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Ausgabe 02 / 11. Jahrgang 2010

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EDITORIAL

WM gegen die Krise

Ab dem 11. Juni sind wir wieder alle Deutschland. Die Tages- planung richtet sich dann nach dem WM-Spielplan und

nicht mehr nach Vorlesungen oder Nebenjobs. Seit der letzten Weltmeisterschaft ist Fußball wieder zum verbindenden Ele-ment geworden – der Kleister der Massen. Wer konnte vorher schon mit seiner Freundin zum Fußball gehen, ohne die Bezie-hung zu gefährden? Wer traute sich, sein Auto mit Deutschland-fahnen zu dekorieren? Und die Legitimität bereits nachmittags bei einem kühlen Blonden im Biergarten ein Spiel zu schauen, klang zuvor fast paradiesisch. Nun liegt es an Jogi und seinen Jungs, oder besser Knaben – die Nominierten sind ja alle noch recht unerfahren, Deutschland wieder unbezahlte Feiertage zu bescheren.

Zum Feiern dürfte an der Sportwissenschaftlichen Fakultät keinem zu Mute sein. Nicht nur der Staub der vielen Baustel-len scheint Fortschritt und Innovation zu lähmen. Wenigstens wird nun in Arbeitsgemeinschaften versucht, die, sagen wir, lahmenden Bolognabeschlüsse halbwegs studentenfreundlich zu gestalten. Der SPORTAKUS wird dabei wohl auf der Strecke bleiben – ist quasi der Kevin Kuranyi der Fakultät: Eines der bes-ten Pferde im Stall und darf nicht mit auf die neue Weide.

Da bleibt es tröstlich, dass die Roten Bullen aus Salzburg finanz-stark die abgegraste Leipziger Fußballwiese bereichern und mit dem gelben Saft in Richtung Bundesliga düngen (wollen).

Wem selbst das nicht reicht, der kann auch einfach das Weite suchen – Work & Travel bewahrt wohl vor mancher Desillusio-nierung nach oder gar schon im Studium. Vielleicht Südafrika?

Macht Euch eine tolle WM-Zeit, das nächste Tief kommt be-stimmt Euer

Aus dem Inhalt

Titelbild

Seiten: 16 bis 19:Ein Resümee zur ersten Saison von RB Leipzig

Seiten 22 bis 24: Die Leipziger Sportkrise Teil III

Seiten 30 und 31:Vollkontaktkarate – Ulrike Thiele schlägt knallhart zu

Seiten 46 und 47:Vier neue Gesichter an der Fakultät

Seiten 52 und 53: Großbaustelle Sportwissenschaftliche Fakultät

Fußball verbindet – weltweit. Die Teilnehmer des Internationalen Trainerkurses (ITK)beweisen dies eindrucksvoll.

Gestaltung: Alexander Fugmann

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Alles zur Fußball-WM 2010. Foto: Freilichtkino Leipzig

Das große Auslands-Special. Foto: Juliane Gansera

Bologna gleich Baustelle.Foto: SPORTAKUS-Ausgabe Juli 2009

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Am Kap um den Cup Die WM in Südafrika soll wieder ein Fußballfest werden

Von Stephan Lochen

„`54, `74, `90, 2006“ war bei der letzten Fußballweltmeisterschaft vor vier Jahren der deutsche Schlachtruf schlechthin – mit einem klaren Ziel: Weltmeister im eigenen Land werden. Der Traum oder das vielzi-tierte Sommermärchen hielt fast vier Wo-chen, aber eben nur fast. Dann riss Italien die Deutschen aus allen Titelträumen. Fast trotzig schrieb die Rockband Sportfreunde Stiller nach der 0:2 Halbfinalpleite ihren Hit um und alle grölten fortan „`54, `74, `90, 2010“, frei nach dem Mot-to: Auf ein Neues.

Vor vier Jahren hüpften noch die deutschen

Torhüterikonen Jens Leh-mann und Oliver Kahn durch die Strafräume, beide mittlerweile in den Ruhestand verabschiedet. Im Mittelfeld grätschte der von Bundestrainer Joach-im Löw verbannte Torsten Frings und zauberte Bernd Schneider, den leider eine defekte Band-scheibe zum Karriereende zwang. Und selbst weniger fußballaffine Frauen erinnern sich noch an den „süßen“ David Odonkor, der wie ein Irrwisch auf der Außenbahn herumfuhr-werkte.

Der Trainer hieß damals noch Jürgen Klins-mann und die ganze Bundesrepublik sprach fast ehrfürchtig von den „Klinsmännern“. Heute ist Joachim Löw der Chef. Er will die deutsche Mannschaft nun zum vierten Titel führen. Kein leichtes Unterfangen: Stamm-torhüter René Adler verletzte sich ebenso wie Kapitän Michael Ballack. Mit Simon Rol-fes, Christian Träsch und Heiko Westermann

fallen zudem adäquate Ersatzleute aus. Die Stürmer Lukas Podolski, Mario Gomez und Miroslav Klose trafen in der abgelaufenden Bundesligasaison allenfalls die Bratwurst-stände im Stadionoberrang, brachten zusam-men gerade 15 Tore zustande. Kevin Kuranyi schoss allein 18 Saisontore und wurde von den Zeitungen förmlich in den Kader ge-schrieben. Doch Löw blieb seiner Linie treu, verzichtete neben dem Bremer Rebell Frings auch auf Kuranyi und auf Überraschungsgä-ste im Kader à la Odonkor.

Auch Gastgeber Südafrika hofft im stillen, afrikanischen Kämmerlein auf die WM-Krone. Uto-pie sagen die einen, nicht unmöglich die anderen. Denn seit der Weltfußball-verband FIFA am 15. Mai 2004 in Zürich das größ-te Fußballspektakel der Welt erstmals nach Afrika vergab, träumen auf dem schwarzen Kontinent alle vom goldenen Pott. Nur kamen bisher erst zwei afrikanische Mannschaft

überhaupt in ein WM-Viertelfinale. Kamerun verlor 1990 2:3 nach Verlängerung gegen England, 2002 schied Senegal ebenfalls nach Verlängerung mit 0:1 gegen die Türkei aus. Technisch perfekt, athletisch austrainiert, ge-paart mit unbändigem Kampfgeist lauten die Attribute über Nigeria, Ghana, Kamerun, die Elfenbeinküste, Algerien und Südafrika. Frü-her standen dem taktische Disziplinlosigkeit und fehlende Cleverness gegenüber. Doch auch diese Schwächen dürften kaum noch gelten, da Stars wie Didier Drogba, Mikael Es-sien, Samuel Eto‘o und Co. in Europa zu den weltbesten Kickern reiften. Es ist also alles angerichtet, um eine afrikanische Nation auf

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den Fußballthron zu hieven. Löws Elf muss sich bereits im dritten Gruppenspiel mit Gha-na messen, eben jener Nation, deren Vertei-diger Kevin-Prince Boateng den deutschen Kapitän Ballack mit einer rüden Attacke in den Gehgips und aus dem Turnier grätschte.

An Probleme solcher Art dachte bei der Turniervergabe vor sechs Jahren keiner: Die schlechte Infrastruktur, Stadien, die der alt-ehrwürdigen „Westsachsenru-ine“ in Zwickau ähnelten und vor allem die hohe Kriminali-tät im Gastgeberland führten zu erheblichen Diskussionen und noch größeren Bedenken. Selbst Ex-Staatspräsident Thabo Mbeki war nicht vor Überfällen gefeit. Diebe klauten ihm Blitz-ableiterdrähte vom Dach seiner Residenz in Pretoria. Jede Stati-stik stuft das Land als eines der gefährlichsten weltweit ein. In UNO-Berichten ist zudem zu le-sen, dass die Regierung mehr als 20.000 Menschen aus Armen-vierteln in Übergangslager um-siedelte, um zur WM einen posi-tiven Eindruck zu hinterlassen.

Auch der Kartenabsatz lässt zu wünschen übrig. Laut Medienberichten im Gastgeber-land ist die Auslastung der Stadien wieder in Frage gestellt, auch wenn FIFA-Präsident Joseph S. Blatter eine 95-prozentige Aus-lastung in Aussicht stellt. Die hohe Krimi-nalitätsrate hält vor allem ausländische Fans davon ab, nach Südafrika zu reisen. Doch der stellvertre-tende Finanzminister Jabu Moleketi beru-higte in einem Gespräch mit dem „Focus“: „Wir haben Erfahrungen mit Großveranstal-tungen, und wir haben die WM in Deutsch-land studiert.“ Zusätzliche Sicherheitskräfte und mehr als 60.000 Videokameras sollen für Ordnung und Sicherheit sorgen. Die meisten infrastrukturellen Mängel konnten zumin-dest weitestgehend behoben werden, so-

dass sich alle Gäste recht problemlos durchs Land bewegen können – mit welchem Trans-portmittel auch immer. Letztlich wird sich in den vier Wochen, vom Eröffnungsspiel am 11. Juni bis zum Finale am 11. Juli, zeigen, ob das Land den Anforderungen eines solchen Events gewachsen ist und die WM wirklich den erhofften Schub für Südafrika bringt.

2006 war „Die Welt zu Gast bei Freunden“

und Deutschland zeigte sich als enthusias-tischer Gastgeber, auch weil der sportliche Erfolg stimmte. Bleibt zu hoffen, dass nicht alle afrikanischen Teams nach der Vorrunde die Koffer packen müssen und die Euphorie

dadurch gebremst wird. Denn der Kon-tinent hat ein Fuß-ballfest verdient, mit welchem Sieger auch

immer. Schon Nelson Mandela sagte: „Nicht Gewehre und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen.“ Auch Deutschland zählt wieder zu den Favoriten. Es ist wohl die letzte Chance, den Song der Sportfreunde Stiller in die Tat umzusetzen. Denn „`54, `74, `90, 2014“ auf den Fanmeilen zu johlen, ist auch für die fußballbeseelte Stimmgewalt der deutschen Fans rhythmisch fast unmöglich.

„Freunde zu Gast beim Weltmeister“ – es blieb 2006 ein unerfüllter Traum der deutschen Fans. 2010 soll nun der vierte Titel her. Foto: Stephan Lochen

60.000 Kameras sollen für Sicherheit sorgen

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Von René SaRoSi

Auch wenn der Augustusplatz im Juni und Juli 2010 leer bleibt, müssen die Leipziger nicht auf Public Viewing verzichten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Spiele zu erleben. Gastronomen wetteifern um jeden Fan. Und der profitiert letztlich von einem qualitativ und quantitativ tollen Angebot.

Kaum einer konnte sich 2006 dem vierwö-chigen Volksfest der Fußball-Weltmeis-

terschaft entziehen. Nicht nur Fußballbe-geisterte lagen sich in den Armen, jubelten und feierten gemeinsam. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch dieses Jahr bereits Deutschlandfahnen und Fanschminke mas-senweise in den Läden liegen. Doch wo soll es hingehen, um die Spiele zu verfolgen?

Die Enttäuschung war groß, als bekannt wurde, dass es 2010 keine Leinwand auf dem Augustusplatz gibt. Zwischen 100.000 und 150.000 Euro hätte die Stadt dafür benötigt. Ein Finanzbedarf, der im Moment nicht zur

Verfügung steht. Somit entschied sich der Stadtrat gegen Public Viewing. Auch die Uni-versität Leipzig überlegte, gemeinsam mit einer Eventagentur Public Viewing anzubie-ten. Laut Friederike Rohland, Leiterin für Öf-fentlichkeitsarbeit der Universität, entschied man sich auch hier dagegen: „Aufgrund des laufenden Lehrbetriebes am Augustusplatz sind wir – in Abstimmung mit dem Studen-tInnenRat – übereingekommen, dass dies für den Lehrbetrieb und den Noch-Baustellen-Hof eine zu große Belastung wäre.“ Biertische und -wagen sowie laute Musik hätten ein vernünftiges Studieren unmöglich gemacht.

Eine Alternative bietet das Zentralstadion, welches alle Spiele mit deutscher Beteiligung überträgt. Hier steht mit einer 100 Quadrat-meter großen Videowand eine der größten in Deutschland. Das Stehplatzticket gibt es für fünf, den Tribünenplatz für acht Euro (Studie-rende fünf Euro). Zwei Stunden vor Spielbe-ginn öffnet das Stadion seine Tore. Winfried Lonzen, Geschäftsführer der Zentralstadion

Leipzig Betreibergesellschaft mbH, ist sehr gespannt: „Ich hoffe auf die Fortsetzung des Sommermärchens 2010 in Leipzig und wünsche mir natürlich insgesamt sieben Public Viewings im Zentralstadion.“

Auch in der Innenstadt besteht die Möglichkeit das runde Leder rollen zu sehen. In der Moritzbastei (MB) werden sämtliche Spiele der WM übertragen. Eine Leinwand, sechs mal vier Meter groß, befindet sich auf dem Dach der MB. Hier stehen bis zu 400 Plätze zur Verfügung. Wenn das nicht ausreicht, können 600 weitere Gäste auf einer zweiten Leinwand im

Bratwurst, Bier und Ballgeflüster

Public Viewing zur Fussball-WM in Leipzig

Tausende Fußballfans erwartet das Leipziger Zentralstadion zum Public Viewing bei Spielen der deutschen Elf. Foto: Tom Schulze, ZSL

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Gebäude bei den Spielen mitfiebern. Auch die Preise sind studentenfreundlich. Torsten Reitler, zuständig für Presse und Öffentlich-keitsarbeit der MB, freut sich besonders auf das kulturell gemischte Publikum: „Da viele Studierende nationaler sowie internationaler Herkunft bei uns zu Gast sind, wird nicht nur dem deutschen Team zugejubelt: Wir zeigen alle Spiele – auch wenn im Finale Paraguay gegen Nordkorea spielt.“

Eine weitere Alternative ist die Champions-Bar am Brühl. Die Inhaber setzen auf die al-lerneueste Technik bei der Übertragung. Alle Spiele werden in High Definition Standard

gezeigt und die Bilder flimmern noch inten-siver und authentischer über die Bildschirme. Drei Leinwände und 16 Flatscreens sorgen dafür, dass kein Trikotzupfer verpasst wird.

Naturfreunde, die es bei Sonnenschein und blauem Himmel eher ins Grüne zieht, müssen ebenso wenig auf die WM verzich-ten. Am Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park entsteht eine WM-Arena. Laut Eventmanager Mike Demmig wird dazu ein Areal mit einem zentralen Eingang abgegrenzt. Auch hier werden alle Spiele gezeigt. Bei der Spielüber-tragung setzt man auf eine wetterunabhän-gige LED-Anlage. Bis zu 1000 Gäste finden in der afrikanisch dekorierten Arena Platz.

Im Glashaus, ebenfalls im Clara-Zetkin-Park, sollen die grüne Umgebung, gemüt-liches Ambiente und Biergartenatmosphäre viele Fußballfans locken. Eine sechs mal vier Meter große Leinwand kann bis zu 3000 Zu-schauern tolles Fußballerleben bieten. Die-

Einige Service-Infos zum Public-Viewing in Leipzig

Zentralstadion:

- alle deutschen Partien auf riesiger Leinwand- 5 € Tribüne und Innenraum für Studierende- Einlass ab zwei Stunden vor Anpfiff

Moritzbastei:

- zwei Leinwände, gesamt circa 1000 Plätze- überdachte Leinwand im Freien, alle Spiele- 0,4 Liter Bier für 2,20 €

Champions-Bar am Brühl

- alle Spiele- drei Leinwände, 16 Flatscreens- HD-Qualität

WM-Arena am Musik-Pavillon

- alle Spiele, LED-Anlage- afrikanisches Ambiente, circa 1000 Plätze- u.a. Pizza zum individuell belegen

Glashaus im Clara-Zetkin-Park

- alle Spiele, große Leinwand (6x4 Meter)- 3000 Plätze- 0,4 Liter Bier für 2 €, Bratwurst 1,70 €

Biergarten an der Pferderennbahn

- alle Spiele, Kinoleinwand- 300 Sitz- und 400 Stehplätze- zwei Zelte zur Überdachung

se wurde extra umgebaut, um bei jedem Einfallwinkel der Sonne ein scharfes Bild zu garantieren. Als Special bekommt jeder, der ein ganzes Tablett Bier kauft, einen extrava-ganten Strohhut dazu.

Wer Kinoatmosphäre mit Biergartenambi-ente vermischen möchte, ist im Freilichtkino an der Pferderennbahn bestens aufgeho-ben. Jörg Schulz, Leiter des Biergartens: „Wir übertragen alle Spiele. Zu den Spitzenspielen rechnen wir mit bis zu 700 Zuschauern, dafür bieten wir 300 Sitz- und 400 Stehplätze. Bei schlechtem Wetter haben wir zudem zwei Pa-godenzelte mit jeweils 80 Plätzen.“

Es gibt also genug Möglichkeiten, um die WM zu genießen. Jetzt heißt es nur noch zum Sonnengott beten, Schminke auftragen und die Stimme ölen.

Fußball-WM im Grünen: möglich im Clara-Zetkin-Park und an der Pferderennbahn. Foto: Freilichtkino Leipzig

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Die Welt schaut nach SüdafrikaAustauschstudierende beurteilen die WM-Chancen ihres Landes

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Elizavet Valentia aus Griechenland, M.Sc. Sportwissenschaft Diagnostik und Intervention

Ich schaue mir natürlich die WM an, vermutlich mit meinen Freunden zu Hause oder in einer Kneipe. Es wird ja doch schon einiges losgehen in Leipzig. Was meine Mannschaft betrifft, hoffe ich, dass sie möglichst weit kommt. Bis ins Achtelfinale schaffen sie es auf jeden Fall. Vielleicht sorgen sie auch für eine Überraschung, wer weiß!? Die Deutschen schaffen es bis ins Viertelfinale. Sie haben eine gute Mannschaft. Podolski und Lahm find ich echt gut. Die Torhüter sind mir aber ein bisschen zu ängstlich, also nicht so gut. Bei einem Spiel gegen Deutsch-land würden wir 2:1 gewinnen.

Carlos Roberto Martinez Rodriguez aus Mexiko, ITK

Die letzten Testspiele gegen England und Holland haben wir verloren. Ich bin realistisch, mehr als die Gruppenphase packt Mexiko nicht! Gegen Frankreich werden wir auf jeden Fall ver-lieren. Es wird sehr schwer das Achtelfinale zu erreichen. Wir spielen einfach zu schlecht. Als Fußballer freue ich mich den-noch riesig auf die WM. Die Spiele werde ich mir mit meinen Freunden im Wohnheim anschauen. Für das deutsche Team wird es nur bis zum Viertelfinale reichen.

Yusif Amuda Tahiru aus Ghana, ITK

Ich bin sehr optimistisch. Wir haben ein starkes Team. Un-ser U-20 Nachwuchs ist letztes Jahr Weltmeister geworden. Das Halbfinale muss unser Ziel sein. In der Gruppenphase wird das Spiel gegen Deutschland natürlich sehr schwer. Leider fehlen bei beiden Mannschaften die Kapitäne Essien und Ballack. Ich tippe auf ein knappes 2:1 für Ghana. Meine Favoriten auf den WM-Titel sind Spanien und Brasilien.

Bei der Fußballweltmeisterschaft treten 32 Nationen an, um in acht Gruppen und vier K.o.-Runden die beste Nationalmannschaft der Welt zu ermitteln. Doch wie schätzen die Men-schen der Länder die Chancen ihres Teams ein? Wer ist der Favorit auf den WM-Titel und was wird der deutschen Mannschaft zugetraut? Die SPORTAKUS-Redakteure Alexander Fugmann und Sebastian Würfel sprachen mit acht Gaststudierenden, die gegenwärtig an der Leipziger Universität und dem Internationalen Trainerkurs lernen und erhielten inter-essante Antworten.

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Valentin Fournaise aus Frankreich, BWL

Ich werde die WM auf jeden Fall mit meinen Freunden schauen. Allerdings finde ich die französische Mannschaft nicht so gut. Es ist eigentlich schwer zu sagen. Wir haben zwar gute Einzelspie-ler wie Ribéry oder Henry, aber sie spielen schlecht zusammen. Das Viertelfinale könnte aber trotzdem drin sein. Ich freue mich auch richtig auf ein Spiel zwischen Deutschland und Frankreich, weil das die beiden Kulturen sind, in denen ich lebe. Das wäre bestimmt lustig. Wie das ausgehen würde, kann ich nicht sagen. Ich kenne die deutsche Mannschaft nicht so gut. Aber Weltmei-ster wird entweder eine afrikanische Mannschaft oder Brasilien.

Fomum Victorine Agum aus Kamerun, ITK

Diese WM gibt uns Afrikanern die einmalige Möglichkeit, un-sere Kultur der ganzen Welt zu präsentieren. Kamerun ist die afrikanische Mannschaft mit den meisten Teilnahmen (fünf, Anm. d. Red.). Darauf bin ich sehr stolz. Bei diesem Turnier sind die Erwartungen unserer Fans natürlich besonders hoch. Der Druck für die afrikanischen Teams ist diesmal enorm. Ich wäre mit dem Viertelfinale ganz zufrieden. Als Weltmeister würde ich auf Argentinien tippen. Diego Maradona ist zwar nicht der beste Trainer, er kann aber seine Mannschaft gut motivieren und zudem haben sie mit Lionel Messi den besten Fußballer der Welt in ihrer Mannschaft.

Sergio Gomez Faundez aus Chile, will sein Industrie-Ingeni-eur-Studium fortsetzen

Ich spiele selber Fußball. Meine Mannschaft heißt Tierras del Sur. Hier in Leipzig spiele ich mit Freunden, mit denen ich auch die Fußball-WM erleben werde. Chile hat die WM-Qualifikation mit dem zweiten Platz abgeschlossen. Nur Brasilien war noch vor uns. Wir haben eine gute Mannschaft, mit der wir bestimmt ins Achtelfinale kommen. Die Deutschen sind auch sehr gut. Ich könnte mir vorstellen, dass sie zusammen mit Spanien, Argentinien und Brasilien in den Halbfinals stehen. Eine von diesen Mannschaften wird wohl auch Weltmeister werden. Bei einem Spiel gegen das deutsche Team bin ich aber für Chile. Wir gewinnen 2:0 durch Tore von Alexis Sánchez.

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Der Traum vom NationaltrainerChen Yang kickte in der Fußballbundesliga und lernt jetzt am ITK

Von Stephan Lochen

Chen Yang war der erste chinesische Fuß-ballprofi, der in der Bundesliga spielte und nahm 2002 sogar an der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea teil. Noch bis Juli lernt er im Internationalen Trainerkurs (ITK) an der Sportwissenschaftlichen Fakultät.

„Es ist wirklich schön, wieder in Deutsch-land zu sein, denn ich habe mich hier

immer sehr wohl gefühlt“, lächelt der 36-Jährige. Doch wie kam es dazu, dass er 1998 zu Eintracht Frankfurt wech-selte? „Der Deutsche Klaus Schlappner war bis 1995 Trainer der chinesischen National-

mannschaft, er hat dann die ersten Kontak-te vermittelt und mich mit nach Mannheim genommen“, erinnert sich Chen Yang. Zuvor spielte der Stürmer bei Beijing Guoan. „Wir haben in einem Testspiel sogar mal mit 2:1 gegen den großen AC Mailand gewonnen.“

In Deutschland lief es anfangs jedoch nicht wie geplant: „Ich war lange am Knie verletzt, konnte kaum trainieren. Trotzdem lieh mich Frankfurt dann für ein Jahr aus und kaufte mich in der nächsten Saison für

1 Millionen Euro Ab-löse“, erzählt er stolz. Trotz der anfäng-lichen Sprachpro-

bleme konnte er sich durchsetzen, traf in seiner ersten Bundesligasaison gleich acht Mal in 23 Spielen. „Der damalige Trainer

André Garcia Bonotto aus Brasilien, Master Sportwissen-schaft

Fußball schaue ich mir sehr gerne an. Den ersten Teil der WM werde ich in Leipzig erleben, das Finale aber an der Nordsee mit Freunden. Brasilien kommt mindestens ins Halbfinale. Bei den Deutschen bin ich mir nicht so sicher. Sie haben keine so gute Mannschaft, aber sie kämpfen. Also, vielleicht treffen wir uns im Finale. Das würde dann allerdings wie bei der WM in Japan und Südkorea 2:0 für Brasilien ausgehen.

Omotayo Gabriel Mathew aus Nigeria, ITK

Wir können guten Fußball spielen. Die WM findet erstmalig auf unserem Kontinent statt, da sind wir verpflichtet das Beste in diesem Turnier zu geben. Dennoch bin ich vorsichtig und glaube, dass wir es vielleicht bis in das Viertelfinale schaffen könnten. Deutschland kann bei einem WM-Turnier jeden schlagen. Trotz der Ausfälle sind sie gut vorbereitet. Das Halb-finale ist machbar. Mein Weltmeister-Tipp ist Brasilien.

„Unter Magath trainierte ich drei Mal am Tag!“

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Horst Ehrmanntraut hat mir sehr gehol-fen“, nickt der zehnfache Nationalspieler.

In seinen vier Jahren bei Eintracht Frank-furt erlebte er neun (!) verschiedene Trainer, unter anderem den heutigen Schalke-Coach Felix Magath: „Er ließ wirklich hart trainieren, manch-mal drei Mal am Tag. Als ich vor Kurzem beim Spiel Hambur-ger SV gegen Schal-ke 04 war, habe ich kurz mit Magath gesprochen. Er ist etwas dicker ge-worden. Da fragte ich ihn ‚Hey Trainer, wo sind denn dei-ne Muskeln‘ “, lacht Chen Yang, um im nächsten Moment ganz ernst zu wer-den: „Mein erstes Tor habe ich gegen Mönchengladbach geschossen. Da stand Robert Enke im Tor. Als ich im letzten November die Nachricht vom Selbst-mord Enkes las, war ich sehr schockiert.“

Heute hat Chen Yang keinen Kontakt mehr zu ehemaligen Mitspielern: „Es ist sieben Jahre her, als ich meine letzte Saison bei St. Pauli spielte, dann verliert sich einfach die Verbindung.“ Bis heute verfolgt er jedoch die Ergebnisse in der Bundesliga und auch der deutschen Nationalelf: „Ich drücke natürlich auch Deutschland die Daumen, doch ohne Ballack wird es sehr schwer. Aber Deutsch-land ist eine Turniermannschaft. In China sagen die Leute: ‚Die deutschen Kicker sind wie eine Maschine‘ “, meint der 36-Jährige. Am liebsten würde er jedoch Argentini-en als Weltmeister sehen und erinnert sich selbst an seine drei WM-Spiele 2002. „Das war fantastisch. Wir haben zwar jedes Spiel verloren und kein Tor geschossen, aber ge-

gen Brasilien traf ich zumindest den Pfosten.“ Für das aktuelle Turnier konnte sich China

nicht qualifizieren. „Fußball hat in China noch nicht den Stellenwert wie beispielsweise in Europa. Zudem gibt es viele Probleme zwi-

schen den Mannschaften, die oft auf politischen Diskrepanzen beruhen“, erklärt er. Die Ein-Kind-Politik verhindere zudem, dass mehr Kinder Fußball spielen, da die Eltern oft eine andere Ausbildung wünschen. Chen Yang ergänzt: „Es gibt in Chi-na auch keine langfristi-gen Pläne und Ziele für die Nationalmannschaft. Japan zum Beispiel will in den kommenden 15 Jahren mindestens Drit-ter bei einer WM werden. So wird dann auch die Förderung aufgebaut.“

Er selbst träumt da-von, die Nationalmann-schaft zu trainieren. „Und hier im ITK kann ich eine Menge dazu

lernen“, bestätigt der Chinese. „Wir haben zwar wenig Freizeit, da wir sehr viel Theo-rie lernen müssen, aber es macht unglaub-lich Spaß.“ Verschmitzt fügt er hinzu, dass Medizin ganz und gar nicht sein Ding sei.

Auch in persönlichen Angelegenheiten werden die ITK-Teilnehmer unterstützt: „Als ich im Februar nach Leipzig kam, wurde plötzlich mein zweijähriger Sohn in China krank. Ich bat Dr. Feldmann vom ITK darum, nach Hause reisen zu dürfen – das war alles kein Problem“, nickt er dankbar. „Das mag ich an Deutschland. Zwar gucken viele et-was mürrisch, so wie das Wetter. Aber bald merkt man, wie nett die Deutschen sind und welch‘ großes Herz sie haben.“ Auch des-halb will er nach dem Kurs ab und an wie-der kommen. Dann vielleicht schon als Trai-ner der chinesischen Nationalmannschaft.

Vom Mittelstürmer zum Taktikfuchs. Chen Yang feilt in Leipzig an seiner Trainerkarriere. Foto: Alexander Fugmann

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Sportverrücktes SüdafrikaRugby und Fußball zur Überwindung der Rassentrennung

Von KathaRina RanK

Die Leidenschaft für Sport in Südafrika erfährt in diesem Jahr ihren Höhepunkt. Zum ersten Mal findet die FIFA-Weltmei-sterschaft in einem afrikanischen Land statt. Unter dem Motto „Ke nako: Celebrate Africa‘s humanity“ – „Die Zeit ist gekommen: Feiert Afrikas Menschlichkeit!“ lädt Südafri-ka zum größten Fußballfest der Welt ein.

Südafrika ist ein sportbegeistertes Land. Allerdings ist der Gastge-

ber der WM 2010 nicht unbedingt für die Erfolge seiner Fußballna-tionalmannschaft mit dem Spitz-namen ‚Bafana Bafana‘ (die Jungs) bekannt. Zurzeit befindet sich die Auswahl auf Platz 90 der Weltrangli-ste. Sicherlich liegt diese Tatsache auch in der Geschichte Südafrikas begründet. Mit der Machtübernah-me der ehemaligen niederländi-schen und britischen Kolonien im Jahr 1910 wurde eine strikte Ras-sentrennung zwischen Schwarzen, Farbigen und Weißen eingeführt.

Erst nach vielen Jahren des Widerstands durch die Bevöl-kerung konnte die Apartheid Anfang der 90er Jahre überwunden werden.1991 fusionierten nun die ehemals rassisch getrennten Fußballverbände in die ‚South Af-rican Football Association’. Ein Jahr später wur-de Südafrika wieder in die FIFA aufgenommen. Ihren größten Erfolg feierte die National-elf 1996, als sie den Afrika-Cup gewann.Trotz der politischen Wende ist Fußball pri-mär ein Sport der schwarzen Bevölkerung. Vor allem in den so genannten Townships, den verarmten Wohngegenden der über-wiegend schwarzen oder farbigen Bevölke-

rung rund um die großen Städte, wachsen die Kinder mit dem beliebten Ballsport auf.

Die Weißen hingegen bevorzugen Rug-by oder Cricket. Dennoch ist Sport ein verbindendes Moment in der Geschich-te Südafrikas. Wenn die ‚Springboks’, die Rugbynationalmannschaft (amtierender Weltmeister) antreten, sind die Stadi-en meist bis auf den letzten Platz gefüllt.

Zudem hat das Team einen elementa-ren Schritt zur Versöhnung zwischen der

schwarzen und weißen Bevölkerung ge-leistet. „Bis heute ist im Land unvergessen, dass der farbige Präsident, Nelson Mande-la, dem südafrikanischen Rugbyteam 1995 zum Gewinn der Weltmeisterschaft gratu-liert hat“, erklärt Siegmar Schmidt, Profes-sor für Politikwissenschaft an der Universi-tät Koblenz, der lange in Südafrika gelebt und geforscht hat. „Mandela trug dabei ein Springboks-Trikot. Für die Südafrikaner war das ein unglaublich wichtiger Moment.“ Ähnlich große sportliche Erfolge kann auch die Cricketnationalmannschaft ‚Proteas’ vor-

Euphorie pur in Südafrika. Auch die Jüngsten fiebern der ersten Weltmeisterschaft auf dem schwarzen Kontinent entgegen.Foto: www.flickr.com

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Kurzinfos Südafrika:Name des Landes: Republik Südafrika (Republic of South Africa)

Bevölkerung: circa 49,3 Mio. Einwohner

Hauptstadt: Exekutive: PretoriaLegislative: KapstadtJudikative: Bloemfontein

Regierungssitz: Pretoria

Staatsform: Präsidialrepublik mit föderalen Elementen

Hauptstadt: Pretoria (ca. 1 Mio. Einwohner)

Fläche des Landes: 1.219.912 qkm (= 3,4 mal so groß wie Deutschland)

Klima: subtropisch bis mediterran

Staatsoberhaupt: Jacob Zuma

Provinzen: Eastern Cape, Free State, Gauteng, KwaZulu-Natal, Mpumalanga, Northern Cape, Limpopo, North-West-Province, Western Cape

Landessprachen: 11 offizielle Landessprachen: isiZulu (23,8%), isiXhosa (17,6%), Afrikaans (13,3%), sePedi (9,4%), Englisch (8,2%), seTswana (8,2%), seSotho (7,9%),xiTsonga (4,4%), siSwati (2,7%), tshiVenda (2,3%), isiNdebele (1,6%)

Nationaltag: 27. April („Freedom Day“; Tag der ersten freien Wahlen 1994)

Währung: Rand (100 Rand = circa 9,06 Euro)

weisen. Sie gehört zu den vier besten Teams der Welt. Auch Golf, Hockey oder Langstrek-kenlauf sind populäre Sportarten. Die klimati-schen Bedingungen machen es möglich, das gesamte Jahr hindurch im Freien aktiv zu sein.

Die Vielfalt Südafrikas zeigt sich aber nicht allein im Sport. Mit elf offiziellen Landesspra-chen ist es nach Indien das Land mit den mei-sten amtlichen Sprachen der Welt. Der ethni-sche Mix aus nativer schwarzer Bevölkerung und weißen sowie asiatischen Zuwanderern gibt der Regenbogennation ihren Beinamen.

Allerdings konnte sich durch die Geschich-te des Landes keine einheitliche Kultur ent-wickeln. Auch 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid sind ihre Folgen bis heute spürbar. So lebt ein großer Teil der schwarzen Mehr-heit noch immer in ärmlichen Verhältnissen.

Einer der herausragenden Persönlichkei-ten im Kampf gegen die Segregationspolitik der Regierung war Nelson Mandela. Als Füh-rer des ‚African National Congress’, der wich-tigsten Widerstandsbewegung der Schwar-zen, setzte er sich jahrzehntelang für die Gleichberechtigung der farbigen Bevölke-rung ein und ging dafür sogar für 27 Jahre ins Gefängnis. 1990 wurde er aus der Haft entlas-sen und vier Jahre später zum ersten farbigen Präsidenten Südafrikas gewählt. Für seinen Beitrag im Kampf gegen die Apartheid er-hielt Mandela 1993 den Friedensnobelpreis.

In seinem Streben nach Gerechtigkeit nahm auch der Sport eine besondere Rolle ein: „Sport has the power to change the world, the power to inspire, the power to unite people”, sagte er einst. „It is an instrument for peace.”In den kommenden Wochen wird Fußball wohl noch an Bedeutung gewinnen. Und vielleicht hat das Großereignis FIFA-WM eine ähnliche Wirkung zur Völkerverstän-digung wie die Rugby-WM vor 15 Jahren.

„Sport has the power to change the world, the po-wer to inspire, the power

to unite people.“

Page 14: SPORTAKUS Heft

LEIPZIG | SPORT

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Kicken fürs ImageSüdafrika-Kenner Carsten Simon über Chancen und Risiken der WM

Carsten Simon studierte, nach einer Ausbil-dung zum Reiseverkehrskaufmann, Geo- grafie mit dem Schwerpunkt Freizeit- und Tourismusgeografie. Er war bereits zwei-mal in Südafrika und lebte vom September 2008 bis März 2009 in Kapstadt. SPORTA-KUS-Redakteurin Juliane Gansera sprach mit dem 32-Jährigen über das Gastgeber-land der Fußballweltmeisterschaft.

Carsten, du hast lange in Kapstadt gelebt. Mit welchen Worten beschreibst du die Stadt?Kapstadt ist überragend! Es liegt wunder-schön am Meer, man kann Bergsteigen, Sur-fen – und die Parties sind super (lacht). Dazu ist das Preis-Leistungsverhältnis gigantisch.

Welche Bedeutung hat der Sport in der Stadt?Gerade Kapstadt legt Wert auf attraktive Kör-per und deshalb ist Sport dort sehr wichtig. Rugby und Cricket spielen die Weißen, Fuß-ball hauptsächlich die schwarze Bevölkerung. Ich habe eine Annonce ins Internet gestellt, dass ich gern Fußball spielen würde und be-kam sofort eine Reaktion. Ich trainierte zwar im Verein, eine Spielerlaubnis vom Verband habe ich aber leider nicht bekommen.

In der Presse wird vor den Risiken eines WM-Besuchs gewarnt. Sind diese Einschätzungen berechtigt oder ist es reine Panikmache?Während meiner Zeit habe ich nicht einmal Angst gehabt – auch nicht, wenn ich in den Townships (Wellblechdörfer der armen Bevöl-kerung, Anm. d. Red.) war. Hält man sich an die Regeln und meidet gewisse Gegenden, sind die Gefahren minimal.

Welche Regeln sind das?Man sollte nicht wie ein Christbaum herum

laufen und mit Bargeld hantieren, lieber mit der EC-Karte zahlen. Wird die gestohlen, muss man sie sofort sperren lassen, da man in Südafrika selten PINs verlangt. Wenn man sich verlaufen hat, eher im nächsten Café nachfragen als die Karte rauszuholen – und nachts fährt man am sichersten mit dem Taxi.

Welche Chancen bietet die WM dem Land?Es ist viel Geld in die Infra-struktur geflossen, die Stra-ßen entsprechen jetzt euro-

päischem Standard. Die Flughäfen wurden ebenfalls modernisiert. Zwischen Flughafen und Stadt gibt es teils auch Buslinien, wo-bei die alten Minibusse noch fahren: zwölf Leute dicht gedrängt, afrikanische Musik in voller Lautstärke, ein Marktschreier gibt die Stationen durch. Wenn du ganz hinten sitzt, gibst du dein Geld nach vorne und kannst dir sicher sein, dein Wechselgeld passend zurück zu bekommen. Auch wenn in allen Reisefüh-rern steht, dass man dieses Transportmittel nicht nutzen soll – ich hatte nie Probleme!

Glaubst du , dass die WM ein Erfolg wird?Die Weltmeisterschaft bietet der Wirtschaft enorme Chancen und bringt Geld ins Land, auch wenn durch ausländische Sponsoren die einheimische Wirtschaft teilweise ausge-schlossen wird. Zudem wird der Imagege-winn enorm sein. Die Südafrikaner sind sehr gastfreundlich und freuen sich riesig, den Touristen ihr Land vorstellen zu können.

Carsten Simon entspannt an der Küste Südafrikas. Foto: privat

INTERVIEW

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Von pRof. DR. VoLKeR SchüRmann

Jetzt ist es also tatsächlich schon vier Jahre her, das Sommermärchen. Okay, der letzte

Sommer ist gefühlt zwanzig Jahre her. Das ist ein ganz bitteres Thema. Aber das war damit nicht gemeint. Die Betonung lag auf Märchen, und damals, vor vier Jahren, ist es bei uns noch als Sommermärchen durchgegangen. Wurde seinerzeit zwar alles ein wenig arg „hochsteri-lisiert“, aber war ja tatsächlich auch sehr nett. Übrigens auch warm – aber das ist jetzt wieder das andere Thema. Vor allem war damals Klins-mann noch on the top. Ewig ist das her. Und seitdem ist irre viel passiert, nicht wahr!?

Diese Kabinenansprachen waren schon et-was strange; aber dann war er bei Bayern. Okay, es ist keine Schande, in München zu scheitern. Manche würden vielleicht sagen, es ist eine Auszeichnung. Aber egal jetzt. Kaum haben sie dort wieder Erfolg, blühen die Vergleiche. Van Bommel, unter Klinsmann nicht wirklich im Rennen, hat neulich so einen rausgehauen: Es gäbe eben Trainer, die hätten Ahnung, und andere. So beinahe wörtlich, jedenfalls deut-lich. Und jetzt hat der Hoeneß-Uli der Süddeut-schen Zeitung ein Interview gegeben – das ist so irre, das muss man mindestens zweimal lesen und reibt sich immer noch die Augen. Das muss man zitieren, sonst glaubt einem das niemand: „Ich frage mich auch heute noch: Ist das zeitgemäß? Diese Disziplin, die Essensre-geln, die Kleiderordnung. [...] Die ersten vier Trainer in der Tabelle der Bundesliga sind alles die Gleichen, jeder auf seine Art: van Gaal, Ma-gath, Schaaf, der ist ja auch ziemlich strikt, und Heynckes. Die haben das ganze Modell des Frei-laufen-lassens, das Modell der Klinsmanns und Rangnicks, ad absurdum geführt. [...] Das ist eine ganz bittere Erkenntnis … SZ: … die Ihnen nicht gefällt … Hoeneß: … weil die Fol-gerung daraus ist: dass der junge Mensch an-scheinend die harte Hand braucht. Wir haben hier nur einen Querschnitt der Gesellschaft.“

Was soll man davon halten? 1919 redete

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Harte Hand und lange Leine

KÖLNER

KOMMENTAR

SCHÜRMANNS

SCHATTEN

Coubertin davon, dass der Sportverein so et-was sei wie die Keimzelle der Demokratie. 1979 schwärmte Hans Lenk von Karl Adam, seinem überaus erfolgreichen Rudertrainer, und woll-te uns das Konzept des „mündigen Athleten“ schmackhaft machen. Erfolg und eine Kultur der Selbstbestimmung müssten sich auch im Sport nicht widersprechen, so die Botschaft. Umgekehrt aber drohe eine Kultur der Un-mündigen mittelfristig die Eigentümlichkeit des Sports zu zerstören. Und im Januar 2006, im Winter vor jenem Sommermärchen, formu-lierte es Terje Haakonsen, überaus erfolgrei-cher Snowboarder, auch im Interview mit der SZ, weitaus prosaischer als Coubertin, Lenk und andere das je getan hätten: „Ich will nicht das Schaf sein, das dem Rest der Herde folgt.“

War das alles bloß ein Traum? Von wegen Freiheit – Mündigkeit – Selbstbestimmung!? Alles bloß ein Missverständnis? Wird es jetzt Zeit, mit Uli Hoeneß realistisch zu werden? Macht die Demokratie in der Sphäre des Sports Urlaub? Weil es mit hart führender Hand er-folgreicher zugeht? Wird uns gerade dieses Erfolgsmodell auch außerhalb des Sports empfohlen? Wenn jetzt in Südafrika das Spek-takel beginnt, müssen so ernste Töne nicht aufdringlich werden, keine Sorge. Aber einen Seitenblick auf die Trainerstile – das ist man sei-nem Hoeneß doch jetzt schuldig, nicht wahr?! Sport – war das nicht ein Spiel in, und auch mit den Regeln!?

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Erst Aufstieg, dann AbschiedRB Leipzig souverän Oberligaerster – sportliche Führung muss gehen

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Von Stephan Lochen

Als RasenBallsport Leipzig am 2. Juli 2009 im Markranstädter Stadion am Bad die er-ste offizielle Pressekonferenz gab, war der Medienauflauf beeindruckend groß und das Ziel klar: Souveräner Aufstieg in die Regionalliga. Mit 26 Siegen aus 30 Spielen, bei „nur“ zwei Niederlagen und letztlich 22 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Budis-sa Bautzen wurde die Vorgabe scheinbar klar erfüllt.

Dennoch kam es nur einen Tag nach dem letzten Saisonspiel zum Paukenschlag:

Sowohl Trainer Tino Vogel und sein Assistent Lars Weißenberger als auch Sportdirektor Joachim Krug wurden von ihren Ämtern ent-bunden. „Trotz des Erfolges wollen wir neue Weichen stellen. Ich bin nicht ohne Zweifel, dass unsere Ziele mit dem bestehenden Se-tup zu erreichen sind“, lautet die schlichte Be-gründung von Red-Bull-Fußballchef Dietmar Beiersdorfer gegenüber der Presse.

Ähnlich entmachtet wurde im Januar be-reits Ex-Präsident Andreas Sadlo. Gute Arbeit, aber an einem gewissen Punkt würden die Ansichten auseinander treten, war auch da-mals der Grundtenor. Somit wurde fast die komplette Führungsriege nach nur einer Sai-son ausgetauscht. Nur der maximale Erfolg zählt, den brachte Vogel zwar in Form von Ergebnissen. Der Fußball ließ jedoch zu wün-schen übrig. Oft musste die individuelle Klas-se eines Nico Frommer oder Timo Rost die Ergebnisse gerade biegen. Kombinations-fluss und attraktiver Fußball blieben Mangel-ware – wie auch die schlüssigen Argumente des geschassten Trainers. Die gegnerischen Teams würden kaum mitspielen, zögen sich nur in die eigene Abwehr zurück, monierte Vogel des Öfteren nach schwachen Spielen.

Um die zukünftig rot-weißen Schalensitze der Red-Bull-Arena, welche am 24. Juli 2010 gegen den deutschen Vizemeister FC Schalke 04 offiziell umbenannt wird, mit tausenden fußballhungrigen Leipzigern zu bestücken, braucht es mehr als ergebnisorientiertes Ballgeschiebe. Auch deshalb wurden die Verträge vieler Spieler aufgelöst oder nicht verlängert.

Selbst etablierte Spieler wie Torjäger Christian Reimann und der profierfahre-ne Michael Lerchl haben keine Zukunft im Bullen-Kader. Spieler aus der Markranstäd-ter Mannschaft von 2009 erhalten ebenfalls keine neuen Verträge. „Dass viele ehemalige Markranstädter am Ende der Saison keinen neuen Kontrakt bekommen, war uns eigent-lich schon im letzten Sommer klar“, betont Sportstudent Robert Klauß, der nur gegen Halberstadt für acht Minuten stürmen durfte. „Trotzdem habe ich die Zeit genossen, denn bis auf die Spielklasse waren es Profibedin-gungen. Das Umfeld hatte schon das Niveau eines Zweitligisten.“

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Mit Joachim Krug (l.), Tino Vogel (m.) und Andreas Sadlo (r.) mussten drei Männer der ersten Stunde ihre Posten abgeben. Torwarttrainer Perry Bräutigam (2. v. r.) bleibt im Amt. Markus Egger (3. v. r.) arbeitet wieder in Salzburg, die Spieler Ingo Hertzsch und Thomas Klä-sener (2. u. 3. v. l.) sind feste Größen im Spielerkader.

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Als Fußballfan assoziiert man beim Anblick eines Stadions sofort den frenetischen

Gesang tausender Zuschauer, das rhyhtmi-sche Klatschen bei Eckbällen, den Geruch von Bratwurst und Bier. Das Leipziger Zen-tralstadion löste eher Gedanken an Tristess, Finanznot und Randale aus. Eine regelmäßig rappelvolle Schüssel wie zu etwaigen Län-derspielen schien ein Traum zu bleiben.

Mit dem Einstieg von Red Bull im Leipziger Fußball wurde diesem Traum wieder Leben eingehaucht. Von Retortenclub, Traditions-vernichter und see-lenlosem Millionärs-verein ist vielerorts noch immer die Rede. Wer so denkt, hat wohl das Träumen verlernt. Oder glaubt weiter an die Illusion, das es der 1. FC Lok oder der FC Sachsen Leipzig in naher Zukunft nach oben schaffen können. Der Weg der RasenBaller in Richtung Bundesliga ist noch weit, wird ga-rantiert mit Widerständen verbunden sein. Doch wer sich vor der Chance verschließt, die durch diesen Verein dem Sport, der Stadt und der Region gegeben werden, ist ein Tagträu-mer oder auch im Juni noch im Winterschlaf.

Früher kamen Top-Mannschaften wie Bayern München oder Borussia Dortmund in den Osten, um die Vereine zu sanieren, in dem sie die Stadien füllten und großzü-gig auf die Einnahmen verzichteten. Im Juli kommt der FC Schalke 04 um den nächsten Schritt einzuläuten – aus dem Zentralstadion wird die Red-Bull-Arena. Das Verkaufen des Stadionamens an finanzstarke Investoren ist längst Normalität. In Leipzig begreift das nicht jeder. „Traditionsbruch“, posaunen die Anhänger der Leipziger Erfolglos-Clubs.

Zum letzten Saison-spiel der Bullen gegen den FC Sachsen kamen

immerhin knapp 10. 000 Fans ins Stadion. Rund um das Sportforum bildeten sich lange Autoschlangen, die Parkmöglichkeiten wur-den rar. Ein gigantisches Gefühl – ein Stau wegen Fußball und der erste Hauch von Bun-desliga. Wenn es zukünftig 14-tägig in der Red Bull-Arena klatscht, Parkplätze voll sind und die Wirte sich genüssliche die Hände reiben, begreift vielleicht auch der Letzte, das dieses Projekt nur gut sein kann für Leipzig. Stephan Lochen

STANDPUNKT

Der Traum vom geliebten Stau

Kapitän Ingo Hertzsch feiert mit den Fans den Auf-stieg in die Regionalliga. Drei Weitere fehlen noch bis zur 1. Bundesliga. Foto: Sören Starke

Um auch sportlich dorthin zu kommen, verpflichtete RB mit Tom Geißler, Maximilian Watzka und Paul Schinke ambitionierte Kik-ker, die im Leipziger Fußball groß geworden sind. Junge, hungrige Identifikationsfiguren zu den erfahrenen Spielern um Ingo Hert-zsch, Thomas Kläsener und Co. sollen also für die Regionalligameisterschaft sorgen.

Davon ist auch Robert Klauß, der ab der kommenden Saison die RB-U14-betreuen wird, überzeugt: „Was hier in dem einen Jahr an Strukturen und Bedingungen geschaffen wurden, ist fantastisch. Für die RB-Verant-wortlichen in Salzburg ist Leipzig das Projekt Nummer eins. Jetzt gibt es keine Kompromis-se mehr und der Weg wird schnellstmöglich in die Bundesliga führen.“

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„Guter Fußball ohne Randale“ Die L.E. Bulls sind der erste Fanclub von RasenBallsport Leipzig

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Die Fangemeinde von RasenBallsport Leip-zig ist noch recht übersichtlich. Doch schon wenige Tage nach der Bekanntgabe des Einstiegs von Red Bull gründete sich mit den L.E. Bulls der erste offizielle Fanclub der Rot-Weißen. SPORTAKUS-Redakteur Marco Zimmermann sprach mit den Gründungs-mitgliedern Ronny Muhm und Felix von Keyserlingk.

Ronny und Felix, ihr seid RB-Fans der ersten Stunde. Wie kam es zur Gründung?Ronny: Als die Nachricht von der Gründung RB Leipzigs die Runde machte, entstand im In-ternet nach wenigen Tagen das erste Fanforum. Darin ließen rund 20 Leute ihrer Euphorie freien Lauf und schmiedeten die ersten vagen Fanclubpläne. Fünf davon – darunter Felix und ich, machten Nägel mit Köpfen und gründeten im Juni 2009 den ersten offiziellen Fanclub von RB Leipzig – die L.E. Bulls.

Mittlerweile gibt es weitere Fanclubs. Was ist das Besondere an den L.E. Bulls?Felix: Wir versuchen uns als der Hauptfan-club darzustellen. Zum einen achten wir auf die Einhaltung der Regeln und zum anderen wollen wir der aktive Spaßmacher sein.

Wie beschreibt man den typischen RB-Fan?Felix: Wir bestehen vor allem aus Fans, die zu-gezogen sind und somit weder mit Lok Leip-zig oder dem FC Sachsen verwurzelt sind. Ronny: Viele hatten einfach die Nase voll von der schlechten Fußballsituation in Leipzig. Wir wollen guten Fußball sehen, ohne Ran-dale oder Beschimpfungen und distanzieren

uns deshalb hundertprozentig von Gewalt und Rasissmus.

Wie unterteilt ihr die Mitgliedschaften?Felix: Der aktivste Fan ist der Supporter. Er ist bei jedem Spiel von RB dabei, sorgt für Stimmung und beteiligt sich an regelmäßi-gen Treffen des Fanclubs. Ein „normales“ Mit-glied outet sich als Sympathiebekunder des Vereins, ist aber eher der passive Fan, der von

auswärts kommt und nicht bei jedem Spiel anwesend ist.Ronny: Die dritte Gruppe bilden schließlich Familien und Jugendliche, die ein-fach guten Fußball sehen wollen.

Wo entstehen Choreographi-en für die Spiele?Ronny: In den verschieden Fanclubforen, hauptsäch-lich in unserem Forum, werden Fangesänge vorge-

schlagen und bei späteren Treffen wird die Umsetzung diskutiert. Anschließend kom-men wir in einer Kneipe zusammen, wo wir unsere Ideen in Form von Bannern, Doppel-haltern oder Fahnen umsetzen.

Wie sieht die Unterstützung seitens der Vereins-führung aus?Felix: Die Kooperation ist sehr eng. Wir tref-fen uns mindestens alle 14 Tage mit dem Fan-beauftragten, tauschen uns über Probleme aus und stellen neue Ideen vor.Ronny: Außerdem unterstützen sie uns bei der Akkreditierung und bei der Organisation von Bussen zur Fahrt zu Auswärtsspielen.

RB Leipzig ist zur Zielscheibe der Fans vom FC

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Ausgabe: Nr. 2 / Jahrgang 11 Juni 2010

Redaktionsschluss: 01. Juni 2010

Herausgeber:Projekt „Sport & Medien“Betreuer: Dr. Christian Hartmann

Jahnallee 59, 04109 Leipzig oderPoststelle Sportwissenschaftliche Fakultät,Postfach 44.

Mail: [email protected]

Internet: www.sportakus-online.de www.sportakus-online.de/symposium/

Telefon: 0341 - 97 31 684 (Redaktion)

Druck: Merkur Druck- und Kopierzentrum, Hauptmannstraße 4, 04109 Leipzig

Chefredaktion:Stephan Lochen

Layout: Alexander Fugmann

Autoren & Mitarbeiter:Marcus Berger, Hannes Delto, Tobias Dutschke, Alexander Fugmann, Juliane Gansera, Johanna Heß, Nico Jekov, Jana Kasper, Ina Oschmann, Katharina Rank, Benedict Rehbein, René Sarosi, Stefan Schulz, Prof. Dr. Volker Schürmann, Anika Schwager, Martin Sturm, Anika Wegner, Wibke Wilkens, Sebastian Würfel (sewu), Marco Zim-mermann

Anmerkung:Alle Rechte und Irrtümer vorbehalten. Die Zeit-schrift und die in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Material keine Ge-währ. Die Redaktion behält sich bei der Veröf-fentlichung von Zuschriften das Recht sinnwah-rer Kürzungen vor.

Lok und Sachsen Leipzig geworden. Wurdet ihr schon von anderen Fan-gruppen bedroht?Felix: Es gibt immer gewaltbereite Fans bei Auswärtsspielen, dabei ist aber nie etwas pas-siert. Außerdem gab es einige Bedrohungen im Internet, die sich aber alle als haltlos her-ausstellten. Ronny: Wir praktizie-ren eine bewusste De-eskalationsstrategie. Wir versuchen weder verbal zu provozieren noch laufen wir nach Siegen jubelnd durch die Stadt und lassen uns feiern.

Habt ihr direkten Kontakt zu Spielern?Bei unseren Treffen haben wir die Möglichkeit,

Jubeln über den Aufstieg in die Regionalliga: Die Fans des Fanclubs L.E. Bulls unter-stützen ihre Mannschaft bei jedem Spiel lautstark. Foto: L.E. Bulls

unseren Wunschspieler einzuladen und ihn in zwei Stunden mit sportlichen und privaten Fragen zu löchern. Auch nach den Punktspie-len sind sie immer für ein kurzes Gespräch zu haben.

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„Haben eine Dolmetscherfunktion“Fanprojekt sieht sich als Vermittler zwischen Fans und Behörden

Ausschreitungen in der Kurve, Krawalle nach den Spielen – Gewalt im Fußball ist nichts Unbekanntes in Leipzig. Um diesem Gewaltproblem entgegen zu wirken, wurde 1993 die Koordinationsstelle Fanprojekte eingerichtet.

Ihre Aufgabe besteht da-rin, sozialpädagogisch

arbeitende Fanprojekte inhaltlich zu begleiten, zu koordinieren und bei der Einrichtung weiterer Projekte mitzuwirken. Als Arbeitsgrundlage dient das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“. In diesem Konzept wird der organisatorische Rah-men der Jugendsozialar-beit im Bereich Fußball abgesteckt. In Deutsch-land gibt es mittlerweile 42 Standorte mit insgesamt 47 Fanszenen.

Fanprojekte entstehen primär in Städten mit Fußballerst- und -zweitligisten, aber auch dort, wo es auffällige Fangruppen gibt, die betreut werden müssen. Leipzig ist durch die drei Fanszenen der Vereine 1. FC Lokomoti-ve Leipzig, FC Sachsen Leipzig und der BSG Chemie Leipzig ein Brennpunkt. Mit den Fans von RasenBallsport Leipzig etabliert sich zu-nehmend eine vierte Fangemeinschaft.

Das Projekt wird per Drittelfinanzierung durch die Stadt Leipzig, das Land Sachsen und den Deutschen Fußballbund finanziert. Das Geld erfüllt organisatorische und sozi-alpädagogische Zwecke. Neben den Miet-kosten der Standorte werden die Fahrten zu Auswärtsspielen finanziert, Fanturniere ver-anstaltet, Choreografien unterstützt und ein vielfältiges Sportangebot bereitgestellt.

Um den Fans ein vertrautes Umfeld bzw. eine zweite Heimat zu ermöglichen, arbeiten in Leipzig insgesamt fünf hauptamtliche Mit-arbeiter (zwei für Lok Leipzig, zwei für Sach-sen Leipzig und einer für Chemie Leipzig). Das Fanprojekt selbst soll als neutrale Dreh-

punkteinrichtung für Jugendliche dienen. Es sieht sich als Vermittler zwi-schen Fans und Be-hörden. Die Kern-schwerpunkte der Arbeit bestehen in Gewaltprävention und Eindämmung des Rechtsextre-mismus. „Ziel muss es sein, Jugendliche vom rechten Rand wegzuholen. Wer rechtsextremes Ge-

dankengut hegt, wird ausgeschlossen“, be-tont Fan-Projektleiter Udo Überschär.

Das Fanprojekt steht zudem im ständigen Kontakt mit Polizei und Stadt. Dadurch soll gegenseitiges Verständnis gefördert und das Gewaltpotenzial reduziert werden. „Den Jugendlichen soll erklärt werden, warum bestimmte Normen und Regeln eingehalten werden müssen. Den Behörden wollen wir die Sprache der Fußballfans nahe bringen“, erklärt Christian Zomack, Betreuer der Fan-szene von Sachsen Leipzig. Die Zusammen-arbeit zwischen den Vereinen bezeichnen die Verantwortlichen des Fanprojektes als gut. Sie dürfen an Sicherheitsberatungen teilnehmen und die Interessen der Fans zum Ausdruck bringen. Das Fanprojekt zeigt, dass trotz der großen Rivalität der Leipziger Tradi-tionsvereine ein Miteinander möglich ist.

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Udo Überschär (l.) und Christan Zomack setzen sich gememeinsam für Leipziger Fans ein und wollen so Gewalt verhindern. Foto: Marco Zimmermann

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Manuela Röder studierte von 1995 bis 2000 Betriebswirtschaftslehre an der Tech-nischen Universität Dresden bevor sie 2002 an der Sportwissenschaftlichen Fakultät ein Sportma-nagementstu-dium begann. Nach ihrem S t u d i e n a b -schluss 2006 arbeitete die 33-Jährige in der Medica-Klinik als Assi-stentin der Ge-schäftsleitung. Später war sie dann für die Leitung der Institute für Sportmedizin sowie Ergono-mie und Prä-vention verant-wortlich. Seit November 2009 leitet sie nun das Sport- und Gesundheitszentrum Angerbrücke.

Frau Röder, was verbirgt sich im neu eröffneten Sport- und Gesundheitszentrum?

Wir haben vier Behand-lungsräume für die Physio-therapie, einen Raum für die Logopädie, einen Trainings- sowie einen Gruppenraum und einen Dia-gnostikraum. Außerdem gibt es ein Bewe-gungsbecken und den einzigen Höhenraum in ganz Sachsen.

Welche Angebote gibt es?Neben den therapeutischen Möglich-

keiten liegt unser Fokus auf dem Höhen-

training, der Leistungsdiagnostik und der Prävention. Wir bieten verschiedene Kurse an: von Bewegungs- und Ernährungskursen bis zu Entspannungsverfahren und Sucht-

entwöhnung. Ein weiterer S chwer punkt ist die betrieb-liche Gesund-heitsförderung.

Welche Ziel-gruppen sollen erreicht wer-den?

Das Höhen-training ist vor allem für Leis-tungs- sowie B e r g s p o r t l e r i n t e r e s s a n t . Bei uns trai-

nierten bereits Sprinter Thomas Blaschek, Bob-

fahrerin Romy Logsch, die Handballerinnen vom HC Leipzig und Speerwerfer Tino Häber. Außerdem nutzen ambitionierte Freizeit-sportler sowie Abnehmwillige den Vorteil der künstlichen Hypoxie sowie das medizini-

sche Fitnesstraining. Rezept-patienten trainieren haupt-sächlich auf der Trainingsflä-che und im Bewegungsbad.

Was macht das Zentrum für Studenten reiz-voll?

Sehr gerne betreuen wir Praktikanten aus der Sportwissenschaft. Die Schwerpunkte der Studenten sollten im Bereich Prävention, Gesundheitsmanagement oder Sportmedi-zin liegen. GeSpRäch: maRtin StuRm

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Manuela Röder erklärt den beiden Spitzenathleten im Zweier-Canadier, Frank Henze (l.) und David Schöder, das Training in der Höhenkammer. Foto: Martin Sturm

INTERVIEW

Kurz und knapp vorgestelltGesundheitszentrum Angerbrücke betreut Leipzigs Top-Sportler

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Sportmisere in LeipzigDie unendliche Geschichte oder...

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Von WibKe WiLKenS

Der Film-Klassiker „Die unendliche Ge-schichte“ besteht aus drei Teilen. Was die Basketballerinnen der BBVL Eagles und die Eishockeyspieler der Blue Lions Leipzig angeht, befinden diese sich in diesem Jahr zumindest schon bei Teil zwei. Da man aber Teil eins kennen muss, um Teil zwei zu ver-stehen, zunächst ein kurzer Rückblick:

Fast genau vor einem Jahr meldete die Betreiber-

gesellschaft der Blue Lions Leipzig, die Sport und Kunst Marketing Agentur (SKM GmbH), Insolvenz an (SPOR-TAKUS berichtete). Nach-dem der Zwangsabstieg aus der Regionalliga durch den Verzicht auf die Play Offs verhindert und das gesamte Personal der Geschäftsstelle entlassen wurde, sollte es unter neuer Führung (Betrei-bergesellschaft des Leipziger Eishockeysport mbh zusam-men mit der Leipziger Eisho-ckey-Gemeinschaft) wirtschaftlich solide in die Saison 2009/2010 gehen.

Auch bei den Frauen des Bundesligateams der BBVL Eagles lag vor einem Jahr einiges im Argen. Hier hatte man zwar die finanziellen Dinge im Griff, jedoch reichte die sportliche Leistung nicht aus, um den Verbleib in der Eliteklasse zu sichern. Nachdem das Konzept für Liga zwei bereits stand, blieb man durch eine Hintertür (finanzielle Misere anderer Mannschaften) in der obersten Spielklasse.

Soweit die Ausgangssituation. Und nun zur Frage, wieso es überhaupt einen zweiten Teil dieser unendlichen Geschichte geben muss.

„Stressfrei die Saison erleben“, wünschte sich BBVL-Präsidentin Monika Seidel vor der Saison 2009/2010. Aber das war ihr auch in dieser Spielzeit nicht vergönnt. Dabei sah zu-nächst alles positiv aus. Coach Raymond In-gram hatte ein schlagkräftiges Team geformt und mit der 24-jährigen Amerikanerin Car-men Guzman eine, aus Collegezeiten hoch-dekorierte, Aufbauspielerin in den eigenen Reihen, die zukünftig das Team der Eagles

führen sollte. Dieser Plan ging auf. Zu-

mindest bis Dezember. „An einem Montag habe ich er-fahren, dass man mich nicht mehr bezahlen kann. Freitag ging’s schon in Richtung Hei-mat“, erklärte Guzman, bis dahin Topscorerin der Liga, traurig gegenüber der loka-len Presse ihren plötzlichen Weggang von den Eagles.

Trotz Abstieg weiter Liga eins

Zwei Sponsoren hatten sich zurückgezogen und was nun

folgte, waren engagierte Rettungsversuche von Mannschaft und Vorstand, um das Sai-sonziel Klassenerhalt noch zu erreichen. Mit Amy Sanders fand man eine Verstärkung, die ohne Gehalt den Rest der Saison bestritt. Seidel betrieb Sponsorenakquise und orga-nisierte mit Hilfe des Handball Clubs Leipzig (HCL) ein Benefizspiel der HCL-Damen gegen die Eagles. Da die Präsidentin auch künstle-risch begabt ist, gestaltete sie Porträts der Spielerinnen, die dann versteigert wurden.

Auch wenn die Benefizaktion auf weniger Resonanz stieß als gehofft, schafften es die Eagles, die schlechte finanzielle Situation zu

Topscorer und Hoffnungsträger Car-men Guzman konnte nicht mehr be-zahlt werden. Foto: BBVL

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… machen fehlende Sponsoren sportliche Leistungen wertlos?

verbessern. Sportlich gelang dies jedoch nicht. Wie schon in der letzten Saison stand die Mann-schaft am Ende, mit fünf Siegen und 17 Niederlagen, als Absteiger aus Liga eins fest. „Das Team hat nie zu Konstanz und der nötigen Ruhe gefunden“, analysiert Trainer Ingram, der den Verein, wie nahe-zu alle Leistungsträgerinnen, nach der Saison verlässt.

Dennoch sieht die Zukunft der Adler positiv aus: Sie bleiben er-neut durch die Hintertür (diesmal: kein gestellter Lizenzantrag aus der Südstaffel) im Basketball Ober-haus. Mit dem 34-jährigen Steffen Merker, ehemals Landestrainer Brandenburgs und Regionalliga-trainer der Frauen des USV Pots-dam, wurde außerdem ein junger, engagier-ter Coach verpflichtet, der das Unternehmen Klassenerhalt in der nächsten Saison schaffen soll, so dass allen Beteiligten der dritte Teil der unendlichen Geschichte erspart bleibt.

Sportlich top, finanziell flop

Bei den Blue Lions Leipzig stellt sich die Situation ein wenig anders dar: Sportlich gesehen kann man ihnen nichts vorwerfen. Sie gewannen 30 Spiele in Folge mit 250: 59 Toren in der Regionalliga und schlossen die Saison als souveräner Tabellenführer ab. Aber was nützen sportliche Höchstleistungen, wenn diese wirtschaftlich kaum tragbar sind?Schon seit Beginn der Saison befanden sich die Blue Lions durch eine überteuerte Mann-schaft und hohe Betriebskosten für die Eis-halle an der Alten Messe in einer finanziell angeschlagenen Situation.

Obwohl noch Ende Januar eine neue Ver-

marktungsagentur als Partner präsen-tiert wurde und ein Sanierungskonzept vorlag, musste kurze Zeit später erneut Insolvenz beantragt werden. Das Chaos hinter den Kulissen war wohl einer der Hauptgründe dafür. „Wir wollten uns mit neuen Gesellschaf-tern und frischem Geld sanieren. Aber einige alte Gesell-schafter schossen quer. Das waren se-riöse Geschäftsleu-te, denen ist bei so

etwas die Lust vergangen“, beschwerte sich Geschäftsführer René Franke in der Presse.

Wie die Zukunft aussehen wird, ist mehr als fraglich. Die Mannschaft bleibt, anders als in der Vorsaison, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zusammen und nachdem das Gelände auf der Alten Messe verkauft wurde, wird auch die dortige Spielhalle der Blue Lions 2011 abgerissen. Die nächste wettkampf-fähige Eishalle befindet sich in Grimma, wo auch schon einige der talentierten Nach-wuchsspieler eine neue sportliche Heimat gefunden haben. Allem Anschein nach hat die Unendliche Geschichte des Leipziger Eis-hockeys vorerst ein Ende gefunden. Wenn auch kein Gutes.

Lizenz bleibt offen

Größere Lizenzprobleme haben dagegen die Handballer von Concordia Delitzsch. Für das Ziel, sich nach der Saison 2010/2011 für

Ein Jahr nachdem der SPORTAKUS über die große Leipzger Sportkrise berichte-tet, stehen wieder einige Vereine mit dem Rücken zur Wand Foto: SPORTAKUS-Titelbild Mai 2009

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die eingleisige zweite Bundesliga zu qualifi-zieren, fehlten 250.000 Euro. Hinzu kamen, auf Grund von Altlasten, Zahlungsschwierig-keiten, unter anderem bei Spielergehältern, so dass selbst der Spielbetrieb der aktuellen Saison kurzzeitig auf der Kippe stand.

Nachdem die Stadt Delitzsch eine Bürg-schaft über oben genannten Betrag abge-lehnt hat, gelang es dem Verein, durch einen Spendenaufruf unter Fans und Unterstützern, den Spiel-betrieb auf-recht zu er-halten und a u ß e r d e m 17 Unter-nehmen und Pr ivat leute als Bürgen zu gewin-nen. Doch der Deut-sche Hand-ball Bund e n t s c h i e d , C o n c o r d i a Delitzsch auf Grund eines nicht ausrei-chend ge-deckten Etats keine Lizenz für die kommende Zweitliga Saison zu erteilen. Plötzlich lenkte die Stadt Delitzsch doch ein und gewährte dem Verein ein Darlehen über 300.000 Euro.Daraufhin reichte Concordia Delitzsch Be-schwerde gegen den Lizenzentzug ein. Re-daktionsschluss war jedoch noch nicht klar, ob die Delitzscher im zweiten Anlauf die Li-zenz erhalten.

„Welle der Hilfsbereitschaft“

Dass ein finanzieller Engpass bei der Spit-zenmannschaft nicht sofort die Insolvenz des gesamten Vereins nach sich ziehen muss, zeigt sich am Beispiel der Zweitligavolleybal-ler der L.E. Volleys. Nach einem Sponsoren-rückzug fehlte ihnen bis vor Kurzem noch die

Hälfte des Etats (circa 25.000 Euro), um eine erneute Zweitliga-Saison ohne finanzielle Ri-siken durchspielen zu können.

Zwar gibt es in der zweiten Liga noch kein wirtschaftliches Lizenzverfahren, das heißt, der Antrag hängt nicht von der finanziellen Situation des Vereins ab, jedoch „wurde die letzte Saison mit einem Mini-Etat absolviert, der vor allem zu Lasten der Spieler ging. Dies kann und möchte der Vorstand so nicht

w i e d e r h o l e n “, erklärt Präsident Manfred Wiesin-ger gegenüber den lokalen Me-dien.

Im Ernstfall wäre der Spiel-betrieb des Ver-eins normal wei-tergelaufen, nur eben ohne die Meldung einer Zweitligamann-schaft. Nach Bekanntwerden der Probleme und einer, laut Wiesinger, „über-w ä l t i g e n d e n

Welle der Hilfsbereitschaft“, ist mittlerweile der Etat für die kommende Zweitliga-Saison gesichert und die Volleyballtradition in Leip-zig kann fortgesetzt werden. Mit Platz vier schaffte die junge Mannschaft ein akzepta-bles Ergebnis und will in der neuen Saison um die Tabllenspitze mitspielen.

Ein Ende in Sicht?

Abschließend bleibt festzuhalten: Fehlende Sponsoren machen sportliche Leistungen zwar nicht wertlos, jedoch mehr oder we- niger nutzlos im finanziell anspruchsvollen Profisportgeschäft. Es bleibt zu hoffen, dass die unendliche Geschichte hier ein Ende fin-det und keine weiteren Fortsetzungen ge- plant sind.

Die L.E. Volleys haben zweifachen Grund zum Jubeln: Sportlich mit Platz vier die Erwartungen erfüllt und durch überwätigende Hilfe die Lizenz gesichert. Foto: Inga Bezold

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LEIPZIG | SPORT

Trotz Weltcupverlust auf gutem WegFecht-EM im Juli soll die Arena füllen

Vom 17. bis 22. Juli kämpfen in der Leipziger Arena mehr als 30 Nationen um die Europa-meistertitel im Fechten. Karin Strauch vom Organisationskomitee stand dem SPORTA-KUS Rede und Antwort.

Die Fecht-EM wirft ihren Schatten voraus. Frau Strauch, was erwarten Sie bzw. Leipzig sich von diesem Turnier?

Diese EM ist eines der wenigen sportlichen Highlights in Leipzig, bei dem in einer olym-pischen Sportart die Finalkämpfe auch hier ausgetragen werden. Neben dem sportlichen Stellenwert gilt der große Werbeeffekt. Euro-paweit werden Fernsehsender live berichten, ARD und ZDF übertragen die Finalkämpfe. Mit fast 1000 Aktiven, Betreuern und Offizi-ellen aus mehr als 30 Nationen erwarten wir auch volle Hotelzimmer und Gäste, die am Abend bei tollem Wetter die Leipziger Innen-stadt füllen – und hoffentlich so begeistert sind, dass sie wieder kommen.

Nennen Sie uns drei Gründe, die Wettkämpfe in der Arena zu besuchen!

Erstens: Weil man in der Arena ganz deut-lich „Fechten fühlen“ kann. Zweitens: Weil man viele deutsche Sieger bei spannenden Kämpfen sehen wird. Drittens: Weil die Leip-ziger einfach sportbegeistert sind.

Auch Fechten kämpft vor allem um jüngere Zu-schauer. „Fechten fühlen“ ist das Motto, auch ein eigener YouTube-Videokanal soll helfen. Wie kamen Sie auf die Idee?

Die Idee des TV-Spots und auch die Plakat-gestaltung verdanken wir den Studierenden

der Medienakademie Berlin. In einem nur vierwöchigen Projekt haben sie die vier bes-ten deutschen Fechter in einer ganz anderen Rolle dargestellt, z.B. beim Gang ins Tattoo-studio. Fechten ist eine „alte“ Sportart – aber sehr aufgeschlossen.

Die Fecht-EM kommt, der Weltcup dagegen ist verloren gegangen. Fehlt Leipzig die Lobby?

Um qualitativ hochwertige Sportveranstal-tungen durchzuführen, sind gute Kontakte zu nationalen und internationalen Verbänden erforderlich. Begeisterten Nachwuchs gibt es immer dort, wo es Vorbilder gibt. Dafür lohnt sich Lobbyarbeit. Vielleicht hat man in Leip-zig in den letzten Jahren hier zu wenig getan und die Chancen nicht offensiv genutzt. Auf der anderen Seite ist das Geld auch in Leip-zig knapp. Vorbereitung und Durchführung der gesamten EM liegen in den Händen eines kleinen Vereins und von Ehrenamtlichen. Da ist klar, dass dann kaum jemand das Risiko der Durchführung einer Sportgroßveranstal-tung eingehen will.

Was passiert nach 2010 mit Fechten in Leipzig?

Da wir eine gute Lobby beim Deutschen Fechterbund, DFB, haben, sind die Ziele für die nächsten Jahre klar abgesteckt: Intensive Nachwuchsarbeit, Ausrichten eines Junioren-Weltcups. Ein großes Ziel, bei dem uns der DFB unterstützen will, ist zudem die Einrich-tung eines Bundesstützpunktes Nachwuchs in Leipzig. Die Mitgliederzahlen der säch-sischen Fechter haben sich in den letzten drei Jahren fast verdoppelt. Ich glaube, die Fechter sind auf dem richtigen Weg.

GeSpRäch: beneDict Rehbein

„Die Leipziger sind ein-fach sportbegeistert.“

„Die Chance wurde nicht offensiv genutzt!“

INTERVIEW

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Der Weg nach oben hat begonnenDie Handballer des SC DHfK Leipzig feiern Aufstieg in Liga drei

Von ina oSchmann

Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben in dieser Saison alles gegeben und alles ge-wonnen. Bereits drei Spieltage vor Saisonende stand die Mannschaft von Trainer Sven Strübin als Sach-senmeister fest. Doch das soll nur der erste Schritt gewesen sein zu einem großen Ziel – Bundesligahandball in der Messestadt. Wenn die Leistungen so bleiben, kein unrealistisches Ziel.

Ungeschlagen marschierte das Team durch die Oberliga Sachsen

(vierte Liga) und musste lediglich ei-nen Punkt an die HSG Freiberg abge-ben, als es zwei Tage vor Saisonende „nur“ 29:29 unentschieden spielte.

Im Endspiel um den HVS-Molten-Pokal in Döbeln traf der SC DHfK dann erneut auf die Freiberger. Bereits vor dem Spiel zeigte sich der erst 26-jährige Trainer zuversichtlich: „Ich denke, wenn man im Fi-nale steht, will man auch gewinnen. Dazu kommt, dass wir bei der HSG bisher unseren einzigen Punktverlust erlitten haben. Wir

wollen unbedingt noch einmal zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind.“ Der Coach forderte eine erhebliche Leistungssteigerung gegenüber dem Ligarückspiel. Seine Truppe setzte die Vorgabe konsequent um und do-minierte die Partie von Beginn an. Sie gaben die Führung nie aus der Hand und sicherten sich mit 30:21 (11:9) erfolgreich den Landes-Pokal und damit das angestrebte Double.

Lange konnte sich die Mannschaft nicht auf den Erfolgen ausruhen. Denn bereits

eine Woche später ging es in der Relegati-on um den Aufstieg in die neugegründete dritte Liga. Wie erwartet wurden es zwei enge Spiele gegen den SV Oebisfelde 1895, Landesmeister der Oberliga Sachsen-Anhalt.

Denn es trafen nicht nur zwei Landesmeister aufeinander, sondern auch die Gewinner bei-der Landespokale. Im Vorfeld der Relegation war der Trainer der Leipziger guter Dinge: „Die Stimmung könnte nicht besser sein. Wir haben den Oberligatitel geholt und sind Sachsen-Pokalsieger geworden. Nun ist jeder in der Mannschaft heiß, auch den dritten ‚Ti-tel‘ zu gewinnen – und damit den Aufstieg klar zu machen!“ Trotz der 27:30-Hinspiel-pleite in Oebisfelde, starteten die Handbal-ler des SC DHfK motiviert in das Rückspiel gegen den Meister aus Sachsen-Anhalt. Vor heimischer Kulisse sollte der Drei-Tore-Rück-stand aufgeholt werden. Mit dem Zuschauer-rekord der Saison von 1450 Zuschauern in der Ernst-Grube-Halle war das Spiel am 9. Mai fast ausverkauft. Die „Grubehölle“ bebte, als die Fans der Grün-Weißen ihre Mannschaft zu Höchstleistungen klatschten und schrien.

Oebisfelde spielte in der ersten Halbzeit,

Trainer Sven Strübin schwört seine Mannschaft ein – erfolgreich, denn mit dem Pokalsieg und Aufstieg wurde alles abgeräumt. Foto: Dietmar Möritz

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„Wir sind für die neue Saison gut gerüstet.“

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mit dem Hinspielsieg im Rücken, sehr selbst-bewusst auf. DHfK-Torhüter Michael Galia zeigte sich jedoch in Bestform und machte selbst „hundertprozentige“ Chancen des Gegners zunichte. Der Tscheche überzeugte mit einer unglaublichen Leistung und gab dem Team somit neues Selbstvertrauen. Auch Maik Wolf trug mit seinen acht ver-wandelten Siebenmetern dazu bei. Trotz der Roten Karte für Jan Jungandreas sicherte sich der SC DHfK, mit einem Ergebnis von 26:20 (13:9), den Aufstieg. Anschließend wurden sie von ihren Fans fre-netisch gefeiert und setzten die gemein-same Party auf dem Sportcampus bis spät in die Nacht fort.

Der Aufstieg in die Regionalliga bzw. dritte Bundesliga ist also perfekt, aber ist der Ver-ein auch dieser Herausforderung gewach-sen? Was das Spielerische angeht, ist sich Strübin sicher: „Eine Vorbereitung beginnt ja nicht erst drei Wochen vorher, sondern man versucht als Trainer langfristig zu planen. Ich denke, wir sind gut gerüstet für die neue Spielklasse. Vor allem im athletischen Bereich sind die Spieler in einer hervorragenden Ver-fassung.“

P r i m ä r e s Ziel der neuen Saison ist der Klassenerhalt. „Wenn jeder die richtige Einstel-lung mitbringt und zu 100 pro-zentig davon überzeugt ist, dass wir das schaffen, dann bin ich auch zuversichtlich“, nickt der 26-Jäh-rige. Auch Jacob Schlichter, Linksaußen der Mannschaft, ist optimistisch: „Was ich hier als aktiver Sport-ler im Umfeld dieses Vereins erlebe und was da alles aufgezogen wird, ist gigantisch. Wir

können uns jederzeit melden, wenn wir et-was brauchen. Von daher sehe ich keine Pro-bleme, unsere sportlichen Ziele zu erreichen.“

Um die Klasse zu halten, hat die Vereins-führung bereits für prominente und pro-fessionelle Unterstützung gesorgt. Wieland Schmidt, in den 70er und 80er Jahren einer der besten Handballtorhüter weltweit, agiert in der kommenden Saison als Co-Trainer.

Doch bereits vor dieser Verpflichtung ge-lang dem SC DHfK ein Supercoup. Kein gerin-gerer als Handballikone Stefan Kretzschmar

arbeitet seit Dezem-ber 2009 ehrenamt-lich als Mitglied im Aufsichtsrat des Ver-

eins. Der ehemalige Nationalspieler und Ex-Sportdirektor des SC Magdeburg ist in Leip-zig geboren worden und aufgewachsen. Er will nun dafür sorgen, dass die Grün-Weißen auch bald ganz oben mitmischen können. So fieberte auch er im entscheidenden Relegati-onsspiel mit und äußerte sich anschließend im Leipzig-Fernsehen über die Zukunftsaus-sichten des Vereins: „ Man muss die Eupho-rie am Kochen halten und den Leipzigern auch in Zukunft was bieten. Jetzt haben wir zwar den Aufstieg geschafft, aber das nützt

alles nichts, wenn man nächstes Jahr wieder gegen den Abstieg spielt. Das geht natürlich al-les mit wirtschaft-lichen Mitteln ein-her. Wir müssen Geld einsammeln und Gespräche mit potenziellen Part-nern führen, um neue Spieler holen zu können, somit die Qualität zu ver-bessern und dann

auch weiter aufzusteigen.“ Denn Eines ist klar: Der Aufstieg in die dritte Liga soll nur ein Teilschritt gewesen sein auf dem Weg in die erste Bundesliga.

Vor voller Kulisse donnert DHfK-Linsaußen Jakob Schlichter den Ball aufs Tor – und wirft sein Team in Liga drei. Foto: Dietmar Möritz

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„Man muss die Euphorie am Kochen halten!“

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Vom Diskusring in den Schlitten Romy Logsch als Besonderheit im LVZ-Projekt „12-4-12“

Bis 2007 kämpfte Romy Logsch noch als Di-kuswerferin um einen Platz im deutschen Leichtathletikteam und kam dann eher zufällig zum Bobsport. Als An-schieberin von Cathleen Mar-tini stieß sie in die Weltklasse vor. Bei den Olympischen Win-terspielen 2010 in Vancou-ver verhinderte ein schwerer Sturz, bei dem sie sich eine Fraktur des linken Sprungge-lenks zuzog, die erhoffte Me-daille. SPORTAKUS-Redakteur Martin Sturm sprach mit der 28-Jährigen.

Romy, wie geht es Dir nach der Verletzung?

Dem Fuß geht es schon bes-ser. Ich merke die Fortschritte. Er ist noch nicht wieder so wie vorher, aber ich bin op-timistisch.

Nach dem Sturz hast du gesagt: „Jetzt bin ich eine richtige Bobfahrerin.“ Wie hast du die Situ-ation des Sturzes mittlerweile verarbeitet?

Ich habe vor Kurzem die Videos wieder gesehen. Es ist schon komisch. Jedoch ist es wichtiger für Cathleen (Martini, ihre Pilotin Anm. d. Red.) das zu verarbeiten, um nächste Saison wieder unbeschwert an den Lenksei-len agieren zu können. Ich sehe es relativ ent-spannt und konzentriere mich auf die Reha.

Wie enttäuscht warst du nach dem Sturz?Nur wenige Tage zuvor war ein georgischer

Rodler auf der Bahn tödlich verunglückt. Da-durch überwog die Erleichterung, dass bis auf den Knöchel nichts weiter kaputt war. Wären wir runtergekommen und Vierter ge-worden, wäre die Enttäuschung größer ge-wesen. So hatten wir mehr mit unseren Bles-

suren zu tun. Natürlich kam am Anfang kurz der Gedanke: „Mist, das war´s jetzt!“

Waren die Sicherheitsstandards für die anspruchsvolle Strecke angemessen?

Ich bin „nur“ die Bremserin und will mir kein Urteil anma-ßen. Ab dem Moment, in dem der Pilot alles im Griff hat, macht es Riesenspaß, mit 147km/h un-terwegs zu sein. Aber von 20 Teams gab es vielleicht zwei, die die Strecke beherrscht ha-ben. Es kann nicht der Sinn von Olympia sein, zu hoffen, heil unten anzukommen. Die Ver-bände sollten versuchen, das Ego zurückzustecken und wie-

der für den Sport arbeiten. Sie sollten faire Bedingungen schaffen, dass auch nicht ganz so starke Nationen guten Gewissens unten ankommen.

Welche Erfahrungen kannst du trotz alledem von Olympia 2010 mitnehmen?

Wie für jeden Sportler, ist es auch für mich das Größte – trotz des Unfalls. Wir hatten eine Medienpräsenz, die nur Gold hätte toppen können. Es ist ein Kapitel in meinem Leben, das ich nicht missen möchte.

Wie bist du, als Flachländerin aus Riesa bzw. Leipzig, zum Bobsport gekommen?

Es war eher Zufall. Franka Dietzsch (ehe-malige deutsche Dikusweltmeisterin, Anm. d. Red.), eine gute Freundin, wusste um meine schlechte Situation 2006. Es gab keine realis-tische Perspektive für die Olympischen Spiele in Peking. Sie war im Vorbereitungslager mit dem nationalen Leichtathletikkader in Kien-baum, genauso wie die Bobfahrerinnen.

Romy Logsch ist bereits Welt- und Europameisterin. Foto: Hans-Jürgen Gruner

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Die zweite Anschieberin von Sandra Kiriasis war verletzt und sie fragte Franka, ob es je-manden aus dem Leichtathletikbereich gibt, der ersatzweise einspringt. Als Franka mir das erzählte, dachte ich zunächst, sie will mich veralbern. Sechs Wochen später war ich zum Anschubtraining in Winterberg. Ich wollte aber erst noch die Bahn herunterfahren, be-vor ich mich endgültig entschied. Es hat Spaß gemacht und ich bin dabei geblieben.

Hast du dich bereits vor deiner Bobkarriere für den Sport interessiert?

Ich bin sehr sport-begeistert und habe schon immer Bobfah-ren im Fernsehen verfolgt. Die Olympischen Winterspiele 2006 habe ich in Kienbaum ge-sehen. Auch ein bisschen aus Patriotismus, um die Deutschen am TV anzufeuern. Aber da habe ich nicht gedacht, das selbst mal auszuprobieren.

Wie trainiert ein Bobfahrer im Sommer?Das ähnelt sehr dem Diskuswurf. Ich habe

circa neun Trainingseinheiten in der Woche. Eine Einheit dauert etwa drei Stunden. Es ist viel Kraft- und Sprinttraining dabei. Ein Bobsportler wird im Sommer gemacht, da wird die athletische Basis geschaffen. Dazu kommt das spezielle Anschubtraining sowie im Winter das Bahntraining.

Obwohl du Wintersportlerin bist, bist du ein Teil des Projektes „12-4-12“ (Zwölf für zwölf, Anm. d. Red.) der Leipziger Volkszeitung, welches ambitionierte Sportler der Stadt für Olympia 2012 unterstützt. Welche Per-spektiven bietet dieses Projekt?

Ich bin froh über diese vielfältige Un-terstützung: Finanziell, um die monat-liche Mehrbelastung durch den Sport auszugleichen, materiell wie mit eigenen Autogrammkarten und persönlich wie der herzliche Empfang nach Olympia – obwohl ich als Wintersportlerin eher ein „Anhängsel“bin (lacht). Durch die LVZ ist

Bobsport auch bekannter geworden.Was kann das Projekt für den Leipziger Sport und seine Zukunft bewirken?

Einiges, denn der Sport lebt von seinen Sportlern. Die Zukunft ist der Nachwuchs. Gerade am Anfang der sportlichen Karriere ist man für jede Unterstützung dankbar. Von den Sportlern des Projekts kann man einiges erwarten. Die Leipziger sind sportbegeistert und fiebern mit wenn es „eine oder einer von hier“ nach oben schafft.

Was machst du beruflich und privat, wenn du mal keinen Sport treibst?

Beruflich bin ich bei der Bundespolizei, ohne

deren Unterstützung Sport in diesem Aus-maß nicht möglich wäre. Die übrige Zeit ver-suche ich für Familie und Freunde zu nutzen. Ansonsten lese ich gern oder gehe in die Na-tur. Dort kann ich abschalten und habe einen Ausgleich zum Sport.

Du bist bereits Doppelwelt- und Europameiste-rin. Was ist dein nächstes Ziel?

Mein großes Ziel ist es, gesund zu werden und wieder ohne Beschwerden Sport ma-chen zu können. Wenn alles gut geht, sitze ich im Oktober wieder im Bob. In dieser Sai-son ist die WM im eigenen Land das Ziel. Eine Heim-WM ist schon was Besonderes. In ferner Zukunft schaue ich natürlich Richtung Olym-pische Spiele 2014 in Sotschi.

Steckbrief:

Sportart: Bob Damen (Anschieberin)Geburtsdatum: 05.02.1982Geburtsort: RiesaBeruf: Polizistin bei der BundespolizeiWohnort: Leipzigaktiv seit: September 2006 (30 Rennen; 13 Siege)Vereine: BRC Riesa/LAZ LeipzigGrößte Erfolge: Europameisterin 2007,2010 Weltmeisterin 2007, 2008

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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Knallharter PunchUlrike Thiele holt Bronze bei Weltmeisterschaft in Denver

Ulrike Thiele studiert im zweiten Semester Sportwissenschaft an der Universität Leip-zig und ist Sportlerin des Jahres im Raum Leipzig. Die 21-Jährige ist eine Frau mit knallharten Argumenten. In ihrer Sportart, dem Vollkon-taktkarate, ist sie national wie auch international ganz vorn mit dabei.

Seit etwa zehn Jahren kämpft Thiele im Verein „Kushanku

Dojo“ in Naunhof. Nach dem Vizeweltmeistertitel bei ihrem WM-Debüt im letzten Jahr ge-wann sie im Mai dieses Jahres Bronze und bestätigte damit ihre Weltklasse.

Vollkontaktkarate ist eine tra-ditionelle japanische Sportart. Formal betrachtet ist es eine Kampfsportart mit klarem Re-gelwerk. In Sekundenbruchtei-len muss sich ein Kämpfer für eine bestimmte Kombination aus Arm- und Beintechniken

entscheiden, wobei der Kopf niemals mit den Fäusten getroffen werden darf. Dieses Ziel ist nur den Fußtritten vorbehalten. Faust und El-lenbogen sind ab dem Schlüsselbein abwärts

zulässig. Treffer am Unterleib, Knie und Ellen-bogengelenk sind generell verboten. Punkte gibt es, wenn sich der Gegner wegdreht oder zu Boden geht.

Doch wie auch in anderen fernöstlichen Kampfsportarten entscheidet vor allem die mentale Kraft über Sieg oder Niederlage. Wil-lensstärke und ein ständig wacher Geist sind jene Werte, die einen erfolgreichen Kämpfer ausmachen. Im Training werden die jewei-ligen Kombinationen immer wieder geübt, bis sie in Fleisch und Geist übergehen. Voll-kontaktkarate ist aber keine brutale Prüge-lei sondern eine durch Konzentration, Geist und Technik bestimmte Kampfkunst, die den Gegner achtet. So lautet die erste Regel in dieser Disziplin: Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt!

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Der Härte-Test:

„Als ehemaliger Kampfsportler im Ju-Jutsu wollte ich mich natürlich persönlich davon überzeugen, wie eine so erfolgreiche Frau kämpft. Deshalb trafen wir uns zu einer Trainingseinheit. Als Ulrike mir mit dem schwarzen Gürtel, welcher den ersten Meistergrad offenbart, ge-genüber stand, bekam ich schon weiche Knie. Kurzes Resümee: Ul-rike tritt und schlägt härter als man-cher Mann. Und obwohl sie mich mit Samthandschuhen anfasste, steckte ich einige Treffer ein.“

Nichts für Weicheier. Vollkontaktkarate verlangt den Kämpfe-rinnen alles ab. Ulrike Thiele (r.), amtierende WM-Dritte. Foto: privat

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„Ohne die Eltern zu fragen!“

Ulrike, herzlichen Glückwunsch zur Bronzeme-daille! Was hat dich dazu bewegt, eine so harte Sportart zu betreiben?

Ich habe schon immer Sport gemacht und durch einen Zeitungsartikel kam ich auf Ka-rate. Also bin ich einfach – als kleines Mäd-chen von zehn Jahren, ohne meine Eltern zu fragen, zum Training gegangen. Das Umfeld hat gepasst und so bin ich dabei geblieben.

Welchen Umfang hat dein wöchentliches Trai-ning?

Ich habe dreimal in der Woche Technik-training, dazu kommen zwei Stunden reines Kampftraining, außerdem zweimal Ausdau-er- und zwei- bis dreimal Krafttraining.

Wie finanzierst du deinen Sport?Meine Eltern unterstützen mich sehr. Ohne

sie würde ich das nicht schaffen. Ansonsten gehe ich ab und zu arbeiten und gebe einmal in der Woche Fitnessstunden im Kraftverein.

Du trainierst zudem Kindergruppen in deinem Verein. Sehen dich die Kinder als Vorbild an?

Ja total! Einige Kinder wollen nur mit mir trainieren und nach der WM im letzten Jahr wollten alle ein Foto mit mir machen. Ich möchte ihnen beibringen, andere zu respektieren und Verantwortung zu überneh-men.

Bist du außerhalb des Sportes schon einmal in eine Extremsituation gekommen, in der du dich verteidigen musstest?

Ja, tatsächlich! Am Bahnhof in Wurzen wollten mich zwei Betrunkene plötzlich fest-halten. Einen habe ich dann getreten, da hat der andere Angst bekommen und ist zurück-gegangen. Dann bin ich weggerannt.

Man hört immer wieder, dass Kampfsport be-nutzt wird, um Aggressionen auszuleben!

Die Erfahrung habe ich auch schon ge-macht. Es gibt einige Kampfsportler, die sich einfach nur prügeln wollen. In unserem Ver-ein wird das zum Glück nicht toleriert.

Was war dein größter Erfolg? Was deine schmerzhafteste Niederlage?

Der größte Erfolg: Vizeweltmeisterin 2009. Ich war Newcommer und ging ohne Erwar-tungen in den Wettkampf. Die größte Nie-derlage war bei der Deutschen Meisterschaft 2009 in Berlin. Im Finale ging ich k.o.

Am 26. Juni findet die Deutsche Meisterschaft in Leipzig statt. Du giltst als Favoritin! Schätze deine Chancen ein!

Ich würde schon gern zu Hause gewinnen, habe gut trainiert. Doch es kann auch schnell vorbei sein. Ein paar

Zweifel sind da, aber ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe.

Was sagen deine Eltern zu deinem Sport?Sie freuen sich, dass ich so erfolgreich bin.

Aber mein Vater war immer etwas skeptisch. Sie haben auch Angst, dass etwas passiert.

maRcuS beRGeR

INTERVIEW

Foto: privat

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Vom Junkie zum IronmanAndreas Niedrig erzählt von seinem Weg aus dem Drogensumpf

„Vor jedem guten Gefühl steht die Qual.“ Das wussten auch die Läufer des Leipzig Marathons. Und so kamen vor allem sie am 24. April 2010, im Vorfeld des Marathons, zum Vortrag von Andreas Niedrig in die Sportwissenschaftliche Fakultät. Eingela-den hatte die Hochschule für Technik, Wirt-schaft und Kultur in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse.

Andreas Niedrig wurde durch seine unge-wöhnliche Biografie bekannt, die er 2007

im Buch „Vom Junkie zum Ironman“ veröf-fentlichte und die 2008 unter dem Titel „Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“ in die Kinos kam. Er ist ein Ausnahmeathlet mit einer außergewöhnlichen Lebensgeschich-te. Heute ist er nicht mehr Leistungssportler, stattdessen als Motivator unterwegs.

„Mit 13 nahm ich zum ersten Mal Drogen und nach mehr als neun Jahren Drogenkos-num entschloss ich mich – aus Liebe zu mei-ner Frau mit 23 zu einer Therapie,“ erzählt Niedrig. Mit 26 Jahren beginnt er mit dem Sport, um die Drogensucht endgültig zu überwinden. Ein Marathon zeigt, dass er ein guter Ausdauerathlet ist. Auch das Schwim-men liegt Niedrig schon immer. Mit 13 Jahren gehört er zu den besten Rückenschwimmern Deutschlands. Er trainiert fortan täglich, ab-solviert 1993 seinen ersten Triathlon über

die olympische Distanz: 1,5km schwimmen, 40km Radfahren und 10km laufen.

Er steigt in die Weltelite der Triathleten auf, mit Top-Platzierungen weltweit. „Doch ich wollte das Extreme und so war der Ironman auf Hawaii, der härteste Triathlon der Welt mit 3,86km Schwimmen, 180km Radfahren und zum Schluss einen Marathon laufen, mein Ziel“, schwärmt der 42-Jährige mit leuchten-den Augen. Dort erreichte er 2001 mit Platz sieben auch seinen sportlichen Höhepunkt.

Wie er abhängig geworden ist, ist nicht das Elementare seines Vortrags. Wichtiger ist der Weg, den er gegangen ist. Weg von den Dro-gen, hin zu einem gesunden Lebensstil.

Dabei betont Niedrig, wie wichtig es ist, dass sich der Mensch Ziele setzt und wie der Sport dabei helfen kann: „Vor jedem guten Gefühl steht die Qual. Man muss sich die Zeit nehmen, auf gewisse Dinge hinzutrainieren – auch beim Laufen. Es wird anfangs wehtun, macht keinen Spaß. Man muss sich Zeit ge-ben und dann kommt dieses positive Gefühl.“

Dieses positive Gefühl möchte der zwei-fache Vater auch anderen vermitteln. Vor allem Jugendliche will er motivieren, auch schwierige Situationen zu meistern. Deswe-gen referiert er deutschlandweit in Schu-len zum Thema Suchtprävention. „Der Tri-athlonsport war eine einzigartige Chance. Aber auch die Projektarbeiten mit jungen Menschen machen mir wahnsinnig Spaß,“ nickt der gelernte Orthopädiemechaniker. Deswegen möchte Andreas Niedrig ein Zen-trum gründen, in dem junge Menschen zu ihm kommen kön-nen. Am liebsten in seinem Hei-matort Oer-Erkenschwick: „Ich fände es toll, wenn Schulklassen dann nicht mehr einen Ausflug in den Freizeitpark machen, sondern zu mir.“ ina oSchmann

Drogen undExtremsport: Andreas Niedrig blickt auf be-wegte Zeiten zurück und will jetzt beratend helfen. Foto: Ina Oschmann

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UNIVERSITÄT

Das verrückte Haus Oder die Pilgerreise auf der Suche nach der heiligen Karte

Das Leben eines Studenten wird weder vom Studieren geprägt, noch (ausschließlich) von Sex, Drugs und Rock ‘n‘ Roll. Im Tollhaus Universität überlebt, wer sich im Kampf von Modernität und Tradition, auszeichnet. Der Schlüssel zum Erfolg ist Information, auch wenn sich deren Charakter im Zeitalter von Google und Wikipedia dramatisch verän-dert hat. Fachwissen kann downgeloadet werden, Zähigkeit bei der Beschaffung es-sentiellen Wissens wird zur maßgeblichen Qualifikation.

El e m e n t a r e Fragen, die

immer mehr Stu-denten mit Burn-Out-Syndrom wie Verdurstende in der Wüste zur psychologischen Beratung der Uni pilgern lässt, sind: Wie soll ich alle diese Prüfungen bestehen? Warum ist in der Sprechzeit nie je-mand da? Was ist mein Abschuss auf dem Ar-beitsmarkt wert? oder Wo bekomme ich eine neue UniCard? Die letzte Überlegung mag marginal erscheinen, entpuppt sich aber auf den zweiten Blick als springendes Komma der Formel. Denn die weiß-grüne High-Tech-Card entscheidet tagtäglich über Sein oder Nicht-Sein: über Kopien, Buchausleihe, Essen und Kaffee. Ihr Verlust stellt somit in Zeiten von 24-Stunden-Bibliotheken die ultimative Bedrohung des homo studenticus dar.

Erhältlich ist die Platin-Karte für ange-hende Akademiker im Studenten Service Zentrum. Das stylische Design der Einrich-tung mutet im Vergleich mit den meisten Se-minarräumen futuristisch an, tatsächlich ist

nur die Verpackung neu. Die Dame am ersten Service-Schalter A ist wie in den guten alten Zeiten nicht für mein Anliegen zuständig, Dame B ebenfalls nicht. Wenigstens erfahre ich, dass ich in den vierten Stock zu Frau C muss. Bei ihr handelt es sich tatsächlich um die zuständige Sachbearbeiterin. Eine neue Karte ist unausweichlich, der Schnappschuss von vor zehn Jahren (ja, ich studieren schon eine ganze Weile), auf dem ich mich selbst nicht einmal erkennen kann und das Kopier-

guthaben werden übertragen. Mein Kaffeegeld nicht! Dafür muss ich zurück zu Dame B, die mich an Mit-arbeiterin D ver-weist. Hier wird mein Restgutha-ben aber lediglich ausgezahlt damit ich es beim näch-sten Automaten wieder aufladen

kann. Für den Internationalen Studentenaus-weis kehre ich zu Dame B zurück.

Als Lohn meiner Mühen hat die neue Uni-Card eine tolle neue Funktion – sie ersetzt meinen bisherigen Bibliotheksausweis. Ein-ziger Wermutstropfen: Um diese Funktion nutzen zu können, muss ich in die nächste Bibliothek, meine ausgeliehenen Bücher abgeben, das neue Konto aktivieren, die Bü-cher neu ausleihen und wieder nach Hause schleppen. Das ist wahre Modernität! Das ist Darwinismus! Wer die Universität schafft, ohne von ihr geschafft zu werden, hat nicht Fachkenntnis nachgewiesen, sondern die Fä-higkeit in einer feindlichen Umwelt zu beste-hen. JuLiane GanSeRa

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UNIVERSITÄT

Auf und davon Studieren und Leben im Ausland als Höhepunkt des Studiums

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ERASMUS:

ERASMUS ist ein Programm der Europäischen Union, mit dem Aus-landsaufenthalte von Studierenden und Lehrkräften gefördert werden. Bewerben kann man sich an der ei-genen Fakultät jeweils bis zum 15. Dezember des Jahres vor dem Aus-landaufenthalt. www.uni-leipzig.de/~sportfak/html/sokrates_erasmus.html

Work & Travel

Work & Travel unterscheidet sich von anderen Reiseformen dadurch, dass der Reisende sich die nötigen finanziellen Mittel durch das Verrich-ten von kurzen oder auch längeren Gelegenheitsjobs vor Ort („Jobhop-ping“) verdient. Vorteil: Man ist während des gesamten Auslands-aufenthaltes in der Regel an keinen festen Ort gebunde.

Für einen längeren Auslandsaufenthalt gibt es viele gute Gründe. Arbeitgeber schau-

en heute immer stärker auf gute Fremdspra-chenkenntnisse und legen Wert auf Erfahrun-gen, die man in der Ferne macht. Wer zudem eine neue Sprache und Kultur kennen lernen will, dem stehen heute vielfältige Möglichkei-ten zur Verfügung.

Am bekanntesten ist das Auslandsseme-ster an einer Partneruniversität über das Aus-tauschprogramm ERASMUS. Das Studium wird an einer anderen Universität fortgesetzt, erbrachte Leistungen sollten nach Absprache angerechnet werden. Für Informationen ste-

hen den Interessenten die ERASMUS-Koordi-natoren zur Verfügung. An der hiesigen Fa-kultät sind das Prof. Dr. Christina Müller und Petra Nedeltschewa oder aber das Internet.

Wer lieber eine Auszeit vom Studieren nehmen will und bereit ist, hart zu arbeiten, sollte sich für das Prinzip Work & Travel ent-scheiden. Beim Backpacking, so genannt, weil man sein ganzes Hab und Gut in einem Rucksack durch die Gegend trägt, arbeitet man vor Ort und verdient sich so das Geld zum Reisen selbst. Notwendig ist ein Work & Travel-Visum, das auf ein Jahr ausgelegt ist. JuLiane GanSeRa

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UNIVERSITÄT

Ausland-BAföG:

Für den BAföG-Anspruch muss man mindestens zwei Semester studiert haben. Die im Ausland erbrachten Studienleistungen müssen teilweise an der Heimathochschule angerech-net werden. Wichtig ist die rechtzei-tige Beantragung: sechs bis zwölf Monate vor dem Auslandsantritt.

www.auslandsbafoeg.de

Der Blick über den TellerrandAuslandssemester – auch im Bachelorstudium möglich

In den alten Studiengängen war es fast normal, dass die Kommilitonen für ein oder mehrere Semester in Europa und der gan-zen Welt studierten. Doch in den, eigentlich für Internationalität konzipierten, neuen Studiengängen scheint es schwieriger denn je, diese einmalige Erfahrung sammeln zu können. Aber es ist nicht ganz unmöglich.

Wie so oft gilt auch bei der Bewerbungs-vorbereitung für ein Auslandsseme-

ster: Der frühe Student ist besser dran. „Die Idee hatte ich schon lange, meine intensive Vorbereitung hat im Oktober letzten Jahres begonnen“, berichtet die 21-jährige Biolo-giestudentin Anne-Christine Auge (viertes Semester), die im Juli für ein Semester nach Hobart in Australien gehen wird.

Eine gute Vorbereitung benötigt vor allem eins: Zeit. Zehn Monate vor dem Auslands-antritt gelten als Minimum, um alle Aufga-ben sorgfältig planen zu können. „Einer der ersten Wege sollte in das Akademische Aus-landsamt (AAA, Anm. d. Red.) der Universität gehen“, erklärt Mathias Haut (25, achtes Se-mester), Lehramtsstudent. Er studiert ab Juli für ein halbes Jahr in Stellenbosch, Südafrika.

Neben einem zertifizierten Sprachnach-weis, einem eigens verfassten deutsch- und

englischsprachigem Motivationsschreiben sowie einem Referenzschreiben von Hoch-schullehrern, stellt die Kurswahl an der aus-ländischen Hochschule einen wichtigen Punkt in der Stipendienbewerbung dar. Wer sich im Vorhinein gründlich mit den Studien-plänen der Zieluniversität auseinandersetzt, kann in der Beschreibung des Studienvorha-bens präzise und detailliert auf seine Absich-ten eingehen und so Pluspunkte gegenüber der Bewerberkonkurrenz sammeln.

Anne-Christine und Mathias betonen, dass für sie das Motivationsschreiben den wichtigsten Teil der Bewerbung ausmachte, um so die persönlichen Ambitionen zu ver-deutlichen. Ferner sind einige Besuche im Studentenwerk, dem Prüfungsamt sowie bei den Studiengangsverantwortlichen Pflicht, um Zeugnisse beglaubigen und Übersichten der absolvierten Module bestätigen zu lassen oder Prüfungstermine vorzuverlegen.

„Dennoch muss das Gesamtpaket der Be-werbung stimmen“, sagt Jane Moros vom AAA. Defizite in einem Bereich kann man durch außergewöhnliche Leistungen in ei-nem anderen ausgleichen. Und der Aufwand lohnt sich allemal: „Auch wenn es erst noch losgeht, weiß ich, dass es eine einmalige Zeit wird,“ freut sich Matthias. maRtin StuRm

Nützliche Links ERASMUS:

www.daad.de

www.erasmus-berichte.de

www.eu.daad.de

www.ec.europa.eu/education/eras-mus

www.lebenslanges-lernen.eu/eras-mus_3.html

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UNIVERSITÄT

Prodekanin Prof. Dr. Christina Müller ist neben dem Lehr-amts- auch für das Auslands-studium verantwortlich. Ge-meinsam mit Petra Nedeltsche-wa vom Prüfungsamt koordi-niert sie das ERASMUS-Projekt der Sportwissenschaftlichen Fakultät.

Müllers Ziel ist es, den Stu-dierenden die Möglichkeit

eines Auslandssemesters näher zu bringen. „Wir wollen viele Studierende erreichen, indem wir den Er-fahrungsaustausch untereinander anregen“, erklärt Müller. Interessant: Es bewerben sich jetzt nicht wesentlich weniger Bachelor- als früher Diplomstudierende für ein Auslands-semester. Die zur Verfügung stehenden Plät-ze waren schon in den alten Studiengängen nur zur Hälfte ausgelastet. Das hat sich bis heute nicht geändert.

In den Studiendokumenten der Bachelor-studiengänge wird ein Auslandsaufenthalt empfohlen. „Eigentlich ist das für alle Stu-dierende möglich. Wir bemühen uns Wege zu finden, dass durch das Auslandssemester die Studienzeit nicht verlängert wird“, unter-

streicht die Prodekanin. Bislang hätte es damit auch kaum Pro-bleme gegeben. „Wir versuchen das individuell zu lösen.“ Ursa-che für die geringe Nutzung des Angebots sind wohl eher Kommunikationsschwierigkei-ten. „Um die Studierenden für ein Auslandssemester begeis-tern zu können, ist es nötig, sie persönlich anzusprechen und zu beraten“, weiß Müller. Daran arbeiten die Koordinatorinnen durch Gesprächsrunden und In-

formationsveranstaltungen. Wer sich für eine Bewerbung entscheidet, darf auf eine Zusage hoffen. „Prinzipiell werden fast alle Anfragen berücksichtigt“, nickt Müller zuversichtlich. Falls zu viele Studierende an denselben Ort wollen, wird nach einer Alternative gesucht.

Müllers Fazit lautet: „Wer während des Studiums ins Ausland gehen will, sollte die Gelegenheit nutzen und sich nicht von mög-lichen Barrieren und Problemen abschrecken lassen. Denn die können fast alle im persön-lichen Gespräch gelöst werden. Aber jeder Studierende, der wiederkam, hat das Seme-ster als sehr wertvolle Erfahrung bezeichnet!“ Johanna heß

Erfahrungsaustausch anregenERASMUS-Koordinatorin Prof. Müller über Auslandssemester

Studium International:

Weitere Möglichkeiten für studi-enbezogene Auslandsaufenthalte sind u.a.: das „Utrecht Network“ für Australien, Europa, die USA; die Initiative „Go East“ für Ost- und Südeuropa; die „bilateralen Univer-sitätsvereinbarungen“ als weltwei-te, direkte Partnerhochschulen der Universität Leipzig.

Prof. Dr. Christina Müller Foto: DSLV Sachsen

18 Plätze in jedem Semester:

Für Graz (Österreich); Oslo (Norwe-gen); Stockholm (Schweden); Lis-sabon (Portugal); Barcelona (Spa-nien); Madrid (Spanien); Warschau (Polen); Nizza (Frankreich); Rom (Italien) gibt es je zwei Plätze.

Für 2011 wurden nur sieben Plätze im Winter- und drei im Sommersemester vergeben.

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UNIVERSITÄT

Vorsicht: Kein „civil service“ in Australien:

Achtung, aufpassen beim Lebens-lauf schreiben! Die Übersetzung für Zivildienst heißt nicht „civil service“, sondern eher so etwas wie „alter-native military service“. Denn „civil service“ bedeutet so viel wie Sozial-stunden oder gemeinnützige Arbeit-nach einem Verbrechen ableisten.

Nützliche Links Work & Travel:

www.travelworks.de

www.studium-ratgeber.de/work-travel

www.stepin.de

www.mycareerone.com

www.backpackerboard.com

www.auslandsjob.de

Ist Ausland noch ‚in‘ ?Drei Bachelorstudierende über ihre Auslands-Ambitionen

Olivia Krusche, 4. Semester B.A. Sportmanagment, 21 Jahre

Ich plane gerade mein Auslandssemester auf Teneriffa. Dort werde ich ab Herbst 2010 über ERASMUS mein fünftes Semester an der Universidad de La Laguna verbringen. Warum ich das mache? Weil ich die spanische Sprache liebe, eine andere Universität kennen-lernen möchte und einfach gerne reise. Im Übrigen ist der Winter in Spanien um einiges angenehmer als hier in Leipzig.

Miriam Summ, 4. Semester B.A. Sportwissenschaft, 22 Jahre

Zu Beginn meines Studiums wollte ich unbedingt ins Ausland ge-hen. Jetzt denke ich, dass das nicht so einfach ist. Das Studiensys-tem schränkt einen sehr ein und der Kosten- und Zeitaufwand sind dadurch einfach zu groß. Nach dem Abschluss will ich auf jeden Fall ins Ausland – als Student oder als Praktikant. Eine neue Sprache, Kultur und andere Menschen finde ich wichtig. Man wird dadurch auch auf jeden Fall selbstständiger.

Eric Beier, 2. Semester B.A. Lehramt für Sport, Englisch, 21 Jahre

Ich möchte erst meinen Bachelor abschließen, und will dann am europäischen Freiwilligendienst teilnehmen. Dadurch leiste ich die vorgeschriebenen drei Monate im englischsprachigen Ausland ab, die zur Aufnahme des Masterstudiums berechtigen. Zudem kann ich mich im kulturell-sozialen Bereich engagieren. Wenn ich in England arbeite statt zu studieren, kann ich sicher mehr Spra-cherfahrung sammeln.

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UNIVERSITÄT

Eine Abenteuerreise mit Rucksack ist für Einige undenkbar, für andere ein Kindheits- traum. Die SPORTAKUS-Mitglieder Juliane Gansera und Sebastian Würfel reisten für ihren Traum um die halbe Welt: Work & Tra-vel (W & T) in Neuseeland bzw. Australien. Martin Sturm sprach mit den beiden über ihre verschiedenen Erfahrungen und ent-lockte ihnen wichtige Tipps.

Wann und wo wart ihr „Backpacken“?Sebastian: Ich war vom Sommer 2008 an für ein Jahr in Australien.Juliane: Ich war für neun Monate in Neusee-land und bin ebenfalls letzten Sommer zu-rück gekommen.

Viele Organisationen bieten zur Planungshilfe entsprechende Servicepakete an.Sebastian: Ich habe bei „Stepin“ gebucht, denn ich war vorher noch nie „Backpacken“ und die haben alles für mich erledigt, zum Beispiel das Visum beantragt – ich musste nur meine Daten schicken. Der Bustransfer vom Flughafen in Sydney und die ersten Übernachtungen in Australien waren auch dabei. In Seminaren hat man alle wichtigen

Infos und Tipps bekommen. Nach drei Ta-gen hatte ich über die Organisation meinen ersten Job. Jetzt weiß ich, wie es läuft und könnte problemlos alleine planen.Juliane: Ich hab über „STA Travel“ gebucht, dort wurde wesentlich weniger organisiert. Um das Visum habe ich mich selbst geküm-mert, aber auch bei mir waren die ersten zwei Nächte gebucht. Bei der Einführung ging es vor allem darum, wo man am günstigsten Prepaidkarten fürs Handy kriegt, wie man ein Konto eröffnet und was es bei der Beantra-gung einer Steuernummer zu beachten gilt.

Und wie sieht es mit den Kosten aus?Sebastian: Ich fand die Hostels in Sydney sehr teuer. Da zahlt man im YHA Central Ho-stel fürs billigste Zimmer 36 australische Dol-lar, das sind 25 Euro. Dafür gibt es aber auch Sauna und Pool. Im Durchschnitt muss man pro Woche mit 180 bis 200 Dollar (circa 135 Euro, Anm. d. Red.) für die Unterkunft rech-nen. Bei der Suche helfen die Erfahrungsbe-richte anderer „Backpacker“. Wichtig war vor allem, dass es da keine „bed bugs“ – eine Art blutsaugende Käfer, gab. Doch das wusste man erst nach ein paar Nächten (lacht).

Work & Travel Arbeiten am anderen Ende der Welt

Einzigartige Landschaften, einzigartige Eindrücke, einzigartige Zeit:Die Natur in Neuseeland gleicht einem Wunder. Foto: Juliane Gansera

Bei den berühmten Kulissen von „Der Herr der Ringe“. Foto: privat

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UNIVERSITÄT

Juliane: In kritischen Fällen habe ich immer alles, was komisch aussah, weggeräumt und im Schlafsack geschlafen. Und der wurde dann regelmäßig gewaschen. In meinem Lieblingshostel, dem QSB in Auckland, habe ich am Ende nur noch 120 neuseeländische Dollar pro Woche gezahlt, das sind zum Ver-gleich 96 australische Dollar. Man hat dort auch immer wieder die gleichen Leute ge-troffen – Neuseeland ist eben eine Insel! Le-bensmittel sind sowohl in Australien als auch in Neuseeland sehr teuer, auch wenn das Bier recht günstig ist (augenzwinkernd).

Mit welchen Jobs habt ihr Euch Geld verdient?Sebastian: Erst habe ich in einem Warehouse für Sportklamotten gearbeitet und dort Biki-nis sortiert (lächelt verlegen). In Tasmanien war ich als Barkeeper und Kellner in einem Hotel angestellt. In Westaustralien habe ich dann in einem Bistro gejobbt.Juliane: Ich musste mich anfangs als Tage-löhner über Wasser halten und habe bei der Ernte geholfen, geputzt, Unkraut gejätet, Strandgut aufgesammelt... . Verdammt harte Arbeit für sehr wenig Geld. Ansonsten habe ich CDs und Bücher verkauft oder Teller ge-waschen. Millionär bin ich bei 13,25 Dollar brutto pro Stunde aber nicht geworden. Sebastian: Ich hab 19,50 australische Dollar brutto verdient (erntet einen bösen Blick). Während der Ferienzeit waren es sogar 45

Dollar pro Stunde, das sind über 30 Euro. In Australien kommt man mit dem Verdienst gut hin, in Neuseeland ist das schwer.

Wann wäre ein W & T-Aufenhalt günstig?Sebastian: (enthusiastisch) Am besten vor, während und nach dem Studium! Realistisch betrachtet, ist es wohl am Ende des Studi-ums günstig, wenn man die Möglichkeit hat, gleich da bleiben zu können.Juliane: Ich finde es vor dem Studium besser, weil man dann gezielt auf einen international anerkannten Abschluss hin arbeiten kann.

Das klingt ja, als ob ihr auswandern werdet!?Sebastian: Das Einleben nach meiner Rück-kehr ist mir schwer gefallen. In Australien ist alles so leicht, das Leben ganz anders. Die Leute lächeln immer und sind hilfsbereit. Ich hab mich da einfach wohler gefühlt und vor allem das Surfen vermisse ich total.Juliane: (kopfnickend). Man lernt ständig tolle Menschen kennen und entwickelt sich selbst weiter. Ich hab mir in Neuseeland nie Sorgen gemacht, ich wusste: ‚Das wird schon!‘ Es ist einfach ein anderes Lebensgefühl.

Habt Ihr einen abschließenden Tipp?Juliane und Sebastian: Vorher lange überle-gen, ob man für ein solches Abenteuer bereit ist. Egal wo man hingeht, es kann gut sein, dass man nicht mehr nach Hause will!

Sebastian Würfel (Bild mitte) erlebte Australien mit all seinen Facetten: Sight-Seeing, Surfen und Känguruhs. Foto: Sebastian Würfel (2), privat

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FAKULTÄT

Internationale ZukunftPakistanischer Botschafter an der Sportfakultät

Anfang Mai empfingen Prof. Dr. Jürgen Krug, Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät und Prof. Dr. Dorothee Alfermann, Institutsleiterin der Sportpsychologie und Sportpädagogik, den pakistanischen Bot-schafter Shahid Ahmad Kamal auf dem Campus Jahnallee. In einer einstündigen Gesprächsrunde wurden unter anderem die universitäre Kooperation zwischen Deutschland und Pakistan sowie die Arbeit des Internationalen Trainerkurses (ITK) the-matisiert.

Die Runde wurde komplettiert von Dr. Axel Feldmann, Leiter des ITK, Dr. Ines

Pfeffer (Fachgebiet Sportpsychologie) sowie Ejaz Ashgar Mughal von der pakistanischen GC University in Lahore, der das Treffen auch organisiert hatte. Er promoviert zurzeit als erster Botschafter seines Landes im Fach-bereich Sportpsychologie an der hiesigen Fakultät.

Kamal lobte unter anderem die Fakultät für

die jahrzehntelang erhaltene Tradition und hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf internationaler Ebene, „von der in Zukunft auch mehr Pakistanis profitieren sollen“. Nachmittags referierte der Botschafter vor dem Rektor der Universität, Prof. Dr. Franz Häuser, im Neuen Senatssaal in der Ritterstra-ße zum Thema „Die Rolle von Pakistan in der Stabilität Afghanistans”. maRtin StuRm

Dekan Prof. Dr. Jürgen Krug bedankt sich mit einem Ge-schenk für den Besuch des pakistanischen Botschafters Shahid Ahmed Kamal.

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FAKULTÄT

Im Februar dieses Jahres war es wieder soweit: Die Sportwissenschaftliche Fakul-tät hatte internationalen Besuch aus dem Land der aufgehenden Sonne. Im Rahmen der Kooperationsgesellschaft der Leipzi-ger Sportwissenschaft (KoLeSpo) lernten und staunten die 21 japanischen Gäste im Rahmen der Wissenschaft und erkundeten Leipzig und Umgebung.

Die zwölf Tage in Leipzig waren für die Sportstudenten, Funktionäre, Trainer

und Sportwissenschaftler aus Japan mit vie-len Programm- und Kulturpunkten gespickt.

Zu Stande kam die seit fünf Jahren existie-rende Interessengemeinschaft KOLESPO in-direkt durch „alte Bekannte“ wohl aller Sport-studenten: Prof. Dr. Kurt Meinel sowie Prof. Dr. Günter Schnabel. Seit den 70er Jahren haben die japanischen Kollegen mehrere Auflagen des Buches „Bewegungslehre – Sportmoto-rik“ von Meinel und Schnabel übersetzt. Und was liegt da näher, als den Ort zu besuchen, an dem die Lehre begründet wurde, nach der sie in Japan lehren und lernen?!

So verbrachten die Beteiligten die Zeit täglich von acht bis vierzehn Uhr im Seminar-raum oder waren im Schwimmbecken, beim Volleyball- oder Stabilisationstraining selbst sportlich aktiv. Inhaltlich war von der Ausbil-dung der koordinativen Fähigkeiten über die Talenterkennung bis zur motorischen Onto-genese in den Seminaren alles vertreten. Be-treut wurden die japanischen Gäste überwie-gend von Dr. Hans-Joachim Minow und Dr. Christian Hartmann, die dieses Projekt von Leipziger Seite aus steuern.

Doch auch außerhalb der altehrwürdigen Gemäuer der Sportwissenschaftlichen Fa-kultät konnten die Japaner vieles lernen. So

hospitierten sie in Leipzigs Leichtathletikzen-trum, bei der HSG Leipzig oder beim Eishok-keyverein Blue Lions, besuchten ein Spiel der Handballer vom SC DHfK oder waren bei ei-nem Skisprungtraining in Eilenburg zu Gast. Dort ließen sie sich von Dr. Gerald Voß in die Geheimnisse des Schnelligkeitstrainings ein-weihen. Ferner wurden den Gästen die Türen im Institut für Angewandte Trainingswissen-schaft und dem Olympiastützpunkt in Leip-

zig sowie dem Bundesleistungszentrum in Kienbaum geöffnet.

Um bei ihrem Deutschlandbesuch nicht nur Sporthallen und Seminarräume von in-nen gesehen zu haben, ging es an den Wo-chenenden nach Dresden bzw. Berlin, um Zuhause zwischen allen Trainingsdokumen-tationen auf dem Camcorder auch Bilder der Semperoper und des Brandenburger Tores nachweisen zu können. Vor wenigen Wochen weilte dann Dr. Christian Hartmann wieder für einige Tage in Japan. maRtin StuRm

Auf den Spuren von Meinel und Schnabel

Japanische Sportler zwei Wochen in Leipzig

Die japanischen Gäste auf der Skisprungschanze in Ei-lenburg. Foto: Daniel Kaiser

JAPAN

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FAKULTÄT

nisierten Sports analysiert und erklärt werden. Die Ergebnisse der Projektgruppe dienen dem Landessportbund Sachsen dazu, direkte Präventionsarbeit im Bereich von Gewalt im Sport zu leisten.

Weiterhin wird ein Teil der Projektgruppe erste Ergebnisse im September 2010 beim 7. Sportwissenschaftlichen Olym-piaseminar der Deutschen Olympischen Akademie im grie-chischen Olympia vorstellen. Als

Vertreter der Universität Leipzig sollen diese Studierenden zusammen mit Studierenden und Lehrenden anderer deutscher Hoch-schulen einen facettenreichen und interdis-ziplinären Diskurs über historische, aktuelle und zukünftige Aspekte der Olympischen Bewegung führen.

Dabei werden verschiedene Themen, wie eben auch die zunehmende Gewalt im orga-nisierten Sport, für regen Austausch sorgen. Seminare, Vorlesungen und Podiumsdiskus-sionen sind als Weiterbildungsangebot von allen für alle zu verstehen. Zudem haben die Teilnehmer die Möglichkeit, wichtige olym-pische bzw. kulturhistorische Stätten zu be-suchen. Dazu zählen die Olympiastadien von 1896 und 2004 in Athen sowie die antiken Stätten von Korinth, Mykene und Olympia.

Mit der Arbeit der Studierenden in Leipzig wie auch in Griechenland soll ein verstärktes Bewusstsein für die Gefahren von Gewalt im Sport geschaffen werden. „Wenn Aggres-sionen und Übergriffe das Bild vom Sport in den Medien dominieren, läuft er Gefahr, dass sein Potenzial für soziale Integration, Toleranz und Zusammenhalt kaum noch wahrgenom-men wird, “ betont Tzschoppe abschließend.

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„Neonazis provozieren Spielabbruch!“ So titelte die „taz“ am 27. April dieses Jahres, nachdem drei Tage zuvor das Fußballspiel in der Bezirksklasse zwischen Mügeln-Ab-laß 09 und Roter Stern Leipzig in der 80. Minute abgebrochen wurde. Grund dafür: Aus den Reihen der Mügelner Fans richte-ten sich antisemitische Gesänge gegen den kürzlich mit einem Preis für Demokratie ausgezeichneten, links-orientierten Verein aus Leipzig-Connewitz.

Nicht der erste Zwischenfall dieser Art im sächsischen Fußball! Im Gegenteil,

es scheint, als häuften sich in jüngster Ver-gangenheit Meldungen, die Fußball in den direkten Kontext mit Gewalt bringen. Da es ebenso in anderen Sportarten zu Ausschrei-tungen kommt, stellt sich die Frage, welche Position der organisierte Sport in der Ausei-nandersetzung mit Gewalt und Rechtsextre-mismus einnimmt.

„Sport und Gewalt“, mit eben dieser The-matik setzt sich eine Projektgruppe unter der Leitung von Dr. Petra Tzschoppe aus-einander. Im Speziellen soll das Ausmaß menschenfeindlicher Einstellungen, in den Dimensionen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, im Feld des orga-

Sport im Brennpunkt von GewaltProjektgruppe „Sport & Gewalt“ reist ins griechische Olympia

Die Fans von Roter Stern Leipzig demonstrieren in jedem Spiel für Courage gegen Rassimus. Foto: Roter Stern Leipzig

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FAKULTÄT

“Geht‘s raus und spielt‘s Fußball!“Psychisch kranke Menschen kicken beim „Cup of Pearl“

„Geht‘s raus und spielt‘s Fußball“ – schon Franz Beckenbauer motivierte die deut-schen Kicker 1990 auf besondere Weise. Diese Ungezwungenheit stand auch beim Cup of Pearl am 28. März in der Ernst-Grube Halle in Leipzig im Vordergrund. Doch was ist eigentlich dieser Cup of Pearl?

Der Cup of Pearl ist ein Kleinfeld-Hallen-fußballturnier für Menschen mit einer

psychischen Erkrankung. „Die Teilnehmer lei-den an verschiedenen Krankheitsbildern, z.B. affektiven Störungen, Schizophrenie sowie Angst- und Zwangserkrankungen“, erklärt Johannes Wonneberger, Leiter des Psycho-sozialen Gemeindezentrums „Blickwechsel“ der Diakonie. Organisiert wird das Turnier von der Universität Leipzig, dem Leipziger Gesundheitsamt und dem Sächsischen Be-hindertensportverband (SBV).

Ursprung der Veranstaltung war ein Pro-jekt von Studierenden der Sportwissen-schaftlichen Fakultät. Marcus Koch, heute Absolvent, leitete 2008 das erste Turnier und bekam durch seine erfolgreiche Arbeit viel Zuspruch. In diesem Jahr übernahm Jan Geishendorf, Sportstudent im sechsten Se-mester, die Leitung der Veranstaltung. Er in-tegriert den Cup in seine Bachelorarbeit, die „Die Rolle von Fußballturnieren bei der The-rapie von psychischen Erkrankungen unter Berücksichtigung psychosozialer Ressourcen und Bindung“ thematisiert. „Ich habe einen Fragebogen zusammengestellt, den viele der Teilnehmer beantworteten. Die Auswertung wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.“

Dr. Grit Schöley, Geschäftsführerin des SBV lobt: „Ohne die Initiative der Studierenden wäre diese Veranstaltung kaum möglich.“ Seit dem Projektbeginn 2008 wuchs die Zahl der teilnehmenden Mannschaften bereits auf 15 an. Die Mehrzahl der Teams kam aus dem

Bereich der Suchterkrankungen. Unter ande-rem schickten das Krankenhaus St. Georg, die Universitätsklinik und verschiedene psycho-soziale Beratungsstellen aus Leipzig Teams, um den Wanderpokal, gesponsert von der Beratungsstelle „Das Boot“, zu gewinnen.

Auch des Gemeindezentrum „Blickwechsel“, welches sich um seelisch kranke Menschen kümmert, kämpfte mit einem Team um den Pokal. „Psychisch Kranke ziehen sich schnell zurück“, verdeutlicht Wonneberger. „Durch solche Angebote soll der normale Umgang mit psychisch Kranken und deren Integrati-on in die Gesellschaft verbessert werden. Die Teilnahme an diesem Turnier gibt den kran-ken Menschen ein Stück Normalität zurück.“

Im Vordergrund stand deshalb die Freude am gemeinsamen Spiel: „Die Balance zwi-schen Ehrgeiz und Spaß war prima“, freut sich Wonneberger. So nahmen es die Vorjahres-sieger der „Real Power Kickers“ sportlich, dass diesmal die Newcomer „Flotte Hacke“ den Pokal mit nach Hause nahmen.

Für die Zukunft hoffen Schöley und Won-neberger auf noch mehr Interesse: „Es wäre schön, im nächsten Jahr neue Mannschaften begrüßen zu können – vielleicht auch einige betreut von Mitarbeitern der Fakultät oder Studierenden. Und natürlich brauchen wir immer wieder Sponsoren.“ Jana KaSpeR

Vollen Einsatz zeigten die psychisch Kranken beim Kicken um den Wanderpokal. Foto: Jana Kaper

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Nach dem Ende des Wintersemesters 2009/2010 wurden bisher insgesamt 81 Studierende exmatrikuliert. Dazu kommen weitere Masterstudierende, die noch auf ihre Prüfungsproto-kolle warten. Bisher ist deshalb nur ein Masterstudent in der Fakultätsstatistik aufgeführt. Ein Großteil der Exmatrikulierten kommt aus den alten Studiengängen (40 Diplom, 17 Magister). Als Bester wurde Simon Endes geehrt. (sewu)

News FAKULTÄTExmatrikulation

Eignungsfeststellungen an der Sportwissenschaftlichen Fakultät

Die diesjährigen Feststellungen zur Eignung eines Sportstudiums fanden am 19. Mai und 08. Juni statt. Der Nachtermin ist am 26. Juni. Mit 1173 Bewerbern wurde die zweithöchste Teilnehmerzahl seit Bestehen der Feststellung erreicht. Auffällig dabei sei nach Angaben des Prüfungsamtes der Fakultät, dass viele Bewerber nur ihre Eignung hier ablegen wollen, um dann woanders zu studieren. So käme ungefähr ein Viertel aus den Alten Bundesländern. Dort ist die Teilnahme an einer Sporteignungsprüfung nicht kostenfrei wie in Leipzig (z.B. Köln 60 Euro). Außerdem liegen die Prüfungstermine im Zeitraum der Abiturprüfungen.Es hatten sich 482 weibliche und 691 männliche Teilnehmer beworben. Die jüngsten Teilneh-mer sind aus dem Jahrgang 1993, die ältesten aus dem Jahrgang1968. (sewu)

Berufung der Professur für Turnen und Spiele II

Dekan Prof. Dr. Jürgen Krug teilte mit, dass die offene Stelle für die zweite Professur im Fach-gebiet Turnen und Spiele noch nicht besetzt sei. Diese, wie auch die neugeschaffene Junior-professur für Sportgeschichte und Sportphilosophie, sei schwierig zu besetzen. Es wird jedoch auf eine Lösung noch in diesem Semester gehofft. (sewu)

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FAKULTÄT

Ein Teil der Studierenden, die im Wintersemester 2009/2010 erfolgreich das Studium beendeten, präsentiert sich stolz mit den Abschlusszeugnissen.

Foto: Foto Rechtnitz, Leipzig

Überarbeitung der Studiengänge

Nach Informationen des Dekans Prof. Dr. Jürgen Krug werden Überarbeitungsvorschläge der Studiengänge noch in den einzelnen Gremien diskutiert. So werden die Themen wie die Prü-fungslast und Dauer des Studiums erst in Arbeitsgruppen diskutiert, gelangen dann als kon-kretere Änderungskonzepte in die Studienkommission, bevor sie im Fakultätsrat beschlossen werden. Als letzte Instanz muss der Senat den Änderungen zustimmen. „Das Ganze ist ein aufwändiger Prozess und es benötigt viel Zeit, alle Wege zu durchlaufen“, erklärt Krug. (sewu)

Page 45: SPORTAKUS Heft

Der diesjährige Forschungspreis der Fakultät ging an das Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik. In den letzten Jahren wurde die Auszeichnung immer an das Institut für All-gemeine Bewegungs- und Trainingswissenschaft verliehen. Vorrangige Kriterien für die Verlei-hung des Preises sind die erwirtschafteten Drittmittel, Publikationen und Promotionen und Habilitationen. Dabei wird nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität berücksichtigt. Der Preis dient als Anerkennung für die Arbeit des Instituts. In diesem Jahr wurde auch die Steigerung der einzelnen Kriterien im Vergleich zum Vorjahr berücksichtigt. (sewu)

News FAKULTÄTVergabe Forschungspreis

Am 15. Juni findet ein Kolloquium zum Thema „Entwicklungstendenzen des olympischen Wintersports“ statt. Darin werden Prof. Dr. Arndt Pfützner und die Kollegen des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft unter anderem die olympischen Spiele von Vancouver auswerten und daraus Trends und Ableitungen für die Zukunft schließen. Zeit und Ort: 15.30 Uhr bis 17.00 Uhr, im Sitzungssaal T 366. (sewu)

Fakultätskolloquium

Bearbeitung der sportpraktischen Eignungsprüfung

Eine aus fünf Mitgliedern bestehende Arbeitsgruppe befasst sich mit der Bearbeitung der Eignungsprüfung. Darunter befinden sich auch zwei Studierende. Zukünftig sollen bei dem Test mehr die motorischen Kompetenzen überprüft werden. So soll festgestellt werden, ob die Bewerber über die motorischen Voraussetzungen für ein Sportstudium verfügen. Eine konkrete Vorlage setzt sich aus einem koordinativen und einem konditionell akzentuierten Teil zusammen. Bis es aber zu einer Umstellung kommt, müssen noch viele Daten über die neuen Anforderungen gesammelt und ausgewertet werden. Eine wissenschaftliche Ab-schlussarbeit begleitet das Vorhaben. (sewu)

Fakultätsratwahlen

Am 22. und 23. Juni finden die Fakultätsratwahlen statt. Die Ergebnisse der Wahlen werden am 25. Juni bekannt gegeben. Im Fakultätsrat befinden sich 13 Mitglieder, darunter zwei Studierende. Der Rat ist ein wichtiges Gremium für das Treffen studienrelevanter Entschei-dungen für die Fakultät. (sewu)

Termine

Die Anmeldung zu den Prüfungen der alten Studiengänge kann vom 06. Juli. bis 29. Juli im Prüfungsamt erfolgen. Vom 01. Juni. bis 15. August kann sich für das kommende Wintersemes-ter zurückgemeldet werden. Vorlesungsbeginn für das nächste Semester ist am 11. Oktober. (sewu)

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FAKULTÄT

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FAKULTÄT

Aller guten Dinge sind dreiReha-Institut bekommt Nachwuchs

Mit Dr. Katharina Eckert, Stefanie Lehmann und Katrin Körner erweiterte sich im Janu-ar 2010 das junge Team um Prof. Dr. Petra Wagner. Der SPORTAKUS stellt die drei „Neuen“ des Instituts für Rehabilitations-sport, Sporttherapie und Behindertensport (IRSB) der Fakultät vor.

Dr. Katharina Eckert (34) hat mit der Wahl ihres Studiums ihr Hobby zum Beruf

gemacht. 2005, zwei Jahre nach ihrem Ab-schluss zur Magistra Artium in den Fächern Sportwissenschaft, Sport im Bereich Präven-tion und Rehabilitation sowie Pädagogik kehrte sie an die Universität Heidelberg zu-rück. Dort schloss sie 2008 ihre Promotion ab und bekam nun an der Sportwissenschaft-lichen Fakultät die Möglichkeit zur Habilita-tion. Wie auch an der Universität Heidelberg gehören Lehrveranstaltungen im Fachgebiet, die Betreuung von Abschlussarbeiten und die Prüfungsabnahme zu ihren Tätigkeiten. Sie ist bei der weiteren inhaltlichen Profilierung

des Fachgebiets aktiv und weitete mit ihrem Umzug als Präsidentin des European Centre des International Insti-tute for Health Promo-tion (ECIIHP) dessen Sitz auf Leipzig aus. Als ERASMUS-Stipendiatin verbrachte sie ein Jahr an der Universität von Brighton, England, be-legte dort den Studi-

engang „Physiotherapy“ und blieb zugleich „ihrem“ Sport in der dortigen Hockeymann-schaft treu. Diese wertvolle Erfahrung emp-fiehlt sie allen Studierenden, da es „einem die Augen für andere Kulturen, Lebens- und Denkweisen“ öffnet und von Toleranz, Welt-

offenheit, Neugier und Mut zeugt – gefragte Attribute auf dem Arbeitsmarkt. Allen Lesern gibt sie ein „Carpe Diem“ mit auf den Weg.

Stefanie Lehmann (28), Absolventin der Sportwissenschaftlichen Fakultät Leip-

zig im Bereich Rehabilitation, Sporttherapie und Behindertensport sowie der Medizi-nischen Fakultät Dresden im Bereich Public Health/Gesundheitswissenschaften, wollte ursprünglich Landschaftsarchitektur studie-ren, doch „das Leben geht eigene Wege“, sagt sie lächelnd. Ihre Kenntnisse auf dem Ge-biet Public Health erweiterte sie im Wissen-schaftsverbund „Kompetenznetz Depression und Suizidalität“ der hiesigen Medizinischen Fakultät und bekam nun mit der Berufung Prof. Wagners die Möglichkeit, ihr Wissen aus beiden Studiengängen zu kombinieren. Vor allem gefällt ihr, die „vielbeschworene Inter-disziplinarität“ an der Fakultät leben zu kön-nen. Am Institut gehören sowohl Lehre als auch Forschung zu ihrem Aufgabenbereich. Im Rahmen ihrer Dissertation referiert sie am 6. Juli 2010 in einem Fakultätskolloquium ei über „Die Zerstörung mitochondrialer Struk-turen der Skelettmuskulatur als zentraler Bestandteil im Pathomechanismus des Typ 2 Diabetes mellitus“. Ihr nächstes Ziel ist die Promotion an der Medizinischen Fakultät. aniKa SchWaGeR

Neues Gesicht: Dr. Katharina Eckert. Foto: privat

Interdisziplinär: Stefanie Lehmann. Foto: privat

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FAKULTÄT

Erst denken, dann spielenDr. Ralph Petzold übernimmt Stelle von Dr. Sieghart Hofmann

Ganz unbekannt war Dr. Ralph Petzold die Sportwissenschaftliche Fakultät der Uni-versität Leipzig nicht. Für den 48-Jährigen, der seit dem 1. Oktober 2009 am Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik die Stelle von Dr. Sieghart Hofmann übernom-men hat, bedeutete der neue Job vor allem: Viel reisen und viel Neues. Einige bekannte Gesichter erleichtern dabei den Start.

„Ich habe sogar meine Dissertation hier verteidigt“, erinnert sich Petzold, der vor-

her an der TU Dresden beschäftigt war, zu-rück. Für die Studierenden ändert sich wenig, für den Dozenten hingegen umso mehr. Zwar ist das Feld, das er in der Lehre abdeckt, ähn-lich den Aufgaben, die er an der TU Dresden in der Lehre erfüllt hat. „Allerdings war das Spek-trum dort wesentlich breiter“, sagt Petzold. Während er in Leipzig in der Sportdidaktik, in den Kleinen Spielen und im Sportförderun-terricht lehrt, hatte er in Dresden darüber hi-naus auch für große Bereiche der sportprak-tischen Ausbildung der Grundschullehrer die Verantwortung. Perspektivisch wird er in

Leipzig auch in den Schul-prakt ischen Studien die Studierenden begleiten.

G r u n d l e -gendes wird sich nicht än-dern, Details h i n g e g e n schon: Mehr Eigeninitiati-ve fordert der wissenschaftliche Mitarbeiter, der seine Dissertation über die integrative Vermittlung von Sportspielen geschrieben hat, etwa in den Kleinen Spielen von seinen Studierenden. „Sie sollen nicht nur einfach ein Spiel als Lehrprobe durchführen“, betont Petzold. Der Bezug zu sportdidaktischen The-menfeldern aus den Vorlesungen und Semi-naren soll hergestellt werden und so der Zu-sammenhang zwischen Lehrveranstaltungen innerhalb eines Moduls deutlich werden. aniKa WeGneR

Kleine Spiele werden neu aufge-legt: Dr. Ralph Petzold. Foto: Anika Wegner

Katrin Körner (27) ist die Jüngste im Team. 2007

schloss sie an der FSU Jena das Studium der „Sportwissen-schaft – Prävention und Reha-bilitation“ ab, das für sie eine ideale Kombination aus Medi-zin und Bewegung darstellte. Als wissenschaftliche Mitar-beiterin an einer Universität zu arbeiten, um an der sport-wissenschaftlichen Forschung teilzuhaben, war schon lange ein Wunsch, der nun am IRSB in Erfüllung ging. Dafür fährt sie auch jeden Tag von Chemnitz nach Leipzig. Am Institut ist sie in Forschung und Lehre tä-

tig und möchte ihre Dissertati-on schreiben. Außerdem ist sie seit kurzem DVGS-Sportthera-peutin für innere Erkrankungen und arbeitet nebenbei in einer Klinik für Atemwegserkrankte, da ihr die Arbeit mit Patienten viel Spaß macht. Ihre sportliche Heimat liegt in den Bereichen Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik und Tanzen. „Für Ballsportarten fehlt mir hingegen das Talent“, sagt sie schmunzelnd. Dafür backt sie gerne. Der SPORTAKUS wartet

gespannt auf eine Kostprobe. aniKa SchWaGeR

Katrin Körner ist die jüngste der Neuen. Foto: privat

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FAKULTÄT

Nachfolger mit Sinn für Kontinuität Dekan-Wahlen im Juni bestimmen NachfolgerIn von Prof. Krug

Seit nunmehr acht Jahren ist Prof. Dr. Jür-gen Krug Dekan der Sportwissenschaft-lichen Fakultät, seit zwei Jahren bekleidet er dieses Amt kommissarisch. Wegen der Novellierung des Sächsischen Hochschul-gesetzes und einer fehlenden Mehrheit für Prof. Dr. Martin Busse bei der Wahl 2008, konnte nach Krugs zweiter Amtszeit kein Nachfolger bestimmt werden. Zu einer er-neuten Abstimmung wird es im Juni dieses Jahres kommen. Doch wer wählt einen De-kan oder eine Dekanin? Wer kandidiert?

Laut Artikel 89 Absatz 2 des Sächsischen Hochschulgesetzes „wird der Dekan auf

Vorschlag des Rektorates vom Fakultätsrat in der Regel aus dem Kreis der dem Fakultätsrat angehörenden Professoren gewählt“ (siehe Abb.). Der Dekan kann erst gewählt werden, sobald der am 22. und 23. Juni 2010 zu wäh-lende Fakultätsrat im Amt ist. Denn dieser stimmt über den Kopf der Fakultät ab.

Offizielle KandidatInnen für den Posten wird es im Voraus nicht geben. Tipps oder Vorschläge möchte auch „Noch-Dekan“ Krug nicht äußern: „Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich bin da auch kein Königsmacher.“ Erst nach der Fakultätsrats-

wahl wird Näheres bekannt und der mögliche Bewerberkreis auf die sieben im Fakultätsrat vertretenen HochschullehrerInnen begrenzt.

Um gewählt zu werden, muss ein Kandidat die Mehrheit aller Stimmen, zusätzlich die Mehrheit aller Hochschullehrerstimmen im Fakultätsrat auf sich vereinigen. Sollte dies nicht der Fall sein, stände eine schwierige Si-tuation bevor. Anders als bei der Wahl 2008 wird der derzeitige Chef der Fakultät sich endgültig von seiner Aufgabe verabschie-den. „In einem solchen Fall müssen die der-zeitige Prodekanin und der Studiendekan bis zu einer Neuwahl die Amtsgeschäfte über-nehmen“, erklärt Krug. Schmunzelnd fügt der 66-Jährige hinzu: „Ich bin in der Zwischenzeit ja auch zwei Jahre älter geworden.“

Unabhängig vom Wahlausgang hofft Krug auf keine großen Veränderungen: „Ich sehe eine große Pflicht für alle, die an der Entschei-dung beteiligt sind, ein hohes Maß an Konti-nuität zu bewahren, um die höchste Qualität der Lehre zu sichern und das Bild unserer Fakultät weiter zu verbessern. Dem neuen Dekan wünsche ich auf jeden Fall viel Erfolg, eine gute Hand und Standhaftigkeit gegenü-ber der Universität und dem Ministerium.“ Johanna heß

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Heß

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Es regt sich wasSportfakultät überarbeitet in Arbeitsgruppen

die Studiendokumente

Von nico JeKoV

Wie viele Leipziger Fakultäten, ist auch die Sportwissenschaftliche Fakultät von Problemen mit den neuen Studiengängen nicht verschont geblieben. Um diese in den Griff zu bekommen, wurde ein groß angelegter Arbeitsprozess angestoßen. Die ersten Ergebnisse liegen vor, die ersten Ver-änderungen wurden bereits beschlossen.

Mittlerweile ist wohl jedem Studierenden geläufig, was der Bolognaprozess für

die Hochschulen bedeutet. Es gibt Bachelor und Master, Science und Arts, Module und Workload. Damit diese Dinge Bestand haben und neue Dinge zugelassen werden können, gibt es Akkreditierungsverfahren (lat. accre-dere: Glauben schenken). Diese sind stren-gen Regularien unterworfen, ebenso wie die Inhalte, über die sie entscheiden. Alles will beschaut und bewer-tet werden. Wer dabei sein – oder bleiben will, muss akkreditiert worden sein. Das ist nicht nur bei sport-lichen Großveranstaltungen der Fall. Die Universität steht ebenso in der Pflicht, sich solchen Beglaubigungsverfahren zu unter-ziehen.

Spätestens mit den Studierendenpro-testen vom Herbst war jedem klar, dass es in den neuen Studiengängen viele Unstim-migkeiten und Probleme gibt. In den letzten Monaten hat sich auch an der, von den da-maligen Protesten nicht sonderlich betrof-fenen, Sportwissenschaftlichen Fakultät auf diesem Gebiet etwas geregt. Nachdem sich die Mitglieder von Studienkommission und Fakultätsrat schon lange weitgehend einig

darüber waren, dass es einer dringenden genauen Überarbeitung der Studiengänge bedarf, wurden im Dezember des vorigen Jahres dafür Arbeitsgruppen gebildet. Es gibt für jeden Studiengang jeweils eine Gruppe, zusätzlich noch weitere für die Eignungsfest-stellungen zum Bachelor- (sportpraktische Eignung) und Masterstudium sowie eine Gruppe für die Lehrevaluation.

In sieben Arbeitsgruppen tüfteln und bas-teln sieben ProfessorInnen, elf Mitarbeiter- Innen und etwas über zehn Studierende, viele sind sogar in mehreren Gruppen tätig. Als wichtigste Zielstellungen sind die Verbes-serung der Studierbarkeit und Reduzierung der Prüfungslast zu nennen.

Im gemeinsamen Ringen der Lehrkräfte und Studierenden gilt es, die unterschied-lichen Interessen beider Seiten zu vereinen. Die vorhandenen Kapazitäten müssen aus-gelotet, Reserven erschlossen und gleich-

zeitig Überlastungen abgestellt werden (die wichtigsten er-reichten Ergebnisse und Veränderungen siehe Infokasten Seite

54). Im Jahr 2012 steht die nächste Akkredi-tierungsrunde an (Reakkreditierung), dafür sollte die Fakultät gerüstet sein.

Die jetzige Überarbeitung hat viele – vor allem grundsätzliche Probleme aufgedeckt. Dr. Christian Hartmann, u. a. Mitglied der AGs MA Lehramt, MA Sportmanagement und Eig-nungsfeststellung, fasst die Situation kritisch zusammen: „Die gegenwärtig in den Studien-dokumenten vorgenommenen Korrekturen verbessern die Lage vorerst. Ein langfristiges Konzept lässt die Fakultät damit allerdings auch nicht erkennen. Wohin soll die Sportwis-senschaftliche Fakultät in Zukunft steuern?

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FAKULTÄT

„Ein langfristiges Kon-zept lässt die Fakultät

nicht erkennen!“

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FAKULTÄT

Wodurch kann sich unser Standort auszeich-nen und in seiner Ausbildung, besonders in den Masterstudiengängen, von anderen Ein-richtungen Deutschlands abheben?“

Die gleichen Fragen stellen sich die Stu-dierenden. Ruthger Fritze, Sprecher des Fachschaftsrates, wünscht sich einen grund-legenden Diskurs aller Fakultätsmitglieder über die künftige Ausgestaltung von Lehre und Studium, bei dem jedoch persönliche Befindlichkeiten au-ßen vor gelassen wer-den müssen. „Zu den notwendigen De-batten gehören aber auch Evaluationen, die klären, was es zu verbessern gibt. Grund-lage für weitere Überlegungen muss zudem die Frage sein, welche Ausrichtung die Studi-engänge haben sollen, welche Inhalte für sie sinnvoll sind und wie jene gestaltet werden können“, mahnt Fritze und ergänzt: „Hierbei kommt es auf die Absprachen zwischen den Lehrenden an, denn die Fakultät ist mehr als die Summe ihrer Fachgebiete. Wenn es uns nicht gelingt, ein richtungsweisendes Bild von der Zukunft des Sportstudiums zu ent-werfen, dann wird es schon bald nichts mehr geben, das es sich zu akkreditieren lohnt.“

Die Veränderungen in der Hochschul-landschaft haben für Wirbel und Verwirrung gesorgt, der Umbruch ist zum Teil globalen Strömungen geschuldet und in naher und mittlerer Zukunft nicht umkehrbar. Damit

unterliegen alle Hochschulen mit ihren Fa-kultäten, Instituten und Fachgebieten dem strengen Regiment des Akkreditierungs-rates. Prof. Dr. Wolfgang Fach, Prorektor für Lehre und Studium an der Universität Leip-zig, schrieb im Sommer 2009 in einem Brief an die Dekane aller Fakultäten: „Wir müssen uns möglichst rasch von der Vorstellung verabschieden, man könne die Akkreditie-rungsmaschinerie einfach abschütteln […].

Denn das, was die Akkreditierung uns aufbürdet liegt im ‚Zeitgeist‘ – und dem entkommt eine einzelne Uni-

versität natürlich nicht.“ Viele der Verantwortungsträger haben

inzwischen eingesehen, dass es keinen ein-fachen Ausweg aus dem Schlamassel gibt und ein Aussitzen der Unannehmlichkeiten nicht möglich ist. Mehr noch: Einen Teil der Bewertung machen die Anstrengungen aus, die die Fakultäten und damit jeder ihrer Mit-arbeiter unternehmen, Probleme zu identifi-zieren und zu korrigieren.

Als direkte Folge dieser Zwänge ergibt sich jetzt die Möglichkeit, die Sportfakultät zu einer, für die Zukunft gut gerüsteten Ein-richtung, (um-) zu strukturieren. Also bleibt zu hoffen, dass der Elan und die guten Ab-sichten aus den Arbeitsgruppen noch eine Weile erhalten bleiben, für eine positive Zu-kunft des Sportstudiums in Leipzig.

Die wichtigsten Ergebnisse und Veränderungen:

Im Lehramt Bachelor sinkt die Anzahl der Prüfungen in den Modulen 08-00-0001, 08-00-0002, 08-003-0010. Das Modul 08-001-0006 findet nicht mehr im 5. und 6. Semester, sondern im 4. und 5. Semester statt.

Im Lehramt Master ist ein Wahlpflichtplatzhalter vorgesehen für zwei Module im Bereich „Neue Spiel- und Bewegungskultur erleben und vermitteln können“, einmal mit zwei Modulteilveranstaltungen á 3 SWS und einmal drei Modulteilveranstaltungen á 2 SWS. Zudem gibt es eine Neuausrichtung des Moduls 08-004-0001.

Das Verfahren der Eignungsfeststellung ist für alle drei Masterstudiengänge gleich und durchlässiger. Der Aufwand reduziert sich für Studierende und Lehrende.

Diese Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Informationen zu weiteren Änderungen gibt es z. B. beim Fachschaftsrat.

„Die Frage muss sein, welche Inhalte für die Stu-diengänge sinnvoll sind!“

Page 51: SPORTAKUS Heft

Ungeschminkte Wahrheit„Der Fakultät fehlen Visionen und Perspektiven!“

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KOMMENTAR

Viele sprechen von einer bevorstehenden Reakkreditierung, einige fabulieren sogar

schon über Systemakkreditierung. Und das, obwohl die Sportwissenschaftliche Fakultät Bachelor- und Masterstudiengänge anbie-tet, die von der Akkreditierungsagentur im Jahr 2006 ausgesetzt und erst vorigen Mo-nat – also mehr als vier Jahre später – ak-kreditiert worden sind. Für Absolventinnen und Absolventen nicht-akkreditierter Studi-engänge hat das durchaus unangenehme Nebenwirkungen, wenn etwa Arbeitgebe-rinnen und Arbeitgeber den Abschluss eines akkreditierten Studiengangs als berufliche Qualifikation voraussetzen. Ein Anspruch auf Schadensersatz bestehe für all jene Absol-ventinnen und Absolventen nämlich nicht, so die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der sächsischen SPD Ende April dieses Jahres.

Die Fakultät versäumte es, ihre neuen Studiengänge zu überprüfen, weiter

zu entwickeln und sie an den Bedürfnissen der Studierenden auszurichten. Instrumente der Qualitätssicherung, wie (externe) Evalu-ationen, Veranstaltungsbefragungen oder Modulevaluationen, werden seit mehreren Jahren offenbar nicht erarbeitet und genutzt. Diese Instrumente und Prozesse sind es, aber auch die daraus gewonnenen Ergebnisse, die unter anderem in Verfahren der Reakkreditie-rung übergeprüft werden sollen (insbeson-dere bei einer Systemakkreditierung), neben der Erfüllung von ganz bestimmten Aufla-gen, wie beispielsweise die Senkung der Prü-fungslast oder das bessere Zusammenspiel

v e r s c h i e d e n e r Modulteilveran-staltungen. Und sollten gerade s p o r t t h e o r e -tische Module nicht möglichst in einem Semes-ter studierbar sein? Viele Fehler müssen korrigiert werden, um die unausgegorenen und über-frachteten Studiengänge an die Qualitäts-ziele für Lehre und Studium der Universität Leipzig anzupassen. Und das sind vor allem Attraktivität, Internationalität und Mobilität sowie Nachhaltigkeit des Studiums.

Im Glauben, die entstandenen Entwick-lungslücken der neuen Studiengänge

schließen und den Rückstand rasch aufho-len zu können, doktern etliche Arbeitsgrup-pen der Fakultät nun in einer Hauruckaktion überwiegend an strukturellen Vorgaben, die der Akkreditierungsrat beschlossen hat und die Akkreditierungsagenturen umzusetzen versuchen. Bedauerlicherweise bleiben Zu-kunft und Profil der Fakultät dabei weitestge-hend unberücksichtigt. Vielmehr ist deutlich geworden, dass der Sportwissenschaftlichen Fakultät Visionen und Perspektiven fehlen. Es hapert allenthalben an Wissen und Verständ-nis um den Reformprozess. Die Chancen des Prozesses dürfen nicht blockiert, sondern sollten klug genutzt werden. Jedoch folgen einer Rolle vorwärts nicht selten zwei Rollen rückwärts. Forschungsinteressen scheinen wichtiger zu sein als integrativ zu lehren und zu prüfen. Kurz zusammengefasst: Ein Schwein kann mit Lippenstift geschminkt werden, aber es bleibt dennoch ein Schwein. hanneS DeLto

„Es hapert an Wissen und Verständnis um den

Reformprozess!“

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FAKULTÄT

Von JuLiane GanSeRa

Die Sportwissenschaftliche Fakultät ist in den letzten Jahren vor allem Eines: eine Großbaustelle. Hauptursache für das stän-dige Bohren, Hämmern und Dröhnen sind die alten Fundamente aus den fünfziger Jahren. Diese führen zu Absenkungen vom Haus I über den Gebäudeflügel des Biblio-theksturm bis hin zur Schärttnerhalle. Zu-dem wird die Fakultät in einigen Bereichen modernisiert. Eine kurze Analyse soll einen Überblick zu den Baumaßnahmen und de-ren geplante Fertigstellung geben.

Mehrzweckhalle

Die Mehrzweckhalle gehört zu den Gebäu-deteilen, die sich absenken. Ursprünglich war der Beginn der Bauarbeiten für dieses Jahr geplant, aber wegen der Haushaltslage des Freistaates Sachsen wurde die Maßnahme zurückgestellt. Ab November 2010 werden die Halle sowie die zugehörigen Büroräume gesperrt. Das Dach kann nur noch seine Ei-genlast tragen, Zusatzlasten wie viel Schnee im Winter, jedoch nicht. Ein Interim ist bisher nicht vorgesehen, der Wegfall der Halle im Wintersemester soll in erster Linie durch die Nutzung der anderen Übungsstätten aus-geglichen werden. Die aktuellen Reparatur-

arbeiten, in Folge eines Wasserrohrbruches, sollen bis Ende Juli abgeschlossen sein.

Großer Hörsaal

Die Arbeiten für den Großen Hörsaal sind im Zeitplan, so dass dieser im nächsten Som-mersemester wieder genutzt werden kann.

Mensa

Die Abbrucharbeiten an der Mensa Jahnal-lee wurden inzwischen beendet. Momentan finden Mauerarbeiten und die Abdichtung des Daches statt. Ursprünglich sollte der Um-bau im November abgeschlossen sein, dieser Termin verschob sich bereits auf den Januar 2011. Das Studentenwerk plant, die Mensa zu Beginn des Sommersemesters 2011 in Be-trieb zu nehmen.

Diese wird dann über drei Speisesäle verfü-gen, mit einer Gesamtkapazität von 370 Sitz-plätzen. Dazu kommt die Caféteria mit 100 und ein Freisitz mit 120 Plätzen. Die Essens-ausgabe wird über eine „Free-Flow-Ausgabe“ (beliebige Zusammenstellung der Gerichte) erfolgen. Zudem werden künftig Wok-Ge-richte angeboten. Beide Etagen des östlichen Gebäudeteils, in Richtung des Marx-Reliefs, nutzt dann die Handelshochschule Leipzig als Seminarräume.

Alles neu

Leben auf der BaustelleWie nach diesem Entwurf geplant, soll die Mensa bis zum Sommersemester 2011 fertig umgebaut werden.

Bildnachweis: Husemann/Timmermann und Partner; Architekten und Ingenieure; Jasperallee 2; 38102 Braunschweig; www.architekten-htp.de

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FAKULTÄT

Multimedialabor

Inzwischen ist das Multimedialabor fertig gestellt, die Abnahme durch die Universität als Bauträger steht kurz bevor. Die Inbetrieb-nahme des Labors und des PC-Pools wird aber eine Weile dauern, weil die Möbel und die technische Ausstattung noch ausgewählt und eingebaut werden müssen. Für die Tech-nik stehen der Fakultät 236.000 Euro zur Ver-fügung.

Weitaus schwieriger stellt sich momentan die Leitung und Verwaltung des Labors dar. Die Stelle von Christi-ne Dähnert, die bisher für die Technik verant-wortlich war, wurde ersatzlos gestrichen. Als Begründung führte die Universitätsleitung an, dass nicht jede Fa-kultät ein Medienlabor mit entsprechender Fachkraft haben kön-ne. Daraus ergibt sich die prekäre Lage, über ein hochmodernes La-bor zu verfügen, das nach aktuellem Stand mangels einer ent-sprechenden Fachkraft nicht genutzt werden kann. Momentan wird nach einer hausinternen Lösung gesucht.

Bibliotheksturm

In den nächsten Jahren soll der Turm der Fakultät ausschließlich als Bibliothek für die Sport- und Erziehungswissenschaften genutzt werden. Der Zeitpunkt der Um-baumaßnahmen ist wegen der Haushaltsla-ge noch unklar. Die bisher dort angesiedel-ten Verwaltungsräume werden verlegt. Das Dekanat zieht noch in diesem Jahr in den A-Trakt, wo bisher der Internationale Trainer-kurs (ITK) untergebracht war. Der zurzeit ge-sperrte Seminarraum 11 H (C310 ) soll dann

als Sitzungssaal fungieren. Das Prüfungsamt wird in den Bereich, der früher vom Fachge-biet Sportgeschichte/-Philosophie und dem Fachschaftsrat genutzt wurde, umgesiedelt. Die Hausverwaltung kommt in die Räume des Fachgebiets Fußball.

Brandschutz

Wegen der Nicht-Erfüllung der Brand-schutzbestimmungen wurden die Seminar-räume 10 und 11 (C 310 und C 313) gesperrt. Für die gerade erst renovierten Seminarräu-

me und Kabinette des B-Traktes liegt der Fa-kultät ein Schreiben vor, dass hier Handlungs-bedarf bestehe. Problematisch gestaltet sich dabei die Tatsache, dass dieser Teil der Anlage unter Denkmalschutz steht. An die Kraft- und Mehrzweckhalle müssen Außentreppen als Fluchtwege angebaut werden. Eine Lösung, die für Fecht- und Gymnastikhalle unmög-lich ist. Die hier angesiedelten Seminarräume müssen wohl verlegt werden. Die Frage ist, warum die problematische Brandschutzsitu-ation jetzt und nicht während der Renovie-rung vor drei Jahren, diskutiert wird. Doch sie hat ja auch ihren Charme, die Großbaustelle Sportwissenschaftliche Fakultät.

Ungewohnt und beeindruckend: Der Große Hörsaal wird komplett saniert Foto: Alexander Fugmann

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FAKULTÄT

Die große Unbekannte Die HSG DHfK Leipzig e.V. ist einer der größten Vereine Sachsens

Von Stefan SchuLZ

Jeder hat sicherlich schon einmal in den Schaukasten rechts neben dem Eingang zur Pausenhalle Süd geschaut und sich staunend gefragt: Wer oder was ist die HSG DHfK Leipzig e.V. eigentlich?

Die Hochschulsportgemeinschaft der deutschen Hochschule für Körperkultur

Leipzig e.V. steckt hinter dem Namen. Und wie dieser schon erahnen lässt, war der Ver-ein eng mit der Sporthochschule der DDR verbunden. Auch hier waren Studierende die Initiatoren, die bereits 1950 die ersten Ideen zur Gründung eines Sportvereins hatten, um die Möglichkeiten für das Sporttreiben zu ver-bessern. „Kurz nach dem Krieg dachte noch niemand an den Wiederaufbau der Sport-stätten, vom ‚Stadion der Hunderttausend‘ (heute Zentralstadion, Anm. d. Red.) ganz zu schweigen“, erinnert sich Gründungsmitglied Erhard Schuhmann. Wenig später verabschie-dete das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei (SED) der DDR den Beschluss über „Die Aufgaben auf dem Gebiete der Kör-perkultur und des Sports“ zur Zentralisierung des Sports in der sowjetischen Besatzungs-zone. Das führte dazu, dass im Frühjahr 1951 die „HSG Wissenschaft DHfK“ u.a. von Prof. Dr. Karl-Heinz Bauersfeld und Günter Heinze (Eh-renmitglied des International Olympic Com-mittee) gegründet wurde.

Der Verein startete mit 96 Mitgliedern und vergleichsweise wenig Sektionen. Die Leichtathletik war die größte Sektion. Mit dem Bau des heutigen Campus (1952 bis 1957) erhielt die Hochschule weitere Hallen und Möglichkeiten für die Ausbildung im Studium. Die HSG war als Studentensport-verein direkt an die Sporthochschule gekop-pelt und profitierte unmittelbar davon. Bald

konnten Sportarten wie Turnen, Boxen und Wasserspringen angeboten werden. Fast je-der Studierende und nahezu alle Lehrkräfte waren automatisch Mitglied der HSG Wis-senschaft DHfK. Diese Mitgliedschaft wur-de im ganzen Lande hoch geschätzt. Die Sportstudierenden fanden in der HSG gute Voraussetzungen für das Studium in Theorie und Praxis, indem sie vor Ort sowohl Hospi-tationen und Praktika als auch ihr eigenes Training und die Teilnahme an Wettkämpfen wirkungsvoll miteinander verbanden und schließlich auch ihre wissenschaftliche Arbeit anfertigten. Eine Verbindung, die man heute an der Sportwissenschaftlichen Fakultät fast vergeblich sucht.

Mit der Gründung des SC DHfK Leipzig e.V. 1954 wurde ein wichtiger Baustein für den Leistungssport gelegt. Die HSG sollte auf breiter Basis agieren und Anlaufstelle für die Athleten sein, die weniger vom Leistungs-sport gefördert wurden. Die besten Sportler wurden nun in den Sportclub delegiert. Der HSG kam hier die Aufgabe der Förderung des

Stefan Sadlau zeigt vollen Einsatz beim Badminton – eine der erfolgreichsten Abteilungen im Verein. Foto: HSG DHfK

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FAKULTÄT

Nachwuchsleistungssports zu, aus dem eine Vielzahl von erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern hervorging und die heute noch verfolgt wird. Beispielsweise sind Heike Fi-scher und Stefan Rudolph, beide aus dem Wasserspringen, Kinder der HSG.

Zum 25-jährigen Bestehen 1976 zählte die HSG circa 3200 Mitglieder, die in 33 Sekti-onen (heute: Abteilungen), 21 Allgemeinen Sportgruppen (ASG) und acht Trainingszen-tren (Talentstützpunkte) unter Anleitung hochqualif izier ter Diplomsportlehre-rInnen bzw. Sport-w i s s e n s c h a f t l e -rInnen und für damalige Verhältnisse unter guten materiel-len Bedingungen ihre Sportart betrieben.

Mit der Abwicklung der Sporthochschule 1990 und der Implementierung als Sport-wissenschaftliche Fakultät in die Universität Leipzig war die Zukunft des Vereins zunächst ungewiss. Man sagte dem Verein voraus, dass er mit dieser Vergangenheit und dem Namen nicht lange überleben würde. Nur durch ge-schicktes Vereinsmanagement und Umstruk-turierung, vom studentischen Großverein hin zu einem breitensportlich angelegten Sportverein, konnte das Überleben der HSG gesichert werden.

Heute ist die HSG mit 1800 Mitgliedern achtgrößter Verein Sachsens und drittgröß-ter Verein in Leipzig. Zur stärksten Säule im Verein hat sich mit circa 60 Prozent der Seni-orenbereich entwickelt. Die Senioren üben in zahlreichen allgemeinen Sportgruppen, die teilweise in Fortführung wissenschaftlicher Untersuchungen seit mehreren Jahrzehnten bestehen sowie in der Abteilung Rehabilita-tionssport, die sich seit 1992 rasant entwi-ckelte. Derzeit betreuen 25 Fachübungslei-ter in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rehabilitationssport, Sporttherapie und Be-hindertensport der Sportwissenschaftlichen Fakultät (Leitung Prof. Dr. Petra Wagner) über 65 Übungsgruppen.

Auch der Kinder- und Jugendsport steht im Fokus des Vereins. Mehr als 20 Prozent der

Vereinsmitglieder sind Kinder und Jugend-liche, von denen der überwiegende Teil das Sportgymnasium besucht. Sie trainieren in den Talentstützpunkten u.a. Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Sportaerobic und Wasserspringen. Die erste Mannschaft der Sektion Badminton spielt in der Regio-nalliga Süd/Ost und verschafft der HSG hohe Anerkennung. Bei den deutschen Meister-schaften vom 14. bis 16. Mai holten Manfred Blauhut (Einzel) und Gerd Pigola (Doppel)

Gold. In der U22 ge-wannen Lisa Baum-gärtner und Ronny Dubb beim Interna-tionaler VICTOR Ju-

nior-Cup in Berlin am 2. April Gold und Silber.In fast allen Abteilungen und Allgemei-

nen Sportgruppen stößt der Verein immer häufiger an seine Kapazitätsgrenzen. Als „Gast-Nutzer“ der Sporthallen der Sport-wissenschaftlichen Fakultät ist die HSG von der Auslastung durch die Universität und dem Zentrum für Hochschulsport abhängig. Wunsch der Vereinsleitung ist bis heute, dass

die einstige Idee der Zusammenarbeit zwi-schen Universität und Verein wieder aktiviert wird. Leider besteht von Seiten der Fakultäts-leitung kein Interesse. „Das Berufseinführen-de Praktikum Prävention/Rehasport ist die einzige Verbindung zur Uni“, sagt Geschäfts-führer Dirk Albrecht enttäuscht.

Auch die jungen Mitglieder der HSG DHfK sind bereits erfolgreich, wie diese Turnerinnen. Foto: HSG DHfK

Es gibt kaum noch eine Verbindung zwischen Ver-

ein und Fakultät.

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Der Stundenlauf ist zurück Wiederbelebung alter Traditionen unter neuen Bedingungen

Am 1. April 2010 versammelte sich eine bunte Schar Menschen auf dem Testfeld der Sportwissenschaftlichen Fakultät. Dabei handelte es sich nicht etwa um einen April-scherz oder die neuerdings so beliebten Flashmobs, sondern um die Wiederbele-bung einer Tradition. Der Stundenlauf mit Musik feierte ein erfolgreiches Comeback.

Durch die Erneuerung des Testfeldes war die Durchführung der längsten Lauf-

serie Deutschlands über ein Jahr lang nicht möglich gewesen. Doch endlich konnte das Testfeld von der Leipziger Laufszene mit dem ersten offiziellen Wettkampf eingeweiht wer-den. „Mit 104 Teilnehmern hatten wir nach der langen Zwangspause ein ordentliches Starterfeld bei der 194. Auflage“, freut sich Wieland Kärger, Organisator des Stunden-laufs vom USC Leipzig. Wie der Name schon sagt, werden beim Stundenlauf entweder 15, 30 oder eben 60 Minuten auf dem Test-feld gelaufen. Dabei zählen alle ihre Runden selbst. Jeder Läufer ermittelt seine zurück-gelegte Strecke und sagt diese dann unmit-telbar nach Zieleinlauf dem Veranstaltungs-team des USC Leipzig an.

Der Argentinier und Teilnehmer des In-ternationalen Trainerkurses, Ezequiel Ben-venuto, war besonders schnell unterwegs und sicherte sich somit den Sieg mit 16550 Metern, was circa 41 Runden entspricht vor Andre Stöß von der LG eXa (16490 Meter). Die weiteste Strecke unter den Frauen, nämlich 35 Runden, lief die Triathletin Christin Dörfer vom Team Speiche.

Mitmachen kann jeder, auch die Mitglied-schaft in einem Verein ist nicht nötig. Eine halbe Stunde vor Beginn trifft man sich zur Anmeldung auf dem Testfeld. Je nachdem wie lange gelaufen wird, variiert die Anmel-degebühr zwischen 1,50 Euro und 2,50 Euro. Kinder und Schüler können kostenfrei laufen.

Seit der Stundenlauf 1979 von Klaus Dreßel initiiert wurde, erfreut er sich immer größe-rer Beliebtheit. Das Ziel des Stundenlaufes ist klar: weiter laufen als alle anderen! Dirk Nürnberger vom SC DHfK hält seit 1990 den Rekord mit 19 635 Metern (3:03 Min/km) bei den Männern und Katrin Dörre vom SC DHfK lief 1988 die bis heute unerreichte Bestmar-ke von 17 709 Metern (3:23Min/km). Sie ist damit die einzige Frau, die bisher mehr als 17 Kilometer gelaufen ist. Nun sollen auf der blauen Kunststoffbahn neue Rekorde aufge-stellt werden. Zum zweiten Stundenlauf am 6. Mai kamen wegen des schlechten Wet-ters nur 30 Läufer. Doch nicht nur die Wet-terbedingungen waren nicht optimal: „Die Beschallungsanlage funktioniert noch nicht. Eigentlich sollte im Mai schon alles stehen. Ich hoffe, dass das im Laufe des Jahres noch wird“, moniert Kärger. ina oSchmann

Nur wenige Läufer trotzten dem Regen am 6. Mai.Foto: Ina Oschmann

Die nächsten Termine:

2. September; 7. Oktober Start: 18 Uhr

Infos: www.leipziger-stundenlauf.de

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FAKULTÄT

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FAKULTÄT

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„Was Hänschen nicht lernt...!“ Nicole Grützmacher gewinnt Preis für beste Abschlussarbeit

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FAKULTÄT

Die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsycho-logie (ASP) ist die Vertretung der Sport-psychologen und -psychologinnen in Deutschland im universitären und auße-runiversitären Bereich. Die frisch gebacke-ne Absolventin Nicole Grützmacher hat in diesem Mai den alljährlich von der ASP ausgelobten Preis für die beste Abschluss-arbeit gewonnen. SPOR-TAKUS-Redakteur Nico Jekov erkundigte sich bei ihr nach den Gege-benheiten.

Was genau macht die ASP?Das Ziel der Arbeits-

gemeinschaft ist es, die Weiterentwicklung der Sportpsychologie in For-schung, Lehre und den Anwendungsfeldern des Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssportes zu fördern.

Jährlich findet eine ASP-Tagung statt, bei der Spor tpsychologinnen und Sportpsychologen ihre aktuellen Forschungs-inhalte vorstellen. Auf die-ser Tagung werden auch ein Posterpreis und eben auch der Studienpreis für die beste Abschlussarbeit im Bereich der Sportpsychologie verliehen. Da dachte ich mir, dass man sich darauf mal bewerben könnte.

Geht es denn in deiner Abschlussarbeit um Psy-chologie?

Nun ja, indirekt schon, das ist auch der Grund, warum sie für die ASP überhaupt in

Frage kam. Meine Diplomarbeit handelt vom motorischen Lernen von komplexen Bewe-gungssequenzen im Alter. Die Forschung im Bereich der Sportmotorik ist wesentlicher Bestandteil der Sportpsychologie und hat darin einen festen Platz. Ich habe untersucht, ob sich die Bewegungsvorstellung bzw. -re-präsentation, die man sich beim motorischen

Lernen aneignet, in Abhängigkeit vom Al-ter ändert. Umgangs-sprachlich gesagt, ich habe versucht heraus-zufinden in wie weit das bekannte Sprich-wort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ zutrifft.

Und, stimmt‘s?Na ja, zusammenfas-

send lässt sich sagen, dass die älteren Teil-nehmer meiner Studie die Bewegung auch erlernt haben, jedoch haben sie hierfür sehr

viel mehr Zeit benötigt und haben auch andere

Verarbeitungsprozesse ver-wendet. Ihre Bewegungs-vorstellung hat sich von der der jüngeren Probanden unterschieden. Um wieder

auf das Sprichwort zurück zu kommen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans doch noch, nur viel langsamer und auch anders.“

Was bedeutet dir der Preis?Ich habe mich sehr über diese Auszeich-

nung gefreut. Es ist eine große Ehre für mich, mit meiner Abschlussarbeit einen Preis ge-

Nicole Grützmacher promoviert ab Juli an der Universität Bielefeld im Bereich Sportmotorik Foto: Nico Jekov

INTERVIEW

Page 59: SPORTAKUS Heft

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FAKULTÄT

wonnen zu haben, was ich nicht zuletzt auch meinen Betreuern Privatdozent Dr. Stefan Panzer und Prof. Dr. Charles Shea (Texas A&M University, Anm. d. Red.) zu verdanken habe. Obendrein hat mich die ASP zu ihrer diesjäh-rigen Tagung nach Salzburg eingeladen, wo ich meine Diplomarbeit in Form eines Posters vorstellen konnte. Ich durfte sogar die Po-stersession eröffnen, indem ich einen kurzen Vortrag zu meiner Arbeit vor dem an-wesenden Fachpu-blikum gehalten habe. Davor und auch dabei war ich verdammt nervös.

Wenn ich sonst je-mandem von meiner Arbeit erzähle, weiß eigentlich kaum jemand genau wovon ich spreche, dort wussten es alle. Anschließend bekam ich zusätzlich die Gelegenheit, mich mit Experten über die Inhalte zu unterhalten.

Du hast Deinen Abschluss jetzt quasi in der Ta-sche, wie geht es weiter?

Ich habe in der Tat Ende Mai meine letzte Prüfung für das Lehramt Englisch erfolgreich

abgelegt, jetzt hat das Sudium ein Ende. Bevor ich ab 1. Juni am CITEC (Center of

Excellence Cognitive Interaction Technology) der Universität Bielefeld eine Promotions-stelle (mit Stipendium, Anm d. Red.) antrete, werde ich in Arizona an der Konferenz der NASPSPA (North American Society for the Psychology of Sport and Physical Activity) teilnehmen und einige Ergebnisse unserer

Arbeitsgruppe vor-stellen. Also wieder ganz aufgeregt vor Fachpublikum spre-chen müssen, auch noch auf Englisch.

Also geht es in die Welt hinaus?

Ich wäre sehr, sehr gern in Leipzig geblieben, ich bin hier inzwi-schen heimisch. Aber leider gab es hier keine so guten Perspektiven.

Die Möglichkeiten, die sich mir nun in Bielefeld bieten sind sehr verlockend, es wäre töricht, sie nicht zu nutzen. Ich hoffe aber, dass ich, wenn der Zufall mitspielt, irgend-wann hierher zurückkehren kann.

„Ich wäre sehr, sehr gern in Leipzig geblieben,

ich bin hier inzwischen heimisch. Aber leider gab es hier keine guten Per-

spektiven.“

Richtigstellung:

In der Januarausgabe 2010 des SPORTAKUS berichteten wir unter dem Titel „Studium Bolo-gnese – Vorspeise geschafft“ über die ersten Masterstudierenden an der Sportwissenschaft-lichen Fakultät und Probleme in den neuen Studiengängen.In folgender Textpassage unterlief uns ein inhaltlicher Fehler:„[…]Leider sind in den Veranstaltungen ‚Biomechanische Diagnostik‘ und ‚Organisation eines Gesundheitsbetriebes‘ viele Fragen zu Form und Umfang der Modulprüfung offen“, kritisiert Frank Siegemund.[…]“

Wir stellen hiermit richtig, dass der Titel dieses Moduls (08-006-0003) nicht „Biomechanische Diagnostik“, sondern „Motorische Diagnostik (Motodiagnostik und energetisch-konditionelle Verfahren) erlernen und selbstständig durchführen“ lautet. Somit ist nicht das Fachgebiet Biomechanik, sondern die Professur für Prävention und Rehabilitation für dieses Modul ver-antwortlich.

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KALENDER

SportkalenderVon Altenburg bis Gifhorn...

7 Tennis: ATP-Turnier (7.-13., Halle/Westfalen)

8 9 10 Leichtathletik: Diamond League (Rom/ITA)

11 Fussball: WM-Endrunde (11.6.-11.7., RSA)

1213 Leichtathletik: Internationales Sportfest (Zeulenroda)

13 Basketball: BL Playoff-Finale 3. Spiel1415 Radsport: Thüringen-Rundfahrt U23 (15.-20.)

18 Rudern: Weltcup (München)

19 Kanu: Weltcup Slalom (19./20. , Prag/CZE)

2021 Tennis: Wimbledon (21.6.-4.7., London/GB)

2225 Volleyball: Weltliga der Männer Deutschland - Kuba (Miami/USA)

26 Moderner Fünfkampf: DM (26./27., Berlin)

27 Formel 1: GP von Europa (Valencia/ESP)

29 Tischtennis: China-World Team (29./30., Shanghai/China)30 Schwimmen: DM (30.6.-4.7., Berlin)

Juni

3 Radsport: Tour de France (3.-25.)

4 Triathlon: Iron Man Europe (Frankfurt/Main)

8 Leichtathletik: Diamond League (Lausanne/CH)

9 Tennis: Davis-Cup Viertelfinale (9.-11.)

1011 Fussball: Finale der WM (Johannesburg, RSA)

12 Wasserball: World League Final

13 Reiten: CHIO (13.-18., Aachen)

13 Fussball: U20-WM der Frauen (13.7.-1.8., Augsburg/Bielefeld/Bochum/Dresden)

1415 Schwimmen: Langstrecken-WM (15.-23., Roberval/CAN)

16 Motorrad: GP von Deutschland (16.-18., Sachsenring)

17 Fechten: EM (17.-22., Leipzig)

1821 Radsport: Sachsen-Tour (21.-25.7.) 2223 American Football: EM (23.-31., Frankfurt/Main)23 Baseball: EM (23.7.-1.8., Stuttgart/Heidenheim/Neuenburg)26 Leichtathletik: EM (26.7.-1.8., Barcelona/ESP)29 Schießen: WM (25.7.-11.8., München)3031

Juli

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KALENDER

Sportkalender...von Johannesburg bis Zeulenroda

3 Wasserspringen: EM (3.-16., Budapest/HUN) 6 Leichtathletik: Diamond League (Stockholm/SWE)

7 Judo: Internationale DM (7./.8., Hamburg)

8 Motorsport: DTM (Nürburgring)

911 Fussball: Länderspiel: Dänemark-Deutschland (Kopenhagen/DK)

14 Olympia: 1. Olympische Jugendspiele (14.-26., Singapur/SGP)

15 Radsport: Cyclassics (Hamburg)

1617 Tanzen German Open (17.-21., Stuttgart)

18 Rallye: GER Rallye 9.WM-Lauf (18.-22.)

19 Kanu: DM Rennsport (19.-22., Köln)

20 Fussball: 1. Spieltag 1./2. BL (20.-23.)

21222324 Badminton: WM Einzel (24.-26., Paris/FRA)

2728 Basketball: WM der Männer (28.8.-12.9.,Türkei)

28 Radsport: Spanien-Rundfahrt (28.8.-19.9.)

2930 Tennis: US Open (30.8.-12.9., New York/USA)

31

August

1 Hockey: WM der Frauen (1.-15., Buenos Aires/ARG)

2 3 Fussball: U-21-EM-Qualifikation Tschechien-Deutschland 4 Kunstturnen: DM (4./5., Berlin)

5 6 Rollhockey: EM der Männer (6.-11., Wuppertal)

6 Ringen: WM (6.-12., Moskau/RUS)

9 Judo: WM (9.-13., Tokio/JPN)

10 Eishockey: Auftakt DEL-Saison (10.-12.)

11 Tischtennis: EM (11.-19., Ostrau/CZE)

17 Tennis: Davis-Cup-Halbfinale und Playoffs (17.-19.)

18 Gewichtheben: WM (18.-30., Antalya, TUR)

18 Leichtathletik: DM 50-km-Gehen (Gleina)

19 20 Segeln: WM Match-Racing Frauen (20.-25.9., Rhode Island/USA)

23 Eiskunstlauf: Nebelhorn-Trophy (23.-25., Oberstdorf)

2425 Reiten: Weltreiterspiele (25.9.-10.10., Lexington/USA)

26 Leichtathletik: Berlin Marathon (Berlin)

29 Radsport: WM Straße (29.9.-3.10., Melbourne/AUS) 30

September

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Vom besten Freund überzeugtKai Langewald – Chef des Gesundheitssportvereins Leipzig e.V.

Kai Langewald studierte bis 2003 an der Sportwissenschaftlichen Fakultät und ist heute stellvertretender Vorsitzender im Gesundheitssportverein Leipzig. Der zählt bereits über 2600 Mitglieder.

Herr Langwald, wo kommen Sie ursprünglich her und was hat Sie von einem Studium in der Messestadt Leipzig über-zeugt?

Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf na-mens Dennheritz in der Nähe von Meerane. Nach Abbruch eines BWL-Studiums in Zwickau hat mich mein bes-ter Freund, der schon Sport in Leipzig studierte, von dem Studium überzeugt. Ich hat-te meinen Zivildienst als Ret-tungssanitäter geleistet und somit schon medizinische Grundkenntnisse. Außerdem war ich seit meinem siebenten Lebensjahr sportlich im Tennis aktiv.

Was haben Sie genau studiert und wann und wie ging es nach dem Studium weiter?

Ich habe von 1997 bis 2003 an der Sport-wissenschaftlichen Fakultät Sportwissen-schaften auf Rehasport mit der Speziali-sierung „Innere Erkrankungen“ und dem Abschluss Diplomsportlehrer für Rehasport studiert.

Während des Studiums arbeitete ich be-reits als Honorarkraft im Gesundheitssport-verein Leipzig e.V. und wurde nach dem

Studium dort auch fest angestellt. Kurze Zeit später wurde ich in den Vorstand des Vereins gewählt Der im September 2001 gegründete Gesundheitssportverein bietet verschiedene Sporttherapieprogramme zur Prävention und Rehabilitation von Erkrankungen am Be-wegungsapparat, Herz-Kreislauf-System,

Stoffwechsel- und Nerven-system und hat sich sehr schnell zu einer wichtigen Institution für den Rehabili-tations- und Präventionsport in Leipzig entwickelt. Heu-te zählt der Verein mehr als 2600 Mitglieder.

In welchen beruflichen Berei-chen sind Sie heute tätig?

Heute bin ich stellvertre-tender Vorsitzender von dem Verein und habe zum einen viel mit organisatorischen Dingen zu tun, habe aber noch rund 15 Wochenstun-den Therapie, in welchen

ich Herzgruppen und Wirbelsäulengruppen anleite.

Treiben Sie selbst noch aktiv Sport?

Ich spiele noch ak-tiv Tennis beim Leipzi-

ger Tennisclub 1990, gehe reglmäßig joggen und spiele ab und an Volleyball.

Was sind Ihre besonderen Wünsche für die Zu-kunft?

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es mit dem Verein so weitergeht wie bisher und wir unsere Ziele noch verwirklichen können. GeSpRäch: tobiaS DutSchKe

Kai Langewald studierte sechs Jahre an der Fakultät Foto: privat

ABSOLVENT

INTERVIEW

„Ich spiele noch aktiv Tennis und Volleyball und gehe regemäßig Joggen.“

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