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WELTLITERATUR LESEN Lektiireempfehlungen • Harold Bloom: The Western Canon. The Books and School of the Ages, New York 1994. Dieser Kanon prasentiert 26 meist anglo- phone Autoren als Grundlage der westlichen literarischen Kultur. • Bucher, die man keanen muss. Klassiker der Weltliteratur, heraus- gegeben vom Dudenverlag, Mannheim / Zurich 2011. Nach Epo- chen chronologisch geordnet, werden hundert Werke mitsamt aus- fuhrlichen Informationen zu den Autoren sowie zu Werkinhalt und -aufbau, Entstehungs- und Wirkungsgeschichte vorgestellt. • Hanns W. Eppelsheimer: Handbuch der Weltliteratur. Van den Anfangen bis zur Gegenwart, 3., neu bearbeitete und erganzte Auflage, Frankfurt a. M. 1960. Das Nachschlagewerk bietet einen Einstieg in den Kosmos der gesamten Weltliteratur bis in die M.itte des 20. Jahrhunderts mit bibliografischen Angaben zu deutschen Vbersetzungen. • Dieter Lamping/Frank Zipfel: Was sollen Komparatistea lesen? Berlin 2005. Der schmale Band enthdlt eine unkommentierte, aber deutsche Ubersetzungen nennende Liste von iiber 300 Werken der Weltliteratur, geordnet nach Sprachen bziv. Kulturrdunien, sowie iiber 100 theoretische (poetologische und dsthetische) Schriften und eine Auswahl einiger einflussreicher komparatistischer Studien. • Die Leseliste. Kommentierte Empfehlungen, zusammengestellt v. Sabine Griese, Hubert Kerscher, Albert Meter, Claudia Stockinger, 2. Auflage, Stuttgart 2002. Enthalt rund 600 Titel, geordnet nach Nationalliteraturen, und prdgnante Gehaltsangaben zum jeweiligen Werk. 208 14 Komparatistik konkret Alexander Nebrig, Evi Zemanek ar ^ t<^ rs m.^ ^. ^ '/^ x^^ \ ^^ \-f- g m f>'^,I a s m •A. y »: »•• ^ tf '»' ^ 1, t n w ».*-. » f II *^ ..'"a :? I u •^ •".^vt •^S5^^' .^^^s&^::\ ^^•^—s*^~"\fr. *> s^-^--" lt :>t» ^^ •-/.^M., .^-.^ / \ //../ , ^^ Abbildungl9: Herre Clayette: Bibl.ofhek .o« Babel; Library of Babel (1963) 209

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WELTLITERATUR LESEN

Lektiireempfehlungen• Harold Bloom: The Western Canon. The Books and School of the

Ages, New York 1994. Dieser Kanon prasentiert 26 meist anglo-phone Autoren als Grundlage der westlichen literarischen Kultur.

• Bucher, die man keanen muss. Klassiker der Weltliteratur, heraus-gegeben vom Dudenverlag, Mannheim / Zurich 2011. Nach Epo-chen chronologisch geordnet, werden hundert Werke mitsamt aus-fuhrlichen Informationen zu den Autoren sowie zu Werkinhaltund -aufbau, Entstehungs- und Wirkungsgeschichte vorgestellt.

• Hanns W. Eppelsheimer: Handbuch der Weltliteratur. Van denAnfangen bis zur Gegenwart, 3., neu bearbeitete und erganzteAuflage, Frankfurt a. M. 1960. Das Nachschlagewerk bietet einenEinstieg in den Kosmos der gesamten Weltliteratur bis in die M.ittedes 20. Jahrhunderts mit bibliografischen Angaben zu deutschenVbersetzungen.

• Dieter Lamping/Frank Zipfel: Was sollen Komparatistea lesen?Berlin 2005. Der schmale Band enthdlt eine unkommentierte, aberdeutsche Ubersetzungen nennende Liste von iiber 300 Werken derWeltliteratur, geordnet nach Sprachen bziv. Kulturrdunien, sowieiiber 100 theoretische (poetologische und dsthetische) Schriftenund eine Auswahl einiger einflussreicher komparatistischerStudien.

• Die Leseliste. Kommentierte Empfehlungen, zusammengestellt v.Sabine Griese, Hubert Kerscher, Albert Meter, Claudia Stockinger,2. Auflage, Stuttgart 2002. Enthalt rund 600 Titel, geordnet nachNationalliteraturen, und prdgnante Gehaltsangaben zum jeweiligenWerk.

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14 Komparatistik konkretAlexander Nebrig, Evi Zemanek

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Abbildungl9: Herre Clayette: Bibl.ofhek .o« Babel; Library of Babel (1963)

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KOMPARATISTIK KONKRETKOMPARATISTIK STUDIEREN

Der franzosische Kunstler Pierre Clayette visualisiert die unendlicheBibliothek, wie sie forge Luis Borges in der Erzahlung ,,Die Bibli-othek von Babel" (1941) imaginiert. Umgeben von unendlich vielenBuchern, ist es den Bewohnern dieser Bibliothek ganz unmoglich, dieeinzelnen Texte zu verstehen. Dass ein solcher von seinen Bewohnemnicht kontrollierbarer Bibliotheksraum heute nicht nur eine phantas-tische fiktion ist, erfahren wir potenziert durch die virtuelle Bucher-welt des Internets, wo auf unzdhlige Biicher in digitalisierter Formzugegriffen werden kann. Dos hat Folgen fur dos Recherchieren, Zi-tieren und Verfassen von Hausarbeiten. Daruber hinaus bediirfenStudienanfanger grundsatzlich Orientierungshilfen fur die Beschaf-fung und die Auswahl von Informationen ebenso wie fur die Organi-sation ihres Studiums, um sinnvoll und zielfiihrend im unubersicht-lichen Raum zu navigieren.

Daher wird im Folgenden ein Uberblick iiber die Studienmoglichkei-ten des Faches Komparatistik im deutschsprachigen Raum gebotenund spatere Berufsperspektiven skizziert, bevor schliefilich wissen-schaftliche, insbesondere komparatistische Arbeitstechniken wie dasRecherchieren am Beispiel der Textsorte Hausarbeit vorgestellt wer-den.

14.1 Komparatistik studieren14.2 Berufsperspektiven14.3 Die komparatistische Hausarbeit

14.1 Komparatistik studieren

Viele Universitaten im deutschsprachigen Raum bieten komparatisti-sche Studiengange mit Bachelor- und Masterabschliissen an. Folgen-de Liste versucht nicht nur komparatistische Studiengange an kom-paratistischen Instituten zu erfassen, sondern auch solche innerhalbvan Facherverbiinden. Dadurch wird bisweilen das Verstandnis derKomparatisdk stark erweitert, jedoch mit dem Gewinn, mehrere Stu-dienorte in Deutschland, Osterreich und der Schweiz erfasst zu ha-ben.

Komparatistik-Studiengange im deutschsprachigen Raum• B.A. Vergleichende Literaturwissenschaft, Haupt-/Nebenfach;

M. A. Internationale Literatur. Vergleichende Literaturwissenschaft/Europaische Literaturen. Beide Studiengdnge sind ein Angebot derPhilologisch-Historischen Fakultdt, Bereich Germanistik und geho-ren zum Lehrstuhl fiir Vergleichende Literaturwissenschaft / Euro-pdische Literaturen.

• B. A. Interkulturelle Studien; M. A. Literatur und Medien. Fakultdtfiir Sprach- und Literatmwissenschaften.

• M. A. World Literature. Center for Cultural Studies.• B.A./M.A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwisseaschaft.

fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Peter-Szondi-Institut fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.

• M. A. Europaische Literaturen. Philosophische Fakultat II. An demStudiengang sind die Fdcher Anglistik, Germanistik, Hungarologie,Klassische Philologie, Romanistik, Skandinavistik und Slawistikbeteiligt. Der Studiengang ist nicht konsekutiv und steht damit je-dem Bewerber mit einem Bachelor-Abschluss offen.

• M. A. Literaturwissenschaft, im B. A. nur als Nebenfach wahlbar.M.0dule der allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaftplus Profilwahl im Bereich Literatur und Asthetik oder Literatur,Kultur, Wissen oder Literatur und Medien, fakultdt fur Linguistikund Literaturwissenschaft.

• B.A./M.A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft/Komparatistik. Lehrstuhl fur Allgemeine und Vergleichende Literatw-wissenschaft am Germanistischen Institut der Fakultdt fur Philohgie.

• B.A. Germanisdk, Vergleichende Literatur- und Kulturwissen- Bonnschaft, M.A. Komparatistik. Philosophische Fakultdt, Germanis-tik, Vergleichende Literatur- und Kultmwissenschaft. Das Institut

Augsburg

Bayreuth

Bern

Berlin (FU)

Berlin (HU)

Bielefeld

Bochum

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KOMPARATISTIK KONKRET KOMPARATISTIK STUDtEREN

Erfurt

Erlangen

Frankfurt a. M.

Frankfurt/Oder

Freiburg i. Br.

Fribourg

Genf

GieBen

Gottingen

Greifswald

Halle

Innsbruck

Jena

Klagenfurt

ist ein Verbund aus den Fachern Germanistik, Skandinavistik,Komparatistik und Volkskunde.B.A./M.A. Literaturwissenschaft. Philosophische Fakultdt, Litera-tmwissenschaft. Allgemeine und vergleichende Literatwwissen-schaft als Studienschwerpunkt wdhlbar, mehrere europdische Lite-raturen plus amerikanische Literaturen.B.A./M.A. Germanistik, Vertiefungsmodul im Bereich Kompara-tistik moglich; M. A. Literaturstudien - intermedial und interkultu-rell, Komparatistik als Kernfach wahlbar. Philosophische Fakultdtund Fachbereich Theologie, Department Germanistik und Kom-paratistik.B.A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Fach-bereich Neuere Philologien, Institut fur Allgemeine und Verglei-chende Literaturwissenschaft.B. A. Kulturwissenschaften; M. A. Literaturwissenschaft: Asthetik -Literatur - Philosophie. Kulturwissenschaftliche Fakultdt.M. A. Europaische Literaturen und Kulturen. Philologische Fakul-tdt. Gemeinschaftsprogramm verschiedener Philologien, u. a. Ang-listik, Germanistik, Romanistik, Skandinavistik und Slavistik.M.A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft/Littera-tare generate et comparee. Faculte des lettres, Institut de Litteratu-re generate et comparee.B.A./M.A. Litterature comparee. Paculte des lettres.B.A./M.A. Sprache, Literatur, Kultur. Komparatistik ist als Studi-enelement wdhlbar, in Kombination mit einem Hauptfach und ei-nem weiteren Studienelement. Fachbereich 5, Sprache, Literatur,Kultur.M. A. Komparatistik. Zentrum fur komparatistische Studien.M.A. Vergleichende Literaturwissenschaft. Philosophische Fakul-tat.M. A. Komparatistik: Allgemeine und Vergleichende Literaturwis-senschaft. Fhilosophische Fakultat II, Institut fur Germanistik.M. A. Vergleichende Literaturwissenschaft. Philologisch-Kultwwis-senschaftliche Fakultdt, Bereich Vergleichende Liter aturwissen-schaft am Institut fiir Sprachen und Literaturen.M. A. Literatur - Kunst - Kultur. Verschiedene Literaturwissen-schaften plus Ergamungsfach, Philosophische Fakultat, Institut furGermanistische Literatwwissenschaft.B.A./M.A. Angewandte Kulturwissenschaft. Abteilung fur All-gemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut furKultur-, Literatur- und Musikwissenschaft.

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• B.A./M.A. Literatur - Kunst - Medien. Geisteswissenschaftliche KonstanzSektion, Fachbereich Literaturwissenschaft.M.A. Vergleichende europaische Sprach- und Literaturwissen- Lausanneschaft. Philosophische Fakultat.M.A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft/Kom- Leipzigparatisrik. Philologische Fakultdt, Institut fiir Klassische Philologieund Komparatistik.B. A. /M. A. Komparatistik/Europaische Studien. Fachbereich 05 - MainzPhilosophie und Philologie, Institut fur Allgemeine und Verglei-chende Literaturwissenschaft.B. A. /M. A. Allgememe und Vergleichende Literaturwissenschaft. Fa- Munchen (LMU)kultat fiir Sprach-und Literaturwissenschaften, Institut fur Allgemeineund Vergleichende Literatmwissenschaften (Komparatistik).M.A. Komparatistik und Kulturpoetik. Philosophische Fakultdt, MunsterPhilologie. Germanistisches Institut.M.A. Literatur und Kultur in Europa. Fachbereich Sprach- und OsnabruckLiteratmwissenschaft.M.A. Komparatistik/Vergleichende Literatur- und Kulturwissen- paderbornschaft. Interkultmalitat, Intermedialitdt und Gender Studies sinddie Schwerpunkte des Studiengangs. Fakultdt fur Kulturwissen-schaften, Institut fur Germanistik und Vergleichende Literaturwis-senschaft.M.A. Vergleichende Literatur- und Kunstwissenschaft. Zusam- Potsdammenarbeit der Allgemeinen und Vergleichenden Literatwwissen-schaft und der Kunstgeschichte. Philosophische Fakultat, Institutfur Kunste und M.edien.M. A. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Fakul- Regensburgtat fiir Sprach-, Literatur- und Kulturwissensch often.M.A. Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft. Kultur- Salzburgund Gesellschaftswissenschaftliche Fakultdt.B.A. Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft; M.A. All- Saarbruckengemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. PhilosophischeFakultdt II Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften Fachrich-tung 4.1 Germanistik, Lehrstuhl Allgemeine und Vergleichende Li-terdturwissenschaft (Komparatistik).B.A./M.A./Magister Internationale Literaturen/Komparatistik. TubingenDeutsches Seminar, Fachbereich Neuphilologie, Philosophische Fa-kultdt.

B.A./M.A. Vergleichende Literaturwissenschaft. Abteilung fur wienVergleichende Literaturwissenschaft am Institut fur Europaischeund 'Vergleichende Sprach- und Liter atwwissensch aft.

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Wuppertal

Zurich

KOMPARATISTIK KONKRET

M.A. Allgemeine and Vergleichende Literaturwissenschaft. PachAllgemeine Literaturwissenschaft an der fakultdt Geistes- undKulturwissenschaften.B.A./M.A Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.Seminar fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.

(Stand Marz 2012)

BERUFSPERSPEKTIVEN

14.2 Berufsperspektiven

Brodose Kunst? Die Komparatistik mag manchen als eine brotlose Kunst^erscheinen.Anders als Juristen und Mediziner, anders aber auch als Germanistenund Romanisten, denen der Lehrerberuf offen steht, werden Studie-rende der Komparatistik nicht gezielt auf einen bestimmten Berufvorbereitet. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich nach dem Studi-urn keine attraktiven Arbeitsmoglichkeiten aufierhalb des wissen-schaftlichen Bereiches finden liefien. Tatsachlich bietet sich ein sobreites Spektrum an Moglichkeiten dar, dass es ratsam ist, sichschon am Anfaag des Studiums Gedanken iiber den Berufswunschzu machen.

Facherkombination Den Berufswunsch sollte man auch bei der Wahl der Facherkom-bination beriicksichtigen, sofern man sich fiir einen Bachelor-Studi-engang entschieden hat, der die Moglichkeit gibt^zwei Hauptfacheroder ein Kernfach mit einem Nebenfach zu kombinieren. Wer sichspater wissenschaftlich mit (Fremd-)Sprachen und Literaturen be-schaftigen will, dem empfiehlt sich bei der Zwert- oder Nebenfach-wahl ein anderes philologisches Fach; wem eine Tatigkeit un Kultur-bettieb oder Mediensektor vorschwebt, fur den kommen Facher wieKultur-, Medien- und Theaterwissenschaft infrage, Geschichte undSoziologie einerseits sowie Philosophic andererseits bieten als Neben-facher'wlseitig anwendbares Wissen in historisch-konkreter bzw.systematisch-abstrakter Perspektivierung; die Buchwissenschaft hin-gegenkann auf eine Tatigkeit im Literaturbetrieb vorbereiten. Nebenden genannten klassischen Kombinationen kann es aber auch glei-chermaien zweckvoll seia, erganzend etwa WirtschaftswissenschaftodeT'Jura'zu studieren. Damit sind die Kombinadonsmoglichkeitenfreilich nicht erschopft. Im Hinblick auf die spateren Berutsmogiicn-keTten'lohnt es auf jeden Fall, das Potenzial verschiedener Facher :interdisziplinares Zusammenwirken zu bedenken (-»KAPiTEL4).

praktika. ~- Abeesehen davon ist es sinnvoll, so fruh wie moglich studien-prasmaSlds begle?endunte7schiedliche Praktika zu absolvieren, urn festzustellen,

welche berufspraktischen Tatigkeiten den individuellen Fahigkeitenund Interessen entsprechen, und eventuell bereits Kontakte fiirs spa-tere Berufsleben aufzubauen. Eine gewisse Offenheit fiir verschiedeneBerufsbilder zu Beginn des Studiums kann allerdings nicht schaden,denn sie biirgt nicht nur fur einen gesunden Pragmatismus, sondernbeugt einer zu einseitigen Ausrichtung des Studiums vor, die spaterhinderlich sein kann, sollte sich der urspriingliche Traumberuf nichtrealisieren lassen. Aufierdem sollte man grundsatzlich bedenken, dassein geisteswissenschaftliches Hochschulstudium nicht allein der Be-rufsausbildung dient, sondern ebenso der Bildung des eigenen Selbstund der Bildung um ihrer selbst willen.

Im Komparatistik-Studium erwirbt man nicht nur theoretisches Kompetenzenund geschichtliches Wissen zu den Literaturen und Kulturen undKiinsten, sondern man perfektioniert bestimmte Fahigkeiten: gemeintsind neben den unverzichtbaren Fremdsprachenkenntnissen - erstre-benswert ist die Lesefahigkeit in moglichst vielen Sprachen! - undder interkulturellen Kompetenz auch so Grundlegendes wie das Ana-lysieren und Interpretieren von Fakten und Zusammenhangen sowiedie schriftliche Ausdrucks- und miindliche Prasentationsweise. Philo-logische Textkompetenz benotigt auch, wer in seinem Studium eherkultur- und/oder medienwissenschaftliche Schwerpunkte setzt, er-schliefSen sich doch samtliche kulturelle Phanomene vornehmlichiiber die sie konstituierenden Texte, die dazu analysiert und interpre-tiert werden miissen. Nicht zuletzt die Erfahrung mit den genanntenAnforderungen gibt Hinweise darauf, welcher Beruf der personlichenVeranlagung entsprechen konnte.

Mit Blick auf die Spezial- und Kernkompetenzen des ausgebilde- Berufsfeiderten Komparatisten werden im Folgenden nur einige wichtige Berufs-felder genannt, ohne dass damit der Vielzahl an Moglichkeiten Ge-niige geleistet und die Felder in Spezialtatigkeiten ausdifferenziertwerden konnen. Fiir Geisteswissenschaftler empfiehlt es sich, in den,,Wissenschaftsladen Bonn" reinzuschauen, der alle wochentlich mDeutschland erscheinenden Anzeigen versammelt und ein breitesSpektrum an konkreten Berufen zu erkennen gibt.

Profilieren sich Absolventen der Komparatistik idealiter durch diebereits genannten Kenntnisse mehrerer Sprachen und Literaturen so-wie durch das Interesse an und die Erfahrung mit interkulturellenKonstellationen, so sind fiir sie Tatigkeiten im Bereich der Kultur-, Literatur- und Kuitur.oder spezieller, der Literaturvermittlung interessant. Als Arbeitgeber vermittlungkommen daher kulturpolitische Institute wie das Goethe-Institut, Stif-tungen und politische Parteien mit Kulturprogramm ebenso wie Mu-

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KOMPARATISTIK KONKRET

seen und Literaturhauser in Frage, die nach Kulturreferenten oderKulturmanagern suchen. Steht das .Management' im Zentrum desAnforderungsprofils, so kann es sich auszahlen, durch Praktika be-reits gewisse Erfahrung darin gesammelt zu haben.

Da deutsche Trager vielfach Dependancen im Ausland unterhal-ten, kann dieses Tatigkeitsfeld auch attraktiv sein fiir diejenigen, wel-

Ausiandserfahrung che es beruflich ins Ausland zieht. ,Auslandserfahrung' sollte manallerdings, wenn moglich, bereits im Studium machen denn sie wirdkeineswegs nur von Arbeitgebern gefordert, die Tatigkeiten im Aus-land anbieten oder Auslandseinsatze vorsehen. Im Gegenteil, Aus-landserfahrung wird heutzutage fast iiberall - eben im Sinne derAusbildung interkultureller Kompetenzen - gewiinscht und vanKomparatisten geradezu erwartet.

Wer im Studium sein Augenmerk hauptsachlich auf die Literaturverlagsarbeitf bzw. Literaturen gerichtet hat, konnte an Verlagsarbeit Spag finden.

Lektorat A.uch hier bietet sich ein breites Spektrum verschiedener Verlagshau-ser und dementsprechend vielfaltig sind die dortigen Aufgabenberei-che, wovon Programmarbeit und Lektorat sicher das grogte Interesseder'Komparatisten wecken. Fiirs Lektorat, das heigt fiir die Betreu-ung der entstehenden Werke und ihrer Autoren, bringen sie die phi-lologischen Grundfahigkeiten (,Textkompetenzl) mit Letztere sowieihre wissenschaftlichen Fachkenntnisse erlauben es ihnen idealiter,bei der Entstehung van Texten einen kreativen bzw. wissenschaftli-chen Beitrag zu leisten, je nachdem ob Belletristik oder Fachliteraturverlegt wird. Da solche Stellen sehr gefragt sind, empfiehlt es sichauch"hierfiir, schon wahrend des Studiums bei einem Verlag zu hos-pitieren.

Naturlich steht es Komparatisten auch offen, den anderen, beruf-lich eventuell riskanteren Part zu ubernehmen und selbst zu schrei-

Autor/ii, ben und zu publizieren, sei es als Sach- bzw. Fachbuch-Autor, Ro-mancier oderDichter. Wer van Anfang an Schriftsteller werden WLmuss freilich dazu kein Komparatistik-Studium absolvieren, obwohldie dabei erworbenen Kenntnisse und Fahigkeiten sicher furs Schrei-ben fruchtbar gemacht werden konnen. An deutschen Hochschulenhen-scht ein Defizit an Kursen im sogenannten kreativen Schreiben,weshalb manch einer, der Buchautor werden mochte, auf das wissen-schaftliche Angebot der literaturwissenschaftlichen Seminare zurucK-greift. Tatsachiich besuchen viele Romanschriftsteller, Lyrlker undSachbuchautoren literaturwissenschaftliche Seminare, urn Schreibver-fahren anderer Autoren zu studieren.

1.(Kultur-)Journali$mus

DIE KOMPARATISTISCHE HAUSARBEIT

Eine andere Moglichkeit, selbst Texte zu publizieren und dafur zurecherchieren, bietet der Beruf des Journalisten, dessen Arbeitsgebietemindesten so vielfaltig sind wie die im Komparatistik-Studium wahl-baren Nebenfacher (s. o.). Unter den vielen moglichen Spezialisierun-gen auf einzelne Fachgebiete scheint fiir Komparatisten der Kultur-journalismus besonders naheliegend zu sein. Zeitungen undZeitschriften schatzen die Schreibfertigkeiten philologischer Absol-venten, wenngleich der wissenschaftliche Schreibstil grundverschie-den ist van dem leserfreundlichen und pragnanten Stil eines Journa-listen. Besondere Fertigkeiten in der Texterstellung und -bearbeitung, Redaktionebenso wie im Analysieren und Interpretieren, aber auch im kriti-schen Vergleichen, sind aicht nur im Bereich des Print- und Internet-Journalismus gefragt, sondern auch fiir journalistische und redaktio-nelle Arbeiten bei anderen Medienanstalten wie Rundfunk und Fern-sehen von Vorteil.

Wer hingegen sein Studium nicht nach dem Masterabschluss been-den oder es gar lebenslang fortsetzen will, der kann zunachst einePromotion, danach eine Habilitation und damit eine wissenschaftli-che Laufbahn einschlagen. Die universitare Karriere lockt jene, die wissenschaftlichelehren und forschen wollen. Zu bedenken ist jedoch der fortwahren- Laufbahnde Qualifikationszwang. Allerdings ist die Promotion keine Einbahn-strafie in die Wissenschaft: Auch im Anschluss daran kann man ver-suchen, in den anderen genannten Berufsfeldern Fufi zu fassen undvielleicht sogar eine hohere Position zu erklimmen. Wahrend cinePromotion fur manche Position jenseits der Wissenschaft ein klarerBewerbungsvorteil oder sogar eine Voraussetzung sein kann, kannsie fiir andere Positionen im Gegenteil als ,Uberqualifikation' angese-hen werden.

14.3 Die komparatistische Hausarbeit

Besonders an deutschen Universitaten hat es sich eingeburgert, Leis-tungsnachweise liber wissenschaftliche Hausarbeiten einzuholen, Hausarbeit alsseien es Seminar- oder Abschlussarbeiten. Obzwar diese Form - ins- Textsortebesondere die Seminararbeit - in jiingster Zeit zum Teil zunehmenddurch Klausuren ersetzt wird, bleibt sie weiterhin ein wesentlicherBestandteil des Studiums. Ihr didaktischer Zweck besteht nicht pri-mar in der Wissensaneignung, sondern in der Einiibung in die Praxisdes wissenschaftlichen Schreibens, gemafi der spezifisch deutscheaTradition, an den Universitaten Studium bzw. Lehre und Forschung

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KOMPARATISTIK KONKRETDIE KOMPARATISTISCHE HAUSARBEIT

zu verbinden. Studierende simulieren mit der Textsorte Hausarbeitden wissenschaftlichen Aufsatz, auch wenn die wenigsten von ihnenspater in der Wissenschaft bleiben - so ein Dozent zu semen Studie-renden: ,,Wir tun mal so, als seien Sie Forscher, und Sie tun mal so,als batten Sie eine Erkenntnis" (Spoerhase 2010a).

Es ware jedoch voreilig, in der Hausarbeit nur die Simulation derForschungsskuation zu sehen. Vielmehr wird iiber diese Textsorte

Sinn und Zweck der die"Fahlgkeit vermittelt, einen Gedanken facettenreich zu diskutieren,Hausarbeit Argumente zu entwickeln sowie bewusst disziplinar und interdiszipli-

nar zu denken, das heigt ein Bewusstsein fiir die Komparatistik alseigene Disziplin ebenso wie fur ihre Interaktionsmoglichkeiten mitanderen Disziplinen zu entwickeln. Die Einiibung ins wissenschaftli-che'Schreiben 1st zugleich das Erlernen, Aussagen zu treffen, die insich'logisch sowie hieb- und stichfest sind. Daruber hinaus lerntman, w"ie das Wissen organisiert 1st, urn sich schliefilich in der Infor-mationsflut zurechtfindea konnen. Diese Fahigkeiten sind far vieleBerufe notwendig, die mit Informationsverarbeitung zu tun haben.^

Bestandteiie and ~~Jede Hausarbeit hat einen Gegenstand, eine Fragestellung^ein^Er-Arbetaschritte kenntnisziel und eine Methode, urn die Antwort auf die gestellte Fra-

ge"zu"entwickeln. Entscheidend ist weniger die Antwort als vielmehrder'Weg zu dieser Antwort. Dieser muss^ fiir den Leser methodischand argumentativ nachvollziehbar sein Zunachst 1st zu prufen, wasbislang"zu einem Gegenstand geschrieben wurde, sodass neue undoriginelle Gedanken iiberhaupt erst moglich werden - eine im bestenSinne produktive Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur.Bei der Diskussion wissenschaftlicher Positionen, die sich mit dersel-ben "oder vergleichbarer Fragestellung befassen, sind Zitatnachweise

zwei Typen ""Viel7finden es einfacher, eine Arbeit zu emem Thema zu schr^ben, zu dem schon extensiv geforscht wurde, bzw.^eineaufzugrciifen, zu der schon mehrere Antworten vorliegen. Zwaru^e^dannTchwer, etwas wirklich Neues vorzubringen, aber man istd^sicheren'Seite' und kann beweisen, dass man es versteht, sich^der Sekundarlkeratur auseinanderzusetzen. Wichtig ist dabeidi'e Fahigkeit, die bisherige Forschung krkisch beurteilen zu konnen.Der'andere Hausarbeitstypus versucht dagegen, Neuland zuerschhe-een.V'onHausarbeiten aus den philologischen Einzeldisziplmea un-terscheidet"sich die komparatistische Hausarbeit grundsatzlichdurch,"~dass sie Dinge' mkeinander vergleicht. Gerade m^

mangekes oftmals an Vorarbeiten^da^dem Verglei-chenSnbarkeine Grenzen gesetzt sind. Es ist allerdings nicht im-

mer leicht, Gegenstande, die noch nie miteinander verglichen wur-den, in Beziehung zu setzen. Gibt es bereits eine Vergleichstradition, Rechtfertigung desan deren Parametern man sich orientieren kann, entgeht man nicht Vergleichszuletzt der Notwendigkeit, den Vergleich rechtfertigen zu miissen -der am Anfang einer Arbeit ansonsten notwendig ist.

Die Voraussetzung fiir das Gelingen einer komparatisrischenHausarbeit ist das Auffinden einer originellen Fragestellung. Sie sollte Auffinden dermoglichst prazise und dem fur die Ausarbeitung zur Verfiigung ste- Fragesteiiunghenden Platz angemessen sein. Schon aufgrund des vorgegebenenSeitenzahllimits sind Grofifragen wie etwa nach dem Unterschiedzwischen der deutschen und der englischen Romantik daherausgeschlossen. Dagegen liefie sich beispielsweise nach der Funktioneines bestimmten Motivs oder einer Gattung - nehmen wir als Bei-spiel wieder das bereits mehrfach herangezogene Sonett - in den bei- Beispiei Sonettden genannten Kulturkontexten fragen. Ziel derartiger Fragestellun-gen ist es meist, neben Gemeinsamkeiten gerade auch Unterschiedeherauszuarbeiten. Im Fall des Sonetts kame man nach der Sichtungverschiedener Sonett-Sammlungen, dem Stobern in Literaturgeschich-ten und der Lektiire von germanistischen und anglistischen For-schungsarbeiten rund um das romantische Sonett womoglich zur Er-kenntnis, dass sowohl das englische als auch das deutsche Sonett seitRenaissance bzw. Barock nachhaltig vom Petrarkismus gepragt wa-ren, es aber speziell im deutschen Kontext zum Medium der Polemikzwischen Parteigangern der Romantik und der Klassik avanciert:Hier entwickelt sich der Sonettenkrieg. Demnach kann ein solchesThema entweder primar auf einen aquivalenten oder aber einen kon-trastiven Vergleich abzielen (-»KAPITELI), d.h. primar Ahnlichkeitenoder primar Unterschiede erarbeiten. Will man Ahnlichkeiten zeigen,so wird es in diesem Fall eher auf einen genetischen Vergleich - in-dem man etwa englische und deutsche Liebessonette an die petrarkis-tische Tradition anbindet - als auf einen typologischen Vergleich hi-nauslaufen, da vielfacher ,Kontakt' nachweisbar ist (^KAPITELI).

Letztere Unterscheidung verweist darauf, dass man in der Literatur-wissenschaft grundsatzlich historisch oder systematisch arbeiten kann. Historisch vs.Beim Sonett-Beispiel konnte man aus einer historischen Situation auch systematischeine systematische Frage entwickeln, wenn man erotische uad pole-mische Textverfahren miteinander vergleichen wollte. Eine systemati-sche Fragestellung muss aber nicht zwingend aus der Geschichte und

I, ihren Beispielen gewonnen werden, sie kann sich auch aus einer be-sdmmten Theorie ergeben. So sind etwa erotische und polemische Redevan der Rhetorik her und damit mittels derer Termini beschreibbar.

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Hausarbeitsthemen

Bibliografieren

Auswahl vanSekundarliteratur

Internet ...

KOMPARATISTIK KONKRET

Im Rahmen einer Seminararbeit liefien sich die moglichen Fragestel-lungen freilich jeweils nur sehr punktuell anhand von wenigen aus-gewahlten Textbeispielen behandeln. Wunschenswert ist die Integrationvon Gedichtanalysen bzw. allgemeinen Textanalysen, welche die eigen-standige Erkenntoisleistung fiir den Korrektor anschaulich macht. EineBachelorarbeit hingegen eriaubt grofiere Ausfiihrlichkeit in Hintergrund-information, Forschungsdiskussion und Textanalyse sowie evenmell so-gar die Verkniipfung von historischen und systematischen Aspekten.

Das breite Spektrum moglicher Hausarbeitsthemen, denen Litera-tur-, Sprach-, Ubersetzungs-, Kultur-, Medien-, Gattungs-, Motiv-,Stil- and Epochenvergleiche zugrunde liegen, sei durch einige weiteregangige Beispieltitel beleuchtet: ,Christoph Ransmayrs produktiveOvid-Rezeption: Intertextuelle Referenzen auf die Metamorphosen inDie letzte 'Welt"; ,,Literatur-Comics: Adaptionen von Kafkas Erzah-lungen im Comic"; ,,0dipale Konflikte in Andke und Neuzeit: So-phokles' Konig Odipus und Shakespeares Hamlet", ,,Vuskms Onegmin Oper and Film"; ,,Polyglossie und Interkulturalitat im Werk YokoTawadas"; etc. Weitere Anregungen zur Themenfindung bieten samt-liche Kapiteldieser Einfuhrung, insbesondere die wirkungsgeschicht-lichen Synopsen zu Werken der Weltliteratur (^ KAPITEL n.2).

Urn die Fragestellung in Auseinandersetzung mit der Forschuag zugewinnen, mass bibliografiert werden. Es bieten sich hierzu die bei-den Onlinedatenbanken der M.odern Language Association (MLA)sowie der Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissen-schaft (BDSL) an (^KAPITELIS). Aufierdem hilft der Blick in Hand-bucher zu Autoren, Methoden und Themen dabei, die aktuell mag-gebliche Forschungsliteratur zu identifizieren und sich schne 1 ineinen Diskussionsstand einzuarbeitea. Bei der Auswahl von Sekun-darliteratur ist immer auf Qualitat und Aktualitat zu achten; was je-doch nicht heifit, dass man bahnbrechende altere Studien ignonerensollte. Wichtig ist ein sorgfaltiger, kenntnisreicher Umgang mit Fach-begriffen, iiber die etwa das Reallexikon der deutschen Ltteratmwls~senschaft (Weimar 1997-2003) sowie das Historische WorterbuchderRhetorik (Ueding 1992-2012) informieren, die beide auch Hin-weise auf weiterfiihrende Literatur enthalten.

Die Arbeitsweise des Literaturwissenschaftlers hat sich durchInternet verandert. Man schlagt langst nichts mehr im Konversa-tionsiexikon nach, sondern durchsucht das Internet und landet^niselten bei Wikipedia. Urn das dort and anderswo angebotenenutzen zu konnen, muss man es allerdings iiberprufen undquaht^beurteilen konnen. Was im Netz nicht in einem wissenschattlicnen

FRAGEN UNO LEKTOREEMPFEHLUNGEN

Rahmen erscheint, ist in der Regel nicht wissenschaftlich nutzbar.Sehr niitzlich sind hmgegen Digitalisate: Viele Quellen aus abgelege-nen^Archiven sind digitalisiert, fast alle Texte der Weltliteratur, de-ren Urheberrecht abgelaufen ist (70 Jahre nach dem Tod des Verfas-sers), sind online verfiigbar, Sekundarliteratur ebenso.

Wozu also sollte man noch in Bibliotheken gehen? Obwohl dasWissen im Internet vernetzt ist, gibt es keine Auskunft uber wissen-schaftliche Zusammenhange. Bibliotheken, zumal philologische Fach-bibliotheken, besitzen dagegen eine hilfreiche Ordnung, die der Ori-entierung dient. So erfahrt man Vieles liber einen A'utor und seinWerk, wenn man einen Blick ins Regal wirft: Dort findet man nichtnur die zitierfahigen Ausgaben, die das Internet nicht hat bzw. nichtsofort zeigt, sondern auch relevante Monografien, die als EnsembleZusammenhange offenbaren und das Denken anregen. Und auch dieEinarbeitung in diverse Sachgebiete - sei es die Rhetorik, die Gat-tungslehre, die Obersetzungstheorie oder die Filmwissenschaft - er-leichtert die gut sortierte Bibliothek. Gehen Sie also in die Bibliothe-ken und nehmen Sie die Bucher in die Hand!

Fragen und Anregungen

• Was ist bei der Wahl des Studiengangs and gegebenenfalls bei derFacherkombination im Hinblick auf die Berufsperspektiven zu be-denken?

• Nennea Sie die essenziellen Bestandteile und Arbeitsschritte vonHausarbeiten.

• Wo finden Sie Sekundarliteratur und worauf ist bei der Auswahlzu achten?

Lektiireempfehlungen

• Thomas Anz (Hg.): Handbuch Literaturwissenschaft, Bd. 3: Insti-tutionen und Praxisfelder, Stuttgart/Weimar 2007, S.239-294.Die Autoren Heinrich Kaulen, Elisabeth Michel und StephanPorombka geben umfassende Einblicke m Uteraturwissenschaft-liche Berufsfelder, die auch fur Komparatisten interessant sind:Schule und Hochschule, Bibliotheken und Archive, Literaturver-minelnde Institutionen, K.ultwjoumalismus, Schriftstellerberuf.

und Bibliotheken

220221

Page 8: x^^ · • Harold Bloom: The Western Canon. The Books and School of the Ages, New York 1994. Dieser Kanon prasentiert 26 meist anglo-phone Autoren als Grundlage der westlichen literarischen

T

KOMPARATISTIK KONKRET

Umberto Eco: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeitschreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- undSozialwissenschaften,-13. Auflage, Heidelberg 2010. Ecos unter-hahsam und zugleich mit hohem wissenschaftlichen Ethos ge-schriebener Ratgeber kann auch fur dos Verfassen von Haus-'arbeiten und Bachelorarbeiten als Leitfaden dienen.Ursula Kocher/Carolin Krehl: Literaturwissenschaft. Studium -Wissenschaft - Beruf, Berlin 2008, Kapitel 7-14. Die Autorinnengebenhilfreiche, ausfuhrliche Hinweise zum Recherchieren Lekto-°rieren, Prdsentieren und Schreiben von Hausarbeiten sowie zumoglichen Berufsfeldern fur Literaturwissenschaftler.

15 Serviceteil

15.1 Allgemeine bibliografische Hilfsmittel

Bibliografien

• Bibliographic der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft[BDSL], Bd. Iff., Frankfurt a. M. 1957ff. [Internetausgabe: www.bdsl-online.de]. Diese germanistische Forschungsbibliografie, abdem Zeitra.um 1985 als Internetquelle verfugbar, enthalt viel kom-paratistische Forschungsliteratur. Einen Vollzugriff, der auch diejungsten Publikationen verzeichnet, gibt es iiber das Datenbank-angebot der Staats- und Universitdtsbibliotheken.

•MLA International Bibliography. Die von der Modern LanguageAssociation seit 1910 herausgegebene Bibliografie ist internationalausgerichtet und verzeichnet derzeit 2,3 Millionen Artikel. Sie istuber dos Datenbankangebot der meisten Vniversitdtsbibliothekenzu erreichen.

Online Contents Komparatistik, Web-Adresse: http://cbsopac.rz.uni-frankfurt.de/. Der Dienst der Universitdtsbibliothek Frankfurtam M.ain enthdlt Datensdtze aus 200 Zeitschriften des Sonder-sammlungsgebietes Allgemeine und Vergleichende Literaturwissen-schaft.

BDSL

MLA

Online Contents

Komparatistik

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BegrifFslexika

• Asthetische Grundbegriffe. Historisches Worterbuch in sieben Ban- Asthetikden, herausgegeben von Karlheinz Barck, Stuttgart 2000-05. Aus-fiihrliche Artikel mit Berucksichtigung internationaler Forschungzur dsthetischen Terminologie. Jedem Terminus wird seine franzo-sische, englische und russische Entsprechung beigegeben.

• Historisches Worterbuch der Philosophie, herausgegeben voa PhilosophieJoachim Ritter u. a., 13 Bande, Basel 1971-2007. Fiir die ideen-geschichtliche und philosophische Erorterung Uteraturwissenschaft-Ucher Pragen empfohlen.

Historisches Worterbuch der Rhetorik, herausgegeben von Gerd RhetorikUeding, 10 Bande, Tiibingen 1992-2012. Das Worterbuch stellt

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