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450 Jahre Familie Pestalozzi in Zürich PESTALOZZI NEWS 2017 450 Jahre Familie Pestalozzi in Zürich

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450 Jahre Familie Pestalozzi in Zürich

PESTALOZZI

NEWS2017

450 Jahre Familie Pestalozzi in Zürich

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INHALT

450 Jahre Einbürgerung in Zürich

Editorial Wanderung Via Spluga4 5 33

Protokoll GV 2016Jahresbericht des Präsidenten

GV 2017 undErgänzungen für Statuten

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Mutationen und Familienbestand

Portrait: Sandro und Gaby Pestalozzi Shop50 56 58

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Liebe Mitglieder der Familie Pestalozzi

Ihr hält die Sondernummer der Pestalozzi-News zum Einbürgerungsjubiläum «450 Jahre Familie Pestalozzi in Zürich», in den Händen. Die Pestalozzi-News fallen dieses Jahr umfangreicher aus als sonst und Stephan (St) hat die Gelegenheit genutzt, sie auch grafisch neu zu gestalten.

Im August wanderten 30 Familienmitglieder mit acht Eseln über den Splügenpass nach Chiavenna. Und Alessandro und Gaby (Mü) eröffneten in Steckborn die Seniorenresidenz «Ter tantum meritus». Auch darüber ist je ein Bericht mit Bildern abgedruckt.

Wie immer enthält diese Ausgabe das Protokoll der letzten GV und den Jahresbericht. Die Einladung zur GV wird dem Versand auf einem separaten Papier beigelegt.

Mit den Pestalozzi-News kommunizieren wir einmal im Jahr in gedruckter Form mit der Familie. Die Ausgaben sind im Archiv abgelegt und auf der Website pestalozzifamilienfonds.net abrufbar. Dort findet ihr auch ein Inhaltsverzeichnis auf Excel. Die Website ist eine weitere Kommunikationsform, hie und da unterstützt durch einen e-Newsletter.

Nun wünsche ich euch viel Vergnügen beim Lesen und freue mich auf viele Teilnehmenden an der GV vom 18. November im Zunfthaus zur Waag.

Dieter (Mü), Familienpräsident

EDITORIAL

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JUBILÄUMSFEIER450 JAHRE

EINBÜRGERUNG IN ZÜRICH

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Johann Anton Pestalozza

Unser Stammvater Johann Anton Pestalozza wurde um 1550 von seinen Eltern Andrea Pestalozza und Lucretia Oldrada aus Chiavenna für seine Ausbildung als Kaufmann zum Zürcher Eisenkaufmann Junker Bernhard von Cham «an den Tisch gegeben». Nach Abschluss der Lehre wechselte er zum Krämer Andreas Gessner, Zunftmeister der Kaufleutezunft zur Saffran. 1561 heiratete er dessen Enkelin Anna Gessner. Wer in Zürich [Foto 01] als selbständiger Kaufmann Handel trieb, musste Bürger der Stadt werden, wollte er nicht ins Hintertreffen geraten. So bewarb sich auch Johann Anton bald um die Aufnahme in das Bürgerrecht von Zürich, welches ihm am 25. März 1567 erteilt wurde. Die Aufnahme erfolgte «von syner eerlichen Eltern wegen», auf Grund der Fürbitte der Drei Bünde und seines Schwähers Vaters, Zunftmeister Andreas Gessner, zu Ehren.

Die von Johann Anton Pestaluz gegründete Familie blühte und bewohnte mit der Zeit nicht nur das Stammhaus «Brünneli» an der Froschaugasse [02], sondern auch andere Häuser in der Zürcher Altstadt [03], die den Familienzweigen ihren Namen gaben. Auch der von Johann Anton mit Partnern begonnene Handel mit Seide und anderen Textilien mit Oberitalien entwickelte sich gut; er wurde in die nächsten Generationen weitergegeben und war die Basis für das Prosperieren der Familie und ermöglichte ihr in zahlreichen Funktionen, sich für das Gemeinwesen zu engagieren.

Jubiläumsfeier

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Gründung des Familienfonds

1750, etwa 200 Jahre nach der Auswanderung von Johann Anton Pestaluz aus Chiavenna nach Zürich, wurde der Familienfonds gegründet. Zehn Stifter legten Geld zusammen, um Ausbildungsbeiträge ausrichten und in Not geratenen Familienmitgliedern helfen zu können. Dieser Fonds bildet eine Klammer, welche unsere Familie zusammenhält und den heutigen Pestaluzzen ein Bewusstsein ihrer Herkunft und ihrer Wurzeln vermittelt. Das Vermögen des Fonds hat sich durch Spenden, Legate und eine geschickte Anlagepolitik vermehrt und ermöglicht es der Familie, regelmässig Anlässe durchzuführen.

Ein solcher Anlass war auch die Feier von 450 Jahren Bürgerrecht in Zürich. Am Samstag, 10. Juni 2017, versammelten sich etwa 90 Familienmitglieder und Gäste – darunter Vertreter von zehn weiteren Zürcher Familien mit Familienstiftungen – im Zunfthaus zur Saffran [Titelbild]. Es war der Ausgangspunkt für einen von fünf Rundgängen in der Stadt zu Orten, die für die Familie oder das Jubiläum eine besondere Bedeutung hatten.

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Rundgänge in der Altstadt von Zürich

Eine Gruppe wollte erleben, wie das Einbürgerungsprozedere heute ablauft. Im Stadthaus [04] mussten Fragebogen ausgefüllt werden, und die stellvertretende Leiterin der Einbürgerungsbehörde, Samira Bahrami, führte mit Ben Pestalozzi [05] ein dreiviertelstündiges Interview. Sie fühlte ihm auf den Zahn und prüfte, ob er eingebürgert werden könne. Glücklicherweise bestand er den Test. – Frau Bahrami erzählte viel Interessantes über die Einbürgerung. Auch heute braucht es einen guten Leumund, und das Verfahren kostet etwas.

Eine andere Gruppe besuchte das Stadtarchiv, wo Karin Beck unter anderem den Eintrag der Einbürgerung im Bürgerbuch [06] zeigte. Auch das Archiv der Firma Pestalozzi (Linie Münsterhof) ist im Stadtarchiv untergebracht. Dietrich Pestalozzi erklärte, wie seine Familie zur seit 1763 bestehenden Firma, die früher Wiser geheissen hatte, gekommen war. Im Stadtarchiv war das Modell der Stadt Zürich um 1800 zu bewundern [07], und Karin Beck führte uns auf dem Weg zum Stadtarchiv zu den Häusern zum Brünneli [02], zum Grossen Steinbock [03], zur Froschau und zum Trauben, die früher von Familienzweigen bewohnt worden waren.

Ein besonderes Erlebnis war die Fahrt mit Weidlingen [08, 27] in den Schanzengraben vor die Mauern des Bollwerks zur Katz [09] beim alten botanischen Garten. Theodor Pestalozzi hatte die in den Mauern eingelassenen, zugeschütteten Kasematten in den 30er Jahren wieder entdeckt und veranlasst, dass sie für die Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Kasematten waren eine Art Bunker [10, 11], aus denen heraus auf über den Schanzengraben angreifende Füsiliere geschossen werden konnte. Im 2. Weltkrieg wurden sie vorübergehend als Luftschutzkeller verwendet.

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Das berühmteste Mitglied unsere Familie, der Pädagoge Joh. Heinrich Pestalozzi [12], war mit dem Theologen, Philosophen und Schriftsteller Johann Caspar Lavater [13] befreundet. Lavater befasste sich unter anderem mit Physiognomik, d.h. mit der Frage, ob die Form des Kopfes und des Gesichts Rückschlüsse auf den Charakter erlaube. Er zeichnete unzählige Schattenrisse. Von Pestaluzzen gibt es einige in der Zentralbibliothek. – Die Gruppe [16], die sich im Haus an der Bärengasse mit diesem Thema beschäftigte, konnte an einer eigens hergestellten Staffelei im Gegenlicht eigene Schattenrisse zeichnen [15], sie mit einem Pantographen verkleinern, ausschneiden [14] und nach Hause nehmen.

Nicht zuletzt besichtigte eine Gruppe den Privatfriedhof Hohe Promenade an der Schanzengasse. In der schönen Parkanlage [17] gibt es Grabmäler von 25 Familienmitgliedern [18], aber auch von berühmten Persönlichkeiten wie Melchior Römer (Stadtpräsident und Nationalrat), Edmond de Stoutz (Dirigent) oder Hans Conrad Escher von der Linth (Erbauer des Linth-Kanals).

Die Feier im Zunfthaus

Wieder zurück im Zunfthaus hörten wir einen interessanten Vortrag des Historikers Dr. Martin Illi [siehe nächstes Kapitel] über die Verhältnisse zur Zeit der Einwanderung im 16. Jahrhundert, aber auch über Persönlichkeiten der Familie Pestalozzi. «Was hätte die Stadt Zürich alles verpasst, wenn sie die Pestalozzi nicht aufgenommen hätte?» Debra Bühlmann-Drenten alias Frida Bünzli [19] zeichnete spontan Comics dazu [20-25]. – Es folgte ein Festessen mit Ansprachen.

Das Jubiläumsfest bleibt uns mit seiner ganzen Vielfalt, mit dem Kennenlernen von Orten in Zürich, zu denen die Familie einen Bezug hat, mit vielen Begegnungen und mit dem Bewusstsein, dass wir Zürich und Zürich uns etwas zu verdanken hat, in bester Erinnerung.

Dieter (Mü)

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Friedhof Hohe Promenade

Fahrt mit den Weidlingen

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13Kasematten Plan der alten Befestigungsanlagen

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16 Weitere Fotos auf der Website www.pestalozzifamilienfonds.net unter Events

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VORTRAG DR. MARTIN ILLI

Liebe Anwesende,

Eines ist sicher: Wenn der Zürcher Rat Ihren gemeinsamen Vorfahren Johann Anton Pestalozzi nicht ins Bürgerrecht aufgenommen hätte, könnte der heutige Anlass in dieser Form gar nicht stattfinden. Wie Sie sicher alle wissen, war Johann Anton Pestalozzi im damals bündnerischen Chiavenna im Veltlin zu Hause. Graubünden war damals mit der Eidgenossenschaft nur als zugewandter Ort lose verbunden. Johann Anton Pestalozzi stammte aus einer angesehenen adligen Kaufmannsfamilie. Er kam um 1550 als Lehrling nach Zürich zum Eisenkaufmann Bernhard von Cham, im Austausch zu dessen eigenen Sohn Bernhard. Johann Anton (Giovanni Antonio) Pestalozzi war damals erst 17 Jahre alt.

Was wäre, wenn die Pestalozzi nicht in Zürich eingebürgert worden wären?

Jubiläumsfeier

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Lehrmeister Bernhard von Cham bewohnte das Haus zum Napf [01]. Schon bei seiner ersten Wahl in der Kleinen Rat bekleidete Bernhard von Cham das Amt des Säckelmeisters. Um Finanzminister im alten Zürich zu werden, musste man reich sein, sehr reich sogar. In der Tat erfüllte von Cham diese Bedingung. Er galt nämlich als der reichste Mann in der ganzen Eidgenossenschaft. Auch politisch machte er Karriere, von 1560-71 bekleidete er das Amt des Zürcher Bürgermeisters. Wir wissen nicht, ob Bernhard von Cham ein guter Chef und Lehrmeister war, vielleicht sogar ein unangenehmer, aber für Johann Anton Pestalozzis Laufbahn war dies wohl die beste Adresse in der Limmatstadt [02]. Er setzt seine berufliche Laufbahn in Zürich fort und trat in die Dienste von Andreas Gessner ein. Durch Heirat mit der Enkelin seines zweiten Arbeitsgebers im Jahr 1561 fasste er in Zürich Fuss. Im Frühjahr 1567 folgte die Einbürgerung.

(((Eintrag im Bürgerbuch der Stadt Zürich, fol. 242 f.Johann Anton Pestalozzi von Cläven ist von siner ehrlichen Eltern wegen, durch Inansächen der drygen pündten gschriftlichen Fürbitt und sines Schwäheren Vaters M Andreas Gessner zu Ehren. Um zwanzig Guldin Rhinisch nach Vermög der neuen Satzung zu Bürger angenommen, die hat er gezahlt und den gewöhnlichen Bürgereid geschworen. Dienstag 25. März 1567.)))

Etwa fünf Jahre nach der Ankunft von Johann Anton Pestalozzi verändert sich die Situation in Zürich grundlegend. 1555 wurden im Tessin und in Norditalien die Protestanten vertrieben. Die erste Station ihrer Flucht war Zürich. Wer von den Flüchtlingen über etwas Geld, eine gute adlige Herkunft und über besonderes Wissen verfügte, durfte in Zürich bleiben. So bildete sich in Zürich eine kleine Kolonie von italienisch sprechenden Flüchtlingen, die Mehrheit von ihnen stammte aus Locarno. Johann Anton Pestalozzi schloss sich dieser Gruppe von Emigranten an und teilte in einem gewissen Sinne ihr Schicksal. 1571 starb seine erste Ehefrau Anna Gessner. Sowohl seine zweite Ehefrau, Susanna Verzasca, die er nach nur einem Jahr Ehe durch Tod im Kindbett wieder verlor, wie auch seine dritte Gattin Magdalena von Muralt, stammten aus dem Kreis der Locarneser Glaubensflüchtlinge. Auch geschäftlich verband sich Johann Anton Pestalozzi im selben Milieu.

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So gründete er mit Laurenz Bebie seine erste Firma. Bebie wurde erst 1592 eingebürgert. Bis dahin brauchte er die Verbindung mit Johann Anton Pestalozzi, denn mindestens ein Firmeninhaber musste das Bürgerrecht besitzen, um in Zürich Handelsgeschäfte abschliessen zu können. Bebie und Pestalozzi handelten vor allem mit Zwilch, das heisst mit aus Leinwand hergestellten Fäden, sowie mit Baumwolltüchern und schliesslich mit Samt und Seide. Ein weiterer Schritt zur Etablierung von Johann Anton Pestalozzi war schliesslich der erste Hauskauf. Es war das Haus zum Brünneli, heute Froschaugasse 9. Bernhard von Chams Sohn Bernhard kehrte hingegen von Chiavenna wieder in die Heimat zurück. Wir können heute nicht genau nachvollziehen, wieso Johann Anton Pestalozzi in Zürich geblieben ist. Es gibt aber Erklärungen für das Interesse Zürichs, ihn hier zu behalten- Zürich war im 16. Jh. wirtschaftlich im Rückstand, Versuche, aus eigener Kraft die Baum- wollweberei einzuführen, scheiterten. Die Kenntnisse im Textilhandel der mit Pestalozzi verbundenen Flüchtlinge waren hochwillkommen- Wegen der Reformation war Zürich isoliert, wirtschaftlich und politische Beziehungen waren nur nach Frankreich und Holland möglich, mit den Lutheranern hatte man gebrochen. Über Graubünden wurden der Kontakt zur Republik Venedig hergestellt, die das östliche Mittelmeer beherrschte. 1615 schloss Zürich tatsächlich ein Bündnis mit Venedig.Auch wenn die Glaubensflüchtlinge und mit ihnen die Pestalozzi nicht überall in Zürich willkommen waren, ihr nach Oberitalien und Frankreich reichendes Beziehungsnetz und ihre Kenntnisse im Textilfach haben für die weitere Entwicklung Zürichs Entscheidendes beigetragen. Im 18. Jahrhundert muss man in der Eidgenossenschaft zur Kenntnis nehmen, dass Zürich nun – nicht zuletzt dank der Verstärkung aus dem Süden – eine reiche, wirtschaftlich mächtige Stadt geworden ist.

Die weitere Entwicklung der Familie Pestalozzi

Zuerst muss man feststellen, dass die Entwicklung in der alten Heimat, im Veltlin und in Graubünden für Reformierte katastrophal verlief. Im sogenannten Veltlinermord im Jahr 1620 wurden die Angehörigen der reformierten Minderheit von der katholischen Mehrheit aus dem heutigen Südbünden und dem Veltlin vertrieben, man rechnet, dass etwa 600 Reformierte ihr Leben verloren hatten. Ganz Graubünden wurde in den Dreissigjährigen Krieg mit einbezogen und litt unter den fremden Heeren. Dadurch wurde eine Rückkehr der Pestalozzi völlig verunmöglicht. Zürich war nicht länger eine Wahlheimat, sondern ihre einzige Heimat. Aber es kamen weitere Flüchtlinge mit dem Namen Pestalozzi aus Chiavenna nach Zürich, meistens Frauen und Kinder, während die Männer in Graubünden kämpften. Diese Flüchtlinge wurden aber nur geduldet, jedoch nicht in die Zürcher Gesellschaft integriert. Ab dem beginnenden 17. Jahrhundert bis 1798 wurden in Zürich keine Anwohner mehr ins Bürgerrecht aufgenommen.

Das Seidenhandelsgeschäft, das Johann Anton Pestalozzi aufgebaut hatte, entwickelte sich prächtig. Es unterhielt zahlreiche Handelsverbindungen nach Oberitalien und Lyon. Es wurde erst 1653, nachdem zwei der Söhne des Gründers gestorben waren, aufgelöst. Aber auch danach wurden

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Angehörige der Familie Pestalozzi führende Seidenhändler und Seidenproduzenten in Zürich. Sie bezogen Rohseide von den Märkten in Lyon und Oberitalien, importieren sie nach Zürich und gaben sie zur Verarbeitung an die Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter auf der Landschaft weiter, die sie verspannen und verwoben. Danach exportierten sie Garn und Tuch zu den internationalen Märkten.

Die führende Rolle, die die Pestalozzi allmählich in der Zürcher Kaufmannschaft übernahmen, zeigt sich auch daran, dass sie vom Rat den Auftrag erhielten, die Postdienste nach Lyon zu übernehmen. Der Zürcher Stadtstaat war nicht in der Lage, für die Bedürfnisse der Kaufmannschaft zu sorgen, das heisst Überlandstrassen und Brücken zu bauen. Die Zürcher Kaufleute ergriffen daher selber die Initiative und gründeten 1662 das kaufmännische Direktorium, eine Art Zunft der Kaufleute. Mitbegründer war der jüngste Sohn des Stammvaters der Zürcher Pestalozzi, Johann Anton Pestalozzi-Schwyzer. Das Kaufmännische Direktorium entwickelte sich zu einer mächtigen Körperschaft im Zürcher Stadtstaat. Es passte 1831 nicht mehr zum modernen Staat und wurde 1834 aufgelöst. Das Vermögen, an dem die Familie Pestalozzi nicht unwesentlichen Anteil hatte, wurde für Investitionen verwendet wie die schöne Münsterbrücke des Südtiroler Ingenieurs Alois Negrelli, nach dessen Vorschlägen der Suezkanal gebaut wurde.

Wegen ihrer adligen Herkunft waren die Männer aus der Familie Pestalozzi unter der vornehmen Bürgerschaft als Schwiegersöhne sehr genehm. Schon der einzige Sohn Franziskus aus der kurzen zweiten Ehe zwischen dem Zürcher Stammvater Johann Anton mit Susanna Verzasca heiratete Margaretha Keller, die Tochter des Bürgermeister Johann Keller vom Steinbock. Desgleichen vermählte sich der Enkel von Franziskus mit Regula Rahn, Tochter des Bürgermeister Hans Heinrich Rahn (1646).

Die Pestalozzi gelangten schon im 17. Jahrhundert zu grossen Reichtümern und zu hohem gesellschaftlichen Ansehen, dennoch wurden sie nicht in den Rat aufgenommen. Zwar waren Johann Anton Pestalozzi und seine Nachkommen Bürger der Stadt Zürich und durften in ihren Zünften den Zunftmeister wählen, der von Amtes wegen auch im Kleinen Rat Einsitz nahm. Allein, sie verfügten nicht von Anbeginn über die Regimentsfähigkeit, das heisst sie durften bei Zunftmeisterwahlen nicht einmal vorgeschlagen werden. Wenn jemand ein Mitglied des Familie Pestalozzi zur Wahl vorgeschlagen hätte, hätte die betreffende Person damit gegen den Bürgereid verstossen und einen Eidbruch begangen. Darauf standen höchste Strafen, selbst die Todesstrafe war möglich. Was war denn die genaue Voraussetzung für die Regimentsfähigkeit? Wer für den Rat kandidierte, musste den Nachweis erbringen, dass vor ihm schon ein Mitglied seiner Familie im Rat gesessen hatte. Dies wurde mit privaten Aufzeichnungen, den Regimentsbüchern oder auf dem grossen Regimentsspiegel im Rathaus angezeigt. Diese strikte Handhabung des Wahlrechts hing mit der Abschliessung der Gesellschaft in der frühen Neuzeit zusammen. Nach den Pestalozzi und den Glaubensflüchtlingen wurden kaum mehr neue Einbürgerungen vorgenommen, und der Kreis der Personen, die sich am Rat beteiligten, wurde immer mehr eingeschränkt.

In einer ähnlichen Lage wie die Familie Pestalozzi befand sich die Familie von Orelli. Nach mehreren Ablehnungen der Wählbarkeit drohte die Familie, ihre Seidenfirmen nach Bern zu verlegen. Das wirkte, und es bestand kaum ein Zweifel, dass dies nur eine leere Drohung war.

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Ab 1679 durften die männlichen Mitglieder der Familie von Orelli in den Grossen und in den Kleinen Rat gewählt werden. Die Familie Pestalozzi war weit weniger forsch und wartete, bis mit der Wahl eines ihrer Männer in den Grossen oder Kleinen Rat ein Präjudiz geschaffen wurde. Dafür bezahlte sie aber einen hohen Preis, denn auch bei anderen Ämtern und Chargen, welche der Stadtstaat Zürich zu vergeben hatte, blieb für sie wenig übrig. Nur wenige Pestalozzi wurden vor 1798 Pfarrer, nämlich Hans Jakob Pestalozzi, geboren 1676. Doch er musste zunächst die sehr unbeliebte und schlechtbezahlte Diaspora-Gemeinde im allgäuischen Grönenbach übernehmen. Und nachdem er mehr als die zehn geforderten Jahre den Dienst im Allgäu versehen hatte, erhielt er tatsächlich und nach dem Usus eine Zürcher Pfarrpfrund, aber wiederum eine sehr schwach dotierte, nämlich die von Dättlikon bei Winterthur, eine sehr kleine Gemeinde, die noch heute weniger als 1000 Einwohner zählt. Auch in den Zürcher Regimentern in Fremden Diensten dienten nur drei Pestalozzi, zwei als Fähnrich und nur einer als Hauptmann.

Es war also sehr dringend nötig, dass endlich einmal der Name Pestalozzi auf einer Regimentstafel erscheint, denn erst dies war gleichbedeutend mit dem passiven Wahlrecht. 1767 war es endlich so weit. Die Vorsteherschaft der Zunft zur Meisen, die von allen meisenzünftigen Gross- und Kleinratsmitgliedern gebildet wird, wählte den Stammvater der Pestalozzi im Haus zum Steinbock, Hans Jakob Pestalozzi, als Zwölfer der Zunft zur Meisen in den Grossen Rat. Fünf weitere Grossräte aus der Familie Pestalozzi sollten noch folgen. Nur wenige Jahre nach der Einsitznahme im Grossen Rat, nämlich im Jahr 1770, gelang es dem Kaufmann Hans Konrad Pestalozzi aus der Linie zum Trauben, von seinem Schwiegervater Moritz Füssli das Schild 5 in der Gesellschaft der Schildner zum Schneggen [03] zu erwerben. Sein Sohn Hans Jakob erbte das Schild, aber wegen seines Wegzuges nach Paris verkaufte er es 1787 an seinen Namensvetter Hans Jakob Pestalozzi aus der Linie Froschau , der es auch entsprechend zu nutzen wusste. Die Gesellschaft der Schildner zum Schneggen war die einflussreichste Institution im Alten Zürich und war auf 65 Mitglieder beziehungsweise Schilde beschränkt. Die Geschäfte des Rats wurden sehr oft im Schneggen vorbesprochen, dem Rat blieb es einzig übrig, die Beschlüsse des Schneggens als seine eigenen nachzuvollziehen.

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Bereits Schildner geworden, wurde Hans Jakob Pestalozzi zudem noch als einziges Mitglied der Familie 1788 in den Kleinen Rat gewählt, und zwar als Nachfolger des im Amt verstorbenen Idyllen-Dichters Salomon Gessner. Hans Jakob Pestalozzi wurde mit wichtigen Chargen beauftragt, er wird Mitglied der Baukommission, ebenso wird ihm als sogenannter Sihlherr die politische Leitung des Forstwesens aufgetragen. Ich kann Ihnen schon jetzt verraten, was noch in keinem Geschichtsbuch steht: Hans Jakob Pestalozzi sollte einer der verdienstvollsten Zürcher Politiker werden. Sein Geschick stellte er 1792 bei der eidgenössischen Intervention in Genf unter Beweis, als er zusammen mit dem Berner Ratsherr Albrecht von Frisching, dem Anführer der sogenannten Friedenspartei, eine Konfrontation mit der französischen Revolutionsarmee verhinderte, aber gleichzeitig auch Genf vor dem Angriff der Franzosen bewahrte. Als 1798 im Thurgau die Revolution ausbrach, wurde er mit einer Vermittlungsmission beauftragt. Mit seiner eigenen Unterschrift entliess er die Thurgauer aus dem eidgenössischen Untertanenverhältnis in die Freiheit. Auch hier hat er den offenen Konflikt verhindert. Sie sehen, wenn die Pestalozzi in die Politik eingreifen, dann ist etwas los. Man kann sich wirklich fragen, ob das Alte Zürich sich nicht am meisten selber geschadet hat, indem es so lange durch ein antiquiertes Gewohnheitsrecht die Familie Pestalozzi von den Entscheidungen ferngehalten hatte. Hätte es nicht schon viel früher einen Hans Jakob Pestalozzi gebraucht?

Die Familie Pestalozzi in der Sattelzeit, 1750-1850

Unter der Sattelzeit versteht man die Zeit zwischen etwa 1750 und 1850, oder anderes gesagt, den Wandel von der alten Eidgenossenschaft hin zum Bundesstaat, wie wir ihn heute kennen. Mit einem Bein steht man noch im Alten, mit dem anderen bereits im Neuen. In dieser Epoche des Übergangs traten Mitglieder der Familie Pestalozzi besonders in Erscheinung. Da ist zum Beispiel eine junge Frau namens Anna Schulthess, Tochter eines Kaufmanns, zu erwähnen. Sie erklärt ihren Eltern, dass sie unbedingt und ohne „wenn und aber“ den Johann Heinrich Pestalozzi heiraten wolle. Eigentlich ist sie die Erfinderin der Liebesheirat. Bisher war es so, dass die meisten Ehen in Zürich arrangiert wurden. Die Kinder sind meistens den Wünschen und Vorstellungen ihrer Eltern bei der Partnerwahl gefolgt. Die Liebe, so wie wir sie heute kennen, ist eigentlich eine Folge der Aufklärung, die den Menschen als Individuum bestärkt hat. Anna Schulthess hat zwar selber entschieden, aber sie hat auch die Konsequenzen daraus gezogen. Ihr Johann Heinrich Pestalozzi steckte zwar voller Ideen, aber bei der Umsetzung haperte es. Auch sein egozentrisches Wesen war nicht leicht zu ertragen – und vor allem konnte er nicht mit Geld umgehen. Trotzdem schaffte er es, einer der berühmtesten Schweizer zu werden. Die starke Frau hinter dem grossen Pädagogen und Denker war aber Anna, sie hat auch zu den Armen- und Waisenkindern geschaut, die ihr Mann ihr ins Haus gebracht hat, sei es in Stans, im Neuenhof oder in Yverdon. Anna Pestalozzi Schulthess zahlte einen hohen Preis. Selbst in Yverdon über nahm sie, bereits 60-jährig, die Leitung und die Hauswirtschaft des Instituts ihres Mannes, und, das sei auch gesagt, die Erziehungsarbeit von achtzehn Kindern, die eigentlich ihrem Mann anvertraut worden waren.

Die Sattelzeit ist auch eine für die Wirtschaft oft schwierige Epoche. Zur Zeit der napoleonischen Kriege gerieten verschiedene Zürcher Textilfirmen in grosse Schwierigkeiten. Wegen der von Napoleon gegen die Engländer verhängten Kontinentalsperre wurden die Beschaffung von

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Rohstoffen und der Export von Fertigwaren schwierig. Der Seidenhof, geführt von Stadtpräsident Hans Rudolf Werdmüller, ging beispielsweise im Jahr 1808 in Konkurs. In dieser Zeit stellt die Familie Pestalozzi eine der bedeutendsten Unternehmerinnen in der Zürcher Geschichte, nämlich Cleophea Pestalozzi, eine geborene von Orelli. Nach dem Tod ihres Ehemannes Hans Jakob Pestalozzi im Jahr 1802 übernahm sie die Leitung der Seidenfirma Pestalozzi im Thalhof. Sie förderte ihre beiden Neffen aus der Familie von Orellli und machte aus dem tüchtigen Angestellten Johannes Speerli aus Kilchberg einen Firmenchef. Zwar ging der Firmenname Pestalozzi verloren – aus Pestalozzi zum Thalhof wurde das bis in die 1940er Jahre bestehende Bankhaus von Orelli im Thalhof – aber die Meriten für den Weiterbestand dieser Firma gebühren zweifellos Cleophea Pestalozzi.

Aber auch das Zürcher Staatswesen geriet ins Wanken. Dass die Franzosen den Zürcher Staatsschatz entführen, war weniger tragisch als es die Geschichtsbücher suggerieren. Aber als 1799 die russischen Truppen gegen Zürich vorrückten, wurde das ganze Zürcher Finanzarchiv mit allen Schuldbriefen, Rechtstiteln und Finanzurkunden auf Wagen geladen und zum Abtransport bereit gemacht. Sie können sich leicht vorstellen, welch riesiges Chaos entstanden ist. Und aufgeräumt hat nachher – wie könnte es anders sein – ein Pestalozzi. Der ehemalige Kleinrat und Sihlherr Hans Jakob Pestalozzi präsidierte die Verwaltungskammer. Das war das Organ, das die Finanzen des ehemaligen Stadtstaats Zürich zu verwalten hatte, mindestens so lange, bis sie in eine gesamtschweizerische, helvetische Einheitskasse überführt werden können. Auch im neuen Kanton Zürich, der 1803 auf der Basis von Napoleons Mediationsverfassung geschaffen wurde, war Hans Jakob Pestalozzi mit von der Partie, und zwar bis zu seinem Tod im Jahr 1831. Der Regierungsrat zählte 25 Mitglieder. Verwaltet und regiert wurde nicht in Departementen wie heute, sondern in einem Wirrwarr von Kommissionen. Hans Jakob Pestalozzi präsidierte die Finanzkommission. Ihr war das ganze Bauwesen und das Personalwesen unterstellt. In seiner langen Amtszeit sorgte er für einen geordneten Staatshaushalt. Die Epoche von 1815 bis 1831 hat in der Zürcher Geschichtsschreibung einen schlechten Ruf. Man nennt sie die Restaurationszeit, weil der Kanton Zürich sich wieder in Richtung des Ancien Regimes bewegte hatte. Es ist aber gerade der umsichtigen Regierungs- und Verwaltungsarbeit dieser Epoche zu verdanken, dass die liberalen und fortschrittlichen Kräfte, die in Zürich ab 1831 das Sagen hatten, ein geordnetes Erbe antreten konnten. Und im Hintergrund dafür steht Hans Jakob Pestalozzi. Kein Denkmal, kein Strassenname erinnert heute an ihn, der von allen Zürcher Pestalozzi einer der wichtigsten war.

Sein Sohn Heinrich war ein Kind des „Geld und Geist“-Zürichs, das 1831 der Restaurationszeit folgte. Das liberale Zürich revolutionierte das Bildungs- und das Transportwesen. Heinrich erlernte den Ingenieurberuf. Zunächst wurde er Schanzeninspektor; 1832, nach dem Tod und Ausscheiden seines Vaters, wählte ihn der Regierungsrat zum kantonalen Strassenbauinspektor, heute würden wir sagen als Kantonsingenieur. Er sorgte für den Bau zahlreicher neuer Kantonsstrassen, alles Kunststrassen mit Serpentinen und ausgeglichenem Gefälle. Die Strasse über den Albispass, die neue Winterthurerstrasse über das Aubrüggli, die Weinlandstrasse von Winterthur nach Schaffhausen, das alles sind Werke, die unter der Leitung von Heinrich Pestalozzi entstanden sind. Er trat auch in die Direktion der Nordostbahn ein und erstellte Expertisen für Gewässerkorrektionen, unter anderem auch für die Korrektion der Jura-Gewässer. Schliesslich präsidierte er die Kommission, welche die Wildkarte herausgab, die erste moderne Landkarte des Kantons Zürich im Massstab 1:25 000.

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Die Pestalozzi nach der Gründung des Bundesstaats

Was sich schon in der Sattelzeit abgezeichnet hatte, trat nach der Gründung des Bundestaats ein: jetzt schiessen die Pestalozzi erst recht los. Als rechte Hand des Zürcher Bundesrats Jonas Furrer wirkte Ständerat Hans Jakob Pestalozzi (der Jüngere) bei der Entstehung zahlreicher wichtiger Bundesgesetze mit. Allein im Zürcher Kantonsrat verfügten die Pestalozzi über fünf Sitze; sie könnten heute eine eigene Fraktion bilden.

Schliesslich prägten Vertreter Ihrer Familie Zürichs Wandel von der grossen Kleinstadt an der Limmat zur Metropole der Schweiz mit nahezu 120 000 Einwohnern. Neben Heinrich Pestalozzi auf kantonaler Ebene wirkte der Ingenieur Karl Pestalozzi lange Zeit als Mitglied der städtischen Baukommission mit, für kurze Zeit war er sogar Baustadtrat. Seine Karriere schloss er mit der Professur an der ETH Zürich als Nachfolger von Carl Culmann ab. Hans Konrad Pestalozzi studierte bei Gottfried Semper an der ETH Zürich Architektur. Er machte eine Karriere als Zürcher Stadtrat, Nationalrat und schliesslich als Zürcher Stadtpräsident. Zwei grosse Geschäfte bewältigte er in seiner Amtszeit mit Bravour, nämlich die Eingemeindung von 1893 und den Bau des Landesmuseums für die Eidgenossenschaft. Hans Konrad Pestalozzi gehörte zwar der freisinnigen Partei an, politisch zählte er zur Mitte und wurde weitherum über alle Parteigrenzen hinweg geschätzt. Er wurde auch mit dem Präsidium des Schweizerischen Roten Kreuzes betraut.

Zu den Vergessenen zählt der Arzt Emil Pestalozzi. 1882 trat er zusammen mit zwei Freunden aus ebenfalls angesehenen Zürcher Familien, einem Usteri und einem von Orelli, zur katholischen Konfession über. In der damaligen Zeit war das ein Skandal, und Emil Pestalozzi wurde in Zürich so angefeindet, dass er seine Arztpraxis und seinen Wohnsitz in die Innerschweiz verlegen musste. Dennoch hat er in Zürich Zeichen gesetzt. Er ermöglichte den Bau der Liebfrauenkirche, das katholische Pendant zum Grossmünster hoch über der Leonhardstrasse, erbaut im Stil einer frühchristlichen Basilika. Emil Pestalozzi gehörte auch zu den Mitbegründern der Schwesternschule Theodosianum am Klusplatz, heute das städtische Alterszentrum Klus-Park. Er setzte sich auch für das katholische Vereinswesen ein und präsidierte den Caritasverein, also das heute anerkannte und geschätzte Hilfswerk Caritas.

Emil Pestalozzis Einsatz für Katholisch Zürich ist im Rückblick sehr hoch und besonders für den konfessionellen Frieden wichtig einzuschätzen. Denn Zürich wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Arbeiterstadt mit vielen Zuwanderern aus der Ostschweiz, aus der Innerschweiz, aus Süddeutschland und zunehmend aus Italien. Reich waren diese meistens katholischen Migrantinnen und Migranten nicht, die katholischen Gottesdienste wurden in Provisorien gehalten oder in der als Notkirche erstellten Peter und Paulskirche in Aussersihl. Die stolze Liebfrauenkirche [04] stärkte das Ansehen und das Selbstbewusstsein der Katholiken in Zürich. Dadurch konnte der notwendige Dialog mit der damals reformierten Mehrheit auf Augenhöhe geführt werden. Die schmerzlichen Gegensätze konnten überwunden werden, und Zürich wurde nicht nur die Heimat für Protestanten, sondern auch eine multikonfessionelle Stadt, heute sogar mit einer katholischen Mehrheit.

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Ein von seiner politischen Haltung her sehr konservativer Pestalozzi, der Eisenhändler Friedrich Otto, ist auf dem Gebiet der Kunstgeschichte innovativ. Zusammen mit Johann Rudolf Rahn und Salomon Vögelin gilt er als Mitbegründer der modernen Kunsttopographie. Friedrich Otto Pestalozzi stand auch der Baukommission vor, die 1910 eine umfassende Renovation der Fraumünsterkirche an die Hand nahm. Dass sein Sohn Theodor , ein studierter Historiker, seinem Vater in nichts nachstand, wenn es um alte Bauwerke ging, haben alle erfahren, die heute auf seinen Spuren in die Kasematten im Bollwerk zur Katz eingestiegen sind.

Im 19. Jahrhundert bot die Seidenindustrie, auch die Herstellung von Seidenbeuteltuch für Industriemühlen, die wirtschaftliche Basis der Pestalozzi-Familie, neben dem Eisenhandelsgeschäft am Münsterhof. Doch die Schweizer Seidenindustrie erlitt während des Ersten Weltkriegs sowie während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre Verluste, von denen sie sich nicht mehr erholen sollte. Viele der Seidenunternehmer wechselten ins Bankfach, andere finden wir in den verschiedensten Berufen. Friedrich Pestalozzi beispielsweise, Sohn des Bankiers Salomon, wandte sich der Landwirtschaft zu und erwarb das Gut Hofberg bei Wil (St. Gallen). Als Nationalrat vertrat er die Interessen der Bauern. Seine Tochter Hanni widmete sich der Ausbildung und Schulung der Bäuerinnen und wurde dank ihren Radiosendungen zu einer in der ganzen Schweiz bekannten Persönlichkeit. Friedrichs Bruder Max machte Karriere in der Verwaltung der SBB, ging aber auch unter dem Namen Schachpestalozzi in die Geschichte ein. Er war ein wichtiger Turnierspieler, Schachpublizist sowie Präsident des Schachklubs Zürich, der übrigens zu Pestalozzis Zeit seine Turniere hier im Zunfthaus zur Saffran ausgetragen hatte. Eine seiner bekanntesten Schachaufgaben lautet „Schach Matt in drei Zügen“.

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Zürich ohne die Familie Pestalozzi?

Ich komme zur eingangs gestellten Frage: Was wäre geschehen, wenn die Pestalozzi nicht in Zürich eingebürgert worden wären?1. Wir hätten vom Schanzengraben aus in die Kasematten einsteigen müssen!2. Die Fraumünsterkirche wäre verrestauriert worden, vielleicht?3. Ohne Eingemeindung hiesse es heute «Zürich bei Aussersihl»4. Ein Hochhaus an der Leonhardstrasse statt der Liebfrauenkirche5. Holprige Kantonsstrassen6. Ein Chaos in den Staatsfinanzen7. Wütende Thurgauer zünden Zürcher Gerichtsherrensitze an8. Die Liebesheirat9. Kleinkrämer statt Grosskaufleute10. Bodenseeleinwand statt Seide

Kurz, Zürich verdankt der Familie Pestalozzi sehr viel. Danke, dass Sie gekommen sind! Und das alles für die nur 20 Rheinischen Gulden Einkaufssumme! Ich habe Sie bis jetzt mit Zitaten von Johann Heinrich Pestalozzi verschont, doch eines will ich Ihnen nicht vorenthalten:

Je mehr und je tiefer der Mensch denkt, desto sparsamer wird er in seinen Worten.

Dr. Martin Illi

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ANSPRACHE FAMILIENPRÄSIDENT

Liebe Pestaluzzen, liebe Gäste

Wir befinden uns hier im Saal des Zunfthauses zur Saffran.Johann Anton Pestaluz arbeitete – wie wir gehört haben – nach Lehrabschluss beim Freund seines Lehrmeisters, bei Andreas Gessner. Dieser war nicht nur Eisenhändler, sondern auch Zunftmeister der Zunft zur Saffran. Johann Anton trat deshalb, kaum war er Zürcher geworden, in die Zunft zur Saffran ein.

Die Portraits im Saal zeigen Saffran-Zunftmeister: Wolf, Hirzel, Schulthess und von Muralt und auch den Zünfter Andreas Pestalutz-Hess (1642 – 1708, Bild 02), Urenkel von Joh. Anton, erfolgreicher Kaufmann im Haus “zur Käsrinden” an der Brunngasse 8 und Mitglied des kaufmännischen Direktoriums. Er hatte keine Kinder und liess deshalb “der Oeffentlichkeit freigebige Spenden zukommen”, wie Hans Pestalozzi-Keyser im Familienbuch schreibt (S. 85). Unter anderem stiftete er eine Kanone, das “Pestaluzenstuck”, die im Landesmuseum ausgestellt ist. Sein Schwiegervater war Ratsherr Caspar Hess – ist er ein Verwandter von Andreas und David Hess, die heute hier sind?

Heute sind nur Mitglieder der Linie vom Münsterhof, zu der seit 1850 die Handelsfirma Pestalozzi gehört, in dieser Zunft der Krämer oder Händler “zoiftig”. Es sind zur Zeit Sandro, Matthias und ich. Unsere Wappen hängen dort an der Tafel. – Viele andere Pestaluzzen sind auf der Meisen “zoiftig”.

Wir feiern heute, dass sich unser Stammvater Johann Anton Pestaluz 1567 in Zürich einbürgern liess.

Ich zitiere den Eintrag im Bürgerbuch, den einige von uns heute Nachmittag im Stadtarchiv gesehen haben: “Johann Anton Pestalozzi von Cläven ist von siner ehrlichen Eltern wegen, durch Inansächen der drygen pündten gschriftlichen Fürbitt und sines Schwäheren Vaters Andreas Gessner zu Ehren, und zwanzig Guldin Rhinisch nach vermög der neuen Satzung zu Bürger angnommen, die hat er gezahlt und den gewöhnlichen Bürgereid geschworen. Dienstag 25. März 1567”

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Dieter

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Aus dieser amtlichen Formulierung möchte ich einige Gedanken etwas weiterspinnen

I“Johann Anton Pestalozzi ist von siner ehrlichen Eltern wegen… und sines Schwäheren Vaters Andreas Gessner zu Ehren zu Bürger angnommen.”Diejenigen, die sich für ihn einsetzten, die ihn als Bürger empfahlen und die eine Referenzauskunft über ihn abgaben, mussten unbescholtene, ehrbare Leute sein. Die Referenzauskunft war notwendig, obwohl Johann Anton sein Einbürgerungsgesuch erst etwa 15 Jahre, nachdem er von Chivanna nach Zürich gekommen war, gestellt hatte. Er war hier also bekannt und sprach sicher gut “Züritüütsch” (wenn auch wahrscheinlich mit italienischem Akzent).

Die Anforderungen sind heute immer noch ähnlich. Auf der Website der Stadt Zürich werden folgende Voraussetzungen für ein Einbürgerungsgesuch genannt:• Sie leben insgesamt mindestens 12 Jahre in der Schweiz. Die Jahre zwischen Ihrem 10. und 20. Lebensjahr zählen doppelt.• Sie haben Ihren Wohnsitz seit mindestens 2 Jahren in der Stadt Zürich.• Sie erhalten keine Sozialhilfe.• Sie halten sich an das Gesetz.• Sie haben Ihre Steuern regelmässig bezahlt.• In Ihrem Betreibungsregister sind für die letzten 5 Jahre keine Einträge vom Bund, vom Kanton, von der Gemeinde oder von Krankenkassen.• Sie haben ausreichende Deutschkenntnisse.

Johann Anton Pestaluz würde diese Voraussetzungen alle erfüllen. Während heute ein amtliches Register ihre Erfüllung bestätigt (die Einwohnerkontrolle, das Strafregister, das Betreibungsregister, das Steueramt), war es früher die Familie.

Die materielle Familiensolidarität ist heute, wo viele Funktionen vom Staat wahrgenommen werden, weniger notwendig als früher. Trotzdem ist ein Familienfonds, wie wir ihn seit 1750 führen, sinnvoll. Der Staat kann nicht alles abdecken. Monika Stocker, die frühere Stadträtin, sagte: “Der Staat kann nicht lieben.”

Abgesehen von der materiellen Hilfe ist eine “Familie”, wie wir oder andere hier anwesende Gäste sie haben, wertvoll. Dass man sich als Grossfamilie auf eine so lange Vergangenheit, die viele Generationen über die Urgrosseltern hinausgeht, besinnen kann, verstärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und gibt Kraft.

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II“und zwanzig Guldin Rhinisch nach vermög der neuen Satzung, die hat er gezahlt…”

Der Gulden, eine Goldmünze, war bis in die beginnende Neuzeit als anerkannter Wertmesser die Hauptmünze im Heiligen Römischen Reich. Für einen Gulden konnte man um 1570 herum 12 kg Brot kaufen, womit ein Mensch den Nahrungsbedarf von etwa drei Wochen decken kann. – Grob umgerechnet würde das Eintrittsgeld heute etwa einem halben Monatslohn entsprechen, also 2000 bis 3000 Franken. Die erleichterte Einbürgerung kostet heute in Zürich etwas weniger als 2000 Franken. Das hat die Gruppe gehört, die heute im Stadthaus war.

Das Eintrittsgeld war aber nicht der einzige Beitrag von Pestaluz zum Gemeinwesen. Er gründete eine Firma, zahlte Steuern, half so mit, in Zürich die Seidenindustrie aufzubauen. Später übernahmen Familienmitglieder auch Funktionen in der Stadt, im Zunftwesen, in der Kirche.

Viele Mitglieder der Familie leisten auch in unserer Zeit – zusätzlich zum Bezahlen der Steuern – einen Beitrag ans Gemeinwesen, sei es in der Politik, in Nonprofit-Organisationen, als Erzieher, in der Nachbarschaft, und nicht zuletzt im Vorstand des Familienfonds, wofür ich meiner Vorstandskollegin und meinen Vorstandskollegen an dieser Stelle herzlich danken und das mit einem kleinen Geschenk (Schokoladen-Löwe) zum Ausdruck bringen möchte

IIIJoh. Anton Pestaluz hatte sechs Jahre vor der Einbürgerung selbst eine Familie gegründet. Leider starben alle sieben Kinder, die er mit Anna Gessner hatte, im Säuglings- und Kindesalter, und auch Anna selbst starb 1571 im Alter von 36 Jahren. Von seiner zweiten Frau Susanna Verzasca überlebte ein Kind (sie selbst starb im Kindbett) und von seiner dritten Frau Magdalena von Muralt überlebten fünf von elf.

Da sind wir doch froh, dass Alexander Fleming 1928 das Penicillin entdeckte, ein Antibiotikum, mit dem Infektionen wirksam bekämpft werden können. Inzwischen sind zwar viele Bakterienstämme gegen Penicillin immun, aber die Pharmaindustrie hat weitere wirksame Medikamente entwickelt, und die Kindersterblichkeit ist heute in der Schweiz sehr tief – und damit auch die Geburtenrate.

In unserer Familie sind seit 2012, also in den letzten fünfeinhalb Jahren, elf Namensträger geboren worden, also durchschnittlich zwei pro Jahr in allen fünf Linien zusammen, ein Bruchteil von früher. Im gleichen Zeitraum sind elf gestorben. Wir haben also weder einen Geburten- noch einen Sterbeüberschuss. Die Familie ist aber durch Heiraten gewachsen. Im September 2016 waren wir 304 Menschen mit Namen Pestalozzi.

Ich finde es schön, wenn die Familie wächst. Deshalb ihr Jungen: bekommt Kinder!

Prost!

Dietrich Pestalozzi, Präsident Pestalozzi Familienfonds Zürich

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GASTANSPRACHEN

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Herr Präsident, lieber Dieter, liebe Familie Pestalozzi, meine Damen und Herren

herzliche Gratulation zu Ihrem Jubiläum und ebenso herzlichen Dank für Ihre Einladung, die mich sehr freut. Ich darf Ihnen heute als Vertreter unserer Curatel die besten Grüsse der Familie von Orelli überbringen.

Fünf Jahre nach Joh. Anton Pestaluz kamen die Orellen nach Zürich: Johannes Aloysius de Orello mit seiner Frau Apollonia Toma aus Locarno sind die Stammeltern unserer Familie.

In der Zeit nach Luther und Zwingli entwickelte sich seit 1540 in Locarno eine kleine evangelische Gemeinde, deren Leitung eines aktionsfähigen und überzeugten Predigers bedurfte. Er hiess Giovanni Beccaria. Die Muralto und Orelli waren Mitglieder. Unterstützung erhielten die Evangelischen vom Glarner Landvogt, der ihnen wohlgesinnt war. Ein Dorn im Auge waren sie hingegen dem Bischof von Como und dem Nuntius von Mailand. Denen stiess es sauer auf, dass die Neugläubigen aus Locarno demonstrativ die Messe verliessen und das Beichten und das Fasten aufgaben. 1549 wurde ein öffentliches Religionsgespräch abgehalten, an dem auf der einen Seite der Unterwaldner Landvogt Niklaus Wirz und andere führende Katholiken standen, auf der anderen Seite Giovanni Beccaria und seine Anhänger. Dieser vertrat seine reformierte Haltung so deutlich, dass er verhaftet wurde. Die Riformati tobten und konnten ihn bald wieder frei bekommen.

Die Auseinandersetzungen gingen aber weiter, und die Angelegenheit kam vor die Tagsatzung. Einig waren sich dabei alle zwölf Orte (sieben katholische, fünf protestantische), dass es keinen Religionskrieg geben sollte. Die Kappeler Kriege steckten ihnen noch in den Knochen. Anfangs Januar 1555 entschied die Tagsatzung mit 11 : 1 (Zürich war nicht einverstanden), die Reformierten von Locarno sollten zum alten Glauben zurückkehren. “Sofern aber derselben etliche wären, die davon nichts angehends abstehen wollten, dieselben sollten von heute bis zur alten Fasnacht nächstkünftig mit Leib und Gut aus der Herrschaft Luggarus ziehen, und allda keine Wohnung oder Unterhalt mehr haben.” Die Zürcher weigerten sich, Glaubensgenossen allein wegen ihrer Religion abschwören, ausziehen oder bestraft werden zu lassen. Bern, Basel und Schaffhausen wollten es mit den katholischen Orten nicht verspielen und stimmten dem Antrag zu.

Am 5. März 1555 zogen schliesslich ungefähr hundert evangelische Erwachsene und Kinder aus Locarno aus. Sie kamen bis Roveredo, wo sie auf den Frühling warteten, um anfangs Mai über den San Bernardino nach Chur zu reisen. Hier konnten sie nicht bleiben. Der katholische Graue Bund wehrte sich standhaft gegen eine Aufnahme. Zürich war angefragt, und nach viel Verhandlung bewirkten der Antistes Heinrich Bullinger und der Bürgermeister Johannes Haab, dass die Regierung und die Bevölkerung der Aufnahme der Tessiner Glaubensflüchtlinge zustimmten. Die Reformationstüre am Grossmünster zeigt auf einem der quadratischen Broncebilder ein Schiff das anlegt, und aus dem einige Tessiner aussteigen und von einem Zürcher empfangen werden.

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Herr Presidänt vom Pestalozzi- oder söll ich säge vom Pestaluzze-Familiefonds, liebe Dieter, vereerti Familiemitglider vo de Pestaluzze und iigladni Gescht!

Als Presidänt vo de Schulthess’sche Familiestiftig überbringe n ich die beschte Glückwünsch vo eusere Familie Schulthess zu euem 450-jäärige Iibürgerigsjubiläum i d Stadt Züri. – Gliichzitig bedanke n ich mich, zäme mit em Quästor, em Olivier vo Schultess, für d Iiladig zur Teilnaam a dem einzigartige Jubiläum.

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Zur Erinnerung an unsere heutige Begegnung habe ich einen symbolischen Gegenstand angefertigt, den ich eurem Präsidenten geben will: Einen Anker – unsere Vorfahren durften in Zürich ankern. Das Kreuz daran sagt, dass sie Flüchtlinge aus Glaubensgründen waren, und ihr Motto hiess SDG – Soli Deo Gloria.

Dominique von Orelliam 10. Juni 2017 im Zunfthaus zur Saffran, Zürich

D Familie Schulthess hät s letscht Jaar chöne n ires 600-jäärige Jubiläum vo de Bürgerzueghörigkeit zu Züri fiire, also simmer 150 Jaar vor eu ufgnoo worde. D Pestalozzi sind vo Chiavenna nach Züri iigwanderet, mir nume vo Rüeschlike.

Aber gliichwool händ eusi Familiene über Jaarhunderti immer wider ängi Band und Verbindige mitenand gchnüpft. Speziell dänk ich da an Heinrich Pestalozzi, wo d Anna Barbara Schulthess ghüraate hät, und das gäge de grossi Widerstand vo irne n Eltere.

Oder ich dänke n au a miin Götti, de Hans Pestalozzi-Keyser, wo n e grosse Persönlichkeit i Züri gsii isch.

Jetz erheb ich miis Glas zum Wool vo n eusne beidne Familiene n und uf die schööni Stadt Züri, wo n eusene Familiene n über Jaarhunderti zur Heimet worde n isch.

Zum Wool mitenand!

Hans Georg Schulthessam 10. Juni 2017 im Zunfthaus zur Saffran, Zürich

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GRATULATIONS-SCHREIBEN ZUM JUBILÄUM

STADT-PRÄSIDENTIN CORINE MAUCH

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FAMILIENREISEWANDERUNGVIA SPLUGA

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Via Spluga

Eine schöne Gruppe von Pestaluzzen – 20 Erwachsene und 10 Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren – versammelten sich am Vormittag des 8. August 2017 in Andeer für eine viertägige Wanderung über den Splügenpass [01]. Der Handelsverkehr mit Textilien zwischen Oberitalien und Zürich bildete die Basis der Geschäftstätigkeit, welche der Familie Pestalozzi im 16. und 17. Jahrhundert in Zürich ein Auskommen ermöglichte. Um dies zu symbolisieren, überreichte Henrich allen Kindern ein mit dem Familienwappen geschmücktes Seidentüchlein.

Die Wanderroute führte von Norden nach Süden [2] – in umgekehrter Richtung wie die Seide aus Bergamo. Die Ware wurde früher als Ballen von Maultieren und Pferden getragen – wir nahmen acht Esel mit, welche den Tagesrucksack und für kürzere oder längere Strecken auch Kinder auf dem Rücken trugen [3-5]. Die Esel wurden von Jürg Bernhard [5] und seiner Enkelin Lea aus Schmitten bei Davos nach Andeer gebracht und am Schluss von Chiavenna wieder nach Hause transportiert. Sie waren eine Attraktion [4]! Nicht nur für die Kinder (und Erwachsenen) unserer Wandergruppe, auch für die Bewohner der Dörfer, wo wir übernachteten, und für die Wanderer unterwegs. Man musste ihnen bei steilen, glitschigen Wanderwegen gut zureden und bei Bachübergängen da und dort einen Umweg machen, aber insgesamt waren es brave und gutmütige Tiere, die man ins Herz schliessen konnte [6].

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Endziel war Chiavenna, der Ursprungsort der Familie, wo es noch viele Pestalozzi-Spuren gibt [8]. Dort, auf der Piazza Rodolfo Pestalozzi, kamen wir nach vier anstrengenden aber frühlichen und erlebnisreichen Wandertagen an [10]. Die Stadt offerierte uns im Palazzo Pestalozzi einen Apero, an dem Professor Guido Scaramellini, der Präsident des Centro studi storici valchiavennaschi, und Cristina Traerup, die Mitarbeiterin des Bürgermeisters, einige Worte an uns richteten [9]. Natürlich studierten wir auch den alten, gemalten Stammbaum im Salon im 1. Stock, auf dem unser Stammvater mit «Joes. Ant. a Zurigo» aufgeführt ist [11]. Im Saal hängt unter anderem auch das Portrait von Alberto Pestalozzi, der 1292 von Gravedona am Comersee nach Chiavenna übersiedelte, und an der Decke sieht man das Pestalozzi-Wappen [12]. Der Palazzo gehörte der Linie «de Luna». Die letzte Bewohnerin, Maria Pestalozzi, starb 1980 und vermachte das Haus der Gemeinde Chiavenna.

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Auf der Wanderung begleitete uns während zwei Tagen Tumasch Planta aus Scuol [13]. Sein Vater hatte die alten Säumerwege über die Alpenpässe erforscht und darüber Bücher herausgebracht. Tumasch vollendete das Werk mit der Beschreibung der Wege über den Splügenpass. Er erklärte uns, wie der Handel organisiert war, und zeigte uns Spuren der alten Pfade, teilweise aus der Römerzeit. Das war recht abenteuerlich. Mitten im Wald an einem steilen Abhang stiessen wir plötzlich auf in den Fels gehauene Stufen auf einem Wegstück. Und der Wanderweg verläuft über längere Strecken auf alten, mit groben Steinen gepflästerten und von Gras überwachsenen Säumerpfaden. Besonders spektakulär ist der Weg durch die Cardinello-Schlucht, welcher Ende des 17. und anfangs des 18. Jahrhunderts gebaut wurde [14, 15]. Aber auch die Rofla-Schlucht zwischen Andeer und Splügen war sehr eindrücklich [16]

Hie und da regnete es ein wenig. Man musste die Pelerine überziehen [17]. Zum Glück trocknete man beim Wandern rasch wieder. Zwischendurch schien die Sonne. Es war recht ideales Wanderwetter. Und wir nahmen es gemütlich [18].

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Wir übernachteten in einfachen oder auch etwas besseren Hotels: im Bodenhaus Splügen, in den Alberghi Posta und Vittoria in Montespluga und im Albergo Oriental in Campodolcino. Das Gepäck transportierten wir mit einem kleinen Bus. Bei der Ankunft im Hotel wurde jeweils mit Karten [19] oder Rummikub gespielt. Beim gemeinsamen Abendessen [20] – aber auch auf der Wanderung – lernten wir uns noch besser kennen.

Soll nochmals eine Pass-Wanderung mit Ziel Chiavenna organisiert werden? Alle riefen am Schluss ein lautes Ja in die Runde. Herzlichen Dank allen, die mitgeholfen haben: Danielle (Mä), Jeanne (Mü) und Henrich (Ta).

Dieter (Mü)

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PESTALOZZI FAMILIENFONDS ZÜRICH

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42 Jahresbericht des Präsidenten

Liebe Basen und Vettern,

Ein intensives Familienjahr liegt hinter uns. An der Generalversammlung im letzten November beschlossen wir die revidierten Statuten und nahmen das Abendessen im Haus der ehrwürdigen Gesellschaft zum Schneggen ein. Stephan (St) und Marco (Wo) wurden in den Vorstand gewählt und traten an die Stelle von Martin (Wo) und Michi (Mä). Der Vorstand besteht nun aus drei älteren Mitgliedern mit den Jahrgängen 1944, 1946 und 1949, einem Mitglied im mittleren Alter mit Jahrgang 1966 und drei jüngeren mit den Jahrgängen 1981, 1981 und 1987. – Es freut mich, dass Familienmitglieder bereit sind, sich für den Familienfonds einzusetzen und Zeit aufzuwenden, und ich danke meiner Kollegin und meinen Kollegen im Vorstand herzlich dafür.

Im Juni feierten wir 450 Jahre Einbürgerung der Familie Pestalozzi in Zürich. Etwa 90 Familienmitglieder und Gäste aus anderen alten Zürcher Familien erlebten auf fünf Rundgängen in der Zürcher Altstadt Orte, zu denen die Familie einen besonderen Bezug hat. Am Abend hörten wir im Zunfthaus zur Saffran einen interessanten Vortrag von Dr. Martin Illi, illustriert mit spontanen Zeichnungen von Frida Bünzli. Beim anschliessenden festlichen Abendessen gab es wiederum Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen.

Und im August wanderten zwanzig Erwachsene und zehn Kinder aus der weiteren Familie Pestalozzi mit acht Eseln in vier Tagen über den Splügenpass nach Chiavenna, wo wir von der Stadt im Palazzo Pestalozzi mit einem Apero empfangen wurden.

Zu beiden Events gibt es einen Bericht mit Bildern in den vorliegenden Pestalozzi-News. Zahlreiche Bilder sind auch auf unserer Website www.pestalozzifamilienfonds.net abgelegt.

Im September nahmen Marco und ich an einem Treffen von verschiedenen alten Zürcher Familien mit Familienstiftungen teil. Uns alle beschäftigt die Frage, inwiefern uns eine Änderung von Art. 52 des ZGB betrifft, welche seit 2016 Familienstiftungen dazu verpflichtet, sich im Handelsregister eintragen zu lassen. Falls auch altrechtliche Familienfonds wie der unsere (welcher bekanntlich 1750 gegründet wurde, d.h. lange vor der Einführung des ZGB von 1907) von der Eintragungspflicht betroffen sein sollten, so stellen sich verschiedene Folgefragen, wie dieser gesetzlichen Pflicht am besten nachgekommen werden kann. Grund für die Gesetzesänderung ist die Erhöhung der Transparenz von juristischen Personen zwecks Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung.

JAHRESBERICHTDES PRÄSIDENTEN

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43Jahresbericht des Präsidenten

Prof. Dr. Dominique Jakob, Leiter des Zentrums für Stiftungsrecht an der Universität Zürich, hielt zu diesem Thema einen Vortrag. Es braucht weitere Abklärungen, bis der Vorstand der Generalversammlung einen Vorschlag unterbreiten kann. Wir haben noch Zeit bis Ende 2020.

Der Familienbestand ist praktisch konstant. Ende September waren es 306 Namensträger und Namensträgerinnen (+ 2). Der Vorstand hat beschlossen, auf den Stammbaumblättern alle Familienmitglieder aufzuführen, also auch Kinder und Partner/Partnerinnen, die nicht Pestalozzi heissen und somit alle, die jeweils an das Familienfest eingeladen werden. Diese Blätter dienen dazu, sich in der Familie zu verorten und den Verwandtschaftsgrad mit anderen Teilnehmenden festzustellen. Dies mag dazu beitragen, dass wir uns als Grossfamilie verstehen und einander zugehörig fühlen.

Die Jahresrechnung wird an der Generalversammlung aufgelegt, kann aber auch jederzeit beim Quästor Ueli (Wo) eingesehen werden.

Nun freue ich mich auf mein viertes Präsidialjahr und auf viele interessante Begegnungen mit Pestaluzzen.

Dietikon, 30. September 2017

Dieter (Mü), Familienpräsident

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PROTOKOLL GV 20161. BEGRÜSSUNG1.1. AppellAnwesend sind gemäss Appellliste 48 Anteilhabende und zwei Gäste. Nicht alle sind von Anfang an anwesend.Entschuldigt vom Vorstand: Felix (Mü), Michael (Mä)Weitere Entschuldigungen:Trauben: Guy, Yvan und Christine, Silvia, Nepomuk und PeWolkenstein: Alessandra, Patrizia, Daniele und Giuliana, Christoph und Claudia, OliverMännedorf: Susan, Hanna, Lucia, Martin O., Lias, Pierre und RegulaMünsterhof: Doryn, Cathy, ChristinaDieter hat fünf Vollmachten erhalten: von Guy (Tr), Felix (Mü), Christina (Mü), Claudia (Wo) und Oliver (Wo). Sie sind beim Protokoll abgelegt.Sonst hat niemand eine Vollmacht erhalten.

1.2. BegrüssungDieter (Mü) begrüsst die Anwesenden.

1.3. Antrag auf zusätzliches TraktandumDas Traktandum Wahlen ist bei der Erstellung der Einladung leider untergegangen.Dieter (Mü) stellt den Antrag an die Versammlung, Wahlen als zusätzliches Traktandum nach dem Traktandum Statuten

anzunehmen.Die Versammlung stimmt zu. Ansonsten gibt es keine Bemerkungen zur Traktandenliste.

2. WAHL DER STIMMEN-ZÄHLERDieter schlägt Riccardo für die hinteren Reihen und Lukas für die vorderen Reihen als Stimmenzähler vor. Die Vorgeschlagenen werden von der Versammlung gewählt.53 Stimmen (davon 5 Vollmachten), absolutes Mehr 27, drei Viertel sind 40.

3. PROTOKOLL DER GV 2015Das Protokoll der letzten Generalversammlung vom 15. November 2016 wurde im letzten November auf der Homepage publiziert und ist jetzt in den News abgedruckt, die den Anwesenden verteilt wurden.Das Protokoll wird von der Versammlung abgenommen.

4. JAHRESBERICHTDer Jahresbericht 2015/16 wurde auf der Homepage publiziert und ist in den News abgedruckt, die den Anwesenden verteilt wurden.Der Jahresbericht wird von der

Versammlung abgenommen und Dieter mit Applaus verdankt.

5. JAHRESRECHNUNG / REVISIONS-BERICHTEin Ausdruck der Rechnung wurde den Anwesenden verteilt. Der Fonds schloss 2015 mit einem Gewinn vonn CHF 49’388 und einem Eigekapital von CHF 1’364’140 ab.Die Rechnung wurde am von Riccardo geprüft (Revisionsbericht vom 5. Oktober 2016). Riccardo dankt Ueli für die geleistete Arbeit und bestätigt, dass die Bücher korrekt geführt wurden. Er beantragt, den Quästor zu entlasten.Hansueli (St) möchte wissen, ob Beiträge aus dem Fonds ausbezahlt wurden und ob man in Zukunft im Jahresprogramm solche Beiträge erwähnen kann. Es wurden keine Beiträge ausbezahlt.Die Rechnung wird von der Versammlung ohne Gegenstimme abgenommen.

6. ENTLASTUNG DER VORSTEHERSCHAFTDie Versammlung erteilt dem Vorstand Décharge und bedankt sich mit einem Applaus für die geleistete Arbeit.

Protokoll GV 2016

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7. STATUTENREVISION

Ein erster Vorschlag der revidierten Statuten wurde als Vernehmlassung verschickt (per E-Mail). Die Inputs wurden eingearbeitet und der definitive Vorschlag wurde mit der Einladung zur GV verschickt.Vorgehen für die Diskussion: Zunächst Diskussion über grundsätzliche Bemerkungen, dann wird Paragraph für Paragraph durchgegangen und über jeden einzelnen abgestimmt. Am Ende folgt eine Gesamtabstimmung.

Grundsätzliche Bemerkungen zur StatutenänderungHansueli (St) beantragt, die Abstimmung über den Vorschlag der Statutenänderung auf die GV 2017 zu verschieben. Insbesondere folgende Punkte sieht er als zu wenig durchdacht an: Vermeidung eines Eintrags im Handelsregister, Zusammensetzung des Vorstandes, Vorschlag für Präambel und Unterschied Anteilhabende vs. Vereinsmitglieder. Sein Votum ist dem Protokoll beigefügt. Dieter geht kurz aus Sicht der Arbeitsgruppe auf diese Themen ein. Marco erklärt weitere Details zu den Überlegungen bei den

Änderungen. Über den Antrag der Verschiebung der Abstimmung über die Statutenänderung wird abgestimmt: eine Stimme für die Verschiebung, eine Enthaltung, die restlichen dagegen.Dieter (Mä) stellt den Antrag, dass Hansuelis Präambel mit folgender Formulierung aufgenommen wird: „Unsere Familie errichtete im Jahre 1750 eine Institution in Form des damaligen Stiftungsrechtes zur Betonung der Solidarität bei der gegenseitigen finanziellen Unterstützung in der Ausbildung und im Alter sowie der Pflege der Verbundenheit unter den Familienmitgliedern durch gemeinsame Aktionen und Feste. Einziger Zweck war und ist weiterhin derselbe in der im Folgenden rechtlichen Form.“Hansueli (Mü) findet es schwierig, sich jetzt so schnell auf eine Präambel zu einigen und stellt den Antrag, dass bei der nächsten Statutenänderung eine Präambel durch den Vorstand/die Arbeitsgruppe (was bald sein wird wegen neuer Regelungen der OECD) ausgearbeitet wird. Marco stützt diese Ansicht. Lorenzo sagt, dass die Präambel losgelöst werden soll vom rechtlichen Text und dass bis zur nächsten GV von der

Arbeitsgruppe/ dem Vorstand ein Vorschlag für eine Präambel ausgearbeitet werden soll. Dieter (Mä) zieht seinen ersten Antrag zurück und stützt stattdessen Lorenzos Input. Marco erklärt, dass nicht die OECD das Problem ist, sondern das ZGB geändert wurde: Familienstiftungen müssen ins Handelsregister eingetragen werden. Es gilt eine Übergangsfrist bis Ende 2020. Ueli stellt den Antrag, dass man mit der Präambel warten soll bis zur nächsten Revision, die bis 2020 noch nötig sein würde. Die beiden Anträge von Dieter (Mä) und Ueli werden gegen einander abgewogen:für den 1. Antrag (heutige Statuten bleiben ohne Präambel, bis zur nächsten GV soll die Arbeitsgruppe einen Vorschlag ausarbeiten) gibt es 26 Stimmen, für den 2. Antrag (gleich, aber nicht zwingend auf nächste GV) zählen 18 Stimmen. Damit wird der 1. Antrag angenommen und die Arbeitsgruppe erarbeitet bis zur nächsten GV eine Präambel.

(Fortsetzung auf nächster Seite)

Protokoll GV 2016

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7. STATUTENREVISION (Fortsetzung)

Diskussionen über einzelne Paragraphen

§1: Hansueli (St) fragt nach, wie z.B. Henrich aufgenommen werden kann, wenn er nicht Pestalozzi heisst. Dies erfolgt mittels Absatz 2 in §1 der neuen Statuten.Ursula stellt den Antrag, das Wort „Stiftung“ durch „Familienfonds“ ersetzen.Antrag wird mit Stimmen-mehrheit angenommen.§2: Bernhard möchte wissen, wie das mit der Definition der Namenstragenden ist. Dieter erklärt, dass der Eintrag im Zivilstandsbuch relevant ist. Wer dort den Namen Pestalozzi trägt und über 18 Jahre alt ist, ist Anteilhabende/-er. Allianznamen mit Bindestrich dagegen berechtigen nicht zum Anteilhaben am Fonds.§3, §4, §5, §6, §7: keine Anmerkungen der Ver-sammlung.§8: Hansueli fragt, ob E-Mail auch als schriftlich gilt. Marco meint ja. Es werden die Einladungen aber weiterhin zusätzlich per Post verschickt.§9: Antrag aus der Versammlung, das Wort „Stifter“ durch „Gründer“ zu ersetzten. Der Antrag wird abgelehnt: Ein Gründer gibt kein Geld. Die Formulierung wird so belassen.

§10: Trotz Beschluss zur Ausarbeitung einer Präambel soll der Hinweis auf das Familienbuch belassen werden.§11: keine Anmerkungen der Versammlung§12: Lorenzo fragt, ob eine Wiederwahl von Vorstandsmitgliedern möglich sein bzw. ob die Anzahl Amtszeiten begrenzt werden soll. Dieter zeigt eine Graphik zu den Ämterwechseln im Vorstand in den letzten Jahrzehnten. Es zeigt sich, dass es keine „Sesselkleber“ gibt. Die Versammlung ist einverstanden, dass der Paragraph mit der vorgeschlagenen Formulierung belassen werden kann.§13, §14 keine Anmerkungen der Versammlung.§15: Reglement für Quästorat soll in nächstem Jahr angepasst werden, falls die neuen Statuten angenommen werden.§16: Jeanne beantragt, im Titel „Revisor“ durch „Revision“ zu ersetzen und den Text entsprechend auf „Der Revisor oder die Revisorin…“ zu ändern. Der Antrag wird von der Versammlung angenommen.Zwischenbemerkung von Hansueli (St): es werden keine Angaben zur Auflösung des Fonds gemacht. Dieter (Mü) schlägt vor, dass die Arbeitsgruppe bis zur nächsten GV einen entsprechenden Paragraph erarbeitet.

Schlussabstimmung:Resultat der Schlussab-stimmung über die revidierten Statuten: 3 Enthaltungen, keine Gegenstimme, restliche Anwesende stimmen zu.

Dank:Dieter bedankt sich für die Zustimmung. Die Arbeit wird der Arbeitsgruppe mit Applaus verdankt. Dieter übergibt Marco als Dank für die Mitarbeit ein kleines Geschenk.

8. WAHLENMartin ist leider verstorben. Michi und Felix haben Zeitknappheit, Michi tritt per sofort zurück, Felix würde noch ein Jahr anhängen, wenn kein Ersatz gefunden würde.Stephan (St) und Marco (Wo) sind bereit, sich im Vorstand einzubringen und stellen sich kurz vor.Dieter (Mü) beantragt, dass Marco und Stephan für fünf und Felix für ein weiteres Jahr in globo gewählt werden. Die Versammlung ist einverstanden.Die drei werden einstimmig gewählt und ihr Einsatz mit Applaus verdankt.Dieter (Mü) hat Silvio als stellvertretenden Revisor angefragt. Silvio hat zugesagt. Er wird in Abwesenheit gewählt.

Protokoll GV 2016

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9. MUTATIONENDie Mutationen sind in den Pestalozzi-News auf der hintersten Seite abgedruckt.Lucia ist neue Seniorin. Dieter (Mü) hat ihr heute einen Strauss vorbei gebracht. Sie hat sich sehr gefreut und lässt die Versammlung grüssen.Jubilare sind dieses Jahr ausserdem:Senior Markus Pestalozzi Jg. 1925Sylvia Pestalozzi-Claxton Jg. 1926 (90-j.)Martin O. Pestalozzi (85-j. Wein statt Blumen)Henriette Pestalozzi-Oeri (wird am 4. Dez. 80-j.)Von den Jubilaren ist niemand anwesend. Ihnen hat bzw. wird Dieter (Mü) einen Strauss mit Karte nach Hause geschickt bzw. schicken.Nun wird der verstorbenen Familienmitglieder gedacht:- Franziska Honegger-Pestalozzi, Oberrieden (Nachtrag von 2015)- Dorothee Pestalozzi-Hsiung, Dürstelen- Martina Pestalozzi ex Dazio, Locarno- Martin Georg Pestalozzi-Baumgartner, Aarau- Cilla Pestalozzi-Schey, Männedorf

Neue Anteilhabende im Jahr 2016: Flurin ist anwesend und bekommt von Ueli ein Couvert überreicht. Weiter sind Alexander (St) aus Australien,

Lukas (St) aus Silverspring USA neue Anteilhabende. Der Vorstand hat es sich für die nächsten Jahre zur Aufgabe gemacht, zu überprüfen, ob die seit längerer Zeit im Ausland lebenden Pestalozzis noch das Schweizer Bürgerrecht haben.

Dieter (Mü) hat den Antrag gestellt, Henrich Börjes-Pestalozza als Anteilhabendenaufzunehmen. Henrich stellt sich kurz vor und hebt seine Verbundenheit zur Familie hervor. Er hat auch dieses Jahr schon bei der Organisation der Familienreise nach Chiavenna und Bergamo mitgeholfen.Hansueli stellt den Antrag, dass die Diskussion ohne Henrich stattfindet.Dem Antrag wird zugestimmt und Henrich verlässt den Saal. Die Diskussion endet mit dem Abstimmungsergebnis 3 Enthaltungen, Rest Zustimmungen. Damit ist Henrich als neuer Anteilhabender aufgenommen. Er wird mit Applaus zurück im Saal begrüsst.

10. VERSCHIEDENES10.1. 450 Jahre EinbürgerungDer Vorstand hat einen Anlass vorbereitet. Er findet am 10. Juni 2017 statt (Nachmittag und Abend). Der Nachmittag ist auch geeignet für Kinder und Jugendliche. Es ist möglich, nur am Nachmittag oder nur am Abend teilzunehmen. Es

wurde der Historiker Martin Illi verpflichtet. Es werden auch offizielle Gäste geladen (Vertreter der anderen Zürcher Familien und Stadtrat). Die Einladung Anmeldung wird im Frühling 2017 versandt.

10.2. Familienreise: Wanderung Via SplugaDas OK hat sich formiert: Danielle, Henrich, Dieter (Mü), Jeanne.Die Reise soll vom 8.-11. August 2017 (Dienstag bis Freitag) stattfinden.Die Wanderung ist mit Eseln geplant. Dieter (Mü) macht Werbung dafür.Er wird in den nächsten Tagen die Familienmitglieder informieren. Anfang Jahr wird die Anmeldung definitiv erfolgen müssen.

10.3. GV 2017Die nächste GV findet am 18. November 2017 statt, dann wieder mit Mittagessen.Ort wird noch bekannt gegeben.

10.4. Schluss der GVDieter schliesst die Sitzung um 18.30 Uhr.

Zürich, 05.11.2016Für das Protokoll: Anja (Mä)

Protokoll GV 2016

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GV 2017

GV 2017

Samstag, 18. November 2017, 10 UhrZunfthaus zur Waag, Münsterhof 8, Zürich

Traktanden1. Begrüssung2. Wahl der Stimmenzählenden3. Protokoll der Generalversammlung vom 5. November 20164. Jahresbericht 2016/20175. Jahresrechnung 2016 / Revisionsbericht6. Entlastung der Vorsteherschaft7. Statutenrevision8. Mutationen / neue Anteilhabende9. Wahl eines Vorstandsmitglieds10. Verschiedenes

Anschliessend Apero und Mittagessen

Samedi, 18 novembre 2017, 10 hZunfthaus zur Waag, Münsterhof 8, Zürich

Ordre du jour1. Accueil2. Élection des scrutateurs3. Procès verbal de l’assemblée générale du 5 novembre 20164. Rapport annuel 2016/20175. Comptes 2016 / Rapport du contrôle des comptes6. Décharge du comité7. Révision des statuts8. Mutations / nouveaux copartageants9. Élection d’un membre du comité10. Divers

Ensuite apéritif et déjeuner

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ERGÄNZUNG STATUTEN

Ergänzung Statuten

PRÄAMBEL Die GV vom 5. November 2016 hat den Vorstand beauftragt, der GV 2017 eine Präambel zu den revidierten Statuten vorzuschlagen. Die Präambel soll den Sinn des Familienfonds grundsätzlich zusammenfassen und auch die von Hans Ulrich Pestalozzi geäusserten Gedanken aufnehmen.

Der Vorschlag des Vorstandes lautet nun:

«Der Pestalozzi Familienfonds wurde am 1. Mai 1750 in Zürich gegründet. Zweck des Fonds war die finanzielle Unterstützung von Studenten und Lehrlingen sowie alter, armer, kranker oder verunglückter Familienmitglieder beiderlei Geschlechts. Die Familienmitglieder wurden aufgefordert, “einander bei allen Vorfällen wahre, aufrichtige Freundschaft zu bezeugen und sich in ihren Angelegenheiten mit bestmöglichem Rat und Tat beizustehen”. Der Familienfonds diente als soziales Netz, half der Familie, ein gutes Ansehen zu bewahren, und ermöglichte den Zusammenhalt der sich in einzelne Linien verzweigenden Grossfamilie.

Der heutige Sozialstaat deckt nun an Stelle des Familienfonds viele Bedürfnisse der Familie ab. Geblieben ist der Wunsch, in Einzelfällen ergänzende finanzielle Unterstützung bieten zu können und den Kontakt untereinander zu fördern. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, soll das Fondskapital möglichst erhalten bleiben.

Diese Absicht soll mit den nachfolgenden Bestimmungen verwirklicht werden.»

ARTIKEL ZUR LIQUIDATION DES FAMILIENFONDSHans Ulrich Pestalozzi wies darauf hin, dass an der GV vom 17. November 2007 folgender § 23 beschlossen wurde:

«1. Eine Auflösung des Pestalozzi-Familienfonds ist ihrem Wesen nach und gemäss der Absicht seiner Stifter unzulässig, solange der Zweck des Fonds zugunsten der Familienmitglieder erfüllt werden kann. Ist dies nicht mehr möglich, wird der Pestalozzi-Familienfonds aufgelöst.2. Über einen nach durchgeführter Liquidation sich ergebenden Überschuss entscheidet zugunsten einer gemeinnützigen Institution die Generalversammlung, welche den Liquidationsbeschluss fällt.»

Leider war diese Ergänzung dem Vorstand nicht mehr präsent, weshalb der Artikel im Vorschlag zu den revidierten Statuten zuhanden der Generalversammlung vom 5. November 2016 fehlte. Da der Artikel gültig beschlossen war, hält es der Vorstand für am einfachsten, wenn er unverändert in die neuen, an der Generalversammlung vom 5. November 2016 verabschiedeten Statuten als § 17 übernommen wird. Die Bestimmungen zum Inkrafttreten werden neu § 18.

Dieter (Mü), Marco (Wo)

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PORTRAIT

Im Februar 2017 besuchte ich Sandro und Gaby Pestalozzi in Islikon und besichtigte ihr spannendes Bauprojekt in Steckborn, das unternehmerischen Mut erforderte. Hier das Portrait der beiden mit dem Angebot von Alterswohnungen im «ter tantum meritus».

STECKBORN

Sandro sah anfangs 2008 per Zufall ein Inserat, in welchem die Liegenschaft «Kreuz» in Steckborn ausgeschrieben war. Er konnte sie kaufen und umbauen. Die Bauleitung des Innenausbaus besorgten Sandro und Gaby selbst. Die Wohnungen wurden verkauft. Das gleiche geschah etwas später mit der Liegenschaft «Regenbogen» an der alten Stadtmauer.

Im Sommer 2011 war schliesslich das Nachbarhaus des «Kreuzes» an der Reihe, das Haus «zum Steinerker» [Bild 1]. Es befindet sich an einer hervorragenden Lage zwischen der Seestrasse und dem See [2]. Die Altlastenuntersuchung wegen der früher hier untergebrachten chemischen Reinigung, ausgeführt von Anja Pestalozzi vom Ingenieurbüro CSD in Frauenfeld, verlief zum Glück ergebnislos. Ein Architekt erarbeitete in enger Zusammenarbeit mit Sandro und Gaby das Baugesuch.

Im Herbst 2014 verschärfte die Nationalbank die Eigenmittelvorschriften. Viele Interessenten für Wohnungen im «Steinerker» zogen sich zurück. Nun entwickelten Sandro und Gaby eine neue Vision: den Bau einer Seniorenresidenz. Bei den anschliessenden Umplanungen mussten Kompromisse gefunden werden. Schliesslich war der Einbau von elf Wohnungen, Behandlungsräume und eines grossen Aufenthaltsraums [3] möglich. Die meisten Arbeiten wurden von ortsansässigen Handwerkern ausgeführt, die in der Lage

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SANDRO UND GABYPESTALOZZI-MARCOLIN

Portrait - Sandro und Gaby

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51Portrait - Sandro und Gaby

sind, auch ohne detaillierte Ausführungspläne zu arbeiten. Sandros Sohn Claudio legte selbst Hand an und war täglich auf der Baustelle anzutreffen [4]. Nach Fertigstellung des Rohbaus übernahmen Sandro und Gaby die Bauleitung bis zur Fertigstellung.

DREIFACHES WOHLBEFINDEN

«ter tantum meritus» ist die Philosophie: dreifaches Wohlbefinden. Damit sind der hohe Standard der Wohnungen, die herrliche Lage am See und das flexible Betriebskonzept gemeint. Das Angebot ist umfassend: Mahlzeiten, Reinigung, Wäscheservice, Massage, Sekretariatsdienste etc. und muss nur bei Bedarf bezahlt werden. Am Anfang werden Sandro und Gaby diese Dienstleistungen selbst erbringen, um Erfahrungen sammeln zu können. Wenn sich das Geschäftsmodell nach einiger Zeit bewährt, möchten Sandro und Gaby es vervielfachen.

Nun läuft die Suche nach geeigneten Mietern, welche dieses Konzept schätzen und die auch zueinander «passen». Es sind verschiedene Wohnungsgrössen von 1,5 Zimmern (33 - 45 m2) ab netto 1450 Franken bis zu 4,5 Zimmern (149 m2) für netto 4420 Franken pro Monat erhältlich. www.meritus.swiss.

SANDRO - FAMILIE, BERUF, HOBBIES

Sandro – mit vollen Namen Alessandro [5] – ist als ältester von drei Söhnen von David und Anita Pestalozzi in Trimbach bei Olten aufgewachsen. Sein Vater war Augenarzt mit eigener Praxis; seine Mutter Anita wurde dieses Jahr 89-jährig und lebt noch selbstständig im Familienhaus am Haselweg in Trimbach.

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Sandro absolvierte ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung und bildete sich berufsbegleitend in verschiedenen Bereichen der Betriebsökonomie weiter.

1987 konnte er auf der Lenzerheide ein altes Bündner Haus kaufen. Er hatte damals noch keine Ahnung vom Thema Umbau, ging die Arbeit mit einheimischen Handwerkern an, lernte viel dabei und entdeckte es als neue Leidenschaft. Im Gegensatz zu seiner Büro-Tätigkeit konnte er am Abend jeweils das Werk bewundern. Das Haus heisst «Tgiesa Pestaluzz». 2016 kauften Sandro und Gaby das Haus aus der Erbengemeinschaft, unterzogen es einer Gesamtrenovation und kann nun als Ferienhaus für bis zu 20 Personen genutzt/gemietet werden (www.lenzerheide.house) [7-10].

1988 heiratete er Brigitta Strub; 1989, 1991 und 1992 wurden die drei Söhne Davide, Kevin und Claudio geboren.

Sandro beteiligte sich 1991 auf der Lenzerheide an einer Treuhanfirma, welche er später ganz übernahm. In dieser Zeit war er als Treuhänder und Unternehmensberater tätig. Er spezialisierte

52 Portrait - Sandro und Gaby

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53Portrait - Sandro und Gaby

sich auf den Verkauf von Produkten für die Altersvorsorge. Nebenbei entwickelte sich der Umbau alter Bündner Häuser als regelrechte Nebenbeschäftigung. Sandro kaufte weitere Häuser auf der Lenzerheide wie auch im Prättigau und Schanfigg, renovierte sie auf die gleiche Art und Weise wie die Tgiesa Pestaluzz. Nach dem Umbau verkaufte er sie jeweils wieder.

Ein weiteres Hobby von Sandro ist Ballonfahren [11]. Sein Heissluftballon trägt – von weitem sichtbar – das Pestalozzi-Wappen. Oft nimmt er Gäste auf Fahrten mit. Nächstes Jahr wird er dieses Hobby beenden, da die Zeit dafür fehlt.

Als Sandros Söhne grösser wurden, wollte er ins Unterland ziehen. Schliesslich konnte er im Jahr 2000 in Islikon TG ein erschwingliches Grundstück erwerben und darauf ein Haus bauen. Es war der erste Neubau von Sandro, den er selbst geplant hatte. Später wurde ihm das Nachbarsgrundstück angeboten, auf dem er ein zweites Gebäude mit Wohnungen und Büro erstellen konnte, welche teilweise vermietet oder verkauft sind.

Sandro und Brigitta trennten sich 2007, seit 2008 sind sie geschieden.

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54 Portrait - Sandro und Gaby

EINE NEUE BEZIEHUNG

2007 lernte Sandro auf einer Wanderung mit Hunden, an der er mit seinen beiden Eurasier-Rüden teilnahm, Gaby kennen. Gaby – mit vollem Namen Gabriela [6] – hiess früher Marcolin. Die Familie stammte aus Venedig. Ihr Urgrossvater wanderte 1905 vom Val Rovina ins Tösstal ein, der Grossvater bürgerte dann seine beiden Söhne in Winterthur ein. Dies kostete damals für jeden der Söhne das Jahressalär eines Baupoliers.

Gaby war in Hombrechtikon sechs Jahre Schulpflegerin und anschliessend Gemeinderätin. Als Gemeinderätin betreute sie insgesamt sechs Jahre die Finanzen, Steuern und Liegenschaften der Gemeinde.

DIE KINDER

Die drei Söhne von Sandro sind gut unterwegs. Davide ist Leiter Montage bei der Telsonic AG, Bronschhofen. Kevin ist bei der Spital Thurgau AG als Informatiker für Client-Engineering und Datenbank verantwortlich. Claudio hat sich früh selbstständig gemacht. Er ist gelernter Landschaftsgärtner und absolvierte verschiedene Zusatzausbildungen in den Bereichen Trockenbau und Malen. Beim Umbau Steinerker machte er seine Meisterarbeit. Domenico Schwarz, der Sohn von Gaby, ist Kaufmann und arbeitet im Marketing. Er erstellte die Webseiten für den Steinerker und die Tgiesa Pestaluzz.

Die Zusammenführung der «Patchwork-Familie» war nicht ganz einfach, ist aber glücklich gelungen [12].

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DER NAME PESTALOZZI

Was bedeutet Sandro und Gaby, dass sie Pestalozzi heissen? Für Sandro ist der Name schwierig auszusprechen. Zudem wird ihm unterschoben, er mache etwas gratis, weil er «de Pestalozzi» sei. Er fühlt eine Verpflichtung dem Namen gegenüber und möchte etwas tun, wovon die Allgemeinheit profitieren kann.

Gaby fiel es nicht leicht, bei der Heirat den Namen Pestalozzi anzunehmen, da der Name Marcolin ihre Wurzeln sind. Pestalozzi ist für sie aber genauso mit Tradition verbunden. Sie kann nun an den Anlässen des Familienfonds teilnehmen und lernte inzwischen auch viele andere Familienmitglieder kennen.

WAS IHNEN WICHTIG IST

Sandro hatte mit der Zeit das Gefühl, er drehe im Hamsterrad. Die Idee der Seniorenresidenz erlebte er als Befreiung. Er und Gaby reduzierten anschliessend ihre Drittmandate auf unter 20 Prozent und setzen ihre Energie nicht mehr für die Lösung von Problemen anderer, sondern für ihre eigenen Projekte ein.

Beide sind gewissenhaft und exakt. Sie setzen sich Ziele und wollen ein positives Ergebnis erreichen. Sie betrachten es nicht als unter ihrer Würde, selbst Hand anzulegen. Beide engagieren sich für ihre Kunden. Gaby ist enttäuscht, wenn die Kunden nach Beendigung des Mandats wieder ins alte Fahrwasser zurückfallen. Sie haben einen ähnlichen Geschmack, was ihnen beim Umbau des «Steinerkers» zugutekam. Beide schätzen die enge Arbeits- und Lebensgemeinschaft, auch wenn ihnen Kollegen davon abgeraten haben.

Ihre Grundphilosophie: gesunde Ernährung, Bewegung, alles mit Mass, Freude am Kleinen. Sie versuchen, im Alltäglichen das Schöne und Positive zu erkennen. Sie diskutieren nicht lange über Probleme, sondern suchen Lösungen. Alles ist in einem Kreis mit unterschiedlichen Gewichtungen vereint.

Dieter (Mü)

Portrait - Sandro und Gaby

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Alexis Gregory (Wo, Bild), geb. 19. 9. 2017Eltern: Marco und Marie Pestalozzi-Honsl

Jasmine (St), geb. 30.3.2017Eltern: João Marcos Pestalozzi und Hoa My (Myna) Nguyen

Theodor Max (Wo), geb. 28.3.2017Eltern: Michele und Joanna Pestalozzi-Onoszko

Cristina Pestalozzi und Quang Dang am 6.5.2017 (Name nach Heirat: Dang)

Catharina von Pestalozza und Dennis Maximilian Klein am 7.9.2017

Clotilde Pestalozzi-Leite de Castro1.2.1959 - 24.5.2017

GEBURTEN

HOCHZEITEN

TRAUERFALL

92-jährigMarkus Pestalozzi (Mä, Senior)Lucia Pestalozzi (Mä, Seniorin)

91-jährig: Sylvia Pestalozzi-Claxton (Mü)

80-jährig: Georgette Pestalozzi-Kühling (Mä)Yvan Pestalozzi (Tr, Bild)

JUBLIARE

Bitte meldet Mutationen und Adressänderungen an den Familien-präsdenten per Mail an [email protected]

oder per Telefon unter +41 44 741 31 32 oder +41 79 329 31 61. Vielen Dank!

MUTATIONEN

56 Mutationen

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Linie Anteilhaber Anteilhaberinnen Söhne bis 18 Jahre

Töchter bis 18 Jahre

Total Vorjahr

Trauben 8 12 1 0 21 21Steinbock 26 24 1 2 53 53Wolkenstein 26 32 11 7 76 75Männedorf 34 47 6 5 92 91Münsterhof 26 27 7 4 64 64TOTAL 120 142 26 18 306 304

FAMILIENBESTAND

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SHOPBeim Quästor Ueli Pestalozzi können folgende Pestalozzi-

Artikel bestellt werden und/oder auch nach der GV direkt

bezogen werden:

Weisse Baumwoll-Servietten 40 x 40 cm mit aufgesticktem

Pestalozzi-Wappen

Pestalozzi-Fahnen 130 x 130 cm aus Polyester mit Gurte, Seil

und Karabinerhaken

Buch von Hans Pestalozzi-Keyser,

‹Geschichte der Familie Pestalozzi›, 1958

(Fotos auf der Website www.pestalozzifamilienfonds.net)

Preis CHF

5.–/Stück

110.–/Stück

gratis

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PRÄSIDENTDietrich (Dieter) Pestalozzi-Racine (1949, Mü1)Mühlehaldenstrasse 25, 8953 DietikonT 044 741 31 32, M 079 329 31 [email protected]

QUÄSTORUlrich (Ueli) Pestalozzi-Bridel (1944, Wo2)Pilatustrasse 16A, 8032 ZürichT 044 262 21 16, M 079 402 20 [email protected]

Anja Pestalozzi (1987, Mä3)Oberwiesstrasse 4, 8213 NeunkirchT 052 681 36 74, M 079 910 63 [email protected]

Daniele Pestalozzi-Bordoli (1946, Wo2)Boscherina, via al Loi 10, 6883 NovazzanoT 091 647 35 03, M 078 673 65 [email protected]

Felix Pestalozzi-Volck (1966, Mü2)Sandackerstr. 5, 5304 EndingenT 056 242 21 [email protected]

Marco Pestalozzi-Honsl (1981, Wo2)Minervastrasse 136, 8032 ZürichM 076 575 92 [email protected]

Stephan H. Pestalozzi-Lavanchy (1981, St3)Alte Feldeggstrasse 16B, 8008 ZürichM 076 570 16 16 [email protected]

REVISOR Riccardo Pestalozzi (1992, Wo3)Seestrasse 970, 8706 MeilenT 044 923 63 [email protected]

STV. REVISOR Silvio Pestalozzi-Lin (1986, Mü2)Katzenbach 90, 8052 ZürichT 052 242 30 63, M 079 796 55 70 [email protected]

SENIORIN Lucia Pestalozzi (1925, Mä3)Asylstrasse 26, 8032 ZürichT 044 383 57 47

SENIOR Markus Pestalozzi (1925, Mä5)Skulevegen 3, H0101, N-4352 Kleppe, NorwayT +47 5142 53 74, M +47 9162 57 [email protected]

IMPRESSUMHerausgeberPestalozzi Familienfonds Zürich

RedaktionMühlehaldenstrasse 258953 Dietikon

Mitarbeitende dieser AusgabeDietrich Pestalozzi (Mü)Stephan H. Pestalozzi (St)

Design & LayoutStephan H. Pestalozzi (St)

DruckKünzle Druck8050 Zürich

Auflage300 Exemplare

VersandDer Versand erfolgt kostenlos an alle Anteilhabenden, Ehemaligen und Gäste, deren Adressen bekannt sind. Weitere Exemplare können beim Präsidenten bezogen werden. Versanddatum: 27. Oktober 2017

Websitewww.pestalozzifamilienfonds.net

VORSTAND

59Vorstand & Impressum

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