zur frage der chemischen klassifizierung höherer...

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. CHEMISCHE KLASSIFIZIERUNG HÖHERER PFLANZEN 499 Darstellung d e s X - P r o t e i n s : Etwa 6 Wo- chen alte Tabakpflanzen wurden durch Einreiben der Blätter infiziert und 4 Wochen nach der Infektion ge- erntet. Die virus-haltigen Blätter wurden bei — 10° ein- gefroren, durch den Fleischwolf gedreht und ausgepreßt. Der Saft wurde nochmals bei —10° eingefroren, aufge- taut und zur vollständigen Entfernung von Gewebe- bestandteilen und Chloroplasten in einer Stockzentrifuge bei 3000 U/min zentrifugiert. Aus dem klaren Überstand fiel nach 40-proz. Sättigung mit Ammonsulfat ein Se- diment, das durch Zentrifugation isoliert und in m/10- Phosphatpuffer von pH 7,5 gelöst wurde. Zur Entfernung des Virus wurde die Lösung zweimal je eine Stde. bei 100 000 g zentrifugiert. Der Uberstand war nunmehr klar und zeigte keinen Tyndall-Effekt. Er wurde gegen m/10- Phosphatpuffer vom pH 5,2 dialysiert, wobei wieder eine deutliche Trübung auftrat. Durch 1-stdg. Zentrifugieren bei 100 000 g wurde nunmehr das aggregierte X-Protein ausgeschleudert. Dieses wurde nochmals in der beschrie- benen Weise bei pH 7,5 gelöst und durch einstündige Ultrazentrifugation von Resten höher molekularen Mate- rials befreit. Aggregationsversuche: Der gewünschte pH- Wert wurde entweder durdi Zugabe eines geeigneten Puffers oder durch Dialyse gegen einen solchen einge- stellt. Für höhere pH-Werte wurde meist ein Soda-Bi- carbonat-Gemisdi benützt, für pH-Werte unter 8 ein Phosphat-Puffer. Die Pufferkonzentration war 0,05- bis 0,1-molar. Die Geräte zur Messung der elektrophoretischen Be- weglichkeit und der Sedimentationsgeschwindigkeit so- wie die elektronenmikroskopische Technik sind in der vor- stehenden Arbeit 1 beschrieben. Zur Diffusionsmessung wurde eine Zelle nach B e r g o l d 20 verwendet. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken wir für die Unterstützung der Arbeit. 20 G. B e r g o 1 d , Z. Naturforschg. 1, 100 [1946], Zur Frage der chemischen Klassifizierung höherer Pflanzen X. Mitt.: Charakteristische Pflanzeninhaltsstoffe Von FRIEDHELM K Ö R T E u n d INGEBORG KÖRTE Aus der Biochemisdien Abteilung des Chemischen Staatsinstitutes der Universität Hamburg (Z. Naturforsdig. 10 b, 499—503 [1955]; eingegangen am 2. Juli 1955) In der Ordnung der Contortae lassen sich die einzelnen Familien, Unterfamilien usw. durch ihre chemische Synthesefähigkeit charakterisieren. Die Loganiaceae enthalten Alkaloide (Brucin, Strychnin) und leiten durch das Meliatin zu den Menyanthaceae über. Diese sind von den Gentianaceae getrennt durch deren Inhaltsstoff Gentiopikrin. Bei den formenreichen Apocyna- ceae bilden die Unterglieder getrennt voneinander Alkaloide, Steroidalkaloide und Cardenolid- glykoside. Die Asclepiadaceae enthalten ihren Unterfamilien folgend Cardenolidglykoside und Bitterstoffe (Vincetoxintyp). N achdem es gelungen war, die Oleaceae, Gen- tianaceae 1 und Asclepiadaceae 2 durch ihre In- haltsstoffe zu charakterisieren, haben wir ähnliche Versuche auf die Apocynaceae und Loganiaceae aus- gedehnt. Es sollte so eine zusammengehörige Pflan- zengruppe (Ordnung der Contortae) vergleichend be- trachtet werden. Dabei wurden insgesamt 414 ver- schiedene Pflanzenarten kritisch auf ihre Inhaltsstoffe hin durchgesehen und die entwickelten Vorstellungen in 30 Fällen durdi Isolierung der Inhaltsstoffe zu stüt- zen gesucht. Danach läßt sich nach unseren bisheri- gen Kenntnissen in der Ordnung der Contortae un- ter Zugrundelegung des botanischen Systems nach 1 F. K ö r t e , Z. Naturforschg. 9b, 354 [1954], 2 F . K ö r t e u. I. K ö r t e , Z. Naturforschg. 223 [1955], 10 b, Engler-Prantl 3 d i e folgende chemische Charak- terisierung erkennen. Die Oleaceae hatten wir bereits in Übereinstim- mung mit R. v. W e t t s t e i n 4 aus der Ordnung der Contortae ausgegliedert. Die Gentianaceae sind durch das obligatorische Vorkommen von Gentiopikrin cha- rakterisiert, die einzelnen Gattungen unterscheiden sich wiederum durch ihren Gehalt an Amarogentin bei absinkenden Konzentrationen in der Reihenfolge: Swertia, Gentiana, Centaurium. Durch den Bitterstoff Meliatin 5 sind die Menyanthaceae von den Gen- 3 A. E n g l e r u. K. P r a n t l , Die natürlichen Pflan- zenfamilien Bd. IV, 2, Leipzig 1895. 4 R. v. W e t t s t e i n , Handbuch der systematischen Botanik, 1935. 5 K. M e r z u. K. K r e b s , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz. Ges. 275, 217 [1937],

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Page 1: Zur Frage der chemischen Klassifizierung höherer Pflanzenzfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/10/ZNB-1955-10b-0499.pdf · Cerbera Thevetia II. Unterfamilie: Ediitoideae Tribus Gattung Echitideae

This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

C H E M I S C H E K L A S S I F I Z I E R U N G H Ö H E R E R P F L A N Z E N 4 9 9

D a r s t e l l u n g d e s X - P r o t e i n s : Etwa 6 Wo-chen alte Tabakpflanzen wurden durch Einreiben der Blätter infiziert und 4 Wochen nach der Infektion ge-erntet. Die virus-haltigen Blätter wurden bei — 10° ein-gefroren, durch den Fleischwolf gedreht und ausgepreßt. Der Saft wurde nochmals bei — 1 0 ° eingefroren, aufge-taut und zur vollständigen Entfernung von Gewebe-bestandteilen und Chloroplasten in einer Stockzentrifuge bei 3000 U/min zentrifugiert. Aus dem klaren Überstand fiel nach 40-proz. Sättigung mit Ammonsulfat ein Se-diment, das durch Zentrifugation isoliert und in m/10-Phosphatpuffer von pH 7,5 gelöst wurde. Zur Entfernung des Virus wurde die Lösung zweimal je eine Stde. bei 100 000 g zentrifugiert. Der Uberstand war nunmehr klar und zeigte keinen Tyndall-Effekt. Er wurde gegen m/10-Phosphatpuffer vom pH 5,2 dialysiert, wobei wieder eine deutliche Trübung auftrat. Durch 1-stdg. Zentrifugieren bei 100 000 g wurde nunmehr das aggregierte X-Protein ausgeschleudert. Dieses wurde nochmals in der beschrie-

benen Weise bei pH 7,5 gelöst und durch einstündige Ultrazentrifugation von Resten höher molekularen Mate-rials befreit.

A g g r e g a t i o n s v e r s u c h e : Der gewünschte pH-Wert wurde entweder durdi Zugabe eines geeigneten Puffers oder durch Dialyse gegen einen solchen einge-stellt. Für höhere pH-Werte wurde meist ein Soda-Bi-carbonat-Gemisdi benützt, für pH-Werte unter 8 ein Phosphat-Puffer. Die Pufferkonzentration war 0,05- bis 0,1-molar.

Die Geräte zur Messung der elektrophoretischen Be-weglichkeit und der Sedimentationsgeschwindigkeit so-wie die elektronenmikroskopische Technik sind in der vor-stehenden Arbeit1 beschrieben. Zur Diffusionsmessung wurde eine Zelle nach B e r g o l d 2 0 verwendet.

Der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t danken wir für die Unterstützung der Arbeit.

20 G. B e r g o 1 d , Z. Naturforschg. 1, 100 [1946],

Zur Frage der chemischen Klassifizierung höherer Pflanzen X. Mitt.: Charakteristische Pflanzeninhaltsstoffe

V o n F R I E D H E L M K Ö R T E u n d I N G E B O R G K Ö R T E

Aus der Biochemisdien Abteilung des Chemischen Staatsinstitutes der Universität Hamburg (Z. Naturforsdig. 10 b, 499—503 [1955]; eingegangen am 2. Juli 1955)

In der Ordnung der Contortae lassen sich die einzelnen Familien, Unterfamilien usw. durch ihre chemische Synthesefähigkeit charakterisieren. Die Loganiaceae enthalten Alkaloide (Brucin, Strychnin) und leiten durch das Meliatin zu den Menyanthaceae über. Diese sind von den Gentianaceae getrennt durch deren Inhaltsstoff Gentiopikrin. Bei den formenreichen Apocyna-ceae bilden die Unterglieder getrennt voneinander Alkaloide, Steroidalkaloide und Cardenolid-glykoside. Die Asclepiadaceae enthalten ihren Unterfamilien folgend Cardenolidglykoside und Bitterstoffe (Vincetoxintyp).

Nachdem es gelungen war, die Oleaceae, Gen-tianaceae 1 und Asclepiadaceae2 durch ihre In-

haltsstoffe zu charakterisieren, haben wir ähnliche Versuche auf die Apocynaceae und Loganiaceae aus-gedehnt. E s sollte so eine zusammengehörige Pflan-zengruppe (Ordnung der Contortae) vergleichend be-trachtet werden. Dabei wurden insgesamt 414 ver-schiedene Pflanzenarten kritisch auf ihre Inhaltsstoffe hin durchgesehen und die entwickelten Vorstellungen in 30 Fällen durdi Isolierung der Inhaltsstoffe zu stüt-zen gesucht. Danach läßt sich nach unseren bisheri-gen Kenntnissen in der Ordnung der Contortae un-ter Zugrundelegung des botanischen Systems nach

1 F. K ö r t e , Z. Naturforschg. 9b , 354 [1954], 2 F. K ö r t e u. I. K ö r t e , Z. Naturforschg.

223 [1955], 10 b,

E n g l e r - P r a n t l 3 d i e folgende chemische Charak-terisierung erkennen.

Die Oleaceae hatten wir bereits in Übereinstim-mung mit R. v. W e t t s t e i n 4 aus der Ordnung der Contortae ausgegliedert. Die Gentianaceae sind durch das obligatorische Vorkommen von Gentiopikrin cha-rakterisiert, die einzelnen Gattungen unterscheiden sich wiederum durch ihren Gehalt an Amarogentin bei absinkenden Konzentrationen in der Reihenfolge: Swertia, Gentiana, Centaurium. Durch den Bitterstoff Mel iat in 5 sind die Menyanthaceae von den Gen-

3 A. E n g l e r u. K. P r a n t l , Die natürlichen Pflan-zenfamilien Bd. IV, 2, Leipzig 1895.

4 R. v. W e t t s t e i n , Handbuch der systematischen Botanik, 1935.

5 K. M e r z u. K. K r e b s , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz. Ges. 275, 217 [1937],

Page 2: Zur Frage der chemischen Klassifizierung höherer Pflanzenzfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/10/ZNB-1955-10b-0499.pdf · Cerbera Thevetia II. Unterfamilie: Ediitoideae Tribus Gattung Echitideae

5 0 0 F. K Ö R T E U N D I. K Ö R T E

Pflanze Inhaltsstoff Pflanze Inhaltsstoff

I. Unterfamilie: Plumieroideae

Tribus Subtribus Gattung

Subtribus Gattung Tribus Tribus Subtribus Gattung

Subtribus

Gattung

Subtribus Gattung

Arduinea Melodininae Acokanthera

Carissa

Landolphiinae Hancornia Pleiocarpae Plumiereae Alstonia Plumiera Gonioma Holarrhena

Alstonia

Aspidosperma

Haplophytum

Lochnera

Vinea

Tabernae-montaninae Tabernanthe

Geissospermum

Tabernae-montana

Rauwolfiinae Vallesia Alyxia = Gynopogon Rauwolfia

Abyssinin = amorphes Ouabain = Carissin ' Acofriosid H

Acolongiflorosid Acovenosid A und C !)

Ouabain = Strophantin 10 Venenatin n Carissin < Carisson 12 Odorosid 12

Thevetin 13 nichts bekannt

Plumierid = Agoniadin 14 Kamassin 15 Conamin 16 Conessidin 17 Conessimin 18 Conessin 1« Conimin 20 Conkurchin 21 Conkurchinin 22 Holarrhenin 23 Holarrhessimin 23 Holarrhimin 21 Holarrhin 24 Isoconessin 20 Kurchin 25 Alstonamin 26 Alstonidin Alstonin 27 Ditamin 28 Echitamin 29 Echitamidin Echitenin 2« Lacton C und S 3a Macralstonidin Macralstonin Villalstonin 31 Aspidosamin Aspidospermatin 32 Aspidospermicin 33 Aspidospermin 32 Hasslerin 34 Hypoquebrachin 32 Paytamin Pavtin 35 Quebrachin ( = Y o h i m b i n ? ) s

Cimicidin Haplophytin 36 keine Herzgifte 37 d-Yohimbin 38 Pubescin 39 Reserpin 40 Vincarosin 41 Vincassin 42 Vinin 39

Ibogain 43 Tabernaemontanin 44 Geissospermin Pereirin Vellosin 45 Coronarin

Tabernaemontanin 4«

Aspidospermin 47 keine Herzgifte 37

Ajmalicin Ajmalin = Rauwolfin Ajmalinin = Alkaloid C Aistonin Chalchupin A und B 48 Isorauhimbin 49 Raumitorin 50 Raupin 51 Rauwolfinin

1 " ® ' <11 2

Gattung Rauwolfia

Subtribus Cerberinae Gattung Ochrosia

Pseudochrosia Kopsia

Tanghinia

Cerbera

Thevetia

II. Unterfamilie: Ediitoideae

Tribus Gattung

Echitideae Adenium

Urechitis

Apocynum

Nerium

Strophantus

Tribus Gattung

Parsonsiae Wrightia

Parsonsia Malouetia Forsteria

Rauwolscin Reserpin 4S Sarpagin 52 Semperflorin 53 Seredin 50 Serpentin Serpentinin 4-8 /^-Yohimbin 54

Alkaloide 55 keine Herzgifte 37 Alkaloide 56 Alkaloid 57 Kopsin 5» Acetylneriifolin = Cerberin = Veneniferin Desacetyltanghinin 59, 60 Tanghiferin «1 Tanghinin 62 Tanghinosid 63 Cerberin = Acetylneriifolin Acetvlthevetin 65 Thevetin oe

Abobiosid Digitalum verum Honghelin Honghelosid A, C, G = Somalin 67 Odorosid B 68 Urechitin Urechitonin Urechitoxin 69 Androsin Cymarin Adynerin "1 Desacetyloleandrin "2 Digitalum verum 73 Neriantin "4 Odoroside "5 Oleandrin ( = Folinerin) "2 Strophanthin-K "4 Ambosid Ambostrosid TS 16-Anhydrostrospcsid 77 Boistrosid 79 Caudosid 78 Christyosid 77 Courmontoside 79 Cvmarin so, si Cymarol 81 Digitalum verum ^ Divaricosid 78 Emicvmarin s3, «l Gracilosid 8 4

Honghelin Honghelosid A, C, G 82 Inertosid 85 Intermediosid M6

Leptosid 85 Millosid 77 Musarosid Ouabain = Acokantherin = Strophantin-G 88 Panstrosid H6 Pauliosid 77 Periplocymarin 83, «1 Pseudostrophantin 89 Quilenglosid 78 Sarmentocymarin 90 Sarmentosid A und B 91 Sarnovid 92 Strobosid " Strophantin-K 93 Strospesid "

Conessin «4 keine Herzgifte 37 keine Herzgifte 37 Guachamacin = Curarin »5 Forsteronin 13

J o

Die in der Tab. 1 angeführten Glykoside können z. T. in glukosereicherer Form in der Pflanze vorkommen, da einige unter den Bedingungen der Selbstfermentation isoliert wurden.

Tab. 1. Die Inhaltsstoffe der Apocynaceae, geordnet nadi ihrer Zugehörigkeit zum botanischen System.

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C H E M I S C H E K L A S S I F I Z I E R U N G H Ö H E R E R P F L A N Z E N 5 0 1

tianaceae abgetrennt1 , während in beiden Familien — aber nicht obligatorisch — das Alkaloid Gentia-nin 6 vorkommt. Die Regel, daß reiches Vorkommen von „Terpenen" (ätherische Öle) die Alkaloidbildung zurückdrängt, wird an den alkaloid-armen, aber „ter-pen"- (Gentiopikrin-) reichen Gentianaceae bestätigt.

Bei den Asclepiadaceae treten dann Cardenolid-glykoside und besonders Substanzen vom Typ des Vincetoxin, Kondurangin und Drevosid in den Vor-dergrund. Auch hier ist wieder eine deutliche Reihen-folge festzustellen. Die Unterfamilie der Periplocoi-deae enthält Cardenolidglykoside (Herzgifte, z. B. Strophanthin-K, Periplocin), während die der Cy-nanchoideae in den ersten Gattungen ebenfalls noch durch Herzgifte (Uzarin, Xysmalorin, Gofrusid) und später nur noch durch Bitterstoffe vom Typ des Vince-

6 E. S t e i n e g g e r , Verh. Kon. vlaamsche voor Ge-neeskunde van Belgie XV, Nr. 5, S. 400, 1953.

7 The Dispensatory of the United States of America, 802, 1306, 1950.

8 H. M u h r , A. H u n g e r u. T. R e i c h s t e i n , Helv. chim. Acta 37, 403 [1954].

9 P. R. O. B a 11 y , K. M o h r u. T. R e i c h s t e i n , Helv. drim .Acta 34, 1740 [1951].

10 H. M u h r , A. H u n g e r u. T. R e i c h s t e i n , Helv. chim. Acta 37, 403 [1954]; The Dispensatory of the United States of America, 802, 1950.

11 D. P. V e l d s m a n u. S. A f r i c a n , Ind. Eastern Chemist. 3, 144 [1949]; ref. C. A. 47, 12 265 [1953].

12 K. M o h r , O. S c h i n d l e r u. T. R e i c h s t e i n , Helv. chim. Acta 37, 462 [1954],

13 Th. P e c k o 1 d t , Arch, pharmaz. Ber. dtsch. phar-maz. Ges. 19, 529 [1909]; 20, 36 [1910],

14 H. S c h m i d t , H. B i c k e 1 u. Th. M e i j e r , Helv. chim. Acta 35, 415 [1952].

15 E. S c h 1 i 111 e r u. E. G e l i e r t , Helv. chim. Acta 34, 920 [1951],

iß S. S i d d i q u i , J. Ind. Chem. Soc. 11, 283 [1934], i 7 G. v. S c h u c k m a n n , A. B e r t h o u. W . S c h ö n -

b e r g e r , Chem. Ber. 66, 786 [1953]. is R. P a r i s s , Bull. sei. Pharmacol. 49, 33 [1942]; ref.

C. A. 38, 5363 [1944], is» S. S i d d i q u i , S. C. M i s r a u. V. N. S h a r m a ,

J. Sei. Indian Research 3, 555 [1945], 20 S. S i d d i q u i , Proc. Indiana Acad. Sei. Sect. A 3,

249 [1936]; ref. C. II, 1734 [1936], 21 A. B e r t h o , Liebigs Ann. Chem. 555, 214 [1944];

Chem. Ber. 80, 316 [1947]. 22 A. B e r t h o , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz.

Ges. 277, 237 [1939], 2 3 F. P y m a n , J. Chem. Soc. 115, 163 [1919]; G.

G i e m s a u. I. H a l b e r k a n n , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz. Ges. 256, 201 [1918]; R. T s c h e s c h e u. R. P e t e r s e n , Chem. Ber. 87, 1719 [1954],

24 S. S i d d i q u i u. J. P i 11 a y , Indian Chem. Soc. 9, 553 [1932],

25 W. G o s h u. J. G o s h , Indian Chem. Soc. 5, 447 [1928].

2e O. H e s s e , Liebigs Ann. Chem. 203, 144, 170 [1880]; Chem. Ber. 11, 1546 [1878],

27 Th. S h a r p , J. ehem. Soc. [London] 1938, 1353 u. 1943, 287.

toxins gekennzeichnet ist. Bemerkenswert ist, daß diese Glykoside alle solche Zuckerkomponenten ha-ben, die man bisher nur in den typischen Cardenolid-glykosiden gefunden hat, so daß diese Bitterstoffe, die auch noch in den Periplocoideae vorkommen kön-nen, den Herzgiften biogenetisch nahe stehen sollten. Ihre Genine scheinen abgewandelte Steroide zu sein.

Die Apocynaceae, die sich wahrscheinlich phyloge-netisch von den Asclepiadaceae herleiten lassen, sind durch das gemeinsame Vorkommen von Alkaloiden, Cardenolidglykosiden und neutralen Bitterstoffen charakterisiert, wie Tab. 1 zeigt .

Betrachtet man die Tab. 1, so läßt sich erkennen, daß die einzelnen Triben sich durch ihre chemische Synthesefähigkeit voneinander unterscheiden. In der 1. Unterfamilie der Plumieroideae bauen die Ardui-

28 E. H a r n a c k , Ber. dtsch. chem. Ges. 11, 2004 [1878]; 13, 1648 [1880],

2» J. S. S i d a p p a , J. Mysore Univ. 5 B, 63 [1945]; J. G o o d s o n u. T. H e n r y , J. chem. Soc. [London] 127, 1640 [1925],

3° }. A. G o o d s o n , J. chem. Soc. [London] 1932, 2626.

31 H. F i n n e m o r e , Australasian J. Pharmacy, ref. C. A. 35, 6390 [1941].

32 A. E w i n s , J. chem. Soc. [London] 105, 2738 [1914], 3 3 Th. P e c k o 1 d t , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. phar-

maz. Ges. 19, 529 [1909], 34 L. F 1 o r i a n i , Rev. Centro Estud. Farmac. Bio-

quim. 373, 423 [1935], ref. C I 3865 [1936], 35 E. F o u r n e a u u. J. P a g e , Bull. Sei. pharmacol.

21, 7 [1914]. 36 E. F. R o g e r s , H. R. S n y d e r u. R. F. F i s c h e r ,

J. Amer. chem.^Soc. 74, 1987 [1952], 37 R. H. T h o r p u. T. R. W a t s o n , Austral. J. exp.

Biol. med. Sei. 31, 529 [1953]. 38 M. M. J a n o t u. J. L e M e n , C. R. hebd. Seances

Acad. Sei. 239, 1311 [1954], 39 A. O r e h o f f , H. G u r e w i t s c h u. S. N o r -

k i n a , Arch. Pharmaz. Ber. dtsdi. pharmaz. Ges. 272, 70 [1934].

40 M. M. J a n o t u. J. L e M e n , C. R. hebd. Seances Acad. Sei. 238, 2550 [1954],

41 M. G r e s h o f f , Ber. dtsch. chem. Ges. 23, 3543 [1890]; B. B o o r s m a , Meded. Plantent. 31, 42, 134 [1899].

42 E. S c h l i t t l e r u. A. F u r l e n m e v e r , Helv. chim. Acta 36, 2017 [1953].

43 D e l o u r m e - H o u d e , Bull. Soc. chim. 9, 620 [1942]; A. N. R a t n a g i r i s w a r a n u. K. V e n k a -t a c h a 1 a m , Quart. J. Pharmac. Pharmacol. 12, 174 [1939], ref. C II, 2920 [1940].

44 Th. P e c k o 1 d t , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. phar-maz. Ges. 20, 36 [1910],

45 R a y m o n d - H a m m e t , Bull. Soc. pharmacol. 44, 449 [1937],

46 A. N. R a t n a g i r i s w a r a n u. K. V e n k a t a -c h a 1 a m , Quart. J. Pharmac. Pharmacol. 12, 174 [1939], ref. C II, 2920 [1940],

47 M. H a r t m a n n u. E. S c h l i t t l e r , Helv. chim. Acta 22, 547 [1939].

Fußnoten 48 — 95 auf Seite 502

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neae in beiden Subtriben Cardenolidglykoside (Ouabain, Odorosid, Cerberin) und keine Alkaloide auf. Der Tribus der Plumiereae ist in mehrere Sub-triben aufzuteilen, von denen bei Alstonia in über-sichtlicher Weise die Gattung Plumiera durch den Bitterstoff Plumierid, die Gattung Holarrhena durch Substanzen vom Typ des Conessins (Steroidalka-loide), die anderen Gattungen durch Alkaloide (Aspi-dospermin, Echitin, Alstonin) charakterisiert sind. Die Tabernaemontaninae enthalten keine Herzgifte (Car-denolidglykoside), aber obligatorisch Alkaloide (Ta-bernaemontanin, Geissospermin u. a.). Die Cerberi-

48 A. C h a 11 e r j e e , Fortschr. Chem. organ. Naturst. X, 390 [1953].

49 A. H o f m a n n , Helv. chim. Acta 37, 314 [1954], so J. P o i s o n , A. L e H i r , R. G o u t a r e 1 u. M. M.

J a n o t , C. R. hebd. Seances Acad. Sei. 239, 302 [1954], 51 K. B o d e n d o r f u. H. E d l e r , Naturwissenschaf-

ten 40, 342 [1953]. 52 A. S t o 11 u. A. H o f m a n n , Helv. chim. Acta 36,

1143 [1953], 53 E. S c h l i t t l e r u. A. F u r l e n m e v e r , Helv.

chim. Acta 36, 996 [1953]. 54 A. H o f m a n n , Helv. chim. Acta 38, 536 [1955], 55 M. G r e s h o f f , Twede Verslag Onderz. Plantenst.

Batavia 131 [1898]; Ber. dtsch. chem. Ges. 23, 3544 [1890],

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nae sind in den Gattungen Ochrosia und Kopsia noch durch Alkaloide, in Tanghinia, Cerbera und Thevetia wieder durch Cardenolidglykoside vertreten. Die 2. Unterfamilie der Apocynaceae, die Echitoideae, synthetisiert im Tribus der Echitideae Cardenolid-glykoside (Cvmarin, Oleandrin, Strophantin, Odo-rosid u. a.), im Tribus Parsonsiae Steroid- und an-dere Alkaloide (Conessin, Curarin, Forsteronin), aber augenscheinlich keine Herzgifte. Der Tribus der Par-sonsiae steht also hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe dem Subtribus Alstonia nahe, während von den Arduineae die Melodiinae zu den Echitideae und die Landol-

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Page 5: Zur Frage der chemischen Klassifizierung höherer Pflanzenzfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/10/ZNB-1955-10b-0499.pdf · Cerbera Thevetia II. Unterfamilie: Ediitoideae Tribus Gattung Echitideae

Q U A N T E N B E D A R F B E I D E R

phiinae zu den Cerberinae eine enge Beziehung haben.

Die einzelnen Triben, Subtriben und Gattungen zeigen demnach neben gleichen morphologischen Merkmalen eine entsprechende chemische Synthese-fähigkeit, die sich im gleichzeitigen Vorkommen bio-genetisch verwandter Inhaltsstoffe äußert.

Die Familie der Loganiaceae ist nun durch das Vorherrsdien der Alkaloidbildung und das völlige Zurücktreten der Cardenolidglykoside gekennzeich-net. Lediglich die Buddleioideae enthalten keine Al-kaloide, sind aber erst wenig bearbeitet. Auf Grund ihrer Inhaltsstoffe könnte man diese Unterfamilie aus den Loganiaceae ausgliedern. Es ist interessant, daß bei der morphologischen Bearbeitung dieser Fa-milie bereits ähnliche Vorschläge gemacht worden

96 R. H ä n s e l u. L. H ö r h a m m e r , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz. Ges. 287./59. 189 [1954]; L. H ö r -h a m m e r u. R. H ä m e l , Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharmaz. Ges. 288, 153 [1955].

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l O - H Ä M O G L O B I N S P A L T U N G 5 0 3

sind1 . Durch das Loganin (identisch mit Meliatin) zeigen die Loganiaceae eine Verbindung zu den Menyanthaceae.

Trotz der Schwierigkeiten einer kritischen Beurtei-lung scheint uns bei Betrachtung einiger sogenannter sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe in der Ordnung der Contortae eine Beziehung zwisdien der chemischen Synthesefähigkeit höherer Pflanzen und deren Mor-phologie deutlich erkennbar zu sein. Eine Stütze un-serer Anschauungen sehen wir darin, daß in neuerer Zeit eine Reihe anderer Autoren, wie H ä n s e l 9 6 , H e g n a u e r 9 7 , H ö r h a m m e r 9 6 , M a n s k e 9 8 und W e e v e r s 9 9 ähnliche Gedankengänge durch experi-mentelle Untersuchungen zu beweisen versuchen.

Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft auch an dieser Stelle für die Gewährung einer Sach-beihilfe.

98 R. H. F. M a n s k e , Imp. Bur. Pastures Forage Crops, Herbage Pub. Series, Bull. 27, 9 [1940], ref. C. A. 34, 2415, 5237 [1940].

99 T. W e e v e r s , Blumea, Tijdschr. systematiek Geo-grafie planten 5, 412 [1943].

Der Quantenbedarf bei der CO-Hämoglobinspaltung durch Licht V o n R U D O L F B U R B E R G

Aus dem Max-Planck-Institut für Virusforschung, Tübingen (Z. Naturforsdig. 10 b, 503—509 [1955]; eingegangen am 1. Juni 1955)

Bei einer photochemischen Reaktion wird das Verhältnis von absorbierten Lichtquanten zum erfolgten photochemischen Umsatz als Brutto-Quantenbedarf, das Verhältnis von den an der Photoreaktion selbst beteiligten Lichtquanten zum erfolgten photochemischen Umsatz als iVetto-Quantenbedarf definiert.

Es wird gezeigt, wie man aus Oszillographen-Schirmbild-Aufnahmen des Reaktionsbeginns Brutto- und Netto-Quantenbedarf einer photochemischen Reaktion bestimmen kann.

Die Methode wird dazu benutzt, die lichtempfindliche Abspaltung des CO-Moleküls vom CO-Hämoglobin zu untersuchen. Der Brutto-Quantenbedarf liegt je nach Salz- und Wasser-stoffionenkonzentrationen zwischen n = 2 und 5; die Werte stimmen mit Messungen von B ü c h e r 1 überein, die nach einer von W a r b u r g angegebenen Methode gemacht wurden. Für den Nettoquantenbedarf hat sich in allen Fällen n* — 1 ergeben.

Bei Kohlenmonoxyd-Hämoglobin und anderen CO-Häm-Verbindungen2 können durch Bestrahlung

mit Licht die CO-Moleküle abgespalten werden. Wenn man nach dem Quantenbedarf fragt, den

diese photochemischen Reaktionen benötigen, dann ist zunächst zu bemerken, daß man das Wort Quan-tenbedarf in verschiedenem Sinn gebrauchen kann. Um Mißverständnisse auszuschließen, möchte ich des-halb zwischen dem Brutto-Quantenbedarf und dem Netto-Quantenbedarf einer photochemischen Reak-

i Th. B ü c h e r , Bioehem. Z. 311, 163 [1942].

tion unterscheiden. Der Bruffo-Quantenbedarf n ist die Zahl der Lichtquanten, die vom CO-Hämoglobin je abgespaltenes CO-Molekül absorbiert worden sind.

Wenn nun zum Beispiel der Brutto-Quantenbedarf n = 4 ist, dann kann der Reaktionsmechanismus so gestaltet sein, daß die Abspaltung erst in 4 Schrit-ten über 3 photoempfindliche Zwischenprodukte er-folgt, oder daß ein Teil der Energie von den 4 Quan-ten irgendwelchen anderen Prozessen im Molekül zu-

2 O. W a r b u r g , Schwermetalle als Wirkungsgrup-pen von Fermenten, Saenger, Berlin 1946.