren Energien – inklusive einiger spezialisierter Versicherer – wachsen jedoch beständig weiter, und für ausgereifte Technologien wie Wind- und Solaranlagen auf dem Festland ist ein erschwinglicher Versicherungsschutz weitestgehend verfügbar.

Wichtige Versicherungsklassen sind die Allgefahren-Bauversicherung, fehlerhafte Entwürfe und Geschäftsunterbrechungen, Produkthaftung, Bauleistungs-BU-Versicherung, Berufshaftpfl ichtversicherung und Haftung gegen Dritte. Die Bauversicherung bleibt die größte Klasse, in der es voraussichtlich die meisten Schadenfälle geben wird – obwohl die höchsten Auszahlungen bisher für Verluste durch Geschäftsunterbrechungen geleistet wurden.

Innovative Produkte wurden entwickelt und einige Risiken wurden an die Kapitalmärkte übertragen oder durch fi rmeneigene Versicherer selbstversichert. „Es gibt einige Versicherungs-

träger, welche die Performance-Risiken der Technologien mit erweiterter Gewährleistung übernehmen – unter anderem Munich Re und Swiss Re – und diese Produkte entweder als Versicherungs- oder Finanzsparten oder als Mischung aus beidem strukturieren“, erklärt James Green, leitender Berater für den Bereich Erneuerbare Energien bei JLT Specialty Ltd. „Doch derartige Produkte können nur die ganz großen (Rück-)Versicherer mit entsprechender Bonität anbieten, denn schließlich ist deren Kapital für bis zu 25 Jahre gefährdet.“

Die gegenwärtig größten Risikowerte fi nden sich bei Hochsee-Windparks und solarthermischen Anlagen– dort stehen einige große Projekte in der Warteschlange. Solarthermische Kraftwerke werden in vielen Wüsten rund um den Globus entwickelt, einschließlich der Desertec-Initiative, einem beeindruckenden 555-Mrd.-USD-Plan zur

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Feuilleton

Entwicklung von Solarwärmekraftwerken (CSP) in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika. CSP nutzt – im Unterschied zur PV-Technologie – die Sonnenstrahlung, um mithilfe von Dampf- oder Gasturbinen Elektrizität zu erzeugen.

Im Bereich der Hochsee-Windanlagen gelten das Vereinigte Königreich und Dänemark momentan noch als Wegbereiter (mit 44 % bzw. 30 % Marktanteil innerhalb Europas), während bereits Großprojekte unter anderem vor den Küsten von China, Hongkong und den nord- östlichen Vereinigten Staaten geplant sind. Viele der Risiken im Zusammenhang mit diesen Hochsee-Windanlagen treten während der Bauphase auf, wenn Kabel über Hunderte von Kilometern am Meeresboden verlegt werden müssen.

„Die Versicherungssparte für Hochsee-Windanlagen unterliegt diversen Einschrän-kungen – nur eine Handvoll erfahrener

Erstversicherer trauen sich an derartige Projekte heran“, so Halperin-Smith. „Die Branche hat bereits immense Schadenfälle hinter sich, weswegen sich einige Versicherer wieder zurückgezogen haben. Die noch verbliebenen Versicherungsträger haben diesen Sektor ent- scheidend geprägt und spielen eine wichtige Rolle für die Finanzierbarkeit derartiger Projekte.“

„Es ist bereits umfassend dokumentiert, dass Schadenfälle bei Hochsee-Windanlagen am häufi gsten im Zusammenhang mit den Kabeln auftreten, und dennoch passieren derartige Zwischenfälle immer noch in fast jedem Projekt“, erläutert er weiter. „Es gibt aber beruhigende Anzeichen dafür, dass dieses Problem endlich in Angriff genommen wird. Beispielsweise wurden beim Ormonde-Projekt [im Nordwesten Englands] kürzlich in einem ununterbrochenen Vorgang 42 km des Exportkabels erfolgreich ohne

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Fallstudie

WINDS OF CHANGEUnter den erneuerbaren Energien stellen Hochsee-Windanlagen einen Sektor dar, der sich besonders schnell entwickelt, wobei das Vereinigte Königreich hier weltweit führend ist. Die britische Regierung plant, 25 GW an neuen Energieerzeugungskapazitäten durch Hochsee-Windanlagen im Rahmen der dritten Runde des Crown-Estates-Programms zu schaff en (im Vergleich zu den durch Projekte aus der ersten und zweiten Runde erzeugten 8 GW).

Neun Hochseeprojekte sind derzeit im Vereinigten Königreich in Betrieb, mit einer Gesamtkapazität von 688 MW aus 228 Turbinen. Weitere 1156 MW befi nden sich im Bau. „Vor fünf bis sechs Jahren gab es nur 100-MW-Projekte und jetzt sind wir schon bei über 1 GW“, betont James Green von JLT. „Wir schauen uns ein Angebot für die dritte Runde an und dort sind die 12 GW schon in Reichweite – das letzte umfasste Investitionen in Höhe von 22 Mrd. Pfund.“

Das wahrscheinlich bekannteste Projekt ist das London Array, ein Windpark 20 km vor der Küste an der Mündung der Themse. Phase 1 dieses Gemeinscha� sprojekts zwischen den auf erneuerbare Energien spezia- lisierten Versorgern E.ON, Dong Energy und Masdar soll 2012 abgeschlossen werden.

Sobald sie voll einsatzbereit sind, werden die 341 Turbinen auf einer Fläche von 230 km2 bis zu 1000 MW (1 GW) an Elektrizität erzeugen. Die Kabel, die mit Unterstationen von Future Energy und Siemens Energy auf See und zu Land verbunden sind, sollen über vierzig Jahre lang arbeiten und sind in einer Tiefe von 0,5 bis 3 m verlegt.

Soweit bekannt ist, hat der kommerzielle Versicherungssektor mindestens 50 Prozent der Ha� ungs-summe für die 2,2 Milliarden Euro teuren Windanlagen übernommen, wobei ein Versicherer den kompletten Bauversicherungschutz in Höhe von 2 Milliarden Pfund bietet. Um diesem Bedarf besser gerecht zu werden, reagierten Versicherer zudem mit maßgeschneiderten Vertragstexten für Allgefahren-Bauversicherungen.

Internationale Programme

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FeuilletonInternationale Programme

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Turbinen oder anderen Komponenten bietet, falls ein Serienschaden aufgrund ein und desselben Entwurfsfehlers auftreten sollte.

Versicherungsträger lehnen die Übernahme von Forschungs- und Entwicklungskosten in diesem Sektor vehement ab und bestehen darauf, dass die Hersteller stabile Gewährleistungen bieten müssen. Doch ohne eine entsprechend breite Deckung würden viele Projekte die erforderliche Finanzierung nicht erhalten. „Geldgeber und Versicherer wären gleichermaßen verunsichert, würde das zu fi nanzierende bzw. zu versichernde Projekt unbekannte oder noch nicht bewährte Technologien einsetzen“, sagt Green.

Er unterstreicht die Wichtigkeit der Entwick-lung arbeitsfähiger Risikomanagement- und Versicherungslösungen. Kabelschadenfälle müssen vorrangig verringert werden und lassen sich durch bewährte Vorgehensweisen kontrollieren. Viele Versicherer empfehlen inzwischen, dass Gewähr-leistungsgutachter während der gesamten Kabel- legung auf See dabeibleiben sollten, anstatt nach dem ersten erfolgreichen Abschnitt weiterzureisen, wie dies aktuell der Fall ist.

Außerdem sollte sich die Branche der erneu- erbaren Energien einer stärkeren Zusammenarbeit nicht verschließen, um die Gefahren besser zu verstehen; Ideen für den Sektor der Hochsee-Windanlagen wurden kürzlich auf der Konferenz vorgestellt. „Weil Versorgungsbetriebe miteinander im Wettbewerb stehen, waren sie bisher oft nicht so aufgeschlossen, wie sie es eigentlich sein sollten“, meint Green. „Doch da diese Risiken über die ganze Branche hinweg vorherrschen, vor allem die Probleme mit den Kabeln, sind wir der Meinung, dass sie sich z. B. die Ersatzteile teilen sollten – damit ließen sich Verluste durch Geschäftsunterbrechungen vermeiden.“

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WissenstestAntworten

1 BMW eröff nete bereits vor fast 90 Jahren seine ersten Fabriken. Doch welche Produkte kamen damals vom Fließband? Antwort: Als erstes wurden Flugzeugmotoren produziert, gefolgt von Motorrädern und schließlich Automobilen. 2 In welchem Jahr wurde die Munich Re

gegründet? Antwort: Die Munich Re wurde als Münchener Rückversicherungs-Gesellscha� im April 1880 mit nur vier Mitarbeitern gegründet. 3 In den 25 führenden Unternehmen

weltweit sind laut Forbes zwei deutsche Konzerne vertreten. Welche beiden sind dies? Antwort: Allianz und Volkswagen. Allianz rangiert in der aktuellen Liste auf Platz 20 (drei Plätze verbessert im Vergleich zum Vorjahr), während Volkswagen sich auf Platz 24 fi ndet. 4 2007 wurde bei „Wer wird Millionär“ die

Risikovariante eingeführt. Wie funktioniert diese?Antwort: Der Kandidat bekommt einen zusätzlichen Joker: er darf ein Mitglied des Publikums befragen. Dafür entfällt allerdings die Sicherheitsstufe bei der 10. Frage (bei der man sonst den bisher erspielten Betrag sicher gewonnen hatte).5 Von wem stammt dieses Zitat:

„Das ist die Hingebung des Grössten, dass es Wagniss ist und Gefahr und um den Tod ein Würfelspielen“?Antwort: Friedrich Nietzsche. Nietzsche erlitt 1889 einen Nervenzusammenbruch und starb im Jahr darauf im Alter von 55 Jahren.6 Das erste Oktoberfest fand 1810 statt.

Was war der Anlass für die Festivitäten?Antwort: Es handelte sich um Feiern des Gemeinwesens anlässlich der königlichen Hochzeit von Prinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburg-hausen. Das Fest selbst ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur Bayerns und hat seither unzählige ähnliche Feierlichkeiten rund um den Globus inspiriert.7 Welcher deutschen Bank wurde vorge-

worfen, ihre Vorstandsmitglieder von 2001 bis mindestens 2007 ausspioniert zu haben?Antwort: Deutsche Bank. Die Bank gab Spionageaktionen zu, behauptete jedoch, dass es sich dabei um „vereinzelte“ Geschehnisse gehandelt habe.8 BMW ist eines der weltweit angesehen-

sten Unternehmen Münchens. Aber wo stellt das Unternehmen seinen beliebten Mini her?Antwort: Oxford9 Von wem stammt dieses Zitat:

„Kühne Ideen sind wie Schachfi guren im Angriff . Sie mögen vielleicht geschlagen werden, doch führen sie auch o� zum Sieg“?Antwort: Johann von Goethe. Von vielen wird er als einer der größten deutschen Dichter aller Zeiten erachtet. Neben vielen anderen Werken schrieb er auch „Die Leiden des jungen Werther“.10 Welche ist Deutschlands drittgrößte Versicherungsgruppe?Antwort: HDI Gerling, mit einem Jahresgewinn (nach Steuern) von 37 Mio. Euro für 2009.

Risikomanagement-Quiz

Anschlussstücke verlegt und vergraben – sicherlich ein erstmaliges Unterfangen im Vereinigten Königreich.“

Schäden an den Kabeln treten jedoch weiter- hin auf, und die begrenzte Zahl an Kabellegern und erfahrenen Unternehmen in diesem Bereich bedeutet mögliche Kosten in Millionenhöhe. „Versicherer prüfen die Erfahrung der kabel-verlegenden Dienstleister aus vorherigen Pro- jekten sehr genau, wenn sie die Risiken neuer Windanlagen erwägen und einen größeren abrechenbaren Eigenbehalt für Kabelschadenfälle erwarten“, so Halperin-Smith.

Andere Ansprüche ergeben sich möglicherweise aus fehlerhaften Entwürfen. Im vergangenen Jahr erwies sich der Vergussmörtel von Turbinentürmen und ihren Hochsee-Platt-formen als fehlerhaft, wodurch einige Turbinen ins Rutschen kamen. Während es umstritten ist, ob es sich hierbei tatsächlich um einen Versiche-rungsverlust handelt, da ja kein eigentlicher Schaden entstanden ist, bleibt die Versicherung gegen ernsthaftes Technologieversagen ein in der Branche heiß diskutiertes Thema. „Sollte es einen sehr großen Serienschaden geben – ein Problem mit der Technologie – oder einen sturmbedingten europaweiten Verlust, würden sich einige dieser Versicherer zurückziehen.“

Green von JLT meint, das Zögern einiger Versicherungsträger im Zusammenhang mit dem breiten Versicherungsschutz gegen Serienschäden werde immer wieder durch Entwickler und Unternehmensführer im Bereich der erneuerba-ren Energien angeführt. „Dies ist eine der größten Sorgen unserer Kunden; sie hoff en auf weniger Einschränkungen durch die Versicherer.“

„Die Gefährdung für Projekte mit erneuer-baren Energien ähnelt der Situation bei den meisten Elektrizitäts- und Infrastrukturprojekten; der Schlüssel liegt hierbei in der Verwendung bewährter Technologien“, erläutert er. „Typischerweise wollen Versicherungsträger Technologien sehen, die bereits Tausende Betriebsstunden auf dem Buckel haben und natürlich über die entsprechenden Zertifi kate führender Brancheninstitutionen verfügen.“

Prototypische Technologien in den frühesten Entwicklungsphasen wecken für gewöhnlich kein Interesse, und Versicherer neuer Projekte im Umfeld erneuerbarer Energien fügen zumeist eine Klausel gegen Serienschäden ein. Eine derartige Klausel legt fest, dass der Versicherer eine Deckung nur für eine begrenzte Zahl an

“ Die größten Risikowerte fi nden

sich bei Hochsee-Windparks und

solarthermischen Anlagen.”

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