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_Events / Norderney 3 www.kite-and-friends.de Und wirklich: Zum ersten Mal fand das Drachenfest von Norderney wahrlich nicht statt. Vielmehr kann diese Veranstaltung auf eine wechselvolle Geschich- te zurückblicken, wie Klaus Kohler, Chef der dies- jährigen Veranstaltung, erzählt. Viele lange Jahre fand das Drachenfest am Weststrand der Insel statt. Und zwar immer im Zeitraum Ende Juli bis Anfang August, also innerhalb der großen Ferien Niedersachsens. Die Veranstaltung hatte einen guten Ruf, Drachenflieger aus dem In- und Aus- land fanden den Weg auf die Insel, Rekordversuche wurden gestartet, Drachenshows und -workshops sein Name, Insulaner ist er und wenn er nicht gerade mit seinem Kite und Board die Wellen der Nordsee durchpflügt, steht er hinter dem Tresen seines Ladens „Sehstücke“ wo es, wie passend, neben allerlei Nippes und Krimskrams auch Drachen zu erstehen gibt. Klaus ist also der Mann der Stunde, und flugs wurde der Drachenexperte wieder ins Boot der Organisation gerufen. Wir schreiben mittlerweile Mitte April und die Drachensaison ist im vollen Gang. Was also tun? Für Klaus Kohler heißt es nun erst einmal, die Telefonleitungen glühen zu lassen und irgendwie Leute mit netten Drachen auf die Insel zu bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass zur gleichen Zeit ebenfalls ein großes Drachenfest im nahen Schilling stattfinden soll und so die Zahl der „freien“ Drachenflieger an diesem Wochenende von vornherein eingeschränkt ist. Dennoch, Klaus scheute keine Mühen, redete mit Engelszungen und fand schließlich eine Grup- pe von Drachenenthusiasten, die Ende Juli nach Norderney reisen wollten abgehalten. Die Insulaner sprachen liebevoll von der farbenfrohsten und schönsten Veranstaltung des Jahres. Krönender Höhepunkt eines jeden Festes war das große Höhenfeuerwerk, für das eigens Gäste vom Festland anreisten. Was hätte die Insel- welt doch so schön sein können – die Besucher- zahlen waren kaum noch zu toppen, Organisation und Programm auf höchstem Niveau. Doch dann fingen die Streitereien an. Einstige Partner konn- ten nicht mehr miteinander, dringend benötigte Entwicklungsarbeiten wurden verschleppt oder gar blockiert. Am Ende, wir schreiben das Jahr 2005, wurde die Organisation kurzerhand in „professio- nelle Hände“ gelegt. Eine Eventagentur vom Fest- land wurde engagiert. Doch dieser, als Rettungs- aktion gedachte Schuss ging gründlich nach hin- ten los. Statt das Drachenfest zügig in Richtung Zukunft zu entwickeln, wurde es kleiner und klei- ner – und am Ende blieben einfach die Zuschauer weg. 2011 schließlich war dann der Tiefpunkt erreicht. Keine Eventagentur mehr, kein Drachen- fest – nichts. Nach vielen Jahren der Blüte, aber leider auch des Niedergangs, wurde der Schlüssel umgedreht. Für immer? Einige Zeit sah es leider genau danach aus. Und es wird Sommer … Wir schreiben nunmehr das Jahr 2012. Der Som- mer steht vor der Tür und die Vorbereitungen für eine Mega-Veranstaltung auf Norderney laufen auf Hochtouren. „Summertime @ Norderney“ nennt sich diese, und sie geht über zwei volle Wochenen- den. Eine riesige Bühne wird aufgebaut, Stars wie Tim Bendzko und Manfred Manns Earth Band haben sich angesagt. Auch Mirja Boes und Guildo Horn werden sich ein Stelldichein geben und was letzterer mit Drachenfliegen zu tun hat, werden wir später noch sehen. Neben dem Auftritt des Warschauer Symphonie Orchesters und diversen Veranstaltungen für Kinder sollte am zweiten Wochenende ein Windsurf-Wettbewerb durchge- führt werden. Und was bieten wir nun am ersten Wochenende? Achja, richtig – wir hatten ja mal ein Drachenfest auf der Insel. Und, ebenfalls rich- tig, da gibt es einen top-engagierten Drachenflie- ger und Kitesurflehrer auf Norderney, der genau weiß, wovon er spricht und ideal für die Durch- führung eines solchen Events ist. Klaus Kohler ist 2 www.kite-and-friends.de Ganz oben, im Nordwesten der Republik, liegt sie, die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln: Norderney. Hier sollte im Hochsommer ein Drachen- fest neu gestartet werden. Doch Moment mal: neu ge- startet? Auf Norderney? Gab es da nicht schon einmal etwas? KITE & friends machte sich auf den Weg, um die Sache ein wenig genauer zu untersuchen. Text und Fotos: Ralf Dietrich Drachenfest Norderney 2012 im Farbenrausch Sommerinsel Klaus Kohler – er bringt die Drachen wieder auf die Insel zurück Unverkennbar: Neben anderen Großdrachen ist auch Pinkland nach Norderney gekommen Der Esel aus Shrek vom Drachenverein Höhenwahn Bonbonabwurf per Drachenfähre: der Renner unter den Kids Auch Kitesurfer lieben Norderney

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_Events / Norderney

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Und wirklich: Zum ersten Mal fand das Drachenfest von Norderney wahrlich nicht statt. Vielmehr kann diese Veranstaltung auf eine wechselvolle Geschich-te zurückblicken, wie Klaus Kohler, Chef der dies-jährigen Veranstaltung, erzählt. Viele lange Jahre fand das Drachenfest am Weststrand der Insel statt. Und zwar immer im Zeitraum Ende Juli bis Anfang August, also innerhalb der großen Ferien Niedersachsens. Die Veranstaltung hatte einen guten Ruf, Drachenflieger aus dem In- und Aus-land fanden den Weg auf die Insel, Rekordversuche wurden gestartet, Drachenshows und -workshops

sein Name, Insulaner ist er und wenn er nicht gerade mit seinem Kite und Board die Wellen der Nordsee durchpflügt, steht er hinter dem Tresen seines Ladens „Sehstücke“ wo es, wie passend, neben allerlei Nippes und Krimskrams auch Drachen zu erstehen gibt. Klaus ist also der Mann der Stunde, und flugs wurde der Drachenexperte wieder ins Boot der Organisation gerufen. Wir schreiben mittlerweile Mitte April und die Drachensaison ist im vollen Gang. Was also tun? Für Klaus Kohler heißt es nun erst einmal, die Telefonleitungen glühen zu lassen und irgendwie Leute mit netten Drachen auf die Insel zu bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass zur gleichen Zeit ebenfalls ein großes Drachenfest im nahen Schilling stattfinden soll und so die Zahl der „freien“ Drachenflieger an diesem Wochenende von vornherein eingeschränkt ist. Dennoch, Klaus scheute keine Mühen, redete mit Engelszungen und fand schließlich eine Grup-pe von Drachenenthusiasten, die Ende Juli nach Norderney reisen wollten

abgehalten. Die Insulaner sprachen liebevoll von der farbenfrohsten und schönsten Veranstaltung des Jahres. Krönender Höhepunkt eines jeden Festes war das große Höhenfeuerwerk, für das eigens Gäste vom Festland anreisten. Was hätte die Insel-welt doch so schön sein können – die Besucher-zahlen waren kaum noch zu toppen, Organisation und Programm auf höchstem Niveau. Doch dann fingen die Streitereien an. Einstige Partner konn-ten nicht mehr miteinander, dringend benötigte Entwicklungsarbeiten wurden verschleppt oder gar blockiert. Am Ende, wir schreiben das Jahr 2005,

wurde die Organisation kurzerhand in „professio-nelle Hände“ gelegt. Eine Eventagentur vom Fest-land wurde engagiert. Doch dieser, als Rettungs-aktion gedachte Schuss ging gründlich nach hin-ten los. Statt das Drachenfest zügig in Richtung Zukunft zu entwickeln, wurde es kleiner und klei-ner – und am Ende blieben einfach die Zuschauer weg. 2011 schließlich war dann der Tiefpunkt erreicht. Keine Eventagentur mehr, kein Drachen-fest – nichts. Nach vielen Jahren der Blüte, aber leider auch des Niedergangs, wurde der Schlüssel umgedreht. Für immer? Einige Zeit sah es leider genau danach aus.

Und es wird Sommer …Wir schreiben nunmehr das Jahr 2012. Der Som-mer steht vor der Tür und die Vorbereitungen für eine Mega-Veranstaltung auf Norderney laufen auf Hochtouren. „Summertime @ Norderney“ nennt sich diese, und sie geht über zwei volle Wochenen-den. Eine riesige Bühne wird aufgebaut, Stars wie Tim Bendzko und Manfred Manns Earth Band haben sich angesagt. Auch Mirja Boes und Guildo Horn werden sich ein Stelldichein geben und was letzterer mit Drachenfliegen zu tun hat, werden wir später noch sehen. Neben dem Auftritt des Warschauer Symphonie Orchesters und diversen Veranstaltungen für Kinder sollte am zweiten Wochenende ein Windsurf-Wettbewerb durchge-führt werden. Und was bieten wir nun am ersten Wochenende? Achja, richtig – wir hatten ja mal ein Drachenfest auf der Insel. Und, ebenfalls rich-tig, da gibt es einen top-engagierten Drachenflie-ger und Kitesurflehrer auf Norderney, der genau weiß, wovon er spricht und ideal für die Durch-führung eines solchen Events ist. Klaus Kohler ist

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Ganz oben, im Nordwesten der Republik, liegt sie, die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln: Norderney. Hier sollte im Hochsommer ein Drachen­fest neu gestartet werden. Doch Moment mal: neu ge ­startet? Auf Norderney? Gab es da nicht schon einmal etwas? KITE & friends machte sich auf den Weg, um die Sache ein wenig genauer zu untersuchen.

Text und Fotos:

Ralf Dietrich

Drachenfest Norderney 2012

im FarbenrauschSommerinsel Klaus Kohler – er bringt die Drachen

wieder auf die Insel zurück

Unverkennbar: Neben anderen

Großdrachen ist auch Pinkland

nach Norderney gekommen

Der Esel aus Shrek vom Drachenverein Höhenwahn

Bonbonabwurf per Drachenfähre: der Renner unter den Kids

Auch Kitesurfer lieben Norderney

Page 2: Und es wird Sommer - Kite Builders · Alles in allem war die Tour nach Norderney ein richtig schönes, gelungenes Wochenende. Familiär, übersichtlich und gemütlich ist wohl die

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die berühmte besondere Note zu verleihen. So wurde an allen drei Tagen des Festivals eine große Bandbrei-te an Drachenbaukunst gezeigt und man verwöhnte die Kinder mit Bonbonabwurf. Gegen Abend kam die Flut und so wurde es zwar am Himmel ruhiger, die Drachenflieger waren aber noch lange nicht müde.

Familiäre Star-AtmosphäreDirekt an das Festivalgelände angrenzend befindet sich die große Bühne, auf der sich die Popstars ein Stelldichein geben sollten. Am Abend des Festfreitags war Guildo Horn auf der Insel. Und so entschieden sich die Drachenflieger kurzerhand, ein klein wenig zur guten Stimmung auf dem Konzert bei zutragen. Gesagt, getan, die großen Banner von Colours In Motion wurden einfach zweckentfremdet und das Konzert geentert. Guildo Horn nahm es mit Humor und signierte sogar ein Banner, das in der Zwischen zeit an die Organisation eddyhilft.de zur Versteigerung übergeben wurde.

Am Samstag das gleiche Bild am Strand – super Sahnewind und Sonne, aber erst einmal die Frage nach dem Tidenhub. Nachdem dies geklärt war, wurden stracks Drachen in die Luft gesetzt und den restlichen Tag Bodenanker verschoben – je nachdem, welcher Befestigung das herannahende Wasser gerade zu nahe kam. Am Abend dann sollte eine gute, alte Tradition wiederbelebt werden: das Feuerwerk. Zwar ein wenig kleiner als in den Jah-ren zuvor, aber nicht minder schön wurden Dra-chen und Strand illuminiert.

Alles in allem war die Tour nach Norderney ein richtig schönes, gelungenes Wochenende. Familiär, übersichtlich und gemütlich ist wohl die beste Umschreibung der Veranstaltung, die hoffentlich im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden wird.� n

GezeitenflugEine erste Überraschung gab es bei der Ankunft am Donnerstag: das Drachenfest ist umgezogen – vom breiten Weststrand zum kleineren Nordstrand. Dies wiederum brachte eine große Umstellung mit sich. Denn nunmehr musste nach den Gezeiten geflogen werden. So war die wichtigste Frage am Morgen nicht etwa, aus welcher Richtung und wie stark der Wind nun bläst, sondern erst einmal: Wann haben wir Niedrigwasser und wann kommt die Flut? Bei Ebbe ist der Platz des Nordstrandes ideal: Eine breite Fläche steht den Drachenfliegern zur Verfügung und selbst große Inflatables können nebeneinander am Strand platziert werden. Alle sechs Stunden ändert sich das Bild jedoch. Denn dann kommt das Wasser und der einst so breite Strand schrumpft auf eine Größe zusammen, die für fette Showkites nicht mehr ideal ist. Dennoch, der Humor war da und die Dra-chenflieger taten ihr Bestes, um der Veranstaltung

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Mit diesen Bannern wurde das Guildo-Horn-Konzert gestürmt

Abends begann das große Leuchten