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Erfassung historischer Grabmale auf dem Neuen Begräbnis- platz Dessau mit MOPLAS – Mobiler Planungsassistent Fiona LAUDAMUS und Petra SCHOELKOPF Abstract In 2007 a concept was worked out for projected conservation measures and maintenance work on the Neuer Begräbnisplatz (New Cemetery) in Dessau, which was opened in 1789. The attribute data on the existing individual graves in the cemetery as well as the walls were collected and generated in a geographic information system (GIS)-aided database using the new MOPLAS application (Mobile Planning Assistant for conservation and maintenance measures in historic parks and public green spaces). This paper describes the working methods and results of using MOPLAS in this cemetery, as well as for the vaults in the surrounding walls which is listed as a historic monument. Zusammenfassung Im Jahr 2007 wurde für den 1789 eröffneten Neuen Begräbnisplatz in Dessau eine denk- malpflegerische Konzeption zur Vorbereitung denkmalpflegerischer Sicherungs- und Er- haltungsmaßnahmen erarbeitet. Die Datenerfassung bei der Bestandsaufnahme zu den auf dem Friedhof erhaltenen Einzelgrabmalen sowie für die nach Abschnitten gegliederten Einfassungsmauern mit den Grabgewölben erfolgte auf Grundlage einer GIS-gestützten Datenbank mit dem neu entwickelten MOPLAS (Mobiler Planungsassistent für Bau- und Pflegemaßnahmen in historischen Parks und kommunalen Freiräumen). Der Beitrag be- schreibt das Vorgehen und die Ergebnisse der Arbeit zu diesem denkmalgeschützten Fried- hof mit dem Einsatz von MOPLAS. 1 Entstehung und Entwicklung des Friedhofs Der Neue Begräbnisplatz in Dessau entstand ab 1787 als regelmäßiger, streng symmetrisch gegliederter Friedhof, dessen fast quadratische Grundfläche durch ein Wegekreuz erschlos- sen war, in dessen Schnittpunkt ein Rondell lag. Begrenzt war das Geviert des Friedhofs durch eine ca. 1,50 m hohe Umfassungsmauer, welche die Grabgewölbe aufnahm. Der regelmäßige Grundriss entstand „nach dem Vorbild der italienischen Camposanti“ (HARK- SEN 1937, 93), der Entwurf stammt von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736– 1800), „die Bauausführung lag in den Händen des bewährten Maurermeisters Christian Eckstein (1755–1827)“ (HIRSCH 1966, 44). Der Neue Begräbnisplatz, angelegt vom Fürs- ten Franz (1740–1817) für alle christlichen Konfessionen, lag vor der Stadt nach Westen zu, vor dem Spitaltor, sein Eingang ist nach Norden bzw. „gegen Mitternacht gerichtet“ (RODE 1795, 143). Die Friedhofsmauern waren in ihrer homogenen Struktur auf allen vier Seiten jeweils in der Mitte unterbrochen: auf der Nordseite durch das von Erdmannsdorff

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Page 1: Erfassung historischer Grabmale auf dem Neuen Begräbnis ... · In 2007 a concept was worked out for projected conservation measures and maintenance ... SEN 1937, 93), der Entwurf

Erfassung historischer Grabmale auf dem Neuen Begräbnis-platz Dessau mit MOPLAS – Mobiler Planungsassistent

Fiona LAUDAMUS und Petra SCHOELKOPF

Abstract In 2007 a concept was worked out for projected conservation measures and maintenance work on the Neuer Begräbnisplatz (New Cemetery) in Dessau, which was opened in 1789. The attribute data on the existing individual graves in the cemetery as well as the walls were collected and generated in a geographic information system (GIS)-aided database using the new MOPLAS application (Mobile Planning Assistant for conservation and maintenance measures in historic parks and public green spaces). This paper describes the working methods and results of using MOPLAS in this cemetery, as well as for the vaults in the surrounding walls which is listed as a historic monument.

Zusammenfassung Im Jahr 2007 wurde für den 1789 eröffneten Neuen Begräbnisplatz in Dessau eine denk-malpflegerische Konzeption zur Vorbereitung denkmalpflegerischer Sicherungs- und Er-haltungsmaßnahmen erarbeitet. Die Datenerfassung bei der Bestandsaufnahme zu den auf dem Friedhof erhaltenen Einzelgrabmalen sowie für die nach Abschnitten gegliederten Einfassungsmauern mit den Grabgewölben erfolgte auf Grundlage einer GIS-gestützten Datenbank mit dem neu entwickelten MOPLAS (Mobiler Planungsassistent für Bau- und Pflegemaßnahmen in historischen Parks und kommunalen Freiräumen). Der Beitrag be-schreibt das Vorgehen und die Ergebnisse der Arbeit zu diesem denkmalgeschützten Fried-hof mit dem Einsatz von MOPLAS.

1 Entstehung und Entwicklung des Friedhofs

Der Neue Begräbnisplatz in Dessau entstand ab 1787 als regelmäßiger, streng symmetrisch gegliederter Friedhof, dessen fast quadratische Grundfläche durch ein Wegekreuz erschlos-sen war, in dessen Schnittpunkt ein Rondell lag. Begrenzt war das Geviert des Friedhofs durch eine ca. 1,50 m hohe Umfassungsmauer, welche die Grabgewölbe aufnahm. Der regelmäßige Grundriss entstand „nach dem Vorbild der italienischen Camposanti“ (HARK-SEN 1937, 93), der Entwurf stammt von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800), „die Bauausführung lag in den Händen des bewährten Maurermeisters Christian Eckstein (1755–1827)“ (HIRSCH 1966, 44). Der Neue Begräbnisplatz, angelegt vom Fürs-ten Franz (1740–1817) für alle christlichen Konfessionen, lag vor der Stadt nach Westen zu, vor dem Spitaltor, sein Eingang ist nach Norden bzw. „gegen Mitternacht gerichtet“ (RODE 1795, 143). Die Friedhofsmauern waren in ihrer homogenen Struktur auf allen vier Seiten jeweils in der Mitte unterbrochen: auf der Nordseite durch das von Erdmannsdorff

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entworfene Eingangsportal in Form eines antiken Triumphbogens, auf der Südseite durch das Grabmal der Gräfin von Anhalt – ab 1833 Durchgang zum Erweiterungsteil des Fried-hofs –, auf der Ost- und Westseite – in letztgenannter befindet sich ab 1799 das Grabmal des Fürsten Putiatin – durch kleine Seiteneingänge.

Eine Besonderheit des Dessauer Begräbnisplatzes war das Freibleiben der Grabfelder von Grabzeichen – zumindest bis 1820; eine Vorwegnahme der anonymen Bestattung im 20. Jahrhundert. Dieses Gleichheitsprinzip im Tode bezog auch das oben erwähnte Rondell in der Friedhofsmitte ein, denn es war anfangs als Grabstätte für den Fürsten selbst vorgese-hen; als aber am 27. Mai 1814 im Alter von nur 45 Jahren der Erbprinz Friedrich, der ein-zige Sohn des Fürsten Leopold Friedrich Franz und seiner Gattin Luise, verstarb, wurde die „hochfürstliche Leiche […] auf dem Gottesacker zu Dessau (in dessen Mitte) in einem Gewölbe beigesetzt und dieses mit Erde bedeckt“(WÜRDIG 1886, 82).

Abb. 1: Historischer Plan des Neuen Begräbnisplatzes (Quelle: RODE 1795, Kupfertafel)

Ausgeführt wurden 1787 die Erdbewegungen und Planierarbeiten sowie die Errichtung der breiten Umfassungsmauer mit den Grabgewölben; im April 1788 begannen die Arbeiten am Eingangsportal mit seinen Anbauten, welches dann 1789 nach dem Aufbringen der Portalkuppeln, dem Aufstellen der Sandsteinfiguren und Inschriftentafeln fertig gestellt wurde.

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Der Neue Begräbnisplatz in Dessau wurde nach zeitgenössischen Aussagen des 18. Jahr-hunderts sehr geschätzt, daher waren Begräbnisstätten auf dem Friedhof äußerst begehrt. Die Belegungskapazitäten des Neuen Begräbnisplatzes waren 1819 weitgehend erschöpft, so dass im Süden angrenzend eine Erweiterungsfläche angelegt und am 1. Januar 1820 zur Benutzung frei gegeben wurde. Der alte Friedhofsteil blieb, bis auf die Grüfte, gut vierzig Jahre geschlossen. Ab 1861 erfolgte die zweite Belegung des Neuen Begräbnisplatzes bis zur endgültigen Schließung, die am 31. Dezember 1875 stattfand. Im Folgenden fanden hier nur noch Beisetzungen statt, wenn Familien hierfür erworbene Rechte hatten.

Die historische Bedeutung des Neuen Begräbnisplatzes liegt in der besonderen Charakteris-tik der Friedhofsanlage, in ihrer konzeptionellen und gestalterischen Geschlossenheit. Ver-änderungsprozesse setzten ein mit der Änderung der Friedhofsordnung 1820 und der Neu-belegung ab 1861. Die hier in dieser Epoche festzustellende Überformung der Ursprungs-anlage betraf weniger die Baulichkeiten als vielmehr die vier Quartiere mit den Reihengrä-bern, da die anfangs einheitliche Grabgestaltung nun zugunsten individueller Grabdenkmä-ler abgelöst wurde.

Eine nutzungsbedingte Umgestaltung erfuhr der historische Friedhof mit der Umwandlung zur Grünanlage Ende der 1960er Jahre. Die Umgestaltung der zu diesem Zeitpunkt stark verwilderten Anlage wurde unter Berücksichtigung der historischen Grundzüge der Anlage von 1787 vorgenommen. Gleichzeitig wurde mit dem Verbleib von bestimmten Einzel-grabmalen, die nach kunst- und kulturhistorischen Aspekten ausgewählt waren, auch die Entwicklungsgeschichte des Friedhofs nach 1820 berücksichtigt.

2 MOPLAS und die denkmalpflegerische Konzeption

2.1 Aufgabenstellung Die 2007 durch das Planungsbüro HORTEC im Auftrag der Stadt Dessau-Rosslau, Frei-raum- und Grünplanung, erarbeitete denkmalpflegerische Konzeption zur Vorbereitung denkmalpflegerischer Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen für den Neuen Begräbnis-platz Dessau basiert auf einer Zusammenstellung der historischen Entwicklung anhand von Fotografien, zeitgenössischen Berichten, Literatur etc. und der Bestandsaufnahme der heu-tigen Situation, gefolgt von der Analyse der kunsthistorischen Bedeutung des Friedhofs an sich und als Bestandteil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs sowie der Denkmalbewertung, aus der sich die Zielstellung für den künftigen Umgang mit dem historischen Friedhof ableitet. Daraus resultieren die notwendigen denkmalpflegerischen Maßnahmen für den Erhalt und die Entwicklung des neuen Begräbnisplatzes in Dessau.

Die Datenerfassung bei der Bestandsaufnahme zu den auf dem Friedhof erhaltenen Einzel-grabmalen sowie für die nach Abschnitten gegliederten Einfassungsmauern mit den Grab-gewölben erfolgte auf Grundlage einer GIS-gestützten Datenbank mit dem neu entwickel-ten MOPLAS (Mobiler Planungsassistent für Bau- und Pflegemaßnahmen in historischen Parks und kommunalen Freiräumen. Hier sind auch die entsprechenden Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen beschrieben.

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2.2 Zur Entstehung von MOPLAS Das Vorhaben MOPLAS ist ein Beitrag der interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft (Arge MOPLAS) zum Wettbewerb 6 „Mobile Lösungen mit Informationstechnologien“ aus dem Sonderprogramm zum Aufbau der Informationsgesellschaft in Sachsen-Anhalt. Im Focus dieses Wettbewerbes stand die Entwicklung innovativer Systeme, die zur „Beseitigung mobilitätsbedingter Kommunikations-, Transaktions-, bzw. Interaktionsprobleme bei den Endanwendern durch gezielte Prozessoptimierungen und Sicherheitsanpassungen“ beitra-gen. Die Realisierung wurde mit Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt und der Europäischen Union gefördert und zu gleichen Teilen durch die Antrag stellenden Partner der interdisziplinären Arge MOPLAS finanziert. Fach-lich begleitet wurde die Realisierung vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Referat Gartendenkmalpflege.

MOPLAS wurde unter dem Leitbild einer branchenspezifischen Prozessoptimierung entwi-ckelt: „Alle Akteure einer historischen Parkanlage sollen in die Lage versetzt werden, ihre Planungs- und Pflegeentscheidungen an einem Ort zu treffen, der den größtmöglichen Realitätsbezug aufweist – nämlich direkt im Park“.

2.3 Zum Einsatz von MOPLAS Durch das System MOPLAS werden mobilitätsbedingte Kommunikationsbarrieren in den umfangreichen Datenerfassungs- und Abstimmungsprozessen im Bereich Pflege und bauli-che Wiederherstellung von historischen Parks reduziert. Die Abbildungen 2 und 3 verdeut-lichen diesen Ansatz in schematisierter Form.

Im Zentrum der Anwendung steht ein webfähiges Geografisches Informationssystem (GIS), welches über Internet ortsunabhängig verfügbar ist. Darüber können alle Akteure einer Parkanlage einen Datenaustausch zu planungsrelevanten Informationen vornehmen, so dass jeder Akteur einen Zugang zu den aktuellsten Informationen und zu einem hoch-wertigen Planungsinstrument erhält.

Eine Zugriffsrechtesteuerung ermöglicht dabei die nutzergerechte Zuweisung von einzuse-henden Informationen und den Umfang anzuwendender Funktionen. Über Schnittstellen und unter Gewährleistung der anerkannten Standards, z.B. des Open GIS Consortiums (OGC), können die Daten an gängige Branchenlösungen exportiert werden. Im vorliegen-den Fall bedeutet dies die Aufbereitung der mit MOPLAS ausgeführten Inventarisation zur Übernahme in das Datensystem der Stadt Dessau.

Als Erweiterungsmodul steht bei MOPLAS eine mobile Komponente bereit, die eine GPS-gestützte Digitalisierung von Geometrien zur submetergenauen Kartierung von Objekten vor Ort gewährleistet. Die Daten der mobilen Komponente werden in minütlicher Taktung per Mobilfunk-Standard an die Datenzentrale übertragen. Sollte dieser Zugang zum Mobil-funknetz zeitweise unterbrochen sein, kann im offline Modus gearbeitet werden.

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Abb. 2: Schematisierte Darstellung der Kommunikations- und Transaktionsprozesse in konventionellen Planungsstrukturen (Quelle: Skizze von Ringkamp und Schoel-kopf in SCHOELKOPF 2007)

Abb. 3: Schematisierte Darstellung der Prozessoptimierung durch den Einsatz von

MOPLAS (Quelle: Skizze von Ringkamp und Schoelkopf in SCHOELKOPF 2007)

Eigentümer/Rechtsträger

Eigentümer/ Rechtsträger

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2.4 Zur Datenerfassung mit MOPLAS MOPLAS kann aufgrund seines modularen Aufbaus im Bereich der Fachschalen individu-ell gestaltet werden. Für Parks und Freiräume stehen bereits folgende Fachschalen zur Verfügung: • ALK/ALB • Parkbereiche • Anlagengenese • Zielplanung • Grünflächenkataster/Gartendenkmalverzeichnis • Gartenarchäologische Grabungen • Baum- und Gehölzkataster • Skulpturen- und Kleinarchitekturen • Sichtachsen • Gebäude in Parks und Freiräumen • Mobiliar

Als fachschalenübergreifendes Themen wurden zu dem die Module Leistungen und Res-sourcensteuerung entwickelt, die die Planung und Steuerung von Bau- und Pflegemaßnah-men ermöglichen. Bereits im GIS können durch diese Module Leistungen gemäß Standard-leistungsbuch zur Vorbereitung der Ausschreibung und Vergabe (AVA) für die Leistungs-phasen 4 und 5 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) erfasst wer-den. Zu dem kann jeder Leistung, die für ein Objekt in Eigenregie des Trägers durchgeführt wird, der geplante und tatsächliche Ressourcenaufwand zugeordnet und dessen Effizienz-verhältnis laufend ausgewertet werden. Diese Entwicklung wurde u. a. im Sinne des Auf-baus eines effizienten Pflegemanagements für Gärten und Parks als auch in Hinblick auf die bevorstehende Umstellung von der Kameralistik zur Doppik in den öffentlichen Ver-waltungen vorgenommen.

Von den oben aufgeführten Fachschalen kamen bei der denkmalpflegerischen Konzeption zur Vorbereitung denkmalpflegerischer Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen für den Neuen Begräbnisplatz Dessau folgende zum Einsatz:

• ALK, hier Stadtgrundkarte • Skulpturen- und Kleinarchitekturen • Zielplanung • Baumkataster • Mobiliar

In der Fachschale Stadtgrundkarte ist die digitale Stadtgrundkarte im Maßstab 1:500 mit einem Lagestatus 150 [G/K 42/83 (3°)] hinterlegt. Ein Einstellen der Karte im Lagestatus ist für eine koordinatengenaue Darstellung notwendig.

In der Fachschale Skulpturen- und Kleinarchitekturen beinhaltet das Hauptregister die Objekterfassung, Teilobjekte, Standortverhältnisse, Pflege/Zielplanung und Maßnahmenbe-schreibung als Voraussetzung für die Umsetzung von Instandsetzungs- und Restaurie-

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rungsmaßnahmen. Ein Objekt besteht aus mehreren Teilobjekten, z.B. Sockel, Stele, Auf-satz etc., denen unterschiedliche Eigenschaften in Konstruktion oder Material zugewiesen werden können. Die Beschreibungen zum Objekt und den Teilobjekten können durch das Hochladen von Bildern verdeutlicht werden. Für das Objekt lassen sich zudem die ver-schiedensten Dokumente hinterlegen, wie historische Abbildungen, Pläne oder die Texte zu den Inschriften bei den Grabdenkmalen.

Bei der Fachschale Zielplanung wird die Art der Maßnahme für ein Objekt oder eine Teil-fläche beschrieben und nach der Priorität der kurz-, mittel-, oder langfristigen Umsetzung zugeordnet; darüber hinaus ist eine Zuweisung zur Jahresplanung möglich sowie der Ver-merk der Umsetzung.

In der Fachschale Baumkataster sind bei den Baumdaten neben der Baumart u. a. Aussagen zum Alter des Baumes, Stamm- und Kronendurchmesser, Höhe des Baumes und eine Ein-schätzung der Vitalitätsstufe zusammengefasst. Weiterhin werden nach umfangreichen Kriterien der Zustand von Krone und Stamm untersucht. Zu den abschließenden Standort-daten gehören Aussagen zum Pflegezustand des Baumes oder zu bereits ausgeführten Pfle-gemaßnahmen. In der Fachschale Mobiliar sind Aussagen zum Hersteller, Zustand, Be-spielbarkeit, nächste TÜV-Kontrolle etc. möglich. Ebenfalls können Zielstellung, Pflegeer-fordernisse und Maßnahmenbeschreibungen vermerkt werden.

In allen voran genannten Fachschalen kann die Pflege bzw. Wiederherstellung koordiniert werden. Dafür können im Unterpunkt ‚Tätigkeiten’ des Hauptregisters Leistungsbeschrei-bungen, Einstufung der Pflegeklasse, Bemerkungen zum Ausführungszeitraum, der ausfüh-renden Firma, zum Auftrag sowie zur Kostenabrechnung erfolgen.

Außerdem wurden als weitere Fachschalen übergreifende Themen ein Personen- und Künstlerverzeichnis sowie ein Quellenverzeichnis eingesetzt. Das Personen- und Künstler-verzeichnis ermöglicht neben den Angaben der Lebensdaten zur Person das Einfügen einer Kurzbiographie. Diese Daten können mit einem Objekt verknüpft werden und mit Zuwei-sungen hinsichtlich der Beziehung der Person zum Objekt versehen werden, in diesem Fall bei einem Grabmal auf die Person des hier Beigesetzten oder auf den entwerfenden Künst-ler eines Grabmals.

Beim Quellenverzeichnis wird nach Art der Quelle unterschieden in Plan oder Karte, Bild und Literatur. Neben den umfangreichen Quellenangaben kann die jeweilige Quelle, soweit sie digital vorliegt, auch als Datei hoch geladen werden, so dass sich im Fall der zum The-ma relevanten Literatur eine virtuelle Bibliothek zusammenstellen lässt. Analog zum Per-sonen- und Künstlerverzeichnis können die Daten über Zuweisungen mit einem Objekt verknüpft werden. Bei der Bestandserfassung zum Neuen Begräbnisplatz in Dessau ist beispielsweise bei einem Grabmal der hier beigesetzten Person eine ergänzende biographi-sche Literaturquelle oder die direkte Erwähnung des Grabmals in der Literatur zugeordnet worden.

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3 Fazit

Bei der Gestaltung der Fachschalen in MOPLAS sind die gängigen fachlichen Standards und Regelwerke z.B. der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschafts- bau e.V. (FLL) und der Gartenamtsleiterkonferenz beim Deutschen Städtetag eingeflossen. Insgesamt entstand für den Bereich der Gartendenkmalpflege eine Erfassungsstruktur von der gartenkunsthistorischen Begutachtung bis hin zur Ausführungsplanung, die eine sehr umfassende Form aufweist und sich nicht nur für den Einsatz in historischen Gärten son-dern – wie die Bearbeitung des Neuen Begräbnisplatzes in Dessau zeigt – sich auch bei anderen gartendenkmalpflegerischen Objekten eignet.

Hinsichtlich der Arbeitsabläufe und der Ergebnisse der Untersuchungen während der Erar-beitung der denkmalpflegerischen Konzeption für den Neuen Begräbnisplatz in Dessau hat sich die durch den Einsatz von MOPLAS entstehende Transparenz für alle Beteiligten als vorteilhaft erwiesen. Die beteiligten Akteure der Stadt Dessau, d.h. der Auftraggeber und die zuständigen Fachbehörden wie die Untere Naturschutzbehörde, sowie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt als oberste Fachbehörde verband mit MOPLAS eine barrierefreie Kommunikationsplattform, auf der der Prozess der Datenerfas-sung und die Objektbewertung jederzeit einsehbar und nachvollziehbar sind.

Literatur

Harksen, M. L. (1937), Die Kunstdenkmale des Landes Anhalt – 1. Bd.: Die Stadt Dessau. – Burg b. Magdeburg: 93-95, Tafeln 68-70.

Hirsch, E. (1966), Der Erdmannsdorff-Friedhof in Dessau im Spiegel der zeitgenössischen Literatur. – In: Dessauer Kalender (hrsg. vom Rat der Stadt Dessau): 41-44.

Hirsch, E. (1985), Dessau – Wörlitz. Aufklärung und Frühklassik. – Verlag Koehler & Amelang, Leipzig.

Rode, A. (1795), Wegweiser durch die Sehenswürdigkeiten in und um Dessau. 1. Heft, nebst einem Kupfer. Tänzer. – Dessau: 143-155, Kupfertafel Abb. VIII-XII.

Schoelkopf, P. (2007), MOPLAS – Dokumentation des Entwicklungsprozesses mit Pflich-tenheft. – Unveröffentlichte Dokumentation, im Auftrag der Arge MOPLAS: 19.

Valteich, P. (1997), Historischer Friedhof. – In: Zwischen Wörlitz und Mosigkau, 47 (Die Dessauer Friedhöfe, hrsg. von Valteich, P. & Funke, U.). – Museum für Stadtgeschichte Dessau: 18-21.

Valteich, P. (2002), Historischer Friedhof. – In: Zwischen Wörlitz und Mosigkau, 54/1 (Die Dessauer Grünanlagen I, hrsg. von Valteich, P. & Keller, H.). – Museum für Stadt-geschichte Dessau: 67-70.

Würdig, L. (1886), Ein Gang über die beiden alten Dessauer Friedhöfe. – Dessau.