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David Irving

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Görings “Forschungsamt”:Der geheimste Nachrichtendienst

des Dritten Reiches

FFOCAL POINT

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Irving, David:Das Reich hört mit: Görings �Forschungsamt�:

der geheimste Nachrichtendienst des Dritten ReichesÜbers. aus d. Engl.: Jochen Krüger u. Heidrun Neu

Einheitssacht.: Breach of Security <dt.>

ISBN P-UUTQN-NPR-U

Print Edition © NVUV David IrvingElectronic Edition © OMMQ Parforce UK Ltd., London

Rechte
Print edition © 1989 by David Irving Electronic edition © 2004 by Parforce UK Ltd., London ISBN 3-88741-135-8 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen dieses Buches oder von Buchteilen auf fotomechanischem Weg (Fotokopie, Mikrokopie, usw) nicht gestattet.

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IInnhhaalltt

Das Reich hört mit —=Q

Fotos —=VT

Anhang �=NMS

Abgehörte Telefongesprächetschechoslowakischer Spitzenpolitiker �=NMT

Ein erregender Dokumentenfund �=NOV

Anmerkungen zum FA-Bericht �=NTR

Die �Führer-Berichte� �=NUR

Vorlagen beim Führer=� NVU

Abkürzungen=� OMV

Anmerkungen=� ONO

Personenregister=� OOQ

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DDaass RReeiicchhhhöörrtt mmiitt

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PPeerrffeekkttee GGeehheeiimmhhaallttuunnggbbiiss zzuumm EEnnddee

Die Dokumente, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden, sind dieeinzigen bekannten Überreste eines der legendärsten Nachrichtendienste desDritten Reiches, des �Forschungsamtes des Reichsmarschalls�. Nachdem es NVPPgegründet worden war und in seiner Blütezeit über S.MMM Experten mit demEntschlüsseln von codierten Texten, dem Abhören von Telefonleitungen und allden anderen schwarzen Zauberkünsten beschäftigte, die heute als �Nachrichten-aufklärung� bezeichnet werden � also die genaue Entsprechung des modernen US-Amtes für nationale Sicherheit, NSA (National Security Agency) und Großbritan-niens staatlicher Nachrichtenzentrale, GCHQ (Government CommunicationsHeadquarters) in Verbindung mit dem MIR �, arbeitete das Forschungsamtununterbrochen bis zum Ende des Hitler-Reiches und sogar darüber hinaus:Unter der Leitung der Kriegsmarine wurde bis zum Juli NVQR in Eutin der Funk-betrieb überwacht. Seine Agenten, die ständig ganz im Geheimen gewirkt hatten,gingen schließlich in ihrer Umgebung auf; Monate vergingen, ehe den alliiertenBesatzungsmächten klar wurde, daß das Forschungsamt überhaupt existiert hatte,und sie endlich eine lahme, verspätete Suche nach seinen Mitarbeitern und derenAkten begannen. Die ehemaligen Bediensteten des Forschungsamtes jedoch blie-ben wortkarg, und die Aufzeichnungen über ihre Amtszeit waren verschwunden �die Reißwölfe der Abteilung N des Sicherheitsbüros im Forschungsamt hatten sehrfein geschnitzelt, und sie hatten in den letzten Wochen des Krieges unermüdlichgearbeitet, um alle Spuren der Archive des Forschungsamtes zu vernichten. Ver-streut in den Sammlungen erbeuteter deutscher Akten in aller Welt � vor allem inden britischen diplomatischen Archiven � finden sich nur noch einzelne Schrift-stücke, deren braunes Papier und blaue hektographierte Maschinenschrift ihreexotische Herkunft erkennen ließen. �Klar ist�, so schrieb ich NVUT in meiner Bio-graphie über Hermann Göring, �daß das Forschungsamt eine der leistungsfähig-sten und präzisesten Nachrichtensammelstellen der Welt war, deren Perfektiondurch die strengen Dienstvorschriften für den Mitarbeiterstab und durch diePersönlichkeit Görings als ihrem höchsten Chef gewährleistet wurde.�Á

Es ist merkwürdig, daß die siegreichen Alliierten mit seiner Existenz anschein-end nicht rechneten, obwohl sie selber über ähnliche Einrichtungen verfügten. Diefür die britische innere Sicherheit zuständige Abteilung MIR zapfte die Telefon-leitungen von groß und klein gleichermaßen an: Als Winston Churchill NVPURänke gegen Premierminister Neville Chamberlain schmiedete, ließ letztererdessen Telefon anzapfen, wie aus den Briefen Chamberlains an seine Schwester

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klar hervorgeht.Ë Der Originaltext der Tagebücher von Sir Alexander Cadogan,dem ständigen Leiter des Foreign Office, enthüllt das Ausmaß, in dem die Tele-fone britischer und ausländischer Diplomaten angezapft wurden.È Der MIR-Bericht über den Tyler-Kent-Spionagefall zeigt, daß die Telefone amerikanischerund italienischer Diplomaten sowie britischer Mitglieder des Parlaments angezapftwurden.Í

Im Vorkriegsamerika hörte das FBI (Federal Bureau of Investigation) dieTelefonleitungen tausender von Personen ab, wie die Archive des FBI und Präsi-dent Franklin D. Roosevelts, einem der eifrigsten Leser der Ergebnisse, zeigen. Zudiesen Abgehörten zählten der im Ölgeschäft tätige W. Rhodes Davis, der Gewerk-schaftsführer John Lewis, sowie die Nazi-Globetrotterin und High-Society-Agentin Prinzessin Stefanie von Hohenlohe � die das Forschungsamt ebenfallsabhörte, wenn sie sich in Deutschland aufhielt.Î Nachdem die Vereinigten Staatenin den O. Weltkrieg eingetreten waren, überwachte die US-Kriegsmarine die inter-nationalen Telegramm- und Telefonleitungen für die US-Zensurbehörde.Ï

Die vorrückenden Truppen Hitlers stellten fest, daß die Tschechoslowakei,Österreich, Frankreich und die skandinavischen Länder ebenfalls allesamt gutfunktionierende Abhörorganisationen unterhielten. Hinsichtlich Italiens offen-baren die privaten Papiere Benito Mussolinis, des italienischen Duce, und dasTagebuch des Generals Ugo Cavallero, seines Oberbefehlshabers, das Ausmaß, indem auch die Italiener das Anzapfen von Telefonleitungen als Mittel der Über-wachung benutzten.Ì In der heutigen Bundesrepublik Deutschland dauert dasAbhören von Telefonleitungen an � nur daß bis vor wenigen Jahren die Alliiertendie frühere Funktion Hermann Görings wahrnahmen, mit dem alleinigen Vor-recht, die Abhöreinsätze zu genehmigen.

Die Alliierten ahnten überhaupt nichts von der Existenz des Forschungsamtes.�Die Kenntnisse unserer eigenen Nachrichtendienste über einen der bedeutend-sten Nachrichtenerfassungsdienste Deutschlands, das Forschungsamt, waren sehrbegrenzt�, bekannte das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa, USFET (USForces European Theater). Gerade weil das Forschungsamt in hohem Maße unab-hängig war, vor allem vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und der Abwehr,war seine Existenz von den Alliierten nicht einmal vermutet worden; wenn esHinweise darauf gab, wurde es allzuleicht mit dem Reichsforschungsamt ver-wechselt, der wissenschaftlichen Forschungsstelle, die im Juni NVQO von Göringeingerichtet wurde.

Am OU. August NVQQ, unmittelbar nach der Befreiung von Paris, nahmenalliierte Truppen deutsche Besatzungssoldaten gefangen, die dort unter der Auf-sicht von Beamten des Forschungsamtes gearbeitet hatten; die harmlos klingendeBezeichnung �Forschungsamt� verhinderte, daß in den Köpfen der Nachrichten-dienstler die Alarmglocken klingelten. Im Januar des folgenden Jahres nahm die T.US-Armee einen einfachen Volksgrenadier,Ó Lothar Günther, gefangen, der für

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das Forschungsamt von NVPT bis zum Oktober NVQQ, als er an die Front abkom-mandiert wurde, gearbeitet hatte. Obwohl Günther, ein Gegner des National-sozialismus und �typischer deutscher Intellektueller�, alles ausplauderte, was erüber die Geschichte und die Operationen des Forschungsamtes wußte � er verrietauch dessen aktuellen Ausweichstandort in einer Fliegerabwehrkaserne in Breslau�, sickerten diese Informationen offenbar nicht weit durch.Ô �Unser Wissensstandüber die Organisation des Forschungsamtes ist sehr dürftig�, bekannte GeneralDwight D. Eisenhowers Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte,SHAEF (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force).ÁÊ

Für die Amerikaner war es schwer hinzunehmen, daß das Forschungsamtohne ihr Wissen bestanden hatte; sie waren überzeugt davon, daß es eine reinwissenschaftliche Forschungsstelle gewesen sei. �. . . andere Berichte ließen daraufschließen�, stellt die Spionageabwehr des Hauptquartiers der alliierten Expedi-tionsstreitkräfte am N. Juni NVQR ungläubig fest, �und es wurde zunächst auchdavon ausgegangen, daß das Forschungsamt ein geheimes kryptographisches Amtvon außergewöhnlicher Produktivität gewesen sei; aber offensichtlich ist dies einIrrtum gewesen, ausgelöst vielleicht aufgrund der Tatsache, daß die Luftwaffeihren eigenen kryptographischen Dienst unterhielt.� � Was nicht stimmte. Nochim September NVQR tappte das Abwehrkorps im dunkeln: �Diese Organisation�,mutmaßten die CIC-Agenten James M. Ohlsen und Harvey E. Gutmann, �scheinteine bisher unbekannte Waffe des deutschen Nachrichtendienstes zu sein.�ÁÁ

Die britischen Streitkräfte, in deren Hände ziemlich viele leitende Mitarbeiterdes Forschungsamtes gefallen waren, begriffen erst allmählich die Wahrheit. �DasForschungsamt�, stellte die britische Rheinarmee, BAOR (British Army on theRhine) fest, �war angelegt als das zentrale nachric tendienstliche Amt der NS-Regierung; sein besonderes Arbeitsgebiet war die Auswertung von Telefon-, Funk-und Postüberwachung. Es besaß keine Exekutiv-Gewalt, sondern war ein reintechnischer Dienst, der Nachrichten lieferte.�ÁË

Die ehemaligen Forschungsamtexperten hielten sich nach dem Krieg versteckt,wobei sie davon profitierten, daß ihre Namen auf jenen Listen der Alliierten, dieautomatischen Arrest bedeuteten, fehlten. Die Forschungsamtsmänner gingenfälschlich davon aus, daß ihre früheren Feinde ständig über ihr bemerkenswertesAmt informiert gewesen wären. Bei der Beschreibung der sorgfältig ausge-arbeiteten Vorsichtsmaßnahmen, die das Forschungsamt NVQO getroffen hatte, umBeschädigungen der wichtigsten Archive durch Luftangriffe möglichst gering zuhalten, behauptete ein naiver Überlebender des Forschungsamtes in einer Lizenz-zeitung NVQS: �Der Intelligence-Service war ebenso wie die übrigen Abwehrorgani-sationen der Alliierten in aller Stille an die Arbeit gegangen, und so dauerte esnicht lange, bis das Geheimnis, das über dem Gebäudekomplex in [Berlin-]Charlottenburg lag, für die Alliierten eben kein Geheimnis mehr war und man inLondon, New York und Moskau genau wußte, wer in diesem Häuserblock saß . . .

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Der genaue Lageplan des Forschungsamtes lag dem Befehlshaber des britischenBomberkommandos [Luftmarschall Sir Arthur Harris] in allen Einzelheiten vor,und im Herbst ging das Forschungsamt in einem Großangriff der britisch-amerikanischen Luftwaffen in Flammen auf.�ÁÈ Dieser Glaube an die alliierteAllwissenheit war weit verbreitet: �Als nach Kriegsende der größte Teil allerAngehörigen des Forschungsamtes in alliierte Hände fiel�, erinnerte sich z. B. einForschungsamtsabteilungsleiter, �stellte sich bald heraus, daß man dort über dieArbeit und das Wesen dieses Amtes weit besser informiert war, als man dies jemalsfür möglich gehalten hätte.�ÁÍ

Nur wenige Dokumente des Forschungsamtes fielen in die Hände der Alliier-ten und nur eine Handvoll der halben MillionÁÎ �Brauner Blätter�, wie die schrift-lichen Abhörberichte des Forschungsamtes genannt wurden. Die Amerikanerfanden im Kellergeschoß der ehemaligen �Forschungsleitstelle� (Regional-Büro)in Köln-Deutz ein Bündel Bankbelege. Hierdurch wurde der frühere �Erfasser� imForschungsamt, Oskar Schröder, in die Lage versetzt, für seine Häscher die Stand-orte mehrerer Außenstellen sowie Angehörige des Forschungsamtes zu identi-fizieren.ÁÏ Gegen Ende des Jahres NVQS hatte die militärische Abwehrorganisationder USA CIC (Counter Intelligence Corps) im Unterbezirk Memmingen einekleinere Menge von Verwaltungsdokumenten des Forschungsamtes zusammen-getragen. Es handelte sich um dreizehn Pakete mit Stammkarten, QN Aktendeckelund zwei Bände mit Vergütungslisten, vier Lohnlistenbücher, eine Liste mitAnschriften von Soldaten, sowie einen Aktendeckel mit Karteikarten.ÁÌ Im Nürn-berger Gerichtsgebäude zeigten amerikanische Untersuchungsbeamte dem letztenAmtsleiter des Forschungsamtes, Gottfried Schapper, das letzte interne Telefon-buch des Forschungsamtes, und fragten ihn erstaunt, wie es die Beamten desForschungsamtes fertiggebracht hätten, dessen Existenz vor den Alliierten zu ver-heimlichen.ÁÓ Nachdem es QM Jahre in den Archiven des amerikanischen CICverwahrt wurde, befindet sich dieses Telefonbuch übrigens heute im National-archiv in Washington D.C.ÁÔ

Verstreut in anderen Archiven finden sich weitere Spuren des NS-Amtes. Inden Akten der Adjutantur des Führers im Bundesarchiv in Koblenz befinden sichmehrere Briefe Schappers an die Adjutanten Hitlers, in denen er � höflich, aberbestimmt � an die Rückgabe einiger überfälliger �Brauner Blätter� aus den JahrenNVPS bis NVPV sowie von Berichten des im Außenministerium tätigen Rudolf Likus,die allesamt offenkundig auf Forschungsergebnissen des Forschungsamtes be-ruhen, erinnert.ËÊ In Box Nr. N der etwas dürftigen Hermann-Göring-Sammlungder Hoover-Stiftung in Stanford, Kalifornien, gibt es auch einige nicht identi-fizierte Stücke aus dem Forschungsamt, einschließlich einer Empfangsbestätigungseines Stabsamtes über TM einzeln verzeichnete �Braune Blätter�, die im SeptemberNVPT mit Nummern zwischen N SQ.MMM und N TV.MMM versehen worden waren.

Das bekannteste Ergebnis des Forschungsamtes ist die Aufzeichnung von

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Görings und Hitlers eigenen Telefongesprächen während der Anschlußkrise imMärz NVPU; diese Akte wurde dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg vonder Anklage als Beweismaterial vorgelegt.ËÁ Ebenfalls von historischer Bedeutungsind zwei größere Berichte, die im Anhang dieses Buches abgedruckt sind: einDossier des Forschungsamtes über geheime �feindliche� Telefongespräche zwisch-en Prag, London und Paris im September NVPU (aus dem Public Record Office,London),ËË sowie eine Ausarbeitung des Forschungsamtes unter dem Titel �Zurenglischen Politik vom Münchner Abkommen bis zum Kriegsausbruch�, aus dempolitischen Archiv des Auswärtigen Amtes.ËÈ Die einzige weitere bekannte Quellevon urkundlicher Bedeutung ist die Forschungsamtsakte von Generalfeldmar-schall Erhard Milch, Staatssekretär der Luftfahrt, im Bundesarchiv-Militärarchivin Freiburg/Br.; sie enthält aufschlußreiche Verwaltungsdokumente des Forsch-ungsamtes vom OS. Januar NVPS bis zum R. Februar NVQR.ËÍ Es kann jedoch nichtausgeschlossen werden, daß noch Forschungsamtsdokumente vom amerikan-ischen Amt für nationale Sicherheit (NSA) zurückgehalten werdenËÎ; ebenfalls istnicht ausgeschlossen, daß DDR-Archive, die erst kürzlich widerwillig die Joseph-Goebbels-Tagebücher herausgegeben haben, noch einen Forschungsamts-Schatz-fund verborgen halten. Vor vielen Jahren übergab der Ost-Berliner JournalistRichard Peet dem Schriftsteller Anthony Cave-Brown eine angeblich vom Forsch-ungsamt aufgefangene heimliche Mitteilung von Vizeadmiral Wilhelm Canaris,dem Chef der Amtsgruppe Ausland/Abwehr, über Stockholm nach London.ËÏ

DDiiee eerrsstteenn AAnnffäännggee

In anderen Ländern ist die Nachrichtenerfassung immer als ein ehrenwerterBeruf angesehen worden, bei dem selbst die unterste Büroebene mit Offizierenund vornehmen Leuten aus den ältesten und ehrbarsten Familien besetzt war. ImDeutschland des NV. Jahrhunderts hingegen wurde die Spionagetätigkeit als etwasAnrüchiges, ja sogar Unehrenhaftes empfunden, und die Haltung lebt noch starkim OM. Jahrhundert fort.ËÌ In der Zeit nach König Friedrich II. war ein Niedergangnachrichtendienstlicher Operationen zu verzeichnen gewesen, und erst mit demErsten Weltkrieg wurde wieder ein angemessen strukturierter Nachrichtendienstunter Oberst Walter Nicolai eingerichtet.ËÓ Nicolai gelang es, einen Mitarbeiter-stab aufzubauen. Der Einzug der drahtlosen Telegraphie auf den Schlachtfeldernerweiterte den Umfang nachrichtendienstlicher Tätigkeiten beträchtlich, und dasGroße Hauptquartier des Kaisers wurde bald mit einem neuen Amt, unter demDecknamen �Geheimwissenschaftliche Abteilung�, geschmückt; es wurde eigensgeschaffen, um auf dem Schlachtfeld Operationen der Nachrichtenaufklärungdurchzuführen.

Dieses Amt überstand den Zusammenbruch von NVNU nicht. Drei Jahre später

NM

richtete Reichswehrminister Gustav Noske innerhalb der militärischen Abwehr-organisation eine neue �Chiffrier- und Horchleitstelle� ein, die KorvettenkapitänHans Schimpf unterstellt wurde. Dieses Amt hatte einen ganz bescheidenenUmfang � nicht-militärische Daten, wie etwa wirtschaftliches oder politischesNachrichtenmaterial erfaßte oder verbreitete es überhaupt nicht.

Schimpf, der als ein ruhiger Mann mit sonnigem Gemüt beschrieben wird,gewann für dieses neue Amt einige der hervorragendsten Nachrichtenaufklärungs-beamten des Ersten Weltkrieges � unter ihnen den damaligen HauptmannGottfried Schapper, der NVNU aus der Reichswehr ausgeschieden war und an derrevolutionären Münchner Politik sowie dem Freikorps Epp beteiligt gewesen war.Der frühere Major der Abwehr, Georg Schröder, der das Kommando über einInfanterie-Bataillon gehabt hatte und NVON QSjährig entlassen worden war, tratwieder in das Reichswehrministerium ein und kam NVOS in Schimpfs Chiffrier-abteilung; ebenso der am V. November NUVS geborene frühere Hauptmann derNachrichtentruppe Walther Seifert, der die Horchsammelstelle bei der Festungs-funkstelle Königsberg geleitet hatte.ËÔ

In ihrer Arbeit behindert durch die Anhäufung nicht-militärischer Nach-richten innerhalb des Reichswehrministeriums � das keine Veranlassung sah, dieseDaten an andere Regierungsstellen weiterzuleiten, die daraus möglicherweisehätten Nutzen ziehen können � empfahlen Schimpf und seine Regimentskame-raden Schappper, Schröder und der SS-Untersturmführer Max Böttger NVPO, daßdie Republik ein zentrales Nachrichtenamt einrichten sollte. Dieses Projekt wurdegebilligt, aber �aus Gründen der Ressortschwierigkeiten� nicht verwirklicht.ÈÊ

Das Auswärtige Amt hatte eine eigene Dienststelle zur Überwachung und Ent-schlüsselung von Funksprüchen eingerichtet, und verschiedene Polizeibehördenhatten gelegentlich Telefongespräche abgehört; aber der Umfang dieser Aktivi-täten war sehr begrenzt. Walther Seifert, NVOR bis NVPO im Wehrmachtsamt desReichswehrministeriums bei der Abwehr tätig, berichtet, daß die Abhöreinricht-ung damals aus etwa OM �Klinken� bestand. Abgehört wurden die fremdenAttachés und Botschafter; ausgeschlossen dagegen war es, daß die Minister odergar der Reichskanzler Brüning abgehört worden wären.

Als die Nationalsozialistische Partei im Januar NVPP in eine Koalitionsregierungeintrat, erneuerte Schimpfs Abteilung offensichtlich ihren Vorschlag auf Schaffungeines vereinheitlichten Amtes. Helmut Ohlbrecht, der damals bei Görings Polizei-befehlshaber Kurt Daluege im Innenministerium saß, schildert, wie eines TagesSchimpf, Schapper und auch Walther Seifert zu ihm kamen und zu Göringwollten � sie hätten die Absicht, ein Nachrichtenamt einzurichten. Das war um dieMonatswende Februar/März NVPP. Ohlbrecht trug ihre Absicht dem Minister vor;die drei Männer durften dann diesem selbst ihre Pläne vorlegen. Gedacht wardabei an die Einrichtung eines zentralen Reichsnachrichtenamtes, das � von denMinisterien völlig unabhängig � nur der Regierungsspitze, dem Reichskanzler

NN

persönlich, unterstellt sein sollte. Diese Institution sollte alle Nachrichtendienste �die des Heeres, der Kriegsmarine, des Außenministeriums � in einem Amt miteigener Verwaltung unter direkter Aufsicht eines Sonderbeauftragten der oberstenRechnungsbehörde in sich vereinigen. Aber Hitler etablierte gerade dabei seinSystem des �teile und herrsche�: Er fürchtete die Zusammenlegung von sovielMacht in einem Amt und zog es vor, mehrere rivalisierende nachrichtendienst-liche Abteilungen zu unterhalten, die miteinander um seine Aufmerksamkeitwetteiferten. Die Daten von der Abwehr, von der geheimen Staatspolizei, vomAuswärtigen Amt, von Alfred Rosenbergs Außenpolitischem Amt, von GauleiterErnst Bohles Auslandsorganisation sowie den Luftwaffen- und Militär-Attachéssorgten für die Art von Mehrgleisigkeit, die er als notwendig und nützlich fürseine eigenen autokratischen Ziele erachtete.ÈÁ Hitler lehnte Schimpfs Vorschlagder Schaffung eines �Reichsnachrichtenamtes� ab und ordnete stattdessen an, daßNachrichtenaufklärung von einer völlig neuen Abteilung ohne Verbindung zurReichskanzlei und ohne zusätzlichen Einsatz von Spionageagenten betriebenwerden sollte. Nach Ansicht einiger seiner BeamtenÈË setzte diese Beschränkungdas �Forschungsamt� gegenüber den anderen Nachrichtenaufklärungsämternzurück, aber dies war nur die Ansicht einer unbedeutenden Minderheit.

Hitler ordnete an, daß das neue Nachrichtenaufklärungsamt unter seinemgetreuen Paladin Hermann Göring, in dessen Eigenschaft als preußischer Mini-sterpräsident, eingerichtet werden sollte.ÈÈ Dies bewies das Vertrauen, das Hitlerdem ehemaligen Flieger schenkte � es war vor allem die Art von Vertrauen, die einBlinder zu seinem Blindenhund haben muß. Hitler übertrug dem neuen Amt dasMonopol für die Fernsprecherfassung im ganzen Reich. Sein Anfangsetat mußteaus den Mitteln des preußischen Staatsministeriums bestritten werden, in dessenOrganisationsverzeichnis es weder bedeutender noch unbedeutender auf geführtwurde als verschiedene andere Dienststellen, z. B. das Reichsforstamt.ÈÍ

Das neue Amt hatte sich den allgemein üblichen Haushaltsrichtlinien anzu-passen, wie etwa der Reichshaushaltsordnung und den Reichswirtschaftsbestimm-ungen, die bis NVPS in Kraft waren. Das Amt wurde als eine geheime Reichs-behörde gemäß §VO des Reichsstrafgesetzbuches eingerichtet; die Gesetzmäßigkeitseiner Hauptfunktion, das Abhören von Telefonleitungen, war bereits ein Jahrzuvor durch Reichspräsident Paul von Hindenburg hergestellt worden, indem ermit Hilfe von Vollmachten aufgrund eines Notstandsgesetzes gemäß Artikel QU derVerfassung bestimmte durch Artikel NNT geschützte verfassungsmäßige Grund-rechte aufgehoben hatte, konkret gesagt die Unverletzlichkeit des Postgeheim-nisses im Bereich der postalischen, telegraphischen und telefonischen Netze derRepublik. Dem neuen Amt wurde die Tarnbezeichnung �Forschungsamt� ge-geben.ÈÎ

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DDaass aalllleess eennttsscchheeiiddeennddee ““GG””

Das Forschungsamt wurde am NM. April NVPP in aller Form gegründet. Her-mann Göring, in seiner damaligen Eigenschaft als Preußischer Innenminister,hatte offenbar schon vorher Zugang zu Abhörmaterial gehabt. Nachdem Hitlerseinem überwältigenden Wahlerfolg vom März NVPP ein Ermächtigungsgesetzfolgen ließ, überschwemmte eine Flut von bösartigen Anti-NS-Greuelmeldungendie Zeitungen in aller Welt. Sogar Dr. Heinrich Brüning, bekannt als �der letzteWeimarer Kanzler� und gewiß kein Freund der Nationalsozialisten, beobachtetemit Zorn, wie �im Frühjahr NVPP ausländische Korrespondenten darüber bericht-eten, daß die Spree bedeckt wäre mit den Leichnamen ermordeter Juden�, zu einerZeit, als � wie er nachdrücklich betonte � kaum gegen Juden vorgegangen wurde,mit Ausnahme der Führer der Kommunistischen Partei. �Es war verhängnisvollfür die Juden in Deutschland�, betonte Brüning in einem privaten Memorandum,das er zehn Jahre später im Exil schrieb, �daß in der Anfangsphase des NS-Regimes die gelegentliche schlechte Behandlung der Juden von den ausländischenKorrespondenten [in Berlin] übertrieben wurde.�ÈÏ Durch den Einsatz seinerneuen Abhörmöglichkeiten identifizierte Göring die Schuldigen und berichtete ineiner Kabinettsitzung am OV. März NVPP, daß die Greuelmeldungen hauptsächlichdurch den Vertreter der (amerikanischen) Hearst-Presse, Deuss, nach Amerikagekabelt worden seien. �Durch Abhören seiner Telefongespräche sei daseinwandfrei erwiesen�, heißt es im Sitzungsprotokoll.ÈÌ

Göring hatte das neue Amt zunächst im Dachgeschoß des erst in seinenKinderschuhen steckenden Reichskommissariats für die Luftfahrt, dem getarntenLuftfahrtministerium, untergebracht. Es war das Gebäude der inzwischenerloschenen Donat-Bank in der Behrenstraße,ÈÓ einer Nebenstraße mitten imHerzen des Berliner Regierungsbezirkes, die Wilhelmstraße und Friedrichstraßemiteinander verband. Das Amt verblieb hier nur einige Monate, bis es auf dergegenüberliegenden Straßenseite ein eigenes Gebäude bezog. Der erste krypto-analytische Arbeitsraum wurde eingerichtet und lieferte bald Daten an mehrereRegierungsressorts und -dienststellen.

Die Aufsicht auf Verwaltungsebene über das Forschungsamt übertrug GöringPaul Körner.ÈÔ Körner, ein eleganter Junggeselle mit schütterem Haaransatz, warsein persönlicher Freund � ein Mann fürs Grobe und Staatssekretär im Preuß-ischen Staatsministerium.

Das Forschungsamt nahm seine Arbeit in den Büros in der Behrenstraße mitetwa OM Mitarbeitern, einschließlich Hans Schimpf selbst, als Amtsleiter, undGottfried Schapper, einem sehr regen, impulsiven Organisationsmenschen, derimmer gebremst werden mußte, auf.

Anfangs berief Göring Personen, die er persönlich kannte, zum Forschungs-

NP

amt. So traf er eines Tages im April zufällig vor dem Preußischen Innenminister-ium auf Helmut Ohlbrecht. Göring kannte Ohlbrecht aus der Wehrschaft Marko-mannia. �Du kommst zu mir�, bestimmte er und verlieh ihm sofort einen Postenbeim Forschungsamt.ÍÊ Hier wurde Ohlbrecht �Nummer T�. Die Besoldung ent-sprach der eines Oberregierungsrates. Von den primitiven Anfängen des Forsch-ungsamtes in drei Zimmern, als die abgehörten Gespräche überhaupt nichtschriftlich fixiert wurden, über eine schwarze Kladde, in der die Gesprächsfetzenaufgenommen wurden, bis zu der Riesenorganisaton mit über fünftausendAngestellten sollte Ohlbrecht alles miterleben. Er wurde Abwehrbeauftragter desForschungsamtes.

Im Juni kam Ferdinand Niedermayer hinzu. Niedermayer, der am NQ. JanuarNVMP in St. Petersburg geboren war, beherrschte viele slawische Sprachen. DieObjekte der Überwachung, die ihm von Körner vorgegeben wurden, spiegelten dieBesorgnisse Görings zu jener Zeit wider: russische und französische Diplomaten,Personen aus der Stahlhelm-Organisation, die unterschiedlichsten Kriminellenund politisch Verdächtigen und Reinhard Heydrich höchstpersönlich, der vielge-fürchtete Chef der Geheimpolizei von Heinrich Himmlers SS.ÍÁ

Die Untersuchungen des Hauptquartiers der alliierten ExpeditionsstreitkräfteNVQR hinsichtlich des Forschungsamtes führten zu der Einschätzung, daß GöringsKontrolle des Forschungsamtes �eine ernstzunehmende Lücke� in Himmlersstetig wachsendem Polizeinetz darstellte. Die ungewöhnliche Abhängigkeit desAmtes von Göring war ein historisches Überbleibsel aus der Zeit, als er in seinerEigenschaft als Preußischer Ministerpräsident viele repressive Polizeifunktionenausgeübt hatte, die im April NVPQ unter Himmler zusammengefaßt wurden.ÍËWalther Seifert, ein gutmütiger, lebhafter, zigarrerauchender Auswerter, kam imAugust NVPP zum Forschungsamt.ÍÈ Es folgten Georg Schröder, Petzel, Wächterund Emil Ludwig von Recnicek; der letztere, Sohn des Komponisten, hattewährend seiner Dienstzeit im Reichswehrministerium italienische diplomatischeMitteilungen entziffert und saß nun bis zu seinem Tod NVPR am italienischen Tischdes Forschungsamtes.ÍÍ Ein anderer typischer Neuling war Rudolf Radtke, einORjähriger Bayer, der fließend Französisch sprach; nachdem er Anfang NVPQ imForschungsamt aufgenommen worden war, wurde er im Juni zur ForschungsstelleTrier versetzt, um dort Telefongespräche im Zusammenhang mit der bevor-stehenden Saar-Volksabstimmung zu überwachen.ÍÎ Chef der Telefonüberwach-ung im Forschungsamt-Hauptquartier in Berlin war Dipl. Ing. Fritz Stabenow, eineinmeterachtzig großer, blonder, hilfsbereiter Berliner.ÍÏ Ein weiterer Mann derersten Stunde war Georg Schröder, der NVPP in das neue Amt wechselte, wo er sichsofort an die Schulung der Mitarbeiter in der schwarzen Kunst der Kryptoanalysemachte.ÍÌ

Gegen Ende NVPP flossen die Forschungsamtsergebnisse in einem stetigenStrom, und es war notwendig geworden, ein strenges bürokratisches Verfahren zu

NQ

schaffen, um das Geheimnis der Existenz des Forschungsamtes zu bewahren.Göring allein hatte die Vollmacht, jedes Anzapfen einer Telefonleitung zugenehmigen. Genehmigte Anträge wurden � versehen mit seiner Initiale �G� � andas Forschungsamt zurückgeschickt; die Reichspost schuf Einrichtungen für dasAbhören von Telefonleitungen und führte selbst genaue Kontrolle über jedendieser Einsätze; sie legte dem Forschungsamt vorschriftsmäßige Kontrollisten übergenehmigte, abgehörte Telefongespräche vor, wo sie in dessen Sicherheitsabeilungeiner Gegenkontrolle mit den eigenen Anträgen unterzogen wurde. Für die erstenJahre wurde dieses Monopol des Forschungsamtes auf das Anzapfen vonTelefonleitungen im Reich rigoros durchgesetzt. Niemand, nicht einmal Himmlerund Heydrich, kam um die Notwendigkeit herum, sich das �G� auf derErstgenehmigung zu verschaffen, und selbst dann überprüften Göring oderKörner persönlich die Ergebnisse, um festzustellen, ob sie überhaupt die Datenenthielten, die der Antragsteller berechtigt war entgegenzunehmen.

Erhard Milch, Körners enger Freund und Kollege als Staatssekretär im Reichs-luftfahrtministerium, beobachtete, wie Göring argwöhnisch die ausschließlicheKontrolle über diese Abhörvorrichtung an sich zog und sich mit den �Forschungs-ergebnissen� amüsierte. �Es war [zunächst] ein reiner Spionageapparat für Göringpersönlich in seiner politischen Eigenschaft�, erinnerte Milch sich NVSU dem Autorgegenüber, als er ihm erklärte, auf welche Art und Weise Göring die Forschungs-amtsexperten aus General Kurt von Schleichers Reichswehrministerium über-nommen hatte. �So ist uns dieser Bonbon kleben geblieben.�

Rudolf Diels, der erste Chef der von Göring aufgestellten geheimen Staats-polizei, hat sich persönlich damit beschäftigt, auf Schleichers Privattelefonabgehörte Gespräche zu lesen.ÍÓ �Was ist�s?� hörte man da Frau von Schleichereinen Freund hänseln: �Ohne ein I will es keiner sein. Mit einem I jeder!� �Gibstdu auf? Arisch!� lachte sie. Auch Milch bekam gelegentlich die Braunen Blätter zulesen, wie er sich erinnerte � �auch lustige Sachen, z. B. [die] Abschrift eines Tele-fongespräches zwischen dem zweithöchsten Mann des katholischen Bischofs vonBerlin mit einer Nonne, die nur über ihre sexuellen Leidenschaften am Telefonsprachen. Da ist Casanova ein armes Würstchen dagegen gewesen! So etwas hat[Göring] gesammelt, das hat er [uns] dann vorgelesen.�ÍÔ

Erfasser Dr. Gerhard Neuenhoff erinnerte sich an einen bestimmten Amtsratim Reichsjustizministerium, der, wie so viele andere, wegen �Verdachts aufSpionage� überwacht wurde.ÎÊ Dieser führte regelmäßig Telefongespräche mitseinem Freund Wüsterfeld, dem er zum Vergnügen des gesamten, wachsendenMitarbeiterstabes des Forschungsamtes über seine nächtlichen amourösen Aben-teuer berichtete. Er war ein gewohnheitsmäßiger �Ausgucker nach Straßenprosti-tuierten�, und seine übliche Feststellung über seine flüchtigen Frauenbekannt-schaften war: �Mensch, die hatte wieder einen Alabasterarsch, das kannst du dirnicht vorstellen!� Und die gesamte Nachtschicht der Erfasser im Forschungsamt

NR

versuchte es sich vorzustellen.Zoten wie diese wurden Göring von Ministerialrat Walther Seifert, dem Leiter

der Forschungsamtshauptabteilung V (Auswertung), regelmäßig vorgelegt. Erwußte, daß die Spanne der Aufmerksamkeit bei Göring begrenzt war. Seifert gingauch dazu über, längere Forschungsamtsberichte zu kürzen. �Ich habe immerWitze, die über ihn gemacht wurden, reingeschrieben�, erinnerte sich Seifert ineinem Interview NVTM. �Und die waren meist sehr häßlich. Die wollte er immerhaben. Er interessierte sich sehr dafür.�ÎÁ

UUnnaabbhhäännggiiggkkeeiitt uunndd OObbjjeekkttiivviittäätt

Hermann Göring hielt seine strenge Kontrolle über das Forschungsamt fast biszum Ende ununterbrochen aufrecht. Nur die großen Fernmeldeleitungen, diekreuz und quer durch Deutschland liefen, durften ohne seine schriftlicheZustimmung angezapft werden. Er legte strenge Richtlinien fest, nach denen derAbnehmer � ob ein Ministerium, die Abwehr oder die Gestapo � nur mitErgebnissen beliefert werden sollte, die in den Rahmen der von diesem gestelltenErfassungsbegründungen fielen. Da dies dunkle Fischzüge durch Heydrichausschloß, setzte die Gestapo oft eine bewußt vage gehaltene Begründung ein,woraufhin Ministerpräsident Göring in solchen Fällen kurzerhand die Schaltungablehnte.

Göring, erklärte ein FA-Referent, war immer bestrebt, die Neutralität undUngebundenheit des Amtes in jeder Beziehung zu wahren. In konsequenterWahrung seines Charakters als absolut �passives Nachrichteninstrument� habedas Forschungsamt auch die Verwendung von Lauschmikrophonen rundwegabgelehnt. Göring oder Körner entschieden, welche Ministerien empfangs-berechtigt sein sollten, und Göring ernannte einen Mann, der dort saß und dafürverantwortlich war, daß die Forschungsamts-Ergebnisse nur dem Chef vorgelegtwurden.ÎË

Wenn aus diesen Tatsachen der Eindruck entsteht, Göring hätte regesInteresse an der Arbeitsweise des Forschungsamtes gehabt, so trügt der Schein. Ernahm keinerlei Anteil an der technischen Seite und überließ sogar grundsätzlicheEntscheidungen seinem Staatssekretär �Pili� Körner.ÎÈ Er verwies bei Befragungendurch amerikanische Vernehmungsbeamte über Einzelheiten wie die Verbind-ungsstellen des Forschungsamtes zu den Ministerien, den Sitz seiner unter-geordneten Büros, die jeweilige Anzahl der Angestellten des Forschungsamtes, dieStruktur seiner Zentrale, seine Arbeitsanweisungen und sein Verbindungsnetz inden von Deutschland besetzten Gebieten auf Ministerialdirektor Dr. Schapper,den letzten Amtsleiter des Forschungsamtes. Göring �erwartete gewisse Ergebnissevom Forschungsamt. Das Problem, die Ergebnisse zu erzielen, lag bei den

NS

Verwaltungsbeamten und Technikern, und [Göring] beschäftigte sich nicht mitden Einzelheiten.�

Der einzige Punkt, der Göring todernst war, war der Kampf um die Unab-hängigkeit seines Forschungsamtes. �Es ist richtig�, bezeugte er in Nürnberg, �daßdie Polizei danach strebte, dieses Instrument in die Hand zu bekommen. Sie hat esaber nicht von mir bekommen . . . Die entscheidende Überwachung, die ja tech-nisch nur durch das Postministerium geschaltet werden mußte, die konnte nur ichanordnen.�ÎÍ

Staatssekretär Körner, der sich bei seinen ersten NachkriegsbefragungenÎÎhinsichtlich der Leistungen des Forschungsamtes völlig unwissend stellte, unter-stützte Göring in diesem Kampf. Genauso tat dies auch der letzte AmtsleiterSchapper. Der vertrat die Auffassung, daß ein Nachrichtendienst, wie es dasForschungsamt war, absolute Unabhängigkeit von Politik, Partei und Ressort-einflüssen, unbedingte Objektivität und peinlichste Sauberkeit seiner Arbeit undseines Personals benötige. Körner, das bezeugte Schapper NVQU,ÎÏ stellte sich indieser Hinsicht vor das Forschungsamt. �Bis in die letzte Zeit immer wiederholteVersuche, besonders des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), des Aus-wärtigen Amtes und des RSHA, das Forschungsamt zur Durchführung unsach-licher und persönlicher Aufträge zu veranlassen oder es ganz für sich zu verein-nahmen, hat er [Körner] stets zugunsten der Aufrechterhaltung der Selbständig-keit und vollen Neutralität des Forschungsamtes abzuwehren gewußt.�ÎÌ

Von NVPQ an entstanden zwischen dem Amtsleiter Schimpf und Heydrich imZusammenhang mit den machtpolitischen Bestrebungen der Geheimen Staats-polizei erhebliche Differenzen. Aber Differenzen waren unvermeidlich. Heydrichwandte sich besonders gegen die strenge Objektivität des Forschungsamtes.Einmal, etwa NVPS/PT, machte er Seifert Vorhaltungen wegen einer Forschungs-amts-Zusammenstellung über einen Journalisten. Seifert erwiderte, sie sei objektivnach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. �Sehen Sie�, stöhnte der SS-Gruppenführer, �Sie sind der Bourgeois, der Objektivität wünscht. Sie müssenlernen, staatspolitisch subjektiv zu denken.� Da platzte dem Forschungsamts-Hauptabteilungsleiter der Kragen: �Gruppenführer, das werde ich nicht mehrlernen.�ÎÓ

Die Fehde zwischen Forschungsamt und Reichssicherheitsamt fand kein Ende.Den Mitgliedern des Forschungsamtes war die Zugehörigkeit zum Sicherheits-dienst (SD) verboten; ebenso grundsätzlich wurden (Kittel: �Um unerwünschteQuerverbindungen zu vermeiden�) keine Bewerber eingestellt, die von derGeheimen Staatspolizei kamen.

Bis zu seinem vorzeitigen Lebensende im Juni NVQO war Heydrich gezwungen,jeden Abhörantrag Göring vorzulegen. �Ohne das �G� darauf�, erinnerte sichSeifert, �war es mir nicht gestattet, die Überwachung anzuordnen.� Im Laufe derJahre brachten Himmler und Heydrich jedes nur erdenkliche Argument vor, um

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das Forschungsamt mit allem Drum und Dran zu übernehmen. Hitler empfahlihnen lediglich, die Sache mit Göring zu besprechen.

Was auch immer Nachkriegshistoriker und ehemalige Beamte des Forschungs-amtes aus Sorge um ihre Pension später behaupteten � in Wahrheit verließ AdolfHitler sich hochgradig auf das Forschungsamt und fällte seine historisch wichtig-sten Entscheidungen nach den einmaligen Einblicken, die ihm seine BraunenBlätter boten. Sie spielten eine entscheidende Rolle bei seinem Sieg ohne Blutver-gießen in München im September NVPU (er lobte dies bei einer geheimen Rede vorNS-Redakteuren am NM. November NVPU),ÎÔ ein Jahr später bei seiner endgültigenEntscheidung, den �Fall Weiß� � den Polenfeldzug � zu lancieren, und bei seinenEntscheidungen, in Norwegen, den Balkanländern und der Sowjetunion einzu-marschieren.

Trotzdem wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg modern zu behaupten, derFührer habe bewußt die glänzende Arbeit des Forschungsamtes außer acht ge-lassen. Ulrich Kittel, der Forschungsamts-Referent, der als erster die Geschichtedes Forschungsamtes untersuchte, schrieb ihm �eine ausgesprochen nachrichten-feindliche Einstellung� zu.ÏÊ Vielleicht neigten die Fachleute des Forschungsamtesbegreiflicherweise dazu, den Rückhalt und die Anerkennung, die Hitler dem Amtgab, zu bagatellisieren. Doch die noch existierenden Akten beweisen, daß eine Flutvon Braunen Blättern zwischen dem Forschungsamt und der Adjutantur desFührers hin und her wechselte, wo Hitlers Adjutanten Julius Schaub, Paul Wer-nicke und Fritz Wiedemann zu denen gehörten, die sie abzeichneten.ÏÁ Seiferterinnerte sich daran, daß ein Adjutant ihm gegenüber protestierte: �Wie könnenSie dem Führer in diesem Augenblick eine solche Meldung vorlegen!� Ein anderersagte: �Wenn der Führer einen Entschluß gefaßt hat, dann darf man seineIntuition nicht mehr stören.�ÏË Folgt man Kittel, der sich auf gewisse Äußerungenvon Schaub stützte, dann sah Hitler zwar die Notwendigkeit der Ressort-Unge-bundenheit des Amtes ein, es störte ihn aber trotzdem, daß es nicht in seinenParteiapparat einzuspannen sei. (Auch Reichsleiter Martin Bormann sei forsch-ungsamtsfeindlich gewesen, er habe es �als ein Instrument Görings� betrachtet.)�So erklärte Schaub z. B. während der Polenkrise [NVPV]�, nach Kittel, �als denForschungsamtsmeldungen immer wieder zu entnehmen war, daß eine weitereForcierung der deutschen Außenpolitik ein Eingreifen der Westmächte nach sichziehen würde, Hitler lehne das �pessimistische Material des Forschungsamtes� ab,weil es ihn in seinen Intuitionen störe.�ÏÈ

Tatsächlich war Hitler der Gründervater des Forschungsamtes und seingrößter Wohltäter. Er lobte es uneingeschränkt, ließ gegenüber seinen Redak-teuren (s.o.) Generälen und Ministern Hinweise fallen über das faszinierendeOrakel, das ihn mit diesen erlesenen Kostbarkeiten versorgte. Er ließ sich ständigbis zum Ende mit �Forschungsergebnissen� beliefern.

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Das Forschungsamt erlebte in den Jahren vor dem Kriege einen glänzendenStart. Zusammengeschweißt durch gemeinsame Ziele und beflügelt durch ihreIdeologie, schuf die Ursprungsbelegschaft einen leistungsfähigen Nachrichten-dienst, der die Spinnwebfäden der Kabel, Telefonleitungen und Radiowellen, diekreuz und quer durch Europa liefen, ausplünderte. Nach seinem ursprünglichenAufbau durch Hans Schimpf war das Forschungsamt in sechs Abteilungengegliedert, und es ist interessant, sie hier kurz aufzuführen. Auch die fünf ver-schiedenen Arten von �Forschungsstellen�, die das Rohmaterial zusammentrugen,sollen hier aufgelistet werden.

Abt. I: VerwaltungAbt. II: PersonalAbt. III: ErfassungsansatzAbt. IV: DechiffrierungAbt. V: AuswertungAbt. VI: Technisches Amt

Diese werden später noch im einzelnen dargestellt, ebenso die fünf Arten von�Forschungsstellen�:

�A�: Telefonüberwachung�B�: Funküberwachung�C�: Rundfunküberwachung�D�: Fernschreib- und Telegrammüberwachung�F�: Briefüberwachung

Als das Forschungsamt das Geschäft der Funküberwachung aufnahm, über-nahm es von der Reichspost die Überseefunkstelle Beelitz; aber diese ursprüng-liche �B�-Stelle erwies sich als funktechnisch unzulänglich, so daß bis Ende NVPPdas Forschungsamt bereits neue Funkstellen in Templin und Glienicke einge-richtet hatte.

Natürlich liefen nicht alle Fernmeldeleitungen, die Deutschland durchquerten,über Berlin; NVPQ errichtete das Forschungsamt regionale �A�-Stellen in Köln,Nürnberg, Hamburg und NVPR eine in München. Die Reichspost-Fachleute warenin der Lage, sich unmerklich in das sogenannte �Indo-Kabel�, das von Englandnach Indien ging und auch deutsches Territorium berührte, einzuschleifen. �Das

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war recht ertragreich�, erinnerte sich Seifert später. Die Überseekabel aus Paris(Frankreich) nach Tallinn (Estland) und Helsinki (Finnland) durchquerten dieOstsee; Froschleute des Forschungsamtes zapften sie an; Und natürlich vernach-lässigte man auch all die Überlandleitungen zwischen Wien, Prag, Paris, Moskauund London nicht, die Reichsgebiet durchquerten.

Allein in Berlin hatte das Forschungsamt, wie ein Forschungsamts-Beamterschätzte, eine Abhörkapazität von RMM Telefon-Anschlüssen. Das war nicht viel,wenn man bedenkt, daß das Amt eine Routine-Überwachung rund um die Uhrbei jeder Botschaft und Gesandtschaft, all den privaten Wohnungen der Mit-glieder dieser Auslandsmissionen und den Anschlüssen der Auslandskorrespon-denten durchführte. Als besonders aufschlußreich sollten sich die Äußerungen derAuslandsdiplomaten untereinander oder mit ihren Außenministerien erweisen,wie die hier abgedruckte Zusammenstellung (Anlage, S. NQNff) zeigt. �Vor allem inSpannungszeiten�, berichtete ein Forschungsamts-Referent, wurde �erstaunlichviel und aufschlußreich über Draht gesprochen.� Während die Russen undJapaner in dieser Hinsicht vorbildliche Disziplin zeigten, hielten sich die Italiener,Franzosen, Belgier, Holländer und die Balkan-Diplomaten so gut wie gar nicht andie ihnen auferlegte Schweigepflicht.ÏÍ

Da seine Arbeit Hand in Hand mit der Reichspost erfolgte, war das Forsch-ungsamt vom allerersten Augenblick an an den Amtsschimmel gefesselt. Kittelbeschreibt die Zusammenarbeit als korrekt, jedoch nicht immer glücklich. LautVerfügung hatte die Reichspost das gesamte technische Inventar der Erfassungs-stellen zu liefern und zu beaufsichtigen. Die Verstärker, Stahltongeräte, Magneto-phone usw. auf sämtlichen Forschungsstellen waren dagegen Eigentum desForschungsamtes. Die Reichspost besaß sämtliche �B�-Stellen: Grund, Boden,Gebäude, Einrichtungen von der Antenne bis zum Empfangsgerät und, so Kittel,�dem Stuhl des Erfassers.�

Reparaturen an Einrichtungen des Forschungsamtes konnten nur von Reichs-post-Technikern ausgeführt werden; in den größeren Forschungsstellen stand einkleiner ständiger Stab von Reichspost-Ingenieuren zur Verfügung.

Ein hoher Prozentsatz der anfänglich in die Belegschaft aufgenommenenMitglieder bestand aus Fernmeldeveteranen des Ersten Weltkrieges. NachfolgendeEinstellungen wurden diskret über Zeitungsinserate und Mundpropaganda,Empfehlungen von Amtsangehörigen oder befreundeten Behörden durchgeführt.Kittel deutete darauf hin, daß die Hauptentscheidungskriterien Charakter undHaltung, Anlage und Leistungsfähigkeit waren, und fügte hinzu, daß Parteizu-gehörigkeit o. ä. nicht verlangt wurde. Seifert behauptete auch, daß man keinerleiAufmerksamkeit darauf richtete, ob ein Kandidat Parteigenosse war oder nicht:�Das war mir . . . vollkommen wurst. Mir kam es nur darauf an, N.) Charakter, undO.) Kann er was. Und zwar setzte ich Charakter vor Können.�ÏÎ Wahrscheinlichwaren die meisten höheren Beamten, und RM% der Jüngeren, Parteimitglieder.

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Dagegen wurde die Einstellung eines Freundes von Klaus von Klitzing abgelehnt,weil ein entfernter Verwandter Mitglied der Kommunistischen Partei gewesenwar. Eine britische Untersuchung vom Januar NVQS stellte fest, daß eine positiveHaltung dem System gegenüber zwingend erforderlich war. Die neuen Mitarbeitermußten politisch zuverlässige Techniker oder Sprachkundige sein, und diejenigen,die im Ausland gelebt hatten oder aktiv in NS-Organisationen gewesen waren,wurden bevorzugt. Kenntnisse in Chemie oder Physik waren ebenfalls von Vorteil.

Im Einklang mit Görings eigenem Charakter zeigte das Forschungsamtbemerkenswerte Toleranz, besonders angesichts der heiklen Natur seiner Geheim-dienstoperationen, gegenüber der Einstellung von Nicht-Ariern. Kittel wies ohnenamentliche Nennung auf die Verwendung und sogar spätere Beförderung eineshöheren Beamten hin, der nur zur Hälfte arischer Abstammung war � möglich-erweise eine Anspielung auf den Forschungsamts-Angehörigen Goldschmidt.Schapper betonte in einer Zeugenaussage NVQU, daß Rasse oder Parteimitglied-schaft für Staatssekretär Körner keine Rolle spielten. Er ordnete an, daß einehemaliger sozialdemokratischer Funktionär angestellt wurde, und er hatte Funk-tionäre der NSDAP, einschließlich eines (namentlich nicht genannten) Ehren-zeichenträgers entlassen, die den charakterlichen Anforderungen nicht ent-sprachen, dagegen hatte er einen Forschungsamts-Angehörigen behalten, der Judewar.ÏÏ

Anfangs war das Forschungsamt eine ausschließlich männliche Hochburg.Typisch für die neuen Mitarbeiter waren Leute wie Hermann Rebien, geborenNVMN, der ein Jahr für den Norddeutschen Lloyd in New York gearbeitet hatte;Rudolf Radtke, geboren NVMV, der fließend Französisch sprach; Barthel, von BerufFremdsprachenkorrespondent, dem im April NVPU eine �C�-Stelle zugewiesenwurde; Klaus Schwarz, OT, der von NVPT�PV die Temple Universität, Philadelphia,besucht hatte und fließend Englisch sprach.ÏÌ Rebien wurde im Dezember NVPVmit NS anderen Bewerbern zu Tests in das Reichsluftfahrtministerium (RLM)bestellt; nur zwei davon wurden angenommen. Rebien wurde zu einer �A�-Stelle(Telefonüberwachung) in Stuttgart als Erfasser geschickt.

Ein Freund hatte Radtke geraten, sich beim RLM um eine Stelle zu bewerben.Er wurde auch davon informiert, daß er über die Art der Arbeit erst in Kenntnisgesetzt würde, wenn er die Tests bestanden hätte. Zusätzlich zu einem Sprach-entest bestanden diese aus einem normalen Intelligenztest, aus Fragen über dieRegierungsform und politische Persönlichkeiten gewisser ausländischer Staatenund sorgfältig abgefaßten Fragen über Deutschlands wirtschaftliche Lage undseine Beziehungen zu ausländischen Staaten, die darauf ausgerichtet waren,Kandidaten herauszufinden, die für die später außerordentlich wichtige AbteilungNO des Forschungsamtes, wissenschaftliche Auswertung, geeignet sein könnten.ÏÓ

Das Forschungsamt stellte hohe Anforderungen an persönliche Leistung undZuverlässigkeit, und die meisten seiner Lektoren und Referenten hatten einen

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Universitätsabschluß. Die Gehälter waren überdurchschnittlich, und die meistenseiner Beamten wurden nach der Reichsbesoldungsordnung bezahlt und nacheiner Probezeit nach hohen Beamtenrängen eingestuft, vornehmlich als Minis-terialrat und Oberregierungsrat. Angestellte und Arbeiter wurden nach denTarifordnungen A und B bezahlt.ÏÔ

Die meisten unerfahrenen Neulinge hatten keine Ahnung, auf was sie sicheinließen. �Um Himmels willen�, dachte Klaus Schwarz, OT, als er NVQM schließlichin das Forschungsamt eingeführt wurde, �in was für einen Verein bin ich dageraten!� Dann war da Dr. jur. Gerhard Neuenhoff, geboren am NQ. Oktober NVMT.Christian Peemöller, der sich später selbst der Forschungsstelle Hamburg an-schloß, empfahl Neuenhoff � einem Mitbewohner seiner Junggesellenwohnung inBerlin � sich beim RLM um eine Stelle zu bewerben. Im Mai NVPS tat Neuenhoffdas, erwähnte seine französischen Sprachkenntnisse und wurde schließlich vonKorvettenkapitän a. D. Regierungsrat Fritz Kempe und dem bereits erwähntenDolmetscher Rudolf Radtke getestet; er erhielt die Anweisung, sich beim Forsch-ungsamt zu melden. Davon hatte er noch nie gehört. �Ich befand mich�,berichtete Neuenhoff dem Verfasser, �plötzlich in einem großen Raum mit �Post-schränken�, an denen viele Herren mit Kopfhörern saßen. Nun wurde icheingeführt und landete vor einem derartigen Schrank mit Tasten, kleinen Blink-lichtern, Hebeln und Nummern. Dazu kam ein größerer Block mit Durch-schreibemöglichkeit, Überschrift �Geheime Reichssache�, numerierten Seiten, zurAufnahme von Berichten. So begann die Arbeit der Telefonüberwachung . . . vonder belgischen Botschaft, dem französischen Militärattaché und einigen Journal-isten.�ÌÊ

Göring verlangte, daß die Führungspositionen dieses lebenswichtigen Dienstesvon zuverlässigen Nationalsozialisten besetzt sein müßten. In den Anfangsjahrenermutigte das Forschungsamt seine Beamten, sich bei der allgemeinen SS zumelden. Die Logik hinter diesem scheinbar paradoxen Schritt war, daß sie dasInnehaben von ehrenamtlichen SS-Positionen ohne Arbeitsaufwand der Not-wendigkeit enthob, Parteiaufgaben außerhalb des Amtes wahrnehmen zu müssen.Das entsprach vollkommen dem Wunsch des Forschungsamtes: Außenkontakteaus Sicherheitsgründen auf ein Minimum zu beschränken. Die Mehrheit derWachposten und inneren Wachen dieser Dienststelle waren in einem SS-Sturmunter SS-Sturmbannführer Hirsekorn und SS-Oberscharführer Terzenbachorganisiert. Den Hauptabteilungsleitern des Forschungsamtes, ebenso wie denranghöheren Beamten in anderen Regierungsabteilungen, wurden Ehrenämter indiesem �Reichsführer-SS-Sturm z. b. V.� � später umbenannt in �Stab SS-Haupt-amt� � gegeben. Schapper und Seifert traten zusammen in die SS ein und wurdengleichzeitig am V. September NVPQ zu Obersturmführern befördert; Georg Schröderhatte von NVPQ bis NVPR den Rang eines Obersturmführers. Schapper und SchimpfsNachfolger, Prinz Christoph von Hessen, wurden beide erneut am OM. April NVPS

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befördert. Auf Ersuchen des Prinzen, eines SS-Veteranen, und Scholz�, einesVerbindungsoffiziers zum RSHA, wurde der Sturm jedoch vor dem Kriegaufgelöst, da er nicht den hohen Ansprüchen der SS entsprach. Wenige derForschungsamts-Beamten entschieden sich dann dafür, anderen SS-Einheitenbeizutreten.ÌÁ

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Am Anfang wurde das Forschungsamt offensichtlich mehr als NS-eigeneFührungswaffe in den innerpolitischen Machtkämpfen denn als feingeschliffenesWerkzeug der Außenpolitik benutzt. Auf den Ziellisten der Erfasser waren eineFülle rebellischer Geistlicher, ehemaliger Gewerkschafter und verstimmter, frühereinmal mächtiger Politiker, die von der nationalsozialistischen Revolution überBord gefegt und in Vergessenheit geraten waren. So wurde nach einer zeit-genössischen Darstellung Otto Wageners dieser am Abend des OU. Juni NVPP in dieReichskanzlei befohlen. Als er das Arbeitszimmer Hitlers nach langem Wartenbetreten durfte, fand er diesen in großer Erregung. Auf Hitlers Aufforderung habeGöring Auszüge aus abgehörten Telefongesprächen von Wageners Mitarbeiternvorgelesen, die den Beweis erbrachten, daß diese darauf gedrängt hätten, Wagenerals Nachfolger des eben zurückgetretenen Wirtschaftsministers Alfred Hugenbergvorzuschieben. (Göring hatte für diese Stellung einen reichen Freund undfinanziellen Gönner, Dr. Kurt Schmidt, vorgesehen.) �Ich hatte Sie eigentlichkommen lassen�, sagte Hitler zu Wagener, �um Ihnen zu sagen, daß ich Sie zumStaatssekretär im Reichswirtschaftsministerium ernennen wollte. Nun aber ist dasaus.� Er befahl Göring, Wageners Mitarbeiter festnehmen und verhören zu-lassen.ÌË

Als die internen Differenzen innerhalb der Evangelischen Kirche überkochten,genehmigte Göring das Anzapfen des Telefons von Martin Niemöller, demprominentesten regimekritischen Geistlichen, der sich bemühte, HindenburgsGehör zu finden bei dem Versuch, Hitlers ersten Reichsbischof, Ludwig Müller,seines Amtes zu entheben. Als es am OR. Januar NVPQ zu einer endgültigen Macht-probe mit diesem Geistlichen kam, stand Göring breitbeinig an Hitlers Seite undumklammerte eine Kopie einer an diesem Morgen abgefangenen Meldung vonNiemöllers alles andere als frommen Bemerkungen gegenüber einem Mitver-schwörer.ÌÈ Dieses frühe �Forschungsergebnis�, das einen hohen Seltenheitswertbesitzt, hat in einer Mappe Görings in den Akten der Reichskanzlei überlebt:�Politische Ausschreitungen evangelischer Geistlicher�.

OP

Jac./Re. (Streng vertraulich)Betrifft: Kirchenkonflikt. Berlin, OR. Januar NVPQNiemöller spricht mit Unbekannt und sagt ihm unter anderem,daß Hitler um N.MM Uhr zu Hindenburg befohlen ist. �Der Reichs-präsident empfängt Hilter in seinem Ankleidezimmer. Die letzteÖlung vor der Besprechung! Hindenburg empfängt ihn mit un-serem Memorandum in der Hand. Auch über das Innenminister-ium ist der Weg gut gewesen.� (Zusatz des FA: Wie? War nicht zuerfassen.) �Ich bin froh, daß ich den . . . ? nach hier geholt habe undwir alles so gut über Meißner eingefädelt haben. Wenn es schief-geht � was ich nicht glaube � haben wir eben einen schlichtenAbsprung mit der Freikirche. Rufen Sie mich spätnachmittags an,dann weiß ich schon mehr.�(Aufgenommen NM.NR Uhr) (Z) ÌÍ, ÌÎ

Göring machte zweifellos mehr daraus, indem er den Bericht offensichtlichfrei ausschmückte, als er Niemöller mit seiner eigenen schonungslosen Ausdrucks-weise konfrontierte.

Unter Anwendung von �heuchlerischen Worten und vielen Bibelzitaten�erschien Pfarrer Niemöller am selben Tage bei Hitler mit einer Abordnungevangelischer Geistlicher und bestritt, diese Worte geäußert zu haben. Hitlervertraute zu recht Görings Forschungsamt. Er wurde nicht müde, diese Episodeimmer wieder zu erwähnen, so zum Beispiel beim Abendtisch am T. April NVQO:Göring habe ein Telefonat des Pfarrers Niemöller mitschreiben lassen, in dem imHinblick auf eine Besprechung bei Hindenburg gesagt wurde: �Dem Alten habenwir eine letzte Ölung gegeben. Wir haben ihn so eingeschmiert, daß er denHurenbock [Reichsbischof Müller] jetzt endgültig raussetzt.�ÌÏ � Das war derAnfang vom Ende für Niemöller, zumindest zu Hitlers Lebzeiten.

NVPQ waren es nicht nur die NS-Gegner, die sich noch nicht darüber klarwaren, daß jedes Telefongespräch möglicherweise abgehört werden könnte. Esgibt eindringliche Beweise aus gut unterrichteten Quellen, daß es die Telefon-erfasser des Forschungsamtes waren, die den Ausschlag gegen Ernst Röhm,Stabschef der Sturmabteilung (SA) im Juni NVPQ gaben und Hitlers endgültigeEntscheidung bewirkten, die SA-Führung landesweit zu liquidieren, um demzuvorzukommen, was Göring und Himmler, die in einer unheiligen Allianzzusammenarbeiteten, ihrem Führer als einen aufkeimenden Putsch durch die SAdarstellten. Nach dem Krieg schrieb Staatssekretär Erhard Milch in unveröffent-lichten Notizen über Persönlichkeiten um Hitler: �Am OV. Juni NVPQ ließ michGöring kommen und teilte mir mit, daß in den nächsten Tagen eine Revolte derSA befürchtet werde, ich solle möglichst viele Sicherheitsmaßnahmen treffen . . .

OQ

Die Revolte richte sich gegen Hitler und alle hohen Persönlichkeiten . . . MeineInformation, hauptsächlich von [Staatssekretär] Körner [dem unmittelbarenVorgesetzten des FA] gegeben, ging dahin, daß die SA-Chefs unter Röhm imWiessee (Bayern) zusammengekommen seien, um einen Aufstand zu machen. DieSA habe man zum Schein beurlaubt, um alles in Sicherheit zu wiegen. Hitler sollezur Abdankung gezwungen werden und auf einem alten Schloß an der Dalmat-ischen Küste gefangen gehalten werden . . . Göring�, so führte Milch im Septem-ber NVQR ferner aus, �habe Körner im Flugzeug am OV. Juni nachmittags mit denletzten Beweisen der Schuld von Röhm und Konsorten, wohl meist abgehörteTelefongespräche, zu ihm nach Essen geschickt. Dadurch sei Hitler überzeugtworden . . .�ÌÌ Die auf ungewöhnlich guten Informationen beruhende britischeUntersuchung vom O. Januar NVQS wußte auch zu berichten: �Die Enthüllung desRöhm-Putsches soll weitgehend auf die Telefonüberwachung durch das Forsch-ungsamt zurückzuführen sein.�ÌÓ Da Hitler ausdrücklich untersagt hatte, daßpolitische Persönlichkeiten der Reichsebene telefonisch überwacht werden sollten,ist es wahrscheinlich, daß Röhm � seit Dezember NVPP Reichsleiter und Kabinetts-mitglied � durch seine Gespräche mit anderen, weniger wichtigen Persönlich-keiten, die überwacht wurden, in die Falle ging.

Forschungsamts-Veteranen haben die Rolle ihres Amtes in der Röhm-Krisebestätigt. Als der FA-Erfasser Dr. Gerhard Neuenhoff die bis dahin unbekannteEnthüllung dieser Tatsache durch den Autor dieses BuchesÌÔ las, bestätigte er siemit einem privaten Randvermerk von vier Worten in seinem Exemplar: �Popp hatdas gemacht.�ÓÊ (Regierungsrat Rudolf Popp war im Juni NVPQ der erste Dienst-stellenleiter für den gesamten Bereich �Erfassung� im Forschungsamt Berlin.) Wasgenau Popps �Z�-Meldungen enthielten, ist nicht bekannt: Möglicherweise hörtedas Forschungsamt Röhm über Hitler spötteln als �den unwissenden Weltkriegs-gefreiten�, eine der weniger schwerwiegenden Vorhaltungen gegen Röhm.Vielleicht hatte das Amt gehört, wie er mit General von Schleicher konspirierte �das Telefon in dessen Villa in Babelsberg wurde immer noch angezapft.ÓÁ Odervielleicht hörten sie einen ausländischen Diplomaten (vielleicht den französischenBotschafter André François-Poncet?) Röhm ermuntern, er könne �der Bonapartedes Dritten Reiches� werden. Hitler sagte später, NVPV: �Daß es zu keinerEinmischung [Frankreichs] gekommen ist, verdanke ich allein . . . François-Poncet. Ich kenne alle seine Berichte.ÓË Ich wußte, daß Röhm mit ihm undFrankreich in hochverräterischen Verhandlungen stand.�ÓÈ

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Gerade wegen seiner Unabhängigkeit wurde das Forschungsamt ab NVPR zumGegenstand von Neid und Argwohn. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemerkte dasCIC, daß die endgültige Arbeitsstruktur des Forschungsamtes (FA-Hauptleitstelle,-Leitstelle, -Stelle) der des RSHA sehr ähnlich war.ÓÍ Aber Göring war allmächtig,und er genoß noch die bedingungslose Unterstützung Hitlers. Die Beziehungenzwischen Göring, Himmler und Heydrich beruhten auf erzwungener gegenseitigerAchtung. Das hinderte Heydrich nicht daran, weiterhin Druck auf das Amtauszuüben, und die wachsenden Reibereien mit dem RSHA trugen zu derTragödie bei, als am NM. April NVPR Korvettenkapitän Hans Schimpf, der erste Leiterdes Forschungsamtes, der aber auch ein fröhlicher Frauenheld war, in BreslauSelbstmord beging.

Es gingen Gerüchte über seinen Tod um. Einige sagten, er sei von der Gestapoermordet worden oder von einem tschechischen Geheimagenten erschossenworden; aber die Wahrheit ist, daß er sich selbst in einem Breslauer Hotelerschossen hatte, nachdem er in Liebesbeziehungen mit einer anderen Frauverwickelt war, die er zuerst tötete, um mit ihr zusammen zu sterben. Tatsächlich-war sie nicht nur irgendeine Frau, sondern eine ausländische Agentin, eine V-Person. Um dieses Geheimnis vor seiner Witwe zu verbergen, ließen loyale Beamtedes Forschungsamtes durchsickern, daß er bei einem Autounfall gestorben sei.ÓÎ

Schimpfs Nachfolger als Leiter des Forschungsamtes war Prinz Christoph vonHessen, geboren NVMN, ein überzeugter Nationalsozialist und persönlicher FreundHermann Görings. Prinz Christoph lebte in Berlin-Dahlem mit seiner Frau SophieBattenberg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark. Ihre Referenzen warenbuchstäblich makellos � alle ihre drei (deutschen) Schwestern waren mit SS-Obergruppenführern oder Gauleitern verheiratet; das einzige schwarze Schaf inihrer Familie war ihr Bruder Philip, der später Prinz Philip, Herzog vonEdinburgh und Gemahl der englischen Königin Elisabeth II. werden sollte. PrinzChristoph diente schon als Oberregierungsrat in Görings preußischem Staats-ministerium.ÓÏ

Vor seinem Tode hatte Schimpf dem Forschungsamt noch einen sehrwichtigen Dienst geleistet. Er hatte die Vorbereitungen für dessen Umzug in eineindrucksvolles, dabei aber doch diskretes neues ständiges Hauptquartier inBerlins vornehmem Vorort Charlottenburg in die Wege geleitet. Die Losung hießeher Diskretion als Anonymität: Das Forschungsamt war nicht geheim, es war mitAnschrift sogar im Berliner Fernsprechbuch zu finden. Aber es tat nichts, um dieAufmerksamkeit auf sein Vorhandensein zu lenken. Die Behörden hatten alleMieter aus einem ausgedehnten Mietshaus in der ruhig gelegenen Schillerstraße

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Nr. NNS�NOQ, wo Gustav Stresemann einmal gelebt hatte, ausgesiedelt und hatten esohne sichtbare äußere Veränderung in die modernste und umfassendsteNachrichtendienststelle verwandelt, die je existiert hatte, zumindest in Konti-nental-Europa. Die Büros innen waren dafür konzipiert, Zeit zu sparen undSicherheit zu gewährleisten. Das ganze Gebäude war von einem modernen Rohr-postsystem durchzogen. Im Keller waren RM Mitlauffernschreiber in einem riesigenSaal installiert; die Maschinen liefen Tag und Nacht und druckten auf PapierKopien jedes Telegramms und jeder Fernschreiberbotschaft aus, die von denüberwachten Anschlüssen stammten. Vor allem hatte das neue Gebäude Platz fürbuchstäblich unbeschränkte Ausdehnung in dem Maße, wie sich die Aufgaben desForschungsamtes vielfältiger gestalteten.ÓÌ

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Am Ende beschäftigte das Forschungsamt P.MMM, Q.MMM und dann R.MMMzuverlässige Leute � einen großen Teil von ihnen in dem neuen �Flaggschiff�, demgeheimnisvollen Haus mit grauen Mauern in Berlin-Charlottenburg, in der Nähedes von den Berlinern immer so genannten �Knies�.ÓÓ Jeden Morgen strömten sieaus der U-Bahn-Haltestelle in der Hardenbergstraße, einfach gekleidet und nichtzu unterscheiden von dem Heer anderer Büroangestellter in dem Gewühlringsumher. Sie gingen die paar Meter zur Schillerstraße, verschwanden durch eingroßes, eisernes, goldgehämmertes Tor in dem riesigen Steinkoloß, der einmal dasWohnhaus Nr. NNS�NOQ gewesen war, zeigten den Wachen innen ihren mitLichtbild versehenen Ausweis und gingen ihren verschiedenen Aufgaben nach. DieFenster des Gebäudes waren eng vergittert und, wie die Türen, mit elektrischenAlarmanlagen gesichert.

Walther Seifert schilderte seinen Tagesablauf in der Abteilung V, Auswertung:�Ich ging um U Uhr hin [und] stellte meine Rohrpost an. Dann kamen die erstenSachen gleich angeschossen, dann mußte ich die Meldungen durchsehen [und]unterschreiben. Ich hatte vor meinem Schreibtisch ein Förderband, da warf ich dieSachen darauf, dann gingen sie zu der Vervielfältigung, und dann sah ich sie nichtmehr. Das war meine Tätigkeit, und so ging das ununterbrochen.�ÓÔ

Innerhalb des Labyrinths sprach die Belegschaft des Forschungsamtes trotz desständigen Patrouillierens bewaffneter Wachen und der Sicherheitskontrollen,erstaunlich offen über die Aufgaben, die sie für �MP�, wie sie MinisterpräsidentHermann Göring nannten, erledigten. Michael Graf Soltikow, der von der Abwehrin das Forschungsamt versetzt worden war, hatte zwar sein eigenes Dienstzimmer,durfte aber zum gemeinsamen Mittagessen im Casino unter dem ÖkonomBarthels am sogenannten �Regierungstisch� mit Platz nehmen, so daß er durch diehier geführten offenherzigen Gespräche und durch seine dienstlichen Abwehrauf-

OT

gaben einen Einblick ohnegleichen in die innere Geschichte der Nationalsozialist-ischen Revolution bekam.ÔÊ Gerhard Neuenhoff, Erfasser im französischen�Bereich� des Forschungsamtes, erinnert sich an die herrlichen Räume, dieKameradschaft und den Humor; es war ein interessantes Leben mit vielenErzählungen der weit herumgekommenen Kameraden, allerdings auch mit rechtkritischen Stellungnahmen zu den nun auf sie zukommenden Aufgaben.ÔÁ IhreExistenz war einmalig, sie wirkten in einer Athmosphäre von Logik, Sachlichkeitund Einsicht, in einem Reich, wo Propaganda und Zwecklüge überall herrschten.Das Amt verlor nie seine NS-Ausrichtung, obwohl sich der vor dem Kriegevorherrschende begeisterte Einsatz für den Nationalsozialismus ab NVPV durch dieAufnahme ungezählter Wehrpflichtiger milderte. Alle FA-Hauptbeamten warenüberzeugte Parteimitglieder. Als Hitlers Triumphe zahlreicher wurden, sah man inden Korridoren die vielfältigen Uniformen aller Parteigliederungen.

Die Fenster eines Stockwerks des Gebäudes waren ständig mit Vorhängenverdeckt. Das war die �A�-Stelle, wo die Fernsprechüberwachung stattfand. Iminnersten Bereich jeder �A�-Stelle, ob hier oder in einem Feldbüro, war derKlappenschrank oder die Abhörschaltanlage.ÔË Davon gab es wahrscheinlich ORallein im Forschungsamt Berlin. Jeder Klappenschrank hatte OM Schalter, die vondem �Z�-Mann oder Erfasser, der sie kontrollierte, �Klinken� oder �Klappen�genannt wurden. Jeder Klappenschrank war von der Reichspost direkt durch eineEingangsstelle und Verstärker, die in diesem Gebäude untergebracht waren, mitOM Anschlüssen, die überwacht werden sollten, auf dem örtlichen Hauptfern-sprechamt verbunden. Wenn der Anschluß benutzt wurde � der Verdächtige riefentweder selbst an oder wurde angerufen �, leuchtete eine kleine Birne auf; indemer den Schalter umstellte, konnte der Erfasser durch eine Induktionsschaltungseine Kopfhörer geräuschlos mit diesem Anschluß verbinden.

Die Überwachung im Fernsprechamt war von einem Reichspostverbindungs-offizier arrangiert worden, der jeder �A�-Stelle beigeordnet war.

In indirekter Rede schrieb der Erfasser seine Meldung über die Unterhaltungin Langschrift auf einem mit Sicherheitsnummern versehenen Block, bei demseinerseits Seite für Seite numeriert war. Kein numeriertes Blatt durfte fehlen, undes mußte dafür Rechenschaft abgelegt werden, ob es vernichtet oder in denArchiven abgelegt worden war. Nur in wichtig erscheinenden Fällen und beischwierigen Dialogen wurde die direkte Rede benutzt.

Jeder Erfasser hatte die aufgenommene Meldung mit seiner Kontrollnummerzu versehen, ohne Namenszeichnung. Neuenhoffs Kontrollnummer war z. B.�maWONO�. Diese erste handschriftliche Notiz sauste per Förderband zu einemBeamten, der �Z�-Meldungen in doppelter Ausfertigung auf weiße Blätter schrieb,mit der Überschrift �Geheime Reichssache�. Je RM Stück wurden in Bündel zusam-mengefaßt.

Jede �A�-Stelle hatte ein Magnetophon, eine Stahltonmaschine, die von

OU

Lorenz Elektronische Apparate Bau AG in Berlin-Tempelhof hergestellt wurde;der Erfasser konnte dieses Gerät sofort anstellen, wenn die Unterhaltung zu langedauerte oder überraschend in einer fremden Sprache erfolgte, für die keinDolmetscher an einem anderen Klappenschrank zur Hand war.ÔÈ

Die Forschungsstellen schickten diese Aufnahmen an das Forschungsamt,Berlin, zur Übersetzung und Untersuchung; sie übermittelten ihre eigenen �Z�-Meldungen über andere abgehörte Telefongespräche an das Forschungsamt inBerlin per Siemens-Geheimschreiber, einem automatischen Chiffrier- undDechiffrierfernschreiber, der dann in Berlin auf Endlospapier ausdruckte; derChiffrier-Schlüssel wurde jeden Tag vom Forschungsamt Berlin geändert.

Die weiße �Z�-Meldung wurde von der Hausrohrpost mit der Geschwindig-keit einer Gewehrkugel innerhalb des Forschungsamtsgebäudes an die aktuellenAuswerter weitertransportiert, die mit gleicher Geschwindigkeit die �Forschungs-ergebnisse� vorbereiteten � die �N�-Meldungen (Nachrichten), die entweder aufbraunem oder gelbem Papier verteilt wurden. Das gelbe Papier, das nur für denGebrauch der im Forschungsamt Arbeitenden bestimmt war, kam in numeriertenDurchschreibblöcken mit RM Seiten mit der Überschrift �Geheime Reichssache�:eine gelbe Kopie ging in die Abteilung Kartei-Auswertung, wurde auf Karteikartenübertragen, dann in den Personen- und Sachkarteien, die über die Zielpersonengeführt wurden, abgelegt; der zweite gelbe Durchschlag ging an das GeheimeNachrichten-Archiv des Forschungsamtes.

Das braune Papier � die berühmten �Braunen Blätter� � wurde nur zurAußenverteilung an die Abnehmer aufbereitet. Der aktuelle Auswerter schicktediese Meldungen auf fertig geschriebenen Matrizen mit der Hausrohrpost überseine Vorgesetzten zur Vervielfältigungsstelle. (Kittel berichtet uns, daß Kon-ferenztelefone den Abteilungs- und Gruppenleitern Besprechungen mit ihrenReferenten erleichterten.ÔÍ) Das Forschungsamt gab die Braunen Blätter gegenQuittungen in dreifacher Ausfertigung heraus. Sie mußten sowohl von ihremSonderkurier wie auch dem empfangsberechtigten Abnehmer gezeichnet undgegengezeichnet werden.

Auf dem Kopf jedes Braunen Blattes war in roter Farbe diese Warnunggedruckt:

Geheime Reichssache!

N. Dies ist ein Staatsgeheimnis im Sinne des §UU des Strafgesetz-buches (StGB).ÔÎO. Nur für die vom FA verpflichteten und zum Empfang berechtig-ten Personen bestimmt und diesen gegen Empfangsbescheinigungauszuhändigen.P. Beförderung nur in doppeltem Umschlag und durch Kurier oder

OV

Vertrauensperson.Q. Vervielfältigung jeder Art, Weitergabe im Wortlaut oder Her-stellung von Auszügen im Wortlaut verboten.R. Empfänger haftet für sichere Aufbewahrung im Geheimschrank,Nachweisbarkeit und Rückgabe. Verstoß hiergegen zieht schwersteStrafen nach sich.

Nach dem Gebrauch mußten die Abnehmer diese Forschungsergebnisse sofortan das Forschungsamt zurückgeben. Das Forschungsamt zerstörte seinen strenggeheimen Abfall mit dem Reißwolf in O-mm-Streifen, färbte sie blau ein undschickte sie dann an Papierfabriken zum Einstampfen.

““FFeeiinndd hhöörrtt mmiitt!!””::DDiiee SSiicchheerrhheeiittssbbeessttiimmmmuunnggeenn

Die Angestellten durften nie die Sicherheitsbestimmungen vergessen. Aufjeder Seite des internen Fernsprechverzeichnisses des Forschungsamts warenParolen gedruckt wie: �Alle Leitungen und Querverbindungen sind abhörbar!�,�Feind hört mit!� und �Vorsicht bei Gesprächen!� Es ist nicht überraschend, daßAbteilung N der Hauptabteilung I die Sicherheitsleitstelle des Forschungsmateswar, die von einigen Mitarbeitern als die Haus-Gestapo beschrieben wurde. NachAussagen von Schwarz hörte sie sogar die Abhörer des Forschungsamtes ab undüberwachte ihre politischen Haltungen und ihre persönlichen Kontakte außerhalbder Bürozeit. Diese Abteilung war verantwortlich für die elektronischen Sicher-heitsmaßnahmen des Gebäudes: Laut Kittel schützten bis ins kleinste durch-gearbeitete Sicherungsanlagen Räume, in denen Geheimmaterial lagerte, SS-Streifen patrouillierten Tag und Nacht in dem Haus, und besonders geheimeAbteilungen wie die Erfassungsstellen und Abteilung IV (Entzifferung) lagen unterbesonderem Verschluß.ÔÏ

Die Geheimhaltungsverpflichtungen wurden allen FA-Mitarbeitern streng-stens eingeprägt: Sie bestanden in einer vereinfachten Form für die Arbeiter undVerwaltungsangestellten und in erweiterter Form für die Angehörigen der nach-richtendienstlichen Abteilungen. Jeder Angehörige mußte die Gebote derSchweigepflicht jeden Monat lesen und unterzeichnen, und es fanden regelmäßige�Mitarbeitervorträge� über Geheimhaltung in jeder Abteilung statt. Klaus vonKlitzing bezeugt: �Nicht mal meine eigene Frau war über meine Tätigkeit imBilde.�

Folglich gab es sehr wenige Sicherheitsverfehlungen, und im Durchschnittbrauchte nur ein Angestellter des Forschungsamtes pro Jahr wegen Sicherheits-verstößen entlassen zu werden. Es gab nicht einen einzigen aufgedeckten Fall, daß

PM

ein Angestellter des Forschungsamtes für eine ausländische Macht spioniert hätte.Die Archive enthalten Aufzeichnungen über geringfügige Sicherheitsverletzungen.Nach dem Attentatsversuch in München vom November NVPV nahm die KölnerGestapo einen Leutnant der Reserve, Heinz Siewert, geboren am U. Juli NVNR inBerlin, �wegen Verdacht des Hochverrats� fest. Siewert wurde als Angestellter desForschungsamtes bezeichnet, vielleicht von der Forschungsstelle Köln.ÔÌ Nachdem Einmarsch in Frankreich NVQM wurde der Leiter einer FA-Funkstelle alspotentieller Spion festgenommen, aber bei der Untersuchung stellte sich heraus,daß es sich nur um Verfehlungen aus seiner früheren Tätigkeit im Reichswehr-ministerium handelte, von denen die Abwehr bei der Auswertung von in Frank-reich gefundenen Unterlagen des Deuxième Bureau Kenntnis bekam.ÔÓ Neuenhoff� er war nunmehr Personalreferent im Forschungsamt geworden � wußte nur vonzwei anderen Sicherheitsfällen: �Einmal hatte ein �Franzose� [d. h. ein Erfasser imfranzösischen FA-Bereich] seine Telefonkenntnisse versucht auszunutzen und eineErpressung angefangen. Ich habe ihm dann im Gefängnis die Entlassungspapiereausgehändigt.� Und einmal passierte es, daß ein �Russe� einen FA-Stenogramm-block mit nach Hause nahm. Er kam ins KZ bei Hamburg und starb dort.ÔÔ

Das Forschungsamt betrieb das altbewährte Sicherheitsprinzip der Aufsplitter-ung der Abteilungen in genauso extremer Form wie das Manhattan Project. Peipeerklärte, daß neu aufgenommene Mitglieder nur in ihre Abteilung eingeführt undnicht über die Existenz der anderen informiert wurden. Barth bestätigte, daßLeute, die in einer Abteilung arbeiteten, sich nicht nach den anderen erkundigendurften; wenn sie einmal vereidigt waren, durften Angestellte des Forschungs-amtes nicht kündigen, und sie wurden unabkömmlich-gestellt, um ihre Ein-berufung in die Wehrmacht zu verhindern. Versetzungen �nach oben� ausForschungsstellen ins Forschungsamt Berlin waren selten. Einige meinten, dieAufsplitterung sei zu weit gegangen: Abhörer, die mit Sendungen in russischerSprache beschäftigt waren, durften nicht bei den Englisch-Stationen hereinhören.Es war den Angestellten untersagt, mit Ausländern zusammenzukommen oder anFremdsprachenkursen teilzunehmen. Von den FA-Angestellten wurde auchverlangt, über die politische Zuverlässigkeit ihrer nahen Angehörigen Bericht zuerstatten.

Es gab mehrere Beispiele der rücksichtslosen Wirksamkeit dieser Methoden.Dr. Ertle von der Hauptabteilung IV (Entzifferung) wurde dabei abgehört, wie erNS-feindliche Bemerkungen machte, und dabei beobachtet, daß er Hitlers Fotovon der Wand seines Zimmers im Forschungsamt entfernte. Die SS-MännerSauerbier und Tondorf zeigten ihn bei Abteilung N an. Ertle verließ das Forsch-ungsamt und ging zum Deutschen Nachrichtenbüro in Stockholm, um dort zuarbeiten; nachdem die Gestapo festgestellt hatte, daß er Kontakt zu antideutschenKreisen hatte, beging Ertle dort Selbstmord. Sauerbier verließ später das Forsch-ungsamt, um zur �Konkurrenzfirma�, dem RSHA, zu gehen.ÁÊÊ

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MMiißßbbrraauucchh ddeerr BBrraauunneenn BBlläätttteerr

�Die Arbeit des FA�, betonte Prinz Christoph von Hessen NVPU, �hat nur dannZweck und Erfolg, wenn ihre Geheimhaltung mit allen Mitteln gesichert wird.Nicht genügende Geheimhaltung hat Vorsichtsmaßnahmen der Gegner unddamit Verschüttung der Quellen zur Folge.� Er verbot jegliche Diskussion von�Ergebnissen� in Dokumenten oder am Telefon, außer auf dem besonderenSicherheitstelefonnetz, das das Forschungsamt im gesamten Regierungsbezirk vonBerlin installiert hatte. Die Sicherheitsverfahren wurden regelmäßig überprüft undauf den neuesten Stand gebracht.ÁÊÁ

Das Forschungsamt untersuchte jedes ungeklärte Rauschen in den nach außenführenden eigenen Leitungen, das auf illegales Abhören hindeuten konnte �vielleicht sogar durch einen konkurrierenden Dienst oder ein Ministerium. Esstellte aber meistens fest, daß es sich dabei um Kontaktgeräusche und um deutlichvernehmbare Wählgeräusche handelte. �Um die Möglichkeit des Mithörens mitSicherheit aufzuschalten [sic]�, schrieb Prinz Christoph an Milch, �[muß] dieGeheimhaltung der auf dem Sonderfernsprechnetz des FA geführten Gespräche. . . unbedingt gewährleistet sein; aus Sicherheitsgründen bitte ich deshalb, damiteinverstanden zu sein, daß der Anschluß des Herrn Staatssekretär [Milch] an dasSonderfernsprechnetz des FA nicht auf den Reihensonderapparat, sondern aufeinen Einzelapparat im Arbeitszimmer gelegt wird.�ÁÊË

Das Abhören durch das Forschungsamt selbst erfolgte geräuschlos, obwohlTausende von Deutschen sich einbildeten, daß sie ein Knacken wahrnahmen undabgehört würden. Der FA-Erfasser Oskar Schröder erklärte, daß manchmal einetatsächlich abgehörte Person vermuten mochte, daß sie im Augenblick abgehörtwürde, und dumm genug war, das am Telefon zu sagen. Das Ergebnis war eine�TU�- (Technische Überwachungs-) Meldung in dreifacher Ausfertigung zumausschließlichen Gebrauch innerhalb der �A�-Stelle.ÁÊÈ

Die �Braunen Blätter� wurden nur in doppelten Umschlägen, verschließbarenMappen oder Rohrpostbüchsen befördert. Das Recht auf einen FA-Mappen-schlüssel wurde eifersüchtig überwacht, ungeachtet des Ranges. Am OT. JanuarNVPS mußte Görings Staatssekretär der Luftfahrt, Milch, eigenhändig bescheinigen,vom Forschungsamt einen Mappenschlüssel (�St P�) erhalten zu haben, man gabzur Kenntnis, daß er hierfür haftbar war, den Schlüssel nicht aus der Hand gebenund die Mappe nur persönlich öffnen dürfe, sowie bei Verlust die entstehendenKosten für Anschaffung einer neuen Mappe zu tragen habe.ÁÊÍ

Charakteristischerweise waren das Auswärtige Amt und sein Minister, Joachimvon Ribbentrop, diejenigen, die die schlimmsten Verstöße gegen die Sicherheits-bestimmungen des Forschungsamtes begingen. Einmal schickte Seifert eine

PO

entschlüsselte italienische Meldung an Ribbentrop mit dem Vermerk, das Wissenaus dieser Meldung dürfe auf keinen Fall in dieser Form gebracht werden, esmüsse etwa als Agentenmeldung aus der Türkei kaschiert werden. �Was tatRibbentrop?� erinnerte sich der Abteilungsleiter Jahre später, er �ließ den italien-ischen Botschafter sofort kommen und tat sich groß, was wir nun wissen.� DieItaliener änderten sofort ihre Codierungen, und die FA-Hauptabteilung IVbrauchte zwei Jahre, um sie wieder zu knacken.

Höchst unkorrekt ordnete Ribbentrop ständig an, die interessanteren BraunenBlätter auf weißem Papier abzutippen. Rudolf Likus, Mitarbeiter des �Büro desReichsaußenministers�, plagiierte rücksichtslos FA-Ergebnisse und schickte sie,versehen mit dem Urheberstempel des Auswärtigen Amtes, an Ribbentrop.ÁÊÎRibbentrop seinerseits ließ sie auf der speziellen großtypigen Führerschreib-maschine zu Hitlers Erbauung abtippen.

Führeradjutant Hauptmann Fritz Wiedemann tat dasselbe, wobei er offen-sichtlich die Abschriften selber mit zwei Fingern tippte und sie, als kämen sie ausanderen Quellen, unter anderem Freiherrn Konstantin von Neurath und HitlersChefadjutant der Wehrmacht, Oberst i. G. Rudolf Schmundt, unterbreitete; Briefedieser Empfänger, die den Eingang dieser Abschriften und ihre Rücksendungbestätigen, befinden sich in den Akten der Adjutantur des Führers.ÁÊÏ

Typische Abschriften dieser Art von Wiedemann beinhalteten zwei Führer-meldungen, datiert ungefähr vom T. März NVPU; ein Bericht über einen Besuch despolnischen Präsidenten, Marschall Rydz-Smigly, in Paris �in den letzten NQStunden�, und über Hitlers Staatsbesuch in Italien im Mai NVPU und einen Berichtüber Bemerkungen des britischen Botschafters Sir Nevile Henderson am U. JuniNVPV.ÁÊÌ Die Autorität des Forschungsamtes war jedoch über jede Anfechtungerhaben. Es belieferte weiterhin die Adjutantur des Führers � die aus Partei-veteranen wie Wiedemann, SS-Gruppenführer Schaub und SA-Obergruppen-führer Brückner bestand �, wenn auch nur bis NVPU, dann jedoch, als dieBesorgnisse über ihre Sicherheitsverstöße zunahmen, griff es rigoros durch. Am Q.Juni NVPU ersuchte die Abteilung V Wiedemann, eine große Anzahl überfälligerBrauner Blätter zurückzugeben und ebenso die FA-Schlüssel von Brückner,Schaub und ihm selbst. Wiedemann entgegnete am V. Juni, �daß mit derRückgabe der sonstigen Schreiben nicht gerechnet werden kann, da sie vernichtetworden sind.� Dies war ein schwerwiegender Verstoß, und das Forschungsamt �das inzwischen die Telefone sowohl von Wiedemann wie auch seiner gesprächigenFreundin, Prinzessin von Hohenlohe, überwachte � stoppte unverzüglich seineBelieferung mit weiteren Ergebnissen.

Unter den Forschungsergebnissen, die Wiedemann wohl nie zu lesen bekam,waren diejenigen über die Prinzessin. So berichtete FA-Abwehrbeauftragter Ohl-brecht, welches Vergnügen die Tatsache bereite, daß � wie die Mutter einerFreundin am Telefon anvertraute � die Prinzessin von Hohenlohe laut geschrien

PP

habe: �Ich brauche einen Mann � ich brauche einen Mann!�, woraufhin sich ihreMutter spätabends auf die Straße begeben und für ihre Tochter dort einenPassanten auflesen mußte.

Als Wiedemann keine Forschungsergebnisse mehr erhielt, schrieb er am NM.Oktober einen schmerzerfüllten Brief �an das Forschungsamt für Luftfahrt� (sie;richtig wäre: Forschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums) und behauptete,daß Göring persönlich den besonderen Befehl gegeben hätte, Wiedemann mit FA-Meldungen zu beliefern. �Der Generalfeldmarschall hatte die Absicht, mich übergewisse politische Dinge auf dem Laufenden zu halten�, seit längerer Zeit aberbekäme er, Wiedemann, nur den täglichen Auszug aus der Auslandspresse: �Sonützt mir das nicht viel, weil ich die Auslandspresse sowieso studiere.ÁÊÓ

Es half nichts: Wiedemann blieb von der Liste gestrichen. Im Januar NVPV ließihn Hitler auf den Posten des Generalkonsuls in San Francisco versetzen. Hierüberwachte J. Edgar Hoovers FBI, das beträchtlich weiter ging als das Forschungs-amt in Deutschland, nicht nur Wiedemanns Telefon, sondern ließ ihn vonGeheimdienstleuten beschatten und die Bettlaken des Hotels, in dem er und diePrinzessin gemeinsam abgestiegen waren, inspizieren.ÁÊÔ

GGeenneerräällee dduurrfftteennnniicchhtt üübbeerrwwaacchhtt wweerrddeenn

In dem grauen Gebäude in Charlottenburg waren, wie Kittel sagt, drei �A�-Stellen � anfangs nur AN und AO, aufgegliedert nach sprachlichen Gesichtspunk-ten. Hinzu kam NVPT die AP, eine neue Stelle mit rein weiblichem Erfasserstab, dielediglich für deutsche, vor allem wirtschaftliche Belange zuständig war.

AN und AO waren in �Bereiche� eingeteilt � je einer für Englisch, Amerikanisch,Italienisch, Portugiesisch, Holländisch, Polnisch, Tschechisch usw. Die Erfasserlernten bald zu unterscheiden, wer gerade sprach, wie ein unsichtbares Familien-mitglied, das im Hintergrund bei jedem Gespräch zugegen war, aber sich niedaran beteiligte: Hier war der französische Botschafter François-Poncet, mit seinerlangsamen, deutlichen Sprechweise; da die französische Journalistin MadameTabuis mit ihrer sehr hellen Stimme. �Die allabendlichen Festzeitgespräche dervielen Journalisten, sei es mit ihren Zeitungen oder auch mit [dem französischenNachrichtenbüro] Agence Havas, waren einem vertraut�, erinnert sich Neuenhoff.�An einen recht geschwätzigen Journalisten namens Aguesse erinnere ichmich.�ÁÁÊ

Im allgemeinen waren die Ziele der Überwachung ausländische Diplomaten,Journalisten, offizielle Gäste des Reiches und Abgesandte zu wirtschaftlichen oderpolitischen Gipfelkonferenzen, sowie die Hotels und Restaurants, die sie be-suchten. Neuenhoff hat beschrieben, wie die Erfasser, während offizieller Besuche

PQ

in Berlin, als Dienststelle des Forschungsamtes Aufschaltungen sämtlicher Tele-fonnummern der jeweiligen Hotelunterkünfte, wo die Gäste einquartiert waren,zur Verfügung hatten. Das Auswärtige Amt hatte beim Forschungsamt umfang-reiche Beurteilungen über bestimmte ausländische Diplomaten, so wie sie imSpiegel des dem Forschungsamt vorliegenden Materials erschienen, in Auftraggegeben.ÁÁÁ

Hitler hatte dem Forschungsamt untersagt, seine in Dienst stehenden Generäleabzuhören. Nur wenige glaubten an die Einhaltung dieser Anordnung, aber siescheint befolgt worden zu sein. Einmal besuchte General Walter von Reichenaudas Forschungsamt und bat Seifert, ihm das Archiv zu zeigen. Der General stürztesich auf die Abteilung mit �R� und fand jede Menge Karteikarten, auf denen seineFerngespräche aufgezeichnet waren. �Also�, triumphierte er, �Sie haben michdoch überwacht!� �Nein, niemals�, versicherte ihm Seifert. �Aber Sie habengesprochen mit dem Journalisten Flixsteger, mit dem französischen und demenglischen Botschafter . . . Da sind Sie als Gesprächspartner in mein Archivgekommen.�ÁÁË

Es war dem Forschungsamt auch verboten, ohne Hitlers persönliche Billigungbei Reichs- und Gauleitern zu lauschen. Der FA-Erfasser Lothar Günther erfuhr,daß ein spezielles Büro in dem Gebäude in Charlottenburg, das als die �Gift-küche� bekannt war, das einzige Büro mit der Genehmigung war, solche promi-nenten Nationalsozialisten zu überwachen.ÁÁÈ Barth, der bei der ForschungsstelleNürnberg NVPU�QO beschäftigt war, stellte fest, daß diese Stelle manchmal dieAnweisung erhielt, Parteibonzen abzuhören, die in Verdacht standen, gegen dieNSDAP Komplotte zu schmieden.ÁÁÍ Hitler gab mit Sicherheit die Genehmigung,die Anschlüsse von Julius Streicher, des umstrittenen Gauleiters von Franken,anzuzapfen.ÁÁÎ

Was die Überwachung von Regimekritikern anbetrifft, berichtete im JuniSHAEF (das Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte): �Einer derChefs [des Forschungsamts] soll sich gerühmt haben, daß mehrere Verschwör-ungen gegen die Nazis durch die Mittel des Forschungsamtes vereitelt wordenseien.�ÁÁÏ

Diplomaten, die aus ihrer NS-Gegnerschaft kein Hehl machten, warenbesonders leicht in Gefahr, mit dem Forschungsamt in Konflikt zu geraten, wennauch nur indirekt. Herbert von Dirksen, der letzte deutsche Botschafter in Londonvor dem Kriege, hatte in Berlin eine offene Aussprache mit Bernardo Attolico,dem italienischen Botschafter, und drückte dabei seine Überzeugung aus, daßEngland wegen Polen Krieg beginnen würde; aber, beklagte er sich, weder Hitlernoch Ribbentrop wollten ihn empfangen. Am NT. oder NU. August NVPV rief Staats-sekretär Ernst von Weizsäkker Dirksen an, um ihn zu warnen, daß Ribbentropvon diesen Bemerkungen erfahren hatte � offensichtlich durch eine Erfassung vonAttolicos Bericht � und außerordentlich wütend war.ÁÁÌ

PR

Wahrscheinlich gehörte auch Ulrich von Hassell, der frühere deutscheBotschafter in Rom, zu den Opfern des Forschungsamtes. Er wurde nach dem OM.Juli NVQQ als Verräter gehängt. Er schrieb in seinem Tagebuch nach einemAbendessen am OR. März NVQP mit Fritz-Dietloff Graf von der Schulenburg (einemehemaligen stellvertretenden Polizeipräsidenten in Berlin, der später sein Schicksalteilen sollte), �man� habe ihn informiert, er würde vom nächsten Tag an auchtelefonisch überwacht � �woran mich nur wundert, daß das wirklich erst jetztgeschehen sollte. Ich möchte also sehr vorsichtig sein; das Ziel der Gestapo sei, denKreis der Beziehungen der Überwachten festzustellen; aber ich solle ja nicht alleTelefonate mit meinen Freunden plötzlich unterlassen. Als Grund wurdeangegeben, daß ich in Bulgarien bei [Zar] BorisÁÁÓ gewesen sei und ferner mit demals Gaullist bekannten französischen Gesandten in Budapest �Fühlung� genommenhätte.�ÁÁÔ

Obwohl sich Hassell für sehr schlau hielt, war es für irgendeine schuldigeZielperson unmöglich, angesichts der raffinierten Überwachungstechniken desForschungsamtes der Entdeckung früher oder später zu entgehen.

Neuenhoff war immer wieder außerordentlich verblüfft darüber, wie sorglosdie ausländischen Diplomaten am Telefon waren. Sie mußten wohl über Sicher-heitsvorschriften aufgeklärt worden sein, aber wiederholt vergaßen sie sich. Es warallerdings nicht so, daß die Ausländer in dieser Hinsicht die einzigen waren.�Verschiedentlich�, so erinnerte er sich, �hörte ich in der Anfangszeit meinerAusbildung [Herbst NVPS] von Ribbentrop [damals deutscher Botschafter] vonLondon aus mit Göring sprechen. Seine leichtfertigen bzw. unvorsichtigen Äußer-ungen erstaunten uns immer wieder. Später erging ein Verbot, Göring aufzu-nehmen.�

Etwa NVPR war das Forschungsamt bereits unentbehrlich. �Als im Jahre NVPR . . .Ribbentrop die Flottenverhandlungen in London leitete�, berichtete Kittel,�forderte er einige Angehörige der Entzifferungsabteilung [Abteilung IV] desForschungsamtes an, die die Aufgabe hatten, den Nachrichtenverkehr mit demReich so weit als möglich zu verschlüsseln. Wie gut die Aufgabe gelöst wurde, zeigtdie Tatsache, daß in den entsprechenden Räumen der Deutschen Botschaft [inLondon] in diesen Tagen ein Einbruchsversuch gemacht wurde, offenbar mit demZiel, entweder Kenntnis von dem verwendeten Code oder wenigstens von denbereits vorliegenden Funksprüchen zu bekommen.�

PS

DDeerr AAuußßeennmmiinniisstteerr,, eeiinn TTooddffeeiinnddddeess FFoorrsscchhuunnggssaammtteess

Ebenso wie es im Zweiten Weltkrieg alliierte Kommandeure gab, die dieBedeutung der britischen Leistungen im Codeknacken in ihrer Tragweite über-haupt nicht erfaßten, so stellte das Forschungsamt jetzt fest, daß es Regierungs-stellen und Persönlichkeiten gab, die ihre Braunen Blätter als unerheblich abtaten.�Ich habe oft die Empfindung gehabt�, so Seiferts Erinnerung, �daß sie gelesen-wurden, aber nicht die Konsequenzen gezogen wurden, die man hätte ziehenkönnen. Ob das nur am Führer gelegen hat, ich weiß es nicht. Ich bin oftdeprimiert gewesen, daß man diese guten Nachrichten und dies gute Material sowenig anzuwenden verstand. Wer es gut verstanden hat, war die Wirtschaft . . .Und im Auswärtigen Amt zu Neuraths Zeiten zum Beispiel. Wenn der franz-ösische Botschafter die Weisung bekam, in irgendeiner Angelegenheit eineDemarche zu machen, dann konnten wir dem Außenminister sagen: �Morgenkommt der französische Botschafter um die und die Zeit, er hat den und denAuftrag, er kann verhandeln bis zu dem und dem Limit.� Ich meine, dann kannman Politik treiben!�ÁËÊ

Und Hitler begann nun allmählich, große Politik zu treiben. Bis zu demZeitpunkt, als er das Rheinland im März NVPS remilitarisierte, hatte das Forsch-ungsamt PQ.MMM Braune Blätter hervorgebracht. Hauptauswerter Seifert brachteHitler diejenigen, die über die hysterischen Reaktionen der Auslandspresse aufsein Vorgehen im Rheinland berichteten. Hitler nahm es gefaßt auf. �Sie werdensich schon wieder beruhigen�, sagte er.

Die Beziehungen des Forschungsamtes zu Ribbentrop kühlten ab, als er imFebruar NVPU Reichsaußenminister wurde. Göring und Ribbentrop waren immerTodfeinde gewesen, und das Forschungsamt blieb bis zum Ende ein Dorn inRibbentrops Auge. Walter Peipe, der von NVPR bis zum Ende in der Haupt-abteilung V (Auswertung) arbeitete, erinnerte sich in einer Ausarbeitung, daßGöring � zweifellos in böswilliger Absicht � das Forschungsamt bat, einen Berichtüber die Reaktionen der Welt auf Ribbentrops Ernennung zum Reichsaußen-minister zu liefern: �Als dieser Bericht Ribbentrop selbst in die Hände geriet�,erinnert sich Peipe, �bekam er einen Tobsuchtsanfall und behauptete, es habeauch positive Stimmen gegeben, die, wie er unterstellte, absichtlich vom Forsch-ungsamt übersehen worden seien.�ÁËÁ Angesichts der Integrität des FA-Personalsscheint dies jedoch völlig ausgeschlossen.

Kittel weiter: �Er war einer der schärfsten Gegner des Amtes und gab dem imLauf der Zeit auch immer wieder Ausdruck. Am unangenehmsten war ihm wohldie Tatsache, daß Hitler FA-Meldungen bekommen konnte, die er selbst nicht sahund nicht kommentieren konnte. So verlangte er wiederholt von Göring, daß alle

PT

außenpolitischen Meldungen, die Hitler zugedacht waren, vorher ihm zugeleitetwerden sollten, allerdings stets ohne Erfolg.� Es habe den eitlen Außenministeraußerdem geärgert, daß das Forschungsamt grundsätzlich alle von ihm bean-tragten Privataufträge ablehnte.ÁËË

Bis NVPT betrug der Jahresetat des Forschungsamtes durchschnittlich ORMillionen Reichsmark, eine Summe, die im Budget des Preußischen Staats-ministeriums schwer zu verheimlichen war. Göring verfügte, daß das Forschungs-amt fortan im Haushalt des Reichsluftfahrtministeriums geführt wurde. Staats-sekretär Körner, der ursprünglich eine Kopie jeder Rohmeldung erhalten hatte,wies nun Prinz Christoph an, ihm nur die zuzuschicken, die seinen Arbeitsbereichbetrafen: die Wirtschaft allgemein und den Vierjahresplan im besonderen; späterersuchte Körner darum, daß die Ergebnisse noch enger auf seine persönlicheZuständigkeit konzentriert werden sollten.ÁËÈ

DDiiee AAuuffggaabbeenn ddeess FFoorrsscchhuunnggssaammtteess

Die Zentrale des Forschungsamtes war jetzt in sechs HauptabteilungenÁËÍgegliedert, mit der folgenden Belegschaft:ÁËÎ

Hauptabteilung I: VerwaltungLeiter: Ministerialrat Berggren (Sekretärin: Frl. Weidenhoft);Referenten: Dr. Schumann (Rechtsabteilung); Gerke (Personal);Amtmann Bonke (Beschaffung); Oberregierungsrat Kunsemüller(Finanzen).

Hauptabteilung II: PersonalLeiter: Oberregierungsrat Fritz Kempe (Sekretärin: Frl.Schwartmann)

Hauptabteilung III: Erfassungsansatz und VerteilungLeiter: Ministerialrat Breuer (Sekretärin: Frl. Hanna Kluth)

Hauptabteilung IV: DechiffrierungLeiter: Ministerialdirektor Georg Schröder; Stellvertreter: FreiherrEmil Ludwig von RecnicekÁËÏ (Sekretärin: Frl. Fischer)

Hauptabteilung V: AuswertungLeiter: Ministerialrat Walther Seifert

Hauptabteilung VI: TechnikLeiter: Oberregierungsrat Fritz Stabenow

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Das Auftragswesen an das Forschungsamt war sowohl allgemeiner als auchgenau definierter Natur. Das OKW zum Beispiel hatte das Forschungsamt ange-wiesen, alle Fern- und Durchgangsleitungen abzuhören. Andere Stellen ersuchtenum spezielle Abhörschaltungen bei bestimmten Einzelpersonen oder Gesell-schaften. Manchmal waren die Aufträge kompliziert und überschnitten sich,besonders auf wirtschaftlichem Gebiet.

Im allgemeinen blieb das Verfahren während der gesamten Lebensdauer desForschungsamtes das gleiche. Eine hierzu ermächtigte Dienststelle oder einReichsministerium legten durch ihre Vebindungsstelle dem Forschungsamt einenschriftlichen Antrag auf eine Abhörgenehmigung oder andere Form der Über-wachung vor. In Beratung mit Seifert, als Leiter der Hauptabteilung V, bearbeiteteHauptabteilung III diesen Antrag, erhielt Görings alles entscheidendes �G� auf derGenehmigung, und leitete sie an die Ansatzabteilung der zuständigen Forschungs-stelle in Berlin oder im übrigen Bereich weiter.ÁËÌ

Göring genehmigte oder verweigerte einen Antrag gewöhnlich innerhalb vonOQ Stunden, aber während des O. Weltkrieges gab es Verzögerungen von mehrerenTagen. Im Falle der Genehmigung ging ein Schaltbefehl an die Reichspost. Auf derForschungsstelle zeichnete der Erfasser die Erfassermeldungen auf. Diese wurdenzunächst an die Abteilung �Auswertung� der Forschungsstelle zur Katalogisierung(rote Karte) und zur Auswertung weitergeleitet; sie wurden dann in �Z�-Meldungzum Beispiel an die örtliche Stapostelle weitergeleitet, oder per Geheimschreiberan die �Einlaufstelle� des Forschungsamtes in Berlin. Diese sandte sie entwederdirekt an die Hauptabteilung V (Auswertung) weiter, oder � wenn die abge-fangene Meldung chiffriert war � an die Hauptabteilung IV zum Dechiffrierenund zur Übersetzung. Nach Auswertung ging eine �N�-Meldung wieder durch diespezielle dortige FA-Verbindungsstelle zurück an die Dienststelle oder das Reichs-ministerium, von der der Antrag ausgegangen war.

Nur selten konnte eine Forschungsstelle im übrigen Reichsgebiet ein Über-wachungsziel unabhängig vom Forschungsamt Berlin bestimmen � wofür einBeispiel eine Notsituation wie der Anschlag auf Hitlers Leben am OM. Juli NVQQ war.�In solchen Fällen�, erinnerte sich Hermann Rebien, �mußten die Forschungs-stellenleiter sofort per Fernschreiber vom Forschungsamt Berlin eine rück-wirkende Genehmigung einholen.�

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Am engsten abgeschirmt von allen Aktivitäten des Forschungsamtes war dieder Dechiffrierfachleute der Hauptabteilung IV im obersten Stock, �die Knoblerda oben�, wie Neuenhoff die Mathematiker, Computerfachleute und Akademikernannte, die die Codes des Feindes unter Verwendung von Hollerith-Lochkarten-

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maschinen und all der anderen obskuren Werkzeuge ihres Geschäfts ent-schlüsselten.

Hauptabteilung IV war von sechs Entzifferungsfachleuten aufgebaut worden,die Göring namentlich vom Reichswehrministerium angefordert hatte, als dasForschungsamt NVPP gegründet wurde; mit Georg Schröder � der später von denEngländern gefangengenommen wurde � als Hauptabteilungsleiter, hatten dieseMänner ihrerseits eine Generation von neuen Entschlüsselungsexperten undSprachspezialisten herangebildet. Schröder stellte in der Gefangenschaft fest, daßdie Aufgabe der Abteilung darin bestand, verschlüsselte Botschaften, die sowohlauf nationalen wie internationalen Kabeln und durch Radioüberwachung erfaßtwurden, zu entschlüsseln.ÁËÓ Seine Chiffrierstelle stand in dem Ruf, die kompe-tenteste in ganz Deutschland zu sein. Die bekannten Codes wurden schnellentschlüsselt und der Hauptabteilung V (Auswertung) zugeleitet. Nicht zu ent-ziffernde Sprüche blieben beim Sachbearbeiter der Abteilung IV in der Hoffnung,daß die Codes später entschlüsselt werden könnten. �Mit Hilfe Tausender vonUnterlagen und genauestens geführter Code-Bücher�, berichtete Kittel, �wurdemit nie erlahmendem Eifer oft jahrelang an der Entschlüsselung gearbeitet, bisentweder ein Erfolg zu verzeichnen war oder aber nach einer gewissen Zeitfestgestellt werden mußte, daß die Arbeit vergeblich blieb.�

NVPO hatte die Chiffrierstelle des Reichswehrministeriums ungefähr OMM Chiff-riersprüche pro Monat entschlüsselt. In der Blütezeit des Forschungsamtes aberwaren in den vier Chiffrierabteilungen mit OQM Sachbearbeitern rund dreitausendChi-Sprüche monatlich entziffert worden.

Die Hauptabteilung IV war gegliedert in vier Abteilungen: eine wissen-schaftliche und drei für die verschiedenen Sprachgruppen: englisch, spanisch, por-tugiesisch, orientalisch sprechende Länder sowie Asien; französisch sprechendeLänder sowie Schweiz, Italien und die Niederlande; slawische und nordischeLänder sowie alle öffentlichen Codes. Nach Seiferts Erinnerung war die englischeEntzifferung Oberregierungsrat Wächter unterstellt, während OberregierungsratPetzel Leiter der französischen Abteilung war.

Es ist klar, daß die italienischen und die französischen diplomatischen Codesfür das Forschungsamt keine großen Hindernisse darstellten, obwohl auch hierwieder nur die dürftigsten Spuren der tatsächlichen Ergebnisse in den Archivenzugänglich sind. So fing das Forschungsamt nach der bekannten �Hoßbach-Besprechung� in der Reichskanzlei am R. November NVPT, auf der Hitler seinemengsten Stab � dazu gehörten von Neurath und Göring sowie FeldmarschallWerner von Blomberg, Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner Frei-herr von Fritsch und Flottenchef Admiral Erich Raeder � ein militärpolitischesPlanspiel darlegte, das folgende raffiniert abgefaßte Telegramm ab, das der franzö-sische Botschafter am nächsten Tag abschickte und dabei über die Konferenz inbemerkenswerten Einzelheiten berichtete:

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Chiffriertes Telegramm Nr. QQMV-NMBerlin, den S. November NVPT

abgeschickt um NV.MM Uhr

Diplomatie � ParisGestern Nachmittag fand in der Reichskanzlei eine große Kon-ferenz statt, an der eine große Anzahl Generäle und Admiräleteilnahmen, der Marschall von Blomberg, Admiral Raeder, Herrvon Neurath und General Göring. Die Presse hat kein Wortdarüber verlauten lassen, und es ist schwer zu sagen, welches dasThema dieser Geheimversammlung, die ziemlich lange dauerte,war. Man hat mir berichtet, es sei um die Frage des Problems derRohstoffe und Schwierigkeiten gegangen, die der Mangel an Stahlund Eisen für die Wiederbewaffnung bedeutet. Admiral Raeder solleine Erhöhung des Stahlkontingents erhalten haben, und zwar fürden Schiffsbau. Es soll ebenfalls angekündigt worden sein, daßDeutschland in elf Monaten seinen Gesamtbedarf an Treibstoffselbst decken würde. Aber es bleibt erstaunlich, daß man, wennman nur davon gesprochen hat, so viele Offiziere im Generalsrangin die Reichskanzlei beordert hat.

François-PoncetÁËÔ

Hauptabteilung IV hatte andere bemerkenswerte Erfolge zu verzeichnen. Esgeht klar aus den hier abgedruckten Dokumenten im Anhang hervor, daß dasForschungsamt NVPV verschlüsselte Mitteilungen aus England, Frankreich, Japan,der Türkei, Belgien, Jugoslawien und Lettland las. Der Erfolg bei sowjetischenCodes war auf einen Einbruch des Forschungsamtes in die Verbindung zwischenden hinter dem Ural liegenden Rüstungszentren mit Berichten über Kapazität,Ausstoß usw. beschränkt.ÁÈÊ In die amerikanischen Codes konnte man bis zueinem gewissen Niveau einbrechen, besonders in die der US-Gesandtschaft inBern; diese waren eine ergiebige Quelle des Geheimdienstes bis NVQO, als derdeutsche Verräter und Abwehr-Offizier Hans-Bernd Gisevius das US-Büro fürstrategische Dienste (OSS) in der Schweiz warnte und das Leck gestopft wurde.ÁÈÁGleichzeitig war das Forschungsamt in der Lage, chiffrierte Telegramme desamerikanischen Militärattachés in Kairo, Colonel Bonner Fellers, zu lesen, der diebritischen Operationen gegen General Erwin Rommel in der Wüste beo-bachtete.ÁÈË �Das Amt [FA] hatte besonderen Erfolg�, berichteten die Amerikanernach Verhören Görings im Juli NVQR, �in unsere Codes einzubrechen, wodurch sieInformationen von unschätzbarem Wert erhielten. Laut [Göring] erwies sichunsere Gesandtschaft in der Schweiz als besonders nützlich.�ÁÈÈ

Die Hauptabteilung IV war auch verantwortlich dafür, die Sicherheitschiff-rierungen zu entwickeln, die vom Forschungsamt selbst verwendet wurden.Abteilung S, die wissenschaftliche Abteilung, hatte die Aufgabe, die deutschen

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Codiermaschinen auf Sicherheit zu überprüfen � einschließlich der verhängnis-vollen, als absolut �abhörsicher� geltenden Enigma-Maschine (in die die brit-ischen Codeknacker von NVPV an massiv einbrachen). Diese Abteilung bildete auchneue Dechiffreure aus, versuchte die schwierigen Chiffrierungen zu lösen, die dieanderen Abteilungen nicht hatten entziffern können, arbeitete Techniken aus, umHollerith-Maschinen für verschiedene statistische und technische Berechnungenzu verwenden und beschaffte und testete die Codes und Codiermaschinen desFeindes.

Die Codes des Hitler-Reiches waren sehr leicht angreifbar. Gottfried Schapper,der sich sehr genau bewußt war, mit welcher Leichtigkeit der Feind die deutschenMarine-, Militär- und diplomatischen Codes im Ersten Weltkrieg entschlüsselthatte, schlug unter Staatssekretär Martin Luther, den er im Auswärtigen Amtbesuchte, vor, daß Ribbentrop seine Codes von einigen der besten Entzifferer desForschungsamtes auf ihre Sicherheit nachprüfen lassen sollte. Ribbentrop knurrteLuther an (so Kittel): �Das könnte denen vom Forschungsamt so passen!� DasForschungsamt fing mit seiner Untersuchung an. Als Staatssekretär von Weiz-säcker seinerseits die technische Abteilung des Forschungsamtes besuchte, zeigteman ihm, mit welch schockierender Leichtigkeit sich der technisch verschlüsselteFunkverkehr Ribbentrops mit Japan entziffern ließ. Nichts passierte � der Funk-verkehr lief in den alten Bahnen weiter, sehr zum Entzücken der britischenEntzifferer, die buchstäblich jedes deutsche diplomatische Telegramm, das siewährend des ganzen Krieges abfingen, entschlüsselten.

Schapper nahm dann Kontakt zu General Erich Fellgiebel, dem Chef derWehrmacht-Nachrichten-Verbindungen, und WNV-Stabschef General FritzThiele auf, und schlug vor, daß das OKW das Auswärtige Amt und das Forsch-ungsamt eine gemeinsame Kommission zur Prüfung aller Chi-Verfahren der dreiPartner einrichten sollten. Das OKW nahm an � Ribbentrop lehnte ab.

Das RSHA, Abwehr, Kriegsmarine und Auswärtiges Amt unterhielten allemiteinander konkurrierende Dechiffrierdienststellen, und nur das AuswärtigeAmt (Abteilung Pers Z) kooperierte auf einer Minimalbasis mit dem Forschungs-amt und tauschte Chiffrierungen und Daten mit ihm aus.ÁÈÍ Bis Ende NVPT hatteman im Prinzip dahingehend Einigung erzielt, daß das Forschungsamt Pers Zübernehmen sollte; Neurath hatte das Abkommen schon paraphiert, als Ribben-trop ihn als Reichsaußenminister ersetzte und alles rückgängig machte. DieAbwehr und das RSHA lehnten jede Zusammenarbeit ab, es sei denn die Art vonKooperation, die ein Barrakuda von seiner nächsten Mahlzeit erwartet.ÁÈÎ

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Der wirkliche Kopf in der Charlottenburger Geheimdienststelle, die seit NVPT�Torschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums� genannt wurde, war Haupt-

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abteilung V, Auswertung, die größte der Hauptabteilungen.Hier verdauten mehrere hundert hervorragend ausgebildete Fachleute den

lawinenartigen Ansturm unbearbeiteter Daten, die rund um die Uhr eingingen,und verwandelten sie in verwertbare Geheimdienstnachrichten.ÁÈÏ

Diese Hauptabteilung, die Walther Seifert leitete, war in mehrere Abteilungengegliedert, jede mit Aufgaben und Untersuchungsgebieten für spezielle Fachleute.

Den Auswertern stand eine der stattlichsten und modernsten Handbiblio-theken Europas zur Verfügung: auf dem neuesten Stand befindliche Aktenordnermit Hotel-Gästelisten und Anmeldezetteln (um die Schreibweise von Namen zuüberprüfen); umfangreiche Ordner, die gründlich mit Querverweisen versehenund leicht zugänglich waren, mit veröffentlichten Informationen aus jedem Land;beständig auf den neuesten Stand gebrachte Zusammenstellungen wissen-schaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Literatur, Textbücher, Stadtpläne,Telefonbücher � um die Auswerter bei der näheren Erläuterung und richtigenEinschätzung der unbearbeiteten Daten, die aus den verschiedenen Arten von�Forschungsstellen� eingingen, zu unterstützen. Jede Forschungsstelle hatte einedirekte Verbindung zum Einwohnermeldeamt im Polizeipräsidium; diese wurdebenutzt, um z. B. das Geburtsdatum einer Zielperson zu erhalten � wobei dasörtliche Polizeipräsidium unter dem Eindruck stand, daß der Anruf von einerauswärtigen Polizeieinheit kam. Es gab auch direkte Verbindungen zu denörtlichen Abwehr-, Stapo- und Kripostellen.

Die Auswerter mußten in der Lage sein, die flüchtigste Erwähnung irgendeinerPersönlichkeit, eines Straßennamens, Ereignisses oder einer technischen Einzelheitzu identifizieren und sie, wenn dies zum Vorteil des Benutzers nötig war, auf demBraunen Blatt mit einzufügen, aber immer � klar gekennzeichnet � als Einfügungdurch das Forschungsamt. Alle Mitarbeiter betonten, daß das oberste Ziel desForschungsamtes größtmögliche Objektivität war.

Ursprünglich war die Auswertung in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe Awertete alle Fernmelde- und Geheimdienstergebnisse aus; Gruppe B wertete dieAuslandspresse aus und gab ihre Ergebnisse in den �Täglichen Pressedienst�.Dieser FA-Pressedienst, über den sich Fritz Wiedemann beschwert hatte, besaßeinen archivmäßigen Charakter. Nach der Neuorganisierung des Forschungsamtesim Jahre NVQN wurde Hauptabteilung V, wie man sehen wird, in vier Abteilungengegliedert:

Die eine (Abteilung NM) sammelte den größten Teil aller Referenz-Auskunfts-mittel des Amtes, die anderen drei (NN, NO und NP) waren für die eigentliche Aus-wertung zuständig: außenpolitische, wirtschaftspolitische bzw. innenpolitischeAuswertung.

Typische Mitglieder der Hauptabteilung V in Berlin waren �Karteiauswerter�:Willi Püschel, ein Träger des goldenen Parteiabzeichens, der NVPT zum Forsch-ungsamt kam; Eberhard Rahn, der seit NVPP � damals NS Jahre alt � ein NSDAP-

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Aktivist, und Mitglied der allgemeinen SS war, er arbeitete zuerst beim FA inBerlin, dann in München, später in Prag; ein Dritter war Oskar Schröder, ein�Kartei-Auswerter� bei der Forschungsstelle Köln-Deutz, der beim ForschungsamtBerlin im September NVPV zum �Aktuellen Auswerter� umgeschult wurde.ÁÈÌ

Ihre Hauptabteilung gab regelmäßige Sammelberichte (laut Aussagen vonSchröder sogar monatlich) heraus, in denen über die einzelnen Angehörigen derdiplomatischen Vertretungen in Berlin alles Wesentliche vermerkt war, auch überalle mit ihnen in Verbindung stehenden Personen. Die Zusammenfassung enthielteine Charakterkritik, und das Privatleben der überwachten Persönlichkeit wurdein allen Einzelheiten beschrieben. Das OKW erhielt besondere Berichte über dieausländischen Militärattachés in Berlin. Solche Sammelberichte wurden zuHunderten vom Forschungsamt erstellt.ÁÈÓ

So hielt Joseph Goebbels � erst ab April NVQO FA-empfangsberechtigt � am S.April NVQO (vorschriftswidrig) schriftlich fest: �Mir wird eine Analyse derenglischen Propagandatendenzen seit Beginn des Krieges, ausgearbeitet vonunserem Forschungsamt, vorgelegt. Sie erbringt nichts wesentlich Neues. Dieenglische Propaganda hat in diesem Krieg gründlichst versagt . . . Man kann an ihrlernen, wie es nicht gemacht wird.� Am OS. Mai NVQP schrieb er: �Aus Abhör-berichten des Forschungsamtes bekomme ich nähere Nachrichten über dieMentalität des Roosevelt-Botschafters [Joseph E.] Davies.� Und: �Andere abge-hörte Telefongespräche zeigen mir den Berliner Botschafter [Dino] Alfieri voneiner Seite der Eitelkeit, die nur Lächeln erwecken kann.�ÁÈÔ

Göring sagte später im Juli NVQR aus, daß sein Forschungsamt gelegentlich auchZusammenstellungen von Nachrichtenmaterial über besondere Ereignisse, wie dieKonferenz von Jalta und Roosevelts Tod, herausgab.ÁÍÊ

Die Haupterzeugnisse der Abteilung V waren die N-Meldungen, die veröffent-lichten �Forschungsergebnisse�, gemeinhin als �Braune Blätter� oder �BrauneFreunde� bezeichnet.

FA-intern ging eine gelbe Kopie davon automatisch an die Karteiauswertung,wo ein Auswerter im Telegrammstil ihre Schlüsseldaten auf weiße Karteikartentippte; Namen wurden in rot getippt. So ergab sich allmählich ein vollständigesBild vom Privatleben und den geschäftlichen Aktivitäten einer Person.ÁÍÁ

Das System der Erfassung auf Karteikarten war überall auf den Forschungs-stellen standardisiert.

Es gab eine Personenkartei, die aus Tarnungsgründen �K-P� genannt wurde.Die Angaben wurden auf eine weiße DIN-A R-Karte eingetragen. Wenn die Personbereits unter Überwachung stand, wurde ein kleines rotes Etikett oben auf derKarte angefügt.

Es gab auch eine Sachkartei (�K-S�), die in erster Linie dafür entwickelt war,über Geschäftsabschlüsse auf dem laufenden zu bleiben. Die Zahlensystematik, diefür diese Sachkartei NVPR durch das Forschungsamt entwickelt worden war, machte

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es zum Objekt des Neides der Nachkriegsermittler. In der Ländersystematikbezeichnete NMM Deutschland; NNM Böhmen und Mähren; OMM Frankreich; OMNBelgien; OMO Holland; ONM England; PMM Italien; PMN die Slowakei; PMO Ungarn; QMMRußland; QNM Schweden; RMM USA, usw. Auf diese Art zeigte z. B. eine Karteikarte�PMN-OQ-PQ� eine abgefaßte Meldung betreffend die Slowakei � Handel � Holz an.

Das Forschungsamt baute auch Kartenordner über Verdächtige auf. Dieswaren Mantelkarten, die in Form einer Tasche für Einlegekarten gefaltet waren.Die Mantelkarten enthielten auf der Außenseite die Personalien, zusammen mitdem Grund der Überwachung, Auftraggeber usw. Die Einlegekarten waren gelb,wenn sie Angaben über die berufliche Laufbahn und den Familienstand derPerson enthielten, oder blau, wenn sie seine kommerziellen Aktivitäten festhielten.Bis NVQO enthielt nach einer FA-Quelle die Personenkartei mehr als drei MillionenNamen.ÁÍË

NNääcchhttlliicchhee UUnntteerrhhaallttuunnggffüürr ddiiee FFoorrsscchhuunnggsssstteelllleenn

Die Auswertung holte sich ihr Rohmaterial mit Hilfe der Augen und Ohrendes Forschungsamtes, den Forschungsstellen. Diese �A�-, �B�-, �C�-, �D�- und�F�-Stellen gab es vor dem Krieg u. a. in Berlin Charlottenburg, Hamburg (imStrafjustizamt),ÁÍÈ Bremen, Köln (Deutz, Konstantinstraße N), Düsseldorf (Stein-straße T: Postamt, Treppe B, O. Etage), Breslau (Leiter: Regierungsrat Dr. Rauten-kranz), München, Nürnberg, Frankfurt/Main (Zeil NMS�NNM, Postamt: ZimmerPNUa), Stuttgart (Thouretstraße O) und Dresden N S. Die Anzahl der �Forsch-ungsstellen� sollte sich während des zweiten Weltkrieges auf ungefähr TM erhöhen.Die Mehrzahl waren �A�-Stellen, Fernsprecherfassung, und sie lagen (gewöhnlichzusammen mit den �D�- und �F�-Stellen) in Städten, die Hauptmittelpunkte desPostnetzes waren. Jede �A�-Stelle außerhalb Berlins war eine originalgetreueNachbildung des Berliner Forschungsamtes im kleinen, mit eigener Auswertungund Kartei; sie lieferte direkt an die örtlichen Abnehmer.

Die Linien, die überwacht wurden, umfaßten die Luxushotels und Regierungs-gästehäuser, wie z. B. Schloß Belvedere in Berlin.

�Wenn ein Staatsbesuch im Belvedere unterkam�, erinnerte sich Neuenhoff,�saßen unsere Leute bereits an Ort und Stelle, um zum Beispiel Mussolini beiseinen allerersten Gesprächen mit seiner Freundin [Clara Petacci] anzuzapfen . . .Derartige �Staatsgespräche� haben die oft so langweiligen Nachtüberwachungenverkürzt.�

Botschafter Alfieri und Graf Ciano waren regelmäßig Besucher des Luxus-bordells in der Gieselbrechtstraße in Berlin-Charlottenburg, das vom AuswärtigenAmt zu Spionagezwecken eingerichtet worden war. Die Damen erfuhren gelegent-

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lich ihrer Tätigkeit manches Interessante.Eine andere der privaten Telefonleitungen, die routinemäßig überwacht

wurden, war die des US-Botschafters Thomas Dodd; seine wohlgestaltete jungeTochter Martha hatte eine Reihe ungehöriger Liebesaffären mit führenden Nazis,einschließlich NVPQ einer mit Gestapo-Chef Rudolf Diels. �Ich erinnere mich�,berichtet Neuenhoff, �daß [sie] einmal bei [Fliegerheld General Ernst] Udet anriefmit der Bitte, ihren Schlüpfer, den sie auf seiner Couch hätte liegengelassen, zuentfernen, damit die Putzfrau ihn nicht finde.�

Klaus von Klitzing bezeugt, daß sehr ähnliche, äußerst indiskrete GesprächeMartha Dodds mit dem Atlantikflieger von Hühnefeld und einem jüngerenMitglied eines ehemaligen Herrscherhauses abgehört wurden.

Im Oktober NVPT besuchten der Herzog von Windsor und seine frühereGeliebte, jetzt die Herzogin, Hitler auf dem Obersalzberg und seinen StellvertreterRudolf Heß in Harlaching bei München. Die Telefone des herzoglichen Ehepaareswurden auch abgehört, ebenso wie die führender Persönlichkeiten in der Kultur-welt � der Radio-Kommentator Frick stand wegen des Verdachts der Homosexu-alität unter Überwachung.ÁÍÍ

DDaass FFoorrsscchhuunnggssaammtt aallsswwiirrttsscchhaaffttlliicchheess MMaacchhttiinnssttrruummeenntt

Angesichts von Hermann Görings überragender Rolle in der deutschen Wirt-schaftspolitik seit der Aufstellung seines Vierjahresplans im Oktober NVPS war esnicht überraschend, daß er dem Forschungsamt eine systematische Belieferungdes Materials zur Steuerung der Wirtschaftspolitik als eine Hauptaufgabe zuwies.Das Forschungsamt gab Göring ein entscheidendes Druckmittel bei Handelsvert-ragsverhandlungen mit anderen Ländern und bei seinen eigenen Verhandlungenim Inland in die Hand. Während der Handelsgespräche in Berlin übernahm einfliegender FA-Trupp die Telefonvermittlung des Hotels der ausländischen Dele-gation � etwa des Hotels Bristol während wichtiger deutsch-französischerGespräche NVPT � und überwachte deren Gespräche von Zimmer zu Zimmer. �Beiden öfteren Handelsvertragsverhandlungen in den Hotels�, so beschrieb esNeuenhoff, �wurde noch im Anschluß an Informationen seitens der ausländ-ischen Vertretungen oder Abordnungen sofort jeweils die deutsche Delegationunmittelbar nach Pausen oder am anderen Tage über weitere [an ihre Gesprächs-partner erteilte] Verhandlungsanweisungen informiert.�

Diese �internen Kenntnisse� über internationale Geschäftsabschlüsse, be-sonders über die Börsen der Welt und den internationalen Getreidemarkt,ermöglichten es Deutschland im allgemeinen und den Hermann-Göring-Werkenim besonderen, sich an präventiven Kaufoperationen riesenhaften Ausmaßes zu

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beteiligen. Roese, ein alter FA-Erfasser, erklärte, daß das besondere Interesse seiner�A�-Stelle seit Anfang NVPT das Erfassen jeglicher Mitteilungen unter Getreide-händlern über die aktuellen Preise war. Genaue Daten über den niedrigsten Preisder ausländischen Firma wurden der deutschen Einkaufsgesellschaft übermittelt,ehe der Handel abgeschlossen wurde. �Mehr als einmal�, stellt auch Kittel fest,�konnte der Leiter der Verbindungsstelle zum Reichswirtschaftsministerium[Regierungsrat Dr. Hilligardt] die Versicherung entgegennehmen, daß durch dierechtzeitige Belieferung mit Meldungen des Forschungsamtes dem Staat Millionenvon Reichsmark erspart worden seien.�

So wurde Rudolf Radtke, OU Jahre alt, im Januar NVPU auf die �A�-StelleDuisburg in der Ruhr versetzt und sah sich vor die Aufgabe gestellt, die nächstenzwei Monate lang ausschließlich den Telefonverkehr des Klöckner-Konzerns, einerdeutschen Eisenhandelsfirma, zu erfassen. Barth, schon NVPU�NVQO ein Telefon-erfasser der �A�-Stelle Nürnberg, spezialisierte sich auf Gespräche, die aus-schließlich mit Wirtschaftsangelegenheiten zu tun hatten. Otto Schnarr, RP, der imDezember NVPV in das Forschungsamt gekommen war, wurde zuerst in derAbteilung eingewiesen, die Geschäfte mit Holz, Kohle, Öl, Edelmetallen, Eisen-erzen, Versicherungen und Lebensmitteln (Firmen, die im Verdacht standen,Lebensmittel vom regulären Markt fernzuhalten) beobachtete; er wurde dannErfasser bei der Abteilung zur Beobachtung von Bewegungen, dem Bau, Verlustenund Schäden der Schiffahrt und dem Zustand der Werften und inländischenWasserwege; im März NVQM versetzte ihn das Forschungsamt auf eine �A�-Stelle inHamburg, die zu dieser Zeit über einem Postamt im Jungfrauenthal R unter-gebracht war, wo Schnarr die Schiffahrtsmeldungen bearbeitete, während zweiMitarbeiter andere �Forschungs�-gebiete bearbeiteten. Diese �A�-Stelle über-wachte NSM Anschlüsse, einschließlich der ausländischen Konsulate in Hamburg:Alle telefonischen Anfragen wegen Visa-Bewerbungen wurden für die örtlicheGestapo festgehalten; die Stelle verfügte außerdem über zehn Mitlauffern-schreiber.

Hermann Rebien, seit NVPQ NSDAP-Mitglied, war ein weiterer solcher Erfasser:Das Forschungsamt setzte ihn als Erfasser zunächst in Stuttgart ein, dann inHamburg, danach NVQN bei der �A�-Stelle in München, wo sein Hauptüber-wachungsziel die Bayerische Motoren-Werke AG (BMW) war.ÁÍÎ

Ein typischer Benutzer war etwa Regierungsrat Karl-Anton Leibl aus demReferat �Bulgarien und Südosteuropa�, Außenwirtschaftsabteilung des Wirt-schaftsministeriums. Nachdem er NVPT die Benutzungsbestimmungen des Forsch-ungsamtes unterzeichnet hatte, erhielt er die Braunen Blätter regelmäßig in Ver-bindung mit Devisenbewirtschaftung, Devisenüberwachungsstellen und Export-und Importgeschäftsgenehmigungen. Eine typische Erfassermeldung lautete etwa,wie sich Leibl erinnerte: �Ich habe erreicht OM% [vertrauliche Abgabe von Devisenals Schmiergelder], dabei wäre ich mit NR% ausgekommen.� Leibl zeigte dann diese

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Prahlerei Regierungsbankrat Dr. Jacobi in der Exportabteilung mit der Warnung,er solle sich nicht noch einmal übertölpeln lassen.ÁÍÏ

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Überraschenderweise war die Haupterfassungsquelle des Forschungsamtesnicht die telefonische Überwachung, sondern Funk-, Draht- und Rundfunk-material. Auf dem Höhepunkt der Tätigkeit des Forschungsamtes hatte eineeinzige Abteilung (Abteilung NN, Außenpolitik) laut Kittel in einem Monat O.QMMentzifferte Sprüche, QO.MMM klare Funk- und Drahtmeldungen und NN.MMM Rund-funkmeldungen auszuwerten, aber nur N.QMM aus der Fernsprecherfassungstammende Meldungen. Dazu werden zu diesem Zeitpunkt die verändertenUmstände der Kriegszeit beigetragen haben, da die Diplomaten der Feindstaatenlange abgereist waren. Hinzu kamen die Meldungen der ausländischen Presse-agenturen.

Die bei weitem ergiebigste Quelle waren nicht die Drahtmeldungen, sonderndie �B�-Stellen. Die �B�-Stellen, für die Überwachung des Funktelegrammver-kehrs feindlicher und neutraler Staaten eingerichtet, waren (wie die �C�-Stellen,siehe unten) außerhalb von Großstädten errichtet, wo der Funkwellenempfangbesser war. Nach NVPP hatte das Forschungsamt zunächst nur die beiden �B�-Stellen in Glienicke und Templin betrieben. Als ihr Wert mehr Anerkennungfand,wuchsen die �B�-Stellen auf NT an, wobei die in Deutschland arbeitenden �B�-Stellen Gebäude und Ausstattung von der Reichspost angemietet hatten. Zu denenim Reichsgebiet, in Templin, Lübben, Eutin, Köln (-Raderthal, Hitzelerstraße NOR),Lissa bei Breslau, Leba, Oberostendorf, Thalhofen, Aufkirch und Konstanz (All-mannsdorf), kamen schließlich bis NVQP andere �B�-Stellen hinzu: in Amsterdam(Noordwijkerhoud, hauptsächlich von den Holländern selbst besetzt), Reval, Riga,Dorpat, Gols am Neusiedler See und Plovdiv. Das Ergebnis war, laut Kittel, daßpraktisch jeder Sender der Erde im Erfassungsbereich des Forschungsamts lag.

Die größten und modernsten �B�-Stellen waren die in Templin und Lübbenmit ihren umschaltbaren Antennen, ihrem Personal aus ehemaligen Funkern derKriegsmarine und Fachleuten, die vom Haupttelegrafenamt ausgebildet waren.Alle wurden regelmäßig Prüfungen unterzogen, in besonderen Verfahren und derÜberwachung von Agentenfunk ausgebildet und konnten sich umfassenderSprachkenntnisse rühmen.

Die �B�-Stellen überwachten sowohl Klartext wie chiffrierte Sendungen. DieHauptklartextsendungen, auf Kurzwelle, waren die der großen ausländischenPresseagenturen, Associated Press (USA), United Press (USA), INS (InternationalNews Service, USA), Agence Havas (Frankreich), Reuter (Großbritannien), TASS

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(Sowjetunion) und Domei (Japan); diese wurden auf Papierstreifen aufgezeichnet,per Schreibmaschine abgeschrieben und an das FA Berlin weitergeleitet.

Die Betonung lag auf wirtschaftspolitischen Informationen und diplomat-ischen Depeschen. Letztere wurden vollständig abgeschrieben. Die �B�-Stellenmußten auch den Verkehr der Wirtschafts- und Handelsorganisationen über-wachen, den der großen internationalen Banken, der Rüstungsfirmen, fernerHandelsvertrags-Verhandlungen und Schiffsverkehr.

Alle chiffrierten Texte wurden auf schnellstem Wege per Fernschreiber direktan die Abteilung IV in Charlottenburg durchgegeben. �Die britischen Codesbereiteten keine Schwierigkeiten�, stellte die britische Armee NVQR fest. Im Falle derrussischen Sendungen, die hauptsächlich von der �B�-Stelle Lübben, Regierungs-amtmann Bautz, überwacht wurden, machten die verwendeten Codes und dieunglaublichen Sendegeschwindigkeiten zunächst die Entzifferung unmöglich undführten vorübergehend zur Aufhebung der Überwachung, bis die technischeAbteilung (Abteilung NQ) des Forschungsamtes, so Kittel, ein Hochgeschwindig-keitsmitschreibegerät entwickelt hatte.

DDaass FFoorrsscchhuunnggssaammtt uunndd ddeerrÖÖsstteerrrreeiicchh--AAnnsscchhlluußß

In dem Maße, in dem Hitlers Einflußgebiet seit NVPU wuchs, angefangen mitdem Zusammenschluß des Großdeutschen Reiches, zeigte das Forschungsamt,was in ihm steckte. Hitlers politische Abenteuer stellten jetzt, so FA-Referent und -Chronist Ulrich Kittel, �die größten Anforderungen an das Amt, die oft nur unterstärkstem Einsatz gelöst werden konnten.� Als sich der Raum durch die neuhinzugewonnenen Gebiete ausdehnte, streckte das FA auch dort seine Fangarmeaus, und seine Verpflichtungen wurden vielfältiger. Das Forschungsamtsgebäudein Charlottenburg mußte erweitert werden, die angrenzenden Häuser mußten vonden Bewohnern geräumt werden.

Als Hitler vor seiner ersten �Eroberung� stand, dem unblutigen Einmarsch inÖsterreich im März NVPU, wies Hermann Göring das FA an, die historischenGespräche, die zwischen Berlin und seinen Agenten in Wien � Edmund Veesen-mayer, Wilhelm Keppler, Arthur Seyß-Inquart, Odilo Globocnig und anderen hinund hergingen, aufzuzeichnen.ÁÍÌ Dabei zeigte sich nebenbei, wie gefährlich leichtein Schnitzer in der Telefonsicherheit passieren konnte: Man stellte später fest,daß die Reichspost all diese hochbrisanten Telefongespräche wie üblich durch die�Feindstadt� Prag gelegt hatte!ÁÍÓ

Die Forschungsstelle München hatte die Aufgabe übernommen, den Telefon-und Telegrammverkehr anderer Staaten mit Österreich und Italien abzufangen:

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Hitler brauchte die Gewißheit, daß Mussolini nicht plante, seine militärischenZiele zu hintertreiben; und er wollte ganz sicher sein, daß weder England nochFrankreich Österreich zu Hilfe kommen würden.ÁÍÔ Die Lektüre der BraunenBlätter beruhigte ihn völlig. Insbesondere zwei ganz bestimmte entschlüsseltefranzösische Telegramme bewiesen, wie man Göring im Forschungsamt sagenhörte, daß �eine [französische] Aktion nur deshalb gescheitert ist, weil Englandablehnte.� Göring schickte diese beiden �Forschungsergebnisse�, N UP.TMV undN UP.TOO, per Kurier nach Wien herunter an Hitler und instruierte im voraustelefonisch seinen Verbindungsoffizier bei Hitler, General Karl Bodenschatz:�Deshalb möchte ich doch etwas freundlich zu England sein. Also paß mal auf,wenn der Kurier vom �Forschungsamt kommt, der soll sich melden und soll [demFührer] sagen, ich ließe den Führer bitten, diese Meldungen zu lesen . . . Daransieht der Führer am klarsten die ganze Haltung der Mächte.�ÁÎÊ

Als Hitlers Truppen in Österreich einmarschierten, bejubelt von fahnen-schwenkenden, blumenstreuenden Österreichern, erfuhr Göring, daß Himmlerihm voraus nach Österreich geeilt war. Göring handelte schnell, um sicherzu-stellen, daß die Fernsprecherfassungsstelle der Österreicher am Schillerplatz inWien weder Himmler noch Heydrich in die Hände fiel. Um O.PM Uhr nachts ließer dem erschöpften Seyß-Inquart dort telefonisch mitteilen, �er [Göring] wollteSie bitten, daß Sie die Telefonüberwachung jetzt gleich selbst in die Hand nehmen,nicht?�ÁÎÁ Nur zwei Tage später setzte das Forschungsamt Ferdinand Nieder-mayer, ein altes Mitglied des Forschungsamtes seit Juni NVPP und Oberscharführerin dem SS-�Haus�-Sturm seit NVPQ, als Leiter der neuen Forschungsleitstelle Wienein.ÁÎË Neuenhoff, der dort ein paar Tage später ankam, um ein Referat zuübernehmen, fand dessen Ausstattung im Vergleich zum Berliner Forschungsamtprimitiv, �nicht so vollkommen�, und dort war �auch nur ein großer, einige Meterlanger Tischschrank.�ÁÎÈ Im Entschlüsseln waren die Österreicher jedoch rechtgut, und Figls Entschlüsselungsergebnisse wurden jetzt das sehr willkommeneBeutegut der Hauptabteilung IV des Forschungsamtes in Berlin.

Die Situation in der Tschechoslowakei machte Hitler offensichtlich großeSorge. Die Abwehr bat das Forschungsamt um eine Überwachung �auf Armlänge�der tschechischen Telefon- und Telegrafenleitungen, die entlang der tschechischenGrenze verliefen, wobei sie Aufklärungsanlagen in dem an der Grenze gelegenenMittenwalde im Glatzer Bergland verwenden sollten. Die FA-Ingenieure ver-suchten das Kunststück mit Hilfe des bekannten Induktionsprinzips, jedoch ohneErfolg.ÁÎÍ

Im Vorfeld der Sudetenkrise in jenem Frühjahr richtete Niedermayer von derForschungsleitstelle Wien eine neue �A�-Stelle für Fernsprecherfassung direkt ander tschechischen Grenze im Bahnhof Lundenburg (tschechisch: Breclav) ein; alleGespräche, die mit der sich anbahnenden Krise zusammenhingen, wurden erfaßtund die Ergebnisse an das Forschungsamt Berlin zur Auswertung geschickt.ÁÎÎ

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In den Akten der Adjutantur des Führers fand man eine Anzahl nachlässiggetippter, nicht mit Überschrift versehener Abschriften, die mit an Sicherheitgrenzender Wahrscheinlichkeit von Hauptmann Fritz Wiedemann, dem persön-lichen Adjutanten Hitlers im Sommer des Jahres NVPU aus den Braunen Blätternentnommen worden waren. Einige sind hier kurz zusammengefaßt, um dieArbeitsweise des Forschungsamtes zu verdeutlichen:

Der Presseattaché der tschechischen Gesandtschaft, Dr. Camil-lio Hoffmann [heißt es in einer am NT. März NVPU, sechs Tage nachdem Anschluß, angefertigten Abschrift], gab am vergangenenSonnabend an verschiedene amerikanische und englische Zeitungs-büros in Berlin die Mitteilung, daß in Berlin und in der Provinzeine größere Anzahl Verhaftungen durch die Gestapo durchgeführtworden seien. Es handele sich fast durchweg um monarchistischeFührer, die in Haft genommen seien. Die Angelegenheit ziehe ihreKreise bis in hohe Offiziersstellen. Dr. Hoffmann selbst will seineInformationen, die er als absolut sicher und einwandfreibezeichnet, aus Offizierskreisen haben. Es wurden in diesemZusammenhang Namen genannt von Leuten, die in Berlinverhaftet worden seien, wie Lawerenz, Ministerialdirektor a. D.,früher deutschnationales Reichstagsmitglied. Weiter ein Schrift-steller mit Namen Junnack, der angeblich mit seiner Frau in Haftgenommen sei. Er sei der maßgebende Mann der Organisation, diein eingeweihten Kreisen �Stille Front� genannt werde und derbereits tausende als Mitglied angehören würden, hauptsächlich ausder Landbevölkerung und dem Landadel. Außerdem wurde be-hauptet, daß in diesem Zusammenhang der deutsche Tennis-meister Gottfried von Cramm stark belastet sei, seine Verhaftungstehe unmittelbar bevor.

Diese Meldungen haben in den Büros der ausländischen Zeit-ungen natürlich lebhaftes Interesse hervorgerufen, zumal Hoff-mann der Ansicht Ausdruck gab, daß diese ganze Angelegenheitindirekt mit den Vorkommnissen der letzten Wochen zusammen-hänge, jetzt aber durch den Fall Niemöller wieder stärker in denVordergrund getreten sei.ÁÎÏ

Im Juni NVPU notierte Wiedemann, dem Berliner Korrespondenten der PariserZeitung �L�Information� sei streng vertraulich mitgeteilt worden, sie habe mitHilfe der hinter ihr stehenden Bankengruppe (Lazar Brothers) und dem Comité

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de Forges (d. h. französische Großindustrie) eine neue Nachrichtenagenturgegründet mit antirussischer Grundhaltung als Gegengewicht zur offiziösenHavas-Agentur. �Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Berliner frz.Botschafter François-Poncet direkt an dieser Neugründung interessiert ist, da dieVerwandten seiner Frau, ebenfalls prominente Mitglieder des Comité de Forges,finanziell daran beteiligt sind.� Am selben Tage notierte Wiedemann, daß derehemalige englische Außenminister Anthony Eden sich neuerdings in Pragaufgehalten habe: �Die Information stammte aus der englischen Botschaft, daEden von Prag aus mit dem Geschäftsträger Sir Forbs [gemeint ist George Ogilvie-Forbes; d. Verf.] eine telefonische Unterhaltung hatte.�ÁÎÌ

Eines Sonntags notierte Wiedemann, Henderson habe tags zuvor erklärt, erstehe auf dem Standpunkt, daß Frauen und Kinder englischer Staatsangehörigeraus Deutschland weggebracht werden sollten. �Hendersons Ansicht nach liegedieses Gefahrenmoment nun einmal in der Natur des Faschismus und National-sozialismus . . . Das Dritte Reich könne ohne einen Krieg nicht über die Schwierig-keiten, die sich ihm immer wieder in den Weg stellen würden, hinwegkommen.�Henderson sagte eine Krise für den Spätsommer oder Herbst voraus.ÁÎÓ

Wiedemann stellte im Juli NVPU fest, Henderson habe einen Bericht nachLondon übersandt, der sich mit einer angeblichen deutschen Probemobilmachungbefaßt, die für den NR. August angesetzt sei. In den Kreisen der Landbevölkerungherrsche über die schon anlaufende Requirierung von Fahrzeugen und Pferdengroße Erregung. Henderson schätze dies als Bluff gegen die Tschechoslowakei ein.Auch �General� (er war seit Februar NVPU allerdings Feldmarschall) Göring haltedieses �Spiel mit dem Feuer� für notwendig. �Englische Journalisten . . . wurdenvom Botschafter ersucht, nichts darüber zu veröffentlichen, wegen der dannmöglichen Panik in England und Frankreich.� Der Henderson-Bericht habe sichauch positiv mit der Person Wiedemanns und dessen Reise nach Londonbefaßt.ÁÎÔ

�. . . des weiteren ist in der tschechischen Gesandtschaft von einem Brief dieRede, den Chamberlain angeblich vor einigen Tagen an den Führer übersandthabe. Von diesem angeblichen Brief behauptet die Gesandtschaft eine Kopiebekommen zu haben . . . Hauptmann Wiedemann werde von allen Seiten alsausgezeichneter Mann von Format bezeichnet, der bestimmt seine ihm gestelltenAufgaben mit viel Geschick lösen könne, aber in diesem Falle sei auch ihm keinErfolg beschieden.�

Als er über die Zeit von Wiedemanns Mission in London sprach, ließ der US-Generalkonsul in Berlin, Raymond Geist, erkennen, daß er sich der Telefon-überwachung bewußt war, da er wörtlich erklärte: �Die Wilhelmstraße dürfte sehrgenau wissen, ebenso wie Halifax das wisse, daß die Vereinigten Staaten im Falle

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eines deutschen Einmarsches in die Tschechoslowakei keinesfalls neutral bleibenoder sich etwa mit Waffenlieferungen begnügen würden. Spätestens eine Wochenach einer solchen Handlung würde Amerika aktiv an der Seite Englands undFrankreichs gegen Deutschland marschieren. Und da damit der Krieg und dasnationalsozialistische Regime am Ende seien, werde Deutschland sich ein solchesVorgehen wohl überlegen.� �Ungefähr im gleichen Sinne�, berichtete Wiedemannweiter, �äußerte sich Sir Nevile Henderson gegenüber dem Berichterstatter des�Daily Telegraph� am gestrigen Abend . . .�ÁÏÊ

In jenem Sommer, als Hitler seinen Druck auf Prag verstärkte, war dieentscheidende strategische Frage wieder einmal: würden die Engländer und dieFranzosen ihrem tschechischen Alliierten beistehen, wenn es hart auf hart käme?In besonders sensationeller Weise erfaßten Görings Forschungsstellen die auf-geregten, oft fieberhaften Telefongespräche zwischen dem tschechischen Präsi-denten, Dr. Eduard Benesch, und seinen Botschaftern in London und Paris (JanMasaryk und Stefan Osusky). Sie ließen es nicht an ordinären Ausdrücken überdie Engländer fehlen. Masaryk nannte den britischen Unterhändler Sir HoraceWilson �die Sau� und Neville Chamberlains Kollegen �etliche Haderlumpen� und�eine Bagage�; Masaryk plante auch eindeutig Chamberlains Sturz durch den Kaufregimekritischer britischer Abgeordneter einschließlich Winston Churchill undClement Attlee. (Masaryk: �Ich bitte noch vorher, falls es zu etwas kommen sollte,um Geld.� Benesch: �Werden es sofort veranlassen.�) Hitler befahl boshafterweise,daß diese Braunen Blätter am OP. September der Britischen Botschaft in Berlinübergeben wurden: Sie überlebten im britischen Staatsarchiv und sind hier (imAnhang, S. NQNff) zum ersten Mal vollständig veröffentlicht.ÁÏÁ

Die zittrige Stimme von Präsident Benesch, als er erfuhr, daß Chamberlainnach Berchtesgaden fliegen würde, um den Führer zu treffen, sagte Hitler alles,was er wissen mußte. Er erzählte Ribbentrop später, daß die unbeirrbare Haltung,die er einnahm, in erster Linie auf seine Kenntnis der erschütterten Moral dertschechischen Regierung zurückzuführen war.ÁÏË

Es spielte keine Rolle, daß der ungarische Außenminister Kolomán von Kányadie britische Regierung während jener Sommermonate regelmäßig über dieAbsichten der NS-Regierung informierte, was Hitler den Admiral Nikolaus vonHorthy wissen ließ. Das Forschungsamt zeichnete jede dieser Mitteilungen auf,ÁÏÈes hatte um diese Zeit neue �A�-Stellen und Funkstellen in Wien, Salzburg undGraz in Betrieb genommen.

Während Hitlers Gipfelgesprächen, zuerst mit Chamberlain in Berchtesgadenund in Bad Godesberg und dann mit Chamberlain, Mussolini und Daladier aufder Münchner Konferenz vom OV. bis PM. September NVPU, ließ das Forschungsamtihn ständig einen Schritt voraus sein. In Bad Godesberg verzögerte er sein letztes

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Treffen mit dem britischen Premierminister um mehrere Stunden, um derAbteilung IV die Möglichkeit zu geben, die Mitteilung zu entziffern, die Chamber-lain bezüglich des Fortgangs der Gespräche nach London geschickt hatte;sämtliche Telefongespräche Chamberlains wurden abgehört.ÁÏÍ

Der Anschluß des Sudetenlandes versetzte das Forschungsamt in die Lage,auch dort seinen Betrieb aufzunehmen. Neuenhoff wurde am NQ. Oktober NVPU zurForschungsstelle Lundenburg versetzt. Hier wurden u. a. die Fernleitungenzwischen Prag und Belgrad angezapft. Neuenhoff hörte wenig später eine Meldungüber die Lieferung von Gasmasken von Belgrad nach Prag. �A�-Stellen sowieFunkstellen wurden in Olmütz, Karlsbad, Reichenberg, Pilsen und Lauenburgeingerichtet. Das Forschungsamt rekrutierte eine große Zahl von Kennern dertschechischen Sprache unter den sudetendeutschen Flüchtlingen, die in den erstenWochen der Krise in einer Nürnberger Kaserne untergebracht worden waren. Eintypischer Vertreter dieser Neuankömmlinge war Ferdinand Barth, derTschechisch, Französisch und Englisch sprach; nach einer zweiwöchigen, positivausgegangenen Prüfung beim Forschungsamt Berlin wurde er als Telefonerfasserin der Forschungsstelle Nürnberg eingesetzt. Die Forschungsstelle Nürnberg, der�Stadt der Reichsparteitage�, war verhältnismäßig klein. Sie befand sich in derKeßlerstraße N. Barth stellte fest, daß sie von einem Herrn Karstens, einem Mannohne Parteiverbindungen, geleitet wurde und mit der üblichen �A�-Stelle aus-gerüstet war: Klappenschränke � die mit vier Erfassern besetzt waren �, zwei Fern-schreiber, zwei Auswerter, ein leitender Beamter und zwei Wachposten sowie �B�-, �C�- und �D�-Stellen zur Telegraphie-, Funk- und Telegrammüberwachung.

In jenen aufregenden Monaten nach München war das Forschungsamt mitanderen, strategisch weniger wichtigen Aufgaben befaßt, auch mit Dr. JosephGoebbels, dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, der sichgerade wegen einer Reihe von Indiskretionen gegenüber Filmschauspielerinnen inziemlichen Schwierigkeiten befand, so daß Hitler das Forschungsamt auch auf dieTelefongespräche des Reichsministers ansetzen ließ, sowie auf die Gespräche einerseiner schönsten Mätressen, der in der Tschechoslowakei geborenen Filmschau-spielerin Lida Baarova (deren eifersüchtiger Freund, der Schauspieler GustavFröhlich, Goebbels tatsächlich einen Kinnhaken verpaßte). Die Überwachungwurde gleich mehreren besonders tüchtigen Erfassern übertragen, denn derArbeitsanfall war zu groß für nur einen Angestellten, da � wie ein FA-Mitarbeiterberichtete � es für einen einzelnen Menschen oft unmöglich wurde, die endlosen,manchmal stundenlangen Liebesgespräche des Dr. Goebbels mit seinen Ange-beteten zu bearbeiten. Der kleine Doktor war ständiger Gast auf den häufigenpompösen Festlichkeiten, die Lida Baarova in ihrer prunkhaft ausgestatteten Villaim Grunewald gab. Vor der Villa stand ein kleines, unscheinbares Auto, in dem

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der Spitzel des Geheimdienstes saß.ÁÏÎ Angesichts seiner Indiskretionen ver-wundert es nicht, daß Goebbels erst im April NVQO die Berechtigung erhielt,Forschungsergebnisse zu empfangen.

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Die in der Anlage abgedruckte Forschungsamtszusammenstellung �Zurenglischen Politik vom Münch[e]ner Abkommen bis zum Kriegsausbruch� ent-hüllt viele detaillierte Forschungsergebnisse, die Hitlers Entscheidungsfindungs-prozeß beeinflußten. Unmittelbar nach der Besetzung der Rest-Tschechei im MärzNVPV überstellte das Forschungsamt Fachpersonal aus Lundenburg zu den neuen�A�-Stellen in Brünn und Prag. Letztere Forschungsstelle war in der DeutschenHeimschule in der Holecekstraße OV, Prag XVI, im Vorort Smichow unter-gebracht.

Prag wurde eine der größten Forschungsstellen des Forschungsamtes, dieständig die Aktivitäten der Prager Regierung überwachte. Dienststellenleiter warab NVQO der vierzigjährige SS-Hauptsturmführer Werner Müller, der seit NVPMParteigenosse war, fließend Französisch und Italienisch sprach (er wurde in Romgeboren) und NVPQ zum Forschungsamt gekommen war. Vor dem Krieg war erLeiter der �A�-Stelle Köln-Deutz und diente als Kriegsrat in den neu ein-gerichteten �A�-Stellen in Kopenhagen, Bordeaux und Nancy, bevor er NVQO nachPrag versetzt wurde.ÁÏÏ Müller, einem Mann mit dünnem, eisengrauen Haar, daser herübergekämmt trug, um eine kahle Stelle zu verbergen, folgte NVQQ alsNachfolger Baldini, ein Sudetendeutscher mit buschigem Haarschopf, der NVMR inKlattau geboren war. Baldini kleidete sich mit peinlicher Korrektheit. Im OktoberNVQQ beschäftigte die �A�-Stelle in Prag neben Baldini und seinem Stellvertretereine Sekretärin, eine Maschinenschreibkraft und zwei Bedienungskräfte am Fern-schreiber, dazu QP Erfasser, die schichtweise an den NO Klappenschränkenarbeiteten und OQM Telefonanschlüsse überwachten, ferner drei �Aktuelle Aus-werter� mit einem Assistenten und zwei Schreibkräften sowie zwei Karteiaus-werter, einen Aktenverwalter und eine Maschinenschreibkraft in der AbteilungAuskunft. Der erste Reichspost-Verbindungsmann war Herbert Lanitzki, einlispelnder, blonder früherer Sozialdemokrat, der die Originalkabel zur Forsch-ungsstelle gelegt hatte. Die �D�-Stelle nahm mit ihren zehn automatischen Mit-lauffernschreibern zwei Räume im Q. Geschoß ein.

Außer an Inlandsnachrichten aus dem neuen �Protektorat� war das Forsch-ungsamt äußerst interessiert am gesamten Nachrichtenverkehr mit den Balkan-ländern, wo sich ein wirtschaftliches Tauziehen zwischen Großbritannien unddem Reich entwickelte.

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Gottfried Schapper, Prinz Christophs Beauftragter, schlug NVPV mehrmals vor,daß das Forschungsamt dringend ausgebaut werden sollte.ÁÏÌ �Käme es einmal zueinem Krieg�, begründete er, �so wäre das Amt eines der wichtigsten Führungs-mittel, und deswegen müßte man für den rechtzeitigen Ausbau Sorge tragen.�Staatssekretär Körner war jedoch nicht dieser Meinung, da er nicht an die wirk-liche Gefahr eines größeren Krieges glaubte.

Alle Anzeichen sprachen jedoch dafür. Am N. April NVPV erteilte das OKW seineerste Weisung für den �Fall Weiß�, einen möglichen Krieg mit Polen wegenDanzig und dem Polnischen Korridor. Wieder einmal war es Ferdinand Nieder-mayer, der an der Spitze der Forschungsamtsoperation stand, als im Mai inDanzig eine �A�-Stelle mit der speziellen Aufgabe eingerichtet wurde, die Tele-fonleitungen polnischer Diplomaten, Journalisten und Einrichtungen in dieseralten deutschen Stadt abzuhören. Die Forschungsstelle wurde im P. Stock desDanziger Polizeipräsidiums untergebracht; nach dem Weggang Niedermayerswurde Schade deren Leiter.ÁÏÓ Das Forschungsamt überwachte bereits ständig alleLeitungen zwischen Warschau und London, wo der Premierminister übereifrigeine Garantie für Polen im Falle eines deutschen Angriffs auf Polen ausgesprochenhatte. Das Forschungsamt zeichnete zahlreiche brisante Gespräche zwischen dempolnischen Außenminister, Oberst Josef Beck, und Graf Edward Raczynski,seinem Botschafter in London, auf. Für Hitlers Einschätzung, ob die Briten undFranzosen ihre Zusagen halten würden, waren es immer wieder diese aufge-fangenen Meldungen, die �sich als äußerst nützlich erwiesen�, sagte ein Forsch-ungsamtsmitarbeiter.ÁÏÔ

Präsident Roosevelt hatte Hitler gegenüber im April NVPV eine Warnungausgesprochen, auf die letzerer in einer Reichstagsrede in barscher Form reagierte.Göring aber beauftragte das Forschungsamt, die Haltung der amerikanischenRegierung zu einem europäischen Krieg genau zu untersuchen. Die Ferngesprächeder amerikanischen Botschafter in Warschau, Paris und Brüssel wurden laufendüberwacht, und in ihnen kam eine eindeutig antideutsche Haltung zum Ausdruck.Ganz offensichtlich wurde Einfluß auf die polnische Regierung genommen, demDeutschen Reich keine friedliche Lösung der Grenzfragen mit Polen zu ermög-lichen. Hitler sollte politisch scheitern, um ihn dann in einem Krieg vernichten zukönnen. Göring wies Dr. W. Kurzbach, den Leiter der Abteilung V(a), an, in dermaßgeblichen Berliner Börsenzeitung einen Artikel zu veröffentlichen, der dieMachenschaften dieser �neutralen� Botschafter aufdeckte; der mit Sternchenunterzeichnete Artikel verursachte einen erheblichen Wirbel.ÁÌÊ Mitte August NVPVstellte, laut Ulrich Kittel, die Auswertungsabteilung NN (Außenpolitik) im Auftragdes Auswärtigen Amtes alle Nachrichten zusammen, die den Schluß nahelegten,daß die USA bei einem neuen Krieg wesentlich eher aktiv an die Seite der

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Westmächte treten würden, als es im Ersten Weltkrieg der Fall war. Ausgangs-punkt war eine Äußerung des britischen Botschafters Henderson, der zu einemKollegen sagte, diesmal würden die Amerikaner �schon nach NQ Tagen marsch-ieren�.ÁÌÁ

Vieles spricht dafür, daß Henderson seinen Telefonanschluß bewußt in dieserWeise benutzte, obwohl die in diesem Band abgedruckte Anlage den gegenteiligenEindruck erweckt. In einer Unterhaltung, so erinnert sich Kittel, machte derEngländer die Äußerung, Hitler werde in einem Meer von Blut untergehen, falls erden Krieg heraufbeschwöre.

Aber in der Anlage finden sich mehr als genug Belege dafür, daß Hendersonsich genauso oft vergaß, und am Vorabend des Kriegsausbruches wurde mit-gehört, wie er und der französische Botschafter Robert Coulondre sich gegenseitigdie Telefonhörer hinknallten.

Im Text der Anlage spricht einiges dafür, daß Henderson mehrere Botschafts-depeschen absichtlich ziemlich schwach verschlüsseln ließ, in der Erwartung, daßdie Deutschen sie lesen und ernstnehmen würden: So entzifferte die Abteilung IVeine Depesche des Inhalts, wenn Deutschland mit Polen in Krieg gerate, werdeEngland seine Bündnispflicht erfüllen. Entgegen höheren Weisungen sandte Seif-ert (Abteilung V: Auswertung) diese Entzifferung direkt an Hitler, unter Umgeh-ung des Auswärtigen Amtes. Ribbentrop tobte, sagte, die Depesche wäre eineFälschung. �Jetzt�, erinnerte sich später Seifert, �mußte Schröder, der Leiter derEntzifferung, dafür geradestehen, und es wurde ein Prüfungsgremium eingesetzt,bestehend aus Entzifferern des Auswärtigen Amtes, des [OKW] und merk-würdigerweise auch des RSHA . . .�ÁÌË

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Die letzten Tage vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren (wie dieAnlage zeigt) spannungsreich für das Forschungsamt. Es war unvermeidlich, daßdas Amt Ergebnisse vorzulegen hatte, die Hitlers Zielen ungünstig oder uner-wünscht erschienen. Es war faszinierend für die Abhörer im Forschungsamt, dievon ihnen erfaßten Ferngespräche des im letzten Augenblick von Göring zurVermittlung nach England geschickten schwedischen Industriellen IngenieurBirger Dahlerus zu empfangen. Diese Gespräche wurden in einigen Fällen vomForschungsamt selbst weitergeleitet � nicht mehr nur Beobachter, sondern auchMitwirkender auf der politischen Bühne �, und das Amt konnte auch die Stellung-nahmen der beteiligten Staatsmänner aufnehmen.

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Im Laufe des OV. August teilte Hitler dem englischen Botschafter mit, einpolnischer Unterhändler müsse schon am PM. in Berlin erscheinen. Um OM.OU Uhrhörte das Forschungsamt, wie die Botschaft diese neue Bedingung Londonübermittelte; dann, wie Henderson mit seinem polnischen Kollegen Josef Lipskitelefonierte, um Warschau zu schnellem Handeln zu drängen. Kein WarschauerUnterhändler erschien, um die von Hitler selbst formulierten �NS Punkte� zuempfangen. Göring ließ den Text privat an Henderson durchgeben. Kurz nachU.MM Uhr des PN. August hörte das Forschungsamt, wie Henderson versuchte,Lipski Beine zu machen. Es kam aber bald darauf die Anweisung Warschaus anLipski, �in keinerlei konkrete Verhandlungen einzutreten.� Aus den Auf-zeichnungen des Schweden Dahlerus wissen wir, daß Göring sich nicht scheute,ihm die wichtigsten streng geheimen Braunen Blätter zu zeigen � die Meldungender englischen Botschaft nach London und der polnischen Botschaft nachWarschau, und schließlich auch die abgefangene Anweisung des polnischenAußenministeriums an Botschafter Lipski in Berlin.ÁÌÈ Man hörte bald darauf, wieder Schwede mit dem Büro des englischen Premierministers Chamberlain inLondon sprach: Obgleich die NS Punkte �äußerst liberal� seien, habe Lipski sierundweg abgelehnt. �Meine Regierung wird nicht nachgeben�, habe sich der Polegebrüstet. Kurz nach NP Uhr schickte das Forschungsamt einen Kurier mit einerroten Mappe zu Göring in dessen Villa. Diese enthielt die letzte, um NO.QR Uhr anLipski ergangene Anweisung Warschaus: Der Botschafter habe den Reichsaußen-minister lediglich davon zu unterrichten, daß die polnische Regierung Londonrechtzeitig antworten werde. Also hatte Polen keine Absicht, einen Unterhändlernach Berlin zu entsenden.ÁÌÍ Über die Gründe dieser Halsstarrigkeit läßt sich nurspekulieren. Einerseits rechnete Polen bei Kriegsausbruch mit einer Revolution inDeutschland und dem Zusammenbruch des national-sozialistischen Regimes �eine Idee, die aus London stammte und dorthin durch deutsche Widerstands-kreise getragen worden war. Andererseits hätte Polen allen Grund gehabt, sichseiner Garantiemacht England gegenüber freundlicher zu zeigen. Daß dies nichtgeschah, läßt eigentlich nur den Schluß zu, daß Polen weitere geheime Garantienbesaß, die von größerer Bedeutung waren als die britischen. Solche Garantienkonnten eigentlich nur aus dem Munde Roosevelts stammen.

Mit dem Ausbruch des Krieges am N. September NVPV änderten sich viele Dingeim �Torschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums�. Der Amtsleiter, PrinzChristoph von Hessen, war ein passionierter Flieger und wurde zur Luftwaffeeinberufen. Im Oktober NVQP sollte er über den Abbruzzen an der Italienfrontabgeschossen werden. An seiner Stelle leitete ab Kriegsbeginn � und zwar bisKriegsende � Gottfried Schapper das Forschungsamt. Der Krieg brachte eineallgemeine Militarisierung des Amtes u. a. die Uniformierung der Forschungs-

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amtsangehörigen. Jene, die keine SS-Führer oder -Mannschaften waren, trugennun die Uniform der Luftwaffe bzw. Verwaltungsbeamte die des Reichsluftfahrt-ministeriums ohne Rangabzeichen.ÁÌÎ

Ferdinand Niedermayer, der von der heimlichen Forschungsstelle Danzig amersten Kriegstag abberufen worden war, stellte eine mobile �A�-Stelle auf mit demBefehl, in Warschau einzuziehen, sobald die Stadt besetzt wäre. Das OKW wolltemehrere bewegliche �A�-Stellen dicht hinter der vorrückenden Front einsetzen,diese kamen aber, laut Kittel, aufgrund mangelnder Zusammenarbeit mit derArmee, nur selten und ohne greifbaren Erfolg zum Einsatz. NiedermayersBemühungen in Warschau � die er nach einem ruinösen Artillerie- und Luft-bombardement in den letzten Tagen des September NVPV unternahm � scheitertenebenfalls: Das Telefonnetz der Stadt war zerstört, und die zu erwartenden Ergeb-nisse hätten die erforderlichen Anstrengungen nicht gerechtfertigt. Er wurde zumForschungsamt Berlin zurückberufen und zeitweilig der Personalabteilung zuge-teilt, wo die enorme Erweiterung des Forschungsamts-Mitarbeiterstabes bewältigtwerden mußte.ÁÌÏ

Wieder einmal, wie in Wien (NVPU) und vorher in Kattowitz und Prag, war dasForschungsamt in der Lage, in Polen einen bestehenden Telefonabhördienst zu�annektieren�. Die polnische Abhörorganisation war dem Forschungsamt in ein-igen Dingen �technisch überlegen�, behauptet der Forschungsamtsveteran LotharGünther.

Die Schwerpunkte in der Arbeit des Forschungsamtes änderten sich mit demBeginn des Krieges merklich. Mit dem Abzug der britischen, französischen undpolnischen Botschaften aus Berlin unterblieb viel von dem fruchtbareren Geplau-der auf den Leitungen, die das Reich kreuz und quer durchzogen. Die �A�-Stellenkonzentrierten ihre Aufmerksamkeit bei den Abhöreinsätzen auf Probleme derKriegszeit � Rüstungsengpässe, die Sicherheit des Reiches, wirtschaftliche Nach-richten und Handelsschiffahrt. Dabei kam es zu folgendem ziemlich kuriosen Fall:Der Generalstab der Luftwaffe forderte in den ersten Jahren des Krieges einenFernsprecherfassungswagen des Forschungsamtes an und teilte ihm die Aufgabezu, die dort zusammenlaufenden Wehrmachtsleitungen zu überwachen. DasForschungsamt erfuhr niemals den Grund, da die Ergebnisse direkt der Luftwaffeübermittelt wurden.ÁÌÌ

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Beunruhigt über den Triumph der deutschen Waffen in Polen versuchtenVerräter und Systemgegner im Reich, die Feldzüge Hitlers zu sabotieren. DasForschungsamt, das die internationalen Telefonleitungen und verbliebenen Bot-

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schaftstelefone in Berlin überwachte, fand widerliche Zeugnisse dieses Verrats.Anfang Januar entschlüsselte die Abteilung IV ein Telegramm des belgischen

Botschafters in Rom, de Kherkove, der nach Brüssel berichtete, daß Graf GaleazzoCiano, der italienische Außenminister, sowohl die Absicht als auch das Datumvon Hitlers Plan, in Belgien einzumarschieren, verraten hatte. Gleichzeitig, amAbend des NP. Januar, sandte Oberst Goethals, der belgische Militärattaché inBerlin, ein Telegrammn nach Brüssel, in dem er warnte, daß laut einem �auf-richtigen Informanten� die Deutschen planten, am nächsten Tag einzumarsch-ieren. Goethals sandte weitere verschlüsselte Telegramme am NQ., NR. und NT.Januar nach Brüssel, in denen er andeutete, daß die Verräter Hitlers Entscheidungmit einer Zeitverzögerung von ungefähr OQ Stunden weitergaben. Goethals hatteseine Informationen von dem niederländischen Militärattaché, Major GjisbertusSas, der seinerseits wiederum durch Oberst Hans Oster, einem von Canarisengsten Mitverschwörern im Hauptquartier der Abwehr, instruiert worden war.ÁÌÓWir wissen heute, daß ein anderer der Verräter, Dr. Joseph Müller � einer derschäbigeren Beamten der Abwehr und späterer bayerischer Justizminister �ebenfalls nach Rom reiste, um Hitlers Pläne bei Persönlichkeiten im Vatikandurchsickern zu lassen. Vom Vatikan ging eine telegraphische Warnung nachBrüssel.ÁÌÔ Staatssekretär von Weizsäcker schrieb am NU. Januar vorsichtig an dendeutschen Botschafter in Rom, Hans-Georg von Mackensen, forderte ihn zu einerUntersuchung der undichten Stelle auf und fügte hinzu: �Soviel ich weiß, sind Sievon Herrn von Ribbentrop über gewisse Vorgänge (Rom-Brüssel) . . . rechtzeitigunterrichtet worden. Trotzdem fand ich es angebracht, Ihnen den betreffendenText vorzulegen bzw. zuzuschicken.�ÁÓÊ Oberst Kurt von Tippelskirch, Chef derAbteilung O. Qu. IV (Militärischer Nachrichtendienst) des Generalstabes, schriebam OO. Januar in seine Tagesnotizen: �Verrat It[alien] m. Belg. über deutscheAbsichten und Maßnahmen.�ÁÓÁ

Das Forschungsamt spielte ebenfalls eine bemerkenswerte Rolle bei Hitlerszögerlicher Entscheidung, in Skandinavien einzumarschieren. Am NO. März umNR.PM Uhr telefonierte der finnische Gesandte in Paris, Harri Holma, mit seinemAußenministerium in Helsinki, um zu berichten, die Alliierten hätten zugesagt,daß, falls Finnland sofort um Hilfe nachsuchen würde, britische und französischeTruppen unverzüglich in Norwegen landen und sie die diplomatischen Bezie-hungen zur Sowjetunion abbrechen würden. Churchill, der Erste Lord derbritischen Admiralität, also Marineminister, war am Vortag von London nachParis geeilt, um die französische Regierung darüber zu informieren, daß seineeigenen Invasionstruppen Befehl hätten, am NR. März nach Narvik in Nordnor-wegen auszulaufen.ÁÓË Finnland könnte sich bis dahin doch wohl im Kriegbehaupten? Das Forschungsamt fing Holmas diesbezügliche Depesche ab.ÁÓÈ

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Hitler ließ sofort Pläne für eine improvisierte deutsche Invasion anfertigen, umder britischen zuvorzukommen; als dann doch der der sowjetisch-finnischeWaffenstillstand unterzeichnet wurde, befahl er, diese Pläne zurückzustellen.Staatssekretär von Weizsäcker notierte diesen Coup des Forschungsamtes am NP.März in seinem Tagebuch, wobei er festhielt, daß die Westmächte versucht hätten,den sowjetisch-finnischen Waffenstillstand zu verhindern, indem sie Finnlandleere Versprechungen machten. �Für diese Tatsache haben wir sichere Beweise.�ÁÓÍ

Angesichts der erdrückenden Beweislage, erbracht durch die Braunen Blätter,nimmt es kaum Wunder, daß Hitler am Q. April anordnete, daß Italien nicht imvoraus über den �Fall Gelb� oder �Weserübung�, die geplante Invasion in Skandi-navien, informiert werden sollte.

Hitlers Invasion in Dänemark und Norwegen begann am frühen U. April NVQM.Wenige Stunden vorher hatte das Forschungsamt wieder einmal Belege dafüraufgefangen, daß Verräter an der Arbeit waren: Der dänische Militärattaché warabgehört worden, als er dringlich Verbindung mit seinem Gesandten und demnorwegischen Gesandten in Berlin aufnahm und um sofortige Unterredungen mitihnen bat, weil er etwas von �höchster politischer Bedeutung� mit ihnen zubesprechen hätte.ÁÓÎ Wieder einmal hatte der Verräter Oster seinen niederländ-ischen Freund Sas informiert, der die Warnung an die dänische und norwegischeGesandtschaft weitergegeben hatte.

Es war zu spät, die Invasion zu stoppen. Innerhalb weniger Stunden warDänemark in deutscher Hand. Kaum ein Schuß war abgefeuert worden. DasForschungsamt � das von nun an im voraus über jeden Feldzug Hitlers in Kennt-nis gesetzt wurde � entsandte seine eigenen Einsatzgruppen zu den kämpfendenTruppen, um die Dechiffrier- und Abhörämter des Feindes sicherzustellen. DieseExperten fanden in Kopenhagen einen imponierend ausgerüsteten Telefon-abhördienst vor, und Schappers �A�-Stelle übernahm ihn unversehrt mitsamtdem vorhandenen dänischen Personal. Anfangs unter einem gewissen Müller,dann geleitet von Bruno Bertram, unternahm die Kopenhagener ForschungsstelleParallel-Operationen zur dänischen im Hotel Cecil; sie schickte tägliche Berichtezum Kommandeur der Wehrmacht und zum Reichsbevollmächtigten Dr. WernerBest, bis zum Februar NVQR, als die �Dienststelle Bertram� ihre Unabhängigkeitverlor und zur �Abteilung IV F� unter Himmlers Befehlshaber der Sicherheitspoli-zei wurde. Die OM Mitarbeiter des Forschungsamtes wurden verwaltungsmäßigdem Kopenhagener Fliegerhorst Kastrup angeschlossen. Im April NVQR wechseltensie zum Boghandlerhus.ÁÓÏ

Innerhalb eines Monats nach Hitlers Invasion war auch ganz Norwegen unterdeutscher Besatzung, und das Forschungsamt richtete �A�-Stellen (Telefonüber-wachung) in Oslo (Leiter: Schade) und in Drontheim ein.ÁÓÌ

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In gleicher Weise gestaltete sich die Rolle des Forschungsamtes bei denübrigen Feldzügen Hitlers im Jahre NVQM. Am NM. Mai marschierten seine Truppenin Holland, Belgien und Frankreich ein. Wieder fing das Forschungsamt mehrereTage lang eindeutige Belege dafür auf, daß Verräter am Werk waren.ÁÓÓ DasForschungsamt entzifferte zwei Funksprüche des belgischen Gesandten beimVatikan nach Brüssel, in denen er berichtete, daß ein deutscher Staatsbürger amOV. April in Rom eingetroffen wäre, der gewarnt hätte, daß Hitler einen Angriff aufBelgien und Holland vorbereitete. Am S. Mai hörte man in Luxemburg die Frage:�Kommen sie oder kommen sie nicht? [Es] liegt in der Luft.�ÁÓÔ Wieder einmal,gegen ON Uhr am V. Mai, dem Vorabend des Angriffs, gab der Verräter OberstOster die Angriffstermine an seinen holländischen Freund weiter; und wenigspäter hörte der FA-Erfasser im holländischen �Bereich� Ubbelohde Oberst Sasverzweifelt bei seiner Regierung anrufen.ÁÔÊ �Große Aufregung entstand mitten inder Nacht�, berichtete Hitlers Chefdolmetscher Paul Schmidt in seinen Memoir-en, �als Ribbentrop gemeldet wurde, der holländische Militärattaché habe dieNachricht von dem bevorstehenden Einmarsch der deutschen Truppen soebenseiner Regierung durchgegeben.�ÁÔÁ Ein Hauptmann im Wehrmachtsführungsstabnotierte am NM. Mai: �Unsere Truppen stießen auf einen Feind, der den Angriff amNM. R. früh erwartete.�ÁÔË

Wieder einmal, trotz der durch diese Akte des Verrats verursachten entsetz-lichen Verluste, waren die deutschen Truppen siegreich. Gegen Ende Juni NVQMhatte sich das Forschungsamt auf Abhöroperationen in Holland, Belgien udnFrankreich eingerichtet. Ferdinand Niedermayer übernahm Frankreich, er wareigentlich dafür vorgesehen gewesen, die Einsatzgruppe des Forschungsamts inHolland zu führen, aber aufgrund mangelnder militärischer Ausbildung wurde eraus dieser Operation herausgenommen und stattdessen mit der Einführung desForschungsamtes im besetzten Frankreich betraut. Er blieb bis zum Juli NVQN inParis. In Amsterdam wurde eine �A�-Stelle eingerichtet, hauptsächlich mitholländischer Belegschaft. Sowohl �A�- wie auch �B�-Stellen wurden in Belgienerrichtet: Sämtliche Telefongespräche König Leopolds wurden überwacht, aberdas Hauptaugenmerk lag auf den industriellen Beziehungen zwischen Deutsch-land und seinen neuen Herrschaftsgebieten.ÁÔÈ

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Die Einsätze des Forschungsamtes im besetzten Frankreich nahmen dasumfangreichste Ausmaß außerhalb Deutschlands an. Die Pariser Dienststellewurde in der Nähe der Telefonvermittlungs-Zentrale in der Rue des Archives Nr.RU (später Nr. SN) eingerichtet. Das Forschungsamtspersonal wurde geschlossen im

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Hotel de Pavillon in der Rue des Echiquières untergebracht. Die Forschungsstellewurde mit deutschem Armeepersonal betrieben, das unter der Aufsicht vonForschungsamts-Dienststellenleiter Dierks (�Triefauge� genannt wegen seinerausgeprägten Tränensäcke) und mit etwa PM Forschungsamtsexperten arbeitete.Das Armeepersonal war der Fernsprechkompanie z. b. V. SRS angeschlossen, dasletztlich dem Höheren Nachrichtenführer beim Oberbefehlshaber West unterstelltwar.

Die Abhörleistung in der Rue des Archives war beträchtlich, etwa OR Klappen-schränke � RMM Anschlüsse, wie in Berlin � mit VM Erfassern, die in drei Schichtenrund um die Uhr arbeiteten und Gespräche in folgenden Sprachen erfaßten:Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Rumänisch, Russisch, Tschechisch,Schwedisch, Türkisch und � mit einem Erfasser � Japanisch; aber auch Skandi-navisch, Serbokroatisch, Niederländisch und Portugiesisch. Man verfügte überzwei tonbandartige Aufnahmegeräte. Die Erfasser überwachten die Leitungenzwischen Paris und Bordeaux, Fontainebleau, Le Mans, Lyons, Nancy, Nantes,Orléans, Rouen, Vichy, Clermont-Ferrand, Dijon, Chartres, Amiens, Toulouse,Rennes und Reims, dabei lag ihr besonderes Augenmerk auf Gesprächen mitdiplomatischem, militärischem und finanziellem Bezug, ebenso auf Gesprächenbetreffend Zoll, Spionage und Besatzungspolitik. Das FA fand heraus, daß dasVichy-Innenministerium versuchte, eine den Deutschen unbekannte, als zivileBereitschaftspolizei getarnte militärische Untergrundorganisation aufzubauen. DieForschungsamtserfasser überwachten Beamte der Vichy-Regierung (unbesetztesFrankreich), Diplomaten und die Presse; von ihnen angezapft wurden die privatenTelefonleitungen von Premierminister Pierre Laval und Philippe Henriot (derfranzösische Staatssekretär für Information, der NVQQ ermordet wurde). Am OO.April NVQP sollte Dr. Goebbels in seinem Tagebuch festhalten: �Auch ein Telefon-gespräch zwischen Laval und [Fernand de] Brinon bringt denselben Wunsch zumAusdruck. Aus diesem Telefongespräch entnehme ich übrigens, daß die Frauunseres Botschafters [Otto] Abetz sich in einer sehr leichtsinnigen Weisefranzösischen Politikern gegenüber äußert. Sie ist eben Französin.�

In einem separaten Raum in der Rue des Archives überwachten NR Männer derFernsprechkompanie ebenfalls die entsprechenden Fernschreibleitungen zwischenden einzelnen Ressorts der Vichy-Regierung. Der Gefreite Knappe schätzte, daßhier SM�TR% des Nachrichtenmaterials der Pariser Forschungsstelle angesammeltwurden. Der Kompanieführer war ursprünglich Oberleutnant Massener, einschlanker, glattrasierter, blonder, nordischer Typ; danach Hauptmann von Böczy,ein schnurrbärtiger Gentleman mit schütterem dunklen Haar, weichherzig undbeliebt, weil er mehr mit seinem �ferngesteuerten Rittergut� beschäftigt war alsmit seiner Dienststelle. Sein Stellvertreter war Leutnant Hanschel, ein kleiner,

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schmächtiger, ehemaliger Gerichtsassesor aus Ostpreußen. Manchmal merktendie Objekte eines Abhöreinsatzes, daß sie �angezapft� wurden. William C. Bullitt,US-Botschafter in Paris bis NVQN, hörte man sagen: �Verflucht, da ist jemandUnerwünschtes in der Leitung.� Aber die französischen Behörden ahnten nichtsvon der Forschungsamts-Dienststelle in der Rue des Archives. Im September NVQMwurde ein französischer Agent gesichtet, der dort Ausschau hielt, und einmalschickten die Franzosen Beamte der Post, um zu untersuchen, wozu all dieLeitungen dienten.

Die Leitungen zwischen den beiden französischen �Hauptstädten� Paris undVichy wurden besonders streng überwacht. Das Forschungsamt richtete auch imnichtbesetzten Teil Frankreichs Forschungsstellen ein, und zwar in den StädtenVichy � wo der Anschluß des amerikanischen Botschafters, Admiral William D.Leahy, routinemäßig abgehört wurde � Nizza und Marseille. Anfangs wurdendiese �A�-Stellen mit französischen Beamten betrieben, aber obwohl sie genau vonForschungsamtsoffizieren beaufsichtigt wurden, erwiesen sie sich als unzulänglichund wurden ganz aus Forschungsamts/OKH-Einsätzen abgezogen.ÁÔÍ

Nach dem Fall Frankreichs erwartete Hitler, daß das britische Empire seinkeineswegs kleinliches Friedensangebot annehmen und ihn damit aus derdrohenden Zangenlage eines Zweifrontenkrieges im Westen und Osten befreienwürde. Er wurde enttäuscht. Seine Friedensangebote, auf geheimen diplomat-ischen Kanälen nach London geleitet und zuletzt in einer dramatischenReichstagsrede am NV. Juli NVQM dem britischen Löwen entgegengeschleudert,wurden zunächst ignoriert, dann verspottet und schließlich in demütigenderWeise abgelehnt. Hitler war über die Gründe ratlos, bis � wie so oft � das Forsch-ungsamt ihm des Rätsels Lösung brachte: Entschlüsselte diplomatische Tele-gramme von dritter Seite in Moskau offenbarten, daß Winston Churchill ein großangelegtes geheimes Spiel zu Gunsten Stalins in Form einer großen Allianzbegonnen hatte.

Die Abteilung IV hatte seit langem die meisten türkischen Codes entschlüsselt.Dr. Erich Kordt vom Auswärtigen Amt berichtete den VernehmungsbeamtenNVQR, daß türkische Botschaftsmitteilungen aus Moskau nach Ankara ausge-zeichnete Informationen über die Ziele der sowjetischen Außenpolitik lieferten.ÁÔÎGegen Ende Juli NVQM hatten diese und andere aufgefangene Forschungsamts-meldungen Hitler in der Überzeugung bestärkt, daß er die Sowjetunion auf demSchlachtfeld besiegen müßte, bevor Großbritannien bereit wäre, den Friedenanzunehmen.

Die wichtigsten dieser Forschungsergebnisse wurden Graf Werner von derSchulenburg, dem deutschen Botschafter in Moskau, mitgeteilt, und sie sind nochin seinen Akten in den Archiven des Auswärtigen Amtes vorhanden.ÁÔÏ Historiker,

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die sie dort nicht zur Kenntnis nehmen wollen, sollten ihren Widerhall in denAufzeichnungen von Major Hasso von Etzdorf, General Halder und von Tippels-kirch bemerkt haben. Hitler konnte sie gewiß nicht ignorieren und bezog sich inmehreren nachfolgenden Unterredungen auf diese aufgefangenen Meldungen.

Am R. Juli hatte der türkische Botschafter nach Ankara berichtet, daß MichailIwanowitsch Kalinin, der Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets,gerade dem britischen Botschafter, Sir Stafford Cripps, versichert habe, daßRußland viele gemeinsame Interessen mit Großbritannien hätte; aber, so war derRusse fortgefahren, es sei zwar notwendig, zu einer Übereinkunft zu kommen,andererseits solle nicht zu hastig gehandelt werden. Am OR. Juli wurde Hitler einaufgefangenes Telegramm vorgelegt, in welchem der jugoslawische Botschafter inMoskau, Gavrilovic, Cripps dahingehend zitierte, daß der ZusammenbruchFrankreichs bei der sowjetischen Regierung große Befürchtungen hinsichtlichDeutschlands ausgelöst hätte. �Die sowjetische Regierung befürchtet, daß dieDeutschen einen plötzlichen und unerwarteten Angriff unternehmen werden. Sieversuchen, Zeit zu gewinnen. Die sowjetische Regierung ist der Meinung, daßDeutschland zu einem Krieg gegen sie in diesem Winter nicht bereit sein wird.�Gavrilovic schätzte die Stärke der Roten Armee schon auf NUM Divisionen, �allegegen Deutschland gerichtet.�

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Der Krieg zwang das Forschungsamt, den Schwerpunkt seiner Arbeit mehr aufdie Ergebnisse der �C�- und �D�-Stellen, zuständig für die Funk- und Fern-schreibüberwachung, zu verlagern.

Ursprünglich war die Funküberwachung vom Forschungsamt Berlin abge-wickelt worden, indem man sich der �B�-Stelle in Schönefeld bediente. Aber mitdem Ausbruch des Krieges verlangten die Abnehmer äußerste Aktualität derNachrichten. So kam man beim Forschungsamt auf die Idee, die regionalen �B�-Stellen zu benutzen, besonders jene in Templin und Lübben, gerade um dieNachrichtenübermittlungen von feindlicher und neutraler Seite aufzufangen.Dabei konzentrierte man sich auf antideutsche Propaganda und Nachrichten-material über die feindlichen Kriegsanstrengungen. Diese Stellen kopierten danndie Übermittlungen über ein Verbindungskabel zum Forschungsamt in Berlin-Charlottenburg, wo eine �C�-Stelle, die bis dahin nur mit Nachrichtenmaterialvon den Funkstellen Templin und Konstanz versorgt worden war, sie zentralbearbeiten konnte. Dieser Wechsel wurde um NVQP vollzogen.

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Der Rundfunküberwachungsdienst des Forschungsamtes arbeitete parallel zuden Rundfunküberwachungsdiensten, die vom OKW, dem Auswärtigen Amt,dem Propagandaministerium und dem DNB (Deutsches Nachrichtenbüro)betrieben wurden. Aufgrund seiner Organisation und Methoden war das Forsch-ungsamt weit überlegen. Das Forschungsamt führte eine Zentralkartei über Rund-funksendezeiten, Frequenzen und Rufzeichen und lieferte diese Daten bereitwilligan die konkurrierenden Dienste. Die �C�-Stelle des Forschungsamtes zeichnetedie feindlichen und neutralen Nachrichtenübermittlungen auf Magnetophon-geräte auf, schrieb sie dann ab, übersetzte sie und stellte die Ergebnisse alssogenannte �R�-Meldungen auf Ormig-Matrizen der eigenen Abteilung NP desForschungsamtes (Innenpolitik) oder interessierten Abnehmern per Rohrpost zu.Besondere Meldungen, wie BBC-Sonderbotschaften wurden der Abteilung NP als�politischer Vorbericht� telefonisch oder telegraphisch übermittelt. PersönlicheStellungnahmen und Reden von bedeutenden ausländischen Politikern wurdenauf Platten geschnitten, abgeschrieben und in den Archiven der �C�-Stelleverwahrt.ÁÔÌ

Der Forschungsamts-Auswerter Oskar Schröder gab an, daß die von derAbteilung V (Auswertung) abgefaßten �R�-Meldungen in dreifacher Ausfertigungauf weißem Bogen mit einem breiten blauen Strich von unten links nach obenrechts ausgegeben wurden. Die �R�-Meldungen, die über die BBC-Rundfunkaus-strahlungen von geheimen �persönlichen Botschaften� in tschechischer Spracheberichteten, wurden per Fernschreiber an die Forschungsstelle in Prag geleitet.

Um den Forderungen der Wirtschaftsstellen Rechnung zu tragen, waren die�D�-Stellen nach dem Kriegsausbruch ebenfalls erweitert worden. Sie wurden nununterteilt in D-N (Fernschreiberfassung) � besonders in Berlin, Wien und Dort-mund (Postamt, Luisenstraße O, Zimmer TQ) waren die Hauptzentren für Tele-gramme ins Ausland � und D-O (Telegrammerfassung). Letztere waren den �A�-Stellen angeschlossen, die über das ganze Reich und die besetzten Gebieteverstreut waren. Die D-N-Stellen erforderten nur wenig Personal, da die Mit-lauffernschreiber automatisch arbeiteten und keine Sprachkenntnisse erforderlichmachten. So druckte z. B. die Maschine in Nürnberg alle Fernschreiben auto-matisch auf einer Papierrolle aus; diese Rollen wurden zum Forschungsamt nachBerlin geschickt. Die D-O-Stellen, gewöhnlich in den vorhandenen Telegraphen-ämtern untergebracht, waren jedoch arbeitsintensiv, da die Telegrammerfassungmenschliche Überwachung und Sprachkenntnisse erforderte. Das Personalarbeitete bei der Sichtung der täglichen Telegrammflut mit vom Forschungsamtgelieferten Kurznamenlisten. Allein im Telegraphenamt Berlin fielen im Durch-schnitt PQ.MMM Inlandstelegramme und U.MMM oder V.MMM Auslandstelegramme an,die an jedem Tag zu überprüfen waren. Jene, die von Bedeutung waren, wurden

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an Ort und Stelle abfotografiert und per Eilboten zum Forschungsamt Berlin zurSichtung bei der Abteilung NP geschickt.ÁÔÓ

Während des Krieges gab es für die Forschungsamts-Auswerter noch eineweitere Quelle, aus der unbearbeitetes Datenmaterial einging: die Briefüber-wachung. Das Forschungsamt teilte den vorhandenen Auslandsbriefprüfstellendes OKW in Berlin (am Stettiner Bahnhof), Köln und Paris Verbindungsgruppenzu, die aus ein oder zwei Leuten bestanden. Das Öffnen der Briefe konnte äußer-lich nicht festgestellt werden. Später richtete auch das RSHA eine Briefprüfstelleein, und das Forschungsamt teilte dieser Stelle ebenfalls eigene Leute zu. DieAufgabe des Forschungsamtes bestand nur darin, zur Ergänzung des durch eigeneNachrichtenaufklärungseinsätze gewonnenen Nachrichtenmaterials die von Aus-ländern abgeschickte Post zu kontrollieren, sowie Briefe mit Bezug auf Außen-und Binnenhandel. Die Forschungsamtsgruppe fotografierte die einschlägigenBriefe ab und beförderte sie weiter zur Abteilung V (Auswertung) des Forschungs-amtes in Berlin-Charlottenburg.ÁÔÔ

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Das Versäumnis des Forschungsamtes, ein absolutes Monopol über die Nach-richtenaufklärung durchzusetzen, warf Probleme auf, als der Krieg ausuferte. InAnbetracht ihrer sonstigen Verpflichtungen konnte die Reichspost nicht mehr alleAusrüstungsbedürfnisse des Forschungsamtes befriedigen. Nach langwierigenVerhandlungen gestattete die Reichspost dem Forschungsamt widerwillig dieBenutzung seiner eigenen Geräte für die beweglichen Einsätze im Reich, miteigens dazu ausgestatteten Wagen. In den besetzten Gebieten hatte sich dasForschungsamt nicht mit solchen Einschränkungen konfrontiert gesehen,zumindestens solange nicht, bis dort eine Zivilverwaltung eingerichtet wurde;dann begann die Reichspost wieder, sich einzumischen.ËÊÊ

Diese Rivalität führte zu einem schwerwiegenden Rückschlag für das Forsch-ungsamt in Holland. Bald nach der Besetzung Hollands durch deutsche Truppenim Mai NVQM hatte die Reichspost die große und nach modernsten Gesichts-punkten eingerichtete Funkstelle Noordwijkerhoud übernommen. Monatelanglehnte die Reichspost die Aufforderungen des Forschungsamtes ab, die Arbeiteneinzustellen. Es war eine Funkstelle von entscheidender Bedeutung, weil dies dieeinzige Stelle war, wo die Sprüche des innerrussischen Funkverkehrs aufgefangenwerden konnten; noch bedeutsamer war, daß sich diese Funkstelle fast in direkterLinie zwischen den Stationen befand, die zwischen London und Washington ver-mittelten � ideal, um die transatlantischen Funkgespräche zwischen den Führernder Alliierten zu überwachen. Diese Funkgespräche wurden nur mit einem

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technisch überholten Gerät verschlüsselt, das ursprünglich von der Siemens AGentwickelt worden war. Spätestens etwa im September NVQN, als die VereinigtenStaaten in den Krieg eintraten, war es Reichspostingenieuren gelungen, die trans-atlantische Geheimverbindung zu entschlüsseln, aber diese Teilergebnisse wurden,wie Forschungsamtchronist Ulrich Kittel feststellen mußte, von der zuständigenStelle vorerst nicht an das Forschungsamt geliefert. Für die deutschen nach-richtendienstlichen Interessen war diese Rivalität eine Tragödie. Hunderte vonAufzeichnungen der amerikanischen und britischen transatlantischen Unter-redungen wurden angefertigt, aber ohne die Sachkenntnis des Forschungsamteshinsichtlich der Auswertung, die man in Charlottenburg seit NVPP gesammelt hatte,waren sie nur von begrenztem Wert; so waren die Reichspostauswerter beispiels-weise völlig überfordert mit dem von den Amerikanern benutzten Slang undJargon. Kittel stellte fest, daß wegen des Vormarsches der Alliierten nicht mehrviel Zeit zur Klärung dieser Probleme blieb, als das Forschungsamt schließlichdiese Funkstelle übernahm und mit der systematischen Arbeit begann.

Die noch vorhandenen fragmentarischen Berichte des Forschungsamtes ent-halten über diesen bemerkenswerten Coup der deutschen Fernsprecherfassungkeinerlei Angaben. Belege finden sich dagegen in den Berichten von GeneralGeorge C. Marshall, dem US-Oberbefehlshaber des Heeres; ferner bei HarryHopkins, dem Berater Roosevelts; in den Berichten des OKW und HeinrichHimmlers, des Reichsführers SS, der die �Forschungsanstalt der Reichspost� beideren Versuchen gefördert hatte und der die Fernschreibkanäle beschafft hatte,um die Ergebnisse direkt per Telex aus Holland zum Führerhauptquartier zuübermitteln.

Am S. Mai NVQO schickte Himmler an Hitler einen Bericht von Ohnesorge überdiesen Erfolg seiner Forschungsanstalt, und er fügte als Muster eine aufgefangeneUnterredung vom T. September NVQN bei. Ein Memorandum in Himmlers Aktenmit Datum vom N. Mai NVQO belegt, daß diese streng geheimen aufgefangenenTelefongespräche durch den Aktenwolf in Hitlers Hauptquartier vernichtetwurden, nachdem er sie gelesen hatte.ËÊÁ Am ON. Mai, während die Flut vonentschlüsselten Abschriften anhielt, ersuchte Ohnesorge um ein Treffen mitHimmler, um mit ihm über seine Forschungsstelle zu sprechen, die er als�Holland-Wetterlin� bezeichnete. SS-Gruppenführer Berger schickte Himmlereine handgeschriebene Notiz, in der er ihn darauf aufmerksam machte, daßOhnesorge den Reichsführer bäte, sicherzustellen, daß er selbst �die Berichte� indie Hand bekäme, und nicht SS-Obergruppenführer Heydrich, demgegenüberOhnesorge eine ausgeprägte Antipathie hatte. �Fernschreiben von dort�, bericht-ete Berger Himmlers persönlichem Referenten Rudolf Brandt, �werden unmittel-bar in das Führerhauptquartier geschaltet.� Ohnesorge, fügte er hinzu, würde

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wahrscheinlich wissen wollen: �Was sagt der Führer?� � und dabei seine tech-nische Meisterleistung im Auge haben.ËÊË

Fast bis zum Ende NVQP fuhr die Forschungsanstalt der Reichspost fort, dentransatlantischen Funksprechverkehr der Alliierten abzuhorchen.ËÊÈ Am OV. JuliNVQP wurde Hitler die Abschrift eines verschlüsselten Funkgespräches Churchillsmit Roosevelt vorgelegt, in welchem dieser � kurz vor Mitternacht des OU. August� über den �bevorstehenden Waffenstillstand mit Italien� geplaudert hatte � einFingerzeig in letzter Minute, der Hitler in die Lage versetzte, die deutschen Streit-kräfte in Italien rechtzeitig vorzuschicken, um ein größeres Desaster zu ver-hindern.ËÊÍ Es finden sich Hinweise auf diese Unterredung in Himmlers eigenenhandschriftlichen Telefonaufzeichnungen gegen OP.MM Uhr des OV. Juli.ËÊÎ EinigeWochen später, Anfang September NVQP � das Forschungsamt hatte sich zu diesemZeitpunkt möglicherweise die Kontrolle über diese Nachrichtenquelle gesichert �berichtete Joseph Goebbels in seinem Tagebuch über ein Telefongesprächzwischen Anthony Eden in London und Churchill, der sich damals in Washingtonaufhielt und sich über das Verhalten des italienischen Kronprinzen Umbertobeklagte.ËÊÏ

Durchkreuzt wurden die Pläne des Forschungsamtes, nun da es sich denZugriff auf die Unternehmung in Holland gesichert hatte, wahrscheinlich nichtdurch den Einmarsch der Alliierten im März NVQR � wie es Kittel vermutete �sondern durch die Tatsache, daß die Amerikaner ein neues von den Bell Tele-phone Laboratories entwickeltes Zerhackersystem einführten. Die amerikanischeRegierung, gewarnt durch die Zensurbehörde der US-Kriegsmarine,ËÊÌ war überChurchills freimütige Benutzung der transatlantischen Funksprechverbindungimmer beunruhigter geworden, und die Dienststelle General Marshalls schrieb amNO. Oktober NVQP warnend an Harry Hopkins, daß �der Premierminister� in einerkürzlichen Unterredung �Namen und Orte in einer Weise anführte, die geeignetwäre, Gefahren für ihn selbst und andere heraufzubeschwören.�ËÊÓ Man wüßte, sohieß es in dem Brief weiter, daß die Deutschen dazu in der Lage wären, diesenFunkverkehr zu entschlüsseln. Wenig später führten die Amerikaner ihren neuenZerhacker ein, das �System X�. Die Anlage war sperrig und füllte ganze Räume,aber sie funktionierte. Im Prinzip wurde dabei lediglich eine Aufnahme vonelektronisch erzeugtem Rauschen benutzt, um das Gespräch zu übertönen; das�Negativ� einer identischen Aufnahme am anderen Ende wurde dann benutzt, umdas Rauschen wieder aus der Leitung zu entfernen.ËÊÔ Das System X mündete aneinem Ende im Pentagon, dem US-Kriegsministerium, auf dem anderen Ende ineinem Bunker im Großwarenhaus Selfridges im Londoner Westend. Es finden sichkeine Belege dafür, daß das neue System noch vor dem Ende des Krieges von denDeutschen geknackt wurde.

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Seit Hunderte von jungen Männern und Frauen � Intellektuelle, Geschäfts-leute, Funker � in diese Behörde dienstverpflichtet worden waren, befand sich dasForschungsamt in einem ständigen Kampf gegen den unvermeidlichen Qualitäts-verlust seines Mitarbeiterstabes. Deshalb unternahm das Forschungsamt in Berlin-Charlottenburg NVQN eine größere Reorganisation seiner Zentrale.ËÁÊ Die früherenAbteilungen I bis VI wurden nun �Hauptabteilungen� mit NR Teilbereichen, denAbteilungen N�NR. Gleichzeitig wurde der Versuch gemacht, das Forschungsamt zudezentralisieren: �Forschungshauptleitstellen� wurden in Berlin, Hamburg, Mün-chen, Köln, Breslau und Wien eingerichtet; diese unterstanden dem AmtsleiterSchapper direkt.ËÁÁ

Hauptabteilung I (Ministerialrat Berggren) war unterteilt in Abteilung N:Organisation und Sicherheit (Oberregierungsrat Walter Rosenhahn) und Abteil-ung O: Verwaltung (Oberregierungsrat Kunsemüller). Als bekannt wurde, daßRosenhahns Aufgabe in der Überwachung der Forschungsamtsmitarbeiter selbstbestand, wurden die Leute sehr vorsichtig mit dem, was sie sagten; die V-Männerwaren gewöhnlich SS-Männer. Peipe gab an, daß sich so etwas wie eine �Oppo-sition� bildete � ihre Mitglieder informierten sich gegenseitig über die �ortho-doxen� Fanatiker und deren Umtriebe; widerspenstige Forschungsamtsangehörigefanden sich zur Wehrmacht versetzt, oder gegen sie wurde ein Verfahren eröffnet.

Hauptabteilung II (Leiter: Oberregierungsrat Fritz Kempe, ein früherer Kor-vettenkapitän) wurde nun Abteilung P: Personal (Regierungsrat Schumann), mitRegierungsrat Czwalina als Referent für Personalfragen und RegierungsratProksch für die Verwaltung.

Hauptabteilung III wurde nun Abteilung Q: Erfassungsansatz (RegierungsratRudolf Popp) und Abteilung R: Sichtung (Regierungsrat Henke). Abteilung Q hattedie Aufgabe, die verschiedenen Aufträge zu untersuchen und entschied, welcheder Datenquellen, �A�, �B�, �C� und �D� erwarten ließ, die gewünschte Basis-information zu liefern. Je nach Erfordernis sollte Fernsprech-, Funk-, Rundfunk-und Fernschreib- bzw. Telegrammüberwachung erfolgen. Welche �A�-Stelle solltedie Abhöreinsätze durchführen? Welche �B�-Stellen sollten am besten den Funk-verkehr abhören? Welche �C�-Stellen konnten die Programme überwachen, dieeinen Kommentar senden könnten? Welches war die zweckmäßigste Kurz-formulierung zur Vorlage bei den �D�-Gruppen in den Telegraphenämtern fürderen Sichtungsarbeiten? Schließlich benachrichtigte die Abteilung Q auch die denAuslandsbriefprüfstellen des OKW angeschlossenen Forschungsamtsgruppen.

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Hauptabteilung IV (Entzifferung, Georg Schröder) war vorher in Q regionaleEntzifferungsgruppen unter der Gesamtleitung von Oberregierungsrat Wächterunterteilt worden, und wurde nun in Q Abteilungen aufgeteilt. Abteilung S:Wissenschaft und Forschung (Oberregierungsrat Petzel); T: Romanische Sprachenund Schweiz (Oberregierungsrat Wächter); U: Angelsachsen und Ferner Osten(Oberregierungsrat Schulz); und V: Osten (Oberregierungsrat Wenzel).

Hauptabteilung V (Nachrichtenauswertung, Walther Seifert) war nun wiefolgt unterteilt: Abteilung NM: Auskunft, Kartei (Dr. Mews), mit ungefähr PMKarteiauswertern und Schreibkräften. (Oskar Schröder nennt dagegen als Leiterder Abteilung Kartei Oberregierungsrat Ullrich). Abteilung NN: Außenpolitik(Oberregierungsrat Dr. W. Kurzbach), war wiederum in Untergruppen unterteilt,die mit Auslandspropaganda befaßt waren (Regierungsrat Herbert von Thiele-Fredersdorf) und Referate, die sich mit allen englisch-sprechenden Gebieten undSüdamerika beschäftigten; Westeuropa, Italien, Balkan und Nah-Ost; sowie Skan-dinavien, UdSSR und Fern-Ost. Die Abteilung NO: Wirtschaft (OberregierungsratHentschel; ab NVQQ Brieschke, nachdem Hentschel zum Propagandaministeriumübersiedelte; Stellvertreter: Regierungsrat Dr. Rautenkranz.) In dieser Abteilungbearbeitete Dr. Roos Erdölfragen, Dr. Fiebel das Gebiet �Felle und Häute�; eineAbteilung NO(b), die angloamerikanische, wurde von Regierungsrat Dr. PeterVölkel geleitet.

Die letzte Unterabteilung der Hauptabteilung V war die umstrittene AbteilungNP: Innenpolitik, die sogenannte �Gestapo-Abteilung�, die zuerst von Regierungs-rat Erwin Rentschler geleitet wurde, dann von Ministerialrat Seifert selbst. Siebestand aus P Referaten � NP(a): Staatssicherheit (Leiter: Scheske); NP(b): Kultur,Kirche, Filme (Möhring); NP(c): Presse und Propaganda (Heydenreich). EhemaligeForschungsamtsangehörige drängten sich nicht danach, nach dem Krieg über dieAbteilung NP zu sprechen. Kittel schrieb über sie, daß es �die kleinste derAbteilungen� gewesen sei. Laut Oskar Schröder hatte Referat NP(a) eine Unter-abteilung, die auf die Judenfrage spezialisiert war, der Referent bis September NVPVwar Dr. Kutscha.

Gemäß Kittel war die Abteilung NP(a) im wesentlichen mit abwehrtechnischenFragen befaßt. �Neben einer Reihe von einzelnen Beobachtungen aus Gründender Staatssicherheit, wie z. B. des früheren Gauleiters von Franken, Streicher, mitseiner gesamten Gauleitung, des früheren Oberpräsidenten von Brandenburg[Richard] Kube, der britischen Verehrerin Hitlers Lady [Unity] Mitford, desfrüheren Adjutanten Hitlers . . . [Fritz] Wiedemann und der mit ihm in Ver-bindung stehenden Prinzessin [Stephanie von Hohenlohe], der früheren Film-schauspielerin Lida Baarova, kamen vor allem die Berichte und Meldungen derausländischen Pressevertreter und Diplomaten über innenpolitische Ereignisse zurBearbeitung.�

Referat NP(c) wachte über Journalisten, um ihre Quellen festzustellen, und es

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verglich ihre Berichte mit dem, was ihre Zeitungen hinterher veröffentlichten. DasForschungsamt fertigte regelmäßig Einzelberichte zur Charakteristik von einzel-nen Pressevertretern an sowie einen �täglichen Lagebericht� über die Tendenzenund Mittel der Auslandspropaganda.

Hauptabteilung VI (Oberregierungsrat Ing. Stabenow) war unterteilt in dieAbteilung NQ: technische Angelegenheiten (a); und NR: technische Angelegenheiten(b). Abteilung NQ, geleitet von Oberregierungsrat Ing. Dr. Huppertsberg, ent-wickelte neue technische Ausrüstung und Abhörgeräte für die �Forschungs-stellen�. Die Abteilung beschäftigte UM oder VM Fachleute in einer eigenen Ver-suchsstelle in der ehemaligen �B�-Stelle in Glienicke bei Berlin. In seinem Char-lottenburger Hauptquartier brachte das Forschungsamt eine Reihe von Werk-stätten und Laboratorien auf dem Gebiet der Stark- und Schwachstromtechnikunter, sowie eine Versuchsanlage sowohl für die Fernsprechbeobachtung als auchfür die Entwicklung von Erfassungsgeräten, Stahltonmaschinen in Tornisterform,für bewegliche Einsätze. Abteilung NR, geleitet von Regierungsrat Ing. Oden, warbefaßt mit Beschaffung, Verteilung, Reparatur und Ersatz von Ausrüstungs-gegenständen.

Einige Quellen sprechen noch von einer �Abteilung NS�, die sich mit allge-meinen technischen Fragen beschäftigte und von Regierungsrat Muggernthalergeleitet wurde.

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In vielerlei Hinsicht blieb die Arbeit des erweiterten Forschungsamtes Routine.Es fanden dieselben nächtlichen �Staatsgespräche� zum Vergnügen der müdenErfasser statt. Seiner telefonischen anti-nationalsozialistischen Äußerungenüberdrüssig, hatte die Reichsregierung die Abberufung von Bernardo Attolico alsBotschafter Italiens gefordert; er wurde durch Dino Alfieri ersetzt. LegationsratEmil Rasche stellte fest: �Die Liebesaffären des italienischen Botschafters Alfieri �der sich eine zeitlang NQ Mätressen hielt und freizügig über die intimstenEinzelheiten sprach � sorgten für eine besondere Quelle des Vergnügens.� Dieamerikanischen Vernehmungsbeamten Rasches waren jedoch erfreut zu hören,daß die US-Diplomaten und -Journalisten in ihren Telefongesprächen �äußerstvorsichtig und zurückhaltend� waren.

Nicht so die Balkanesen. �Im Frühjahr NVQN�, berichtete Rasche, der Leiter derAbteilung P. XIII (Presse) des Auswärtigen Amtes, �wurde eine weitere Unter-redung abgehört, die von größter Bedeutung war. Nach dem Aufstand in Belgradhatte Premierminister [Dusan] Simovic eine Unterredung mit dem jugoslaw-

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ischen Botschafter in Washington, Foltic. Simovic weihte Foltic in all seine Pläneein, und Foltic wiederum informierte ihn über die Gespräche, die er mit PräsidentRoosevelt geführt hatte. Aufgrund dieser Unterredung entschloß sich Hitler,Jugoslawien unverzüglich anzugreifen.�ËÁË

Das Forschungsamt hatte bereits mehrere �A�-Stellen im Osten in Betriebgenommen � in Litzmannstadt (Lodz), wo Christian Peemöller von SeptemberNVPV bis März NVQM Dienststellenleiter war; sowie in Breslau, Königsberg, Katto-witz, Warschau und Danzig. In Danzig umfaßte die Forschungsstelle im FebruarNVQP einen Dienststellenleiter, einen Fernschreiber, NR Fernsprecherfasser oder �Z�-Männer, einen aktuellen Auswerter und einen Reichspostangestellten.ËÁÈ Nachdem deutschen Einmarsch in die Balkanstaaten richtete das Forschungsamt auchdort �A�- und �B�-Stellen ein.ËÁÍ Außerstande, all diesen wachsenden Ansprüchenan seine Leistungskraft gerecht zu werden, gestattete das Forschungsamt demOKW, eigene zivile Fernsprechüberwachungen in einigen Städten wie Belgradeinzurichten.ËÁÎ

Als Hitler im Juni NVQN in die Sowjetunion einmarschierte, gab es im Forsch-ungsamt einige, die meinten, er wäre zuweit gegangen. �Unsere �Russen��, sagteNeuenhoff, anspielend auf die für die russische Sprache zuständigen Fachleute desForschungsamtes, �erklärten, �nun ist der Krieg verloren.��ËÁÏ Das Forschungsamtdehnte sich jedoch noch weiter aus und richtete Forschungsstellen in denbaltischen Ländern ein, einschließlich �A�-Stellen in Reval (Tallinn), Kauen(Kovno), Dorpat und RigaËÁÌ; Lothar Günther, der eine zeitlang in der �A�-StelleRiga arbeitete, erklärte, daß ihre Hauptaufgabe darin bestand, die Telefonge-spräche der Mitglieder der Marionettenregierung von Lettland zu überwachen.ËÁÓIm Juli NVQN wurde Ferdinand Niedermayer, der bis dahin alle Forschungs-amtsunternehmungen in Frankreich beaufsichtigt hatte, auf Ersuchen desbulgarischen Kriegsministeriums nach Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, versetzt;von Sofia aus leitete er bis zum September NVQQ gegen Bulgariens alte Feinde, dieTürkei und Ungarn, gerichtete Telefon- und Funküberwachungseinsätze.ËÁÔ Einezweite Forschungsstelle in Bulgarien kam NVQO in Plovdiv hinzu. In der Folgebezog das Forschungsamt einzelne Bulgaren mit in die Überwachung ein undleitete die Ergebnisse an das bulgarische Kriegsministerium weiter, das der Forsch-ungsstelle in Sofia einen ständigen Verbindungsoffizier zuteilte.

Bei einer bereits auf R.MMM oder mehr angeschwollenen Zahl der Mitarbeiterwurde das Forschungsamt mit opportunistischen Neulingen aufgebläht, die oftkeine Parteimitglieder waren und manchmal sogar insgeheim System-Gegner. DasAmt hatte begonnen, weniger qualifizierte Techniker und Fachleute aufzunehmen,die ihm von den Streitkräften zugewiesen wurden.ËËÊ Die Überwachungsmöglich-keiten verschlechterten sich ebenfalls: Es war nur noch Nachrichtenverkehr mit

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neutraler oder befreundeter Seite, der jetzt auf den Fernsprechleitungen über dasReich hinwegging; während des Krieges machte die �Feind-hört-mit�-Mentalitätohnehin jedermann sicherheitsbewußter. Forschungsamtserfasser Otto Schnarr(SS-Scharführer seit NVPQ, NSDAP-Mitglied seit NVPT, Forschungsstelle Bremen)erklärte, daß die Leute fürchteten, ihre Telefone würden abgehört, und daß dieErfasser solche Vermutungen draußen oft hörten.ËËÁ Aus den Gegebenheiten ihrerArbeit heraus waren die Forschungsamtsmitarbeiter die ersten, denen klar wurde,daß Deutschland sich übernommen hatte und im Begriff war, den Krieg zuverlieren: All dies hatte eine lähmende Wirkung auf Arbeitsleistung und Moral.Mit Beginn der britischen Luftangriffe im Winter NVQN/QO begann das Forschungs-amt, unter dem allmählichen Zusammenbruch der erstklassigen Fernmeldever-bindungen zu leiden, von denen die eigene Arbeitsgeschwindigkeit und Leistungs-fähigkeit abhängig waren; mit dem Beginn der Umsiedlung und Dezentralisierungder deutschen Industrie NVQP verschärfte sich dieser Zustand.

Das Amt wurde kopflastig � es erstickte an seiner eigenen Bürokratie; wiewuchernder Kletterwein erstickten Kompetenzaufsplitterung und Sicherheits-erfordernisse allmählich den Baum, bevor er seinen vollen Wuchs erreicht hatte.

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Teil dieser Bürokratie war das Festhalten des Forschungsamtes an jenemPrinzip, nur mit seinen eigenen speziell geschulten Verbindungsoffizieren injedem Reichsministerium zusammenzuarbeiten. Diese �Verbindungsstelle� alleinsollte den Ursprung der vom Forschungsamt gelieferten Ergebnisse kennen undwar verantwortlich für deren Rückgabe an das Forschungsamt. Der Sinn war, daßes nur einen Kanal geben sollte, auf dem Nachrichten hin- und herflossen. Aberdas gelang nicht immer.

Eine Liste dieser Verbindungsstellen in jedem Ministerium kann wie folgtrekonstruiert werden:

Auswärtiges Amt: ab NVPT Regierungsrat Dr. Bernhard Foss,danach Dr. Gerstmeyer;

Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda:Reichsangestellter Dr. Severitt;

Reichswirtschaftsministerium: Regierungsrat Dr. Hilligardt;

Oberkommando der Wehrmacht: Regierungsrat Dr. Klautschke;Reichssicherheitshauptamt: Regierungsrat Scholz.ËËË

Weitere direkte Abnehmer waren das Reichsfinanzministerium, das Büro

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Ribbentrop und die Adjutantur des Führers. Die Verbindungsstelle zum Wirt-schaftsministerium belieferte ebenfalls die Ministerien für Ernährung, Verkehr,Rüstung, die Reichsbank, das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt sowie eineAnzahl von �Reichsstellen�.

Laut Kittel war die Forschungsamtsverbindungsstelle zum OKW dessen allge-meinem Wehrmachtsamt �als dem neutralsten Punkt im OKW� angeschlossen.Außerdem wurde ein besonderer Verbindungsmann der Hauptabteilung III(Erfassungsansatz) der Amtsgruppe Abwehr zugeteilt. Deren Aufträge an die �A�-Stellen waren mit dem Vermerk �ASt.� [Abwehrstelle] versehen. (Andere Auf-traggeber waren z. B. �Stapo� oder einfach �L� für �Leiter�.)

Die Verbindungsstelle zum OKW belieferte ebenfalls die Inspektion der Nach-richtentruppen, die Amtsgruppen Ausland/Abwehr und Wehrmachtsnachrichten-wesen, OKM (Oberkommando der Marine), RLM (Reichsluftfahrtministerium),den Generalstab des Heeres und der Luftwaffe, den Luftwaffenführungsstab, denGeneralluftzeugmeister, die Attachéabteilung des OKW, die Pressestelle beimOKW sowie führende Persönlichkeiten wie Feldmarschall Wilhelm Keitel (Chefdes OKW), Großadmiral Erich Raeder (Oberbefehlshaber der Marine) bzw.dessen Nachfolger Großadmiral Karl Dönitz. Das OKW zeigte sich gegenüber demForschungsamt völlig unkooperativ. Laut Peipe betrachtete man das Forschungs-amt mit äußerstem Argwohn, weil es durch Männer von der Kriegsmarine unddem Reichskriegsministerium aufgebaut worden war.

Die größten �Abnehmer� für die Braunen Blätter waren das Propaganda-ministerium und das Wirtschaftsministerium. Die von ausländischen Journalistenabgefaßten Berichte aus Deutschland wurden dem Propagandaministerium un-verzüglich zur Kenntnisnahme weitergeleitet, um es in die Lage zu versetzen, überNacht eine sofortige Antwort in konkurrierenden ausländischen Zeitungen zuplazieren. Goebbbels selbst war offensichtlich bis zum April NVQO nicht mit Forsch-ungsergebnissen beliefert worden. Am OU. Q. notierte er in seinem Tagebuch,�Ministerialrat Seiffert [sic] und der Verbindungsmann vom Forschungsamt,Severith [sic] melden sich bei mir zu einem Vortrag.� Die beiden Forschungsamts-beamten unterrichteten ihn über ihre Arbeit, besonders über die Entzifferung.�Mir werden�, fuhr Goebbels fort, �in Zukunft die Ergebnisse dieser Arbeit regel-mäßig vorgelegt.�ËËÈ

Schon in seiner Eigenschaft als Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAPhatte Ribbentrop einen Verbindungsmann zum Forschungsamt gehabt, nämlichOberregierungsrat Böttcher. Zum Auswärtigen Amt fungierte Dr. Wrede als Leiterder Verbindungsstelle des Forschungsamtes. NVPT wurde Wrede durch Regierungs-rat Dr. Bernhard Foss abgelöst, der seine Arbeit beim Forschungsamt mit demAufbau der Bibliothek begonnen hatte. In Anbetracht der zwischen Göring und

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Ribbentrop herrschenden Feindseligkeit, erwirkte Foss einen erstaunlich kon-struktiven Grad der Zusammenarbeit mit dem Ministerium, das ihm bis zumKriegsausbruch die Genehmigung erteilte, in den gesamten Telegrammverkehrder Missionen Einsicht zu nehmen, allerdings, laut Kittel, ohne jemals über eigeneVorhaben des Auswärtigen Amtes in Kenntnis gesetzt zu werden. �Der inter-essantere Teil meiner Tätigkeit�, berichtet Foss, �bestand in dem laufendenGedankenaustausch mit dem AA über die Berichterstattung der Missionen undgenerell über die außenpolitische Situation. Ich konnte auf dem Verständnis desAA aufbauen, daß wir diese Unterlagen seitens des AA benötigten, um die Aus-gangsbasis für den Nutzen unserer Meldungen zu erhalten.�ËËÍ Sein Nachfolger alsLeiter der Verbindungsstelle zum Auswärtigen Amt war Dr. Gerstmeyer.

Die Verbindungsstelle zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA IV A R) warbesetzt mit Regierungsrat Scholz, einem hochgewachsenen, blonden SS-Sturm-bannführer, der sich offenbar mehr dem RSHA zugehörig fühlte als dem Forsch-ungsamt und auf eine Beförderung in der SS hoffte.ËËÎ Scholz � der NVQR fallensollte � war beim Forschungsamt unbeliebt, wegen seiner Weigerung, vom Forsch-ungsamt angefordertes Nachrichtenmaterial aus dem RSHA beizubringen.ËËÏBesonders nach dem Fall Hartmut Plaas NVQQ,ËËÌ wurde Scholz vom Forschungs-amt als einer der �bösen Geister� angesehen. Ein anderer war KriminaldirektorDr. Schäfer, der ebenfalls dem RSHA angehörte. �Wenn ein Deutscher politischbelastende Aussagen am Telefon machte�, berichtete Oskar Schröder, �wurde ergewöhnlich sofort in Haft genommen und in das KZ in Oranienburg gebracht, dasauf solche Fälle spezialisiert war.�ËËÓ

Das Forschungsamt leistete dem RSHA soviel Unterstützung, wie ihm nurmöglich war. Heydrich hegte jedoch den Verdacht, daß Göring zwar das Forsch-ungsamt benutzte, um sich über Leute auf dem laufenden zu halten, die ihmpersönlich verdächtig waren, andererseits aber bei der Bewilligung von Über-wachungsgesuchen des RSHA nur sehr zögernd reagierte, wenn seine eigenenSympathien bei dem Überwachungsobjekt lagen.ËËÔ Das RSHA rächte sich, indemes an das Forschungsamt nur geringwertiges Nachrichtenmaterial wie den Stimm-ungsbericht des RSHA, Amt III, das Reichskriminalblatt oder eine Reihe andererDruckschriften schickte.ËÈÊ

Die Unabhängigkeit des Forschungsamtes � die Unerläßlichkeit, sich jenes �G�zu verschaffen, das jeden Antrag genehmigte � war ein ständiger Dorn im FleischeHeydrichs und Himmlers, und das Gestapo-Gesuch auf der Telefonüberwachungeines nicht näher identifizierten �Herrn Winter� rückte das Thema NVQO wiedereinmal ins Blickfeld. Als Heydrich im Mai NVQO bei Göring um einen Termin bat,legte Ministerialrat Dr. Ing. Fritz Görnnert, der persönliche Referent des Reichs-marschalls, Göring die Unterlagen mit einem Vermerk vor: �Angelegenheit

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Winter im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Frage, ob das Forschungsamtseine gesamten Ergebnisse der Geheimen Staatspolizei zugänglich machen kann.�Diese Angelegenheit war offensichtlich noch unerledigt, als Heydrich wenige Tagespäter einem Meuchelmord zum Opfer fiel, da Himmler sich selbst nach einemTermin für einen Vortrag erkundigte und Görnnert dem Reichsmarschall am N.Juli erneut Mitteilung machte:

�Herrn Reichsmarschall zur Besprechung mit Reichsführer SS Himmlerbefehlsgemäß vorgelegt. Es handelt sich um die grundsätzliche Frage, ob dasForschungsamt seine gesamten Ergebnisse der Geheimen Staatspolizei zugänglichmachen soll, wie es im [Anmerkung des Verfassers: nicht vorhandenen] Schreibenvon SS-Obergruppenführer Heydrich . . . gewünscht wird.

In dem Schreiben von Obergruppenführer Heydrich wird außerdem auf dasErgebnis einer Telefonüberwachung des Herrn Winter eingegangen . . . EinSchreiben von Ministerialdirigent Schaper [sic] betr. Überwachung Winter bzw.Übermittlung der Ergebnisse des Forschungsamts an den Reichssicherheitsdienst[sic; SD?] ist ebenfalls beigefügt.�ËÈÁ

Ab Juli NVQQ begann das RSHA auch tatsächlich bis zu einem gewissen GradKontrolle über das Forschungsamt zu erlangen. Das RSHA hatte inzwischen ohne-hin gegen das Abhörmonopol des Forschungsamtes verstoßen, wie eine kleineEpisode beweist: Der vom Forschungsamt konstruierte Fernsprecherfassungs-tornister wurde in dessen Auftrag durch das Heereswaffenamt an die FirmaSiemens zur Serienfertigung gegeben. Als die Hauptabteilung VI (Beschaffung)des Forschungsamtes weitere Lieferungen anforderte, stellte sich heraus, daßSiemens unzulässigerweise die Hälfte der ersten Serie an das RSHA verkauft hatte� es seien keine mehr vorhanden, teilte Siemens dem Forschungsamt mit, aber dasTechnische Amt des RSHA, dem sie geliefert worden seien, werde dem Forsch-ungsamt vielleicht helfen können. Die sehr vorsichtigen Rückfragen des Forsch-ungsamtes bei Walther Schellenberg, Leiter des Amtes VI (SD-Auslandsnachricht-endienst) des RSHA, ergaben, daß die Gestapo diese Geräte ohne Wissen desForschungsamtes bzw. der Reichspost zu Fernsprecherfassungszwekken verwend-ete.ËÈË

Die SS übte bis zum Ende Druck aus, kam aber nicht weiter. Schellenbergschrieb in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen: �Das größte Interesse am FAu[nd] s[einen] Berichten hatte die Gestapo, die einen eigenen Beamtenstab für dieenge Zusammenarbeit unterhielt. Im Jahre NVQQ war Göring endlich dazu bereit,das FA dem RFSS [Himmler] und damit praktisch dem RSHAmt anzugliedern.Die Auslandsabt., Funkabhörwesen, Dechiffrierabt. sollten den Ämtern VI undMil (als dem Geh.dienst) angegliedert werden. Die entspr[echenden] Erlaß-entwürfe und Überleitungsbef[ehle] waren bereits in gegenseitiger Bespr[echung]

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verhandelt u. anschließend ausgearbeitet worden. Der Schlußzeichnung durchHimmler und Göring stand nichts mehr im Wege. Da es sich immerhin um dieAufteilung eines techn. komplizierten und umfangreichen Apparates mitmehreren tausend Angestellten handelte, drängte ich nicht auf die Schlußlösung,da die Agonie des Reiches mir genügend unnütze Arbeit gebracht hatte.�ËÈÈ

Nach seiner einführenden Unterweisung in die Arbeit des Forschungsamtesschrieb Goebbels: �Vor allem ist es gelungen, die meisten gegnerischen Codes zuentziffern, so daß wir heute zum Teil den Telegrammverkehr zwischen Ankaraund London oder Moskau und London überwachen können . . . Die Engländerarbeiten übrigens . . . außerordentlich unvorsichtig. Hoffentlich ist das nicht auchin unserem Geheimverkehr der Fall; denn wenn die Engländer von uns genau daswissen, was wir von ihnen wissen, dann könnte das sehr schlimme Folgenhaben.�ËÈÍ Was sich allerdings als völlig richtige Annahme erwies.

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Die strengen Geheimhaltungsvorschriften wurden nicht immer beachtet.Bezieher der Braunen Blätter war u. a. auch der frühere deutsche Botschafter inMoskau, Graf Werner von der Schulenburg. Dr. Foss berichtet: �Er war natürlichwie alle anderen auf die Geheimhaltung und die Rückgabe der Meldungen ver-pflichtet. Sein Dienstzimmer befand sich in einem vom AA angemieteten Gebäudean der Spree. Die Aufgabe von der Schulenburgs bestand in der Sammlung allerihm zugänglichen Meldungen über die Sowjetunion während der Kriegszeit, die erlaufend zusammenstellte, darunter auch diesbezügliche FA-Meldungen. Zuunserem großen Entsetzen hatte er die FA-Meldungen ausgeschnitten und mitanderen Meldungen zusammengeklebt. Eine Rückgabe und ein Verbleibens-nachweis war unter diesen Umständen nicht mehr möglich.� Foss wußte damalswirklich nicht, was in diesem Fall zu machen war. Er hoffte insgeheim, daß dasGebäude durch Kriegsgeschehen zerstört würde, bevor er eine entsprechendeMeldung machen müßte. So geschah es tatsächlich, und er war das Problem los.

Ähnlich verlief ein anderer Fall, der den deutschen Botschafter in Ankara,Franz von Papen, betraf. Er erhielt die Braunen Blätter, wenn er zur Bericht-erstattung nach Berlin kam. Selbstverständlich war auch er an die Geheim-haltungsbestimmungen des Forschungsamtes gebunden. �Das FA konnte dentürkischen Code mitlesen�, schreibt Dr. Foss. �Erfahrungsgemäß lieferten dieNachrichten aus den Ländern, deren Codes �geknackt� waren, wertvolle Nachweiseüber die Verhaltensweisen der Großmächte, insbesondere der deutschen Kriegs-gegner. Auf diese Weise erfuhren wir, daß die Kontakte von Papens mit diesenüber Mittelsmänner im Kriegsverlauf nie ganz abgerissen waren. Bei den Berlin-Aufenthalten von Papens ging ich zu diesem, um ihm unter Hinweis auf die völlig

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sichere Quelle in seinem eigenen Interesse größere Vorsicht bei seinen Gesprächennahezulegen.� Dr. Foss hat nie ganz verstanden, daß derartige Aktivitäten imganzen ohne weitere Konsequenzen hingenommen wurden.

Erfreulich für die Geschichtsschreibung ist, daß Dr. Goebbels die Vorschriftendes Forschungsamtes genauso wenig ernst nahm wie Wiedemann, von Papen undvon der Schulenburg. Da er ab April NVQO in seinen Tagebuchaufzeichnungen aufdie Arbeit des Forschungsamtes ausgiebig Bezug nahm, bieten diese eineausgezeichnete Übersicht über die Mannigfaltigkeit seiner Arbeit.

Das Forschungsamt erhielt gute Angaben über diplomatische Ereignisse inMoskau aus nicht-sowjetischen Verschlüsselungen, wie das Tagebuch vom NN. MaiNVQO beweist: �Der Verbindungsmann zum Forschungsamt, Severith [sic], bringtmir ein paar vertrauliche Nachrichten. Die japanische Botschaft in Moskauunternimmt Versuche, zwischen Deutschland und der Sowjetunion einen Separat-frieden herbeizuführen. Wir haben das aus aufgefangenen verschlüsselten Tele-grammen entnommen.�ËÈÎ

Fünf Tage später diktierte Goebbels: �Vom Forschungsamt . . . Das Verhältniszwischen der Türkei und der Sowjetunion hat sich außerordentlich verschärft. Dertürkische Außenminister Saracoglu wendet sich in Privatgesprächen in schärfstenAusdrücken gegen die Politik der Sowjets. Die Engländer suchen zu kalmieren.�ËÈÏ

Gegen Ende NVQO hatte die Bürokratie das Forschungsamt kopflastig undunbeweglich gemacht. Obwohl, laut Kittel, �Tag und Nacht� gearbeitet wurde undim Forschungsamt Berlin-Charlottenburg bequeme Schlafräume vorhandenwaren, waren die großen Dienststellen in Wirklichkeit wie die anderen Ministerienam Wochenende geschlossen.ËÈÌ Zur Zeit der anglo-amerikanischen Landungenim französischen Nordwestafrika, am Morgen des U. November NVQO, einemSonntag, gab es keine Wochenendüberwachung der Vichy-französischen Funk-stellen durch das Forschungsamt.ËÈÓ Folglich konnte auch niemand sagen, wieVichy auf diesen Angriff der Alliierten auf französisches Territorium reagierenwürde. Keiner der höheren Beamten des Forschungsamtes war im Amt, undniemand wagte, den Amtsleiter an seinem Wochenende zu stören. Aber dieForschungsamtseinheiten in Frankreich und Vichy machten dies wett, indem sieanfertigten, was Goebbels als �eine ausführliche Denkschrift über den Fall Darlan�beschrieb, in der �der Verrat dieses französischen Admirals von seinen erstenAnfängen an geschildert wird.�ËÈÔ Darlan war plötzlich, zu einem für die Alliiertenäußerst günstigen Augenblick, in Algier erschienen. �Die Denkschrift�, fuhrGoebbels fort, �legt ganz eindeutig dar, daß Darlan zum Zwecke des Abspringensnach Nordafrika abgehauen ist und die Krankheit seines Sohnes nur einenVorwand darstellte. Man kann vielleicht sogar aus den Unterlagen entnehmen,daß [Marschall] Pétain mit ihm unter einer Decke steckt. Das ist aber nur zuvermuten, nicht zu beweisen.�ËÍÊ

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Hitler besetzte das unbesetzte Restfrankreich, und eine neue Forschungsstellewurde eilends in Lyon eingerichtet (nach Paris, Nancy, Lille, Dijon, Bayonne undBordeaux).ËÍÁ

Mitte Februar NVQP hielt Goebbels eine große Rede im Berliner Sportpalast, inder er den totalen Krieg forderte. Journalisten sagten hinterher lobend, mankönne von einer wirklichen Kampfrede sprechen, wie sie seit den Tagen derMachtübernahme nicht mehr gehört worden sei. �Wie ich aus vom Forschungs-amt überhörten Telefongesprächen entnehme�, schrieb Goebbels glücklich, �istdieser Eindruck bei den [ausländischen] Journalisten, die der Sportpalastver-sammlung beigewohnt haben, durchaus echt.�ËÍË

Einige Tage später notierte er in sein Tagebuch: �Ich erfahre übrigens ausBerichten des Forschungsamtes, daß Churchill in Adana [Türkei] den Vorschlageiner Dreiteilung Europas gemacht hat, und zwar in einen südlichen, einen mitt-leren und einen nördlichen Block. Churchill hat dabei den Türken weisgemacht,daß er nicht die Absicht habe, das Deutsche Reich zu zerschlagen. Aber man weißja, was man von diesen Churchillschen Behauptungen zu halten hat.�ËÍÈ

Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad beruhigte sich Hitler mitBerichten über die wachsenden Besorgnisse bei den neutralen Mächten. �Vertrau-liche Berichte des Forschungsamtes unterrichten mich darüber�, schriebGoebbels, �daß das Diplomatische Corps in Kuibyschew auf das äußerste bestürztist. Man hofft immer noch, daß es dem deutschen Widerstand gelingen werde, diebolschewistische Dampfwalze zum Stillstand zu bringen . . . Stalin behandelt auchdie angelsächsischen Diplomaten außerordentlich pampig.�ËÍÍ

Am NN. März NVQP faßte Goebbels eine Ausarbeitung des Forschungsamts übereinen Bericht des türkischen Botschafters in den USA zusammen; der Berichtstrotze vor Angst und Sorge über das Anwachsen des Bolschewismus. �Der sow-jetische Appetit [hat] in der Türkei größte Bestürzung hervorgerufen.�ËÍÎ EinigeTage später, am N. April NVQP, gab Goebbels in einer Tagebucheintragung eineZusammenfassung verschlüsselter Depeschen vom rumänischen Gesandten inMadrid, vom türkischen Botschafter in Moskau (über eine Unterredung mitMolotow) und vom bulgarischen Gesandten in Kuibyschew.ËÍÏ

Das Forschungsamt konnte oft feststellen, was ausländische Redaktionen inden Berichten ihrer in Deutschland tätigen Journalisten gestrichen hatten. �Auseinem Geheimbericht des Forschungsamtes�, schrieb Goebbels am NU. April NVQP,�entnehme ich, daß die schwedischen Zeitungen sich mit Händen und Füßendagegen gesträubt haben, die Berichte ihrer in Berlin tätigen Journalisten über-haupt zu veröffentlichen. Man sieht daran wieder, wie wenig neutral Schwedeneigentlich ist.�ËÍÌ

Eine rumänische Staatsabordnung hatte Hitler am NO. April besucht. Elf Tage

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später hielt Goebbels fest: �Aus Berichten des Forschungsamtes entnehme ich, daßdie Rumänen durchaus nicht so begeistert von der Zusammenkunft auf demObersalzberg gewesen sind, wie wir uns das vorstellten. Man vermißt doch einklares Ziel der deutschen Politik und Kriegführung. Vor allem scheint hier[Außenminister] Mihail Antonescu am Werk zu sein. Er ist ein sehr unsichererKantonist. Ich lese einen diplomatischen Bericht über eine Unterredung mit ihm,in der er betont, daß die Italiener über seine Ziele und Pläne genau im Bilde seien.Es macht hier den Anschein, als wenn [der italienische Außenminister Giuseppe]Bastianini ein etwas unklares Spiel triebe.�ËÍÓ

�Es liegen Nachrichten vor�, vermerkte der Propagandaminister am NS. MaiNVQP, �daß Roosevelt die Absicht hat, unter allen Umständen demnächst mit Stalinzusammenzutreffen . . . Sollte Stalin einer solchen Forderung wieder ausweichen,so fühle sich die amerikanische Kriegführung nicht mehr an die bolschewistischenInteressen gebunden. Das sind allerdings vorläufig Gerüchte, die wir aufgefangen-en Funksprüchen und überhörten Telefongesprächen aus London entnehmen�.ËÍÔ� Eine der seltenen Erwähnungen der abgehörten transatlantischen Funkge-spräche in den bislang vorliegenden Dokumenten.

Am gleichen Tage, dem NS. Mai, diktierte Goebbels auch die folgende Notiz:�Die Amerikaner sind jetzt dabei, außerordentlich scharfe Attacken gegen Moskauzu richten. Die Sowjets haben sich den Wünschen Roosevelts gegenüber etwas zuspröde gezeigt. Aber aus Abhörberichten des Forschungsamtes entnehme ich, daßRoosevelt im Augenblick eine außerordentlich scharfe Sprache dem Kremlgegenüber führt. Die Sondermission [des US-Botschafters] Davies soll darinbestehen, Stalin zu einer Zusammenkunft mit Roosevelt und Churchill geradezuzu erpressen, widrigenfalls die englisch-amerikanische Kriegführung zu gänzlichneuen Entscheidungen kommen werde.�

Zehn Tage später notierte Goebbels: �Aus Abhörberichten des Forschungs-amtes bekomme ich nähere Nachrichten über die Mentalität des Roosevelt-Botschafters Davies . . . Danach handelt es sich bei ihm um einen überzeugtenSowjetfreund, der um so penetranter wirkt, da er aus hochkapitalistischen Kreisenstammt, eine schwere Millionenheirat gemacht hat und jetzt nichts anderes alseine Karriere sucht. Er ist ein gefährlicher Ignorant . . . eine Art Salonbolschewist. . . Es ist reichlich naiv, wenn Davies in seinen Gesprächen mit Diplomaten inKuibyschew der Meinung Ausdruck gibt, daß Stalin ohne jede territorialenWünsche Krieg führe.�ËÎÊ

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Als Hitler Vorbereitungen traf, um mit Raketenwaffen und Flugkörpern anLondon Vergeltung dafür zu üben, daß Churchill deutsche Städte in Luftangriffenmit Bombenteppichen belegen ließ, gründete das Forschungsamt die erste Sonder-forschungsstelle außerhalb von Peenemünde, um die Telefonleitungen der Raket-enversuchsanstalt zu überwachen. Einige Monate später, als die �MittelwerkGmbH�, das riesige unterirdische Flugkörpermontagewerk in Nordhausen imHarz, die Produktion aufnahm, richtete das Forschungsamt eine ähnliche �A�-Stelle ein, um auch über diesen geheimen Ort zu wachen.

NVQP erreichten die Brandbombenluftangriffe auf deutsche Städte ihrenflammenden Höhepunkt. Göring und Schapper begannen, sich für das Unvorstell-bare zu wappnen: die mögliche völlige Zerstörung des Forschungsamtes. EinMitarbeiter berichtete: �Man begann zunächst die umfangreiche, in neun Räumenuntergebrachte Personenkartei, die im Jahre NVQO bereits über drei MillionenNamen enthielt, abzufotografieren und die gefertigten Kopien in die Nähe vonLübben im Spreewald zu bringen.� Zur selben Zeit entschied sich das Forschungs-amt für die Flakkaserne in Breslau-Hartlieb als künftigem Ausweichquartier, inVerbindung mit einem Barackenlager der Luftwaffe in dem nicht weit davongelegenen Klettendorf. Es wurden schon im voraus Pläne für die Verlegungausgearbeitet.

Der erste Schlag traf nicht Berlin, sondern Hamburg. Die entsetzlichenbritischen Brandbombenluftangriffe im Juli NVQP auf die norddeutsche Hafenstadtließen auch die dortige Forschungsstelle ausbrennen und vernichteten dabei dasGebäude und all seine Akten und Unterlagen.

Vielleicht nach dem Grundsatz, daß ein Blitz nie zweimal an derselben Stelleeinschlägt, nahm das Forschungsamt seine Arbeit in Bremen in einem Wohnhaus(Am Wall NVV) wieder auf, das bereits einmal zerbombt und dann wieder auf-gebaut worden war. Der Leiter in Bremen war Erwin Marquardt. Seine Dienst-stelle bezog das dritte Geschoß, während die Gestapo im ersten und zweitenGeschoß untergebracht war. Während der folgenden sechs Monate konnte die�F�-Stelle Bremen, aufgrund der mangelnden Ausstattung, nur OM Anschlüsseüberwachen. Später stieg diese Zahl aber auf QM.

Die Liste der Überwachungsobjekte der �A�-Stelle Bremen ließ erkennen, wiealles durchdringend ihre Arbeit geworden war. Otto Schnarr, ein Bremer Erfasser,erinnerte sich, daß sie die Telefone folgender Firmen zu überwachen hatten: LouisFrages, ein Holzimporteur; F. W. Barth & Co. sowie H. und A. Grateneau, beidesBauholzgroßhändler; AG Weser & Co. und hierbei insbesondere den Anschlußihres Generaldirektors Franz Stapelfeldt. Die Gestapo war an Einzelheiten über die

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Verhältnisse innerhalb der Gesellschaft interessiert sowie an jeder Informationhinsichtlich einer Veränderung in der Unternehmensführung. Die Forschungs-stelle überwachte ebenfalls die Schiffslinie Argo; die Neptun-Linie; die BremerLagerhaus-Gesellschaft; Rabien & Stadtlander, Fisser & Van Doornum, Schmidt-Häger, Ernst Gassel, alles Schiffsmakler; und John Bode & Co., Schiffsbeladungund -Löschung. Das Ziel war hier, Einzelheiten über Seetransporte, Schwierig-keiten beim Laden und Löschen, Engpässe bei Bunkerkohle etc. zu erfahren. DasForschungsamt überwachte auch die Flugzeugbauunternehmen auf irgendwelcheAnzeichen von Produktionsschwierigkeiten, einschließlich Focke-Wulf mit seinemDirektor Oscar Steinbach und die Weser-Flugzeugbau.

Das Forschungsamt hörte den Freiherrn von Plettenburg ab, der von derGestapo der Spionage verdächtigt wurde, und General von Lettow-Vorbeck wegenseiner häufigen Unterredungen mit Plettenburg; sein Schwiegersohn, eindeutscher Diplomat in Ankara, so ging das Gerücht, sei zu den Briten in Kairoübergelaufen, folglich wurde auch der Anschluß seines Vaters im Auftrag derStapostelle überwacht. Der Automobilhersteller Carl F. W. Borgward, der unterdem Verdacht stand, seine Arbeiter schlecht zu behandeln, unterlag der Über-wachung durch das Forschungsamt, und selbstverständlich auch die Telefone derKonsulate der Schweiz, Schwedens, Spaniens und Argentiniens, im Hinblick aufAntragsteller von Visa und Verbindungen zu Wehrmachtsangehörigen.ËÎÁ

Diese Liste veranschaulicht, daß die wesentliche Aufgabe des Forschungsamtesder Nachrichtendienst für das Wirtschaftsministerium war. Barth (Forschungs-amtserfasser, Nürnberg) hatte die Anweisung, nur Gespräche in Verbindung mitwehrwirtschaftlichen Problemen zu erfassen, z. B. als das Schwabach-Werk III derRegierung meldete, daß es über keine PM-mm-Schrauben mehr zur Lieferung andie Rüstung verfügte, hatte Barth zu kontrollieren, ob nicht PM-mm-Schraubenanderswohin zu einem höheren Preis verkauft würden.ËÎË �In vielen Fällen�,berichtete Kittel, �konnten leitende Stellen hierdurch Kenntnis bekommen von inder deutschen Rüstungswirtschaft aufgetretenen Störungen, deren Beseitigungdurch bürokratische Machenschaften unmöglich gemacht war, so daß von zen-traler Stelle aus Gegenmaßnahmen ergriffen werden konnten.�ËÎÈ

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Die Luftangriffe auf Berlin im August und September NVQP verfehlten dasForschungsamt; aber am OO. November NVQP verwüstete ein schwerer britischerLuftangriff die Reichshauptstadt und zerschlug den Regierungsbezirk. Ein Brand-bombenhagel belegte die Schillerstraße in Charlottenburg mit einem Bomben-teppich, und trotz verzweifelter Löschversuche brannte das ganze Forschungsamtbis auf zwei Häuser nieder. Laut Kittel konnten die wichtigsten Akten und das

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gesamte Archivmaterial gerettet werden, ein großer Teil der wertvollen, von derAbteilung NQ entwickelten Maschinen wurde jedoch vernichtet.

Die Verlegung nach Breslau wurde unverzüglich durchgeführt, und gemäßKittel �lief die Arbeit bereits Mitte Dezember wieder auf vollen Touren.�Ministerialdirektor Schapper als Amtsleiter blieb zusammen mit seiner SekretärinFräulein König und einem kleinen Stab in Berlin, um die Verbindung zu denReichsdienststellen aufrecht zu erhalten. Stabenow und Rosenhahn (Abteilung N)blieben ebenfalls dort. Die �C�-Stelle, die in Charlottenburg gewesen war, wurdezwischen Templin, Konstanz, Eutin (Holstein) und Breslau aufgeteilt. Ministerial-rat Berggren wurde nach Lübben im Spreewald versetzt. Es gab hier bereits eine�B�-Stelle unter Regierungsamtmann Bautz und eine �C�-Stelle (Leiter war JuliNVPP bis Ende NVQO Herbert Max Braun). Hier wurden besonders die russischenRundfunksendungen überwacht. Ebenfalls in Lübben hatte das Forschungsamtmit dem stolzen Bau eines brandneuen Hauptquartiers begonnen, aber dieArbeiten hieran waren am Ende des Krieges noch nicht abgeschlossen.

Die negativen Begleiterscheinungen der Verlegung nach Breslau-Hartlieb (und-Klettendorf) waren nachhaltig. Peipe (Hauptabteilung V) stellte fest, daß dieForschungsstellen früher das Forschungsamt unverzüglich mit, unbearbeitetemDatenmaterial beliefert hätten, während nun, nach dem Luftangriff, durch dieVerlegung eine zweifache Verzögerung hervorgerufen wurde. Zunächst wurdendie unbearbeiteten Daten per Kurier oder per Telex nach Breslau übermittelt unddann die Forschungsamtsmeldungen nach Berlin zurückgeschickt. Häufig trafendie Ergebnisse zu spät ein, um noch irgendwie von Nutzen zu sein.

Da die Flakkaserne sich, im Gegensatz zum Komplex in der Schillerstraße, aufgesichertem militärischen Gelände befand, konnte der Großteil der SS-Wach-mannschaften des Forschungsamtes für die Front freigegeben werden. Währendder nächsten Wochen und Monate wurden, da die britischen Luftangriffeanhielten, die wichtigsten Berliner Operationen um die Hauptstadt herum verteilt:Oberregierungsrat Stabenow (Abteilung NP) fand sich mit einer behelfsmäßigen�A�-Stelle in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in der Marchstraße inCharlottenburg untergebracht; andere �A�-Stellen wurden im Bunker desSchlosses Bellevue und in Nebenräumen einiger Postämter untergebracht; dieAnschrift der �C�-Stelle Leba in Pommein (Leiter: Reichsangestellter AlfredWeste), die den russischen Sprachbereich bearbeitete, lautete fortan Knesebeck-straße NO, Charlottenburg; Amtsleiter Schapper selbst war in der Martin-Luther-Straße NO, und Berggren konnte über die Barbarossastraße QT in Schönebergerreicht werden.

Im weiteren Verlauf der Dezentralisierung und Aufteilung, teilte das Forsch-ungsamt NVQQ sein �Reich� in die fünf Gruppen West, Nord, Ost, Süd undSüdwest ein.ËÎÍ

Die Gruppe West (Leitstelle: Köln) beaufsichtigte die �A�-Stellen Frankfurt

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(Leiter NVQQ: Heinrich Ruhbaum), Köln, Paris, Bordeaux, Nancy, Dijon, Bayonne;die �B�-Stellen Köln und Amsterdam; die �D�-Stellen Dortmund und Düsseldorf;und die �F�-Stellen (Briefzensur) Frankfurt, Hannover, Halle, Lille und Lyon.

Die Gruppe Nord (Leitstelle: Hamburg, im Strafjustizamt; Leiter: Herr Geversvon der Hauptabteilung IV, später Oberregierungsrat Theodor Kirbach mitChristian Peemöller als Stellvertreter ab Januar NVQO, ab März NVQQ Reichs-angestellter Bormann) mit den �A�-Stellen Hamburg, Stettin, Bremen, Kopen-hagen, Oslo und Drontheim; und der �B�-Stelle Eutin.

Die Gruppe Ost (Leitstelle: Breslau) setzte sich zusammen aus einer �A�-Schule in Breslau, den �A�-Stellen Danzig, Königsberg, Riga, Reval, Lodz, Katto-witz und Warschau sowie den �B�-Stellen Breslau und Leba.

Die Gruppe Süd hatte ihre Leitstelle in Wien (Stellvertretender Leiter: JohannSanders) mit �A�-Stellen in Wien, Prag, Budapest (ab März NVQQ), Sofia undBelgrad; �B�-Stellen in Plovdiv und Gols; und je eine �D�- und �F�-Stelle in Wien.

Und schließlich die Gruppe Südwest (Leitstelle: München) mit �A�-Stellen inMünchen, Schweinfurt, Nürnberg, Stuttgart und Karlsruhe; �B�-Stellen in Blon-hofen (bei Kaufbeuren) und Konstanz; eine �C�-Stelle in Thalhofen an derWertach (bei Marktoberdorf) und eine �F�-Stelle in München.

Trotz der Aufteilung und Neuordnung des Forschungsamtes gelang es nicht,seine starre, unbeugsame Bürokratie zu überwinden. Eine Verfügung der Haupt-abteilung V (Auswertung) vom OU. Januar NVQQ verrät, wie eifersüchtig das Forsch-ungsamt darüber wachte, wem was zu sehen erlaubt war, sogar gegenüber denhöheren Stellen:

Gemäß der heute erfolgten Rücksprache und den Ausführungen inder Anordnung des Herrn Staatssekretärs Körner erhält General-feldmarschall Milch künftig

N.) Alle Meldungen (braun und weiß), die sich auf deutscheoder fremde Luftwaffen, Luftfahrt, Luftkämpfe, technische Ent-wicklungsfragen der Luftwaffe, Lufttaktik usw. beziehen (bishernur die wichtigeren von diesen Meldungen).

O.) Alle Meldungen der deutschen Rüstungswirtschaft. Diesewerden umfassen: Schwierigkeiten (Material, Arbeitseinsatz, Trans-port, Energieversorgung) in der Rüstungslieferungsindustrie (Vor-und Zulieferung für die Rüstungsendfertigung) und bei der Rüst-ungsendfertigung selbst (Waffen, Munition, Panzer, Flugzeuge).Quellen: Z und FS.ËÎÎ

P.) Wichtigere außenpolitische Meldungen im gleichen Rahm-en, wie sie Generalfeldmarschall Keitel erhält, und die gerade nochauch in das militärische Interessensgebiet hineinreichen (bisher nurausgesprochen militärpolitische Meldungen).ËÎÏ

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Die Überschriften zweier Forschungsergebnisse, um deren Rückgabe Milch imFebruar NVQQ vom Forschungsamt � nun in der �Flakkaserne, Breslau-Hartlieb� �gebeten wurde, bieten einen flüchtigen Einblick in die solide Kontrollfunktion desForschungsamtes in der deutschen Rüstungswirtschaft. Es handelte sich um dieRückgabe der N-Meldungen QMM.SNN vom NR. Dezember NVQP: �Aus der deutschenSprengstoffertigung. Klagen von Generaldirektor Dr. Müller über mangelndeZusammenarbeit amtlicher Stellen in Berlin� und N QMM.TUQ vom NU. DezemberNVQP: �Aus der deutschen Flugzeugfertigung. Ernste Schwierigkeiten bei derMaterialbeschaffung für den Bau der �He ONV� bei der �Ernst-Heinkel-Flugzeug-werke GmbH� Wien�.ËÎÌ

Im Februar NVQQ hatte Hitler den Befehl erlassen, alle Nachrichtendienste imRSHA zusammenzulegen und die Abwehr aufzulösen. Das Forschungsamtbewahrte sich jedoch immer noch seine Souveränität, obwohl das RSHA zu dieserZeit in übelster Weise seine Macht demonstrierte: Es ließ den Leiter der AbteilungNP (Innenpolitik), Oberregierungsrat Hartmut Plaas, in Haft nehmen. Plaas, einOffizier der Kriegsmarine im N. Weltkrieg, Mitglied der Brigade Ehrhardt undspäter Adjutant des umstrittenen Freikorpskommandeurs Hermann Ehrhardt,hatte mehrere alte Kameraden der Marine und der Abwehr, und vor allemEhrhardt selbst, heimlich gewarnt, daß sie unter Gestapo-Überwachung ständen.Als sie verhaftet wurden, kam heraus, daß Plaas sie vorher gewarnt hatte. FA-Abwehrbeauftragter Ohlbrecht bat wegen seiner freundschaftlichen Beziehungenzu Plaas darum, mit der Untersuchung des Falles nicht beauftragt zu werden.Untersuchungsleiter wurde Oberregierungsrat Rosenhahn. Plaas wurde imFebruar NVQQ verhaftet und nach Erkenntnissen der Staatssicherheit wegen Wider-standstätigkeit angeklagt. Weder Schapper, Leiter des Forschungsamts, nochScholz, Leiter der Verbindungsstelle zum RSHA, wollten oder konnten zuGunsten von Plaas eingreifen. Scholz empfahl sogar einen persönlichen Freundund zuverlässigen Angehörigen der SS, Rentschler, als Nachfolger von Plaas.Schapper stimmte dieser Anstellung zu, und dies rief unter dem Personal desForschungsamtes einige bittere Kommentare hervor, daß sich hier wohl jemandbei der SS �lieb Kind machen� wolle. Trotz der Bemühungen des StaatssekretärsKörner wurde Plaas am NV. Juli NVQQ erschossen.ËÎÓ

Am nächsten Tag erfuhr die Welt von einer sehr viel realeren Verschwörunggegen Hitler, an der Hunderte von Beamten, Geistlichen, Ex-Offizieren und -Generälen beteiligt gewesen waren. Angesichts der systematischen Tätigkeit desForschungsamtes im gesamten Reich einerseits und der stümperhaften Unfähig-keit und uneingeschränkten Sorglosigkeit der Verräter andererseits scheint esunglaublich, daß weder Göring noch das Forschungsamt durch ihre Telefon-überwachung im Reich irgendeinen Hinweis auf diese Verschwörung erhaltenhatten. Aber kein ehemaliger Mitarbeiter des Forschungsamtes hat auch nurangedeutet, daß der Attentatsplan dem Forschungsamt bekannt gewesen wäre.

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Wenn dies stimmt, war es vielleicht das unvermeidliche Resultat von Hitlerstragischem Vertrauen gegenüber seiner Generalität, als erverbot, die Anschlüssevon Generälen abzuhören.

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Das Forschungsamt konnte immer noch bemerkenswerte Erfolge verbuchen.Ulrich Kittel: �Nachdem durch genaueste Überwachung des Funkverkehrs derfranzösischen Widerstandsbewegung festgestellt werden konnte, mit welchenCodezeichen der Tag X für die alliierte Invasion in Frankreich angekündigtwerden sollte, wurde ein bis ins kleinste ausgearbeiteter Plan aufgestellt mit demZiel, dem Führerhauptquartier auf dem schnellsten Wege die entsprechendeNachricht zukommen zu lassen.�ËÎÔ Gemäß Kittel, der damit einiges vom Ver-dienst für die gleiche Leistung von Oscar Reilles Abwehr III-F Triumph in ParisAnfang Juni NVQQ mit in Anspruch nahm, war die Übermittlung des betreffendenStichwortes dann tatsächlich auch innerhalb weniger Minuten möglich.ËÏÊ

In der zweiten Hälfte des Jahres NVQQ machte sich ein Nachlassen im Arbeits-tempo des Forschungsamtes bemerkbar. Als die Grenzen des Reiches schrumpf-ten, mußten viele Forschungsstellen verlegt werden. Am T. August erhielt dieFernsprechkompanie z. b. V. SRS, die die Forschungsstelle Paris betrieb, �Alarm-stufe O�: Das Hötel de Pavillon wurde geräumt, und am U. August setzte sich dieKompanie in Richtung Nancy in Marsch.ËÏÁ Ferdinand Niedermayer, der bereitsdie Einstellung der beiden Forschungsstellen in Bulgarien überwacht hatte, hattediese traurige Pflicht nun in Frankreich, Belgien und Holland zu wiederholen.ËÏËWegen der heftigen Luftangriffe auf Köln mußte auch die dortige Forschungsstelleihre Arbeit im September einstellen. Kittel: �Lediglich die Beobachtung desausländischen Rundfunks, die durch Überwachung einer Reihe von �Hetz- undSoldatensendern� erweitert war, glich diesen Faktor etwas aus.�ËÏÈ

Indessen schaute Himmler, immer noch voller Argwohn, besonders gereizt aufdas �personell überbesetzte� Forschungsamt. Aber auch ehemalige Forschungs-amtsmitarbeiter, das muß gesagt werden, fühlten sich unbehaglich angesichts desArbeitsablaufs in Breslau. Schnarr, der die Anweisung erhalten hatte, dort einenLehrgang über Presse, Propaganda und Versandwesen zu besuchen, sagte hinter-her, daß diese Lehrgänge ihm nur als eine Rechtfertigung für den Abteilungsleitererschienen, um sich seiner Pflicht an der Front zu entziehen.ËÏÍ Im SeptemberNVQQ führte Ministerialdirektor Schapper eilig eine Auskämmung des Forschungs-amtspersonals durch. �Um Kräfte für Front und Rüstung freizumachen�, ordneteSchapper an, Papierkrieg und Bürokratie im Forschungsamt teilweise abzubauen:Ab N. Oktober seien die �Braunen Meldungen�ËÏÎ nicht mehr rückgabepflichtig;ihre Vernichtung würde genügen.ËÏÏ So wurde das NSDAP-Mitglied Hans Steiner,

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aktueller Auswerter und Fachmann für industrielle Fragen beim Forschungsamt,im Oktober zu einer schweren Flakabteilung einberufen; hunderten anderererging es ebenso.ËÏÌ Himmler erhöhte den Druck auf das Forschungsamt, als eram NU. Oktober den Staatssekretär �Pilli� Körner darauf aufmerksam machte, daßsich die Bevölkerung in Lübben/Spreewald �über kv. [kriegsverwendungsfähige]Männer junger Jahrgänge (NVMS und jünger) aufregt, die offenkundig dem Forsch-ungsamt angehören und nunmehr in Luftwaffenuniform ihren Dienst machen.��Die Liste�, setzte Himmler liebenswürdig hinzu, �füge ich Dir bei.� Sicher sei dereine oder andere herauslösbar, bemerkte der Reichsführer höhnisch.ËÏÓ Dies hatteeinige Tage später eine zweiseitige, als geheime Reichssache gestempelte Antwortvon Staatssekretär Körner zur Folge:

Mein lieber Reichsführer!Ich danke Dir sehr für Deinen freundlichen Brief vom NU. NM.

und den Hinweis auf die Einstellung der Lübbener Bevölkerung zuden jüngeren Angehörigen des Forschungsamtes.

Dazu möchte ich folgendes bemerken:Der Kreisleiter beurteilt die Dinge verständlicherweise nur dem

äußeren Schein nach. Er kennt die Verhältnisse beim Forschungs-amt zu wenig, um sich selbst bei der Einwohnerschaft aufklärendfür die Arbeitsmethoden und die Eignung und Zusammensetzungdes Personals einsetzen zu können. Der Leiter der LübbenerDienststelle hätte ihm auf Rückfrage sicher gern Aufklärunggegeben. So blieb dem Kreisleiter auch unbekannt, daß das Forsch-ungsamt laufend wehrfähige Männer für Wehrmacht und Rüstungfreigemacht hat. Nach der letzten scharfen Durchkämmung, die ichmit Schapper vorgenommen habe, sind mehr als SMM Männer andie Wehrmacht und über OMM Männer an die Rüstung abgegebenworden. Das sind über OP% des Personalbestandes. Der Rest,besonders an Kv.-Männern jüngerer Jahrgänge, bildet den leidernicht ersetzbaren Stamm ausgebildeter Fach- und Spezialkräfte. Erist für die Nachrichtenerfassung, -entzifferung und -auswertungunentbehrlich, zumal Lübben unsere wichtigste Funkerfassungs-stelle (u. a. für die Überwachung Amerikas und Japans) darstellt.

Die wehrfähigen Männer sind fast ausnahmslos seit längererZeit Soldaten. Aufgrund ihrer anerkannten Unersetzbarkeit hat dasOKW sie dem FA als Arbeitsurlauber zur Verfügung gestellt, damitdie Dir bekannte kriegswichtige Arbeit wenigstens in eingeschränk-ter Form auf den entscheidenden Gebieten fortgesetzt werdenkann.

Aber auch diese Männer werden � wie alle männlichen Ange-hörigen des FA � selbstverständlich vom Volkssturm erfaßt. Ichmöchte ihn wegen der Eigenart des FA und seiner geheimzuhalten-den Tätigkeit möglichst in eigenen Formationen aufziehen. Dabei

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würde mir eine Zusammenschaltung mit den Volkssturmglieder-ungen Deines Reichssicherheitshauptamtes und der Stapostellenbesonders erwünscht und zweckmäßig erscheinen. Auf meineVeranlassung haben sich Schapper und [Gestapo-Chef SS-Grupp-enführer Heinrich] Müller darüber schon ausgesprochen. DieEntscheidung liegt bei Dir.

Schließlich darf ich noch anfügen, daß der Reichsmarschallebenso wie [Chef des Führungshauptamtes der Waffen-SS, SS-Obergruppenführer Hans] Jüttner und Gauleiter [Paul] Wegener(als Vorsitzer des Exekutivausschusses für totalen Kriegseinsatz)das Abgabesoll des Forschungsamtes gebilligt und die Gründeanerkannt haben, die für die derzeitige Zusammensetzung desmännlichen Personalbestandes maßgebend sind . . .ËÏÔ

Das vom Forschungsamt Ende NVQQ angefertigte Fernsprechverzeichnis für deninternen Gebrauch gibt ein klares Bild seiner Struktur.ËÌÊ Es führt als AmtsleiterMinisterialdirektor Schapper auf, in Zusammenarbeit mit OberregierungsratRosenhahn in Berlin in der Herbartstraße; Ministerialrat Berggren in Lübben;Dienststellen in Berlin-Dahlem und Glienicke. In Breslau-Hartlieb waren nochOberregierungsrat Kempe, Ministerialrat Breuer, Ministerialdirigent Georg Schrö-der und Ministerialrat Seifert.

Nach dem Ausfall der Forschungsleitstelle Köln existierten nur noch vierForschungsleitstellen, und zwar in Berlin, Hamburg, München und Wien:

Die Forschungsleitstelle Berlin (Leiter: Regierungsrat Thieme, Stellvertreter:Stormann) mit den zugehörigen Forschungsstellen: �A�-Stelle Berlin (Leiter:Goldschmidt) mit den Bereichen Bellevue, Körnerstraße und Wilhelmstraße; �D�-Stelle Berlin (Leiter: von Scheven), �DO�-Stelle Berlin (Leiter: SS-SturmbannführerKubat) und die �F�-Stelle, Briefzensur (Leiter: Mikuta).

Die Forschungsleitstelle Hamburg (Leiter: Oberregierungsrat Kirbach) beauf-sichtigte die Forschungsstellen: �A�-Stelle Hamburg (Leiter: Lewin); �A�-StelleBremen (Leiter: Erwin Marquardt); �A�-Stelle Drontheim (Leiter: Johann Müller);�A�-Stelle Kopenhagen (Leiter: Bruno Bertram); �A�-Stelle Oslo (Leiter: Ludke);�A�-Stelle Stettin, Greifswald (d. h. Peenemünde) (Leiter: Meyerheine); �B�-StelleEutin (Leiter: Patzig); �C�-Stelle Eutin (DL) (Leiter: Hennecke); �D�-Stelle Dort-mund (Leiter: Herbert Schmidt).

Die Forschungsleitstelle München (Leiter: Regierungsrat Henke) beaufsich-tigte die Forschungsstellen: �A�-Stelle München (Leiter: Rudolf Radtke); �A�-Stelle Schweinfurt (mit Nebenstellen Bad Kissingen und Haßfurt); �A�-StelleStuttgart (Leiter: Albrecht); �B�-Stelle Konstanz (Leiter: technischer Regierungs-oberinspektor Burkhardt) und �C�-Stelle Konstanz.

Schließlich kontrollierte die Forschungsleitstelle Wien (Leiter: Oberregier-ungsrat Fleischmann) folgende Forschungsstellen: �A�-Stelle Wien (Leiter: Dr.

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Körschner); �D�-Stelle Wien (Leiter: technischer Regierungsoberinspektor Ger-lach); �B�-Stelle Gols; �A�-Stelle Budapest (Leiter: Christian Peemöller) und die�A�-Stelle Prag (Leiter: Müller, Stellvertreter: Baldini).

In Anbetracht der Tatsache, daß immer mehr Städte an den Feind verloren-gingen oder durch Feuer zerstört wurden, begann das Forschungsamt, beweglicheForschungsstellen inBetrieb zunehmen, undgegen NVQR gab es NR bis OM solcheStellen, die entweder vom Forschungsamt von Breslau aus oder von denregionalen Leitstellen verwaltet wurden.ËÌÁ Die �A�-Stellen waren jetzt weitgehendauf die Kontrolle der Telefonanschlüsse von Regimegegnern beschränkt; dies-bezügliche Meldungen wurden direkt von den Forschungsstellen an das Sonder-dezernat der örtlichen Stapoleitstelle, Abt. IV Ra, gesandt. Als die BombardierungBerlins die Hauptstadt in Trümmer gelegt hatte, setzten bewegliche Forsch-ungsstellen die Überwachungsarbeit fort: �A�-, �D�-, �E�- (versteckte Mikrofone,selten benutzt) und �F�-Stellen wurden ausgesandt, um Erfassungsarbeiten beibesonderen Zeremonien oder internationalen Zusammenkünften oder Konferenz-en in Städten zu leisten, die jenseits der �Reichweite� der ständigen Forsch-ungsstellen lagen; �B�- und �C�-Stellen wurden an Orte geschickt, wo der Em-pfang des Funkbetriebes aus einem bestimmten anderen Land aus geographischenGründen besser war.

Am NO. Januar NVQR begann die sowjetische Offensive über die Weichsel undmit ihr die Invasion in die deutsche Heimat. Die Rote Armee überflutete Schlesienund die übrigen deutschen Ostgebiete. Breslau war in Gefahr, eingekesselt zuwerden, und mit ihm das dort seit einem Jahr bestehende Hauptquartier desForschungsamtes. Tag und Nacht brannten die Scheiterhaufen in der Flakkaserne,als der größte Teil der unersetzlichen Archive, vom Forschungsamt in über zwölfJahren seines Bestehens angesammelt, vernichtet wurde. Es war für das Nach-richtenwesen ein unersetzlicher Verlust, daß das gesamte Entzifferungsmaterial,bis auf die entschlüsselten Codes, hier in Breslau vernichtet werden mußte.

Unter großen Schwierigkeiten, berichtet Kittel, gelang es dem AmtsleiterSchapper, die Belegschaft am OO. Januar aus Breslau in einem Sonderzug nachBerlin zu evakuieren, kurz bevor die Stadt endgültig eingekesselt wurde. NachAngaben von Neuenhoff gelang ihnen auch der Abtransport der Fernschreiberund des Materials, aber das war alles.

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Das war der Anfang vom Ende für das Forschungsamt. In Berlin wurde seinPersonal zuerst in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt am Knie in Berlin-Charlottenburg untergebracht, nicht weit vom alten, ausgebrannten Haupt-quartier des Forschungsamtes.

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Die Geschichte des Forschungsamtes danach ist ein Gespinst von Wider-sprüchen und Unklarheiten.ËÌË Fest steht, daß der Stab nicht in Berlin Quartierbezog, sondern zunächst auf den Fliegerhorst Jüterbog, außerhalb der Hauptstadt,verlegt wurde.ËÌÈ Hier arbeitete ein kleiner Stab an den wichtigsten Eingängen, dieArbeit aber, so berichtet Neuenhoff, war wenig erfreulich: Die Meldungen warennur spärlich, die Unsicherheiten zu groß. Die Forschungsamtskuriere kamen baldnicht mehr durch.

In Jüterbog wurde Anfang Februar die Entscheidung getroffen, eine Zwei-teilung vorzunehmen: Eine Gruppe, die sich in erster Linie aus den Abteilungen NM(Auskunft, Kartei) und NP (Staatssicherheit) unter Ministerialrat Seifert zusam-mensetzte, sollte vorläufig in Berlin bleiben; die Hauptgruppe sollte von Bayernaus operieren.ËÌÍ Schapper schickte Ferdinand Niedermayer, der seit dem N.September NVQQ die Uniform eines Luftwaffenmajors trug und MinisterialratSeifert nach Bayern, um einen geeigneten neuen Standort für eine Hauptleitstelleund eine �B�-Stelle zu erkunden.ËÌÎ Sie wählten � unglücklicherweise, wie sichherausstellen sollte � den Fliegerhorst Kaufbeuren südwestlich von München aus.Die Zentrale mit Amtsleiter Ministerialrat Schapper reiste am NU. Februar ausBerlin in einem Sonderzug zu diesem Fliegerhorst ab; die Reise dauerte zwei Tage.Gegen Ende Februar NVQR hatte das Forschungsamt von hier aus wieder seineTätigkeit aufgenommen, mit Niedermayer als Leitstellenleiter, der die Einsätze inSüddeutschland und den verbleibenden westlichen Ländern durchführte.

Es bestanden kaum Zweifel, daß Berlin selbst binnen kurzem in der Gefahrstand, von der Roten Armee belagert zu werden. In dieser Lage hatte Schapper,bevor er aus Berlin nach Kaufbeuren abreiste, einer Lösung zuzustimmen, gegendie er und Göring solange angekämpft hatten, nämlich einen Teil der Selbst-ändigkeit der Forschungsstellen an das RSHA abzutreten. Die Meldungen aus derTelefonüberwachung des Forschungsamtes konnten vom Forschungsamt Berlinnicht mehr wirksam weitergeleitet werden. Der autokratische MinisterialratSchapper wurde von der Mehrzahl seiner Mitarbeiter hart dafür kritisiert, daß erdiese und andere Entscheidungen getroffen hatte, ohne mit ihnen Rücksprachegehalten oder ihnen eine Erklärung gegeben zu haben.ËÌÏ Von nun an übernahmdie Gestapo verwaltungsmäßig einige der Forschungsstellen, z. B. wurde dieForschungsleitstelle Hamburg der Stapoleitstelle Hamburg IV N angeschlossen,und im Februar NVQR wurde die Forschungsstelle Kopenhagen zur Abteilung IV Fdes BdS, Befehlshaber der Sicherheitspolizei, SS-Obergruppenführer Dr. WernerBest.

Die Forschungsstelle Bremen wurde ebenso gänzlich umgestaltet. Dr.Schröder, Leiter der Bremer Gestapo, unterrichtete Erwin Marquardt (PR), Leiterder Forschungsstelle Bremen, daß eine Nachricht vom RSHA eingetroffen sei,gemäß der, nach Verhandlungen mit dem Amtsleiter des Forschungsamtes, dieForschungsstelle Bremen der Stapoleitstelle Bremen verwaltungsmäßig unterstellt

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werden sollte.ËÌÌ In der Praxis änderte sich wenig. Am N. April trat diese Neu-ordnung in Kraft; aber bereits am U. April erhielt die Forschungsstelle dieAnweisung, ihre geheimen Archive zu vernichten und die Gerätschaften und Teiledes Personals zur neuen Forschungsleitstelle zu verlegen, die in Deutschlands�hohem Norden�, in Eutin in Schleswig-Holstein eingerichtet wurde. Das ver-bliebene Personal der Forschungsstelle Bremen machte sich mit Marquardt undder Gestapo auf, um eine Verteidigungslinie in der Lüneburger Heide aufzubauen.

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Normale Arbeitsbedingungen wurden in Berlin niemals wieder möglich.Neuenhoff berichtet, daß der Kontakt mit der neuen Zentrale in Kaufbeurenschwierig war; auch Kittel bezeichnet die Kurierverbindungen zwischen Kauf-beuren und Berlin als sehr schwierig. Aufgrund des Zusammenbruchs von Eisen-bahn- und Telefonverbindungen waren kaum Eingänge an unbearbeitetem Nach-richtenmaterial zu verzeichnen. Da immer wieder Luftangriffe auf den Flieger-horst Kaufbeuren erfolgten, hatten die Mitarbeiter des Forschungsamtes denBefehlen des Fliegerhorstkommandanten Folge zu leisten und mußten jeden Tagstundenlang in den Unterständen der umliegenden Wälder verbringen.

Die Tätigkeiten des Forschungsamtes in Berlin wurden wenige Tage vorBeginn der letzten sowjetischen Offensive eingestellt. Um den U. April herum ließNeuenhoff den Damen und Fernschreibern beim Forschungsamt in der Physi-kalisch-Technischen Reichsanstalt ihr Gehalt auszahlen und ließ sie die Reichs-hauptstadt verlassen; er selbst begab sich mit dem Fahrrad auf seinen Hof inThüringen.ËÌÓ

Nach einer Besprechung mit Reichsmarschall Göring entschied AmtsleiterSchapper, den Forschungsamtsapparat in zwei Gruppen zu spalten, in das Forsch-ungsamt Nord und das Forschungsamt Süd. Er befahl mehrere Mitarbeiter ausjeder Abteilung von Kaufbeuren nach Berlin, und dann weiter nach Norden; under schickte NOM seiner Mitarbeiter � im wesentlichen Georg Schröder mit seinerAbteilung IV (Entzifferung) sowie die Auswertung, Verwaltung und die Sicher-heitsabteilungen � hinunter nach Innsbruck in Tirol, mit der Absicht, dort, in derkünftigen �Alpenfestung�, ein neues Hauptquartier einzurichten.ËÌÔ Der Großteilder Mitarbeiter verblieb unter der Leitung von Niedermayer in Kaufbeuren.ËÓÊ

Bei seiner Ankunft auf dem Obersalzberg am ON. oder OO. April NVQR erhieltSchapper � zweifellos von Göring � die Anweisung, Kontakt zu den Dienststellender Reichsregierung in Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden herzustellenund ihnen die Dienste des Forschungsamtes anzubieten.

Am OQ. April stellte das Forschungsamt in Kaufbeuren seine Arbeit ein. NachVernichtung des übriggebliebenen Materials wurde der Kerntrupp, ca. NMM Mann,

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aufgelöst. In der Zwischenzeit jedoch machte Franz Hofer, Gauleiter von Tirol,der sich ursprünglich bereit erklärt hatte, Unterkünfte für das Forschungsamt inAchensee zur Verfügung zu stellen, plötzlich diese Zusage rückgängig.ËÓÁ Derallmächtige Reichsleiter Martin Bormann hatte gerade den Gauleiter davon inKenntnis gesetzt, daß Reichsmarschall Göring auf Befehl des Führers am OP. Aprilin Haft genommen worden war, und Hofer hielt es zweifellos für unklug, diesemmysteriösen �Forschungsamt des Reichsmarschalls� eine Zufluchtstätte zu bieten.

Nach zwei wegen dieser Sache in Innsbruck verlorenen Tagen, befahl Schapperden Forschungsamtstrupp von ungefähr NRM Mann zurück nach Norden, in dieFlakkaserne in Stephanskirchen- im Gebiet Rosenheim, südöstlich von München.Am OV. April ließ sich Schapper zu einem äußerst dringenden Telefongespräch mitNiedermayer verbinden, der noch in Kaufbeuren war, und erteilte ihm dieAnweisung, sich in Stephanskirchen zu melden. Niedermayer kam diesem Befehlnach und empfahl dem Rest seiner Männer in Kaufbeuren in der Stadt undUmgebung unterzutauchen. Am nächsten Tag löste Schapper in Stephanskirchendas kurzlebige �Forschungsamt Süd� formal auf, entließ die meisten Männer ausdem Forschungsamtsdienst und verabschiedete sich in einer kurzen Ansprachevon seinen letzten Mitarbeitern. Er sagte ihnen, daß ihre Dienste nicht längerbenötigt würden und � sonderbarerweise � falls sie von den Alliierten befragtwürden, seien sie nicht mehr durch ihren Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet.ËÓË

Jetzt wurden auch die Akten mit den entzifferten geheimen feindlichen undneutralen Codes und Chiffren, die genialen Leistungen von Schröders Haupt-abteilung IV und der letzte unschätzbare Besitz des Forschungsamtes, ver-nichtet.ËÓÈ Möglicherweise immer noch im Ungewissen über das Schicksal seinesFührers � oder war es eine geheime Mission im Zusammenhang mit der fort-gesetzten Inhaftierung Görings und seines persönlichen Mitarbeiterstabes auf demObersalzberg? � beauftragte Schapper, der loyale Amtsleiter, den treuen Nieder-mayer mit einer letzten geheimen Mission. Er sollte sofort zusammen mit dreiweiteren Forschungsamtsbeamten nach Berchtesgaden abreisen und dabei etwa RMForschungsamtsangehörige sowie eine Anzahl beweglicher Forschungsstellen �eine �A�-, drei �B�- und eine �D�-Stelle mitführen. In Berchtesgaden sollte sichNiedermayer beim Kommandanten der örtlichen Flakkaserne melden, wo er überseine weiteren Aufgaben informiert werden würde. Die Beförderungsmittel warenjedoch knapp, und als Niedermayer Berchtesgaden erreichte, waren ihm nur nocheine �A�-Stelle und zehn Mann geblieben. Der Kommandant sagte ihm: �Es istsinnlos: Sie werden nicht länger benötigt, gehen Sie nach Hause.� Hitler war tot,und der Krieg war fast zuende.ËÓÍ

Kittel schrieb: �Als die Amerikaner am P. Mai die Kaserne (Stephanskirchen)besetzten, bestand von dem einst so stolzen Forschungsamt kaum mehr als dieErinnerung.�

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Das war jedoch nur die halbe Wahrheit. Im hohen Norden bestand dasForschungsamt weiter. Nach und nach waren die Männer des neuen �Forschungs-amtes Nord� jeweils in kleinen Gruppen in Eutin in Schleswig-Holstein ein-getroffen. Die �B�-Stelle unter Leitung von Regierungsoberinspektor Patzig (Stell-vertreter Herbert Braun) hatte hier die besondere Aufgabe, den telegraphischenNachrichtenverkehr zwischen polnischen Diplomaten in London und derUntergrundbewegung in Polen zu überwachen; und eine außerordentlichleistungsfähige �C�-Stelle unter Hennecke überwachte Rundfunksendungen.ËÓÎDie �B�- und �C�-Stellen, die aus Leba in Pommern geflohen waren, schlossensich ihnen nun an.ËÓÏ Anfang April NVQR kam Wilhelm Schumacher, ein BremerKohlengroßhändler, der häufig von der Gestapo als Lastwagenfahrer verpflichtetwurde, mit den Überresten der Bremer �A�-Stelle an Bord seiner Lastwagen inEutin an, zusammen mit Schnarr, Gern, Dorner sowie einer weiblichen Schreib-kraft.ËÓÌ Als am ON. April die Reichshauptstadt unter direktes sowjetischesArtilleriebombardement geriet, brach Ministerialrat Seifert zusammen mitStabenow, den Fernschreibleuten und etwa SM Mann aus Berlin auf, und ließ denRest seiner Leute zur Verteidigung der Hauptstadt zurück. Auch Seiferts Forsch-ungsamtstrupp kam in Eutin an. Hier trafen sie verschiedene Beamte des Forsch-ungsamtes aus Lübben, Templin und anderen Forschungsstellen, die aufgrundhöherer Gewalt ihre Arbeit dort eingestellt hatten.

Dieses �Forschungsamt Nord�, das in Eutin arbeitete, lieferte seine Ergebnissean Großadmiral Dönitz, unter dessen Leitung das OKW-Nord stand, das amnahegelegenen Ostseestrandort Timmendorfer Strand Zuflucht genommen hatte.Am O. Mai NVQR verlegte Dönitz sein Hauptquartier wegen des Herannahens derbritischen Streitkräfte NOM Kilometer weiter nach Norden, nach Flensburg-Mür-wik; er gab dem �Forschungsamt Nord� Anweisung zu folgen. Seiferts Leuteverließen Eutin mit Bussen und Lastwagen am selben Abend, und wurden aufdem gesamten Weg von tieffliegenden feindlichen Jagdbombern angegriffen; sieließen in Eutin wertvolle Forschungsamtsausrüstungen zurück, die jedoch durchdas verbliebene Forschungsamtspersonal sichergestellt wurden. Die Kriegsmarineübernahm unter der Leitung von Stock von der Forschungsamtsabteilung NN diesein Eutin verbliebenen Leute und Ausrüstungsgegenstände, und die Überwachungdes Funkbetriebes wurde bis zum Juli NVQR fortgesetzt. Die Forschungsergebnisseerhielten die Engländer.

Mittlerweile hatten Seifert und das Forschungsamt Nord im äußersten Nordendes Reiches, in Glücksburg, eine provisorische Funkstelle eingerichtet. Am Q. Maigab das Forschungsamt Nord in Mürwik sein letztes erstelltes �Ergebnis� heraus:

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Forschungsamt O.U., den Q. R. NVQRNr. OEs/Ho

Zum Tode des FührersDas britische Informationsministerium übermittelt den brit-

ischen diplomatischen Vertretungen im Auslande nachstehendeInformation:

Kommentatoren in London lenkten die Aufmerksamkeit aufden nachstehenden Bericht von John Evans aus Moskau, der imDaily Herold [sic] veröffentlicht wurde:

�Während des ganzen Tages suchten sowjetische Experten inBerlin nach Hitlers und Göbbels [sic] Leichnamen, die angeblichSelbstmord begangen haben sollen, nachdem die Stadt übergebenwurde. Sie haben sie nicht gefunden. Viele hier glauben nicht, daßHitler überhaupt in Berlin gestorben ist. Aber wir werden heraus-finden, was mit ihm geschehen ist, schrieb Nikolaus Tikhanov inder Prawda, �wir werden ihn finden, ganz gleich wo er Schutzgesucht hat.�

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Als die britischen Truppen Mürwik erreichten, unterstellte Seifert seinenTrupp einschließlich Geräten dem Oberkommando der Marine. Die Ergebnissewurden nunmehr nicht nur an Dönitz, sondern auch an den britischen Stadt-kommandanten geliefert, der, laut Kittel, verschiedentlich seine Zufriedenheitüber die Meldungen zum Ausdruck brachte, da er von seinen eigenen Vor-gesetzten offenbar im Ungewissen gelassen wurden. Am ON. Mai NVQR aber wurdeDönitz� provisorische Regierung von den britischen Streitkräften verhaftet(Operation �Blackout�); Seifert selbst wurde zusammen mit seinen führendenBeamten von den Briten in Haft genommen, und die Forschungsamtsaktivitätengingen zuende. Nach Aussagen von Beamten des Forschungsamtes, erbeuteten dieBriten auch die von Forschungsamtswissenschaftlern entwickelten schnellauf-enden Mitschreibgeräte, die in den letzten Jahren des Krieges zur Aufzeichnungder Nachrichtenübermittlungen des sowjetischen Maschinensenders dienten, derimstande war, PM.MMM Morsezeichen (ca. RMM Worte) in der Minute zu übermitteln.

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Während des folgenden Jahres wurden die S.MMM Männer (und Frauen), die imganzen besetzten Europa für Hermann Görings bemerkenswertes Forschungsamtgearbeitet hatten, nahezu in Ruhe gelassen. Wie wir am Beginn dieser Studiegesehen haben, hatten ihre früheren Feinde nichts von der Existenz des Forsch-ungsamtes gewußt, folglich erschienen seine Mitarbeiter auf keiner jener �auto-

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matische Inhaftierung� bedeutenden Listen, oder Klassifizierungen, die im Ge-folge des infamen Morgenthau-Planes und des kaum weniger schonungslosenNachfolgeplanes, der Direktive der Vereinten Stabschefs JCS NMST, aufgestelltworden waren. Ehemalige Angehörige der SS, der Gestapo und des deutschenGeneralstabes waren der sofortigen Inhaftierung ausgesetzt; die Forschungs-amtsmitarbeiter ließ man im großen und ganzen ihrer Wege gehen.

Im Januar NVQS traf die britische Rheinarmee (BAOR) in einem Bericht dieFeststellung: �Die letzten aktiven Überreste des Forschungsamtes lösten sich imJuli NVQR auf.�ËÓÔ In den ersten Monaten der Besetzung wurde das Forschungsamtteils aus Bequemlichkeit, teils aus Unwissenheit hinsichtlich seiner genauenStellung innerhalb der Regierungsstruktur des Reiches einfach für eine Abteilungdes deutschen Nachrichtendienstes gehalten.ËÔÊ

Die US-Streitkräfte in Europa waren hierüber beunruhigt, und hielten am Q.Oktober NVQR in einem Bericht fest: �Das CIC [Counter Intelligence Corps,Abwehrorganisation] und andere Dienststellen stehen vor dem Problem, wie mitenttarnten Angehörigen des Forschungsamtes zu verfahren ist. Unter den von derAutomatischen Inhaftierung betroffenen Gruppierungen werden Angehörige desForschungsamtes nicht aufgeführt. Jedoch�, so fuhren die amerikanischen Sicher-heitsbehörden fort, �da viele dieser Personen aufgrund ihrer Erfahrung undAusbildung eine Bedrohung der gegenwärtigen und künftigen Sicherheit dar-stellen, können und sollten solche Personen aus diesem Grunde inhaftiert werden.Ein weiterer wichtiger Grund für die Inhaftierung ist die Tatsache, daß vieleBeschäftigte des Forschungsamtes hohe Staatsbeamte waren.�ËÔÁ

Am O. Februar NVQS wurde jedoch entschieden, daß die Mitarbeiter des Forsch-ungsamtes eben nicht, wie ehemalige Angehörige des deutschen Nachrichten-dienstes, in Haft gehalten werden konnten, weil das Forschungsamt nicht zu denvom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg als verbrecherisch angeklagtenOrganisationen gehörte.

Mit dem Beginn des Kalten Krieges begann die Sowjetunion, ein nachhaltigesInteresse daran zu entwickeln, sich die Fachkenntnis der Forschungsamtsmit-arbeiter zu verschaffen. Um das zu verhindern, dauerten die amerikanischenInhaftierungen von Beamten des Forschungsamtes noch eine zeitlang an � Ferdi-nand Barth wurde erst im Mai NVQS unter dem Vorwand, daß er eine �Bedrohungder Sicherheit� darstelle, im Unterbezirk Ansbach des CIC verhaftet.ËÔË Im Augustbat das CIC die US-Streitkräfte in Europa um eine endgültige Entscheidung. �Sollvom CIC irgend etwas unternommen werden, um die mögliche Ausnutzungdieser Personen durch Vertreter interessierter ausländischer Mächte zu ver-hindern?� Dies war nur eine bewußt schwammige Umschreibung, denn gemeintsein konnte nur die Sowjetunion.ËÔÈ

Im Sommer NVQS begannen die Amerikaner mit der Operation Mesa, diedarauf angelegt war, ehemalige NS-Wissenschaftler dem Zugriff durch die Sowjets

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zu entziehen, ebenso mit der Operation Bloodhound, die in gleicher Weise dazubestimmt war, früheres deutsches Nachrichtenaufklärungspersonal aus demselbenGrund unter Auf sieht zu stellen. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Forsch-ungsamtsmitarbeiter häufig �hochqualifizierte Fachleute im Bereich der Krypto-graphie, der Telefon- und Funküberwachung und verwandten Gebieten� waren.�In Anbetracht der erwiesenen Tatsache�, schrieb der stellvertretende Leiter desCIC, Oberst C. M. Culp, in einem streng geheimen Brief vom OP. Juli NVQS, �daßvon interessierten ausländischen Mächten Schritte unternommen worden sind,sich die Dienste derartigen Personals zu verschaffen, ist man sich sehr wohlbewußt, daß jede Entscheidung hinsichtlich der Verfügung über Angehörige desReichsforschungsamtes [sic] in bezug auf die gegenwärtige Situation erwogenwerden sollte und nicht nur im Hinblick auf die Rolle, die diese Organisation imRahmen des früheren deutschen Nachrichtendienstes gespielt hat� � sie sollten,mit anderen Worten, in �Schutzhaft� genommen werden.ËÔÍ Oberstleutnant M.Moses, Leiter der Sicherheitsüberprüfungsabteilung der Spionage-Abwehr der US-Streitkräfte in Europa, stimmte zu: �Es hat einige bekannt gewordene Versuchevon seiten der Sowjets gegeben, sich diese Fachleute im Hinblick auf ihr Wissenüber US-Codes und -Ausrüstung nutzbar zu machen.�ËÔÎ

Das Problem bestand darin, daß es keine Möglichkeit gab, die Forschungs-amtsangehörigen auf unbestimmte Zeit festzuhalten, außer durch Anwendung der�Automatischen Inhaftierung� auch auf Forschungsamtsangehörige. �Ein solchesVerfahren könnte eine mögliche Ausnutzung durch die Sowjetunion für zwei bisfünf Jahre verhindern�, empfahl Moses.

Das ist alles, was über die Geschichte des Forschungsamtes bekannt ist. Hun-derte seiner ehemaligen Angehörigen zog es zwangsläufig in die Reihen vonGeneral Reinhard Gehlens Bundesnachrichtendienst. Sie hatten ihrem Vaterlandvon NVPP bis NVQR mit Tatkraft und Redlichkeit gedient, und sie waren bereit, ihrehohen Fähigkeiten auch für das neue Deutschland einzusetzen.

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FFoottooss

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Hermann Göring, preußischer Ministerpräsident, Reichsminister der Luftfahrtund als solcher oberster Dienstherr des Forschungsamtes

Prinz Christoph von HessenLeiter des Forschungsamtes

Birger DahlerusVertrauter Hermann Görings

VV

Dienstausweis von Rudolf Radtke, Leiter der Telefonüberwachungbei verschiedenen Forschungsstellen

Walther Seifert, Leiter derFA-Hauptabteilung V, Auswertung

Georg Schröder, Leiter derFA-Hauptabteilung IV, Dechiffrierung

NMM

Der deutsche Reichskanzler Adolf Hitlermit dem italienischen Botschafter Bernardo Attolico in Berlin

Der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano und der deutscheReichsaußenminister (1938–1945) Joachim von Ribbentrop

NMN

Konstantin von Neurathdt. Reichsaußenminister 1932–1938

Hirosho Oshimajapan. Botschafter in Berlin

Édouard Daladierfranz. Ministerpräsident

André François-Poncetfranz. Botschafter in Berlin

NMO

Winston Churchillbrit. Premierminister 1940–1945

Franklin D. RooseveltUS-Präsident

Joseph E. DaviesUS-Botschafter in Moskau

William C. BullittUS-Botschafter in Paris

NMP

Neville Chamberlainbrit. Premierminister 1937–1940

Anthony Edenbrit. Außenminister 1935–1938

Lord Halifaxbrit. Außenminister 1938–1940

Sir Nevile Hendersonbrit. Botschafter in Berlin

NMQ

Josef Stalinsowjetischer Diktator

Wjatscheslaw Molotowsowjetischer Außenminister

Eduard BeneschPräsident der Tschechoslowakei

Jan Masaryktschech. Botschafter in London

NMR

Josef Beckpolnischer Außenminister

Josef Lipskipolnischer Botschafter in Berlin

Graf Edward Raczynskipolnischer Botschafter in London

Julius Lukasiewiczpolnischer Botschafter in Paris

NMS

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Diese Aufzeichnungen von Telefongesprächen, die zwischen Prag und London oderParis geführt wurden, sind von Hitler am 26. September 1938 an den britischenBotschafter Henderson weitergeleitet worden, um ihn auf das unredliche Verhaltender Tschechen aufmerksam zu machen. Die Aufzeichnungen weisen die typische blaueVervielfältigungsschrift der Braunen Blätter des Forschungsamtes auf, allerdings fehltdie übliche N-Nummer. Sie stammen aus Berichten des Foreign Office, Akte F.O.371/21742 im Public Record Office, London. Die hier kursiv gesetzten Namen sind imOriginal gesperrt.

26. September 1938Wie erst nachträglich bekannt geworden ist, führte am 14. 9.

um 11.14 Uhr der tschecho-slowakische Gesandte Masaryk in Londonmit Hartmann vom Aussenministerium in Prag folgende Unterhaltung:

Masaryk bedankt sich bei Hartmann für das Telegramm, und beidesprechen die üblichen Begrüssungsworte. Auf die Frage Hartmann�s,wie es politisch gehe, antwortet

M.: �Politisch ist es unversöhnlich resp. kritisch.�H.: �Aber besser als gestern, als wir zusammen gesprochen

haben.�M.: �Ich weiss nicht, es gab genügend kleine Zwischenfälle

(�incidente�).�H.: �Aber seit gestern 4 Uhr ist bestimmt... überhaupt

nichts.�M.: �Es sind doch Gendarme getötet worden.�H.: �Neue? Das wissen wir hier wieder nicht.�M.: �Nun, das bedeutet nichts Schlimmes. Wegen der paar Toten,

nicht wahr? Sie können ermessen, was dort für Ordnung herrscht -dort musste Standrecht verhängt werden � es ist hier gezeigtworden, dass wir uns Ordnung verschaffen können, wenn man unsdazu Gelegenheit gibt. Jetzt handelt es sich darum, ob dieserHerr nun marschieren wird oder nicht. Das ist auch ganz egal.�

H.: �Und wenn er marschieren würde, dann marschieren alle,nicht?�

M.: �(gedrückt) Ich glaube in einer Weile ja. Hier drückt mansich. Es ist hier eine grosse Bagage.�

H.: �Das ist doch nicht möglich.�

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M.: �Oh ja, allerdings. Sie drücken sich � jetzt haben siehier wieder das Plebiszit im Kopf � das Plebiszit kann man abernicht unter diesen Bedingungen machen � das ist ein Blödsinn �wovon man reden kann, ist eine ordentliche Atmosphäre, aber nichtunter diesen Bedingungen. Ich tue, was ich tun kann, ich stehemit ihnen in ständiger Verbindung, laufe zum Generalstab und so �nun, wir werden sehen � die Hauptsache ist, dass Ihr Euch nichtder Meinung hingebt, dasswiruns einigenkönnten � deutsche Bank �tschechische Bank einigen sich... das ist alles Blödsinn � dassind dumme Leute, die 15 Kreuzer haben und um diese Angst haben �entweder wird alles gewonnen oder verspielt, aber ich bin dabeiimmer noch für eine Einigung mit Deutschland.

H.: �Ja, ich verstehe.�

H.: �Mir geht es gut, und glaubst Du, dass es möglich ist,dass sie es zu Ende spielen werden?�

M.: �Ich glaube ja. Wenn nicht die Grossen einschreiten � wennich ihnen nicht heute sage: jetzt aber genug, dann wird manweiterspielen.�

H.: �Jetzt hat Beran (?) gesagt, dass der amerikanischeBotschafter nach Berchtesgaden kommt, wo er von Hitler empfangenwird.�

M.: �Aha. Ich bin mit Amerika von hier aus mit Roosevelttelefonisch in Verbindung.�

H.: �Und ist das gut?�M.: �Ja, dort würde es gehen.�H.: �Und Frankreich ist gut?�M.: �Frankreich, dort hast Du auch verschiedene Haderlumpen.

Herr Flandin flankiert jetzt � aber es ist eben so, wenn dieSache auseinanderfährt, dann wird es sich zeigen � ich hoffe,dass sie sich dann entscheiden müssen. Ich habe hier gerade...Eden, ich muss also aufhören.�

* * *

Der tschecho-slowakische Gesandte in London, Jan Masaryk,machte am 14. 9. um 21.49 Uhr dem Staatspräsidenten Benesch, dergerade von einem Theaterbesuch zurückkehrte, von derbevorstehenden Reise Chamberlain�s nach Berchtesgaden Mitteilung.Es kam folgende Unterhaltung zustande:

M.: �Entschuldigen Sie, dass ich störe.�B.: �Ja?�M.: �Sie haben schon gehört von Chamberlain?�B.: �Nein.�M.: �Er fliegt morgen um 8.30 Uhr nach Berchtesgaden... nach

einer langen Pause äusserte Benesch offenbar entsetzt: �Ist nichtmöglich!�

Masaryk gab alsdann nähere Einzelheiten über den Besuch

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Chamberlain�s beim Führer bekannt und bemerkte, in der BegleitungChamberlain�s würden sich Strang, ein Freund der CSR, und �dieSau� Horace Wilson befinden. Er (Masaryk) sei der Überzeugung,dass man diese Reise vorher mit den Franzosen verabredet hätte.Die Unterhaltung wurde alsdann mit einigen unwesentlichenBemerkungen beendet.

* * *

Am 16. 9. 38 um 11.45 Uhr kommt zwischen dem tschechoslowak-ischen Gesandten in London, Masaryk, und de<n>[m] tschechischenMinisterpräsidenten Benesch in Prag folgende Unterhaltungzustande:

M.: �Der Lord, der das verrückte Buch geschrieben hat...zeigte mir einen Brief, den er von dem dicken Feldmarschallerhalten hat. Der sagt in dem Brief: �Abtretung der Gebiete undden östlichen Vertrag aufheben.��

B.: �Ja.�M.: �Dann würden wir Ruhe bekommen.�B.: �Ja.�M.: �Wissen Sie?�B.: �Ja.�M.: �Der... kam her, um es mir zu zeigen.�B.: �Ja.�M.: �Hier weiß man nichts, da der Onkel... gemeinsammit ihm

hinter verschlossener Tür verhandelte; er (Chamberlain) hat zukeinem Menschen etwas gesagt, und daher sind die Vermutungenverschieden.�

B.: �Ja.�M.: �Ein Teil meint, es sei zu keiner Einigung gekommen, und

ein Teil meint wieder, daß man sich geeinigt hat.�B.: �Ja.�M.: �Also bisher weiß man nichts.�B.: �Ja.�M.: �Haben Sie etwas?�B.: �Bei mir war Runciman eben 1 Stunde.�M.: �Aha!�B.: �Ich sende Ihnen gerade darüber ein Telegramm.�M.: �Ja. Ich bitte noch vorher, falls es zu etwas kommen

sollte, um Geld.�B.: �Ja.�M.: �Ich brauche jetzt hier gerade genug, wissen Sie.�B.: �Werden es sofort veranlassen.�M.: �Gott mit Ihnen!�

* * *

Zwischen dem tschecho-slowakischen Staatspräsidenten Beneschund dem Gesandten Masaryk in London entwickelt sich am 19. 9. 38

NNM

(13.20 Uhr) nachstehende Unterhaltung:M.: �Hier in der Presse sind Nachrichten über eine neue Partei

bei uns verbreitet.�B.: �Eine deutsche?�M.: �Ja.�B.: �Also es ist noch nicht bestimmt fertig, aber man spricht

selbst davon.�M.: �Ja, und es wird verhandelt?�B.: �Ja, es wird darüber verhandelt.

Konzentrationsbestrebungen unter den Deutschen bestehen[,] undwir wollen einfach konstatieren, daß die Regierung auf derParität (?), über die verhandelt wurde, weiter besteht undMöglichkeiten sucht, sich mit den Deutschen zu einigen.�

M.: �Ja, eben. Hier sitzen die Onkels noch, und bisher habensie keinem etwas gesagt. Nur der, mit dem sie gestern gesprochenhaben, hat hier einen bedeutenden Eindruck gemacht, namentlichseine Auslegungen. Das habe ich heute von Chamberlain�sSekretärin erfahren.�

B.: �Ja, das habe ich erwartet.�M.: �Und auch die Nachrichten von daheim... ich bin hier

absolut intransigent.�B.: �Ja und die Pläne, das bedeutet dann auch Ungarn, das

bedeutet Karpat<h>enrußland und das alles also das ist einfachvollkommen indiskutabel.�

M.: �Ja, und sie... sprechen auch von der Abtrennung vonGebieten ohne Plebiszit und so, wissen Sie!�

B.: �Ja, Ja!�M.: �Dafür können wir uns nichts kaufen.�B.: �Es versteht sich, daß diese Sache bis zum letzten, bis

zum allerletzten Ziel (?) gelassen wird usw.�M.: �Ja, ja, allerdings.�B.: �Gering� (?)M.: �Ich gehe überhaupt nicht hin. Sie haben mich nicht

gerufen, also ich sch... auf sie... Herr Präsident.�B.: �Ja, und dann die Sachen, die müssen kurz gesagt...�Benesch unterbricht sich und führt dann unter Hinweis auf die

bald bei ihm (Masaryk) eintreffenden Berichte fort: �Ohne unsdarf nichts geändert werden.�

M.: �Ja, ja, das werde ich machen. Und geht es Ihnen sonstgut?�

B.: �Nun, das wissen Sie, viel Arbeit und Schwierigkeiten.�M.: �Morgen abend kommt Necas?�B.: �Ja, der sagt Ihnen Details.�M.: �Ja, gut.�B.: �Und ihn sehr vorsichtig halten, wissen Sie, damit er sich

nicht müde läuft.�M.: �Ja, er wird nur zu Attlee gehen.�B.: �Damit er nicht zu weit geht.�

NNN

M.: �Ja, ja, er wird bei mir wohnen...�B.: �Gerade wegen der Eventualitäten. Und noch das Eine: ich

glaube, daß es kommende Woche mit den Slowaken noch zu einerdefinitiven Einigung kommt.�

M.: �Ja, das wäre sehr gut.�B.: �Also das ist schon zu 90% sicher.�M.: �Dazu möge Ihnen Gott helfen, das ist gut. Da bin ich sehr

froh.�B.: �Ich will es für die Mitte der kommenden Woche richten.�M.: �Ihr Neffe, der hier steht, macht einen großen Mund und

läßt grüßen.�B.: �Danke.�

* * *

Am Abend (19 Uhr) des 19. 9. entwickelte sich zwischen demtschecho-slowakischen Staatspräsidenten Benesch und dem GesandtenMasaryk in London nachstehende Unterhaltung:

B.: �Ich wollte fragen, was Leute wie Churchill...�M.: (unterbrechend) �Die sind hier sehr wild.�B.: �Ja.�M.: �Halten es für eine schreckliche Sache.�B.: �Ja.�M.: �Ja.�B.: �Könnten Sie um Rat fragen?�M.: �Nun, ich habe gefragt, man sagte mir, sie könnten nicht

raten, und sie hofften, dass wir es uns nicht gefallen liessen.�B.: �Ja.�M.: �Auf jeden Fall berufen Sie doch das Parlament ein,

nicht?�B.: �Wir?�M.: �Ja.�B.: �Nun, wir werden es wohl müssen.�M.: �Ich würde es unbedingt machen. Das ist das Mindeste.�B.: �Ja.�M.: �Chamberlain sagte, schon wegen der Konstitution, wissen

Sie?�B.: �Ja.�M.: �Wenn es noch 75% hiesse, aber 50%, das ist ja unmöglich.�B.: �Schrecklich.�M.: �Ja, vollkommene Ignoranz, haben keine Landkarte gesehen

und nichts.�B.: �Ja, nun gut.�M.: �Wenn etwas sein sollte, lasse ich es Sie wissen. Ich

werde noch einmal mit Ihnen sprechen.�B.: �Ja, ja, bitte.�M.: �Und wie stellt man sich bei uns dazu?�B.: �Das versteht sich.�

NNO

M.: �Ja oder nein?�B.: �Selbstverständlich nein, das versteht sich.�M.: �Ja.�B.: �Aber Sie wissen ja, das Ende.�M.: �Ja.�

* * *

Am 20. 9. um 20.45 Uhr findet zwischen dem tschechischenGesandten in London, Masaryk, und dem Staatspräsidenten Beneschin Prag folgende Unterhaltung, von der der Anfang fehlt, statt:

M.: �Was denken Sie?�B.: �Nun also, ich suche gerade nach einer Formel, wonach es

nicht ein �Nein� oder ein �Ja� ist, kurzum, in Ehrlichkeitverhandeln zu können.�

M.: �Ja, der Alte packt schon wieder seinen Koffer und istganz wild.�

B.: �Wer?�M.: �Nun, der hiesige Alte will schon wieder fahren.�B.: �Aha.�M.: �Will heute fahren?�B.: �Aha, also gut.�

Im Anschluß daran unterhält sich Masaryk mit Strnad underfährt, daß die Hälfte seines Vermögens sofort überwiesen werde,der Rest etwas später. Danach wird die Unterhaltung wie folgtfortgesetzt:

M.: �Für mich handelt es sich darum, schnellstens.�St.: �Verstehe.�M.: �Es wird wohl bald losgehen, und ich bin dann vollkommen

ohne...�

* * *

Am Morgen des 21. 9. 38 gegen 8 Uhr unterhält sich ein Unbe-kannter in Prag mit einem Unbekannten in Paris und erklärt, erkönne nicht im Namen der Regierung sprechen, sondern sozusagenals Privatperson, aber im Einverständnis �mit dem anderen�. Erteilt mit, dass die tschechische Regierung auf die nächtlicheDemarche des britischen und französischen Gesandten den LondonerPlan angenommen habe. Das sei unvermeidlich gewesen, da beideStaaten für den gegenteiligen Fall mit völliger Preisgabe gedrohthätten, damit gebe es nur noch eine Hoffnung. Der Pariser müssesich unverzüglich mit Blum, dem Führer der grössten Partei Frank-reichs, in Verbindung setzen und mit allen Mitteln zu erreichenversuchen, Herriot zum Regierungschef zu machen. Weiter solle ersich gleichfalls an Attlee wenden, damit dieser in England ent-sprechend handele. Es sei größte Eile geboten, und es müsseunverzüglich gehandelt werden. Nur auf diesem Wege sei noch

NNP

Rettung zu erwarten. Der Prager will auch von sich aus versuchen,mit Attlee in Verbindung zu treten.

* * *

Zwischen dem tschechischen Gesandten in Paris, Osusky, und demStaatspräsidenten Benesch wird am 21. 9. 1938 um 10.32 Uhrfolgende Unterhaltung geführt, deren Anfang nicht bekannt ist:

O.: �Haben Sie es schon absenden lassen?�B.: �Habe es eben abgesandt.�O.: �Aha, und ich bitte, abzuwarten.�B.: �Wie?�O.: �Warten Sie ab.�B.: �Ja, wie lange?�O.: �Nun also, welche Frist hat man Ihnen gegeben?�B.: �Nun, nachmittags will man es haben.�O.: �Nun gut, bis nachmittag, dann lassen Sie sich nicht

jagen.�B.: �Ja.�O.: �Und erwägen Sie ruhig.�B.: �Ja, die Erwägung ist sehr einfach.�O.: �Ja.�B.: �Entweder losschlagen oder nicht losschlagen.�O.: �Ich habe mich schon gewundert, ich habe mit Masaryk in

London telefoniert[,] und der sagte mir, sie hätten es schonbeendet.�

B.: �Nun, wir haben noch nicht darauf geantwortet, das ist nurder Cerny..., wissen Sie?�

O.: �Ja, ja, aha.�B.: �Die Antwort ist noch nicht gegeben, es ist nur der

Wunsch.�O.: �Aha, ich glaubte, die Entscheidung sei schon gefallen,

denn er... hatte mich gebeten, ich möchte es dem Churchillmitteilen, der in Paris ist.�

B.: �Ja.�O.: �Ich habe ihm (Churchill) Mitteilung gemacht, dass es

fertig sei und Sie es einfach annehmen. Ich sagte ihm noch, dassich selbst aus Prag keine Nachrichten darüber habe. Er wusste vonnichts, hat mir nichts gesagt.�

B.: �Ja.�O.: �Ich sagte ihm (Churchill), Jan Masaryk lässt Ihnen sagen,

es sei fertig, man nimmt es an. Ich selbst habe nichts darüber.Ich bitte Sie, Herr Präsident, einfach hinzusenden, dass...�

B.: �Ja, glauben Sie, dass sich die Situation ändert?�O.: �Ich weiss nicht, Herr Präsident, aber wir werden ja

sehen, was wir können.�B.: �Ja.�O.: �Ich wusste ja nicht, was die Kerle gestern nacht bei

Ihnen wollten.�B.: �Ja, ja.�

NNQ

O.: �Es ist ein schweres Arbeiten so, Herr Präsident.�B.: �Nun, Sie wissen ja, was für eine Situation hier ist.�O.: �Herr Präsident, ich mache ja keine Vorwürfe, ich

konstatiere nur.�B.: �Ja, das versteht sich.�O.: �Ich bin paralysiert, weil ich nicht weiss, was gemacht

wird. Das ist das ganze.�B.: �Ja, ja, bitte Sie, die... würden nicht marschieren?�O.: �Nun, ich habe Ihnen ja schon mitgeteilt, aber das ist

nicht entscheidend.�B.: �Jawohl.�O.: �Entscheidend ist das, ob wir eine Einheit darstelleny

oder keine Einheit vorstellen[,] und daran liegt es, HerrPräsident.�

B.: �Ja.�O.: �Man hat mir heute gesagt, das sei nicht entscheidend. Die

Regierung ist heute da[,] und in zwei Tagen ist sie nicht da.�B.: �Ja.�O.: �Da liegt das Ganze. Bitte, lassen Sie sich nicht

vergewaltigen.�B.: �Ja, und im Falle, dass ein Krieg ausbricht?�O.: �Nun, Herr Präsident, das bedeutet, dass es im gleichen

Augenblick hier eine Krise gibt.�B.: �Ja.�O.: �Im selben Augenblick.�B.: �Ja.�O.: �Denn, wenn man uns anfällt, ändert sich die Situation;

das Volk weiss hier überhaupt nichts.�B.: �Ja.� O.: �Hier wird so ein Druck auf die Presse ausgeübt,

damit diese nicht die Wahrheit sagt, was los ist. Gaukelt denFrieden-vor, sagt aber nicht, um was es geht.�

B.: �Ja.�O.: �Ich sage nochmals, lassen Sie sich ja nicht

vergewaltigen.�B.: �Ja.�O.: �Telefonieren oder telegrafieren Sie mir mit Halifax, was

die Kerle Ihnen sagen.�B.: �In einer Weile werden Sie es haben.�

* * *

21. September 193817.51 Uhr

Der tschechische Gesandte in London, Masaryk, führt mit einemUnbekannten in Prag eine Unterhaltung, deren Anfang nicht erfaßtwurde.

Masaryk sagt: �Richten Sie ihm folgendermaßen aus, was ich vomfranzösischen Generalstab gemeldet habe, ist nicht wahr. Das ist

NNR

eine ausgedachte Sache, die von irgendwelchen Rechtskreisen inFrankreich kombiniert worden ist und von den Lumpen hier unter-stützt wird, um uns einzuschüchtern. Es ist also nicht wahr, undder Stab hat sich sehr dagegen aufgelehnt, und die ganze Sacheist ein Betrug.�

Prag: �Betrug. Und die Frist, ist das wahr?�Masaryk: �Mit der Frist lange zu warten, das ist wahr.�Prag: �Jesus Maria.�Masaryk: �Es macht einen guten Eindruck, daß wir nicht

erschrocken sind, und es muß gehalten werden. Nicht hergeben, wasmöglich ist, und wenn schon, dann nicht bedingungslos. Nichteinschüchtern lassen. Ich bin dauernd mit den hiesigen Strömungenin Verbindung und sehe, daß es hier guten Eindruck macht, selbstwenn auch manche eine Wut haben.�

* * *

22. September 1938Zu Beginn einer Unterhaltung zwischen dem tschechischen

Staatspräsidenten Benesch und dem Gesandten Masaryk in Londonfordert Masaryk zunächst den Sekretär des Präsidenten untermehrfachem Hinweis auf die übergrosse Dringlichkeit undBeschleunigung des Auftrages auf, ihm jene Note vom 19. 9. 38,welche der tschecho-slowakischen Regierung von Newton und deLacroix überreicht worden sei, zu übersenden. Masaryk bemerktdazu, man solle den französischen Text wörtlich übermitteln, daman in London nicht wisse, was die Engländer den Tschechenversprochen hätten. �Unsere Freunde� � so erklärt Masaryk �wollten den Inhalt des Textes wissen. Er habe aus Prag nichtserhalten � so versichert Masaryk � und die Engländer hätten ihmden Text mit Absicht nicht gegeben, und auch Frankreich wolle ihnheute noch nicht zustellen; er (Masaryk) brauche ihn jedochdringend.

Dann wird die Unterhaltung zwischen Präsident Benesch undMasaryk wie folgt fortgeführt:

B.: �Hallo!�M.: �Guten morgen.�B.: �Ja, Nezdar.�M.: �Ich bitte Sie nur um eine Sache. Ich habe eben gebeten,

man möchte mir den Originaltext des Planes durchgeben.�B.: �Original? Da wurde Ihnen doch eine Depesche gesandt.�M.: �Nein, denn was man uns...�B.: (unterbricht) �Aha!�M.: �Den englisch-französischen Plan; man wird es

telefonieren, ich habe es schon einrichten lassen. HerrPräsident, dann ist eine Sache sehr wichtig.�

B.: �Ja.�M.: �Ordnung und Ruhe erhalten, während der Verhandlungen in

NNS

Godesberg. Daran liegt nun alles. Hier wächst die Sache lawinen-artig für uns.�

B.: �Ja.�M.: �Aber wir dürfen dem Volk nicht gestatten, dass es grosse

Demonstrationen macht, damit man nicht während des Chamberlain-Besuches sagen kann: �Sehen Sie, man hat uns die Verhandlungen jaselbst gestört.� � Und dann wäre Hitler Gelegenheit gegeben. Daslässt Ihnen Churchill, Eden und der Erzbischof<f>... ausrichten.�

B.: �Ja, ja.�M.: �Und ich bitte Sie, es wäre sehr gut, wenn Vavrecka oder

Hodza die Ermahnungen durch Rundfunk verbreiten würden.�B.: �Jawohl.�M.: �Nichts während der Verhandlungen unternehmen. Die Grem-

[i]en sind in unseren Händen. Man hat uns Garantien versprochen,aber es ist dringend nötig, dass wir diese Disziplin zeigen nochwährend der zwei bis drei Tage, so lange Chamberlain bei Hitlerist, sonst könnte die ganze Sache... Und dieses bitte mit allenmöglichen Arten zu verbreiten.�

B.: �Wird sofort geschehen.�M.: �Danke vielmals.�B.: �Ich bitte Sie nun andererseits, sich sofort an das

Foreign Office zu wenden und darauf aufmerksam zu machen, dasssich an der Grenze abermals die militärischen Formationenanhäufen. Heute in der Nacht hat man Asch besetzt. Es besteht dieGefahr, dass es so weitergeht. Unser Militär steht an der Grenze.Wenn irgendein Grenzübertritt erfolgen sollte, ob begründet oderunbegründet, im selben Augenblick gibt es einen Zusammenstoss,und die Katastrophe ist im gleichen Augenblick da. Wir halten underhalten und lassen keinen und nichts herein.�

M.: �Ja.�B.: �Verstehen Sie. Demzufolge bitte ich Sie, darauf

aufmerksam zu machen, dass auch von der anderen Seite absolutfest daran gehalten werden muss.�

M.: �Das werde ich sofort tun, und in der Hauptsache: Ruhewährend der Verhandlungen.�

B.: �Also absolute Ruhe.�M.: �Danke vielmals.�B.: �Bitte.�

* * *22. 9. 1938 nachmittags

In einer Unterhaltung mit Legationsrat Fragner vom tschech-ischen Aussenministerium führt Legationssekretär Lisicky bei dertschechischen Gesandtschaft in London u. a. aus, man solle inPrag unbedingt während der Verhandlungen in Godesberg jeglicheDemonstrationen unterlassen und Ruhe bewahren. Dies sei sehrwichtig. Die Verhandlungen würden nur 2-3 Tage dauern, undsolange müsste unbedingte Ruhe herrschen. Der Rekord, den die

NNT

Tschechen an Disziplin und Ruhe bisher aufgestellt hätten, dürfeauf keinen Fall im letzten Augenblick umgeworfen werden. Dennhier, in London, wachse die Begeisterung... �lawinenartig�. Diehöchsten Personen, z. B. Eden und auch die �Times� hättenerklärt, dass der tschechische Rekord an Disziplin einzigdastehe.

Es sei möglich, so fährt Lisicky fort, dass heute nachmittag(22. 9.) die englische Regierung zurücktreten werde. Fragnererwidert darauf, wenn man dies heute erklären würde, würde es inPrag niemand glauben. Darauf meint Lisicky, er habe aus Pariserfahren, dass drei Minister Proteste eingereicht hätten, undBonnet, �das Schwein�[,] gehen müsse. Auf Fragner�s Einwurf, dassnach Prager Erkundigungen das Pariser Publikum �froh und heiter�auf dem Korso spazierengehe, bemerkt Lisicky, dies sei auch 1914der Fall gewesen. Man dürfe nicht vergessen, dass das Volk sichwie ein �Schwein im Stalle� benehme: �Auf einmal dreht es sichum[,] und schon ist alles da�.

Auch der tschechische Militärattaché Kalla in London bestätigtdem Kriegsministerium in Prag gegenüber, dass ein Regierungssturzam 22. 9. möglich sei. Es fänden grosse Demonstrationen in Londongegen die englische Regierung statt. Nach seiner (Kalla�s)Ansicht müsse man eine Entscheidung bis Montag (26. 9.)hinziehen. Das englische Volk sei für die CSR, die Regierunggegen sie.

* * *

23. September 1938Um 11.05 Uhr findet folgende Unterhaltung zwischen de<n>[m]

tschechischen Gesandten in London, Masaryk, und StaatspräsidentBenesch statt:

M.: �Ich bitte Sie, hier ist eine sehr interessante Sache,mich hat hier der alte Lord angerufen, den haben sie genausobetrogen wie Sie.�

B.: �Den, der bei uns war?�M.: �Ja. Den hat man auf die schändlichste Art verkauft.�B.: �Ich hatte es im Gefühl.�M.: �Er war gestern abend noch der Überzeugung, wir hätten nur

bis 75% abzutreten. Als ich ihm von den 50% erzählte, brach erzusammen und weinte, wissen Sie?�

B.: �Ja, ja.�M.: �Ich habe schon von ihm das Dokument. Es ist ein erst-

klassiges Dokument, Herr Präsident. � Ist auf uns böse, sprichtvon Abtretung des Gebietes, aber absolut ordentlich, ehrlich. Erläßt Sie bitten, es nicht zu veröffentlichen, er wird es selbstloslassen und gibt Ihnen rechtzeitig Nachricht.�

B.: �Ja.�M.: �Ich sende es Ihnen heute mit Flugpost. Ist sehr interes-

NNU

sant. Hier ist nun tatsächlich enorme Begeisterung für unsereSache, und es ist gut, daß Sie es so eingerichtet haben undOrdnung gehalten wird. Das ist sehr wichtig. Aber man erwartet,daß bei uns eingefallen wird, so etwa Sonntag/Montag. Aber manmacht großen Druck in Warschau, und es wäre nicht schlecht, wennsie auch noch etwas darauf hinweisen würden.

B.: �Ja.�M.: �Wir machen hier, was wir können, und ich denke, daß es

sich hier bald definitiv regen wird, wenn man uns anfällt.�B.: �Ja, ich bitte Sie, ich sende Ihnen jetzt zwei dringende

Depeschen und bitte Sie, was sie nach der Situation für richtighalten, sofort beim Außenministerium dort vorzunehmen.Unermeßlich wichtig!�

M.: �Sagen Sie doch bitte, man möchte uns die Depeschentelefonieren.�

B.: �Wird sofort geschehen.�

* * *

24. September 1938Um 11.24 Uhr vormittags findet folgende Unterhaltung zwischen

dem tschechischen Staatspräsidenten Benesch und dem Gesandten JanMasaryk in London statt:

M.: �Ich bitte Sie, Herr Präsident, als erstes, daß man mirsofort den Text des Telegrammes chiffriert, mit dem man unsgeraten hat, wir sollten mobilisieren.�

B.: �Jawohl. Wird gemacht.�M.: �Zweitens, wie lautet der Plan?�B.: �Den wir jetzt erhalten sollen?�M.: �Jawohl.�B.: �Den haben wir noch nicht erhalten.�M.: �Also, Sie haben noch nichts?�B.: �Nein.�M.: �Hier sagt man, man hätte es nachts abgegeben.�B.: �So gegen 10 Uhr (22 Uhr) sagte der hiesige Gesandte

(Newton) zu Smutny..., er könne ihm nur einen Auszug geben, wiees dort... ausgesehen habe, der Rest würde uns zugesandt.�

M.: �Hier sind nun zwei Versionen: einmal daß es eineProforma-Abtretung sei, zum anderen, daß wir uns zurückziehen unddie Deutschen einmarschieren würden. Da müssen wir aufpassen,denn das ist ja nicht annehmbar.�

B.: �Ausgeschlossen.�M.: �Ich habe hier gesagt, wir sind soweit gegangen, wie wir

überhaupt gehen konnten und sind weiter bereit, alles für denFrieden zu tun. Aber wir könnten uns absolut nicht von unserenPositionen zurückziehen.�

B.: �Es ist ganz ausgeschlossen, daß wir aus unserenPositionen weichen.�

NNV

M.: �Das Militär bleibt da, wo es steht, um jeden Preis �geschehe was da wolle.�

B.: �Jawohl, so ist es.�M.: �Und der S<y>[i]rovy sitzt doch absolut fest?�B.: �Ja, sehr fest, es ist alles in Ordnung.�M.: �Es wird hier von allen erwartet, daß er sich hält. So muß

es auch bleiben, und sobald man auf uns zukommt, wirdgeschossen.�

B.: �Jawohl.�M.: �Es wäre gut, wenn hin und wieder einige Meldungen im

Rundfunk gebracht würden, und wenn es nicht möglich sein sollte,versuchen Sie, es mir zu telefonieren, und geht das auch nicht,dann müssen Sie es mir sofort chiffrieren.�

B.: �Jawohl.�M.: �Denn die Lumpen lassen es mir hier erst 24 Stunden

liegen, und wir verlieren damit viel Zeit.�B.: �Jawohl.�M.: �Hier sieht es jetzt sehr gut aus. Die Presse ist

ausgezeichnet. Ich habe um 4 Uhr nach Amerika über sämtlicheSender gesprochen und habe ihnen alles offen gesagt.�

B.: �Das ist sehr gut.�M.: �Ich habe auch gesagt, daß wir auf Wunsch Englands und

Frankreichs mobilisiert haben, verstehen Sie?�B.: �Gut so. Die Sache wurde mir gestern abend um 1/2 6 Uhr

übergeben, worin gesagt wird, daß beide Regierungen einig gehen,und man uns nicht mehr davor warnen könnte, zu mobilisieren.�

M.: �Und man hoffe, daß es in Ruhe durchgeführt wird, damitman den �alten Herrn� in Godesberg nicht stört.�

B.: �Ja, ja.�M.: �Es scheint so, daß ihn der Deutsche dermaßen fertig

gemacht hat, daß er heute früh kaum noch lallen konnte, so daßich glaube, daß die Sache für uns nicht so schlimm sein wird.�

B.: �Ja, ja.�M.: �Die Leute fürchten hier nur, wir würden wieder

nachgeben.�B.: �Nein, davor fürchte ich mich nicht. Es ist aber

selbstverständlich, daß eine große Reaktion kommt. Aber da werdeich sehen, wie die sich entwickelt, verstehen Sie mich?�

M.: �Was für eine Reaktion?�B.: �Die gegen den alten Plan.�M.: �Nun, allerdings, es geht ja nicht anders. Die Situation

ist ja jetzt auch anders. Wir haben seinerzeit den Planangenommen und jetzt... Ich weiß nicht, wielange wir noch werdentelefonieren können, denn man wird uns ja bald das Telefonabschneiden. Dann müssen wir eben eine Kurzwelle einrichten, umdauernd in Verbindung zu bleiben.�

B.: �Gut, gut.�M.: �Ich glaube, da<s>[ß] heute hier alle politischen

NOM

Richtungen für uns sind, sogar die �Times� sieht, daß wir Herrder Situation sind. Die ganzen Kunststücke haben aufgehört.�

B.: �Also hier ist absolute Ruhe. Die Mobilisation gehteinwandfrei vonstatten. Alles kommt den Gestellungsbefehlenstrikte nach, sogar die Deutschen. Die Regierung ist unbedingtHerr der Lage.�

M.: �Gut. � Und wenn etwas kommen sollte, dann werde ichsofort dahinter her sein. Und wir werden uns dann noch ver-ständigen, ob ich nach Amerika gehe oder nicht. Ich hoffe, daß eshier ziemlich schnell gehen wird. In Frankreich ist es bereits amWackeln. Ich bitte Sie, was ist dann mit Rumänien undJugoslawien?�

B.: �Vorläufig fest, so sagten mir gestern die hiesigenGesandten.�

M.: �Auf Polen habe ich hier auch einen schweren Druckausgeübt[,] und Rußland, glaube ich, regt sich schon.�

B.: �Ja, das ist fest.�M.: �Mehr konnten wir ja nicht machen.�B.: �Nun, ja, es sieht gut aus.�M.: �Herr Präsident, hier bewundert man unser Volk sehr, ohne

Unterschied von Klasse und Partei.�B.: �Ja, ja.�M.: �Man bewundert die Disziplin, die Schönheit und

Anständigkeit unseres Volkes.�B.: �Das ist sehr gut. Das ist wahr.�M.: �Da<s>[ß] ich Sie gern habe, wissen Sie. Geben sie Ännchen

einen Kuß und passen Sie auf sich auf.�B.: �Ja, ja, Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich

durchgemacht habe.�M.: �Ja, das muß schlimm gewesen sein, aber Sie haben doch

noch guten Schlaf?�B.: �Ja.�M.: �Die Hauptsache ist guter Schlaf und den Stuhlgang in

Ordnung halten.�

* * *

Zwischen dem Staatspräsidenten Benesch und dem tschechischenGesandten in London Masaryk kommt am 25. 9. 38 um 8.37 Uhrfolgende Unterhaltung zustande:

M.: �Herr Präsident, ich komme nach dem Mittagessen mit denwichtigsten Personen zusammen und glaube, es wäre gut, dass ichin Ihrem Namen heute nachmittag den Franzosen und Engländernzusammen etwas sage.�

B.: �Jawohl, ich bin gerade dabei, Ihnen eine Depesche zusenden.�

M.: �Nun sehen Sie, Herr Präsident, die Sache ist, gleich vonwelcher Seite gesehen, sehr grotesk. Sie haben doch wohl schon

NON

mein Telegramm erhalten, mit welchem ich Ihnen mitteilte, dassich mit Halifax gesprochen habe?�

B.: �Ja, ja.�M.: �Es ist nun alles so: Hier wird noch einmal ein Versuch

gemacht werden, verstehen Sie? Von der Konservativen Partei aus,und den müssen wir gleich zu Anfang zerschlagen!�

Benesch stimmt dem zu.M.: �Damit ich nun Ihre Ermächtigung habe, rief ich an. Wenn

Daladier hier ankommt, so sage ich, dass ich von Ihnen für ihn(Daladier) und die Engländer eine Mitteilung habe. In dieserMitteilung sage ich:

�Der Herr Präsident lässt mitteilen, dass wir mehr als denguten Willen gezeigt haben, dass wir jenen Plan angenommen hattenund auf Grund der Demarche den Krieg verhindert haben, ebenso denZerfall der Entente Cordiale. Dies alles wurde getan. Nochvorgestern wurde an das tschechische Volk appelliert, um HerrnChamberlain zu halten, und am Schluss bringt er nun dafür diesesDokument.��

Benesch stimmt zu.M. fährt fort: �Ich bedaure sehr[,] sagen zu müssen, dass

dieses Dokument nicht angenommen werden kann.�B.: �Nun, ich bin damit einverstanden und telegrafiere Ihnen

noch, und darin finden Sie noch einige Einzelheiten.�M.: �Ja, Sie haben ja die Karte schon gesehen.�Benesch bejaht.M.: �Das ist ja dasselbe, was sie wollten!�B.: �Nein, es ist bedeutend mehr. Es handelt sich um die

sofortige Übergabe des ganzen Staates in die Hände Hitler�s.�M.: �Ja, als zweites bitte ich mich zu ermächtigen, dass ich

alle Zeitungsredakteure heute nachmittag zu mir bestelle, umihnen zu sagen: �Das haben wir erhalten, und hier habt ihr es!�Ich habe vor mir die ganzen englischen Blätter liegen, und allesagen, absolut unmöglich usw.�

B.: �Nicht nur das, aber zeigen Sie auf der Karte, wie derStaat vernichtet werden soll!�

M.: �Bisher hat man mir die Karte nicht gegeben, es ist einegrosse Lumperei, und als ich mit Halifax sprach, hatte er selbstdie Karte auch noch nicht. Er hatte nur das, was �der� ihm dortgesagt hatte.�

B.: �Ausdrücklich wird ein Plebiszit verlangt und soll unterihrer Besetzung sein. Von Pilsen geht es etwa 40 km rund herum.Ostrau ist vollkommen eingekreist.�

M.: �Das würde ihnen gehören?�B.: �Ja. Opacko ist ganz darin, ganz eingekreist bis nach

Ostrau.�M.: �Also Witkowitz soll ihnen gehören?�B.: �Das ist noch nicht ganz ersichtlich.�M.: �Ostrau ganz?�

NOO

B.: �Es ist dann fast abgeschnitten. Witkowitz und Mährisch-Ostrau wären dann mit dem restlichen Teil Mährens nur durch einenganz kleinen Hals verbunden.�

M.: �Also kurz und gut! Ich möchte darum bitten, dass Sieheute nachmittag die Journalisten anrufen und ihnen das sagen.�

B.: �Ja, das ist schon möglich. Man wird ihnen auseinander-setzen müssen, wie dies ausfallen würde, dass also der ganzeStaat, die ganze Nation vernichtet würde. Nach ihren Vorschlägenist das so, dass wir eine vollständige Volksabstimmung machenmüssten (sollten?), und unmittelbar bei uns, so dass er... nachihrer Besetzung das alles haben würde, so also, dass für dieVerbindung zwischen der Tschechei, Mähren und der Slowakei nurein Hals von 60 km Breite bleiben würde.

M.: �Also ich kann sagen, es ist einfach unmöglich, dass wires annehmen.�

B.: �Praktisch ist es einfach undurchführbar.�M.: �Das kann ich nicht sagen. Ich muss sagen, dass es uns

einfach unmöglich ist, es anzunehmen.�B.: �Das können Sie sagen, Sie haben vollkommen die

Genehmigung dazu.�M.: �Ich werde mit dem Aussenminister zusammen kommen und ihm

das irgendwie sagen. Ich möchte Sie in diesem historischen Augen-blick bitten, dass Sie mir Ihre Erlaubnis geben, Ihre und dieS<y>[i]rovys usw.�

B.: �Ja.�M.: �Deutschland macht scharfe Angriffe auf S<y>[i]rovy usw.

Er sei Bolschewist usw. Er hat doch von England die höchsten Aus-zeichnungen für Bekämpfung des Bolschewismus.� B.: �Ja, das istnötig mitzuerwähnen.�

M.: �Ich werde es mir in aller Ruhe vorbereiten und dannversuchen, dass ich von der ganzen Delegation empfangen werde.�

B.: �Die Hauptsache ist, dass man nun von uns nicht eineEvakuierung von Gebieten verlangt, dass die Armee zurückgehensoll. Wir können nicht von dem abweichen, was wir maximalbewilligt haben. Da ist die Kommission, die Garantien usw.�

M.: �Nach dem englisch-französischen Plan.�B.: �Ruhig sachlich!�M.: �Sachlich werde ich ihnen sagen, dass wir alles getan

haben, wie wir das angenommen haben und jenes, das ist selbst-verständlich, das kommt von selbst. So werde ich das machen! Wirkönnen nicht annehmen.�

B.: �Einverstanden!�

Um 11.35 Uhr setzt sich Benesch erneut mit Masaryk in Ver-bindung und sagt:

B.: �Uns wurde mitgeteilt, dass wir die Antwort durch Englandschicken sollen. � Zweitens, dass sie mit uns diskutieren wollen,am besten am Montag. Es würde in England sein, und wir sollten

NOP

einen Repräsentanten schicken.�M.: �Wer will mit uns diskutieren?�B.: �Chamberlain.�M.: �Und gestern haben Sie gehört, dass sie in Genf zusammen-

treten wollen.�B.: �Das sagte mir Halifax.�M.: �Ich denke, dass es nötig ist, diese Veröffentlichung zu

machen, dass wir nicht annehmen.�B.: �Das ist selbstverständlich! Und in dieser Sache des

Repräsentanten... wir haben hier den Pariser.�M.: (nach langer Pause): �Äh, äh!�B.: �Damit Sie in Verbindung bleiben. Wie denken Sie?�M.: �Nun, ich bin bereit! Gut, Frankreich und England.�Nach beiderseitiger Wiederholung, dass die deutschen

Bedingungen absolut unannehmbar sind, fährt der Gesandte fort:M.: �Ich werde das alles sagen, ich habe offiziell gefordert,

dass ich von beiden Delegationen empfangen werde, und sie sagtenmir das auch schon zu.�

B.: �Und die ganzen Folgen aufzeigen!�M.: �Ich werde auf alle Details eingehen wie Witkowitz, Brünn,

Pilsen!�

* * *

25. September 1938Um 19.05 Uhr wird zwischen dem tschechischen Gesandten Masaryk

und Benesch folgende Unterhaltung geführt:M.: �Ich habe es übergeben, wie ich Ihnen gesagt habe.�B.: �Ja.�M.: �Ich wurde dann gerufen und hatte eine Unterredung von

einer Stunde. Die Ignoranz ist von einem derartigen Charakter,daß Sie es kaum glauben werden. Sie bekommen darüber eineChiffre.�

B.: �Ja.�M.: �Ob wir damit einverstanden sind, wenn es gelingen würde,

in letzter Minute eine Konferenz zustande zu bringen, an der wiralle beteiligt wären?�

B.: �Ja.�M.: �Ich antwortete selbstverständlich mit ja, wenn von

vornherein durch die Grossmächte garantiert wird, daß inzwischennichts geschieht. Sind Sie einverstanden?�

B.: �Was für eine Konferenz? Um es in Ordnung zu bringen?�M.: �Jawohl. Ein anderes System als der letzte skandalöse

Vorschlag.�B.: �Welcher? Der von ihm?�M.: �Er wird einen verzweifelten Versuch machen, damit er

davon abgehe, verstehen Sie?�B.: �Ja.�M.: �Sind Sie einverstanden?�B.: �Nun, das ist eine sehr schwere Sache, darauf zu

NOQ

antworten. Weil man uns nötigen wird, es einzuhalten, und bei derKonferenz zwingt man uns noch zu neuen Sachen.�

M.: �Das heisst, es würde bedeuten, daß der Plan zuerst einmalfallen würde.�

B.: �Und auch die ursprünglichen Propositionen?�M.: �Jawohl, das würde bedeuten, daß es eine neue Grundlage

würde.�B.: �Nun ja, dann ja.�M.: �Er hat es gar nicht begriffen, daß wenn wir jetzt einen

neuen Plan bekommen haben, daß der alte nicht mehr existiert.Wissen Sie? Er hat es nicht begriffen.�

B.: �Ja.�M.: �Die Garantien, die in dem sind, existieren nicht in dem

neuen, daher fällt es weg.�B.: �Ja. Wenn alles auf neuer Basis, dass auch auf die

ursprünglichen französisch-englischen Vorschläge nicht bestandenwird und wenn uns die Garantie gegeben wird, daß man uns Ruhegibt solange, dann ja.�

M.: �Ja, ich werde so antworten, um Sie nicht zu engagieren.Die Franzosen haben Instruktion, daß das, was über den ursprüng-lichen französisch-englischen Vorschlag hinausgeht, nicht annehm-bar ist.�

B.: �Gut, es müsste eine neue Basis gefunden werden.�M.: �Neue Basis, jawohl. Danke.�

* * *

26. September 1938Zwischen dem tschechischen Gesandten in London, Jan Masaryk,

und Dr. Jina vom Prager Aussenministerium wurde heute um 9.57 Uhrfolgende Unterhaltung geführt:

J.: �Mit den hiesigen Gesandten wurde das so gemacht, wie Siedas verlangt haben. Weiterhin ordnet �unser Herr� an, dass es gutist, wenn ich das mache. Das ist alles.�

M.: �Ich möchte nur das sagen: das, was ich gestern mit Smutnyvereinbart habe, das lässt sich alles chiffrieren. Von denSachen, die so eilig sind, eine grosse Zusammenstellung zumachen, wäre vollkommen überflüssig. Ich habe schon eine solcheZusammenstellung den Journalisten gegeben, und wenn Sievielleicht anrufen würden... Ich möchte jetzt einige Punkteabschicken, chiffrieren, die mir als die ärgsten erscheinen, undich vergleiche das mit dem, was wir bearbeitet haben. Aber wiemachen wir das? Ich möchte offiziell sagen, dass es so vielesind, die unannehmbar sind, dass das ein Buch werden würde, fürdas im Augenblick gar keine Zeit vorhanden ist. Verstehen Siemich?�

J.: �Ich verstehe sehr schlecht.�M.: �Also hören Sie zu: Sie haben doch das mit diesen

Gesandten gemacht. Ich sage also, man müsste so sagen, dass sichdie Regierung entschlossen hat, nicht dieses große Buch zu

NOR

machen.�J.: �Was nicht zumachen?�M.: �Das grosse Memorandum.�J.: �Gut, das muss man also sagen.�M.: �Man muss sagen, dass die Punkte so evident und unannehm-

bar...�J.: �Moment, ich schreibe.�M.: �Ich habe das der Regierung abgegeben, was Sie dort

haben.�J.: �Also, man muss sagen, dass sich die Regierung

entschlossen hat, das Memorandum...�M.: (unterbricht) �Sich entschlossen hat, momentan ein grosses

Memorandum, das eilig abgeschickt werden müsste, nicht auszu-arbeiten. Unser Entschluss, der das ablehnt, zeigt schon selbst,worum es sich handelt. Dass es notwendig sein wird, zuirgendeinem friedlichen Ausgleich und internationalenVerhandlungen zu kommen. Wir bereiten das Material vor. Dassbezüglich unserer Antwort, die wir erteilt haben, irgendwelcheweitere Erläuterungen an dieser Antwort nichts ändern würden. Dasist hundertprozentig negativ. Deshalb hat sich die Regierungentschlossen...�

J.: (unterbricht) �Ich verstehe.�M.: �Nun, eine zweite Sache: hier ist es sehr gut. Alle Zeit-

ungen stellen sich hundertprozentig hinter uns. Es gibt nichteine einzige Zeitung, die für die andere Seite Partei ergreift.Der französische Kriegschef ist soeben nach London gekommen.Wissen Sie das schon?�

J.: �Nein.�M.: �Gamelin. Mein Standpunkt, den Sie bekommen haben, hat

absolut gesiegt. Sie können dem Herrn (Benesch) sagen, dass diesgerade im Kabinett einen ungeheuren Eindruck hervorgerufen hat,und dass mir vom Kabinett gesagt wurde, dass dies ein derartklassisches Dokument sei, dass weder gegen seinen Stil nochseinen Ton das geringste gesagt werden kann. Noch ein sehrwichtiger Punkt: es wurde gesagt, dass sie gegen dieMobilisierung keine Einwendung machen.�

J.: �Bei uns in Prag?�M.: �Es wurde von beiden gesagt, von den Franzosen und den

Engländern. Es wurde gesagt, dass sie uns schon nicht mehr ratenkönnen, nicht zu mobilisieren. Dazu haben sie hinzugefügt, dasssie hoffen, dass diese Mobilisierung nach Möglichkeit reindefensiv bleibe, damit sie der anderen Seite keine Gelegenheitbietet.�

M.: �Es ist absolut und definitiv erwiesen, dass sie überzeugtwaren, dass wir mobilisieren werden. Irgendwelche Versuche, dievorgekommen sind, dass sie uns eigentlich nicht dazu geratenhaben, sind dadurch überholt, dass sie uns gesagt haben, dass wirdas nur defensiv tun möchten. Das wäre sonst alles. Jetzt geht esnoch darum, dass ich einige Punkte über die Unannehmbarkeitbekomme, damit diese Geschichte mit dem Flugzeug definitiv

NOS

liquidiert wird. Offiziell habe ich das schon liquidiert.�J.: �Ist schon liquidiert?�Masaryk erklärt noch, dass er irgendwelche roten oder blauen

Bücher... die �Orbis� herausgi<e>bt, der Regierung nichtübergeben wird.

J.: �Das ist selbstverständlich. Noch eines: um wieviel Uhrhaben <s>[S]ie die Note übergeben?�

M.: �Gestern um 5.30 Uhr abends. Und gleichzeitig habe ich dasder französischen Gesandtschaft übergeben.�

J.: �Wussten Sie nicht, dass dort die Franzosen sein werden?�M.: �Das habe ich schon gewusst, aber nachdem ich um...

(unverständlich) erfahren habe, dass sie kommen, habe ich dasunverändert gelasseny und der Regierung gesagt, dass ich aufBefehl von Prag von meinem Wunsch Abstand nehme, dass ich dieseErklärung den beiden Delegationen auf einmal machen könnte, dassich das deshalb der Regierung gebe, damit sie es in Händen hat,bevor die Franzosen kommen, und dass ich es den Franzosen gebe,damit sie unsere Stellungnahme haben, bevor sie mit denenglischen Staatsmännern zusammenkommen. Inzwischen werde ichaber nichts veröffentlichen. Ich lasse nicht los. Natürlich, wennirgendeine Sache geschehen sollte, wenn eine Avergenz erfolgt,dass der Präsident es für gut hält, dann werde ich es sofortveröffentlichen. Inzwischen lasse ich nicht los.�

J.: �Unsere Presse veröffentlicht das Hitler-Memorandum mitder Karte.�

M.: �Das ist richtig. Das haben sie jetzt schon in der ganzenWelt.�

J.: �Das ist ausgezeichnet, Sie haben uns sehr erfreut.�M.: �Ich habe den Eindruck, dass ich gestern eine historische

Tat vollbracht habe.�J.: �Ich gratuliere.�

* * *

26. September 1938Zwischen dem Staatspräsidenten Benesch in Prag und dem

tschechischen Gesandten Masaryk in London entwikkelt sichfolgende Unterhaltung:

B.: �Sie haben doch Nachricht, daß die (Daladier und Bonnet)nicht kommen.�

M.: �Jawohl, und ich habe demzufolge der hiesigen Regierungeine Note abgegeben, in der ich sozusagen darlege, warum es nichtannehmbar ist. Die Note wird vorläufig nicht veröffentlicht.�

B.: �Jawohl.�M.: �Gleichzeitig habe ich Corbin... Mitteilung gemacht und

hatte mit Osusky, Paris,... gesprochen, er solle es ins franzö-sische übersetzen und der französischen Regierung dann übergeben.Er ist vollkommen einverstanden.�

B.: �Gut.�M.: �Mit der Auslegung, warum es nicht annehmbar ist; um 17.30

NOT

Uhr spreche ich schon mit Chamberlain und Halifax über dieseNote.�

B.: �Aha.�M.: �Sie sind einverstanden?�B.: �Einverstanden.�M.: �Und Sie werden sehen, daß grosse Sachen geschehen

werden.�B.: �Gut.�M.: �Gott mit Ihnen.�B.: �Gut. Hallo!�M.: �Bitte?�B.: �Es muss so gemacht werden, daß � eh, Sie werden mich

schon verstehen.�M.: �Ich sage, wir haben es, das Vorhergegangene unter

schwerem Druck angenommen � können aber jetzt ? nichts mehrannehmen, ersuchen nun, da �Ihr� uns da hineingerissen habt, daßIhr uns nicht verlasst.�

B.: �Ja.�M.: �So ist es abgegeben, anders geht es nun nicht mehr.�

* * *

26. September 193812.53 Uhr: Der tschechische Gesandte in London, Masaryk,

unterrichtet Staatspräsident Benesch von einem Kommuniqué, dasdie britische Regierung im Begriff sei zu veröffentlichen, dasaber vorläufig in der C.S.R. noch nicht losgelassen werden solle.Das Kommuniqué laute:

�Der Vorsitzende der Regierung hatte bis zum Nachmittagweitere Beratungen mit den französischen Ministern. DerVorsitzende der Regierung hat sich in vollkommenem Einverständnismit dem französischen Minister entschlossen, eine persönlicheMitteilung dem deutschen Reichskanzler zugehen zu lassen, und zudiesem Zweck ist heute vormittag Sir Horace Wilson nach Berlinabgefahren.�

Der Vorsitzende der Regierung bitte ihn (Masaryk) mitzuteilen,daß die nach Berlin übermittelte Botschaft in keinem Falle denBeschluß der tschechoslowakischen Regierung präjudiziere. Manmache einfach diesen Vorschlag, da die Verhandlungen zwischen derdeutschen und der tschechischen Regierung geeignet seien, einekriegerische Aktion zu vermeiden. Sowohl das Kommuniqué wie auchdiese letztere zusätzliche Mitteilung seien vertraulich, aber er(Masaryk) wolle doch Benesch unterrichten. Masaryk erklärt dann:

�Ich werde mitteilen, daß ich Ihnen das übergeben habe undgleichzeitig werde ich sagen, daß Sie das zur Kenntnis nehmen,daß Sie aber sofort gesagt haben, daß eine bilaterale Verhandlung� daß Sie sich so etwas überhaupt nicht vorstellen können.�

B.: �Erstens das, und dann, wenn man das nach so langer Zeitnunmehr auf eine bilaterale Linie verschiebt, daß das zu keinemSchluß kommen könne.�

NOU

M.: �Das verstehe ich, ich will auch nur sagen, Sie hätten daszur Kenntnis genommen, daß Sie auch im letzten Augenblick allemöglichen Versuche machten, daß Sie aber alle Reserven bezüglichder Möglichkeit einer bilateralen diplomatischen Verhandlung mitBerlin machten. Sind Sie einverstanden?�

B. (zögert sehr lange): �Und was will man eigentlich damitsagen? � Bedeutet das, daß jene sämtlichen Pläne fallen?�

M.: �Davon sagten sie nichts. Ich glaube, es wird sehr not-wendig sein, daß die Regierung hierzu Stellung nimmt, daß wirselbstverständlich bereit sind zu verhandeln, aber ohne Garantienganz ausgeschlossen, und was die bilateralen Verhandlungenbetrifft...�

B. (unterbricht): �Ist das vertraulich?�M.: �Ja.�B.: �Und darüber wird kein Kommuniqué ausgegeben?�M.: �Nein.�B.: �Dann möchte ich Sie bitten, daß Sie sofort bei dem einen

wie bei dem anderen, also bei den Franzosen und bei den Engländ-ern, feststellen, was das sein soll.�

M.: �Ich habe bereits mit allen gesprochen, sie wissen esnicht. Ich habe mit den Franzosen gesprochen, und die Mitteilung,die sie gemacht haben, haben sie niemandem gegeben und geben sieauch niemandem. Ich werde also sagen, daß Sie bezüglich der Mög-lichkeit einer bilateralen Verhandlung sämtliche Vorbehaltemachten, und daß Sie dankbar wären, wenn Sie die Mitteilung sehenwürde, die gemacht wurde..., nicht?�

B. (zögert sehr lange): �Ich würde so antworten: Wir möchtenwissen, welchen Sinn und Zweck das hat, diese bilaterale Ange-legenheit, nach so wochenlangen kollektiven Verhandlungen. Dasmuß ich zuerst wissen, ehe ich eine Antwort gebe.�

M.: �Also, kurz und gut, nach mehreren Wochen kollektiverVerhandlungen sehen Sie überhaupt keine Möglichkeit, noch einenSinn...�

B. (unterbricht): �Nein.�M. (vollendet)[:] �. . . dieses jetzt auf bilateraler

Grundlage zu tun.�B.: �Nein, ich möchte, daß Sie sagen: Ich möchte wissen, was

sie sich dabei denken, und dann würde ich die Antwort daraufgeben.�

M.: �Das ist hier so, Herr Präsident, das ändert sich hier voneinem Mal zum anderen, und wir können keine großen Spekulationenanstellen. Ich möchte deshalb um eindeutige Mitteilung bitten,was ich sagen soll.�

B.: �Sagen Sie ihnen folgendes: Da<s>[ß] nach mehrwöchigenkollektiven Verhandlungen ich es nicht gut verstehe, warum mandies jetzt auf diese andere Linie bringt, und daß ich das wissenmöchte.�

NOV

EEiinn eerrrreeggeennddeerr DDookkuummeenntteennffuunndd

Das hier abgedruckte Dokument ist � von einigen einzelnen Seiten abgesehen � dereinzige Original-FA-Bericht, der uns erhalten geblieben ist, denn 1945 vernichtete dasForschungsamt seine Akten, um sie nicht den Siegern in die Hände fallen zu lassen.Dieser FA-Sammelbericht stammt aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes.Zusammen mit anderen von den Westalliierten erbeuteten Dokumenten wurde es voneiner englisch-französisch-amerikanischen Historikerkommission, deren Aufgabe eswar, keine Kontroverse über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges möglich werden zulassen, gesichtet und ausgewertet. Während der Berliner Blockade 1948/49 wurdenalle diese Dokumente nach Großbritannien ausgelagert; zehn Jahre später wurden sieder Bundesrepublik Deutschland übergeben.

Die besondere Bedeutung dieses Dokuments liegt aber nicht nur darin, daß eseines der wenigen übergebliebenen Originale ist: Es vermittelt einen wertvollenEinblick in die britische Politik gegenüber Deutschland im letzten Jahr vor dem Kriegbis zur britischen Kriegserklärung an Deutschland am 3. September 1939 um 11.00Uhr. Die Objektivität der FA-Arbeit wird hier sehr deutlich � es fehlt jeglicheStellungnahme, und dem IV. Kapitel ist ein zusätzlicher Hinweis vorangestellt, daßjede Ergänzung durch bis dahin erschienene Weiß- (deutsche) und Blau-Bücher(britische amtliche Veröffentlichungen zur auswärtigen Politik) unterblieben wordensei. So stützt sich dieser Bericht ausschließlich auf zwei Arten von Quellen: jedermannzugängliche Presseberichte und abgefangene diplomatische Telegramme undabgehörte Telefongespräche, die nur dem Forschungsamt zur Verfügung standen.

Das Dokument ist auf dem für diese Berichte charakteristischen braunen Papierverfaßt. Auf der ersten Seite trägt es handschriftlich den Namen des Unter-staatssekretärs im Auswärtigen Amt Ernst von Woermann sowie sein Namenszeichen�W� als Zeichen, daß er es gelesen hat. Es befand sich in den Akten seines Büros, istaber offensichtlich weder von der normalen noch gar von der geheimen Registrierungdes Außenministeriums erfaßt worden, da es weder eine Aktennummer noch einemEingangsstempel, Verteilerschlüssel oder sonstige Vermerke aufweist. Das einzigeoffizielle Merkmal ist die Bezeichnung �U[nter] St[aatssekretär] Auswärtiges � Amt�.Vermutlich ist es vom Forschungsamt mit der maschinegeschriebenen Adresseversehen worden.

Jede Seite trägt die vom Forschungsamt für dieses Dokument vergebene Nummer�N 140.098� und eine aufgedruckte Blattnumerierung von 323.510 (auf Seite 1) bis323.591 (auf Seite 82). Ferner befindet sich auf jeder Seite eine längere Warnung, dieauf die Geheimhaltungspflicht hinweist. Äußere Merkmale lassen darauf schließen,daß der FA-Bericht im November 1939 verfaßt wurde, mit Sicherheit aber vor dem

NPM

11. Februar 1940, da ein FA-Bericht mit der Nummer N 150.721 auf diesen Tagdatiert ist.

Die Fußnoten, die im Original je Seite mit 1 beginnend durchnumeriert sind,wurden hier zusammen mit den N-Nummern, die im Original links neben dem Textstehen, im Anmerkungsapparat untergebracht. Die Seitenzahlen beziehen sich auf denOriginal-FA-Bericht und nicht auf die Paginierung dieses Buches.

Quelle: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn.

Geheime Reichssache!

1. Dies ist ein Staatsgeheimnis im Sinne des RStGB. (AbschnittLandesverrat) in der Fassung des Gesetzes vom 24. 4. 1934.

2. Nur für die vom FA verpflichteten und zum Empfangberechtigten Personen bestimmt und diesen gegenEmpfangsbescheinigung auszuhändigen.

3. Beförderung nur in doppeltem Umschlag und durch Kurier oderVertrauensperson.

4. Vervielfältigung jeder Art, Weitergabe im Wortlaut oderHerstellung von Auszügen im Wortlaut verboten.

5. Empfänger haftet für sichere Aufbewahrung im Geheimschrank,Nachweisbarkeit und Rückgabe. Verstoß hiergegen zieht schwersteStrafen nach sich.

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Zu der englischen Politikvom Münch[e]ner Abkommenbis zum Kriegsausbruch

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Inhaltsübersicht

I. Englands Haltung nach dem Münch[e]ner Abkommen bis zurBesetzung Böhmens und Mährens

1.) Die Erklärung Chamberlains zur Verteidigungseiner Münchner Politik .............................S. 5

2.) Die Haltung Hendersons bei den Beratungender Internationalen Kommission ......................S. 6

3.) Wachsende Opposition gegen die Münch[e]nerPolitik in England ..................................S. 7

NPN

4.) Verschärfung der deutsch-englischenBeziehungen durch die Pressecampagne desNovember 1938 .......................................S. 8

5.) Anzeichen für eine beginnende Loslösung vonder Münch[e]ner Politik im Beginn des Jahres1939 ...............................................S. 10

6.) Abkehr von München als Reaktion auf diedeutsche Besetzung Böhmens und Mährens .............S. 11

II. Die englische Einkreisungspolitik

1.) Das Einkreisungsprogramm und die erstendiplomatischen Schritte zu seiner Ausführung .......S. 13

2.) Die britischen Pläne auf dem Balkan.................S. 14

3.) Die englisch-türkischen Vertragsverhandlungen.......S. 16a) Der Widerstreit der englisch-italienischen

Interessenb) Einfluss der italienischen Besetzung Albaniens

auf die türkische Vertragsbereitschaftc) Der erste englische Vorschlag und die türkische

Antwortd) Türkisches Interesse an einer Zusammenarbeit

mit der UdSSRe) Schwierigkeiten um den �Artikel 6� des Vertrags-

entwurfs

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4.) Die Rolle Rumäniens bei der Einkreisung ............S. 23a) Die ersten Meldungen über die Absicht Englands,

auch Rumänien ein Garantie-Versprechen zu gebenb) Die englische Garantie-Erklärungc) Der Besuch Gafencus in London

5.) Die britische Garantie-Erklärung fürGriechenland ........................................S.28

6.) Die britischen Bemühungen um Bulgarien..............S. 30a) Pläne einer Einbeziehung Bulgariens in ein

umfassendes Balkan-Systemb) Sondierung der bulgarischen Bedingungenc) Englische Fühlungnahme mit Rumänien und

Griechenland wegen der von diesen StaatenBulgarien zu gewährenden Konzessionen

NPO

7.) Die englische Politik gegenüber Jugoslawien.........S. 35a) Englische Hoffnungen auf Jugoslawien vor

dem Rücktritt Stojadinovic�b) Der Besuch des Prinzregenten Paul in London

8.) Zu den englisch-russischen Paktverhandlungen........S. 38a) Die englischen Vorschläge und die sowjet-

russischen Gegenvorschläge und Bedingungenb) Die Haltung der nicht unmittelbar beteiligten

Staaten zu den Verhandlungen in Moskauc) Die Hintergründe der Schwierigkeiten bei den

Moskauer Verhandlungen

9.) Die Entwicklung des englischen Verhältnisseszu Polen ...........................................S. 52a) Erste englische Annäh[e]rungsversuche nach der

Besetzung Böhmens und Mährensb) Die britische Garantie-Erklärung für Polenc) Der Besuch des Oberst Beck in Londond) Nach der Endigung des deutsch-polnischen

Nichtangriffsvertragese) Der Abschluss des englisch-polnischen Bündnisses

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III. Die Rückwirkung der Einkreisungspolitik auf die Entwicklungder deutsch-englischen Beziehungen nach der BesetzungBöhmens und Mährens

1.) Zunahme der deutschfeindlichen Stimmungin England .........................................S. 60

2.) Rückkehr Hendersons nach Berlin und Einführungder Wehrpflicht in England .........................S. 61

3.) Die vernichtende Wirkung der englischenGarantie-Erklärung für Polen auf das deutsch-englische Flottenabkommen ..........................S. 63

IV. Die letzten 10 Tage vor Kriegsausbruch

1.) Überreichung des Briefes Chamberlains vom 22. 8.an den Führer durch den britischen Botschafter .....S. 66

2.) Unterredung Hendersons mit dem Führer am 25. 8.,Reise Hendersons nach London und abermaligerEmpfang Hendersons durch den Führer am 28. 8. ......S. 69

NPP

3.) Der 30. August......................................S. 73a) Britische Bemühungen, die Frist für das

Eintreffen eines polnischen Unterhändlerszu verlängern

b) Bekanntgabe der 16 Punkte durch den Reichs-aussenminister an Henderson

4.) Der 31. August......................................S. 76a) Henderson befürchtet eine deutsche Aktion

binnen 2-3 Stundenb) Er schlägt vor, den Polen zu raten, ihre Bedenken

wegen des modus procedendi zurückzustellenc) Zur Bekanntgabe der 16 Punkte im deutschen Rundfunk

5.) Der Verlauf des 1. September........................S. 78a) Henderson glaubt, ein Zusammentreffen zwischen

Generalfeldmarschall Göring und Rydz-Smiglywäre der einzige Ausweg

b) Warnung der britischen Regierung, dass sieihre Verpflichtungen Polen gegenüber werdeerfüllen müssen

6.) Die Überreichung des britischen Ultimatums..........S. 80

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I.

Englands Haltung nach dem Münchener Abkommenbis zur Besetzung Böhmens und Mährens

Die Erklärungen Chamberlains zur Verteidigungseiner Münchener Politik

Mit der Unterzeichnung des Abkommens von München am 29. 9. 39und der sich daran schliessenden deutsch-englischen Erklärung vom30. 9. 38 schien die Gewähr dafür gegeben, dass das VerhältnisEnglands zum Reich eine von beiden Seiten erstrebte Neuregelungder gegenseitigen Beziehungen auf Grund freundschaftlicherZusammenarbeit für eine friedliche Lösung aller Probleme erfahrenkonnte. So erklärte der englische Ministerpräsident in seinerRede vom 3. 10. 38 im Unterhaus: �Ich glaube, es gibt viele, diemit mir der Ansicht sind, dass diese vom deutschen Reichskanzlerund mir unterzeichnete Erklärung etwas mehr ist als nur einefromme Äusserung der Ansichten. In unseren Beziehungen zu anderenLändern hängt alles davon ab, dass Aufrichtigkeit und guter Willeauf beiden Seiten vorhanden sind. Ich glaube, dass hier

NPQ

Aufrichtigkeit und guter Wille auf beiden Seiten bei diesemDokument vorhanden sind. Das ist der Grund, warum für mich seineBedeutung weit über die in ihm vorhandenen tatsächlichen Wortehinausgeht.� An einer anderen Stelle dieser Rede hiess es: �Heuteund in der Vergangenheit sind harte Dinge über den deutschenReichskanzler gesagt worden. Ich glaube, das Haus sollte dieSchwierigkeit für einen Mann anerkennen, in dieser Lage seineemphatischen Erklärungen zurückzunehmen, die er vorher

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gemacht hatte. Es sollte anerkennen, dass seine Zustimmung dazu,jene Dinge, die bereits ein für allemal beschlossen waren � wennauch im letzten Augenblick � noch einmal mit den Vertreternanderer Mächte zu erörtern, einen echten und substantiellenBeitrag darstellt.�

Die Haltung Hendersons bei den Beratungender �Internationalen Kommission�

Bei den Arbeiten der �Internationalen Kommission� für dieRegelung der Anwendung des Münchener Abkommens zeigte sich beidem Vertreter Englands, dem britischen Botschafter in Berlin, SirNevile Henderson, eine oft zu Tage tretende unentschlosseneHaltung, die erkennen liess, dass England bestrebt war, weiterhineine eigene und ungebundene Politik in Europa zu betreiben. Ausden vorliegenden Unterlagen1 geht hervor, dass Henderson inseiner Mitarbeit durch seine Haltung wiederholt zu SpannungenVeranlassung gab, die bei der Abwicklung der Geschäfte derKommission auftraten. Infolgedessen musste der Eindruckentstehen, dass England durch seine Delegierten versuchte, dieDurchführung der Münchener Vorschläge zu komplizieren.2 Dass derenglische

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Ministerpräsident selbst wegen dieses Eindruckes besorgt war,geht aus der Botschaft hervor, die er am 5. 10. 1938 dem Führerim Hinblick auf die bevorstehende Rede im Sportpalast am 5. 10.1938 durch die britische Botschaft übermitteln liess, und in derer der Hoffnung Ausdruck gab, dass sich die Differenzen baldbeilegen lassen würden.3

Wachsende Oppositiongegen die Münchener Politik in England

Der Rücktritt des Ersten Lords der Admiralität, Duff Cooper,am 1. 10. 1938 stellte die erste sichtbare Reaktion unter den

NPR

Gegnern des Münchener Abkommens dar. Zwar bedeutete nach AnsichtHendersons dieser Rücktritt in keiner Weise die Erschütterung derStellung des Ministerpräsidenten und seiner Politik,4 docherschien er gewissermassen als das Signal für eine kritischereBetrachtung der Regierungspolitik in weiten Kreisen deröffentlichen Meinung, die von der Opposition aufgegriffen undgenährt wurde.5 So fasste

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der Sender Daventry am 7. 10. 38 den Rücktritt Duff Coopers alsBeweis für die �Zweifel und Sorgen mancher Kreise� auf, mit denendiese den kommenden politischen Ereignissen entgegensähen.6 DieseStimmung wuchs in den ersten Oktobertagen derartig an, dass sichChamberlain veranlasst sah, in seiner oben erwähnten Botschaft anden Führer darum zu bitten, der Führer möge in seiner Rede am 5.10. 38 �in irgendeiner Weise auf die Fühlungnahme, die er mit demMinisterpräsidenten gehabt habe, näher eingehen, wodurch er denMinisterpräsidenten bei der Leitung der öffentlichen Meinung inEngland unterstützen würde�. Für die innerpolitischen Schwierig-keiten Chamberlains ist ferner ein Bericht des japanischenBotschafters in London, Shigemitsu, vom 16. 12. 38 aufschluss-reich,7 in dem es hiess, �gegenüber der Politik Chamberlainsherrsche in England Misstrauen, und die Atmosphäre des Wider-standes sei entsprechend stark�.

Verschärfung der deutsch-englischen Beziehungendurch die Pressekampagne des November 1938

Zu einer weiteren Verdichtung dieser Atmosphäre führten diedurch den Mord an dem Gesandtschaftsrat vom Rath in Parishervorgerufenen deutschen Presseangriffe gegen oppositionelleenglische Politiker, die am 11. 11. 38 den britischenAussenminister Lord Halifax veranlassten, die Botschaft in Berlinanzuweisen, wegen dieser Angriffe bei der Reichsregierung zuintervenieren.8 Der englische Aussenminister bezeichnete dieVeröffentlichung derartiger Angriffe als unverantwortlich undausserdem unvereinbar mit

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dem Geist seiner im November letzten Jahres in Berlin gepflogenenBesprechung sowie mit dem Sinn der vom Ministerpräsidenten unddem Reichskanzler in München unterzeichneten Erklärung. Am 14.11. 38 nahm Ministerpräsident Chamberlain im Unterhaus hierzuStellung. Gleichzeitig riefen die antijüdischen Demonstrationenim Reich einen äusserst scharfen englischen Pressefeldzug gegenDeutschland hervor, bis dann am 19. 12. 38 der erste grosse und

NPS

offizielle Angriff gegen die Politik von �München� im Unterhausstattfand, bei dem der Ministerpräsident gegen denMisstrauensantrag der Sozialisten eine Verteidigungsrede fürseine Politik halten musste. Die in der Rede enthalteneErklärung, er warte immer noch auf ein Zeichen von Seiten derReichsregierung, dass sie bereit sei, ihren Anteil am Frieden zuleisten, wurde von der englischen Öffentlichkeit als erstesZeichen der Erschütterung des Vertrauens Chamberlains in diedeutsche Haltung nach den Münchener Besprechungen aufgefasst.�Manchester Guardian� vom 20. 12. 38 gab seinem dieser ErklärungChamberlains gewidmeten Leitartikel deshalb bezeichnenderweisedie Überschrift �Das Erwachen?�. In Verfolg dieser Entwicklungund der von der britischen Regierung vorangetriebenenAufrüstungsmassnahmen beurteilte der Londoner japanischeBotschafter Shigemitsu in einem Bericht vom 16. 12. 389 die inweiten englischen Kreisen herrschende Stimmung dahin, dass manbei genügender Stärke auf Grund der Abneigung gegen dieErrichtung einer deutschen kontinentalen Hegemonie diese zumgeeigneten Zeitpunkt brechen werde10 und dass diese Gedankengängeauch unter den Anhängern der Regierungspartei immer grösserenEinfluss aus

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übten. Shigemitsu fügte hinzu, dass es niemanden gäbe, der gegendie Durchführung der Rüstungen wäre, und dass alle Kräfte zuihrer Verwirklichung eingesetzt würden.

Anzeichen für eine beginnende Loslösungvon der Münchener Politikim Beginn des Jahres 1939

Gewisse Begebenheiten aus den ersten Monaten des Jahres 1939deuten darauf hin, dass schon zu dieser Zeit die englischePolitik sich vom Münchener Kurse zu lösen begann; so dieWeiterführung der englisch-französischen militärischenZusammenarbeit, die offiziell am 26. 1. 39 von dem französischenAussenminister Bonnet und am 6. 2. 39 von MinisterpräsidentChamberlain zugegeben wurde, sowie die Reise Hudsons nachWarschau und Moskau und die Teilnahme Halifax� und Churchills andem nach sehr delikaten Verhandlungen zwischen dem russischenBotschafter Maiskij und dem Foreign Office arrangierten Bankettauf der russischen Botschaft in London.11

NPT

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Abkehr von München als Reaktionauf die deutsche Besetzung Böhmens und Mährens

Die Ereignisse in der ehemaligen Tschecho-Slowakei und derdeutsche Einmarsch in Böhmen und Mähren am 15. 3. 39 gaben dannder englischen Aussenpolitik die endgültige Zielrichtung.Allerdings erklärte Chamberlain im Unterhaus am 14. 3. 39 zurFrage der englischen Garantie für die Tschecho-Slowakei, die Lagehabe keine Änderung erfahren, da eine Garantie sich nur auf einenunprovozierten Angriff bezogen habe � dieser liege aber nichtvor. Auch liess er am 14. 3. 39 durch die Botschaft in Berlin derReichsregierung mitteilen, dass die englische Regierung �sichnicht unnötig in Dinge einmischen möchte, an denen dieRegierungen anderer Staaten weit mehr interessiert seien alsEngland�.12 Gleichzeitig betonte der Ministerpräsident aber inderselben Mitteilung, dass die britische Regierung sehr in Sorgesei um den Erfolg aller Bemühungen zur Wiederaufrichtung desVertrauens und um die Verminderung der Spannung in Europa underklärte deutlicher in der Unterhaussitzung vom 23. 3.,Deutschland werde auf den entschiedenen Widerstand Englands undanderer Staaten stossen, wenn es danach trachte, noch weiter zugehen. Noch schärfer war der Ton seiner Rede in Birmingham am 17.3., in der er sagte, das deutsche Volk werde seinen Schritt nocheinmal bitterlich bereuen. Der bulgarische Gesandte in London,Momtschilow, berichtete als �offiziellen Kommentar� zu dieserBirminghamer Rede, dass der Ministerpräsident damit die MünchenerPolitik verlassen habe.13 Die Äusserung Halifax� im Oberhaus am20. 3., das Abkommen von München bedeute einen �tragischen

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Fehler der englischen Aussenpolitik�, bestätigt diesen BerichtMomtschilows.

In ihrer Note an die deutsche Regierung versuchte diebritische Regierung Deutschland die Verantwortung für den Bruchdes Münchener Abkommens zuzuschieben. In dieser Mitteilung, dieder deutschen Regierung zu übermitteln die britische Botschaft inBerlin am 17. 3. angewiesen wurde, heisst es, die britischeRegierung wünsche klarzustellen, dass sie zwar nichts zuunternehmen beabsichtige, jedoch die Geschehnisse der letztenTage als eine vollständige Nichtanerkennung des MünchenerAbkommens und als ein Ableugnen der Gesinnung ansehe, zu welchersich die Unterhändler dieses Abkommens bekannt hätten.14 Gleich-zeitig protestiere die britische Regierung gegen die in derTschecho-Slovakei [sic] durch das deutsche militärische Vorgehen

NPU

verursachten Änderungen, die nach Ansicht der englischenRegierung jeder rechtlichen Grundlage entbehrten.

Am 19. 3. reiste der englische Botschafter Sir NevileHenderson zur Berichterstattung nach London.

Am gleichen Tag verliess auch der deutsche Botschafter v.Dirksen London und begab sich nach Berlin.

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II.

Die englische Einkreisungspolitik

Das Einkreisungsprogramm und die erstendiplomatischen Schritte zu seiner Ausführung

Die Nichtanerkennung des deutsch-tschechischen Abkommens vom15. 3. und die Reise Hendersons nach London wurden, einem Berichtdes jugoslawischen Legationsrates Dragutinovic aus Genf zufolge,in erster Linie als eine einste Warnung an Deutschland angesehen.Die Westmächte, so heisst es in dem Bericht, wünschten aber,einem Konflikt zu dieser Zeit aus dem Wege zu gehen und rechnetendamit, durch entsprechende Massnahmen für eine diplomatischeAktion bei den Kleinmächten (Polen, Rumänien, Jugoslawien,Belgien, Holland) und Sowjetrussland zwecks Vorbereitung eineszukünftigen Widerstandes Zeit zu gewinnen. Ähnlich äusserte am16. 3. der bulgarische Gesandte in London, Momtschilow, es sei(einer vertraulichen Nachricht zufolge) die wahre Absicht derenglischen Regierung, Zeit zu gewinnen und nichts Entscheidendeszu unternehmen, bis man bereit sein werde, sich mit allen Kräfteneinzumischen.15 Zwei Tage später berichtete Momtschilow, dass eineenergische Tätigkeit der englischen Diplomatie auf dem Balkanbevorstehe.16 In der Tat ergriff � wie dem jugoslawischenGesandten in Paris vom Quai d�Orsay bestätigt wurde17 � diebritische Regierung im Einverständnis

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mit der französischen Regierung die Initiative, bei den Mächten,�denen von Seiten des Reiches Gefahr drohe�, anzufragen, ob siebereit seien, eine gemeinsame Aktion mit dem Ziel derVerhinderung einer weiteren deutschen Expansion zu unternehmen[,]und begann, am 18. 3. aktive diplomatische Besprechungen indiesem Sinne mit den interessierten Mächten aufzunehmen.18

Durch eine Anfrage im englischen Unterhaus am 28. 3. wurdeChamberlain veranlasst zuzugeben, dass die Besprechungen mitanderen Regierungen weit über den Rahmen von Konsultationenhinausgingen.

NPV

Die britischen Pläne auf dem Balkan

Über den Sinn der englischen Balkanpläne äusserte Momtschilowam 17. 4., die englische diplomatische Aktivität ziele auf einegegenseitige Solidarität und auf eine noch intimereZusammenarbeit unter den Balkanstaaten zur Sicherung eineseinheitlichen Blocks hin. England erwarte von diesem Block, dasser sich in erster Linie als eine neutrale Grossgruppe erkläre,die den möglichen Versuch eines deutschen und italienischenVordringens auf dem Balkan erschweren und eine gemeinsameVerteidigung der Grenzen des Balkan im Falle eines Kriegessicherstellen solle. Momtschilow fügte hinzu, das Foreign Officehabe ihm diese Information �unter dem ziemlich deutlichenHinweis� gegeben, dass England immer mehr von der Möglichkeiteines deutschen und italienischen Vordringens auf dem Balkanüberzeugt sei.19

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Bereits am 5. 4. hatte Momtschilow seinem Aussenministerium mit-geteilt, das Foreign Office halte es für unerlässlich, dass derBalkanpakt dem Abkommen mit Polen angeschlossen werde, und manhabe Schritte unternommen, dies in kurzer Zeit zu erreichen.20 Beider Durchführung dieser Pläne hatte sich das Foreign Office � wieMomtschilow �aus türkischer und jugoslawischer Quelle� erfahrenhaben wollte � der Unterstützung von Paris und Ankaraversichert.21

Die Methode, der sich England bei der Verwirklichung seinerEinkreisungspläne bediente, blieb nicht ohne Kritik. Der StändigeUnterstaatssekretär im griechischen Aussenministerium, Mavrudis,sagte, er finde die Art, wie England den Gedanken einer Einkreis-ung durchgeführt habe, zumindest unvollkommen. Er wisse, dass dasschädlich gewirkt habe. Die Konsultationen hätten mit grössterVorsicht und in grösster Heimlichkeit durchgeführt werden müssen,während England dagegen allem Anschein nach nur gewünscht habe,in der eigenen Öffentlichkeit Eindruck zu erwecken.22

NQM

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Die englisch-türkischen Vertragsverhandlungen:

Der Widerstreit der englisch-italienischen Interessen �Einfluss der italienischen Besetzung Albaniens

auf die türkische Vertragsbereitschaft �Der erste englische Vorschlag und die türkische Antwort �

Türkisches Interesse an einer Zusammenarbeit mit der UdSSR �Schwierigkeiten um den �Artikel 6� des Vertragsentwurfs �

Für die Ziele, die England mit der Türkei verfolgte, ist eineAuslassung des britischen Untergeneralsekretärs beim Völkerbund,F. P. Walters, sehr aufschlussreich.23 Der Türkei � so äusserteWalters � wurde von seiten Englands bei der Bildung einerVerteidigunskoalition im Südosten die allergrösste Bedeutungbeigemessen, da die Westmächte durch einen Eintritt der Türkei inein solches Verteidigungsbündnis bei einem evtl. Konflikt in derLage sein würden, über die Türkei die Verbindung mit dem Ostenaufrecht zu erhalten und da die türkische Meerenge dann nichtmehr das grosse Hindernis darstellen würde, das sie imvergangenen Krieg gewesen wäre.24 Italien müsste � so erklärteWalters weiter � wohl als ein gewisses Hindernis für dieseVerbindung betrachtet werden, doch könnte das im Vergleich zu dertürkischen Meerenge leichter in Kauf genommen werden. Ein Urteilvon italienischer Seite bestätigt die Tatsache, dass England beiseinen Bemühungen um die Türkei in einen Konflikt

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mit den italienischen Interessen kommen müsste, sehr deutlich.Der italienische Botschafter in Ankara, de Peppo, nämlich sagte25

im Dezember 1938: �Der überwiegende Einfluss Englands in derTürkei hat stets die Entwicklung eines Vertrauensverhältnisseszwischen der Türkei und Italien verhindert. Alle AnstrengungenItaliens, die Türkei zu überzeugen, dass Italien ihr gegenüberkeine aggressiven Bestrebungen habe, ergaben negative Resultate.�

Die am 7. 4. 1939 beginnende Besetzung Albaniens durch Italienmusste für die Haltung der Türkei gegenüber den englischen Wer-bungen von entscheidender Bedeutung sein. Die türkische Regierungvertrat, wie der türkische Botschafter in London, Rüschdi Aras,äusserte, die Anschauung, dass die Okkupation Albaniens einenfeindlichen Akt gegenüber den Balkanstaaten darstelle und dieunmittelbare Gefahr eines weiteren Vordringens Italiens auf demBalkan heraufbeschwöre.26

Diese Situation wurde von England sogleich benutzt, um derTürkei einen ersten Entwurf für einen Beistandspakt vorzulegen,

NQN

in dem zunächst nur ein eventueller Konflikt mit Italien berück-sichtigt war, der aber durch einen kurz darauf

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folgenden Ergänzungsvorschlag, auch auf eine �deutsche Bedrohung�Bezug nahm. Eine hierauf bezügliche Information des türkischenAussenministers für den türkischen Botschafter in Moskau vom 27.4. 39 lautet wörtlich27:

�Der englische Botschafter (FA: Sir Hughe Knatchbull-Hugessen)hat mir am Ende dieser Woche einen Vorschlag seiner Regierungüberbracht. In diesem Vorschlag heisst es:

�In dem Falle, wo die Türkei gegen die Bedrohung ihrerWillensfreiheit im Mittelmeergebiet oder gegen irgendeine anderedirekte oder indirekte Bedrohung von Seiten Italiens einenbewaffneten Widerstand zeigen sollte, ist die englische Regierungim Prinzip bereit, der Türkei zu Hilfe zu eilen, mit derBedingung, dass, wenn England gegen Italien in einen Krieg zieht,auch die Türkei von sich aus bereit sein soll, der englischenRegierung zu helfen. � Um ausdrücklich bestimmen zu können, inwelchen Situationen die oben erwähnte gegenseitige Verpflichtungin Tätigkeit treten soll, ist die Aufzeichnung der Grundliniennötig.�

Nach diesem Vorschlag haben die Engländer ihre Vorschläge nochdahingehend erweitert, dass diese auch eine Bedrohung, diemöglicherweise von Deutschland aus erfolgen könnte, enthalten.�

Die türkische Antwort auf diese britischen Vorschlägeübermittelte das Aussenministerium in Ankara dem türkischenBotschafter in London am 16. 4. 39; sie lautete28:

�Unserer Ansicht nach ist die Errichtung einer Vorherrschaftder Achsenstaaten in Europa wie die Gefährdung des Daseins derkleinen Staaten und der Umstand, dass sogar die Türkei einemAngriff und einer Gefahr ausgesetzt ist, den allgemeinenFriedensinteressen und den privaten Interessen der Türkeientgegengesetzt. Folglich ist die Möglichkeit der VorherrschaftItaliens

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im Mittelmeer eine ebenso erwiesene Gefahr für die Türkei wie fürEngland. Dieses lässt die enge... (FA: nicht lesbar) der... (FA:nicht lesbar) türkischen und englischen Interessen in derheutigen politischen Lage klar hervortreten. Indem die Türkeidieser Lage gegenüber... (FA: nicht lesbar) ist, indem ihreHandlungsweise, die sie verfolgen wird, offenkundig ist, undindem die Türkei in der Frage der Wahl gezwungen ist, dieseErwägungen anzustellen (und?) schon jetzt offen ist, wird sie imFalle, dass die Achse gegen sie Stellung nehmen sollte, � wenn

NQO

die Mittelmeerstaaten einen neuen Weltkrieg... (FA: nicht lesbar)haben sollten, so werden sie in kürzester Zeit mit aller Machtvon den Dardanellen angezogen � gezwungen sein, dem Druck derAchse zu begegnen, so dass es dieser Situation gegenüber keinerErklärung bedarf, dass sich England und womöglich Frankreich undSowjetrussland � ... (FA: nicht lesbar) seiend � auf die... (FA:nicht lesbar) Hilfe stützen, und dass es � um der Notwendigkeitgegenüber,... (FA: nicht lesbar) zu wissen und zu beschliessen,einen Entschluss fassen zu können � für uns im gewissen Gradenotwendig ist, die Handlungsweise Sowjetrusslands zu... (FA:nicht lesbar). In unseren bisherigen Anfragen sind wir nochnicht... (FA: nicht lesbar) worden. Die Verteidigungs... (FA:nicht lesbar), die uns über die Dardanellen zufällt, ist sowichtig, dass die Entsendung unserer Kräfte ausserhalb unseresLandes zur Hilfe Rumäniens weder möglich sein, noch den allge-meinen wie den gemeinsamen Interessen entsprechen würde. Dass wirgegen die Achse engagiert sind, wird Bulgariens Bedeutung undseine Unversöhnlichkeit steigern. Dabei glauben wir, dass dasDaraufhinarbeiten, die Solidarität der Balkanstaaten zu wahrenund die Balkanstaaten gegen das Eindringen des Einflusses derAchse zu... (FA: nicht lesbar) und das bis jetzt von unsGeleistete, die grösste Anstrengung der Türkei ist, die denallgemeinen Friedensinteressen dargebracht werden kann.

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Für heute können wir diese... (FA: nicht lesbar) folgender-massen zusammenfassen:

1) Man darf niemanden im Zweifel darüber lassen, dass wirgemäss dem Verlauf der Ereignisse,... (FA: nicht lesbar), zuGunsten der allgemeinen Friedensinteressen mit England gehen,oder eine (FA: nicht lesbar) Politik verfolgen, und dass wirneutral bleiben werden, solange die Achsenstaaten im Mittelmeerund auf dem Balkan nicht zum Angriff übergehen.

2) D.. grosse... (FA: nicht lesbar) muss schon jetzt unsereunternommenen Abwehrvorbereitungen, uns nötigenfalls auf demLande gegen die Achsenstaaten zu wehren, unterstützen.

3) Man muss sich bemühen, um die Zusammenarbeit Sowjet-russlands sicherzustellen.

4) England muss seine Unterstützung dazu gewähren, zwischenden Bulgaren und Rumänen einen Schritt zu... (FA: nicht lesbar).

5) Daraufhin, dass wir im Einigungsfalle mitmarschieren, mussman uns schon heute über das in Ihrer Note besprochene ProjektMitteilung machen.

6) Die oben aufgeführten Punkte und... (FA: nicht lesbar)müssen vollkommen geheim bleiben.�

NQP

Aus dieser türkischen Antwort geht hervor, wie stark dieTürkei daran interessiert war, die sowjetrussische Mitarbeit beider Einkreisungsaktion sicherzustellen.29

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Als am 12. 5. 1939 in London veröffentlicht wurde,30 dass dieenglische und die türkische Regierung sich schon vor Abschlussdes endgültigen Vertrages31 für den Fall eines im Mittelmeerentstehenden Krieges zu effektiver Zusammenarbeit undgegenseitiger Hilfeleistung verpflichteten, erregte estürkischerseits deshalb ein unbehagliches Gefühl, dass Russlandauf die besagte türkisch-englische Erklärung mit grössterZurückhaltung reagierte. Einem Bericht des türkischenBotschafters in Moskau, Apaydin, vom 13. 5. zufolge,32 hat dieserdem [sowjetischen] Aussenkommissariat gegenüber seinerVerwunderung darüber Ausdruck gegeben, dass weder im russischenRundfunk noch in der russischen Presse auch nur ein Wort über dieenglisch-türkische Erklärung gesagt worden sei. In dem Berichtäusserte Apaydin weiter, dass das Verhalten Russlands zu falschenSchlussfolgerungen Anlass geben könnte, und dass er daher mit demstellvertretenden Aussenkommissar Potemkin eine diesbezüglicheRücksprache nachsuchen werde. Einen Tag später berichtete derBotschafter, dass die Zeitungen zwar das Résumé der Erklärung,das die Tass-Agentur aus Ankara erhalten habe, jedoch keineeigenen Kommentare gebracht hätten.

Da auch bei ihren weiteren Vertragsverhandlungen mit Englanddie Türkei auf Russland weitestgehend Rücksicht zu nehmen sichbemühte, war sie, wie der japanische Botschafter in Ankara,Taketomi, am 7. 7. berichtete, sehr enttäuscht, dass die parallellaufenden englisch-russischen Verhandlungen keinen schnellen underfolgreichen Verlauf nahmen.33

Obwohl die genannte englisch-türkische Erklärung vom12. 5. 39 ihrer Fassung sowohl als auch der Art und den Umständen

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der Veröffentlichung nach betont demonstrativen Charakter hatte,schloss doch der jugoslawische Geschäftsträger in London,Tomazeo, aus der Tatsache, dass England -wie er zu berichtenwusste34 � Ende Mai 1939 die Türkei �in beschleunigtem Tempo� mit�ungeheuren Mengen� von Kriegsmaterial zu beliefern begann, dassder bevorstehende englisch-türkische Bündnisvertrag ganz realeZiele und nicht nur den Zweck eines Pressionsmittels verfolge.

Über die speziellen Schwierigkeiten, die sich bei denenglisch-türkischen Vertragsverhandlungen bezüglich desvielbesprochenen Artikels 6 der englisch-türkischen Erklärung vom12. 5. 3935 ergaben, handelt ein Bericht der jugoslawischen

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Gesandtschaft in Ankara vom 1. 7. 39,36 wonach �man� nicht gewagthat, den die Sicherheit des Balkans betreffenden Punkt in denVertragsentwurf aufzunehmen. Doch war, wie es in dem Berichtheisst, geplant, Rumänien und Griechenland in der Form zuerwähnen, dass in dem Vertragstext der Passus aufgenommen wurde,die Türkei werde sich im Falle eines Angriffs auf eines dieserLänder und des Inkrafttretens der englischen Garantie Englandanschliessen.

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Die Rolle Rumäniens bei der Einkreisung:

Die ersten Meldungen über die Absicht Englands,auch Rumänien ein Garantieversprechen zu geben �

Die englische Garantie-Erklärung �Der Besuch Gafencus in London �

Am 17. März suchte der rumänische Gesandte in London, Tilea, �wie der jugoslawische Geschäftsträger in London, Milanovicberichtete � auf Anweisung seiner Regierung, Lord Halifax auf, umdiesem von dem �Wirtschafts-Ultimatum� Deutschlands Mitteilung zumachen und die englische Regierung um Hilfe zu bitten. Milanovicteilte ferner mit, Tilea habe ihm gesagt, die rumänischeRegierung habe den Zwischenfall mit den deutschen Forderungendazu benutzt, die Erregung zu steigern und die SicherheitRumäniens gegen jede Eventualität sicherzustellen; dabei habe er(Tilea) seine Instruktionen bis zum �alleräussersten ausgenutzt�.Halifax � so weiss Milanovic schliesslich zu melden � habe aufdie rumänische Bitte geantwortet, dass Rumänien grundsätzlich aufdie Unterstützung Englands rechnen könne.37 Anfang April wurde vonder jugoslawischen Gesandtschaft in London nach Belgradberichtet, dass man bei den englisch-polnischen Besprechungensich zwar entschlossen habe, auf eine Teilnahme Rumäniens amenglischpolnischen Bündnis zu verzichten, dass England undFrankreich aber hinsichtlich Rumäniens eine ähnliche Erklärungabgeben würden wie Polen.38

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Als über eine Ausdehnung der englischen Garantieversprechenauch auf Rumänien die ersten Meldungen in der englischen undfranzösischen Presse auftauchten, wurden diese einem Bericht desitalienischen Gesandten in Bukarest, Chigi, vom 9. 4. 39 zufolgevon der rumänischen Presse nicht übernommen. Chigi bemerkte, dierumänische Regierung habe am 3. 4. von einer bevorstehendenenglischen Garantie-Erklärung noch keinerlei offizielle Kenntnisgehabt und habe ausdrücklich erklärt, dass sie von sich aus in

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dieser Hinsicht keinerlei Initiative ergriffen habe nochergreifen wolle.

Am 13. 4. erfolgte dann durch den Ministerpräsidenten Chamber-lain im Unterhaus die Erklärung des folgenden britischenGarantieversprechens für Rumänien und Griechenland:

�Die britische Regierung hält es für ihre Pflicht, keinenZweifel über ihre Haltung aufkommen zu lassen. Ich ergreife daherdie Gelegenheit, um festzustellen, dass es vermieden werden soll,dass durch Gewalt oder durch Furcht vor Gewalt der status quo imMittelmeer und auf der Balkanhalbinsel gestört wird.Infolgedessen ist die britische Regierung zu der Schlussfolgerunggekommen, falls eine Aktion ergriffen wird, die dieUnabhängigkeit Griechenlands oder Rumäniens bedroht und die vonder griechischen oder rumänischen Regierung für so lebenswichtiggehalten wird, dass sie mit ihren Streitkräften Widerstandleistet, die britische Regierung sich verpflichtet fühlen würde,der griechischen oder rumänischen Regierung mit allen ihr zurVerfügung stehenden Streitkräften zu Hilfe zu eilen. Wirübermitteln diese Erklärung den betreffenden Regierungen direktsowie auch anderen Regierungen, insbesondere der Türkei.�39

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Ehe der rumänische Aussenminister Gafencu seine Reise nachBerlin, London und Paris antrat, wurden, wie der rumänischeBotschafter in Paris, Tatarescu, dem jugoslawischen GesandtenPuric gegenüber äusserte, im rumänischen Staatsrat dieRichtlinien für die Aussenpolitik beraten und beschlossen, welcheGafencu in den europäischen Hauptstädten erläutern sollte; dieseRichtlinien besagten, Rumänien wünsche mit allen Grossmächtengute Beziehungen zu pflegen, ohne eine von ihnen zu bevorzugen.Die englisch-französische Garantie lege Rumänien keineVerpflichtungen auf, und Rumänien werde gleiche Garantien auchvon Deutschland, Italien oder Russland gegebenenfallsentgegennehmen. Hinsichtlich der wirtschaftlichen VersorgungDeutschlands werde Rumänien unter Vorbehalt seiner Unabhängigkeitäusserstes Entgegenkommen zeigen. Da es gewisse Lieferungen undKredite für seine Aufrüstung benötige, werde Rumänien dieentsprechende Politik mit England und Frankreich führen.40

Vom 23. bis 26. 4. hielt sich Gafencu in London auf. DieMeldungen über seine Besprechungen und deren Ergebnisse weisengewisse Widersprüche auf. Eins steht darnach jedoch

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fest, dass nämlich Gafencu sich um einen englischen Kreditbemühte und diesen auch erhalten hat.41 Gafencu selbst äusserte am24. 4. gegenüber dem rumänischen Ministerpräsidenten Calinescu,

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er habe zwar seine Besprechungen noch nicht beendet, könne aberbereits jetzt sagen, dass er auf jeden Fall zufrieden sei undsich keinen Augenblick in der Opposition befunden habe. Man habeihm sehr viele Vorschläge gemacht, die er mit der durch RumäniensLage gebotenen Reserve entgegengenommen hätte. Allgemein habe erin London eine �aussergewöhnliche� Aufnahme gefunden.42 Dasjugoslawische Aussenministerium dagegen erhielt aus Paris am 25.4. die Information,43 dass Gafencu in London erklärt habe,Rumänien sei nicht in der Lage, in irgendeine gegen Deutschlandgerichtete Kombination, besonders nicht mit Russland zusammen,einzutreten, und habe den Engländern gegenüber die Worte Hitlerszitiert �England bietet Garantien durch die französische Armee.Es besteht kein Zweifel, dass diese eine der besten der Welt ist,aber sie kann nicht die ganze Welt und am allerwenigsten Rumänienverteidigen.� Zusammenfassend heisst es in dem genannten Berichtaus Paris, Gafencus Besuch in London werde als ein Misserfolg

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der Politik Chamberlains angesehen und habe einen wider Erwartenungünstigen Eindruck hinterlassen.44

Auch Shigemitsu, der japanische Botschafter in London,berichtete am 30. Mai 39, dass man englischerseits in der letztenZeit mit der rumänischen Haltung unzufrieden sei. Rumänienscheine sich zu bemühen, eine ähnliche neutrale Stellung zubeziehen, wie sie Belgien innehabe, obwohl die Befolgung einersolchen Politik wegen der gänzlich verschiedenen VoraussetzungenSchwierigkeiten bereite, zumal Rumänien durch seinenWirtschaftsvertrag und durch seine Abhängigkeit von denRüstungslieferungen der Skoda-Werke bereits in die deutscheGewalt geraten sei. Fachleute seien deshalb der Ansicht, dassRumänien militärisch gesehen nur eine Belastung für dieWestmächte darstelle, und dass deshalb auch die Entente-Staatennur darauf hofften, dass es neutral bleibe.45

In der der britischen Garantie-Erklärung folgenden Zeit wurde,wie der jugoslawische Gesandte in Ankara, Sumenkovic, am 11. 7.berichtete, an der Ergänzung der Griechenland und Rumäniengegebenen Garantien gearbeitet sowie an der Festlegung der Mit-arbeit der Türkei, Griechenlands und Rumäniens im Rahmen einesumfassenderen Garantie-Systems. Soweit Griechenland betroffen sei-so fügte Sumenkovic hinzu � mache die AngelegenheitFortschritte; anders jedoch sei es bei Rumänien, da dessen Lagerechtlich und faktisch eine andere sei.

NQT

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Die britische Garantie-Erklärung für Griechenland

Am 13. 4. erfolgte die britische Garantie-Erklärung fürGriechenland gleichzeitig mit jener für Rumänien.46

Als schon vorher in der Presse Meldungen über eine bevorste-hende englische Garantie-Erklärung für Griechenland auftauchten,äusserte der Unterstaatssekretär im griechischen Aussenminister-ium, Mavrudis, gegenüber dem jugoslawischen Gesandten in Athen am9. 4., der englische Gesandte habe der griechischen Regierungbisher keine entsprechende Mitteilung gemacht. Die besagtenPressemeldungen, denen er keinen Glauben schenke, könnten Griech-enland und Rumänien in ihrer Situation gegenüber Italien undDeutschland nur schaden. Für den Fall, dass England aus eigenemAntrieb wünsche, Griechenland zu schützen, würde -so fuhrMavrudis fort � Griechenland nicht darauf bestehen, England davonabzuhalten, und dritten gegenüber den Standpunkt einnehmen, dassGriechenland auch von jeder anderen Seite mit Befriedigung einähnliches Angebot annehmen würde. Bezüglich der englischenKonsultationen sagte Mavrudis ferner, Griechenland könne zwar anund für sich eine befriedigende Antwort geben, sei jedoch nichtin der Lage, dies öffentlich zu tun, sondern werde genötigt seinzu antworten, dass es ihm mit Rücksicht auf seine eigene

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Situation daran gelegen sei, sich in Fragen solcher Natur vorherzu beraten.47

Ähnlich wie Mavrudis äusserte sich auch der griechischeGesandte in London, dass Griechenland weder eine Garantie-Erklärung noch einen Pakt von England verlangt habe und auchVorschläge dazu nicht machen werde. Der jugoslawische Gesandte inLondon, der diese Äusserung am 12. 4. berichtet, bemerkteanschliessend, wahrscheinlich würden England und Frankreichöffentlich nur eine einseitige Garantie-Erklärung abgeben,insgeheim aber einen Plan für militärische Zusammenarbeit imErnstfall vorbereiten.48

Über die Haltung Griechenlands nach erfolgter Garantie-Erklärung seitens Englands und Frankreichs liess sich Shigemitsu,der japanische Botschafter in London, in einem Bericht vom 30. 5.des Längeren aus und vertrat die Ansicht, Griechenland werde denGarantie-Staaten England, Frankreich und der Türkei gegenübereine freundschaftliche Neutralität bewahren.49

NQU

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Die britischen Bemühungen um Bulgarien:

Pläne einer Einbeziehung Bulgariens in ein umfassendesBalkan-System � Sondierung der bulgarischen Bedingungen �

Englische Fühlungnahme mit Rumänien und Griechenlandwegen der von diesen Staaten Bulgarien zu

gewährenden Konzessionen �

Dass England auch Bulgarien in seine auf dem Balkanentwickelte diplomatische Aktivität einbezog, ging zuerst auseinem Bericht des bulgarischen Gesandten in London, Momtschilow,vom 15. 4. 39 hervor, worin es heisst, auch nach der GarantierungRumäniens würden die englischen Pläne auf dem Balkan mitKonzessionen zugunsten Bulgariens weitergetrieben, wobei sich dasForeign Office, wie aus türkisch-jugoslawischer Quelle verlaute,der Unterstützung von Paris und Ankara bediene.50 Am 17. 4. gabman im Foreign Office dem bulgarischen Gesandten Momtschilow �wie dieser dem jugoslawischen Geschäftsträger in London erzählte� �ziemlich deutlich zu verstehen�, dass England immer mehr vonder Möglichkeit eines Vordringens der Achsenmächte auf dem Balkanüberzeugt sei und dass seine diplomatische Aktivität aufUnterstützung einer gegenseitigen Solidarität und Schaffung einernoch intimeren Zusammenarbeit zwischen den Balkanstaaten zwecksSicherung eines einheitlichen Blockes gerichtet sei; Englandwürde von diesem Block in erster Linie erwarten, dass er sich alsgrosse neutrale Gruppe erkläre und im Falle eines Krieges dieGrenzen des Balkans gemeinsam verteidige, wodurch ein evtl.Versuch deutsch-italienischer Abenteuer auf dem Balkan erschwertwürde. Wie Momtschilow dem Milanovic weiter erzählte, habe auchder britische Staatssekretär des Äusseren, Lord Halifax, sich beiihm ausführlich über die Haltung Bulgariens und über dieMöglichkeiten einer Zu-

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sammenarbeit der Balkanstaaten erkundigt, worauf er (Momtschilow)erwidert habe, dass Bulgarien von dem Wunsche beseelt sei, mitden Balkanstaaten gute Beziehungen zu unterhalten und sich inkeine extremen Abenteuer einzulassen, welche man ihm von SeitenDeutschlands oder Italiens vorschlagen würde; denn, so habe er(Momtschilow) hinzugefügt, alle vernünftigen Bulgaren wüssten,dass es für Bulgarien eine Katastrophe bedeuten würde, sich aneinen Mächteblock zu binden, der in einem Kriege geschlagenwerden würde. Momtschilow sprach gegenüber dem jugoslawischenGeschäftsträger die Vermutung aus, dass die englische Regierungden Schwerpunkt ihrer Verhandlungen nach Sofia verlegen würde, da

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er selbst vom Foreign Office keinerlei konkrete Suggestionen oderVorschläge erhalten habe.51

In der Tat hatte bereits unmittelbar nach der BesetzungAlbaniens durch Italien der britische Gesandte in Sofia denbulgarischen Ministerpräsident Kiosseiwanow gefragt, unterwelchen Bedingungen Bulgarien zu einer Annäherung undZusammenarbeit mit Griechenland bereit sein würde, woraufhinKiosseiwanow geantwortet hatte, dass dies einzig und allein unterder Voraussetzung territorialer Abtretungen von SeitenGriechenlands möglich sei.52 Wie der jugoslawische Gesandte

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in Sofia kurze Zeit darauf von Kiosseiwanow erfuhr, versuchteEngland in Sofia weiterhin diskret zu sondieren, ob Bulgarien fürden Fall, dass es von Rumänien die südliche Dobrudscha erhielte,dem Abschluss eines Sicherheitspaktes mit Rumänien zustimmenwürde. Kiosseiwanow gab den Engländern -wie er dem jugoslawischenGesandten mitteilte � auf diese Anregung hin zu verstehen, dassBulgarien nicht wünsche, die rumänische Grenze an den Karpatenoder anderswo zu verteidigen.53

Dafür, dass England sich in Bukarest bemühte, durch einrumänisches Entgegenkommen gegenüber den bulgarischen Revisions-bestrebungen einen Ausgleich des Verhältnisses dieser beidenLänder herbeizuführen, liegen mehrere Meldungen vor.54 Auch beiden Besuchen Gafencus in London und Paris soll von der Verständ-igung Rumäniens mit Bulgarien die Rede gewesen sein und derrumänische Aussenminister erklärt haben, diese Frage zum Gegen-stand eines Berichts an König Carol machen zu wollen.55

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Während Rumänien sich demnach den britischen Anregungengegenüber betreffend gewisse Konzessionen an Bulgarien jedenfallsnicht von vornherein ablehnend verhielt, liess Griechenland -anscheinend noch ehe irgendwelche konkreten englischen Schrittein Athen unternommen waren � in London wissen, dass es sich jederSuggestion für Gewährung territorialer Zugeständnisse inBulgarien auf das energischste widersetzen werde, wie sich auseinem Bericht des jugoslawischen Gesandten in Athen über eineUnterhaltung mit dem Unterstaatssekretär im griechischenAussenministerium, Mavrudis, vom 20. 4. ergibt.56

Da somit zwischen den bulgarischen Forderungen und dergriechischen Haltung diesen gegenüber eine Kluft bestand, sindanscheinend die englischen Pläne bezüglich Bulgariens in diesemvorbereitenden Stadium stecken geblieben57; denn im Mai 1939äusserte der bulgarische Gesandte in London Momtschilow, dass vonSeiten Englands bisher, weder über ihn noch in Sofia,

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irgendwelche konkreten Vorschläge an Bulgarien gemacht wordenseien, und dass auf irgendwelche territorialen Abtretungen in derDobrudscha keine Aussicht bestehe.58 Im August 1939 hinwiederumberichtete Momtschilow dem Aussenministerium in Sofia, dass maneinen neuen Versuch

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zur Verständigung über die Dobrudscha-Frage unternehmenkönne, unddazu im englischen Aussenministerium Aussieht auf eine Lösung derFrage zu bestehen scheine. Er bat gegebenenfalls um Anweisung, ober entsprechend aktiv werden solle.59

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Die englische Politik gegenüber Jugoslawien

Englische Hoffnungen auf Jugoslawienvor dem Rücktritt Stojadinovic� �

Der Besuch des Prinzregenten Paul in London �

Wenn in Bulgarien wegen der dortigen Verbindung der Aussen-politik mit den Revisionsforderungen Englands Bestrebungen zurEinbeziehung Sofias in die Einkreisungsfront auf bisher unüber-windliche Schwierigkeiten stiessen, so traf die englischeDiplomatie in Jugoslawien auf Hindernisse wegen der VerbindungBelgrads mit Rom. Immerhin setzte London einige Hoffnung auf denehemaligen Ministerpräsidenten und Aussenminister Stojadinovic,an dessen Reise nach London im Oktober 1937 einige Erwartungengeknüpft worden waren. Gewisse Erklärungen Stojadinovics in Lon-don,60 ferner die jugoslawische Haltung in Nyon, die Verlängerungdes jugoslawisch-französischen Freundschaftsvertrages auf weiterefünf Jahre und nicht zuletzt die regen Geschäftsverbindungen desAussenministers mit England, die nach Meinung des Wiener Korre-spondenten des �Observer�, Fodor, keine nebensächliche Rolle inden englisch-jugoslawischen Beziehungen spielten, liessen, nachFodors Ansicht, die Hoffnung aufkommen, Jugoslawien würde imFalle eines ernsten Konfliktes sich letzten Endes doch auf dieSeite seiner altenVerbündeten stellen.61 Auch die Reise des

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Prinzregenten Paul und der Fürstin Olga nach London im November1938 sollte, wie der Chef des Pressebüros, Lukovic, erklärte,einer Engergestaltung der Beziehungen zwischen Jugoslawien undEngland dienen.

Der Rücktritt Stojadinovics Anfang Februar 1939 und dieBesetzung Albaniens durch Italien im April dieses Jahres stellte

NRN

die Politik mit Italien wieder mehr in den Vordergrund, und derBesuch des Prinzregenten in Berlin vom 1.-8. Juni gab u. a. auchder englischen Presse Veranlassung, von einem deutschen unditalienischen Druck auf Jugoslawien zu sprechen. Der erneuteBesuch des Prinzregenten und seiner Gemahlin in London im Juli1939 liess deshalb nach einer Mitteilung des jugoslawischenGesandten in Sofia, Jurisic, am 13. 7. in Londoner diplomatischenKreisen die Meinung aufkommen, der Prinzregent wolle dieenglische Regierung davon überzeugen, dass sich Jugoslawien nichtzur Achse bekannt habe und seine Unabhängigkeitspolitik bewahre.62

In Pressekreisen hiess es gleichzeitig, der Besuch in London unddie Reise des Finanzministers Djuricic nach Südfrankreich undEngland im Juli stellten eine Gegenaktion gegen den deutschenDruck dar, und der bulgarische Gesandte in London, Momtschilow,berichtete am 2. 3. 39,63 in London bringe man der jugoslawischenFreundschaft nach dem Besuch des Prinzregenten wieder mehrVertrauen entgegen.64

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Über Gegenstand und Ergebnis der Verhandlungen in Londonliegen nur wenige Diplomatenberichte vor. So soll, wie derjapanische Generalkonsul in Wien, Jamaji, auf Grund einesAgentenberichtes am 3. 8. dem Aussenministerium in Tokiomitteilte,65 England von Jugoslawien u. a. verlangt haben,übereilte Schritte Bulgariens zu verhindern. Ferner solle Londonden Wunsch geäussert haben, dass Jugoslawien trotz einer imErnstfall wegen seiner geographischen Lage notwendigenNeutralität, an der albanischen Grenze militärischeVorbereitungen treffe und sich später einer englisch-französisch-griechischen Allianz anschliesse, wofür es nach Abschluss desKrieges die Häfen Zara, Fiume, Triest und Pola erhalten würde.Der bulgarische Gesandte in London, Momtschilow, wusste demAussenministerium in Sofia am 2. 8. 39 mitzuteilen,66 Englandhoffe nunmehr, dass Jugoslawien die Ausnutzung des Balkans alsOperationsbasis der Achse verhindern werde. Ausserdem habe sichder Prinzregent bereit erklärt, über Kredite zu verhandeln. ImWiderspruch zu diesen Ansichten steht die Information, die derjugoslawische Aussenminister Cincar[-] Marcovic am 13. 8. derjugoslawischen Gesandtschaft in Berlin übermittelte,67 dassanlässlich des Besuches in London weder von irgendeinem politi-schen Übereinkommen gesprochen worden sei, noch von englischerSeite irgend etwas in dieser Hinsicht verlangt wurde. Gleich-lautend erklärte der jugoslawische Gesandte in London, Subotic,am 21. 7. � wie er seinem Aussenministerium berichtete � demdeutschen Botschafter gegenüber, der Besuch des Prinzregenten inLondon würde an der jugoslawischen Aussenpolitik nichts ändern.

NRO

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Zu den englisch-russischen Paktverhandlungen

Wie die Agentur �Tass� am 21. 3. mitteilte, befragte diebritische Regierung auf Grund der Gerüchte über ein deutschesUltimatum an Rumänien, die gelegentlich der deutsch-rumänischenWirtschaftsverhandlungen im März 1939 von dem rumänischenGesandten in London, Tilea, lanciert worden waren,68 die sowjet-russische Regierung am 18. 3.69 über deren Haltung im Fall einesdeutschen Gewaltaktes gegen Rumänien. Die sich hierananknüpfenden monatelangen russisch-englischen Verhandlungenwerden aus den vorliegenden Unterlagen, was ihren Verlauf undihre einzelnen Phasen anbetrifft, nicht völlig deutlich. Nimmtman das Ergebnis einer zusammenfassenden Auswertung derbetreffenden dem FA. bekannten Diplomatenberichte vorweg, so kanngesagt werden, dass von vornherein die Auffassungen derVerhandlungspartner stark auseinandergingen, dass Russland denVerhandlungsgegenstand immer wieder durch neue Forderungenkomplizierte, dass England demgegenüber nach Formeln suchte, diesubstantiellen Hindernisse zu umgehen, und dass schliesslich mehroder weniger auf beiden Seiten die Tendenz bestand, dieVerhandlungen in die Länge zu ziehen in der Hoffnung, dass durcheine Änderung der allgemeinen Lage und Eintritt neuer Ereignisseder Verhandlungspartner nachgiebiger werden oder auch die eigenenInteressen

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eine klarere eigene Stellungnahme gestatten bzw. die eigenenBedenken gegenüber den gegnerischen Forderungen in Wegfall kommenwürden.

Die englischen Vorschläge und diesowjetrussischen Gegenvorschläge und Bedingungen

Über die englischen Vorschläge und die russischen Gegenvor-schläge ergibt sich das folgende Bild. Zunächst forderte Englandvon Sowjetrussland dessen Hilfe für Polen und Rumänien,70 dieRussen ihrerseits stellten sich � wie der sowjetrussischeGeschäftsträger in London dem jugoslawischen GeschäftsträgerMilanovic erklärte71 � auf den Standpunkt, der Friede sei unteil-bar, und schlugen die Einberufung einer Konferenz zur Sicherungdes Friedens auch im Fernen Osten vor. Als dies von England nichtangenommen wurde, machten sie den Gegenvorschlag, mit Englandeinen gegenseitigen Beistandspakt ohne Berücksichtigung desFernen Ostens abzuschliessen.72 Über den Umfang dieses von Moskau

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vorgeschlagenen Bündnisses gehen die Berichte auseinander.Während nämlich der sowjetrussische Geschäftsträger

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in London (laut Bericht Milanovic�73) erklärte, Sowjetrussland seieinverstanden, ein praktisch nur gegen Deutschland gerichtetesBündnis abzuschliessen, erklärte Molotow (einem Bericht destürkischen Botschafters in Moskau, Apaydin, zufolge), dass erdiesen Pakt nicht nur gegen einen Angriff Deutschlands, sonderngegen jeden Angriff abschliessen wolle und dass er fernerwünsche, dass diese drei Staaten (FA: England, Frankreich undRussland) den Nachbarn an der sowjetrussischen Grenze einegemeinsame Garantie abgäben. Molotow wies bei dieser Gelegenheitdarauf hin, dass England der Türkei und Polen gegenüber ja aucheinen gegenseitigen Beistandspakt eingegangen sei.74 Auch nacheiner Erläuterung, die der sowjetrussische Botschafter in Ankara,Terentjew, den sowjetrussischen Gegenvorschlägen gab, verlangteSowjetrussland eine gegenseitige sich auf alle drei Staaten (FA:Russland, England, Frankreich) erstreckende Dreiergarantie, indie auch alle (FA: europäischen) Nachbarn der Sowjetunioneinbezogen sein sollten.75

England hingegen wollte � wie der jugoslawische Geschäfts-

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träger Milanovic aus London berichtete<,> [�] auf ein vollesBündnis mit Russland nicht eingehen und versuchte, den russischenWünschen durch eine Modifikation seiner ursprünglichen Vorschlägeentgegenzukommen. Es schlug (dem erwähnten Bericht zufolge) vor,Russland solle erklären, dass es sich im Falle einer Aggressionengagieren werde, wobei nicht erwähnt zu werden brauche, welcheStaaten für die Intervention in Betracht kämen, weil etliche vondiesen das nicht wünschten. Um Russland die gewünschte Gewährdagegen zu bieten, dass es durch diese Garantie isoliert in einenKrieg mit Deutschland verwickelt werde, sah dieser Vorschlagweiter vor, die russische Intervention solle nur für den Falleintreten, dass sich England und Frankreich wegen des gleichenFalles bereits im Kriege befänden.76 Da auch dieser englischeVorschlag die sowjetrussische Regierung noch nicht befriedigte,entschloss sich England schliesslich, die Aufzeichnung der zugarantierenden Länder in einem Geheimprotokoll vorzuschlagensowie den Abschluss eines russisch-türkischen und eines russisch-polnischen Abkommens anzuregen.77

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Allein aus diesen Vorschlägen und Gegenvorschlägen gehthervor, wie sehr der Verhandlungsgegenstand durch Forderungen derSowjetunion auf Einbeziehung aller ihrer Nachbarstaaten in diegemeinsame Garantieverpflichtung kompliziert wurde; denn LordHalifax bestand darauf, die Unabhängigkeit der baltischen Staatenzu respektieren.78 Noch grösser wurden die Schwierigkeiten, alsRussland seine Bedingung bezüglich der Garantie der Randstaatendahin erweiterte, dass auch �eine indirekte Aggression�, d. h.der Wechsel in der Regierung eines dieser Länder durch friedlicheIntervention eines Dritten einen Grund für ein Einschreiten imSinne der Garantieverpflichtung bedeuten müsse.79

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Diesen Umständen entspricht auch, dass alle Berichte, die imübrigen den Verlauf und Stand der englisch-russischen Verhand-lungen betreffen, sich durchweg pessimistisch über das zuerwartende Ergebnis äussern.80

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Die Haltung der nicht unmittelbar beteiligtenStaaten zu den Verhandlungen in Moskau

Bei seinen Verhandlungen mit Sowjetrussland erfuhr Englandnaturgemäss die Unterstützung Frankreichs.81

Besonders intensiv versuchte die Türkei, den Abschluss einesenglisch-sowjetrussischen Paktes zu fördern.82 Am 15. 5. über-mittelte Apaydin, der türkische Botschafter in Moskau, auspersönlicher Initiative mit dem Ziele, das Abkommen zwischenEngland und Sowjetrussland ohne weitere Verzögerung zum Abschlusszu bringen, seinem Aussenministerium die Anregung, den Verhand-lungspartnern folgende Erklärung zur Beschlussfassung vorzu-schlagen: �Angriffen gegenüber werden sich die Regierungen derTürkei, der Sowjetunion, Englands und Frankreichs � womöglichwiederholt � solidarisch erklären.�83 Wie der türkische Aussen-minister Saracoglu den Botschafter in London, Rüschdi Aras, am17. 5. 39 informierte, hat er diese Anregung Apaydins demenglischen Botschafter in Ankara zur Kenntnis gegeben[,] aberdavon bis dato weder dem Ministerpräsidenten noch demStaatspräsidenten Mitteilung gemacht.84 Saracoglu beauftragtegleichzeitig Rüschdi Aras, sich beim Foreign Office im Sinne derenglisch-russischen Annäherung zu bemühen. Rüschdi Aras erklärtedaraufhin weisungsgemäss in einer Unterhaltung mit Sir AlexanderCadogan, dem ständigen Unterstaatssekretär im Foreign Office, dieTürkei würde befriedigt sein, wenn man auf den Grundlagen

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des sowjetrussischen Vorschlages zu einem Abkommen gelange. Fürden Fall, dass aus irgendwelchen Überlegungen eine gegenseitigeGarantie aber nicht möglich sein sollte, wies Rüschdi Aras noch-mals auf die Inspiration Apaydins hin und, dass man eine Vierer-erklärung � evtl. sogar eine Fünfererklärung (FA: Englands,Frankreichs, Russlands, der Türkei, Polens) � oder auch zunächstnur eine Vierererklärung, der sich anzuschliessen Polenfreistehe, beschliessen könne.85 Der türkische Botschafter inMoskau, Apaydin, hinwiederum versicherte in der Folge Molotow,dass sich die Türkei sowohl in Ankara und London als auch inMoskau entsprechend bemüht habe (FA: bei den Engländern).86

Alle übrigen betroffenen Staaten trugen durch ihre Haltungkeineswegs zur Erleichterung der englisch-sowjetrussischen Ver-handlungen bei. Wie der japanische Gesandte in Spanien, Yano, am31. 5. berichtete,87 erklärte der polnische Gesandte dortselbst,Szumlakowski, es sei tadelnswert, dass England gegen den WunschPolens ein Bündnis mit der Sowjetunion abzuschliessen beab-sichtige. Auch wenn dieses zustande käme, habe Polen nicht dieAbsicht, sich mit der Sowjetunion zu verbünden, und Polen werdeauf keinen Fall den Einmarsch sowjetrussischer Truppen dulden.Einem Bericht des Legationsrats Adamovic bei der jugoslawischenGesandtschaft in Warschau vom 13. 8. zufolge88 erwartete Polen vonden Besprechungen

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in Moskau, dass Russland die Unantastbarkeit und Sicherheit derpolnischen Ostgrenze garantieren werde. Für diesen Fall würdePolen der sowjetrussischen Armee gestatten, an seiner Westgrenzeaufzumarschieren. Die Angleichung des polnischen Standpunkteshabe in den Besprechungen der britischen Militärabordnung inMoskau die Hauptrolle gespielt.

Auch Rumänien wünschte, wie der japanische Gesandte inSpanien, Yano[,] am 31. 5. berichtete, nicht, in Bündnis-beziehungen mit der Sowjetunion zu treten oder eine fremdeMilitärmacht in sein Gebiet eindringen zu lassen.89

Bezüglich der drei baltischen Staaten berichtete am 10. 6.Shigemitsu, der japanische Botschafter in London, gegenüber dervon Russland aufgestellten Forderung nach Garantie für dieseStaaten habe sich deren Haltung als unnachgiebig erwiesen.90 Ineinem späteren Bericht vom 1. 7. äusserte Shigemitsu, die Haltungder verschiedenen baltischen Staaten, insbesondere Finnlands, seiklar gegen sowjetrussische Garantien eingestellt, und Englandkönne daher die Haltung dieser Staaten nicht einfach gänzlichignorieren.91

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Lettland hatte, wie der lettische Aussenminister Munters demjapanischen Gesandten in Riga, Otaka, am 10. 7. mit teilte, beiEngland Vorstellungen dahingehend unternommen, dass England dasPrinzip der Neutralität Lettlands respektiere, worauf englischer-seits geantwortet wurde, dass man dieses Prinzip achten werde.Munters fügte dieser Mitteilung jedoch hinzu, dass es schwer sei,diesem Versprechen Vertrauen zu schenken, da England durch seineneigenen Vorschlag bereits die Neutralität der baltischen Staatenverletzt habe. Auf diesen Vorschlag, der dahingegangen sei, dassjeder

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Staat, der England, Frankreich oder der Sowjetunion benachbartsei, im Falle eines Angriffes sowjetrussische Hilfe erhaltensolle, habe England seitens Belgiens, Hollands und der Schweizbereits Proteste erhalten.92

Bezüglich Italiens folgerte der japanische Botschafter inAnkara, Taketomi, aus den Kriegsschiffbauten auf italienischenWerften für sowjetrussische Rechnung, dass Mussolini bestrebtsei, Sowjetrussland nicht zum Anschluss an England und Frankreichgelangen zu lassen.93

Über die Haltung Deutschlands äusserte der japanischeBotschafter in London, Shigemitsu, die Ansicht, dass Reich setzealle Kraft ein, um die englisch-sowjetrussischen Verhandlungen zustören und durch Wirtschaftsverhandlungen und Kreditgewährungendie Neutralität der Sowjetunion zu erkaufen.94

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Die Hintergründe der Schwierigkeitenbei den Moskauer Verhandlungen

Ein Haupthindernis für einen erfolgreichen Abschluss derenglisch-sowjetrussischen Verhandlungen scheint das Misstrauengewesen zu sein, das die sowjetrussische Regierung den englischenVorschlägen entgegenbrachte. Schon im Anfangsstadium der Verhand-lungen betonte der sowjetrussische Geschäftsträger in London,dass Russland auf ein aufrichtiges Bündnis, das den Fall einerAggression sowohl als auch den Umfang der militärischenZusammenarbeit präzisiere, Wert lege, um auf diese Weise demauszuweichen, worauf England abziele, nämlich, in einen Krieg mitDeutschland engagiert zu werden, bei dem England seine Teilnahmeauf ein Minimum herabsetze oder sich sogar die Freiheitvorbehalte, zu wählen, was ihm zusage und was nicht.95 Auch dertürkische Aussenminister Saracoglu gab der Überzeugung Ausdruck,bei den Russen bestehe die Befürchtung, dass die WestmächteDeutschlands Schwergewicht auf die Sowjetunion zu lenken

NRT

beabsichtigten.96 Der japanische Botschafter in Ankara, Taketomi,dagegen beurteilte die Haltung, die Sowjetrussland bei denenglischrussischen Verhandlungen an den Tag legte, dahin, dassRussland zunächst den Entschluss gefasst gehabt hätte, sichaufrichtig dem englischen Lager anzuschliessen, in der Absieht,hierdurch die Westmächte einerseits und

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Deutschland andererseits gegeneinander aufzuhetzen. In Verfolgdieses gleichen Zieles habe Russland sich auch zu Waffenkäufenbei den Skoda-Werken und zu einem Wirtschaftsabkommen mitDeutschland entschlossen. Taketomi hielt es damals (30. 6. 39)für möglich, dass Sowjetrussland gegebenenfalls, um den Ausbrucheines Krieges zwischen den beiden Lagern zu beschleunigen, seineHaltung später ändern würde.97 Der japanische Botschafter inLondon, Shigemitsu, äusserte dagegen am gleichen Tage dieAnsicht, Sowjetrussland schwanke in seiner Wahl zwischen dem vonEngland vorgeschlagenen Bündnis und dem deutschen Vorschlag, derüber ein Wirtschaftsabkommen hinausgehe und die Neutralität undUnantastbarkeit Sowjetrusslands vorsehe, zumal es offensichtlichbei einem bevorstehenden Zusammenstoss zwischen England undDeutschland am liebsten aus jeder Verwicklung fernzubleibenwünsche.98 Eine andere Version wurde von dem japanischen Gesandtenin Stockholm, Kuriyama, berichtet, wonach Sowjetrusslandhauptsächlich aus innerpolitischen Gründen Bedenken gegen denAbschluss des Bündnisses habe, und zwar befürchte manrussischerseits, dass als Folge eines sich an den Abschluss desPaktes knüpfenden regeren Verkehrs von Delegierten nach Russlanddas westeuropäische Element auf die innere Politik RusslandsEinfluss gewinnen und dadurch die gegen Stalin gerichtete Tendenzanwachsen könnte.99

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Dafür, dass das sowjetrussische Misstrauen gegenüber Englandnicht unbegründet war, sprechen die Urteile mehrerer Diplomaten,die sich mit der Analyse der englischen Politik befassen. Derjugoslawische Geschäftsträger in London, Milanovic, äusserte,England lehne eine engere Bindung an Russland unter anderemdeshalb ab, um sich Russlands erforderlichenfalls entledigen zukönnen und sich die Möglichkeit einer Verständigung mit Deutsch-land zuwahren.100 Der Londoner japanische Botschafter, Shigemitsu,gab seinen Eindruck dahin wieder, dass England ein doppeltesSpiel zu spielen versuche, indem es die sowjetrussischenBündnisverhandlungen gegenüber Deutschland als Waffe benutze undandererseits der Sowjetunion gegenüber mit einem an Deutschlandgerichteten Friedensplan als Druckmittel operiere.101

NRU

Andererseits liegen verschiedene Zeugnisse dafür vor, dass fürEnglands Haltung innerpolitische Schwierigkeiten von Bedeutungwaren. So erklärte Sir Alexander Cadogan, der Ständige Unter-staatssekretär im Foreign Office, dem sowjetrussischen Vorschlageines Dreier-Abkommens ständen innen- und aussenpolitischeSchwierigkeiten Englands entgegen und die Billigung diesesVorschlages läge deshalb nicht nur in den Händen des ForeignOffice.102 Während die Opposition

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auf die britische Regierung einen starken Druck ausübte, mitRussland eine Allianz abzuschliessen[,]103 und sogar verlangte,dass man den Unterstaatssekretär Butler als Delegierten nachMoskau entsende, rief auf der anderen Seite -einem Bericht desjapanischen Botschafters in London zufolge � die Ansicht der seitjeher gegen das Bündnis eingestellten Schriftsteller im InnerenEnglands eine Reaktion Englands hervor, wozu noch die weitereTatsache kam, dass man in England zu zweifeln begann, ob man auchdie wahren Absichten der Sowjetunion genügend kenne.104 Angesichtsdieser innerpolitischen Schwierigkeiten bestand nach einemspäteren Bericht Shigemitsus bei Chamberlain die Absicht, dieVerhandlungen hinzuschleppen und erst wenn der europäische Kriegin umnittelbare Sicht gekommen sei, gänzlich auf die sowjet-russischen Forderungen einzugehen.105 Ähnlich berichtete Rüschdi<->Aras, der türkische Botschafter in London, man glaubeenglischerseits, dass durch die Annahme des russischenVorschlages bezüglich des indirekten Angriffes die MoskauerBesprechungen sofort zu einem erfolgreichen Abschluss geführtwerden könnten, dass jedoch, wenn dies notwendig werde, nochAnstrengungen dafür gemacht würden, in das englisch-russischeBündnis einige Rückhaltsklauseln hineinzuarbeiten.106

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Die Entwicklung des englischen Verhältnisses zu Polen

Erste englische Annäherungsversuche nach der BesetzungBöhmens und Mährens � Die britische Garantie-Erklärung

für Polen � Der Besuch des Oberst Beck in London �Nach der Endigung des deutsch-polnischen

Nichtangriffsvertrages � Der Abschluss desenglisch-polnischen Bündnisses

Nach der Besetzung Böhmens und Mährens machte die englischeDiplomatie alle Anstrengungen, Englands Verhältnis zu Polen zuintensivieren und es im Zuge der englischen Aussenpolitik nachMünchen in das Einkreisungssystem einzubeziehen. Es ist nicht

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bekannt, ob feste Pläne dieser Art bereits vor den Ereignissen inder ehemaligen Tschecho-Slowakei bestanden.107 Die englisch-polnischen Beziehungen waren vor der Münchener Tagung angesichtsdes engen deutsch-polnischen Verhältnisses und der polnischen Ab-sicht, aus dem Völkerbund auszutreten, anscheinend verhält-nismässig oberflächlich gewesen. Die geringe Fühlungnahme, dieder polnische Aussenminister Beck mit dem ehemaligen englischenAussenminister Eden hatte, bezog sich angeblich hauptsächlich aufeine englische Prüfung der Haltung Polens in einigen Punkten, diedas englisch-polnische Verhältnis als solches nicht unmittelbarbetrafen, wie die Stellung Polens zum Abessinienkonflikt und dieMöglichkeit einer polnischen Vermittlung zwischen dem Reich undFrankreich. Auch die im September 1938 auftauchende Meinung,England plane eine En-

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gergestaltung der englisch-polnischen Beziehungen, beruhte nurauf einem Gerücht.108 Erst die englischen Pläne, angesichts derAuflösung der Tschecho-Slowakei, die Initiative zu dersogenannten �Kollektiv-Deklaration� der Staaten zu ergreifen,wobei zunächst neben England, Frankreich und die Sowjetunion undanschliessend Polen und die Südoststaaten eine Erklärung abgebensollten, setzte der englischen Diplomatie in Warschau neue undkonkretere Ziele. Die Aufgabe in Polen war allerdings nichteinfach, da einerseits das polnisch-deutsche Verhältnis eineklare Stellungnahme Polens zunächst noch nicht zuliess undandererseits die polnische Haltung gegenüber der Sowjetunion aufeine neue Grundlage hätte gestellt werden müssen. Als erstenenglischen Vorstoss in Warschau kann man vielleicht die Reise desUnterstaatssekretärs für den Überseehandel, Hudson, bezeichnen,die, wie der jugoslawische Gesandte in Warschau, Vukcevic, am 20.3. berichtete, in den politischen Kreisen der polnischenHauptstadt nicht nur als eine wirtschaftspolitische, sondern auchals eine politische auf gefasst werde.109 Der polnische Aussen-minister schien aber, wie Vukcevic weiter mitteilte, auf Grundder internationalen Lage die Bedeutung des Besuchs mässigen zuwollen, indem er ihm einen halboffiziellen und reinwirtschaftlichen Charakter verlieh. Oberst Becks Eingehen auf dieEinladung nach London liess jedoch annehmen, dass die BemühungenEnglands nicht ganz ohne Erfolg waren. Dass England kein Mittelscheute, um Polens Haltung zu beeinflussen, geht aus einerInformation des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Marcovic andie jugoslawische Gesandtschaft in Berlin vom 30. 3. 39 hervor,110

die

NSM

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besagte, das Foreign Office sei sogar bereit, Danzig zu opfern,d. h. die Kontrolle des Völkerbundes aufzugeben und dem Reichfreie Hand zu lassen, um Polen dadurch zu zwingen, denWestmächten beizutreten.111

Am 31. 3. � noch bevor der polnische Aussenminister in Londoneintraf � gab der englische Ministerpräsident im Unterhaus dieGarantieerklärung für Polen ab.112 Die Veranlassung hierzu sollnach einem Bericht des Bulgarischen Gesandten in London vom 31.3. die Meldung von einer bevorstehenden deutschen Aktion gegenPolen gewesen sein.113 Nach einer anderen Information aus Londonsoll von der rumänischen Gesandtschaft mit Hilfe englischerKreise eine Meldung von einem deutschen Ultimatum an Polenlanciert worden sein, die die Erklärung psychologisch vorbereitetund die dagegen stehenden Bedenken im Kabinett überwundenhaben.114 Schon im Zeitpunkt der Erklärungsabgabe wies man vonenglischer Seite darauf hin, dass die Erklärung Chamberlains nureine Einleitung darstelle, und dass aus Anlass des Besuches Becksdarüber verhandelt werden würde, ob diese einseitige englischeErklärung zu einem Pakt ausgebaut werden solle. So

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äusserte nach der Erklärung Chamberlains der polnische Gesandtein Budapest, Orlowski, dem dortigen italienischen GesandtenVinci-Gigliucci gegenüber, dass man in London schon von Anfang anbeabsichtigt hätte, mit Polen zu einem Abkommen nach GenferMuster, aufgebaut auf dem Geist der kollektiven Sicherheit, zugelangen. Polen sei zwar hierzu bereit, doch dürfe seine Stellungzu Deutschland dadurch nicht beeinträchtigt werden. Auch diemögliche Einbeziehung der Südoststaaten sollte bei dem BesuchBecks besprochen werden. Das Garantieversprechen wurde durchausnicht überall kritiklos aufgenommen.115 Der Berliner britischeBotschaftsrat Ogilvie-Forbes erklärte Ward Price gegenüber,116 dieGarantie sei zwar sehr schön, aber es sei fraglich, ob Englanddas in Ordnung bringen könne, was es in Unordnung gebracht habe.Diese britische Herausforderung würde den Blitz auf EnglandsHaupt herunterbringen, und es frage sich, was England überhaupttun könne, um den Polen zu helfen. Er glaube, in England sei mander Ansicht, dass Deutschland im Ernstfall zusammenfallen würde.Das werde aber nicht der Fall sein, und er selbst habe in Londonimmer klar zu machen versucht, dass Deutschland nicht bluffe. Derenglische Bot-

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schafter in Rom, Lord Perth, befürchtete einem Bericht dertürkischen Botschaft in Rom vom 20. 4. zufolge, dass die nach derGarantieerklärung erfolgende schlechte Behandlung der deutschen

NSN

Minderheiten in Polen den Führer zu einer plötzlichen Aktionveranlassen werde, was dann zu einem allgemeinen Krieg führenwürde.

Das Garantieversprechen erhielt, anscheinend nach zuerstkomplizierten Manövern, seine Erhärtung durch den Besuch Becks inLondon vom 3.-7. 4., an den in der englischen und polnischenPresse die verschiedensten Vermutungen geknüpft wurden. AllemAnschein nach kam, nach Ansicht des italienischen Gesandten inBudapest, Vinci-Gigliucci, Beck nach London mit dem Vorsatz,durch seine Abmachungen mit der englischen Regierung daspolnisch-deutsche Verhältnis nicht allzu sehr zu belasten,117 undder bulgarische Gesandte in Paris, Balabanow, glaubte am 6. 4.berichten zu können, dass der polnische Aussenminister keinekonkreten Verpflichtungen übernommen habe.118 Auch der japanischeBotschafter in London, Shigemitsu, vertrat die Ansicht, dass esnicht zur Entwicklung einer militärischen Unterstützung Englandsfür Polen kommen werde.119 Nach Abschluss der Besprechungen erfuhrder jugoslawische Aussenminister Cincar-Marco<w>[v]ic am 6. 4.120

aus London, dass nach einer vom Foreign Office vertraulichmitgeteilten Nachricht die polnisch-englischen Verhandlungen zumSchluss dann doch die Richtung eingeschlagen hätten, einen zwei-seitigen Beistandspakt abzuschliessen. Bezüglich der praktischenAuswirkung des gegenseitigen Beistandspaktes traten jedoch, wieder italienische Botschafter in London, Grandi, am 17. 4.berichtete, Meinungsverschiedenheiten auf.121 Vermutlich hat diepolnische Haltung, wie sie in der unten zitierten Äusserung desjugoslawischen Gesandten in Warschau,

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Vukcevic, dargestellt wurde, in London nicht befriedigt. Vukcevicnämlich berichtete am 24. 4., Polen wünsche nicht, von seinerLinie des Gleichgewichts abzuweichen und habe nur infolge derdurch die Schuld Deutschlands geschaffenen Situation die ihm vonEngland angebotene Sicherung angenommen. Solange aber Friede sei,werde Polen seine Politik keinem Staat gegenüber ändern. Im Falleeines Krieges werde Polen jedoch seine Stellungnahme der Notwend-igkeit angleichen.

Diese Haltung änderte sich erst nach dem durch Deutschland am28. 4. 1939 ausgesprochenen Erlöschen des polnisch-deutschenNichtangriffspaktes. Angesichts dieses Ereignisses begann jetztWarschau, auf London einen Druck auszuüben, um den Abschluss despolnisch-englischen Bündnisses zu beschleunigen, allerdings ohnesofort grosse Bereitwilligkeit zu finden.122 Die Zuspitzung desdeutsch-polnischen Verhältnisses veranlasste aber am 11. 5. dieenglische Regierung, über die englische Botschaft in Berlin derReichsregierung zu erklären,123 dass bei einem Vorgehen Deutsch-lands gegen Polen und Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen demReich und Polen England und Frankreich einschreiten würden unddann auch Danzig unter die englische Garantie falle. In Warschau

NSO

selbst dokumentierte man die ernsten englischen Absichten durchdie Verhandlungen der britischen Militärmission mit dempolnischen Generalstab, die am 24. 5. begannen124 und durch denBesuch des Sachverständigen für osteuropäische Fragen im ForeignOffice, Strang, und des Sekretärs des ständigen Unterstaatssekre-tärs im Foreign Office, Jebb, vom 27. 5.-5. 6., deren Aufenthaltmit dem Danziger Problem

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und der Vorbereitung für die Unterzeichnung des polnisch-englischen Paktes im Zusammenhang gestanden haben soll.125

Am 10. 7. gab der englische Ministerpräsident im Unterhausseine bekannte Erklärung über Danzig ab,126 die angeblich schoneinige Tage früher erfolgen sollte, dann aber, wie der JournalistEisinger aus London berichtet,127 auf Wunsch der polnischenRegierung bis zur Rückkehr des polnischen Botschafters in London,Raczynski, von seinem kurzen Besuch in Warschau verschoben wurde.Über den wirklichen Zweck der

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Reise Raczynskis nach Warschau liegen keine Meldungen vor. Dieenglische Presse versuchte diesen durch die Nachricht, dassgleich nach der Rückkehr des Botschafters der englisch-polnischeBeistandspakt endgültig abgeschlossen werden sollte, zu erklären.Der Vertrag wurde schliesslich am 25. 8. in London unterzeichnet,nachdem angesichts des inzwischen abgeschlossenen deutsch-sowjet-russischen Nichtangriffspaktes der ständige Unterstaatssekretärim Foreign Office, Cadogan, wie der jugoslawische AussenministerCincar[-]Marcovic am 22. 8. aus London erfuhr, erklärt hatte,dass der deutsch-russische Vertrag die englische Haltunggegenüber Polen nicht ändere und England zu seiner Garantiestehe.128

[Seite] 60

III.

Die Rückwirkung der Einkreisungspolitik auf dieEntwicklung der deutsch-englischen Beziehungen nach

der Besetzung Böhmens und Mährens

Zunahme der deutschfeindlichen Stimmung in England

Die deutsch-englischen Beziehungen hatten sich inzwischenimmer mehr zugespitzt. Im Unterhaus richtete am 16. 3. 39 DuffCooper die beleidigenden Worte gegen den Führer. Am 4. 4.erklärte der damalige Marineminister Stanhope öffentlich in einer

NSP

Rede an Bord des Flugzeugmutterschiffes �Ark Royal�, diebritische Flotte treffe Vorbereitungen und sei immer bereit.129

Die am 23. 4. erfolgte Rückkehr des britischen Botschaftersnach Berlin und dessen vergebliche Versuche, einen sofortigenEmpfang beim Reichsaussenminister zu erwirken, waren für dieöffentliche Meinung in England und für die Opposition Anlass,schärfste Angriffe gegen Deutschland zu richten. Man glaubte dieRückkehr Hendersons mit der bevorstehenden Reichstagsrede desFührers vom 28. 4. 39 in Zusammenhang bringen zu müssen, indemman vermutete, dass Hender

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son mit einem bestimmten Auftrag seiner Regierung im Sinne einerEinflussnahme auf die bevorstehende Antwort des Führers anRoosevelt versehen worden wäre.130 Chamberlain erklärte allerdingsam 24. 4. im Unterhaus, dass der Rückkehr Hendersons nach Berlinkeine besondere Bedeutung beizumessen sei.

Rückkehr Hendersons nach Berlinund Einführung der Wehrpflicht in England

Wie aber aus einem Bericht des französischen Botschafters,Coulondre, vom 26. 4. hervorgeht,131 hatte Henderson tatsächlichden Auftrag, der Reichsregierung von der Einführung der Wehr-pflicht, wie sie Chamberlain am 26. 4. im Unterhaus verkündete,vorher Mitteilung zu machen, da die englische Regierung Wertdarauf legte, dass die Reichsregierung noch vor der Rede desFührers die Einführung einer beschränkten allgemeinen Wehrpflichtin England unmittelbar von offizieller Seite und nicht durch diePresse erfahre mit der Versicherung, dass die englischen Mass-nahmen keine irgendwie

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geartete Bedrohung Deutschlands bedeuteten.132 In gut unterricht-eten Kreisen war man jedoch, wie der jugoslawische Geschäfts-träger in London, Legationsrat Milanovic, am 26. 4. berichtete,der Ansicht, dass der Entschluss, Henderson nach Berlin zuentsenden, lediglich eine taktische Massnahme der englischenRegierung darstellte, die dazu dienen sollte, möglichst viel Zeitzu gewinnen.133

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Die vernichtende Wirkung der englischen Garantie-Erklärungfür Polen auf das deutsch-englische Flottenabkommen

Die englisch-polnischen Garantieabmachungen gaben dem ReichVeranlassung, der englischen Regierung durch das Memorandum vom

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28. 4. mitzuteilen, dass die englische Regierung durch ihre Ein-kreisungspolitik dem Flottenabkommen vom 18. 6. 35 die Grundlageentzogen und dadurch dieses Abkommen sowie die zu seinerErgänzung vereinbarte �Erklärung� vom 17. 7. 37 einseitig ausserKraft gesetzt habe.134

Von diesem Zeitpunkt an stand das deutsch-englische Verhältnisvornehmlich unter dem Einfluss des sich zuspitzenden deutsch-polnischen Konflikts. Die britische Regierung liess das Reichüber ihre Haltung in einem eventuellen deutsch-polnischenKonflikt nicht im Zweifel und gab am 11. 5. ihrer Botschaft inBerlin die Anweisung, der Reichsregierung mitzuteilen, dassEngland und Frankreich unter allen Umständen zu ihrenVerpflichtungen Polen gegenüber stehen würden.135 Trotzdemversuchte die britische Regierung, den Vorwurf einer EinkreisungDeutschlands zurückzuweisen[,] und betonte auch in ihremMemorandum vom 28. 6. zur deutsch-englischen

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Flottenfrage, dass die Bezeichnung der englischen Politik als�Politik der Einkreisung� ohne jede Berechtigung wäre und einMissverstehen und eine Missdeutung der britischen Absichtenoffenbare.136

Die englische Presse und bestimmte Londoner politische Kreisetrugen durch einen immer schärfer werdenden Pressefeldzug zu derweiteren Verschlechterung der deutsch-englischen Beziehungen bei,so dass der britische Botschafter in Berlin, Sir NevileHenderson, am 15. 4. 39 an das Foreign Office berichtete, seineLage sei äusserst unangenehm. Die (FA: britische) Presse macheihm viel zu schaffen.137

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Bei anderer Gelegenheit138 äusserte er: �Die King-Hall-Briefesind eine verdammt dumme Sache � es ist herzzerreissend � wasnützen da alle meine Bemühungen!� Bereits damals setzten dieVersuche ein, zwischen die deutsche Regierung und das deutscheVolk einen Keil zu treiben. So berichtete der japanische Bot-schafter in London, Shigemitsu, am... [1. 7.],139 dass sichEngland wie auch früher bemühe, Hitler vom deutschen Volk zutrennen. � Die Politik Englands sei, Italien und Deutschlandauseinander zu bringen, um Deutschland allein dastehen zulassen.140

NSR

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IV.

Die letzten 10 Tage vor Kriegsausbruch

Nachstehend werden die Vorgänge der letzten 10 Tage vorKriegsausbruch in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben. DieDarstellung beschränkt sich auf die dem FA vorliegendenGeheimunterlagen, die hauptsächlich Berichte, Instruktionen undBewegungen des britischen Botschafters in Berlin betreffen; eineErgänzung aus der Presse oder aus den unterdessen erschienenenWeiss- und Blaubüchern ist nicht erfolgt.

Überreichung des Briefes Chamberlains vom 22. 8.an den Führer durch den britischen Botschafter

In den Nachtstunden des 22. 8. bemüht sich der britische Bot-schafter in Berlin, Sir Nevile Henderson, um die Zusage einerUnterredung mit dem Führer, um diesem einen Brief des Premier-ministers zu überreichen. Er ist noch nicht im Besitze desBriefes, der erst am Morgen des 23. 8. in Berlin ankommen soll,äussert jedoch über den Inhalt bereits141: �Es erklärt unserePosition genau; wie wir an Polen durch unser Wort gebunden sind,und dass wir unsere Verpflichtungen, sollte Polen angegriffenwerden, erfüllen müssten. Wir würden bereit sein, in einerruhigen Atmosphäre alle Fragen, allgemeine Fragen, die unsere undandere Länder interessieren,

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zu erörtern, und in der Zwischenzeit, während dieser � man könntesagen � Vorbereitungszeit, könnte etwas getan werden, um dieMinderheitenfrage zur Lösung zu bringen. Eine Art Waffenstill-stand also, um die Atmosphäre zu beruhigen. Während desselbenkönnte man sich sofort mit den Minoritätenfragen, die jetzt sounangenehm sind, beschäftigen. Das ist so die allgemeine Linie.�Henderson fügt hinzu, die britische Regierung hätte Polenempfohlen, es solle jetzt noch direkt Kontakt mit Deutschlandsuchen, um für die ganze Frage � Danzig usw. � eine Lösung zufinden.

Am 23. 8. um 01.10 Uhr setzt sich der 1. Botschaftssekretär[Adrian] Holman mit dem Foreign Office in Verbindung142 undbittet, William Strang oder Sir Alexander Cadogan mitzuteilen,Sir Nevile Henderson sei sehr besorgt, dass in der Presse nichtsüber den Brief erscheine. Auch wenn später etwas veröffentlichtwerden sollte, so solle das nur in allgemeinen und vagenAusdrücken geschehen und der Brief der Presse nicht zur Verfügunggestellt werden, da sonst die Gefahr bestehe, dass die Aktion wieein Einschüchterungsversuch aussähe. Der Botschafter erbitte noch

NSS

vor seiner Abreise zum Führer eine Antwort hierauf, da von dieserteilweise der Erfolg abhänge. Es werde zwar schwierig sein, demWunsch des Botschafters zu entsprechen, doch Strang � so äussertHolman � sei der Mann, �der es in seinen Fingerspitzen habe�.Kurze Zeit später teilt das Foreign Office der Botschaft mit,dass Strang zugesagt habe, den Wunsch Hendersons zu erfüllen.

Nachdem Henderson am Morgen des 23. 8. nach Salzburg gereistund am Vormittag des gleichen Tages vom Führer empfangen wordenwar, setzt er sich gegen 15.00 Uhr von Salzburg aus mit derbritischen Botschaft in Berlin in Verbin

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dung und beauftragt diese, den folgenden Bericht nach London zusenden: �Um 12.15 Uhr habe ich (Henderson) den Brief überreicht.Ich warte auf eine schriftliche Antwort von ihm. Ich hoffe, um 20Uhr in Berlin zurück zu sein. � Er ist ganz unnachgiebig undunbefriedigend. Ich kann jedoch nichts weiter sagen, ehe ich dieschriftliche Antwort habe. In grossen Zügen waren die Punkte die:Polen ist gewarnt worden, dass Deutschland sofort zu militär-ischen Schritten greifen würde, wenn irgendwelche weiterenVerfolgungen deutscher Untertanen stattfänden oder irgend etwasgegen Danzig unternommen werden sollte, einschliesslich wirt-schaftlicher Abschnürungsmassnahmen. Wenn England weitere Mobili-sierungsmassnahmen treffen sollte, würde in Deutschland dieallgemeine Mobilmachung angeordnet werden. Ich nehme an, dass diefranzösische Regierung im gleichen Sinne unterrichtet worden ist.Ich fragte, ob dies eine Drohung sei. Die Antwort auf meine Fragewar: �Nein, eine Schutzmassnahme�.�143

Wie aus einem vom 24. 8. abends datierten Bericht des italien-ischen Botschafters Attolico hervorgeht,144 hat Henderson diesemgegenüber das Ergebnis seiner Unterredung in Berchtesgaden als�absolut ungünstig� dargestellt und geäussert, der Führer schienin jeder Weise unbedingt zum Kriege, auch zum allgemeinen Kriege,entschlossen. Henderson hat, wie Attolico ferner berichtet, demForeign Office mitgeteilt, dass er keine andere Möglichkeit sehe,als ein sofortiges Ansuchen Polens um direkte Verhandlungen mitDeutschland. Er habe dann die Versendung der Dokumente der Bot-schaft nach London veranlasst, da er ein deutsches Ultimatum anPolen für den 25. 8. mit Wahrscheinlichkeit erwartete.145

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Unterredung Hendersons mit dem Führer am 25. 8.,Reise Hendersons nach London und abermaliger Empfang

Hendersons durch den Führer am 28. 8.

Am Nachmittag des 25. 8. 39 macht Sir Nevile Henderson demständigen Unterstaatssekretär im Foreign Office, Sir AlexanderCadogan, Mitteilung davon,146 dass er am Vormittag aufs Neue eine

NST

Stunde mit dem Führer gesprochen habe und dass dieser den Britenein Angebot gemacht habe. Er (Henderson) sei sich ziemlich klardarüber, dass der Führer versuche, zwischen England und Poleneinen Keil zu treiben.147 Henderson äussert ferner, der Führerhabe vorgeschlagen, dass er (Henderson) nach London fliegensolle, um das Angebot zu übermitteln. Henderson hält diesenVorschlag für nützlich, auch Cadogan zeigt sich damiteinverstanden und glaubt nicht, dass irgend jemand in Londonetwas gegen diesen Plan einwenden werde. Cadogan verspricht, denStaatssekretär und den Premierminister davon in Kenntnis zusetzen, und, falls sich Bedenken gegen Hendersons Flug nachLondon zeigen sollten � was er jedoch für unwahrscheinlich halte� umgehend davon Mitteilung zu machen.

Am Morgen des 26. 8. um 8.00 Uhr fliegt Henderson von Berlinnach Croydon mit einem Sonderflugzeug ab. Die Botschaft trifft amAbend des 25. 8. für diesen Flug die entsprechenden Vorbereit-ungen.148

Aus den Tagen, in denen sich Henderson in London aufhielt(26.-28. 8.), liegen einige diplomatische Berichte

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vor, aus denen zu schliessen ist, dass man im Foreign Office dieLage in der Tat als gebessert ansah und die Hoffnung hegte,Deutschland werde seine Haltung ändern und sich zu Konzessionenbereit finden. So berichtete der türkische Geschäftsträger inLondon über eine Unterredung mit William Strang, dem stellver-tretenden Unterstaatssekretär im Foreign Office.149 Dieser habeihm gegenüber am 26. 8. erklärt, Hitler habe ein zweites Münchenschaffen wollen; er sei gegenüber dem gemeinsamen unerschütter-lichen Vorgehen Frankreichs, Englands und Polens in demZustand... (FA: nicht lesbar) nicht zurückzukönnen. Hitler seider Gefangene der Theorien des... (FA: nicht lesbar). Dem japan-ischen Botschafter Shigemitsu gegenüber äusserte Lord Halifax am28. 8. � wie einem Bericht des Botschafters zu entnehmen ist150 �,für einen englisch-deutschen Akkord sei der Abschluss friedlicherKompromisse (FA: im Verhältnis Deutschland � Polen)Voraussetzung. Er hoffe, dass die diesbezügliche Haltung Hitlerssich ändern werde. Auch der parlamentarische Unterstaatssekretärim Foreign Office, Butler, betrachtete zu jener Zeit dieSituation optimistisch und äusserte in einer Unterhaltung mit demjugoslawischen Gesandten, Hitler wolle keinen allgemeinen Krieg.Hitler sei überzeugt, dass auch England keinen Krieg gegenDeutschland hervorzurufen beabsichtige. Es sei deshalb möglich,dass sich eine Basis für gemeinsame Besprechungen finden lasse.151

Die Rückkehr Hendersons von London nach Berlin erfolgt am 28.8. gegen 21.00 Uhr. Das Foreign Office hatte der Botschaft inBerlin avisiert, dass Henderson um 17 Uhr in Croydon startenwerde.152

NSU

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Am Abend des 28. 8. um 22.30 Uhr wird Henderson vom Führerempfangen.153 Die britische Antwort,154 die er dem Führer über-reichen sollte, wird der britischen Botschaft vom Foreign Officeam 28. 8. kurz nach 16.34 Uhr übermittelt gleichzeitig mit derAnweisung, sofort die deutsche Übersetzung vorzubereiten.155

Über die Unterredung Hendersons mit dem Führer liegt einBericht Coulondres vor.156 Diesem zufolge hat Henderson erzählt,der Führer sei auf seine Forderung gegenüber Polen zurückgekommenund habe erklärt, dass er jetzt Danzig und den ganzen Korridorund... (FA: nicht lesbar) verlange. Er (Henderson) habe sichgeweigert, auf Diskussionen einzugehen und auf die britischeBedingung, dass das Reich mit Polen auf dem Wege freier Verhand-lungen... (FA: nicht lesbar) Garantie... (FA: nicht lesbar) Bezuggenommen. Er (Henderson) habe hinzugefügt, dass Polen damiteinverstanden sei, über diese... (FA: nicht lesbar) zu ver-handeln.

Das Foreign Office beauftragte die britische Botschaft inBerlin, einem amerikanischen Korrespondenten von der Tatsache desBesuches Hendersons beim Führer Mitteilung zu machen, ohne irgendeine weitere Erklärung darüber abzugeben.157

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Das Flugzeug, mit dem Henderson von London nach Berlingeflogen war,158 wird am Vormittag des 29. 8. mit einem Kurier und3 Passagieren nach London zurückgesandt.159

Am 29. 8. erhielt Henderson vom Führer die deutsche Antwortauf die am Vortage überreichte britische Note.160 Um 20.28 Uhrteilt die britische Botschaft dem Foreign Office mit, diedeutsche Antwort liege jetzt vor und werde gerade übersetzt. Diecharakteristischen Punkte der Antwort seien ganz kurz folgende:Deutschland akzeptiere direkte Verhandlungen. Der polnischeBevollmächtigte solle am 30. 8. nach Berlin kommen. Deutschlandverlange die Rückgabe des Korridors und Danzigs sowie Sicherungenfür die Deutschen in Polen. Deutschland werde einen Plan aus-arbeiten und ihn England überreichen. � Am 30. 8. um 0.15 Uhrübermittelt dann die britische Botschaft dem Foreign Office undden Botschaftern in Warschau, Rom und Paris den vollen Text derdeutschen Note.161

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Der 30. August:

Britische Bemühungen, die Frist für das Eintreffen einespolnischen Unterhändlers zu verlängern � Bekanntgabe der16 Punkte durch den Reichsaussenminister an Henderson

NSV

In der Nacht zum 30. 8. um 03.49 Uhr teilt BotschaftssekretärHolman mit, die britische Botschaft habe vom Foreign Office einTelegramm erhalten, in dem gesagt werde, die britische Regierungbefasse sich eingehend mit der Antwort der deutschen Regierung,es werde jedoch sehr schwierig sein, den polnischenbevollmächtigten Unterhändler in der angegebenen Frist nachBerlin zu beordern.162

Um 11 Uhr äussert sich auch Henderson163 über das besagteTelegramm des Foreign Office und fügt hinzu, er könne nichtsehen, wie es selbst beim besten Willen möglich sei, dass diebritische Regierung am gleichen Tage einen polnischenBevollmächtigten in Berlin �produziere�. Man könne einenpolnischen Vertreter nicht �aus einem Hut hervorzaubern�. Er habenatürlich empfohlen, dass die Angelegenheit mit der grösstenDringlichkeit behandelt werde, aber er müsse gestehen, dass derTon der Antwort, die er am Vortage erhalten habe, so kategorischund so hartnäckig gewesen sei � beinahe in Form eines Ultimatums�, dass es nicht leicht sein werde, die Polen zu überreden.164

Am Nachmittag um 17.15 Uhr erhält Henderson vom Foreign Officeeine bemerkenswerte Information; die betreffende Meldung des FAlautet wörtlich wie folgt:

[Seite] 74

�Henderson werde jetzt eine Menge Telegramme erhalten, ein-schliesslich eines langen, ein kurzes sei auch dabei. Sie alle(FA: Foreign Office) hätten das Telegramm �über das Geschrei�gelesen. Henderson solle sich nicht über dieses aufregen, derMinisterpräsident habe es persönlich eingesehen und glaube, dassdas Telegramm, das Henderson jetzt erhalte, ihm (Henderson)helfen könne. Es sei dazu ausersehen, Henderson behilflich zusein. Henderson solle es nicht anders auslegen, denn man verfasseTelegramme im allgemeinen recht schnell. Der Ministerpräsidenthabe erklärt, die Lage recht gut zu verstehen, denn er sei jaselbst drüben gewesen und verstehe daher recht gut. Hendersonwerde also sehen, worin der Vorschlag bestehe, der in der Absichtverfasst worden sei, ihm bei der Weiterführung der Angelegenheitzu helfen.165 � Henderson erwidert darauf, der Eindruck, den ergewonnen habe, sei gut. Er könne jetzt keine Privatbriefeschreiben, aber sein Eindruck sei gut gewesen. In London, soerklärt der Unbekannte vom Foreign Office weiter, sei man, wieHenderson wisse, gänzlich unerregt. Der Unbekannte glaubt, mansei auf dem richtigen Weg. Sie (die Deutschen) könnten wirklichnicht erwarten, wiederum damit Erfolg zu haben, dass sie Leuteherzitierten, ihnen Schriftstücke aushändigten und diese vonihnen auf der vorgedruckten Linie unterschreiben liessen. Das seialles vorbei. Man müsse dies in Berlin ebenso wissen wie inLondon. Im übrigen sei man in London immer noch zu dem bereit,wozu Henderson gesagt habe, dass London bereit sei. Aber von denanderen Sachen wollten sie in London nichts wissen. Henderson,

NTM

der dieser Äusserung zustimmt, erklärt, London solle absolutunerschütterlich bleiben. Er übermittele soeben die BotschaftChamberlains an Hitler.�166

Kurze Zeit später, um 17.25 Uhr, empfängt Henderson

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den polnischen Botschafter Lipski auf dessen Wunsch.167

Um 22.20 Uhr übermittelt Lord Halifax Henderson die Anweis-ung,168 er solle nicht früher �handeln�, ehe er das gerade inBearbeitung befindliche Telegramm erhalten habe. Die Übermittlungdieses Telegramms werde noch eine Weile auf sich warten lassen.169

Um 22.30 Uhr begibt sich Henderson zum Reichsaussenminister v.Ribbentrop. Über diese Unterredung liegt folgender BerichtHendersons vom 2. 9. an Lord Halifax vor170: �Im Gegensatz zu denMitteilungen des britischen Rundfunks, dass die deutschen Ver-mittlungsvorschläge (FA: Vorschlag der 16 Punkte), welche amDonnerstag, dem 31. 8., veröffentlicht worden sind, vorher nichtder englischen Regierung mitgeteilt worden seien, berichtet diedeutsche Presse, dass diese Vorschläge am Mittwoch, dem 30. 8.abends, mir mündlich zur Kenntnis gegeben worden seien, und dassweiterhin die Einzelheiten der Vorschläge Herr v. Ribbentrop mitmir mündlich erörtert habe. Der wahre Sachverhalt ist so, wie ichihn in meinem Telegramm nach jener Unterredung mitgeteilt habe.Es haben bei meiner Unterredung mit Herrn v. Ribbentrop ganz undgar keine Erörterungen über die Einzelheiten stattgefunden. DerAussenminister verweigerte in schroffer Weise, mir den Textauszuhändigen oder ihn mit mir zu erörtern mit der Begründung,dass die Vermittlungsvorschläge überholt seien, da ein polnischerBevollmächtigter bis Mitternacht den 30. 8. nicht eingetroffensei. (Zu dieser Zeit war ich bei Herrn v. Ribbentrop.) MeineAntwort zu diesem Punkt war, das in der deutschen Antwortnote vom29. 8. an die britische Regierung genannte Datum wäre tatsächlichalso einem Ultimatum gleichlautend gewesen trotz

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der gegenteiligen Versicherungen des Kanzlers und seiner (Ribben-trops) eigenen.�

Der 31. August:

Henderson befürchtet eine deutsche Aktion binnen 2-3Stunden � Er schlägt vor, den Polen zu raten, ihre

Bedenken wegen des modus procedendi zurückzustellen �Zur Bekanntgabe der 16 Punkte im deutschen Rundfunk

Am Morgen des 31. 8. um 8.30 Uhr versucht Hendersonvergeblich, sich mit dem polnischen Botschafter Lipski in

NTN

Verbindung zu setzen[,] und teilt dem polnischen Bot-schaftssekretär Malhomme mit, er wisse aus unbedingt sichererQuelle, dass der Krieg da sei, wenn Polen nicht binnen 2-3Stunden etwas unternehme. Lipski solle sich sobald wie möglichmit ihm in Verbindung setzen, denn es sei kein Augenblick zuverlieren.

Eine Viertelstunde später übermittelt Henderson dem ForeignOffice für Sir Alexander Cadogan die gleiche Information mit demZusatz, es könne nur Bluff sein, es bestehe aber auch dieMöglichkeit, dass es kein Bluff wäre. Er teile es dem ForeignOffice für den Fall mit, dass dieses etwas in Warschauveranlassen könne. Der britischen Botschaft sei es nicht möglichgewesen, Lipski zu erreichen. Er (Henderson) habe (FA: amVorabend) den Polen aufgesucht und ihn zu bewegen versucht, einenKontakt mit dem Reichsaussenminister herbeizuführen. Man wissejedoch nicht, ob Lipski etwas getan habe, da er ausgegangen sei,oder ob Lipski Instruktionen erhalten hätte. Er habe Lipski vor-geschlagen, nach Warschau zu telefonieren, um innerhalb einerStunde Informationen einzuholen.171

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Um 09.05 Uhr macht Henderson auch Coulondre Mitteilung von derbesagten Information und von der Tatsache, dass er in der Nachtum 01.00 Uhr Lipski aufgesucht und aufgefordert habe, aus eigenerVerantwortung um eine Unterredung nachzusuchen, da man ihm(Henderson) Vorschläge unterbreitet habe mit der Bemerkung, dassjetzt, da der Augenblick verpasst sei, diese Vorschläge hinfälligwären. Coulondre bittet bei dieser Gelegenheit, Henderson sofortaufsuchen zu dürfen.172

Um 11.20 Uhr übermittelt Henderson dem Foreign Office folgendedringliche Information:

�Ich höre, dass die polnische Regierung die Frage des modusprocedendi aufwirft, bevor sie hier ihren Botschafter instruiert,eine Demarche zu unternehmen. Die Zeit ist dabei ein lebens-wichtiger Punkt, und ich möchte vorschlagen, dass auf britischeVerantwortung hin der polnische Botschafter Instruktionen vonseiner Regierung empfangen sollte, dahingehend, sofort um eineUnterredung zu bitten; die Sache sollte so gehandhabt werden,dass sie an der �Verfahrungsfrage� nicht scheitert.�173

Am Abend des Tages unterhält sich Henderson mit Coulondre übereinen Besuch des polnischen Botschafters Lipski beimReichsaussenminister. Coulondre teilt mit, dass Lipski nur dieMitteilung seiner Regierung übermittelt, wahrscheinlich abernicht die deutschen Vorschläge erhalten habe. Henderson zeigtsich sehr verwundert darüber und äussert: �Aber wozu bloss das?Das ist lächerlich, das ganze.�174 1½ Stunden später unterhalten

NTO

sich abermals Henderson und Coulondre, und zwar über die Frage,ob sie die deutschen

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Vorschläge gegebenenfalls entgegennehmen sollten oder nicht.Coulondre steht auf dem formalen Standpunkt, dass dies nicht ehermöglich sei, als Warschau offizielle Kenntnis der Vorschlägebesitze.175 Henderson dagegen ist der Ansieht, Lipski habe nichtnach den Vorschlägen verlangt, ihm (Henderson) aber sei bereitsvor 3 Tagen die Bekanntgabe des deutschen Planes versprochenworden. Er habe mehrfach Schritte zur Erlangung des deutschenProjekts unternommen und wolle jetzt nur noch annehmen, worum erbereits früher gebeten habe. Coulondre und Henderson geraten beidieser Gelegenheit in einen sehr erregten Meinungsaustausch, dervon beiden in äusserst schroffer Form abgebrochen wird.

Zur Frage der Bekanntgabe des deutschen Vorschlages der 16Punkte an die Polen äussert um 22.30 Uhr gegenüber dempäpstlichen Nuntius Orsenigo der britische Botschaftsrat Ogilvie-Forbes, bei den soeben durch den Rundfunk bekanntgegebenenVorschlägen handele es sich nicht um ein an Polen gerichtetesUltimatum. Polen habe von den deutschen Vorschlägen leider nurinoffiziell Kenntnis, da der polnische Botschafter die Note nichtangenommen habe. Die Polen hätten den Inhalt der Vorschläge überLondon erfahren. Deutschland habe nun diese Vorschlägezurückgezogen, weil kein bevollmächtigter polnischer Unterhändlererschienen sei.176

Der Verlauf des 1. September:

Henderson glaubt, ein Zusammentreffen zwischenGeneralfeldmarschall Göring und Rydz-Smigly wäre dereinzige Ausweg � Warnung der britischen Regierung,

dass sie ihre Verpflichtungen Polen gegenüberwerde erfüllen müssen

In der Nacht zum 1. 9. um 01.02 Uhr macht Botschafts-

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sekretär Holman dem Botschaftsrat Ogilvie-Forbes von einem ebeneingetroffenen Telegramm des Foreign Office Mitteilung, inwelchem mit Rücksicht auf die traurige Lage in Danzig vorge-schlagen wird, den bereits früher angeregten �modus vivendi�sofort in Kraft treten zu lassen und im Rahmen der Vorschläge denVökerbundskommissar Burckhardt heranzuziehen.177

Um 10.12 Uhr setzt sich Henderson mit Jebb vom Zentraleuropa-Department des Foreign Office in Verbindung und erklärt, es

NTP

bestehe noch eine geringe Hoffnung, und zwar sei es möglich, dasser nach der Reichstagssitzung zum Führer gerufen werde. Hendersonberichtet, die Polen hätten die Dirschauer Brücke gesprengt.Göring habe die Anordnung gegeben, die polnische Luftwaffe an derGrenze zu zerstören, man habe befohlen, die Polenzurückzutreiben. Er (Henderson) glaube, die einzig möglicheHoffnung bestehe darin, �die beiden Marschällezusammenzubringen�. Er habe diesen Vorschlag bereits am Vortagenach London telegraphiert. Die beiden Soldaten Rydz-Smigly undGöring müssten sich einigen, das sei der einzige Ausweg.178

In einer Unterhaltung mit Coulondre erwähnt Hendersonebenfalls seinen Vorschlag, dass Rydz-Smigly zu Verhandlungennach Berlin kommen sollte. Es sei ja so, dass man in Berlin davonüberzeugt sei, Warschau wolle nicht verhandeln, und in Warschauumgekehrt.179

Um 17.36 Uhr erhält die britische Botschaft vom Foreign Officeden Text der an die deutsche Reichsregierung gerichtetenbritischen Note, in der mitgeteilt wird, dass England ohne Zögernseine Verpflichtungen Polen gegenüber

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erfüllen werde, falls nicht die deutsche Reichsregierung bereitsei, der britischen Regierung die feste Versicherung ab zugeben,dass die Reichsregierung alle Angriffe gegen Polen einstelle undalle Vorbereitungen getroffen habe, sofort ihre Streitkräfte ausdem polnischen Staatsgebiet wieder zurückzuziehen.180

Der 2. Sekretär der britischen Botschaft, Harrison, erklärt amAbend des 1. 9. dem Legationsrat Stoker von der südafrikanischenGesandtschaft gegenüber, bei der obigen britischen Note handelees sich nicht um ein Ultimatum, sondern nur um eine Warnung.181

Um 22.17 Uhr übermittelt Henderson dem Foreign Office einenBericht über seine Unterhaltung mit dem Reichsaussenminister um21.40 Uhr, in deren Verlauf er die Note seiner Regierung über-mittelte.182 Gelegentlich der Übermittlung des Berichts äussertBotschaftssekretär Holman:

�So ist die Sachlage jetzt. Vielleicht schicken wir späternoch ein Telegramm mit einer persönlichen Darstellung desBotschafters, aus dem Sie dann den genauen Sachverhalt erkennenkönnen. Es hängt nun davon ab, wo Hitler sich jetzt aufhält. Erist vielleicht gar nicht in Berlin. Ich glaube, dass wir sehrwahrscheinlich eine Antwort bekommen werden, falls er in Berlinist.�

Die Überreichung des britischen Ultimatums

Am 2. 9. 39 um 19.50 Uhr übermittelt das Foreign Office derbritischen Botschaft in Berlin den Text der Erklärung, die der

NTQ

Ministerpräsident Chamberlain um 19.30 Uhr im Unterhaus abgab.183

Im Anschluss daran heisst es: �Beachten

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Sie mein unmittelbar folgendes Telegramm.�Um 20.28 Uhr erzählt Henderson seinem französischen Kollegen

Coulondre von dieser Mitteilung des Foreign Office und äussert,er wisse nicht, was das sein werde, aber er könne es sichdenken.184

Am 3. 9. um 0.24 trifft bei der britischen Botschaft dieangekündigte Anweisung des Foreign Office ein: �Bitte suchen Siefür Sonntag morgen 09.00 Uhr (3. 9. 38) um eine Zusammenkunft mitdem Aussenminister nach. Instruktionen folgen noch.�185

Botschaftssekretär Holman versucht anschliessend vergeblich, beiverschiedenen deutschen Amtsstellen eine Verbindung zu erhalten.

Um 07.43 Uhr äussert Botschaftsrat Ogilvie-Forbes gegenübereinem Unbekannten, Henderson werde um 9 Uhr hinübergehen und umAntwort für 11 Uhr nachsuchen; wenn eine solche nicht erfolgenwerde, werde man die Pässe verlangen und alles sei vorbei.186

Um 09.40 Uhr berichtet Henderson dem Foreign Office, dass erseine Anweisung um 9 Uhr ausgeführt und Dr. Schmidt die britischeMitteilung überreicht habe.187

Gegen 11.20 Uhr teilt Henderson Coulondre mit, dass sichEngland seit 11 Uhr im Kriegszustand befinde. Solange die Truppennicht zurückgezogen würden, sei nichts zu machen. Um 11.25 Uhrwolle er noch einmal zum Reichsaussenminister gehen, um ihmdieses mitzuteilen.188

Um 13 Uhr unterhalten sich Henderson und Coulondre über ihreBesuche beim Reichsaussenminister. Beide bemerken, dass sie beidieser Gelegenheit �auf das Urteil der Geschichte Bezug genommen�hätten.189

Um 11.40 Uhr berichtet Botschaftssekretär Holman dem ForeignOffice, Henderson habe bei seinem letzten Besuch

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beim Reichsaussenminister die deutsche Antwort auf das britischeUltimatum erhalten. Die Antwort sei 11 Seiten lang und der Inhaltkurz, die deutsche Regierung weigere sich, irgendwelcheVersicherungen bezüglich der Zurückziehung der deutschen Truppenzu geben. Die ganze Sache � so fährt Holman fort � seiPropaganda, um die Schuld Grossbritannien zuzuschieben.190

Holman erklärt weiter, die Konsulatsbeamten seien informiert,die Codes vernichtet. Ogilvie-Forbes und Harrison seien zumAuswärtigen Amt gegangen, um Vorkehrungen für die Abreise zutreffen. Die Deutschen seien sehr höflich gewesen.

NTR

AAnnmmeerrkkuunnggeenn zzuumm FFAA--BBeerriicchhttN N VV.NUS: Henderson mit Attolico über François-Poncets Besuch beim Führer am Q. NM.

Henderson teilte Attolico mit, dass der Führer sich gegenüber François-Poncet darüberbeschwert habe, dass die britischen und französischen Delegierten versuchten, dieMünchener Vorschläge zu sabotieren.N VU.VMU: Bericht von �Agence d�Espagne�, Paris v. N. NM. PU.N VU.VNN: Kirkpatrick mit F.O. [Foreign Office] am P. NM. PU.N VV.MRO: François-Poncet mit Léger, Quai d�Orsay, am Q. NM.N VV.NPO: François-Poncet mit Henry, Quai d�Orsay, am R. NM.N VV.SPM: François-Poncet mit Henderson am NN. NM. PU.N VV.PUQ: François-Poncet mit Henderson am T. NM. PU.N VV.QQT: Legationsrat Schubert mit Mastny über die Erklärung Chamberlains imUnterhaus am T. NM.

O N VV.NNS.

P Anweisung des Foreign Office an britische Botschaft, Berlin, vom R. NM. PU (N VV.NUS).

Q In einer Unterhaltung mit Attolico am O. NM. PU äusserte Henderson: �Ich bin sehr froh,dass er (Duff Cooper) gegangen ist � er ist ein schrecklicher Kerl.� (N VU.UTN)

R N VU.URV.

S N VU.VPT, N VV.PNP, N VV.NUS.

T N NMR.VMS.

U N NMO.RNR. [Telegramm von Lord Halifax an die britische Botschaft in Berlin am NN. NN. NVPU.]

V N NMR.VMS.

NM Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Äusserung des polnischen Botschafters inParis, Lukasiewicz, das englische und französische Volk hätten einen Krieg ausserordent-lich gescheut und aus diesem Grunde ihre konservative Politik aufgegeben und sich letztenEndes zu einem Kompromiss entschlossen. (Bericht des japanischen Botschafters in Paris,Sugimura, N VV.SQM.)

NN N NMV.VTN.

NO N NNO.MVT.

NP N NNO.RQU.

NQ VN NURV.P.PV. [VN = Vertrauliche Nachrichten, entschlüsselte Dokumente, die vomGeheimen Meldedienst des OKW in Umlauf gebracht wurden.]

NR N NNO.RUN.

NS N NNO.OSQ.

NT N NNO.RQU: Information des jugoslawischen Aussenministers für den jugoslawischenGesandten in Berlin.

NU VN OSSV.P.

NV N NNR.QPP.

OM N NNQ.QTP.

ON N NNR.MSU. In diesem Zusammenhang ist ein Bericht des Senders Daventry am OQ. S.bemerkenswert, in welchem es heisst, aus Bukarest werde gemeldet, dass Gafencu an einem

NTS

Plan für gegenseitige Hilfeleistung arbeite, der Rumänien, Jugoslawien, die Türkei undGriechenland umfassen solle.

OO Information des jugoslawischen Aussenministeriums für den jugoslawischen Gesandten inBerlin über eine Unterhaltung zwischen Mavrudis und dem jugoslawischen Gesandten inAthen (N NNQ.UTS).

OP N NNQ.ROQ: Bericht des bulgarischen Legationsrats Dragutinovic aus Genf vom Q. Q. PV(N NNQ.ROQ).

OQ In einem Rundfunkvortrag sagte der Professor für internationale Beziehungen an derUniversität Oxford, Sir Alfred Zimmern, u. a., der bedeutendste strategische Faktor in demneuen englisch-türkischen Abkommen bestehe darin, dass die Türkei den Zugang zumSchwarzen Meere kontrollieren könne. Die Türkei habe ihr Schicksal endgültig mit demEnglands verknüpft und die seit NVNQ verfolgte Politik aufgegeben (RW ONP).

OR Bericht des jugoslawischen Gesandten in Ankara, Adzemovic, vom OP. NO. PU über eineUnterhaltung mit de Peppo (N NMS.NNN).

OS Bericht des jugoslawischen Gesandtschaftsrats Milanovic in London vom V. Q. PV über eineUnterhaltung mit Botschafter Rüschdi Aras (N NNT.PVR).

OT N NNS.OMS.

OU N NNR.RVV.

OV Als im Juni NVPV eine türkische Militärmission zu Besprechungen über Kriegsmaterial-lieferungen in London weilte, berichtete der Delegationsführer General Orbay, dass manangesichts eventueller Schwierigkeiten, das von England zu liefernde Material nach derTürkei zu überführen, in Betracht ziehe, das ganze von England angeforderte Material vonRussland zu beziehen. Orbay äusserte ferner, dass England nur einen Teil der türkischenAnsprüche werde befriedigen können, da es den Bedürfnissen und Forderungen deseigenen Heeres und des Heeres der Verbündeten sowie denen der Ostfront gegenüberstehe(N NON.ONP).

PM Die Veröffentlichung in London erfolgte durch eine Erklärung Chamberlains imUnterhaus, vgl. Monatshefte für auswärtige Politik, Heft S, S. RVV.

PN Der endgültige Vertragsabschluss erfolgte erst nach Ausbruch des Krieges am NV. NM. PV.

PO N NNT.UVP.

PP N NOO.NMQ.

PQ N NNV.QPV.

PR Artikel S der Erklärung vom NO. R. PV lautete: Die beiden Regierungen erkennen an, dass esebenfalls notwendig ist, die Sicherheit auf dem Balkan zu verbürgen, und sie beratenzusammen mit dem Ziel, diesen Vorsatz so schnell wie möglich auszuführen.

PS N NON.TOT.

PT Information des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Mar<k>[c]ovic für denjugoslawischen Geschäftsträger in Berlin vom ON. P. PV (N NNO.VMR).

PU Information des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Mar<k>[c]ovic für diejugoslawische Gesandtschaft in Berlin vom S. Q. PV (N NNQ.QVN).

PV DNB [Deutsches Nachrichten-Büro] Anglo NP. Q. auf Blatt NU.

QM Bericht des jugoslawischen Gesandten in Paris, Puric, an das Aussenministerium in Belgradvom ON. Q. Bemerkenswert ist aus diesem Bericht noch eine von Puric wiedergegebeneÄusserung des polnischen Botschafters in Paris, Lukasiewicz, dass weder Rumänien nochPolen irgendein Abkommen gegen Deutschland wünschten, um es nicht herauszufordern,und dass jedes dieser Länder hoffe, Deutschland werde über den anderen herfallen(N NNR.UOS).

NTT

QN Einem Bericht des japanischen Botschafters in London, Shigemitsu, zufolge, gewährteEngland einen Kredit in Höhe von R Millionen Pfund. Da Rumänien � so fügt Shigemitsuhinzu � ursprünglich PM Millionen Pfund gefordert habe, sei die geringe Höhe des Kreditesin Rumänien mit Enttäuschung aufgenommen worden (N NNV.OOO).

QO N NNR.VRV.

QP N NNS.OMO.

QQ Ein Bericht des bulgarischen Gesandten in Paris, Balabanow, an das Aussenministerium inSofia vom OV. April NVPV über Gafencus Besuch in London und Paris stimmt mit der imText mitgeteilten jugoslawischen Information überein.

QR N NNV.OOO.

QS Wegen des Textes vergl. oben S. OQ [bezieht sich auf die Original-Seitenzahlen des FA-Berichtes]. Im Warschauer Aussenministerium hatte man bereits für den NN. Q. mit derAbgabe eines englischen Garantie-Versprechens für Griechenland gerechnet undangenommen, dass sofort nach Veröffentlichung einer entsprechenden ErklärungChamberlains englische Truppen auf Korfu und Kreta landen würden, um denitalienischen Truppen zuvorzukommen (Bericht des jugoslawischen Gesandten inWarschau, Vukcevic, vom NN. Q., N NNQ.TRM).

QT Information des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Mar<k>[c]ovic für denjugoslawischen Gesandten in Berlin vom NN. Q. PV (N NNQ.UTS). Dass Mavrudis an derMethode der englischen Konsultationen scharfe Kritik übte, wurde bereits oben S. NRberichtet.

QU N NNQ.TNR.

QV N NNV.OOO.

RM N NNR.MSU.

RN Bericht des jugoslawischen Geschäftsträgers in London, Milanovic, an dasAussenministerium in Belgrad vom NU. Q. PV. In diesem Bericht bemerkte Milanovic, erhabe aus seiner Unterhaltung mit Momtschilow den Eindruck gewonnen, dass Bulgariendie englische diplomatische Aktivität auch für eine Grenzrevision in der Dobrudschaauszunutzen und sich ferner das Recht zu sichern wünsche, auch die Frage eines Zugangszum ägäischen Meer einer späteren Lösung zuzuführen (N NNR.QPP).

RO Information des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Mar<k>[c]ovic für die jugo-slawische Gesandtschaft in Berlin vorn NN. Q. PV über eine Meldung der jugoslawischenGesandtschaft in Sofia (N NNQ.TMT).

RP Information des jugoslawischen Aussenministeriums für die Berliner jugoslawischeGesandtschaft vom OO. Q. über einen Bericht der Gesandtschaft in Sofia (N NNR.TUO).

RQ So äusserte angeblich Sokoline, der sowjetrussische Generalsekretär beim Völkerbund, inBukarest hätten seitens Englands verschiedene Interventionen zugunsten Bulgariensstattgefunden (Bericht des jugoslawischen Völkerbundsdelegierten Subotic aus Genf vomOR. R.; N NNU.VPU).

RR Bericht des bulgarischen Gesandten in Paris, Balabanow, vom OV. Q. PV (N NNS.QVM).

RS Information des jugoslawischen Aussenministers Cincar-Mar<k>[c]ovicfürdiejugoslawische Gesandtschaft in Berlin über einen Bericht der jugoslawischenGesandtschaft in Athen vom OM. Q. PU (N NNR.TST).

RT Für die Annahme, dass die Werbungen Englands um Bulgarien keine greifbaren Resultategezeitigt haben, spricht auch die Tatsache, dass Kiosseiwanov die Reise des Kammer-präsidenten Muschanow nach London verschieben liess und ihr, als Muschanow dannohne seine Billigung dennoch den Besuch in London im Juli NVPV ausführte, jeglichepolitische Bedeutung zu nehmen suchte. Kiosseiwanov verbot dem bulgarischenGesandten in London ausdrücklich, an irgend einem Empfange oder Essen, das zu Ehren

NTU

Muschanows veranstaltet würde, teilzunehmen (N NOO.QNV) und erklärte gegenüber demjugoslawischen Gesandten in Sofia, der Besuch Muschanows, der sich selbst mit irgendeiner Mission betraut habe, sei von London und Paris dazu ausgenutzt worden, um dieBedeutung seines (Kiosseiwanows) Besuches in Berlin herabzusetzen (N NOP.RMS).

RU Bericht der jugoslawischen Gesandtschaft in London an das Aussenministerium in Belgradvom NS. R. PV über eine Unterhaltung mit dem bulgarischen Gesandten (N NNU.NMR).

RV Bericht des bulgarischen Gesandten in London, Momtschilow, an das Aussenministeriumin Sofia vom OR. U. (N NOP.TMO).

SM In einem Interview, das er der Londoner Korrespondentin des C.S.R.-Pressebüros (C.T.K),Frau Dr. Worlitschek, am NQ. NM. PT gewährte, hatte Stojadinovic geäussert, das Abkommenmit Italien vom März NVPT habe Jugoslawien den Vorteil der Präferenzen der RömischenProtokolle gebracht, ohne dass sich Jugoslawien an die drei Mächte der Römischen Proto-kolle angeschlossen oder wenigstens die Absicht geäussert hätte, dies zu tun. Das englischeGentleman-Agreement vom NO. N. PT sei die Voraussetzung und gleichzeitig die Basis fürden Abschluss des jugoslawisch-italienischen Vertrages gewesen. Die Politik Jugoslawiensim Mittelmeer decke sich mit der englischen Politik.

SN N TN.VSO.

SO N NOO.UOP.

SP N NOP.MMN.

SQ In diesem Zusammenhang ist ein Bericht des bulgarischen Gesandten in Berlin, Draganow,an das Aussenministerium in Sofia vom ON. T. PV bemerkenswert, in dem es heisst, in Berlinsei der Eindruck des Besuches in London nicht günstig. Er habe im Auswärtigen Amt dieÜberzeugung geschaffen, dass Jugoslawien kein zuverlässiger Mitarbeiter sei und es biszum Ende an zwei Tischen zu spielen wünsche (N NOO.VNN).

SR N NOP.TUO.

SS N NOP.PTP, N NOP.TMO.

ST N NOQ.STP.

SU Vgl. oben S. OP.

SV Hierdurch wird die oben S. NQ mitgeteilte Meldung über den Zeitpunkt des Beginns derbritischen Einkreisungskonsultationen bestätigt.

TM Bericht des türkischen Botschafters in Moskau, Apaydin, an das Aussenministerium inAnkara vom ON. Q. PV (N NNR.VSU).

TN Bericht Milanovic� nach Belgrad vom OS. Q. PV (N NNS.OMT).

TO Bericht Apaydins vom ON. Q. (N NNR.VSU) sowie der Bericht des jugoslawischenGeschäftsträgers in London vom V. R. (N NNT.PVP).

TP Bericht des jugoslawischen Geschäftsträgers in London, Milanovic, vom OS. Q. (N NNS.OMT).

TQ Bericht des türkischen Botschafters in Moskau, Apaydin, vom OQ. R. (N NNU.VMM).

TR Information des türkischen Aussenministers Saracoglu für den türkischen Botschafter inLondon, Rüschdi Aras, vom NT. R. (N NNU.ONP).

TS Bericht des jugoslawischen Geschäftsträgers in London, Milanovic, vom V. R. PV (N NNT.PVR).

TT Bericht des türkischen Botschafters in Rom, Baydur, vom S. T. PV über Mitteilungen desbritischen Botschafters [Sir Percy] Loraine (N NON.VNS).

TU Bericht des lettischen Gesandten in London, Zarine, vom S. S. PV (N NNV.RRO).

TV Unterhaltung des amerikanischen Botschafters in Warschau, Drexle-Biddle [sic; AnthonyDrexel-Biddle], mit Hillman am NV. T. PV (N NOO.VNU). Bericht des türkischen Botschafters inLondon, Rüschdi Aras, vom U. U. PV (N NOQ.OSO). Eine andere Komplikation, die dieSowjetrussen in die Verhandlungen hineintrugen, war, wie der bulgarische Gesandte inLondon, Momtschilow, am R. Q. berichtete, die russische Weigerung, britische Kriegsschiffe

NTV

zur Hilfeleistung für Rumänien durch die Dardanellen durchzulassen. (N NNQ.QTP). Aus denBerichten Apaydins vom ON. Q. und OQ. R. geht gleichfalls hervor, dass Sowjetrussland indiesem Zusammenhange der Frage eines Schutzes der Meerengen grosse Bedeutungbeimass (N NNR.VSU und NNU.VMM).

UM Vansittart erklärte gegenüber dem jugoslawischen Gesandten in London, die Verhand-lungen kämen schlecht vorwärts. Wenn eine Frage gelöst sei, würfen die Sowjets eine neueauf (N NOO.QMP). Der amerikanische Botschafter in Warschau, Drexle-Biddle [sic], bemerkteam NV. T., Strang habe sich festgelaufen (N NOO.VNU). Der japanische Gesandte in Stockholmberichtete, Strang sei in Moskau nicht besonders willkommen geheissen worden. Bei seinerAnkunft habe man an ihn neue Forderungen im Zusammenhange mit dem finnischenProblem gestellt (N NOM.PQN). Der japanische Botschafter in London, Shigemitsu, berichteteam PM. S., es scheine, als ob trotz der englischen Zugeständnisse die englisch-sowjetrussischen Verhandlungen nicht zu einem Abschluss kommen würden (N NON.RVR).Rüschdi Aras, der türkische Botschafter in London, äusserte am U. U. PV, die qualitativeZusammensetzung der britischen Militärmission habe in Moskau Missfallen erregt, dieVerhandlungen würden zwar aufrechterhalten, doch sei ihr Ende nicht abzusehen(N NOQ.OSO).

UN Bericht des japanischen Botschafters in London, Shigemitsu, vom NM. S. (N NOM.MMP).

UO Das türkische Interesse an den sowjetrussisch-englischen Verhandlungen wurde bereitsoben S. ON erwähnt.

UP N NNU.MPR.

UQ N NNU.ONP.

UR Information des türkischen Aussenministers Saracoglu für den türkischen Botschafter inMoskau, Apaydin, vom OO. R. über einen Bericht des türkischen Botschafters in London,Rüschdi Aras (N NNU.UPN).

US Bericht des türkischen Botschafters in Moskau nach Ankara vom OQ. R. PV (N NNU.VMM).

UT N NNV.POU.

UU N NOQ.RUR.

UV N NNV.POU.

VM N NOM.MMP.

VN N NON.RVR.

VO Bericht des japanischen Gesandten in Riga, Otaka, vom NM. T. PV (N NOO.QMP).

VP Bericht des japanischen Botschafters in Ankara, Taketomi, vom PM. S. PV (N NON.RVR).

VQ Bericht des japanischen Botschafters in London, Shigemitsu, vom PM. S. PV (N NON.RVR).

VR Bericht des jugoslawischen Geschäftsträgers in London, Milanovic, vom OS. Q. PV über eineUnterhaltung mit dem Sowjet-Geschäftsträger (N NNS.OMT).

VS Information des türkischen Aussenministers Saracoglu für den türkischen Botschafter inLondon, Rüschdi Aras, vom NT. R. PV.

VT Bericht des japanischen Botschafters in Ankara v. PM. S. PV (N NON.RVR).

VU Bericht des japanischen Botschafters in London vom PM. S. PV (N NON.RVR).

VV Bericht des japanischen Gesandten in Stockholm, Kuriyama, vom NT. S. PV (N NOM. PQN).

NMM Bericht des jugoslawischen Geschäftsträgers in London, Milanovic, vom V. R. Milanovicbemerkte in diesem Bericht ferner, das Foreign Office hoffe, aus der zu erwartendenrussischen Antwort zu ersehen, ob die Absetzung des russischen AussenkommissarsLitwinow (FA: am P. R. PV) eine wichtigere Änderung in der Haltung der russischenRegierung bedeute (N NNT.PVP).

NMN Bericht des japanischen Botschafters in London, Shigemitsu, vom NM. S. (N NOM.MMP).

NUM

NMO Information des türkischen Aussenministers Saracoglu für den türkischen Botschafter inMoskau vom OO. R. über einen Bericht des türkischen Botschafters in London, Rüschdi-Aras (N NNU.UPN).

NMP Bericht des lettischen Gesandten in London, Zarine, vom S. S. (N NNV.RRO).

NMQ Bericht des japanischen Botschafters in London, Shigemitsu, vom NM. S. (N NOM.MMP).

NMR Bericht des Londoner japanischen Botschafters Shigemitsu vom PM. S. Shigemitsu fügtehinzu, er halte es für sehr zweifelhaft, ob die Sowjetunion tatsächlich im letzten Augenblickeine Bewegung zur englischen Seite hin machen werde (N NON.RVR).

NMS Bericht des türkischen Botschafters in London, Rüschdi Aras, vom U. U. (N NOQ.OSO)

NMT Nach einem Bericht des Londoner Korrespondenten des �Prager Tagblatt�, Eisner, am OQ.NN. PU hat der �Evening Standard� gemeldet, dass angesichts des drohenden polnischenEinmarsches in die Karpat<h>o-Ukraine die englische Regierung Paris geraten habe, keineSchritte zu unternehmen, da es im Augenblick nicht ratsam sei, das polnisch-französischeVerhältnis weiter zu verschlechtern (N NMP.QTM).

NMU N VR.VPP. Andreas Revai, Pester Lloyd, O. V. PU.

NMV N NNO.VRU.

NNM N NNP.UOV.

NNN Dagegen berichtete der japanische Botschafter in London, Shigemitsu, am PN. P., dassLondon und Paris Polen fortwährend zu einer hartnäckigen Haltung in der Danziger Frageermutigten (N NNQ.OOM).

NNO Die Erklärung lautete: �Wie dem Hause bekannt ist, finden zur Zeit gewisseKonsultationen mit anderen Regierungen statt. Um die Haltung der britischen Regierungin der Zwischenzeit, bevor diese Konsultationen abgeschlossen sind, völlig klarzustellen,fühle ich mich veranlasst, dem Hause mitzuteilen, dass während dieser Zeitdauer für denFall irgendeiner Aktion, die klarerweise die polnische Unabhängigkeit bedroht und die diepolnische Regierung daher für so lebenswichtig ansieht, dass sie ihr mit ihren nationalenKräften Widerstand leistet, die britische Regierung sich verpflichtet fühlen würde, derpolnischen Regierung alle in ihrer Macht stehende Hilfe sofort zu gewähren?� Am OS. P.hatte Polen die deutschen Vorschläge betreffend einer Regelung des Danziger- und desKorridor-Problems zurückgewiesen.

NNP N NNQ.MNS.

NNQ N NNP.VQU.

NNR Wie Graf Toggenburg am PN. P. aus London berichtete, erklärte ein Mitglied der polnischenBotschaft in London ihm gegenüber, Polen würde das Risiko eines Bündnisses mit Englandnie übernehmen, wenn es nicht seit dem PM. P. mit Krieg rechnen müsste. (N NNQ.QTO) Indiesem Zusammenhang interessiert auch ein Bericht des italienischen Botschafters inWarschau, Arone, vom P. Q., in welchem es heisst, die offizielle Meinung in Polen lassejetzt, nachdem sich in den vergangenen Tagen eine allgemeine Genugtuung wegen derErklärung Chamberlains gezeigt habe, ein Bestreben erkennen, in den Erklärungen selbsteinen nicht so unbedingten und tatsächlichen Vorteil für die Zwecke der polnischen Politikzu sehen. Es liesse sich immer wieder eine Antipathie Polens gegenüber jeder Blockbildungerkennen. (N NNQ.RTN) Die PAT [Polnische Nachrichten-Agentur] brachte nach der Erklär-ung eine Stellungnahme heraus, in der es hiess, Polen habe keinen Grund, seine unabhäng-ige Aussenpolitik nunmehr aufzugeben. (N NNP.UUO) Ähnlich sprach auch der WarschauerSender in seiner Sendung vom N. und O. Q.

NNS N NNP.VOO.

NNT N NNQ.OOQ.

NNU N NNQ.QVO.

NNV N NNQ.OOM.

NUN

NOM Information des jugoslawischen Aussenministers für die jugoslawische Gesandtschaft inBerlin (N NNQ.QVN).

NON N NNR.QQQ.

NOO N NSS.SQM.

NOP N NNT.SNV.

NOQ Die englische Mission bestand aus Oberstleutnant Clayton, Hauptmann Rowlingson undMr. Davidson (N NNU.RRP). Am OM. T. reiste General Ironside nach Warschau (Cang,Manchester Guardian, vom OQ. R.).

NOR Cang, Manchester Guardian, am N. S. (N NNV.NOQ) und United Press am O. S. (N NNV.OPN).

NOS Chamberlain erklärte u. a.: �Die jüngsten Ereignisse in Danzig haben die Befürchtungaufkommen lassen, dass die Absicht bestehe, den künftigen Status Danzigs durch einseitigeMassnahmen, und zwar durch verstohlene Methoden, zu regeln und so Polen und dieandern Mächte vor ein fait accompli zu stellen. Unter diesen Umständen würde jedeAktion, die Polen zur Wiederherstellung der Sachlage ergriffe, als Angriff seinerseitshingestellt werden, und wenn seine Aktion den Zuzug der anderen Mächte erhielte, dannwürden sie ihrerseits der Beihilfe bei einem Gewaltakt bezichtigt. Wenn die Ereignisse sichtatsächlich so abspielen sollten, wie sie die Hypothese vorsieht, dann werden die Mitgliederdes Unterhauses auf Grund dessen, was ich früher über diese Angelegenheit sagte, folgern,dass sie nicht als eine rein lokale Sache betrachtet werden könnte.� Im Hinblick auf dieDanziger Frage ist die Äusserung des Berliner Vertreters der Belgrader �Politika� vom O. T.bedeutsam, dass die Polen in Berlin (FA: vermutlich Mitglieder der Berliner polnischenBotschaft) sich bei den �Jugoslawen� darüber beklagt hätten, dass von England ein überausheftiger Druck auf Polen ausgeübt werde, Danzigs wegen mit dem Reich in einen Kriegeinzutreten, da England entschlossen sei, einen Krieg sobald als möglich zu wagen(N NON.QMO). In diesem Zusammenhang interessiert auch eine Unterhaltung zwischen demamerikanischen Botschafter in Warschau, Drexel-Biddle und dem LondonerHearstvertreter vom O. U. PV, in der sich beide über die Verantwortungslosigkeit derReuterberichterstattung über Danzig äussern. Drexel-Biddle sagte, bei den Reuterberichtenaus Danzig handele es sich um gewissenlose antideutsche Sensationsberichte (N NOQ.OTQ).Nach Vermutung Eisingers hat der polnische Wunsch nach Vertagung der Chamberlain-Erklärung mit einer angeblichen Verhandlungsbereitschaft Berlins zusammengehangen(N NOO.MOP).

NOT N NOO.MOP.

NOU N NOR.TSP. Am OP. U. teilte der jugoslawische Gesandte in Warschau, Adamovic, demAussenministerium in Belgrad mit, dass der polnische Aussenminister am OO. U. einSchreiben des englischen Aussenministers gleichen Inhalts bekommen habe (N NOR.SOV).

NOV Graf Toggenburg, München N. N. [Neueste Nachrichten], berichtete hierzu am R. Q., Stan-hope sei �stockbesoffen� gewesen, was für einen Mann in dieser Position bezeichnend sei.

NPM Vergl. �Times� vom OS. Q. PV, �Letting Germany Know�.

NPN N NNS.OPS.

NPO Die britische Botschaft befürchtete sehr, dass durch eine Presseindiskretion diese Absichtvereitelt werden könnte, und bemühte sich deshalb, die entsprechende Instruktion vomForeign Office beschleunigt zu erhalten (N NNR.UOV). Nachdem man sich in der britischenÖffentlichkeit mit der Rückkehr Hendersons beschäftigt und die Frage diskutiert hatte,warum er nicht sofort nach einer Rückkehr vom Reichsaussenminister empfangen wordenwäre, erwartete die britische Regierung für die Unterhaussitzung vom OS. Q. die Anfrage, obSir Nevile Henderson Gelegenheit zu einer Unterredung mit dem Reichsaussenministervor der am OU. Q. stattfindenden Reichstagssitzung haben werde. In mehrerenUnterhaltungen zwischen der britischen Botschaft und dem Foreign Office am OS. Q. PVversuchte man auf diese Anfrage eine passende Antwort zu formulieren, die gleichzeitig die

NUO

englische Öffentlichkeit zufriedenstellen und dem britischen Botschafter bei seinenweiteren Bemühungen in Berlin keine Schwierigkeiten bereiten sollte (N NNS.MUS).

NPP N NNS.OPT.

NPQ Am gleichen Tage wurde bekanntlich auch der polnischen Regierung ein deutschesMemorandum mit der Erklärung überreicht, dass durch die mit England eingegangenenVerpflichtungen der deutsch-polnische Vertrag vom OS. N. NVPQ willkürlich und einseitigausser Kraft gesetzt worden sei.

NPR N NNT.SNV.

NPS Vergleiche hierzu den Rundfunk-Vortrag es bekannten britischen Historikers ArnoldToynbee, Direktor am �Royal Institute of International Affairs� und Professor für inter-nationale Geschichte an der Universität London, über das Thema: �Einkreisung in Theorieund Praxis�, in welchem Toynbee zu den englischen Bemühungen, �eine Friedensfront inEuropa aufzubauen�, sagte, dass England eine gemeinsame Aktion anstrebe, gewisse Zieleder deutschen Aussenpolitik zu vereiteln. England habe die Berechtigung, sich mit anderenVölkern zusammenzuschliessen, da die Existenz der anderen europäischen Staaten durchdie deutsche Politik bedroht sei. Das Wort Einkreisung im Sinne der englischen Politikkönne nur als Bezeichnung für Vorsichtsmassnahmen zu Abwehrzwecken angewendetwerden, und allein in solchem Sinne mit ausschliesslich defensivem Charakter könne dieneue Friedensfront als eine Einkreisung Deutschlands bezeichnet werden. England werdestets die Ansicht vertreten, dass es durchaus berechtigt sei, Deutschland in diesem Sinneeinzukreisen (RW OOU).

NPT N NNR.VSM.

NPU N NOO.QMR: Unterhaltung mit Mrs. Abbott am NQ. T. PV.

NPV [Im Originaltext fehlt das Datum.]

NQM N NON.RVR.

NQN N NOR.PSR.

NQO N NOR.PSN.

NQP N NOR.QNP.

NQQ N NOR.TSR.

NQR Der belgische Botschafter Davignon berichtet am Nachmittag des OP. U. nach Brüssel überHendersons Mission und äussert, es handele sich, wie er jetzt zu wissen glaube, um eineletzte Mitteilung, die geeignet sei, davon zu überzeugen, dass England automatisch in denKrieg eintreten werde, woran man in Berlin noch immer zweifele (N NOR.QUO, N NOR.SOM).

NQS N NOR.TSR.

NQT Am Abend des OR. U. unterhielten sich Henderson und der französische Botschafter Cou-londre über ihre Besuche beim Führer. Henderson erzählte, der Führer habe ihm nichtdasselbe gesagt wie in Berchtesgaden, sondern von letzten Versuchen gesprochen. Hender-son fügte hinzu, er habe Lipski soeben alles darüber erzählt und Lipski könne Coulondreinformieren. Coulondre, der den Besuch Lipskis erwartete, wollte jedoch vorher nochHenderson aufsuchen (N NOR.TST).

NQU N NOR.TTR.

NQV N NOS.NMT.

NRM N NOS.RNP.

NRN N NOS.RNQ.

NRO N NOS.OSO. Ursprünglich erwartete man die Rückkehr Hendersons bereits am OT. August.Von den ausländischen Korrespondenten wurde die Verschiebung der Rückreise daraufzurückgeführt, dass Henderson die am Vormittag des OU. August stattfindende Kabinetts-sitzung noch habe abwarten sollen (N NOS.MRN, N NOR.VQS).

NUP

NRP N NOS.OQT. Henderson hatte gebeten, den Zeitpunkt seines Empfanges von OO.MM Uhr aufOO.PM Uhr zu verschieben mit der Begründung, dass er gerade erst in Berlin eingetroffenund von der Reise müde sei, sowie auch die deutsche Übersetzung der britischen Antwort-note noch nicht fertiggestellt habe. Um ON.RM Uhr verabredete Henderson jedoch mitCoulondre eine Zusammenkunft vor seiner Unterredung mit dem Führer (N NOS.OQQ).

NRQ Attolico berichtete, die englische Note sei sehr freundschaftlich und überzeugend. -Er habeden Eindruck, dass die Situation sich etwas gebessert habe. (N NOS.PTO) Der jugoslawischeGesandte, Andric, dagegen erfährt von seinem Presseattaché-Gehilfen, Chamberlains Ant-wort sei negativ ausgefallen (N NOS.OSV).

NRR N NOS.OSO.

NRS N NOS.QMV.

NRT N NOS.OTQ.

NRU N NOS.OVQ.

NRV Derjugoslawische Gesandte, Andric, zeigte sich sehr beruhigt, als er erfuhr, dass Hendersonnicht selbst wieder nach London zurückflog, nachdem er sich über die Nachricht, Hender-son sei nach seiner Unterredung mit dem Führer wieder nach London gereist, aufsHöchste erschrocken hatte (N NOS.OSM).

NSM N NOS.QNR. Über die bei dieser Gelegenheit stattgefundene Unterredung zwischen demFührer und Sir Nevile Henderson berichtete am OV. U. Coulondre dem Quai d�Orsay.Vermutlich hat Henderson, der um OM.OQ Uhr mit Coulondre eine Zusammenkunft hatte,diesem seinen entsprechenden Bericht an das Foreign Office zur Kenntnis gegeben(N NOS.QNQ, N NOS.QPP).

NSN N NOS.QPO.

NSO N NOS.QRO.

NSP N NOS.QTO.

NSQ Die an diesem Vormittage stattfindenden Besuche Henderson � Attolico um NO.NR Uhr,Ogilvie-Forbes � Coulondre um NN.QM Uhr, Ogilvie-Forbes � Orsenigo um NN.PM Uhr und[Geoffrey] Harrison � Berryer (von der belgischen Botschaft) um NO.NO Uhr lassen vermut-en, dass die britische Botschaft bemüht war, die Angelegenheit mit dem polnischen Unter-händler den betreffenden Stellen zur Kenntnis zu bringen (N NOS.QUT).

NSR N NOS.RUU.

NSS N NOS.QTO.

NST N NOS.RVN.

NSU N NOS.SMV.

NSV Botschaftsrat Ogilvie-Forbes teilte um OO.PM Uhr dem italienischen Botschafter Attolicomit, sie sässen da, drehten die Daumen und warteten auf Antwort aus London. Je länger esdauere, um so besser sei es, da damit Zeit gewonnen werde. Hendersons Besuch beimReichsaussenminister stehe damit nicht im Zusammenhang (N NOS.SNM).

NTM N NOT.NNU.

NTN N NOS.SQQ.

NTO N NOS.SQU.

NTP N NOS.SUO.

NTQ N NRS.UNR.

NTR N NOS.UPR.

NTS N NOS.UOU.

NTT N NOS.UQP.

NTU N NOS.USO.

NUQ

NTV N NOS.UTS.

NUM N NOT.MMR.

NUN N NOT.MNU.

NUO N NOT.MPQ.

NUP N NOT.OPM.

NUQ N NOT.OQN.

NUR N NOT.OQM.

NUS N NOT.ORP.

NUT N NOT.OSO.

NUU N NOT.OVQ.

NUV N NOT.PQQ.

NVM N NOT.POO.

NUR

DDiiee ““FFüühhrreerr--BBeerriicchhttee””

Die �Führer-Berichte� des Gesandten Rudolf Likus, Dienststelle Ribbentrop, wurdenweitgehend aus den Braunen Blättern des Forschungsamts umgeschrieben. Likusführte über diese Führer-Berichte genau Buch und notierte sich, wann er Berichtewelchen Inhalts an den Führer gegeben hat. Diese Liste ist in den Akten desAuswärtigen Amtes erhalten geblieben und zeigt den enormen Umfang derForschungsergebnisse, die für die Führung des Reiches von großer Bedeutung waren.Quelle: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn: Serial 146, DienststelleRibbentrop, Vertrauliche Berichte; oder auf Mikrofilm im NA, T-120, Rolle 31, 32und 337.

Datum Inhalt

6. April 1939 Einladung Generals Sivory [sic; Sirový] nachFrankreich um sich vor dem deutschen Zugriffin Sicherheit zu bringen.

6. April 1939 Skeptische Äusserung des sowjetrussischenBotschaftsrats über die Politik derWestmächte.

8. April 1939 Deutsch-italienischeGeneralstabsbesprechungen in Innsbruck,Franzosen stark deprimiert.

11. April 1939 London gibt Aussenminister Beck den Rat zuversuchen mit Deutschland auf dem Wege derVerhandlung in der Danziger-Frage zur Lösungzu kommen. (Druck wird nicht ausgeübt.)

17. Mai 1939 Sir Neville Hendersons Haltung zur DanzigerFrage.

17. Mai 1939 �Basler Nachrichten�, Information anenglische, französische und amerikanischeJournalisten.

31. Mai 1939 Eindrücke des amerikanischen FinanzmannesMr. Blaine, von Deutschland.

5. August 1939 Äusserungen des Völkerbundkommissars Prof.Dr. Burckhardt zur Lage.

NUS

15. August 1939 Unterredung Guido Enderis mit demAbgeordneten des nordamerikanischenKongresses Hamilton Fish.

17. Oktober 1939 Schwedische Gesandtschaft lehnt Erklärungzum Empfang Sven Hedins beim Führer ab.

17. Oktober 1939 Diplomatisches Corp[s] in Berlin zur Lage.

29. Oktober 1939 Blossstellung der britischen Admiralitätdurch Korvettenkapitän Wolff.

1. November 1939 Äusserungen französischer Staatsmänner undPolitiker zur derzeitigen Lage.

1940

19. März 1940 Die Besprechung am Brenner im diplomatischenCorps.

16. April 1940 Anschauung des belgischen Botschafters überOperationen in Nord-Europa.

3. Mai 1940 Berliner Auslandskreise zu den militärischenEreignissen in Norwegen.

5. Juni 1940 Botschaftsrat Kirk begibt sich auf Anweisungvon Washington auf dem Luftwege nach USA.

5. Juni 1940 Gespräch des hiesigen türkischenBotschafters mit griechischen Diplomaten.

5. Juni 1940 Grosse Depression in englisch- französischenRegierungskreisen Über die militärischenMisserfolge der Alliierten.

8. Juni 1940 Diplomatisches Corps in Berlin zu denBerliner diplomatischen Vertretungen derdrei baltischen Länder.

11. Juni 1940 Aufforderung des Ausw. Amts an in- undausländische Pressevertreter zur Entgegen-nahme einer Erklärung der Reichsregierung.

11. Juli 1940 Stimmungseindrücke des Botschaftsrats Kirknach seiner Rückkehr aus Washington.

23. Juli 1940 Furuuchi zur Kabinettsumbildung in Tokio.

31. Juli 1940 Tokio zu den angeblichen Friedenspunkten desFührers an den schwedischen König.

NUT

12. August 1940 Verhaftung des estnischen Kinderarztes Dr.Busch in Reval.

17. August 1940 Norwegische Journalisten-Delegation übtgegen das Reich gerichtete Propaganda aus.

26. August 1940 Schweizerische Gesandtschaft zur wiederInbetriebsetzung der Leuchttürme an derfranzösischen Südostküste.

27. September 1940 Wirkung des Unterzeichnungsaktes auf dieBerliner Auslandskreise.

11. Oktober 1940 Dämmernde Erkenntnis in der türkischenOffentlichkeit zur politischen Lage.

11. Oktober 1940 Türkei zum Dreierpakt.

11. Oktober 1940 SD zur Deutschlands-Reise des bulgarischenLandwirtschaftsminister Bagrianoff.

11. Oktober 1940 Bulgarische Gesandtschaft zum Deutschland-Besuch des bulgarischen HandelsministersBagrianoff.

11. Oktober 1940 Die Tätigkeit der amerikanischenGesandtschaft in Sofia.

30. Oktober 1940 Das deutsch-ungarische Verhältnis.

31. Oktober 1940 Japan hofft auf baldigen erfolgreichenAbschluss der Besprechungen mit Moskau.

31. Oktober 1940 Der jugoslawische Gesandte über denspanischen Botschafter.

31. Oktober 1940 Der griechische Gesandte über die Lageseines Landes.

31. Oktober 1940 Der brasilianische Botschafter zur BegegnungFührer-Pétain.

2. November 1940 USA-Botschaft Wiederwahl Roosevelts??

6. November 1940 USA-Botschaft für Wiederwahl Roosevelts.

6. November 1940 Italienische Diplomaten bagatellisierendeutsch-französische Annäherung.

7. November 1940 Berliner Auslandskreise zum Verlauf dermilitärischen Operationen Italiens gegenGriechenland.

NUU

7. November 1940 Unterredung zwischen jugoslawischenGesandten und türkischen Botschafter.

7. November 1940 Berliner Auslandsdiplomatie über dieAbwesenheit der Damen der deutschenStaatsmänner und Politiker.

22. November 1940 Diplomatisches Corps über den Nachfolger vonKirks.

22. November 1940 Der japanische Botschaftssekretär Furuuchiwird ins Aussenministerium nach Tokiozurückkehren.

22. November 1940 Spanische Journalisten beurteilen die Lagein Spanien.

22. November 1940 Diplomatisches Corps beglückwünscht griech-ischen Gesandten zu den militärischenErfolgen im Krieg gegen Italien.

22. November 1940 Ungarns Beitritt zum Dreimächte-Pakt.

30. November 1940 Die Haltung Kennedys.

2. Dezember 1940 Äusserungen des jugoslawischen Gesandtengegenüber einem schweizerischenJournalisten.

11. Dezember 1940 Tokio über die Lage in England.

14. Dezember 1940 Berliner Auslandskreise über diemilitärische Lage Italiens.

19. Dezember 1940 Gespräch des jugoslawischen Gesandten miteinem ihm befreundeten Pressevertreter.

20. Dezember 1940 Berliner Auslandskreise kritisierenweiterhin die militärische Lage Italiens.

20. Dezember 1940 Amerikanische Kreise erörtern die Erklär-ungen Washingtons über die Finanzierung derKriegsmateriallieferungen an Gross-Britan-nien.

1941

16. Januar 1941 Botschaftssekretär Furuuchi gibt seine Ein-drücke von seiner Informationsreise in denLändern des Südostens bekannt.

NUV

5. Februar 1941 Botschaftssekretär Mr. Harrison (Amerik.Botschaft) äussert sich über die derzeitigeHaltung des Weissen Hauses in Washington.

5. Februar 1941 Brief des früheren Botschaftssekretärs derUSA-Botschaft, Mr. Beam, an Botschafts-sekretär Harrison.

8. Februar 1941 Der Herr RAM [Reichsaußenminister] spieltauf den Verkehr des japanischen Botschaftersmit amerikanischen Journalisten an.

13. Februar 1941 Gerüchte in den Berliner Auslandskreisenüber einen Besuch des jugoslawischen Aussen-ministers in Deutschland.

4. März 1941 Diplomatisches Corps zur AnschlusserklärungBulgariens am Berliner Paktsystem.

5. März 1941 Jugoslawische Gesandtschaft erwartet Besuchdes Prinzregenten Paul beim Führer.

1. April 1941 Optimistische Auffassung jugoslawischerDiplomaten über die Entwicklung inJugoslawien.

22. Mai 1941 Botschafter Oshimas Eindrücke von seinerRom-Reise.

30. Mai 1941 Die Rede Roosevelts in Berliner Kreisen deramerikanischen Diplomaten und Journalisten.

4. Juni 1941 Überstürzte Abreise des amerikanischenBotschafters Cudahy nach Washington.

6. Juni 1941 Abberufung des 1. Botschaftssekretärs derUSA-Botschaft, Heath.

9. Juni 1941 Eindrücke des aus Washington zurückgekehrtenVertreters der �United-Press�, HerrnÖchsner.

11. Juni 1941 Weitere Äusserungen des Amerikaners Öchsner.

12. Juni 1941 Telefongespräch Botschaftssekretärs Furuuchimit Botschafter Oshima.

12. Juni 1941 Der amerikanische Journalist Laird empfiehltseinen Kollegen sich für das deutsch-russische Verhältnis zu interessieren.

12. Juni 1941 Deutscher Angriff auf die Sowjetunion??

NVM

12. Juni 1941 Empfang des japanischen Botschafters inMoskau von Molotow.

17. Juni 1941 Zwischenfall �Robin Moor�.

27. Juni 1941 Auslands-Diplomaten in Vichy erhaltenInformationen über die Lage in Moskau.

27. Juni 1941 Ernstes Gespräch zwischen AussenministerMatsuoka und Botschafter Oshima.

1. Juli 1941 Berliner Auslandskreise zeigen günstigeStimmung für die AuseinandersetzungDeutschlands mit der Sowjetunion.

17. Juli 1941 Japanische Journalisten beurteilenjapanische Kabinettskrise.

1. August 1941 Botschafter Oshima über seinen Besuch imFührer-Hauptquartier.

1. August 1941 Feststellung der deutschen Verluste imOstfeldzug durch den Amerikaner Oechsner.

15. August 1941 Treffen Roosevelt-Churchill in den Augen deramerikanischen Korrespondenten in Berlin.

19. August 1941 Verhältnis Deutschland-Amerika nach derZusammenkunft Roosevelt � Churchill.

1. September 1941 Beschlagnahme der ausländischen Schiffe inallen amerikanischen Häfen.

1. September 1941 Aussprache des japanischen Botschafters inWashington mit Cordell Hull.

1. September 1941 Berliner amerikanische Kreise erwartenZentralangriff auf Moskau.

1. September 1941 Botschafter Oshima beim Herrn RAM imHauptquartier.

3. September 1941 USA-Botschaft zur Rundfunkrede Roosevelts.

5. September 1941 Japanische Diplomatenkreise halten eineBegegnung des jap. Ministerpräsidenten FürstKonoye mit Roosevelt für unwahrscheinlich.

6. September 1941 Ein Mitglied der USA-Botschaft schildertseine Eindrücke nach den britischenLuftangriffen auf Westund Süd-Deutschland.

NVN

7. September 1941 Der amerikanische Sondergesandte beimVatikan, Taylor, reist mit einerpersönlichen Botschaft Roosevelts zum Papst.

13. September 1941 Überraschung in der USA-Botschaft über denInhalt der Roosevelt-Erklärung.

13. September 1941 Die innere Einstellung des japanischenBotschaftsrats Kase.

15. September 1941 Diplomatisches Corps zur Reise des japan-ischen Botschaftssekretärs Uchida in dieluftgefährdeten Gebiete.

15. September 1941 Japanische�r� Botschaft in Moskau zurinneren Lage in der Sowjetunion.

15. September 1941 Der spanische Botschafter und der dänischeGesandte berichtigen eini-ges über ihrenBesuch im Führerhauptquartier.

15. September 1941 Informationen des spanischen Botschafters inLondon über die Zusammenkunft Roosevelts mitChurchill.

22. September 1941 Empfang führender amerikanischer Auslands-korrespondenten auf der finnischenGesandtschaft.

2. Oktober 1941 Das Verhältnis zwischen Botschafter Geredeund Generalkonsul Paynan.

2. Oktober 1941 Die innere Lage Ungarns.

8. Oktober 1941 Botschafter Oshima berichtet einem V- Mannüber den Inhalt eines Telegramm, das diejapanische Botschaft in London nach Tokiogesandt hat.

16. Oktober 1941 Botschafter Oshima berichtet vom Rücktrittdes japanischen Kabinetts.

21. Oktober 1941 Das neue japanische Kabinett.

31. Oktober 1941 Botschafter Oshima empfängt Gesandten v.Erdmannsdorf.

31. Oktober 1941 Amerikanische Diplomaten und Journalistenkritisieren Roosevelt-Rede.

NVO

31. Oktober 1941 Schweizer Journalisten berichte�t�[n] überdie Lage in der Schweiz und England.

7. November 1941 Eine 2. Begegnung Roosevelt-Churchill?

7. November 1941 Berliner Auslandskreise stark beeindrucktvon der Veröffentlichung der beiden Notenzur amerikanischen Politik.

7. November 1941 Berliner amerikanische Kreise schenken derEntsendung des früheren japanischen Bot-schafters in Berlin, Kurusu, nach Washingtonstarke Beachtung.

10. November 1941 Japanische Botschaftsangehörige erwarten diegrosse Entscheidung der japanischen Politikin etwa 3 Monaten.

10. November 1941 Berliner Auslandskreise zur Führer-Rede.

11. November 1941 Stimmungsbericht aus Italien.

22. November 1941 Oshima erhofft Entscheidung Japans inkürzester Zeit.

1. Dezember 1941 Diplomatisches Corps unterhält sich über dieEinzelbesprechungen des Führers und des RAManlässig [sic; anläßlich] der Anti-Kominterntagung.

8. Dezember 1941 Berliner Auslandskreise zum Ausbruch desKrieges im Fernen Osten.

8. Dezember 1941 Grosser Empfang beim finnischen Gesandten.

8. Dezember 1941 Japanische Botschaft unter dem Eindruck derEntscheidung in Tokio.

8. Dezember 1941 Grosse Erregung in den neutralenAuslandskreisen Berlins wegen der Ereignisseim Fernen Osten.

11. Dezember 1941 Berliner Auslandskreise stehen ganz unterdem Eindruck der Reichstagsrede des Führers.

15. Dezember 1941 Eine Erklärung Botschafter Oshimas auf einerKonferenz deutscher Schriftsteller.

15. Dezember 1941 Die grosse Rede des Führers immer nochGesprächsstoff in Berliner Auslandskreisen.

NVP

22. Dezember 1941 Der brasilianische Botschafter über dieHaltung seines Landes.

23. Dezember 1941 Berliner Auslandskreise zur Übernahme desOberbefehls des deutschen Heeres durch denFührer.

23. Dezember 1941 Grosse Befriedigung auf der japanischenBotschaft über die militärische Entwicklungim Pazifik.

24. Dezember 1941 Die Stimmung der Engländer und Amerikaner inMadrid.

24. Dezember 1941 Reise des spanischen Generals Moscardo zurBlauen Division und ihre Hintergründe.

29. Dezember 1941 Sir Samuel Hoare�s� zur Kriegslage.

29. Dezember 1941 Ein Teil der Berliner Auslandskreisebeurteilt die allgemeine KriegslageDeutschlands wenig zuversichtlich.

29. Dezember 1941 Oshimas bevorstehende Reise in Haupt-Quartier.

29. Dezember 1941 Haltung der Diplomaten zu den letztenmilitärischen Ereignissen.

30. Dezember 1941 Abreise des USA-Gesandten Earle aus Sofia.

30. Dezember 1941 Beunruhigung in Schweden über dieEntwicklung der militärischen Lage amNordabschnitt der Ostfront.

1942

7. Januar 1942 Botschafter Oshima kehrt stark beeindrucktaus de�r�[m] Führer-Hauptquartier zurück.

9. Januar 1942 Grösste Zurückhaltung in BerlinerAuslandskreisen bei der Beurteilung dermilitärischen Lage.

14. Januar 1942 Konsolidierung der Stimmung der Diplomatenund Ausländer in Berlin.

18. Januar 1942 Botschafter Oshima entwickelt seinenEindruck von der derzeitigen Kriegslage.

NVQ

21. Januar 1942 Die Einstellung skandinavischer Diplomatenund Journalisten gegenüber dem baltischenProblem.

21. Januar 1942 Die Verlogenheit der nordamerikanischenPropaganda.

21. Januar 1942 Berliner Auslandskreise zum Tod vonGeneralfeldmarschall von Reichenau.

22. Januar 1942 Stimmungbericht aus der Schweiz.

24. Januar 1942 Der chilenische Botschafter erhofft dieNeutralität seines Landes und Argentiniens.

26. Januar 1942 Amerikanisch-schweizerische Bemühungen[,]Finnland zum Abschluss eines Sonderfriedensmit der Sowjetunion zu bewegen.

31. Januar 1942 Berliner Auslandskreise in Erwartung derRede des Führers und ihre Wirkung.

31. Januar 1942 Unterredung des argentinischen Geschäfts-trägers mit einem ungarischen Diplomaten.

31. Januar 1942 Berliner Diplomatenkreise zur angeblichenReise des Reichsmarschalls nach Italien.

5. Februar 1942 Botschafter Oshima berichtet Allgemeinesüber seine Reise nach Rom.

6. Februar 1942 Botschafter Oshima möchte eine Auskunft überdie Treibstofflage erhalten.

6. Februar 1942 Die Höhe der rumänischen Verluste imbisherigen Verlauf des Krieges.

6. Februar 1942 Chilenische Botschaft vertritt die Meinung,dass Chile und Argentinien ihre Beziehungenzu den Dreierpaktmächten nicht abbrechenwürden.

6. Februar 1942 Türkische Diplomaten in Berlin über dieHaltung der Türkei.

14. Februar 1942 Längerer Gedankenaustausch BotschafterOshimas mit einem deutschen Vertrauensmann.

16. Februar 1942 Dänische Journalisten in Berlin berichtenüber die derzeitige Stimmung in Dänemark.

21. Februar 1942 Die Kampfhandlungen im Pazifik.

NVR

25. Februar 1942 Japanische Diplomaten über den Fall vonSingapur.

4. März 1942 Beunruhigung in Schweden über eine möglicheKriegsausweitung in Nordeuropa.

9. März 1942 Information aus der Schweiz über England,Russland und Südamerika.

5. März 1942 In der japanischen Botschaft hofft man, dassdie Entscheidung auf Java und vielleichtauch in Birma in wenigen Tagen fallen wird.

10. März 1942 Deutschland soll angeblich einenFriedensfühler nach der Sowjetunionausgestreckt haben.

17. März 1942 Botschafter Oshima reist nach Wien undPressburg vielleicht auch nach Ankara.

28. April 1942 Führer-Rede.

23. Mai 1942 Eine ausserordentliche positive Einstellungzeigt der spanische BotschaftssekretärSerat.

6. Juni 1942 Briten und Amerikaner wollen in nächsterZeit Berlin und Tokio mit starken Kräftenangreifen.

17. Juni 1942 Das derzeitige Verhältnis des MarschallsAntones�k�[c]u zum rumänischen Königshaus.

22. Juni 1942 Berliner Auslandskreise zum Fall von Tobruk.

22. Juni 1942 Oberstleutnant Ruitz de la Sierm berichtetüber Munoz Grandes.

26. Juni 1942 Berliner Auslandskreise sind tiefbeeindruckt von den Kämpfen in Nordafrika.

27. Juni 1942 Degrelle, der sich besuchsweise in Deutsch-land aufhält, berichtet aus Belgien.

3. Juli 1942 Längere Aussprache Oshimas mit einemdeutschen Vertrauensmann.

8. Juli 1942 Oshima reist ins Führerhauptquartier.

23. Juli 1942 Derzeitige Lage in England.

NVS

23. Juli 1942 Der amerikanische Gesandtschaftsrat MaxNaile über die Spannung in der britischenRegierung.

27. Juli 1942 Der schweizerische Kommunistenführer Käferüber Russland.

30. Juli 1942 Madrid: Deutschfreundliche Persönlichkeitenverlieren auf Intervention der Kirche ihreStellung.

30. Juli 1942 Die Politik der Türkei.

2. August 1942 Die Türkei im bulgarischen Urteil I.

2. August 1942 Informationen aus USA-Kreisen in der Türkei.

2. August 1942 Die Türkei im bulgarischen Urteil II.

2. August 1942 Die Türkei im bulgarischen Urteil III.

1. August 1942 Schweizerische Kreise�n� zur �ZweitenFront�.

6. August 1942 Der neue französische Botschafter in Bernund seine ersten Amtshandlungen.

6. August 1942 Die Tätigkeit der angelsächsischenDiplomatie in Bern.

10. August 1942 Eindrücke der Berliner Auslandsdiplomatie zuden grossen Waffensiegen im Osten.

11. August 1942 Oshima berichtet über seine Reise an dieOstfront.

22. August 1942 Portugiesische Staatspräsident Carmonaschwer erkrankt.

24. August 1942 Botschafter Oshima über diemilitärpolitische Situation in Tokio.

26. August 1942 Äusserungen britischer Diplomaten in Bernzur Moskau-Reise Churchills.

7. September 1942 Die Öffentlichkeit in Spanien zur dortigenRegierungsumbildung.

7. September 1942 Truppentransporte in der Türkei.

NVT

2. September 1942 Der portugiesische Gesandte in Vichy, Dr.Caeiro de Mata[,] beim MinisterpräsidentenDr. Salazar.

3. September 1942 Die derzeitige Lage in der Türkei.

7. September 1942 Einiges aus der Türkei.

8. September 1942 Das Problem der französischen Flotte.

17. September 1942 Äusserungen des irischen Geschäftsträgers.

2. Oktober 1942 Stimmen zur Führerrede.

2. November 1942 Mitarbeiter M. über seine Informationsreisein die Türkei.

5. November 1942 Oshima zum Personalwechsel der jap.Botschaft in Rom.

14. November 1942 Botschaftssekretär Lanza über die MünchenerBesprechungen.

15. Dezember 1942 Spanische Diplomaten und Journalisten zumBesuch Munoz Grandes in Berlin.

18. Dezember 1942 Eindrücke schwedischer Diplomaten ausKu�j�[i]byschew.

18. Dezember 1942 Schweizer Diplomat kritisiertVermittlungsschritt des Bundesrats in derFrage der Entfesselung der Kriegsgefangenen.

NVU

VVoorrllaaggeenn bbeeiimm FFüühhrreerr

Braune Blätter erreichten Hitler nicht nur auf dem Umweg über die Likus-Berichte,sondern auch auf direktem Wege. Walther Hewel, als Ständiger BeauftragterRibbentrops beim Führer, führte über alle Vorgänge, die er Hitler vorlegte, sorgfältigBuch. Dabei fällt die große Zahl Brauner Blätter auf, die zur Vorlage kamen. In denKriegsjahren erreichten sie eine fast tägliche Dichte. Im folgenden wurde eineZusammenstellung der Braunen Blätter diplomatischen Inhalts aus dem Hewel-Register vorgenommen, die dem Führer 1940�42 vorgelegt wurden. Quelle: USNational Archives, Mikrofilm T-120, Rolle 1073.

N 150.721 v. 11. 2. 1940: Mitteilung Cianos an den belgischenBotschafter in Rom.

N 153.161 v. 2. 3. 1940: Bericht Attolicos über die 1. Unter-redungen Sumner Welles� in Berlin.

N 153.282 v. 3. 3. 1940: Äußerungen von Welles in einer Unter-haltung mit Attolico am 2. 3. 1940.

N 155.697 v. 23. 3. 1940: Bericht des belgischen Botschafters anden Außenminister in Brüssel.

N 157.895 v. 11. 4. 1940: Äußerung des schwedischen Gesandten inBerlin über seine Unterredung mit dem Reichsaußen-minister.

N 158.383 v. 14. 4. 1940: Gerüchte über den bevorstehendenRücktritt des Grafen Ciano.

N 158.399 v. 15. 4. 1940: Zur Frage einer Beteiligung Italiens amKriege.

N 158.437 v. 15. 4. 1940: Botschafter Attolico: Deutsches Dementizur Abreise von Truppen an die slowakische Grenze.

N 158.833 v. 17. 4. 1940: Italienischer Diplomatenbericht überdie deutschen militärischen Aktionen in Norwegen.

N 158.897 v. 18. 4. 1940: Angeblich bevorstehender RücktrittCianos und Eintritt Italiens in den Krieg alsVerbündeter Deutschlands.

NVV

N 158.903 v. 18. 4. 1940: Angeblicher Bericht François-Poncetsüber die Möglichkeit eines Eingreifens Italiens in denKrieg.

N ����� v. 19. 4. 1940: Japanischer Botschafter berichtet überLage in Italien.

N 180.361 v. 17. 10. 1940: Angebliche Verärgerung GeneralWeygands über die französische Regierung.

N 183.387 v. 11. 11. 1940: Zur Haltung der Türkei.

N 186.834 v. 10. 12. 1940: Zum deutsch-bulgarischen Verhältnis;Draganow über Unterredung mit führenden deutschenPersönlichkeiten.

N 187.051 v. 12. 12. 1940: Braune Freunde: Angebliche UmstellungSpaniens.

N 187.971 v. 19. 12. 1940: Bericht des USA-Geschäftsträgers übereine Unterredung mit Pétain in Vichy.

N 188.467 v. 27. 12. 1940: Magistrati über die Rede Filows.

N 189.011 v. 4. 1. 1941: Türkei über Gebiet des KaspischenMeeres.

N 189.518 v. 10. 1. 1941: Zu den angeblichen deutschen Absichtenim Balkan

N 189.563 v. 10. 1. 1941: Bulgarisch-türkische Beziehungen.

N 189.566 v. 10. 1. 1941: Zum Verhältnis Jugoslawiens zuBulgarien.

N 190.322 v. 17. 1. 1941: Zur Haltung der Türkei.

N 190.437 v. 20. 1. 1941: Haltung der UdSSR im Falle deutschermilitärischer Aktion im Balkan.

N 190.441 v. 20. 1. 1941: Über die mögliche britische Reaktionauf einen Einmarsch deutscher Truppen in Bulgarien.

N 190.955 v. 24. 1. 1941: Warnung spanischer Generäle an Francowegen Durchmarsch deutscher Truppen.

N 191.046 v. 24. 1. 1941: türkischer Botschafter in Moskau überdie deutsch-sowjetrussischen Beziehungen.

N 191.079 v. 24. 1. 1941: bulgarischer Diplomatenbericht ausLondon (militärische Absichten Deutschlands).

OMM

N 191.202 v. 25. 1. 1941: Besprechungen des Obersten Donovan inSofia.

N 191.209 v. 25. 1. 1941: Bericht des polnischen �Gesandten� inMadrid über Unterredung mit französischem Botschafter.

N 191.217 v. 26. 1. 1941: zur russischen Haltung bei einem evt.deutschen Einmarsch in Bulgarien.

N 191.242 v. 27. 1. 1941: Oberst Donovan in Athen mit GeneralWavell zusammengetroffen.

N 191.707 v. 30. 1. 1941: Exkönig Carol angeblich im Hunger-streik.

N 191.730 v. 31. 1. 1941: Codreanu steht zu Antonescu.

N 192.480 v. 7. 2. 1941: Besuch Donovans in Nordafrika.

N 192.814 v. 10. 2. 1941: Bericht des türkischen Botschafters.

N 192.840 v. 11. 2. 1941: Englands Reaktion auf DeutschlandsVorgehen in Bulgarien.

N 192.937 v. 12. 2. 1941: Aufenthalt Willkies in London.

N 192.943 v. 12. 2. 1941: Türkei im Falle Krieg auf Balkan.

N 193.132 v. 13. 2. 1941: Über angebliche Bedingungen USA.

N 193.322 v. 15. 2. 1941: Politik UdSSR auf dem Balkan.

N 193.391 v. 16. 2. 1941: Lage Türkei.

N 193.400 v. 16. 2. 1941: Angebliche Verständigung Rußland -Japan.

N 194.044 v. 22. 2. 1941: Sog. deutsche Südostarmee.

N 194.068 v. 23. 2. 1941: Balkanfragen.

N 194.069 v. 23. 2. 1941: Balkanfragen.

N 194.073 v. 23. 2. 1941: Balkanfragen.

N 194.076 v. 24. 2. 1941: Balkanfragen.

N 194.159 v. 24. 2. 1941: Angriffsabsichten Deutschlands aufRußland.

N 194.464 v. 27. 2. 1941: Angebliche britische Gegenmaßnahmen beiEinmarsch deutscher Truppen in Bulgarien.

OMN

N 194.521 v. 27. 2. 1941: Maßnahmen Irlands gegen englischeInvasion.

N 194.769 v. 3. 3. 1941: Deutsch-russische Beziehungen.

N 195.416 v. 8. 3. 1941: Betr. deutsche Truppentransporte.

N 195.498 v. 10. 3. 1941: Reaktion Rußlands auf deutschenEinmarsch Bulgarien.

N 195.557 v. 10. 3. 1941: Besuch Edens Athen.

N 195.923 v. 12. 3. 1941: Britische Truppenlandungen in Patras.

N 197.111 v. 24. 3. 1941: Japanisch-französisches Abkommen.

N 198.382 v. 3. 4. 1941: Englische Propaganda gegen Italien.

N 198.836 v. 6. 4. 1941: Russisch-jugoslawischer Pakt.

N 199.458 v. 10. 4. 1941: Zu den jugoslawisch-sowjetrussischenBeziehungen.

N 199.483 v. 11. 4. 1941: Botschaft Churchills an den japanischenAußenminister.

N 199.503 v. 12. 4. 1941: Gerüchte Krieg gegen Rußland.

N 199.753 v. 15. 4. 1941: Englische Aufhetzung Moskaus.

N 199.916 v. 16. 4. 1941: Vorgänge bei Abreise Matsuokas ausMoskau.

N 200.511 v. 21. 4. 1941: Unterredung Ciano � Duce.

N 200.522 v. 22. 4. 1941: Deutsch-Italienisches Verhältnis inWien.

N 200.984 v. 25. 4. 1941: Beziehungen England � Rußland.

N 201.193 v. 27. 4. 1941: Deutsch-russische Beziehungen.

N 201.196 v. 27. 4. 1941: Unterhaltung der italienischen Königinmit Prinz Petrovic von Montenegro.

N 201.231 v. 28. 4. 1941: Britische Absichten im Irak.

N 201.885 v. 3. 5. 1941: Französischer Bericht aus Washington.

N 202.157 v. 6. 5. 1941: Informationsaustausch zwischen Ciano undAlfieri.

OMO

N 202.516 v. 8. 5. 1941: Regierungsumbildung in Moskau.

N 202.623 v. 9. 5. 1941: Deutsch-russische Beziehungen.

N 203.349 v. 15. 5. 1941: Alfieri zum Fall Heß.

N 203.573 v. 16. 5. 1941: Alfieri zum Fall Heß.

N 204.171 v. 21. 5. 1941: Angeblich Ihn Saud für England.

N 204.450 v. 24. 5. 1941: Beziehungen Japan � USA.

N 207.184 v. 17. 6. 1941: Schweden über Deutschland Rußland.

N 207.229 v. 17. 6. 1941: Rüschdi Aras mit Butler.

N 211.226 v. 19. 7. 1941: Britisches Ersuchen um Übernahme derbritischen Interessen in der Sowjetunion durch dieUSA.

N 211.252 v. 19. 7. 1941: Meldungen über eine bevorstehendeUmbildung des britischen Kabinetts.

N 211.294 v. 21. 7. 1941: Zum sowjetrussischen Konflikt.Stellungnahme der japanischen Regierung zu denGefahrens...e im Fernen Osten.

N 211.453 v. 22. 7. 1941: Panikartige Stimmung im Ölgebiet vonBatum.

N 211.550 v. 22. 7. 1941: Haltung der Türkei im deutsch-russischen Konflikt.

N 211.611 v. 23. 7. 1941: Lage in Moskau.

N 211.611 v. 23. 7. 1941: Verlegung der Regierung nach Kasan.

N 211.674 v. 24. 7. 1941: Erster Luftangriff auf Moskau.

N 213.542 v. 8. 8. 1941: Zur Frage von britischen Transporten zurUnterstützung der Sowjetunion durch den Iran.

N 214.376 v. 18. 8. 1941: Britischer Druck auf den Iran.

N 214.897 v. 23. 8. 1941: Sowjetisches Angebot, mit England beimilitärischer Aktion gegen den Iran zusammenzu-arbeiten.

N 215.185 v. 26. 8. 1941: Britischer Bericht aus Ankara v. 28. 7.1941: angebliche Äußerung des türkischen General-stabschefs Cakmak über deutsch-türkisches Verhältnis.

OMP

N 215.263 v. 27. 8. 1941: Türkischer Außenminister Saracoglu antürkische Botschaft London zum türkisch-iranischenVerhältnis.

N 215.362 v. 28. 8. 1941: Eden an britische Botschaft inWashington über britische Hilfe für NiederländischIndien im Angriffsfalle.

N 215.502 v. 28. 8. 1941: Bericht der britischen Botschaft inAnkara über türkische Reaktion auf britisch-sowjet-ischen Einmarsch in den Iran.

N 215.728 v. 30. 8. 1941: Japanischer Gesandter in Teheran überangebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Sowjetsund England betr. Waffenstillstand.

N 215.739 v. 31. 8. 1941: Haidar Aktai über britische Absichtenbetr. Iran (Absetzung iranischer Herrscherfamilie).

N 217.105 v. 13. 9. 1941: Britischer Gesandter in Teheran übersowjetrussisches Vorgehen im Iran.

N 218.229 v. 23. 9. 1941: Britische Vorbereitungen zum Bau einerStraße von der Grenze Britisch-Indiens durch denöstlichen Iran.

N 218.365 v. 23. 9. 1941: Britische Propaganda-Richtlinien.

N 218.637 v. 26. 9. 1941: Lagebesprechung zwischen Admiral Kellyund dem Stellvertretenden türkischen Generalstabschef.Vertrauliche Information von General Asim Gündür überangebliche deutsche Wünsche bezüglich Kaukasus.

N 218.811 v. 27. 9. 1941: Britischer Botschafter in Ankara,Knatchbull-Hugessen, über in Ankara umlaufendeGerüchte von bevorstehender britischer Truppen-entsendung nach dem Kaukasus.

N 219.008 v. 30. 9. 1941: Britische Pläne gegen Afghanistan.

N 219.025 v. 30. 9. 1941: Bulgarischer Diplomatenbericht ausMoskau über Stimmung und militärische Maßnahmen undWirkung der deutschen Luftangriffe.

N 219.117 v. 30. 9. 1941: Britische Pläne gegen Afghanistan.Indien hält Vorgehen gegen Afghanistan für schwerenFehler, lehnt gemeinsame Aktion mit Rußland ab.

N 219.122 v. 30. 9. 1941: Absicht der britischen Regierung, denabgedankten Schah nach Mauritius zu schicken.

OMQ

N 219.123 v. 1. 10. 1941: Britischer Gesandter in Teheran überUnterredung mit Ministerpräsident Furuglu betr. Planeines Bündnisses Iran-Großbritannien-Sowjetunion.

N 219.534 v. 3. 10. 1941: Differenzen zwischen Briten und Sowjetsim Iran.

N 219.601 v. 4. 10. 1941: Redaktionelle Behandlung der Führerrededurch amerikanische Pressevertreter in Berlin.

N 220.278 v. 10. 10. 1941: Lage im Iran. Umtriebe sowjetischerBesatzung. Französische Vertretung. Iranische Auf-standsbewegung.

N 220.342 v. 10. 10. 1941: Britisch-sowjetische Spannung im Iran.Unterredung Eden-Maisky.

N 220.471 v. 12. 10. 1941: Jugoslawischer Gesandter Gavriloviczur Lage in Moskau.

N 221.278 v. 19. 10. 1941: Japanischer Botschaftsbericht überLage in Moskau.

N 222.008 v. 24. 10. 1941: Jugoslawischer Gesandter Gavrilovicüber Lage in Moskau.

N 222.062 v. 25. 10. 1941: Türkischer Bericht über Moskau;Abtransport von Maschinen.

N 222.063 v. 25. 10. 1941: Italienischer Diplomatenbericht ausBukarest über sowjetische Rückzugs- und Evakuierungs-maßnahmen.

N 222.398 v. 28. 10. 1941: Bulgarischer Bericht über Lage inMoskau.

N 223.185 v. 4. 11. 1941: Entsendung Militärmission nach Irak.

N 224.120 v. 12. 11. 1941: Japanischer Bericht über Truppenparadein Kuibyschew vom 7. 11.

N 224.592 v. 15. 11. 1941: Britischer Botschafter Cripps inMoskau über britisch-russisches Verhältnis im Iran.

N 225.351 v. 22. 11. 1941: Gründe für Abberufung Weygands.Veränderungen in Afrika.

N 225.353 v. 22. 11. 1941: Britisch-russische Vorbereitung,russische Tonnage aus Schwarzem Meer herauszubringen.

N 225.425 v. 22. 11. 1941: Besuch des rumänischen stellv.Ministerpräsidenten in Berlin.

OMR

N 225.780 v. 25. 11. 1941: Energische Forderung des finnischenMinisterpräsidenten an Witting zur Rückkehr bis 28.11.

N 226.156 v. 28. 11. 1941: Britische kriegswirtschaftlicheAuswirkung für Kriegsfall mit Japan.

N 227.291 v. 8. 12. 1941: Zum Ausbruch japanisch-amerikanischerFeindseligkeiten.

N 228.033 v. 13. 12. 1941: Haltung Sowjetunion im Pazifikkrieg.

N 228.060 v. 14. 12. 1941: Haidar Aktai über britisch-russischeVerhandlungen.

N 228.334 v. 16. 12. 1941: Japanisch-sowjetische Beziehungen.

N 228.378 v. 17. 12. 1941: Französische Haltung gegenüberDeutschland.

N 228.464 v. 17. 12. 1941: Bulgarischer Bericht: Erschießungdeutscher Kriegsgefangener.

N 228.467 v. 18. 12. 1941: Britisch-sowjetische Zusammenarbeit.

N 228.494 v. 18. 12. 1941: Lage in Nord-Ostasien.

N 228.826 v. 20. 12. 1941: Sowjetisch-japanische Beziehungen.

N 228.852 v. 20. 12. 1941: Reise Eden nach Teheran, dgl. GeneralSikorski.

N 228.894 v. 20. 12. 1941: Britisch-amerikanischer Kriegsrat.

N 229.189 v. 24. 12. 1941: Besprechung Ciano-Darlan.

N 229.583 v. 2. 1. 1942: England wünscht französischeNeutralitätserklärung im Indischen Ozean.

N 229.696 v. 3. 1. 1942: Chinesisch-japanischer Konflikt.

N 229.734 v. 5. 1. 1942: Protest des US-Geschäftsträgers inKuibyschew gegen �Prawda�-Artikel.

N 229.791 v. 5. 1. 1942: Londoner Zweifel an türkischem Wider-standswillen.

N 229.950 v. 7. 1. 1942: Bulgarischer Bericht aus Kuibyschew übermilitärische Operationen im Osten und innerpolitischeLage.

N 230.041 v. 8. 1. 1942: Stimmung in den USA.

OMS

N 230.120 v. 8. 1. 1942: Türkischer Diplomatenbericht überHaltung Deutschlands gegenüber Portugal.

N 230.799 v. 15. 1. 1942: Britische Getreideverknappung im NahenOsten.

N 230.996 v. 17. 1. 1942: Unterredung des Botschafters Bullittmit türkischem Botschafter Taray.

N 231.258 v. 20. 1. 1942: Türkischer Konsul in Batum übermilitärische Maßnahmen; Verhaftung 4 russischerMarineoffiziere.

N 231.259 v. 20. 1. 1942: Türkischer Bericht aus Moskau übermilitärische Lage Ende 1941 und Maßnahmen und Plänerussischer Heeresleitung.

N 231.444 v. 21. 1. 1942: Information des türkischen Außen-ministeriums an Botschafter Vichy zur Kriegslage;Wiedergabe Ausführung de Gaulles.

N 231.541 v. 22. 1. 1942: Mangel an Flugbenzin in England.

N 231.653 v. 22. 1. 1942: Sowjetrussisch-polnische Meinungs-verschiedenheiten über Zugehörigkeit verschiedenerStädte, Lemberg u. a.

N 231.661 v. 23. 1. 1942: Polnische Ansicht über kommendeEntwicklung in der Sowjetunion.

N 232.647 v. 31. 1. 1942: Äußerung Mihail Antonescus überdeutsch-rumänisches Verhältnis.

N 232.790 v. 1. 2. 1942: Türkischer Botschafter in London überUnterredung mit Maisky nach der Moskauer Besprechung.

N 232.905 v. 2. 2. 1942: Finnischer Bericht aus Tokio überjapanische militärische Vorbereitungen an Sowjet-grenze.

N 233.334 v. 6. 2. 1942: Lage in der Sowjetunion.

N 234.265 v. 14. 2. 1942: Britische Lösung ägyptischerRegierungskrisis.

N 235.155 v. 21. 2. 1942: Türkische Diplomatenberichte ausBudapest betr. Offensivvorbereitung.

N 235.311 v. 23. 2. 1942: Türkischer Botschafter in London überUnterredung mit Churchill.

OMT

N 235.560 v. 26. 2. 1942: Türkische Haltung gegenüber Deutschlandund Großbritannien.

N 235.893 v. 2. 3. 1942: Gerüchte über bevorstehende deutscheAktion gegen Schweden.

N 236.131 v. 3. 3. 1942: Angebliche Unzufriedenheit Stalins mitbritischer Politik.

N 236.511 v. 7. 3. 1942: Jugoslawischer Bericht aus Kuibyschew.Vortrag des Sowjetkommissars über politische undmilitärische Lage.

N 236.530 v. 7. 3. 1942: Besorgnisse Südafrikanischer Union wegenMadagaskar.

N 236.543 v. 7. 3. 1942: Japanischer Außenminister über Erdöl-versorgung Japans.

N 236.662: Lage in Serbien und Slowenien.

N 236.915 v. 11. 3. 1942: Bericht des portugiesischen Gesandtenin Ankara zur Haltung der Türkei.

N 236.931 v. 11. 3. 1942: Bericht des italienischen Gesandten inKabul zur Lage in Indien.

N 237.028 v. 12. 3. 1942: Türkischer Bericht über Lage in Moskauam Jahrestag der Roten Armee.

N 237.880 v. 19. 3. 1942: Jugoslawischer Bericht: US-BotschafterSteinhardt über Entschlossenheit der USA zur Krieg-führung bis zum Sieg.

N 238.087 v. 20. 3. 1942: Zur Lage im Iran.

N 238.415 v. 25. 3. 1942: Britische Begründung der Einschränkungvon Kriegsmateriallieferung an Türkei.

N 238.501 v. 25. 3. 1942: Bericht des türkischen Geschäftsträgersin Teheran.

N 239.406 v. 2. 4. 1942: Diplomatische und militärische Lage derAlliierten im Nahen Osten.

N 239.454 v. 4. 4. 1942: Bulgarischer Diplomatenbericht ausKuibyschew über Winteroffensive.

N 239.457 v. 4. 4. 1942: Jugoslawischer Bericht aus Kuibyschewbetr. Kombinationen über deutsche Frühjahrsoffensive.

N 239.528 v. 4. 4. 1942: Lage in China.

OMU

N 239.540 v. 7. 4. 1942: Lage in Indien.

N 239.572 v. 7. 4. 1942: Versorgung der Roten Armee mitLebensmitteln.

N 239.656 v. 7. 4. 1942: Polnischer Bericht aus Kuibyschew überdrohende Hungersnot in Sowjetunion.

N 239.714 v. 8. 4. 1942: Türkischer Diplomatenbericht ausBudapest über Frühjahrsoffensive.

N 239.715 v. 8. 4. 1942: Jugoslawischer Bericht aus Kuibyschewüber deutsche Frühjahrsoffensive.

N 239.782 v. 9. 4. 1942: Angebliche Äußerung des japanischenGeschäftsträgers in Kuibyschew über Ziele derdeutschen Frühjahrsoffensive gegen die Sowjetunion.

N 239.972 v. 10. 4. 1942: Türkischer Bericht aus Tokio überangebliche Verschiebung deutscher Offensive.

N 240.173 v. 13. 4. 1942: USA-Presse zur Lage der Verbündeten.

N 240.175 v. 13. 4. 1942: Haidar Aktai über Unterredung Clark-Kerrs mit Stalin am 28. 3.

N 240.199 v. 13. 4. 1942: Entwicklung japanisch-sowjetischerBeziehungen.

N 240.260 v. 13. 4. 1942: Bevorstehende Reise Haidar Aktais nachAnkara.

N 240.274 v. 13. 4. 1942: Zum Attentat auf von Papen.

OMV

AAbbkküürrzzuunnggeenn uunndd vveerrkküürrzztt zziittiieerrtteeQQuueelllleenn iinn ddeenn AAnnmmeerrkkuunnggeenn

AA Auswärtiges Amt. Ein Verzeichnis der Seriennummern mitden entsprechenden NA-Mikrofilmnummern findet man beiGeorge A. Kent: A Catalog of Files and Microfilms of theGerman Foreign Ministry Archives NVOM�NVQR. Bd. III, S. RORff.

BA Bundesarchiv in KoblenzBA-MA Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg/Br.BDC Berlin Document Center der US-Mission in BerlinBAOR British Army on the RhineBAOR-Bericht im OSS-Dossier, NACCPWE Befragungsserie der US-Army, im NACIB Counter Intelligence Branch, Spionageabwehrabteilung der

USFETCIC Counter Intelligence Corps der US-ArmyCIR Consolidated Interrogation Report (US-Army)CSDIC Combined Services Detailed Interrogation Center. Diese in

englischem Gewahrsam (Public Record Office, London)befindlichen Berichte werden weiterhin als �top secret�klassifiziert

DI Direct Interrogation, Serienbezeichnung der Befragungendurch die US-Army, im NA

DIC Detailed Interrogation Center, im NAED- Serienbezeichnung von IfZ-DokumentenFA Forschungsamt des ReichsluftfahrtministeriumsFBI Federal Bureau of Investigation, das Bundeskriminalamt der

USAFO Foreign OfficeGoebbels Dr. Joseph Goebbels, Tagebuch, Original im Hoover-Archiv,

Kalifornien, bzw. auf Mikrofilm im NA, T-UQ

IfZ Institut für Zeitgeschichte, MünchenIII H- Wehrmachtsdokumente, im BA-MAIMT International Military Tribunal: Trial of the Major German

War Criminals at Nuremberg

ONM

Kittel, MS Ulrich Kittel: �RLM-Forschungsamt. Geschichte undArbeitsweise eines Nachrichtendienstes�, IfZ, ZS-NTPQ. EineKopie befindet sich in: BA, Kl. Erw. OTO

Kl. Erw. Kleine Erwerbung durch das Bundesarchiv KoblenzKörner Beweisstück Körner, CIC-Befragung vom NU. Juli NVQR,

Vernehmungsakten des U. S. State DepartmentMGFA Militärgeschichtliches Forschungsamt, Freiburg/Br.MI Military Intelligence-Abt. der EngländerMISC Military Intelligence Service Center (der �Interrogation�-

Abteilung der US-Army)MS ManuskriptN Nachlaß; nachgelassene Dokumente deutscher Militärs im

Bundesarchiv Freiburg/Br.NA National Archives, Washington D.C.ND Nuremberg Document, IMT-DokumentNeuenhoff, Gespräch des Verfassers mit Dr. Gerhard Neuenhoff, NVUS InterviewNeuenhoff, MS unveröffentlichtes Manuskript, im IfZ, Sammlung IrvingNS- Sammlung von NS-Dokumenten im Bundesarchiv KoblenzNSA National Security AgencyOCMH Office of the Chief of Military History, Washington D.C.OSS Office of Strategic ServicesOSS-Dossier SHAEF-Bericht in der OSS-Akte, NA, RG-OOS, Dossier XE-

QVUS

Peipe Befragung von Walter � Peipe, im OSS-DossierPG/ Akten der deutschen Seekriegsleitung, im Besitz des

Bundesarchivs Freiburg/Br.PRO Public Record Office, London-PS Serienbezeichnung von IMT-DokumentenPSF President�s Secretary�s File, in: Roosevelt Library, Hyde Park,

New YorkR Sammlung von Dokumenten über das Dritte Reich im

Bundesarchiv KoblenzRebien Befragung von Hermann Rebien, im OSS-DossierRG- Record Group, in: National ArchivesRH Wehrmachtsdokumente im Bundesarchiv Freiburg/Br.RL Wehrmachtsdokumente im Bundesarchiv Freiburg/Br.RLM Reichsluftfahrtministerium

ONN

SAIC U.S. Seventh Army Interrogation CenterSchröder, Georg Befragung von Georg Schröder, im OSS-DossierSchröder, Oskar Befragung von Oskar Schröder, im OSS-DossierSchwarz Klaus Schwarz, MS und Befragung: OSS-DossierSeifert Interview mit Walther Seifert, geführt von David Kahn am NV.

August NVTM in Osnabrück, im IfZ, Sammlung IrvingSHAEF Supreme Headquarters Allied Expeditionary ForceSIR eine CSDIC-DokumentenserieSoltikow Brief von Michael Graf Soltikow an den Verfasser vom OU.

März NVUN

T Serienbezeichnung von NA-MikrofilmenUSFET U.S. Forces, European TheaterVfZ vom IfZ veröffentlichte �Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte�ZS- Zeugenschrift. Sammlung von schriftlichen oder mündlichen

Aussagen im Besitz des IfZ

ONO

AAnnmmeerrkkuunnggeennN David Irving: Göring. London u. New York NVUS; München NVUT.

O Keith Feiling: The Life of Neville Chamberlain. London NVQS.

P Sir Alexander Cadogan: Tagebücher. Original im Churchill College, Cambridge: CadoganPapers. Siehe z. B. die Eintragungen vom OV. April NVPU, dem P. Mai NVPV und dem OR. MaiNVQM.

Q Denkschrift über den Tyler-Kent-Fall in den Akten der US-Botschaft in London: NA, RG-UQ(Federal Records Center, Suitland, Box N).

R President�s Secretary�s File, Franklin D. Roosevelt Library, Hyde Park, New York, anverschiedenen Stellen, z. B. PSF, Box TS, Akte �Justice Dept. NVPU�QQ�.

S Berichte der Zensurbehörde, NA, RG-ONS. In den Akten des US-Außenministeriums findensich verstreut einige Schriftstücke der Zensurbehörde. Durch Präsidialerlaß von NVQRverfügte Präsident Harry S. Truman, sämtliche Akten der Zensurbehörde seien für immergeheim zu halten.

T Z. B. von den Italienern abgehörte Ferngespräche des Reichsministers für Volksaufklärungund Propaganda, Dr. Goebbels, mit römischen Behörden im August NVPV, in den Akten desitalienischen Kultusministeriums: Mussolini-Akten, NA, T RUS, Rolle QNR. Und abgehörteFerngespräche zwischen Kesselring und Berlin, im Tagebuch Ugo Cavelleros, ComandoSupremo.

U Nach dem OM. T. NVQQ wurden NR �Sperrdivisionen� aufgestellt, die kurz darauf in �Volks-grenadierdivisionen� umbenannt wurden.

V Haas (OSS-Dossier).

NM Bericht des SHAEF, Counter lntelligence WarRoom, London, vom N. Juni NVQR, in der OSS-Akte, NA, RG-OOS, Dossier XE-QVUS. Gerade dieser SHAEF-Bericht ist in vielerlei Beziehungungenau, z. B. wurde das Forschungsamt �für die Abteilung Q des RLM gehalten�. Auf dieseAkte wird im folgenden als �OSS-Dossier� Bezug genommen.

NN OSS-Dossier.

NO BAOR-Bericht im OSS-Dossier.

NP Artikel über das Forschungsamt in: Neue Presse, Coburg, vom P. August NVQS (IfZ-Akteüber Goebbels).

NQ Ulrich Kittel, MS. Kittel war ein �kleiner Mann� in der Hauptabteilung V, wie deren LeiterW. Ohlbrecht im Gespräch mit Fritz Tobias am U. O. NVTT erklärte.

NR Noch vorhandene Dokumente tragen Nummern mit einem vorangestellten N für Nach-richten, die fortlaufend vergeben wurden. Sie reichen von N OU.MMM im November NVPR bisN QOR.NQM vom OS. Januar NVQR.

NS Befragung von Oskar Schröder (OSS-Dossier).

NT Brief des Sonderermittlungsbeauftragten Robert S. Taylor an den CIC-Bezirk IV, CIC-Abteilung VTM vom OQ. Oktober NVQS (OSS-Dossier).

NU Schapper berichtete dies dem ehemaligen FA-Erfasser Dr. Gerhard Neuenhoff (Gesprächdes Verfassers mit Neuenhoff).

NV �Fernsprechanschlüsse der Dienststellen des Forschungsamtes (RLM) im Weitverkehr.�Offensichtlich geschaffen im März oder April NVQR, denn das Telefonbuch weist die FA-

ONP

Leitstelle Breslau aus, nicht aber Köln! Eine maschinengeschriebene Abschrift befindet sichim OSS-Dossier.

OM BA, NS-NM. Insbesondere NS-NM/PR, /PS, und /UV.

ON ND, OVQV-PS.

OO PRO, FO PTN/ONTQO.

OP Politisches Archiv des AA in Bonn, Akten des Unterstaatssekretärs Woermann, �Doku-mente zum Kriegsausbruch NVPV�. NA, T NOM, Rolle TOP, S. PRNMff.

OQ BA-MA, RL N/OR.

OR Die NSA verfügt sicherlich über noch freizugebende von ihr erbeutete Akten der AbteilungPers Z (Entzifferung) des Auswärtigen Amtes.

OS Gespräch des Verfassers mit Cave-Brown.

OT Ulrich Kittel, MS. Kittel verfaßte diese Aufzeichnung über das Forschungsamt anhand vonvielen Interviews mit früheren FA-Angehörigen; er selbst war untergeordneter Referent inder Abteilung V. In einem Brief an den Verfasser vom NR. Januar NVUN gibt Klaus v. Klitzing,FA-Angehöriger von NVPR�NVPV in der Abteilung V (Auswertung) an, daß der einzige ihmbekannte Kittel beim Forschungsamt �Auswerter� nach Tarifgruppe III unter Dr. Kurzbach(Abteilung Va) war.

OU Gespräch des Verfassers mit Dr. Ludwig Krieger, Bonn; Krieger war Nicolais Sekretär, undzur Zeit dieses Gesprächs verfügte er noch über alle seine stenografischen Tagebücherbezüglich dieses Zeitabschnittes.

OV Interview David Kahns mit Walther Seifert am NV. August NVTM in Osnabrück.

PM Ulrich Kittel, MS.

PN Ulrich Kittel, MS. Ulrich Kittel berichtet sogar über frühe Versuche des Forschungsamtes,sich die NSDAP vom Leibe zu halten, dies wird aber von anderen Beamten des Forschungs-amtes nicht bestätigt. Nach der NS-Machtübernahme wäre das Eindringen der NSDAP inden gesamten Nachrichtendienst befürchtet worden � �daß [er] zu einem rein parteipoli-tischen Instrument gestempelt werden könnte.� Das Reichswehrministerium habe diesverhindern wollen.

PO Z. B. die Befragung von Peipe, FA-Angehöriger von NVPR�QR, im OSS-Dossier.

PP Göring wurde von den Amerikanern zweimal bezüglich des Forschungsamtes vernommen,am NM. Juni NVQR (CCPWE Nr. PO, Bericht DI-T) und am T. Juli NVQR (CCPWE Nr. PO, BerichtDI-PS). In der letzteren Vernehmung gab er an, das Forschungsamt habe, bevor er es NVPPübernahm, V-Männer beschäftigt, aber nach einem Gespräch mit Hitler sei entschiedenworden, das Forschungsamt als eine rein technische Organisation zu nutzen, um mittelsmechanischer Abhörvorrichtungen Nachrichten zu sammeln.

PQ Der ursprüngliche Beamte des Forschungsamtes gehörte, nach Aussage des Forschungs-amtsangehörigen Peipe, bis zum Kriegsbeginn NVPV dem Preußischen Staatsministerium an(OSS-Dossier).

PR Befragung von Oskar Schröder (OSS-Dossier).

PS Unveröffentlichte, NP Seiten umfassende Denkschrift in englischer Sprache von Dr. HeinrichBrüning aus dem Jahr NVQP. Das Original befindet sich in der Syracuse University, NewYork, George Arents Research Library: Dorothy Thompson Collection, Box N, Akte�Brüning�.

PT Sitzungsprotokoll der Ministerratssitzung vom OV. März NVPP (Bundesarchiv, Koblenz).

PU So schreibt Klaus von Klitzing: �In der Behrenstraße wurde ich NVPQ eingestellt, zunächstzum Auswerten von abgehörten Rundfunkmeldungen unter Dr. Rakenius.�

PV Bezüglich Körner als Verantwortlichem für das Forschungsamt: Erhard Milch, MS (IfZ,Sammlung Irving); Berlin Document Center, Akte �Paul Körner�, sowie Dokumente und

ONQ

Beweisstücke, die vorgelegt wurden im Fall XI, Vereinigte Staaten gegen Paul Körner undandere, insbesondere Eidesstattliche Erklärungen von Schapper.

QM Laut BDC-Akte mit Wirkung vom OT. April NVPP.

QN Befragung von Ferdinand Niedermayer (OSS-Dossier).

QO SHAEF-Bericht vom N. Juni NVQR (OSS-Dossier).

QP Gespräch mit Seifert. Er war NVNQ als Funker zur Nachrichtentruppe gekommen und bliebbei der Reichswehr.

QQ Gespräch mit Seifert; und Soltikow.

QR Befragung von Rudolf Radtke (OSS-Dossier), geh. NVMV.

QS Brief von Michael Graf Soltikow an den Verfasser vom OU. März NVUN. Er sagt, daß Stabenowdamals in Berlin-Tempelhof, Peter-Strasse-Weg O, wohnte.

QT Befragung von Georg Schröder (OSS-Dossier).

QU Rudolf Diels: Lucifer ante Portas. Zürich o. J. Dieser Vorfall muß sich im ersten Jahr desBestehens des Forschungsamtes zugetragen haben: Diels trat als Gestapochef im April NVPQzurück; Schleicher wurde am PM. Juni NVPQ ermordet.

QV Abschrift eines Gesprächs des Verfassers mit Generalfeldmarschall Erhard Milch am NQ. MaiNVSU (IfZ, Sammlung Irving).

RM Gespräch des Verfassers mit Neuenhoff.

RN Gespräch mit Seifert.

RO Ulrich Kittel, MS.

RP Befragungen Görings, CCWPE Nr. PO, am NM. Juni (DI-T) und am T. Juli NVQR (DI-PS).

RQ Zeugenaussage Görings vordem IMT, Bd. IX, S. QVM (vgl. Bd. IX, S. POR).

RR Z. B. CIC-Befragung von Paul Körner, NU. Juli NVQR, Vernehmungsakten des US StateDepartment.

RS Eidesstattliche Erklärung von Gottfried Schapper, O. März NVQU, Fall XI, Beweisstück Körner.

RT Ulrich Kittel, MS.

RU Gespräch mit Seifert.

RV Adolf Hitler, Rede vor den Schriftleitern der NSDAP vom NM. Nov. NVPU, BA, NS-NN/OU.

SM Ulrich Kittel, MS.

SN Ein Dokument beweist, daß Julius Schaub die FA-Meldungen im Auftrag von Hitlerannahm: ein Brief vom NR. April NVQM, in dem das Forschungsamt die Rückgabe von etwa PMForschungsergebnissen verlangte, die vom OS. August bis zum OM. November NVPV geliefert,aber nie vorschriftsmäßig an das Forschungsamt zurückgegeben worden waren (BA, NS-NM/PT).

SO Seifert, Interview.

SP Ulrich Kittel, MS.

SQ Ulrich Kittel, MS.

SR Seifert, Interview.

SS Schapper, Eidesstattliche Erklärung, O. März NVQU, Fall XI, Beweisstück Körner.

ST Die genauen Befragungen von Rebien, Radtke, Barthel und Schwarz sind in dem OSS-Dossier enthalten.

SU Die Informationen über die Tests stammen aus der Befragung von Rebien (OSS-Dossier)und dem Gespräch mit Neuenhoff.

SV Ulrich Kittel, MS.

TM Neuenhoff, Interview und MS.

ONR

TN Quelle z. T. BAOR, Bericht vom O. Jan. NVQS; Befragungen von Peipe und Rebien; demCounter Intelligence Tagesbericht Nr. SU des HQ XX Corps, CIC-Sonderkommando OOM,vom S. Sept. NVQR, in Sachen Georg Schröder (alle im OSS-Dossier).

TO Schreiben Otto Wageners an die N. Kammer des Parteigerichts in München, OO. N. NVPQ(BDC, Akten des Obersten Parteigerichts).

TP Laut BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS waren die kirchlichen Würdenträger im allgemeinenvorsichtig beim Gebrauch des Telefons, aber �Pastor Niemöller soll von Göring mit derAufzeichnung eines Gesprächs konfrontiert worden sein, das er abgestritten hatte, geführtzu haben.� Aus den vielen Telefongesprächen Niemöllers, die dem FA-Angehörigen v.Klitzing bekannt sind, ergab sich, daß die meisten seiner Predigten von seiner vielintelligenteren Ehefrau verfaßt wurden.

TQ (Z) bezeichnet eine abgefangene telefonische Meldung. Weitere solcher Quellenvermerkewaren (F): Funkmeldungen; (FS): Fernschreiben; (P): Auslandspresse; (XA): Meldungenvon V-Männern im Ausland; (E): entzifferte Depeschen (BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS,OSS-Dossier).

TR Hermann-Göring-Mappe �Politische Ausschreitungen evangelischer Geistlicher�, V. N. bisOR. N. NVPQ, BA, Akte R QPNN/NSP; vgl. auch /NRS und /NSN.

TS Hitlers Tischgespräche, Bonn NVRN, S. PRT, T. Apr. NVQO; Tagebuch Alfred Rosenberg, NV. Jan.NVQM; Brief von Niemöller an den Verf.; Befragung von Göring durch Georg Shuster, OM. JuliNVQR, OCMH-Akten; Notizen von Lammers, Dönitz u. Schwerin von Krosigk, Juli NVQR(auch OCMH).

TT Erhard Milch, MS: �Persönlichkeiten um Hitler�, Kaufbeuren, N. Sept. NVQR (IfZ, SammlungIrving). Und Gespräche des Autors mit Milch NVST. Klaus von Klitzing bestätigt in einemSchreiben an den Verfasser vom U. Juni NVUV: �Röhms Gespräche mit seinen Untergebenenwurden abgehört.�

TU BAOR-Bericht, O. Januar NVQS (OSS-Dossier).

TV David Irving: Hitlers Weg zum Krieg. München NVTV, S. VS.

UM Neuenhoff zeigte dies dem Autor bei einem späteren Gespräch.

UN Abhören des Schleicher-Anschlusses in Babelsberg: siehe die zeitgenössischen Dokumentedes Oberstaatsanwaltes beim Landgericht Potsdam, Tetzlaff, in �Zur Ermordung desGenerals Schleicher�, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, NVRP, TNff.

UO Siehe S. RS�RT.

UP General Nikolaus von Vormann, MS Erinnerungen (IfZ).

UQ CIC-Bericht über Rebien, OSS-Dossier. Organisationsstruktur: Hauptleitstelle war z. B.Berlin; eine Leitstelle hatte reine Verwaltungsaufgaben und regelte die Bereitstellung vonGebäuden, Personal, Finanzmitteln; eine Forschungsstelle war die technisch operierendeDienststelle.

UR Befragungen von Peipe (Mitarbeiter im Forschungsamt von NVPR bis NVQR) und Rebien (OSS-Bericht); Gespräche mit Neuenhoff und Seifert; BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS; Kittel,MS. Nach Aussage von v. Klitzing war die Frau eine tschechische Agentin; Ohlbrechtbestätigte dies gegenüber Fritz Tobias (Interview, OR. V. NVSU).

US Nach Aussage von Prinz Christophs Freund Michael Graf Soltikow (Brief an den Verf. vomOU. März NVUN) waren es Reibereien mit der Gestapo, die den Prinzen dazu bewogen, sichNVPV freiwillig als Major der Luftwaffe zu melden; er wurde NVQP über den Abruzzenabgeschossen.

UT Befragung von Rebien; Kittel, MS.

UU Siehe Beschreibung im Zeitungsartikel, Neue Presse, Coburg, P. August NVQS (IfZ, Akte überGoebbels). Das FA-Gebäude wurde auch von Peipe beschrieben (OSS-Dossier).

UV Seifert, Interview.

ONS

VM Brief von Michael Graf Soltikow vom OU. März NVUN an den Verfasser.

VN Neuenhoff, Interview.

VO Neuenhoff, Interview; Befragung von Rebien (OSS-Dossier).

VP Befragungen von Rebien, Oskar Schröder und Roese (OSS-Dossier).

VQ Ulrich Kittel, MS.

VR Der Text wurde im Frühjahr NVQR in diese Form gebracht. Vorher lautete er: �. . . im Sinnedes RStGB. (Abschnitt Landesverrat) in der Fassung des Gesetzes vom OQ. Q. NVPQ.�

VS BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS und USFET-Bericht; Klaus Schwarz, MS; Befragungenvon Günther (FA-Mitarbeiter von NVPT�NVQQ) und Barth (alle im OSS-Dossier).

VT Kriminalrat Dr. Schmitz teilte dem Wehrbezirk Köln mit, �Siewert hat sich am NT. U. PV vonSaarbrücken kommend in Köln angemeldet.� (BA-MA, RH N/V RU).

VU Ulrich Kittel, MS.

VV Neuenhoff, Interview.

NMM Peipe, Befragung, OSS-Dossier.

NMN Auszüge aus den Bestimmungen über die Kontrolle des Forschungsamts: siehe Faksimile imAnhang.

NMO Brief Prinz Christoph von Hessen an Milch, o. D., August [NVPS oder PU?], BA-MA, RL N/OR.

NMP Befragung von Oskar Schröder (OSS-Dossier).

NMQ Milch, Empfangsbescheinigung, OT. Januar NVPS, BA-MA, RL N/OR.

NMR Als ein Beispiel dieses Plagiats siehe FA-Erfassung vom PM. Aug. NVPV, NT Uhr (abgedruckt inder Anlage �Zur englischen Politik vom Münchner Abkommen bis zum Kriegsausbruch�, S.OOUf): Sie ist identisch mit Likus� Version in den Akten des AA, Serien-Nr. QP, Blatt OVSPS.

NMS Siehe S. TNf.

NMT NS-NM/PR, /PS, /UU, /UV.

NMU BA, NS-NM/PR.

NMV Ohlbrecht, Gespräch mit Fritz Tobias, OR. V. NVSU. FBI-Aufzeichnungen über Prinzessin vonHohenlohe vom OU. NM. NVQN für Roosevelt, im RSF, Box Q, Akte �Hohenlohe�.

NNM Neuenhoff, Interview.

NNN Ulrich Kittel, MS; BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS; Befragung von Oskar Schröder (OSS-Dossier).

NNO Seifert, Interview.

NNP Befragung von Lothar Günther (OSS-Dossier).

NNQ Befragung von Barth; sowie BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS (OSS-Dossier).

NNR Ulrich Kittel, MS.

NNS SHAEF-Bericht vom N. Juni NVQR (OSS-Dossier).

NNT Befragung von v. Dirksen durch die Gesandtschaft des US State Departments, NP. Sept. NVQR.�Wahrscheinlich�, erkannte von Dirksen etwas später, �hatte Ribbentrop ein Telegrammvon Attolicos Bericht über Gespräche mit ihm entschlüsselt . . .�

NNU Hinsichtlich der Sonderoperationen des Forschungsamtes in Sofia, siehe S. NMQ unten.Nebenbei bemerkt: einer beobachteten Person einen Wink zu geben, daß sie der Telefon-überwachung unterlag, wurde mit dem Tode bestraft, unabhängig vom jeweiligen Rang, wieOberregierungsrat Hartmut Plaas aus der FA-Abteilung NP (Innenpolitik) feststellen mußte(siehe S. NOOf).

NNV Ulrich von Hassell: Vom anderen Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern NVPU�NVQQ. Frankfurt NVSQ, S. OSVff.

ONT

NOM Seifert, Interview.

NON Walter Peipe, Ausarbeitung für CIC: �Reichsluftfahrtministerium Forschungsamt�, im OSS-Dossier.

NOO Ulrich Kittel, MS.

NOP Eidesstattliche Erklärung von Gottfried Schapper, T. Juni NVQU. Fall XI, Körner, BeweisstückNr. NRQ.

NOQ Ich bezeichne sie der Einfachheit halber als �Hauptabteilungen�, obwohl NVPU ihr Titel nur�Abteilungen� war; im Jahre NVQN erfuhr das Forschungsamt eine grundsätzliche Neuorgan-isierung (siehe S. VVf), wobei diese Hauptabteilungen I bis VI in Abteilungen N bis NSunterteilt wurden.

NOR Quelle z. T. BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS und Erklärungen von Peipe und OskarSchröder, ebenso USFET-Bericht. Der Hauptabteilung II unterstanden Personal undAusbildung; III unterstanden Planung und Ausführung der Pläne; V unterstandenAuswertung und Verteilung.

NOS Die Schreibweise von �Recnicek� ist unterschiedlich; ich habe durchweg diese Schreibweiseübernommen. Michael Graf Soltikow schrieb dem Autor am OU. März NVUN, daß Recnicekein genial begabter Entzifferer gewesen sei, der damals in Charlottenburg, Eichenallee SO,gewohnt habe.

NOT Quellen: BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS; Rebien; Oskar Schröder und Ulrich Kittel, MS.

NOU Befragung von Georg Schröder; Bericht von der Dienststelle für Personal in Gefangenschaftund erobertes Material, Militärische Nachrichten-Abteilung, OR. Juni NVQR, zitiert imUSFET-Bericht (OSS-Dossier).

NOV Zweiteiliges Telegramm von François-Poncet an das französische Außenministerium, S.Nov. NVPT, Nr. QQMV und QQNM. Die Tatsache, daß dieser Text vom Forschungsamt erfaßtwurde, ist aus Raeders persönlichen Unterlagen ersichtlich. Göring schrieb an alle anderenTeilnehmer und ordnete eine sofortige Untersuchung darüber an, wer etwas über denersten, die Rohstoffe betreffenden Teil der Konferenz an den französischen Botschafter hattedurchsickern lassen. (Briefwechsel Blomberg -Raeder � Puttkamer Wangenheim in BA-MA,Akten der Seekriegsleitung, PG/PPOTO). Ich erhielt den Text vom Archiv des AuswärtigenAmtes, Quai d�Orsay, Paris.

NPM Seifert, Interview; Lothar Günther, FA-Angestellter NVPT bis Okt. NVQQ, sagte, daß inAbteilung IV die russischen Codes als am schwierigsten zu entziffern galten (OSS-Dossier).

NPN Siehe das überschwengliche Einführungsschreiben des OSS-Gebietsführers Allan W. Dullesan den amerikanischen Hauptankläger beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß Robert H.Jackson, in dem er lobend die verräterische Tätigkeit Gisevius� im Solde der Amerikanerhervorhebt (Nachlaß Jackson, Library of Congress, Washington, Akte �Dulles�).

NPO Einige Originalmeldungen des US-Konsuls Bonner Fellers aus Kairo befinden sich imNachlaß des Sekretärs des US-Stabschefs General George C. Marshall, im National Archives,Washington.

NPP Befragung von Göring am NM. Juni NVQR: �Forschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums�,CCPWE, DI-T.

NPQ Oskar Schröder erklärt, daß Abt. IV mit Pers Z zusammenarbeitete, wo Geheimrat vonSyrchow und Oberregierungsrat Hoffmann Leiter der Entzifferungsstelle waren (OSS-Dossier).

NPR Ulrich Kittel, MS. Es ist vielleicht sinnvoll, daran zu erinnern, daß diese Verhöre zu einemZeitpunkt stattfanden, als Ribbentrop tot oder dem Tode verfallen und nicht in der Lagewar, sich gegen diese häufig vorgebrachten Behauptungen zu verteidigen. Die Archive helfenuns da nicht weiter.

ONU

NPS Ulrich Kittel, MS. Und Befragungen von O. Schröder, Peipe u. a., sowie USFET- undBAOR-Berichte (OSS-Dossier).

NPT Befragungen im OSS-Dossier.

NPU Dereinzige noch existierende FA-Sammelbericht �Zur englischen Politik vom Münch[e]nerAbkommen bis zum Kriegsausbruch� ist als Anlage auf S. NTOff abgedruckt. Die Titel vonvielen anderen waren in dem vom Gesandten Walther Hewel geführten Register sämtlicherdiplomatischen Vorlagen beim Führer NVQM�NVQO (im Anhang auf S. OSVff) enthalten.

NPV Die Goebbels-Tagebücher sind als Original im Hoover-Archiv, Kalifornien, bzw. auf Mikro-film im NA, T-UQ, einzusehen.

NQM Befragung von Göring am T. Juli NVQR (CCPWE Nr. PO, DI-PS).

NQN Die wesentliche Quelle in bezug auf dieses Karteikartensystem ist Oskar Schröder (OSS-Dossier).

NQO Artikel in: Neue Presse, Coburg, S. Aug. NVQS (IfZ, Akte über Goebbels).

NQP Im folgenden ist ein anderer Standort der Forschungsstelle Hamburg angegeben, möglicher-weise auf verschiedene Zeitabschnitte bezogen?

NQQ BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS. Bezieht er sich auf Hans Fritzsche? Oder gab es einenRundfunkkommentator Frick?

NQR Aus den Befragungen von Radtke, Barth, Schnarr (�Fachgruppe Reeder�) und Rebien (OSS-Dossier).

NQS Gespräch des Autors mit Karl-Anton Leibl, T. März NVUR.

NQT FA-Akte über Anschluß und Görings Gespräche usw., in ND, OVQV-PS. Siehe auch seineBefragungen vor dem Prozeß in Nürnberg am N. Oktober NVQR (CCPWE).

NQU Dies erklärte Konteradmiral a. D. Karl-Jesco von Puttkamer (Hitlers Marineadjutant) amOT. Mai NVSU gegenüber dem Verfasser.

NQV Befragung von Rebien (OSS-Dossier).

NRM ND, OVQV-PS.

NRN ND, OVQV-PS.

NRO Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

NRP Neuenhoff, Interview.

NRQ Ulrich Kittel, MS.

NRR Befragung von Rebien (OSS-Dossier); Neuenhoff, Interview.

NRS Akten der Adjutantur des Führers, BA, NS-NM/UV.

NRT BA, NS-NM/PR.

NRU BA, NS-NM/PR.

NRV BA, NS-NM/UU.

NSM BA, NS-NM/PS.

NSN Dieses Bündel in blauer Schrift auf weißem (!) Papier hektographierter �Brauner Blätter�befindet sich in der PRO-Akte FO PTN/ONTQO. Siehe auch Ulrich Kittel, MS.

NSO Befragung von Legationsrat Emil Rasche (OSS-Dossier).

NSP David Irving: Hitlers Weg zum Krieg. München NVTV, S. NUS.

NSQ USFET-Bericht (OSS-Dossier). Der SHAEF-Bericht vom N. Juni NVQR kommt ebenfalls zuder Feststellung: �Es heißt, daß das Forschungsamt zur Zeit der Münchener Konferenzsämtliche Gespräche Chamberlains abhörte.�

NSR Artikel in: Neue Presse, Coburg, P. Aug. NVQS (IfZ, Akte über Goebbels).

ONV

NSS Befragungen von Barth und Oskar Schröder (OSS-Akten): Barth war von NVQO�NVQR beiderForschungsstelle Prag.

NST Eidesstattliche Erklärung von Gottfried Schapper am S. Juni NVQU. Fall XI, Beweisstück Nr.NRQ.

NSU Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

NSV BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS.

NTM Brief vom NR. Jan. NVUN von Klaus von Klitzing (Abteilung V) an den Verfasser.

NTN Ulrich Kittel, MS.

NTO Seifert, Interview.

NTP Dahlerus� Aufzeichnungen: �Bericht über Verhandlungen zwischen Großbritannien undDeutschland�, in PRO, Akte FO PTN/PQQUO. Auch François-Poncet ist einmal von Göringüber die �Braunen Blätter� aufgeklärt worden.

NTQ Vgl. das stenografische Tagebuch des Generaloberst Franz Halder, August NVPV.

NTR Befragung von Peipe (FA-Angehöriger NVPR�QR); Kittel, MS. Eidesstattliche Erklärung vonGottfried Schapper am P. Juni NVQU, Fall XI, Körner, Beweisstück Nr. NRQ.

NTS Befragungen von Niedermayer und Rebien (OSS-Dossier); USFET-Bericht (OSS-Dossier).

NTT Ulrich Kittel, MS.

NTU Siehe Aussage von Sas, im IfZ, ZS-NSOS.

NTV Beweise für die Entschlüsselung von belgischen Telegrammen durch das Forschungsamtbefinden sich in Hewels Vorlagenregister. Vgl. Tagebuch von Oberst Hans Groscurth vom O.Januar und Tagebuch von Franz Halder vom T. und U. Januar.

NUM Nachlaß von v. Mackensen, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn, Serien-Nr.NMM, Blatt SQUURff.

NUN BA-MA, III H-PS/N/O.

NUO Siehe David Irving: Churchill�s War, Bd. N, Bullsbrook, West Australien NVUT, S. OON.

NUP Ribbentrop enthüllte den Coup des Forschungsamtes in seinem am O. April NVQM veröffent-lichten Weißbuch. Betreffend Holmas Telegramm und die anschließende finnische Unter-suchung siehe Archiv des finnischen Außenministeriums, NMV/COe, Tel. R. NQR. Siehe auchdie Memoiren des finn. Außenministers Väinö Tanner: Olin Ulkoministerinä talvisodanaikana. Helsinki NVRM, S. PUT. Ulrich Kittel bestätigt die Rolle des Forschungsamtes beidiesem Coup.

NUQ Tagebuch von v. Weizsäcker, NP. März NVQM.

NUR Aufgefangene Meldung des Forschungsamtes, festgehalten im Kriegstagebuch der See-kriegsleitung am T. April NVQM.

NUS BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS; und Befragung Garmeisters, DIC/l/GNT am OU. Juni NVQR.

NUT Befragung von Oskar Schröder (OSS-Dossier).

NUU Vernehmung von Walther Huppenkothen, in BDC-Sonderakte Canaris. Siehe auch Brief-wechsel Weizsäcker/Mackensen im Nachlaß von v. Makkensen, AA, Serien-Nr. NMM.

NUV Tagesnotiz von Tippelskirch, U. Mai NVQM. BA-MA, III H-PS/N/O.

NVM Betreffend diese durch das Forschungsamt aufgefangenen Meldungen siehe Tagebuch v.Alfred Jodl und eine Studie von Hermann Graml zur Affäre Oster, in VfZ, NVSS, S. OSff.Befragung von Ubbelohde im OSS-Dossier.

NVN Dr. Paul Schmidt: Statist auf Diplomatischer Bühne NVOP�NVQR. Bonn NVRU, S. QUP.

NVO Hptm. Deyhle, Aufzeichnungen, N NTUN-PS.

NVP Allgemein Befragungen von Rebien u. Niedermayer (OSS-Dossier).

OOM

NVQ Befragung des Obergefreiten Gabriel, CSDIC(UK), Bericht SIR USM; enthält auch dieBefragungen von Haas und des Gefreiten Knappe von der selben Einheit.

NVR Befragungen des US-Außenministeriums von Dr. Erich Kordt durch Harold C. Deutsch,NR.-NS. Dez. NVQR.

NVS Eine äußerst wichtige Zusammenfassung der betreffenden vom Forschungsamt aufgefang-enen Meldungen befindet sich in den Akten Pol. V im Archiv des AA, Serien Nr. NMQ, BlattNNPNTSff.

NVT Befragungen von Rebien, Barthel (FA-Angehöriger in der �C�-Stelle Berlin von NVPU bis QR)und BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS (OSS-Bericht).

NVU Befragungen von Rebien, O. Schröder; Berichte der USFET und der BAOR vom O. JanuarNVQS (OSS-Dossier) und Ulrich Kittel, MS.

NVV Befragung von Rebien und Berichte von USFET u. BAOR vom O. Jan. NVQS (OSS-Dossier)und Neuenhoff, Interview.

OMM Ulrich Kittel, MS.

OMN Am S. März NVQO schickte Himmler Ohnesorges Bericht an Hitler: NA, T-NTR, Rolle NOV, S.QUSRff, VVOQff; T-NTR, Rolle NOO, S. TSOM.

OMO Brief Bergers an den Reichsführer SS am ON. Mai NVQO: NA, T-NTR, Rolle NPV, S. TPTTf.

OMP Bezüglich weiterem Material über diese aufgefangenen Meldungen aus den transatlan-tischen Telefongesprächen der Alliierten siehe Akten des AA, Serien-Nr. NNTN/POUPST, POUQQM,POVMSP, usw. (POUPSS�QVT, POUVVT�POVMUT), und die Akten der Abt. Inl. II geh.

OMQ Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, OV. Juli und P. August NVQP.

OMR Heinrich Himmler, handschriftliche Telefonaufzeichnungen: Anruf bei Berger, OP Uhr, OV.Juli NVQP: �Churchill-Roosevelt-Gespräch� (Original im Bundesarchiv, Koblenz).

OMS Tagebuch Goebbels, September NVQP.

OMT Siehe S. T.

OMU Schreiben des Sekretärs des US-Generalstabschefs Marshall, Oberst J. McCarthy, an HarryHopkins vom NO. Okt. NVQP (Franklin D. Roosevelt Library, Nachlaß Harry Hopkins, BoxNPS, Akte �Churchill�).

OMV Information des amerikanischen Entzifferungs-Sachverständigen Dr. David Kahn an denVerfasser.

ONM Befragungen von Klaus Schwarz und Schnarr (OSS-Dossier); Ulrich Kittel, MS.

ONN Angaben über die endgültige Struktur des Forschungsamtes von Ulrich Kittel, MS. Befrag-ungen von Peipe, Rebien und O. Schröder (OSS-Dossier) und insbesondere die Berichte derHauptvernehmungsstelle der T. Armee, SAIC/CIR/T, vom NV. Juli NVQR (NA-Akten, Suitland,Maryland: RG-PPO, Box TP, Vernehmungsberichte der Siebenten Armee).

ONO SUOQ.DIC(MIS)/M.NNSV, Ausführlicher Vernehmungsbericht: �Aufzeichnungen über diedeutsche Propaganda, die Presse, das AA�. Befragungen von Legationsrat Emil Rasche.

ONP Befragung von O. Schröder (OSS-Dossier).

ONQ USFET-Bericht (OSS-Dossier).

ONR Ulrich Kittel, MS.

ONS Neuenhoff, Interview.

ONT Befragung von Rebien (OSS-Dossier).

ONU Befragung von Günther (OSS-Dossier).

ONV Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

OOM BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS.

OON Befragung von Otto Schnarr (OSS-Dossier).

OON

OOO Befragung von Peipe und Rebien (OSS-Dossier) und der BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS.Die Schreibweise von Namen ist mit Hilfe der �Fernsprechanschlüsse der Dienststellen desForschungsamtes (RLM) im Weitverkehr� (OSS-Dossier) berichtigt worden.

OOP Dr. Goebbels, Tagebuch vom OU. April NVQO.

OOQ Schreiben von Dr. Bernhard Foss an den Verfasser vom OS. Juli NVUV.

OOR Befragung von Peipe (OSS-Dossier). Scholz hoffte, nach dem Krieg in die Familienfirma inFrankfurt/M., die Kinderbücher verlegte, eintreten zu können.

OOS Ulrich Kittel, MS.

OOT Siehe S. NOOf.

OOU Befragung von O. Schröder (OSS-Dossier).

OOV BAOR-Bericht vom O. Januar NVQS (OSS-Dossier).

OPM Ulrich Kittel, MS.

OPN Schreiben Görnnert an Reichsmarschall Göring vom N. Juli NVQO, in Görnnert-Handakten,NA, T-UQ, Rolle U, S. TVVQ.

OPO Ulrich Kittel, MS.

OPP Walther Schellenberg, handschriftliche Aufzeichnungen, IfZ ED-VM.

OPQ Dr. Goebbels, Tagebuch vom OU. April NVQO.

OPR Dr. Goebbels, Tagebuch vom NN. Mai NVQO.

OPS Dr. Goebbels, Tagebuch vom NS. Mai NVQO.

OPT Ulrich Kittel, MS.

OPU BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS.

OPV Dr. Goebbels, Tagebuch vom U. Dez. NVQO.

OQM In den Akten Himmlers finden sich mehrere Berichte an Hitler über in Vichy abgehörteTelefongespräche mit Bezug auf die Darlan-Affäre; an deren Erlangung wird vermutlich dasForschungsamt beteiligt gewesen sein (NA, T-NTR, Rolle NOQ).

OQN SHAEF-Bericht vom N. Juni NVQR (OSS-Dossier).

OQO Dr. Goebbels, Tagebuch, Februar NVQP.

OQP Ebenda.

OQQ Ebenda.

OQR Ebenda, NN . März NVQP.

OQS Ebenda, N. April NVQP.

OQT Ebenda, NU. April NVQP.

OQU Ebenda, OP. April NVQP.

OQV Ebenda, NS. Mai NVQP.

ORM Ebenda, OS. Mai NVQP.

ORN Befragung von Otto Schnarr (OSS-Dossier).

ORO Berfragung von Barth (OSS-Dossier).

ORP Ulrich Kittel, MS. Vgl. SHAEF-Bericht vom N. Juni NVQR: �Laut zuverlässigen Quellenbestand der größte Nutzeffekt seiner Tätigkeit in der Arbeit für das Wirtschaftsminister-ium.�

ORQ BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS.

ORR Das ist Telefon- und Fernschreibüberwachung.

ORS BA-MA, RL-N/OR.

ORT BA-MA, RL-N/OS.

OOO

ORU Schriftwechsel Ohlbrecht � Fritz Tobias, NVSV. Befragung von Peipe (OSS-Dossier). UlrichKittel, MS; Gespräch des Verfassers mit Neuenhoff. Zur Person von Plaas vor Eintritt in dasForschungsamt siehe Ernst von Salomon: Der Fragebogen. Reinbek bei Hamburg: RowohltNVSN, S. VOff.

ORV Ulrich Kittel, Manuskript.

OSM Für eine umfangreiche Darstellung der Leistungen der Abwehrstelle III F in Frankreich inden Tagen vor der alliierten Landung in der Normandie siehe David Irving: Rommel. EineBiographie. Hamburg: Hoffmann und Campe NVTU.

OSN Befragung von Haas durch CSDIC(UK), Bericht SIR USM.

OSO Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

OSP Ulrich Kittel, MS.

OSQ Befragung von O. Schnarr (OSS-Dossier).

OSR Die amtliche Bezeichnung war �Braune Blätter�, im Volksmund wurden sie aber oft�braune Meldungen� oder aus Tarnungsgründen auch �braune Vögel� genannt.

OSS Schreiben vom OKW, NSF-Sonderreferat an Milch vom ON. und OT. September und O.Oktober NVQQ, gez. Schapper (BA-MA, RL N/OR).

OST Befragung von Hans Steiner (OSS-Dossier).

OSU Schreiben von Himmler an �SS-Obergruppenführer Staatssekretär Körner� (�Mein lieberPilli!�) vom NU. Okt. NVQQ (Berlin Document Center, Akte �Paul Körner�).

OSV Schreiben von Körner an Himmler vom OQ. Okt. NVQQ (BDC-Akte �Paul Körner�). Himmlerlehnt in seinem Antwortschreiben vom T. November den Vorschlag ab, die FA-Angehörigenin einer eigenen Volkssturmeinheit zusammenzufassen.

OTM Fernsprechverzeichnis des Forschungsamtes, s. Anm. NU.

OTN Bericht SAIC/CIR/T der Hauptvernehmungsstelle der Siebenten Armee vom NV. Juli NVQR.

OTO Im großen und ganzen gehen die Informationen über das FA Süd und das FA Nord auf dieAngaben von Ulrich Kittel zurück. Die ergänzenden Einzelheiten werden jeweils durch diefolgenden Anmerkungen belegt.

OTP Befragung von Rebien (OSS-Dossier).

OTQ Befragung von Peipe (OSS-Dossier).

OTR Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

OTS Befragung von Peipe (FA-Angehöriger in der Abteilung V von NVPR bis QR; OSS-Dossier);und BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS.

OTT BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS; sowie die Befragungen von Schnarr und Ubbelohde (OSS-Dossier).

OTU Neuenhoff, Interview und MS. Er stellt fest: �Als ich am NM. April [sic] wieder in der PTR[Physikalisch-Technische Reichsanstalt] am Knie (TU) aufhörte, waren über P.MMM im FAbeschäftigt.�

OTV Befragung von Georg Schröder (OSS-Dossier).

OUM Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

OUN Ulrich Kittel, MS.

OUO Befragungen von Niedermayer und Rebien (OSS-Dossier).

OUP Ulrich Kittel, MS.

OUQ Befragung von Niedermayer (OSS-Dossier).

OUR BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS, basierend auf der Befragung von Herbert Braun undanderen Angehörigen des Amtes.

OUS Ebenda. Dieser Bericht enthält eine komplette Liste des Personals der �C�-Stelle in Eutin.

OOP

OUT Befragung von Schnarr (OSS-Dossier).

OUU Forschungsamt, nicht-nummerierte Meldung vom Q. Mai NVQR in den Akten von Dönitz,NA, T-TT, Rolle TT, S. MRRR. Auf der Kopie sind die hier kursiv gesetzten Satzteile mit Bleistiftunterstrichen.

OUV BAOR-Bericht vom O. Jan. NVQS.

OVM Oberstleutnant M. Moses, GSC, Chef der Security Control Section (Sicherheitskontroll-gruppe) der Counter Intelligence Branch (Spionageabwehrabteilung) der USFET G-O, anden Chef der Spionageabwehrabteilung am NN. Sept. NVQS (OSS-Dossier).

OVN Zusammenfassung des Nachrichtenmaterials der USFET vom Q. Okt. NVQR (OSS-Dossier).

OVO Brief von Robert E. Enkelmann an den CIC-Chef in Bamberg vom NR. Mai NVQS (OSS-Dossier).

OVP Schreiben des US-Oberst John L. Inskeep, HQ, VTM. CIC-Abteilung, an die Spionageabwehr-hauptabteilung der USFET vom OP. August NVQS. Der Geheimhaltungsgrad wurde am R.Sept. NVQS auf Weisung des Ic des Stellv. Chefs des US-Generalstabs auf �top secret�(Geheime Kommandosache) aufgewertet.

OVQ Brief von Oberst C. M. Culp, amtierender Chef des CIC, an die Spionageabwehrabteilungder USFET vom OP. Juli NVQS; ebenfalls als �top secret� eingestuft.

OVR Brief von Oberstleutnant M. Moses an den Chef der CIB (Spionageabwehrabteilung) vomNN. Sept. NVQS (OSS-Dossier).

OOQ

PPeerrssoonneennrreeggiisstteerr

Abetz, Otto, deutscher Botschafter inParis, SP

Adamovic, Legationsrat, jugoslawischerGesandter in Warschau, NRR

Aguesse, Journalist, PQ

Aktai, Haidar, OMP, OMR, OMU

Albrecht, FA-Angehöriger, UV

Alfieri, Dino, italienischer Botschafter inBerlin, QP, QR, TN, OMN-O

Antonescu, Ion, rumänischer Marschallund Staatsführer, OMM

Antonescu, Mihail, rumänischer Außen-minister, Bruder von Ion Antonescu,UM, OMS

Apaydin, türkischer Botschafter in Mos-kau, NQP, NRO, NRQ

Aras, Rüschdi, türkischer Botschafter inLondon, NQM, NRQ, NRU, OMO

Attlee, Clement Richard, Führer derbritischen Labour Party, RP, NNM, NNO

Attolico, Bernardo, italienischer Bot-schafter in Berlin, PR, TN, NSS, NVU

Baarova, Lida, Filmschauspielerin, RQ, TN

Bagrianoff, Iwan, bulgarischer Landwirt-schaftsminister und Ministerpräsident,NUT

Balabanow, bulgarischer Gesandter inParis, NSM

Baldini, FA-Angehöriger, RR, UV

Barth, F. W., Bauholzgroßhändler, UN

Barth, Ferdinand, FA-Angehöriger, NP, RM,RP, RR, RU, SN, TO, US, VM, VS

Barthel, FA-Angehöriger, OM

Barthels, Ökonom, FA-Angehöriger, OT

Bastianini, Giuseppe, italienischer Außen-minister, UM

Battenberg, Sophie, Prinzessin vonGriechenland und Dänemark, OR

Bautz, Regierungsamtmann, FA-Ange-höriger, QU, UP

Beam, Jacob, Sekretär der US-Botschaft inBerlin, NUV

Beck, Josef, Oberst, polnischer Außen-minister, RS

Benesch, Dr. Eduard, Staatspräsident derTschechoslowakei, RO-P, NMU-NP, NNR, NNT-NU, NOM-P, NOR-T

Beran, Rudolf, tschechoslowakischerMinisterpräsident, NMU

Berger, Gottlob, SS-Obergruppenführer,Chef des SS-Hauptamtes, SU

Berggren, Ministerialrat, FA-Hauptabteil-ungsleiter, PT, SV, UP, UU

Bertram, Bruno, FA-Angehöriger, SN, UU

Best, Dr. Werner, Reichsbevollmächtigterfür Dänemark, SN, VN

Blaine, amerikanischer Finanzmann, NUR

Blomberg, Werner von, Generalfeld-marschall, Reichskriegsminister, QM

Blum, Léon, französischer Ministerpräsi-dent, NNO

Böczy, von, Hauptmann, FA-Angehöriger,SP

Bode, John, UO

Bodenschatz, Karl, General, QV

Bonnet, Georges, französischer Außen-minister, NNT, NOS, NPS

Borgward, Carl F. W., Automobilher-steller, UO

Bormann, Martin, Reichsleiter, Leiter derParteikanzlei, Sekretär des Führers, NT,VO

OOR

Bormann, Reichsangestellter, FA-Ange-höriger, UQ

Böttcher, Oberregierungsrat, Verbind-ungsmann des Außenpolitischen Amtesder NSDAP zum FA, TR

Böttger, Max, SS-Untersturmführer, NM

Brandt, Rudolf, persönlicher ReferentHimmlers, SU

Braun, Herbert Max, FA-Angehöriger, UP

Braun, Herbert, FA-Angehöriger, VP

Breuer, Ministerialrat, FA-Hauptabteil-ungsleiter, PU, UU

Brieschke, FA-Angehöriger, TM

Brinon, Graf Fernand de, französischerDiplomat, SP

Brückner, Wilhelm, SA-Obergruppen-führer, PP

Brüning, Dr. Heinrich, Reichskanzler, NM,NO

Bullitt, William C., US-Botschafter inParis, SP, OMS

Busch, Dr., estnischer Kinderarzt, NUT

Butler, britischer parlamentarischerUnterstaatssekretär im Foreign Office,NRT, NST, OMO

Cadogan, Sir Alexander, Ständiger Unter-staatssekretär im Foreign Office, S, NRQ,NRT, NSO, NSR-S, NTM

Cakmak, türkischer Generalstabschef, OMO

Calinescu, rumänischer Ministerpräsident,NQR

Canaris, Wilhelm, Vizeadmiral, Chef derAmtsgruppe Ausland/Abwehr (OKW),V, RV

Carmona, portugiesischer Staatspräsident,NVS

Carol, rumänischer König, NQV, OMM

Cave-Brown, Anthony, Schriftsteller, V

Cerny, Jean, tschechoslowakischer Innen-minister, NNP

Chamberlain, Neville, britischer Premier-minister, R, RO-P, RT, NMU-NN, NNS, NON-O,NOS, NPR-U, NQQ, NRT, NSO-P, NTP

Chigi, italienischer Gesandter in Bukarest,NQQ

Christoph, Prinz von Hessen, FA-Amts-leiter, OO, OR, PN, PT, RR, RU

Churchill, Sir Winston, britischer Prem-ierminister, R, RP, SM, SQ, SU, TV-UN, NNN,NNP, NNS, NVM-N, OMS

Ciano di Cortellazo, Galeazzo Graf,italienischer Außenminister, QR, RV, NVU,OMN

Cincar-Marcovic, Alexander, jugoslaw-ischer Außenminister, NRN, NSO

Codreanu, Corneliu Zelea, Führer der, OMM

Cooper, Duff, britischer Kriegsministerund Erster Lord der Admiralität, NPR, NSO

Corbin, Charles, französischer Botschafterin London, NOS

Coulondre, Robert, französischer Bot-schafter in Berlin, RS, NSP, NTN-Q

Cramm, Gottfried von, Tennismeister, RN

Cripps, Sir Stafford, britischer Botschafterin Moskau, SQ, OMQ

Cudahy, US-Botschafter, NUV

Culp, C. M., US-Oberst, VS

Czwalina, Regierungsrat, FA-Angehöriger,SV

Dahlerus, Birger, schwedischer Industriell-er, RT

Daladier, Édouard, französischer Minister-präsident, RP, NON, NOS

Daluege, Kurt, Polizeibefehlshaber, NM

Darlan, François, französischer Admiral,TU

Davies, Joseph E., US-Botschafter inMoskau, QP, UM

Davis, William Rhodes, amerikanischerErdölhändler, S

Degrelle, NVR

OOS

Deuss, Vertreter der amerikanischenHearst-Presse, NO

Diels, Rudolf, Gestapo-Chef, NQ, QR

Dierks, FA-Angehöriger, SO

Dirksen, Herbert von, deutscher Bot-schafter in London, PR, NPU

Djuricic, jugoslawischer Finanzminister,NRM

Dodd, Martha, QR

Dodd, Thomas, US-Botschafter in Berlin,QR

Dönitz, Karl, Großadmiral, Reichspräsi-dent, TQ, VP-Q

Donovan, William J., Oberst, OMM

Doornum, van, Schiffsmakler, UO

Dorner, FA-Angehöriger, VP

Draganow, Parwan, bulgarischer Gesandt-er in Berlin, NVV

Dragutinovic, bulgarischer Legationsrat inGenf, NPU

Earle, US-Gesandter in Sofia, NVP

Eden, Anthony, britischer Außenminister,RN, SU, NMU, NNS-NT, NRU, OMP, OMR

Ehrhardt, Hermann, Freikorpsführer, UR

Eisinger, Journalist in London, NSN

Elisabeth II., englische Königin, OR

Enderis, Guido, NUS

Epp, Franz Ritter von, General, Freikorps-führer, NM

Erdmannsdorf, von, Gesandter, NVN

Ertle, Dr., FA-Angehöriger, PN

Etzdorf, Hasso von, Major, SQ

Evans, John, Journalist, VQ

Fellers, Bonner, US-Militärattaché inKairo, QN

Fellgiebel, Erich, General, Chef der Wehr-macht-Nachrichten-Verbindungen, QN

Fiebel, Dr., FA-Angehöriger, TM

Fischer, Frl., FA-Angehörige, PU

Fish, Hamilton, Abgeordneter des nord-amerikanischen Kongresses, NUS

Fisser, Schiffsmakler, UO

Flandin, Pierre-Étienne, französischerPolitiker, NMU

Fleischmann, Oberregierungsrat, FA-Angehöriger, UV

Flixsteger, Journalist, PQ

Fodor, Wiener Korrespondent des, NRM

Foltic, jugoslawischer Botschafter inWashington, TO

Foss, Dr. Bernhard, Regierungsrat, FA-Verbindungsmann zum AA, TQ-R, TT-U

Frages, Louis, Holzimporteur, UN

Fragner, Legationsrat im tschechischenAußenministerium, NNS-NT

Frick, Rundfunkkommentator, QR

Friedrich II., der Große, preußischerKönig, V

Fritsch, Werner Freiherr von, General-oberst, Oberbefehlshaber des Heeres, QM

Fröhlich, Gustav, Schauspieler, RQ

Furuglu, iranischer Ministerpräsident, OMQ

Furuuchi, japanischer Botschaftssekretär,NUS, NUU-V

Gafencu, Grigore, rumänischer Außen-minister, NQR

Gamelin, Maurice, französischer General-stabschef und Vizepräsident des Ober-sten Kriegsrates, NOR

Gassel, Ernst, Schiffsmakler, UO

Gaulle, Charles de, französischer Generalund Staatspräsident, OMS

Gavrilovic, jugoslawischer Gesandter inMoskau, SQ, OMQ

Geist, Raymond, US-Generalkonsul inBerlin, RO, NPS, NSM

Gerede, Botschafter, NVN

Gerke, FA-Angehöriger, PT

Gerlach, technischer Regierungsober-inspektor, FA-Angehöriger, UV

OOT

Gern, FA-Angehöriger, VP

Gerstmeyer, Dr., FA-Verbindungsmannzum AA, TQ-R

Gevers, FA-Angehöriger, UQ

Gisevius, Hans-Bernd, Abwehr-Offizier, QN

Globocnig, Odilo, QV

Goebbels, Dr. Joseph, Reichsminister fürVolksaufklärung und Propaganda, QP,RQ, SP, SU, TR, TT-UM

Goethals, Oberst, belgischer Militärattachéin Berlin, RV

Goldschmidt, FA-Angehöriger, OM, UU

Göring, Hermann, Generalfeldmarschall,R-S, NM-NT, ON, OO-T, PP, PR-QN, QP, QS, QV,RO, RS-T, TR-T, UN, US, VM-O, NPP, NTO

Görnnert, Dr. ing. Fritz, Ministerialrat,persönlicher Referent Görings, TS

Grandes, Munoz, NVR, NVT

Grandi, Dino, italienischer Botschafter inLondon, NSN

Grateneau, H. und A., Bauholzgroß-händler, UN

Gündür, Asim, General, OMP

Günther, Lothar, FA-Angehöriger, T, PQ,RU, TO

Gutmann, Harvey E., CIC-Agent, T

Halder, Franz, Generaloberst, SQ

Halifax, Edward Wood Viscount, Lord,britischer Außenminister, RO, NNQ, NOM-N,NOP, NOS, NPR-T, NQQ, NQU, NRP, NST, NSV-TM

Hanschel, Leutnant, FA-Angehöriger, SP

Harris, Sir Arthur, britischer Luftmar-schall, U

Harrison, Sekretär der US-Botschaft inBerlin, NTP-Q, NUU-V

Hartmann, Mitarbeiter im tschechoslo-wakischen Außenministerium, NMT

Hassell, Ulrich von, deutscher Botschafterin Rom, PR

Heath, Erster Sekretär der US-Botschaft inBerlin, NUV

Henderson, Sir Nevile, britischer Bot-schafter in Berlin, PO, RN-O, RS-T, NMT, NPP-Q, NPU, NSP-TQ

Henke, Regierungsrat, FA-Angehöriger,SV, UU

Hennecke, FA-Angehöriger, UU, VP

Henriot, Philippe, französischer Staats-sekretär für Information, SO

Hentschel, Oberregierungsrat, FA-Ange-höriger, TM

Herriot, Édouard, französischer Politiker,NNO

Heß, Rudolf, Stellvertreter des Führers derNSDAP, Friedensflieger, QR, OMO

Hewel, Walther, Gesandter, Ständiger Be-auftragter Ribbentrops beim Führer, NVU

Heydenreich, FA-Angehöriger, TM

Heydrich, Reinhard, SS-Obergruppen-führer, stellvertretender Reichsprotek-tor von Böhmen und Mähren, NP-NT, OR,RM, SU, TR-S

Hilligardt, Dr., Regierungsrat, FA-Ver-bindungsmann zum Reichswirtschafts-ministerium, QS, TQ

Himmler, Heinrich, Reichsführer SS undChef der deutschen Polizei, NP-NQ, NT, OQ-R, QV, ST, TS-T, US

Hindenburg, Paul von, Reichspräsident,NN, OP

Hirsekorn, SS-Sturmbannführer, FA-Angehöriger, OO

Hitler, Adolf, deutscher Führer undReichskanzler, NN-NO, NT-NU, OO-Q, PP-T, QM,QR, QV-RM, RO-Q, RS-T, SM-N, SP-Q, ST-U, TO,TV-UN, UR, VP-Q, NMT-U, NNS, NON, NSQ, NST,NSV, NTP, NVU

Hoare, Sir Samuel, britischer Politiker,mehrfach Minister, NVP

Hodza, Dr. Milan, tschechoslowakischerMinisterpräsident, NNS

Hofer, Franz, Gauleiter von Tirol, VO

Hoffmann, Dr. Camillio, Presseattachéder tschechischen Gesandtschaft, RM

OOU

Hohenlohe, Stefanie Prinzessin von, S, PP,TN

Holma, Harri, finnischer Gesandter inParis, SM

Holman, Adrian, Erster Sekretär derbritischen Botschaft in Berlin, NSR, NSU,NTO-Q

Hopkins, Harry, Berater Roosevelts, ST-U

Horthy, Nikolaus von, Admiral, Reichs-verweser von Ungarn, RP

Hudson, Robert, britischer Unterstaats-sekretär für den Überseehandel, NRV

Hugenberg, Alfred, Wirtschaftsminister,OO

Hühnefeld, von, Atlantikflieger, QR

Hull, Cordell, US-Außenminister, NVM

Huppertsberg, Ing. Dr., Oberregierungs-rat, FA-Angehöriger, TN

Jacobi, Dr., Regierungsbankrat, QT

Jamaji, japanischer Generalkonsul inWien, NRN

Jebb, Sekretär des Ständigen Unterstaats-sekretärs im Foreign Office, NSN, NTO

Jina, Dr., vom tschechoslowakischenAußenministerium, NOQ

Junnack, Schriftsteller, RN

Jurisic, jugoslawischer Gesandter in Sofia,NRM

Jüttner, Hans, Chef des Führungshaupt-amtes der Waffen-SS, UU

Käfer, schweizer Kommunistenführer, NVR

Kalinin, Michail Iwanowitsch, Vorsitz-ender des Präsidiums des OberstenSowjet, SQ

Kalla, tschechischer Militärattaché inLondon, NNT

Kánya, Kolomán von, ungarischer Außen-minister, RP

Karstens, FA-Angehöriger, RQ

Kase, Toshikazu, japanischer Botschafts-rat, NVN

Keitel, Wilhelm, Generalfeldmarschall,Chef des OKW, TQ, UQ

Kelly, Admiral, OMP

Kempe, Fritz, Oberregierungsrat, FA-Hauptabteilungsleiter, ON, PT, SV, UU

Keppler, Wilhelm, Staatssekretär, Ange-höriger des deutschen AuswärtigenDienstes, QV

Kherkove, de, belgischer Botschafter inRom, RV

Kiosseiwanow, Georg, bulgarischerMinisterpräsident, NQU

Kirbach, Theodor, Oberregierungsrat, FA-Angehöriger, UQ, UU

Kirk, Alexander, US-Geschäftsträger inRom, NUS

Kittel, Ulrich, FA-Angehöriger, NT, NV-OM,OU-V, PP, PS-T, PV, QN, QS-V, RS, RU, ST-U,TM, TQ-R, TU, UO-P, US, UV, VN, VP-Q

Klautschke, Dr., Regierungsrat, FA-Ver-bindungsmann zum OKW, TQ

Klitzing, Klaus von, FA-Angehöriger, OM,PM, QR

Kluth, Hanna, FA-Angehörige, PU

Knappe, Gefreiter, SP

Konoye, Fürst, japanischer Minister-präsident, NVM

Kordt, Dr. Erich, Mitarbeiter im AA, SQ

Körner, Paul, Staatssekretär, FA-Leiter, NO-NS, OM, OQ, PT, RR, UQ-R, UT

Körschner, Dr., FA-Angehöriger, UV

Kubat, SS-Sturmbannführer, FA-Ange-höriger, UU

Kube, Richard, Oberpräsident von Bran-denburg, TN

Kunsemüller, Oberregierungsrat, FA-Angehöriger, PT, SV

Kuriyama, japanischer Gesandter inStockholm, NRT

Kurusu, Saburo, japanischer Botschafterin Berlin, später Washington, NVO

OOV

Kurzbach, Dr. W., FA-Angehöriger, RS, TM

Kutscha, Dr., FA-Angehöriger, TM

Lacroix, Leopold de, französischerGesandter in Prag, NNR

Laird, amerikanischer Journalist, NUV

Lanitzki, Herbert, Reichspost-Verbind-ungsmann zum FA, RR

Lanza, Botschaftssekretär, NVT

Laval, Pierre, französischer Minister-präsident, SO

Lawerenz, Ministerialdirektor, MdR, RN

Leahy, William D., Admiral, US-Bot-schafter in Vichy, SP

Leibl, Karl-Anton, Regierungsrat imReichswirtschaftsministerium, QT

Lewin, FA-Angehöriger, UU

Lewis, John L., amerikanischer Gewerk-schaftsführer, S

Likus, Rudolf, Gesandter, Mitarbeiter imBüro des Reichsaußenministers, U, PO,NUR

Lipski, Josef, polnischer Botschafter inBerlin, RT, NSVJTN

Lisicky, Legationssekretär in der tschech-ischen Gesandtschaft in London, NNS-NT

Ludke, FA-Angehöriger, UU

Lukovic, jugoslawischer Pressebüro-Chef,NRM

Luther, Martin, Staatssekretär im AA, QN

M., Mitarbeiter in der Dienststelle Ribben-trop, NVT

Mackensen, Hans-Georg von, Staatssek-retär im AA, deutscher Botschafter inRom, RV

Magistrati, italienischer Diplomat inBerlin, NVV

Maisky, Iwan M., sowjetischer Botschafterin London, OMS

Malhomme, Sekretär der polnischen Bot-schaft in Berlin, NTM

Marquardt, Erwin, FA-Angehöriger, UN,UU, VN

Marshall, George C., US-Generalstabschef,US-Oberbefehlshaber des Heeres, ST

Masaryk, Jan, tschechoslowakischerGesandter in London, RO, NMT-NU, NOM,NOO-T

Massener, Oberleutnant, FA-Angehöriger,SP

Mata, Dr. Caeiro de, portugiesischerGesandter in Vichy, NVS

Matsuoka, Yosuke, japanischer Außen-minister, NVM

Mavrudis, Ständiger Unterstaatssekretärim griechischen Außenministerium,NPV, NQS-T, NQV

Mews, Dr., FA-Angehöriger, TM

Meyerheine, FA-Angehöriger, UU

Mikuta, FA-Angehöriger, UU

Milanovic, Legationsrat, jugoslawischerGeschäftsträger in London, NQQ, NQU, NRO-P, NRT, NSP

Milch, Erhard, Generalfeldmarschall, V, NQ,OQ, PN-O, UQ-R

Mitford, Unity, TN

Möhring, FA-Angehöriger, TM

Molotow, Wjatscheslaw M., sowjetischerAußenminister, TV, NRO, NRQ, NUV

Momtschilow, bulgarischer Gesandter inLondon, NPT-V, NQT-V, NRN

Moscardo, spanischer General, NVP

Moses, M., US-Oberstleutnant, VS

Muggernthaler, Regierungsrat, FA-Ange-höriger, TN

Müller, Dr. Joseph, Abwehrbeamter,bayerischer Justizminister, RV

Müller, Dr., Generaldirektor, UR

Müller, Johann, FA-Angehöriger, UU

Müller, Ludwig, Erster Reichsbischof, OP

Müller, Werner, SS-Hauptsturmführer,FA-Angehöriger, RQ

Munters, lettischer Außenminister, NRR

OPM

Mussolini, Benito, italienischer Staatschef,,QR, QV, RP, NRR

Naile, Max, amerikanischer Gesand-schaftsrat, NVR

Necas, Jaromir, tschechischer Minister, NNM

Neuenhoff, Dr. Gerhard, FA-Angehöriger,NQ, ON, OQ, OT, PM, PQ-R, PV, QR-S, RM, RP, TO,UV-VN

Neurath, Konstantin Freiherr von, deut-scher Reichsaußenminister, Protektorfür Böhmen und Mähren, PO, QM, QO

Newton, Basil, britischer Gesandter inPrag, NNR, NNU

Nicolai, Walter, Oberst, V

Niedermayer, Ferdinand, FA-Angehöriger,NP, RM, RR, RU, SN, TO, US, VM, VO

Niemöller, Martin, Pastor, OP, RN

Noske, Gustav, Reichswehrminister, NM

Öchsner, Vertreter der, NUV

Oden, Regierungsrat Ing., FA-Angehör-iger, TN

Ohlbrecht, Helmut, Abwehrbeauftragterdes Forschungsamtes, NM, NP, PP, UR

Ohlsen, James M., CIC-Agent, T

Ohnesorge, Dr. Wilhelm, Reichspost-minister, ST

Olga, Fürstin von Jugoslawien, NRM

Orlowski, polnischer Gesandter in Buda-pest, NSM

Orsenigo, päpstlicher Nuntius in Berlin,NTO

Oshima, Hirosho, japanischer Botschafterin Berlin, NUV-VT

Oster, Hans, Oberst, RVJSN

Osusky, Stefan, tschechischer Gesandter inParis, RO, NNP, NOS

Otaka, japanischer Gesandter in Riga, NRR

Papen, Franz von, Reichskanzler, deut-scher Botschafter in der Türkei, TT-U,OMU

Patzig, Regierungsoberinspektor, FA-Angehöriger, UU, VP

Paul, Prinzregent von Jugoslawien, NN-NO,NT, SN, UU, NPO, NRM, NUV

Paynan, Generalkonsul, NVN

Peemöller, Christian, FA-Angehöriger, ON,TO, UQ, UV

Peet, Richard, Ost-Berliner Journalist, V

Peipe, Walter, FA-Angehöriger, PM, PS, SV,TQ, UP

Peppo, de, italienischer Botschafter inAnkara, NQM

Perth, Eric Lord, britischer Botschafter inRom, NSM

Petacci, Clara, QR

Pétain, Philippe, französischer Marschall,Staatschef, TV, NVV

Petrovic, Prinz von Montenegro, OMN

Petzel, Oberregierungsrat, FA-Angehör-iger, NP, QM, TM

Philip, Prinz, Herzog v. Edinburgh, OR

Plaas, Hartmut, Oberregierungsrat, FA-Angehöriger, TR, UR

Plettenburg, Freiherr von, UO

Popp, Rudolf, Regierungsrat, FA-Ange-höriger, OQ, SV

Potemkin, Wladimir P., sowjetischer stell-vertretender Außenkommissar, NQP

Price, G. Ward, britischer Journalist fürdie Rothermere-Zeitungen (�DailyMail� u. a.), NSM

Proksch, Regierungsrat, FA-Angehöriger,SV

Puric, jugoslawischer Gesandter in Paris,NQR

Püschel, Willi, FA-Angehöriger, QP

Rabien, Schiffsmakler, UO

OPN

Raczynski, Graf Edward, polnischer Bot-schafter in London, RS, NSO

Radtke, Rudolf, FA-Angehöriger, NP, OM-N,QS, UV

Raeder, Erich, Großadmiral, Oberbefehls-haber der Kriegsmarine, QM, TQ

Rahn, Eberhard, FA-Angehöriger, QP

Rasche, Emil, Legationsrat, Leiter derPresseabteilung im AA, TN-O

Rath, Ernst vom, deutscher Gesandt-schaftsrat in Paris, NPR

Rautenkranz, Dr., Regierungsrat, FA-Angehöriger, QR, TM

Rebien, Hermann, FA-Angehöriger, OM,PV, QT

Recnicek, Emil Ludwig Freiherr von, FA-Angehöriger, NP

Reichenau, Walter von, Generalfeldmar-schall, PQ, NVQ

Rentschler, Erwin, Regierungsrat, FA-Angehöriger, TM, UR

Ribbentrop, Joachim von, deutscher Bot-schafter in London, Reichsaußenmin-ister, PO, PR-S, QN-O, RP, RT, RV, SN, TQ-R,NTM, NUR

Roese, FA-Angehöriger, QS

Röhm, Ernst, Stabschef der SA, OQ

Rommel, Erwin, General, QN

Roos, Dr., FA-Angehöriger, TM

Roosevelt, Franklin Delano, US-Präsident,RS, SU, TO, UM, NMU, NSO, NVM

Rosenhahn, Walter, Oberregierungsrat,FA-Angehöriger, SV, UP, UR, UU

Ruhbaum, Heinrich, FA-Angehöriger, UQ

Runciman, Lord Walter, britischer Son-derbotschafter in der Tschechoslowakei,NMV

Salazar, Dr. Antonio Oliveira S., portu-giesischer Ministerpräsident, NVS

Sanders, Johann, FA-Angehöriger, UQ

Saracoglu, türkischer Außenminister, TU,NRQ, NRS, OMP

Sas, Gjisbertus, niederländischer Militär-attaché, RV-SN

Saud, Ibn, König von Saudi-Arabien, OMO

Sauerbier, FA-Angehöriger, PN

Schade, FA-Angehöriger, RR, SN

Schäfer, Dr., Kriminaldirektor im RSHA,TR

Schapper, Dr. Gottfried, Ministerial-direktor, FA-Amtsleiter, U, NM, NP, NS, OM,OO, QN, RR, RU, SV, UN, UP, UR-VO

Schaub, Julius, SS-Gruppenführer, Adju-tant Hitlers, NT, PO

Schellenberg, Walther, Amtsleiter imRSHA, TS

Scheske, FA-Angehöriger, TM

Scheven, von, FA-Angehöriger, UU

Schimpf, Hans, Korvettenkapitän, FA-Amtsleiter, NM, NP, NS, NU, OR-S

Schleicher, Frau von, NQ

Schleicher, Kurt von, General, Reichs-wehrminister, Reichskanzler, OQ

Schmidt, Dr. Kurt, OO

Schmidt, Dr. Paul, Diplomat, HitlersChefdolmetscher, SN

Schmidt, Herbert, FA-Angehöriger, UU

Schmundt, Rudolf, Oberst i. G., Chef-adjutant der Wehrmacht beim Führer,PO

Schnarr, Otto, FA-Angehöriger, QS, TP, UN,US, VP

Scholz, Regierungsrat, FA-Verbindungs-mann zum RSHA, OO, TQ-R, UR

Schröder, Dr., Leiter der Bremer Gestapo,VN

Schröder, Georg, Ministerialdirektor, FA-Hauptabteilungsleiter, NM, NP, OO, PU-V,TM, UU, VN

Schröder, Oskar, FA-Angehöriger, U, PN,QP, SR, TM, TR

OPO

Schulenburg, Fritz-Dietloff Graf von der,stellvertretender Polizeipräsident inBerlin, PR

Schulenburg, Werner Graf von der, deut-scher Botschafter in Moskau, SQ, TT

Schulz, Oberregierungsrat, FA-Angehör-iger, TM

Schumacher, Wilhelm, Kohlengroß-händler, VP

Schwartmann, Frl., FA-Angehörige, PT

Schwarz, Klaus, FA-Angehöriger, OM-N

Seifert, Walther, Ministerialrat, FA-Hauptabteilungsleiter, NM, NP, NR-NT, NV-OM, OO, OS, PO, PQ, PS, PU, QO, RS, TM, UU,VM, VP-Q

Serat, spanischer Botschaftssekretär, NVR

Severitt, Dr., Reichsangestellter, FA-Ver-bindungsmann zum Propagandamin-isterium, TQ

Shigemitsu, Mamoru, japanischer Bot-schafter in London, NPR-S, NQS-T, NRR-T,NSM, NSQ, NST

Sierm, Ruitz de la, Oberstleutnant, NVR

Siewert, Heinz, FA-Angehöriger, PM

Sikorski, Wladislaw, General, Minister-präsident der polnischen Exilregierungin London, OMR

Simovic, Dusan, General, serbischer Luft-waffenbefehlshaber, TO

Sirový, Johann, tschechischer General undMinisterpräsident, NUR

Smutny, Jarosmir, Kanzleichef Beneschs,NNU, NOQ

Soltikow, Michael Graf, FA-Angehöriger,OT

Stabenow, Dipl. Ing. Fritz, Oberregier-ungsrat, FA-Hauptabteilungsleiter, NP,PU, TN, UP, VP

Stadtlander, Schiffsmakler, UO

Stalin, Josef Wissarionowitsch, sowjet-ischer Staatschef, TV-UM, NRT, OMU

Stanhope, britischer Marineminister, NSO

Steinbach, Oscar, Direktor von Focke-Wulf, UO

Steiner, Hans, FA-Angehöriger, UT

Steinhardt, US-Botschafter in Jugoslawien,OMT

Stock, FA-Angehöriger, V, PN, PV, RR, VQ, NRT

Stojadinovic, Milan, jugoslawischerMinisterpräsident und Außenminister,NPO, NRM

Stoker, südafrikanischer Legationsrat, NTP

Stormann, FA-Angehöriger, UU

Strang, William, Sachverständiger für ost-europäische Fragen und Stellvertreten-der Unterstaatssekretär im ForeignOffice, NMV, NSN, NSR, NST

Streicher, Julius, Gauleiter von Franken,PQ, TN

Stresemann, Gustav, Reichaußenminister,OS

Strnad, NNO

Subotic, jugoslawischer Gesandter in Lon-don, Völkerbundsdelegierter, NRN

Sumenkovic, jugoslawischer Gesandter inAnkara, NQS

Szumlakowski, polnischer Gesandter inSpanien, NRQ

Tabuis, französische Journalistin, PQ

Taketomi, japanischer Botschafter inAnkara, NQP, NRR-S

Taray, türkischer Botschafter, OMS

Tatarescu, rumänischer Botschafter inParis, NQR

Terentjew, sowjetischer Botschafter inAnkara, NRP

Terzenbach, FA-Angehöriger, OO

Thiele, Fritz, General, WNV-Stabschef, QN

Thieme, Regierungsrat, FA-Angehöriger,UU

Tikhanov, Nikolaus, Prawda-Journalist,VQ

OPP

Tilea, Virgil, rumänischer Gesandter inLondon, NQQ, NRN

Tippelskirch, Kurt von, Oberst, Chef desMilitärischen Nachrichtendienstes, SM,SQ

Tomazeo, jugoslawischer Geschäftsträgerin London, NQP

Tondorf, FA-Angehöriger, PN

Ubbelohde, SN

Uchida, japanischer Botschaftssekretär, NVN

Udet, Ernst, General, QR

Ullrich, Oberregierungsrat, FA-Angehör-iger, TM

Umberto, italienischer Kronprinz, SU

Vavrecka, NNS

Veesenmayer, Edmund, Angehöriger desdeutschen Auswärtigen Dienstes, QV

Völkel, Dr. Peter, Regierungsrat, FA-Angehöriger, TM

Vukcevic, jugoslawischer Gesandter inWarschau, NRV, NSN

Wächter, Oberregierungsrat, FA-Ange-höriger, NP, QM, TM

Wagener, Otto, Stabschef der SA, OO

Walters, F. P., britischer Untergeneral-sekretär beim Völkerbund, NQM

Wavell, General, OMM

Wegener, Paul, Gauleiter von Weser-Ems,UU

Weidenhoft, Frl., FA-Angehörige, PT

Weizsäcker, Ernst Freiherr von, Staats-sekretär im AA, QN, RV-SM

Welles, Sumner, Unterstaatssekretär imAußenamt der USA, NVU

Wenzel, Oberregierungsrat, FA-Angehör-iger, TM

Wernicke, Paul, Adjutant Hitlers, NT

Weste, Alfred, Reichsangestellter, FA-Angehöriger, UP

Wiedemann, Fritz, Adjutant Hitlers, NT, PO-P, QP, RM-O, TN, TU

Wilson, Sir Horace, Staatssekretär im brit-ischen Finanzministerium, RP, NMV, NOT

Windsor, Herzog von, QR

Winter, SQ, TP, TS

Woermann, Ernst von, Unterstaatssekretärim AA, NOV

Wolff, Korvettenkapitän, NUS

Wrede, Dr., FA-Verbindungsmann zumAA, TR

Wüsterfeld, NR

Yano, Makotu, japanischer Gesandter inSpanien, NRQ-R

Zimmern, Sir Alfred, Professor für inter-nationale Beziehungen an der Univer-sität Oxford, NP