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RNZ-SONDERBEILAGE, 19. SEPTEMBER 2020 Solo Piano Tania Brad Mehldau Hermann Kretzschmar Katherine Zyabluk Johanna Summer Michael Wollny und weitere Giannouli

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Page 1: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

RICHTIG GESUND LEBEN, 29. APRIL 2011RNZ-SONDERBEILAGE, 19. SEPTEMBER 2020

Solo Piano

Tania

Brad MehldauHermann KretzschmarKatherine ZyablukJohanna SummerMichael Wollny

und weitere

Giannouli

Page 2: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 20202

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

„Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen“. Das sahschon Kurt Tucholsky so. Und Rainer Kernsieht es offenbar genauso. Frauen dominieren die

ersten beiden Wochen des Enjoy Jazz Festivals. Frauen machenMusik, singen, jazzen und komponieren. Sie machen also all das,was auch Männer machen – aber sie machen es anders. Schön,dass Enjoy Jazz diesen Frauen-Schwerpunkt setzt und kein An-ti-Corona-Programm macht, sondern ein lebensbejahendes. Aberetwas anderes war von Rainer Kern und seinem Team auch nichtzu erwarten.

Natürlich stimmt es, wenn auch schon hundertmal geschrieben inden letztenMonaten: Wir alle dürsten nach Kultur, nach Konzerten,nach anderen Musikfans, nach der Enge, dem Krach, nach demApplaus, nach der Begeisterung einer johlenden Menschenmenge.Das alles gibt es in den nächstenWochenwenigstens zumTeil. Magsein, dass der Mundschutz stört, mag sein, dass die vielen Lückenin den Sitzreihen die Atmosphäre etwas beeinträchtigen, magsein, dass das gewohnte Glas Sekt oder Bier in der Pause nichtzu haben sein wird – aber Hauptsache, es wird überhaupt wiederöffentlich musiziert. Insofern ist der wichtigste Aspekt am 22. En-joy Jazz Festival, dass es überhaupt stattfindet. Danke dafür. Ins-

besondere an die Enjoy-Jazz-Macher, die in unsicherer Zeit einfachso tun, als ob. Denn absolute Gewissheit gibt es derzeit eben nicht.Ich selbst freue mich sehr auf den Auftakt mit Brad Mehldau. Alsalter Vertrauter von Enjoy Jazz kommt der Weltstar erneut zuDeutschlands größtem Jazzfestival. Im Frühjahr hat er im Am-sterdamer Corona-Lockdown das Soloalbum „Suite: April 2020“eingespielt, das er nun gleich zweimal präsentiert. Großartig, dassauf diese Weise bei den eingeschränkten Kapazitäten derzeitwenigstens doppelt so viele Menschen in den Genuss kommenwerden, Mehldau und seine Musik live zu erleben.

Seit mittlerweile 22 Jahren geht Enjoy Jazz immer neue Wege. Esmacht Spaß, einen Teil dieses Weges mitgegangen zu sein. In zweiJahrzehnten konnte man da viele neue Pfade entdecken, die ichheute nicht missen möchte, schließlich hat Musik auch sehr vielmit Neugierde zu tun. Und das ist meiner Meinung nach auch dasHauptmerkmal dieses Festivals. Um mit Tucholsky und seinem un-erschöpflichen Zitatenschatz nicht nur zu beginnen, sondern auchzu enden: „Nichts wird so respektiert wie der Erfolg“.

Ihr Klaus WelzelRNZ-Chefredakteur

Liebes Publikum,

seit ich Enjoy Jazz 1999 gegründet habe, frage ich

mich jedes Jahr: Warum eigentlich ein Festival?

Es gibt ja schließlich ganz schön viele davon, ge-

rade in unserer so lebendigen Region. Aber dieses Jahr hat diese

obligatorische Frage noch eine ganz andere Dimension erhalten.

Ein Festival ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des

Ausprobierens. Ein Ort der Nähe. Und auch hier sollen wir – wegen

eines Kleinstlebewesens, genannt Virus – auf Distanz gehen?Wie,

bitteschön, soll das funktionieren: Begegnung und Distanz? Ist

das nicht ein unauflösbarer Gegensatz? Ja schon, aber Achtung:

Hier liegt ein großes Missverständnis vor. Denn worum es derzeit

geht, ist physische Distanz und nicht sozialer Abstand. Ganz im

Gegenteil: Dem sozialen Miteinander wurde durch die gegenwär-

tigen Umstände eine noch größere Bedeutung zugewiesen. Denn

was macht uns Menschen mehr aus als das Gemeinsame, das

Zusammensein? Nun ist allerdings etwas Ungewohntes hinzuge-

kommen, das dieses Begegnen regelt: der Abstand von 1,5 Me-

tern. Eine große und radikale Veränderung. Denn wenn wir uns bei

unserem schönen Festival begegnen, möchte ich Sie vor Freude

natürlich auchmal spontan umarmen und herzen können. Undwis-

sen Sie was: Genau das möchte ich auch dieses Jahr wieder tun,

nun schon zum 22. Mal. Das ist kein Trotz und auch kein hilfloser

Versuch eines „business as usual“, nein, es ist eine Verpflichtung.

Was wäre die Alternative? Wollen wir uns die Freiheit nehmen

lassen, gemeinsam Kunst zu genießen, noch dazu die wichtigste

Musikform der letzten gut 100 Jahre – den Jazz? Also, ich sehe

keinenGrund dafür. Damitwir uns nichtmissverstehen: Die absolut

richtige, weil zu unser aller Schutz notwendige physische Distanz

von gerade mal 1,5 Metern vermag es doch nicht, mir die Freude zu

nehmen, mich Ihnen – liebstes Publikum der Welt – dieses Jahr bei

Enjoy Jazz erneut nahe zu fühlen. Ich werde Ihnen, meiner leich-

ten Kurzsichtigkeit zum Trotz, ja nach wie vor, nur eben aus einer

etwas größeren Entfernung, in die Augen sehen können und freue

mich, wenn ich dabei Ihre Begeisterung sehe. So fühlen Sie sich

auch dieses Jahr auf das herzlichste umarmt und geherzt – mit

physischer Distanz, aber voller sozialer Wärme und Nähe.

Für Freiheit, Begegnung und Offenheit in Sicherheit.

Enjoy Jazz – und Anderes.

Ihr Rainer Kern

Page 3: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 2020 3

Uraufführung

So, 27.09.20, 16 Uhr

So viel mehr als nur ein Song

Nationaltheater MA

CD-ReleasekonzertFr, 23.10.20, 20 UhrAnja Lechner & François CouturierRokokotheater Schwetzingen

Premieren und mehr bei Enjoy Jazz 2020Weltpremiere

Fr, 02.10.20, 20 Uhr

Brad Mehldau spielt Suite: April 2020

BASF-Feierabendhaus LU

Ditzner’s Carte Blanche

So, 01.11.20, 19 Uhr & 21 Uhr

Mit Luc Ex & Mika Szafirowski

Alte Feuerwache MA

UraufführungSa, 03.10.20, 19 Uhr

#MeThr3e KollektivFreischwimmer LU

Uraufführung

Di, 03.11.20, Beginn tbc

NM3 - Carmen Mc Rae Tribute

Wollfabrik Schwetzingen

WeltpremiereFr, 16.10.20, 19:30 Uhr

Tania Giannouli SoloKunsthalle Mannheim

CD-Releasekonzert

Sa, 07.11.20, 20 Uhr

Die Motive des Richard W.

dasHaus LU

Bill Evans und Keith Jarrett angetreten

hat, aber lange schon in der Ahnengale-

rie des Jazzpianos einen eigenen her-

ausgehobenen Platz beansprucht. Was

ihn aber mit den beiden Heroen verbin-

det, ist die Anschlagskultur, die schier

grenzenlose Phantasie der Motiverfin-

dung und eine überwältigende Fähigkeit

zu kontrapunktischen Sätzen.

In all diesen Fähigkeiten steht ihm

Michael Wollny in nichts nach, der eine

ähnliche Stellung in Deutschland und in

Europa einnimmt wie Brad Mehldau in

Amerika; wenn man die Hemisphären

des Jazz überhaupt noch so trennen

kann. Michael Wollny wird den Klavier-

zyklus am 14. November in der Mannhei-

mer Christuskirche beenden. Und auch

bei ihm wird man etwas erleben, was

man so von keinem anderen Pianisten

zu hören bekommt: ein Ausloten aller

klaviertechnischen Möglichkeiten, die

der Jazz seit James P. Johnson und die

europäische Moderne mit Pierre Boulez

und Karlheinz Stockhausen erforscht

haben.

In diesen Goldrahmen der Klavierkunst

von Mehldau und Wollny fügt sich zu-

nächst die griechischePianistin TaniaGi-

annouli am 14. Oktober in der Kunsthalle

Mannheim ein, wobei der Austragungs-

ort ihres Konzerts auch Programm zu

sein scheint. Denn die Pianistin ist vor

allem daran interessiert, die Grenzen

zwischen Musik und Film, Klang, Instal-

lation und Bildkunst zu erweitern. Ganz

anders dagegen Hermann Kretzschmar

vom Ensemble Modern, der am 18. Okto-

ber bei einer Matinee sein postdigitales

Verfahren vorstellen wird, mit dem er

Klavierflüsterer müsste man sie alle-

samt nennen – die sechs Pianistinnen

und Pianisten, die die Solo Piano Reihe

bei Enjoy Jazz 2020 bestreiten werden.

Denn sie pflegen eine eigene Form der

Kommunikation mit ihrem Instrument.

Wenn sie die Tasten drücken, antwor-

tet ihnen der Flügel mit einem ganzen

Schwarm intelligenter Töne. Da brau-

en sich bei Brad Mehldau und Michael

Wollny, Johanna Summer und Hermann

Kretzschmar, Tania Giannouli und Ka-

therine Zyabluk phantastische Klänge

zusammen. Denn was die sechs Künst-

ler*innen verbindet, ist ihre Beziehung zu

Jazz, Klassik und Avantgarde gleicher-

maßen.

So entstehen bei ihren Improvisationen

fast schon impressionistische Gemälde,

in denen sich die Obertöne mischen, als

habe ein Claude Monet seine Finger im

Spiel. Bei diesem intensiven Eindringen

in das Klavier bekommt man jedenfalls

viele Töne zu hören, die gar nicht gespielt

werden, die nur mitschwingen und mit

einer kleinen Hilfe des Pedals sich zu

neuen Klängen formen. Bisweilen wird

der Flügel aber auch zum Morseappa-

rat, aus dem mysteriöse Klopfzeichen

heraustönen. Oder zum Zupfinstrument,

um unsere Sinne zu verwirren. Es ist die

Klangsensibilität, die die Pianistinnen

und Pianisten verbindet.

Und es ist ihre künstlerische Souveräni-

tät, die sie trennt. Da ist zunächst Brad

Mehldau, der am2. und 3. Oktober in Lud-

wigshafen die Reihe eröffnet. Momentan

gibt es keinen Pianisten aus Amerika,

der international mehr Furoremacht, als

der Mann aus Florida, der das Erbe von

Gestaltet den Ausklang des Festivals 2020: Michael Wollny Foto: Jörg Steinmetz

alle 32 Sonaten von Beethoven in einem

Konzert spielen wird: Scan-Sonaten für

rastlose Zeitgenossen.

Genauso gespannt sein darf man auf

die kompositorisch-improvisatorische

Adaption von Schumann-Werken durch

Johanna Summer (09. November, Alte

FeuerwacheMannheim) und den Auftritt

von Katherine Zyabluk, die in die Tiefen

ukrainischer Folklore wie in die Sphären

elektronischer Avantgarde vordringt

(30. Oktober, dasHaus Ludwigshafen).

Die Solo Piano Reihe bei Enjoy Jazz:

Das Versprechen auf eine pianistische

Völlerei. WALTER HOMOKI

Fr, 02.10.20, 20 UhrEröffnungskonzert: Brad MehldauBASF-Feierabendhaus LU

Sa, 03.10.20, 20 UhrBrad MehldauBASF-Feierabendhaus LU

Fr, 16.10.20, 19:30 UhrTania GiannouliKunsthalle Mannheim

So, 18.10.20, 20 UhrHermann KretzschmarAlte Feuerwache MA

Fr, 30.10.20, 20 UhrKatherine ZyablukdasHaus Ludwigshafen

Mo, 09.11.20, 20 UhrJohanna SummerAlte Feuerwache MA

Sa, 14.11.20 20 UhrAbschlusskonzert: Michael WollnyChristuskirche MA

und weitere

Robert Schumann hat den BluesDie Solo Piano Reihe bei Enjoy Jazz

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ENJOY JAZZ 20204

Die Nachfrage nach dem neuen Mode-

tanz Jazz war in ganz Europa enorm.

Auch in Deutschland, das nach dem

verlorenen Weltkrieg erst langsam

wieder auf die Beine kommen musste,

liefen die Platten-Pressen Anfang der

1920er Jahre heiß. Vom kulturbeflis-

senen Bürgertum und den Zeitungen

wurde die Sehnsucht nach dem ame-

rikanischen Import jedoch skeptisch

betrachtet. „Wie man als gesunder

Mensch allerdings an dieser N*****-In-

strumenten-Klopferei Gefallen finden

kann, ist rätselhaft.“¹

Wie der Jazz nach

Europa kam

Wolfram Knauer zeichnet in seinem

Buch „Play yourself, man“ genau nach,

wie der Jazz nach Europa kam – mit

den Harlem Hellfighters und ihrem

Bandleader JamesReese Europe näm-

lich, einer Marschkapelle, die einer Ein-

heit schwarzer Soldaten angehörte. Er

zeigt vor allem, wie die neue Musik in

Deutschland rezipiert und schließlich

kopiert wurde. Dass bei den Gegnern

des frühen Jazz nicht nur ästheti-

sche Bedenken zum Tragen kamen,

sondern obendrein ein unverhohlener

Rassismus, lässt sich schon an dem

oben zitierten Artikel der Deutschen

Nachrichten-Agentur ablesen.

Schwarze hatten weder im Kaiser-

reich noch in der jungen Republik zum

Straßenbild gehört. 1919 schätzte das

Reichskolonialministerium, so können

wir bei Knauer lernen, die Anzahl der

in Deutschland lebenden Afrikaner

aus den ehemaligen Kolonien nur „auf

25 bis 30 Personen“. Fremde Kultu-

ren waren allenfalls in Büchern oder

in so genannten Völkerschauen zu be-

staunen gewesen – eine unrühmliche,

menschenunwürdige und seinerzeit

sehr beliebte Institution. Menschen

wurden wie Tiere in Zoos in ihrem „na-

türlichen Habitat“ zur Schau gestellt.

Kein Wunder, dass schwarze Musiker,

die in den 20er Jahren nach Europa

und Deutschland kamen, für Aufse-

hen sorgten. Allerdings erlagen die

deutschen Hörer, zumindest jene, die

in den urbaneren Zentren in Sachen

Hedonismus ganz vorn dabei waren,

schnell den ungewohnten Klängen und

vor allem Rhythmen. Und amerikani-

sche Instrumentalisten reisten gern

über den großen Teich. „Von den Musi-

kern, die 1918mit JamesReese Europe

nach Europa kamen oder die 1919 mit

dem Southern Syncopated Orchestra

durch den Kontinent tourten, blieben

etliche“, erzählt unsWolframKnauer in

seiner deutschen Jazzgeschichte. „Es

gab zwar auch Rassismus in Europa,

doch schien er ihnen weniger ausge-

prägt, entwürdigend und tödlich als in

den Vereinigten Staaten.“

Der Rassismus

in den USA

Wie ausgeprägt, entwürdigend und

tödlich dieser Rassismus in den USA

war, das lässt sich erahnen, wenn

man das Buch „Die Jazzmusiker und

ihre drei Wünsche“ aufschlägt. Viele

der von der Mäzenin und Jazzvereh-

rerin Pannonica de Koenigswaerter

vor mehr als 60 Jahren Befragten

wünschten sich Gesundheit, Glück und

Geld. Oder dass der Jazz endlich die

Anerkennung erfahre, die er verdient.

Nicht wenige formulierten aber auch

die Utopie einer Gesellschaft ohne

Rassentrennung. Das deutlichste Sta-

tement in dieser Hinsicht stammt von

Miles Davis. Auf die Frage, was seine

drei Wünsche seien, sagte er schlicht:

„weiß zu sein“.

Schwarz zu sein nämlich bedeutete

auch noch in den 50er und 60er Jah-

ren: miserable Arbeitsbedingungen,

schlechte Bezahlung, unwürdige Be-

handlung. Afroamerikanische Musiker

traten zuweilen in Clubs auf, in die sie

als Gäste keinen Einlass gefunden hät-

ten. In seiner Autobiografie schildert

Miles Davis eine berühmte Szene, die

zugleich zeigt, wie wenig sich in den

letzten 60 Jahren in den USA geän-

dert hat – Stichwort Polizeigewalt:

„Ichmachte gerade eineRadiosendung

zum ‚Armed Forces Day‘ (…). Hinterher

begleitete ich Judy, ein hübsches wei-

ßes Mädchen, nach draußen zum Taxi.

Sie stieg ein und ich blieb noch vorm

Birdland stehn, klatschnass, weil es ei-

ne heiße, dampfende, schwüle August-

nacht war. Plötzlich kam ein weißer

Polizist auf mich zu und sagte, ich soll

weitergehn. Durch mein Boxtraining

war ich ganz gut in Form, also dach-

te ich mir, eigentlich sollte ich diesem

Motherfucker gleich eine reinhaun,

denn mir war klar, was er vorhatte.

Stattdessen sagte ich: ‚Weitergehn?

Warum? Ich arbeite hier. Da oben

steht mein Name, Miles Davis.‘ Und ich

deutet auf die Markise, wo mein Name

in Leuchtbuchstaben stand.

‚Ist mir egal, wo du arbeitest‘, sagte er.

‚Ich hab gesagt, du sollst weitergehn.

Wenn du nicht verschwindest, verhaf-

te ich dich.‘“

Tatsächlich werden Davis Handschel-

len angelegt, er wird verhaftet und

verprügelt. Wenn man sich die Ereig-

nisse der letzten Monate und Jahre

in den USA ansieht, dann muss man

von Glück sagen, dass es bei Schlä-

gen blieb – der Griff zur Schusswaf-

fe scheint bei vielen Polizisten keine

sonderlich skrupelbehaftete Option

zu sein. Der Autor James Baldwin,

Rassismus und Jazzkürzlich groß wiederentdeckt und zur

Ikone der Black-Lives-Matter-Bewe-

gung erkoren, sagte einmal in einem

Interview: „Redet man davon, es als

Schriftsteller ganz allein zu schaffen,

dannmussman in der Lage sein, sämt-

liche Lebensantennen auszuschalten,

denn sobald man dieser Gesellschaft

den Rücken kehrt, schwebt man in

Lebensgefahr. Man kann sterben. Und

es ist sehr schwer, an einer Schreib-

maschine zu sitzen und sich darauf zu

konzentrieren, wenn man vor der Welt

da draußen Angst hat. Die Jahre in Pa-

ris haben mich von diesem speziellen

Sozialterror befreit, der keine Para-

noia von mir war, sondern eine reale

soziale Gefahr, die in den Gesichtern

von Polizisten, von Chefs, von allen zu

erkennen war.“

Baldwin war irgendwann vor diesem

alltäglichen Terror nach Frankreich

geflüchtet. Nicht wenige Jazzmusiker

taten es ihm gleich – bei Tourneen ver-

spürten sie in Europa eine andere Form

der Anerkennung ihrer Musik und des

persönlichen Respekts. Deshalb blie-

ben manche Jahre, ließen wie Dexter

Gordon oder DonCherry die USA hinter

sich. „Seit 28 Jahren lebe ich in diesen

Vereinigten Staaten, einem der übels-

ten, rassistischsten Gesellschafts-

systeme der Welt – vielleicht mit Aus-

nahme von Nordrhodesien, Südafrika

oder Südvietnam“, schrieb Archie

Shepp in den 60er Jahren. „Fragt ihr

euch nicht, wie mein kollektiver Furor

aussehen wird, wenn er erst – und das

ist unaufhaltsam – entfesselt ist? Un-

sere Verteidigung wird schwarz sein,

so wie schwarz die Farbe des Leidens

ist, so wie Fidel Castro schwarz ist, so

wie Ho Chi Minh schwarz ist. Ihr könnt

meinen Traum nicht länger stunden.

Ich werde ihn singen. Tanzen. Heraus-

schreien. Undwenn nötig, werde ich ihn

mir von dieser Erde stehlen. Ihr besitzt

die Musik, und wir spielen sie.“ Shepp

lebt seit Jahrzehnten in Paris.

Jazz und

Rassismus

Die Geschichte des Jazz ist ohne die

Geschichte des Rassismus nicht zu

denken. Entstanden im Süden der USA,

war er eine wilde Melange an Stilen,

die von den Entrechteten und Arbei-

tern, den ehemaligen Sklaven und den

weiterhin Gedemütigten, Drangsalier-

ten, Verachteten entwickelt wurde. Im

Jazz war sowohl Pein als auch Sehn-

sucht zu hören, der Blues und die Hoff-

nung. Jazz war eine Möglichkeit, der

schwarzen Erfahrung Klang und Rele-

vanz zu geben. Gerade in den 60ern

gab es dann eine offene Politisierung

Miles Davis wird 1959 Opfer von Polizeigewalt Foto: picture-alliance/dpa

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ENJOY JAZZ 2020 5

undHinwendung zu afrodiasporischem

Bewusstsein – von Max Roach über

John Coltrane bis Ornette Coleman.

Bis heute ist Jazz eine Kunst des Wi-

derstands und der Unduldsamkeit ge-

blieben. Wie ein roter Faden zieht sich

dieses Erbe durch dieMusik – vonwem

sie auch gespielt, von wem sie auch

weiterentwickelt wird. Ohne diese

Tradition lässt sich Jazz nicht denken.

Das heißt zugleich, dass er eine Ver-

pflichtung enthält – Musik zu sein, die

niemals ausgrenzt, die verschiedenste

Haltungen zu integrieren im Stande ist,

die frei ist und einen zutiefst menschli-

chen Kern besitzt.

Dass wir das im Jahr 2020 betonen

müssen, hat natürlich Gründe: Rassis-

mus und Antisemitismus, menschen-

verachtendeWorte und Taten haben in

den letzten Jahren auf beängstigende

Weisen in Deutschland und Europa zu-

genommen. Das Kämpferische in der

Musik, das in den 80ern und 90ern

verloren schien, lässt sich nun aus ge-

gebenemAnlasswieder spüren – etwa

bei jungen Protagonisten wie Jaimie

Branch oder Moor Mother, Shabaka

Hutchings oder Moses Boyd, sogar bei

deutschen Instrumentalistinnen wie

Anke Helfrich. Fast täglich hören wir

inzwischen von Angriffen auf demo-

kratische Institutionen, auf Menschen

anderer Hautfarbe oder Religion. Weil

der Jazz wie kaum eine andere Kunst-

form von jeher die durch rassistische

Ausgrenzung erzeugte Gewalt spie-

gelt, kommt ihm bei der Reflexion der

gesellschaftlichen Verwerfungen viel-

leicht eine besondere Rolle zu. Sowie

all jenen, die ihm eine Plattform bieten.

Das ist der Grund, warum ein Jazzfes-

tival nicht nur ästhetische Entwicklun-

gen im Blick haben kann, sondern die

politische Dimension mitdenken muss.

Kulturrelle

Enteignung

Es gibt aber noch eine andere Ebene

des Rassismus, mit dem der Jazz kon-

frontiert ist: Immer wieder wurde die

These vertreten, europäischer Jazz

habesichvoneinembestimmtenPunkt

ab eigenständig und ohne großen Ein-

fluss aus denUSAentwickelt. Früh gab

es so etwas wie kulturelle Enteignung

afroamerikanischer Musikerinnen und

Musiker – weiße Jazzer enterten die

Bühnen, ohne den Urhebern der Musik

ihre Reverenz zu erweisen. Nach dem

Motto: Die einen entwickeln neue For-

men, die anderen verdienenGeld damit.

Zuletzt hat der Saxophonist und Kul-

turwissenschaftler Harald Kisiedu

in seiner Studie „European Echoes“

gezeigt, wie stark die Entwicklung ei-

Anzeige

VerantwortungSeit rund 125 Jahren schafft Roche Innovationen für einbesseres Leben und investiert damit gleichzeitig in die Zukunft.Neben diesen wirtschaftlichen gehören auch soziale undökologische Faktoren zum Nachhaltigkeitsverständnis von Roche.Die Ziele sprechen eine deutliche Sprache: Roche will zum Beispielseinen ökologischen Fußabdruck im Laufe der nächsten zehn Jahreum die Hälfte reduzieren. Mit Hightech und Innovationskrafttragen die deutschen Standorte einen großen Teil zum Schutz vonUmwelt und Ressourcen bei.

nes europäischen und speziell deut-

schen experimentellen Jazz an den

afro-amerikanischen Jazz gekoppelt

war, wie sehr ästhetische Formen im

Austausch und in der Auseinanderset-

zung mit schwarzer Musik entstan-

den sind. Die Bedeutung des originär

afro-amerikanischen Jazz darf also

nicht in kulturimperialistischer Ma-

nier verwischt werden. Auch das ist

die Aufgabe eines Jazzfestivals: Linien

aufzuzeigen, Dialoge zu ermöglichen,

die Tradition zuwürdigen, um dasNeue

als etwas zu begreifen, das dem Ver-

gangenen verpflichtet ist. Enjoy Jazz

hat diese Herausforderung in den letz-

ten Jahren immer wieder angenom-

men – nicht nur in Konzerten, sondern

auch in Symposien, Vorträgen oder

Filmvorführungen. „Ich verstehe das

Enjoy Jazz Festival als einen Ort, an

dem unterschiedlichste Sprechweisen

und Positionen zusammenkommen

können – einen geschützten, experi-

mentierfreudigen und gesellschaft-

lich relevanten Raum. Musik steht im

Mittelpunkt – aber Musik, wie ich sie

verstehe, reagiert immer auf das, was

um uns passiert“, sagt Festivalleiter

Rainer Kern. „Für mich persönlich ge-

hört zur Tradition des Jazz der Kampf

gegen Rassismus, Ausgrenzung und

Gewalt. Das möchte ich abbilden und

starkmachen, beim diesjährigen Festi-

val und auch in den folgenden Jahren.“

ULRICH RÜDENAUER

¹ von der Redaktion geändert

“Ihr besitzt die Musik, und wir spielen sie.” (Archie Shepp) Foto: Christian Gaier

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ENJOY JAZZ 2020 7

Unter einem Standard versteht man

eine allgemein anerkannte Art und

Weise zu denken oder zu handeln, die

sich gegenüber anderen Möglichkei-

ten durchgesetzt hat. Standards sind

Destillate ihrer Zeit und der dazuge-

hörigen Ideengeschichte. Sie sollen

Einheitlichkeit und Verbindlichkeit her-

stellen sowie Kontinuität sichern.

Wir kennen solche Standards vor al-

lem aus Wissenschaft und Technik.

Aber es gibt sie auch in der Kunst.

Paradoxerweise kommt ihnen in einer

der freiesten Kunstformen eine be-

sonders tragende Rolle zu. Im Jazz be-

zeichnenStandards nämlichSongs, die

sich zu einem Kanon verdichtet haben

und dadurch zumglobalen Ermöglicher

eines ganzen Musik-Genres geworden

sind. Jazz-Standards sind eine Univer-

salsprache, die vonMusiker*innen aller

Kontinente gesprochen und von Men-

schen aller Kulturen verstanden wird.

Und, so der Jazz-Komponist Steve

Swallow: „Durch Standards kann man

lernen, was eine Komposition braucht,

um attraktiv für Improvisatoren zu

sein.“

Ihre Wirkungsweise ist aktueller denn

je. Denn das Prinzip Jazz-Standards

enthält alle Attribute eines permanen-

ten gesellschaftlichen Wandels. Es ist

inklusiv, kommunikativ, nachhaltig und

inspirierend. Gleichzeit wohnt ihmaber

ein verhängnisvoller Hang zur Rück-

wärtsgewandtheit inne. Von den 1.000

meistgespielten Jazz-Standards ist

keiner jünger als 40 Jahre. Wie lässt

sich dieses Paradox erklären?

Das freiheitliche

Spielverständnis im Jazz

Alles beginnt mit der lapidaren Fest-

stellung, dass der Jazz von seinem

Material, also von der Komposition,

unabhängiger ist als andere Musik-

formen. Denn das Material ist nur der

Grundstoff für das Eigentliche, die

konstitutive kreative Neuschöpfung

durch Bearbeitung und Improvisation.

Deshalb hat sich der Jazz der Einfach-

heit halber von Beginn an überall dort

freimütig bedient, wo ohnehin Kom-

positionen entstanden, vor allem am

Broadway bzw. in der Tin Pan Alley, die

über Jahrzehnte hinweg Unmengen

an Material ausgespuckt hat. Nicht

über seine Kompositionen, sondern

über sein freiheitliches Spielverständ-

nis erlangte der Jazz seit den 1940er

Jahren eine neue gesellschaftspoli-

tische Relevanz, mit der er beispiels-

weise unmittelbar in die Bürgerrechts-

bewegung hineinwirkte. Jazz war der

Soundtrack des Aufbruchs.

Das hat sich schleichend gewandelt.

Die großen sozialen und politischen

Themen wurden zuletzt weniger im

Jazz verhandelt, zumindest nicht in

seinem Zentrum, als in Musikgenres

wie Rap und Hip-Hop. Seit den 1970er

Jahren ist der Jazz spürbar geal-

tert. Darüber hat er seinen Status

als führender Amalgamierer der mu-

sikalischen Welten verloren bzw. an

Sampling affinere Musikformen abge-

geben, die den Jazz zumeist deutlich

überzeugender als Inspirationsquelle

nutzten als umgekehrt.

Wo sind die neuen

Impulse?

Eng damit zusammen hängt eine wei-

tere Entwicklung: Der Jazz ist heute

anerkannt als wichtigster Beitrag

Amerikas bzw. Afroamerikas zur Mu-

sikgeschichte. Ein großer Schritt, der

aber nicht nur ein gestiegenes Selbst-

bewusstsein zu Folge hat, sondern

auch zwei Auswirkungen von höchst

ambivalentemCharakter: den Versuch

der Musealisierung durch ebenso mei-

nungs- wie finanzstarke konservative

Kräfte rund um das Lincoln Center und

die zunehmendeAkademisierung. Heu-

te findet man im professionellen Jazz

kaum noch Autodidakt*innen bzw.

nicht konsequent institutionell durch-

geschulte Musiker*innen. Das ist einer

der Gründe, warum dem zeitgenössi-

schen Jazz oftmals die neuen subs-

tanziellen Impulse fehlten.

Inzwischen aber ist eine Trendwende

erkennbar. Soziale Bewegungen wie

#MeToo oder BLM (Black LivesMatter)

beginnen, den Jazz vor allem in den

USA wieder stärker zu politisieren. Es

ist, als hätte man ihm sein Generalthe-

ma und damit eine fast vergessene

Bedeutung zurückgegeben, die ihm

neue Möglichkeiten zugespielt, sich

als wichtige Stimme der Gleichheit in

Freiheit gesellschaftlich zu verorten.

Enjoy Jazz und

die Standards

Umdie komplexe Gemengelage, die da-

durch rund um das Thema Jazz-Stan-

dards entstanden ist, nach und nach

neu zu sortieren, hat das Enjoy Jazz

Festival einen unkonventionellen An-

satz gewählt: In einer Art Bestands-

aufnahme werden Standards zu-

nächst als Inspirationsquelle neu

erfahrbar gemacht – auch außermu-

sikalisch. Dazu wurden Jazz-Lieb-

haber*innen aufgefordert, Texte

einzureichen, die in Bezug zu einem

Standard stehen. Ergänzt um anekdo-

tische Song-Porträts und reduzierte

Live-Versionen der zugrundliegenden

Musikstücke hat ein Autoren-Team,

dem auch Grimme-Preisträger und

Jazz-Flötist August Zirner angehört,

daraus unter dem Titel „So viel mehr

als nur ein Song“ einemusikalische Re-

vue entwickelt. Sie wird als Kooperati-

on mit dem Nationaltheater Mannheim

am 27.9. zu sehen sein. Eine Buchaus-

gabe folgt 2021.

Jazzhistorie und

Frauenbild

August Zirner, der für viele eine Entde-

ckung als Musiker sein dürfte, ist auch

an einem zweiten Projekt aus dem

Themenkreis der Standards beteiligt:

In ihremDuo-Programm „Transatlanti-

sche Geschichten“ flechten Zirner und

der für seinen lyrischen Ton internati-

onal geschätzte Bassist Sven Faller in

ein wundersames Band biografischer

Analogien zahlreiche Song-Perlen

aus der Jazzhistorie ein. Daraus ist

ein kammermusikalischer Geschich-

ten-Abend entstanden, der zugleich

ein spannender Geschichts-Abend ist.

In einer weiteren Veranstaltung zum

Thema kontrastiert das Heidelberger

Künstlerinnen-Kollektiv #MeThr3e

Schnitzlers inneren Monolog „Fräu-

So, 27.09.20, 16 UhrSo viel mehr als nur ein SongNationaltheater MA

Sa, 03.10.20, 19 Uhr#MeThr3e KollektivFreischwimmer LU

Do, 22.10.20, 19:45 UhrAugust Zirner & Sven Fallerengelhorn Mode im Quadrat

lein Else“ – ein feministisches Schlüs-

selwerk seiner Zeit, das formal einer

Jazz-Improvisation nicht unähnlich

ist – mit dem Frauenbild bekannter

Jazz-Standards. Das Ergebnis ist ein

meisterhaft komponiertes Gesamt-

kunstwerk aus Schauspiel, Musik,

Gesang und Live-Painting, das eine

suchende junge Frau des frühen 20.

Jahrhundert ins Hier und Heute stellt.

Im nächsten Jahr wird sich das Fes-

tival dann mit der Frage beschäfti-

gen, wie man den sehr hermetischen

Standards-Kanon an den Rändern

öffnen kann für zeitgenössische

musikalische Strömungen, die gerade

mit Macht in den Jazz zurückdrängen.

Eine Entwicklung, die beweist, dass der

Jazz nicht nur ein unverändert lernfä-

higer, sondern ein tatsächlich lernen-

den Organismus ist. Eine Haltung, die in

diesen Zeiten unverzichtbar ist.

VOLKER DOBERSTEIN

Das Prinzip Jazz-StandardEine kritische Betrachtung

Mit Enjoy Jazz gegen den musealisierten Zeitgeist: Schauspieler, Autor, Jazz-Flötist und Grimme-Preisträger August Zirner Foto: Robert Doppelbauer

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Vom Denken in der KriseWenn Weitsicht wirkt

DieWelt war noch eine andere, als Festi-

valleiter Rainer Kern vor zwei Jahren be-

schloss, ein Gremium einzuberufen, das

sich langfristig mit der Frage nach den

Rahmenbedingungen für dasKultur-Fes-

tival der Zukunft beschäftigen sollte: die

„Thinkers in Residence“.

Die Fragestellung hinter dem Programm

lautet: Wie müssen oder sollten sich äs-

thetische Formate vor dem Hintergrund

sich verändernder Gesellschaften ent-

wickeln?Wie kann die konkrete Lebens-

wirklichkeit derMenschen in ihrer Diver-

sität, also in ihren unterschiedlichen Er-

fahrungen und Möglichkeiten, ihren Brü-

chen und ihrer manchmal irritierenden

Vielfalt in Kulturveranstaltungen kreativ

abgebildet undmit den Mitteln der Kunst

bearbeitet werden?

Der Faktor Zeit

Das Ungewöhnliche an diesem Pro-

gramm ist aber nicht nur die Fragestel-

lung, sondern auch der Rahmen. Zumeist

werden Perspektiv-Themen in Panels

oder Wochenend-Symposien abgehan-

delt. Die zeitliche Verknappung fördert

aber häufig eher Denk-Routinen als

neues Denken, weil der Raum für groß-

flächige und tiefgreifende gedankliche

Entwürfe fehlt. Deshalb ist die wich-

tigste Ressource, die das Festival den

Thinkers bereitstellt, der Faktor Zeit.

Ursprünglich über eine Dauer von einem

Jahr geplant, findet der kontinuierliche

Austausch nun bereits seit zwei Jahren

statt und hat eine enorme Dynamik und

Qualität entwickelt.

Das hochkarätig besetzte internationa-

le Gremium, in dem u.a. Künstler*innen,

Kurator*innen, Festivalleiter*innen, ein

Kulturphilosoph sowie ein Theater-In-

tendant versammelt sind, hatte sich bis-

lang mit Themen wie Partizipation, Gen-

der Equality, Dekolonisation, Antirassis-

mus, Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder

Inklusion beschäftigt, als Anfang des

Jahres ein Virus das Leben und damit

auch das Denken zu verändern begann.

Dadurch wurden z.B. Themen wie die

Verantwortung der Kultur und die Ver-

antwortung gegenüber der Kultur in ein

neues Licht gerückt. Denn der Gedanke,

dass die öffentliche Kultur einmal per

behördliche Verfügung komplett aus-

gesetzt werden könnte, stand bislang

nicht auf der Agenda. Kernthesen wie

die Definition des Festivals als „Festa“

(Giovanni Campus), also als ein Fest und

eine Feier der analogen physischen Be-

gegnungen und des Austausches muss-

ten unter Corona-Bedingungen neu aus-

geleuchtet und um eigenständige alter-

native und insbesondere adäquate digi-

tale Lösungsansätze erweitert werden.

Aus den Köpfen

in das Festival

Derzeit verdichten die einzelnen Thin-

kers ihre Überlegungen zum Kulturfes-

tival der Zukunft zu Thesenpapieren, die

während des Festivals nochmals ge-

meinsam diskutiert werden. Die Ergeb-

nisse sollen dann im kommenden Jahr

in Buchform veröffentlicht werden. So

lange muss das interessierte Publikum

aber nicht warten. Alle Thinkers werden

zum diesjährigen Festival anreisen. Eini-

ge werden von ihnen selbst kuratierte

Veranstaltungen präsentieren, also ihre

Ideen einem Praxis-Test vor Publikum

unterziehen. Geplant ist auch eine of-

fene Diskussionsreihe. Dabei werden

einzelne Thinkers, jeweils unterstützt

von einer Moderatorin und einem Gast,

anhand eines Schlüsselthemas tiefe-

re Eimblicke in ihre Arbeit geben und

selbstverständlich auch für Fragen und

Anregungen zur Verfügung stehen. Da

diese Panels international besetzt sein

werden, gilt auch hier, dass die aktuel-

le Corona-Situation als Co-Regisseur

fungiert. Das heißt: Die entsprechenden

Termine können leider erst relativ kurz-

fristig imOnline-Programmauf derWeb-

site des Festivals bekanntgegeben bzw.

final bestätigt werden.

VOLKER DOBERSTEIN

Die Thinkers in Residence: Das hochkarätig besetzte internationale Gremiumbeschäftigt sich mit der Zukunft von Kultur-Festivals Foto: Max P. Martin

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Gemeinhingilt Jazz janichtunbedingtalsbevorzugtes musikalisches Genre vonKindern und Jugendlichen. Das mag fürmanchen Jazzer gar eine künstlerischeAuszeichnung sein – tatsächlich aberverkennt diese Annahme bloß, wie viel-seitig und offen die jungen Hörerinnenund Hörer für spannende Musik sind.Hauptsache, es langweilt nicht – unddas sollte in der dynamischen Klangweltdes Jazz nun wirklich kein Problemsein. Für alle Eltern, deren Nachwuchsbeim Radiohören, Plattenauflegenoder Playlist streamen regelmäßigdie Luftgitarre zur Hand nimmt, ver-anstaltet Enjoy Jazz mit freundlicherUnterstützung der BASF in diesem Jahrdeshalb zwei Familienkonzerte.Beinahe schon ein Klassiker in deut-schen Kinderzimmern ist das Hörspiel„Eule findet den Beat“. Dessen kleineProtagonistin folgt eines Abends denverlockendenTöneneinesPopsongsundbegibt sich so eine abenteuerliche Reisedurch dieWelt der Musik. Dabei trifft sieauf schrullig-liebenswerte Tierewie den

tiefenentspannten Papagei oder denrockenden Maulwurf und lernt Genreswie Reggae, Rock, Jazz oder Oper ken-nen. Inszeniert als Musiktheater mitBandbesetzung kommen nicht nur diezahlreichen Fans des Hörspiels hier vollauf Ihre Kosten.Wie man Kinder aber auch ausschließ-lich mit Jazz begeistern kann, zeigt dasMitmachkonzert „Frau Gerburg ver-kauft den Jazz“. Witzige Dialoge, mit-reißende Improvisationen und eine tolleBand um den Speyerer SchlagzeugerStefan „Hering“ Cerin bringen Kindernauf spielerische Art und Weise die Weltvon Septakkord, Saxofon und Swingnäher. Prädikat: Pädagogisch wertvoll!

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Pädagogisch wertvolles Mitmachkonzert: Frau Gerburg verkauft den JazzFoto: Rolf Freiberger

Mit Bus und BahnFreie Fahrt zum Festival

Seine Premiere bei Enjoy Jazz feiert

2020 das VRN-Kombiticket. Damit

können Besucher*innen in diesem Jahr

kostenlos und klimafreundlich am Ver-

anstaltungstag im gesamten Gebiet des

VRN zu den Konzerten an- und wieder

abreisen. Nur einige wenige Veranstal-

tungen, die in Zusammenarbeit mit an-

deren Institution angeboten werden,

sind hiervon ausgenommen. Checken

Sie die Eintrittskarte zu Ihrem ganz per-

sönlichen Enjoy Jazz Konzert. Sie finden

darauf das oben abgebildete Kombiti-

cket-Logo? Dann gilt Ihr Ticket nicht nur

für die Veranstaltung, sondern auch für

die Anreise mit Bus und Bahn.

Gute Fahrt wünschen Enjoy Jazz und

der Verkehrsverbund Rhein-Neckar!

Familienprogramm

Sa, 17.10.20, 16 UhrEule findet den BeatKarlstorbahnhof HD

So, 01.11.20, 14:30 Uhr + 16:30 UhrFrau Gerburg verkauft den JazzdasHaus LU

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PROGRAMM EN

Sa, 10.10.20Sona JobartehAlte Feuerwache MABeginn 19 Uhr & 21 Uhr

So, 11.10.20„These Girls“Juliane Streich &Julia NeupertBetriebswerk HDBeginn 11 Uhr

Mo, 12.10.20Ameli in the WoodsElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Di, 13.10.20Gabrielle Randrian Koehlhoeffer Trio„TANY“Karlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr

Mi, 14.10.20The Book of Lost SongsOrt tbcBeginn tbc

Do, 15.10.20New Jazz Voices Triofeat. Marie SéférianElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Fr, 16.10.20Tania Giannouli SoloKunsthalle MannheimBeginn 19:30 Uhr

Sa, 17.10.20Eule findet den BeatKarlstorbahnhof HDBeginn 16 Uhr

Sa, 17.10.20Mani Neumeier &Uchihashi Kazuhisa DuoAlte Feuerwache MABeginn 19 Uhr & 21 Uhr

Sa, 17.10.20Ausstellung„zeichNotizen“ von Henning BolteTandem Art Space HDBeginn tbc

So, 18.10.20Günther HuesmannFlieg, Vogel, Flieg! Bird@100Ort tbcBeginn tbc

So, 18.10.20Hermann KretzschmarDie 32 ScansonatenAlte Feuerwache MABeginn 20 Uhr

Mo, 19.10.20David Helbock’s Random/ControlTour D’HorizonElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Di, 20.10.20Nik BärtschOrt tbcBeginn tbc

Mi, 21.10.20Anja Lechner & Björn MeyerOrt tbcBeginn tbc

Do, 22.10.20August Zirner & Sven Faller„Transatlantische Geschichten“engelhorn Mode im QuadratBeginn 19:45 Uhr & 21:45

Fr, 23.10.20Anja Lechner & François CouturierRokokotheater SchwetzingenBeginn tbc

Fr, 23.10.20Jazz x persönlich mit Joe BauschGangsterbluesElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21 Uhr

Sa, 24.10.20„Eingesperrt“Lutherkirche HDBeginn 20 Uhr

So, 25.10.20„Music was my first lmit Marcel BeyerOrt tbcBeginn tbc

So, 25.10.20Blind DateOpen-Air-Bühneim ZeughausgartenReiss-Engelhorn-MusBeginn 18:30 Uhr

So, 25.10.20Swinging BirdsBig Band der StaatspRheinland-PfalzPfalzbau LUBeginn 19:30 Uhr

Mo, 26.10.20Allen Blairman presenKarlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr

Di, 27.10.20Sokratis SinopoulosFriedenskirche HDBeginn 18:30 Uhr

Mi, 28.10.20SWR Jazzpreis RheinDaniel ErdmanndasHaus LUBeginn 19 Uhr

Fr, 30.10.2020Katherine ZyablukdasHaus LUBeginn 20 Uhr

Sa, 31.10.20Vincent Peirani & ÉmChristuskirche MABeginn 20 Uhr

Fr, 02.10.20 I EröffnungskonzertBrad MehldauBASF–Feierabendhaus LUBeginn 20 Uhr

Sa, 03.10.20Brad MehldauBASF–Ludwigshafen LUBeginn 20 Uhr

Sa, 03.10.20#MeThr3e Kollektiv„Fräulein Else reload“Freischwimmer LUBeginn 19 Uhr

So, 04.10.20“I am here”Nicht-Gedichte von Rozana MihalacheBetriebswerk HDBeginn 11 Uhr

So, 04.10.20Maria Răducanu TrioBetriebswerk HDBeginn 20 Uhr

Mo, 05.10.20DinosaurdasHaus LUBeginn 19 Uhr

Di, 06.10.20Julia Kadel TrioKarlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr

Do, 08.10.20Els VandeweyerKarlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr

Fr, 09.10.20Tineke PostmadasHaus LUBeginn 19 Uhr

OKTOBER

So, 27.09. | Standards

So viel mehr als nur ein Song

mit August Zirner

Nationaltheater Mannheim

Beginn 16 Uhr

Page 11: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

JOY JAZZ 2020

ove“

seen Mannheim

philharmonie

nts: Treasure Chest

nland-Pfalz

ile Parisien

So, 01.11.20Siggi LochOrt tbcBeginn 11 Uhr

So, 01.11.20Frau Gerburg verkauft den JazzdasHaus LUBeginn 15 Uhr & 17 Uhr

So, 01.11.20Erwin Ditzner’s Carte BlancheAlte Feuerwache MABeginn 19 Uhr & 21 Uhr

Mo, 02.11.20Slowly Rolling CameraBASF–Feierabendhaus LUBeginn 20 Uhr

Di, 03.11.20NM3The Singer’s SingerCelebrating the 100th Birthdayof Carmen McRaeWollfabrik SchwetzingenBeginn tbc

Mi, 04.11.20Alexandra LehmlerAlte Feuerwache MABeginn 19 Uhr & 21 Uhr

Mi, 04.11.20Live-Hörspiel„Der Besuch der alten Dame“Hilde–Domin–Saal HDBeginn 19:30 Uhr

Do, 05.11.20Sepalot QuartetKarlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr

Do, 05.11.20Jean-Louis Matinier & Kevin SeddikiElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Fr, 06.11.20Carsten Lindholm TrioElla & Louis MABeginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Sa, 07.11.20Die Motive des Richard W. mit LömschLehmann, TC Debus & Erwin DitznerdasHaus LUBeginn 20 Uhr

So, 08.11.20Silje Nergaard DuoKarlstorbahnhof HDBeginn 18:30 Uhr & 21 Uhr

Mo, 09.11.20Johanna SummerAlte Feuerwache MABeginn 20 Uhr

Di, 10.11.20Jens ThomasdasHaus LudwigshafenBeginn 20 Uhr

Mi, 11.11.20Shama BongoKarlstorbahnhof HeidelbergBeginn 18:30 Uhr

Do, 12.11.20Bohren & Der Club of GoreAlte Feuerwache MABeginn 20 Uhr

Do, 12.11.20Wolfgang Muthspiel Triofeat. Danny Ziemann & Jeff BallardBASF–Feierabendhaus LUBeginn tbc

Sa, 14.11.20 I AbschlusskonzertMichael WollnyChristuskirche MABeginn 20 Uhr

NOVEMBER

www.enjoyjazz.de

Das Programm auch unter:

Fr, 20.11.20 I Encore ISWR New Jazz MeetingAlte Feuerwache MABeginn tbc

Mo, 23.11.20 I Encore IIBeyond BordersKonzert im DunkelnSchloss-Schule IlvesheimBeginn 20 Uhr

ENJOY JAZZ 2020 ENCORE

Änderungen vorbehalten.

VorverkaufTickets gibt es unter www.enjoyjazz.deund an allen bekannten Reservix-Vor-verkaufsstellen. Karten für die Kon-zerte der BASF SE in Ludwigshafenerhalten Sie unter www.basf.de/kultur.

Umwelt schonen und sparenBei Vorlage eines tagesaktuellenRheinland-Pfalz-Tickets oder einerVRN-Tages-Karte erhalten Sie an derAbendkasse 10% Ermäßigung auf denAbendkassenpreis.

Wir bleiben in BewegungDie hier abgedruckten Informatio-nen entsprechen dem Stand der Pro-grammplanung zum Zeitpunkt derDrucklegung. Aufgrund der aktuellenSituation empfehlen wir Ihnen, sichzeitnah vor der jeweiligen Veran-staltung auf www.enjoyjazz.de übermögliche Änderungen zu informieren.

So bleiben Sie informiertWir senden Ihnen gerne regelmäßigunseren Newsletter oder kostenloseProgramminformationen zu. Tragen Siehierfür Ihre Kontaktdaten gerne unterwww.enjoyjazz.de ein.

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ENJOY JAZZ 202012

Voriges Jahr bereitete ein Podcast

mit dem Titel Frauen im Jazz den Weg,

jetzt gehen die Macher*innen beim En-

joy Jazz Festival 2020 programma-

tisch aufs Ganze: Zwei Wochen lang

nach der Eröffnung werden zu Beginn

des Festivals alle Konzerte entwe-

der von Solistinnen oder von Ensemb-

les unter weiblicher Führung gespielt.

Damit kommt Enjoy Jazz dem Verspre-

chen nach, das mit dem Beitritt zur Key-

change-Initiative gegeben wurde. Key-

change ist ein Zusammenschluss von

Mitwirkenden rund ums Musikgeschäft

mit unter anderen dem Ziel, dass zukünf-

tig bei Konzerten und Festivals die Hälfte

aller auftretendenKünstler*innen Frauen

sind. DieMusikjournalistin Pinky Rose be-

fragte dazu Christina Schäfers, Project

Lead Keychange international.

Pinky Rose: Christina, wie beurteilst du

diesen Schritt der konsequenten Pro-

grammgestaltung?

Christina Schäfers: Das ist klasse! Da-

mit haben die Kolleg*innen nicht nur ein

sicher hochkarätiges Line-Up kuratiert,

sondern setzen auch noch ein Statement

für mehr Sichtbarkeit von weiblichen Ta-

lenten. Das hat Vorbildcharakter.

Pinky Rose: Dein Wirkungsfeld als Ver-

anstalterin zum Beispiel beim Hambur-

ger Reeperbahnfestival umschließt ja

eher ein Klientel, bei dem du offene Türen

einrennst mit dem Keychange-Anspruch,

die Acts mögen mindestens zur Hälfte

Musikerinnen sein. Stellst du dir das im

Bereich der Jazzmusik anders, vielleicht

sogar schwieriger vor?

Christina Schäfers: Grundsätzlich ist

auch der Jazzbereich dafür offen und

gesprächsbereit. Doch auch hier fin-

det man natürlich in der Praxis oft das

Phänomen der eingetretenen Pfade, wo-

durch es vermeintlich so aussieht, dass

es weniger Jazzinstrumentalistinnen als

männliche Kollegen gibt. Wir haben aktu-

ell rund 25 auf den Jazz ausgerichtete

Musikorganisationen, die sich der Keych-

ange Pledge angeschlossen haben, und

die meisten von ihnen sind Festivals. Je-

des Genre, jeder Sektor, jede Region ha-

ben ihre eigenenHerausforderungen. Aus

dem Jazz bekommen wir das Feedback,

dass es nicht nur darumgeht, mehr Frau-

en und geschlechtsspezifische Minder-

heiten auf die Bühne zu bringen, sondern

auch darum, sie in verschiedenen Rollen

zu bekommen: am Schlagzeug, an der

Trompete, an der Gitarre und vielesmehr.

Pinky Rose: Aus welchen unterschied-

lichen Musiksparten hast du für Keych-

ange oder im Sinne der Keychange-Ziele

bereits Konzerte oder Veranstaltungen

mitbetreut? War schon mal etwas aus

dem Jazzbereich dabei?

Christina Schäfers: Die Teilnehmer*in-

nen kommen aus sämtlichen Bereichen

der Musikwirtschaft. Uns ist es wichtig,

nicht nur nach den Genre zu gucken,

sondern auch nach den Mechanismen

der unterschiedlichen Bereiche wie Re-

corded, Publishing oder Live. Ein aktuelles

‚best practise‘-Beispiel aus dem Bereich

Jazz ist das Cheltenham Jazz Festival in

Großbritannien. Die Kolleg*innen dort ha-

ben die Gleichstellung der Geschlechter

in jedemElement ihrer Arbeit berücksich-

tigt. Mithilfe von wissenschaftlichen Stu-

dien und Umfragen haben sie sämtliche

Barrieren hinterfragt, die Frauen und ge-

schlechtsspezifische Minderheiten dar-

an hinderten, ihre Talentförderungsmög-

lichkeiten zu nutzen und auf ihre Bühnen

zu gelangen. Ihre Arbeit war für uns sehr

wertvoll, denn sie hat gezeigt, dass das

Versprechen 50:50 bis 2022 zu errei-

chen die Fortschritte der Gleichstellung

nachweislich fördert, darüber hinaus

aber weitere Arbeit erforderlich ist. Die

Wege zum Erfolg in der Jazzmusik hän-

gen vonKonservatorien, Geldgeber*innen

und einem relativ traditionellen Medien-

kontext ab. Es wurde also erkannt, dass

es wichtig ist, neben den strukturellen

Veränderungen auch mit Einzelpersonen

an einer langfristigen Entwicklung zu ar-

beiten.

Pinky Rose: Welche Rolle spielen für

dich persönlich und in deiner Arbeit für

Keychange Vorbilder? Hast du Lieblings-

musikerinnen und -sängerinnen? Was

bedeuten deine Favoritinnen für deine

Inspiration zur Durchsetzung feministi-

scher Ziele?

Christina Schäfers: Peaches, Kate

Nash, Shirley Manson und Tony Viscon-

ti sind nicht nur Teil unserer Anchor

Award Jury, sie haben uns bei den letz-

ten Reeperbahn Festival Editionen auch

massiv unterstützt, die Botschaft zu

verbreiten, dass nach wie vor Missstän-

de in der Musikindustrie vorherrschen,

die sich nicht von alleine beheben – und

das, obwohl gerade die Popkultur so ei-

nen diversen Eindruck macht. Menschen

wie Mel C oder Tones and I begeistern al-

lein schon durch ihre Persönlichkeit und

ihr Engagement für diejenigen, die in der

Maistreamkultur als ‚Sonderlinge‘ gelten.

Für mich persönlich sind es natürlich

besonders die Frauen hinter der Bühne,

an denen ich mich orientiere. Keychange

wird ja von Creative Europe der Europäi-

schen Union co-finanziert. In dem Team

arbeiten tolle Frauen wie Susanne Holl-

mann und Barbara Gessler, die die Ge-

schicke der Kreativindustrie lenken. Im

Keychange Team sind es unsere Projekt-

Frauen auf die BühneEin Anspruch nistet sich ein

managerinnen Marie Fol (Amsterdam),

Mia Ternstrøm (Stockholm) und Maxie

Gedge (UK), die mich mit ihrer täglichen

Arbeit begeistern und beindrucken.

Die ersten Frauen in Führungspositionen,

die einen bleibenden Eindruck bei mir hin-

terlassen haben, waren und sind die In-

tendantin von Kampnagel, dem interna-

tionalen Zentrum für schönere Künste,

Amelie Deuflhard, sowie die leider mitt-

lerweile verstorbene Kultursenatorin

Barbara Kisseler.

Pinky Rose: Gibt es im Jazz Musikerin-

nen oder Sängerinnen, die du verehrst?

Christina Schäfers: Beim Elbjazz 2019

habe ich das Londoner Kollektiv KOKO-

ROKO [umjubelter Auftrtitt bei Enjoy Jazz

2019, Anm. d. Red.] in Hamburg erlebt.

Geleitet wird die Band von weiblichen

Bläsern und der Saxofonistin Cassie Ki-

noshi. Überhaupt hat die Londoner Szene

viele spannende Jazzmusikerinnen und

Bandleaderinnen zu bieten, wie Nubya

Garcia oder unsere Keychange-Teilneh-

merin Poppy Adjudha. Wir haben einige

erstaunliche Unterstützerinnen, die im

Jazz arbeiten: GDRN aus Island, Kirke

Karja Quartett aus Estland, Akua Naru

aus Deutschland. Unsere Botschafterin

Joy Denalane ist eine solche Inspiration

– Gleichberechtigung ist Teil ihrer DNA!

Pinky Rose: Davon ausgehend, dass

Lieblingsmusikerinnen und Idole durch-

aus eine große Rolle dabei spielen, für

mehr Geschlechtergerechtigkeit und

Sichtbarkeit auf der Bühne zu sorgen,

stellt sich trotzdem die Frage, ob wir

uns nicht weg von den ganz großen

Showauftritten und hin zu regionaleren

Veranstaltungen mit mehr Vielfalt wen-

den müssten, was im Übrigen ja auch

der aktuellen Coronalage angepasster

wäre. Sind kleinere Strukturen geeigne-

ter um mehr Kreativität von Frauen zu

mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen?

Christina Schäfers: Das ist eine

spannende Frage. Wir probieren gera-

de beides: National und International.

Mit Keychange haben wir Partner*in-

nen in vielen europäischen Ländern,

den USA und Kanada und die Bewegung

wächst kontinuielich und transkontinen-

tal. Für die regionale und nationale Arbeit

haben wir uns mit Music Women Germa-

ny unter der Leitung von Andrea Rothaug

zusammengetan, dem ersten bundes-

weiten Netzwerk für alle Musikfrauen* in

Deutschland. Darin sind 16 Ländernetz-

werke (tw. in Gründung) zur Förderung,

Vernetzung und Sichtbarmachung von

Frauen* in der Musikwirtschaft vereint.

Christina Schäfers Foto: Karine Bravo

Page 13: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 2020 13

Wunderbare Künstlerinnen bei Enjoy Jazz 2020: Marie Séférian (oben), Tineke Postma, Els Vandeweyer, Gabrielle RandrianKoehlhoeffer (unten von links nach rechts)

Pinky Rose: Es gibt ja den Hang zum tra-

ditionell erwartbaren „weiblichen“ Instru-

mentarium, die Geige in der Klassik, die

Sängerin im Jazz, die Frontfrau im Rock

und Pop. Oder als Gegenpol dazu eine Nei-

gung zum Außenseiterinstrument, wie bei

der 2007 verstorbenen Jazzharfenistin

Alice Coltrane. Was denkst du, was von

beidem treibt Musikerinnen heute mehr

um: Im Traditionellen eine freie, eigene

Position zu finden oder „das schrägste

Ding“ zu machen um sich zu behaupten?

Wo siehst du aktuell mehr Mut zur Gren-

züberschreitung, im Pop oder im Jazz,

oder noch woanders?

Christina Schäfers: Wir freuen uns na-

türlich wie Bolle, dass mehr Frauen alle

Rollen im Jazz besetzen und diese Räume

zurückerobern. Die besonders aktive bri-

tische Szene hatte ich ja schon erwähnt,

unsere Keychange-Teilnehmerin Kine

Lundervold pflegt eine ähnliche Szene in

DeutschlandundNorwegen, sie hatYoung

Professionals in Jazz initiiert. Insgesamt

sehen wir viele Genreüberschreitungen

und Kollaborationen: Rap mit Poppy und

Akua, Klassik mit Kirke Karja, Elektronik

mit GDRN.

Pinky Rose: Was antwortest du Leuten,

die meinen, eine gerechte Geschlechter-

verteilung in der Konzertbranche wäre

zum Nachteil der musikalischen Qualität,

weil man dann auch auf „weniger gute“

Musikerinnen zurückgreifen müsse um

den Pool zu füllen und nicht mehr aus-

schließlich nach inhaltlichen Kriterien

auswählt?

Christina Schäfers: Frauen und ge-

schlechtsspezifischeMinderheiten liefern

die gleicheQualität derArbeitwieMänner.

Leider hindern die Strukturen innerhalb

der Musikindustrie sie daran, ihr volles

Potenzial auszuschöpfen. Talente gibt

es überall, Chancen nicht. Unser Ziel bei

Keychange ist es, alle Geschlechter in die

Lage zu versetzen, die Branche zu verän-

dern und Barrieren abzubauen, damit wir

alle mehr Musik vonmehr Schöpfer*innen

genießen können, in einer Musikindustrie,

die aufregender und repräsentativer ist.

Pinky Rose:Was würdest du einem Fes-

tival wie Enjoy Jazz raten, wie man es

noch besser machen, noch erfolgreicher

Musikerinnen veranstalten kann?

Christina Schäfers: Ich denke, dass

das Enjoy Jazz Festival hier seinen An-

spruch gut erfüllt, auch in diesem Punkt

ein wegweisendes Jazzfestival zu sein.

Toll ist, wenn sie ihr Wissen weiter teilen

und Miteifer*innen ermutigen, sich dem

Vorhaben von Keychange anzuschließen.

Für einen nachhaltigen und langfristigen

Wandel ist eswichtig, nicht nur den sicht-

baren Teil, die Line-Ups auf den Bühnen,

geschlechterparitätisch zu besetzen,

sondern auch die Gremien und Entschei-

der*innenpositionen.

Sa, 03.10.20

#MeThr3e Kollektiv

„Fräulein Else reload“

Freischwimmer LU

Beginn 19 Uhr

So, 04.10.20

“I am here”

Nicht-Gedichte von Rozana Mihalache

Betriebswerk HD

Beginn 11 Uhr

So, 04.10.20

Maria Răducanu Trio

Betriebswerk HD

Beginn 20 Uhr

Mo, 05.10.20

Dinosaur

dasHaus LU

Beginn 19 Uhr

Di, 06.10.20

Julia Kadel Trio

Karlstorbahnhof HD

Beginn 18:30 Uhr

Do, 08.10.20

Els Vandeweyer

Karlstorbahnhof HD

Beginn 18:30 Uhr

Fr, 09.10.20

Tineke Postma

dasHaus LU

Beginn 19 Uhr & 21 Uhr

Sa, 10.10.20

Sona Jobarteh

Alte Feuerwache MA

Beginn 19 Uhr & 21 Uhr

So, 11.10.20

„These Girls“

Juliane Streich &

Julia Neupert

Betriebswerk HD

Beginn 11 Uhr

Mo, 12.10.20

Ameli in the Woods

Ella & Louis MA

Beginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Di, 13.10.20

Gabrielle Randrian Koehlhoeffer Trio

„TANY“

Karlstorbahnhof HD

Beginn 18:30 Uhr

Mi, 14.10.20

The Book of Lost Songs

Ort tbc

Beginn tbc

Do, 15.10.20

New Jazz Voices Trio

feat. Marie Séférian

Ella & Louis MA

Beginn 19 Uhr & 21:15 Uhr

Fr, 16.10.20

Tania Giannouli Solo

Kunsthalle Mannheim

Beginn 19:30 Uhr

Fotos (oben) : Paul Aiden Perry / Merlijn Doomernik /

Lothar Fietzek / Haingo Madazikart

Page 14: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 202014

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mobisys zeigt inCOVID-19 ZeitenSolidarität für dieWeiterführung derKultur in der Metropol-region Rhein-Neckar,als offizieller

GEMEINSAMFÜR DIE KULTUR

www.mobisys.comFörderer des22. Enjoy Jazz Festivals.

Und plötzlich hielt die Welt an.

2020 wurden wir in voller Fahrt abge-

bremst und gehörig durchgeschüttelt.

Unsere Leben veränderten sich auf ei-

ne Weise, wie wir es noch kurz zuvor

nicht für möglich gehalten hätten.

Sichtbar wurde dies auch in der

Deutschland-Zentrale von SAS in Hei-

delberg: die Räumlichkeiten fast voll-

ständig verwaist, die Mitarbeiter*innen

von einem Tag auf den anderen von zu

Hause aus arbeitend.

Wenn ich heute darauf zurückblicke,

wie die Menschen bei SAS die Situati-

on angenommen, die vielen Herausfor-

derungen gemeistert haben und dies

weiterhin tun, empfinde ich vor allem

eines: Stolz.

Stolz bin ich – als Vetreterin des Haupt-

förderers – auch auf Enjoy Jazz. Seit

16 Jahren unterstützt SAS Rainer Kern

und sein Team, die sich in diesem Jahr

der neuen Realität stellen und mit viel

Einsatz und Enthusiasmus das 22. In-

ternationale Festival für Jazz und An-

deres unter deutlich anderen Bedin-

gungen veranstalten.

Ich bin ihnen und den vielen anderen

Veranstalter*innen und Künstler*innen

sehr dankbar, die es mit Umsicht und

unter Einhaltung der vielen notwen-

digen Einschränkungen ermöglichen,

dass Kultur auch in diesen Zeiten statt-

findet.Wie schmerzlichwurde uns allen

doch bewusst, wie sehr die Kultur fehl-

te, als sie fehlte. Und wie kraftraubend

muss es derzeit sein, Konzepte immer

wieder ent- und dann zu verwerfen, A-,

B- und C-Pläne zu machen, Unsicher-

heiten auszuhalten und die Improvisati-

on als Normalzustand zu erleben.

ImWissen um all das und mit der Wert-

Was tun, wenn alles anders ist?Vorangehen in der neuen Realität

Julia Kadel Foto: Lisa Wassmann

schätzung für die Arbeit im Veran-

staltungssektor ist meine Vorfreude

auf Enjoy Jazz vielleicht sogar noch

größer geworden: auf zwei Wochen

voller Frauenpower, in denen nur So-

lokünstlerinnen oder Formationen mit

Bandleaderinnen wie das Julia Kadel

Trio auftreten; auf viele junge Künst-

ler*innen; auf die Solo-Piano-Reihe und

auf noch so viel mehr. Belohnen Sie den

Mut des größten deutschen Jazzfes-

tivals, indem Sie die Veranstaltungen

von Enjoy Jazz 2020 besuchen. Und

schenken Sie sich so selbst eine gute

Zeit mit wunderbarer und inspirieren-

der Livemusik.

ANNETTE GREEN,

VICE PRESIDENT DACH, SAS

Foto: SAS

Annette Green leitet seit Anfang 2019 als

Vice President DACH die Geschäfte von

SAS in Deutschland, Österreich und der

Schweiz. Bei SAS ist die gebürtige Deut-

sche bereits seit rund 30 Jahren – bisher

in der Konzernzentrale im US-amerikani-

schen Cary, North Carolina und weiteren

amerikanischen SAS-Standorten.

Telefon: 0800/133 33 00www.facebook.com/bkkpfalzwww.bkkpfalz.de

• Real, digital und social• PerTelefon und Chat• In Ludwigshafen und der

Metropolregion

Ehrenwort!

Kein BlaBla......wir sind für Euch da!

Page 15: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 2020 15

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Die Matineen bei Enjoy Jazz 2020Gesprächsweise Schlaglichter set-

zen, farbenreiche Tupfer anbringen,

Umfelder und Hintergründe ausleuchten,

tiefer in Erinnerungsgründe eintauchen,

in Geschichten, die das Leben spielt und

die Musik erzählt, das Kleine im Großen

entdecken und umgekehrt, das ist, was

in Enjoy Jazz Matineen geschieht. In Be-

kanntem neue Dimensionen auftun und

entfalten - das ist, was Matineen neugie-

rigen Geistern in anregender Unterhalt-

samkeit bietet.

Etwa die bis heute spürbare Langzeitwir-

kung der kurzzeitigen Injektion durch ei-

nen jungenMusiker ausKansasCity in die

urbane Unterhaltungsmusik des Big Ap-

ple zur Mitte des letzten Jahrhunderts.

Oder ein Jungenstraum zu gleicher

Zeit im Norden Deutschlands, der zu

einer glänzenden Karriere im Auf und

Ab des Musikbusiness führte und

in eine ausgestreckte, markant jazzge-

tränkte Apotheose mündete, die u.a. we-

sentlich zur Profilierung von „Jazz aus

Germany“ beitrug und nun in jungen Hän-

den fortwirkt.

Große maskulin gefärbte Würfe, ja, aber

wie sieht es mit der Vielzahl von Frauen

aus, die in dermusikalischen Entwicklung

an markanten Schaltstellen wirkte und

neue Richtungen entscheidend präg(t)

e? SWR-Redakteurin Julia Neupert in-

spiziert mit Juliane Streich “These Girls”,

140 kurzweilige Portraits von prägenden

Musikerinnen als Kontrapunkt zur männ-

lich dominiertenSäulenhalle - ein anderes

Herangehen einer jungen Journalist*in-

nengeneration, die von vorne guckt und

neue Töne anschlägt. Welche Namen von

Musikerinnen fallen Ihnen ein? Machen

Sie die Probe und testen Sie das Inhalts-

verzeichnis des Buches.

Die Kunst zweier Frauen dürfen Sie bei

einer Matinee mit dem Titel „I am here“

im neu eröffneten Tandem Art Space

in Heidelberg erleben, wenn die rumäni-

sche Schriftstellerin Rozana Mihalache

ihre „Nicht-Gedichte“ vorträgt, umrahmt

vom Gesang der ebenfalls aus Rumänien

stammenden Sängerin Maria Răducanu.Rozana Mihalaches koordiniert das Pro-

gramm in einem der bekanntesten ru-

mänischen Jazz Clubs, dem Green Hours

jazz&theatre-café und leitet das Green

Hours Jazz Fest. Die „Nicht-Gedichte“

der „Nicht-Dichterin“, wie sie sich selbst

nennt, sind von Leonhard Cohen inspi-

riert.

Musik entsteht in und aus einem Umfeld,

wirkt darauf ein, durchdringt es. Sprache,

Sprechen, Musik, zeigen, lauschen, hor-

chen … wo finden sich Schneisen von der

Wortkunst zur Musik? Es gibt bekannte

Grenzgänger, die sich über die Schnei-

sen zwischen beiden Domänen bewegen

wollen, können, müssen. Wenn einer sich

dort auskennt und manifestiert, dann

So 04.10.20, 11 Uhr„I am here“Nicht-Gedichte von Rozana MihalacheBetriebswerk HD

So 11.10.20, 11 Uhr„These Girls“Juliane Streich & Julia NeupertBetriebswerk HD

So 18.10.20, Beginn tbcGünther HuesmannFlieg, Vogel, Flieg! Bird@100Ort tbc

So 25.10.20, Beginn tbcMusic was my first loveMarcel BeyerOrt tbc

So 01.11.20, 11 UhrSiggi LochOrt tbc

ist es Marcel Beyer, der in der Matinee

Einblicke gewährt. Und von Friederi-

ke Mayröcker führt garantiert ein Weg

zu Jazz und zurück zu SWR-Jazzchef

Günther Huesmann (über Charlie Par-

ker) und zu ACT Labelchef Siggi Loch.

HENNING BOLTE

RozanaMihalache Foto: Catalina Faminzeanu

Page 16: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

ENJOY JAZZ 202016

Wenn es etwas gibt, was Jozua Knol

so gar nicht leiden kann, dann ist das

wohl Belanglosigkeit. Nichts scheint

der Geschäftsführer des Ludwigsha-

fener Kulturzentrums Freischwimmer

bei seiner Arbeit mehr vermeiden zu

wollen als Durchschnittliches, Ange-

passtes oder Harmloses. „Wir wollen

hier Kultur machen, die aneckt“, sagt

der 61-Jährige und lässt den Blick

durch die lichtdurchflutete Eingangs-

halle schweifen. „Schauen Sie sich die-

se Haus doch nur mal an: Das ist doch

selbst schon alles andere als belang-

los.“

Tatsächlich hat Knol nach einer langen

Karriere in Musikbranche und Ener-

giewirtschaft hier Ende vergangenen

Jahres noch einmal eine ganz beson-

dere Aufgabe übernommen. Denn das

ehemalige Hallenbad im Norden der

pfälzischen Arbeiterstadt ist ein Ort,

der große Ideen geradezu einfordert.

Ein geschichtsträchtiges Gebäude, in

dessen Saunabereich schon der ehe-

malige Bundeskanzler Helmut Kohl re-

gelmäßig den Stress des großen Am-

tes ausschwitzte – für den Austausch

mit dem sowjetischen Kollegen Michail

Gorbatschow gab es eigens eine ab-

hörsichere Kabine.

Die Zeiten großer Politik in Ludwigsha-

fen sind allerdings lange vorbei. Nach

einer traditionsbewussten und gleich-

zeitig zukunftsweisenden Renovierung

wartet das im Jahr 1956 errichtete

Bad darauf, wieder mit Leben gefüllt

zu werden. Schon jetzt gibt es an je-

der Ecke spannende Kontraste: Der

Co-Working-Bereich liegt zwischen

ehemaligen Umkleidekabinen, den Es-

presso gibt es in der Milchbar mit nos-

talgischem 50er-Charme und im ehe-

maligen Lehrschwimmbecken treffen

Seifenhalter an der Kachelwand auf

modernste Medientechnik. Wenn es

nach Knol geht, dann werden hier, wo

Generationen von Ludwigshafener*in-

nen einst ihr Seepferdchen ablegten,

künftig radikale und kühne Gedanken

auf ihre Wasserfestigkeit hin geprüft.

Da erscheint die in diesem Jahr erst-

mal stattfindende Kooperation mit En-

joy Jazz nur logisch. Wo sonst als beim

Jazz werden bequeme und altbewähr-

te Lösungen schließlich so konsequent

vermieden? Kein Wunder, dass Knol

und Festivalmacher Rainer Kern offen-

bar gleich auf einer Wellenlänge unter-

wegs waren. „Es geht uns beiden um

Innovation“, sagt Knol. „Und die kann

durchaus auch mal anstrengend sein.“

Derzeit finden hier vor allem Seminare,

Workshops und Konzerte statt. Mittel-

fristig sieht Knol das Freischwimmer

aber als Ort mit durchaus überregio-

naler Strahlkraft. „Man weiß ja nie, wo

so ein Projekt genau hinführt. Aber wer

nicht anfängt, findet es auch nie her-

aus“, sagt Knol und lächelt. Hauptsa-

che, es wird nicht belanglos.

ALEX GRAF

Sa, 03.10.20, 19 Uhr#MeThr3e Kollektiv„Fräulein Else reload“Freischwimmer LU

Willkommen bei Enjoy Jazz!Freischwimmer in Ludwigshafen

Freischwimmer – ein Ort der Ideen Foto: Freischwimmer

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freuen uns, dass wir diese Transportlücke gemeinsam mit dem städtischen

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Zur aktuellen SituationDas Enjoy Jazz Festival geht ver-antwortungsvoll mit der derzei-tigen Situation um. Für jedenVeranstaltungsort existieren Hy-gienekonzepte, die individuell an diedort bestehenden Bedingungen an-gepasst sind. Die Kartenkontingentesind stark reduziert und orientierensich an den derzeit geltenden ge-setzlichen Regelungen. Wo möglich,bietet Enjoy Jazz Zusatzkonzerteder Künstler*innen an. Enjoy Jazzist und war von jeher ein inter-nationales Festival – so auchin diesem besonderen Jahr. Die

Möglichkeit der Einreise internati-onaler Künstler*innen ist abhängigvon der dann aktuellen Situationim Herkunftsland. Es kann daherzu kurzfristigen Änderungen imProgramm kommen. Wir empfehlen,sich regelmäßig über die Medien,unsere Website www.enjoyjazz.desowie unsere Social-Media-Kanälezu informieren.

Die Informationen in dieser Sonder-beilage repräsentieren den Standder Planungen zum Veröffentli-chungszeitpunkt.

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ENJOY JAZZ 2020 17

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Di, 27.10.20, 18:30 UhrSokratis SinopoulosFriedenskirche Heidelberg

Sa, 31.10.20, 20 UhrVincent Peirani & Émile ParisienChristuskirche Mannheim

Sa 14.11.20, 20 UhrAbschlusskonzert: Michael WollnyChristuskirche Mannheim

Genreschubladen kennt man dort dann

nur noch vom Hörensagen. Dass Kon-

ventionen sowieso bloß dazu da sind,

um sie zu brechen, weiß Sokratis Sino-

poulos schon lange. Denn der Grieche

hat sich mit der Lyra ein Instrument

ausgesucht, das in seiner Heimat eng

mit traditionellem Liedgut und entspre-

chenden Erwartungen verknüpft ist.

Mit seinemQuartett lässt er sich davon

aber nicht beeinflussen, sondern er-

schafft zeitlos intensive Klangwelten,

die zwischen Archaik und Gegenwart

oszillieren. ALEX GRAF

Auch wenn Enjoy Jazz vor allem für

den Sound von morgen steht, gönnt

sich das Festival doch die eine oder

andere bewährte Tradition. So auch

die seit vielen Jahren stattfindenden

Kirchenkonzerte, bei denen die weit-

räumigen Hallkörper der eindrucks-

vollen Kirchenschiffe regelmäßig für

geradezu entrückte Musikerlebnisse

sorgen. Möglich macht das unter an-

derem eine Kooperation mit der Evan-

gelischen Stiftung Pflege Schönau

(ESPS), die mit ihrer Arbeit den Erhalt

von 85 Kirchen in Baden sicherstellt.

Darunter auch der diesjährige Festi-

val-Spielort Friedenskirche. Dabei ist

ein Konzert im Gotteshaus mitnichten

für jeden Künstler etwas. Akustik und

Symbolik fordern die Musik zu einem

Dialog heraus und wollen als Mitspieler

ernstgenommen werden. Wer sich da

allzu verbissen an der gewohnten Blau-

pause festklammert, kann durchaus

scheitern. Für Michael Wollny sind das

allerdings geradezu perfekte Bedin-

reits, dass hier nichts anderes als eine

absolute Sternstunde zu erwarten ist.

Im majestätischen Kuppelbau in der

Mannheimer Oststadt trifft sich auch

eines der dynamischsten und gleichzei-

tig ungewöhnlichsten Duos der Szene.

Vincent Peirani am Akkordeon und So-

pransaxofonist Émile Parisien treiben

sich gegenseitig immerwieder in atem-

beraubende Höhen der Spielkunst –

gungen. Denn der Leipziger Ausnahme-

pianist ist bekannt für sein empathi-

sches Spiel und das Talent für eindring-

liche Dramaturgien – zudem stammt

von ihm die radikale These, dass jedes

Jazzkonzert eigentlich nur fulminant

misslingen oder zu einer absoluten

Sternstunde werden könne. Wer aber

sowohl Wollny als auch die Mannhei-

mer Christuskirche kennt, ahnt be-

Sokratis Sinopoulos (Mitte) und sein Quartett Foto: Tryfon Tsatsaros

In weiträumigen HallkörpernDie Kirchenkonzerte

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ENJOY JAZZ 202018

Karten-Vorverkauf für Enjoy Jazz:Online unter www.enjoyjazz.de und anallen bekannten VVK-Stellen (eine voll-ständige Liste finden Sie unter www.reservix.de) oder telefonisch überdie ReserviX-Ticket-Hotline 01806700733 (0,20 €/Minute aus dem deut-schen Festnetz; aus dem Mobilfunknetzhöchstens 0,60 €/Minute

Für Konzerte der BASF SE in Ludwigs-hafen sind Karten zusätzlich erhält-lich unter www.basf.de/kultur odertelefonisch unter 0621. 6099911.

Weitere Infos unter www.enjoyjazz.de

Jan Josef Liefers& Radio Doria

09. Okt 20 · 18.00 & 20.30 UhrBASF-Feierabendhaus LUTickets und Infos unter: www.basf.de/kultur ©

Joac

him

Gern

„Nah“

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ImpressumRhein-Neckar-Zeitung GmbHNeugasse 269117 HeidelbergTel.: 06221/519-0

Redaktion:Enjoy Jazz, Michael Braun(verantwortlich)Anzeigen:Andreas Miltner (verantwortlich)Bildbearbeitung: RNZ-ReproGrafik: Frank Büchmann (RNZ)Herstellung: Eric Säubert (HMG)

Personalisierte JazzgeschichteMit 22 entdeckte und produzierte

er Klaus Doldinger, mit 25 wurde er

Deutschlands jüngster Plattenboss,

damals noch bei Liberty, mit 42 dann

der vermeintliche Höhepunkt dieses

rasanten Aufstiegs: Siggi Loch wurde

Präsident von Warner Europe und da-

mit einer der einflussreichsten Musik-

manager der Welt. Doch sein größter

Coup sollte erst noch folgen. Mit 52

Jahren erfüllte sich der Produzent aus

Leidenschaft einen alten Jugendtraum:

Er gründete das Label ACT.

Die Plattenfirma trug von Anfang an

die Handschrift ihres Gründers: Nicht

nur, dass er seine beiden großen Lie-

ben synergetischmiteinander verband:

den Jazz und die bildende Kunst. Das

Label war eine von Entdeckergeist an-

getriebene Unternehmung, die, den gu-

ten Kontakten seines Chefs zum Trotz,

nicht etwa auf etablierten Namen setz-

te, sondern das Neue suchte. Natürlich

profitierte ACT dabei vom untrüglichen

Gespür Siggi Lochs für Meta-Trends.

Wobei sich der Labelchef insbesondere

zwei Verdienste erworben hat. Er hat,

dem Gender-Equality-Diskurs Jahr-

zehnte voraus, in bis dahin im Jazz

nicht gekanntem Maße Frauen unter

Vertrag genommen. Das jüngste Bei-

spiel, die Pianistin Johanna Summer,

ist, neben anderen Label-Künstlern, in

diesem Jahr bei Enjoy Jazz zu hören.

Zudem hat er sich als wichtiger För-

derer des europäischen Jazz erwiesen

und dabei insbesondere der schwedi-

schen Szene zu Weltruf verholfen. Da-

für erhielt Loch u.a. das Ritterkreuz 1.

Klasse des königlich-schwedischen

Nordstern-Ordens. Unvergessen in

diesem Zusammenhang ist das tiefe

Erschrockenheit ausdrückende Cover

des wichtigsten Jazz-Magazins der

Welt, des „Down Beat“, mit der Schlag-

zeile „European Invasion“. Dahinter

verbarg sich eine Story über den leider

früh verstorbenen Pianisten Esbjörn

Svensson, der wie kaum ein anderer

Künstler von der klugen und empathi-

schen Artist-and-Repertoire-Pflege

Siggi Lochs profitiert hat.

Aktuelles Aushängeschild des Labels

ist der deutsche Pianist Michael Woll-

ny. In seiner Entwicklung kontinuierlich

begleitet auch vom Enjoy Jazz Festival,

wo Wollny beispielsweise ein legendä-

res Duo-Konzert mit der unlängst

verstorbenen Bass-Legende Gary Pe-

acock spielte, hat Siggi Loch diesen

europäischen Jahrhundert-Jazzer mit

sicherem Gespür sukzessive mit auf-

gebaut und ihn darin unterstützt, sein

Repertoire zu erweitern. Heute gilt

Wollny als ein intellektueller Universa-

list seines Instruments. In diesem Jahr

wird er übrigens dasAbschlusskonzert

bei Enjoy Jazz spielen.

Und Siggi Loch? Der unermüdliche

Liebhaber und Förderer des Jazz hat

unlängst seinen 80. Geburtstag gefei-

ert und lässt es sich nicht nehmen, in

diesem Jahr bei Enjoy Jazz vorbeizu-

schauen. VOLKER DOBERSTEIN

InformationKarten-Vorverkauf für Enjoy Jazz:Online unter www.enjoyjazz.de und anallen bekannten VVK-Stellen (eine voll-ständige Liste finden Sie unter www.reservix.de) oder telefonisch über dieReserviX-Ticket-Hotline 01806 700733(pauschal 0,20 € aus dem deutschenFestnetz; aus dem deutschen Mobil-funknetz pauschal 0,60 €)

Karten für Konzerte der BASF SEin Ludwigshafen erhalten Sie unterwww.basf.de/kultur oder telefonischunter 0621.6099911.

Am 01. November zu Gast: Siggi LochFoto: Steven Haberland

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ENJOY JAZZ 2020 19

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MusikerlebenEinfachm

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an sie zu denken, während ich spiele.

Das ist exakt der Moment, an dem die

Improvisation einsetzt.“

In diesem Sinne hat sich mit der Coro-

na-Pandemie in das diesjährige Enjoy

Jazz Festival eine Melodie in Moll ein-

geschlichen, die sich als so schwierig

und komplex erwies, dass sie den Ma-

chern unvorbereitet ein neues Impro-

visationsverständnis abverlangt hat.

Das Festival musste in völlig neuer

Weise von seinemeigenen Gegenstand

lernen – und ist ihm dabei vielleicht so

nahe gekommen, wie in keinem Jahr

zuvor. Dass aus diesem Grenzgang

wie selbstverständlich eine neue pro-

grammatische Vielfalt in bewährter

Qualität hervorgegangen ist, darf als

kleines Wunder betrachtet werden.

So bestätigt sich einmal mehr die Er-

kenntnis des Filmemachers Francois

Truffaut: „Improvisation, das ist, wenn

niemand die Vorbereitung merkt.“

VOLKER DOBERSTEIN

Improvisation ist nicht das Gegenteil

vonPlanung, sonderndaskreativeSpiel

mit dem einer Planung zugrundeliegen-

den Material. Mittels der Improvisation

wird dieses Material in neue Kontex-

te gestellt und damit gewissermaßen

nebenbei auch einem Qualitätstest un-

terzogen, der es widerstandsfähiger

gegenüber Abweichungen macht.

Der Jazz ist sicher nicht der Erfinder

der Improvisation in der Kunst, aber

nur für ihn ist sie konstitutiv, spätes-

tens seit dem Bebop. Die Improvisation

gilt als Inbegriff der Individualität. Aber

das ist nur die halbeWahrheit. Denn sie

hat genauso viel mit der Fähigkeit des

Zuhörens zu tun, wie mit dem Wunsch,

Gehör zu finden. In ihren besten Mo-

menten balanciert eine Improvisation

immer auch das Kollektiv wie die Situ-

ation neu aus. Sonny Rollins ist dafür

ein perfektes Beispiel. Sein als „Stre-

am of Consciousness“ populär gewor-

denes Improvisations-Verfahren hat

inzwischen mehrere Generationen von

Musiker*innen beeinflusst. Auf das

hohe Maß an Struktur angesprochen,

das diese so frei mäandernden Soli

auszeichnet, sagte er am Rande eines

Auftritts bei Enjoy Jazz: „Das liegt da-

ran, dass ich immer sehr genau weiß,

was ich spiele. Ich muss jede noch so

einfache Melodie fast zwanghaft ge-

nau studieren. Ich analysiere die Melo-

die, die harmonische Struktur, die ge-

nerelle Funktionsweise eines Stückes.

Am wichtigsten aber ist die Melodie.

Ich übe sie, bis ich sie vorwärts und

rückwärts, im Wachzustand und im

Schlaf spielen kann, bis sie ein Teil von

mir geworden ist und sich gewisser-

maßen in mir aufgelöst hat. Dadurch

verändert sich mein Bewusstsein von

dieser Melodie. Ich höre auf, in ihr und

Mehr Jazz war nieWenn die Sicherheit fehlt

Meister der Improvisation: Festivalleiter Rainer Kern Foto: Daniel Lukac

Page 20: Tania Giannouli - Blätterkatalog.de · 2021. 1. 14. · Die Solo Piano Reihebei Enjoy Jazz: Das Versprechen auf eine pianistische Völlerei. WALTER HOMOKI Fr,02.10.20, 20 Uhr Eröffnungskonzert:

SAS fördert 2020. www.sas.de

P12

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