the global player #2 2010 sondernummer deportation

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  • 8/9/2019 The Global Player #2 2010 Sondernummer Deportation

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  • 8/9/2019 The Global Player #2 2010 Sondernummer Deportation

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    NR . 2 T I I I . ( ; t . B . \ L I ' L \ H . ( { unlelU

    portation: Die Hi torizitt der demo-ekratischen Entwic lung ist, wo auchimmer, ein uferIo er Prozess. Die vonden Studenten auf efuhrte Audimax-besetzung vom 22.10.2009 bi 21.12.2009 widerspiegelte nur den Anfang vom Bruch zwischen derZivilgesellschaft und den In titutionen. Ursprnglich ging es um die Fraktur, um fr die akademischenund gesellschaftlichen Fragen L ungen zu finden.Mit der Zeit ist das Vertrauen in die Institutioneninsgesamt geschwunden. Die jungen Leute suchenneue Wege die Demokratie und Rechtsstaatlichkeitzu erleben. Die Deportation der Fuballspieler desFC Sans Papiers, v.a. aber die Art und \1 eise wieCletus U. (der Trainer mit Spitznamen Capo/Pferdim Stall) und Vincent E., wie Schwerverbrecher, festgenommen und abgefhrt wurden, entsetzte vieleMenschen. Diese Ausgabe ist von der SchizophrenieLiebe und Rassismus, den Ambivalenzen im Schatten der Fuball Weltmeisterschaft 2010 in Sdafrika,mit dem Spruch Ke Nako - Afrika jetzt! und den Deportationen in sterreich geprgt. Die Deportationdokumentiert eine besondere Form der Ambivalenzzwischen Demokratie und Polizeistaat...

    Neben diesen Schwerpunkten finden Sie weiterealarmierende Ausfhrungen zum "Bettelverbot" vonKlaus-Werner Lobo sowie die jngsten Reflexionenzum brisanten, weltpolitischen Thema der PGS(Prompt Global Strike) von Fidel Castro.

    Pour que le monde avance!

    Di-TutuChefredakteur

    BUCHEN SIE VIDE O-JOURNALISTEN FRPRESSEKONFERENZE NUNOEVENTS UNTER

    WWW .VIOEOPRESSE.AT

    8KTOPOLYLOG TV1I

    ORANGE94.0

    RADIO ICAP ,SAMSTAG 16 :30BIS17 :30 AUFRADIO ORANGE

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - : - = O ~ E ' 111'1. lOt! ISE2/ 2010 T H E G ~ B A L P I A Y E R H\IS IS M'I 8Ioct33

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    8 LEITARTIKELDi-Tutu Bukasa

    13 DER KLANG DER VUVUZELAEsperance-Fram;ois Bulayumi

    16 UNFAIRES SPIEL MIT IMMIGRANTENVedran Saric18 ASYL IM SPANNUNGSFELDRainer Klien22 VERWAHRLOSTES AUFTRETENKlaus Werner-Lobo24 WAHNSINN "uNSERER ZEITEPOCHEREFLEXIONENFidel Cast ro54 BUCHTIPPSWege aus der Armut

    Kritik des Kapitalismus

    FUSSBALL WM 201 028 SANS PAPIERSSENIOREN-PFLEGERINNEN

    Kerstin Kellermann

    30 AFRIKAS GESCHICHTE BEI DERFUSSBALL WMNikolaus Bhmig34 OIE HEIM-WM IN SDAFRIKA 2010Nikolaus Bhmig36 MEIN AFRIKADi-Tutu Bukasa

    4

    h & En:J/;Sc.h])etdSc.

    INTERNATIONAL FOKUS38 FOOTBALL FOR DEVELOPMENTKe Nako Interviews

    62 TOTAL REJECTION -KOMPLmE ABWEISUNGRuud van Weerdenburg

    44 DESERTEC - ..DER [SONNENjSCHEIN TRUGT!HubcrtThurnhofcr

    48 FREIE SOFTWARE FRDERT OIEZUSAMMENARBEITFriedrich KoflerGESElLSCHAFT42 LEBENSMINISTERIUM FRDERTINTELLIGENTE MOBILITT

    mit Niki Berlakovich

    50 350 YEARS VITICULTUREIN SOUTH AFRICAWernerZips

    52 BEFORE YOU OIVIOE NIGERIA:CyrilOzoekwe

    55 LICHTERMadgeGiII Bukasa

    60 ALLES SCHWEIGENNorbert PrettCnthaier

    61 TODESANZEIGENGuru, Lena Horne

    THE G ~ B A L PLAYER

    66 FOKUS:\ladge Gill Bukasa

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    AM 29 . APRIL 2010 WURDEN 14 SPIELER UNSERES FUSSBALL-CLUBS, DEM FC SANS PAPIERS - DIE BUNTEN,WHREND DES TRAININGS AUF DER MARSWIESE VON EINEM POLIZEIAUFGEBOT VON 150-300 MANN (UNTERSCHIEDLICHE ANGABEN) FESTGENOMMEN. AUF DIE FESTNAHME FOLGTEN TAGELANGE DEMONSTRATIONENUND AKTIONEN SEITENS DER SOLIDARISCHEN, LINKEN ZIVILBEVLKERUNG. DER VORFALL, DER TAGELANGIN DEN MEDIEN WAR, ENDETE MIT DER ABSCHIEBUNG DES TEAM-COACHES CLETUS BONIFACE UGONNA.UND EINES SPIELERS, NAMENS VINCENT EZE. LESEN SIE DAZU EINIGE POSTS VON STANDARD.ONLlNE .. Ist halt auch die Frage, obs recht gscheit ist,oder doch eher eine Verhhnung und Provokation des Rechtsstaates einen Verein "Sans Papiers" zu nennen. hast es eh gemuetlich?Ist halt auch die Frage, ob es recht gescheit ist, gemuetlich zu posten auf Kosten derer, die aus dem Rechts taatssystem raus fallen, wegez.B. Flucht ohne Papiere, und sich darauf auszuruhen, dass der Rechtsstaat halt immer Recht hat. Lieber 100.000 AsylwerberInnen "versorgen", als nur eine einzige Bank! "illegale Einreise" und "illegaler Aufenthalt" sind ......nur Verwaltungsbertretungen, keine traftaten!!!!! "Die Frage is t irrelevant. Egal wie Gesetze zustande kommen, sie sind zu befolgen. " wrst ein super Mitlufer gewesen im Dritten Reich. bravo, du Untertan! demokratisch Die Mglichkeiten der Selbstbestimmung sind aber heute grer, als vor 100 jahren. Das wurde alles erkmpft und wird - so schnelknnens gar net schaun - wieder abgeschafft, wenn sich niemand wehrt und/oder niemand fr noch mehr Selbstbestimmung unFreiheit einsetzt! erlassene Gesetze gelten fr alle und knnen nicht durch "Straen-Demos" willkrlich aufgehoben werden. Der Rechtsstaat ist daFundament unseres Zusammenlebens. erlassene Gesetze unterstehen permanenter demokratischer Kontrolle und knnen auch wieder gendert werdenDemonstrationen sind ein demokratisch legitimes Mittel seine Forderungen zu formulieren. Was also ist ihr genaues Problem mit"Straen-Demos"? Hauptsache Madame Arigona hat sichs lngerfristig gerichtet Inwiefern hat sie es sich ..lngerfristig gerichtet"? Alle Antrge wurden rechtskrftig abgewiesen. Lediglich die Ent-scheidung des VfGH steht noch aus, auch von dieser wrde ich mir an ihrer Stelle aber nicht zu viel erwarten .. Es ist sehr tragisch, wenn eine Abschiebung nach 8 Jahren passiert.Andererseits konnte der Betroffene scheinbar immer noch kein Wort deutsch, zumindest kann man das aufgrund des YouTube-Videmvermuten .. er wird dort auf Englisch befragt und antwortet auf Englisch. Er redet doch nur Englisch, damit ihn die Polizisten nicht verstehen. Welche jetzt feixend rumsitzen und meinen: "den Schwarzen und ihren Freunden, denen haben wir es jetzt gegeben, gut so, weg mit denen" - denen sei nur gesagt:"Als die Nazis die Kommunis ten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter.Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Jude.Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte:' Email Gustav Friedrich Martin Niemller (evang. Theologe und KZ-berlebender)IMPRESSUM

    MEDIEN NHABER, VERLEGER, HERAUSGEBER: Verein ,Die Bunten' REDAKTION: The Global Player - Medium fr Wrde, Gerechtigkeit und Demokratie. Offenlegungsgesetz: THE GLOBAL PLAYER steht fr Bio- und gesellschaftliche Diversitt und sozialen Frieden, und ist materielle Sttze fr Menschen,die prekarisiert leben. ADRESSE: Rotenlwengasse 12/1, A-1 09 0 Wien TELEFON: +43/1/961 10 29 EMAIL: [email protected]@videopresse.atHOMEPAGE: http://www.videopresse.atl und http://www.globalplayer.co.at GESCHFTSFHRER ,THE GLOBAL PLAYER' UND OBMANN DES VEREINS ,DIE BUNTEN': Dr. Di -Tutu Bukasa STELLVERTRETUNG: Sintayehu Tsehay und Madge Gill Bukasa EXECUTIVE DIRECTOR: Madge Gill Bukasa CHEFREDAKTEUR: Di-Tutu Bukasa AUTOR(lNNEN) DER AUSGABE: Di-Tutu Bukasa, Hubert Thurnhofer, Klaus Werner-Lobo, Ruud van Weerdenburg, Vedran Saric, Madge Gill Bukasa, Friedrich Kfler,Nikolaus Bhmig, Norberth Prettenthaler, E s p e r a n c e - F r a n ~ o i s Bulayumi, Fidel Castros Reflexionen, Ra iner Klien, Kerstin Kellermann, Werner, Zips, Cyril Ozoekwe, ,Peoplefrom Traiskirchen' Fotos: GP (Ejele Omomhenle), Simon Inou, Wikimedia, f lickr/Mar tin Juen, Daniel Weber, Alexander ,Squid' Williams Lektorat: Ernst Grabovszki, NikolausBhmig Grafik/Illustration/Bilder: Ernst Zdrahal, Layout: Embryo. DER GLOBAL PLAYER IST ERHLTUCH IN DER REDAKTION, ROTENLWENGASSE 10, 1090 WIEN,UND IM MAX FRISCH FREUNDESKREIS GLACIS 25 - 8010 GRAZ UND BEI ALLEN KOLPORTEUREN IN GANZ STERREICH. HERSTELLUNG: Druck Styria AUFLAGE: 40.000 Stck. Der Verein ist Mitglied der ,Verein igung Alternativer Zeitungen und Zeitschriften' (http://vaz.mediaweb.at) BANKVERBINDUNG: PSK 60000 KontoNr.00510019512 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder! Titel und Vorspann fallen in die Verantwortung der Redaktion,Fotos, Illustrationen, Bilder, Cartoons in die Freiheit der Kunst und alles in die Medien- und Meinungsfreiheit.6 THE G ~ B A L PLAYER 2/ 2011

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    ME TOD! T H E G L ' ' ' ' B A L I ' [ ~ - \ Y E R LESERliNNENBRIEF

    OST RESPECTFUllY WE WOUlD lIKE TO SHARE DUR PROBlE S

    WITH YOU PEOPlEITHIS LEDER WAS WRIDEN BY SEVERAL PERSONS LlVING IN THE CAMP IN TRAISKIRCHEN. IT WASGIVEN TO ANTI RACIST RADICALS WHO MEET BIWEEKLY IN VIENNA AND ARE IN REGULAR CONTACTWITH SOME OF THEM. THE TEXT WAS EXCHANGED AFTER A DISCUSSION ON THE CONDITIONS OURFRIENDS FIND THEMSELVES IN . THE POLICE OFFICERS ARE BETWEEN 20 AND 25 YEARS AND THEYARE VERY HOT BLOODED - THEY 00 NOT BEHAVE GOOD TOWARDS US."

    MOST OF THE PEOPLE, WHO ARE ASYLUM SEEKERSin Austria and living in the Traiskirchen camp have left their fingerprints in Greece and Hungary,So first ofall Greece; you all know the situation in Greece - there is alot of Mafia inGreece and life is not save, Like in oUf own country, inAfghanistan. In Greece we get a paper and are left on oUf ownselves- you can do whatever you want to do. We were sleeping in the parkswithout any shelter and eating the same food that they give to drugusers, We were in the park when a group of people came and startedattacking us with hockey sticks and knives. They bUfned OUf mosquein Greece; they hate refugees. There are a lot of refugees without documents there.Theguys in the camp in Traiskirchen are ready to kill themselves, butnot to go back to Greece or Hungary!And the Austrian law is too difficult nowadays, you must concentrateon this: they are going against their own law! There is a law that says,if somebody has been living in the camp for six months, they are notallowed to deport you, they must give you a "white card". But here isone guy in front of us, who was in the camp for 8 months, then he wastransferred to the closed camp, which is awaitingcamp, and from there he will be deported to Greece. Most of us have been here now for4 or 5 months, but at least for 3 months. But again, keeping us waitinghere, means that they are wasting our time and will finally deport us!Why?You people must come to the camp and see the situation. Here, weare like prisoners, we are not supposed to go out of Baden. It is toodifficult, we all will get crazy here!

    And Hungary is a poor country, they cannot even feed themselves,how can they feed refugees? The camps in Hungary are too dirty; wehad no insUfance papers in Hungary, most of us had different diseaseslike the HBS mind problem and others.There is one family, a husband, his wife and two children. They haveallieft their finger prints in Hungary and have appealed against theirdeportation to Afghanistan. Their lifes are in danger in Afghanistan,but again they are ready to go back to Afghanistan, but they are notready to go back to Hungary! The camps in Hungary are too dirty, fullof diseases and there are a lot of thieves - my own 1000 Euros wererobbed in Hungary and I could not do anything.In Greece the police is so much nonsense! They beat the people a lot.They beat the refugees, they have no sympathy for them, In Greece wealways had demonstrations and in Hungary too. The policemen arebetween 20 and 25 years and they are very hot blooded - they do notbehave good towards usoI have my cousin here in Austria. I do not want to go anywhere; andmy cousin is closer to me than my sister. But again they want to deportme to Greece or Hungary.At last we would like to say: No border, no nation! Stop deportation!You people must help us - we are waiting for you to do something!You must take oUf voices to the public - the media and newspapers.We are very thankfuI ifyou could do this.YOUfS sincerelyAll the people of the Traiskirchen campSince June 2009 after the manifestation in memorialof he day ofdeathofMarcus Omofoma a group ofpeople are meeting in order to continu-ally work on possible ways of resisting racist politics. The meetings arestill going on every second Wednesday in the Amerling Haus, which iscurrently acingsevere inancial problems, because ofa lack offonds (see:"Amerling Haus bleibt!" on ..http://www.amerlinghaus.at). Ijyou are in-terested in joining the meetings contact"mailto:[email protected]"to get infos on the date.

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    VonDi-TutuBukasa

    HEIMAT UND DEPORTATION 7APOLOGIEMIT DEM PROJEKT .SANS PAPIERS" HABE ICH IM HERZEN DER AFRIKANISCHEN JUGENDLICHEN UNER-MDLICH DIE HOFFNUNG KULTIVIERT, DASS ES SICH LOHNT, AN DIE WERTE DIESES LANDES ZU GLAUBEN.PARALLEL DAZU HABE ICH DIE ROMA UND SINTI, DIE LETZTEN NOMADEN EUROPAS , IN DIESES PROJEKTEINGESCHLOSSEN, DIE VON BETILERGESETZ UND DEPORTATION EBENFALLS STARK BETROFFEN SIND, UNDEINE ART ALLIANZ DER HOFFNUNG GEBILDET. ICH BIN AUF DICH ANGEWIESEN .. .

    I h klage an und schliee michnicht aus. Warum musste es soCweit kommen, dass eine solcheadministrative Gewalt gegenwehrlose Jugendliche stattfindet, dass junge Leute im Glauben an die Werte diesesLandes whrend einem Fuballspiel - einAusdruck von Frieden, Freiheit und Geselligkeit - aus ihrem Traum herausgerissenwerden. Was bleibt nach acht Jahren sterreich - eine Brieftasche und eine Jeansjacke. Wo leben wir?Heimat ist ein komplexer Begriff, der kontextgebunden mit vielen Subfaktoren derIdentitt verbunden ist. Geburtsort und8

    Was bleibt nach acht Jahrensterreich - eine Brieftascheund eine Jeansjacke.

    das Aufgewachsensein, das Land oder einLandesteil knnen das Heimatverstndnis bilden. Heimat kann auch ein gefhlsbetonter Ausdruck einer lngeren Verbundenheit gegenber einer bestimmtenGegend sein: Ich kann mich zum Beispielin Wien zuhause fhlen, obwohl ich hiernicht geboren bin. Dieser Heimatanspruchkann nur vom Betroffenen selbst kommen. Zwischen jenen, die (nationalstaatlieh) "im Boot sitzen" und jenen, die dazukommen, entsteht eine Diskrepanz rundum den Legitimittskontext, wer, was zusagen hat. In Anbetracht der subversivenZwnge und Imperative des Weltmarktes

    THE G ~ B A L PLAYER

    und angesichts der weltweiten Verdichtung von Kommunikation und Verkehist die uere Souvernitt der Staate!wie immer sie begrndet werden malheute ohnehin zum Anachronismu s gtworden. Es geht um den Rahmen, in deIdas Verfahrensprinzip der realen Wertgilt. Das muss nicht nur im nationalstaalichen, sondern kann auch im universaleKontext sein. Keiner der beiden Fl.entspricht einem "kontextungebundemVerfahrensprinzip".A uf jeden Fall hat die wirtschaftliclund Finanzkrise Griechenlan(

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    ME TOD ! 1111. (,J. \1 1'1-\) 1 K MEIIIE UBERZEUIiIiIi

    HI HARRISHOW ARE U DOING ,HOPE ALL IS FINE WITHU, I AM NOW IN NIGERIA, WHICH I KNOW U ALREADY HEARD OR KNEWALL WHAT HAPPENED, IAM NOW SOMEWHEREIN LAGOS, FACING A LOTOF CHALLENGES, HARDTIMES AND FACING LlFEWITHOUT ANYTHING HEREWITH ME, NOT EVEN APAIR OF CLOTH.

    I HAVE BEEN WAITINGTO AT LEAST HEAR FROMU OR BUKASA, BUT NONEOF U HAVE MADE ANYEFFORT TO CONTACT MEIN ANY WAY, I NEVER BELlEVED THAT IT WOULD BETHIS WAY. HOPEFULLY WEWILL ALL MEET US ONEDAY, I GAVE THE TEAMALL I COULD, MADE ENEMIES, BECAUSE OF SANSPAPIERS, BUT WHEN IKIND OF NEEDED U ALL,, THERE WAS NO ONE TOTALK TO, ,THANKS A LOT,AND WISH U ALL THE BEST

    CLETUS.. Zweite Tag von Cletus in Lagos. Geschrieben an einVorstandsmitglied des Fe Sans Papiers.

    deutlich bewiesen, dass die historischeGestalt des Nationalstaates zum Untergang verurteilt ist , aber auch der Verfasstheitskontext des Staatsvolks mitseinem "Homogenittsanspruch". Dasseine demokratisch legitimierte Staatsgewalt von einem Volk ausgehen muss,das in der politischen Willensbildungseine als vorpolitisch und auerrechtlichangesetzte "nationale" Identitt hinreichend artikuliert, ist heute fraglich. Dieironische Kehrseite des Siegeszugs desNationalstaates ist mit dem griechischenStaatsbankrott evident geworden. Vonder Finanzkrise Griechenlands sind die2/ 2010

    Interessen aller Mitgliedslnder betroffen,denn die politische Grundlage der Europischen Union ist in Gefahr. Heutzutagewei jedes einzelne Land Europas, dasses zu klein ist, um angesichts der weltpolitischen Machtverhltnisse mit neuenSchwellenlndern Schritt halten zu knnen. Aus dem Gesich tspunkt des Gesellschaftsvertrags war der Nationalstaat zuseiner Zeit eine berzeugende Antwortauf die historische Herausforderung, einfunktionales quivalent fr die in Auflsung begriffenen frhmodernen Formender sozialen Integration zu finden. Stattdiesem geltenden Gesellschaftsvertrag,

    THE G ~ B A L PLAYER

    Demonstrationengegen die Ab-schiebung derzwei Fe SansPapiers Spielerin Wien, 1. Mai2010

    der die Standarddemokratie des "Volkes"bzw. der "Homogenen" prgt und verfassungsmig in dem Begriff Staatsvolkverankert ist, meldet sich nun durch dieKrise und andere Faktoren auf EU-Ebeneein kosmopolitischer Gesellschaftsvertrag mit Akzent au f einer berzeugungsdemokratie. Dies ist die unumgnglicheZukunft. Demzufolge ist die demokra tische Standardverfasstheit der "Homogenen", was Heimat ist, so obsolet wie dieTragfhigkeit der absoluten Souvernittder einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. Eineamalgame fderative Struktu r der Integration knnte Europa von Phnomenen

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    BiHe lieber Staat, jedesKind, nicht nur deineigenes, gehrt geschtzt.Gewalt gegen Jugendlichesollte von dir nicht heim-tckisch organisiert undgefeiert werden, wie es diezurckgebliebene Jackeund Brieftasche schildern ..

    wie der Barbarei der Deportation ausgehend von nationalstaatlichen Identittsverstndnisa a Strache & Co. einigermaen befreien.

    ***Deportation ist das Relikt und dieGesetzlichkeit einer Tradition desrmischen Rechts, welches als Plagiat imDritten Reich umgesetzt wurde: Wh-rend im rmischen Recht die Deporta-tion mit der Konsequenz des Verlustesder Brgerschaft verbunden war undder Mensch (Kriminelle) an einen weniggeschtzten Ort, zumeist auf eine Inselinnerhalb des Reichs verbannt wurde,war die Deportation im Dritten Reich mitdem Genozid gekoppelt, d.h. Verbannungim eigenen Reich plus Endlsung. DerUnterschied zwischen dem Plagiat im10

    Dritten Reich und dem in unserer Zeitbeginnt zunchst mit der Subtilitt desBegriffs: Im deutschen Raum ist Deportation mit einer tief sitzenden kollektivenErfahrung gekoppelt, die mit Schuldgefhlen beladen ist und zugleich als politisch sehr resistenter Virus weitergefhrtwird: Grundstzlich knnen nur Staatsbrger/innen deportiert werden, z.B. wieim Nationalsozialismus die Juden, Romaund Sinti, die in Konzentrationslager gebracht und vergast wurden. Das ist heute"kontraproduktiv". Nichtbrger werdennicht deportiert, sie werden abgeschoben.Um ein ruhiges Gewissen zu haben undin Anspielung auf Heimat werden kriminalisierte und illegalisierte Menschenvom Staat abgeschoben, ohne Rcksichtau f das subjektive Heimatverstndnisdes/der Betroffenen und ohne Beachtungdes europischen Wertekanons der Menschenrechte. Konsequenterweise gibtes seit der Zweiten Republik in den sterreichischen Gesetzbchern das Wort"Deportation" nicht, stattdessen heitdas Ding "Abschiebung". Aber faktischwerden Menschen nach Kriminalisierungund Illegalisierung zwangsweise in eineunsichere Umgebung versetzt mit demVerbot auf Rckkehr. Was machen diesterreichischen Behrden? Sie exekutieren einen Doppelbeschluss im Zusammenhang mit Heimat und Deportation: a)jemanden auerhalb der eigenen Heimatsterreich zu deportieren und b) dies mit

    THE G ~ B A L PLAYER

    dem Verbot auf Rckkehr zu verhngen.Das klingt nach des Kaisers neuem Klei- Pfui!***Gesichter der Deportation (siehe Cover): Das Ganze scheint gewissermaen ein Stellvertreterkonflikt zwischensubjektiver und kollektiver Spannung zusein. Im Namen der Republik klingt eslogisch, dass Gesetze vollzogen und auchdurchgesetzt werden mssen. Die Fragist, was die beiden Jungen Cletus undVincent verbrochen haben, dass sie wieSchwerverbrecher behandelt werden? Je-der, der das wei, muss auch beantwortenknnen, was diese Jeansjacke und Brieftasche als berbleibsel nach acht Jahrensterreich dokumentieren - sonst sollteman fr immer schweigen. Der Staat istnach F. Nietzsche das klteste aller kal-ten Ungeheuer. Kalt lgt es auch; undiese Lge kriecht aus seinem Munde:

    "Ich, der Staat, bin das Volk". Bitte liebeStaat, jedes Kind, nicht nur dein eigenesgehrt geschtzt. Gewalt gegen Jugendliche sollte von dir nicht heimtckisch organisiert und gefeiert werden, wie es diezurckgebliebene Jacke und Brieftascheschildern ..***

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    ME TOD! TIlE GL '' '8.\L I'L\YER MEINE UBERlEU&UI&

    U rsache und Konsequenzen der Deportation: Der Hang zu einer endogenen Suberung mittels Privatisierungder Gewalt mag geil sein.wie es uns die Ta-gesmedien kommunikativ zeigen. Es mussberall nach Gewalt riechen. sonst ist eslangweilig. Von den Entscheidungstrgerlinnen hin zu den Exekutoren soll. um diesterreichische "Familie" vor kriminellenAuslndern zu schtzen. Gewalt auch inUniform verwendet werden. Das ist ebenfalls ein politisch fauler Konstruktivismus.Dies kristallisiert eine Klasse ..perverser"Intellektueller und Entscheidungstrgerlinnen heraus. die Gewalt als Triumphin ihrem politischen Auftrag sehen. Siegenerieren somit einen kollektiven Missbrauch der Macht. Aber der Schutz vonidentittsbildenden Lebensformen undTraditionen. um den es vielen geht. soll jaletztlich der Anerkennung aller Mitglieder(Kinder) dienen. die zu einer bestimmtenZeit in einem bestimmten Raum leben.Dieser Schutz hat keineswegs den Sinneines administrativen ..Artenschutzes".Unreifen. neurotischen Politikern. die keine Empathie fr die Kinder Anderer empfinden knnen und denenes an Mitgefhlfr die Bedrfnisse Jugendlicher nachErfahrung und Erprobung von Chancenfehlt . um ihre Wege zu gehen. verschafftdie Zwangsdeportation von Jugendlichenoffensichtlich eine sedativen Befriedigung.die als politischer Erfolg verkauft wird. Dasist vielleicht eine heimliche Erotisierung2/ 2010

    des Gewaltklimas durch Uniform. Beieinem Treffen mit osteuropischen Kollegen am 13 . Mai diesen Jahres in Pressburgauf der Suche nach Verbndeten gegendie EU-Versuche. die Asylbestimmungenzu lockern. hat Frau Fekter dem Asylrnissbrauch den Kampf angesagt: Hintertrenfr einen solchen Asylrnissbrauch mssenunbedingt geschlossen werden. damitbei der Vordertr jene hereinkommenknnen ... so Frau Fekter in der Kronenzeitung vom 14.Mai 2010. Zunchst istdies politisch eine Sptreaktion auf die ge-samte EU-Integrationspolitik. Sie kommtaber mindestens 15 Jahre zu spt. damalsals strkere Lnder wie Deutschland undFrankreich versuchten. ihre Probleme derMigration auf noch nicht erfahrene Mitgliedsstaaten des Ostens inklusive sterreich abzuwlzen. sterreich zeigt durchFrau Fekter wieder einmal die gewohntePosition des JEIN.Von der Phobie des Innenministeriumsausgehend herrscht. wie gesagt. die Angstvor Repressalien .. Die intakte und homogene groe sterreich ische Familiesoll nicht von Auslndern (Asylwerbern)durch "Hintertren missbraucht werden".nur durch die ..Vordertr" sei es erlaubt(Fekter/Kronen Zeitung, 14. Mai 2010).Alles wird gesperrt sein. In Wirklichkeitist das Ganze mehr unter ein subjektivemotionales Defizit zu subsumieren. Esfehlt die Liebe bzw. das Mitgefhl fr dieKinder von Anderen . .

    THE G ~ B A L PLAYER

    In Wirklichkeit ist dasGanze mehr unter einsubjektiv-emotionalesDefizit zu subsumieren.Es fehlt die Liebe bzw.das Mitgefhl fr dieKinder von Anderen ..

    Der Druck. dass die groe sterreichische..Familie" wie die eigene funktioniert. fhrtzu einem institutionalisierten. rassistischenund heimlichen ..Deportationsdrama".welches uns alle zu Mitttern und Mittterinnen macht. Die wirkliche Bedrohunggeht nicht von dieser Klasse (den Asylwerber/innen) aus. deshalb deklariere ichhiermit auch die ausfhrende politischeKlasse im Innenministerium als ..politi-cal criminals". Was wir in diesem Landin diesem Zusammenhang brauchen. isteine gleichberechtigte Koexistenz der Le-bensformen fr jeden Menschen. der hierlebt. eine gesicherte Chance. ungekrnktin dieser Kultur aufzuwachsen u nd seineKinder darin aufwachsen zu lassen. D.h die Chancen. sich mit dieser Kultur - wiemit jeder anderen - auseinanderzusetzen.sie konventionell fortzusetzen oder sie zutransformieren.

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    'j I: I I

    MIT IMMIGRANTENDER GLOBAL PLAYER INTERN-REDAKTEUR VEDRAN SARIC ISTALS SPORTLICHER FUNKTIONR DES FC SANS PAPIERS FREDV-ANGELEGENHEITEN ZUSTNDIG . ER WAR AUGENZEUGE

    I DER GESCHEHNISSE VON DER FESTNAHME BIS ZUR DEMO.Vedran und Dj Rocky beim Spiel des Fe Sans Pap iers

    VON VEORAN SARIC

    O rF e Sans Papiershat seit seinemBestehen vielee ederlagen einstecken mssen, die meistenaber auerhalb des Spielfelds,denn im Gegensatz zum wahren Leben gibt es fr die SansPapiers beim Fuballspielneutrale Schiedsrichter undnicht nur Gegner. Gedachtals soziales Sportprojekt mitpolitischer Aussage, das s terreicher und entrechteteMigranten durch Fuball zusammenbringt, wird der FeSans Papiers vom Groteil derWiener Fuballgesellschaft,vom Wirtshauspersonal bis zuden Vorstehern, nur als Provokation aufgenommen- und mitallen Mitteln bekmpft. So fordern fast alle Trainer der gegnerischen Mannschaften vor

    den Spielen Spielerpasskontrollen- was die Schiedsrichterimmer wieder verwundert.Viel zu oft werden die Spieledurch rassistische uerungenvon den Zuschauern oderden Gegnern gestrt . ichtzu reden von der allgemeinenAtmosphre der Respektlo sigkeit und Abneigung, diediesem Fuballclub auch ohneWorte entgegengebracht wird.Man mchte nicht immer allesauf den Rassismus im Fuball

    THE GL(flBAL PLAYER

    schieben, aber es findet siekein anderer Grund, warU lTdieser Verein anders behandelwerden soll als andere, warU lTman ihn nicht integrieren wi l:obwohl er in der offiziellerLiga spielt. Man kann dies alles auf die Brokratie schieberoder auf einzelne Personenaber die Tatsache, dass in deracht Jahren ihres Bestehemnur ein einziger sterreicherbei den Sans Papiers mitgespielt hat, spricht Bnde. EineBeamtin vom Innenministerium hat dem Fe Sans Papiersnach einem Spiel schon einmaleinen heimlichen Besuch abgestattet und im Schiedsrichterraum herumgeschnffelt. DerSchiedrichter weigerte sich ihrdie Spielerausweise zu geben.Aber das war sicher nicht dereinzige Versuch, sich hier dieInformationen fr ihr EthnicProfiling zu erschleichen- unddie meisten Mitarbeiter desWFV sind leider keine gebildeten Schiedsrichter sondernvoreingenommene Nationa-listen, die bei so einer Gelegenheit gerne kooperieren .Diese Tatsachen lassen sehrdaran zweifeln, dass der Wiener Fuballverband gar nichtsmit den Vorkommnissen am29.04.2010 zu tun gehabt hatte.Irgendwer hat die Informationen weitergeleitet, wann sietrainieren, wo sie trainieren,welcher Ethnie sie angehren,wer von ihnen wichtig ist frsTeam. Das Innenministeriumbereitete sich lange auf diesenunfairen Angriff vor und besiegelte am Donnerstag den 29.April die grte Niederlage des

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    METOO! I I I I I , I . " I \ \ I . I ' L \ \ I I { '.unl:

    C Sans Papiers . Et\\ a 100 Polin strmten da Fuballfelden die berraschtenpieler, die ge rade am Trainiewaren, gewaltsam fest. Eige Polizisten lauerten sogarum den Fuball. Es gab keinwurden gerade

    der Trainer Cletusd der Strmer Vincent, in

    behalten. Da siesich die Zivil, die Schiedsrich

    bernehmen undgte dem Innenministeriumeiner Blockade des

    die rotestanden nur ein, worin Cletus festgehal

    ! Also dauertenicht lange bis ber 300

    l",o"O I ~ ~ k ' ? 1 I > t ffil'((. m ;

    5. Mai AktionstagK u n d ~ b u " i i ,ornt PU Rou..aul!r ltm.cur" Kund,tblll'!f Unr-Ram!"f ,U7 SChOltM1C!

    I} 00 Uhr DEMO

    BORDER, NO NATION!DEPORTATION!

    nen anwesend waren, umTrommeln und Transpadlich auf diese Uneit aufmerksam zuen. Die Po lizei lste dieade ewaltsam auf und42 m o n s t r a n t e n auf

    tale \\ el e In Haft . Dabeiurde im Unter chied zu denmonstranten kei n einzigeratsbeamter verletzt. Ganz, di e laut Medien

    r ichten "schwerverletzten"ga-Beamten hatten aufm Revier in der Rossauer2010

    Lnde jede Menge Kraft undEnergie, die Gefangenen anzuschreien, zu provozieren undzu beleidigen, vor ihnen zuprahlen, dass sie sie anzeigenund ihre Zukunft zerstrenwerden. Nur vor den Medienund dem Gesetz spielen sie dieSchwerverletzten.Cletus und Vincent wurdenauch in dieses Gefngnis gesteckt, ebenfalls vllig unbescholten. Doch im Gegensatzzu den Demonstranten fr viellnger. Und wer schon einmalauch nur eine Nacht darinverbracht hat, wei was dasheit; besonders fr jemandenwie Cletus, der immer sehr vielVertrauen gehabt hat in die sterreichische Demokratie, aberauch fr so einen Freigeist wieVincent.Am darauf folgenden Dienstag wurden sie beide schlielich abgeschoben- zusammenmit 20 weiteren Nigerianern,heimlich bei Nacht. Am Vormittag desselben Tages trafensich zuvor etwa 250 Gegnerder Abschiebung zu einem Kla gemarsch von der HaftanstaltRoauer Lnde bis zum Asyl gerichtshof. "No border no na-tion! Stop deportation!' wurdegerufen, und auch "Solidariteavec les Sans Papiers!" EinerDelegation der Demonstrantenwurde, zusammen mit dem Obmann des FC Sans Papiers Dr.Di-Tutu Bukasa, sogar Eintrittin den Asylgerichtshof gewhrt,wo aber dann keine zustndige Person mit ihnen redenwollte. Man forderte sie auf zuwarten. Doch die Zeit drngte,weil man wusste, dass die Abschiebung noch am selben Tagstattfinden wrde. Deswegenwurde die Demonstration aufden Flughafen Schwechat verschoben.Aber der Kampf gegendas Innenministerium ist wieein Spiel. bei dem der Gegnergleichzeitig auch der Schiedsrichter ist. Man konnte die Abschiebung nicht aufhalten. Manmachte zuletzt noch ein wenigLrm am Flughafen, versuchteandere Menschen ber dieseUngerechtigkeit aufzuklren.Der harte Kern von etwa 20Leuten, der dann um zehn Uhrnachts von 60 Polizisten beglei-

    tet noch am Flughafen wartete,konnte zum Teil aber trotzdemauf einen erfolgreichen Tagzurckblicken . "Das ist einSieg fr uns! Die ganzen jun-gen Leute, die sogar bei str-mendem Regen hergekommensind, um fr die Rechte dieserMenschen zu kmpfen, habenaufgezeigt, dass es in diesemLand doch noch ein Demokra-tiebewusstsein gibt!" SintayehuTsehay, The Global Player. Undauch am nchsten Tag wurdedieses "Demokratiebewusstsein" nochmals, bei weiterenDemonstrationen, unter Beweisgestellt.Denn wer kann hier Druck ausben, wenn nicht die Zivilgesellschaft? Der Staat sterreichselbst ignoriert hier nicht nurseine soziale Verantwortung ge-genber Zuwanderern (weil erzum Beispiel kein unabhngigesIntegrationsministerium zur

    THE G ~ B A L PLAYER

    Verfgung stellt), er bekmpftsogar zivilgesellschaftlicheProjekte fr MigrantInnen wieden FC Sans Papiers (oder UteBock), bzw. missbraucht sie frihr Ethnic Profiling. "Wir le-ben in einem demokratischenPolizeistaat, der bei solchenAktionen berhaupt keineTransparenz zulsst! Die Ge-sellschaft kann die Methodenvon "No border! No nation!"aber nicht kritisieren undgleichzeitig die brutalen, un-demokratischen und radikalenMethoden der Polizei fr gutheien!', so Di-Tutu Bukasa,The Global Player, FC Sans Pa-piers.

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    I BAL PlAVER !

    SCHEN MENSCHENRECHT, ANGSTUND NCHSTENLIEBEWIE DIE FALSCHE WERTEPOSITION DER EU ZUM ASYLWESEN DIE MENSCHENRECHTE IN GEFAHR BRINGT,ERRTERT RAINER KLiEN VON SOS-MITMENSCH BURGENLAND. KLiEN SPANNT SEINEN ERRTERUNGSRADIUS VON STERREICH/DEBATIE UM DAS ERSTAUFNAHMEZENTRUM EBERAU ANFANG DES JAHRES BER.DAS MASSENGRAB" MITIELMEER BIS ZUM ROHSTOFFLIEFERANTEN AFRIKA.

    Mnschenrecht auf Asyl:

    eie aktuelle Diskussionwird von einigen Poli

    tikern, von den Medienund von groen Teilen der Bevlkerung,sehr hysterisch gefhrt: Vollbeladen mitRessentiments und irrationalen ng sten, die geschrt werden.Deshalb sollte man / frau sich Folgendesin Erinnerung rufen:Die Menschenrechte (MR) - so auchdas Recht au f Asyl - gelten berall (universell) und sind nicht teilbar.

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    Die MR sind das Fundament unserer Zivilisation. Sie legen die Mindestnormenbzw. Verhaltensregeln fest. Wir solltensie besser schtzen.Und schon gar nicht darf man sie relativieren, wie es im Zuge der Diskussionum das Erstaufnahmezentrum Eberauder Landeshauptmann vom Burgenlandmacht: "Asyl mit Ma und Ziel" (Zitat:Landeshauptmann Hans Niessi) .Demnchst wird dann das MR fr Meinungs- und Pressefreiheit auf "Ma undZiel" reduziert. Dann wissen wir auf

    THE G ~ B A L PLAYER

    welche Reise wir geschickt werden solen. Daher mssen wir aufwachen: "DSchlaf der Vernunft gebrt Ungeheuer(Francisco Goya).In diesem Klima tu t sich die Frau Innenministerin leicht zu verlangen, daalle Asylwerber/innen (AW) eingesperrwerden sollen: sterre ich wird zu eine rrGefngnis fr AW.Dazu gleich noch eine Erinnerung: Artikel 1 der MR "Alle Menschen sind fregeboren und gleich vor dem Gesetz".Warum also Menschen einsperre nwenn sie nichts verbrochen haben? Warum Familien auseinanderreien unabschieben, wenn es ein MR auf Familiegibt?Eine gewisse Doppelbdigkeit/ Schi zophrenie bei der Umsetzung von MRgibt es auch auf der Ebene der EU. Efunktioniert immer nach dem gleichemMuster:Wir (in diesem Fall die EU) sind die Guten, die anderen (AW, Wirtschafts- undHungerflchtlinge, ... ) sind die Bsen.Die EU hat sich 2003 zum Ziel gesetzt,"schrittweise den Aufbau eines Raumesvoranzutreiben, der Freiheit, Sicherheitund Recht jenen gewhrleisten soll, di ewegen besonderer Umstnde in der Erechtmig um Schutz ansuchen".Dazu bedient sich die EU einer eigenen Agentur, die FRONTEX heit undFlchtlingen nicht hilft, sondern sie mitmilitrischen Mitteln (Kriegsschiffen,Helikoptern, etc.) daran hindert, in dieEU einzureisen: Die Festung Europa(EU) wird dicht gemacht. Zutritt sogu t wie fr alle Flchtlinge verboten ."Einreise" kann das Leben kosten. DasMittelmeer ist zu einem Massengrabgeworden, zwischen Griechenland und

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    IiIE TlO! TIIE (;\ A L PUYER PlUIII

    r Trkei werden Menschen von dender EU zerfetzt ." 1.000 pro Jahrdas ist die EU.AN DER GRENZE :

    Zukunft werden Krieg, Verfol, Elend und HungerkatastroMillionen Menschen zur Flucht, Kein noch so restriktiveskein noch so hochgersteterwird verhindern knnen ,auf den Weg in dieU aufmachen. Auch wenn die "Festunguropa" ihre Tore dichtmacht. Diese Pofhrt nur dazu, dass die Schlepperhre Preise erhhen knnen.e gefhrlicher der Fluchweg, desto her die Schleppergebhr-mit frdert die reiche EU mit ihrertriktiven Asylpolitik die blutigenfite der Schleuer und Schlepper

    also wissen will, wie ernst es diemit den Menschenrechten nimmt ,ic h an die Auengrenzen der EU_tben , se i es in Ceuta bei Marokko,dusa bei Sizilien oder an die StaIdrahtzune im Osten der EU: Dorterden 'eme Sonntagsreden mehr ge-ch\ un en, do rt werden die FlchtlingeTod etrieben, Dort zeigt sich das'erte \" tem der EU.ist noch m Erinnerung: Im Jnner dien Jahre (2010 wurden in Sditaliengranten aus AfrIka zuerst beschossenvertrieben - ein Groteil anhlieend deportiert . Hetzjagden aufigranten sind auch in anderen Lnderner EU keine Ausnahmeerscheinung.20 10

    KONSTRUKTIONSFEHLER:Dem Ganzen liegt ein - wohl beabsichtigter - Konstruktionsfehler zugrunde:Nmlich , dass das Asylwesen grundstzlich (EU und sterreich) paradoxerweise nicht als soziale od , humanitreAufgabe gesehen wird , sondern alsSicherheitsproblem .Daher fllt das Asylwesen in den Kompetenzbereich der Innen - bzw, Polizeiminister und nicht zu einem Sozial- od ,Integrationsminister.Asylwerber werden in der Folge vonbestimmten Medien und Politikern als"Bedrohung der inneren Si cherheit" undnicht als Menschen, die Schutz und Hilfe brauchen, gesehen.ANGST WIRD PRODUZIE RT:Es verwundert daher nicht , dass dannvom Herrn Landeshauptmann Niesslund anderen Parteichefs Aussagen kommen, wie "nicht ALLE Asylwerber sindkriminell".Auf sterreichisch berse tzt heit das ,dass der Groteil der As ylwerber jedenfalls kriminell ist und sterreich sich vorihnen schtzen muss - also AW einsperren oder gleich abschieben, Da unterscheiden sich die Vertreter der beidenGroparteien wenig. Sie haben ja auchin gewohnter Eintracht gemeinsam diemenschenverachtenden Fremden- undAsylgesetze beschlossen,So wird Angst produziert, wo Nchstenhilfe bzw, Solidaritt notwendig wre, Aufder Strecke bleibt die Humanitt und derGeist der Menschenrechtskonvention,

    THE G ~ B A L PLAYE R

    Dieser leichtfertige bis widerwaru_Umgang mit den Menschenrechtenwirkt sich verheerend auf die Ge ellschaft aus : Ressentiments und rassistische Vorurteile breiten sich aus,Wen wundert es , dass eine ernsthafteAuseinandersetzung mit dem Menschenrecht auf Asyl nicht mehr statt findet . Die Verwahrlosung humanistischerGrundprinzipien schreitet voran.Kapital und Waren drfen herein, whrend Tausende von Menschen auf derFlucht davon abgehalten werden in dieEU einzureisen. Andererseits gibt es inZeiten des Neoliberalismus keine Grenzen fr Waren- und Dienstleistungsverkehr, keine Beschrnkungen fr dasKapital, das tglich x-mal rund um denGlobus geschickt wird.l, Gas und billige Rohstoffe drfen herein, Menschen nicht. Sie scheitern anden Mauern der Festung Europas. Siedrfen nicht dorthin flchten, wohinsich ihre, von den Multis gestohlenen,Rohstoffe hin "verflchtigt" haben.ARBEITSMIGRANTEN - ASYLWERBER :Wenn die Zentren der reichen Industriestaaten wieder einmal billige Arbeitskrfte brauchen, dann werden ausegoistischen Grnden Anwerbestellenin den Herkunftslndern installiert. Wiein der Vergangenheit in der Trkei undim ehemaligen Jugoslawien. Wenn die"Gastarbeiter " nicht mehr als Konjunkturankurbler gebraucht werden, sollensie wieder gehen: "Sie haben ihre Schuldigkeit getan". In der Krise sollen sie wiederihre Koffer packen und zurckgehen.Wir kennen das im Rahmen des sterreichischen Auslnderbeschftigungsgesetzes. Dort ist festgehalten, dass erstdann Auslnder eingestellt werden drfen,wenn keine arbeitslosen Inlnder zur Ver-fgung stehen. Andererseits mssen in ei-ner Firma zuerst die Auslnder gekndigtwerden und dann erst die sterreichischenArbeitskollegen , Daher ist auch die Arbeitslosenrate bei Auslndern hher alsbei Inlndern,Fr Flchtlinge gelten jedoch andere Gesetze. Dort ist nicht der sterreichischeBedarf an billigen Arbeitskrften dieEntscheidungsgrundlage , sondern diegefhrliche Situation der Menschen imHerkunftsland : also politische Verfolgung, religise Verfolgung, Folter, Zugehrigkeit zu einer ethnischen oder sozialen Gruppe.

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    POLITIK T I I E ( ; I . ~ B \ l . I ' I X { E R I'M A GLOBAL PLAYE

    Fr diese Menschen mssen wir alles unternehmen, damit sie unter menschenwrdigen Bedingungen bei uns aufgenommenwerden knnen: Unabhngig von der jeweiligen Wirtschaftslage bzw, unabhngig vonder Entwicklung des Arbeitsmarktes,NCHSTENLIEBE UND SOLIDARITT:Zur Erinnerung an unsere christlichenSchwestern und Brder die Botschaft vonJesus: "Ich war fremd und obdachlos undihr habt mich aufgenommen","Was ihr dem geringsten meiner Brder undSchwestern tut, das habt ihr mir getan".Bereits im Alten Testament war alles in diesem Bereich klar: "Wenn ein Fremdling beieuch wohnt in eurem Lande, den sollt ihrnicht bedrcken. Er soll bei euch wohnenwie ein Einheimischer unter Euch, und dusollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihrseid auch Fremdlinge gewesen im gyptenland" (3. Mose, 19,33-34).hnliches gibt es in den Parteistatuten derSozialisten/ Sozialdemokraten und de nGewerkschaften. Dort wird christlicheNchstenliebe als internationale Solidarittformuliert.Der Auftrag ist dort also genauso einfach und kompromisslos: "Helft, untersttzt (unter Umstnden auch: versteckt)Flchtlinge!"Dieser Auftrag lsst keinen Platz fr Heuchelei. In der Realitt heit dies Brckenbauen statt Zune hochziehen, es bedeutetEmpfangsstrukturen aufbauen statt AWeinzusperren. Sich freikaufen von dieserVerantwortung geht nicht. Ein paar Eurofr "Licht ins Dunkel" zu spenden ist gut,aber zu wenig. Es beruhigt hchstens daseigene Gewissen.SCHANDE FFENTLICH MACHEN:Viele von uns sehen zwar die Not der anderen, aber sie berhrt sie nicht. Das zerstrtden Zusammenhalt der Gesellschaft. Esvergiftet das Zusammenleben. In Wirklichkeit ist die Teilnahmslosigkeit und Selbstgeflligkeit der Bevlkerung beinahe das grere Problem als die menschenverachtendeHaltung vie ler Politiker.Es liegt an uns: Aufstehen statt wegschauenist unser Motto. Wir mssen die Zivilgesellschaft mit viel Zivilcourage strken und denvielerorts bestehenden Zustand der Schande ffentlich machen.Dann kann es nicht mehr passieren, dassAsylwerber / innen wie ein Koffer vo llerDreckwsche hin- und hergeschoben wer

    whrend der Deportation sterben.Niemand kann heute behaupten, er/sie httenichts gewusst. Weder das Massensterbenan der EU-Auengrenze noch die schlimme Situation in den Herkunftslndern derFlchtlinge blieb vor uns verborgen. Auchdurchschauen wir die widerwrtige Verdrehung der Realitt: Nicht die Flchtlingesind ein Sicherheitsrisiko, sondern die Sicherheitspolitik unserer Regierung, die frMenschen auf der Flucht lebensgefhrlichist.DAHER: Flucht ist kein Verbrechen Kein Mensch ist illegal Die Welt gehrt uns allen oderniemandenWAS TUN?Zu tun gibt es daher noch viel. FolgendeSchritte sollten gesetzt werden:Aufbau von Empfangsstrukturen statt Einsperren und Abschieben

    Die Familiennamen imWiener Telefonbuchzeigen es: Die Stadt istinternational- genausowie die Menschen, diehier leben. So soll es auchbleiben. Die Wrze einerlebendigen Stadt ist ihreVielfalt.Wir sorgen mi tunserer Politik dafr, dassIntegration funktioniert .Mehr Infos unter:www.wien.spoe .at

    FLCHENDECKENDERECHTBERATUNG :Kostenlos und im Interesse der AsylINTEGRATIONSHILFEN:DeutschkurseZugang zum ArbeitsmarktBerufliche QualifizierungBLEIBERECHT FR LANGZEIT-INTEGRIERTE ASYLWERBER/INNab 5 Jahren automatisches Bleiberechab 3 Jahren AntragsrechtSTRKUNG DERZIVILGESELLSCHAFT:Aufstehen statt wegschauen!CHRISTLICHE SOLIDARITT UNDSOZIALISTISCHE NCHSTENLIEBAufbau von Netzwerken

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