ubiquitin ein regulatorisches wunderwerk quellen · • e2= ub-konjugierendes enzym • e3=...
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Ubiquitin: Ein regulatorisches Wunderwerk
[1]
Victoria VaaßenDrug research (M.Sc.)11.07.2018
Breaking news: One protein to rule them all
Häufigste Todesursachen in 2015 (Stat. Bundesamt)
[2]
Ubiquitin: The one to rule them all
[3]
Ubiquitin markiert Zielproteine auf verschiedene Wege
Zielprotein
Ub
Zielprotein
Mono-Ubiquitinierung
Multiple mono-Ubiquitinierung
Poly-Ubiquitinierung
Ub Ub
Ub
UbUb
Zielprotein
UbUb
UbUb
Ub
UbUb
Ub UbUb
UbUb
Ub
Ub
Ub
Ub
UbUb
Ub
Diverse zelluläre
und physiologische
Folgen
(Grice & Nathan, 2016)
Ubiquitin Struktur
o 76 Aminosäuren (~ 8,5 kDa)
o Hoch konserviert in Eukaryoten
o Kompaktes, globuläres Protein
o Stabile �-Faltblatt Struktur
o Verknüpfung an Zielprotein über flexiblen C-Terminus (rot)
o Bildung einer Isopeptid-Bindung zwischen C-terminalem Glycin
und der �-Aminogruppe eines Lysin-Restes am Zielprotein[1]
(Schreiber & Peter, 2014), (Berg, Stryer & Tymoczko, 2013)
Ubiquitin-Ketten Topologie
o Bildung von Ubiquitin-Ketten über Lysin-Reste im Ubiquitin-
Molekül
o Ubiquitin mit 7 Lysin-Resten + N-terminales Methionin
8 mögliche Verbindungsarten
o Verschiedene lineare sowie verzweigte Ketten-Arten möglich
[1]
(Schreiber & Peter, 2014), (Kleiger & Mayor, 2014)
Zielprotein
K 48(PDB ID: 1AAR)
K 63(PDB ID: 2JF5)
N-terminal(PDB ID: 2W9N)
Verknüpfungsart bestimmt Konformation der Ub-Kette und dadurch die Funktion.
Ubiquitin-Ketten Topologie - Beispiele
[3]
[3]
Ubiquitin: The one to rule them all
Wie erfolgt Ubiquitinierung am Zielprotein?
o Ubiquitinierung erfolgt über katalytische Kaskade von 3 Enzymen:• E1 = Ub-aktivierendes Enzym• E2= Ub-konjugierendes Enzym• E3= Ubiquitin-Protein-Ligase
[4]
(Berg, Stryer & Tymoczko, 2013)
Letzter Schritt der katalytischen Kaskade
Zielprotein
Ubiquitin
Glycin
Carboxylgruppe
Lysin
�-Aminogruppe
Ubiquitin
Zielprotein
Isopeptid-Bindung
E3
Ubiquitinierung erfolgt durch katalytische Kaskade
Wichtige Eigenschaften der Enzyme:
o Große Unterschiede in der Spezifität:
E1 < E2 < E3
o Große konformationelle Änderungen während der Katalyse
o Meist kein klar definiertes katalytisches Zentrum
2 E1 Enzyme
~ 40 E2 Enzyme
~ 700 E3 Enzyme
Spe
zifität
(Huang & Dixit, 2016), (Kleiger & Mayor, 2014)
Entscheidende Aufgabe von Ubiquitin: Markierung von alten/fehlgefalteten Proteinen für den proteasomalen Abbau
o In Eukaryoten: Abbau über 26S-Proteasom
Ubiquitin-Proteasom-System
o 26S Proteasom = Makromolekulare Protease
o Komplex aus 2 Komponenten:
- Katalytische 20S Untereinheit (2 �- & 2 proteolytische �-Ringe)
- Regulatorische 19S Untereinheit („Cap“)
o Fassartige Struktur
o Abbau der Proteine in Peptide von ca. 3-25 AS Länge
o Ubiquitin wird recycled [5]
(Schreiber & Peter, 2014), (Gadhave et al., 2016), (Ciechanover & Kwon, 2015), (Kleiger & Mayor, 2014)
Proteasomaler Abbau im Überblick
[6]
K 48(PDB ID: 1AAR)
K 63(PDB ID: 2JF5)
Hohe Affinität zu
Ub-Rezeptoren
Niedrige Affinität
zu Ub-Rezeptoren
Abgebautes Protein
Abgebautes Protein
Selektivität des proteolytischen Abbaus
(Grice & Nathan, 2016), (Schreiber & Peter, 2014)
• Proteasom gewährleistet stetige Qualitätskontrolle in der Zelle:
o Ermöglicht den ordnungsgemäßen Abbau gemäß der Halbwertszeit
cytosolischer Proteine
o Bewirkt den Abbau von fehlgefaltetem Protein & verhindert die
Bildung toxischer Aggregate
• Ca 30% der neu synthetisierten Proteine einer Zelle werden aufgrund von
Fehlfaltung über UPS abgebaut
• Insgesamt werden über 80% der normalen oder abnormalen
cytosolischen Proteine über UPS abgebaut
Wozu die ganze Mühe?
[8]
(Zheng et al., 2016), (Gadhave et al., 2016), (Berg, Stryer & Tymoczko, 2013), (Kleiger & Mayor, 2014)
Wie wird differenziert, welche Proteine abgebaut werden?
Normal gefaltete Proteine:
o Halbwertszeit cytoplasmatischer Proteine größtenteils durch
aminoterminalen Rest bestimmt: N-terminales Degron
Es gibt stabilisierende Reste & destabilisierende Reste
- Destabilisierende N-Termini wie z.B. Arginin & Lysin werden von E3
Enzymen erkannt & Proteine schnell mit Ubiquitin für den Abbau markiert
Fehlgefaltete Proteine:
o Erkennung der Fehlfaltung durch Chaperone (Faltungshelfer) anhand von
freiliegenden hydrophoben Ketten
Arg
Arg
(Amm, Sommer & Wolf, 2014), (Berg, Stryer & Tymoczko, 2013)
(Fehl-)Faltung von Proteinen
o Vorgesehene Faltung eines Proteins ist
determiniert durch AS-Abfolge
o Richtige Faltung ist unter physiologischen
Bedingungen thermodynamisch bevorzugt
o Ein ungefaltetes Protein kann theoretisch
unzählige Konformationen einnehmen
Chaperone helfen dem Protein, die richtige Konformation zu finden [9]
(Berg, Stryer & Tymoczko, 2013), (Amm, Sommer & Wolf, 2014)
Kann ein Protein endgültig nicht richtig gefaltet werden, kommt es zur Korrespondenz zwischen Chaperonen und UPS
Was passiert, wenn die Aktivität des UPS nachlässt?
(Fehl-)Faltung von Proteinen
ProteinSynthese
Ungefaltet/Fehlgefaltet
Chaperon Chaperon
Aggregat
Endgültig fehlgefaltet
Ubiquitin Proteasom System
Ubiquitin-Proteasom-System wird aktiviert
Fehlgefaltete Proteine werden abgebaut & zelluläre Schäden durch Protein-Aggregate werden verhindert
[10]
(Amm, Sommer & Wolf, 2014)
Dysregulation von UPS Charakteristikum vieler pathogener Veränderungen
[11]
Gemeinsamkeiten vieler neurodegenerativer Erkrankungen
o Protein-Fehlfaltungs-Störungen
o Native oder mutierte Proteine aggregieren leicht zu Oligomeren
• Hoher Anteil an �-Faltblättern
• (Oftmals) resistent gegen proteolytische Abbauwege
• Formen Einschlüsse/extrazelluläre Plaques, mit hochgradig
geordneten und fibrillären Strukturen
o Auslösen von Kaskade neurodegenerativer Prozesse die zum
neuronalen Tod führen
o Pathogene Protein-Aggregate hemmen zunehmend die Funktion
des UPS Teufelskreis [12]
(Zheng et al., 2016), (Gadhave et al., 2016), (Ciechanover & Kwon, 2015)
Beispiele neurodegenerativer Krankheiten
Wodurch kommt es zur Aggregation dieser Proteine?
o Mutationen stören bei der Proteinfaltungo Spontane Fehlfaltungen durch
1) posttranslationale Modifikationen (z.B. Hyperphosphorylierung von Tau)2) Endoproteolytische Spaltung (z.B. Aβ)
Erkrankung Klinisches BildHauptverantwortliches
Protein+ viele weitere
Proteine
verantwortlich ,
oftmals wichtige
Komponenten der
Protein-Qualitäts-
sicherung
Parkinson Beeinträchtigung der bewussten Bewegungs-
steuerung
Mutiertes α-Synuclein
Huntington Abbau von motorischen & kognitiven
Fähigkeiten, Verlust von Selbstwahrnehmung,
Depression, Ängstlichkeit
Mutiertes Huntingtin
(>35 polyQ)
ALS Paralytische Erkrankung mit Gang-, Sprech-, und
Schluckstörungen
Mutiertes SOD-1 & TDP-43
Alzheimer Gedächtnisverlust, Demenz, Veränderungen in
Verhalten und Sprache
β-Amyloid, Tau
(Amm, Sommer & Wolf, 2014), (Zheng et al., 2016), (Ciechanover & Kwon, 2015)
Neuronen sind besonders betroffen
Gründe für die hohe Anfälligkeit für Anhäufung von cytotoxischen Proteinen:
1) Neuronen = Postmitotische Zellen
2) Neuronen besitzen einzigartige Struktur
Menge an toxischen Aggregaten innerhalb der Zellen kann nicht durch Zellteilung gemindert werden
Keine „Verteilung“ der Aggregate auf Tochterzellen möglich
Zellausläufer wie Axone & Dendriten können sehr weit reichen
Weg der Aggregate, von den Zellfortsätzen zum Proteasom-haltigen Centrosom, z.T. sehr weit
Protein-Aggregationen sind wahrscheinlicher
[13]
[14]
(Amm, Sommer & Wolf, 2014), (Dahlmann, 2007), (Ciechanover & Kwon, 2015)
− Therapie neurodegenerativer Erkrankungen:
o Bisher: Symptomatische Besserung der Beschwerdeno Abbau von neurotoxischen Aggregaten & Verhindern des
Fortschreiten der Krankheit noch nicht möglich
− Ubiquitin als universelles System zum Abbau beliebiger, unerwünschter Proteine
− „The sky is the limit“: Ubiquitin-System theoretisch ein attraktives drug target zur Behandlung unzähliger Erkrankungen
− Kausative Behandlung statt nur symptomatischer Behandlung möglich
Ubiquitin – Eine therapeutische Goldgrube?
[15]
(Huang & Dixit, 2016), (Gadhave et al., 2016)
Therapieansätze für das UPS
− PROTAC-System:o PROTAC = Protein-targeting chimeric molecules
Nachteile:• Schwierigkeiten im Finden von spezifischen Bindepartnern für das adressierte Protein & die E3 Ligase• Mutationen im Zielprotein könnten Bindung von PROTACs verhindern• Sehr große und komplexe Moleküle notwendig Komplexe Synthesen, schlechte Bioverfügbarkeit und
Membranpermeabilität • Schwierige Pharmakokinetik durch Hook-Effekt
[16]
(Huang & Dixit, 2016)
Therapieansätze für das UPS
− Hydrophobic tagging:
Vorteil:• Es muss nur spezifischer Bindepartner für Zielprotein gefunden werden, nicht zusätzlich für E3 Ligase
Nachteile:• Große Molekülgröße, schlechte Pharmakokinetik & Bioverfügbarkeit
[16]
(Huang & Dixit, 2016)
Fazit: Ubiquitin – Eine therapeutische Goldgrube?
[15]
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Quellenverzeichnis:
Amm, I., Sommer, T., & Wolf, D. (2014). Protein quality control and elimination of protein waste: The role of the ubiquitin–proteasome system. Biochimica
Et Biophysica Acta (BBA) - Molecular Cell Research, 1843(1), 182-196. doi: 10.1016/j.bbamcr.2013.06.031Ciechanover, A., & Kwon, Y. (2015). Degradation of misfolded proteins in neurodegenerative diseases: therapeutic targets and strategies. Experimental &
Molecular Medicine, 47(3), e147-e147. doi: 10.1038/emm.2014.117
Dahlmann, B. (2007). Role of proteasomes in disease. BMC Biochemistry, 8(Suppl 1), S3. doi: 10.1186/1471-2091-8-s1-s3Gadhave, K., Bolshette, N., Ahire, A., Pardeshi, R., Thakur, K., & Trandafir, C. et al. (2016). The ubiquitin proteasomal system: a potential target for the
management of Alzheimer's disease. Journal Of Cellular And Molecular Medicine, 20(7), 1392-1407. doi: 10.1111/jcmm.12817
Grice, G., & Nathan, J. (2016). The recognition of ubiquitinated proteins by the proteasome. Cellular And Molecular Life Sciences, 73(18), 3497-3506. doi:
10.1007/s00018-016-2255-5Huang, X., & Dixit, V. (2016). Drugging the undruggables: exploring the ubiquitin system for drug development. Cell Research, 26(4), 484-498. doi:
10.1038/cr.2016.31
Kleiger, G., & Mayor, T. (2014). Perilous journey: a tour of the ubiquitin–proteasome system. Trends In Cell Biology, 24(6), 352-359. doi:
10.1016/j.tcb.2013.12.003Schreiber, A., & Peter, M. (2014). Substrate recognition in selective autophagy and the ubiquitin–proteasome system. Biochimica Et Biophysica Acta (BBA)
- Molecular Cell Research, 1843(1), 163-181. doi: 10.1016/j.bbamcr.2013.03.019
Zheng, Q., Huang, T., Zhang, L., Zhou, Y., Luo, H., Xu, H., & Wang, X. (2016). Dysregulation of Ubiquitin-Proteasome System in Neurodegenerative Diseases.
Frontiers In Aging Neuroscience, 8. doi: 10.3389/fnagi.2016.00303Berg, J., Stryer, L., & Tymoczko, J. (2013). Biochemie. Berlin [u.a.]: Springer Spektrum.
Abbildungsverzeichnis:
[1] PDB ID: 1UBQ
[2] https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen.html (03.07.18)
[3] Dr. Sonja Lorenz: Ubiquitin & autophagy, 2016
[4] Jeremy M. Berg: Stryer Biochemie. Springer Spektrum, 7. Auflage, S. 684
[5] https://www.researchgate.net/publication/279828511_Impact_of_proteasomal_immune_adaptation_on_the_early_immune_response_to_viral_
infection?_sg=tpPYj6nzcmXTkDHgwe6BiRvW-kgV2lq4kl6iiBYbEWH-CmJQdfJYs9iFlJjW5q1UyGUVzUGjNQ (03.07.18)
[6] Adaptiert von Marteijn, J., van der Meer, L., Smit, J., Noordermeer, S., Wissink, W., & Jansen, P. et al. (2009). The ubiquitin ligase Triad1 inhibits
myelopoiesis through UbcH7 and Ubc13 interacting domains. Leukemia, 23(8), 1480-1489. doi: 10.1038/leu.2009.57
[7] Gadhave, K., Bolshette, N., Ahire, A., Pardeshi, R., Thakur, K., & Trandafir, C. et al. (2016). The ubiquitin proteasomal system: a potential target for themanagement of Alzheimer's disease. Journal Of Cellular And Molecular Medicine, 20(7), 1392-1407. doi: 10.1111/jcmm.12817
[8] https://de.123rf.com/photo_39596278_qualitätskontrolle-umfrage-business-produkte-und-kunden-service-checkliste-mit-ausgezeichneten-wort-
mi.html (04.07.18)
[9] Amm, I., Sommer, T., & Wolf, D. (2014). Protein quality control and elimination of protein waste: The role of the ubiquitin–proteasome system. Biochimica Et Biophysica Acta (BBA) - Molecular Cell Research, 1843(1), 182-196. doi: 10.1016/j.bbamcr.2013.06.031
[10] Modifiziert von http://www.physicallensonthecell.org/molecular-machinery/chaperone-aided-protein-folding (04.07.18)
[11] Dahlmann, B. (2007). Role of proteasomes in disease. BMC Biochemistry, 8(Suppl 1), S3. doi: 10.1186/1471-2091-8-s1-s3
[12] https://www.alz.org/brain_german/09.asp (05.07.18)[13] https://autoimmunbuch.de/?tag=alu-sequenzen (05.07.18)
[14] https://www.medizin-kompakt.de/neuron-nervenzelle- (05.07.18)
[15] https://de.stockfresh.com/image/2527155/treasure-chest (05.07.18)
[16] Huang, X., & Dixit, V. (2016). Drugging the undruggables: exploring the ubiquitin system for drug development. Cell Research, 26(4), 484-498. doi: 10.1038/cr.2016.31