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# SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 EIN REPORT DER

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#SOCIAL MEDIA REPORT

INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020

EIN REPORT DER

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Impressum:

Ein Marktreport der „möbel kultur“, Hamburg

Ferdinand Holzmann Verlag im Vincentz Network GmbH & Co. KGWeidestraße 120a22083 Hamburgwww.moebelkultur.de

Konzeption: Julia Mauer

Redaktion: Julia Mauer, Sarah Schädler

Gestaltung: Bettina Koether

Grafiken & Illustrationen: Jill Märtens

DTP: Kerstin Kühl

© 2020 Ferdinand Holzmann VerlagVervielfältigungen jeder Art sind nur mit Zustimmung des Verlags zulässig.

Redaktionsschluss: 10. Januar 2020

Alle Inhalte ohne Gewähr.

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EIN REPORT AUS DEM FERDINAND HOLZMANN VERLAG

SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020

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SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020

Social Media verändert die Medienland-schaft. Wäh rend die Nutzungsraten klas-sischer Kanäle stetig sinken, erleben die sozialen Netzwerke einen anhal tenden Boom. Instagram, Facebook, Pinterest & Co. stehen besonders bei der jungen Ge-neration hoch im Kurs. Fernsehen, Radio und Zeitschriften hingegen verlieren an Relevanz.

Werbetreibende aller Branchen versuchen, sich auf die Popularität der neuen digitalen Kanäle einzu stellen. So auch der Möbel-handel. Für die großen Online Player ist Plattform-Platzhirsch Facebook eine Selbstverständlich keit. Doch auch die lokalen Händler, Filialisten, Multichannel-Vermarkter und Fran chise- Spezialis ten haben das Potenzial des (derzeit noch) größten sozialen Netz werkes längst er-kannt. Unser Top 50 Ranking ab Seite 112 liefert einen Überblick der reich weiten-stärksten Facebook Pages im deut schen Möbel handel. Interessant dabei: Bereits 82 % der gelisteten Händler sind bei Pin -terest aktiv, 84 % bespielen einen eigenen Youtube Account und 86 % sind auf Insta-gram vertreten – dem Kanal, der nach Exper tenein schätzung derzeit am wich-tig sten für den Möbel handel ist. Wer hier aktuell die Nase vorn hat, lesen Sie in unserer ausführlichen Analyse der Top 20 Instagram-Profile ab Seite 81.

Belege dafür, dass die Branche das Poten-zial der so zialen Netzwerke erkannt hat, liefern wir Ihnen an hand konkreter Bei-spiele aus dem Handel. Ab Seite 41 zeigen wir eine span nen de Auswahl an Best Prac-tice Cases und Social-Media-Kampag nen, über die die Branche spricht. Das sind vor allem jene, bei denen erfolg reiche Blogger, You tuber und Insta gram-Stars die Haupt-rolle spielen.

Und was kommt nach dem großen Influ-encer Boom? Wel che Entwicklungen sind für die Akteure der Möbel bran che interes sant? Von Shoppable Con tent über Messen ger Marketing bis hin zum App-Aufsteiger TikTok stellen wir Ihnen ab Seite 32 kurz und kom pakt die wichtigsten Social-Media-Trends für 2020 vor.

Das „möbel kultur“-Team wünscht Ihnen bei der Lektüre dieses Reports lohnende Einblicke und spannende Erkenntnisse!

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1 E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA 07 1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick 08 1.2 Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen immer beliebter 12 1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer 14 1.4 Social-Media- Management: Basics für den Einstieg 15 2 SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 17 2.1 Was ist dran am Influencer Boom? 18 2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview 24 2.3 Bloggerin Antonia Schmitz im Interview 30 2.4 Die Social-Media-Trends für 2020 32 3 BEST PRACTICE: ÜBER DIESE KAMPAGNEN SPRICHT

DIE BRANCHE 41 3.1 Ikea: Der wahre Cross-Channel-Meister 42 3.2 Otto will in die Köpfe der Generation Z 44 3.3 Testimonial vs. Influencer: Wie Filialisten und Franchiser auf Persönlichkeiten setzen 48 3.4 Made.com verbindet digitale und physische Markenerlebnisse 52 3.5 Home24 testet In-App-Shopping auf Pinterest 54 3.6 Ebay feiert crossmediale Weihnachten 55 3.7 Der Küchenhandel begeistert mit appetitlichen Marketingideen 56 3.8 Deutschland tapeziert: Wie Handel und Industrie gemeinsam Awareness schaffen 60 3.9 Baumärkte holen Hobbyhandwerker bei Youtube ab 62 4 IM INTERVIEW: VIER EXPERTEN FÜR DIGITALE THEMEN IM MÖBELHANDEL 65 Josephine Seidel-Leuteritz (Wohnklamotte), Jan Bechler (Finc3), Stefan Evertz (Cortex Digital) und Florian Goos (Goos Communication) 5 INSTAGRAM FÜR DEN MÖBELHANDEL 79 5.1 Instagram – Ein Überblick 80 5.2 Die Top 20 im Möbelhandel 81 5.3 Ranking nach Interaktionen & Co. 82 5.4 Das läuft auf Instagram 90 6 FACEBOOK FÜR DEN MÖBELHANDEL 107 6.1 Wieso sich Facebook immer noch lohnt 109 6.2 Ranking und Kurzanalyse: Die Top 50 Facebook Pages im deutschen Möbelhandel 110 7 FAZIT 119

INHALT

REPORT | SOCIAL MEDIA 5

REPORT | SOCIAL MEDIA

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REPORT | SOCIAL MEDIA

1 E-Commerce Potenzial von Social Media -Potenzials

1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick

1.2 Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen immer beliebter

1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer

1.4 Social Media Management: Basics für den Einstieg

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1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick In Deutschland ist Youtube der mit Abstand beliebteste Social Media Kanal. Das geht aus dem Digital Report hervor, den die Social-Media- Verwaltungsplattform Hootsuite Anfang 2019 veröffentlichte. Demnach liegt der Anteil der Internetnutzer, die eigenen Angaben zufolge regelmäßig auf dem Videoportal aktiv sind, bei 76 %. Facebook folgt mit 63 %, Insta-gram nutzen rund 33 %. Auf den Plätzen vier und fünf rangieren Pinterest (21%) und Twit-ter (19 %).

FACEBOOK

Beschreibung: soziales Netzwerk, ursprünglich in Anlehnung an Jahrbücher amerikanischer Highschools entstanden Gegründet: 2004Mitarbeiter weltweit: 37.700Unternehmenssitz: Menlo Park, USAZweck: das Teilen von Fotos und Videos im eigenen Netzwerk Kernzielgruppe: 25 bis 34 Jahre (Quelle: Statista)

Nutzer Deutschland: 32 Millionen monatlich, 23 Millionen täglich, 91 % mobile Nutzer (Quelle: allfacebook.de, März 2019)

INSTAGRAM

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Beschreibung: soziales Netzwerk zum Sammeln von Bildern mit BeschreibungenGegründet: 2010Mitarbeiter weltweit: ca. 1.600Unternehmenssitz: San Francisco, USA Zweck: das Sammeln und Teilen von Produkten und InspirationenZielgruppe: Knapp 36 % sind zwischen 20 und 29 Jahren alt, 20 % zwischen 30 und 39 (Quelle: innsidersmedia) Nutzer Deutschland: 7 Millionen (Quelle: Futurebiz Q3 2019)

Beschreibung: Videoplattform Gegründet: 2005Mitarbeiter weltweit: k. A.Unternehmenssitz: San Bruno, USAZweck: Videoclips ansehen, bewerten, kommen-tieren und eigene Videos hochladenZielgruppe: 90 % der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nutzen Youtube mehrmals pro Woche (Quelle: JIM Studie 2018)

Nutzer Deutschland: 6 Millionen (Quelle: Hootsuite März 2019)

Beschreibung: werbefinanzierter Onlinedienst zum Teilen von Fotos und VideosGegründet: 2010Mitarbeiter weltweit: ca. 500Unternehmenssitz: San Francisco, USAZweck: das Teilen von Produkten und InspirationenZielgruppe: 60,4 % aller Nutzer sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. 90 % der Instagram-Nutzer sind jünger als 35 Jahre. (Quelle: Brandwatch, Mai 2019)

Nutzer Deutschland: 25 Millionen (Quelle: Kontor, Oktober 2019)

PINTEREST

INSTAGRAM

Youtube

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LINKEDIN

Beschreibung: global ausgerichtetes Netzwerk zur Verwaltung beruflicher KontakteGegründet: 2002Mitarbeiter weltweit: ca. 15.000Unternehmenssitz: Sunnyvale, USA Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte und Knüpfung neuer geschäftlicher VerbindungenZielgruppe: 25-54 Jahre, überwiegend männlichNutzer Deutschland: 7 Millionen (Quelle: linkedinsiders 2018)

Beschreibung: Instant-Messaging-DienstGegründet: 2009Mitarbeiter weltweit: k. A.Unternehmenssitz: Menlo Park, USA Zweck: Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton- Dateien sowie Standortinformationen, Dokumente und Kontakt daten zwischen zwei Personen oder in Gruppen austauschen; internetbasiertes Telefonieren möglich Verbreitung: 97 % der 18-29 Jährigen nutzen WhatsApp (Quelle: Tyntec 2019)

Nutzer Deutschland: 58 Millionen (Quelle: Kontor4, Oktober 2019)

WHATSAPP

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XING

Beschreibung: national ausgerichtetes soziales Netzwerk zur Verwaltung beruflicher KontakteGegründet: 2003Mitarbeiter weltweit: über 1.500Unternehmenssitz: Hamburg, Deutschland Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte und Knüpfung neuer geschäftlicher Verbindungen Zielgruppe: überwiegend männlich, Alter: k. A.Nutzer in Deutschland: 17 Millionen, 2 Millionen wöchentlich aktiv (Quelle: Kontor4, Oktober 2019)

TIKTOK

Beschreibung: Videoportal mit Funktionen eines sozialen NetzwerksGegründet: 2016Mitarbeiter weltweit: k. A.Unternehmenssitz: Los Angeles, USA Zweck: Musikclips ansehen, kurze Clips aufneh - men und bearbeiten, u. a. durch das Hinzufügen von Spezialeffekten und FilternZielgruppe: 69 % der aktiven Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahren alt (Quelle: futurebiz, Oktober 2019)

Nutzer Deutschland: 4 Millionen (Quelle: Futurbiz, Oktober 2019) SNAP INC.

(EHEMALS SNAPCHAT)

Beschreibung: Messaging-Service (ehemals Snap-chat), hauptsächlich für Fotos und kurze Videos; Inhalte sind nur eine bestimmte Anzahl von Sekunden sichtbar, bevor sie automatisch entfernt werdenGegründet: 2011Mitarbeiter weltweit: 3.069Unternehmenssitz: Los Angeles, USAZweck: Das Teilen von Fotos und Videos mit Freunden Zielgruppe: 71 % der deutschen Snapchat Nutzer sind max. 24 Jahre alt, 13 % sind älter als 35 JahreNutzer Deutschland: 6 Millionen (Quellen: Wikipedia, Futurebiz, Oktober 2019)

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1.2 Als Verkaufsplattformen immer beliebter: Instagram, Facebook & Co.Social-Media-Kanäle haben das Potenzial, sich langfristig als Verkaufsplattformen zu etablieren. Das zeigt die 2018 veröffentlichte Studie „Social Media im Handel – Bedeutung und Performancevergleich von Branchen“ der IFH Köln. Die Untersuchung veranschau-licht, wie stark Händler und Hersteller bzw. Marken einzelner Konsumgüterbranchen auf den Social-Media-Plattformen in Deutschland performen und mit potenziellen Kunden in Interaktion treten.

Präsenz allein ist nicht alles Social-Media-Kanäle sind wertvolle Touch-points zum Kunden. Das hat mittlerweile der Großteil aller Werbetreibenden verstanden. 83 % der betrachteten Top 133 Händler sowie der Top 160 Hersteller/Marken aus neun Branchen haben mindestens einen deutsch-sprachigen Kanal auf Facebook, Instagram und Youtube (insgesamt mehr als 500). Über diese veröffentlichen sie über 6.500 Beiträge im Monat und generieren damit über 4,4 Mio. Interaktionen der User, beispielsweise in Form von Likes, Kommen taren und Shares. Die Betrachtung zeigt allerdings auch: Im Hinblick auf das Aktivitätslevel der Unterneh-men gibt es noch Luft nach oben. Viele schöp-fen das Potenzial der virtuellen Dialogebenen bislang unzureichend aus. „Gerade vor dem Hintergrund hoher Onlineumsätze mit Social

Media-Einfluss bei gleichzeitig hoher Affinität der Social-Media-Nutzer für den Onlinehan-del ist ein Ausbau der Aktivitäten attraktiv“, erklärt Fabian Mayntz, Junior Consultant am IFH Köln.

Möbelhandel: Social Media beeinflusst Onlinekäufe Und wo steht die Einrichtungsbranche in der Vergleichsbetrachtung? Die IFH-Analyse zeigt, dass im Interior Bereich das Engage-ment besonders hoch ist: Fast jeder dritte online umgesetzte Euro mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen ist durch Social Media beeinflusst. Zum Vergleich: In der Fashionbranche ist es „nur“ jeder vierte Euro. Aus der Detailbetrachtung lassen sich aber noch deutliche Differenzen zwischen Möbel-händlern und Herstellern / Marken ablesen. Letztere sind im Vergleich zu anderen Kon-sumgüterbranchen zwar überdurchschnitt-lich präsent, allerdings bespielen sie ihre Social-Media-Kanäle kaum aktiv. Die Anzahl der Beiträge ist unterdurchschnittlich und die niedrigen Interaktionsraten sind ein Indiz dafür, dass der Content zu wenig Relevanz für die User besitzt. Im Vergleich dazu posten die untersuchten Möbelhändler überdurch-schnittlich häufig und liefern zielgruppenspe-zifischere Inhalte.

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Quelle: IFH Köln, 2018Umsätze stationär Onlineumsätze ohne Social Media-Einfluss

Onlineumsätze mit Social Media-Einfluss

Umsatzangaben zu Endverbraucherpreisen in Mrd. EuroUmsätze im Bereich „Wohnen & Einrichten“

Bücher & Medien

Consumer Electronics

Fashion

Sport & Freizeit

Wohnen & Einrichten 39,739,7 1,93,4

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Mit Shopping Funktionen zum Social Commerce Wenn es nach den Machern der großen Platt-formen geht, soll alles möglichst „shoppable“ werden. Einfach in den Content klicken und dabei direkt einkaufen, ohne die App zu ver-lassen. Ein Szenario, bei dem alle profitieren: Plattform, Händler und Kunde. Neue Bezahl-funktionen sollen das Shopping noch intuitiver und die Customer Journey bequemer gestal-ten. Denn zu viele Klicks und Weiterleitungen

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beinträchtigen die Kundenerfahrung erwie-senermaßen, nicht umsonst führte Amazon schon vor längerer Zeit das One-Click-Pay-ment ein. Das sogenannte In-App-Shopping hat Instagram bereits 2018 nach Deutschland geholt. Auch Pinterest will – derzeit noch im Testlauf mit großen Handelspartnern wie Otto oder Home24 – die Lücke zwischen „Sehen“ und „Kaufen“schließen.

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1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der MöbelkäuferWenn Social-Media-Plattformen immer wich-tiger werden, stellt sich für handelstreibende Unternehmen die Frage: Wie tickt eigentlich der Käufer und was ist ihm wichtig? Welche Kanäle nutzt er? Und wie lässt sich die Cus-tomer Journey den neuen Anforderungen anpassen?

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Die Customer Journey ist sehr viel komplexer geworden mit der Digitalisierung. Jana-Lena Wendt, Senior Consultant bei der Agentur Segmenta Communications und Expertin für Social-Media-Marketing, sieht die größte Herausforderung für Unternehmen darin, die Zielgruppe zur richtigen Zeit im richtigen Kanal abzuholen. „Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren so stark fragmen-tiert, dass eine gezielte Ansprache der Ziel-gruppen zunehmend kompliziert geworden ist. Es gilt, relevante Botschaften und Inhalte zur richtigen Zeit im richtigen Medium an den potenziellen Käufer zu distribuieren.“

2 / 3 der Konsumenten lassen sich von Social Media beeinflussenHändler und Hersteller müssen ihre Kunden verstehen und genau dort sein, wo diese sind. Und das bedeutet vor allem bei den Jüngeren, in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram vertreten zu sein. Eine aktuelle

Studie von PWC Global* untermauert diese Theorie: Soziale Medien beeinflussen die Kaufentscheidung stark. Fast zwei Drittel (61 %) der Befragten geben an, beim Einkau-fen von Social Media beeinflusst zu werden, entweder als Inspirationsquelle oder durch positive Bewertungen von anderen Usern.

Beliebt unter den MillennialsSocial Media ermöglicht es den Konsumen-ten, direkt und unkompliziert mit Marken und Unternehmen in Interaktion zu treten. Die Werbeindustrie stuft die sozialen Medien heute bereits als die drittwirksamste Werbeform ein. Unter den Millennials, der Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde, sind die Platt-formen sogar die beliebteste Werbeform.Sie sorgen mit ihren Inhalten für ständig neue Reize und Inspirationen.

Sehen und gesehen werden Wer hat den schönsten Style in den eige-nen vier Wänden? Wer kennt die neuesten Trends? Der Wunsch nach Anerkennung in den sozialen Netzwerken ist groß, jeder möchte sich möglichst perfekt inszenieren. Das führt mitunter zu einem gewissen Wett-bewerb unter den Usern – zum Vorteil der Unternehmen, die das Potenzial von Social Media nutzen.

*Global Consumer Insights Survey von PwC, März 2019, Panel: 21.000 Online-Verbraucher in 27 Ländern

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1.4 Social-Media-Management: Basics für den EinstiegTwitter, Facebook, Instagram, Pinterest usw.   – die Zahl der sozialen Medien steigt und auch ihre Bedeutung im Alltag nimmt stetig zu. Um als Player in der Einrichtungsbranche den Anschluss nicht zu verlieren, lohnt sich ein Blick auf den Youtube-Kanal der „möbel kultur“. Dort gibt es ein informatives Webinar zum Thema „Social-Media-Management für den Möbelhandel“, moderiert von „möbel kultur“-Chefredakteur Sascha Tapken und Michael Fritz, Social Media Berater und Inha-ber der Fritz Media Consulting Group.

Orientierung mithilfe von ExpertenIn knapp einer Stunde liefert das Webinar die wichtigsten Basics, was der stationäre Möbel-handel rund um Facebook, Twitter, Instagram & Co. wissen muss. Bei der Frage nach der Ausgangslage vieler mittelständischer Möbel-händler erklärt Fritz: „Häufig ist zwar ein Facebook-Account vorhanden, aber das volle Potenzial aller Social-Media-Plattformen wird noch lange nicht ausgeschöpft.“ Das liege meistens daran, dass folgende Fragen für Mit-telständler schwer zu beantworten seien: „Auf welchen Kanälen wird über mich gesprochen? Wo ist meine Zielgruppe aktiv? Wie ist die Stimmung zu meinen Produkten im Netz und wie werden ich vom Endverbraucher wahr-genommen?“ Hier kommt der Social-Media- Experte mit seinem Netzwerk unabhängiger Berater ins Spiel. „Wir konzentrieren uns bei der Konzeption eines Social-Media-Auftritts auf folgende Unternehmensbereiche: Kunden-service, Kommunika tion, Human Ressources und Vertrieb“, erklärt Fritz im Webinar. Diesen Abteilungen empfiehlt er, zu einem Orientie-

rungs-Meeting einzuladen, bei dem die Ziele sowie die Strategie für jeden einzelnen Kanal festgelegt werden.

Der Weg zum ZielDie drei großen Aufgaben für jeden Social- Media-Manager lauten: die Reputation der Marke stärken, Leads generieren sowie neue Mitarbeiter rekrutieren. Ob und wie stark diese Ziele schlussendlich erreicht werden, prüfen die Experten mithilfe einer Nullmes-sung bzw. eines Monitorings, das Aufschluss über die Reichweite der Beiträge, Klickzah-len u. ä. gibt. Der Weg zum Ziel bleibt aber der richtige Content für den richtigen Kanal. „Wenn Ihre Inhalte bei den Endverbrauchern gut ankommen, können Sie Ihre Kunden zu Influencern machen“, erklärt Fritz. „Bauen Sie Ihren Content auf und schreiben Sie einen Redaktionsplan“, empfiehlt er. „Gehen Sie in die Unternehmensbereiche, sprechen sie mit den Mitarbeitern und sammeln Sie genügend Themen, sodass Ihr Plan immer vier bis sechs Wochen Vorlaufzeit hat.“ Konkret sei es rat-sam, die Beiträge in Kategorien zu splitten. Möbel ließen sich beispielsweise in Outdoor und Indoor aufteilen. Unterkategorien zu Indoor wären Schlafzimmermöbel, Wohn-zimmermöbel, etc. „Es bietet sich an, thema-tisch zwischen den Kategorien zu wechseln“, sagt der Experte. Wie viel eine Beratung kostet, wie viele personelle Ressourcen für gelungenes Social- Media-Marketing gebraucht werden und wie oft ein Monitoring bzw. Reporting der Posts stattfinden sollte, sind weitere Themen, über die Michael Fritz mit Sascha Tapken – stellvertretend für die „möbel  kultur“-Community – gesprochen hat.

Das vollständige Webinar zum Thema „Social- Media-Marketing für den Möbel-handel steht kostenlos als Livestream auf dem Youtube- Kanal der „möbel kultur“ zur Verfügung.

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2 Social-Media- Trends 2020.

2.1 Was ist dran am Influencer-Boom? 2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview 2.3 Bloggerin Antonia Schmitz im Interview 2.4 Die Social Media Trends für 2020

REPORT | SOCIAL MEDIA

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2.1 Was ist dran am Influencer-Boom?

Jeder spricht von Bloggern und Influen-cern. Heute kann ein Influencer mit einem 90-sekündigen Youtube-Spot so viel erreichen, wie die größten Werbe-agenturen in mühseliger, monatelanger Kampagnen-Arbeit. Die Social-Media- Stars sind in der Interior-Branche längst zu wichtigen Multiplikatoren geworden. Möbel und Einrichtungsgegenstände, die bekannte Blogger wie Holly Becker, Jules Villbrandt oder Ricarda Nieswand empfeh-len, landen nicht selten im Zuhause ihrer Follower und Fans. Illus

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Die Rolle des Influencers bei der KaufentscheidungVerbraucher lassen sich definitiv von Kauf-empfehlungen beeinflussen – wenn diese glaubhaft sind. Aktuellen Studien zufolge ist die überwiegende Mehrheit der Deut-schen mit dem Konzept des Influencer- Marketings vertraut. Gut ein Fünftel der Bundesbürger hat bereits ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers gekauft. Das Hamburger Marktforschungsinstitut Splendid Research hat im Rahmen einer repräsentativen Umfrage 1.221 Deutsche

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SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2

REPORT | SOCIAL MEDIA 19

zwischen 15 und 69 Jahren online zum Thema Influencer befragt. Die Studie untersucht, wie Influencer wahrgenom-men werden, welche Faktoren die Offen-heit gegenüber Empfehlungen positiv beeinflussen sowie deren Einfluss auf Kaufentscheidungen. Die Ergebnisse zei-gen: Nahezu drei Viertel aller Deutschen können nach eigener Einschätzung dem Begriff „Influencer“ spontan eine inhalt-liche Bedeutung beimessen. Eine Erhe-bung von Bitkom Research, bei der aus-schließlich aktive Social-Media-Nutzer befragt wurden, beziffert den Anteil derer, die mit dem Influencer-Konzept vertraut sind, sogar auf 92%. Und: Bereits jeder Zweite unter ihnen nimmt Influencer in der heutigen digitalen Welt als ganz normales Berufsbild wahr.Im Zentrum der Splendid Studie stand die Frage, ob Influencer-Empfehlungen Kauf-absichten auslösen. Die Antwort heißt: ja. Bei knapp einem Fünftel der befragten Personen führte die Empfehlung eines Influencers bereits zum Kauf der angeprie-senen Produkte. Besonders empfänglich für diese Form der Werbung zeigen sich die jüngeren Verbraucher und Frauen – gut zwei Drittel aller mit Influencern in Verbindung gebrachten Anschaffungen entfallen derzeit auf weibliche Personen. Bei der weiblichen Käuferschaft landen am häufigs ten Artikel aus dem Bereich

Beauty und Körperpflege (66%) sowie Kleidung (32%) im Warenkorb, während sich die Männer am ehesten zum Kauf von Technik- Produkten (45%) oder Com-puterspielen (29%) verführen lassen. Einrichtungsgegen stände kommen auf einen Anteil von 10% (Frauen) bzw. 11% (Männer). Ebenfalls auffällig: Personen zwischen 20 und 29 lassen sich überdurch-schnittlich häufig in ihrer Beurteilung be ein flussen. Nahezu ein Drittel kaufte schon einmal ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers. Im Gegensatz dazu wur-den lediglich fünf Prozent aller Personen über 60 auf diese Weise zum Kauf verleitet.

Quelle: Bitkom Research, März 2018

Social-Media-Nutzer, denen der Begriff bekannt ist, ...

ist bewusst, dass Influencer Geld damit verdienen, für Produkte zu werben

finden, dass Influencer in der heutigen digitalen Welt ein ganz normaler Beruf ist

sind manchmal neidisch, weil Influencer so viel geschenkt bekommen

wären gerne selbst ein erfolgreicher Influencer35 %

43 %

56 %

92 %

INFLUENCER-MARKETINGDie Wikipedia-Definition ist schlüssig: „Influencer-Marketing (von engl. to influ-ence: beeinflussen), auch Multiplikato-ren-Marketing genannt, ist eine Disziplin des Online-Marketings, bei der Unterneh-men gezielt Meinungsmacher und damit Personen mit Ansehen, Einfluss und Reichweite in ihre Markenkommunikation einbinden.“ Das ist einfacher gesagt als getan, denn der Erfolg stellt sich nur ein, wenn die Botschaften authentisch, glaub-haft und vertrauenswürdig beim Publi-kum ankommen.

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Quelle: Splendid Research 2019 *Stiftung Warentest, Online-Suchmaschine, Herstellerseiten

65 %Freunde

Vergleichstests im Internet 64 %

Bewertungsportale 61 %

Familie 60 %

Vor Ort im Geschäft 59 %

Bekannte 47 %

Testvideos, z. B. auf Youtube 39 %

Zeitungen & Zeitschriften 23 %

Influencer-Empfehlungen 9 %

Sonstiges* 2 %

Ich informiere mich nicht 2 %

„Wo informieren Sie sich über Produkte?“Neben Geschlecht und Alter bestimmt ein weiterer Faktor die Offenheit gegenüber Influencern: Das Vertrauen einer Person, welches sie diversen Informationsquellen und öffentlichen Institutionen entgegen-bringt. Je stärker dieses Vertrauen ausge-prägt ist, umso wahrscheinlicher wird eine Kaufempfehlung umgesetzt. 51% der Deut-schen mit hohen Vertrauenswerten haben bereits einen Kauf auf Empfehlung eines Influencers getätigt. Ebenso viele empfinden deren Empfehlung sogar der eines Freundes gleichwertig. „Damit ist die Kaufwahrschein-lichkeit von Personen mit starkem Vertrauen um bis zu zehn Mal höher, als bei Personen mit geringem Vertrauen. Das sind erstaun-liche Ergebnisse, denn circa zehn Prozent der Bevölkerung besitzen ein erhöhtes Ver-trauenspotenzial“, schlussfolgert Patrick Teubenbacher, Studienleiter bei Splendid Research. Die wichtigste Informationsquelle für Produktempfehlungen bleibt vorerst jedoch der eigene Freundeskreis. 77% der Deutschen haben bereits auf Anraten eines Freundes oder einer Freundin eine Kaufent-scheidung getroffen.

Aufteilung von Produktarten und Geschlecht

Beauty/Körperpflege

Frauen Männer

Kleidung

Technik

Kochen

Ernährung

Fitness

Computerspiele

Einrichtung

Heimwerken

Automobil

22 %

24 %

45 %

16 %

23 %

18 %

29 %

11 %

10 %

13 %

32 %

19 %

19 %

16 %

13 %

12 %

10 %

7 %

3 %

66 %

19 % Ja

81 % Nein

„Haben Sie schon einmal ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers gekauft?“

Quelle: Splendid Research 2019

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SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2

REPORT | SOCIAL MEDIA 21

Influencer-Kampagnen liefern messbare ErfolgeAngesichts der vorliegenden Ergebnisse ist das Influencer-Marketing für den Möbelhandel ein attraktiver Ansatzpunkt, um das Interesse und die Kaufbereit-schaft bei den (potenziellen) Kunden zu erhöhen. So kann eine Influencer-Koopera tion eine sinnvolle Ergänzung im Marketingmix darstellen und sichtbare Erfolge bringen. Erstens Awareness, also eine erhöhte Sichtbarkeit verbunden mit einer Stärkung der Marke. Zweitens geht es immer auch um messbare Zusatzum-sätze. Im Optimalfall sollten Unterneh-men mit Influencern langfristig koope-rieren und der Kampagne ausreichend Zeit geben, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dabei macht es keinen Sinn, nur auf die großen Social-Media-Stars mit ihrenMillionen Followern zu setzen. Wichtiger ist es, seine Zielgruppe klar zu definieren, dann kann sogar mit soge-nannten Microinfluencern, die genau die

„Zu welchem dieser Inhalte haben Sie sich schon mal

ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers gekauft?“

„Zu welchem dieser Inhalte haben Sie sich schon mal ein Produkt auf Empfehlung eines Freundes/einer Freundin gekauft?“

Beauty/Körperpflege

Technik

Kleidung

Ernährung

Computerspiele

Kochen

Fitness

Einrichtung

Heimwerken

Automobil

32 %

37 %

24 %

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14 %

21 %

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9 %

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6 %

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3 %

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2 %

1 %

Quelle: Splendid Reseacrh 2019

Kunden ansprechen, die wirklich zu dem Produkt oder dem Unternehmen passen, viel erreicht werden. Das Expertenwissen dieser Influencer macht sie besonders authentisch und glaubwürdig. Vor allem in Nischenthemen sind Influencer daher ein unverzichtbarer Multiplikator. Das häufige Vorurteil, dass das alles nicht messbar sei, ist längst überholt. „Die Effekte, die Klicks oder Visits sind mess-bar, aber eben nicht nach Schema F“, erklärt Interior-Consultant Verena Mar-mann, die den Blog „Hamburg von innen“ betreibt und die sich u. a. für die britische Manufaktur Farrow & Ball starkmacht. Kenngrößen wie Cost per Engagement, kurz CPE, setzen das Budget für das Influencer-Marketing ins Verhältnis zu den resultierenden Likes und Kommen-taren. Auf diese Weise lassen sich die Kosten pro Social Engagement mit den Kosten anderer Marketingmaßnahmen vergleichen.

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Influencer erobern Print In der Regel ist es eher die jüngere Generation, die auf Influencer anspringt. Doch wer ist in den Augen der nicht digital Aufgewachsenen ein glaubhafter Beeinflus ser? Interessant ist, dass jüngst einige Personality-Magazine auf den Markt gekommen sind – mit bekannten Köpfen, die auch auf ihre Weise Influencer sind. Print wirkt also noch, wenn „Barbara“, Dr. Eckhard von Hirschhausen, Joko Win-terscheidt und zuletzt „Boa“ und „Guido“ ihr Gesicht – mit den passenden, persön-lichen und glaubhaften Geschichten – hin-halten. Das erste Heft des Modedesigners und „Shopping Queen“-Moderators Guido Maria Kretschmer verkaufte sich über 200.000 Mal. Beeindruckend! Der Fuß-baller Jerome Boateng nutzt seine enorme Popularität und hat im Herbst 2018 sein eigenes Lifestyle-Magazin herausgebracht, zusätzlich zu seinem Insta gram-Account, den über sechs Millionen User abonniert

Holly Becker ist eine der bekanntesten Influencerinnen in der Einrichtungs-szene und Gesicht des Persönlichkeits-magazins Holly, mit dem sich Gruner + Jahr am umkämpften Zeitschriftenmarkt behaupten will.

haben. Auch Gruner + Jahr setzt auf den Influencer- Trend im Print-Geschäft. Mit „Living at Home + Holly“ startete der Ver-lag 2019 mit Bloggerin Holly Becker (Blog: Decor8 und rund 400.000 Follower) als Testimonial durch, um die jüngere Gene-ration fürs Gedruckte zu begeistern. Die Startauflage lag bei 100.000 Exemplaren. Für 2020 sind vier Ausgaben geplant. Das Schöne daran: Es sind doch nicht nur die Algorithmen, die über unsere Vorlie-ben, ja, unser Leben bestimmen. Es sind oft auch noch Menschen, die uns – nicht nur bei unseren Kaufentscheidungen – beeinflussen. Die Authentizität wird in Zukunft darüber entscheiden, wie sich das Influencer-Marketing weiterentwickelt. „Der Erfolg der Influencer, die ein enges Verhältnis zu ihren Followern haben, wird weiter ansteigen“, prophezeit Mona Hellen kemper von der Analyse-Plattform „InfluencerDB“ auf Spiegel Online.

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REPORT | SOCIAL MEDIA 23

Alles Köpfe, die für etwas stehen – eine Haltung, einen Lifestyle, Werte. Das kommt bei den Lesern an. Das neue Magazin „Soul Sister“ geht noch einen anderen Weg. Hier sind vier bekannte Influencerinnen aus dem Netz die Protagonisten. Diese sollen jetzt auch via Print als „alltagstaug-liche Role Models“ dienen.

SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

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2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview: „Bloggen ist ein Vollzeitjob“

Über 100.000 Internet-User lesen ihren Interior-Blog „170QM“, mehr als 100.000 folgen ihr bei Instagram und fast 150.000 pinnen ihre Pins bei Pinterest – Anne Dirfard ist gut im Geschäft. Mittelpunkt ihrer bis-herigen Arbeit war die 170 qm große Altbau- Wohnung in Hamburg, inzwischen lebt Anne mit ihrer Familie im Taunus. Die „möbel kultur“ besuchte die Interior-Bloggerin noch in Hamburg und sprach mit ihr über ihre Karriere, den Umzug, Kooperatio nen mit Big Playern aus dem Möbel- Business und wie sie den Handel wahrnimmt.

möbel kultur: Frau Dirfard, eigentlich sind Sie Online-Grafikerin. Wie kommt es, dass Sie jetzt als Interior-Bloggerin arbeiten?Anne Dirfard: Ursprünglich wollte ich nach der Schule Innenarchitektur studieren, doch die Studiengänge waren damals komplett überlaufen. Deshalb habe mich in Köln für Medienproduktion eingeschrie-ben und dann ein Praxissemester in einer Hamburger Werbeagentur absolviert. Dort war ich auch nach dem Abschluss etwa zehn Jahre beschäftigt, bis ich nach meinem zweiten Kind gemerkt habe, dass die Motivation nachlässt. Die Werbung ist heute einfach nicht mehr das, was Sie früher mal war. Also habe ich darüber nachgedacht, wie ich den Sprung in das Interior- Business doch noch schaffen kann. Dazu brauchte ich definitiv eine

Als Blogger muss man erst mal in den sauren Apfel beißen und viel Zeit investieren. Anne DirfardAnne Dirfard ist mit ihrem Blog

„170QM“ innerhalb kürzester Zeit zur Marke für das Einrichtungsbusi-ness geworden.

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SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

Mappe mit Arbeits proben! Als digitale Grafikerin fand ich ein pdf mit Bildern aber blöd. Stattdessen hatte ich eine bes-sere Idee: Drei Monate vorher waren wir hier eingezogen und ich beschloss, den Prozess, wie ich diese Altbau-Wohnung renoviere und einrichte, peu à peu mit Fotos auf Instagram zu dokumentieren. Das Profil wollte ich als digitale Mappe für zukünftige Bewerbungsgespräche nutzen, aber dann kam alles anders...

möbel kultur: Ihre Bilder haben den Instagram-Usern gefallen?Anne Dirfard: Ja, ich merkte, dass sich die Leute dafür interessieren, was ich mache. Aus meiner Berufserfahrung heraus wuss-te ich auch worauf es bei den sozialen Medien ankommt und habe dafür gesorgt, dass ich täglich präsent bin. Mit der Zeit bekam ich immer mehr Nachrichten von Leuten, die mir auf Instagram gefolgt sind und gefragt haben, ob ich sie beim Einrich-ten ihrer eigenen Wohnung unterstützen kann.

möbel kultur: Also genau das, was Sie immer machen wollten.Anne Dirfard: Genau. So kam ich auf den Einrichtungszweig, ohne dass ich eine zweite Ausbildung machen musste.

möbel kultur: Und wann kam der Blog ins Spiel?Anne Dirfard: Kurze Zeit später melde-ten sich die Eimsbüttler Nachrichten, die Bezirkszeitung hier in unserer Nachbar-schaft, und wollte einen Bericht über mich veröffentlichen. Dann rief jemand von RTL an. Es ging um einen Beitrag für Punkt 12 zu dem Thema, wie man seinen Wohnraum mit kleinem Budget verändern kann. Es ergaben sich also so viele Möglichkeiten aus meinem Erfolg bei Instagram, dass ich gemerkt habe, dass das für mich ein wahn-sinnig gutes Sprungbrett ist. Den Blog brauchte ich als Verlängerung. Also habe ich mich den Sommer über hingesetzt, das Layout und das Logo entworfen, Beiträge vorproduziert und bin damit im Herbst 2017 online gegangen. Das lief so gut, dass

ich mein Nebengewerbe schon im Novem-ber als Hauptgewerbe anmelden konnte.

möbel kultur: Das hört sich nach viel Arbeit an.Anne Dirfard: Ja, man muss erst mal in den sauren Apfel beißen, das Bloggen auch als Selbstständigkeit begreifen und viel Zeit und Aufwand investieren. Mein Beruf kam mir gerade bei der Gestaltung des Blogs natürlich wieder zugute und ich wusste, sollte sich doch alles anders ent-wickeln, kann ich immer wieder in die Wer-bung zurück.

möbel kultur: Was waren denn Ihre ersten Einnahmequellen?Anne Dirfard: Einerseits waren das Koope-rationen mit Unternehmen aus dem Inte-rior-Business und, andererseits, war das die Einrichtungsberatung. Die läuft dieses Jahr auch wieder sehr gut. Vergangenes Jahr hatte das etwas nachgelassen.

möbel kultur: Und was war Ihre erste Kooperation?Anne Dirfard: Oh, das war ein klassischer Barter Deal mit der Online-Plattform Etsy. Mir wurde ein 50-Euro-Gutschein zuge-schickt. Dafür sollte ich mir ein Produkt aussuchen und darüber schreiben. Naja, ich glaube, jeder Blogger tritt erstmal in so ein Fettnäpfchen.

möbel kultur: Wie meinen Sie das?Anne Dirfard: Ganz einfach. Wenn man sich mit dem Blogger-Dasein genauer beschäf-tigt und einen Businessplan schreibt usw., dann wird schnell klar: Oh, ich muss das ja alles versteuern! Das heißt, dieser 50-Euro-Gutschein war kein 50-Euro-Gut-schein, sondern ich durfte 30 Prozent aus eigener Tasche bezahlen.

möbel kultur: Ärgerlich ...Anne Dirfard: Total! Und woher soll man das als Anfänger wissen? Ich habe dann beim Finanzamt angerufen und die wuss-ten das selber nicht. Dann habe ich meinen Steuer berater angerufen und der konnte mir auch nicht helfen! Dann habe ich einen

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anderen Steuerberater kontaktiert und der kannte jemanden, der es wusste. Die Gesetzgebung steckt da einfach noch in den Kinderschuhen.

möbel kultur: Das hat Sie aber nicht abge-schreckt!Anne Dirfard: Nein, natürlich nicht. Aber seitdem ich das Hauptgewerbe im Novem-ber 2017 angemeldet habe, war für mich klar, es gibt keine unbezahlten Koopera-tionen mehr. Zunächst tat ich mich damit schwer und bis heute habe ich ein Problem damit, meinen Job wirklich als Job anzu-sehen und nach außen zu verteidigen, was ich mache.

möbel kultur: Da steckt ja auch mehr Arbeit drin, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.Anne Dirfard: Richtig. Ich arbeite sogar mehr, als wenn ich jetzt als Online-Grafi-kerin in die Werbung zurückgehen würde – und das ist schon ein heißes Pflaster! Als Bloggerin bin ich gleichzeitig Fotografin, Interior Stylistin, Grafikerin und Texterin. Dann kommt die ganze Nacharbeit dazu, wenn ich gepostet habe. Ich muss auf

Kommentare reagieren, Fragen beantwor-ten, mit den Followern in Kontakt bleiben und meine Community stärken. Der Job hat einfach so viele Facetten.

möbel kultur: Wie sieht das mit den Kooperationen aus? Das muss ja auch organisiert werden.Anne Dirfard: Das stimmt. Vor jedem Post bin ich erst mal Projektmanagerin, weil ich mich mit Kunden und Agenturen abstim-men und verhandeln muss. Da geht es auch um meine Zielgruppe. Ich denke, dass meine Follower in einer ähnlichen Lebens-situation sind wie ich – im Job angekom-men, die eigene Familie ist schon da oder wird gerade geplant. Die Studentenzeit ist vorbei und man geht weg von den typi-schen Ikea-Möbeln. Stattdessen darf es ruhig etwas individueller aussehen.

möbel kultur: Wie würden Sie Ihren Ein-richtungsstil beschreiben?Anne Dirfard: Ein gesunder Mix aus modern und alt, skandinavisch angehaucht.

möbel kultur: Da müssen die Produkte aus den Kooperationen dann auch reinpassen.

Anne Dirfard (l.) im Gespräch mit „möbel kultur“- Redakteurin Sarah Schädler und Chefredak-teur Sascha Tapken.

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Anne Dirfard: Genau. Es macht für mich keinen Sinn, Kooperationen mit Herstel-lern einzugehen, wenn meine Zielgruppe die Produkte entweder nicht braucht oder sich gar nicht leisten kann. Das wirkt ein-fach nicht echt. Und Authentizität spielt im Blogger-Business eine ganz wichtige Rolle. Deshalb sind wir für Unternehmen so wertvoll, weil wir echte Menschen sind.

möbel kultur: Wie eng lassen Sie Ihre Fol-lower denn an ihrem Leben teilhaben?Anne Dirfard: Also ich teile schon viel. Mein Mann arbeitet seit einiger Zeit in Frankfurt und ist unter der Woche nicht zuhause. Das ist für uns nicht leicht, weil ich alles alleine regeln muss. Deshalb kann es auch sein, dass meine Follower einige Tage nichts von mir hören und ich möchte, dass sie wissen warum das so ist.

möbel kultur: Aber das wird sich ändern...Anne Dirfard: Richtig. Wir ziehen in den Taunus und haben dort ein 170 qm großes Haus aus den 60er Jahren angemietet.

möbel kultur: Zufall oder Absicht? Anne Dirfard: Zufall! (lacht)

möbel kultur: Wie wirkt sich der Umzug denn auf Ihre Arbeit aus?Anne Dirfard: Einige Kooperationen habe ich nach hinten geschoben. Dazu gehört beispielsweise ein Farbhersteller, denn es hätte jetzt keinen Sinn mehr gemacht, hier in der Wohnung zu streichen. Und ich hoffe, dass ich – wenn wir so nah an der Messe Frankfurt wohnen – wieder mehr Messen besuchen kann. Wegen der Kinder und ohne Mann zuhause war das in den vergangenen Monaten nur eingeschränkt möglich.

möbel kultur: Nutzen Sie Messen zur Ins-piration?Anne Dirfard: Da ich ohnehin gefühlt den ganzen Tag auf Instagram unterwegs bin, schaue ich dort (oder auf Pinterest) nach Einrichtungsideen, die mir gefallen und mache einen Screenshot. Wenn ich auf Messen unterwegs bin, wie beispielsweise

jetzt im Januar auf der „imm cologne“, dann schaue ich lieber, wo der Trend hin-geht und informiere mich, welche Farben und Materialien demnächst angesagt sind. Dieses Wissen nutze ich bei meinen Kooperationen.

möbel kultur: Wie stehen Sie zu traditio-nellen Einrichtungshäusern? Verbringen Sie dort viel Zeit oder finden sogar Inspi-ration?Anne Dirfard: Meiner Meinung nach hat Ikea mit dem City Store hier in Ham-burg-Altona den richtigen Schritt gemacht. Wenn ich zu Höffner, Kibek oder Schulen-burg fahre, ist das ein ganzer Tagesausflug und ich habe momentan kein Auto. So was kommt für mich also selten in Frage.

möbel kultur: Dann haben Sie zum Möbel-handel gar keine Beziehung?Anne Dirfard: Doch! Ich spüre häufig den Reiz, gerade bei diesen Unternehmen mal zu gucken und ihnen den Staub von den Schultern zu klopfen, denn Höffner, Kibek & Co. können meistens mehr als man denkt. Ich glaube, das hat Otto bei mir aus-gelöst. Meine Mutter hat früher immer den

SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

❯ Blog: www.170QM.com ❯ Instagram: www.instagram.com/170QM/

❯ Pinterest: www.pinterest.de/170QM/

❯ Influencerin: Anne Dirfard ❯ Email: [email protected] ❯ Status: offen für Koopera-tionen

❯ Einrichtungsberatung: auf Anfrage

www.170QM.com

FACTS

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Katalog gelesen, aber einrichtungstech-nisch hatte ich Otto nie auf dem Schirm... bis zu unserer ersten Kooperation! Da war ich sehr positiv überrascht und denke, dass das Unternehmen in der zielgruppen-gerechten Ansprache – auch mithilfe von Influencer Marketing – auf dem richtigen Weg ist.

möbel kultur: Da hinkt der traditionelle Möbelhandel noch etwas hinterher, oder?Anne Dirfard: Das stimmt, aber die kön-nen ihr Sortiment auch nicht von heute auf morgen umkrämpeln und nur noch auf die Generation 18 bis 35 Jahre ausrichten. Das wäre auch falsch, denn die Zielgruppe 40+ bleibt kaufstark.

möbel kultur: Sie arbeiten also eher mit Online-Anbietern zusammen?Anne Dirfard: Das kommt darauf an. Westwing ist, was Blogger- und Influen-cer-Kooperationen betrifft, beispielsweise sehr aktiv. Bei anderen Firmen scheitert es häufig am Budget, das für diesen Wer-bekanal eingeplant ist. Da fehlt auch das Bewusstsein für den Mehrwert, der für das Unternehmen daraus entsteht. Die Onliner bekommen dadurch Bilder, die sie im Zweifel nutzen können. Ich finde solche Fotos, die aus Kooperationen entstehen immer tausend Mal schöner als gewöhn-liche Stockbilder. Schlau wäre es, wenn die Online-Shops die Bildrechte der Fotos aus Kooperationen einkaufen würden, denn diese sind häufig authentischer. Ikea ist ein gutes Beispiel, deshalb ist auch der Kata-log so erfolgreich. Dort werden Möbel mit Vintage-Accessoires kombiniert, die Ikea gar nicht im Sortiment führt. Das machen andere Anbieter kaum und die ganzen gestellten Fotos aus dem Studio will doch keiner mehr sehen.

möbel kultur: Unsere Leser sind über-wiegend Mittelständler – sowohl aus dem Handel als auch aus der Industrie. Stellen Sie sich vor, ein ostwestfälisches Unter-nehmen wie z.B. Thielemeyer, das schöne Massivholzmöbel produziert, aber mit der Blogosphere kaum Berührungspunkte hat,

möchte mit Ihnen zusammenarbeiten. Wie läuft das ab und wie hoch sind die Kosten, die auf den Hersteller zukommen?Anne Dirfard: Es gibt Eckdaten, mit denen auch Influencer-Agenturen arbeiten. Pro 10.000 Follower kann man 100 Euro für ein Instagram-Bild rechnen. Ich bin davon allerdings weggerückt, denn bei einer Kooperation kommen viele Komponenten zusammen. Was ist es für ein Produkt? Bekomme ich eine Vase, die ich schnell in Szene gesetzt habe oder ist es eine Wand-farbe, sodass ich extra renovieren muss? Und was ist das Produkt wert? Wenn ich einen Massivholztisch bekomme, der zwi-schen 1.000 und 2.000 Euro kostet, wird es schwierig, weil ich das Produkt sowie mein Honorar mit jeweils 30 Prozent versteuern muss. Wenn ich ein Produkt im Wert von 1.000 Euro bekomme und die Vergütung ebenfalls bei 1.000 Euro liegt, dann muss ich 660 Euro an Steuern einkalkulieren und es bleiben nur noch 340 Euro übrig. Dann ist die Frage, was wünscht sich der Kunde? Wie viele Bilder, Texte? Wie viele Tage bin ich damit beschäftigt? Das ist eine Kosten- Nutzen-Rechnung. Wenn ich gerade keinen Tisch brauche und deswegen den kom-pletten Tagessatz berechne, die Steuer ausgeglichen und den Tisch haben möchte, könnte ich mir vorstellen, dass so eine Kooperation für einen Mittelständler wenig Sinn ergibt. Für kleinere Unternehmen lohnt es sich, die Augen offen zu halten, wenn jemand – wie ich jetzt – umzieht oder ein Haus baut und ohnehin in sein Zuhau-se investiert, denn dann kann man sich vielleicht auf einen Deal einigen, mit dem beide Seiten zufrieden sind.

möbel kultur: Trotzdem müssen die Pro-dukte ja zum Blogger und zur jeweiligen Zielgruppe passen.Anne Dirfard: Auf jeden Fall! Jede Firma, egal, wie groß oder klein, sollte sich, bevor eine Kooperation angefragt wird, die Zeit nehmen, um zu schauen, welche Blogger gibt es in meinem Bereich und wer passt zu mir. So lassen sich auch Streuverluste minimieren und beide Seiten sind am Ende mit der Kooperation zufrieden.

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Dort können ihre rund 100.000 Follower sämtliche Einrich-tungsgegenstände, die auf den Fotos zu sehen sind, direkt online bestellen.

Für Otto darf sie sogar eine eigene Interior- Kollektion entwerfen.

Als Verlängerung zu ihrem Instagram-Profil hat Anne

Dirfard im Herbst 2017 den Blog „170QM“ ins Leben gerufen.

Die Haupteinnahmequelle für jeden Blogger sind Kooperationen

mit Unternehmen. 2018 hat Anne Dirfard das erste Mal für Ikea

Bilder produziert und das „Delaktig“-Sofa in Szene gesetzt.

Auch das dänische Unternehmen

BoConcept gehört zu ihren Kunden.

möbel kultur: Gibt es weitere Punkte, die bei so einer Kooperation beachtet werden müssen?Anne Dirfard: Das Ganze muss auch bis zum Endverbraucher gedacht sein. Wenn es ein mittelständisches Unternehmen aus Hamburg ist und jemand aus München bestellt einen Tisch aus Marmor, müssen sowohl die Lieferfähigkeit als auch die Logistik sichergestellt sein und das Pro-dukt muss online erhältlich sein. In so einem Fall lohnt vielleicht auch der Blick in die nähere Umgebung, denn einige Influen-cer haben sich auf einen regionalen Raum festgelegt.

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