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Februar 2013 - April 2013 02Z032714 S Österreichische Post AG/ SPONSORING-POST Retouren an PF 555, 1008 Wien 81 STABAT MATER Brendan Behan Pierre Carlet de Marivaux Michel de Montaigne Egon Friedell Franz Karl Ginzkey Gabriele d’ Annunzio

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  • Februar 2013 - April 2013

    02Z032714 SÖsterreichische Post AG/ SPONSORING-POST

    Retouren an PF 555, 1008 Wien

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    STABAT MATERBrendan Behan

    Pierre Carlet de Marivaux

    Michel de Montaigne

    Egon Friedell

    Franz Karl Ginzkey

    Gabriele d’ Annunzio

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    Es ist eigentlich um das Sprechen und Schreiben eine närrische Sa-che; das rechte Gespräch ist ein bloßes Wortspiel. Der lächerliche Irrthum ist nur zu bewundern, daß die Leute meinen — sie sprä-chen um der Dinge willen. Gerade das Eigenthümliche der Sprache, daß sie sich blos um sich selbst bekümmert, weiß keiner. Darum ist sie ein so wunderbares und fruchtbares Geheimniß, — daß wenn einer blos spricht, um zu sprechen, er gerade die herrlichsten, originellsten Wahrheiten ausspricht. Will er aber von etwas Bestimmten sprechen, so läßt ihn die launige Sprache das lächerlichste und verkehrteste Zeug sagen. Daraus entsteht auch der Haß, den so manche ernsthafte Leute gegen die Sprache haben. Sie merken ihren Muthwillen, merken aber nicht, daß das verächt-liche Schwatzen die unendlich ernsthafte Seite der Sprache ist. Wenn man den Leuten nur begreiflich machen könnte, daß es mit der Sprache wie mit den mathematischen Formeln sei — Sie machen eine Welt für sich aus — Sie spielen nur mit sich selbst, drücken nichts als ihre wunderba-re Natur aus, und eben darum sind sie so ausdrucksvoll — eben darum spiegelt sich in ihnen das seltsame Verhältnißspiel der Dinge. Nur durch ihre Freiheit sind sie Glieder der Natur und nur in ihren freien Bewegun-gen äußert sich die Weltseele und macht sie zu einem zarten Maaßstab und Grundriß der Dinge. So ist es auch mit der Sprache — wer ein feines Gefühl ihrer Applicatur, ihres Takts, ihres musikalischen Geistes hat, wer in sich das zarte Wirken ihrer innern Natur vernimmt, und danach seine Zunge oder seine Hand bewegt, der wird ein Prophet sein, dagegen wer es wohl weiß, aber nicht Ohr und Sinn genug für sie hat, Wahrheiten wie diese schreiben, aber von der Sprache selbst zum Besten gehalten und von den Menschen, wie Cassandra von den Trojanern, verspottet werden wird. Wenn ich damit das Wesen und Amt der Poesie auf das deutlichste angegeben zu haben glaube, so weiß ich doch, daß es kein Mensch ver-stehn kann, und ich ganz was albernes gesagt habe, weil ich es habe sa-gen wollen, und so keine Poesie zu Stande kommt. Wie, wenn ich aber reden müßte? und dieser Sprachtrieb zu sprechen das Kennzeichen der Eingebung der Sprache, der Wirksamkeit der Sprache in mir Wäre? und mein Wille nur auch alles wollte, was ich müßte, so könnte dies ja am Ende ohne mein Wissen und Glauben Poesie sein und ein Geheimniß der Sprache verständlich machen? und so wär‘ ich ein berufener Schriftsteller, denn ein Schriftsteller ist wohl nur ein Sprachbegeisterter? —

    Nachbetrachtung Ausstellung Maria Jevsenak

    Die Farben und Formen von Maria Jevsenak haben unserem Raum gut getan. Wir bedanken uns nochmals bei der Künstlerin für die Ausstel-lung ihrer Bilder.Der 9. Februar, der Tag der Brendan-Behan-Lesung, ist übrigens auch die letzte Möglichkeit, die Bilder von Maria Jevsenak zu sehen.

    Kam der Frühling schon?Blieb der Winter noch zurück?Freilich fällt noch Schnee,aber durch den Flockenfalltönt des Sprossers süßes Lied!

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    Das STABAT MATER (nach dem Ge-dichtanfang Stabat mater dolorosa, lat. für „Es stand die Mutter schmerzerfüllt“) ist ein mittelal-terliches Gedicht, das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten be-singt. Die Verfasserschaft ist ungeklärt, das Gedicht wurde in der Vergangenheit unter anderem Papst Innozenz III. († 1216) sowie den Franziskanermönchen Iacopone da Todi († 1306) und Johannea Bonaventura († 1274) zugeschrieben.

    Vor Giovanni Battista Pergolesis (1710-1736) herausragender Komposition des STABAT MATER war diese aus dem Mittelalter stammende emotionale Passionssequenz aus Sicht der Mutter Jesu bereits in einer Komposition von Alessandro Scarlatti (1660-1725) in Neapel populär.Bis in die Mitte des 20. Jhdts. hat sie über 150 Kompositionen auf sich gezogen. Zu den späten Bearbeitern gehören J. S. Bach, Rossini, Liszt, Verdi, Poulenc u.v.a., danach ha-ben sich noch, u.a., Kodály, Penderecki, Górecki, Pärt und Rihm mit dem Thema komposito-risch auseinandergesetzt.Wie Mozarts REQUIEM erregte Pergolesis STABAT MATER als Werk eines seinem Tode nahen Komponisten legendenhafte Aufmerksamkeit.

    Die – von uns eingesetzte – deutsche Über-setzung des STABAT MATER von Chris-toph Martin Wieland (1733-1813) stammt aus dem Jahre 1779 und steht in unmit-telbarem Zusammenhang mit Wielands Trauer um seine im Alter von acht Jahren verstorbene Tochter Regina Dorothea. Am

    STABAT MATERVormittag des 7. März 1779, „während der Stunde, da ihm eines seiner Kinder, ein bald achtjähriges schönes, liebes, seinem Herzen unvergessliches Mädchen durch den Tod entrissen werden sollte, just in dieser schmerzlichen Stunde, da die Anhef-tung seiner Seele auf einen solchen Gegen-stand ebenso wohltätig wie natürlich war“, beschäftigte Wieland sich mit der Überset-zung.Über Pergolesis Komposition sagte er:„Sein STABAT MATER wird, mit aller seiner Simplicität, in Ansicht der großen Wirkung, die es auf jeden Hörer von reinem Gefühl und unver-wöhntem Ohr thun muss, immer einzig in seiner Art bleiben, und von keinem späteren Meister, wie groß und reich auch sein Genie und wie tief er in die Geheimnisse der Harmonie eingedrungen seyn mag, jemals ausgelöscht werden.“

    Lateinischer Originaltextgedichtet um 1200-1300

    Stabat mater dolorosa Iuxta crucem lacrimosa, Dum pendebat filius; Cuius animam gementem, Contristantem et dolentem

    Pertransivit gladius. O quam tristis et afflicta Fuit illa benedicta Mater unigeniti! Quae maerebat et dolebat, Et tremebat, dum videbat Nati poenas incliti.

    Quis est homo qui non fleret, Matrem Christi si videret In tanto supplicio? Quis non posset contristari, Piam matrem contemplari Dolentem cum filio?

    Pro peccatis suae gentis Vidit Iesum in tormentis Et flagellis subditum. Vidit suum dulcem natum Morientem desolatum Dum emisit spiritum.

    Pia mater, fons amoris, Me sentire vim doloris Fac, ut tecum lugeam. Fac, ut ardeat cor meum In amando Christum Deum, Ut sibi complaceam.

    Sancta mater, istud agas, Crucifixi fige plagas Cordi meo valide. Tui nati vulnerati Tam dignati pro me pati, Poenas mecum divide.

    Fac me vere tecum flere, Crucifixo condolere, Donec ego vixero; Iuxta crucem tecum stare Et me tibi sociare In planctu desidero.

    Gereimte ÜbertragungChristoph Martin Wieland 1779

    Schaut die Mutter voller Schmerzen, wie sie mit zerrißnem Herzen unterm Kreuz des Sohnes steht: Ach! wie bangt ihr Herz, wie bricht es, da das Schwerdt des Weltgerichtes tief durch ihre Seele geht!

    O wie bittrer Qualen Beute ward die Hochgebenedeite Mutter des Gekreuzigten! Wie die bange Seele lechzet! Wie sie zittert, wie sie ächzet, des Geliebten Pein zu sehn!

    Wessen Auge kann der Zähren Bey dem Jammer sich erwehren, der die Mutter Christ drückt? Wer nicht innig sich betrüben, der die Mutter mit dem lieben Sohn in solcher Noth erblikt?

    Für die Sünden seiner Brüder, sieht sie, wie die zarten Glieder schwehrer Geisseln Wuth zerreißt: Sieht den holden Sohn erblassen, Trostberaubt, von Gott verlassen, still verathmen seinen Geist.

    Laß, o Mutter, Quell der Liebe, laß die Fluth der heil‘gen Triebe strömen in mein Herz herab! Laß in Liebe mich entbrennen, ganz für den in Liebe brennen, Der für mich sein Leben gab.

    Drük, o Heilge, alle Wunden, die dein Sohn für mich empfunden, tief in meine Seele ein! Laß in Reue mich zerfließen, mit ihm leiden, mit Ihm büßen, mit Ihm theilen jede Pein!

    Laß mich herzlich mit dir weinen, mich durchs Kreuz mit Ihm vereinen, sterben all mein Lebenlang! Unterm Kreuz mit dir zu stehen, unverwandt hinauf zu sehen, sehn‘ ich mich aus Liebesdrang.

    Termine: Samstag, 23.03. Uraufführung Donnerstag, 28.03. Freitag, 29.03. Donnerstag, 04.04. Freitag, 05.04. Samstag, 06.04. jeweils 20.00 Uhr

    Darstellerin: Sarah Hofbauer Musik: G. B. Pergolesi Text: C. M. Wieland Bühne: Willi Bernhart Lichtdesign: Thomas Öllinger Idee, Konzept und Realisierung: Willi Bernhart

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    Virgo virginum praeclara, Mihi iam non sis amara, Fac me tecum plangere. Fac ut portem Christi mortem, Passionis fac consortem Et plagas recolere.

    Fac me plagis vulnerari, Cruce fac inebriari Et cruore filii; Flammis ne urar succensus, Per te, virgo, sim defensus In die iudicii.

    Christe, cum sit hinc exire, Da per matrem me venire, Ad palmam victoriae. Quando corpus morietur, Fac ut anima donetur Paradisi gloriae.

    Gieb mir Theil an Christi Leiden, laß von aller Lust mich scheiden, die ihm diese Wunden schlug! Auch ich will mir Wunden schlagen, will das Kreuz des Lammes tragen, welches meine Sünde trug.

    Laß, wenn meine Wunden fließen, liebestrunken mich genießen dieses tröstenden Gesichts! Flammend noch vom heilgen Feuer, deck, o Jungfrau, mich dein Schleyer Einst am Tage des Gerichts!

    Gegen aller Feinde stürmen Laß mich Christi Kreuz beschirmen, sey die Gnade mein Panier! Dekt des Grabes düstre Höle Meinen Leib, so nimm die Seele Auf ins Paradies zu dir!

    Brendan Behan (9.2.1923-20.3.1964)war einer der bedeutendsten irischen Dramatiker und Schrift-steller des 20.Jhdts. und verbrachte wegen seiner Zugehörig-keit zur IRA acht Jahre seines Lebens in englischen Erziehungs-heimen und Gefängnissen. Seine Hafterlebnisse sollten seine Welt prägen.Im autobiographischen BORSTAL BOY verarbeitete er seinen Aufenthalt in der Modell-Strafanstalt Borstal, in die er wegen geplanter Sprengstoffanschläge eingewiesen wurde.„Brendan Behan lernte nie mit dem Erfolg umzugehen, er mach-te ihm teilweise sogar Angst. Das Geld, das er mit seinen Stü-cken verdiente, investierte er zu einem großen Teil in Alkohol. Er hörte auch dann nicht mit dem Trinken auf, als er nach 1956 regelmäßig Medikamente gegen Diabetes einnehmen musste.

    Sein exzessiver Lebensstil und die Anforderungen, die an ihn als gefragten Autor gestellt wurden, ließen ihn kaum noch zum Schreiben kommen.

    Brendan Behan – Der Häfenbruder

    Willi Bernhart liest aus BORSTAL BOY

    Unsere vor einem Jahr mit einer Gogol-Lesung am 4.3.2012 ins Leben gerufenen LITERA-TUR-FEIERTAGE haben sich zu einer kleinen Insel der schönen Literaturpflege entwickelt.Die Abende sind schlicht gestaltet, das Feier-Ritual ist karg und knapp, umso inniger ist die „Begegnung“ mit den jeweiligen Autoren.Der Begriff LITERATUR-FEIERTAGE war übrigens ein Glücksfall, denn bei den Veranstal-tungen herrscht weniger die Stimmung einer üblichen Literatur- oder Kunstveranstaltung, sondern vielmehr die intime, respektvolle, eben feierliche Atmosphäre, wie sie herrschen möge in Momenten und an Tagen der Ehrung von Menschen und Werken, die wir schät-zen.Wir selber erleben diese Atmosphäre bei den jeweiligen LITERATURFEIERN intensiv und mit Freude, und so hören wir nicht auf, die Feste zu feiern, wie sie fallen.Aus unserer zarten, vorsichtigen Liebe zur Literatur.Das STABAT MATER von Pergolesi höre ich immer wieder.

    Es ist einfach, klar und schön.

    Die Geschichte von der Passion des Gottessohnes beschäftigt mich schon lange.

    Das Leiden des Sohnes.

    Der Schmerz der Mutter.

    Eines der intensivsten, wichtigsten Kapitel in der großen (christlichen) Erzählung.

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    In Sarah Hofbauers Gesicht sehe ich die Mutter.

    Nun mache ich aus und mit alldem eine Theaterperformance.

    Willi Bernhart

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    Michel de Montaigne – Der Meister Einer

    Gabriele D’Annunzio – Der Künstler und die PolitikD’ANNUNZIO (12.3.1863-1.3.1938)Der Krieg und seine Heroisierung hatten im Leben D’Annunzios eine zentrale Rolle gespielt. So befürwortete er 1915 in seiner Rede von der Tribüne des Kapitols sehr publikumswirksam den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg. Er selbst war in die-sem Krieg begeisterter Soldat. Geradezu legendär geworden ist D’Annunzios Propagandaflug – allein mit einem Co-Piloten – über Wien, der Hauptstadt des Kriegsgegners Österreich am 9. August 1918, kurz vor dem Ende des Krieges. Vom Flugzeug aus ließ er keine Bomben, sondern Tausende von Flugblätter auf Wien herabflattern, die mit den Farben der italienischen Fahne bedruckt waren. Der Text fasste in reißerischen Propa-gandaparolen die sozialen und politischen Ansprüche Italiens zusammen, und am Schluss stand auf Italienisch: „Das Drohen der Schwinge des jungen italienischen Adlers gleicht nicht der finsteren Bronze im mor-gendlichen Licht. Die unbekümmerte Kühnheit wirft über Sankt Stephan und den Graben das unwiderstehliche Wort, Wiener! Viva l’Italia.“

    Marivaux (4.2.1688-12.2.1763)Romancier und Dramatiker, ist einer der bedeutendsten franzö-sischen Literaten der Frühaufklärung und des Rokoko, also der 20-er und 30-er Jahre des 18. Jahrhunderts.

    „Vier Schiffbrüchige landen auf einer Insel - Arlequin und sein Herr Iphicrate, Cleanthis und ihre Herrin Euphrosine. Die Be-wohner dieser Insel sind die Nachfahren von Sklaven, die hun-dert Jahre zuvor gegen ihre Herren revoltiert und sich als freie Menschen auf dieser Insel niedergelassen haben. Während ur-sprünglich „alle Herrn, die ein Zufall oder Schiffbruch auf diese

    Insel führe, zu töten und umgekehrt alle Sklaven freizulassen“ waren, herrscht nun ein sanf-teres Gesetz: „Wir nehmen keine Rache mehr an euch, wir suchen euch zu bessern. Wir trachten nun nicht mehr nach euerm Leben, wir wollen die Barbarei in euern Herzen heilen. Wir machen euch zu Sklaven, damit ihr selbst die Schmach, die man dabei empfindet, am eignen Leib verspürt.“ Und so werden, auf Geheiß des Inselbewohners Trivelin, Iphicrate und Euphrosine zu Sklaven ihrer Sklaven. Ihr „Leidensweg“ führt schließlich zur Erkenntnis vom wahren Adel des Menschen: „Man braucht nichts weiter als ein gutes Herz, Tugend und Verstand; die braucht man, die zeitigen Respekt und Ehrerbietung, erhöhen einen Men-schen über andre.“

    Willi Bernhart liest aus DIE SKLAVENINSEL

    Pierre Carlet de Marivaux – Der freche Aufklärer

    Montaigne (28.2.1533-13.9.1592)war Politiker, Philosoph und Begründer der Essayistik. Er war Skeptiker und Humanist. In der europäischen Geistesgeschich-te gilt er als Begründer der philosophisch-literarischen Gattung Essay.Mit seinem Hauptwerk, den Essais, begründete der unortho-doxe Humanist Montaigne die literarische Kunstform des Es-says, zu Deutsch in etwa „Versuch“. Damit distanzierte er sich bewusst von der klassischen Wissenschaft, seine „Versuche“ sind vielmehr von subjektiver Erfahrung und Reflexion geprägte Erörterungen. Stoische Geringschätzung von Äußerlichkeiten, Kritik des Wissenschaftsaberglaubens und der menschlichen Überheblichkeit gegenüber anderen Naturgeschöpfen sowie

    Skepsis gegenüber jeglichen Dogmen kennzeichnen die Essais, in denen sich der Frei-denker Montaigne mit einer Vielzahl von Themen auseinandersetzt: Literatur, Philosophie, Sittlichkeit, Erziehung usw. In letzterer Hinsicht betonte er den Wert konkreter Erfahrung und unabhängigen Urteilens als Ziele der Bildung junger Menschen.„Daß ein solcher Mensch [sc. Montaigne] geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust auf dieser Erde zu leben vermehrt worden. Mir wenigstens geht es seit dem Bekanntwerden mit dieser freiesten und kräftigsten Seele so, daß ich sagen muß, was er von Plutarch sagt: ‚Kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen.‘ Mit ihm würde ich es halten, wenn die Aufgabe gestellt wäre, es sich auf der Erde heimisch zu machen.“

    Willi Bernhart liest aus den ESSAIS

    Willi Bernhart liest aus der REDE VON DER TRIBÜNE DES KAPITOLS(17.5.1915)

    Franz Karl Ginzkey – Der kinderbuchschreibende Offizier

    Franz Karl Ginzkey (8.9.1871-11.4.1963)Der erste LITERATUR-FEIERTAG speziell für Kinder!Sollen doch die heutigen computer- und iPhone-animierten Rangen (= lebhaftes Kind, das aus Übermut gern etwas anstellt) erfahren, was ihre Eltern(?), Großelten(!) und überhaupt fast alle Kinder in Österreich zwischen 1905 und 1970 begeistert hat!

    Eben: HATSCHI BRATSCHIS LUFTBALLON und FLORIANS WUNDERSAME REISE ÜBER DIE TAPETEEine „multimediale“ Lesung der beiden Megahits der Kinder-buchliteratur!

    Termin:Samstag, 13.04. 17.00 Uhr KinderlesungSamstag, 13.04. 20.00 Uhr Erwachsenenversion oder: Lektionen zur Politischen Korrektheit

    (Ginzkey-Bonustrack)

    Inhaltsangabe der SKLAVENINSEL

    Nietzsche: UNZEITGEMÄSSE BETRACHTUNGEN

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    Egon Friedell – Der Universelle

    Der Mensch ist also nichts als ein Hau-fen von Irrtümern, ohnmächtig ohne die Gnade. Nichts zeigt ihm die Wahrheit: alles betrügt ihn. Die beiden Hauptstüt-zen der Wahrheit, der Verstand und die Sinne, betrügen sich gegenseitig.

    Pascal

    So beginnt Egon Friedell (21.1.1878-16.3.1938) das fünfte Kapitel seiner Kulturgeschichte, übertitelt mit DAS HEREINBRECHEN DER VERNUNFT.

    Ab den späteren 1920er Jahren arbeitete Friedell in einem genau geregelten Tagesablauf an seinem Lebenswerk, dem dreibändigen Werk Kulturgeschichte der Neuzeit, worin die Ereignisse vom späten Mittelalter bis zum Imperialismus in origineller, scharfsinniger und zum Teil anekdotischer Darstellung geschildert werden. Friedell lässt die Neuzeit mit der großen Pest von 1348 beginnen und schildert ihren Verlauf als eine Krankheitsgeschichte, die in einem „gigantischen Ödipuskomplex“ gipfelt.

    Willi Bernhart liest aus DIE KULTURGESCHICHTE DER NEUZEIT

    SCHWITTERS mëRZSchirmherr

    S C H W I T T E R S

    Schwitters, das weiß jeder, gehört zu unseren raren Schirmherren. Wie Charms auch. Und solche würdigen wir natürlich grundsätzlich, zu jeder Zeit, auch jenseits von Geburts- und Todestagen. Darum jetzt, damit Schwitters nicht neidig wird, weil wir seit dem Vorjahr eine Charms-Aufführung im Programm haben (zu dessen 80. Todesjahr allerdings!), ohne ent-sprechende Geburts- oder Todesdaten, diese Schwitters-Abende!Ein Streifzug durch diese (Merz-)Texte, im Zentrum SCHAUSPIELE UND SZENEN!!Als Kostprobe hier gleich etwas vom besten.

    SCHWITTERS1930-1940Der DurchschnittsmenschPersonen Elsa Mathilde, ihre Mutter Werner Graf, ihr Vater

    Axel, ihr Jugendfreund Hans Meier, der Durchschnittsmensch

    Elsa Gib dir keine Mühe, Mutter, ich nehme keinen Durchschnitts-menschen, ein für allemal. Was heißt Hans? Was heißt Meier? Geld hat er nicht, Namen hat er nicht, Beruf hat er nicht, was bietet er mir denn?

    Mutter EristeinflotterKerl.Elsa Dann heirate du ihn doch.

    Mutter Du solltest ihn sehen, du würdest dich in ihn verlieben.Elsa Kommt nicht in Frage, ich denke nicht daran.

    Mutter …[Fragment]

    Samstag, 09.02. Brendan Behan 20.00 UhrSamstag, 16.02. Pierre Carlet de Marivaux 20.00 UhrFreitag, 01.03. Gabriele d’ Annunzio 20.00 UhrSamstag, 02.03. Michel de Montaigne 20.00 UhrSamstag, 16.03. Egon Friedell 20.00 UhrSamstag, 13.04. Franz Karl Ginzkey 17.00 Uhr Kinderlesung 20.00 Uhr Erwachsenenversion oder: Lektionen zur Politischen Korrektheit (Ginzkey-Bonustrack)

    Rezitation: Willi Bernhart

    7171 08Beratung und Hilfe in allen Wohnungsangelegenheiten.

    Mit KPÖ-Wohnungsstadträtin Elke Kahr

    Mieter-NotrufTel. 0316

    www.kpoe-graz.at/mieternotrufwww.mindestsicherungsrechner.at

    Termine: Freitag, 22.02.Samstag, 23.02.

    jeweils 20.00 Uhr

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    M ë R Z F I L M V I D E O C L U BTA N Z T H E AT E R O - D I E !81 81

    Schau, ein großes Schiff zieht ein kleines Ruderboot durch den Nebeldunst!

    Shiki

    Tanztheater O-die!

    Termine:Freitag, 12.04. 20.00 UhrFreitag, 19.04. 20.00 UhrFreitag, 26.04. 20.00 Uhr

    Träume –Wir haben

    und welche!?

    Irene Krankenschwester

    Isabella Mutter mit Kind

    Hansi Hinterseer Conni

    Pepi Schlagersängerin

    Peter Kameramann

    Muskelprotz Martin

    Fredl Musiker

    Alfi Papst

    Geschirrspülerin Anita

    Fee Barbara

    Fee Doris

    MëRZFILMVIDEOCLUBIm Herbst 2007 haben wir unsere Schiene MëRZFILMVIDEOCLUB eingeführt und damit einen ungeahnten Höhenflug des österreichischen Films mitverursacht.Nachdem das so gut gelaufen ist, wir unseren Beitrag geleistet hatten, zogen wir uns wieder zurück, zumindest aus der öffentlichen Diskussion.Jetzt, auf einem schon unheimlichen Gipfel des Erfolgs dieses „unseres“ Filmwe-sens melden wir uns zurück. Mit unserem MëRZFILMVIDEOCLUB.Mit Analysen. Einschätzungen. Anschauungen. Stänkereien. Diskussionen.Wir machen‘s ja eh laufend. Aber jetzt wieder öffentlich.Weil Film jetzt wichtig ist im Land.Auch durch den MëRZFILMVIDEOCLUB, dem einzigen Film-Salon in Graz!

    Eintritt frei!!!

    Über die zur Anschauung und zur Diskussion stehenden Filme und Themen infor-mieren Sie sich bitte zu gegebener Zeit auf unserer Homepage.

    Termine:

    Mittwoch, 13.02.

    Mittwoch, 27.02.

    Mittwoch, 13.03.

    Mittwoch, 10.04.

    Mittwoch, 24.04. jeweils 19.00 Uhr

    Peter und Irene und Isabella und Pepi und Martin und Anita und Fredi und Alfi und Conny wollen ihre Träume verwirklichen.

    Und Doris und Barbara helfen ihnen dabei!

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    S P I E L P L A N Februar 2013 - April 2013

    LITERATUR - FEIERTAGESamstag, 09.02. Brendan Behan 20.00 Uhr

    Samstag, 16.02. Pierre Carlet de Marivaux 20.00 Uhr

    Freitag, 01.03. Gabriele d’ Annunzio 20.00 Uhr

    Samstag, 02.03. Michel de Montaigne 20.00 Uhr

    Samstag, 16.03. Egon Friedell 20.00 Uhr

    Samstag, 13.04. Franz Karl Ginzkey 20.00 Uhr

    S P I E L P L A NFebruar 2013 - April 2013

    M ë R Z F I L M V I D E O C L U BMittwoch, 13.02. 19.00 Uhr

    Mittwoch, 27.02. 19.00 Uhr

    Mittwoch, 13.03. 19.00 Uhr

    Mittwoch, 10.04. 19.00 Uhr

    Mittwoch, 24.04. 19.00 Uhr

    S C H W I T T E R SFreitag, 22.02. 20.00 Uhr

    Samstag, 23.02. 20.00 Uhr

    STABAT MATERSamstag, 23.03. Uraufführung 20.00 Uhr

    Donnerstag, 28.03. 20.00 Uhr

    Freitag, 29.03. 20.00 Uhr

    Donnerstag, 04.04. 20.00 Uhr

    Freitag, 05.04. 20.00 Uhr

    Samstag, 06.04. 20.00 Uhr

    Tanztheater O-die!

    Wir haben Träume – und welche!?Freitag, 12.04. 20.00 Uhr

    Freitag, 19.04. 20.00 Uhr

    Freitag, 26.04. 20.00 Uhr

    Impressum: Texte: Willi Bernhart, Christoph Martin Wieland, Kurt SchwittersGrafik und Layout: Thomas Öllinger, Walter Heindl, Willi Bernhart Druck: Dorrong, Graz

    Wir haben noch viel vor.

    Für eine Steiermark mit Zukunft.

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    Wenn mich etwas reizt, und ich voller Zorn und Wut jemand schelten will, gibt das Lied der Nachtigall mir mein Lächeln gleich zurück!

    Ozawa Rôan

  • Steinfeldgasse 208020 Graz

    [email protected]

    Tel.: 0316 720172

    Aus der Serie: VERWERTUNG ALTER HÜTE