re-release jazzwerkstatt

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VÖ / KW 08 / 2013 jazzwerkstatt Re- Release Förderverein jazzwerkstatt Berlin-Brandenburg e.V. ƒ Altvaterstr. 3, 14129 Berlin, Germany Tel. +49 (0)30/814 59 22 0 ƒ Fax +49 (0)30/814 59 22 33 www.jazzwerkstatt.eu ƒ info@jazzwerkstatt.eu INTERPRET: TITEL: LABEL: BEST. NR: MEDIUM: jazzwerkstatt JW 022 CD STEVE LACY & MAL WALDRON LIVE IN BERLIN Das Duo als Gesamtkunstwerk, das von Bewegung, Rhythmik und Leich- tigkeit geprägt war - höchst poetisch, mit architektonischen und choreo- graphischen Komponenten, ein konzentriertes Kunstwerk, das die Bühne abheben lässt! Die Zusammenarbeit von Lacy und Waldron begann Mitte der 50er Jahre mit „Reflections“ (Prestige) - Themen von Monk, auf dessen Grundlage die Bande zwischen dem Sopranisten und dem Pianisten immer enger wurden. Die beiden 1984 in Ost-Berlin auf der Bühne zu sehen, das ist, als ob man mit ihnen ein vertrautes Nachschlagewerk, über dem sie immer wieder ge- brütet und das sie ständig ausgefeilt haben, öffnen und darin blättern wür- de. Man hört, wie die Füße den Takt vorgeben und die Stimme die Finger begleitet und folgt den Bewegungen des doppelköpfigen Organismus, den sie darstellen; man wird eins mit diesem freien Sinnesfluß, der vom ersten Moment des Konzerts an überspringt. Hier entfaltet sich Harmonie in Perfektion. Die einleitende Improvisation scheint nach und nach Erinnerungen hervorzurufen, denen die Kompositionen von Lacy, Strayhorn und Wald- ron Leben verleihen werden. Und dann „Epistrophy“, das eigentliche monksche „Masterpiece“. Es beendet den betörenden Reiseweg, dessen Strecke sich erst in seinem Verlauf herauskristallisierte, in seinem gemächlichen Dahindriften und seinen Verknüpfungen, in seinen Ausreißern, Kniffen und Verschlingungen. Magie, Hypnose, Umherirren zwischen Geradlinigkeiten und Verstrickungen der Noten, die am Ende ihrer selbst entflammen: Lacy und Waldron heben ab, und wir mit ihnen: der Himmel über Berlin. Guillaume TARCHE INTERPRET: TITEL: LABEL: BEST. NR: MEDIUM: jazzwerkstatt JW 025 CD STEVE LACY & FIVE PIANISTS FIVE FACINGS Steve Lacy war nicht nur einer der wichtigsten Sopransaxophonisten dieses Jahrhunderts, er war auch der wichtigste Interpret der Musik von Theloni- ous Monk. Lacy vertritt eine Avantgarde, die zur Erforschung und Erklärung der Vergangenheit beiträgt und sich dabei eine Zukunft erarbeitet, die frei ist von totalitären Visionen. Monk ist in diesem Sinne dankbarer Forschungs- gegenstand, sind seine Stücke doch Kompositionen der Güteklasse A und sicher Meilensteine in der Musik dieses Jahrhunderts. Monks besondere Qualität ist hin und wieder mit einem der Kernstücke der Moderne, genauer der Architektur des 20. Jahrhunderts, beschrieben worden, jenem legen- dären Diktum vom „Less Is More“. Lacy ist wie Monk immer wieder unter dieser Überschrift verhandelt worden: Tatsächlich entwickelt sich das, was zunächst Weniger zu sein scheint, bei beiden früher oder später in ein wunderbares Mehr. Sie können es wachsen hören, diese Klangarchitektur wächst aus soliden Bausteinen. So auch geschehen beim 1996er „Workshop Freie Musik“ der FMP. Neben Lacy, der an allen fünf Abenden auftrat, waren fünf Pianisten eingeladen. Ein Duo mit dem Saxophonisten war Bestandteil des Programms. Und, der Avantgardist spielte sich durch die gesamte Geschichte seines Instruments. Kommunikationstechnisch betrachtet ist das Projekt eines der seltenen Beispiele dafür, wie Bazon Brocks unstrit- tiges Aperçu „Wir müssen kommunizieren, weil wir uns nicht verstehen“ überwunden werden kann. Markus Müller

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Wiederveröffentlichung Jazzwerkstatt

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Page 1: re-release jazzwerkstatt

vö /

KW

08

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jazzwerkstatt Re- Release

Förderverein jazzwerkstatt Berlin-Brandenburg e.V. ƒ Altvaterstr. 3, 14129 Berlin, Germany Tel. +49 (0)30/814 59 22 0 ƒ Fax +49 (0)30/814 59 22 33www.jazzwerkstatt.eu ƒ [email protected]

interpret: titel:

label: best. nr: medium:

jazzwerkstatt JW 022 Cd

steve lacy & mal WaldRon live in beRlin

das duo als Gesamtkunstwerk, das von bewegung, rhythmik und leich-tigkeit geprägt war - höchst poetisch, mit architektonischen und choreo-graphischen Komponenten, ein konzentriertes Kunstwerk, das die bühne abheben lässt!die Zusammenarbeit von lacy und Waldron begann mitte der 50er Jahre mit „Reflections“ (Prestige) - Themen von Monk, auf dessen Grundlage die bande zwischen dem sopranisten und dem pianisten immer enger wurden.Die beiden 1984 in Ost-Berlin auf der Bühne zu sehen, das ist, als ob man mit ihnen ein vertrautes nachschlagewerk, über dem sie immer wieder ge-brütet und das sie ständig ausgefeilt haben, öffnen und darin blättern wür-de. Man hört, wie die Füße den Takt vorgeben und die Stimme die Finger begleitet und folgt den Bewegungen des doppelköpfigen Organismus, den sie darstellen; man wird eins mit diesem freien Sinnesfluß, der vom ersten Moment des Konzerts an überspringt. Hier entfaltet sich Harmonie in Perfektion. Die einleitende Improvisation scheint nach und nach Erinnerungen hervorzurufen, denen die Kompositionen von Lacy, Strayhorn und Wald-ron Leben verleihen werden. Und dann „Epistrophy“, das eigentliche monksche „Masterpiece“. Es beendet den betörenden Reiseweg, dessen Strecke sich erst in seinem Verlauf herauskristallisierte, in seinem gemächlichen Dahindriften und seinen Verknüpfungen, in seinen Ausreißern, Kniffen und Verschlingungen.magie, Hypnose, umherirren zwischen Geradlinigkeiten und Verstrickungen der noten, die am ende ihrer selbst entflammen: Lacy und Waldron heben ab, und wir mit ihnen: der Himmel über Berlin.

Guillaume TARCHE

interpret: titel:

label: best. nr: medium:

jazzwerkstatt JW 025 Cd

steve lacy & Five pianists Five Facings

steve lacy war nicht nur einer der wichtigsten sopransaxophonisten dieses Jahrhunderts, er war auch der wichtigste interpret der musik von theloni-ous Monk. Lacy vertritt eine Avantgarde, die zur Erforschung und Erklärung der Vergangenheit beiträgt und sich dabei eine Zukunft erarbeitet, die frei ist von totalitären Visionen. monk ist in diesem sinne dankbarer Forschungs-gegenstand, sind seine stücke doch Kompositionen der Güteklasse a und sicher meilensteine in der musik dieses Jahrhunderts. monks besondere Qualität ist hin und wieder mit einem der Kernstücke der moderne, genauer der architektur des 20. Jahrhunderts, beschrieben worden, jenem legen-dären Diktum vom „Less Is More“. Lacy ist wie Monk immer wieder unter dieser Überschrift verhandelt worden: Tatsächlich entwickelt sich das, was zunächst Weniger zu sein scheint, bei beiden früher oder später in ein wunderbares Mehr. Sie können es wachsen hören, diese Klangarchitektur wächst aus soliden Bausteinen. So auch geschehen beim 1996er „Workshop Freie Musik“ der FMP. Neben Lacy, der an allen fünf Abenden auftrat, waren fünf Pianisten eingeladen. Ein Duo mit dem Saxophonisten war Bestandteil des programms. und, der avantgardist spielte sich durch die gesamte Geschichte seines instruments.Kommunikationstechnisch betrachtet ist das Projekt eines der seltenen Beispiele dafür, wie Bazon Brocks unstrit-tiges Aperçu „Wir müssen kommunizieren, weil wir uns nicht verstehen“ überwunden werden kann.

Markus Müller