drop - wasserinitiative viva con agua de sankt pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03...

60
1 CHEERS! AUF 10 JAHRE VIVA CON AGUA DROP DAS VIVA CON AGUA - MAGAZIN #11

Upload: others

Post on 16-Jun-2020

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

1

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

DROPDAS VIVA CON AGUA - MAGAZIN #11

Page 2: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

2

03 EDITORIAL

06 GEBURTSTAGSWÜNSCHE

08 BLICK AUS DEM SEITENKANAL

10 WAHNSINNIG VERLIEBT

12 HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!

22 ZIRKUS DER UNEITELKEITEN

24 MIT BENNY ADRION AUF DER COUCH

26 EWALD LIENEN: AUS DER TIEFE DES RAUMES

28 AUF EIN WASSER MIT NIEDERLANDE, ÖSTERREICH, SCHWEIZ

30 VIVA CON AGUA GOES UGANDA

32 THE IMPORTANCE OF WASH

34 GOLDEIMER: ÜBER DAS GEFÜHL VON FREIHEIT

36 CLUSEO & FRIENDS IN ETHOPIA: DER MAGISCHE MOMENT

46 EIN FRISCH GEZAPFTES BITTE!

48 PRÄCHTIGE MENSCHEN

50 CREW LIFTING – PER ANHALTER DURCH DEN VCA-KOSMOS

52 EIN HOCH AUF DAS VCA-NETZWERK

54 DAS EHRENAMTLICHE DROP-TEAM

55 IMPRESSUM

56 AUF EIN WASSER MIT FOLKERT KOOPMANNS

58 VON SANKT PAULI NACH KAMPALA IN UGANDA

INHALT

Page 3: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

3

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

3

CHEERS!

Voilà! Ein neues DROP! Die elfte Ausgabe des Viva con Agua Magazins ist nicht nur dieses Mal deutlich

mehr als ein Tropfen. Wobei es ja auch nur einen Tropfen braucht, um etwas auszulösen, in Gang zu bringen –

oder besser: in Fluss zu bringen.

Wasser ist Leben, Wasser ist Liebe, Wasser ist Kunst, Wasser ist Sport, Wasser ist Musik.

Wasser ist der Ursprung allen Lebens. Wusstest du, dass wir als Fötus Kiemen haben? Oder dass der Salzgehalt

im Blut eines Menschen dem des Urmeers entspricht? Faszinierend, oder?

Wasser ist auch der Grund, warum es Viva von Agua gibt. Und das seit jetzt unglaublichen 10 Jahren. Cheers!

Genau deswegen haben wir diese DROP Ausgabe auch so genannt.

Darauf erstmal einen guten Schluck (Leitungs)Wasser.

Zehn Jahre, das ist schon eine beachtliche Weile her. Denkt man zurück, sprechen manche vom Sommermär-

chen, was damals Deutschland verzauberte. Wir können ganz andere spannende Geschichten erzählen und

tun es auch auf den folgenden Seiten. Wir wollen damit euch Leser verzücken und verzaubern. Denn schon

Hermann Hesse schrieb „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ – so auch dem Anfang von Viva con Agua.

Wir tauchen ein in die Anfänge, sprechen mit Gratulanten, Gründern und Groupies, fragen nach und

erstatten Bericht auf breitgefächerte Art und Weise. Denn für uns ist es das, was Viva con Agua mit

auszeichnet: dass verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertreffen, sie aber das gemeinsame Interesse

ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE verbindet. Und dies über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Denn

schon immer setzte Viva con Agua auf universelle, internationale Sprachen wie Fußball, Musik oder Kunst.

Mit diesem DROP bist du direkt dabei, wie in der Anfangszeit mit Kabelbindern, Gaffa-Tape und viel Improvisa-

tion die ersten Aktionen durchgeführt wurden. Du stapfst mit Becherjägern auf Festivals durch den Schlamm,

hältst den Daumen raus beim Trampen auf der Nord-Süd-Achse und du kannst rausfinden, was für eine Art von

Supporter du bist.

Begib dich auf die Reise durch den Viva con Agua Kosmos, der längst nicht mehr nur auf Sankt Pauli

beschränkt ist. Schweiz, Österreich, die Niederlande und Uganda sind inzwischen fixe Dependancen als

eigenständige Vereine.

Überlege dir, was für magische Momente es in deinem Leben schon gab und was sie ausgezeichnet hat,

denn Clueso, Max Herre, Tim Neuhaus, Norman Sinn, Samuel Yirga und andere Musiker haben im Frühjahr

in Äthiopien solche Momente geschaffen – und wir zeigen sie hier im DROP.

Das und noch viel mehr haben wir in dieses Magazin reingepackt. Die Vielfältigkeit, die Viva con Agua

auszeichnet und sich doch in einem so kleinen Teilchen bündelt: einem Tropfen.

Also: Cheers! Wir freuen uns, mit dir feiern zu können.

Eure Isabelle Bader & das DROP Team

Page 4: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

Was wir uns zum Geburtsag wünschen, fragst du? Na, das hier: vivaconagua.org/spenden

Page 5: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

Was wir uns zum Geburtsag wünschen, fragst du? Na, das hier: vivaconagua.org/spenden

IBAN: DE58200505501268135181 BIC: HASPDEHHXXX

Page 6: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

6

Die Wünsche und Fotos sammelte Cornelia Klein ein.

WAS WÜNSCHST DU VIVA CON AGUA ZUM GEBURTSTAG?

Sina, Teil der Goldeimer-Familie Happy Birthday Viva con Agua! Auf dass euer Wasser auch in 10 Jahren noch so

gut schmeckt und Gutes bewirkt!

Max, Festivalbekanntschaft Viva con Agua – ich wünsche euch alles Gute! Euch kann niemand so schnell das

Wasser reichen.

Page 7: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

7

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

Salinda, Crew LüneburgIch wünsche Viva con Agua zum zehn-ten Geburtstag, dass sie weiter so fleißig Becher sammeln. Dass sie wachsen und gedeihen und nie den Spaß an der Sache

verlieren.

Ela, Crew HamburgViva con Agua, ich danke euch

für all die netten Menschen, die ihr in mein Leben gebracht habt.

Ich erhebe mein Wasser auf die nächsten 10 Jahre!

Franka, Crew LüneburgIch wünsche Viva con Agua, dass es den Verein in 10 Jahren gar nicht mehr gibt,

weil das Ziel, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, dann erreicht wurde. Aber der Spirit und das

Netzwerk, die sich gebildet haben, sollen für immer bestehen bleiben.

Thomas, Crew BremenIch wünsche Viva con Agua alles Gute

zum Schlüpftag und dass sich das Motto „ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE“ irgendwann überholt hat, weil alle Wasser

haben und sich keiner mehr dafür einsetzen muss.“

Page 8: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

8

Viva con Agua, das war fast noch ein Gedanke,

eigentlich nicht viel mehr als eine fixe Idee, als

ich im St. Pauli Umfeld davon hörte. Ich begegne-

te Benny dann das erste Mal für ein Interview für

ein Fußballmagazin, das es längst nicht mehr gibt

und durfte ihm erst eine halbe Stunde lang Wasser

für ein Fotoshooting ins Gesicht schütten - und

danach die erste VcA-Reise von Hamburg nach

Uganda begleiten. „Was für‘n charismatischer Ben-

gel, dachte ich mir, der kann Menschen für eine

Sache gewinnen.“ Wenig später war ich mittendrin

im damals noch kleinen VcA-Kosmos.

Was mich besonders anzog, war das ganze Modell,

das ich so bisher nirgendwo kennengelernt hatte.

Es ging um die Idee einer anderen Organisation,

die hilft, ohne von oben herabzuschauen, die

Freude spenden will und nicht nur mit weinenden

Kindergesichtern an das schlechte Gewissen der

privilegierten Menschen appelliert. Um Künstler,

die mehr als Testimonials sein wollten, die ver-

standen, worum es uns ging und sich dann voll

hinter uns stellten, wie die Irie Révoltés, Suppor-

ter der ersten Stunden, wie Bo Flower, der dann

gemeinsam mit uns den Wassermarsch mitlief oder

Clueso, der sofort bereit war, sein Zimmer mit uns

Wasserläufern zu teilen. Es war eine Fiktion von

einer undogmatischen Organisation mit flachen bis

gar keinen Hierarchien und Platz für jede Idee und

jedes Engagement. Die auch erstmal „unpolitisch“

und offen für jeden sein wollte und schnell merk-

te, als die Aufmerksamkeit und damit die ersten

Kooperationsanfragen von großen Marken kamen,

dass das nicht funktioniert, dass man diese Arbeit

nicht machen kann, ohne sich auch politisch zu

positionieren (auch wenn manchmal weniger deut-

lich, als ich persönlich es mir gewünscht hätte...).

Wie jede idealistische Fiktion wurde auch die von

VcA relativ schnell von der Wirklichkeit eingeholt.

Eltern, alte NGO-Hasen und Wegbegleiter hatten

das kommen sehen und gemahnt und trotzdem

war es ein deutlich zu spürender Bruch. Ich selbst

habe immer eher zu den Kritikern gehört, weil ich

fand – und dies auch nach wie vor noch finde -,

dass kritisches Hinterfragen des eigenen Handelns

und der eigenen Ideale die einzige Möglichkeit

ist, gemeinsam etwas zu bewegen, ohne den Weg

aus den Augen zu verlieren. Als sich das Team

aus Gründern, Wegbereitern und Supportern (die

damals noch gar nicht so hießen) aufteilte in ein

Vollzeit-Brunnenbüroteam und Ehrenamtliche, war

das erstmal nicht einfach und trotzdem ein unum-

gänglicher Schritt, um VcA langfristig am Leben zu

erhalten. Das VcA-Wasser war dann ein weiterer,

schwer zu schluckender Brocken für manche der

Wassercrew, auch für mich. Denn der Gedanke,

ein Produkt, zu dem doch eigentlich weltweit

Menschen freien Zugang haben sollten, in hippen

Bars und Cafés zu verkaufen, schien mir irgendwie

Mit einem harten Kern von vielleicht 15 oder 16

Leuten haben wir damals im alten St. Pauli Club-

haus, lauschig zwischen Bambusdeko und Plastik-

dach, über Schulkonzerte, Spendendosen und

die Idee für die ersten Wassertage diskutiert.

Das war schon ziemlich aufregend, plötzlich

mit den St. Pauli Spielern gemeinsame Sache zu

machen, ab und zu sogar zusammen auf dem

Fußballfeld zu stehen, oder sich auf einmal mit Wir

sind Helden auf der Bühne wiederzufinden. Aber

Allem voran, die Möglichkeiten zu entdecken, die

sich aus diesem großartigen, vielseitigen Fan- und

Vereinsumfeld auftaten.

BLICK AUS DEM SEITENKANALEINMAL GROUPIE IMMER GROUPIE! JETZT SPRICHT MORITZ PIEHLER

Page 9: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

9

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

verquer. Vielleicht war es aber der einzige Weg,

VcA weiterwachsen zu lassen und vor allem lang-

fristig auf stabile Beine zu stellen. Eine der span-

nendsten Sachen an Viva con Agua war schließlich

von Beginn an, zu gucken, wie weit es uns tragen

kann, wohin sich das Projekt entwickeln kann.

Die Herausforderung dabei war und bleibt es, das

Gleichgewicht zwischen Selbstzweck und großer

Idee auszubalancieren.

Zehn Jahre später ist es schwer zu fassen, wie

sehr sich sich Viva con Agua verändert hat, aber

auch, wie weit es sich entwickelt hat und wie viel

die Menschen, die das Projekt schon lange oder

immer mal wieder oder auch erst ganz frisch

begleiten, gemeinsam erreicht haben. Ein paar

Menschen aus dem alten Clubheim sind geblieben,

für mich als Freund*innen, für VcA als umkreisen-

der Kosmos. Natürlich ist es jetzt eine ganz andere

Phase, als ich sie damals in den Kinderschuhen

miterlebt habe. Damals wurde vor allem sehr sehr

viel diskutiert und die meisten Ideen, so unsinnig

sie auch sein mochten (wie zum Beispiel zu Fuß

von Hamburg nach Basel zu laufen), mit „erstmal

machen und dann mal gucken“ aufgenommen.

Vieles ist professioneller geworden, hat Strukturen

bekommen und ist dadurch so groß gewachsen,

wie es heute ist. Wenn ich jetzt bei einer Veranstal-

tung bin oder durch die Millerntor Gallery spaziere,

kenne ich viele Supporter-Gesichter nicht mehr,

ich sehe aber in ihnen immer noch die gleiche

Begeisterung brennen, die uns bis nach Basel

getragen hat und die in so vielen Projektgebieten

für ein bisschen bessere Bedingungen gesorgt hat.

Und hin und wieder taucht einer von den alten

Hasen auf und wir denken zusammen an den

Ursprung der Quelle und wundern und freuen

uns, wie breit der Strom inzwischen geworden

ist, auch wenn wir selbst eher gemütlich auf dem

Seitenkanal nebenher segeln.

Moritz Piehler ist Journalist und Fotograf aus

Hamburg, seit 2006 bei VcA am Start und mit sieben

Verrückten den Wassermarsch 2008 gelaufen.

Page 10: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

10

Das allererste Mal, ich erinnere es genau, es war der 15.

März 2006. Ich recherchierte bei NDR 2 die Eventtipps

für Norddeutschland und traf ganz zufällig auf die Seite

vom Weltruf, ein kleiner, feiner Laden in Kiel. „Party für

den guten Zweck“ hieß es und dann noch „Made auf

Pauli“. Das fand ich großartig und kündigte das sofort

bei NDR 2 an:

NDR 2 On-Tour - Mittwoch, den 15.03.06

Der FC St. Pauli hat einfach ein großes Herz. Nach

ihrem Trainingslager auf Cuba letztes Jahr beschloss

Spieler Benny Adrion, etwas gegen die Armut dort zu

tun. Mit der Deutschen Welthungerhilfe rief er das

Hilfsprojekt Viva con Agua de St. Pauli e.V. ins Leben.

Für den guten Zweck gibt’s Latino Power und Fußball-

leidenschaft. Dabei sind die Band Sexto Sol und etliche

St. Pauli Spieler. Der komplette Erlös fließt in das

Wasser-Projekt nach Cuba. Dance for Water all Night

long, ab 20 Uhr im Weltruf in Kiel.

Was dann folgte war große Liebe!

Ich rief sofort bei VcA an, hatte Chris Wiebe am Apparat.

Wir verstanden uns bereits am Telefon auf Anhieb und

Chris lud mich direkt zum ersten VcA-Unterstützer-Tref-

fen ein. Ein paar Tage später saß ich mit zwei Handvoll

netten Menschen am Tisch des Clubraums im alten St.

Pauli Vereinshaus. Wir tranken Astra und diskutierten

heiß und voller Leidenschaft. Wie VcA bekannt machen?

Wie Menschen begeistern, vor allem junge Menschen?

Weitere Aktionen? Wer übernimmt welche Aufgaben,

kümmert sich um welche Sachen? Wo wollen wir hin?

Und wie? Benny stand vorne und hatte ein Vision. Eine

tolle Vision. Er erzählte von Cuba, den Zuständen in

den Kitas. Er sprach von jungen Menschen, denen es an

Perspektiven und Visionen fehlte und er wollte das alles

miteinander vereinen und ich würde sagen – er hat es

geschafft. Dieser junge Fußballer mit seiner Vorstellung

von einer besseren Welt. Magisch. Wie viele Fußballspie-

ler haben schon oft arme Länder besucht, Trainings-

lager absolviert oder es sich in Luxushotels gutgehen

lassen. Und wie viele von denen hatten Augen und Herz

wirklich offen und sahen die Missstände und das Leid?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist

für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry).

Genau das traf auf Benny zu. Und mit Benny folgten

viele. Die Stimmung, ganz besonders bei diesem ersten

Treffen, war unglaublich, es war eine großartige Atmos-

phäre voller Ideen und Tatendrang. Es war ansteckend

und ich war gefangen. Ich wollte ein Teil sein, wollte

mitgestalten, die Welt auch ein bisschen besser ma-

chen, junge Menschen begeistern, nicht nur für Partys

und den guten Zweck, sondern für soziale und nach-

haltige Themen. Für Wasser! Und die Tatsache, dass es

nicht selbstverständlich ist, den Hahn aufzudrehen und

den Durst zu stillen. Was mit Partys und Wasserspen-

dern auf Cuba begann, ist mittlerweile zu einer einzigar-

tigen internationalen Bewegung mit viel Seele gewor-

den. Festivals, Afrika, Pfandbecher, Kicken für Wasser,

sanitäre Anlagen, VcA Wasser Flaschen, Hygieneversor-

gung, Nepal, Sportveranstaltungen, Klopapier…

Man ist stolz, ein Teil davon zu sein. Ich bin stolz von

Anfang an Groupie und Unterstützer gewesen zu

sein. Das hat mir nicht nur sehr viel Spaß gemacht, es

hat mich geprägt. So sehr sogar, dass ich vor einigen

Jahren mein eigenes „Social Business“ hier in Hamburg

gründete.

„Habe Spaß und helfe dabei!“ – diese klare Message hat

es geschafft zig Tausende von überwiegend jungen

Menschen, nicht nur in Deutschland, nein, auf der gan-

zen Welt zu einer Bewegung zu vereinen. Eine Bewe-

gung mit einem ganz klaren und überlebenswichtigen

Ziel: Wasser! Wasser! Wasser! Für ALLE!

Jungs und Mädels, ihr seid großartig und habt Unglaub-

liches geleistet. Macht bitte genau so weiter. Ich liebe

Euch!

Nela Quandt ist waschechte Hamburgerin mit

Balkan-Wurzeln und liebt diese schönste Stadt der Welt.

Sie ist VcA-Unterstützerin der ersten Stunde.

WAHNSINNIG VERLIEBTEINMAL GROUPIE IMMER GROUPIE! JETZT SPRICHT NELA QUANDT

Page 11: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

11

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

C

M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

BJ_OSW_Millerntor_AD.pdf 2 26.08.16 09:51

Page 12: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

12

Idee, Interviews & Recherche: Isabelle Bader

Illustrationen: Kasia Kohl

Schaut man sich anlässlich des 10jährigen Jubilä-

ums mal im Viva con Agua Kosmos um, so inter-

essiert natürlich, wie das alles so angefangen hat.

Um das Ganze bildlich vor Augen zu haben, habe

ich Michael Fritz zur Millerntor Gallery, Tobias Rau

zur Entstehung des Netzwerks, Chris Wiebe

zur Entfaltung des DROP Magazins, Sebastian

Bensmann zu seinen VcA Anfängen und Christoph

Laudon zu seiner Zeit als einer der ersten Prakti-

kanten von VcA befragt. Natürlich sind diese Her-

ren nur ein kleiner Ausschnitt in die Perspektiven

der Gründer. Die Antworten von Malte Schremmer,

der jetzt fleissig mit Goldeimer unterwegs ist oder

Marcel Siewert oder vielen vielen anderen bleiben

– erstmal noch – unbeantwortet.

DER ANFANG DER GALERIEMichael Fritz, Mitbegründer von VcA und

Mit-Initiator der Millerntor Gallery über die

Entstehung der MTG:

Isabelle Bader: Schnapsidee: Wer und wie war‘s?

Wie kam es dazu?

Micha: Der Fotograf Henning Heide hat mir

seine Portraits vom ALTEN STAMM gezeigt.

Daraufhin meinte ich, dass Sie doch im Stadion

hängen müssten. Dann dachte ich, komm

lass noch Rebelzer fragen, Los Piratoz und

Mittenimwald und Low Bros….und PÖFF war

die Idee der MILLERNTOR GALLERY genannt.

Isabelle: Wer überzeugt den Fußballverein

von der Idee?

Micha: Das war und ist ein laufender Prozess.

Die MILLERNTOR GALLERY polarisiert im

FC Sankt Pauli Kosmos, denn sie verändert das Bild

des Stadions und das ist die Heimat von Tausenden

von Menschen. Daher versuchen wir, so wert-

schätzend wie möglich mit dem Millerntor Stadion

umzugehen, denn es ist auch für uns Heimat.

Wir wollen die Vielseitigkeit des Stadtteils und

Fußballvereins Sankt Pauli zeigen und zelebrieren.

Isabelle: Wie kam es zum Namen?

Micha: Millerntor heißt das Stadion. Ich dachte

damals, wir machen eine Gallery - erst jetzt weiß

ich, was so eine Gallery eigentlich macht. Die

MILLERNTOR GALLERY befindet sich im konstanten

Wandel. Sie ist nie gleich und entwickelt sich von

Jahr zu Jahr weiter.

Isabelle: Wie war die erste Resonanz von Presse

und Öffentlichkeit?

Micha: Sehr positiv. Sonst hätte es auch keine

zweite MILLERNTOR GALLERY gegeben.

Denn wir haben mit sechs Wochen Vorbereitung

mit circa acht Leuten ganze 1000€ gemacht. Es

hat sich gelohnt – LANGFRISTIG. Viva con Agua

lohnt sich nicht kurzfristig. Es geht um eine nach-

haltige Transformation und nicht um einen kurz-

fristigen Benefiz.

Isabelle: Bezug Gallery - Projektländer: wie ist der

Dialog, seit wann sind Künstler aus Projektländern

dabei?

Micha: Der erste Künstler aus einem Projektland.

Gute Frage. Erstmal sollte man Projektland definie-

ren. – Ist Deutschland kein Projektland von VcA?

Ich bin der festen Überzeugung, dass der interkul-

turelle Austausch, den wir auf unseren „Projekt-

reisen“ realisieren, maßgeblich zu der Art und

Weise führt wie sich die MILLERNTOR GALLERY

gerade entfaltet.

Isabelle: Wie sieht die 10-jährige Galerie aus?

Micha: Ich würde mich freuen, wenn die

MG weiterhin den Weg des kollektiven Engage-

ments gehen würde und wenn alle Länder, in

denen VcA aktiv ist, präsentiert werden würde.

Wenn der FC Sankt Pauli in seiner Mannigfaltigkeit

und Verantwortung würdig repräsentiert wäre

und wenn die Gallery vielen Menschen sowohl

Inspiration und Freude, also auch Wasser und Klos,

schenken würde.

HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST

Page 13: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

13

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

7

Page 14: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

14

Tobias Rau, Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.

Bereichsleitung Netzwerk

Isabelle Bader: Stell dich kurz vor. Wer bist du, was

ist dein Hintergrund - vor VcA?

Tobias Rau: Moin, meine Name ist Tobi und ich bin

als ältestes von 7 Kindern in Süddeutschland auf

die Welt gekommen. Bevor Viva con Agua losging,

war ich viel reisen, habe hier und da gearbeitet,

eine Ausbildung als Elektriker gemacht, als

Outdoor Trainer gearbeitet und war als Zivi

14 Monate in Nicaragua.

Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu

dir - wie bist du drauf aufmerksam geworden?

Und wann?

Tobi: Benny ist ein alter Freund von mir und

wir kennen uns lange vor Viva con Agua. Als er

damals aus dem Trainingslager Kuba nach Hause

kam, rief er mich an und erzählte von einer Idee,

von Wasser und einer eventuellen Gründung eines

e.V.s. Ich hatte gerade mein Abi nachgeholt und

liebäugelte sowieso mit Hamburg. So zog ich 2006

direkt nach Hamburg. Kurz danach wurde VcA

offiziell gegründet.

Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?

Was war dein erstes Engagement?

Tobi: Während meiner Zeit in Nicaragua habe ich

einige NGOs kennen gelernt. Die fand ich irgend-

wie auch alle ok. Richtig „gekickt“ hatte mich aber

keine und bereits damals reifte der Gedanke man

müsse eigentlich eine eigene NGO gründen und

alles anders machen.

Mein erstes Engagement war glaube ich der Bau

einer Torwand vor einem Club in Ludwigsburg.

Gegen 1€ Spende durfte geschossen werden.

Für jeden Treffer gab es einen Schnaps.

Isabelle: Aller Anfang ist schwer. Wie kam es zu der

Idee, eine Zelle zu gründen?

Tobi: Das ist eher als logische Konsequenz

passiert. Damals war VcA zwar ein Fulltime-Job,

allerdings ohne Bezahlung. Ich hatte Lust zu stu-

dieren und erhoffte mir auch über das Bafög eine

Art „finanzielle Absicherung“. Da ich in Hamburg

keinen Studienplatz bekam, ging ich nach Kiel.

Dort machte ich einfach das weiter, was ich in

Hamburg gemacht hatte. VcA Events organisieren,

Leute zum Mitmachen motivieren etc. So entstand

in kürzester Zeit die Zelle Kiel.

Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Wie sahen so die ersten Aktionen aus?

Tobi: Die erste große Aktion waren die Wassertage

2007. Das war unser erstes großes HALLO in ganz

Hamburg. Über 35 Aktionen in 14 Tagen in unter-

schiedlichsten Locations. Für mich war das tat-

sächlich der große Startschuss für alles was danach

kommen sollte...

Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,

oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten

Aktionen durchgeführt?

Tobi: Mit einfachsten Mitteln. Gaffa und Klebeband,

selbstgemalte Plakate und selbst gebauten Gegen-

ständen und natürlich mit ganz viel Unterstützung

und viel guter Laune.

Isabelle: Crew Love is true Love? Was bedeutet

VcA für dich über all die Jahre?

Tobi: Im Laufe der Jahre habe ich so viele Men-

schen über VcA kennen und lieben gelernt, die ich

definitiv nicht in meinem Leben missen möchte.

Gegenseitige Inspiration, zusammen Großes auf

die Beine stellen und dabei wundervolle Jahre zu

verbringen. Das ist schon ein Geschenk.

HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST

Page 15: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

15

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

Page 16: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

16

Christian Wiebe, Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.

Bereichsleitung Wasserprojekte

Isabelle: Stell dich kurz vor. Wer bist du, was ist dein

Hintergrund - vor VcA?

Chris: Moin! Ich bin Christian. Gründungsmitglied

von Viva con Agua. Zuerst Pressesprecher, heute

Leiter Wasserprojekte. In meinem vorherigen Leben

hatte ich immer irgendetwas mit Medien zu tun. Und

noch etwas zum Hintergrund: ich bin waschechter

Afrikaner (born in Johannesburg).

Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu

dir - wie bist du drauf aufmerksam geworden?

Und wann?

Chris: Seit meinem 15. Lebensjahr bin ich ver-

heiratet mit dem magischen FC. Dadurch hatte

ich frühen Erstkontakt zu Benny und der Idee zu Viva

con Agua. Ich verfolgte die ersten Schritte

online, erlebte die ersten Aktionen (z.B. mit

St. Pauli Sound Supporters im Stadion) und lernte

Benny (und Mathias Rüsch, den späteren Vorstands-

vorsitzenden von VcA) am 19.11.2005 (Welttoilet-

tentag!) – bei der ersten Info-Veranstaltung von VcA

überhaupt – kennen.

Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?

Was war dein erstes Engagement?

Chris: FC St. Pauli, Kuba, sinnvolle Wasserprojekte,

Musik, Kunst, Sport, junge und entspannte

Menschen mit einer bewussten Haltung im Leben:

Diese Mischung hat von Anfang an für mich den Reiz

von Viva con Agua ausgemacht - and the thrill has

not gone! Mein erstes Engagement war, im

alten FC St. Pauli-Clubheim Spendendosen mit VcA-

und Welthungerhilfe-Aufklebern zu verzieren. Mein

erstes eigenes Projekt bestand darin, den

Viva con Agua-Newsletter zu entwickeln.

Diesen schickten wir am 02. April 2006 erstmals in

die Welt hinaus. True story: der Verteiler bestand aus

gut 100 Leuten, von denen ich die meisten persön-

lich kannte...

Isabelle: Aller Anfang ist schwer. Wie kam es zu der

Idee vom DROP?

Chris: Die Gründung des DROP bedeutete einen

Ausruf! Einige journalistisch interessierte Menschen

aus dem VcA-Kosmos hegten den Wunsch,

Viva con Agua-Themen nicht nur in schnell vergäng-

lichen digitalen Medien zu kommunizieren. Die Idee

war, mit einem eigenen Magazin ein Qualitätsblatt

zu produzieren. Im Frühjahr/Frühsommer 2010 war

es soweit: die ersten „Arbeitskreise“ entstanden. Wie

so häufig bei VcA mit einer Schnapsidee verbunden:

eine quartalsweise Erscheinung des Magazins. In den

ersten 1,5 Jahren der Existenz von DROP! Bedeutete

das: „Nach dem Drucktermin ist vor der nächsten

Redaktionssitzung.“ Ein kleines Denkmal baue ich

Moritz Piehler, VcA-Supporter der zweiten Stunde

und Namensgeber des DROP!

Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Wie sah so die erste Redaktion und Heftplanung aus?

Chris: Abenteuerlich. Meistens wurden die Redakti-

onssitzungen in überfüllten Räumen abgehalten oder

aus Platzgründen open air. Wir erhielten wertvolle

Kommentare zur Heftgestaltung von Passanten.

Schlussredaktionen fanden anfänglich im kleinen

Kreis statt. Dies änderte sich im Laufe der Zeit.

Großer Respekt an unsere langjährige Art Direktorin

Franziska Hansel, die nicht nur jedes Mal ihre Räum-

lichkeiten zur Verfügung stellte, sondern den ganzen

Wahnsinn mitmachte.

Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium, oder?

Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten Hefte

produziert? 

Chris: Ich glaube nicht, dass der DROP! als Proviso-

rium gedacht war - eher für die Ewigkeit! Wir hatten

absolut kein Budget und waren daher auf Anzeigen

angewiesen, um die Druckkosten zu kompensieren.

Dass die Anzeigenkunden aus dem näheren Umfeld

von VcA stammten und immer noch stammen, hat

zur Konsolidierung des Magazins beigetragen.

Um darüber hinaus Kosten, speziell für Porto, zu

sparen, erwies uns ein Logistik-Genie unschätzbare

Dienste: Ole Röntgen, Meister der Maßeinheiten,

wir ehren dich!

Isabelle: Crew Love is true Love? Was bedeutet VcA

für dich über all die Jahre?

Chris: Viva con Agua hat meinem Leben einen neuen

Sinn gegeben. Und ich habe in all den Jahren so vie-

le besondere Menschen kennen- und lieben gelernt.

So etwas gibt es kein zweites Mal. Verbindung, Liebe,

Sinn. Das ist die Bedeutung von Viva con Agua. 

HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST

Page 17: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

17

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

7

Page 18: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

Sebastian Bensmann, hydrophil

Hallo, Hallo. Meine Name ist Sebastian und ich

komme aus der Nähe von Osnabrück. Ich war von

Oktober 2007 bis Juli 2014 fest im Hamburger

Brunnenbüro. Davor habe ich studiert.

Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu dir -

wie bist du drauf aufmerksam geworden?

Und wann?

Sebastian: Obwohl ich im Sommer 2007 schon

in Hamburg gelebt habe, bin ich erst durch

einen sehr guten Freund aus Osnabrück auf

VcA aufmerksam geworden.

Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?

Was war dein erstes Engagement?

Sebastian: Meine erste Aktion war das Fanclub-

Turnier des FC St. Pauli. Ich war von Anfang an

von den Menschen hinter VcA begeistert und die

Art & Weise wie man mit den Themen „Wasser /

Entwicklungszusammenarbeit umgeht.

Isabelle: Aller Anfang ist schwer.

Wie war die Ideenfindung?

Sebastian: Ich würde sagen „Jedem Anfang

wohnt ein ganz besonderer Zauber inne“, ohne

den es nicht geht, wenn man etwas Neues auf

die Beine stellt. Wenn man motiviert ist und an die

gute Sache glaubt, dann ist die Ideenfindung nicht

so schwer. Hauptsache machen, weniger reden

und dabei Sachen kaputt reden. Macher verändern

die Welt, nicht Skeptiker.

Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,

oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten

Aktionen durchgeführt?

Sebastian: Mut, Spaß und eine große Menge

Kabelbinder.

Isabelle: Crew Love is true Love?

Was bedeutet VcA für dich über all die Jahre?

Sebastian: 7 Jahre im Brunnenbüro sind natürlich

sehr, sehr intensiv und am Ende steht für mich eine

großartige Zeit, die ich nicht mehr missen möchte.

Manchmal war es sehr anstrengend, manchmal

sehr schön, manchmal sehr witzig, manchmal sehr

emotional. Genauso sollte doch „Arbeit“ sein.

HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST

18

Page 19: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

19

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

AW

AS

H

7

Page 20: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

20

Christoph Laudon, hydrophil

Ahoi, ich bin Christoph, unterstütze Viva con Agua

seit 2007 und gründete gemeinsam mit Sebastian

Bensmann das Social Business hydrophil.

Wir spenden natürlich auch an VcA.

Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu dir

- wie bist du drauf aufmerksam geworden? Und

wann?

Christoph: Ich war mit meinem Bruder 2007

im Clubheim vom FCSP als Benny Adrion dort

Viva con Agua vorstellte. Da waren damals

ungefähr 30 Leute vor Ort und irgendwie war

alles etwas chaotisch und improvisiert, was

ich damals sehr sehr sympathisch fand. 

Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?

Was war dein erstes Engagement?

Christoph: Als Supporter war ich 2007 auf einem

der ersten Festivals, dem Open Flair. Richtig schick

mit einem geliehenen Biertisch, einem Banner

und einem Stapel Flyer. Ende 2007 bis Anfang

2008 kam dann ein Praktikum im Brunnenbüro

in Ottensen, wir bereiteten hauptsächlich den

WASSER!MARSCH vor.

Isabelle: Aller Anfang ist schwer.

Wie war die Ideenfindung?

Christoph: Die Idee Wassermarsch war recht

schnell vor reale Probleme gestellt. Sowas wie:

„wo können die Leute schlafen“ war da nicht mit

bedacht worden. Da hieß es dann auf gut Glück

Hoteliers, Jugendherbergen und alle möglichen

Leute abzutelefonieren und davon überzeugen,

6-10 durchgeschwitzte Verrückte kostenlos

unterzubringen. Das war anstrengend, aber hat

erstaunlich gut geklappt. Vom Hippie-Trommel-

Zentrum bis schickem Hotel war alles dabei.

Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Wie sahen so die ersten Aktionen aus?

Christoph: Alles war irgendwie ultrachaotisch,

aber es wurde Aufmerksamkeit erzeugt.

Bestes Beispiel: Micha und Lars, die auf dem

Wassermarsch mit Megaphonen bewaffnet

ungefragt einen Hörsaal während einer

Vorlesung stürmten

Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,

oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten

Aktionen durchgeführt? 

Christoph: 2 Rollen Gaffa, 1 zerknäultes Banner,

1 Stapel Flyer, reingeschmuggeltes Bier & geklautes

Essen aus’m Backstage. lief also.

Isabelle: Crew Love is true Love?

Was bedeutet VcA für dich über all die Jahre?

Christoph: Für mich bedeutet das hauptsächlich

eine gute Zeit mit interessanten Menschen (die

irgendwie alle ’nen kleinen Schuss weg haben…).

HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST

Page 21: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

21

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

7

Page 22: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

22

Isabelle Bader hat sich auf Spurensuche begeben.

(Teil 2 von „Hosen runter, Gründerbande!“).

Bei Viva con Agua bedeutet Anfangen einfach

Machen und das mit einer großen Portion Impro-

visation, Charme und Freude – trotz oder wegen

aller Schwierigkeiten.

Dass Schwierigkeiten im Grunde nur Herausforde-

rungen sind, hört man im Gespräch mit den „alten

Hasen“ schnell raus. Ich nenne das, wovon aus den

Anfangstagen als Pannen berichtet wird, einfach mal

Wasserbombe. Überraschend, erfrischend und mit

Wirkung.

Was aus dem Gründerumfeld so berichtet wird, mag

nüchtern betrachtet einfach nur nach mangelnder

Planung klingen. Vergessen darf man aber hierbei

nie, dass sich Menschen aus unterschiedlichem

Umfeld mit unterschiedlichen (beruflichen) Hinter-

gründen vor zehn Jahren zusammen getan haben

und gemeinsam den Verein Viva con Agua e.V.

mit Benny Adrion initiiert haben – und das durch

das Einbringen ihrer Zeit und ihrer Persönlichkeit.

Im Endeffekt zählt eh das Ergebnis.

Heute, zehn Jahre später, kann man darüber

schmunzeln, dass beim ersten Pfandbechersammeln

2008 auf dem Hurricane noch gar nicht klar war,

wie das alles so laufen soll. Gelaufen wurde auch

beim Wassermarsch im gleichen Jahr und das

auch mit einigen Pannen, oder auch Hotelpuschen,

was aber nicht zählt, wenn die über 1.000 km

zwischen Hamburg und Basel bewältigt sind und

so 50.000 Euro an Spenden zusammen kamen.

Da kann man dann schon auch an anderer Stelle

auf der Bühne eines Festivals stehen und lauthals von

Endorphinen überwältigt schreien „Bis zum nächsten

Jahr!“ - auch wenn es der erste Tag des Festivals ist.

Und selbst die ersten Ausgaben des DROP sind nicht

von Wasserbomben verschont geblieben: Ein Teil

Unwissenheit, ein Teil zu viele schlaflose Nächte – da

bleibt dann eben mal das fette „ANZEIGE“ in weißen

Lettern über der darunter gesetzten Anzeige stehen

und lässt das Motiv verschwinden. Um so schöner,

dass auch die Anzeigenkunden sich für den Zauber

des Anfangs begeistern konnten und auch heute

noch am Start sind.

Genauso sind immer noch sehr viele der

Gründer mit Viva con Agua verbandelt, dass

man fast zu dem Schluss kommen kann: „Einmal

Viva con Agua, immer Viva con Agua“. Da wird ein

Redaktionsleiter des DROP mit Namen Chris Wiebe

zum WASHbär mit voller Konzentration auf die

Wasserprojekte-Organisation und es ist einzig der

FC St Pauli, der ihn mit einer Pressesprecher-Stelle

von VcA weglocken könnte.

Andere haben den Weg eingeschlagen, selbst

ein wassernahes Unternehmen zu gründen, was

sich den Themen Nachhaltigkeit und bewusstem

Umgang mit Wasser widmet: Christoph Laudon,

seinerzeit einer der ersten Praktikanten im

Brunnenbüro, und Sebastian Bensmann, zu Beginn

bei „Bildung & Entwicklung“ bei VcA, machen seit

einigen Jahren zusammen mit Wanja Weskott mit

hydrophil die Erfahrung, welchen Unterschied

es macht, ob die wirtschaftliche Ausrichtung ein

gemeinnütziger Verein oder ein Unternehmen ist.

Und immer noch für das Netzwerk und dessen

Koordination ist Tobias Rau zuständig. Bei ihm

begann die Netzwerkarbeit mit der Gründung der

Zelle Kiel, als er in Hamburg keinen Studienplatz

bekam. Heute also die gesamte Koordination der

VcA Crews, Netzwerktreffen etc. Zudem engagiert

er sich als Vorstand der VcA Stiftung. Die Stiftung

war lange der „schlafende Riese“ im VcA Kosmos,

erwacht aber gerade aus seinem Dornröschen-

schlaf und wird immer aktiver.

Und so schließe ich mit Tobias Rau Worten, die

das Erlebnis, bei Viva con Agua aktiv zu sein, vom

Beginn an bis heute abrunden: „Schöne Heraus-

forderungen und spannende Aufgaben wird es bei

VcA sicher noch sehr sehr lange geben.“

ZIRKUS DER UNEITELKEITENVON WASSERBOMBEN UND HERAUSFORDERUNGEN.

Page 23: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

23

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

AW

ASS

ERPR

OJE

KT

E

9

AZ_VivaConAqua_fritz-kola_210x297+3mm.indd 1 19.08.16 08:42

Page 24: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

24

MIT BENNY ADRION AUF DER COUCH

Isabelle Bader traf Benny in seinem Wohnzimmer.

(Teil 3 von „Hosen runter, Gründerbande!“).

Trifft man sich mit Benny Adrion zu einem Interview,

will man natürlich mit den Fragen weg von dem sich

ständig wiederholenden „Der Ex-Fußballer, der…“.

Doch ohne Fußball, ohne den FC St Pauli, ohne den

Abstieg in die 3. Liga, ohne die ausgezeichnete Mar-

ketingkampagne „Viva Sankt Pauli – Kampf der Dritt-

klassigkeit“ und schließlich ohne das Trainingscamp

auf Kuba wäre Viva con Agua wohl nie entstanden. 

Auf der Couch im Gespräch. Eine Zeitreise, Ausflug

über Philosphie und Einblick in die Zukunftsvision.

Kein Viva con Agua ohne Benny Adrion und kein

Benny Adrion ohne Viva con Agua. 

Ist es so? Dann könnte dieser Text jetzt schon auf-

hören mit dem Schluss, dass der Ex-Fußballer... Aber

das will ich ja nicht. Und deswegen sitze ich da mit

Benny und erzähle erstmal ein bisschen was von mir.

Das ist nur fair, schließlich haben wir uns erst wenige

Male gesehen und noch nie länger ausgetauscht.

Benny ist also Viva con Agua und umgekehrt. Und

das seit jetzt 10 Jahren. Wenn er aber so über den

Anfang von Viva con Agua erzählt, wird auch schnell

klar, was Viva con Agua auszeichnet – und das wirk-

lich von Anfang an. Es ist nicht der einzelne Mensch,

der etwas in Gang bringt und bewegt, es ist das

Kollektiv.

Die Identitätsstiftung durch eine Marketingkampagne

für den Fußballverein ist eine Seite, die andere Seite

ist die, neben dem Beruf die Idee für einen gemein-

nützigen Verein zu entwickeln und seine Freunde

und das gesamte Umfeld dafür zu begeistern.

Das ist der Anfang von Viva con Agua: Inspiration,

Idee, Freunde und ein kooperativer Arbeitgeber.

Dass dieser in Bennys Fall der FC St Pauli war, ist nun

mal so. Und er räumt ein, dass im Falle eines anderen

Vereins sich sicherlich all das nie so entwickelt hätte.

Ein Jahr lang liefen Fußball und VcA parallel für

Benny, danach ging es direkt weiter mit der

Gründung des Vereins Viva con Agua. Der Verein

FC St Pauli hat da eindeutig unterstützt, weil er zuvor

schon hat machen lassen. Wenn etwas am Entstehen

ist, testet man es am Besten, um zu sehen, ob es

funktionieren kann. Die Fans des Vereins boten sich

als die ersten „Versuchskaninchen“ an und gleichzei-

tig waren sie Quelle für das erste Netzwerk. VcA kann

man somit auch als Beweis sehen, dass Fans auch

aktiv sein wollen, etwas bewirken wollen –

zumindest beim FC St Pauli.

Um das Konfliktpotenzial, gleichzeitig Chef und

Freund zu sein, zu vermeiden, setzte Benny gleich zu

Beginn das Ziel, unabhängig von Einzelpersonen zu

sein. Der Gedanke war also vielmehr so wie er sagt

„Gemeinsam das Schild hochzuhalten, was alle eint.“

Zu den Freunden, die von Anfang an dabei waren,

zählen unter anderem Marcel Eger (dereinst eben-

falls FC-St.-Pauli-Spieler) und Michael Fritz. Es galt,

verschiedene Problemstellungen zu lösen. Was sind

Ziel und Aufgabe – und noch wichtiger: was ist die

Philosophie, was die Vision und wie gestaltet sich die

Kultur dessen, was entstehen soll?

Viele Gedanken, die direkt nach der Idee die Grün-

dungsmitglieder von Viva con Agua befallen.

So wie Benny es heute, zehn Jahre später, formu-

liert, hört sich das an, dass es im Grunde dann doch

auch um einen Business- oder Marketingplan geht.

Es braucht ein Konzept. Denn ohne Ziel wird das nix.

Wie andere aus dem Gründerumfeld, so frage ich

auch Benny nach den Schwierigkeiten der Anfangs-

zeit. Daraufhin meint er offen und unverblümt, dass

schließlich alle Reserven irgendwann aufgebraucht

waren. Und ist man finanziell am Anschlag, geht es

um die Existenzfrage. Das wiederum bedeutet, dass

das Ziel dann sein musste, eine Aufwandsentschädi-

gung zu generieren, schließlich waren 2007 mit den

ersten Wassertagen alle im damaligen Team schon

tagtäglich eingebunden. 2008 dann wurde der Was-

sermarsch organisiert.

Weiter interessiert mich, ob Benny nie in Frage stell-

te, ob er das Richtige macht. Er schildert es so, dass

die Potenziale am Anfang schon zu sehen waren,

aber natürlich auch Zweifel aufkamen. Und wie es

dann manchmal so ist: magische Türen taten sich

auf, Hindernisse verschwanden und nach nur vier

Jahren, als es dann die erste längerfristige Planung

gab auch mit FC St Pauli und Welthungerhilfe als

HOME STORY

Page 25: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

Partnern, da war klar: ja, das ist auf jeden Fall der

richtige Weg. Die Gründung der Wasser GmbH 2010

war dann ein weiterer wichtiger Schritt.

Einen Einschnitt gab es 2012, als ein Mitglied aus

der Geschäftsführung aus persönlichen Gründen

aufgehörte. In so einem Fall wird bewusst, dass man

Verantwortung übernehmen muss und die Professio-

nalität zu steigern ist. Es sind die Veränderungen, die

Viva con Agua wachsen lassen. Stufe um Stufe.

2015 erreicht VcA laut Benny wieder eine nächste

Stufe und wird durch die Gründung von Viva con

Agua Kampala international. In den letzten Jahren

haben schon Holland, Österreich, Schweiz ein eu-

ropäisches VcA entstehen lassen. Mit Kampala geht

es in die Internationalität – was weitere Optionen

eröffnet und wieder neue Ideen in Gang bringt.

ZUM ABSCHLUSS DES GESPRÄCHS

NOCH EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT.

Wenn man Benny fragt, wie und wo er VcA in

10 Jahren sieht, und ob er dann noch dabei ist, so

kommt die Antwort “Solang es VcA gibt, wünsche

ich mir damit verknüpft sein ...aber es gilt eben auch,

mal die Position zu wechseln. Dabei gilt es, persön-

liche Bedürfnisse nicht zu vergessen und sich selbst

in anderem Kontext wahrzunehmen. Verantwortung

abgeben bewährt sich immer wieder bei VcA,

einfach die Leute ins kalte Wasser werfen und

sie dann schwimmen lernen zu lassen.“

Er überlegt weiter, dass weitere Organisationsformen

rund um Viva con Agua entstehen, aber dass der

Kern von VcA so bleibt, wie es schon ab der ersten

Idee angedacht war: ein Kollektiv.

WASSER FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER.

Danke, Benny, für das Gespräch und den Einblick in

deine Sichtweise der Entstehung und Entwicklung

von Viva con Agua.

25

Page 26: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

26

AUS DER TIEFE DES RAUMES

14

Das Millerntor-Stadion ist ein Ort, den ich in erster

Linie aus meiner Perspektive als Trainer kenne. An

der Seitenlinie coache ich unsere Mannschaft bei

den Spielen, unter anderem im Bestreben darum,

den freien Raum zu finden, der das Tor, der den

Sieg ermöglicht. Freiraum gibt es schon lange in

unserem Stadion, abseits des Rasens. Geschaffen

von vielen Menschen auf den Rängen, die den

Raum für anderes nutzen als für Fußball. Nämlich

für gesellschaftliches Engagement und eine klare

Haltung.

Im letzten Jahr habe ich bei der Millerntor Gallery

#5 meine Perspektive wechseln können. Runter

vom grünen Rasen, eingetaucht in die einzigartige

Atmosphäre, die kreative Kraft und Offenheit,

die dieses internationale Kunst-, Musik- und

Kulturfestival im Millerntor-Stadion verströmt.

Dazu braucht es Menschen, die nicht in Grenzen

denken. Menschen, die Kreativität leben, Raum lassen

für Anderes, für andere Herangehensweisen und

Perspektiven. Die Raum lassen für Menschlichkeit.

Viva con Agua macht das schon seit zehn Jahren in

unzähligen Projekten. Die Millerntor Gallery ist das

kreativste, künstlerischste, verbindendste all dieser

Projekte. Hier werden nicht nur Fußball, Kunst, Kultur

und Musik symbiotisch miteinander verbunden,

sondern auch Gedanken genreübergreifend ver-

knüpft. Hier wird Raum gelassen, um Bewusstsein

zu schaffen und Raum zu füllen, ohne Freiraum zu

nehmen. Gerade in diesen Tagen müssen wir alles

daran setzen, kreative Lösungen zu finden, um allen

Menschen auf diesem Planeten ein menschenwürdi-

ges Leben zu ermöglichen. Die Millerntor Gallery ist

dazu ein Schritt in die richtige Richtung.

Walk on, Ewald Lienen

EWALD LIENEN ÜBER DIE MILLERNTOR GALLERY

© Hinrich Carstensen für Viva con Agua

© T

ho

mas

Ko

ch

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 27: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

AW

AS

H

© Hinrich Carstensen für Viva con Agua

Alle für WASSER - WASSER für Alle

Die Millerntor Gallery und das Hamburger

Streetwear Label recolution machen

gemeinsame Sache! Im Rahmen der

Gallery#6 gibt es eine exklusive und

limitierte Kollektion, welche zu

100% aus Bio-Baumwolle unter

fairen Bedingen in Portugal produziert

wurde! Die gesamten Erlöse aus dem

Verkauf kommen den Trinkwasser-

projekten von Viva con Agua

de Sankt Pauli e.V. zugute.

T IM NEUHAUS

FOTOS : PASCAL BÜNNING

CLUESO

BOBBIE SERRANO

OIBE L

10€ GUTSCHEINCODE: DROP16

gültig bis 31.12.17Mindestbestellwert 50€

Die gesamte Millerntor Gallery Kollektion

fi ndest du unter:

www.recolution.de

Page 28: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

28

Auch in der Schweiz, in Österreich und in den

Niederlanden gibt es inzwischen Viva con Agua

als eigenständige Vereine. Ole Roentgen sprach mit

David, Dada und Gregor, den Mitbegründern von

Viva con Agua NL-A-CH, um dem europäischen

Gründergeist nachzuspüren.

David Caspers lebt und studiert in Amsterdam. Er ist

Gründungsmitglied von Viva con Agua Niederlande.

Wie, wo, weshalb, warum bist du zu Viva con Agua

gekommen?

Benny hat damals in Maastricht einen Vortrag über VcA

gehalten. Diesen habe ich besucht und war direkt von

der Idee begeistert. Deshalb habe ich ihn nach dem

Vortrag mit meinem guten Freund und späteren VcA-

NL-Mitgründer Philippe angesprochen und gefragt, ob

man VcA nicht auch in die Niederlande bringen kann.

So hat alles seinen Anfang genommen und drei Jahre

später wurde der niederländische Verein gegründet.

Welche sind für Dich heute die Momente, in denen du

besonders viel Spaß und Freude an VcA hast?

Jedes Netzwerktreffen ist eine Freude, da man dort die

gesamte Vielfalt dieses Vereins erleben kann. Außder-

dem ist es auch immer wieder schön, auf dem Infield

eines Festivals zu stehen und zu wissen, dass man

dieses Festival mit seiner Crew in den nächsten Tagen

becher-mäßig richtig durchrocken wird. Und wie jedes

Jahr gibt es natürlich auch die Millerntor Gallery -

immer wieder ein schöner Anlass, alte Bekannte

in einem schönen Rahmen zu sehen und sich

gleichzeitig für neue Projekte inspirieren zu lassen!

Inwiefern unterscheidet sich VcA in den Niederlanden

von VcA in Deutschland?

VcA Nederland steht vor einigen Herausforderungen.

Grundsätzlich ist es so, dass ein Kernbestandteil der

Identität von VcA in den Niederlanden nicht genau-

so gut zieht wie im deutschsprachigen Raum. Viele

Multiplikatoren, wie etwa die Verbindung zum Verein

St. Pauli, sind in den Niederlanden nicht von großer

Bedeutung, da St. Pauli in den Niederlanden quasi

unbekannt ist. In Deutschland bekannte Künstler wie

Clueso und Marteria, die VcA schon seit langer Zeit

unterstützen, sind in den Niederlanden höchstens eine

Randerscheinung. Das heißt also für uns, dass wir als

VcA NL die Internationalisierung in Pionierarbeit leisten

müssen - dies betrifft unsere Identität, das Künstlernetz-

werk und natürlich die sprachliche Umsetzung der bis-

her bekannten Aktivitäten in Englisch und Holländisch.

Selbstverständlich ist aber auch VcA NL eine All-Profit

Organisation, die mit Freude und Liebe die Welt positiv

verändern wird - da sind wir uns alle einig!

David „Dada“ Hänsler ist 23, lebt in

Wien und ist Gründungsmitglied sowie Vorstand

von Viva con Agua Österreich.

Dada, du bist eigentlich Schwabe. Wie ist es

dazu gekommen, dass du einer der Gründer von

VcA Österreich wurdest?

Ich war erst in der Stuttgarter Zelle aktiv. Als ich 2013

nach Österreich gekommen bin, gab es schon einige

Leute, die sich in Wien und Innsbruck für VcA enga-

gierten. Mit denen haben wir uns in Tirol auf unserer

mittlerweile legendären Hütte getroffen. Auf 2017m

Höhe wurden die Weichen für Viva con Agua

Österreich gestellt. Man hat schon gemerkt, dass viele

Gründungsmitglieder aus Deutschland kamen oder

AUF EIN WASSER MIT...

Page 29: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

29

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

für eine Zeit dort gelebt hatten. Es war auf jeden

Fall ein heftig schönes Gefühl, im Dezember 2013

endlich den Verein offiziell gegründet zu haben.

Das Österreichische Vereinsrecht ist zwar immer noch

nicht mein Lieblingsthema – aber jetzt läuft es ja.

In welchen Aspekten unterscheidet sich VcA in

Österreich grundsätzlich von VcA in Deutschland?

Grundlegend anders ist es nicht. Im Großen und

Ganzen flashen wir im ganzen VcA-Kosmos auf die

Idee, durch Lebensfreude und Engagement die Welt

wasserreicher und schöner zu machen.

Aber natürlich gibt es einfach dadurch ein paar kleine

Unterschiede, dass in Österreich alles etwas kleiner

ist und vielleicht entspannter abläuft. So waren bei der

ersten Projektreise „nur“ acht Leute dabei, die sich

davor schon gut kannten. Die Wege sind hier halt

etwas kürzer. Letztlich gilt in Österreich genauso wie

in Deutschland, der Schweiz oder Uganda:

Alle für Wasser - Wasser für Alle.

In Deutschland lagen ja die Wurzeln von VcA in

der Verbindung zu St. Pauli. Sagt das den Menschen

in Wien auch etwas – oder erntest du da bloß mehr

Fragezeichen?

St. Pauli ist einigen Leuten schon ein Begriff. Ich denke

allerdings eher nicht, dass jetzt viele Leute nur deshalb

auf VcA Österreich aufmerksam werden. Mit dem

FC St. Pauli-Fanclub in Wien haben wir uns auf jeden

Fall schon mal connectet. Es gibt da auch einige Paral-

lelen mit dem sehr sympathischen Wiener Sportklub.

Gregor Anderhub (30) hat Viva con Agua Schweiz

mitgegründet und lebt in Luzern.

Gregor, wie und wo hast du zu VcA gefunden?

2007 bin ich aus der Schweiz nach Hamburg gezogen,

aus Spaß an der Freude und aus großem Interesse

für die Stadt. Eigentlich wollte ich nur zwei Monate

bleiben, am Ende waren‘s zwei Jahre.

Eine ganz wunderbare Zeit, die auch eng mit Viva con

Agua verbunden war: Ich habe fast zwei Jahre in einer

WG mit Micha [Fritz] und Benny [Adrion] gewohnt, die

VcA kurz zuvor mitgegründet hatten. Das war also die

Anfangszeit und da war VcA in der WG natürlich Dau-

erthema. Viele Ideen entstanden und ich war da schon

viel on the road für VcA…

Die Brücke zur Schweiz wurde dann sicherlich durch

den WASSER!MARSCH geschlagen. Das war eine Spen-

denwanderung im Frühjahr 2008, zu Fuß von Hamburg

nach Basel. Ich war Feuer und Flamme und hatte Bock

mitzuhelfen, VcA in der Schweiz aufzubauen. Ich lief

einige hundert Kilometer mit. Und da gab es von

Anfang an tolle Leute, die für das Vorhaben zu begeis-

tern waren. 2009 haben wir den Verein in der Schweiz

aus dem Nichts gegründet und seitdem aufgebaut...

Welche sind für Dich heute die Momente, in denen du

besonders viel Spaß und Freude an VcA hast?

Da gibt es immer noch viele. Ich freue mich einfach,

wenn eine Entwicklung sichtbar ist oder wenn Leute

etwas mit großem Enthusiasmus und mit Eigeninitiative

tun - wenn z.B. ein tolles Unternehmen Teil von VcA

wird oder wenn eine Einzelperson eine geile verrückte

Idee hat, damit andere begeistert und gemeinsam mit

ihnen umsetzt oder wenn Supporter zum ersten Mal

auf dem Festival sind und mit vollem Einsatz Becher

sammeln. Wenn eine Medienpartnerschaft VcA bekann-

ter macht oder wenn wir ein Ding wie Neusicht mit

wenig Vorlaufzeit auf die Beine stellen. Und wenn

Leute gemeinsam in eine Richtung ziehen!

Nach so vielen Jahren VcA beurteilt und betrachtet

man Aktivitäten auch anders. Aber ich bin immer noch

für die gleichen Dinge so leicht zu begeistern wie zu

Beginn. Nur sind viele neue Aktivitäten, die ich vorher

gar nicht kannte, dazu gekommen.

Worin unterscheidet sich VcA in der Schweiz grund-

sätzlich von VcA in Deutschland?

Die kulturelle Grundlage ist natürlich dieselbe und die

Struktur mit den vielfältigen Aktivitäten basierend auf

dem tollen Ehrenamtsnetzwerk ist auch gleich. Und

klar ist auch, dass wir überall, wo das sinnvoll ist, gerne

von der Arbeit in Deutschland profitieren und Synergien

nutzen. Aber wichtig ist für uns auch, Dinge so zu ma-

chen, wie sie zu unserer Struktur passen. Sei es bei der

Koordination der Crews, sei es bei Projekten wie dem

Festivalsommer oder Neusicht, bei den Sensibilisierungs-

Aktivitäten oder auch den Wasserprojekten. Hier haben

wir unsere eigene Agenda, die wir verfolgen.

Page 30: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

30

WA

SH

VIVA CON AGUA GOES UGANDA!I wonder what the founders of Viva con Agua had in

mind 10 years ago. What would the answer be, if we

went back in time and asked Mr. Benjamin Adrion:

“Benny, this VcA you’re creating, where do you see it 10

years from now?” I wonder, if his answer would include

VcA Schweiz, VcA Oesterreich or even VcA Kampala?

There is an important saying that goes

something like this: If the universe believes in what

you are doing, then it will ensure that you succeed,

maybe even more than you originally planned.

The universe has now brought VcA to Uganda and

big things are happening. Uganda is not only a project

country anymore, but now a partner in the campaign

for awareness on subjects like Clean water, Sanitary

and Hygiene issues. Uganda is now part of a large and

still growing network of cool, positively motivated boys

and girls putting all their energy and creativity into crea-

ting “a world without thirst”.

What a joyful coincidence, that the „We Love

Youganda 2“ period is during the 10th anniversary

of VcA. It made all of us take a second to appreciate

how far VcA has come and how far it can go, just

by looking at the events in Uganda at the moment.

WE LOVE YOUGANDA 2 and WORLD WATER DAY

I have to smile whenever I think of #WELOVEYOUGANDA,

because from what I have seen, it showed me just how

well the whole team bonded not only with each other,

but also with everyone else that was part of it. I think it was

the biggest diversity we ever had in one project: Uganda,

Kenya, Ghana, Nigeria, Germany and Switzerland.

CHEERS from Uganda! Nobert Latim

All countries, represented by artists, dancers, rappers,

singers, producers, photographers, well-wishers, VcA

Supporters and rolex makers worked together for one

initiative. We did workshops that incorporated football,

dance, art and music and it was amazing to see how

much heart and effort everyone put into these activi-

ties.

It looks like fun and it is, but within all of what we are

doing is a message that all VcA activists are sharing.

And not only the education about always drinking

boiled water or to wash your hands with soap, there is

a much deeper message we are sharing: the preaching

of love, friendship and happiness.

We also visited the different project-areas in Moroto

and Namalu. It gave us and all the supporters so much

motivation to see and hear for themselves from all

the beneficiaries, not only from pictures, letters, or

greetings but upfront and personal genuine feedback

from the people.

These trips to the project areas are a very nice intro-

duction to the pure culture for activists who have

never visited an african country. It is an opportunity for

them to witness the truth, not from documentaries,

photos, or articles, but the truth. The project visits are

something I find very beneficial to all involved in many

ways and I hope, they will continue to happen.

The concerts grow bigger every year and we are happy

that while more and more performing artists agree to

join VcA and its mission, the old ones continue to

support us. It is a sign for blue future with Viva con Agua!

NOBERT LATIM: FROM INTERN TO INTERNATIONAL FOUNDER

Page 31: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

31

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

AW

AS

HA

KT

ION

© S

tefa

n G

roe

nve

ld f

ür

Viv

a c

on

Ag

ua

Page 32: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

32

THE IMPORTANCE OF WASHAccess to water and sanitation is not only a

fundamental human right but essential to life,

health and dignity. Timely and adequate provision

of clean water and sanitary services to children

and women are of special importance given

that they have traditionally faced difficulties in

fully exercising their rights and are very prone

to exploitation.

Equally important is the provision of adequate

sanitary services. Proper disposal of human

excreta, garbage, medical waste and wastewater

as well as the control of vectors of communicable

diseases including mosquitoes, rats, mice and flies

is crucial to mitigate health-risks and prevent a

potential outbreak of diseases. Moreover, optimum

benefits from water and sanitary interventions can

only be achieved, if communities and individuals

are made aware of the links between inadequa-

te hygiene practices and disease associated with

poor water and sanitary services, being motivated

to accordingly change their behaviour.

For example about the “provision of free services”.

Mainly from non-government organizations to

communities under the notion of “people are too

poor to buy water!”

Yet, they always have two

dollars or more for making phone calls in a month.

It should be about helping one realize what is

more important, safe water or phone credits.

Apart from adopting a common position and

message, Viva con Agua Uganda should develop

a new strategy with a vision of an Africa, where

access to water is recognized as a right and

where water ressources and sanitation are

sustainably managed and used by all.

The strategy should lay emphasis on institutional

development and sustainability, capacity building,

policy influencing and knowledge management.

One of the promising trends being promoted by

Viva con Agua Sankt Pauli and Welthungerhilfe in

terms of the water improvement work in Uganda,

is the “fetch as you pay” model, that requires water

users to pay for the water they actually use.

The fees collected are used to sufficiently maintain

the water point. As such, they never need an

intervention from any other agency. That reduces

and eventually eliminates wasted investments

for the many non-governmental organizations

in the water and sanitation sector.

Text: Sheila Ruyondo

SHEILA RUYONDO: WATER SANITATION HYGIENE EXPERT SPEAKING

© S

tefa

n G

roe

nve

ld

Page 33: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

33

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

19

Nachhaltigkeit hat jetzt soul.

Erfahre mehr über soulbottles und fi nde deine persönliche soulmate auf soulbottles.de

100% plastikfrei100% Made in Germany

100% soul

pro soulbottle fl ießt 1€an das von Viva con Agua

unterstützte Wasserprojektin Nepal

soulbottles jetztin limitierter

Viva con AguaRebelzer Edition

Page 34: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

3434

Ein Tramper an der Straße, die Hängematte am

Strand. Wer an Freiheit denkt, dem kommen immer

sofort Bilder von unendlichen Weiten in den Kopf. Mit

Goldeimer geht das auch auf zwei Quadratmetern.

Die Muskeln entspannen und einfach mal loslassen

kann so einfach und schön sein.

Seit 2013 sieht man unsere Goldeimer Kompost-

toiletten samt Crew von Festival zu Festival wandern.

Dort retten wir so einigen Heimscheißern den Hintern.

Statt mit Wasser wird bei Goldeimer mit Sägespänen

gespült. So sparen wir pro Jahr hunderttausende Liter

Wasser ein. Und weil Pacha Mama schon ein paar

Jahre mehr Lebenserfahrung auf dem Buckel hat als

so manche Galapagos-Schildkröte, haben wir uns ein-

fach zusammengeschlossen und arbeiten zusammen.

Denn unsere Scheiße wird nicht entsorgt, sondern

kompostiert und zurück in den ewigen Kreislauf des

Lebens gebracht. Magie? Irgendwie schon.

Warum machen wir das? Warum Scheiße?

Warum Toiletten?

Weil wir der Meinung sind, dass jeder Mensch auf

diesem wunderschönen Planeten ein Recht auf

Freiheit und Unabhängigkeit hat.

Und die Toilette gehört sozusagen ins Starter-Kit.

Unsere zukünftigen Gewinne fließen in die Arbeit der

Welthungerhilfe und Viva con Agua, immer mit der

großen Vision: ALLE FÜR KLOS! KLOS FÜR ALLE!

2,3 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu

sanitären Anlagen. Schon verrückt, oder? Du kennst

die Situation...wenn das Klopapier alle ist...oder eben

auf Festivals nicht mal ein Klo da ist.

Und weil der kleine Bruder von Toilette hier bei uns

zu Hause Klopapier heißt, haben wir seit Februar

2016 auch noch ein Klopapier mit im Sortiment.

Das Goldeimer Klopapier! Dreilagig, weich wie ein

Wattebausch, unglaublich schön und natürlich aus

100% Recyclingpapier.

Wir haben noch Großes vor in der kommenden Zeit.

Aber für das kleine Geschäft muss natürlich auch

immer noch Platz bleiben.

Text: Malte Schremmer, Geschäftsführer Goldeimer

KOMPOSTTOILETTEN –über das Gefühl von Freiheit

WEITERE INFOS ÜBER DIE

SCHÖNSTE NEBENSACHE DER WELT:

www.goldeimer.de | facebook.com/goldeimer

Kontakt: [email protected]

© H

inri

ch

Car

ste

nse

n f

ür

Viv

a c

on

Ag

ua

Page 35: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

über das Gefühl von Freiheit

Page 36: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

36

DER MAGISCHE MOMENT

Jeder Mensch kennt einen magischen Moment. Ein

Moment, der so intensiv erlebt wird, dass er unvergess-

lich wird. Solch einen Moment festzuhalten, scheint

nahezu unmöglich und ist doch machbar. Kunst, Musik

sowie Leidenschaft machen das Unmögliche möglich.

So ist es nicht nur die Erinnerung, in der wir diesen

Moment speichern. Fotografen fangen solche Momen-

te ein und Musiker kreieren sie. Dazu noch ein paar

realistisch visionäre Aktivisten und Fußballer und fertig

ist die Projektreise im Mai 2016 nach Äthopien. Mit da-

bei Clueso, Max Herre, Tim Neuhaus, Norman Sinn auf

künstlerischer Seite, zudem Christoph Köstlin, dessen

Fotos die Momente aus diesen Tagen zeigen, Michael

Fritz seitens Viva con Agua und vom FC St. Pauli Philipp

Heerwagen. Dazu noch ein Kamerateam, ein Kreativ-

wettbewerbgewinner und die Entourage vor Ort. Eine

runde Komposition, wie Michael Fritz im Nachhinein

feststellt.

Im Vorfeld ist es immer spannend, wie zwischen-

menschliche Begegnungen ablaufen. Vor allem die

Stimmung von Besuchern und Besuchten ist wichtig.

Dadurch, dass die deutschen Musiker sich von Be-

ginn an auf die Kultur, das Land und die Menschen in

Äthiopien eingelassen haben, bestand hier sofort ein

Gleichklang. Der Jazz war die universelle Verbindung

zwischen dem äthiopischen Musiker Samuel Yirga und

den Erfurtern Clueso, Tim Neuhaus und Norman Sinn.

Die Musiker haben selbst erlebt, was es heißt, im Ver-

sammlungshaus zu schlafen, wie die Sanitärbedingun-

gen sind und wie eine Wasserpumpe zu bedienen ist.

Da Musik eine der Sprachen ist, die Menschen weltweit

sofort verbindet, gab es viel spontane Jams sowie

geplante Auftritte. Bewundernswert war hierbei die Pro-

fessionalität mit der alle Musiker an den Start gegangen

sind. In nur einem Tag haben sie den Song AAND NEN

(WE ARE ONE) geschrieben und aufgenommen vor Ort

in Addis Abeba.

Während der Auftritte der Musiker vor Ort haben alle

ihr eigenes Set gespielt. Doch einzigartig war, als

alle Musiker gemeinsam auf der Bühne standen und

gemeinsam musiziert haben. „Diese Energie auf der

Bühne werde ich in meinem Leben nicht vergessen.

Einfach unbeschreiblich wie Tim Neuhaus mit der

Crème de la Crème der afrikanischen Musiker gerockt

hat. Dann sind Clueso, Max Herre und Norman Sinn auf

die Bühne gesprungen und es wurde eine interkulturel-

le, genre-übergreifende Jam-Session der anderen Art.“

beschreibt Michael Fritz den Moment.

So ein Erlebnis kann die Wahrnehmung verändern –

genau, wie zu sehen, wie der Zugang zu sauberem

Trinkwasser das Leben der Menschen in Äthopien

verändert. Das ist für uns im globalen Norden nahezu

nicht vorstellbar. Nachdenklich meint Michael Fritz hier-

zu „Wir leben in der gleichen Welt. Wir haben ebenfalls

Probleme, doch die Regler sind so weit auseinander.“

Eine Begegnung wird er nicht vergessen: „Das Kind,

dem ich meine Schuhe geschenkt habe, da es barfuß

war, und mich und Clüsn lange darum gebeten hat,

und dem ich dann auch meine Socken geben wollte,

die es nur Nase rümpfend ablehnte.“ Bei dieser

Reaktion mussten Michael Fritz und Clueso dann

doch herzhaft lachen. Ein menschlicher Moment, der

verbindet. Die folgende Fotostrecke von Christoph

Köstlin nimmt uns mit auf die Projektreise und zeigt

uns die Magie der Musik und des Moments.

Text: Isabelle Bader, Fotografien: Christoph Köstlin

CLUESO, MAX HERRE & FRIENDS IN ÄTHIOPIEN

magical moments.and remember

only music can do thisonly music can touch you like this.

(Ray Cokes)

SAMUEL YIRGA & BAND

CLUESO

MAX HERRE

NORMAN SINN

TIM NEUHAUS

SAMON KAWAMURA

Zekarias Getahun (guitar)

Robel Mehari (guitar)

Yemiwedih Assefa (bass)

Samson Jufar (drums)

Tim Dodd (percussion)

Zerihun Belete (saxophone)

Aklilu Woldeyohannes (saxophone)

Roza Kifle (vocals)

Sinishaw Legesse (vocals)

Mesfin aka Baby (vocals)

Page 37: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

37

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

21

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 38: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

3822

JAH

RES

BER

ICH

T 2

015

KU

NST

Page 39: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

39

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

23

© S

tefa

n G

roe

nve

ld f

ür

Viv

a c

on

Ag

ua

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 40: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 41: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 42: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

42

Page 43: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

43

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

Ch

rist

op

h K

öst

lin f

ür

Viv

a c

on

Ag

ua

Page 44: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 45: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

© C

hri

sto

ph

stlin

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 46: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

46

Ob jemand Leitungswasser oder Mineralwasser trinkt,

ist vor allem eine Frage des Geschmacks. Doch auch

bezüglich der Qualität gibt es verschiedene Meinungen.

DROP! macht den Wassertest. Wasser ist das wichtigste

Lebensmittel: 130 Liter Wasser trinkt der Durchschnitts-

deutsche im Jahr. Und der Durchschnittsdeutsche liebt

sein Mineralwasser – vor allem schön prickelig muss es

sein! Im vergangenen Jahr wurde so viel Mineralwasser

aus deutschen Brunnen verkauft wie nie zuvor:

11,1 Milliarden Liter! Vor allem spricht seine besondere

Qualität für sich. Mineralwasser ist das einzige Lebens-

mittel in Deutschlands Supermärkten mit einem amt-

lichen Qualitätssiegel und kontinuierlichen, strengen

Kontrollen. Von dieser Qualitäts-Garantie profitiert vor

allem die GetränkeIndustrie.

Es gibt 500 Mineralwasser-Marken in Deutschland.

„Pures Wasser aus dem Herzen der französischen

Alpen“, wirbt Evian, die bestverkaufte Wasser-Marke der

Welt. Reinheit und natürlicher Ursprung sind für alle

Produzenten die wichtigsten Verkaufsargumente. Auch

der oft schon im Namen festgehaltene Mineralgehalt

lockt die Verbraucher in die Getränke-märkte. Dabei ist

dieser viel weniger relevant, als viele annehmen. Denn:

die im Wasser enthaltenen Mineralien - wie Kalzium,

Eisen, Magnesium oder Natrium - können vom Körper

gar nicht vollständig aufgenommen werden. - wer sich

ausgewogen ernährt, nimmt diese sowieso in ausrei-

chender Menge über seine Nahrungsmittel auf.

Wasser ist also vor allem ein Durstlöscher.

Natürlich und kalorienfrei, ist Leitungswasser ein ebenso

guter Durstlöscher für Gesundheitsbewusste. Durch

den Verzicht auf Verpackung und lange Transportwe-

ge hat es außerdem den Umweltbonus gegenüber

abgefülltem Mineralwasser. Viele Verbraucher bleiben

kritisch: denn so selbstverständlich wie wir bei uns den

Wasserhahn aufdrehen können, um unseren Durst zu

stillen, ist es natürlich nicht überall. Viele Länder verfü-

gen weder über eine flächendeckende Trinkwasserver-

sorgung noch fließt aus jedem Wasserhahn der Welt

trinkbares Leitungswasser!

So bleibt für viele nur der Griff zur Flasche: aufdrehen

und – Qualitätssiegel sei Dank – bedenkenlos genie-

ßen. Trinkwasser-Kritiker fürchten, im Leitungswasser

seien Keime, Pharmarückstände oder Bleireste.

Auch hält sich hartnäckig das Gerücht, Abwasser

würde wieder gefiltert und am Ende in die Leitungen

zurückgeführt. Tatsache ist jedoch, dass Abwasser in

Kläranlagen gereinigt und dann in die Gewässer, also in

den natürlichen Wasserkreislauf, zurückgeführt werden.

Leitungswasser stammt immer aus dem Grundwasser,

aus Flüssen, Seen sowie aus Quellwasser.

Und auch die Qualität stimmt –

zumindest in Deutschland.

Es gibt zwar Unterschiede von Stadt zu Stadt, doch hat

Deutschland eine insgesamt „exzellente“ Trinkwasser-

qualität, wie das Bundesamt für Umwelt fortlaufend

bestätigt. Die Qualität unseres Trinkwassers wird ebenso

streng überwacht wie die des Mineralwassers!

Grundlage dafür ist die EG-Trinkwasserrichtlinie:

alle Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, der EU-Kommission

alle drei Jahre über die genaue Trinkwasserbeschaffen-

heit zu berichten.

Hat Leitungswasser nur ein Imageproblem?

Feinstes! - das ist die Initiative von „Viva con Agua“

und „Soulbottles“, die von „Gelsenwasser“, einem der

größten Wasserversorger Deutschlands, unterstützt

wird. Über Sensibilisierung und Aktionismus möchte die

Initiative Menschen dazu animieren, so oft wie möglich

in ihrem Alltag Leitungswasser zu trinken. Nicht nur zu

Hause, sondern auch in der Gastronomie und im Büro.

So unterstützen bereits mehrere Gastronomen die

Aktion, in dem sie Feinstes! auf ihren Getränkekarten

anbieten und an Viva con Agua spenden. So soll über

Feinstes! weltweit der Zugang zu sauberem Trinkwas-

ser verbessert werden. Gutes tun, indem man Leitungs-

wasser trinkt. Der Gewinner unseres Wassertests steht

eindeutig fest. Und jetzt nochmal die Frage an dich:

Schleppst du noch oder zapfst du schon? Hat Leitungs-

wasser nur ein Imageproblem? Vielleicht. „Das Problem

ist: für das Produkt Mineralwasser wird viel mehr Wer-

bung gemacht als für Trinkwasser aus der Leitung.

Zwar haben einige Trinkwasser-Versorger bereits

Kampagnen ins Leben gerufen zur Imageverbesserung

des gewöhnlichen Leitungswassers, doch wir wollen

mit Feinstes! dem Leitungswasser hierzulande zu noch

mehr Ansehen verhelfen“, so Christina Veldhoen,

Projektleitung Feinstes!.

Text: Marina Brink

EIN FRISCH GEZAPFTES BITTE!ÜBER DIE QUALITÄT VON LEITUNGSWASSER

Page 47: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

good things happen when you smile — or when you’re naked.

25hours-hotels.comfacebook / twitter / instagram / pinterest@ / # 25hourshotels

Page 48: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

48

PAULA UND BO, 6 JAHRELäufer beim Run4Wash, Zeitspender

PAULA: Wir laufen für Afrika, für die Kinder da und die

Leute, damit sie sauberes Wasser zu trinken haben. Sonst

müssen sie ganz weit laufen, um Wasser zu holen und

können nicht zur Schule gehen.

BO: Wir haben das in der Kita ausprobiert, wie anstrengend

das ist - das ganze Wasser, was man braucht, extra im

Eimer heranzuschleppen. Wir sind an die Elbe gefahren

und haben Wasser von dort geholt, das war ganz gelb

und da schwammen so kleine Stücke drin. Dann haben

wir eine kleine Kläranlage gebaut aus Blumentöpfen,

mit Steinen, Sand, Kaffeefiltern und Kohlepulver drin,

das dreckige Elbwasser hindurch gegossen und unten

tropfte ganz sauberes Wasser raus!

ISABELLE BADERPfandbecherjägerin, Wasser-

käuferin, Becherspenderin,

Mitorganisatorin der Millern-

tor Gallery, Chefredakteurin

des DROP-Magazins, Vom

Geldspender zum Zeitspen-

der zum Braininvestor

Nach vier Jahren als Besucherin der Millerntor Gallery

wollte ich endlich auf die aktive Seite wechseln. Ich hatte

mir das immer viel zu kompliziert vorgestellt, dabei muss

man einfach nur mal machen. Jeder wird als Mensch so

genommen, wie er ist. Und alle zusammen geben einen

bunt gewürfelten harmonischen Haufen. Der Gedanke des

Kollektivs zählt und funktioniert.

Jede Aktion mit Viva con Agua hat ihren eigenen Reiz, sei

es die Millerntor Gallery, Becherjagd beim Heimspiel oder

das Konzert von Scooter auf der Trabrennbahn – da kriegt

man auch schon mal die fliegenden BHs ab - sorry H.P…

Während der Millerntor Gallery wird das Stadion wochen-

lang zur zweiten Homebase. Schweiß, Sonne und das ge-

meinsame Erlebnis lassen ein einmaliges Gefühl entstehen.

Absolut hippiemäßig aber ist: Liebe. Crew love is true love.

Art creates love.

SIE ZIEHEN DIE PFANDBECHER-TONNEN EINEN SOMMER LANG DURCH DEN SCHLAMM DER MUSIKFESTIVALS.

SIE SIND ERST 6 JAHRE ALT UND RENNEN SICH BEI SPENDENLÄUFEN FAST DIE SEELE AUS DEM LEIB. SIE

VERANSTALTEN SEIT JAHREN IN STADTBEKANNTEN CLUBS BENEFIZ-KONZERTE. SIE MACHEN AUS EINEM GANZEN

FUSSBALLSTADION EINE KUNSTAUSSTELLUNG ODER ARBEITEN EIN JAHR LANG DARAN, EIN INTERNATIONALES

MUSIKFESTIVAL ZU ORGANISIEREN. SO KUNTERBUNT UND VERSCHIEDEN SIE SIND, EINES HABEN ALLE GEMEINSAM:

SIE SIND VIVA CON AGUA-SUPPORTER. ÜBER 12.000 INZWISCHEN - IN UGANDA, DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH,

IN DER SCHWEIZ, UND DEN NIEDERLANDEN. EINIGE VON IHNEN HAT DAGMAR SIBBERT GETROFFEN –

UND ZWAR IN VOLLER AKTION.

PRÄCHTIGE MENSCHENVON VCA-TROPFEN & VCA-CHROMOSOMEN

Page 49: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

49

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

MARK TAVASSOLBassist von „Wir sind Helden“,

Gitarrist von „Gloria“, Mitbegrün-

der der Viva con Agua Stiftung,

Geldspender

Mein Nachbar und Musiker-

kollege Sasha hat mich mal zu

einem Benefizkick mitgenommen – und plötzlich war

es mir zu meiner eigenen Überraschung gelungen, das Tor

zu treffen. Doch die wohl bequemste Art für Musiker VcA

zu unterstützen, sind die mittlerweile bekannten Pfandbe-

cheraktionen auf den eigenen Konzerten. Ein einzelnes

Konzert verursacht vielleicht kein Erdbeben im Fundraising,

aber die Menge macht es.

Am meisten berührt hat mich natürlich die Projek-

treise 2008 nach Madagaskar. Diese regelmäßigen

Reisen in die Projektgebiete sind unerhört wichtig für

die Dreidimensionalität dessen, was man von hier aus

unterstützt.

Eine andere Art der Unterstützung begann vor etwa

einem halben Jahrzehnt, als ich zusammen mit Bela B

(Die Ärzte), Marcel Eger (ehem. FC St Pauli) und Renate

Eger (Mama von Marcel) die zum Verein passende VcA-

Stiftung gründen durfte.

Als Teilhaberin in der Wasser GmbH und fördernde Ins-

titution hinter verschiedenen Projekten entstand mit der

Stiftung etwas ziemlich Nachhaltiges.

NOBERT LATIM Gründer von VcA-Uganda,

Zeitspender, Braininvestor

Die letzten 10 Jahre waren Jahre des Lernens, des Experi-

mentierens und des Aufbaus eines Netzwerks. Jetzt wäre

es sehr leicht, zu entspannen und sich vorzustellen, es

ist geschafft: Viva con Agua hat sich etabliert. Aber VcA

ist wie ein 10-jähriges Kind - verwundbar und schutzbe-

dürftig, das neue Freunde findet, lernt, aber auch gehegt

und gepflegt werden muss. Ein 10-jähriges Kind wächst

DIRK MATZKE Besitzer der Hamburger

Inkneipe & Konzertlocation

„Knust“, Geldspender, Zeitspen-

der, Plakatmodel, Luxus-DJ

Die allererste Aktion war ganz am Anfang von VcA das

Weihnachtssingen. Da haben vorne im Knust-Bistro die

St. Pauli-Spieler Weihnachtslieder gesungen und wir haben

noch und - das ist am Wichtigsten - es macht Fehler und

das darf es auch. Ein Kind sucht nach Abenteuern und

entdeckt sich selbst. Dennoch hat es VcA schon geschafft,

viele und ständig neue attraktive Freunde anzuziehen, zum

Mitmachen zu bewegen, hat so viele Menschen inspiriert,

dabei zu sein. Dabei ist es demütig genug geblieben, um

auch von anderen Organisationen zu lernen, von größe-

ren und kleineren. Genau diese Offenheit des „Kindes Viva

con Agua“ ist es, die bewirkt, dass es dauernd noch mehr

Freunde findet. Dagmar Sibbert traf die VcA-Unterstützer

aus allen vier Himmelsrichtungen.

Kuchen verkauft. Meine Lieblings-Aktion ist immer noch ‚

der Nasenbohrer‘. Micha Fritz fragte mich eines Tages, ob

ich für ne Plakat-Aktion nen karierten, hemdsärmeligen

Spießer spielen kann. Für mich kein Problem. Aber für

meinen Sohn schon... Der war damals gerade 13 und dann

kommt auf diesen Werbedrehrollen an der Bushaltestelle

ein Foto von seinem Vater, der in der Nase bohrt! Das

Motiv benutze ich immer noch - das sind jetzt meine Auto-

grammkarten, wenn ich in der Millerntor Gallery bei Ramba

Zamba auflege.

Page 50: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

50

KNEIPENQUIZ UND FAST-HOCHZEIT

Zu Viva con Agua gehören verrückte Ideen und

Spontaneität genauso sehr wie ein lebendiges

Netzwerk. Unser Plan: eine Kombination daraus.

Zwei Tramper-Daumen und eine Woche Abenteuer.

Per Anhalter sind wir durchs Land gefahren, die

VcA-Crews waren unsere Ziele. Schon eine Rundmail

mit der Frage nach potentiellen Anlaufstellen in Europa

genügt – Minuten später trudeln die ersten netten

Antworten aus dem VcA-Kosmos ein.

HAMBURG

Los geht‘s gleich vor der Hamburger Haustür an einem

Montagabend. Eine urige Eimsbütteler Kneipe füllt sich

mit Gästen. Was sie machen in den nächsten Stunden?

Kneipenquizzen. Für uns ist dies der Auftakt unserer

Tour durch VcA-Städte, von Norddeutschland bis in die

Schweiz und zurück. Unsere Fahrkarte? Der Daumen.

Das „Urknall“ in Eimsbüttel hat sich inzwischen gefüllt.

Im Raum, in dem Organisatorin Katja der VcA-Crew

Hamburg ihre Fragen stellt, gibt es keinen freien Sitz

mehr. Sechs Runden fordern das gut gelaunte Publi-

kum heraus. Wie hieß noch einmal der Kakao-Gott?

Und was bitte ist eine Laffe? Puh. Manches muss man

nicht wissen, für besonders kreative Lösungsversuche

gibt es Sonderpunkte. Zwischendurch wandert der

Spendenhut durch die Runde und der Wirt gibt auch

noch was dazu. Drei Stunden später sind fast 100 Euro

zusammengekommen. VcA will „all profit“ sein, etwas,

von dem alle profitieren. Genau wie dieser Abend.

FREIBURG

Der nächste Vormittag. Der Himmel strahlt wie die

Sieger gestern Abend. Bestes Tramper-Wetter. Per

Mitfahrgelegenheit nach Freiburg. „Lift“ heißt das in

der Tramper-Sprache und diese findet man an den

großen Ausfallstraßen, an Autobahnraststätten - dort,

wo Reisen beginnen oder durch Pausen unterbrochen

werden. Wir postieren uns an einer Tankstelle neben

einem achtspurigen Zubringer. Kaum zwei Minuten

später haben wir inmitten des Lärms der nahen Auto-

bahn den ersten Fahrer überzeugt. In seinem Kleinwa-

gen, mit Koffern vollgestopft, ist locker noch Platz für

uns zwei Tramper. Für einige hundert Kilometer teilen

wir Strecke, Auto und Geschichten. Rasch folgen die

nächsten Lifts. Auf den Rückbänken von Staatsanwälten

auf Dienstreise, redseligen Geschäftsleuten und gerade

umgezogenen Ingenieuren rollen wir Richtung Süd-

deutschland. Nach kaum neun Stunden Fahrt erscheint

das 800 Kilometer von Hamburg entfernte Ortsschild

Freiburgs am Wegrand. Am Ziel!

Das ist an diesem Abend auch die WG von Laura.

Bei der Supporterin der Freiburger Crew gibt es

leckeres Abendessen, während wir uns über

Trampen, Wasserorganisationen und den Rest des

Lebens austauschen. Lange ist die junge Studentin

noch nicht bei VcA. Anders die von einem Bauzaun

umgebene, marode vor dem Abbruch stehende

Tragkonstruktion eines Aussichtsturms unweit des

lauschigen Eiscafés. Der Turm war 2008 Etappenziel

beim allerersten Tramprennen für Viva con Agua. In

Gedanken schnaufe ich dick bepackt wie vor sieben

Jahren die Treppenstufen herauf, voller Eindrücke vom

ersten Tramp-Trip meines Lebens. Einst erreichten

gerade zwei Dutzend Abenteuerlustige nach und nach

die hoch über der Stadt gelegene Wiese für das Ziel-

foto. Heute sind im Sommer fast 170 Menschen beim

Tramp-Rennen durch Europa am Start. Größer gewor-

den ist es, ausgefeilter, ausgereifter, weniger Neuland,

wie so vieles im Kosmos von VcA.

GROSSE PLÄNE UND DIE PERFEKTE PARTY

BERN

Mittags stehen wir wieder an der Straße. Leider keine so

günstige Stelle, denn ansprechen können wir nieman-

den. Da müssen jetzt die Pappe und ein freundliches

Lächeln reichen. Kaum zehn Minuten später hält ein

alter Bulli an. Darin ein echter deutsch-schweizerischer

Grenzgänger, der uns bis kurz vor Basel mitnimmt.

Wir freuen uns auf Lina, bei der wir übernachten

dürfen! Wir treffen sie dann auch zufällig direkt an der

Haustür. Wie es im VcA-Kosmos so ist, verstehen wir

uns auf Anhieb, auch wenn wir uns noch nie zuvor

gesehen haben.

Gemeinsam geht’s zum Monatstreffen von Viva con

Agua in einer umgebauten Turnhalle. Neben Lina, Ole

und mir trudeln nach und nach zwölf Leute ein. Von

ganz Neuen, die bisher nur über Freunde von Viva con

Agua gehört haben, bis hin zu denen, die VcA Bern

vor zwei Jahren gegründet haben, sind alle vertreten.

Nadine, die seit zwei Jahren dabei ist und den Bereich

ON THE ROAD MIT OLE & JELENA

CREW LIFTING – PER ANHALTER DURCH DEN VCA-KOSMOS

Page 51: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

51

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

demonstrieren. An unserem nächsten Zwischenstopp

spreche ich einen älteren Mann im Anzug an, seine

Frau ist nicht weniger schick gekleidet. Dazu passt der

Kofferraum mit Stroh nicht so ganz – „Ich bin Bauer“,

erklärt der Mann. Als sie uns rauslassen, sagt er:

„Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Wenn du genug zu

Essen hast, gib‘ anderen etwas ab. Und wenn jemand

an der Straße steht, nimm ihn mit.’“

Zwei Straßenecken weiter sehen wir schon Leibniz-

Werbung und den goldenen Keks an der Wand.

Hier sind wir richtig! Die Mädels von Trailer Trash,

die mittlerweile bei Festivalgängern für ihre T-Shirts

bekannt sind und fleißig für VcA spenden, feiern hier

eine Abrissparty. Wir sehen den VcA-Infostand sofort:

Mit Buttonmaschine, Beuteln und aus Paletten zusam-

mengebaut, passt er super hierher. Links davon werden

T-Shirts verkauft, rechts Kunstwerke vollendet.

LÜNEBURG

Als wir am Sonntag in Lüneburg ankommen, spricht

uns als erstes eine Polizistin auf unsere Tramp-Pappen

an. Wir zeigen ihr die Pappen mit den ganzen Namen

der Städte, die wir in den letzten Tagen besucht haben.

Bei „BS“ denkt sie allerdings nicht an Basel, sondern

Braunschweig. Schon erstaunlich, wie weit wir in der

knappen Woche gereist sind.

Nun brauchen wir aber keine Pappe mehr – Lüneburg

ist unser letzter Stopp. Hier ist gerade so einiges los:

Die Lüneburger Salztage sind in der Stadt, ganz

Lüneburg und bestimmt noch halb Niedersachsen

sind hier. Nur die jungen Leute sind ausgeflogen:

Bei Viva con Agua herrscht gerade Flaute – noch

sind Semesterferien undVcA Lüneburg ist eine echte

Studenten-Crew: Hier gibt es einen Unikurs über

Viva con Agua, die Crew veranstaltet Studentenpartys

und Tine, die gerade die Erstis betreut, wirbt schon

dort für VcA.

Zurück in Hamburg müssen wir erst einmal Schlaf

nachholen und die vielen Eindrücke verarbeiten.

Aber auch hier geht’s weiter – dienstags ist schließlich

immer Monatstreffen.

Wir haben auf unserer Tour von Deutschland bis in die

Schweiz nicht nur viel erlebt, sondern auch viel gelernt:

Wie wundervoll so ein riesiges Netzwerk doch ist, egal

wie viel Chaos es mit sich bringt – das heißt schließlich

auch Spontaneität! Wie man sich doch eigentlich mit

allen VcA-lern auf Anhieb versteht, weil wir doch alle

etwas miteinander gemein haben. .

Auf Tour für das DROP-Magazin begaben sich

Jelena Malkowski & Ole Roentgen

Netzwerk verantwortet, hat das Treffen vorbereitet und

ihren Laptop dabei, um Protokoll zu schreiben. Jede

Frage wird fleißig diskutiert: Sollen wir die Partyreihe

weitermachen? Wie sieht’s beim Poetry Slam aus? Und

wie läuft es in den anderen Schweizer Crews?

Wir können den Tatendrang spüren: Die Berner wollen

unbedingt etwas Neues, Eigenes auf die Beine zu

stellen. Bei dem Enthusiasmus kommt bestimmt noch

Einiges zustande.

HEIDELBERG

Der nächste Morgen beginnt in der Nähe eines

historischen Ortes: bei Bern-Wankdorf lag das 1954

zu wundersamer Berühmtheit gelangtes Fußballsta-

dion. Einen Lift zu finden raus aus Bern braucht

Geduld an diesem Morgen. Die Tramper-Pappe in

die Sonne streckend, versuche ich, wirklich jeden

vorbeirauschenden Autofahrer grinsend auf uns

aufmerksam zu machen. Fabio und sein Kastenwagen

retten uns schließlich. Der smarte Vertriebler mit

italienischen Wurzeln ist auf dem Weg nach Zürich,

um schallschluckenden Anstrich zu verkaufen.

Unser nächster Lift ist Markus, auf dem Heimweg nach

Mitteldeutschland Richtung Heidelberg. Schließlich

erreichen wir einen mit Reihenhäusern besprenkelten

Vorort Heidelbergs. Ella von VcA Heidelberg ist zufällig

in der Nähe und holt uns ab. Sie macht noch letzte

Besorgungen für den Abend. Da steht eine Party in

einer Musikkneipe an, die die VcA-Crew in den letz-

ten Wochen organisiert hat. Extra dafür wurde sogar

die eigentlich schon geschlossene Location unweit

der Innenstadt wieder geöffnet. Wir gehen hinein und

landen direkt im Crew-Keller zwischen den zahl-

reichen Party-Organisatoren. Ich bin beeindruckt von

dem Engagement und der tollen Arbeit der ehrenamt-

lichen Supporter. Wir helfen irgendwann an der Kasse,

unterbrochen von Einlassstopps, weil die Location am

Rande ihrer Kapazität ist.

EIN BAUER, EINE KEKSFABRIK UND

DIE FERIEN-FLAUTE

HANNOVER

Auf dem Weg nach Hannover haben wir leider nicht

mehr so viel Glück. Selbst die Raststätte Wetterau, die

in Tramper-Kreisen bekannt ist, ist nicht erfolgsver-

sprechend. Irgendwann nimmt uns eine Frau auf dem

Weg nach Chemnitz ein Stück Richtung Norden mit.

Weil ihre Eltern aus Kenia kommen, fragt sie uns nach

afrikanischen Hauptstädten. Immerhin von Kampala

und Addis Abeba haben wir schon bei VcA gehört.

Dann sitzen wir bei einem Amerikaner im Auto. Der ist

gerade auf dem Weg nach Berlin, um gegen TTIP zu

Page 52: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

52

EIN HOCH AUF DAS VCA-NETZWERKSommer heißt Festivalsaison und Festivalsaison

heißt Viva con Agua-Saison!

Wer steckt eigentlich hinter den Kulissen? Wer sind

diese fleißigen Pfandbecherjäger, die ehrenamtlich

Jahr für Jahr Hunderte Festivals unsicher machen?

Auf dem diesjährigen Lunatic Festival der Leuphana

Universität in Lüneburg habe ich es mir zur Auf-

gabe gemacht, herauszufinden, wie ein Tag eines

Ehrenamtlers von Viva con Agua auf einem Festival

aussieht.

Ich mache mich also vergnügt auf den Weg in die

Studentenstadt Lüneburg. Als ich auf dem Festival-

gelände ankomme, welches sich auf dem Campus

der Universität befindet, werde ich von Kreativität

und fröhlicher Zusammenarbeit nur so überschüt-

tet. Ein Stand reiht sich an den nächsten, hier ein

Batik-Stand, daneben ein „Presse deine Limonade

selbst“-Stand und die Besucher pilgern fröhlich

zwischen den Ständen, Foodtrucks und Getränke-

quellen umher.

Nach einem kurzen Ankomm-Bier mache ich mich

auf die Suche und finde innerhalb weniger Minuten

den kreativ hergerichteten VcA-Stand, alle VcAler

natürlich hoch motiviert. Neben dem Stand ist ein

aufblasbarer Swimmingpool aufgestellt mit der

Aufschrift „WASSER FÜR ALLE“. Aufgrund der

Temperaturen wird er von vielen Besuchern inner-

halb kürzester Zeit erst sehnsüchtig angestarrt und

dann schnell zur Abkühlung genossen. Ich werde

herzlich begrüßt und frage erst einmal ganz frei

Schnauze heraus, was hier alles passiert.

„In erster Linie geht es darum, Menschen auf unsere

Vision aufmerksam zu machen.

Es ist schön, Interessierten von dem zu erzählen,

was VcA macht und zu merken wie begeistert viele

darauf reagieren.“ Das Team von Lüneburg hat sich

die Schichten aufgeteilt: immer zwei Pfandbecher-

jäger ziehen los während der Rest am Infostand

die Stellung hält. Nach einem kurzen Blick auf den

Schichtplan machen sich die ersten zwei auf den

Weg, mit einer bunt bemalten Tonne und einer nicht

übersehbaren VcA-Flagge im Schlepptau. Während

der zweistündigen Pilgerei über das Lunatic-Gelände

ist vor allem eines das Hauptaugenmerk:

die bemalte Tonne, von der dich die Grinsekatze

aus „Alice im Wunderland“ anstrahlt. Das macht das

Becherspenden offensichtlich leichter für einige

und sorgt direkt für gute Laune. An Ort und Stelle

werden ein paar Fragen und Antworten bezüglich

Viva con Agua ausgetauscht und weiter geht’s.

Es ist schön zu erleben, wie erfreut und interessiert

viele Festivalbesucher auf die Supporter und ihre

Vision reagieren. Ach ja, ein Weg-Bier zwischen-

durch darf natürlich nicht fehlen.

Zwei Stunden vergehen wie im Fluge und als wir

zurückkommen, spielen wir noch allerlei lustige

Wasserspiele am Infostand. Spaß am laufenden

Band! Ich lausche einem kurzen Gespräch zwi-

schen einem Festivalbesucher und VcA-Supporter

neben dem kleinen Swimmingpool und mir wird

bewusst, wie voreingenommen die meisten

Menschen bezüglich Hilfsorganisationen und

Spendeneinnahmen geworden sind.

Umso schöner ist es zu sehen, wie offen und

überrascht der Festivalbesucher auf die Arbeit des

VcA-Netzwerkes reagiert, vor allem als er hört,

wie viel Verantwortung das Ehrenamt übernimmt.

Nach einem langen Festival-Tag mache ich mich

auf den Weg nach Hause. Ich habe einen sehr

schönen Einblick in die Arbeit des Ehrenamtes bei

VcA bekommen. Ein Hoch auf das Ehrenamt von

Viva con Agua. Was für ein schöner Tag auf dem

Lunatic!

Ein Blick ins Festival-Tagebuch von

Marie Darmstädter.

EIN TAG MIT DEN PFANDBECHERJÄGERN AUF DEM LUNATIC

Page 53: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

53

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

Page 54: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

54

DAS EHRENAMTL. DROP-TEAM

ISABELLE BADER, Texterin und Autorin, ist 2015 von der passiven auf die aktive Seite von Viva con Agua & Millerntor Gallery gewechselt,

ganz nach dem Lebensmotto: „Do it with passion - or not at all“. MARINA BRINK, 28, Wahlhamburgerin aus dem Ruhrgebiet. Hauptberuf-

lich als PR-Beraterin tätig. Seit Anfang 2014 beim DROP dabei und im Ehrenamts-Team der Millerntor Gallery. LESLIE DAVID, 22, macht

sich neben dem Illustrations- und Kommunikationsdesignstudium seit 2 Jahren für VcA stark und ist nun neu zur DROP-Familie gestoßen.

MARIE-DELPHINE DARMSTAEDTER, Stundentin, freie Redakteurin und Yogalehrerin, unterstützt als glücklicher Tropfen seit Anfang diesen

Jahres Viva con Agua ehrenamtlich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. VERONIKA EHINGER, 24, ist studierte Laborratte, hat ihre Homebase

aktuell im Rhein-Main-Gebiet und ist seit 2010 quer durch den VCA-Kosmos unterwegs. FELIX EGGING ist seit 2015 ehrenamtlich als

Grafikdesigner und Art Direktor für Viva con Agua tätig. CLAUDIA GERSDORF ist seit Oktober 2014 ist sie Bereichsleiterin Medien- und

Öffentlichkeitsarbeit sowie Pressesprecherin bei Viva con Agua. EVA HAMBACH ist Illustrationsstudentin in und aus Hamburg und trinkt

beim Zeichnen außer Wasser gern Wein, Tee, Kaffee oder eine nette Bowle aus allem zusammen. CORNELIA KLEIN, Studentin und

absolvierte 2016 ein Praktikum im Bereich Medien- und Öffentlichkeitsarbeit bei Viva con Agua. Seitdem ist sie studentische Mitarbeiterin.

KASIA KOHL ist Illustratorin. Sie malt und zeichnet solange nebenbei Musik läuft. NOBERT LATIM aus Uganda absolvierte 2014 ein Prakti-

kum bei Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. Seitdem baut er gemeinsam mit Freunden Viva con Agua in Uganda auf und organisierte vor Ort

2015 und 2016 internationale Musikfestivals zugunsten Viva con Agua. EWALD LIENEN ist ehemaliger Fußballspieler und seit Dezember

2014 Cheftrainer des FC St. Pauli. MORITZ PIEHLER ist als freier Journalist und Fotograf in Hamburg unterwegs und kennt VcA noch auf

wackeligen Kinderbeinen. ANNE QUADFLIEG, Illustratorin in Hamburg, freut sich, an ihrem fünften DROP mitzuwirken. NELA QUANDT,

freie Redakteurin und Geschäftsführerin, ist waschechte Hamburgerin mit Balkan-Wurzeln und VcA-Unterstützerin der ersten Stunde.

PETRA RINKLAKES Tagwerk ist Projektmanagerin in einer Design-Agentur. OLE ROENTGEN steht üblicherweise auf, isst etwas, fährt im Kreis,

geht schlafen. Er kann lesen und schreiben. MICHAEL RUF ist ehrenamtlich im Bereich Anzeigenvertrieb für DROP tätig. SHEILA RUYON-

DO, lawyer, is a founding member of Viva con Agua Uganda and is now doing an internship at VcA in Hamburg. LENA VAN LEUVENSTEIJN

ist eine Hamburger Illustratorin und nun schon das zweite Mal als Illustratorin für das DROP tätig. JANNA VON STEIN, Biologie unter-

richtende Deutschlehrerin und glücklich, dass man beim DROP ihr Fehlerfindetalent und ihren Schönformulierfimmel zu schätzen weiß.

ISABELLE BADER MARINA BRINK LESLIE DAVID MARIE-DELPHINE

DARMSTAEDTER

VERONIKA EHINGER

FELIX EGGING CLAUDIA GERSDORF EVA HAMBACH CORNELIA KLEIN KASIA KOHL

NOBERT LATIM EWALD LIENEN MORITZ PIEHLER NELA QUANDT PETRA RINKLAKE

OLE ROENTGEN MICHAEL RUF SHEILA RUYONDO LENA VAN

LEUVENSTEIJN

JANNA VON STEIN

Page 55: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

55

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

IMPRESSUM DROP DAS VIVA CON AGUA-MAGAZIN #11 „CHEERS!

10 Jahre Viva con Agua“ 2016

HERAUSGEBER Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.

Bereichsleitung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit /

Pressesprecherin (V.i.S.d.P.): Claudia Gersdorf

Vereinsregister: VR 19145

Neuer Kamp 32

20357 Hamburg

Tel: + 49 (0) 40-412 609 15

Mail: [email protected]

Online lesen: issuu.com/vivaconagua

ART DIREKTION

Felix Egging

CHEFREDAKTION

Isabelle Bader, Claudia Gersdorf, Cornelia Klein

AUTOREN

Isabelle Bader, Marina Brink, Marie Darmstädter,

Nobert Latim, Ewald Lienen, Jelena Malkowski,

Moritz Piehler, Nela Quandt, Ole Roentgen,

Sheila Ruyondo, Malte Schremmer, Dagmar Sibbert

REDAKTION

Isabelle Bader, Marina Brink, Veronika Ehinger,

Claudia Gersdorf, Cornelia Klein

LEKTORAT

Isabelle Bader, Marina Brink, Veronika Ehinger,

Petra Rinklake, Dagmar Sibbert, Janna von Stein

ANZEIGEN / VERTRIEB:

Claudia Gersdorf, Petra Rinklake, Michael Ruf

GESTALTUNG

Felix Egging

BILDREDAKTION

Claudia Gersdorf

ILLUSTRATOREN

Leslie David, Kasia Kohl (kasiakohl.com, Instagram:

Kasia_Kohl), Lena Leuvensteijn (vanleuvensteijn.com),

Anne Quadflieg (anne-quadflieg.com)

FOTOGRAFIE

Hinrich Carstensen (hinrichcarstensen.de),

Stefan Groenveld (stefangroenveld.de), Cornelia Klein,

Thomas Koch (thomaskoch.gallery),

Christoph Köstlin (christoph-koestlin.com),

Tobias Packhäuser

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist ein gemeinnütziger

Verein, der sich dafür einsetzt, dass alle Menschen

weltweit einen Zugang zu sauberem TRINKWASSER

haben. Deshalb sammeln wir mit charmanten Aktionen

Spenden und machen auf das Globale Thema

„Wasser“ aufmerksam.

Viva con Agua hat es sich zum Ziel gesetzt

LEBENSFREUDE auszustrahlen und möglichst

viele Menschen damit anzustecken. Wir sind der festen

Überzeugung, dass sich auch ernste Themen dieser Welt

mit Freude angehen und bewältigen lassen. Wir feiern

das Leben und möchten vermitteln, dass ENGAGEMENT

Spaß macht. Deshalb begegnet ihr Viva con Agua auch

fast immer im Zusammenhang mit Musik-, Sport- und

Kunstevents.

Sollte euch unsere Art, die Welt ein bisschen besser

zu machen, ansprechen, freuen wir uns über euren

Support: In Form von Spenden oder als Fördermitglied

des Vereins.

ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE!

Spendenkonto:

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.

IBAN: DE58 2005 0550 1268 1351 81

BIC: HASPDEHHXXX

Online unter vivaconagua.org

Spendenquittungen: Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.

ist in Deutschland von den Finanzbehörden als

gemeinnützig anerkannt. Bei Spenden bis zu 200 Euro

gilt der vom Kreditinstitut bestätigte Einzahlungsbeleg

als Spendenquittung. Auch bei kleineren Beträgen stellen

wir gerne eine gesonderte Spendenbescheinigung aus.

Zur Zusendung benötigen wir Ihre vollständige Anschrift.

Wir versichern Ihnen, dass wir Ihre Daten vertraulich

behandeln und nicht an Dritte weitergeben.

WIR BEDANKEN UNS BEI DEN FIRMEN, DIE MIT IHRER

ANZEIGE DIESES HEFT VOLLSTÄNDIG FINANZIEREN.

WIR BEDANKEN UNS BEI MINX-DRUCK

FÜR DIE UNTERSÜTZUNG.

Page 56: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

56

Folkert Koopmanns organisierte früher als Fan Auftritte

von Bands – heute ist er Unternehmer und veranstaltet

riesige Festivals.

DROP: Du bist Geschäftsführer von FKP Scorpio, Musik

ist demnach dein Business! Wie dürfen wir uns Deinen

Festivalsommer vorstellen? Und was bringt der Winter

mit sich?

Folkert Koopmanns: Neben den Konzertveranstal-

tungen sind wir spezialisiert auf Festivals und meines

Wissens der größte Festival-Veranstalter Europas. Im

Sommer bewegen wir uns deshalb mit einer Karawane

von Leuten von Fes tival zu Festival und treffen dann

vor Ort noch viel mehr Personal - die sogenannte

Stammcrew. Da gibt’s dann die Produktionsleute, die

Promoter-Crew, die sich um die Bands kümmert oder

die Kollegen, die sich um bestimmte Strukturen vor Ort

kümmern sowie die Crew, die alle anleitet. Ich schaue

mir das regelmäßig an und kritzle meinen Schmierzet-

tel voll, und notiere mir, was wir verbessern können -

mir schießen da auch immer wieder neue Ideen in den

Kopf. So läuft bei uns der Sommer!

Ab Herbst laufen dann die Tourneen an, bis zur

Größenordnung eines Justin Biebers. Das ist alles

indoor, also komplett anders.

Bis ins Frühjahr hinein sind wir damit beschäftigt, aber

auch der Festivalbetrieb läuft weiter: Wir werten in spe-

ziellen Abteilungen den vergangenen Festivalsommer

aus und bereiten das kommende Jahr vor.

DROP: Butter bei die Fische: Du bist knallharter

Geschäftsmann! Wie gehst Du mit dem VcA-Spirit um,

der manchmal auch kreatives Chaos mit sich bringt?

Folkert: (lacht) Wir kommen genauso aus dem

kreativen Chaos! Wir starteten unsere Unternehmung

aus Liebe zur Musik und weil wir was auf die Beine

stellen wollten und nicht allein, um irgendwie Geld zu

verdienen Wir haben anfangs nicht darüber nachge-

dacht, ob wir damit Geld verdienen können – was

wir auch in den ersten Jahren nicht getan haben.. Als

dann eines Tages die Bank anrief und uns sagte, dass

sie uns kein Geld mehr geben, wenn wir so weiter-

machten, fingen wir an, uns mal zu organisieren. Das

ist ja bei Viva con Agua nicht anders. Inzwischen ha-

ben wir alleine in Hamburg etwa hundert Mitarbeiter,

insofern brauchen wir in der Tat eine gewisse Struktur

inklusive Gewinnabsicht.

Wie passt Viva con Agua nun da rein? Uns erreichten

immer relativ viele Anfragen gemeinnütziger Zwecke.

Schnell und ganz einfach stellten wir letztlich fest,

dass Viva con Agua am Besten zu uns passt. Ange-

fangen hat natürlich alles mit dem Becherspenden

sammeln, später nahmen wir das Mineralwasser mit auf

und inzwischen ist Kunst auf Festivals und Konzerten

hinzugekommen. Immer dann, wenn wir was machen

können, packen wir an. Es passt einfach zwischen uns

und verträgt sich sehr gut mit dem, was wir als Firma

auch ausstrahlen.

DROP: Viva con Agua wünscht sich: ALL PROFIT!

Kannst Du das für Euch bestätigen?

Folkert: Letztlich ist das für unser Image gar nicht so

schlecht, dass wir mit Viva con Agua zusammenarbei-

ten. (lacht) Nein, aber mal im Ernst: Ich glaube, das

beruht einfach auf Gegenseitigkeit. Es hat sicherlich

auch was mit den Leuten zu tun – ursprünglich war

ich mit Benny Adrion und Micha Fritz in Kontakt.

Daraus hat sich inzwischen eine Freundschaft ent-

wickelt. Und nun ist sogar eine Mitarbeiterin von

uns für Viva con Agua tätig.

Für mich hat das alles auch sehr viel mit Spaß zu tun –

sicherlich gibt es Sachen, die keinen Spaß machen und

trotzdem gemacht werden müssen, dass unser Betrieb

läuft. Der Viva con Agua-Part macht eben viel Spaß!

AUF EIN WASSER MIT...

Page 57: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

57

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

DROP: Festivals sind ja mittlerweile zu einem regel-

rechten Lifestyle geworden. Wie nimmst Du dieses neu

entstandene Kulturgenre wahr? Welche Entwicklungen

stecken dahinter?

Folkert: Schauen wir einmal zehn Jahre zurück:

große Festivals waren reine Matschhaufen, es gab

keine Deko, es gab irgendeine Bühne und Pizza Mario

stand da sowie schlechtes Asia Fast Food. Dann ist es

kein Wunder, wenn ich sage: das will ich nicht mehr.

Seit zwei Jahren ändern wir das auf den großen Festi-

vals. Seit letztem Jahr sind wir konkret dabei, das ganze

Food-Konzept umzuschmeißen. Ich kann das durchaus

nachvollziehen, dass man vor allem lecker und zumin-

dest einigermaßen gesund essen will und nicht nur,

weil man Hunger hat. Wenn man dann noch intensiv

im Berufsleben eingebunden ist und eine Familie hat, ist

ein Standard-Festival natürlich keine Option. Auf dem

A SUMMER’S TALE zum Beispiel sieht das schon ganz

anders aus: Wir achten hier extrem darauf, dass es nicht

zu viele Lärmquellen gibt. Es wird an keiner Bar Mu-

sik gespielt, ebenso wenig wie in den Pausen und die

Disko wurde nochmals verlegt - so stellen wir sicher,

dass um Mitternacht die Kinder schlafen können. Das ist

für mich alles absolut nachvollziehbar - dafür ist dieses

Festival da.

DROP: Wie hat VcA aus Deiner Sicht begonnen –

und wo stehen wir jetzt?

Folker: Ich glaube, Viva con Agua ist inzwischen ein

professionelles Chaos geworden. Alles, was VcA

anfasst, läuft gut und wird gut durchgeführt.

Nichtdestotrotz bleibt die Spontaneität und ein

bisschen kreatives Chaos erhalten. Das ist auch

ganz schön!

DROP: Sind wir mal ehrlich: Vereinsmeierei ist doch

total out,oder? Siehst Du VcA eines Tages als sozial

nachhaltigen Konzern?

Folkert: Das muss sich entwickeln, genau wie ein Fes-

tival. Viva con Agua ist zum Beispiel auch beim neues-

ten Social Business Goldeimer involviert. Es ist einfach

schön zu sehen, dass die Wasser GmbH so super läuft

und jetzt Goldeimer dazu kommt.

Das waren und sind auch für Viva con Agua neue Be-

reiche. Man muss testen, was geht und was nicht geht

und wie die Finanzierung aussieht da muss es vernünf-

tige Grundlagen geben.

Auf die Dauer sehe ich Viva con Agua schon in Rich-

tung Social Business. Ich glaube aber auch, dass es den

Verein immer geben muss.

Um dem Verein diverse Möglichkeiten zu geben, muss

es das Social Business geben. Und auch da gibt es viele

neue Entwicklungen – geradezu unendlich viele – die

einer Aufbauphase bedürfen, auf stabilem Fundament.

DROP: In drei Worten: Was ist Viva con Agua für dich?

Was verkörpert es?

Folkert: Leben, Chaos, Fußball!

DROP: Vielen Dank für das Gespräch, Folkert!

Cornelia Klein & Claudia Gersdorf trafen sich

auf ein Wasser mit Folkert Koopmanns.©

To

bia

s P

ackh

äuse

r fü

r V

iva

co

n A

gu

a

Page 58: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

58

Alles begann vor 10 Jahren auf Kuba und Sankt Pauli –

inzwischen geht die Idee von Viva con Agua um

die Welt! Die Vision, dass alle Menschen Zugang

zu sauberem Trinkwasser haben, und zwar noch zu

unseren Lebzeiten. Seit 2015 engagiert sich auch eine

Viva con Agua-Ehrenamtscrew im Projektland Uganda

und sammelt Spenden für eigene Projekte. Ugander für

Ugander – ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE!

Angefangen hat alles im Herzen Hamburgs mit

der Gründung und offiziellen Eintragung des Vereins

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. am 28. September.

Einige junge Idealisten und Kreativbomben rund

um den ehemaligen FC St. Pauli Fußballspieler

Benjamin Adrion tauchten im Jahr 2006 ein ins

Abenteuer Viva con Agua!

Seither ist der Viva con Agua-Kosmos stetig gewachsen

und weiß inzwischen ein „offenes Netzwerk“ mit mehr

als 12.000 ehrenamtlichen Supportern an seiner Seite.

Die sind schon lange nicht mehr nur in 57 Städten in

ganz Deutschland beheimatet, sondern engagieren

sich auch in den Nachbarländern Schweiz, Österreich

und den Niederlanden für eigenständige Vereine.

„Wir versuchen unseren ehrenamtlichen Supportern

passendes Handwerkszeugs mitzugeben, welches sie

in die Lage versetzt, ihr Engagement für unsere gemein-

same Vision ALLE FÜR WASSER - WASSER FÜR ALLE

bestmöglich auszuführen. Mitsprache und Partizipation

können dabei nur gelingen, wenn zur richtigen Zeit die

richtigen Informationen zur Verfügung gestellt werden.

Beides ist für ein gesundes und organisches Wachstum

des Viva con Agua-Netzwerkes essentiell.“, erklärt

Tobias Rau, Bereichsleiter Netzwerk, VCA-Mitbegründer

und Vorstand der Viva con Agua-Stiftung.

Mit der Gründung von Viva con Agua Kampala in

Uganda ist seit Anfang 2015 auch eine ehrenamtliche

Supportercrew in einem Projektland vertreten.

So konnte die Vision einer weltweiten menschen-

würdigen Wasser- und Sanitärversorgung aus der

Keimzelle und dem Herzen der Organisation in

Sankt Pauli in die ganze Welt getragen werden.

„Es gibt kaum eine größere Freude im Leben als das zu

tun, was du liebst. Es gibt kaum eine größere Freude

als gesellschaftlichen Wandel zu bewirken, während

du genau das tust, was dich erfüllt.“ Nobert Latim,

Mitbegründer Viva con Agua Kampala in Uganda.

Viva con Agua startete 2016 ins zehnte Jahr.

Von Altersmüdigkeit fehlt jede Spur! Und wie könnte

man ewige Jugend und die ungebrochene Freude

am Einsatz für die gemeinsame Vision besser feiern

als ein ganzes Jahr lang zu tanzen? Genau, immer

weiter tanzen!

Anna Kuhn, Leiterin Festivals bei Viva con Agua,

bringt es auf den Punkt: „Nehmen wir zum Beispiel

die Festivalkultur. Ein Festival ist pure Emotion – es

euphorisiert und verbindet Menschen. Genau das ist

es auch, was Viva con Agua macht: Mit Musik und

Enthusiasmus begeistern wir für unsere Vision.“

Das Engagement des Hamburger Vereins wird

belohnt. Seit Vereinsgründung sind rund 5 Millionen

Euro zusammengekommen. Gemeinsam mit der

Welthungerhilfe und lokalen Partnerorganisationen

konnte Viva con Agua so mehr als 2 Millionen

Menschen in Wasserprojekten weltweit erreichen.

Kein Grund die Füße still zu halten: Bei aktuell

663 Millionen Menschen, die ü ber keinen Zugang

zu sauberem Trinkwasser verfügen und bei rund

2,4 Milliarden Menschen, denen eine sanitäre Basis-

versorgung verwehrt ist, besteht nach wie vor

Handlungsbedarf. Wir tanzen weiter!

Neben dem gemeinnützigen Hamburger Verein

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. und seinem interna-

tional agierenden Netzwerk zählen die Social Business

Firmen Viva con Agua Mineralwasser, Goldeimer und

die Millerntor Gallery zu den Herzstücken des Netz-

werks. Drei Geschäftsideen, die ganz im Sinne von

Viva con Agua Gutes tun und dazu beitragen, dass

die Vision „ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE“

keine Utopie ist.

Text: Cornelia Klein, Claudia Gersdorf

VON SANKT PAULI NACH KAMPALA IN UGANDA

EINE IDEE GEHT UM DIE WELT:

Page 59: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

59

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

DAS OFFIZIELLE WASSER

WWW.GASTRO-VISION.COM

DER GASTRO VISION

Page 60: DROP - Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03 editorial 06 geburtstagswÜnsche 08 blick aus dem seitenkanal 10 wahnsinnig verliebt

CH

EE

RS

! A

UF

10

JA

HR

E V

IVA

CO

N A

GU

A

60

Spenden, Informieren, Mitmachen!www.vivaconagua.org