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Film und Medien NRW Ausgabe 1/2016 > Berlinale 2016 > Wettbewerb, Panorama, Forum, Generation, Perspektive > »Jeder stirbt für sich allein«, »Das Tagebuch der Anne Frank« > Zweite Ausgabe der Drama Series Days > Interviews mit Arndt, Steinbichler, Lutterbeck, Knol, Winker, Henschke, Uhland > Dokumentarfilm in NRW > Dreharbeiten, News, Kinostarts

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Film undMedienNRWAusgabe 1/2016

> Berlinale 2016

> Wettbewerb, Panorama, Forum, Generation, Perspektive

> »Jeder stirbt für sich allein«, »Das Tagebuch der Anne Frank«

> Zweite Ausgabe der Drama Series Days

> Interviews mit Arndt, Steinbichler, Lutterbeck,Knol, Winker, Henschke, Uhland

> Dokumentarfilm in NRW

> Dreharbeiten, News, Kinostarts

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 3

Berlinale 2016Wettbewerb

4 Jeder stirbt für sich alleinInterview mit Stefan Arndt

Panorama

6 Auf einmalInterview mit Asli Özge

7 The Wounded AngelInterview mit Maximilian Leo

Forum

8 Verfluchte Liebe deutscher FilmInterview mit Johannes F. Sievert

9 HavarieInterview mit Meike Martens

Generation

10 Das Tagebuch der Anne FrankInterview mit Hans Steinbichler

Generation Kplus12 Ted Siegers Molly Monster – Der Kinofilm

Interview mit Richard Lutterbeck und Matthias Bruhn

Perspektive Deutsches Kino

14 Wer ist Oda Jaune?Interview mit Kamilla Pfeffer

15 ToroInterview mit Martin Hawie

16 Drama Series DaysInterview mit Matthijs Wouter Knol

18 European Shooting StarsJella Haase

19 NRW@Berlinale

20 Lola@Berlinale

21 News

24 NRW-DokutagEssay Dietrich LederInterview Erik Winker

28 Drehjahr 2015

30 Setbericht

32 Aktuelle Dreharbeiten

34 NRW goes OscarsMustang Interview Frank Henschke und Anja Uhland

36 Nachwuchs

38 Events

40 Creative Europe Media

41 Digitales NRW

42 Kinostarts

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das war ohne Frage ein gelungener Start ins Filmjahr 2016: EineOscar-Nominierung für Deniz Gamze Ergüvens »Mustang«, zweiAuszeichnungen in Sundance, fünf Filme in Rotterdam undschließlich 26 geförderte Filme bei der Berlinale. Die starke Präsenzvon Filmemacherinnen und Filmemachern aus NRW zeigt erneut dieBedeutung des hiesigen Filmschaffens. Ob Wettbewerb, Panorama,Forum, Generation oder Perspektive Deutsches Kino - Produktionenaus Nordrhein-Westfalen sind wieder in allen wichtigen Reihenvertreten. Darunter internationale Koproduktionen,Literaturverfilmungen, Kinderfilme und Dokumentarfilme, die wirIhnen auf den folgenden Seiten ausführlich vorstellen.

Der Berlinale-Kalender wächst stetig. Seit 15 Jahren ist der Empfangvon Land und Filmstiftung in der Landesvertretung NRW einer derwichtigen Branchentermine. Nach der erfolgreichen Premiere imvergangenen Jahr ist die Filmstiftung zum zweiten Mal Partner der»Drama Series Days«, die dem Thema TV-Serien eine eigenePlattform im Festival bieten. Besonders gut gefällt uns, dass dasProgramm in diesem Jahr um Dokumentarserien erweitert wird.

Der Dokumentarfilm ist eines der profilbildenden Genres für dasFilmland NRW. Gemeinsam mit dem Filmbüro NW und im Rahmendes Doku-Festivals »Stranger than Fiction« veranstaltete dieFilmstiftung im Januar den ersten NRW-Dokutag. Die Resonanz warso positiv, dass wir eine Fortsetzung in Aussicht nehmen und demDokumentarfilm ein Kapitel des Magazins widmen.

Neben Film und TV ist auch die digitale Gründerszene mit Schwungins neue Jahr gestartet. DIP.Cologne und die Startup-InitiativeDüsseldorf geben neuen Rückenwind für Gründer in NRW, dasMediengründerzentrum nahm elf neue Unternehmen aus Film,Fernsehen, Neuen Medien und Games ins Stipendiatenprogramm auf,und mit Veranstaltungen wie dem Startup Weekend, dem GameTreffNRW, dem Rheinland Pitch oder dem Cologne Business Day ist derTerminkalender der digitalen Szene gut gefüllt.

Einen Tag vor der diesjährigen Oscar-Verleihung wird die Filmstiftung25. Da heißt es Daumen drücken für das ganze Team von »Mustang«und ganz besonders für Frank Henschke und Anja Uhland, dieKoproduzenten aus NRW!

Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre des Magazinsund für alle, die vor Ort sein werden, eine schöne Berlinale,inspirierende Filme und gute Begegnungen!

Ihre

Petra Müller 42

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Market Screenings | Panel Programme | Networking Events

15MONDAY, 15 FEB

GROPIUS MIRROR10:0010:30 Official OpeningBy invitation only

10:3011:30 Commissioning Strategies – the Trendsetters EFM Panel hosted by HBO Europe

moderated by C21

16:0017:00 Cross-Atlantic Series Success: (Re)Making TV for Europe and the World EFM Industry Debate hosted by IFA and the

Film- und Medienstiftung NRW in cooperation

with The Hollywood Reporter

16TUESDAY, 16 FEB

EFM PRODUCERS HUB (at MGB)12:4513:00 Presentations and Talks – Series

MGB CINEMA13:10 14:10 Showcase TV Drama Vision Scandinaviapresented by Goteborg Film Festival

MEET THE DOCS TALKS (at MGB)17:30 18:00 Documentary Series

MONDAY & TUESDAY, 1516 FEBEFM CINEMOBILE & MGB CINEMA10:0019:00 Market Screenings

Along with the “Drama Series Days”, a joint initiative

of the European Film Market, the Berlinale Co-Production Market and Berlinale Talents, the 66th Berlin

International Film Festival will again present a

curated selection of high-quality drama series within

the framework of the Berlinale Special programme

at the Haus der Berliner Festspiele.

www.efm-berlinale.de

DRAMA SERIES DAYS1516 FEB 2016

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 5

XXXXXX

Hildegard Knef und 2004 als Dreiteiler für das tsche-chische Fernsehen. Jetzt hat die Berliner Firma X FilmeCreativ Pool den Stoff als aufwendige internationaleKoproduktion für die große Leinwand neu adaptiert.

Stefan Arndt und Uwe Schott von X Filme CreativePool aus Berlin sowie Marco Pacchioni von MasterMovies aus Paris produzierten den Film mit JamesSchamus. Zudem sind Christian Grass und Paul Trijbitsfür FilmWave als britische Koproduzenten an Bord. XVerleih wird den Film in die deutschen Kinos bringen.Den Weltvertrieb unter dem englischsprachigen Titel»Alone in Berlin« übernimmt Cornerstone Films.

Liebe im Widerstand

Der Schweizer Regisseur Vincent Pérez, der auch alsSchauspieler und Produzent tätig ist, hat das Wider-standsdrama mit internationalen Stars auf Englischneu inszeniert. Emma Thompson, Brendan Gleeson

haben Spuren hinterlassen, haben bei den meistenMenschen das Schlechteste zum Vorschein gebracht.Der sinnlose Tod ihres einzigen Sohnes an der West-front bringt das Berliner Arbeiter-Ehepaar Otto undAnna Quangel (Gleeson, Thompson) dazu, gegen das totalitäre Regime zu kämpfen.

Auf schlichten Postkarten, die sie in Treppenhäusern,Fabrikhallen und Bahnstationen ablegen, rufen die Quangels zum Widerstand auf. Gestapo-Kommissar Escherich (Brühl) kommt ihnen schnellauf die Schliche und zieht die Schlinge um die Widerständler immer enger. Der scheinbar aussichts-lose gemeinsame Kampf gegen das Böse lässt Otto und Anna nach Jahren der Einsamkeit wiederzueinander finden.

Fast ein Drittel der 50 Drehtage entfielen auf Schau-plätze in Nordrhein-Westfalen, u.a. in Bochum. Dieübrigen Aufnahmen drehte Kameramann ChristopheBeaucarne (»Irina Palm«) in Berlin und Görlitz. Für das Szenenbild zeichnet Jean-Vincent Puzos(»Liebe«) verantwortlich, für den Schnitt FrancoisGédigier (»Yves Saint Laurent«). Reinhard Kleber

»Einblick in die Funktionder Gesellschaft«

Der Fallada-Roman ist schonviermal verfilmt worden.Warum jetzt eine fünfteAdaption?Um die Wahrheit zu sagen, wederVincent Pérez noch ich haben dieanderen Verfilmungen je gesehen.Sie stammen aus einer anderenZeit, so wie ja auch unser Ansatzein anderer war: Alle glauben,schon alles über das menschen-

verachtende Nazipack zu wissen, aber Fallada gibtuns hier direkt nach dem Krieg geschrieben einenEinblick in die innere Funktion der Gesellschaft, unddies am Beispiel eines Arbeiter-Ehepaares.

Für mich privat gesprochen: Ich liebe diesen Stoff sosehr, da er auch beweist, dass all diese Stauffen-bergs, die erst begannen zu putschen, als das Endeabzusehen war, eben nicht die glor reiche Ausnahmewaren, nein, das waren Otto und Anna Quangel!

Wie wurde der Erzählstoff von 700 Seiten aufKinolänge komprimiert? Ein seltsamer Ausdruck - »komprimiert«, ich würdesagen: destilliert. Fallada schrieb in drei Wochendiese 700 Seiten und ähnlich wie Alfred Döblin in»Berlin Alexanderplatz« beschrieb er wunderschöndas Umfeld, die Atmosphären. Gott sei Dankmachen wir Film, und da erzählen Bilder viel mehr in wesentlich kürzerer Zeit. Achim von Borries undVincent Pérez haben das Meisterstück vollbracht,unter tatkräftiger Hilfe von James Schamus undBettine von Borries.

Was war das Motiv, den Stoff als internationaleKoproduktion auf Englisch mit internationalenStars zu verfilmen? Um mal ganz ungeschminkt zu antworten, ursprüng-lich war natürlich ein rein deutscher Film geplant, aber die weisen Entscheider der deutschen TV-Land-schaft wollten über diese Zeit nichts mehr machen,und bei aller Unterstützung der Förderer (wirklichgroßes Lob) – ohne TV ist ein deutscher Film nicht zu finanzieren. So begannen wir nach drei JahrenEntwicklung und Drehbucharbeit nochmals ganz vonvorne. Aber letztendlich bin ich den TV-lern dankbar,so weit vom deutschen »Hakenkreuz-Film« hätten wir uns ansonsten eventuell doch nicht entfernt, wiees hier bei »Jeder stirbt für sich allein« gelungen ist.R.K.

und Daniel Brühl spielen die Hauptrollen in derdeutsch-französisch-britischen Koproduktion, die die Film- und Medienstiftung NRW mit einer MillionEuro gefördert hat. Weitere Förderungen kamenvom Deutschen Filmförderfonds, Filmförderungsan-stalt, Medienboard Berlin-Brandenburg, Mitteldeut-scher Medienförderung, Eurimages, Mini Traité undCreative Europe Media. Für Stefan Arndt ist es »großartig, dass Emma Thompson, Brendan Gleesonund Daniel Brühl von Beginn an unsere Faszinationfür diese sehr besondere Geschichte des Wieder -findens der Liebe im Widerstand – in Trauer, Wutund Hoffnung – teilten«.

Das Drehbuch von Achim von Borries und VincentPerez beginnt 1940, als Berlin den Sieg über Frank-reich feiert. Doch die meisten Bewohner der Stadt sind paralysiert von der allgegenwärtigenAngst. Sieben Jahre Leben unter dem Nazi-Regime

Die filmstiftungsgeförderteProduktion »Jeder stirbt für sichallein« mit Emma Thompson, BrendanGleeson und Daniel Brühl von Vincent Pérez läuft im Wettbewerbder Berlinale. Die aufwendigeinternationale Koproduktion wurde zu fast einem Drittel in Nordrhein-Westfalen gedreht.

neuen Übersetzungen, zum Verkaufserfolg. 2011brachte der Aufbau-Verlag erstmals die ungekürzteOriginalfassung des Werks neu heraus.

Eine wahre Geschichte

In dem Roman hat Fallada den authentischen Fall desEhepaars Otto und Elise Quangel aufgegriffen, das zwischen 1940 und 1942 in Berlin Flugblättergegen das NS-Regime unter Adolf Hitler verteilt hatte,denunziert und inhaftiert wurde. Viermal wurde dasBuch bereits verfilmt: 1962 fürs ARD-Fernsehen, 1970für das DDR-Fernsehen, 1975 fürs deutsche Kino mit

Mit sozialkritischen Romanen wie »Kleiner Mann,was nun?«, »Wer einmal aus dem Blechnapf frisst«und »Der eiserne Gustav« hat sich der deutscheSchriftsteller Hans Fallada (1893-1947) den Ruf eines »Anwalts aller Ausgestoßenen« erworben. Das gilt auch für seinen letzten Roman »Jeder stirbtfür sich allein«, den Fallada kurz vor seinem Todabschloss und der 1949 publiziert wurde. Im Jahr2009 wurde das Buch erstmals ins Englische über-setzt, so dass der Autor quasi wiederentdeckt wurde.In den USA, Großbritannien, Israel und Frankreichavancierte es in den 2000er Jahren, teilweise in

Berlinale 201626 filmstiftungsgeförderte Produktionen in allen wichtigen Festivalreihen, eine Weltpremiere im Wettbewerb und die zweite Ausgabe der Drama Series Days im Rahmen des European Film Market: Das ist das Filmland NRW bei den 66. Internationalen Filmfestspielen Berlin.

Fallada revisited: Die Neuverfilmung des Bestsellerromans im Berlinale-Wettbewerb

Jeder stirbt für sich allein

Stefan Arndt,Foto: X Verleih

»Jeder stirbt für sich allein«, Foto: X Verleih

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 7

Panorama

Drama im Kasachstan nach demZusammenbruch der Sowjetunion

TheWoundedAngel»The Wounded Angel« ist derzweite Teil einer Trilogie überJungen, die an der Schwelle vomKind zum jungen Erwachsenenstehen.

Kasachstan, kurz nach dem Zusammenbruch derSowjetunion. Im Verlauf eines Sommers sollen sich die Lebenswege von vier Jungen dramatischverändern. Zharas arbeitet nach der Schule, umseine Mutter zu unterstützen, denn der Vater sitztwegen Diebstahls im Gefängnis. Als dieser entlassenwird, erlebt Zharas, wie der Vater als Ex-Sträflingvergeblich versucht, eine Arbeit zu finden

Balapan ist im Alter von Zharas. Im Gegensatz zuseinen Freunden weicht Balapan Schlägereien aus.Während sein bester Freund Serik versucht, Balapanim Boxring, Finten und Schlagtechniken beizubringen,steckt dieser lieber seine ganze Energie in den Gesang.

Einzelgänger Zhaba versucht, der Armut, in der er mit seiner alleinerziehenden Mutter lebt, zuentkommen, indem er Eisen und Metalle sammeltund zu Geld macht. Auf einer seiner Touren dringt er in ein verlassenes Stahlwerk ein und trifft dort auf drei Jungen aus einem Heim für Behinderte. Siehaben sich dort ein Versteck eingerichtet, in dem sie ihre Schätze hüten und Klebstoff schnüffeln, bissie im Rausch den »verwundeten Engel« treffen, wie sie es nennen.

Und schließlich ist da noch der ehrgeizige Aslan, der unbedingt aufs Gymnasium wechseln will, umspäter Medizin zu studieren. Doch sein Lehrer istunzufrieden mit der Leistung des Jungen. Hinzukommt, dass Aslans 13-jährige Freundin von ihmschwanger ist. In diesem Sommer werden alle vierJugendlichen fatale Entscheidungen treffen und ihreKindheit für immer hinter sich lassen.

Reduzierte Bildsprache

»The Wounded Angel« ist nach »Harmony Lessons«Emir Baigazins zweiter Teil einer Trilogie über Jungen,die an der Schwelle vom Kind zum jungen Erwach -senen stehen. Ihn interessiert, welche Kräfte inihnen wirken und sie zu Entscheidungen treiben.Zwar sind die Geschichten inspiriert von Ereignissen,die er selbst erlebt hat oder die Freunden von ihmgeschehen sind, doch in eine reduzierte Bildsprachegebracht verwandeln sie sich in allgemeinverbindli-che Allegorien über das Erwachsenwerden und denVerlust von Unschuld. Mit dem Zusammenbruch desbisherigen Staatssystems in Kasachstan brechenauch Sozialgefüge auseinander und bisherige Wertewerden in Frage gestellt.

Episodische Geschichten

Für die jugendlichen Protagonisten bedeutet dies,dass es keine Orientierung mehr für sie gibt, sie sindbei ihren Entscheidungen völlig auf sich alleinegestellt. Baigazin findet stimmige Bilder für die

lange nachwirkt. »The Wounded Angel« entstand ineiner Koproduktion der kasachischen Kazakhfilm JSCmit der Kölner augenschein Filmproduktion und derfranzösischen Capricci Films. Die Film- und Medien-stiftung NRW förderte das Drama mit 55.000 Euro.Melanie Dorda

Einsamkeit und Unverbundenheit der Figuren. Diekarge Landschaft mit ihren Brachen, Ruinen und stillgelegten Minen spiegelt und verstärkt ihrePerspektivlosigkeit und erzeugt eine düstere Endzeit-stimmung. Auch ohne viele Worte entfalten dieepisodischen Geschichten eine große Wucht, die

Was war das Besondere an der Produktion?Emir Baigazin ist ein unfassbar talentierter Regisseur,mit einer starken eigenen Vision und einer großenStilsicherheit. Er gehört zu den Filmemachern, diegroßes Vertrauen der Produzenten brauchen, diesaber auch mit einer starken Regie verdienen.

Emir arbeitet überwiegend mit Laien. Er hat einlanges Casting gemacht, um die Hauptdarsteller zufinden. Die Jungen mussten ein bestimmtes Alterhaben, auf der Schwelle zwischen Kind und Jugendli-chem. Diese Schauspieler zu finden, war eine großeHerausforderung. Ihre Gesichter sind sehr ausdrucks-stark, sie erzeugen Emotionen, auch wenn man sich den Film in Deutschland anschaut und nichtsüber die Hintergründe weiß. Die Vorgaben erzeugteneinen Zeitdruck: Schon ein halbes Jahr später hätteEmir neue Hauptdarsteller gebraucht, weil dieJungen das erforderliche Alter überschritten undvöllig anders ausgesehen hätten.

Außergewöhnlich bei »The Wounded Angel« warauch die enge Zusammenarbeit des Regisseurs mitdem Kameramann Yves Cape. Die Beleuchtung derKerzenlicht-Szenen war eine große Herausforderung.Ist es zu dunkel, kann man die Figuren nicht mehrerkennen, ist es zu hell, wirkt es schnell künstlich.Die Szenen haben als Schlüsselmomente eine großeBedeutung für den Film. Obwohl Yves Cape und Emir Baigazin keine gemeinsame Sprache hatten,haben sie am Ende auch ohne Dolmetscher intensivzusammengearbeitet.

Ist eine weitere Zusammenarbeit geplant?Ja, auf jeden Fall. Ein Projekt ist schon angedacht,welches wir mit Emir und Anna auch im Rahmen des Cinemarts in Rotterdam vorstellen. Denn Emirhat eine große Regiekarriere vor sich, und esentspricht unserer Idee von langandauernden Beziehungen, talentierte Regisseure längere Zeit zubegleiteten und mit ihnen mehrere Filme zusammenzu realisieren. M.D.

Starke Vision undgroße Stilsicherheit

Maximilian Leo ist Produzent bei der Kölner Augenschein Film-produktion.

Wie ist es zu der Zusammenar-beit gekommen?

augenschein Filmproduktion hatu.a. bereits Koproduktionen inBrasilien, Rumänien oder Singapurrealisiert. Diese Filme, die nicht

aus Wohlstandsgesellschaften stammen, erzählenoft existenziellere, archetypischere Geschichten, die auch jenseits des jeweiligen Kulturkreisesverstanden werden und deshalb für das Arthauskinointeressant sind. Es sind Filme, die eine schöneErgänzung zu unseren deutschen Projekten sind, und deswegen fahren wir wir zu den Co-Produktions-märkten großer Festivals, wo ausgewählte Projektevorgestellt werden und man Filmemacher undProduzenten kennenlernen kann.

Vor zwei Jahren haben wir auf dem Co-Produktions-markt der Berlinale Regisseur Emir Baigazin und dieProduzenten von »The Wounded Angel« getroffen.Ausschlaggebend für uns war die besondereMachart von Emir Baigazins Debüt-Film »HarmonyLessons«, insbesondere seine Schauspielführungund die dichte Atmosphäre haben uns beeindruckt.Da die Produzentin Anna Vilgelmi perfekt Deutschspricht und auch in Deutschland lebt, entstandschnell ein sehr enges Vertrauensverhältnis und so waren wir direkt auch in diversen kreativenProzessen und der Teamzusammenstellung involviert.Dadurch, dass wir schließlich auch einige Förderun-gen von dem Projekt überzeugen konnten, fanddann auch ein wesentlicher Teil der Postproduktionin Deutschland statt.

Jonas Katzenstein, Foto: Augenschein

»The Wounded Angel«, Foto: Augenschein

Asli Özges zweiter Berlinale-Film

Aufeinmal Der erste deutschsprachige Kinofilmvon Asli Özge wurde fast komplett inNRW gedreht.

Nach der Party in Karstens Wohnung sind alle gegan-gen, außer Anna. Fasziniert nähert sich Karsten diesergeheimnisvollen Frau. Wie sollte er auch ahnen, dassdurch einen Moment der Schwäche sein wohlgeord -netes Leben außer Kontrolle geraten würde? In dieserkleinen deutschen Stadt befeuert Enttäuschung Wut,die Gerechtigkeit versteckt sich hinter der Heucheleiund es entfaltet sich immer mehr das Bösartige. Als Karsten glaubt, sein Leben wieder in den Griff zubekommen, ist er ein anderer geworden.

Regisseurin Asli Özge stellt ihrem Film ein Zitat ausShakespeares »Hamlet« voran: »Denn an sich istnichts weder gut noch böse, das Denken macht eserst dazu.« In starken Bildern verhandelt der FilmFragen über Schuld und Gerechtigkeit und denDruck, den die Gesellschaft auf ein Individuumausüben kann.

AuthentischeReaktionen

Regisseurin Asli Özge über »Auf einmal«

»Auf einmal« ist Ihr ersterdeutschsprachiger Film. Was ist das Besondere an diesemProjekt?Wir alle arbeiten daran, dass wirein gutes Bild in der Gesellschafthaben. Der Druck, von den

anderen nicht akzeptiert zu werden oder unserenStatus und die Liebe der anderen zu verlieren, istsehr groß. Deswegen versuchen wir, keine Fehler zu machen, aber vielleicht machen wir geradedeswegen noch größere Fehler. Meiner Meinungnach liegt es in der Natur des Menschen, dass, wennman Schwäche zeigt, sich die anderen stärker fühlen.Das bedeutet, wir haben einen Druck stark zu sein, um

haben wir angefangen, zusammen einen »Freund«für sie zu suchen.

Sie haben mehrere Kurzfilme, einenDokumentarfilm und zwei Spielfilme gedreht.Welchen Film planen Sie als nächstes? Ich arbeite gerade an einem Projekt, das so wie bei einem meiner früheren Filme die Grenzezwischen Dokumentar- und Spielfilm bricht. Der Titelist »King F.« und die Hauptfigur ist ein 87-jährigerlustiger Mann, der an den Punkt gelangt ist, einneues Leben anzufangen.

Sie waren bereits mit »Lifelong« auf einerBerlinale. Mit welchem Gefühl gehen Sie in diediesjährigen Filmfestspiele?Dieses Jahr ist es ganz besonders, weil ich mit einemdeutschsprachigen Film vor dem Publikum stehenwerde. Als eine Regisseurin aus Istanbul bin ich sehrneugierig darauf, wie ich und mein Film hier wahr -genommen werden. Auf jeden Fall freue ich michaber, mit meinen tollen Schauspielern und demKameramann auf die Bühne zu gehen.

im System zu funktionieren. Mit diesem Gedankenhabe ich ein Drehbuch geschrieben, um zu sehen,wohin dieser Druck einen Menschen führen kann.

Stand die Besetzung schon beim Schreiben desDrehbuches fest?Nein. Ich hatte eine sehr lange Castingzeit. Die Rollevon Karsten hat viele verschiedene Ebenen unddadurch musste er es schaffen, viele unterschiedli-che Gesichter zeigen zu können. Außerdem gebe ichden Schauspielern kein Drehbuch. Sie bekommenvon mir nur detaillierte Infos über ihre Charaktereund die Szenen, die diese Charaktere haben. Überdie anderen Figuren wissen sie gerade so viel, wieihre Figuren wissen können, nicht mehr. Dadurchkann ich Überraschungen erzeugen und authenti-sche Reaktionen der Schauspieler bekommen. Dazumache ich lange Proben und Workshops vor demDreh. Natürlich mussten wir diejenigen Schauspielerfinden, die auch Lust haben, so mit mir zu arbeiten.Zum Beispiel habe ich Julia Jentsch früher als dieBesetzung für die Rolle des Karstens gefunden. Ichwar sofort sicher, dass sie die richtige ist. Dann

Asli Özge, Foto: Emre Erkmen

»Auf einmal«: Lea Draeger, Luise Heyer, Sebastian Hul̈k, Julia Jentsch und Simon Eckert, Foto: Emre Erkmen

Panorama

»Auf einmal« ist der dritte Spielfilm der in Istanbulgeborenen und seit 2000 in Berlin lebenden Regisseurin Asli Özge und wurde fast komplett inNRW gedreht. Produziert wurde der Film von EEEProductions in Koproduktion mit Haut et Court (F)und Topkapi Films (NL), als Sender sind WDR undArte dabei. Die Filmstiftung förderte den Film mit480.000 Euro, weitere Gelder kamen vom Medien-board Berlin Brandenburg, dem DFFF und demMedia Development Fonds. Den Verleih hat MFA+,der Weltvertrieb liegt bei Memento Film Internatio-nal (F). Kinostart ist für Herbst 2016 geplant.

Özges Kinofilmdebut »Men on the Bridge« feierte2009 seine internationale Premiere in Locarno undwurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Ihr zweiter Spielfilm »Lifelong« lief im Berlinale PanoramaSpecial 2013.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 9

Forum

Flucht übers Mittelmeer

Havarie Zu sehen ist eine einzige Szene – 90 Minuten lang,ungeschnitten. Sie zeigt ein Schlauchboot umgebenvon Wasser, 13 Menschen sind auf die Entfernungvage zu erkennen.

Mit »Havarie« geht Dokumentarfilmer Philip Scheffnereinen radikalen Weg. Sein Konzept hat er nach den Dreharbeiten komplett umgeworfen, weil dieBilder von Flüchtenden auf dem Mittelmeer imvergangenen Jahr allgegenwärtig wurden. Scheffnerwollte kein beobachtendes Filmessay, ihn interes-sierte vielmehr, eine Ikone der täglichen Nachrich-tenbilder zu schaffen. Auf der dazugehörigenTonebene erlebt man Protagonisten und ihreGeschichten, verschiedene Leben, die sich auf hoher See kreuzen. »Havarie« ist zum großen TeilKopfkino geworden. Eine Dokumentation, die

Filme wie die von Scheffner besser realisieren könne.Schnittstellen zur Bildenden Kunst oder zum Theater– etwa mit gemeinsamen Auftritten im Internet –bieten ihrer Meinung nach Möglichkeiten. »Havarie«hat bereits eine solche Überschneidung: Als Krimi, in dem das Mittelmeer zum Fokus globaler Konfliktewird, hat die Autorin Merle Kröger das von ihr undScheffner recherchierte Material verarbeitet unddamit sowohl Kritiker als auch Käufer überzeugt.Fiktion und Dokumentation greifen ineinander, dasist auch im Film nicht anders.

Martens kennt die Bilder, die Scheffner für »Havarie«bereits gedreht hatte und hofft, dass sie in einemanderen Rahmen erscheinen werden. Die Essenz fürdieses Projekt sei indes die eine Szene: ein Youtube-Clip, den ein irischer Tourist von einem Kreuzfahrt-schiff aus gedreht hat – mal spiegelt sich das Boot imWasser, mal rückt es fast aus dem Blickfeld heraus.Zu hören sind neben realem Funkverkehr mit derspanischen Küstenwache eine Reihe von Figuren, fürdie der Weg über das Meer aus mehreren Gründeneine Reise um Leben und Tod ist. Anna Knoop

beim Betrachten einen inneren Film in Bewegungsetzen will. So erklärt es der Filmemacher.

Eine eigene Form

Mit seiner künstlerischen Form hat er die KölnerProduzentin Meike Martens von Blinker Filmproduk-tion überzeugt. Es ist ihre dritte Zusammenarbeit(»Revision« 2012, »Der Tag des Spatzens« 2010). Fürjede hat der Berliner Regisseur eine eigene Formentwickelt. »Blinker realisiert Filme – dokumentarisch,hybrid, fiktional – in internationalen Koproduktionenund verschiedenen Produktionskonstellationen auch innerhalb Deutschlands«, so beschreibt Martensihr Unternehmen, dass sie 2007 in Köln gegründet hat. Bei der Berlinale läuft »Havarie« im Forum. Fürdie Produzentin, die zudem als Mentorin bei den Berlinale Talents auftritt, ist es ein besonderes Festival:Sie hat nicht nur den neuen Film im Gepäck, sondernauch ihre im Dezember geborene Tochter.

Wie kann man vor und nach einer ProduktionAufmerksamkeit für einen Dokumentar-Filmwecken? Diese Frage bewegt Martens, die ausLeipzig ins Rheinland gezogen ist, weil man in Köln

In NRW gibt es Raumfür offenere Projekte Meike Martens von Blinker Filmproduktion hat»Havarie« koproduziert.

Was hat Sie als Produzentin andem Projekt »Havarie«überzeugt?Wir haben ja schon zwei Doku-mentarfilme mit dem RegisseurPhilip Scheffner realisiert. Es isteine großartige Zusammenarbeit.Übrigens auch zwischen uns Ko-Produzenten. Und so einen Filmkann man aktuell auch nicht aneinem Ort finanzieren. Ich allein

in NRW – das würde nicht funktionieren. Zudem sinddie Arbeiten sehr besonders. Philip Scheffner findet

Perspektiven zu ermöglichen. Wissen Sie, wenn Sieauf einem Dokumentar-Film-Festival sind, sehen Sieeben nicht nur das Elend der Welt. Ein radikaler Blick-winkel kann bereichern.

Welchen Stellenwert hat der Dokumentarfilmaktuell?Der immer mal wieder beschriebene Boom desDokumentarischen ist bei mir nicht spürbar.»Havarie« wird als Spätvorstellung auf Arte undnatürlich in der Mediathek gezeigt. Real Fiction wirdden Film in die Kinos bringen. Wir sind daran interes-siert, Schnittmengen mit anderen Medien zu findenwie beispielsweise Installationen im Kunstbereich.

Wie bewerten Sie den Standort NRW fürDokumentarfilmer?Ich bin nach NRW gekommen, weil man hier solcheFilme finanzieren kann. Hier gibt es Raum für offe-nere Projekte. A.K.

für jedes Thema eine eigene filmische Form. Rele-vante Themen und neue Formen, das sind Projekte,die ich gerne mache.

Scheffner hat sein Konzept mittendrin radikalumgestellt. Zu sehen ist eine einzige Szene. War esschwer, diesen Schritt mitzugehen?Ich war bei den Dreharbeiten zum Teil dabei undkannte das Material. Die ersten Schnittszenen warensuper. Aber wir mussten auf die politische Realitätreagieren. Auf die unvorstellbar vielen stereotypenBilder von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Und alsich den neuen Schnitt gesehen habe, war ich begeis-tert, welcher Sog sich über die Zeit entwickelt.

Aktuell geht es in der öffentlichen Diskussion vorallem um Flüchtlinge, die in Deutschland sind.Hinken Sie nicht hinterher, wenn Sie die Fluchtzum Thema machen?Es gibt natürlich Ermüdungserscheinungen beidiesem Thema. Daher ist es enorm wichtig, neue

Meike Martens, Foto: Blinker Filmproduktion

»Havarie«, Foto: Blinker Filmproduktion

Ein Dokumentarfilm von DominikGraf und Johannes F. Sievert

VerfluchteLiebedeutscherFilmDominik Graf und Johannes F.Sievert beleuchten einenvergessenen Teil der Filmkultur.

Am Anfang flackern die Bilder noch, und Geschichtenin abendfüllender Länge zu zeigen, erscheint gera-dezu tollkühn. Wie schnell sich alles ändern soll.Rund einhundert Jahre sind vergangen, dass einnoch junges künstlerisches Medium sich anschickt,seine Möglichkeiten auszuloten und diese einemnoch unbefangenen Publikum nahe zu bringen.Schnell beginnt ein hart geführter Kampf um Kunstund Markt, und ganz vorn rangiert dabei Kino ausDeutschland.

Mit dem abendfüllenden Dokumentarfilm »VerfluchteLiebe deutscher Film« wagt das Regieteam DominikGraf und Johannes Sievert eine »Reise zu den Nachtschattengewächsen« des deutschen Films.Denn auch der steht für Heimat, und genau darumsoll es gehen, um Identität und Verwurzelung, den Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart, umNeugier und Begeisterung.

Spannende Heimat

Denn nichts ist spannender als Heimat, wennMephisto mit Faust die Welt erkundet, ein Verbrecher -genie die Großstadt in Atem hält, aus einer Wurzelein Vamp erwächst, drei Männer eine Tankstellegründen, ein Mann auf der Kanonenkugel reitet,eine Berlinerin im Schwarzwald die Liebe findet,Zürcher Verlobung gefeiert wird, Wunderkinder sichin die Haare geraten, Winnetou und Karl May dasFließband anwerfen, ein Schätzchen zur Sachekommt, der Tod im Rheingold reist, Theo gegen denRest der Welt anstinkt und ein Gangster im Schattenden letzten Coup plant.

Mentalität und Spracheprägen den Film

Johannes Sievert führte mitDominik Graf Regie.

Genre in Deutschland, was istdas für Sie?Grundsätzlich sind das Felder wieKrimi, Thriller, Horror oderHeimatfilm, die bestimmte Erwar-tungen des Zuschauers befriedi-gen. Innerhalb dieser Korsage

gibt es aber Spielräume, in denen man Grenzen undMöglichkeiten neu ausloten kann. Der Kniff ist es,dem Zuschauer etwas Neues zu bieten innerhalbdessen, was er kennt oder zu kennen glaubt.

Wäre der Heimatfilm ein spezifisch deutschesGenre?Eigentlich ist Heimatfilm ja die hiesige Ergänzungzum dem, was der Western in Amerika ist. Mir istklar, dass der Vergleich hinkt, aber generell geht esbei beiden um das Konzept von Heimat. Was heißtdas für uns? Zugegeben wäre mehr möglichgewesen, als was ab 1949 daraus gemacht wurde.

Was wäre denn möglich gewesen?Einer meiner Lieblingsfilme zeigt das schön auf.»Rosen blühen auf dem Heidegrab« von 1952 ist einHeimatfilm, der auch mit Elementen des Bauern-films, des Melodrams, des Horrorfilms und des Krimi-nalfilms arbeitet. Ein Film, in dem das Konzept vonHeimat als Naturraum ins Unheimliche umschlägt.

Was macht einen Film spezifisch deutsch?Schwierige Frage, weil die ganz viel mit Mentalität zu tun hat, aber auch mit Sprache. Der Slang ineinem Film wie »Zur Sache, Schätzchen«, diese cooleLockerheit, die ist einfach ganz und gar deutsch.Genauso wie die Rotzigkeit in den Filmen von Brink-mann, besonders »Theo gegen den Rest der Welt«.Oder das Kolorit in den Reeperbahnfilmen. Oder derMystizismus der Moor- und Heidefilme.

Gibt es denn persönliche Wünsche, in welcheRichtung sich der deutsche Film entwickeln soll?Als es noch deutsches Genrekino auf breitererProduktionsfront gab, gab es auch eine größere Vielfalt. Seit Jahren ist im deutschen Kino nur dieKomödie als Genre breit aufgestellt und am Markterfolgreich. Wenn sich das auch sonst in den Genres wieder entwickelte, das wäre schön.

Brauchen die Deutschen wieder Western?Eine Renaissance des Heimatfilms würde michgrundsätzlich sehr freuen, aber an eine Wiederkehrdes Isar-Westerns fällt mir schwer zu glauben. U.M.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zu solcheinem dokumentarischen Projekt? Dominik Graf:»Man arbeitet nach dem alten Kinderspiel-Prinzip:Der eine legt eine Idee auf den Tisch, der andere legteine nächste Idee oder eine Variante der ersten Ideedarauf, dann der erste wieder und so fort….Manmuss sich ergänzen, sich gegenseitig inspirieren undmanchmal auch korrigieren. Wir sehen vieles ähnlichund da, wo wir uns unterscheiden, wird es dannrichtig interessant.«

Begeisterung und Erfahrung

Bei einem solchen Projekt ist die Fleißarbeit schonim Vorfeld geleistet. Der Kenntnisreichtum speistsich aus Jahren des Filmeschauens und einer unver-zichtbaren Synthese aus Begeisterung und Erfah-rung. Johannes Sievert hatte Dominik Graf währenddes Regiestudiums an der Internationalen Film-schule Köln kennengelernt. »Nachdem ich mehrfachfür ihn gearbeitet und ein Buch über seine Arbeitgeschrieben hatte, habe ich ihn angesprochen, obwir über unsere gemeinsame Liebe zum Genre-Filmzusammen einen Film drehen wollen.«

Dass das Thema zum gemeinsamen Film ausgerech-net eine verfluchte Liebe ist, hat seinen Grund in denEntwicklungen, die sich im Zuge der gesellschaftli-chen und politischen Veränderungen zwangsläufigergaben. Dominik Graf begreift die deutsche Filmge-schichte als »eine Orgie von Verdrängung undEntschärfung. Mal in der westdeutschen Nachkriegs-zeit, dann allmählich wieder seit den 90ern durchdie Auswahlkriterien der Filmförderungen. Schmerz-haft ist auch, was die Oberhausener trotz bestenAbsichten angerichtet haben, große Karrieren ihrerVorgänger zerstörten und eine stellenweise rechtfreudlose Filmkunst zum alleingültigen Prinziperhoben«.

Faszinierender Fundus

Ein Grund mehr, dem nachzuspüren, was Graf»Körperkino« nennt, hier vor allem die Action-,Gangster-, Crime-, Thriller- und Fantasy-Filme. Graf:»Die kanonisierte deutsche Filmkunst hat uns garnicht interessiert.« Große Unterstützung fand sichbei Archiven, Firmen und Privatsammlern, die Film-ausschnitte und Fotos beisteuerten. In anderenFällen wurden beste Absichten durch absurdeGebührenforderungen der Rechteinhaber blockiert.Der größte Feind des Filmerbes aber scheint dieGedankenlosigkeit. Johannes Sievert: »Mehr als einDrittel aller deutschen Spielfilme gilt als verschollen –und das bezieht sich nicht auf die Stummfilmzeit.«Und doch öffnet sich immer wieder ein faszinieren-der Fundus im Zwischenreich von Heimat undSubkultur, Experiment und interessantem Trash. Da,wo deutscher Film Spiegel seiner Heimat ist, wo erselber zur Heimat wird. Uwe Mies

»Verfluchte Liebe deutscher Film«, Foto: Augustin Film

Johannes F. Sievert, Foto: Augustin Film

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 11

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Ein sensibles und subjektives Porträteiner Heranwachsenden

DasTagebuchder AnneFrankRegisseur Hans Steinbichlerinszenierte mit »Das Tagebuch derAnne Frank« den ersten deutschenKinofilm über die Aufzeichnungender jungen Anne Frank.

1933 emigriert der jüdische Geschäftsmann OttoFrank (Ulrich Noethen) von Frankfurt am Main nachAmsterdam und holt wenig später seine EhefrauEdith (Martina Gedeck) und seine Töchter Margot(Stella Kunkat) und Anne (Lea van Acken) nach. Anne ist ein fröhliches, aber auch nachdenklichesMädchen, das ihren eigenen Kopf hat. Zu ihrem 13. Geburtstag bekommt sie von ihrem Vater, densie liebevoll »Pim« nennt, ein Tagebuch geschenkt,dem sie fortan ihre Gedanken anvertraut.

Als die Deutschen auch die Niederlande besetzen, ist die unbeschwerte Zeit vorbei. Das Leben für dieJuden wird zunehmend gefährlich und als Margot1942 einen Deportationsbescheid erhält, beschließtOtto Frank, seine Familie zu verstecken. SeitMonaten richtet er ein Versteck im Hinterhausseines Firmensitzes in der Prinsengracht ein, jetztsiedelt die Familie heimlich um. Ottos SekretärinMiep Gies (Gerti Dassl) und andere Mitarbeiterversorgen die Franks mit Essen und Informationenaus der Außenwelt. Wenig später findet auch dasEhepaar Hans (André Jung) und Petronella van Daan(Margarita Broich) mit Sohn Peter (Leonard Carow)Unterschlupf im Hinterhaus sowie der ZahnarztAlbert Dussel (Arthur Klemt). Über zwei Jahre lebenacht Menschen auf engstem Raum miteinander.Ständiger Begleiter der Hinterhausbewohner bleibtdie Angst: vor den Bomben der Alliierten und davor,entdeckt zu werden. Die Schicksalsgemeinschaftstreitet und weint, lacht und tanzt, und Anne erlebtsogar ihre erste Liebe. Viele Erlebnisse und politischeEntwicklungen sowie ihre eigenen Gedanken dazuhält sie akribisch in ihrem Tagebuch fest.

Zugang zu den Archiven

Anne Franks Geschichte ist weltberühmt, ihr Tage-buch längst Schullektüre. Bis heute wurde diesessehr persönliche Dokument aus der Zeit des Natio-nalsozialismus in 70 Sprachen übersetzt und mehrals 20 Millionen Mal verkauft, ist mehrfach verfilmtund als Theaterstück aufgeführt worden. Der erste deutsche Kinofilm entstand jedoch jetzt – mit Unterstützung des Anne Frank Fonds Basel. Als Universalerbe und Herausgeber der Tagebücherermöglichte er den Produzenten den Zugang zu allenArchiven, sodass sie sich ein umfassendes Bild vonAnne Frank und ihrer Familie machen konnten.

»Das Tagebuch der Anne Frank« ist vor allem dassensible und subjektive Porträt eines heranwachsen-den Mädchens, erfrischend lebendig und überzeu-

gend gespielt von der jungen Hauptdarstellerin Leavan Acken. Regisseur Hans Steinbichler zieht denZuschauer mitten hinein in die klaustrophobischeEnge des Hinterhauses, wo die Nerven der Bewohneroft zum Zerreißen gespannt sind. Die düstere undbeengte Kulisse macht die Angst und die unfassbareBedrückung der dort Lebenden greifbar. Umso mehrLichtpunkte setzt Annes heller und unerschrockenerGeist, ihr ungebrochener Optimismus. Der Film wirddadurch auch zum Plädoyer für innere Widerstands-kraft und Zivilcourage.

Produziert wurde »Das Tagebuch der Anne Frank« von AVE, ein Unternehmen der Holtzbrinck PublishingGroup und Zeitsprung Pictures in Kooperation mit Universal Pictures International. Die Film- und Medienstiftung NRW förderte das Projekt mit1,2 Millionen Euro. Melanie Dorda

»Eine Ikone zumMenschen machen«

Hans Steinbichler führte bei »DasTagebuch der Anne Frank« Regie.

Das Tagebuch der Anne Frankist mehrfach verfilmt worden.Was ist an Ihrer Interpretationdes Stoffes neu?Es gibt etwas grundsätzlichNeues: Es wird zum ersten Malder Versuch gemacht, Anne Frank

als ein sehr kluges und dabei ganz normalesMädchen mit normalen Bedürfnissen zu zeigen. Undich habe dazu eine Formel: Anne Frank ist einMädchen von heute minus Smartphone. Sie ist sonah an der heutigen Zeit dran, dass man nicht sagenkann, der Stoff ist historisch. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte. Erzählen wollte ich sie, weil AnneFrank so bekannt ist. Ihre Geschichte ist so fesselndund berührend. Aber auch so unsagbar traurig. Alleanderen Verfilmungen sind historisierend und sollenAnne als Heilige oder Intellektuelle zeigen. Das wirdihr nicht gerecht. Ich habe versucht, Anne Frank ausder Ikone zum Menschen zu machen.

Wir wollten die totale Subjektivierung des Stoffes.Das haben wir erreicht, indem wir Anne Texte ausdem Tagebuch vortragen lassen. Sie wendet sich anden Zuschauer und spricht direkt zu ihm.

Ich finde es sehr bemerkenswert vom Anne FrankFonds und bin dafür sehr dankbar, die Verfilmung indie Hände eines deutschen Regisseurs sowie deut-scher Produzenten zu legen. Die Geschichte ausdeutscher Sicht erzählen zu lassen, ist schmerzhaftund außergewöhnlich.

Was war für Sie die größte Herausforderung beider Verfilmung?Die größte Herausforderung war, Anne zu finden.Bedingung war, dass sie in dem Alter sein sollte wieim Buch. Wir lernen Anne mit 12 kennen, verlierensie mit 15. Lea van Acken habe ich kennengelernt alssie 14 war, jetzt ist sie 16. Die Aufgabe war, in Zeitenvon Instagram, Facebook, WhatsApp, YouTube etc.eine Person zu finden, die noch eine geistigeUnschuld mitbringt. Die zweite Herausforderung war das Mädchen ins Jetzt zu holen. Es war ein wahnsinniger Glücksfall, Anne Frank in Lea vanAcken gefunden zu haben!

Was macht die Geschichte in Ihren Augen auchheute noch aktuell?Anne Frank ist mit Sicherheit der berühmtesteFlüchtling der Welt. Sie hat zwar vor 70 Jahrengelebt, aber Ausgrenzung funktioniert heute wieehedem, deshalb ist die Geschichte auch heute soaktuell, sieht man auf die Welt insgesamt. AnneFrank ist ein Beispiel dafür, wie sich jemand dieserAusgrenzung stellt. M.D.

Hans Steinbichler, Foto: xxxxxxx

Filme und TermineWETTBEWERB

Jeder stirbt für sich allein Alone in BerlinRegie: Vincent PérezPremiere:Mo, 15.2.16, 19.00 Uhr

PANORAMA

Auf einmal Regie: Asli ÖzgePremiere:Do, 18.2.16, 21:30 Uhr

The Wounded AngelRegie: Emir BaigazinPremiere: Di, 16.2.16, 18.45 Uhr

GENERATION

Das Tagebuch der Anne FrankRegie: Hans SteinbichlerPremiere:Di, 16.2.16, 20 Uhr

GENERATION Kplus competition

Ted Siegers Molly Monster Der KinofilmRegie: Matthias Bruhn, Ted Sieger, Michael EkbladPremiere:Mo, 15.2.16, 9.30 Uhr

PERSPEKTIVE DEUTSCHES KINO

Wer ist Oda Jaune?Who is Oda Jaune?Regie: Kamilla Pfeffer Premiere:So, 14.2.16, 19:30 Uhr

ToroRegie: Martin HawieFr, 19.2.16, 16.30 Uhr

FORUM

HavarieRegie: Philip Scheffner Premiere:Sa, 13.2.16, 19.00 Uhr

LiebmannRegie: Jules HerrmannPremiere: Di, 16.2.16, 19.30 Uhr

FORUM SPECIAL

Verfluchte Liebe Deutscher FilmRegie: Dominik Graf, Johannes F. SievertPremiere:Fr, 19.2.16, 19.00 Uhr

Rudolf Thome Überall BlumenRegie: Serpil TurhanPremiere:Di, 16.2.16, 19.00 Uhr

Generation

Hans Steinbichler, Foto: Universal

»Das Tagebuch der Anne Frank«, Foto: Universal

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 13

Molly Monster – Der Kinofilm«, das im Februar aufder Berlinale in der Sektion »Generation Kplus« imZoopalast seine Welturaufführung erleben wird.

Molly Monster muss sich dabei mit der bevorstehen-den Geburt eines Geschwisterchens auseinanderset-

zen, was vor allem bei ihremSpielkameraden Edison die Eifer-sucht weckt, da er befürchtenmuss, nun nicht mehr die unge-teilte Aufmerksamkeit Mollys zugenießen. Die Filmemacherhaben sich bewusst entschieden,auch den ersten KinoausflugMollys als klassische 2D-Anima-tion zu realisieren. »Mollys Weltund ihren Figuren kommt der 2D-

Look am nächsten«, so Bruhn. »Er verströmt eine gewisse Wärme, dievielleicht durch das Handgemachte der Animationenentsteht.« Richard Lutterbeck ergänzt, dass die technische Machart bei Filmen für Erstkinogängerohnehin zweitrangig sei, dass es in erster Linie darum

wir in die Geschichte einige Songseingebaut, bei denen die Kinderim Kino Spaß haben werden,herumspringen und ihre Emotio-nen ausleben können.« Dieseklare Konzeption, die sich konse-quent an Erstkinogänger richtetund deren Bedürfnisse ernstnimmt, findet man auch imBereich der Animationsfilme viel

zu selten. Richard Lutterbeck, der Produzent des vonder Film- und Medienstiftung geförderten Animati-onsfilms, glaubt daran, dass »Molly Monster – DerKinofilm« seine Qualitäten langfristig entfaltenwerde und im Laufe der Zeit immer wieder neuenEltern mit ihrem Nachwuchs als erstes Kinoerlebnisdienen könne. Nach seiner Welturaufführung beiden diesjährigen Internationalen Filmfestspielen inBerlin wird der Wild Bunch Filmverleih den Film abdem 9. September 2016 bundesweit in die Kinosbringen. Frank Brenner

gehe, Emotionen zu transportieren, was den Machernmit ihrem ersten Vorstoß in den Bereich des abendfül-lenden Animationsfilms fraglos geglückt ist.

Erstkinogänger nicht überfordern

Wichtiger als eine möglichst realitätsgenaue unddetailreiche 3D-Animation ist das Storytelling, beidem es auch darum geht, die Jüngsten im Kinosaal in ihrer Aufnahmekapazität nicht zu überfordern. »Erstkinogänger werden ganz schnell und leicht überfordert durch Handlungssprünge und Parallel-handlungen oder geängstigt durch dramaturgischeKniffe, die wir als Erwachsene als lächerlich ansehen,die aber von der Zielgruppe ganz anders aufgenom-men werden«, erläutert Matthias Bruhn. Deswegenwurde auf eine simple, lineare Erzählstruktur, die zujedem Zeitpunkt überschaubar bleibt, Wert gelegt.

Limit bei der Aufmerksamkeit

Trotzdem weiß Richard Lutterbeck, dass Vorschulkin-der auch bei einem nur 72minütigen Film bereits anihr Aufmerksamkeitslimit stoßen: »Deswegen haben

Eigentlich wird Molly Monstervolljährig, aber im Zauberland derPhantasie ticken die Uhren anders.Das im Jahr 2000 von den Siegerserfundene Monsterkind ist nochlange nicht erwachsen und siehtnun in seinem Kinofilm der Geburteines Geschwisterchens entgegen.

Die beiden Geschäftsführer Richard Lutterbeck undMatthias Bruhn sind stolz auf den Erfolg der Reihe, diemittlerweile auf 52 Folgen angewachsen ist und schonmehrfach wiederholt wurde. »Molly Monster hatdurch die Verbreitung im ‚Sandmännchen’ in Deutsch-land eine ganz große Bekanntheit erlangt. Die Ziel-gruppe der Drei- bis Fünfjährigen kennen sie in- undauswendig«, so Bruhn. Kein Wunder bei Einschaltquo-ten von bis zu einer Million Zuschauern pro Folge.

Die Wärme des 2D-Looks

Langsam aber sicher machte man sich im TrickstudioLutterbeck daran, die Welt der Molly Monsterweiterzuentwickeln und durch das Special »Mollyund das Weihnachtsmonster« mit ihr auch komple-xere Erzählstrukturen auszuprobieren. Nach diesemhalbstündigen Fernsehfilm machten sich Bruhn,»Molly«-Erfinder Ted Sieger und der irische Dreh-buchautor John Chambers gemeinsam daran, die für einen ersten Kinofilm in Frage kommendenGeschichten gemeinsam in einem kreativen Prozessimmer weiter einzugrenzen. Herausgekommen istdabei das 72-minütige Filmabenteuer »Ted Siegers

Der Erfolg von Molly Monster in Buchform konnte2004 nahtlos in die bewegten Bilder transferiertwerden, als »Die kleine Monsterin« im gleich -namigen Kurzfilm die internationalen Filmfestivalseroberte. Ab 2009 ging »Ted Siegers Molly Monster«dann in Serie. Zunächst gab der rbb 26 fünfminütigeEpisoden in Auftrag, die im Rahmen des »Sandmänn-chens« ausgestrahlt wurden. Seitdem ist auch dasKölner Trickstudio Lutterbeck an der Herstellung derKurzfilme beteiligt, die als Koproduktion zwischenDeutschland, der Schweiz und Schweden entstehen.

Richard Lutterbeck, Foto: Trickstudio Lutterbeck

Matthias Bruhn, Foto: Trickstudio Lutterbeck

Ein Monster auf der Berlinale - in der Reihe »Generation Kplus«

Ted Siegers Molly Monster

»Ted Siegers Molly Monster - Der Kinofilm«, Foto: Wild Bunch

Generation Kplus

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 15

Der gutmütige Pole Piotr wird vonallen Toro genannt. Er lebt seit zehnJahren in Deutschland. Er will Geldsparen, um in seiner Heimat eineBoxschule zu eröffnen. Dafürverkauft er Sex an wohlhabendeFrauen mittleren Alters.

Auch sein bester Freund Victor, der aus Südamerikakommt, geht auf den Strich. Doch der drogensüch-tige Victor hat kein Ziel, er geht nur für seinen nächs-ten Kick auf den Männerstrich. Während Toro asketisch lebt und alles für seinen Traum spart,stürzt der labile Victor immer mehr ab. Überra-schend taucht seine Schwester auf, die von VictorsZustand geschockt ist. In seiner Not geht Victor anihr Gespartes und stürzt so auch seine Schwester insUnglück. Als ihm schließlich drei Dealer, bei denen er Schulden hat, arg zusetzen und auch seineSchwester bedrohen, weiß er sich keinen anderenRat mehr: Er geht nun auch an Toros Geldversteckund löst damit eine fatale Kettenreaktion aus.

Gespür für Bildkomposition

Für den gebürtigen Peruaner Martin Hawie ist»Toro«, der in der Reihe Perspektive Deutsches Kinoläuft, der zweite Langfilm. Bereits für sein Vordiplom

an der Kunsthochschule für Medien Köln hatte ermit »Camille« einen abendfüllenden Film realisiert.In Peru hat der 1975 geborene Regisseur Audiovisu-elle Kommunikation studiert, aber auch Fotografieund Malerei gelernt. In »Toro«, aber auch schon in »Camille« kann man Martin Hawies in der Foto-grafie und Malerei erarbeitetes Gespür für Bild -komposition deutlich erkennen. Hawie vermitteltvor allem in den Totalen des zu großen Teilen inKöln gedrehten »Toro« ein tiefes Gefühl für urbaneEinsamkeit und Kälte.

Ab 2001 studierte Hawie drei Jahre an der Film-hochschule in Barcelona und drehte dort mehrereKurzfilme. Zurück in Lima erhielt er das Stipendium»Junge Künstler«, war Geschäftsführer einerCastingagentur und arbeitete als Art Director fürWerbefilme. Aufgrund der nur sehr kleinen Film -industrie in Peru ging er schließlich nach Deutsch-land, wo er mehrere kurze Spiel- und Dokumentar-filme realisierte, bevor er 2011 an der KHM einPostgraduiertenstudium mit Schwerpunkt Regieund Drehbuch aufnahm, das er im April 2015 mit»Toro« erfolgreich abschloss.

»Toro«, der die Abschlussfilmförderung der Film-stiftung erhielt, hatte seine Weltpremiere inMontréal, auf den Hofer Filmtagen feierte erseine Deutschlandpremiere. In Hof erhielt»Toro«-Darsteller Paul Wollin eine lobendeErwähnung für sei großartiges Spiel.Tatsächlich ist der 1989 geborene Theaterschauspieler Wollin, der hier inseiner ersten Filmhauptrolle zu sehenist, neben den Bildern die zweiteAttraktion des Films. Wie er mitgrößter physischer Präsenz wie ein zunehmend außer Kontrolle geratener Stier den Film beherrscht,ist durchaus vergleichbar mit MatthiasSchoenaerts Kraftakt in »Bullhead«. Christian Meyer

Ein Thema, das miremotional nahe geht Inwiefern spielten eigene Erfahrungen alsMigrant eine Rolle für das Thema von »Toro«?

Am ehesten verbindet michmit Piotr und Victor dasGefühl, nicht zu wissen,wohin man gehört, sichfremd zu fühlen. Die Anfangs-zeit in Deutschland war auchfür mich sehr schwer. Ich kam2005 nach Deutschland undwurde erst sechs Jahre späteran der Kunsthochschule fürMedien angenommen. Wahr-scheinlich wäre ich ohne das

Studium heute wieder in Peru. Deshalb bin ich wirk-lich sehr dankbar für diese Chance. Aber nicht jederMigrant hat solche Möglichkeiten. Auch wenn männ-liche Prostitution mit Sicherheit ein Extrembeispielist, gibt es alleine in der Kölner Altstadt um die 1000Stricher, und 75 Prozent davon haben einen Migrati-onshintergrund. Da die Kunsthochschule nur wenigeMeter von der Altstadt entfernt liegt, war das einThema, das mich interessiert hat und mir auchemotional nah ging. Ich habe mich gefragt, welchewirklichen Beziehungen diese Jungen überhaupthaben und so wurden Piotr und Victor geboren.

Wie kam es zu der Entscheidung, »Toro« inschwarz-weiß zu drehen? Auf jeden Fall ist »Toro« in vielen Aspekten vom Film Noir inspiriert. Die hoffnungslose und düstere

Atmosphäre der Großstadt, die unmoralische,pessi mistische Grundstimmung und die Entfrem-dung der Charaktere sind nur einige Facetten. Aberauch jüngere Filme wie »Hass« von Mathieu Kasso-vitz waren für mich prägend. Er hat für mich einganz neues Genre des Jugendfilms etabliert.Entscheidend für schwarz-weiß war im Endeffektaber die Dramaturgie. Die Bilder harmonisieren sehrgut mit der Betonlandschaft der Stadt und verstärkendie triste urbane Wirkung. Außerdem wollte ich dieAusweglosigkeit der Charaktere betonen und dieBrutalität für den Zuschauer verstärken. Durch dasFilmen in schwarz-weiß erschafft man eine Distanz,die sehr grausam sein kann.

»Toro« ist ihr zweiter Langfilm. Bereits alsVordiplom realisierten Sie »Camille«. WelcheErfahrungen konnten Sie für ihren neuen Filmnutzen?»Camille« war eher eine Zustandsbeschreibung. Es ging da um eine Masseurin, die sich hinterZwängen und Alltagsritualen emotional isoliert. Eswar recht schwierig, einen Langfilm über eine sehrpassive Figur zu machen. Diesmal wollte ich eineHauptfigur, die ein klares Ziel hat. Was die Bild -gestaltung angeht, habe ich bereits bei »Camille«schon viel mit Plansequenzen gearbeitet, was mirbei »Toro« extrem geholfen hat. So wusste ich schonrecht schnell, wie ich die Szenen drehen wollte undwir konnten effektiver am Set arbeiten.

»Toro« läuft auf der Berlinale. WelcheHoffnungen und Erwartungen verbinden Siedamit?Ich freue mich einfach wahnsinnig, Teil dieses Festivalszu sein. Für mich ist das ein toller persönlicher Erfolg,

Martin Hawie, Foto: KHM

miteinem imVergleichkleinen Film soweit gekommenzu sein. Die Berli-nale kennt man selbstin meiner Heimat Peru und sokann ich das auch mit meiner Familie teilen. Ichhoffe, auf dem Festival interessante Filmemacherkennenzulernen und in den Austausch mit ihnen zukommen. Und natürlich hoffe ich auch, dass mir dieTeilnahme dabei hilft, meinen ersten Film nach demStudium – »Die Zukunft ist ein einsamer Ort« – zurealisieren. C.M.

Perspektive Deutsches Kino

Kamilla Pfeffer nähert sich in ihremAbschlussfilm »Wer ist Oda Jaune?«der deutsch-bulgarischen Malerin.Auf der Berlinale läuft dieDokumentation in der ReihePerspektive Deutsches Kino 2016.

Kamilla Pfeffer stellt mit dem Titel »Wer ist OdaJaune?« diese Frage direkt an den Anfang ihresFilms. Von ihr lässt sich die 1982 geborene Filme -macherin bei der Annäherung an eine Malerin leiten,die mit ihren Bildern irritiert, mit ihrer Schönheitüberwältigt und mit ihren Antworten ins Innere des Menschen weist. »Was ist Kunst?«, fragt Pfefferin einer der Interview-Sequenzen, in denen die 36-jährige Deutsch-Bulgarin Oda Jaune vor einemschwarzen Hintergrund sitzt. Ungeschminkt und inschwarzer Kleidung blickt sie direkt in die Kameraund antwortet mit einer ungewöhnlich kindlich klin-genden Stimme: »Spuren, die die Seele hinterlässt.«

Überzeugt hat die Kölner Dokumentarfilmerin mitihrer Abschlussarbeit an der Kunsthochschule fürMedien in Köln bei der Auswahl für die Berlinale.Eine Woche nach dem Einreichen ihres Beitrags habeman ihren Film bereits für das Festival reserviert, eine großartige Überraschung, sagt Kamilla Pfeffer.»Unsichtbares sichtbar machen« lautet die inhaltli-che Klammer für die Reihe Perspektive DeutschesKino 2016 – ein Anspruch, dem »Wer ist Oda Jaune?«konsequent folgt. Unterstützt wurde Pfeffer dabeivon der Filmstiftung NRW. Nach der Uraufführung inBerlin folge die Premiere in Nordrhein-Westfalen,kündigt die Kölnerin an.

Alleinsamkeit beim Malen

Wie empfindlich der Prozess des Malens ist, bekommtdie junge Filmemacherin zu spüren und dokumentiertdas in ihren ersten Szenen. Zusammen mit einerKamerafrau hat Kamilla Pfeffer Oda Jaune 2013 inihrem Atelier in Paris besucht. Mehr als ein Jahr hat esgedauert, bis die Künstlerin, die nach dem Tod ihres

einigen vergeblichen Versuchen bin ich zu einer Vernissage nach Belgien gefahren. Dort haben wir zumersten Mal miteinander geredet. Und dann hat esnoch ein Jahr gedauert, bis sie zum Film bereit war.

Im Film sagt sie Ihnen, dass Sie beim Malen stören– eine schwierige Rolle für Sie.Das war für Oda Jaune und für uns überraschend.Unsere Absprache war ja, dass wir – meine Kamera-frau und ich – mehrere Wochen im Atelier dabeisind, wenn sie neue großformatige Bilder malt. Aberdann brach sie schon am ersten Drehtag – nachgenau einer Stunde und siebzehn Minuten – ab. Vonda an konnten wir nur in Abständen wiederkommen,für maximal zwei Stunden.

Sie nähern sich ihr mit sehr offenen Fragen. Esgeht um Liebe und Angst, um Kindheit und darum,

was Seele ist. Das Außenspielt keine große Rolle.Ich würde sagen, es ging mirum ihre Kunst, um denProzess des Malens und umihre Persönlichkeit. Unddeshalb sind wir fastausschließlich dort geblieben,wo ihre Arbeiten entstehen:im Atelier. Wir haben – wenn auch eingeschränkt –zugeschaut, situativ miteinan-

der geredet und zusätzlich ein sehr stilisiertes Interview geführt, angelehnt an den sogenanntenProust’schen Fragebogen.

Oda Jaune ist eine erstaunlich schöne Frau. Siezitieren im Film Ihren Professor, der gesagt hat,sie sei die schönste Malerin des Universums. Wiewichtig war ihr Aussehen?Uns war ihre Schönheit nicht unangenehm. Übrigens: Sie selbst findet sich nicht schön.

Sie halten sich sehr zurück, wenn es ums Privategeht, um die Beziehung mit dem Maler JörgImmendorff und um die gemeinsame Tochter.Ich wollte einen persönlichen Film über sie machen,keinen privaten. Ihre Kindheit und ihre Zeit in Düssel-dorf kommen zwar vor, waren aber nicht Ausgangs-punkt für mein Interesse.

Beantwortet der Film »Wer ist Oda Jaune?« die imTitel gestellte Frage?Nein, natürlich nicht. Das wäre ja auch anmaßend.Die Begegnungen mit ihr führen aber immerhin zueiner Annäherung. Und immer wieder zu originellenund überraschenden Antworten. A.K.

berühmten Mannes Jörg Immendorff von Düsseldorfnach Frankreich zog, sich auf das Filmprojekt einließ.Und dann sagt sie zu Beginn des Drehens: »Ihr störtmich. Ich spüre eure Energie, und das holt michzurück.« Das Malen selbst sei Aktion, nur Handwerk,nichts Besonderes. Aber: »Meine Gedanken fließenwoanders hin, wenn ihre da seid.« Alleinsamkeitnennt die Künstlerin den Zustand, den sie braucht.Einsamkeit sei etwas anderes, etwas Negatives.

Hermetische Figur

Pfeffer verbindet Szenen des Beobachtens mit Inter-view-Passagen. Sie blendet Arbeiten von Oda Jauneein und leitet daraus neue Fragen ab. Ein Gemäldezeigt Catherine Deneuve mit abgeschnittenenBeinen. Warum? Es gibt keine klaren Antworten, es geht um Schönheit, um den Menschen mitseinem Inneren. Andere kommen zu Wort: derSchauspieler Lars Eidinger, Theaterregisseur ThomasOstermeier, die Sammlerin Anouk Martini. Siebewundern Jaune, lassen sich von ihren Werken anOrte des Unbewussten führen. Der Maler JonathanMeese beschreibt seine Kollegin als niemanden, der zu einer Szene gehöre. Seine Antwort auf die Ausgangsfrage lautet: »Oda Jaune ist eine hermetische Figur.« Anna Knoop

»Ich wollte wissen, wer so etwas malt«Frau Pfeffer, warum wollten Sie wissen, wer OdaJaune ist?Weil ich dachte, sie muss eine spannende Personsein. In einer Kölner Kunstbuchhandlung hatte icheinen Band mit ihren Aquarellen entdeckt. Darinwaren Motive, die mich sehr irritiert haben, zart undbrutal zugleich. Ich wollte wissen, wer so was malt.

War die Künstlerin, die nach dem Tod ihresMannes Jörg Immendorff nach Paris gezogen ist,schnell von Ihrem Filmprojekt überzeugt?Nein, absolut nicht. Sie ist eine eher scheue Person.Mit ihr Kontakt aufzunehmen, war nicht einfach. Nach

Kamilla Pfeffer, Foto: Felix Kuballa

Filmische Annäherung an die Malerin

Wer ist Oda Jaune?

»Wer ist Oda Jaune?«, Foto: Magdalena Hutter

»Toro«, Foto: KHM

Fatale Kettenreaktion

Toro

Perspektive Deutsches Kino

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 17

aus Dänemark nach wie vor ist, zeigt auch der Blickin das Programm für die Market Screenings der »Drama Series Days« 2016. Unter den 18 aus -gewählten Produktionen sind gleich vier aus demvergleichsweise kleinen skandinavischen Land vertre-ten. Von »Follow The Money«, das im vergangenenJahr in Berlin Premiere gefeiert hatte, wird diesmaldie zweite Staffel präsentiert. Hinzu kommenNorskov, »Splitting Up Together« (beide TV 2) unddie Dokumentar-Serie »I am the Ambassador« (DR).

Auch eine deutsche Produktion ist im offiziellenPräsentations-Programm der »Drama Series Days«vertreten: Der Dreiteiler »Ku’damm 56«, produziertvon UFA Fiction für das ZDF, erzählt eine Familien -geschichte im Berlin der 1950er Jahre. »Das Potenzial von ,Ku‘damm 56‘ schätzen wir aufgrundder herausragenden Qualität des Programms undder großartigen Arbeit der Beteiligten in Produktion und ZDF-Redaktion, die auch schon ,Unsere Mütter, unsere Väter‘ verantwortet haben, enormhoch ein«, kommentiert Robert Franke, Bereichslei-ter ZDFE.drama beim zuständigen Weltvertrieb ZDF Enterprises. Erste internationale Deals für dasProgramm, das Ende März im ZDF zu sehen sein wird,seien bereits in der Pipeline, berichtet Franke weiter.»Wir freuen uns immer, wenn deutsches Programm im Ausland die Aufmerksamkeit erfährt, die seinemMarktwert angemessen ist.« Jörg Laumann

Programm geöffnet Interview mit Matthijs WouterKnol, Direktor des European FilmMarket (EFM)

Zum zweiten Mal finden die»Drama Series Days« imRahmen des European FilmMarket statt. Hat sich amKonzept gegenüber derPremiere etwas verändert?

Im Großen und Ganzen nicht. Das ist auch nichtnotwendig, da die Initiative im vergangenen Jahrsehr gut angekommen ist. Meiner Ansicht nach mussauch nicht jedes Konzept, das sich bewährt hat,sofort größer werden. Die Stärke des Programms der»Drama Series Days« sehe ich gerade in der konzen-trierten Ausrichtung auf eine bestimmte Gruppe derMarktbesucher. Es gibt aber durchaus einige Weiter-entwicklungen in diesem Jahr. So werden Serien auseinigen Territorien vertreten sein, die zuvor nochkeine so große Rolle gespielt haben. Zudembeschränken wir uns nicht mehr nur auf fiktionaleStoffe, sondern haben das Programm auch für Doku-mentar-Serien geöffnet.

Wie viele Serien haben Sie für die »Drama SeriesDays« 2016 ausgewählt?Auch hier haben wir eine Veränderung gegenüberdem Vorjahr. Die Zahl der eingereichten Programmeist erwartungsgemäß deutlich gewachsen. Daherhaben wir auch mehr Serien ausgewählt. In diesemJahr stellen wir 18 Produktionen vor, sieben mehr alsbei den ersten »Drama Series Days«.

Als Partner ist unter anderem der Pay-TV-AnbieterHBO Europe neu bei den »Drama Series Days« mitvon der Partie. Wie kam es dazu?HBO Europe fokussiert sich sehr stark auf Osteuropa,auch wenn der Name das nicht unbedingt andeutet.Der Sender produziert viel Content in Ländern wiePolen, Tschechien, Slowakei, Ungarn oder Rumänien.Gerade an diesen Märkten sind wir sehr interessiert,weil sich in Osteuropa momentan sehr viel tut, imHinblick auf die Entwicklung originärer Stoffe, aberauch Remakes erfolgreicher Serien, die speziell fürden osteuropäischen Markt produziert werden.Nicht zuletzt hat die Berlinale traditionell eine starkeBindung zu Osteuropa. Diesen Link möchten wirauch beim Markt gerne stärken.

Welche Länder sind besonders stark bei dendiesjährigen »Drama Series Days« vertreten?Nach wie vor ist die Präsenz der nordeuropäischenLänder sehr stark. Wir haben drei dänische Serien,eine aus Norwegen und eine aus Island ausgewählt.Dennoch fokussieren wir uns nicht mehr so stark aufNordeuropa und Nordamerika, wie wir es noch imvergangenen Jahr getan haben. Ich freue mich sehr,dass diesmal gleich zwei Serien aus Belgien vertretensind. Auch aus Frankreich, Mexiko, Argentinien undAustralien haben wir Programme ausgewählt.

Werden die neuen Plattformen im Internet immerwichtiger für den Serien-Bereich?Ich denke, dass Serien nach wie vor ein sehr wichti-ges Tool für die klassischen TV-Sender sind, um einneues Publikum an sich zu binden. Man muss abereben auch im Blick haben, dass sich die jüngerenZuschauer nicht unbedingt zu einer bestimmten Zeitvor den Fernseher setzen, wenn eine Serie gezeigtwird. Die Entwicklung geht dahin, Inhalte online zunutzen und zum Beispiel Serien an einem Stücksehen zu wollen. Das ist nicht nur ein Trend, sonderneine grundlegende Änderung im Konsumverhalten,der man Rechnung tragen muss. Andererseits bietendie neuen Vertriebsmöglichkeiten auch zusätzlicheChancen für Sender und Produzenten, da ja zumBeispiel Netflix verstärkt deutschen Contenteinkauft, wie zuletzt etwa die Serie »Die Stadt unddie Macht« von ARD und Studio Hamburg. J.L.

Nach dem großen Erfolg imvergangenen Jahr finden die»Drama Series Days« zum zweitenMal statt. Erneut ist die Film- undMedienstiftung Partner dieserneuen Plattform für hochwertigeDramaserien im Rahmen desEuropean Film Market (EFM).

Die gemeinsame Initiative von EFM, Berlinale Co-Production Market und Berlinale Talents bietetScreenings, Diskussions-Panels, Case Studies undNetworking-Events rund um das Thema TV-Serien.Von Beginn an ist die Film- und Medienstiftung NRWals Partner dabei.

In inhaltlicher Hinsicht sieht Matthijs Wouter Knol(siehe Interview), der Direktor des EFM, vor allem

anderem auch ein Repräsentant des TV-StandortsNordrhein-Westfalen mit diskutieren: Philipp Steffens,Bereichsleiter Fiction bei RTL, kann über frische Erfah-rungen mit der Auswertung deutscher Programme imAusland berichten. Die von UFA Fiction für seinenSender produzierten Event-Serie »Deutschland 83«,die im vergangenen Jahr in der Sektion »BerlinaleSpecial« vorgestellt worden war, hatte zuletzt bei ihrerAusstrahlung in den USA und Großbritannien bemer-kenswerte Erfolge gefeiert. Hiermit habe sich gezeigt,»dass wir mit den richtigen Partnern starke fiktionaleStoffe umsetzen können, die neue Maßstäbe setzen«,kommentiert Steffens. »Dies konnte der großenDiskussion um die deutsche ,Qualitätsserie‘ interes-sante neue Impulse geben.« Die Konzentration bei RTLliege aber »voll und ganz auf dem Erfolg bei unserenZuschauern in Deutschland«.

Starkes Dänemark

Steffens trifft beim Panel in Berlin unter anderemauf Bruce Tuchman, President AMC Global, der mitSundance TV für die US-Ausstrahlung der RTL-Serieverantwortlich zeichnete. Zudem treten in derRunde Caroline Benjo von der französischen Produk-tions- und Verleihfirma Haut et Court, und PivBernth, Head of Drama beim öffentlich-rechtlichendänischen Fernsehen DR (u. a. »Die Brücke«,»Kommissarin Lund«) auf. Wie groß gerade der Stellenwert der fiktionalen Serien und Mehrteiler

zwei Themen, die die Diskussionen bei den diesjähri-gen »Drama Series Days« prägen werden. »Zunächstgeht es darum, welche Stoffe sich gut in Europa undin Amerika in Serien umsetzen lassen«, sagt er. »Wirmöchten, dass die Amerikaner, die verstärkt ausdiesem Grund anreisen, in Europa mehr relevanteStoffe finden«. Dabei gehe es sowohl um dieAusstrahlungen von Original-Serien im Ausland, aberauch um mögliche Adaptionen. »Eine andere Frageist die, welche Serien nicht nur für eine Staffel inte-ressant sind, sondern welche man auch längerfristigausbauen kann.«

Neue Impulse geben

Diese Fragen sollen vor allem bei der Industry Debateam Montag, 15. Februar, vertieft werden, die die Film-und Medienstiftung NRW wieder in Zusammenarbeitmit der Internationalen Funkausstellung (IFA) und derFach-Publikation The Hollywood Reporter veranstaltet.Unter dem Motto »Cross-Atlantic Series Success:Making TV for Europe and the World« wird unter

Programm

Montag, 15. Februar

Gropius Mirror Restaurant

10.00-10.30 UhrOffizielle Eröffnung (Nur mit Einladung)

10.30-11.30 UhrCommissioning Strategies – the Trendsetters

EFM Panel organisiert von IFA, präsentiert von HBO Europe

Marcus Ammon (Sky Deutschland), Andrea Scrosati (Sky Italia), Antony Root (HBO Europe) u.a.

16.00-17.00 UhrCross-Atlantic Series Success: (Re)Making TV for Europe and the World

präsentiert von der Film- und Medienstiftung NRW inKooperation mit The Hollywood Reporter

Caroline Benjo (Haut et Court), Piv Bernth (Danish BroadcastingCorporation), Philipp Steffens (RTL), Bruce Tuchman (AMC/Sundance)

Abgeordnetenhaus Berlin

10.45-11.45 Uhr ClevermanCase Study

Dienstag, 16. Februar

Abgeordnetenhaus Berlin

10.00-13.00 UhrCoPro Series Pitching

15.-16. FebruarMarket Screenings10.00-19.00 UhrEFM Cinemobile & MGB Cinema

Beau SéjourBeowulf: Return tot he ShieldlandsBeyond the WallsThe BreakBrotherhoodThe Bureau 2CaseClevermanFollow the Money 2I am the AmbassadorKu’damm 56The Night ManagerNobelNorskovSplitting up togetherTrepaliumTruth and PowerThe Writer

Drama Series Days

Matthijs WouterKnol, Foto: EFM

Wichtige Erzählstoffe für das In- und Ausland

Erfolge in Serie

»Ku’damm 56«, Foto: ZDF/Stefan Erhard

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 19

NRW@Berlinale

Festivalpräsentation

»Liebmann« und»Rudolf ThomeÜberall Blumen«Die Film- und Medienstiftung unterstützt die Festival-präsentation von »Liebmann« (Regie: Jules Herr-mann, Reihe Perspektive Deutsches Kino) und»Rudolf Thome – Überall Blumen« (Regie: SerpilTurhan, Reihe: Forum Special Screening). »Liebmann«- Regisseurin Jules Herrmann: »Der Film ist in sehr vielfältig geworden. Ähnlich demGefieder des Pfaus, das unser Vorbild für die Struktur des Films war, ergeben unterschiedlicheElemente ein stimmiges Gesamtbild. Es gibt zumBeispiel einen Prolog, Schrifttafeln und narrativeExkursionen. Ich finde es spannend, wenn ein Filmsich nicht so schnell einordnen lässt.«

Berlinale Talents

Fallstudie zu Roy AnderssonUnter dem Motto »The Nature of Relations« widmetsich die 14. Ausgabe der Berlinale Talents deninneren und äußeren Beziehungen in der vernetztenFilmwelt und erforscht neue Methoden der interdis-ziplinären Zusammenarbeit und Kommunikation. Für das Programm treffen rund 150 Experten auf die 300 Talente, Festivalgäste und das Berliner Publikum. Am 13. Februar wird die Staatsministerinfür Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, dieVeranstaltungsreihe offiziell eröffnen.

In diesem Jahr sind erstmals mehr als 100 Alumnimit aktuellen Filmen an der Berlinale beteiligt. DerenErfahrungen finden bei Berlinale Talents auch Widerhall im Programm. Die visuelle Entwicklungund Produktion von Roy Anderssons filmstiftungs -gefördertem »Eine Taube sitzt auf einem Zweig unddenkt über das Leben nach« ist Gegenstand einerausgedehnten Fallstudie mit Vorträgen und Work-shops des Koloristen Dirk Meyer, des Postprodukti-onsleiters Niko Remus und einem der Kameramän-ner des Films, «Talents«-Alumnus Gergely Pálos.

Als großes Live-Event ist Berlinale Talents eine Plattform zum Testen und Vertiefen persönlicherBeziehungen. Zahlreiche neue Veranstaltungenbrechen, inspiriert durch das diesjährige Motto, mit dem Vortragsformat und setzen bei den Teilnehmern auf die Bereitschaft zum Mitmachen.

> www.berlinale-talents.de

Creative Europe @ Berlinale

25 Jahre MEDIADas MEDIA Programm wird 25 Jahre alt und feiertden Auftakt des Jubiläumsjahrs auf der Berlinale. Am15. Februar lädt die Europäische Kommission Film-schaffende von 9.30 bis 18.15 Uhr zur CreativeEurope MEDIA Konferenz ins Ritz Carlton Hotel amPotsdamer Platz. Vormittags werden innovativeMEDIA geförderte Projekte vorgestellt. Am Nachmit-tag findet das European Film Forum statt, bei demVertreter der Branche über die Positionierung euro-päischer Filme im digitalen Markt diskutieren. Beimanschließenden Empfang wird angestoßen undzurückgeblickt auf 25 Jahre MEDIA (auf Einladung).

Wer mehr über Creative Europe wissen will, sollteden MEDIA Stand (Nr. 24) auf dem European FilmMarket besuchen. Vom 13. bis 18. Februar stehenhier die Creative Europe Desks Deutschland sowieVertreter des Programms aus Brüssel für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Auf Initiative derdeutschen Desks treffen sich außerdem 18 MEDIAgeförderte Produktionsfirmen aus zwölf Ländern im Rahmen der Koproduktionsveranstaltung »Shareyour Slate« am Stand. Aus NRW stellen BerndWilting und Claudia Zenkert von Taglicht Media ihreProjekte vor.

Insgesamt laufen 20 von MEDIA unterstützte Filme im Festival-Programm, darunter die NRW-geförderten Produktionen »Jeder stirbt für sichallein« von Vincent Pérez, »Ted Siegers MollyMonster – Der Kinofilm« und »Auf einmal« von Asli Özge. Creative Europe MEDIA ist zudem Partner der European Shooting Stars, BerlinaleTalents und dem Co-Production Market.

> www.creative-europe-desk.de

Filmhochschulempfang

KHM und ifs auf der BerlinaleStudierende von ifs und KHM präsentieren sich auchin diesem Jahr wieder auf dem Berlinale Empfangder Deutschen Filmhochschulen am 16. Februar inder Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. Bereitszum neunten Mal stellen sich hier die Filmstudentender sieben großen deutschen Filmhochschulen miteiner eigenen Veranstaltung vor. Mit Screenings undPitchings von Spielfilmen, Dokumentarfilmen undSerien geben die Filmstudierenden Einblick in aktu-elle Projekte. Mehr Infos auf der Website.

> www.verbund-filmstudenten.de

Die Filmstiftung NRWbei der BerlinaleWährend der Berlinale informiert die Film- undMedienstiftung NRW beim European Film Market imGropius-Bau, Ground Floor, über Fördermöglichkei-ten in NRW: Stand 17 von Focus Germany.

Zudem findet während des Festivals wie gewohntder traditionelle Berlinale-Empfang von Land NRWund Film- und Medienstiftung in der Berliner Landes-vertretung statt.

> www.filmstiftung.de/berlinale

Preis der deutschen Filmkritik 2015

Fünf Nominierungenfür NRW-geförderteProduktionenDie Nominierungen für den Preis der deutschen Film-kritik 2015 stehen fest. Drei filmstiftungsgeförderteFilme haben insgesamt fünf Nominierungen erhal-ten. Der Verband der deutschen Filmkritik vergibtdie Preise im Rahmen der Berlinale am 15. Februar.

Als Bester Spielfilm geht Lars Kraumes Drama »DerStaat gegen Fritz Bauer« ins Rennen, Burghart Klauß-ner ist für seine Darstellung des Staatsanwalts alsBester Darsteller nominiert. zero one film produ-zierte den Film gemeinsam mit der Kölner Terz Filmunter Senderbeteiligung von WDR, HR und ARTE.Alamode brachte den Film in die Kinos, wo er mehrals 245.000 Zuschauer fand.

Als Beste Darstellerin ist Vicky Krieps für Ihre Leis-tung in Ingo Haebs »Das Zimmermädchen Lynn«nominiert. Der Film, eine Koproduktion von SutorKolonko und 58FILME mit Pandora Film, erhielt eineweitere Nominierung für die Arbeit von KamerafrauSophie Maintigneux. Vicky Krieps war bereits aufdem Filmfest München mit dem Förderpreis NeuesDeutsches Kino ausgezeichnet worden.

André Schäfer erhielt eine Nominierung für dasDrehbuch zu seinem Doku-Drama »Herr vonBohlen«. Der Film wurde produziert von Florianfilmin Koproduktion mit cine plus | The Media Groupund mit Senderbeteiligung von ZDF und Arte G.E.I.E.

Als einziger deutscher Filmpreis, der ausschließlichvon Kritikern vergeben wird, zeichnet der Preis seit1956 deutsche Filme aus, die nur nach künstleri-schen Kriterien bewertet werden. Die Preisverlei-hung findet in Anwesenheit von Nominierten undPreisträgern statt. Der Preis wird in zwölf Kategorienan deutsche Filme vergeben, die im vorangehendenKalenderjahr in den Kinos zu sehen waren.

> www.vdfk.de

Woche der Kritik

Programm: Filmkritik Zur Berlinale zeigt die »Woche der Kritik« vom 11.bis 18. Februar im Hackesche Höfe Kino internatio-nale Filme. Ziel der Filmauswahl ist es, in die Diskus-sion zu kommen. Jeder Film gibt Anstoß zu Debatte,Kontroverse, lustvollem Streit. Internationale Filmkri-tiker und Filmemacher diskutieren über Politik undÄsthetik, Vorlieben und Ablehnung, neue Distributi-ons- und Rezeptionsformen. Wie sehen wir Filme?Welche Filme wünschen wir uns? Was macht Kinozum Kino? Das sind die Fragen, mit denen sich dieFilmkritik in dieser Veranstaltungsreihe beschäftigt.

Auf dem Programm stehen »88:88« von IsiahMedina, »Blue Dress« von Igor Minaev, »Coma« vonSara Fattahi, »Cosmos« von Andrzej Żuławski«, »The Night (Malgré la nuit)« von Philippe Grandrieux,»Disorientiation Isn’t A Crime« von Marita Neherund Tatjana Turanskyj, »Eva Doesn’t Sleep (Eva noduerme)« von Pablo Agüero und »Sixty Six« vonLewis Klahr sowie die Kurzfilme »Homer, a Hunter’sFate (La fin d’Homère)« von Zahra Vargas, »May WeSleep Soundly (Que nous nous assoupissions)« von Denis Côté und »Vapour (Mok mae rim)« vonApichatpong Weerasethakul. Die »Woche der Kritik«ist eine Veranstaltung des Verbands der deutschenFilmkritik e.V. in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung e.V., gefördert durch die Bundeszentralefür politische Bildung/bpb.

> www.wochederkritik.de

Berlinale News

Forsche Rebellin mit einem Herzenaus Gold

Jella HaaseShootingStarKulleraugen, Schmollmund undetwas prolliger Charme – so wurdeJella Haase als Chantal in denErfolgsfilmen »Fack ju Göthe« und»Fack ju Göthe 2« bekannt. Nunwird die 23-jährige Berlinerin mitneun weiteren europäischenNachwuchstalenten als ShootingStars auf der 66. Berlinalepräsentiert.

»Wenn es darum geht, forsche, rebellische und einwenig trashige Charaktere mit einem Herzen aus Gold zu spielen, liegt Jella das deutsche Publikum zuFüßen – wie man erneut in ‘Vier Könige’ erlebenkonnte. Wir sind neugierig darauf, wie sie dieseEnergie in neuen, unerwarteten Rollen anwendet«,begründete die Jury ihre Entscheidung für Jella Haase.

Die Wahl zum Shooting Star und die ganze Aufmerk-samkeit, die ihr nun zuteil wird, sei noch »ein bisschen surreal«, gibt Jella Haase zu. »Ich bin totalaufgeregt und freue mich sehr auf die Zeit, auchwenn ich mir noch gar kein konkretes Bild davonmachen kann«, sagt sie. Was sie sich von derAuszeichnung verspricht? Schließlich wird sie vielenwichtigen Leuten aus der Filmbranche vorgestellt.»Ich hoffe, dass ein spannender Austausch stattfin-den und ich die anderen Shooting Stars näherkennenlernen kann.«

2011 war für Jella Haase das Jahr des großen Durchbruchs. In der Komödie von Simon Verhoeven»Männerherzen … und die ganz ganz große Liebe«war sie zum ersten Mal im Kino zu sehen. Es folgtenim gleichen Jahr David Wnendts Neonazi-Milieu -studie »Kriegerin« und das von der Filmstiftunggeförderte »Lollipop Monster«, wofür sie als besteNachwuchsdarstellerin beim Bayerischen Filmpreisausgezeichnet wurde. Im Juni 2013 folgte derGünter-Strack-Fernsehpreis als beste Schauspielerinfür ihren Auftritt im Bremer Tatort »Puppenspieler«.

Balance auf schmalem Grat

Zurzeit ist Jella Haase in »Vier Könige« von Theresavon Eltz zu sehen und beweist, dass sie auch ernsteRollen bewältigen kann. Als Lara verbringt sie in demanrührenden Drama gemeinsam mit anderen Weihnachten in einer Jugendpsychiatrie: »Komikund Tragik liegen oft nah beieinander. Man balanciertauf einem schmalen Grat, wenn man in die Tragikein wenig Komik einbringt und umgekehrt, vondaher lässt sich das nicht so genau sagen, was diegrößere Herausforderung ist«, sagt die 23-Jährige,die schon als Kind anfing, Theater zu spielen.

In der Neuverfilmung von Johana Spyris Kinderbuch-klassiker »Heidi« von Alain Gsponer ist sie zurzeit alsDienstmädchen Tinette im Kino zu sehen, und natür-lich läuft weiterhin »Fack ju Göethe 2«, der erfolg-

während der diesjährigen Berlinale zum 18. Mal. Für die ausgewählten Schauspieler ist das nicht nur eine Ehrung, sondern kann auch ein Karriere-sprungbrett sein, denn die EFP stellt ihre Preisträgerinternationalen Castingdirektoren, Agenten, Regisseuren und Produzenten vor. Zu den Preis -trägern von 1998 bis heute zählen unter anderemDaniel Brühl, Hannah Herzsprung und Moritz Bleibtreu. Die Shootingstars der vergangenen Jahrewaren u.a. Alexander Fehling (2011), Anna MariaMühe (2012) und Jannis Niewöhner (2015). MarionMeyer

reichste deutsche Film des Jahres 2015, in dem manihr komisches Talent bewundern kann. Welche Zielesie sich für die nächsten zehn Jahre gesteckt hat?»An Silvester habe ich einen Glückskeks bekommen,in dem stand : ,Wenn man zu viel über das nächsteJahr spricht, lacht der Teufel.’ Ich versuche glücklichzu sein und hoffe, aktuelle Filme mit Botschaft und Herz drehen zu dürfen, aber ich habe keinenMasterplan. Was kommt, das kommt, und allespassiert aus einem Grund«, ist sie überzeugt. Den Nachwuchspreis »Shooting Stars« vergibt dieOrganisation »European Film Promotion« (EFP)

Shooting Star Jella Haase, Foto: Steffi Henn - Glampool

»Liebmann«, Foto: Herrmann

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 21

News

62. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

Musikvideos für den18. MuVi-Preis gesuchtAm 7. Mai 2016 wird im Rahmen der 62. Internatio-nalen Kurzfilmtage Oberhausen zum 18. Mal derMuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideo verlie-hen. Clips können noch bis zum 15. Februar einge-reicht werden. Wie immer werden die Preise imGesamtwert von 3.500 Euro für die beste visuelleUmsetzung eines Musikstücks verliehen und gehenan die Regisseure.

Hüpfende Punkte, ausufernde Computeranimatio-nen, selbst gebastelte Pappkulissen oder Eric D.Clark, der unter der Hochbahn ein Stück von Mouseon Mars singt – beim MuVi-Preis geht es nicht umStars in exotischer Kulisse, sondern nur darum, obein Musikstück interessant, überraschend, aufre-gend in Bilder umgesetzt wird. Aus durchschnittlichrund 200 Einreichungen wählen die Kurzfilmtagejedes Jahr zehn bis zwölf Kandidaten aus, diewährend des Festivals präsentiert werden und ausdenen eine internationale Jury die Preisträger kürt.

Die 62. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausenfinden vom 5. bis 10. Mai 2016 statt. Zum Programmgehören fünf Wettbewerbe (International, Deutsch,NRW, Kinder- und Jugendfilme und MuVi-Preis) sowiezahlreiche Sonderprogramme. Es werden Preise imGesamtwert von knapp 42.000 Euro verliehen.

> www.kurzfilmtage.de

Filmkunstkinos Düsseldorf

Nico Elze ist neuerGeschäftsführerWechsel bei den Düsseldorfer Programmkinos:Geschäftsführer Udo Heimansberg (66) hat Anfangdes Jahres nach 36 Jahren Arbeit für die Filmkunstdie Leitung an Nico Elze (33) übergeben. Elze hatteals Filmvorführer im »Bambi« angefangen und istseit drei Jahren Chef des »Metropol« in Düsseldorf-Bilk. Zum Abschluss seiner aktiven Tätigkeit ludHeimansberg zu einem Filmklassiker – natürlich insKino: 197 Minuten lang dauerte die Roadshow-Version von Stanley Kramers »Eine total, totalverrückte Welt«.

> www.filmkunstkinos.de

Expertise zum Rohschnitt

Die FilmGutachter gehen an den StartPünktlich zur Berlinale 2016 nehmen die Filmguta-cher Ingrid Bartsch und Christian Meyer ihre Bera-tungstätigkeit auf: Unter dem Motto »Unbefangenschauen, professionell werten« bieten sie kleinenund mittleren Filmproduktionen an, den Rohschnittihres Filmes intensiv zu sichten und eine ausführlicheschriftliche Expertise abzugeben – unter Zusicherungabsoluter Diskretion. Mit diesem »Personal Test-screening« entsteht jenseits produktionsinternerBefangenheiten eine Alternative zum klassischenund aufwendigen Testscreening. Beide Filmgutach-ter, Filmliebhaber seit ihrer Kindheit, haben jahre-lange Erfahrung als Filmjournalisten.

> www.diefilmgutachter.de

16. lit.COLOGNE

Europas größtesLiteraturfestivalVom 8. bis 19. März geht die lit.COLOGNE, Europasgrößtes Literaturfestival, wieder in Köln über dieBühne. Im Rahmen der 16. Ausgabe werden in zwölfTagen rund eine Million Besucher bei 189 Veranstal-tungen erwartet. Unter anderem stellen die Star-Autoren Martin Walser, Peter Stamm und Benjaminvon Stuckrad-Barre Literaturinteressierten ihreneuesten Werke vor. Bereits im sechsten Jahr koope-riert die Film- und Medienstiftung mit derlit.COLOGNE, bei der Begegnungen zwischenAutoren und Künstlern aus allen Bereichen geschaf-fen werden.

> www.lit-cologne.de

German Motion Picture Fund

NeuesFörderprogrammEtwa 30 Produzentinnen und Produzenten nahmenan der Informationsveranstaltung zum GermanMotion Picture Fund (GPMF) teil, zu der das Bundes-ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unddie Film- und Medienstiftung Mitte Januar in die ifsinternationale filmschule köln eingeladen hatten.

Der GPMF ging am 3. Dezember 2015 an den Start.Das neue Förderprogramm des BMWi sieht dieFörderung hochkarätiger Serien und internationalkoproduzierter Filme mit hohen Herstellungskostenund Ausgaben in Deutschland vor, wobei der Einsatzinnovativer Technik (inkl. VFX) im Inland besondershonoriert wird. Es soll die wirtschaftliche Leistungsfä-higkeit und Innovationskraft der Filmwirtschaft inDeutschland stärken und ist mit zehn Millionen Europro Jahr ausgestattet. Der German Motion PictureFund ist ein eigenständiges Förderprogramm. Eskonzentriert sich auf die Schwerpunktthemen desBMWi wie digitale Wirtschaft und innovativeTechnik.

> www.bmwi-gmpf.de

SchulKinoWochen NRW 2016

Erstmals über 100.000AnmeldungenMehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler, Lehre-rinnen und Lehrer gingen von Aachen bis Warburg indie Lichtspielhäuser des Landes und bescherten denSchulKinoWochen NRW einen neuen Teilnahmere-kord. Das größte filmpädagogische Projekt desLandes, veranstaltet von »Vision Kino – Netzwerk fürFilm- und Medienkompetenz« und »Film + SchuleNRW«, einer gemeinsamen Initiative des Land-schaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und desNRW-Schulministeriums, bot bis Anfang Februar in109 Kinos in 82 Städten spannenden Unterricht aneinem außerschulischen Kultur- und Lernort.

Die SchulKinoWochen sind ein deutschlandweitesProjekt zur Filmbildung, bei dem jedes Jahr mehrerehunderttausend Schülerinnen und Schüler zu ermä-ßigtem Preis eine Filmvorstellung in einem nahegele-genen Kino besuchen können.

> www.schulkinowochen-nrw.de

15. Gerd Ruge Stipendium

Entwicklung vonDokumentarfilmenUnter der Schirmherrschaft des renommierten Fern-sehjournalisten Gerd Ruge vergibt die Filmstiftungim Jahr 2016 zum 15. Mal das Gerd Ruge Stipen-dium. Das Stipendium ermöglicht jungen Filmema-chern innerhalb von 18 Monaten die Entwicklungund Vorbereitung eines Dokumentarfilmes für dasKino. Es wird mit einer Gesamtsumme von bis zu100.000 Euro ausgeschrieben – die höchste Summe,die in Deutschland für die Entwicklung von Doku-mentarfilmprojekten vergeben wird.

Spätestens bis zum 7. April müssen die vollständigenAntragsunterlagen eingereicht werden. Das GerdRuge Stipendium wurde 2002 ins Leben gerufen.Seither wurden 76 Stipendien vergeben und 33Projekte realisiert, u.a. »Unter Kontrolle« von VolkerSattel, »Mark Lombardi – Kunst und Konspiration«von Mareike Wegener, »Pfarrer« von Stefan Kolbeund Chris Wright, »Schönheit« von Carolin Schmitzoder »I want to see the manager« von Hannes Lang.

Alle Informationen und die Antragsunterlagen sindauf der Website der Filmstiftung abrufbar.

> www.filmstiftung.de

Grimme Preis 2016

Sieben geförderte Filme nominiertIn der Auswahl für den diesjährigen Grimme-Preisstehen sechs Produktionen, die mit Förderung derFilmstiftung NRW entstanden sind: Für den Wettbe-werb Fiktion/Spezial wurden »Der verlorene Bruder«von Matti Geschonnek und »Die Erfindung derLiebe« von Lola Randl ausgewählt, in der ReiheSerien und Mehrteiler geht »Weinberg« von TillFranzen und Jan Martin Scharf ins Rennen, und imWettbewerb Information & Kultur/Spezial sind mit»B-Movie – Das wilde West-Berlin der 80er Jahre«von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange,»Die schöne Krista« von Antje Schneider und CarstenWaldbauer, »Göttliche Lage – Eine Stadt erfindetsich neu« von Ulrike Franke und Michael Loekensowie »Vom Ordnen der Dinge« von Jürgen Brüggerund Jörg Haaßengier gleich vier Filme nominiert. DieAuszeichnungen des 52. Grimme-Preis werden am 8.April 2016 im Theater der Stadt Marl verliehen.

> www.grimme-preis.de

Berlinale

Lola@Berlinale

NRW mit 16 Filmen in der Vorauswahl16 der 44 deutschen Kinofilme, die in der Voraus-wahl für den Deutschen Filmpreis 2016 stehen,sind filmstiftungsförderte Projekte. In der ReiheLola@Berlinale präsentieren die Berliner Film -festspiele traditionell diese Produktionen. DieAuswahl der 16 Kinofilme wirft zugleich einenBlick auf das starke Filmjahr 2015.

So war »Er ist wieder da« im vergangenen Jahrmit mehr als 2,4 Millionen Zuschauern der erfolgreichste filmstiftungsgeförderte Kinofilm.»Der Staat gegen Fritz Bauer« wurde nicht nurmit zahlreichen Auszeichnungen – darunter derHessische Film- und Kinopreis, der Gilde-Preisder Filmkunstmesse Leipzig sowie drei GünterRohrbach-Filmpreise – geehrt. Mit mehr als245.000 Zuschauern war er auch an der Kino-kasse erfolgreich. »Gespensterjäger« lockte inder Zielgruppe der jungen Zuschauer ebenfallsmehr als 200.000 Besucher in die Lichtspiel -theater. Und die Hauptdarstellerin Odine Johneaus »Agnes« wurde soeben beim Festival Max Ophüls-Preis mit dem Preis für die BesteNachwuchsdarstellerin ausgezeichnet.

Gerade im Kino sind »Die dunkle Seite desMondes« und »Das Wetter in geschlossenenRäumen«, »Babai« und »Das Tagebuch der AnneFrank« starten im März.

»Agnes« von Johannes Schmid

»Babai« von Visar Morina

»Das Tagebuch der Anne Frank« von Hans Steinbichler

»Das Wetter in geschlossenen Räumen« vonIsabelle Stever

»Democracy – Im Rausch der Daten« von David Bernet

»Der Bunker« von Nikias Chryssos, der mit einerVerleihförderung unterstützt wurde.

»Der Staat gegen Fritz Bauer« von Lars Kraume

»Die dunkle Seite des Mondes« von Stephan Rick

»Die Lügen der Sieger« von Christoph Hochhäusler

»Ein Atem« von Christian Zübert

»Er ist wieder da« von David Wnendt

»Gespensterjäger« von Tobi Baumann

»Himmelverbot« von Andrei Schwartz

»Ich und Kaminski« von Wolfgang Becker

»Junges Licht« von Adolf Winkelmann

»Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker MichaelAlthen« von Dominik Graf

Lola@Berlinale ist eine Kooperation zwischenden Internationalen Filmfestspielen Berlin, derDeutschen Filmakademie e.V. und German Films.Die Reihe bietet akkreditierten Fachbesuchernder Internationalen Filmfestspiele Berlin dieMöglichkeit, sich über den aktuellen Stand derdeutschen Filmproduktion zu informieren.Zudem gibt sie den Mitgliedern der DeutschenFilmakademie die Gelegenheit, die für die Nomi-nierungen zum Deutschen Filmpreis vorausge-wählten Filme noch einmal kompakt und auf dergroßen Leinwand zu sehen.

»Der Staat gegen Fritz Bauer«, Foto: zero one film

»Er ist wieder da», Foto: Constantin»Das Wetter in geschlossenen Räumen», Foto: Movienet»Ein Atem», Foto: Wild Bunch

»Babai», Foto: Missing Films»Junges Licht», Foto: Weltkino»Ich und Kaminski», Foto: X Verleih

»Die dunkle Seite des Mondes», Foto: Alamode

»Der verlorene Bruder«, Foto: WDR

News

Bilanz Film- und MedienstiftungNRW

Starkes Drehjahr und hoheFestivalpräsenz2015 arbeitete die Film- und Medienstiftung bereitsim fünften Jahr als Förderer und Standortagentur fürdas Film- und Medienland NRW. So unterstützte sieim Vorjahr insgesamt 406 Projekte mit rund 33,6Mio. Euro. Diese Bilanz zogen GeschäftsführerinPetra Müller und Christina Bentlage, Leiterin derFörderung, beim Jahres-Pressegespräch MitteJanuar in Düsseldorf.

Zusätzlich flossen über 1 Mio. Euro über das Creative Europe-Programm und rund 7 Mio. Euroüber den Create Media NRW-Wettbewerb in dieFilm- und Medienbranche NRW, so dass in Nord-rhein-Westfalen rund 40 Mio. Euro Förderung fürFilm und Medien zur Verfügung gestellt werdenkonnten. Mit eigenen und geförderten Veranstaltun-gen, Festival- und Messeauftritten im In- undAusland und umfassender Öffentlichkeitsarbeitverantwortet die Film- und Medienstiftung Standort-marketing und -entwicklung.

»Das Filmjahr 2015 war geprägt von Komödienerfol-gen im Kino, zahlreichen Drehs sowie einer hohennationalen und internationalen Festivalpräsenz film-stiftungsgeförderter Arthouse-Produktionen. Innova-tive Förderprogramme und Stipendien stärkten diejunge Film- und Medienszene, hochkarätige Events,Messen und Festivals versammelten die Film- und

Medienforum NRW

Treffpunkt derMedienbrancheVom 7. bis 9. Juni findet in Köln das 28. Medienfo-rum NRW statt. Erneut wird es eine Kooperation mitder ANGA COM geben, Europas führender Business-Plattform für Breitband- und Contentanbieter. 2015kamen rund 20.000 Besucher zum MedienforumNRW und seinen Partnerveranstaltungen, bei denender Standort NRW im Bereich Medien, Breitbandund Digitales erfolgreich präsentiert wurde.

> www.medienforum.de

Medienbranche in NRW«, so Petra Müller. 2015 warzudem ein außergewöhnlich starkes Drehjahr in NRW.An rund 1.000 Drehtagen, u.a. bei Großproduktionenwie »Das Tagebuch der Anne Frank« mit MartinaGedeck, »Jeder stirbt für sich allein« mit EmmaThompson, »Das Löwenmädchen« mit Rolf Lassgårdund Ken Duken, »Paula« mit Carla Juri, »Gotthard«mit Joachim Król und »Winnetou« mit Wotan WilkeMöhring, konnte NRW seine Studios auslasten undseine hervorragende Expertise bei Setbau, Szenenbildoder Kostüm unter Beweis stellen. Drehs wie »RadioHeimat« und »Junges Licht« machten außerdem deut-lich, welch großes Potenzial an Geschichten und Dreh-orten das Ruhrgebiet bietet.

> www.filmstiftung.de

22 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016

News

Deutscher Fernsehpreis

In neuer Form inDüsseldorfNeuer Standort, neues Format: 40 Kilometer denRhein hinab, in Düsseldorf statt in Köln, ging MitteJanuar der Deutsche Fernsehpreis über die Bühne –ohne TV-Übertragung, dafür als hochkarätiger Bran-chentreff. Der von ARD, RTL, SAT.1 und ZDF gestifteteFernsehpreis wurde erstmals in der DüsseldorferRheinterrasse verliehen. Zuvor hatte die unabhän-gige, elfköpfige Fach-Jury unter dem Vorsitz von TV-Spielfilm Chefredakteur Lutz Carstens in 21 Katego-rien die diesjährigen Preisträger in den BereichenInformation, Unterhaltung und Fiktion ermittelt.

Unter den Presiträgern der Veranstaltung, die vonBarbara Schöneberger moderiert wurde, waren auchwieder zahlreiche Produktionen mit Verbindungenzu NRW. So erhielt das Neo Magazin Royale mit JanBöhmermann, co-produziert von der Kölner Bildund-tonfabrik, den Preis für die beste Unterhaltung LateNight. Den Preis für die beste Unterhaltung PrimeTime holte sich »Joko gegen Klaas – Das Duell um dieWelt«, das von der Kölner Endemol Shine Germanyco-produziert wird. Den Preis für die beste Serieerhielt »Club der roten Bänder«, das von der KölnerBantry Bay produziert wurde. Die Kölner NetworkMovie produzierten u.a.»Zum Sterben zu früh«(Preis Beste Regie für Lars Becker und Preis BesteKamera für Ngo The Chau) und »Ein großerAufbruch« (Preis für das Beste Drehbuch an MagnusVattrodt und Preis Ina Weisse als Beste Schauspiele-rin).

Der deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 von ARD,RTL, SAT.1 und ZDF zur Würdigung hervorragenderLeistungen für das Fernsehen verliehen.

> www.deutscher-fernsehpreis.de

„ÜBERWÄLTIGEND“NEW YORK TIMES

„HINREISSEND“DER TAGESSPIEGEL

„GROSSARTIG“HAMBURGER ABENDBLATT

OSCAR® NOMINIERUNG

2016

GOLDENGLOBE® NOMINIERUNG

2016

/MUSTANG.DERFILM WWW.MUSTANG.WELTKINO.DE

AB 25. FEBRUAR IM KINO

A N Z E I G E

Herausgeberin:Tanja Güß

Chefredaktion: Wolfram Lotze

Chef vom Dienst: Lana Slapa

Redaktion:Katharina Blum, Erna Kiefer, Marion Meyer

Autoren dieser Ausgabe:Martin Blaney, Frank Brenner, Melanie Dorda, Günter H. Jekubzik,Reinhard Kleber, Anna Knoop, JörgLaumann, Dietrich Leder, Christian Meyer, Heike Meyer-Döring, Anabel Perez (Creative Europe MEDIA), Uwe Mies, Frank Olbert

Redaktionsschluss:01. Februar 2016

Gestaltung/Layout:alfred friese + inrhein

Kontakt, Anzeigenbetreuung:Lana SlapaTel. (0211) 9305040

Titel: ”Jeder stirbt für sich allein”,Foto: X Verleih

Anzeigenschlussfür die nächste Ausgabe:20. Mai 2016

Die Berücksichtigung von Terminen rich-tet sich nach dem Erscheinen des Maga-zins im Internet. Das kann dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabedes Magazins ausgeliefert wird, bietetaber die größtmögliche Aktualität

für die Down load-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis.

Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.

Film- und Medienstiftung NRW GmbH;Kaistraße 14; 40221 Düsseldorf; Tel.: (0211) 930500; magazin@film stif tung.de

Impressum

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 23

Jahres-Pressegespräch im Startplatz Düsseldorf, Foto: Anna Kaduk

45. Internationales Film FestivalRotterdam

Fünf geförderte Filmeaus NRWDas Filmland Nordrhein-Westfalen war beim 45. Inter-national Film Festival Rotterdam(IFFR), das am 7.Februar endete, mit fünf filmstiftungsgefördertenProduktionen vertreten. »Wild« von Nicolette Krebitzwurde in der Sektion Voices main programme gezeigt,»Oscuro Animal« von Felipe Guerrero lief im Wettbe-werb um die Hivos Tiger Awards, »Original Copy« vonFlorian Heinze-Ziob und Georg Heinzen lief in derReihe Regained, »Francofonia« von Alexander Sokurovwurde als Critics Choice gezeigt und »Cemetery ofSplendour« von Apichatpong Weerasethakul in derReihe Limelight aufgeführt. Zugleich war die Film- undMedienstiftung NRW wieder Partner des RotterdamLab und beim CineMart.

CineMart ist eine Plattform für Koproduktionen undneue Projekte, die talentierten Filmemachern dieGelegenheit bietet, ihre Ideen und Projekte Vertreternder internationalen Filmindustrie vorzustellen undFinanzierungspartner zu finden. Für den 33. Cinemartwurden 25 Filme ausgewählt, darunter vier Projektemit deutscher Beteiligung: »Berlin Alexanderplatz«von Burhan Qurbani, »Bloody Marie« von Guido vanDriel, »Dark Room« von Itamar Alcalay und »Over theCity« von Emir Baigazin, koproduziert von der Kölneraugenschein Filmproduktion. Die Film- und Medien-stiftung NRW, die als Partner alljährlich den CineMartund das Rotterdam Lab unterstützt, richtete als Co-Host gemeinsam mit dem CineMart das CineMartLunch für teilnehmende Produzenten aus.

> www.iffr.com

Sundance Film Festival

Preise für »Sonita« Mit drei geförderten Filmen war die Filmstiftung NRWin Park City/Utah beim 32. Sundance Film Festival (21.bis 31. Januar) vertreten. Rokhsareh Ghaem Magha-mis Dokumentarfilm »Sonita« wurde mit dem »WorldCinema Grand Jury Price: Documentary« sowie mitdem »Audience Award World Cinema Documentary«ausgezeichnet. Der Film wurde produziert von derTAG/TRAUM Köln in Koproduktion mit internationalenPartnern. Im Spielfilmwettbewerb World CinemaDramatic Competition feierte das Drama »Wild« vonNicolette Krebitz seine Weltpremiere. Das Dramawurde von der Kölner Heimatfilm produziert und u.ain NRW gedreht. In der Reihe Spotlight wurde derVerleih-geförderte »Cemetery of Splendour« des thai-ländischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakulgezeigt. Das Sundance Film Festival gilt als das wich-tigste nordamerikanische Festival im Independent-Bereich und wird als Sprungbrett besonders für Nach-wuchsregisseure im Independent Film Bereichgeschätzt.

> www.sundance.org

Mip-TV

Deutschland im Fokus Bei der weltgrößten Fernsehmesse Mip-TV, die vom4. bis 7. April in Cannes stattfindet, rückt der deut-sche Fernsehmarkt in den internationalen Blick-punkt. Im Rahmen eines "Focus on Germany" amDienstag, 5. April, können sich Fachbesucher aus derganzen Welt über die aktuellen Programmentwick-lungen und Produktionen aus Deutschland informie-ren, Experten aus der Branche treffen und neue Part-nerschaften ausloten. Die Weltvertriebe Red ArrowInternational und ZDF Enterprises berichten überinternationale Produktionen und Koproduktionenvon scripted und non-scripted Programmen. WeiterePartner von "Focus on Germany" sind die DeutscheWelle, Global Screenund die WDR Mediagroup.

> www.miptv.com

Rundes Firmenjubiläum

25 Jahre zero one filmEnde Januar feierte die zero one film ihr 25. Firmen-jubiläum. Die unabhängige Filmproduktion hat ihrenSitz in Berlin. Geschäftsführer ist Produzent ThomasKufus, der Regisseur und Dramaturg Volker Heise istMitgesellschafter der Firma. Mit zahlreichen Kino-und TV-Produktionen hat sich zero one seit ihrerGründung in den 90er Jahren in der deutschen undinternationalen Film- und Fernsehlandschaft einenNamen gemacht. Einige ihrer Produktionen wurdenauch von der Film- und Medienstiftung NRW geför-dert, darunter u.a. »Francofonia«, »Der Staat gegenFritz Bauer« und »24h Jerusalem«.

> www.zeroone.de

Die Verleihung des Deutschen Fernshpreises fand in diesem Jahr erstmals in Düsseldorf statt, Foto: Deutscher Fernsehpreis

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 25

Universelle Botschaften

Wie unterschiedlich die Herangehensweisen imDokumentarfilm im besten Falle sein können,belegte das nächste Panel »Der Dokumentarfilm undseine Themenwelten. Wer erzählt was für wen?«,besetzt mit insgesamt vier Filmemachern. MichaelLoeken erklärte, wie die Langzeitbeobachtungen, dieer mit seiner Partnerin Ulrike Franke dreht, vom Inte-resse an einzelnen Menschen geleitet werden - amEnde aber immer eine universelle Botschaft vermit-teln. Carolin Genreith erzählte, wie ihr Filmprojekt»Die mit dem Bauch tanzen« von einem Film überdas Altern zu einem sehr persönlichen Projektwurde, in dem ihre Beziehung zu ihrer Mutter eineimmer größere Rolle spielte.

Pepe Dankwart verriet, dass er die Idee für seineSportdokumentationen aus US-Spielfilmen wie»Rocky« abgeleitet hat, in denen über Sportlerge-schichten ein Bogen zu gesamtgesellschaftlichen

auch deshalb zum Publikumshit, weil der Regisseurseinen Film in ungefähr hundert Kinos persönlichvorgestellt hat.

Dokus füllen die Kinos

Dass selbst anspruchsvollste Dokumentarfilme imRahmen von Events große Kinos füllen können,bestätigte Grit Lemke vom Festival DOK Leipzig. DasFestival setzt aber nicht nur auf das klassische Kino-publikum: Mit anderen führenden Dokumentarfilm-Festivals in Europa beteiligt es sich an Doc AllianceFilms, über deren Webseite Dokumentarfilme gestre-amt werden können. Wie Video on Demand dieZukunft des Dokumentarfilms mitbestimmen wird,lässt sich noch schwer vorhersagen. Mit der begeis-tert aufgenommen Serie »Making of a Murderer«hat Netflix sich gerade erstmals auf nichtfiktionalesGebiet begeben. Das Thema VOD wird also sicherauch noch die folgenden Ausgaben des NRW Doku-tags beschäftigen.

Problemen geschlagen wird. Der »Exot« auf demPodium war Theaterregisseur Milo Rau, der mitseinen Reenactments von Strafprozessen zunächstauf den Bühnen Erfolge feierte, bevor er sie auchfilmisch aufarbeitete. Mittlerweile beeinflussen undbefruchten sich beide Formen gegenseitig.

Raus aktuelles Projekt »Das Kongo Tribunal« warauch Thema im abschließenden Panel »Der Doku-mentarfilm und seine Auswertung. Kino, Fernsehenund Internet«. Arne Birkenstock, Filmemacher undRaus Kölner Produzent, legte dar, auf welchenverschiedenen Wegen das Thema des »Kongo Tribu-nals« an das Publikum herangetragen wird: NebenTheaterstück und Film wird ein Buch veröffentlicht,eine Graphic Novel und eine Webseite gestaltet.Barbara Bauer vom Prokino-Verleih betonte, wiewichtig heute das persönliche Engagement einesFilmemachers ist, um einen Dokumentarfilm zumErfolg zu verhelfen. Valentin Thurns »10 Milliarden –Wie werden wir alle satt« wurde für den Verleih

SeismographgesellschaftlicherVeränderungenUnter der Überschrift »30 JahreDokumentarfilm NRW« lud dieFilmstiftung in Kooperation mit dem Filmbüro NW und demDokumentarfilmfest »Stranger thanFiction« am 27. Januar zum erstenMal zum NRW-Dokutag.

Der Dokumentarfilm ist als Genre so vielfältig wie dieWirklichkeit, die er abbildet – darin waren sich die

wies auf ein besonderes Jubiläum hin: 1896, also vorgenau 120 Jahren, filmten die damals noch »Opera-teure« genannten Kameramänner der FirmaLumière erstmals auf deutschem Boden – und zwarin Köln, direkt vor den Türen des Doms.

Standards durchsetzen

Mit Leder saßen drei Generationen von Filmema-chern auf dem Podium sowie Matthias Kremin,Bereichsleiter für Kultur und Wissenschaft im WDR.Kremin wies Kritik zurück, dass der WDR zunehmendauf eine Formatierung des Dokumentarfilmsdrängen würde. Es gäbe aber den Versuch,bestimmte Standards - was etwa die Schauwerteanbelangt - durchzusetzen. Christoph Hübner, einerder drei Dokumentarfilmern auf dem Podium,beklagte dagegen eine Verengung der reichen forma-len Möglichkeiten des Genres durch eine zu starkeFixierung auf die Inhalte und eine Orientierung anUS-amerikanischen Drehbuchschulen und derenDramaturgie-Vorgaben.

Teilnehmer des ersten Dokutags NRW einig. Als»Seismograph« gesellschaftlicher Veränderungenbezeichnete ihn Erik Winker vom Filmbüro NW inseiner Begrüßung. Ihm kommt also eine besondereBedeutung zu in einer Zeit großer Umwälzungen –von der Flüchtlings- über die Eurokrise bis hin zurdigitalen Revolution. Petra Müller, Geschäftsführerinder Film- und Medienstiftung, wies in ihren einleiten-den Worten darauf hin, dass der Dokumentarfilmeine reiche Tradition im Bundesland hat. Die Filmstif-tung hat dazu maßgeblich beigetragen: Insgesamtetwa 500 nichtfiktionale Filme wurden von ihr in 25Jahren mit ca. 52 Millionen Euro gefördert.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Genresstanden im Mittelpunkt der drei Diskussionsrundender Veranstaltung. Professor Dietrich Leder von derKunsthochschule für Medien lieferte zu Beginn desersten Panels mit dem Titel »30 Jahre Dokumentar-film NRW« einen kurzen Abriss zur Geschichte desnichtfiktionalen Filmemachens im Bundesland. Er

NRW-Dokutag»Iraqi Odyssey«, Foto: NFP

»Somos Kuba«, Foto: Verleih

»Der Perlmuttknopf«, Foto: Real Fiction

»Der Kuaför aus der Keupstrasse«, Foto: Real Fiction

»Family Business«, Foto: Real Fiction

»Herr von Bohlen«, Foto:Edition Salzgeber

»Francofonia«, Foto: Piffl Medien

»Die Böhms«, Foto: Real Fiction

»Kongo Tribunal«, Foto: Real Fiction

NRW-Dokutag

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 27

Gründung 1990 der Dokumentarfilm gehört. Auchan der Internationalen Filmschule Köln kann manDokumentarfilm studieren. Unter den Produktio-nen, die mit Hilfe der Förderung für Abschlussfil-men der Film- und Medienstiftung entstehen, istdie Mehrzahl dokumentarisch.

In der Summe geht es dem Dokumentarfilm inNordrhein-Westfalen nicht schlecht. Doch er wirdsich neue Wege der Öffentlichkeit suchen müssen,wenn das Fernsehen an Bedeutung verliert unddas öffentlich-rechtliche System weiter am Geldfür Produktionen sparen muss. Doch an Neuerfin-dungen ist der Dokumentarfilm nicht arm. Er wirdauch schwierige Zeiten überstehen – als ein Seis-mograph gesellschaftlicher Veränderungen, alsvisuelles Archiv, als eine starke Ausdrucksform undals eine besonders realistische Erzählform.

Dietrich Leder ist Professor für Fernsehkultur ander Kunsthochschule für Medien Köln.

»Dokumentarfilmbleibt dieKönigsdisziplin«

Wie kam es zu der Idee,einen Dokutag NRW zuveranstalten?Es ist auffällig, wie starksich die Dokumentarfilm-szene in den letzten Jahrenin NRW entwickelt hat.Viele Filme laufen auf dengroßen Festivals undbekommen Preise. Zusam-

men mit der Film- und Medienstiftung hattedas Filmbüro NW die Idee, das zu würdigen.Wir wollten schauen, wo das herkommt.

Welche Rolle spielt das Filmbüro NW in derEntwicklung?Von unseren über 220 Mitgliedern sindmindestens ein Drittel Dokumentarfilmschaf-fende, weswegen wir uns seit vielen Jahrenmit Themen rund um den Dokumentarfilmauseinandersetzen. Die Dokumentarfilmini -tiative im Filmbüro veranstaltet bereitseinmal im Jahr ein Symposium. Außerdemverzeichnen wir in den letzten Jahrenvermehrt Aufnahmeanträge von Nachwuchs-Filmemachern, die hauptsächlich nichtfiktio-nal arbeiten.

Wie kommt es zu dem Boom in NRW?Auffällig ist, dass viele Hochschulabgänger -vor allem von der Kunsthochschule für Medien - dokumentarisch arbeiten. Die Film- und Medienstiftung unterstützt dasglücklicherweise sehr tatkräftig. Unteranderem haben wir gemeinsam eine neueAbschlussfilmförderung ins Leben gerufen,die viele dokumentarische Projekte in denletzten zwei Jahren gefördert hat. Auch wenndie Finanzierung nach wie vor allem für langeKinofilme schwierig ist.

Auffallend ist, dass viele Dokumentarfilmeraus NRW ihre Themen auf der ganzen Weltfinden.Das ist ein Trend. An der KHM liegt es natür-lich auch daran, dass es eine Kooperation mitder Filmhochschule in Havanna gibt. Außer-dem kommen die Studierenden ja auch ausder ganzen Welt an die Hochschulen. Zudemgibt es sicherlich einen Trend, nicht mehr sostark in der eigenen Nachbarschaft zu gucken.Das finde ich persönlich schade. Ich freuemich über Filme wie »Kölnberg«. Sicherlich istes reizvoll für Filmstudenten, im Ausland zuarbeiten. Dabei entstehen auch tolle Sachen.Aber sie vergessen dabei manchmal dieGeschichten vor der Haustür, die man vielleichtbesser erzählen kann, weil man auch Teil vonihnen ist.

Was bringt die Zukunft?Ich glaube, dass serielle Erzählformen wichti-ger werden, auch im Netz. Arte hat voreinigen Jahren mit reinen Webdokus angefan-gen, die nicht mehr linear erzählt werden. Es wird auch stärker Mischformen gebenzwischen dokumentarischem und fiktionalemErzählen. Ich bin aber ebenso überzeugt, dasses den langen, künstlerischen Dokumentar-film immer geben wird. Das ist und bleibt die Königsdisziplin, weil er eine Reflexions-tiefe erreicht, die kurze Geschichten im Netznicht haben.

Erik Winker gehört zum Vorstand des FilmbüroNW.

Dokumentafilm NRW

Filmgeschichte

30 JahreDokumentarfilmeNRWVon Dietrich Leder

Die Dokumentarfilmgeschichte in Nordrhein-Westfa-len ist älter als 30 Jahre. Sie ist sogar älter als dasBundesland selbst. Bereits am 20. April 1896 führtenOperateure der französischen Firma Lumiere in Kölndie ersten Dokumentarfilme vor. Noch gab es diesenBegriff nicht. Bei den kurzen, höchstens dreißigSekunden langen Filmstücken handelt es sich umAnsichten von Orten, Straßen und Plätzen, aufdenen sich Menschen bewegten. Sie wurden als»lebende Photographien« beworben. DasProgramm, das in Köln 50 Pfennig Eintritt kostete,ähnelte dem, das Ende 1895 in einem Pariser Cafégezeigt worden war und das lange als Beginn derFilmgeschichte bezeichnet wurde. Tatsächlich setztdie Geschichte des Kinos und des Films früher ein,aber die Brüder Lumiere hatten den einfachstenApparat gebaut, mit dem man nicht nur Filmbilderaufnehmen, sondern auch mittels einer Lichtquelleprojizieren und sogar auch kopieren konnte. WenigeTage später nahm ein Operateur der Lumieres dieerste dokumentarische Filmszene in Köln auf. Sie zeigtMenschen, die den Dom nach der Messe verlassen.

In den 1950er-Jahren gab es eine erste kulturelleFilmförderung, die mit Geldern finanziert wurde, dieman aus der Vergnügungssteuer abgeschöpft hatte.So wurde die Produktion von über 300 Filmenermöglicht, darunter viele Kulturfilme, die zwischenWochenschau und Spielfilm das Kinoprogrammergänzten. Ende der 1950er-Jahre entdeckten einigeMünchner Jungregisseure wie Alexander Kluge oderPeter Schamoni diese beim Kultusministerium inDüsseldorf angesiedelte Förderung. So entstandbeispielsweise ein Film wie »Brutalität in Stein«, indem Kluge und Schamoni die Nazibauwerke in Nürn-berg visuell destruierten. Mit dem letzten Mittelndieses Fördertopfs wurden 1965/66 die ersten Spiel-filme jenes Neuen Deutschen Films mitfinanziert,dessen Initialzündung 1962 mit einem Manifest aufden Oberhausener Kurzfilmtagen begann. Dieses1954 gestartete Festival zeigte die ersten beobach-tenden Dokumentarfilme des »direct cinema« ausden USA, was unmittelbar Folgen für die dokumenta-rische Praxis in Deutschland hatte.

Ende der 1960er-Jahren politisierte sich der Doku-mentarfilm in Deutschland. Unter den jungen Regis-seuren, die den politischen Protest der Studentenfilmischen begleiteten, gehörte der Kölner DietrichSchubert, der bis heute als Dokumentarist in derEifel arbeitet. Zur selben Zeit begann die junge Fern-sehansagerin Helma Sanders mit Dokumentarfilmenüber die Arbeitswelt und dokumentierte Claudia vonAlemann den Aufbruch der Frauenbewegung. IhreFilme wurden vom WDR finanziert, der gerade inseinem 1965 gestarteten Dritten Programm aufdokumentarische Filmformen setzte. In Düsseldorfhatte sich um die Kunstakademie ein Kreis vonjungen Filmemachern gebildet, die wie LutzMommartz ebenfalls dokumentarisch drehten.Weitere Keimzelle war in den 1970er-Jahren dasInstitut für Theaterwissenschaften, das sich demFilm und damit auch dem Dokumentarfilm geöffnethatte. Hier studierten Regisseurinnen und Regis-seure wie Erika Fehse, Corinna Belz, Fosco und Dona-tello Dubini, Axel Engstfeld, Michael Loeken. 1978gingen Gabrielle Voss und Chrstoph Hübner vonMünchen ins Ruhrgebiet, um in mehreren Filmen die

gehört, ermöglichen bis heute eine Vielzahl doku-mentarischer Produktionen auch und vor allem ausNordrhein-Westfalen. Beachtlich ist die künstleri-sche Bandbreite dieser Produktionen; sie reichenvon populären Erzählformen bis zu ästhetisch radika-len Filmen. Ebenso groß ist die Bandbreite der doku-mentarischen Methoden – von der reinen Beobach-tung bis zum bewussten Eingriff der Regisseurinnenund Regisseure in die zu dokumentierende Wirklich-keit. Während der Autorendokumentarfilm im Fern-sehen an Plätzen verloren hat, ist er im Kino dankeines Verleihs wie »Real Fiction« in Köln durchauspräsent. Die ästhetische wie inhaltliche Diskussionum den Dokumentarfilm findet nicht nur auf denFestivals statt, sondern wird örtlich durch Netzwerkewie La DOC, das Dokumentaristinnen in Köln gegrün-det haben, oder die im Filmbüro situierte Dokumen-arfilminitiative vorwärtsgetrieben. Viele der Gründe-rinnen von La Doc hatten an der Kunsthochschulefür Medien Köln studiert, zu deren Fächern seit

Geschichte einer Zeche und ihrer Siedlung zu erkun-den. Sie leben und arbeiten bis heute in Witten..

Die Duisburger Filmwoche begreift sich seit demzweiten Gründungsjahr 1978 als Forum Jahr auf denDokumentarfilm. Aus seinen Diskussionsrunden grün-dete sich 1980 die Arbeitsgemeinschaft Dokumentar-film, die jetzt unter dem Kürzel AG Dok den größtenInteressenverband in Deutschland stellt. In Duisburgwie im benachbarten Oberhausen wurde am Randeder Filmvorführungen die Gespräche geführt, die 1980zur Gründung des Filmbüros Nordrhein-Westfalenführte, in dem sich die Filmemacher – unter ihnenviele Dokumentaristen – des Landes zusammenschlos-sen, das dann die neu etablierte kulturelle Förderungdes Landes in Eigenregie übernahm.

Diese Förderung ist seit einer Reihe von Jahren in die1991 gegründete Film- und Medienstiftung über-führt worden. Deren Fördereinrichtungen, zu derauch das verdienstvolle Gerd Ruge-Stipendium

A N Z E I G E

Erik Winker, Foto: Hupe Film

»Der Kuaför aus der Keupstraße«, Foto: Real Fiction

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 29

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StarkesDrehjahr 2015 An rund 1.000 Drehtagen war NRW 2015 Schauplatz für dieDreharbeiten zu zahlreichen Kino- und TV-Produktionen.

Hans Steinbichler (»Landauer – Der Präsident«) inszeniertemit »Das Tagebuch der Anne Frank« den ersten deutschenKinofilm über die weltberühmten Aufzeichnungen der AnneFrank. In den Kölner MMC-Studios wurde detailgetreu dasVersteck der Familie in der Amsterdamer Prinsengracht 263nachgebaut (siehe auch Bericht S. 10/11).

Die norwegische Regisseurin Vibeke Idsøe drehte u.a. in Köln»Das Löwenmädchen« nach dem Roman von Erik FosnesHansen. Hier spielen u.a. Rolf Lassgård, Ken Duken, BurghartKlaußner und Connie Nielsen. Bei der Produktion beein-druckte die aufwändige Maskenarbeit, die teilweise überden ganzen Körper der Schauspieler reichte.

Über 100 Meter lang war der Nachbau des Tunnelabschnitts,der in Köln für die Aufnahmen zum TV-Film »Gotthard«errichtet wurde. So konnten die technischen Schwierigkei-ten, die die Entstehung des damals weltgrößten Bauwerkesprägten, nahezu originalgetreu nachempfunden werden, obWassereinbrüche, Explosionen oder Steinschlag. Ausführli-che Infos zu »Gotthard« auf Seite 30/31.

RTL Television und Rat Pack Filmproduktion bringen inKooperation mit Beta Film die Geschichten zu »Karl MaysWinnetou« als Event-Dreiteiler ins TV. Die Dreharbeitenunter der Regie von Philipp Stölzl (»Der Medicus«) begannenim August 2015 in Kroatien und wurden im Herbst in denKölner MMC-Studios fortgesetzt. Die Hauptrollen spielen NikXhelilaj (Winnetou) und Wotan Wilke Möhring (Old Shatter-hand). RTL plant die Ausstrahlung für 2016.

Der TV-Film »Die Turnschuhgiganten« (Regie: OliverDommenget) erzählt von der Geschichte der Brüder Adi undRudi Dassler. Imposant waren der Nachbau der Schuhfabrik,das aufwendige Setdesign und die Kostüme, die den jeweili-gen Zeitgeist dokumentieren. In den Hauptrollen spielen KenDuken, Torben Liebrecht, Picco von Groote und Nadja Becker(Produktion: Zeitsprung Pictures / RTL).

Christian Schwochow verfilmte mit »Paula« die faszinie-rende Geschichte der hochbegabten Künstlerin und radikalmodernen Frau Paula Modersohn-Becker zu Beginn des 20.Jahrhunderts. In den Hauptrollen der internationalen Kopro-duktion (u.a. Pandora Film) sind u.a. Carla Juri, AlbrechtSchuch, Roxane Duran und Joel Basman zu sehen.

Eine Renaissance als Schauplatz für Dreharbeiten erlebte2015 das Ruhrgebiet. An Originalschauplätzen in Dortmund,Bochum, Marl und Bottrop sowie in den MMC Studios Kölndrehte Adolf Winkelmann seinen neuen Kinofilm »JungesLicht«, der über Unschuld, Sex und Gewalt im Ruhrgebietder 1960er Jahre erzählt. In den Hauptrollen spielen CharlyHübner, Lina Beckmann, Peter Lohmeyer, Nina Petri undJungdarsteller Oscar Brose (Produktion: FFP New Media undWinkelmann Filmproduktion).

Komplett in NRW und besonders im Ruhrgebiet wurde »RadioHeimat« in der Regie von Matthias Kutschmann gedreht. DieHommage an das Revier lehnt sich an die Bücher des AutorsFrank Goosen an. Der Film begleitet die vier Freunde im Pott,in der Pubertät und in den 80er Jahren auf ihrer Suche nachder ersten großen Liebe und dem ersten Sex. »Radio Heimat«ist eine Produktion der Westside Filmproduktion.

Martina Gedeck und Ulrich Tukur spielen die Hauptrollen in»Gleißendes Glück« von Sven Taddicken. Der Film erzählt diedramatische Liebesgeschichte von Helen Brindel, die sich inden fremden, auf Lebensfragen spezialisierten Psychologie-professor Edward E. Gluck verliebt. Produziert wurde derFilm von Frisbeefilms.

Drehjahr NRW

»Das Tagebuch der Anne Frank«, Foto: Zeitsprung Pictures, AVE & Universal Pictures

»Das Löwen mädchen«, Foto: Gifted Films West

»Karl Mays Winnet ou«, Foto: Rat Pack Film

»Die Zielfahnder«, Foto: Wiedemann & Berg

»Vampirschwestern 3«, Foto: Sony Pictures

»Die Turnschuhgiganten«, Foto: Zeitsprung

»Jeder stirbt für sich allein«, Foto: X Verleih

»Pettersson und Findus II«, Foto: Tradewind Pictures

»Kundschafter des Friedens«, Foto: Majestic

»Pettersson und Findus II«, Foto: Tradewind Pictures

»Radio Heimat«, Foto: Westside Filmproduktion

»Aufbruch«, Foto: Tag/Traum

»Junges Licht«, Foto: FFP New Media

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 31

Revoluzzer, wie er im Gespräch sagt, einen deraufbegehrt gegen die Sklavenarbeit, zu der Favreseine Arbeiter zwang – weil er alle Mitbewerberunterboten hatte, geizte der Ingenieur bei denLöhnen. Maxim Mehmets Max wiederum ist einDeutscher aus Schwaben – »zukunftsgläubig undangepasst«, wie der Schauspieler sagt. Für ihn ist

ein TV-Event von solchen Ausmaßen nur in Koopera-tion zu bewältigen sei – dazu gehörten auch Zodiacund MMC. So kann man sich nur den Wortenanschließen, die nach allen Mühen ausgerufenwurden, als sich 1880 die beiden Röhren endlichberührten: »Es lebe der Gotthard!« Frank Olbert

der Tunnel bereits ein Tor ins neue Jahrhundert.Warum aber wird der mythenumwobene Alpentun-nel ausgerechnet in NRW nachgebaut, wo so garnichts an Berge und gigantische Natur erinnert? Dashat mit den guten Beziehungen der Filmstiftung zuden Schweizer Förderern zu tun, wie Christina Bent-lage, Leiterin »Förderung« erläutert. Sie betont, dass

Die Alpen liegen nördlich von Köln,und einer der größten Tunnel desBergmassivs steht in einerLagerhalle. Unmöglich? Nicht, wennes um die Dreharbeiten für das TV-Drama »Gotthard« geht.

Der Szenerie haftet etwas Surreales an. Das Logistik-zentrum in der Max-Planck-Straße 1-8 in Pulheim imKölner Norden ist eine jener riesigen, aber komplettgesichtslosen Hallen, an die Lkw andocken können,um zwischengelagerte Waren für Supermärkte einzu-laden. Lange hat Basti Griese von den Kölner MMC-Studios nach einer solchen Fertigteil-Kathedralegesucht, denn in einem normalen Studio wäre nichtunterzubringen gewesen, was der Schweizer Regis-seur Urs Egger als Kulisse für seinen neuen Filmbraucht: Nichts Geringeres als den Nachbau einesTeils des ursprünglichen Gotthard-Tunnels, der inden 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhundertszwischen Göschenen im Kanton Uri und Airolo imTessin gegraben wurde.

Auf der Fahrt zur Arbeit bei MMC fiel dem Pulhei-mer Griese schließlich das Logistikzentrum auf, dasseit Ende des vergangenen Jahres für einige Monateleer stand, bevor es demnächst wieder von einemMöbelhaus genutzt wird. So wurde die Halle zurHeimat für einen Tunnel, der mit seinen Holzstreben,den rohen Felsen und klapprigen Schienen in derMitte mehr wie ein ziemlich verwegener Bergwerks-schacht wirkt.

»Gotthard«, der Film, reicht zwar nicht ganz an dieDimensionen der Großbaustelle heran, die Gösche-nen und Airolo Ende des 19. Jahrhunderts vonverschlafenen Alpendörfern in einen Schmelztiegelfür Arbeiter aus ganz Mittel- und Südeuropa verwan-

als 177 Tote waren am Ende zu beklagen: Die Arbei-ter wurden von Steinen erschlagen, von Lokomoti-ven zerquetscht, oder sie ertranken; vor allem aberrafften Seuchen, verursacht von den katastrophalenhygienischen Verhältnissen, die Bergleute dahin.

Verwerfungen des Frühkapitalismus

Einhundert Jahre lang war die Gotthard-Röhre mitihren 15 Kilometern der längste Eisenbahntunnel derWelt. Ein »unglaubliches Projekt« nennt Urs Eggerdas Wagnis seiner Erbauung. 60 Drehtage hat derSchweizer Regisseur und Grimme-Preisträger (»DerFall Bruckner«) hinter sich gebracht; sein Ensembleumfasste nicht nur bekannte Schauspieler wie Król,Cornelius Obonya und Miriam Stein, sondern auchjede Menge Statisten; und dann eben der Tunnel inPulheim – »auch so ein Projekt, das alle Dimensio-nen des Normalen sprengt«, wie Basti Griesesagt.Wie der echte Tunnel eben: Die Dumpinglöhne,die der Bauunternehmer und Ingenieur Louis Favreseinen Arbeitern zahlte, führten zu einer Reform desSchweizers Sozialwesens. Es kam vor allem auf italie-nischer Seite zu Streiks und Aufständen, und sogardas Militär griff ein und schoss auf die aufgebrachtenBergleute. Der Gotthard-Tunnel ist auch ein Symbolfür die gesellschaftlichen Verwerfungen des Früh -kapitalismus.

Knut Loewe knipst die Taschenlampe seines Telefonsan. Ganz vorne im 100 Meter langen Nachbau desGotthard-Eisenbahntunnels, in der sogenanntenTunnelbrust, ist es finster und eng. Loewe ist Szenen-bildner; gemeinsam mit den Kulissenbauern derKölner MMC Studios hat er das Set gestaltet. Loewedeutet auf Klappen, die in der Tunneldecke verborgenliegen. Wenn sie sich öffnen, simulieren die Effekt-meister Wassereinbrüche, die den Mineuren derrealen Bauarbeiten ein ums andere Mal das Lebenschwermachten. In Pulheim stehen zu diesem Zweckgroße Tanks bereit. »Ruhe! Wir drehen!«, ruft derRegieassistent, und augenblicklich verstummt dasGemurmel am Set, während sich im Tunnel Kamera-mann, Tontechniker, Beleuchter und Schauspielerdrängen.

Pasquale Aleardi spielt den italienischen MineurTommaso, Maxim Mehmet seinen schwäbischenWidersacher Max - beide tragen sie Filzhüte, in derengen Röhre wird Gestein auf die Lore verladen. Das wird irgendwann ein Pferd erschlagen - dieAttrappe des Kadavers liegt am Eingang bereit, mithalb abgetrenntem Kopf und blutig zerschundenenBeinen. Aleardi hält seinen Tommaso für einen

delte. Doch ein Großprojekt ist auch er, eine Kopro-duktion, an der das Schweizer Radio und Fernsehen,die MMC-Tochter Zodiac Pictures, das Mainzer ZDFund das Österreichische Fernsehen beteiligt sind.Förderung kommt von der Filmstiftung NRW, derSchweizer Medienstiftung in Zürich und der MFGFilmförderung Baden-Württemberg. Schauspielerwie Joachim Król, Roeland Wiesnekker, PasqualeAleardi und Max Simonischek haben ihre Wurzeln inDeutschland, Österreich, Italien und der Schweiz.

Wie einst der Bau des Tunnels selbst ist auch UrsEggers Zweiteiler eine Gemeinschaftsanstrengung,mit einem der größten Sets, die je in Nordrhein-Westfalen gebaut wurden. Der geplante Ausstrah-lungstermin des Films liegt in der zweiten Jahres-hälfte. Dann soll auch der reale neue Gotthard-Basis-tunnel fertig gestellt sein, mit 57 Kilometern einerder längsten Eisenbahntunnel der Welt.

Menschliche Dramen

Lauter Superlative also, wobei es für Urs Eggerdarauf ankommt, »die Vielschichtigkeit derGeschichte« herauszuarbeiten – eine Herausforde-rung. Denn die sich aufeinander zubewegendenRöhren zwischen Göschenen und Airolo Ende des 19.Jahrhunderts sind nicht nur als eine der gigantischs-ten Großbaustellen der Neuzeit in die Geschichteeingegangen. Sie bildeten auch einen Schauplatz desLeidens und menschlicher Dramen auf Leben undTod. Spitzhacke, Schaufel, Bohrer, aus ihnen setztesich in der Hauptsache das Werkzeug der Bergleutezusammen, der sogenannten Mineure, die sich proTag mitunter nur 60 Zentimeter voranbewegten. FürSprengungen wurde zunächst Schwarzpulvergenutzt, später Dynamit.

Bestialischer Gestank lag in der Luft, nicht nur vonden Exkrementen der Pferde, die anfangs die Lorenzogen, sondern auch von der Notdurft der Arbeiter,denen keine Toiletten zur Verfügung standen. Mehr

Dreharbeiten in Köln an einem der größten Sets in Deutschland

GotthardTunnel-Blick: Über 100 Meter lang war das Set für den Dreh von »Gotthard« in Pulheim bei Köln, Foto: MMC Studios

Pasquale Aleardi, Maxim Mehmet, Joachim Król und Cornelius Obonya am Set von »Gotthard«, Foto: MMC Studios

Setbericht

Mörderische KollegenEnde November endeten die Dreharbeiten für»Mörderische Kollegen« in Köln. Die Mitarbeitereines Logistikunternehmens würden ihrem Chef amliebsten an den Kragen gehen, als sie hören, dasseinem von ihnen gekündigt werden soll. Und danngeschieht ein Unglück. Fritzi Haberlandt, Petra Klei-nert, Götz Schubert, Julia Hartmann, Lucas Prisorund andere spielen in dem ZDF-Krimi »MörderischeKollegen«. Das Buch schrieb Stefan Rogall, Regieführt Markus Sehr. Elke Ried und Thorsten Flassnö-cker von Zieglerfilm Köln produzieren den Krimi. DieRedaktion im ZDF hat Martin R. Neumann. EinSendetermin steht noch nicht fest.

> Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 27272612,[email protected]

Wellness für PaareNach nur 48 Stunden war das neue Filmprojekt vonJan Georg Schütte abgedreht: 20 Kamerafrauen und -männer filmten im Schloss Gartrop am Niederrhein,wie sich das hochkarätige Ensemble mit MagdalenaBoczarska, Sebastian Blomberg, Martin Brambach,Anke Engelke, Bjarne Mädel, Anneke Kim Sarnau,Gabriela Maria Schmeide, Katharina Marie Schubert,Devid Striesow und Michael Wittenborn auf einungewöhnliches Filmprojekt einließen: Ohne ausge-arbeitetes Drehbuch, lediglich auf Basis von Figurpro-filen, spielten sie fünf Paare, die an einem Wellness-Wochenende neben den üblichen Anwendungenauch das neueste Angebot des Hotels ausprobieren –eine Paar-Therapie. Keiner von ihnen wusste, wohindie Reise geht. Welche Themen ihre Filmpartner undTherapeuten in den Sitzungen zur Sprache bringenund wie diese auf das Geschehen reagieren würden.Wie die frisch Therapierten und mit Aufgaben verse-henen Paare das romantische Candle-Light-Dinnermeistern würden.

»Wellness für Paare« ist eine Produktion der RivaFilmproduktion im Auftrag des Westdeutschen Rund-funks (Redakteurin Lucia Keuter) für Das Erste.Produzent ist Michael Eckelt. Der Sendetermin ist für2016 im Ersten geplant.

> Riva Filmproduktion, Tel. (040) 3906256,[email protected]

Das Maß aller DingeRegisseurin Julia Keller drehte in Köln und Umge-bung bis Dezember ihren Debüt-Spielfilm »Das Maßaller Dinge«. Die Hauptrollen in dem Drama spielenGodehard Giese und Loretta Pflaum: Walter trautseinen Ohren nicht, als ihm von einem Tag auf denanderen gekündigt wird. Er, der sich in der Marke-tingabteilung eines großen Kosmetikherstellers dochfür unabkömmlich hält. Er, der die Arbeit förmlichaufsaugt. Die Kündigung trifft Walter wie ein Schlag.Ohne Beschäftigung fehlt ihm plötzlich der Sinn inseinem Leben. Täglich schrumpft sein Selbstwertge-fühl, wächst die Verzweiflung und wird die Kluftzwischen ihm und seiner Frau Nicola größer. Bis dieSituation eines Abends eskaliert.

»Das Maß aller Dinge« ist eine Produktion derHeimatfilm in Koproduktion mit dem WDR, Produ-zentin ist Bettina Brokemper. Das Drehbuch schrie-ben Julia Keller und Janis Mazuch, die Kamera führteJanis Mazuch.

> Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990,[email protected]

32 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016

Aktuelle Dreharbeiten

SOKO Köln 15. StaffelDas Team der ZDF-Krimiserie »SOKO Köln« dreht seitdem 18. Januar in der Domstadt die 15. Staffel derVorabendserie. Für die 24 neuen Folgen und einen90-Minüter stehen zwei neue Schauspielerinnen vorder Kamera: Diana Staehly übernimmt als AnnaMaiwald den Chefsessel; Tatjana Kästel spielt dieJungkommissarin Lilly Funke, die ihren Platz in derSOKO noch finden muss. Dabei gerät sie schon malmit ihren Kollegen Matti Wagner (Pierre Besson),Jonas Fischer (Lukas Piloty) und Vanessa Haas(Kerstin Landsmann) aneinander. Um die Verbrechenin Köln aufklären zu können, raufen sich aber alle zueinem Team zusammen.

> Network Movie Film- und Fernsehproduktion,Tel. (0221) 948880, [email protected]

Die Zeit heilt keineWundenZusätzlich zur neuen Staffel SOKO Köln entsteht imFebruar und März komplett in NRW auch ein eigen-ständiger »90-Minüter« mit dem Titel »Die Zeit heiltkeine Wunden«. Das Buch stammt von HubertEckert, Regie hat Michael Schneider, Produzent istWolfgang Cimera für Network Movie. Wolfgang Wittund Peter Jännert sind Redakteure für das ZDF. VorThomas von Kreislers Kamera spielen Diana Staehly,Pierre Besson, Tatjana Kästel, Lukas Piloty undKerstin Landsmann in Köln und Umgebung.

> Network Movie Film- und Fernsehproduktion,Tel. (0221) 948880, [email protected]

High LifeIn Planung bei Pandora ist der Science Fiction »HighLife« von Claire Denis mit »Twilight«-Star RobertPattinson in der Hauptrolle. Das Science-Fiction-Drama dreht sich um einen Häftling, der an einergefährlichen Weltraummission teilnimmt, um seinerTodesstrafe zu entgehen. Claudia Steffen und Chris-toph Friedel von Pandora produzieren den Film zusam-men mit Alcatraz Films (FR) und Apocalypse FilmCompany (UK) für ZDF/Arte. Die Kamera führt AgnèsGodard, als Castingagentur ist Des Hamilton engagiert.Den Verleih übernimmt Wild Bunch Germany.

> Pandora Film, Tel. (0221) 973320,[email protected]

In my roomArmin ist ein Freiberufler in den Vierzigern, mit vielZeit und wenig Geld. Er ist nicht wirklich glücklich,kann sich aber kein anderes Leben vorstellen. EinesMorgens sieht die Welt aus wie immer, aber dieMenschheit ist verschwunden. Ulrich Köhler verfilmtmit »In my room« für die Pandora Film Produktionund Echo Film (Italien) sein eigenes Drehbuch. DasDrama wird von März bis November in Begatal(NRW), Berlin und Bozen (Südtirol) realisiert, derNRW-Dreh findet von Juli bis September statt. Haupt-darsteller wird Hans Löw sein. Als Castingagentur istUlrike Müller dabei. Die Produzenten sind ChristophFriedel, Claudia Steffen und Katrin Schlösser. DieRedaktion ist in Händen von Andrea Hanke (WDR)und Birgit Kämper (Arte). Den Verleih wird PandoraFilm übernehmen.

> Pandora Film, Tel. (0221) 973320,[email protected]

Der LehrerBis in den Januar produzierte Sony Pictures FFP in Kölnund Umgebung die Primetime-Comedy-Serie »DerLehrer« für RTL (Redakteurin: Sylke Poensgen): StefanVollmer ist »Der Lehrer« an der Georg SchwerthoffGesamtschule. Hier kümmert er sich nicht nur ummitreißenden Unterricht, sondern auch um die Notla-gen seiner Schüler - lässig, überraschend und immerauf Augenhöhe mit den Kids. Ob Jugendkriminalität,Essstörung oder Obdachlosigkeit - die Probleme seinerSchüler stellen Stefan Vollmer immer wieder vorgroße Herausforderungen. Unter der Regie von PeterGersina, Peter Stauch, Sebastian Sorger und AlexanderSascha Thiel spielten Hendrik Duryn, Jessica Ginkel,Rainer Piwek und Ulrich Gebauer vor den Kamerasvon Thomas Schinz, Felix Poplawsky und Tom Holzhau-ser an insgesamt 104 Drehtagen komplett in NRW. DasCasting übernahmen Outcast, Clemens Erbach undAntje Wetenkamp.

> Sony Pictures FFP, Tel. (0221) 933800,[email protected]

Der rheinische CowboyDie Dreharbeiten für die Miniserie »Der rheinischeCowboy« endeten Mitte Dezember. Unter der Regievon Lars Jessen entstand die sechsteilige Serie mitPeter Jordan in der Hauptrolle über den »letzten«Staubsaugervertreter in NRW und seine bisweilenmerkwürdige Kundschaft. Das Konzept zur Serie hatLars Albaum entwickelt, der gemeinsam mit SonjaSchönemann und Markus Barth auch die Drehbü-cher geschrieben hat. Vor der Kamera von KristianLeschner stehen bei allen sechs Folgen Peter Jordan,Stefan Schad, Emma Drogunova, Jan Georg Schütte,Marc Zwinz, Swetlana Schönfeld und MatthiasWeidenhöfer. »Der rheinische Cowboy« ist eineProduktion der Molina Film im Auftrag des WDRFernsehens. Produzentin ist Jutta Müller, die WDR-Redaktion hat Sophie Seitz. Gedreht werden sechsFolgen à 30 Minuten rund um Köln. Voraussichtli-cher Sendetermin ist 2016 im WDR Fernsehen.

> Molina Film, Tel. (0221) 942150,[email protected]

HeldtIm Januar endeten nach 135 Drehtagen komplett inNRW (Köln, Bochum und Umgebung) die Aufnah-men für die Vorabend-Krimi-Serie »Heldt«. Mittel-punkt und Namensgeber der Serie ist Nikolas Heldt,Kommissar bei der Bochumer Kriminalpolizei. Mitgroßer Leidenschaft und vollem Einsatz setzt sichHeldt für die Aufklärung seiner Fälle ein, denn seinAntriebsmotor ist Gerechtigkeit. Dabei hat Heldtimmer einen ganz persönlichen Bezug zu denMenschen, denen er zur Seite steht. Heldts unkon-ventionelle Methoden und sein guter Instinkt für dieWahrheit hinter den Geschichten machen ihn zueinem wirklich ungewöhnlichen Ermittler.

Sony Pictures FFP (Produzent: Astrid Quentell)produzieren »Heldt« für das ZDF (Redakteurin: BeritTeschner), die Regie hatten Stefan Bühling, HeinzDietz, Hartwig van der Neut und Ulrike Hamacher.Darsteller sind Kai Schumann, Janine Kunze, TimoDierkes, Felix Vörtler, Yunus Cumartpay, AngelikaBartsch und Steffen Will. Die Kamera führtenMichael Clayton, Till Müller, Daniel Bussmann undTom Holzhauser, als Castingagentur war supreme-Cast, Bärbel Bodeux, im Einsatz.

> Sony Pictures FFP, Tel. (0221) 933800,[email protected]

Tatort KölnTatort DortmundVom 17. Februar bis zum 18. März realisiert dieBavaria Fernsehproduktion, Niederlassung Köln, denneuen Tatort Köln »Durchgedreht«. An 23 Drehtagenin Köln und Umgebung stehen Klaus J. Behrendt undDietmar Bär wieder vor der Kamera von Gunnar Fuß.Regisseurin Dagmar Seume setzt das Buch vonNorbert Ehry um. Redakteur für den WestdeutschenRundfunk ist Götz Bolten.

Gleichzeitig entsteht ebenfalls vom 16. Februar biszum 16. März an 22 Drehtagen in Dortmund, Kölnund Umgebung der Dortmund-Tatort »Zahltag«. DasBuch von Jürgen Werner inszeniert Thomas Jauchmit Kameramann Rodja Kükenthal und Jörg Hart-mann, Anna Schudt, Aylin Tezel und Stefan Konarskein den Hauptrollen. Frank Tönsmann ist Redakteurfür den WDR. Als Produzentin fungiert bei beidenTatorten Sonja Goslicki, als Castingagentur ist GittaUhlig Casting im Einsatz.

> Bavaria Fernsehproduktion, Niederlassung Köln,Tel. (0221) 95140461,[email protected]

Happy BurnoutEin Alt-Punk Fussel wird zum Burnout-Patienten, umseinen Anspruch auf Hartz IV nicht zu verlieren. Beider zwangsverordneten Therapie trifft der liebens-werte Chaot auf einen Haufen wahrhaft durchge-brannter Menschen. Den Kinofilm »Happy Burnout«wird Regisseur André Erkau vom Mai bis Juni diesesJahres an 19 von 34 Drehtagen in NRW realisieren.Als Darsteller sind Wotan Wilke Möhring, AnkeEngelke und Julia Koschitz dabei. Michael Eckeltproduziert für die Riva Filmproduktion. NFP über-nimmt den Verleih.

> Riva Filmproduktion, Tel. (040) 3906256,[email protected]

Ritter Rost 2Nach »Ritter Rost – Eisenhart und voll verbeult«steuern Rösti, Drache Koks und Burgfräulein Bö volleFahrt auf ihr neues Kino-Abenteuer zu. Noch bis inden Oktober entsteht die Kinderfilm-Animation auchin NRW nach einem Buch von Mark Slater undGabriele M. Walther unter der Regie von ThomasBodenstein und Nina Wels. Produktionsfirma ist Cali-gari Entertainment Köln in Koproduktion mit CaligariFilm- und Fernsehproduktion München (Produzen-ten: Marcus Hamann, Gabriele M. Walther) für dasZDF (Redakteure: Dr. Irene Wellershoff, Jörg von denSteinen). Den Verleih übernimmt Universum Film.

> Caligari Film- und Fernsehproduktion, Tel. (089)5480950, [email protected]

Zwischen den JahrenDer ehemalige Gewaltverbrecher Becker wird nachseiner Haftstrafe von dem Mann verfolgt, dessenFrau und Tochter er vor Jahren umgebracht hat. LarsHenning dreht nach eigenem Buch »Zwischen denJahren« ab dem dritten Februar mit Peter Kurth inder Hauptrolle für die Radical Movies Production. Inweiteren Rollen sind Josef Hader und Catrin Strie-beck zu sehen. Produzent der Co-Produktion mitWDR und Arte ist Michael Gebhart. Der Dreh soll imMärz beendet sein. Den Verleih wird Déjà-vu Filmübernehmen.

> Radical Movies Production, Tel. (0221)88884610, [email protected]

www.mollymonster-derkinofilm.de

WILD BUNCH PRÄSENTIERT TED SIEGERS MOLLY MONSTER – DER KINOFILM EINE PRODUKTION VON ALEXANDRA SCHATZ FILMPRODUKTION, TRICKSTUDIO LUTTER-BECK, LITTLE MONSTER, PEACOCK FILM, SLUGGERFILM IN KO-PRODUKTION MIT SRF SCHWEIZER RADIO UND FERNSEHEN, SRG SSR, SENATOR FILM PRODUKTION, DEUTSCHFILM,TELECLUB NACH EINER IDEE VON TED SIEGER, JOHN CHAMBERS DREHBUCH JOHN CHAMBERS MUSIK ANNETTE FOCKS LIEDER TED SIEGER LEITENDE PRODUZENTEN ALEXANDRA SCHATZ, JOSEF BURRI PRODUZENTEN MICHAEL EKBLAD, RICHARD LUTTERBECK, ELENA PEDRAZZOLI, TANIA REICHERT-FACILIDES, TED SIEGER HERSTELLUNGSLEITUNG DIETER REINHOLD PRODUKTIONSLEITUNG MARC WEHE ASSISTENZREGIE JODER VON ROTZ, WOLFRAM SPÄTH REGIE MICHAEL EKBLAD, MATTHIAS BRUHN, TED SIEGER

PRODUZIERT MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS, FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW, NORDMEDIA FILM- UND MEDIENGESELLSCHAFT NIEDERSACHSEN / BREMEN, DIE BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN, KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM, EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT DES INNERN EDI – BUNDESAMT FÜR KULTUR, BAK, SWISSLOS – KULTURFÖRDERUNG KANTON BERN, ZÜRCHER FILMSTIFTUNG, SUISSIMAGE, SRG – SSR SUCCÈS PASSAGE ANTENNE, SVENSKA FILMINSTITUTET, EURIMAGES, MEDIA PROGRAMME OF THE EUROPEAN UNION

A N Z E I G E

Hintergrund

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 35

»Man muss den Mut fassen, sich zu beteiligen«

Frank Henschke und AnjaUhland haben »Mustang«koproduziert

Ist es nicht ungewöhnlich, füreinen französischen Film, derauf Türkisch in der Türkeigedreht wurde, deutscheFördermittel zu erhalten?Frank Henschke: Das Dreh-buch war einfach sehr gut, dashaben alle Entscheidungsträ-ger sofort gesagt. Dieser Faktorhat alle überzeugt. Trotzdemwar die schnelle Zusage derFilmförderungsanstalt und derFilm- und Medienstiftung NRWmeiner Meinung nach einemutige Entscheidung.

Anja Uhland: Es ist schon schwieriger, diese Artvon Filmen hierzulande zu finan zieren. Aber es gibtdurchaus verlässliche Partner und eine Traditionder Koproduktion in NRW. Auf Fördererseite gibt esviele engagierte Leute. Koproduktionen bleiben imAllgemeinen spannend; alle Partner unter einenHut zu bringen, ist nicht immer einfach.

Warren Ellis von Nick Cave & The Bad Seedshat den Soundtrack komponiert. Wie war dasangesichts des eher überschaubaren Budgetsüberhaupt möglich?FH: Ellis lebt genau wie Deniz Ergüven in Paris. Siehatte ihn schon immer im Kopf für die Musik in»Mustang«. Er hatte auf ihre Anfragen zunächstauch mehrfach abgesagt, weil er auf Tournee warund dann das neue »Bad Seeds«-Albumeinspielte. Aber Ergüven blieb beharrlich und gabEllis zu verstehen, dass für sie eigentlich gar keinanderer Soundtrack als einer von ihm in Fragekäme. Das hat Ellis dann überzeugt, und weil eres dann auch wirklich machen wollte, war dasGanze auch finanziell realisierbar.

Von den Animositäten zwischen Düsseldorfernund Kölnern scheint Ihre Produzenten-Allianznicht betroffen zu sein…AU: Nein, bei uns funktioniert die Zusammen -arbeit sehr gut (lacht).

FH: Man könnte das Klischee weiter pflegen, oderman tut einfach mal etwas dagegen! Das ist wiemit dem Film: Man soll Dinge auch einmal über-winden und mutige Entscheidungen treffen (lacht).

Haben Sie denn schon Tickets für die Oscar-Verleihung?AU: Ja, wir planen, dort hinzufahren! Wir werden nicht im Bereich der Nominierten sitzen,weil dort alles sehr limitiert ist, aber wir werdenmit dabei sein und Deniz seelisch unterstützen!Frank Brenner

FH: Der Film hat auch hierzulande eine Relevanz,schon allein, weil wir so viele türkische Mitbürgerhaben. Da muss man den Mut fassen, sich zubeteiligen. Das war in diesem Fall enorm wichtig,sonst hätte es »Mustang« nicht gegeben. Nur mit französischen Geldern hätte man den Filmnicht machen können. Genauso mutig war dieEntscheidung Frankreichs, den Film zum Oscareinzureichen. Nahe liegender wäre eine Einrei-chung durch die Türkei gewesen, aber das wurdedort abgeschmettert, was nicht wirklich verwun-derlich war. Dann hat sich aber Frankreich gegendie Granden des französischen Films für diesenFilm entschieden, was nicht selbstverständlich ist.

Wie war bislang die Resonanz auf den Film inder Türkei?FH: Es war ein sehr gemischtes Echo, das dieTürkei reflektiert, wie sie sich im Momentdarstellt: als ein geteiltes, gespaltenes Land.Wichtige liberale Filmkritiker in der Türkei fandenden Film hervorragend, aber es gab natürlichauch die Gegenseite, die sich angegriffen fühlte.Der Regisseurin wurde vorgeworfen, sie würdeeinen rein westlichen Blick einnehmen. Über diesozialen Medien musste Ergüven aber noch vielmehr einstecken. Die Premiere in der Türkei warzeitlich kurz nach dem Attentat in Ankara, wasdazu führte, dass sie bei Facebook u.a. als Landes-verräterin beschimpft wurde. Mittlerweile setztaber doch bei sehr vielen auch der Stolz auf denFilm ein, den die Oscar-Nominierung mit sichbringt.

Der erste Langfilm der inFrankreich und den USA lebendenTürkin Deniz Gamze Ergüven gehtfür Frankreich - und NRW - in derKategorie »Bester fremdsprachigerFilm« ins Oscar-Rennen.

Die 1978 in Ankara geboreneErgüven pendelte schonwährend ihrer Kindheitzwischen der Türkei, Frank-reich und den USA. Im Jahr2002 schrieb sie sich für denStudiengang Regie an derPariser Filmhochschule LaFémis ein, wo sie die Bekannt-schaft mit dem Regisseur

Olivier Assayas (»Carlos – Der Schakal«) machte,der seinerzeit dort als Präsident tätig war. BereitsErgüvens Abschlussfilm »Bir damla su« wurdesowohl in Cannes als auch in Locarno in Nach-wuchsreihen gezeigt. Mit ihrem Langfilmdebüt»Mustang« schrieb sie die Erfolgsgeschichte fort.

Für ihr Langfilmdebüt fasste sie eigentlich einProjekt namens »Kings« ins Auge, das währendder Rassenunruhen in Los Angeles im Jahr 1992angesiedelt ist und komplett on location in L.A.gedreht werden sollte. Die Regisseurin konntewährend ihrer Recherchen das L.A. Police

duktionsmarkt vorstellte. Er fasste eine sehrschnelle und spontane Entscheidung, bei dertürkischen Regisseurin und ihrer französischenProduzentin als Koproduzent einzusteigen.Henschkes Kölner Kollegin Anja Uhland von»Uhlandfilm« stieß dann einige Zeit später zumTeam dazu. 32 Prozent des auf 1,29 MillionenEuro budgetierten Films sollten aus Deutschlandbeigesteuert werden. Der ideale Drehort war inİnebolu, einer abgelegenen Kleinstadt an derSchwarzmeerküste, 600 Kilometer nördlich vonIstanbul, bereits gefunden, als die französischeHauptproduzentin drei Wochen vor Drehbeginnüberraschend absprang. Als schon zu befürchtenstand, dass auch dieser Debütfilmversuch wiedernicht zustande kommt, nahm Ergüven Kontaktmit Olivier Assayas auf, der den Produzentenseiner Filme, Charles Gillibert, davon überzeugenkonnte, schnell und unbürokratisch als Hauptpro-duzent einzuspringen.

Cannes setzt Preisregen in Gang

Dass sich dieses Engagement gelohnt hat, siehtman nun an der beispiellosen Erfolgsgeschichtevon »Mustang«, die 2015 in Cannes begann, wo der Film in der »Quinzaine des Réalisateurs«gezeigt und ausgezeichnet wurde. Es folgtenVorführungen und weitere Auszeichnungen u.a.in Sarajevo, Hamburg, Odessa, Palm Springs und beim Europäischen Filmpreis, bevor der Erstlingsfilm mit der mühseligen Entstehungs -geschichte nun Anfang 2016 sowohl bei denGolden Globes als auch bei den Oscars als»bester fremdsprachiger Film« für Frankreichnominiert wurde. Zudem ist »Mustang« neunMal für den französischen Filmpreis Cesar nomi-niert, der am 26. Februar vergeben wird. Für denzu einem Drittel mit deutschen Geldern produ-zierten und von der Filmstiftung geförderten Filmist das ein weiterer Höhepunkt in der grandiosenErfolgsgeschichte. Frank Brenner

Department sogar davon überzeugen, sie beiihren nächtlichen Helikopterflügen mit Flutschein-werfern über die Ghettos zu begleiten. Ihreumfangreichen Erlebnisse ließ sie in ein Dreh-buch einfließen, das sie einem französischenProduzenten lizenzierte, dessen Firma allerdingsBankrott ging. In der Zeit der Auseinandersetzun-gen um die Rechte an dem Stoff schrieb Ergüvenaus der Frustration heraus zusammen mit AliceWinocour das Drehbuch zu »Mustang«, in demsie autobiografische Erfahrungen verarbeitete.

Stimmungsbild der Türkei

Der Film handelt von fünf türkischen Schwestern,die beim unschuldigen Herumtollen mit Jungs inden Verdacht geraten, unsittlich gehandelt zuhaben, und daraufhin im Haus eingesperrt undnacheinander zwangsverheiratet werden. »Derkleine Skandal, den die Mädchen auslösen, als sieauf die Schultern der Jungs klettern, ist mir inmeiner Jugend tatsächlich passiert«, erzähltDeniz Gamze Ergüven. Für »Mustang« hat sie diedaraus entstehenden Konsequenzen nur ein biss-chen weitergesponnen und damit ein Stimmungs-bild aus der heutigen Türkei destilliert, die sich inihren ländlicheren Regionen im Osten wiederstärker den konservativen Traditionen annähert.

Frank Henschke von der Düsseldorfer »VistamarFilmproduktion« kam mit dem Stoff erstmals2012 auf dem Thessaloniki Film Festival inKontakt, wo Ergüven ihr Projekt auf einem Kopro-

Die Erfolgsgeschichte eines NRW-geförderten Debütfilms

Mustang

Anja Uhland, Foto: Uhlandfilm

Frank Henschke, Foto: Vistamar

Deniz Gamze Ergüven, Foto: privat

»Mustang«, Foto: Weltkino

NRW goes Oscars

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 37

Nachwuchs

Krönender Abschluss: Rund 50Produzenten und Redakteure warender Einladung von Uwe Kersken,Gründer und Leiter der MasterclassNon-Fiction und Professor an der ifs,zum finalen Pitch gefolgt.

Elf Teilnehmer der vierten Masterclass stellten in derifs internationale filmschule köln ihre dokumentari-schen Projekte vor, die sie in der einjährigen Weiter-bildung entwickelt haben. Fachkundige Mentorenund erfahrene Dozenten aus aller Welt, daruntermaßgebliche TV-Vertreter und international erfolg-reiche Produzenten, hatten sie bei der Ausgestaltungihrer Ideen tatkräftig unterstützt.

Das Pitching als Kernstück der Weiterbildung wirdregelmäßig trainiert. »Bei fast jedem Dozenten sinddie Studierenden gehalten, ihr Projekt in wenigenMinuten vorzustellen. Dabei lernen sie, es in freierRede überzeugend darzulegen«, erklärt Prof.Kersken. »Am Ende muss rüberkommen, dass siedafür brennen.«

Anschauliche Beispiele

Beim Abschlusspitch 2016 wurde deutlich, wie über-zeugt die Absolventen von ihrer Geschichte sind. Soetwa Stefan Kreis, der neben seinem Arztberuf seitzehn Jahren in der Filmwerkstatt Münster aktiv ist. Ineinem dynamischen Trailer für sein 45/53-minütigesDokumentationsvorhaben »Smarte Medizin« stellteer anschauliche Beispiele vor, wie innovativeSmartphones die Medizin revolutionieren können.Etwa mit Apps, die stummen Menschen die Sprachewiedergeben können. Oder mit einem Handy-Cover,das sogar im Flugzeug einen Herzinfarkt diagnostizie-ren kann. Eine solche Sendung, »die den Alltag inder nahen Zukunft allgemeinverständlich darstellt«,kann man sich sehr gut im TV vorstellen.

Einzigartige Geschichte

Eine einzigartige Geschichte hat auch Lukas Wagnerausgegraben. In der TV-Doku »An der Kreuzung derWelt« möchte er den heute fast vergessenen Flugha-fen Gander in den Wäldern des kanadischenNeufundland porträtieren und die Menschen zumErzählen bringen, die auf dem einst größten Flugha-fen der Welt arbeiteten. Bei einer Recherchereise

ckeln, dass sie verkaufbar werden. »Oberste Prioritäthat für mich, dass das Projekt am Ende auchZuschauer findet.«

Dafür kamen die Filmemacher und Journalisten fürdie berufsbegleitende Weiterbildung an elf Wochen-enden mit 32 Unterrichtstagen in Köln zusammen.Zudem besuchten sie den World Congress of Science& Factual Producers in Wien, um mit internationalenEntscheidern ins Gespräch zu kommen. »Die Begeg-nungen dort sind für unsere Studierenden einAugenöffner, sie erfahren aus erster Hand, was inter-national angesagt ist«, erklärt Uwe Kersken.

Hilfsmittel auf hohem Niveau

Internationalität und Formatierung waren vonAnfang an zentrale Leitlinien der Lehre. Deswegenlässt Uwe Kersken auch erfahrene Redakteure ausaller Welt einfliegen: »Die können die Besonderhei-ten ihrer Territorien am besten erklären.« Um dieTeilnehmer für den Markt fit zu machen, vermitteltdie Masterclass viel Praxis-Knowhow. »Wir holenzum Beispiel Spezialisten zu einem Re-Enactment-Wochenende, an dem die Studierenden Teile ihrerProjekte mit Schauspielern nachstellen.« Vermitteltwerden auch Interviewtechnik, Musikdramaturgieund moderne Aufnahmetechniken. »Außerdemholen wir VFX-Experten, die den Teilnehmern zeigen,wie computergenerierte Bilder helfen können,Beschreibungen von Phänomenen und oft kompli-zierten Zusammenhängen sichtbar zu machen. Diessind Hilfsmittel auf hohem Niveau. Das Thema unddie entsprechende Story-Entwicklung stehen jedochimmer im Vordergrund.«

Mit den Ergebnissen der bisherigen Jahrgänge - Startwar 2009 - kann Prof. Kersken sehr zufrieden sein.Viele der entwickelten Projekte wurden gefördertund ausgezeichnet, befinden sich in der Produktion,darunter eine fünfteilige Serie über Ozean-Forsche-rinnen auf der ganzen Welt, oder sind fertiggestellt,fanden Käufer und wurden ausgestrahlt. »Dabei istauch das Engagement der Filmstiftung NRW für denDokumentarfilm u. a. mit dem Gerd-Ruge-Stipen-dium hervorzuheben« betont er. Jüngster Erfolg: DieAbsolventen Antje Schneider und Carsten Wald-bauer erhielten für ihre filmstiftungsgeförderte Doku»Die schöne Krista« eine Grimme-Preis-Nominierung.

Nachweisbare Fähigkeiten

Doch worin besteht der größte Erfolg der Master-class? Prof. Kersken: »Preise sind ja nett, die Aner-kennung auch, keine Frage. Aber am Ende sollen dieAbsolventen von ihrem Job, also von ihrem Film-schaffen, leben können.« Zwar hätten nicht alle ihreProgramme verkaufen können, aber viele hättenwegen ihrer nachweisbaren Fähigkeiten einen gutenJob in der Branche gefunden. Reinhard Kleber

hat der Multimedia-Redakteur von NZZ.at bereitsauskunftsfreudige Zeitzeugen und wertvolle histori-sche Bewegtbilder aufgespürt. Dass der frühereKnotenpunkt der transatlantischen Luftfahrt viel-leicht bald abgerissen oder umgebaut wird, machtdie Story noch spannender.

Persönliches Erleben

Bei mehreren Projekten wurde rasch spürbar, dassdie Urheber aus persönlichem Erleben schöpfen. Soauch Uta Angenvoort, die als freie Kultur-Autorin fürden WDR in Köln arbeitet und seit 2006 freiberufli-che Yoga-Lehrerin ist. Ihr Stück »Yoga im Knast« sollaufzeigen, wie Yoga die Gewalt in Gefängnissenverringern und bei der Resozialisierung der Straftä-ter helfen kann. Bei einer Erkundungsreise in eineJVA in Sachsen hat sie einen Yoga-erfahrenen Häft-ling und einen fortschrittlichen Justizbeamtenkennengelernt, die sie beim späteren Dreh überMonate begleiten möchte.

Gleich zwei Projekte hat Florian Hanig in der Pipe-line. Der Hamburger, der sechs Monate im Jahr alsGeo-Korrespondent in Asien arbeitet und sonst Spiel-filmdrehbücher schreibt, hat im Nordwesten Nepalsdas Königreich Mustang bereist. Faszinierende Bilderhat er von der Hochgebirgsenklave mitgebracht, dienur über dreitägige Wanderungen auf Saumpfadenzu erreichen ist und auf dem technischen Niveau des15. Jahrhunderts verharrt: Kein Fernsehen, keinInternet, keine Mobiles.

Zum einen plant Hanig die Doku »Die geheimenGräber von Mustang«, für die er ein amerikanischesArchäologen- und Anthropologen-Team auf einerExpedition zu einzigartigen Höhlenmalereien beglei-ten will. Zum anderen möchte er in »Aufbruch inMustang« beschreiben, wie sich das isolierte König-reich mit seiner unverfälschten Form des Buddhis-mus zu öffnen versucht. Denn chinesische Inge-nieure haben bereits begonnen, eine Straße in diese»Zeitkapsel« zu bauen.

Maßgeschneiderte Stoffideen

Offenkundig hat Uwe Kersken, der exzellentvernetzte Chef der Produktionsfirma G5fiction undMitbegründer und langjähriger Geschäftsführer derGruppe 5 Filmproduktion, sein wichtigstes Zielerreicht. In der Masterclass sollen die Studierendenihre Stoffideen maßgeschneidert mit Blick auf diejeweiligen Zielmärkte vorantreiben und so entwi-

Finaler Pitch: »Brennen für die eigene Idee«

Masterclass Non-Fiction

Einzigartige Wandgemälde im nepalesischen Königreich Mustang, Foto: Manuel Bauer

KHMZwei Abschlussfilme von Studierenden der Kunst-hochschule für Medien Köln sind im Programm derdiesjährigen Berlinale vertreten. Kamilla Pfefferwidmet sich in ihrer Dokumentation »Wer ist OdaJaune« der bulgarischen Malerin. Die Musik desAbschlussfilms stammt von dem Kölner Komponis-ten Markus Aust. Der Peruaner Martin Hawie zeigtseinen Abschlussfilm »Toro«. Beide Filme laufen inder Sektion Perspektive Deutsches Kino. (Siehe Seite14/15)

»Am Kölnberg« in der Vorauswahl zum Deutschen FilmpreisDie Dokumentation »Am Kölnberg« von den KHM-Studierenden Laurentia Genske und Robin Humboldthat es in die Vorauswahl zum Deutschen Filmpreisgeschafft. In diesem Zusammenhang wird der Film inder Sektion »Lola at Berlinale« am 14.2., um 10 Uhrim Zoopalast 2 gezeigt. »Am Kölnberg« porträtierteine Handvoll Bewohner eines heruntergekomme-nen Hochausviertels in Köln-Meschenich. Inzwischenist »Am Kölnberg« als DVD des Verleihs Real Fictionim Handel erhältlich.

media (»Brave new worlds – developing transmediaconcept« mit Phil Parker), Digitale Workflows (»Deralltägliche Codec-Wahnsinn« mit Stefan Weiß),Finanz-Know-how (»Verhandlungsstrategien undpersönliches Coaching« mit Stefan Weiß und SabineBrose) und Drehbuch (»Dramaturgy for Producers«mit Keith Cunningham). Erstmals bietet die ifs imRahmen des Frühlingscamps einen Workshop fürgeflüchtete Kinder und Jugendliche unter dem Titel»Wir machen Film!« an – ein Projekt der Filmema-cherinnen Anja Ehrhardt und Sonja Ilius-Hussong.Anmeldeschluss für alle Workshops: 22. Februar.

Bewerbungsphase des BA-Studiengangs Film startet Ende Februar beginnt die Bewerbungsphase für denachten Jahrgang des Bachelor-Studiengangs Film mitden Schwerpunkten Drehbuch, Regie, Kreativ Produ-zieren, Kamera, Editing Bild & Ton, Digital Film Artsund als neuen Studiengang Szenenbild. Zugangsvo-raussetzung für den BA-Studiengang Film ist die Fach-hochschulreife. Das Bewerbungsverfahren besteht auseiner Online-Bewerbung mit Bewerbungsaufgabensowie Arbeitsproben und einer Aufnahmeprüfung inder ifs. Die Bewerbungsphase endet am 31. August,das Studium im Sommersemester 2017.

Land NRW unterstütztKHM und ifs mitSonderzuwendung Die Landesregierung NRW unterstützte KHM und ifsEnde 2015 mit einer einmaligen erhöhten Vergütungvon insgesamt 302.000 Euro für die technischeAusstattung. Von der Gesamtsumme entfallen100.000 Euro auf technische Anschaffungen der ifsund 202.000 Euro auf den gemeinsam von ifs undKHM bewirtschafteten Kamerapool, der die Kamera-studiengänge an beiden Hochschulen unterstützt.Davon angeschafft werden konnten für die ifs u. a.eine große AVID S6 Mischkonsole und eine neue S3Konsole für Pro Tools sowie eine neue Renderfarmfür den Fachbereich Digital Film Arts. Für dengemeinsamen Kamerapool von ifs und KHM wurdenu. a. ein Hubsäulendolly, neue Kameraschwenkköpfeund Stative sowie zwei 8-Spur Tonaufnahmegeräteund Funkmikrofonstrecken angeschafft.

ifs Verstärkung an der ifs-SpitzeSeit Anfang Februar 2016 ist Rainer Weiland in derGeschäftsführung der ifs. Gemeinsam mit ifs-Geschäftsführerin Simone Stewens soll er einKonzept zur langfristigen institutionellen Absiche-rung und zur stärkeren Verankerung der ifs imLandes-Hochschulbereich entwickeln. Der bisherigeCo-Geschäftsführer Martin Schneider scheidet EndeJanuar 2016 aus der Geschäftsführung aus, wirdaber darüber hinaus den Abschluss der Baumaßnah-men am neuen ifs-Standort Köln-Mülheim begleiten.Weiland studierte Germanistik und Musik und hat u.a. als Leiter der Mediengruppe in der StaatskanzleiNRW über viele Jahre die Entwicklung des Medien-standortes NRW begleitet und gefördert.

Neuer Masterstudiengang Digital NarrativesDer neue zweijährige Masterstudiengang DigitalNarratives an der ifs widmet sich der wissenschaft-lich-künstlerischen Erforschung von innovativenErzählformen innerhalb digitaler Medien und demkritischen Diskurs über die Digitalisierung. ImZentrum der Lehre steht die Entwicklung linearerund non-linearer narrativer Projekte, die digitaleMedien ästhetisch und dramaturgisch nutzen undgleichzeitig kritisch hinterfragen. Die Studierendenarbeiten interdisziplinär und kollaborativ, nutzenMethoden aus Kunst und Wissenschaft für dasDesign ihrer Geschichten, entwickeln Erzählstrate-gien und erarbeiten plattformübergreifende Kommu-nikationsprozesse im Hinblick auf unterschiedlicheNutzer. Der Studiengang vermittelt den Studieren-den eine internationale Perspektive – auf inhaltlicherEbene, vor dem Hintergrund der Digitalisierung alsglobalem Phänomen, und durch die internationaleZusammensetzung der Studierenden. Der Unterrichtfindet in englischer Sprache statt. Die Bewerbungs-phase läuft bis zum 14. März, das Studium startet imSeptember 2016.

FrühlingscampWorkshop für Film- und MedienschaffendeVom 4. bis 13. März bietet die ifs mit ihrem Früh-lingscamp mehrtägige Workshops für Film- undMedienschaffende mit unterschiedlichen Schwer-punkten zu Schauspiel (»Whatever works – Alles isterlaubt!« mit Isabel Šuba und Hanna Doose), Trans-

Start für die Förderstipendien

MediengründerzentrumNRWSeit dem 21. Januar werden elf junge Unternehmenaus den Bereichen Film, Fernsehen, Neue Medienund Games ein Jahr lang in ihrer Gründungsphasebegleitet. Im Rahmen des Stipendiatenprogrammsdes Mediengründerzentrum NRW erhalten sie einenBetriebskostenzuschuss in Höhe von jeweils 10.000Euro sowie ein umfängliches Seminar- und Coaching-programm. Das medienspezifische Gründerpro-gramm wird größtenteils aus Mitteln des LandesNRW finanziert und soll den unternehmerischenNachwuchs am Medienstandort NRW fördern undnachhaltig etablieren.

Die Stipendiaten erwartet ein wöchentliches interdis-ziplinäres Seminarprogramm mit qualifizierten Refe-renten aus der Medienbranche. Darüber hinauserhalten sie Zugang zu wichtigen Medienveranstal-tungen in NRW. Die elf Stipendiaten-Unternehmenwurden von einer Jury aus Branchenexperten ausge-wählt: Helga Binder (Film- und MedienstiftungNRW), Thomas Friedmann (Funatics Software),

Hoffmann (Staatskanzlei NRW) und Joachim Vranken(Web de Cologne e.V.).

> www.mediengruenderzentrum.de

Andreas Füser (Stadt Köln), Karin Sarholz (WDR), KayNiessen (Action Concept), Philipp Steffens (RTL),Claudia Steffen (Pandora Film Produktion), Beate

»Am Kölnberg«, Foto: Real Fiction

Elf junge Unternehmen werden ein Jahr lang in ihrer Gründungsphase begleitet, Foto: MGZ

XXXXXXX Events

»Die dunkle Seite des Mondes«: Premiere in der Essener Lichtburg, Foto: Armin Thiemer

Deutschlandpremiere von Sven Unterwaldts »Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft«, Fotos: Andreas Rentz

»Herr von Bohlen«: Arnd Klawitter, André Schäfer, Foto: Armin Thiemer

»Der Kuaför aus der Keupstraße« im Depot des Schauspiel Köln im Rahmen von »Stranger than Fiction«

Die Gewinner des Deutschen Entwicklerpreis 2016, Fotos: Uwe Voelkner

Kultur- und Kreativpiloten: Dear Reality mit Brigitte Zypries, Foto: Michael Reitz

Preisträger des DWNRW Award mit Tobias Kollmann, Foto: Olaf-Wull Nickel

Premiere »Iraqi Odyssey«:Samir und Eran Riklis, Foto: NFP

Kinofest Lünen: Ruhrpott-Preis an Andrea Roggon, Foto: Günter Goldstein

Premiere von »Das Wetter in geschlossenen Räumen« im Düsseldorfer Atelier Kino mit Maria Furtwängler, Foto: Tanja Deuß

»Match Me!« im Filmstudio Glückauf, Foto: Armin Thiemer

Premiere »Democracy: Im Rausch der Daten« , Foto: ffv

Otto im Kölner Cinedom

Medienstaatssekretär Dr. Marc Jan Eumann

Till Hardy (FMS) und Bilal Chbib (Brainseed Factory)

»Alaaf you« Premiere in Köln Foto: Steven Zeh

Produzentenworkshop ACE@NRW in Köln, Foto: ACE

Martin Moszkowicz (Constantin Film), Oliver Masucci, Katja Riemann und Oliver Berben bei der Weltpremiere von »Er ist wieder da«, Foto: Constantin

Duisburger Filmwoche: Werner Ruzicka, Florian Hoffmann und Sven Kulik, Foto: Indeed Photography

Premiere »Ein Atem«mit Regisseur Christian Zübert, Foto: Dorit Siewert

Filmfestival Max Ophüls Preis: Weltpremiere von »Grummet«

Das Team von »Goldfische«, Fotos: Sebastian Woithe

KinderKinoFest Düsseldorf, Foto: Jan Hüsing

Verleihung Drehbuchpreis Kindertiger, Foto: Sandra Ratkovic

ifs internationale filmschule kölnAbschlusspräsentation des MA Serial Storytelling, Foto: ifs

»Francofonia«, Foto: Laura Solbach

Preisträger Ben Münchow und Odine Johne (»Agnes«)

Maria Furtwängler und Ehrenpreisträger Nico Hofmann

Herbert Strate-Preis 2015: Laudator Thomas Kufus, Margarete Papenhoff (HDF Kino), Preisträgerin Iris Berben, Laudator Alfred Holighaus, Petra Müller, Fotos: Heike Herbertz

Die Spitzenpreisträger mit Moderatorin Carolin Kebekus und den Paten Stephan Rick und Moritz Bleibtreu

Sundance-Gewinner »Sonita« , Foto: Christof Büttner

»Wild« Premiere in Sundance, Foto: Heimatfilm

NRW-Delegation bei den International Emmys in New York, Fotos: David LeFranc

Markus Hündgen, Dimitrios Argirakos, Petra Müller, Matthijs Wouter Knol

Bruce Paisner (CEO Intern. Emmy), Sam Davis (Rowboat)

Die Preisträger der 25. Kinoprogrammpreise NRW

Presenterin Anke Engelke

Paten Claudia Eisinger, Fabian Busch, Ulrich Noethen, Margarita Broich und Peter Lohmeyer mit Kinobesitzern Christin Hanses und Jochen Manderbach

Eröffnung des Film- und Kinokongress NRW 2015

Medienstaatssekretär Dr. Marc Jan Eumann, Peter Dinges (FFA Filmförderungsanstalt)

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 41

Digitales NRW

Förderung Digitale Inhalte

Nächste EinreichfristNoch bis zum 26. Februar können Anträge zumFörderprogramm »Digitale Inhalte« bei der Film-und Medienstiftung eingereicht werden. Antragsbe-rechtigt sind Produzenten und Entwickler mit Sitz inNRW. Das Förderprogramm richtet sich vor allem anjunge Entwickler und Startups. Seit 2011 unterstütztdie Film- und Medienstiftung NRW die Entwicklungvon innovativen und interaktiven Anwendungen,insbesondere für Games sowie für Internet-, Mobileund auch multimediale Projekte (360°-Projekte).

> www.filmstiftung.de

SXSW Interactive

NRW in Austin Vom 11.-15. März 2016 trifft sich die digitale Medien-und Kreativindustrie wieder in Austin, Texas, bei derSouth by Southwest Interactive Conference, einemder weltweit bedeutendsten Hotspots für dieBranche. Unternehmen, Startups und Vertreter ausNordrhein-Westfalen nehmen im Rahmen einerUnternehmerreise nach Austin am Festival teil, umsich mit wichtigen Branchenvertretern der interna-tionalen Medien-, Technologie- und Digitalwirtschaftauszutauschen und zu vernetzen. Das MedienclusterNRW beteiligt sich an dem Projekt von NRW.Interna-tional, gefördert mit Mitteln des Wirtschaftsministe-riums.

> www.sxsw.com

eco Internet Award

Bewerbungen bis zum 8. AprilIn sechs Kategorien wird in diesem Jahr der eco Inter-net Award verliehen. Bewerbungen können bis zum8. April 2016 eingereicht werden. Eine Jury, beste-hend aus Branchenvertretern, Wissenschaftlern undJournalisten, entscheidet über die jeweils drei Finalis-ten, die in einer Shortlist veröffentlicht werden.Entscheidend sind dabei Kriterien wie Kreativität,Innovationsstärke, Qualität und Marktpotenzial. DiePreisträger werden im Rahmen der eco Gala am 23.Juni in Köln ausgezeichnet.

> www.eco.de

Game Developers Conference

Medienland NRW imGerman PavillonVom 14. bis 18. März findet in San Francisco die GDC– Game Developers Conference statt. Bei dem wich-tigsten Forum für Spieleentwickler, Produzenten,Programmierer und Game-Designer präsentiert dasMediencluster gemeinsam mit der Film- undMedienstiftung das Medienland NRW im GermanPavillon. Bei der GDC trifft sich die internationaleBranche bei rund 400 Vorträgen, Panels und Tutori-als, um sich über die Zukunft der Gamesindustrieauszutauschen.

> www.gdconf.com

Startup-Initiative Düsseldorf

Neue Angebote fürkreative KöpfeDie Startup-Initiative der WirtschaftsförderungDüsseldorf wird künftig Unternehmensgründungenund kreative Köpfe mit neuen Geschäftsideen miteiner Vielzahl neuer Angebote unterstützen. Dieneue Unit, geleitet vom stellvertretendem Amtslei-ter Andre Boschem, wird dazu auch mit neu geschaf-fenen Stellen ausgestattet. Als Maßnahmen wurdenunter anderem ein jährliches Startup Festival und einStartup Portal angekündigt. Die Vernetzung der Start-ups untereinander und mit etablierten Unterneh-men soll weiterhin über ein Mentoring-Netzwerkvorangetrieben werden. Zudem sollen Finanzie-rungskanäle aufgebaut und die Zusammenarbeit mitDüsseldorfer Hochschulen verstärkt werden, ummehr Gründungsaktivitäten anzustoßen. Dabeiorientiert sich die Wirtschaftsförderung Düsseldorfebenfalls international, beispielsweise mit Ausschrei-bungen wie dem Rheinland-Pitch 4YFN@MWCSpecial, bei dem die drei Gewinnerteams mit derWirtschaftsförderung zur Startupmesse 4YFN inBarcelona reisten. Das Mediencluster NRW warPartner.

> www.duesseldorf.de

Grimme Online-Award

Einreichfrist bis 15. MärzBis einschließlich 15. März können Websites, Appsund besondere Leistungen für den Grimme OnlineAward eingereicht werden. Nach der Bekanntgabeder Nominierungen am 28. April sind alle Internet-nutzer aufgerufen, aus den Nominierten den Publi-kumspreis zu ermitteln. Die Verleihung findet am 24.Juni in der Kölner Flora statt. Ebenfalls bis zum 15.März können Websites und Projekte, bei denen Netz-courage und Internetsicherheit das Thema sind, fürden »klicksafe-Preis für Sicherheit im Internet«einge-reicht werden. Die Möglichkeit zur Teilnahme undInformationen gibt es auf der Website.

> www.grimme-online-award.de

4. Gametreff NRW

Decision TimeAm 25. Februar gibt es beim 4. Gametreff NRW inder Filmwerkstatt Düsseldorf für Entwickler, Publis-her und Games-Interessierte wieder besondere Gele-genheiten zum Netzwerken. Unter der Motto »Deci-sion Time« geht es um Entscheidungen, die sowohldas Gamedesign als auch den Aufbau und die Pflegeeiner Marke betreffen. Linda Kruse, Mitgründerindes Kölner Indie Studios The Good Evil, spricht überEthik und Moral als wesentliche Elemente des Game-design. Ronald Kaulbach, Marketing Direktor beiBlue Byte, wird in seinem Vortrag über die Grund-sätze von erfolgreichem Brandmanagement referie-ren. Außerdem gibt es wieder eine Gaming Area, inder Prototypen »Made in NRW« ausprobiert werdenkönnen.

Der Gametreff NRW ist ein gemeinsames Event desMediencluster NRW und des Spieleentwicklertref-fens NRW in Kooperation mit der Film- und Medien-stiftung und unterstützt von Innogames.

> www.medien.nrw.de

Startup Weekend

Geschäftsmodellebinnen 54 StundenSchnelligkeit ist Trumpf: Ende Januar wurden beimStartup Weekend Cologne im Startplatz Köln wiederneue Geschäftsmodelle entwickelt und vorangetrie-ben. Ziel der Veranstaltung war es auch diesmal,binnen 54 Stunden eine Gründungsidee in die Reali-tät umzusetzen. Nach einer kurzen Vorstellung derGeschäftsideen am Freitagabend wurden Teamsgebildet, die das restliche Wochenende ganz für dieAusarbeitung ihrer Geschäftsideen nutzen konnten.Unterstützt wurden sie dabei durch Experten ausden verschiedensten Bereichen. Zum Schluss gab esam Sonntagabend eine Präsentation der Projekte voreiner Expertenjury. Das Gewinnerteam erhält vomStartup Weekend jeweils das notwendige Netzwerkund die Ressourcen, um die Idee bis zum Launch desProdukts zu unterstützen.

> www.up.co

Was bedeutet die MEDIA Förderung für dasProjekt?Sie hat entscheidende Bedeutung: Wir bekommenimmerhin einen Zuschuss von fast 20 Prozent desgesamten Budgets und damit ist die Finanzierung soweit vorangebracht, dass das Projekt starten kann.Wir hatten zwar bereits ZDF/Arte an Bord undPresales in signifikanter Höhe, aber rund 30 Prozentwaren noch nicht finanziert.

Die TV Programming Förderung zielt ab aufProjekte mit hohem europäischenAuswertungspotenzial und internationalerBeteiligung. Wie viele Sender und Partner warenzum Zeitpunkt der Antragstellung im Boot?Bei Einreichung waren bereits neun Fernsehanstal-ten aus acht europäischen Ländern sowie den USAan Bord. Beteiligt ist noch der Weltvertrieb AlbatrossWorld Sales, der uns – neben der Übernahme einerMinimumgarantie – auch die Presales akquiriert hat.

Wie geht es mit »The Borderless Sky« weiter?Die Dreharbeiten beginnen im Februar, derzeitlaufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wirhaben fünf Regie- und Kamerateams am Start, diedie Geschichten entwickelt und koordiniert haben.Inzwischen haben wir auch den Plan einer Kinover-sion konkretisieren können und mit Universum Filmeinen erfahrenen und starken Verleih gewonnen, derdieses bildstarke Projekt voraussichtlich Ende 2016in Deutschland in die Kinos bringen wird.

TV Programming Förderung

160.000 Euro für denSternenhimmel Die Kölner Firma Taglicht Media konnte sich in derletzten Creative Europe MEDIA Förderrunde für TV-Produktionen durchsetzen und erhielt 160.000Euro für die fünfteilige Dokumentarfilmreihe »TheBorderless Sky«. Mit der TV Programming Förderungunterstützt Creative Europe Fernsehprojekte, die auch über die Landesgrenzen hinaus Erfolgversprechen (nächster Einreichtermin: 26. Mai 2016).Taglicht Media Geschäftsführer Uli Veith gibt Einblickin das Projekt und die Bedeutung der Förderung.

Worum geht es bei »The Borderless Sky«?Wir begleiten fünf internationale Fotografen beiihren Expeditionen, unter anderem in die Atacama-Wüste in Chile, die Northwest-Territories in Kanada,das australische Outback oder nach Norwegen.Diese Fotografen möchten uns etwas wiedergeben,das unsere Zivilisation durch Luftverschmutzung undflächendeckende Beleuchtung verloren hat: Dasmagische Bild eines sternenübersäten Nachthim-mels. Ausgestattet mit Hightech-Kameras undCampingausrüstung, machen sie sich auf zu denentlegensten Orten und riskieren manchmal Kopfund Kragen. Und eines wird vor allem deutlich: Dernächtliche Himmel ist alles andere als dunkel.

CREATIVE EUROPE MEDIA

Einreichtermine Creative Europe MEDIA> Internationale Koproduktionsfonds:

25. Februar 2016> Video Games: 3. März 2016> Audience Development: 3. März 2016> Entwicklung Einzelprojekte: 21. April 2016> Filmfestivals: 28. April 2016> TV Programming: 26. Mai 2016> Selektive Verleihförderung: 14. Juni 2016

Weitere Informationen unter www.creative-europe-desk.de oder beim Creative EuropeDesk NRW unter [email protected]

Berlinale

Creative Europe in BerlinAuch im Jahr seines 25-jährgigen Jubiläums ist dasMEDIA Programm mit Filmen und Veranstaltungenauf der Berlinale präsent. Am 15. Februar lädt dieEuropäische Kommission Filmschaffende von 9.30bis 18.15 Uhr zur Creative Europe MEDIA Konferenzins Ritz Carlton Hotel. Vom 13. bis 18. Februarstehen die deutschen Creative Europe Desks sowieVertreter des Programms aus Brüssel am MEDIAStand auf dem European Film Market für Fragen zurVerfügung. Weitere Informationen zu den Berlinale-Aktivitäten auf Seite 17 in diesem Heft und unterwww.creative-europe-desk.de.

Séries Mania European Co-Production Forum

Serien-Rendezvous in ParisVom 19. bis 21. April 2016 haben Produzenten,Redakteure und Autoren die Möglichkeit, sich mitihren TV-Serien auf Partnersuche zu begeben. 15fiktionale Projekte in Entwicklung werden für diePitchs im Rahmen des Séries Mania Koproduktions-forums ausgesucht und vor 300 potenziellen Finan-zierungspartnern präsentiert. Anschließende Einzel-meetings, eine Konferenz zum Thema Finanzierung,Präsentationen europäischer Sender und Netzwerk-Events komplettieren das Programm.

Für ausgesuchte Teilnehmer werden die Hotelkostenfür eine Person und zwei Nächte übernommen.Einreichschluss ist der 26. Februar 2016.

> www.series-mania.fr/en/call-projets/

Creative Europe Desk NRW

Inforunde Am 11. März, um 11.00 Uhr lädt der Creative EuropeDesk NRW Produzenten aus der Region zu einerInformationsrunde nach Düsseldorf ein. Anlass sinddie anstehenden Einreichtermine für die Förderun-gen Development (Einzelprojekte) am 21. April undTV Programming am 26. Mai. Für die Entwicklungvon Spiel-, Animations- und kreativen Dokumentar-filmen können Produktionsfirmen Pauschalsummenzwischen 25.000 und 60.000 Euro beantragen. Beider Förderlinie TV Programming betragen die Förder-summen maximal 500.000 Euro für Spiel-und Anima-tionsfilme und maximal 300.000 Euro für kreativeDokumentarfilme.

> Informationen und Anmeldung bis 4. März unter [email protected].

»The Borderless Sky«: Mit Unterstützung von Creative Europe MEDIA beginnt die Kölner Taglicht Media im Februar mit den Dreharbeiten für die TV-Dokureihe. Foto: Babak Tafreshi

Start-up-Förderung Düsseldorf mit OB Thomas Geisel, Uwe Klekmann (WiFö) und Andre Boschem (WiFö), Foto: Stadt Düsseldorf

Das Grimme-Institut in Marl, Foto: Grimme-Institut

Spannende Diskussionen: Das Startup Weekend Ende Januar in Köln, Foto: Veranstalter

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2016 > 43

FrancofoniaKinostart: 3.3.2016Verleih: Piffl Medien

Napoleon betrachtet Gemälde von sich im Louvre,Marianne kommt herbei und leistet ihm Gesell-schaft. So war es natürlich nie, aber es hätte soschön gewesen sein können. Der Filmemacher tele-foniert mit einem befreundeten Kapitän, dessenFrachter sich durch schwere See kämpft; Containermit Museumsgütern drohen über Bord und aufimmer verloren zu gehen. Nach dem Einmarschdeutscher Truppen in Paris übernimmt Graf Wolff-Metternich die Verwaltung des Louvres mit demdortigen Direktor Jaujard. Die Beiden werdenFreunde. Alexander Sokurow zelebriert nach»Russian Ark« erneut das Museum als sinn- und frie-denstiftende Institution, diesmal in Form eines kunst-voll fotografierten und montierten Essay um Kunst,Geschichten und Geschichte.

F/D/NL 2015 Regie, Drehbuch: Alexander Sokurow; Darsteller:Louis-Do de Lencquesaing, Benjamin Utzerath,Vincent Nemeth, Johanna Korthals Altes; IdealeAudience, Zero Film One und N279 Entertainment inKoproduktion mit Arte France Cinema und La Museedu Louvrewww.francofonia.de

Das Tagebuch derAnne FrankKinostart: 03.03.2016Verleih: Universal Pictures Germany

Nach der Emigration aus Frankfurt am Main istAmsterdam die neue Heimat der Familie Frankgeworden. Anne (Lea van Acken), ihr Vater Otto(Ulrich Noethen), Mutter Edith (Martina Gedeck)und Schwester Margot (Stella Kunkat) versuchenhier, ein ganz normales Leben zu führen – bis dieDeutschen die Niederlande besetzen und sich auchin Amsterdam die Situation für Juden verschlechtert.Als Margot einen Aufruf zur Deportation ins Arbeits-lager erhält, beschließt Otto Frank mit der Familieunterzutauchen. Regisseur Hans Steinbichler hat dieweltbekannte Geschichte neu verfilmt. Das Dreh-buch orientiert sich eng am Original-Tagebuch undanderen persönlichen Aufzeichnungen von AnneFrank, ihrer Familie und anderen Zeitzeugen. DerFilm ist ein persönliches und inspirierendes Porträteines Mädchens, einer Familie, ihrer Begleiter undihrer Zeit (siehe auch S. 10/11).

Deutschland 2015Regie: Hans Steinbichler; Drehbuch: FredBreinersdorfer; Zeitsprung Entertainment, SpektrumPictures, in Koproduktion mit Universal PicturesInternationalwww.universal-pictures.de

Voices of ViolenceKinostart: 10.03.2016Verleih: mindjazz pictures

Voices of Violence ist ein Film über die unvorstell-bare Gewalt gegen Frauen in der demokratischenRepublik Kongo und über das poltische und gesell-schaftliche System, das diese Grausamkeiten zulässt.In dem Land, in dem Frauen auf besonders grau-same Weise der systematischen Vergewaltigung alsKriegswaffe ausgesetzt sind, gibt Claudia Schmidvöllig unbekannten Frauen eine Stimme und zeigtauf, wie die Strukturen von Gewalt funktionieren.Die Filmemacherin ist mehrere Monate durch dieDemokratische Republik Kongo gereist und hatFrauen in den entlegensten Dörfern der Rebellenge-biete getroffen und ihr Vertrauen gewonnen. Inlangen, konzentrierten Gesprächen offenbaren dieFrauen zum ersten Mal ihre traumatischen Erleb-nisse der Öffentlichkeit. Der Film verdichtet dieGewaltgeschichten verschiedener Frauen aus einemDorf zu einem Chor, der in seinen Steigerungen dieDramaturgie des Filmes bestimmt.

Deutschland, 2016Buch, Regie: Claudia Schmid; BildersturmFilmproduktion in Koproduktion mit WDR und NDRwww.mindjazz-pictures.de

Censored VoicesKinostart: 10.3.2016Verleih: Real Fiction

Der Sechs-Tage-Krieg endet mit einem Triumph fürIsrael: Jerusalem, Gaza und West Bank sind von nunan in israelischer Hand. Nur einen Monat danachinterviewt der Schriftsteller Amos Oz beteiligteSoldaten, die über die Ereignisse aus ihrem Erlebnis-winkel berichten. Er erfährt ungeschönte, offen kriti-sche Erzählungen über Leid und Tod, Gefangenener-schießungen, die Erniedrigung des Gegners und vonder Vertreibung der Palästinenser von ihrem Land.Diese auf Tonband mitgeschnittenen Zeugnissedurften jedoch dem israelischen Bewusstsein nichtzugänglich gemacht werden und wurden in der Folgestreng zensiert. Dank der Zusammenarbeit mit AmosOz konnte die junge Filmautorin ein brisantes doku-mentarisches Debütwerk vorlegen. Der Film erlebteim Rahmen der Programmreihe Panorama auf derBerlinale 2015 seine Uraufführung.

IL/D 2014 Regie: Mor Loushy; Drehbuch: Mor Loushy, DanielSivan; kNow Productions in Koproduktion mit Made inGermany Filmproduktion, RBB und Artewww.censoredvoices.com

BabaiKinostart: 10.03.2016Verleih: Missing Films

Der zehnjährige Nori und sein Vater Gezim verkaufenzusammen Zigaretten auf den Straßen des Vorkriegs-kosovo der 90er Jahre. Auf Noris Mutter möchteGezim nicht angesprochen werden. Der Vergangen-heit zu entfliehen, gehört zur Stärke des Vaters. Nunwill er dem Kosovo entfliehen, ohne Nori. Doch derSohn stellt sich quer und versucht mit allen Mitteln,ihn davon abzuhalten. Es kommt zu einem Unfall.Der entsetzte Vater bringt seinen Sohn ins Kranken-haus. Als Nori entlassen wird, ist sein Vater heimlichgegangen. Voller Wut und Entschlossenheit folgt erihm auf diese gefährliche Reise und findet seinenVater tatsächlich in Deutschland wieder. Mit kindli-cher Konsequenz konfrontiert er ihn mit seiner Tat,die er ihm nicht verzeihen kann.

Deutschland, Kosovo, Mazedonien, Frankreich 2015Regie, Buch: Visar Morina; Darsteller: Val Maloku,Astrit Kabashi Adriana Matoshi; NiKo Film, roduksioniKrusha, Skopje Film Studio, Eaux Vives Productions,WDR, ARTEwww.missingfilms.de

CollideKinostart: 10.3.2016Verleih: Universum

Es sollte ein netter, romantischer Deutschlandtripwerden, aber dann laufen die Dinge plötzlich dras-tisch aus dem Ruder und der amerikanisches Ruck-sacktourist Casey und seine Freundin sehen sichunerbittlich eingequetscht im Krieg zweier rivalisie-render Drogenbosse. Action-Legende Joel Silver(»Stirb langsam«, »Lethal Weapon«) bestätigt seinenFaible für die alte Welt (»Unknown Identity«) unddrehte diesmal komplett in NRW ein auf Hochge-schwindigkeit getrimmtes B-Picture mit AnthonyHopkins und Ben Kingsley, das schnell zum Punktkommt und dann bis zum schweißtreibenden Auto-bahnfinale nicht mehr los lässt. Zum internationalenStaraufgebot steuern Clemens Schick, Joachim Królund die aufregende Shooting Actress Nadia Hilkerschillernde Akzente bei.

D/USA/GB 2015 Regie: Eran Creevy; Drehbuch: Eran Creevy, F. ScottFrazier; Darsteller: Nicolas Hoult, Felicity Jones,Anthony Hopkins, Ben Kingsley; Silver Pictures, 42 undAutomatik Entertainment in Koproduktion mit Hands-on Producers

Filmstarts

Der Kuaför aus derKeupstraßeKinostart: 25.2.2016Verleih: Real Fiction

Am 9. Juni 2004 zündet in einem Frisiersalon in derKeupstraße in Köln-Mülheim ein mit Nägeln bestück-ter Sprengsatz. 22 Menschen werden zum Teilschwer verletzt. Polizeiliche Ermittlungen gehenzunächst von einem Bandenverbrechen aus; erstJahre später stößt man auf den Nationalsozialisti-schen Untergrund. Der aus Wuppertal stammendeJournalist und Filmemacher Andreas Maus (Reporta-gen u.a. für »Monitor«) rollt in seiner zweiten Kinoar-beit einen der schwersten Anschläge in NRW nocheinmal auf und stellt unbequeme Fragen zu mögli-cher Fremdenfeindlichkeit innerhalb der Ermittlungs-behörden, die Opfer gezielt in die Täterpositiondrängten. Dass die Verhörprotokolle mit Schauspie-lern nachgestellt wurden, begreift Maus als abstra-hierendes Gestaltungsmittel, die nicht emotionalisie-ren, sondern Distanz schaffen soll.

Deutschland 2015 Regie: Andreas Maus; Drehbuch: Andreas Maus, MaikBaumgärtner; Darsteller: Taner Sahintürk, Atilla Öner,Sebastian Weber; COIN FILM in Koproduktion mitWDR

MustangKinostart: 25.02.2016Verleih: Weltkino

Sommer in einem türkischen Dorf: Lale und ihre vierSchwestern wachsen nach dem Tod der Eltern beiihrem Onkel auf. Als sie nach der Schule beimunschuldigen Herumtollen mit ein paar Jungs imMeer beobachtet werden, lösen sie einen Skandalaus. Ihr als schamlos wahrgenommenes Verhaltenhat dramatische Folgen: Das Haus der Familie wirdzum Gefängnis, Benimmunterricht ersetzt die Schuleund Ehen werden arrangiert. Doch die fünf Schwes-tern – allesamt von großem Freiheitsdrang erfüllt –beginnen, sich gegen die ihnen auferlegten Grenzenaufzulehnen. Einfühlsam und kraftvoll zugleich setztdie junge Regisseurin Deniz Gamze Ergüven dieunzähmbare Lebenslust der fünf Schwestern inSzene, die sich in einer von Männern geprägtenGesellschaft ihr Recht auf Selbstbestimmungerkämpfen. Mit lichtdurchfluteten Bildern trotzt derFilm dem dramatischen Geschehen und setzt derBrutalität zarte Sinnlichkeit und jugendliches Aufbe-gehren entgegen (siehe auch S. 34/35).

Türkei, Frankreich, Deutschland 2015Regie: Deniz Gamze Ergüven; Drehbuch: Deniz GamzeErgüven, Alice Winocour; CG Cinema, VistamarFilmproduktion, Uhland Film, BAM Film, Kinology www.mustang.weltkino.de »Wild«, Foto: NFP

»Der Kuaför aus der Keupstraße«, Foto: Real Fiction »Babai«, Foto:Missing Films »Collide«, Foto: Universum »Censored Voices«, Foto: Real Fiction»Francofonia«, Foto: Piffl Medien

Kinostarts

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Kinostarts

Sex & CrimeKinostart: 24.3.2016Verleih: Camino

Valentin fühlt sich beunruhigt, denn es liegt eineLeiche in seinem Haus. Er hat nichts damit zu tun,irgendwo aber doch, denn er hat das Haus ja seinemFreund Theo überlassen, damit der über Nacht malalles vergessen kann – den Krach mit seiner FrauKatja, den Stress mit der Gesundheit, eben alles –und zwar in den Armen von Kellnerin Mörli. Miteiner »blutigen Komödie« (Verleihtext) bestreitetPaul Florian Müller (Drehbuch für »Vorstadtrocker«)sein Regiedebüt und trägt seinen Teil dazu bei, dassdas Genre in Deutschland wieder Tritt fasst im Kino;und zwar mit profunder Besetzung, stimmigen Origi-nalschauplätzen in NRW und jugendfreiem FSK-Zerti-fikat. Die Premiere erfolgte im Wettbewerb des Max-Ophüls-Preises.

(falls es einen Preis gab, kann das hier ab dem 24.1.nachgetragen werden)

Deutschland 2015 Regie, Drehbuch: Paul Florian Müller; Darsteller:Wotan Wilke Möhring, Fabian Busch, Claudia Eisinger,Pheline Roggan, Oliver Stokowski; Weydemann Bros.GmbH in Koproduktion mit zischlermannfilmproduktion GmbH und Cine Plus FilmproduktionGmbH(Webseite steht noch aus)

Fritz Lang Der Andere in unsKinostart: 14.4.2016Verleih: W-Film

Menschenmassen und Maschinen, das Kino des FritzLang ist ein Aufmarsch der spektakulären Schau-werte. Aber der Starregisseur der Weimarer Repu-blik will in seinem neuen Film den Menschen insZentrum stellen, von einem Menschen erzählen,einem Kindesmörder. Die Vorgeschichte des frühenTonfilmklassikers »M – Eine Stadt sucht einenMörder« bildet in der Verknüpfung mit den Ermitt-lungen gegen den Düsseldorfer Serienmörder PeterKürten einen faszinierenden film- und gesellschafts-historischen Hintergrund für einen Seelenthriller umdas Scheusal, das in allen von uns lauert. Vor NRW-Schauplätzen wagt sich Gordian Maugg (»Zeppe-lin!«) - wie einst Steven Soderbergh mit »Kafka« - inscharf konturiertem Schwarzweiß ins Zwielicht vonFacts und Fiction.

Deutschland 2015 Regie: Gordian Maugg; Drehbuch: Gordian Maugg,Alexander Häusser; Darsteller: Heino Ferch, SamuelFinzi, Thomas Thieme, Johanna Gastdorf; BelleEpoque Films in Koproduktion mit Gordian MauggFilm- und Fernsehproduktionen, ZDF und ArteFritzLang.de

ChevalierKinostart: 21.04.2016Verleih: REM

Sechs Männer sitzen mitten im Ägäischen Meer aufihrer Yacht. Um die Zeit totzuschlagen, spielen sieein Spiel. Es ist mit einem harten und immer irrwitzi-geren Wettbewerb verbunden. Körperteile werdenverglichen und vermessen, gefolgt von Disziplinenwie Fensterputzen, Silberpolieren oder Seeigelsalatzubereiten. Aus Freunden werden Feinde – hungrigeFeinde. Aber keiner der Männer denkt daran, vonBord zu gehen, ehe er nicht zum Gewinner gekröntwurde. Dieser wird am kleinen Finger den Ring desSieges tragen: den Chevalier. »Chevalier« ist einetodernste und skurrile Komödie, in der mit viel IronieKonzepte und Rituale von Männlichkeit ad absurdumgeführt werden – ein schwarzhumoriges Gesell-schaftsspiel mit mindestens dreifachem Boden.

Griechenland, 2015Regie: Athina Rachel Tsangari; Darsteller: YorgosKendros, Panos Koronis, Vangelis Mourikis; FaliroHouse Productions, Haos Film, Nova, The MatchFactorywww.rapideyemovies.de

Außerdem starten:

10.3. Unsere Wildnis Verleih: Universum

24.3. Die Frau mit der KameraVerleih: FilmKinoText

14.4. Meine Brüder und Schwestern imNorden Verleih: Farbfilm

21.4. Tracing the Rope: Eva HesseVerleih: Real Fiction Filme

12.5. Junges LichtVerleih: Weltkino

19.5. Auf AugenhöheVerleih: Tobis

Mai SonitaVerleih: Real Fiction Filme

Mai Schwester WeißVerleih: W-Film

Mai The Whispering StarVerleih: REM

02.6. AgnesVerleih: Neue Visionen

o.D. Dügün – Hochzeit auf TürkischVerleih: Real Fiction Filme

WildKinostart: 14.04.2016Verleih: NFP marketing & distribution

Auf dem Weg zur Arbeit hat Ania (Lilith Stangenberg)eine seltsame Begegnung. Mitten im Park steht sieeinem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in dieAugen – und es kommt ihr so vor, als wäre ihr bishe-riges Leben ein Witz. Der Moment lässt sie nichtmehr los, genau wie der Gedanke, den Wolf zufinden und nie mehr gehen zu lassen. Ania wird zurJägerin, legt Fährten und schafft es, das wilde Tier zufangen. Sie sperrt es in ihrer Hochhauswohnung ein– und sprengt sämtliche Fesseln ihres bisherigenbürgerlichen Lebens. Erstaunlicherweise finden dieMenschen um sie herum daran Gefallen, besondersihr Chef Boris (Georg Friedrich), der ihre Nähe suchtwie nie zuvor. Fast scheint es, als teilten sie alle eineähnliche, geheime wilde Sehnsucht. Mit »Wild«erzählt Nicolette Krebitz eine Geschichte von Freiheitund Glück.

Deutschland 2015Drehbuch und Regie: Nicolette Krebitz; Darsteller:Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, SilkeBodenbender; Heimatfilm Produktion, Sendepartnersind Arte und WDRwww.nfp-md.de

OvergamesKinostart: 21.04.2016Verleih: Lutz Dammbeck Filmproduktion

In einer Talkshow erzählt der Schauspieler JoachimFuchsberger, dass die Spiele seiner 1960 erstmals imwestdeutschen Fernsehen ausgestrahlten Show»Nur nicht nervös werden« in der amerikanischenPsychiatrie entwickelt wurden. Auf die Frage, »undwie viele Patienten haben dir da zugeschaut?«,antwortet er: »Eine verrückte, eine psychischgestörte Nation.« Wieso waren die Deutschen,genauer die Westdeutschen, damals eine psychischgestörte Nation? »Overgames« ist ein Film von LutzDammbeck über heitere und ernste Spiele, Thera-pien zur Um- und Selbstumerziehung sowie dieIdeengeschichte einer permanenten Revolution. Estreten auf: Regisseure und Produzenten von Game-shows, Psychiater, Anthropologen und Paranoikerverschiedenster Couleur.

Deutschland 2015Buch, Regie: Lutz Dammbeck; Lutz DammbeckFilmproduktion in Koproduktion mit Rundfunk Berlin-Brandenburg und Westdeutscher Rundfunk, inZusammenarbeit mit Arte www.Overgames-film.com

»Sex& Crime«, Foto: Camino »Fritz Lang - Der Andere in uns«, Foto: W-Film »Chevalier«, Foto: REM