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  • In der Reihe WARHAMMER 40 000 sind imWILHELM HEYNE VERLAG erschienen:

    William King: WolfskriegerWilliam King: Ragnars MissionWilliam King: Der graue JägerWilliam King: RunenpriesterWilliam King: WolfsschwertGraham McNeill: NachtjägerDan Abnett: GeisterkriegerDan Abnett: Mächte des ChaosDan Abnett: NekropolisDan Abnett: EhrengardeDan Abnett: Die Feuer von TanithDan Abnett: Tödliche MissionDan Abnett: Das AttentatDan Abnett: Der VerräterDan Abnett: Das letzte KommandoGraham McNeill: Die Krieger von UltramarBen Counter: SeelentrinkerDan Abnett: Der doppelte AdlerBen Counter: Der blutende KelchGraham McNeill: Toter Himmel, schwarze SonneBen Counter: Blutrote TränenDan Abnett: Eisenhorn – XenosC. S. Goto: Kriegstrommeln

  • BEN COUNTER

    Blutrote Tränen

    Roman

    Deutsche Erstausgabe

    WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

  • Titel der englischen Originalausgabe

    CRIMSON TEARS

    Deutsche Übersetzung von Kurt Römer

    Umwelthinweis:Dieses Buch wurde auf chlor- undsäurefreiem Papier gedruckt.

    Deutsche Erstausgabe 12/07Redaktion: Catherine BeckCopyright © 2005 by Games Workshop Ltd.Erstausgabe by Black Library/Games Workshop Ltd.Warhammer® und Games Workshop Ltd.®

    sind eingetragene Warenzeichen.Umschlagbild: Games Workshop Ltd.Copyright © 2007 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung by Games Workshop Ltd., lizenziert an:Wilhelm Heyne Verlag, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbHhttp://www.heyne.dePrinted in Germany 2007Umschlagillustration: Adrian SmithUmschlaggestaltung: Nele Schütz Design, MünchenSatz: C. Schaber Datentechnik, WelsDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN: 978-3-453-52359-3

  • E I N S

    Auf Entymion IV war alles ruhig.Oberst Sathis konnte noch nicht einmal Insekten hören.

    Das gleichmäßige Rumpeln seiner Chimera-Panzerfahr-zeuge übertönte fast vollständig das Pfeifen des schwa-chen Winds. Sogar die Hufschläge der Reittiere der impe-rialen Kavallerie waren lauter als der Planet selbst. DieKavallerie hatte sich über die Seiten des Tals verstreut,das seine Truppen gerade durchquerten. Sie gehörtenzum 97. Urgrathi-Lanzenregiment. Durch ihre eigentlichlängst für überholt geglaubte Methode der Kriegsfüh-rung gaben sie hervorragende Späher für die Erkundungunbekannten Terrains ab. Und auf Entymion IV gab esausschließlich unbekanntes Terrain.

    Sathis erfasste mit routiniertem Blick die Umgebung.Die anfangs noch sehr gute Sicht verschlechterte sich zu-sehends. »Anhalten«, befahl er dem Fahrer seines Sala-mander-Kommandopanzers.

    Als das Fahrzeug zum Stehen kam, war die Stille fastvollständig. Während die Vibrationen des Motors lang-sam verebbten, kletterte Sathis vom Salamander herun-ter. Er holte tief Luft – jeder Planet hatte seinen eigenenGeruch. Er fand, dass Entymion IV sauber und ungestörtroch, so als ob der Planet zu alt und stolz wäre, um sichvon der Verschmutzung, die menschliche Ansiedlungenmit sich brachten, beeinträchtigen zu lassen. Angesichtsdes purpurroten Himmels, der dunklen, lang gestrecktenGebirgskämme vor ihnen und der kaum bewachsenen

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  • Anhöhen des Tals konnte man glauben, dass es sich beiEntymion IV um eine unberührte Welt handelte. Natür-lich war genau das Gegenteil der Fall – Gravenhold wareine große, dicht bevölkerte Imperiumsstadt, und großeTeile der Oberfläche des Planeten waren der äußerstwichtigen Landwirtschaft vorbehalten. Nichtsdestotrotzglaubte Oberst Sathis in diesem Augenblick, dass eswohl immer Orte geben würde, die das Imperium nie-mals vollständig unter seine Kontrolle bringen konnte.

    Und noch dazu die Stille.Sathis versuchte sich vorzustellen, was zum Teufel so

    wichtig an diesem Planeten sein konnte. Es hing mit derWirtschaft des ganzen Segmentums zusammen: Enty-mion IV war eine bedeutende Agrarwelt. Sollte die Pro-duktion hier ausfallen, gäbe es eine Kettenreaktion, dieeine ganze Reihe anderer Welten in Mitleidenschaft zie-hen würde. Und der Produktionsausfall war durchausim Bereich des Möglichen, da der Planet kein Lebenszei-chen mehr von sich gegeben hatte – er hatte weder aufdie von weit her kommenden Signale der Astropathennoch auf Vox- oder Funkverkehr reagiert. Sathis’ Auf-gabe war es, mit seinen Truppen die Hauptstadt Graven-hold zu erreichen, festzustellen, ob es sich um etwasErnstes handelte und sofort Bericht zu erstatten. Enty-mion IV war sicherlich wichtig, trotzdem war Sathisnicht recht klar, warum im Administratum so ein Wirbelveranstaltet wurde, als der Planet von der Bildfläche ver-schwunden war. Im Moment jedenfalls war alles ruhig.

    Die Spitzen der Berge zeichneten sich wie Messerklin-gen vor dem dunkler werdenden Himmel ab. Die Land-schaft vor ihnen veränderte sich langsam: Aus sanftenAnhöhen wurden gewaltige Felsformationen. Oberst Sa-this’ unmittelbare Aufgabe war es, den Cynos-Pass zudurchqueren, um auf die Straße nach Gravenhold zu ge-langen. Dazu war ihm die Stahlhammer-Abteilung derzweiten seleucaianischen Verteidigungsdivision zuge-

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  • teilt worden. Sie bestand aus einem Verband von Chi-mera-Panzerfahrzeugen und fast tausend diszipliniertenVeteranen, die durch Artillerie- und Antipanzereinheitenunterstützt wurden. Sie waren wild entschlossen undwürden es mit jedem Feind aufnehmen. Die urgrathischeKavallerie diente als Spähtrupp. Zudem kommandierteder Oberst die Panzer des ersten Jaxus-Belagerungsregi-ments. Es war eine gute Zusammenstellung – kompaktund sehr beweglich. Für imperiale Maßstäbe waren dieTruppen ziemlich schnell gesammelt worden, und Sathishatte verdammt viel Glück gehabt, genau die richtigenEinheiten zu bekommen.

    »Sir, alles in Ordnung?«, fragte Sathis’ Fahrer.»Alles klar, Skarn«, antwortete Sathis. »Ich will den

    Pass nicht bei Nacht überqueren. Wir werden hier unserLager aufschlagen und bei Dämmerung weitermarschie-ren. Vox!«

    Sathis musste einen Augenblick warten, dann warendie Truppenkommandeure per Vox mit ihm verbunden.Sathis war inzwischen seit zwei Tagen und einer Nachtauf dem Planeten, und er hatte immer noch ein ungutesGefühl. Der Pass vor ihnen war die bisher beste Möglich-keit für einen Überfall, und die Wahrscheinlichkeit, dassso etwas passierte, erhöhte sich bei Nacht dramatisch.Vor Jahren hatte Sathis im Höllenklingengebirge voreiner ähnlichen Situation gestanden. Damals war erLeutnant der balurischen Infanterie gewesen. AchtzehnStunden lang war er von einem Haufen Eldar festgena-gelt worden, die ihn von oben herab angriffen, und erhatte keine Lust, sich noch einmal in so einer Lage wie-derzufinden. Es brauchte nur eine Handvoll Rebellenoder Aufsässige, um den Vorstoß aufzuhalten und sei-nen Schlachtplan zu durchkreuzen.

    Er hatte sich bereits eine Taktik zurechtgelegt. Die Se-leucaianer würden ein sicheres Feldlager bilden, in demseine Männer die Nacht verbringen konnten. Die Panzer

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  • und Sathis Kommandoposten würden das Zentrum desLagers bilden, um das herum die Urgathis patrouillie-ren sollten. Die wenigen Stunden, die er dadurch verlor,mussten angesichts eines drohenden Hinterhalts in Kaufgenommen werden. Bald würde er Meldung machen,dass auf Entymion IV alles in Ordnung war und konntewieder in einen richtigen Krieg ziehen.

    »Marschall Locathan«, sagte Skarn und gab Sathis dasVoxset.

    »Locathan«, sagte Sathis heiter. Er wusste, dass dergrauhaarige jaxanische Panzerkommandeur auch dieNacht hindurch weitermarschieren wollte.

    »Sir?«»Wir werden hier die Nacht verbringen und den Pass

    im Licht der Dämmerung und mit ausgeruhten Truppenbetreten. Bringen Sie Ihre Panzer an den Hammers vor-bei, und gönnen Sie Ihren Männern etwas Schlaf.«

    Locathan wollte gerade seine Einwände gegen Sathis’Befehl vorbringen, als der erste Schuss fiel.

    Drei Monate vor der Landung von Sathis’ Truppe warjeglicher Kontakt zu Entymion IV abgebrochen.

    Die Langstreckensignale, die die Astropathen durchden Warp sendeten, verhallten ohne Antwort. Die Astro-pathen beschrieben eine dunkle Wolke der Stille, die sich plötzlich, oft mitten im Satz, über ihre Nachrichtengelegt und sich als absolut undurchdringlich erwiesenhatte.

    Entymion IV, eigentlich das ganze Entymion-System,war bekannt für Warpanomalien, die sich im realenRaum zeigten. Deshalb waren fehlerhafte Übertragun-gen keine Seltenheit. Aber die Tatsache, dass auch dieKommunikation innerhalb des Systems nicht mehr funk-tionierte und den Planeten buchstäblich taub und blindgemacht hatte, erregte doch einiges Aufsehen. Zwar ver-ursachte die Sonne Entymions oftmals elektronische Stö-

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  • rungen, so dass auch die kurzstreckigen Signale manch-mal ausgefallen waren, aber diese totale Stille war neu.

    Das Administratum befürchtete den Verlust ganzerErnten, wenn seine Transportschiffe nicht mehr auf demPlaneten landen konnten. Daher hatte es ein Einsatzteamgeschickt, das herausfinden sollte, was dort vor sichging. Zu diesem zwölfköpfigen Team hatte auch ein Mit-glied des Adeptus Arbites gehört, um denjenigen, derhinter der Sache steckte, sofort zu bestrafen. Doch sobaldsie in die Atmosphäre von Entymion IV eingetreten wa-ren, hatte man nichts mehr von ihnen gehört.

    Die Möglichkeiten eines Aufruhrs, einer Naturkata-strophe oder einer selbst auferlegten Quarantäne warenin Betracht gezogen und verworfen worden. Aber jetztkonnte es sich das Administratum nicht mehr länger leis-ten, das Problem zu ignorieren. Sollte sich Entymion IVnicht mehr melden, würden Nahrungsmittel im Wertvon Milliarden von Credits nicht geerntet und geliefertwerden. Jede Möglichkeit, die durchgespielt wurde, re-sultierte in einem einzigen Szenario: Die Welten um Entymion IV würden von Hungersnöten heimgesuchtwerden. Der Expeditionstrupp wurde in aller Eile zu-sammengestellt und Oberst Sathis’ Befehl unterstellt.Seine Aufgabe war es, auf dem Planeten zu landen, dieHauptstadt Gravenhold zu erreichen und die Nachrichtzu überbringen, dass alles in Ordnung sei.

    Die Konsuln des Administratums drückten ihm dieDaumen.

    Zwei Tage nach der Landung auf den verhältnismäßigsicheren, riesigen Steppen vor dem Gebirge traf der Ex-peditionstrupp zum ersten Mal auf seinen Gegner.

    Bevor Sathis reagieren konnte, prallte eine weitere Kugelgegen den Salamander.

    »Wir stehen unter Beschuss!«, rief er und sprang überden Salamander, während sich der Rest seiner Mann-

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  • schaft hinter den Panzerplatten des Fahrzeugs in Deckungbrachte.

    Er hatte sein Voxset verloren und suchte danach, wäh-rend weitere Kugeln über ihm durch die Luft pfiffenoder sich in die Panzerplatten bohrten.

    »… wiederholen? Oberst, bitte wiederholen!« LocathansStimme klang scharf und gefasst.

    »Wir stehen unter Beschuss«, sagte Sathis. »Kleine Ka-liber, geringe Entfernung. Bleiben Sie dran.«

    Sathis stellte das Voxgerät auf die Frequenz des be-fehlshabenden Offiziers der Stahlhämmer. »Komman-deur Praen! Kommandeur, sind das Ihre Männer da voruns?«

    Praens Stimme klang verblüfft. »Oberst? Das ist nie-mand von uns.«

    »Wer zum Teufel schießt da? Bringen Sie Ihre Angriffs-truppen nach vorne und helfen Sie uns!«

    Das gegnerische Feuer wurde stärker. Geschosse ausautomatischen Waffen zischten durch die Luft und wir-belten die Erde auf.

    »Wir ziehen uns zurück. Alles in Deckung.«Der Fahrer, der immer noch geduckt hinter dem Steuer

    saß, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. Jetztkonnte Sathis erkennen, dass sie von einem der Hügel,die das Tal umschlossen, beschossen wurden. Ein gewal-tiger Energiestrahl jagte vorbei. Sathis konnte hören, wieer einen Teil des gegenüberliegenden Hügels pulveri-sierte. Schwere Waffen, große Feuerkraft – wer konntedas sein? Und wie hatten sie sich verstecken können?

    Etwas näherte sich kreischend, als würden tausendStimmen auf einmal losbrüllen. Es war das Geräusch,mit dem Metall die Luft durchschnitt.

    Wie von einer riesigen unsichtbaren Hand wurde Sathisbrutal gegen die Seite des Salamanders geschleudert. SeinKopf wurde heftig hin und her geschüttelt, und er verlorfast das Bewusstsein. Der purpurrote Himmel über ihm

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  • drehte sich – dann war er zu seinen Füßen, und für einenMoment dachte Sathis, er würde in ihn hineinfallen.

    Der Salamander blieb auf der Seite liegen, wobei ereine tiefe Schneise in den Boden pflügte. Sathis musstemit ansehen, wie Skarn zwischen der Luke des Besat-zungsraums und der Hülle zerquetscht wurde. Ein wei-terer zerschmetterter Körper fiel neben ihm zu Boden –es war Lrenn, der Schütze.

    Sathis kletterte aus dem Wrack, in dem er seine Offi-ziersmütze zurückließ. Das Klingeln in seinen Ohrenwurde durch den unheilvollen Klang von Kugeln undLasergewehrfeuer, das wie Regen um ihn herum nieder-prasselte, ersetzt. Von weiter entfernt hörte er Schreieund das Dröhnen von Motoren. Er blickte auf und sahdas Fahrzeug, das den Salamander gerammt hatte – einsichelförmiges, barbarisch anmutendes Ding mit schar-fen Kanten. Während es sich in den Himmel erhob,schossen zwei weiße Flammen aus seinen Maschinen.

    Rebellen benutzten normalerweise ausrangierte Aus-rüstung der imperialen Armee. Aber bestimmt nicht soetwas.

    Das Voxset lag noch immer im Wrack. Was von SathisTrupp übrig geblieben war – eine Chimäre mit einer Ein-heit erfahrener Seleucaianer und zwei weitere Salaman-der – zog sich unter den weiß glühenden Geschossen desFeindes langsam zurück.

    Sathis war verwirrt. Natürlich war er schon DutzendeMale unter feindlichem Beschuss gewesen. Er hattekeine Angst. Im Laufe seiner Karriere war er angeschos-sen, bombardiert, verbrannt, verraten und für tot erklärtworden. Von einem Bombardement der Rebellen auf Co-thelin Saar hatte er ein Schrapnell in seinem Bein zurück-behalten, und er wäre fast an einer Bajonettwunde ge-storben, als die Grünhäutigen versucht hatten, seinenBunker in der Kluft von Croivan zu stürmen. Mit vier-zehn hatte er sich der Planetaren Verteidigungstruppe

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  • angeschlossen, wurde zwei Jahre später zur imperialenArmee eingezogen, um für sein Imperium erst zu kämp-fen und dann seine Soldaten zu führen. Jeden Streifenauf seiner Uniform hatte er sich hart erarbeitet. Abernoch nie hatte er erlebt, dass sich ein Planet so schnell inein Schlachtfeld verwandelt hatte.

    Er hatte noch nie einem Feind gegenübergestanden,der sich so schnell und unbemerkt nähern konnte. Wiekonnten seine Männer gegen etwas kämpfen, das sieüberhaupt nicht sehen konnten?

    Er beobachtete, wie die Rough Riders auf den Hängendes Tals durch gegnerisches Kreuzfeuer auseinanderge-jagt wurden. Er erkannte Gestalten auf dem Gipfel dernächsten Anhöhe, wusste jedoch nicht, ob es sich um denFeind oder um Reiter handelte, die ihre Pferde verlorenhatten.

    Sathis rannte auf den nächsten Salamander zu, aberein Strahl flüssigen Feuers schoss herab, bohrte sich mit-ten durch das Fahrzeug, zerstörte die Ketten der Raupenund verwandelte die Mannschaft in brennende Fackeln.Ein blauer Teich aus Promethium bildete sich hinter demFahrzeug. Schall und Hitze prallten wie eine Mauer ge-gen Sathis, und er wurde auf den rauchenden Erdbodenzurückgeworfen. Der grelle Blitz der Explosion brannterot auf seiner Netzhaut.

    Sathis stolperte zum Wrack hinter ihm zurück. SeineNase war vom Gestank brennenden Grases und Kano-nenrauch verstopft, die Haut brannte vom Plasmafeuer.

    Dies hier war schlimmer als das Höllenklingenge-birge, schlimmer als Cothelin Saar. Verdammt, es wardas Schlimmste überhaupt – was nicht nur am Schmerz,an der Angst oder dem Anblick seiner Männer lag, dieum ihn herum starben. Es war die Demütigung. Sie hat-ten ihn kalt erwischt, umzingelt. Er war von einem Geg-ner geschlagen worden, der in aller Ruhe den richtigenMoment abgewartet hatte und den er nicht in einen offe-

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  • nen Kampf gegen seine Übermacht aus diszipliniertenTruppen zwingen hatte können.

    Einen Augenblick lang dachte er an seinen ersten Ein-satz als junger Soldat zurück, wie er zum ersten Mal dasfeindliche Gewehrfeuer gehört, die blutigen Körper gese-hen hatte, die man vom Schlachtfeld zurückschleppte. Erdachte an den Ausdruck in den Augen seiner Kameraden:Ich glaube nicht, dass wir es lebend hier rausschaffen. Sathishatte diesen jungen Soldaten lange abgelegt, aber jetzt hol-ten ihn die damalige Angst und Verzweiflung wieder ein.

    Eine Hand packte ihn, und er wusste, dass sein letztesStündlein geschlagen hatte.

    Dann sah er auf und blickte in das aristokratische Ge-sicht von Gray Thasool, dem ersten Jäger und befehlsha-benden Offizier der 97. Urgrathi Lanzenträger. Thasoolzog ihn auf die Beine und half ihm auf den Rücken seinesSchlachtrosses.

    Sathis klammerte sich fest an das aufwendige Sattel-zeug, das Thasool auf dem Rücken seines riesigen, mus-kulösen Rosses hielt. Thasool gab dem Pferd die Sporen,und das Tier, das viel massiger und wilder als ein terrani-sches Pferd war, rannte los, während es den umherpfei-fenden Kugeln auswich.

    Sathis unterdrückte seine Angst und Verwirrung. Hiermusste er beweisen, dass er seinen Rang als Offizier auchverdiente.

    »Wir brauchen eine Voxverbindung. Rufen Sie die Stahl-hämmer hierher, lassen Sie … lassen Sie die Panzer denFeind festnageln und zum Gegenangriff …«

    »Verdammte Xenos, Sir!«, sagte Thasool, während er anden Zügeln riss, um sein Pferd um das Wrack des Sala-manders herum und in Richtung Nachhut zu führen. Diedort versammelten Stahlhämmer in ihren Chimären konn-ten einen gewaltigen Gegenschlag durchführen, wennihnen nur jemand rechtzeitig den Befehl dazu gab. »Ichkenne sie. Sehen Sie die Schatten? Sie mussten auf die

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  • Dämmerung warten. Sie verstecken sich in den Schat-ten.« Sathis wusste, dass Thasool vor nichts Angst hatte.Er stammte aus einem uralten Kriegergeschlecht, ausdem jegliche Feigheit nach und nach weggezüchtet wor-den war. Mit demselben Tonfall, in dem er jetzt sprach,hätte er genauso gut bei einem Glas Teufelsbeerlikör eineAnekdote erzählen können – nur, dass er hier die Stimmeheben musste, um den Kampflärm zu übertönen.

    Ein Streitross mit einem kopflosen Reiter galoppiertean ihnen vorbei. Thasool jagte an einem Haufen verkno-teter Körper vorüber. Es waren drei oder vier Männer, dievon einem Energiestrahl getroffen und sofort zu einer rot-schwarzen Masse verbrannt waren. Daneben lag ein Pferd,das von einem Laserstrahl sauber aufgeschlitzt wordenwar, so dass die rauchenden Eingeweide hervorquollen.

    Männer schrien. Verwirrt irrten die Rough Ridersdurch den mörderischen Kugelhagel.

    Überall das Geräusch sterbender Männer.»Kompanie, nach Zwölf links!«, brüllte Thasool. »An-

    griff! Lasst sie eure Klingen spüren!« Sathis bemerkte,dass Thasool die Befehle durch das Vox-Netz seiner Ein-heit übermittelte. Er versuchte, die Rough Riders zusammeln, damit sie die Ausdauer und die Schnelligkeitihrer Pferde zum Gegenschlag nutzen konnten.

    Mit eingezogenen Köpfen galoppierten Reiter in dengoldgrünen Uniformen der Ugrathi durch den Kugel-hagel und näherten sich ihrem Anführer. Wie Thasoolselbst kannten auch sie keine Angst. Sathis glaubtekaum, dass er jemals mehr Respekt für seine Kameradenempfunden hatte als in diesem Moment für die ugrathi-schen Lanzenträger.

    Eine Gestalt schälte sich aus den Schatten am Fuß desHügelabhangs. Sie war menschenähnlich, aber ihre Hautschien das Licht zu trinken. Sie war reine flüssige Dun-kelheit, die aus einer anderen Wirklichkeit zu kommenschien. Das schwache Sonnenlicht erleuchtete sie – man

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  • sah knotige Muskeln und sichelförmige Klingen in ihrenHänden. Das Gesicht war von Gürteln und Schnallenverdeckt. Die Gestalt war groß, dünn und strotzte zu-gleich vor Kraft. Ihre Bewegungen waren schnell und an-mutig, und die Haut schimmerte zwischen kränklichblass und tiefschwarz.

    Das Schattending duckte sich und tauchte zwischenden trampelnden Füßen des Schlachtrosses weg, das aufes zuritt. Eine der gebogenen Klingen blitzte auf, und dasPferd bohrte sich mit den Nüstern voran in die Erde undwarf seinen Reiter ab. Die Gestalt schien über den Bodenzu gleiten, als sie sich dem Reiter näherte und seineKlinge zwischen dessen Schulterblättern versenkte. Dannverschmolz sie wieder mit der Dunkelheit.

    Sathis nahm eine Hand vom Sattelzeug und zog seineWaffe, eine gewöhnliche Automatikpistole. Jetzt konnteer weitere Gestalten erkennen, die verschwommen inden immer länger werdenden Schatten waberten. IhreKlingen wüteten unter den Reitern und Pferden, die ver-suchten, den tiefsten Punkt des Tals zu erreichen.

    Das feindliche Feuer ließ nicht nach. In den Schat-ten auf dem Abhang musste sich eine ganze Armee verstecken. Im Mündungsfeuer sah Sathis die Umrisseeiner glänzenden Rüstung, die dem Panzer eines Käfersähnelte. Feindliche Infanterie in Ganzkörperrüstung –Aliens, wenn Thasool recht hatte. Aus den Augenwin-keln bemerkte er, wie etwas durch die Luft flatterte, daseinen funkelnden Schweif aus schwarz glühenden Ener-giestrahlen hinter sich herzog. Der Feind war überall,und in der aufkommenden Dunkelheit nicht mehr alseine undeutliche Ahnung auf den Anhöhen des Tals.

    Thasool hatte sein Energieschwert gezogen, eine schwereStichwaffe mit aufwendiger Goldverzierung.

    Ein Schatten verdichtete sich unter den Hufen desPferdes – Sathis feuerte zweimal auf das Gesicht, das un-ter ihm erschien. Es hatte zugenähte Augen und eine blu-

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  • tige Metallstange zwischen den Zähnen. Die Schüsseverfehlten ihr Ziel weit, aber Thasool wirbelte herumund jagte seinen Speer durch die Kehle der Kreatur. DasEnergiefeld der Waffe blitzte auf, und Sathis erkannteunter den Hufen des Schlachtrosses zerschmetterte Kör-perteile in einer Blutlache.

    »Mandraks«, fauchte Thasool. »Späher. Wir haben diesewiderlichen Xenosmeuchelmörder nie vergessen.«

    »Xenos? Sie meinen … Hrud? Tau?«»Eldar«, antwortete Thasool erbittert, während er auf

    die schwarze Gestalt einhieb, die auf sie zuschwebte.»Piraten.«

    Das Schlachtross folgte einer Biegung im Tal, und Sathissah zwei Angriffschimären der seleucaianischen Stahl-hämmer. Die erfahrenen Mannschaften hatten die Fahr-zeuge verlassen und feuerten disziplinierte Salven aufdie Anhöhen des Tals. Ihr Offizier – Leutnant Aeokas –salutierte eilig, als Thasool die Zügel herumriss, um seinPferd im Schutze der nächsten Chimäre zum Stehen zubringen.

    »Es sind mehr als zweihundert«, schrie Aeokas überdie Laserfeuersalven. »Sie kommen von beiden Seiten.Wir sind umzingelt!«

    »Vox«, sagte Sathis, während er abstieg. Zu seinen Fü-ßen lag die Leiche eines Seleucaianers. Gesicht undOberkörper waren mit blutigen Kristallscherben be-deckt. Das Shurikenfeuer hatte sich inzwischen in einenwahren Rasierklingenregen verwandelt. Sathis spürte,wie sich kleine Scherben in die ungeschützte Haut vonGesicht und Händen gruben und winzige Schnitte hin-terließen. Er hörte einen Schrei – einer der Kristallstückehatte den Bizeps eines Soldaten durchdrungen und ihnan die Seite einer Chimäre geheftet.

    Irgendjemand reichte Sathis ein Voxset. »Wir werdenangegriffen!«, sagte er und versuchte, nicht allzu auf-geregt zu klingen. »Praen! Alles, was verfügbar ist, zum

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  • Gegenangriff nach vorn! Locathan, geben Sie ihnen De-ckung und erobern Sie die Lufthoheit!«

    »Verstanden. Bereitmachen zum Angriff!«, befahl Praendurch den Lärm der startenden Motoren seiner Chimä-ren. Weiter hinten ertönten die Maschinenkanonen derHydra-Flugabwehrpanzer, die den Himmel mit Schrap-nellen erfüllten.

    Leutnant Aeokas rief Sathis etwas zu, aber seineStimme verlor sich in einem plötzlichen kreischendenRauschen, das sogar den Kampflärm übertönte. Genauhinter der am nächsten gelegenen Stellung der impe-rialen Truppen verschwamm die Luft und zog sich all-mählich zusammen. Das Licht verschwand, als ob etwasden Hintergrund einfach zusammenknüllte. Ein kleinerschwarzer Punkt inmitten der Finsternis im Zentrum derAnomalie vergrößerte sich wie eine Pupille.

    Der erste Angreifer, der aus dem Portal trat, trug eineglänzende dunkelpurpurne Rüstung und eine Gesichts-maske in der Farbe von Knochen. Seine grünen Augensprühten vor Bosheit. Die Platten der Rüstung endeten inscharfen Kanten. In seinen krallenartigen, behandschuh-ten Händen trug er eine Hellebarde, deren Lichtscheinwellenförmig verschwamm, als sie von einer Realität indie andere wechselte. Weitere folgten in einer Geschwin-digkeit, die sie, berücksichtigte man die Schwere ihrerRüstungen und der primitiven Hackwerkzeuge, un-menschlicher erscheinen ließ als selbst das noch so miss-gestaltete Alien.

    Der imperiale Trupp hatte nicht einmal mehr Gelegen-heit, sich umzuwenden, um ihren Gegner ins Auge zufassen. Hellebarden gruben sich in seleucianische Uni-formen. Die Schnitte, die sie verursachten, waren so sau-ber, dass die durchtrennten Körper erst zu bluten an-fingen, als sie auf dem Boden aufklatschten – abgehackteArme, durchtrennte Oberkörper, frei umherfliegendeKöpfe. Bei der Galaxis, es war, als ob sie nie gelebt hätten.

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  • Sathis hatte schon vorher den Eldar gegenübergestan-den. Er wusste, dass sie heimtückische, verräterischeKreaturen waren, die ohne Vorwarnung von Verbünde-ten zu Feinden werden konnten. Aber so etwas hatte ernoch nicht erlebt.

    Der zweite imperiale Trupp wandte sich um und eröff-nete instinktiv das Feuer. Laserstrahlen schlugen zischendgegen Rüstungen. Immer mehr Angreifer strömten durchdas Portal – jetzt trugen sie leichtere Rüstungen und Shurikenwaffen – und schwärmten aus. Sardis ducktesich hinter die Chimäre, um den feindlichen Salven zuentgehen, und feuerte blind mit seiner Automatikpistole.Die Luft war erfüllt von Kristallsplittern.

    Ohne nachzudenken stieg Thasool ab, watete in denSplitterregen und teilte mit dem Schwert nach allen Sei-ten Hiebe aus. Er durchbohrte die Brust eines Gegners,bevor er mit einem weiteren Schlag den Arm eines an-deren Eldar abtrennte, der zu Boden fiel. Thasool stellteeinen Fuß auf die Schulter seines Widersachers und triebmit einem geübten Tiefschlag die Klinge durch seinenKopf. Laserstrahlen und Shuriken schwirrten an ihmvorbei und durchlöcherten den Saum seines Jägerman-tels. Thasool beachtete sie nicht. Seine Männer starben.Dem Gesetz der urgrathischen Lanzenträger zufolgemusste Thasool mit ihnen untergehen, und er kämpftemit dem Mut der Verzweiflung.

    »Zurückziehen und einsteigen!«, schrie Aeokas und ges-tikulierte mit seinem Kettenschwert, während er mit derLaserpistole auf die Eldar feuerte. »Bring uns hier raus!«

    Ein Soldat in dreck- und blutbespritzter Uniformkämpfte sich durch den Kugelhagel und öffnete die Hin-terrampe der Chimäre. Aekoas winkte die Überlebendenzum Fahrzeug. Die Hälfte der Männer gab den anderenbeim Rückzug Feuerschutz.

    Einen Augenblick lang stand Thasool allein gegen dieÜbermacht. Mit blitzendem Kavallerieschwert hielt er

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  • die Eldar in den schweren Rüstungen auf Abstand. Dannstieß einer von ihnen vor und ließ den Griff seiner Helle-barde gegen das Energieschwert krachen. Der untere Teilder Hellebarde zersplitterte und wurde gegen ThasoolsKinn geschmettert – der Jäger taumelte zurück, und dernächste Hieb mit der Hellebarde durchdrang ThasoolsBauch und Brustkorb in einem blutigen Bogen. Ein wei-terer Eldar trat hinter Thasool und trennte seinen Kopf sogenau ab, als würde es sich um eine Hinrichtung han-deln.

    Eine Hand packte Sathis’ Schulter und zerrte ihn rück-wärts in den Besatzungsraum der Chimäre. Der letzteder Soldaten wuchtete einen bewusstlosen Kameradenauf Sathis, bevor er selbst hineinkletterte.

    »Los!«, rief Aeokas über den Lärm der Shuriken, diegegen die Seite der Chimäre prallten.

    Sathis sah sich um und blickte in blutüberströmte Ge-sichter und von Schock gezeichnete Augen. Einige Sol-daten legten mit ihren Laserwaffen an, um auf die dieChimäre verfolgenden Eldar zu feuern.

    »Wir müssen aus diesem Tal raus«, sagte Sathis, wäh-rend er sich vom Gewicht des sterbenden Soldaten be-freite. »Versuchen Sie, mich mit dem Orbit zu verbinden,damit sie uns abholen können. Wo zum Teufel ist eigent-lich Praen?«

    Eigentlich hätten mehrere Chimären mit nach Rachedürstenden Soldaten zur Stelle sein sollen, um sie he-rauszuboxen. Was war geschehen? Wie hatten die Xenosso plötzlich auftauchen können?

    Die Antwort lag auf der Hand. Sie waren die ganzeZeit hier gewesen und hatten gewartet.

    Der Fahrer der Chimäre war entweder genial oder vonSinnen. Der Motor beschwerte sich dröhnend, als sichdas Fahrzeug um eine Biegung im Tal mühte, wobei sichdie Männer festhalten mussten, um nicht aus der Lukezu fallen. Kristallscherben regneten herab, als die Eldar

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  • auf den Anhöhen den Panzerwagen unter Beschuss nah-men. Die Strahlen von Energiewaffen bohrten sich nurwenige Zentimeter von der Fahrzeughülle entfernt alsrauchende schwarze Löcher in den Boden.

    »Ungefähr einen halben Kilometer von hier gibt eseinen Durchlass«, rief Sathis. »Den können wir verteidi-gen. Sobald wir ihn erreichen, schlagen wir Alarm undwarten auf Praen!«

    Die Lukentüren der Chimäre waren noch immer weitgeöffnet. Sathis erwartete, das jeden Moment das Alien-raumschiff mit seinen fledermausförmigen Flügeln auf-tauchen und sie unter Beschuss nehmen würde. Dochstattdessen sah er die erste von Praens Chimären, dieihnen durch die verbrannte Erde ins Tal hinunter folgte.

    Dann kam der Lärm. Als ob mehr als tausend Stimmengleichzeitig aufheulten. Es fing ganz leise an, ein gur-gelndes Klagelied zwischen Gewehrfeuer, Motorenlärmund dem Keuchen der wütenden, verwundeten Männerum Sathis. Dann steigerte es sich zu einem dumpfen Ge-töse wie das Heulen des Windes, und schließlich schienes von überall her, aus der Erde und vom Himmel, zukommen. Purpurfarbene Blitze durchzuckten das Tal.Der Himmel riss auf, und tiefschwarze Löcher öffnetensich, während die zweite Chimäre an ihnen vorbeiraste.

    Dann schien es, als würden Körper buchstäblich vomHimmel fallen. Sie kamen aus den Löchern in der Wirk-lichkeit, die sich über dem Tal geöffnet hatten. DutzendeKörper, offensichtlich lebende Menschen, blass und mitwirbelnden Armen. Die seleucaianische Chimäre konntedie meisten hinter sich lassen, aber einigen gelang es,über ihre eigenen Toten hinwegzusteigen und sich mitwilder Entschlossenheit an der gepanzerten Hülle fest-zuklammern. Sathis bemerkte, wie Funken sprühten. Offensichtlich versuchten sie, die Panzerplatten wegzu-reißen, um ins Innere zu gelangen. Es waren wirklichMenschen, halb nackt und bewaffnet mit Metallstücken,

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  • Knochen und einfachen Knüppeln. Immer mehr fielender Chimäre in den Weg. Das Panzerfahrzeug fuhr übereinen Berg aus Körpern und verlor die Bodenhaftung.Die Ketten drehten sich hilflos in der Luft.

    Dieser kurze Stopp war alles, was der Feind benötigte.Plötzlich kletterten zehn, zwanzig der Angreifer auf derChimäre herum. Die Motoren heulten auf, und das Fahr-zeug machte einen Satz nach vorne, bevor es von derMenge umgeworfen wurde. Eine der oberen Lukenwurde aufgerissen. Als sich seine eigene Chimäre ent-fernte, konnte Sathis noch erkennen, wie die Feinde denPanzer stürmten.

    Nur der Imperator wusste, was mit der Besatzung ge-schah. Für sie war es zu spät. Wilde Horden erfüllten dasTal hinter ihnen. Das entsprach nicht der Strategie der Eldar – sie kämpften heimtückisch und listig und mitspezialisierten Elitetruppen. Dieser Angriff trug eher dieHandschrift der Grünhäute. Nichts, aber auch gar nichtsschien einen Sinn zu ergeben.

    Ein Blitz schlug unmittelbar neben der geöffnetenLuke ein.

    »Den Abhang hoch!«, rief Sathis. »Rauf da! Sofort!«Er wusste nun, was mit den Stahlhämmern geschehen

    war. Eine riesige Menge von Xenos hatte das Tal überflu-tet, sie unter sich begraben und offensichtlich bis zumletzten Mann niedergemacht. Und aller Wahrscheinlich-keit nach hatten Locathans Panzertrupps ihr Schicksalgeteilt. Alle, die entkommen waren, flüchteten nun in dieentgegengesetzte Richtung, zurück in die Prärie. Was diebessere Alternative war, aber Sathis hatte keine andereWahl, als weiter vorzurücken.

    Die Chimäre wendete und arbeitete sich die Anhöhehinauf. Finstere Löcher öffneten sich in der Luft.

    »Bereitmachen zum Feuern«, rief Sathis. Wer konn-te, brachte sich in Position, um durch die hintere Luke feuern zu können.

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  • »Lasergewehr!«, rief Sathis, und jemand reichte ihmein abgenutztes Triplex-Schema-Lasergewehr, dessen Laufnoch glühte. Er fühlte sich wieder wie ein Rekrut, derzum ersten Mal diese furchterregende schwere Waffe inHänden hielt. Sathis hatte dieselbe Grundausbildungwie jeder andere imperiale Soldat absolviert, und tief inseinem Inneren hatte er irgendwie geahnt, dass es amEnde wieder darauf ankommen würde, wie gut er schie-ßen und kämpfen konnte.

    Es war gut. Es war nur natürlich. Ein Mann, der fürdas Imperium und sein eigenes Überleben kämpfte. Eswar die einzige Möglichkeit, den Abscheulichkeiten ent-gegenzutreten, die sie auf Entymion IV in den Hinterhaltgelockt hatten. Sathis unterdrückte jeden Zweifel. Er warein Bürger des Imperiums und daher sozusagen per De-finition verpflichtet, die Kriege des Imperators auszu-fechten und dem Tod ohne Jammern ins Auge zu blicken.Ihm wurde die Ehre zuteil, ein Leben geführt zu haben,das diese kalte Galaxie verändert hatte.

    Die Chimäre wurde immer langsamer. Sie konnte denSteilhang nicht mehr bewältigen. Immer neue Portaleöffneten sich wie unregelmäßige schwarze Tintensprit-zer auf der Leinwand der Realität.

    Ströme von Körpern ergossen sich daraus. Die Eldarhatten das Portal in einer regelmäßigen, oft geübten Formation verlassen, ähnlich wie Gravschirmjäger, dieaus ihrem Transportschiff sprangen. Aber dies hier warein riesiges Getümmel – Horden von Menschen wurdenweit entfernt in ein Portal getrieben, um einfach so in dieSchlacht geworfen zu werden. Sie waren mit Messern,Keulen, Eisenstangen und sogar mit den wenig leis-tungsfähigen Laserpistolen bewaffnet, wie sie Zivilistenbesaßen. Sie trugen Riemen über den Augen, und ihreWangen waren aufgeschlitzt, so dass sich die Münder zueinem weiten, roten Grinsen verzerrten.

    Und sie waren keine Eldar. Sie waren Menschen.

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  • UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

    Ben Counter

    Der BlutgottWarhammer 40.000-Roman

    DEUTSCHE ERSTAUSGABE

    Taschenbuch, Broschur, 384 Seiten, 11,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-453-52359-3

    Heyne

    Erscheinungstermin: November 2007

    Ein neues Abenteuer aus der Action-Welt von „Warhammer 40.000“, des bekanntestenScience-Fiction-Rollenspiels. „Blutrote Tränen“, die packende Fortsetzung von Ben Counters„Seelentrinker“ und „Der blutende Kelch“, entführt uns in eine düstere, weit entfernte Zukunft, inder letztlich nur eines zählt – zu überleben.