drop - wasserinitiative viva con agua de sankt pauli€¦ · cheers! af 10 ahre ia con agua 2 03...
TRANSCRIPT
1
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
DROPDAS VIVA CON AGUA - MAGAZIN #11
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
2
03 EDITORIAL
06 GEBURTSTAGSWÜNSCHE
08 BLICK AUS DEM SEITENKANAL
10 WAHNSINNIG VERLIEBT
12 HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!
22 ZIRKUS DER UNEITELKEITEN
24 MIT BENNY ADRION AUF DER COUCH
26 EWALD LIENEN: AUS DER TIEFE DES RAUMES
28 AUF EIN WASSER MIT NIEDERLANDE, ÖSTERREICH, SCHWEIZ
30 VIVA CON AGUA GOES UGANDA
32 THE IMPORTANCE OF WASH
34 GOLDEIMER: ÜBER DAS GEFÜHL VON FREIHEIT
36 CLUSEO & FRIENDS IN ETHOPIA: DER MAGISCHE MOMENT
46 EIN FRISCH GEZAPFTES BITTE!
48 PRÄCHTIGE MENSCHEN
50 CREW LIFTING – PER ANHALTER DURCH DEN VCA-KOSMOS
52 EIN HOCH AUF DAS VCA-NETZWERK
54 DAS EHRENAMTLICHE DROP-TEAM
55 IMPRESSUM
56 AUF EIN WASSER MIT FOLKERT KOOPMANNS
58 VON SANKT PAULI NACH KAMPALA IN UGANDA
INHALT
3
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
3
CHEERS!
Voilà! Ein neues DROP! Die elfte Ausgabe des Viva con Agua Magazins ist nicht nur dieses Mal deutlich
mehr als ein Tropfen. Wobei es ja auch nur einen Tropfen braucht, um etwas auszulösen, in Gang zu bringen –
oder besser: in Fluss zu bringen.
Wasser ist Leben, Wasser ist Liebe, Wasser ist Kunst, Wasser ist Sport, Wasser ist Musik.
Wasser ist der Ursprung allen Lebens. Wusstest du, dass wir als Fötus Kiemen haben? Oder dass der Salzgehalt
im Blut eines Menschen dem des Urmeers entspricht? Faszinierend, oder?
Wasser ist auch der Grund, warum es Viva von Agua gibt. Und das seit jetzt unglaublichen 10 Jahren. Cheers!
Genau deswegen haben wir diese DROP Ausgabe auch so genannt.
Darauf erstmal einen guten Schluck (Leitungs)Wasser.
Zehn Jahre, das ist schon eine beachtliche Weile her. Denkt man zurück, sprechen manche vom Sommermär-
chen, was damals Deutschland verzauberte. Wir können ganz andere spannende Geschichten erzählen und
tun es auch auf den folgenden Seiten. Wir wollen damit euch Leser verzücken und verzaubern. Denn schon
Hermann Hesse schrieb „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ – so auch dem Anfang von Viva con Agua.
Wir tauchen ein in die Anfänge, sprechen mit Gratulanten, Gründern und Groupies, fragen nach und
erstatten Bericht auf breitgefächerte Art und Weise. Denn für uns ist es das, was Viva con Agua mit
auszeichnet: dass verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertreffen, sie aber das gemeinsame Interesse
ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE verbindet. Und dies über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Denn
schon immer setzte Viva con Agua auf universelle, internationale Sprachen wie Fußball, Musik oder Kunst.
Mit diesem DROP bist du direkt dabei, wie in der Anfangszeit mit Kabelbindern, Gaffa-Tape und viel Improvisa-
tion die ersten Aktionen durchgeführt wurden. Du stapfst mit Becherjägern auf Festivals durch den Schlamm,
hältst den Daumen raus beim Trampen auf der Nord-Süd-Achse und du kannst rausfinden, was für eine Art von
Supporter du bist.
Begib dich auf die Reise durch den Viva con Agua Kosmos, der längst nicht mehr nur auf Sankt Pauli
beschränkt ist. Schweiz, Österreich, die Niederlande und Uganda sind inzwischen fixe Dependancen als
eigenständige Vereine.
Überlege dir, was für magische Momente es in deinem Leben schon gab und was sie ausgezeichnet hat,
denn Clueso, Max Herre, Tim Neuhaus, Norman Sinn, Samuel Yirga und andere Musiker haben im Frühjahr
in Äthiopien solche Momente geschaffen – und wir zeigen sie hier im DROP.
Das und noch viel mehr haben wir in dieses Magazin reingepackt. Die Vielfältigkeit, die Viva con Agua
auszeichnet und sich doch in einem so kleinen Teilchen bündelt: einem Tropfen.
Also: Cheers! Wir freuen uns, mit dir feiern zu können.
Eure Isabelle Bader & das DROP Team
Was wir uns zum Geburtsag wünschen, fragst du? Na, das hier: vivaconagua.org/spenden
Was wir uns zum Geburtsag wünschen, fragst du? Na, das hier: vivaconagua.org/spenden
IBAN: DE58200505501268135181 BIC: HASPDEHHXXX
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
6
Die Wünsche und Fotos sammelte Cornelia Klein ein.
WAS WÜNSCHST DU VIVA CON AGUA ZUM GEBURTSTAG?
Sina, Teil der Goldeimer-Familie Happy Birthday Viva con Agua! Auf dass euer Wasser auch in 10 Jahren noch so
gut schmeckt und Gutes bewirkt!
Max, Festivalbekanntschaft Viva con Agua – ich wünsche euch alles Gute! Euch kann niemand so schnell das
Wasser reichen.
7
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
Salinda, Crew LüneburgIch wünsche Viva con Agua zum zehn-ten Geburtstag, dass sie weiter so fleißig Becher sammeln. Dass sie wachsen und gedeihen und nie den Spaß an der Sache
verlieren.
Ela, Crew HamburgViva con Agua, ich danke euch
für all die netten Menschen, die ihr in mein Leben gebracht habt.
Ich erhebe mein Wasser auf die nächsten 10 Jahre!
Franka, Crew LüneburgIch wünsche Viva con Agua, dass es den Verein in 10 Jahren gar nicht mehr gibt,
weil das Ziel, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, dann erreicht wurde. Aber der Spirit und das
Netzwerk, die sich gebildet haben, sollen für immer bestehen bleiben.
Thomas, Crew BremenIch wünsche Viva con Agua alles Gute
zum Schlüpftag und dass sich das Motto „ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE“ irgendwann überholt hat, weil alle Wasser
haben und sich keiner mehr dafür einsetzen muss.“
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
8
Viva con Agua, das war fast noch ein Gedanke,
eigentlich nicht viel mehr als eine fixe Idee, als
ich im St. Pauli Umfeld davon hörte. Ich begegne-
te Benny dann das erste Mal für ein Interview für
ein Fußballmagazin, das es längst nicht mehr gibt
und durfte ihm erst eine halbe Stunde lang Wasser
für ein Fotoshooting ins Gesicht schütten - und
danach die erste VcA-Reise von Hamburg nach
Uganda begleiten. „Was für‘n charismatischer Ben-
gel, dachte ich mir, der kann Menschen für eine
Sache gewinnen.“ Wenig später war ich mittendrin
im damals noch kleinen VcA-Kosmos.
Was mich besonders anzog, war das ganze Modell,
das ich so bisher nirgendwo kennengelernt hatte.
Es ging um die Idee einer anderen Organisation,
die hilft, ohne von oben herabzuschauen, die
Freude spenden will und nicht nur mit weinenden
Kindergesichtern an das schlechte Gewissen der
privilegierten Menschen appelliert. Um Künstler,
die mehr als Testimonials sein wollten, die ver-
standen, worum es uns ging und sich dann voll
hinter uns stellten, wie die Irie Révoltés, Suppor-
ter der ersten Stunden, wie Bo Flower, der dann
gemeinsam mit uns den Wassermarsch mitlief oder
Clueso, der sofort bereit war, sein Zimmer mit uns
Wasserläufern zu teilen. Es war eine Fiktion von
einer undogmatischen Organisation mit flachen bis
gar keinen Hierarchien und Platz für jede Idee und
jedes Engagement. Die auch erstmal „unpolitisch“
und offen für jeden sein wollte und schnell merk-
te, als die Aufmerksamkeit und damit die ersten
Kooperationsanfragen von großen Marken kamen,
dass das nicht funktioniert, dass man diese Arbeit
nicht machen kann, ohne sich auch politisch zu
positionieren (auch wenn manchmal weniger deut-
lich, als ich persönlich es mir gewünscht hätte...).
Wie jede idealistische Fiktion wurde auch die von
VcA relativ schnell von der Wirklichkeit eingeholt.
Eltern, alte NGO-Hasen und Wegbegleiter hatten
das kommen sehen und gemahnt und trotzdem
war es ein deutlich zu spürender Bruch. Ich selbst
habe immer eher zu den Kritikern gehört, weil ich
fand – und dies auch nach wie vor noch finde -,
dass kritisches Hinterfragen des eigenen Handelns
und der eigenen Ideale die einzige Möglichkeit
ist, gemeinsam etwas zu bewegen, ohne den Weg
aus den Augen zu verlieren. Als sich das Team
aus Gründern, Wegbereitern und Supportern (die
damals noch gar nicht so hießen) aufteilte in ein
Vollzeit-Brunnenbüroteam und Ehrenamtliche, war
das erstmal nicht einfach und trotzdem ein unum-
gänglicher Schritt, um VcA langfristig am Leben zu
erhalten. Das VcA-Wasser war dann ein weiterer,
schwer zu schluckender Brocken für manche der
Wassercrew, auch für mich. Denn der Gedanke,
ein Produkt, zu dem doch eigentlich weltweit
Menschen freien Zugang haben sollten, in hippen
Bars und Cafés zu verkaufen, schien mir irgendwie
Mit einem harten Kern von vielleicht 15 oder 16
Leuten haben wir damals im alten St. Pauli Club-
haus, lauschig zwischen Bambusdeko und Plastik-
dach, über Schulkonzerte, Spendendosen und
die Idee für die ersten Wassertage diskutiert.
Das war schon ziemlich aufregend, plötzlich
mit den St. Pauli Spielern gemeinsame Sache zu
machen, ab und zu sogar zusammen auf dem
Fußballfeld zu stehen, oder sich auf einmal mit Wir
sind Helden auf der Bühne wiederzufinden. Aber
Allem voran, die Möglichkeiten zu entdecken, die
sich aus diesem großartigen, vielseitigen Fan- und
Vereinsumfeld auftaten.
BLICK AUS DEM SEITENKANALEINMAL GROUPIE IMMER GROUPIE! JETZT SPRICHT MORITZ PIEHLER
9
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
verquer. Vielleicht war es aber der einzige Weg,
VcA weiterwachsen zu lassen und vor allem lang-
fristig auf stabile Beine zu stellen. Eine der span-
nendsten Sachen an Viva con Agua war schließlich
von Beginn an, zu gucken, wie weit es uns tragen
kann, wohin sich das Projekt entwickeln kann.
Die Herausforderung dabei war und bleibt es, das
Gleichgewicht zwischen Selbstzweck und großer
Idee auszubalancieren.
Zehn Jahre später ist es schwer zu fassen, wie
sehr sich sich Viva con Agua verändert hat, aber
auch, wie weit es sich entwickelt hat und wie viel
die Menschen, die das Projekt schon lange oder
immer mal wieder oder auch erst ganz frisch
begleiten, gemeinsam erreicht haben. Ein paar
Menschen aus dem alten Clubheim sind geblieben,
für mich als Freund*innen, für VcA als umkreisen-
der Kosmos. Natürlich ist es jetzt eine ganz andere
Phase, als ich sie damals in den Kinderschuhen
miterlebt habe. Damals wurde vor allem sehr sehr
viel diskutiert und die meisten Ideen, so unsinnig
sie auch sein mochten (wie zum Beispiel zu Fuß
von Hamburg nach Basel zu laufen), mit „erstmal
machen und dann mal gucken“ aufgenommen.
Vieles ist professioneller geworden, hat Strukturen
bekommen und ist dadurch so groß gewachsen,
wie es heute ist. Wenn ich jetzt bei einer Veranstal-
tung bin oder durch die Millerntor Gallery spaziere,
kenne ich viele Supporter-Gesichter nicht mehr,
ich sehe aber in ihnen immer noch die gleiche
Begeisterung brennen, die uns bis nach Basel
getragen hat und die in so vielen Projektgebieten
für ein bisschen bessere Bedingungen gesorgt hat.
Und hin und wieder taucht einer von den alten
Hasen auf und wir denken zusammen an den
Ursprung der Quelle und wundern und freuen
uns, wie breit der Strom inzwischen geworden
ist, auch wenn wir selbst eher gemütlich auf dem
Seitenkanal nebenher segeln.
Moritz Piehler ist Journalist und Fotograf aus
Hamburg, seit 2006 bei VcA am Start und mit sieben
Verrückten den Wassermarsch 2008 gelaufen.
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
10
Das allererste Mal, ich erinnere es genau, es war der 15.
März 2006. Ich recherchierte bei NDR 2 die Eventtipps
für Norddeutschland und traf ganz zufällig auf die Seite
vom Weltruf, ein kleiner, feiner Laden in Kiel. „Party für
den guten Zweck“ hieß es und dann noch „Made auf
Pauli“. Das fand ich großartig und kündigte das sofort
bei NDR 2 an:
NDR 2 On-Tour - Mittwoch, den 15.03.06
Der FC St. Pauli hat einfach ein großes Herz. Nach
ihrem Trainingslager auf Cuba letztes Jahr beschloss
Spieler Benny Adrion, etwas gegen die Armut dort zu
tun. Mit der Deutschen Welthungerhilfe rief er das
Hilfsprojekt Viva con Agua de St. Pauli e.V. ins Leben.
Für den guten Zweck gibt’s Latino Power und Fußball-
leidenschaft. Dabei sind die Band Sexto Sol und etliche
St. Pauli Spieler. Der komplette Erlös fließt in das
Wasser-Projekt nach Cuba. Dance for Water all Night
long, ab 20 Uhr im Weltruf in Kiel.
Was dann folgte war große Liebe!
Ich rief sofort bei VcA an, hatte Chris Wiebe am Apparat.
Wir verstanden uns bereits am Telefon auf Anhieb und
Chris lud mich direkt zum ersten VcA-Unterstützer-Tref-
fen ein. Ein paar Tage später saß ich mit zwei Handvoll
netten Menschen am Tisch des Clubraums im alten St.
Pauli Vereinshaus. Wir tranken Astra und diskutierten
heiß und voller Leidenschaft. Wie VcA bekannt machen?
Wie Menschen begeistern, vor allem junge Menschen?
Weitere Aktionen? Wer übernimmt welche Aufgaben,
kümmert sich um welche Sachen? Wo wollen wir hin?
Und wie? Benny stand vorne und hatte ein Vision. Eine
tolle Vision. Er erzählte von Cuba, den Zuständen in
den Kitas. Er sprach von jungen Menschen, denen es an
Perspektiven und Visionen fehlte und er wollte das alles
miteinander vereinen und ich würde sagen – er hat es
geschafft. Dieser junge Fußballer mit seiner Vorstellung
von einer besseren Welt. Magisch. Wie viele Fußballspie-
ler haben schon oft arme Länder besucht, Trainings-
lager absolviert oder es sich in Luxushotels gutgehen
lassen. Und wie viele von denen hatten Augen und Herz
wirklich offen und sahen die Missstände und das Leid?
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist
für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry).
Genau das traf auf Benny zu. Und mit Benny folgten
viele. Die Stimmung, ganz besonders bei diesem ersten
Treffen, war unglaublich, es war eine großartige Atmos-
phäre voller Ideen und Tatendrang. Es war ansteckend
und ich war gefangen. Ich wollte ein Teil sein, wollte
mitgestalten, die Welt auch ein bisschen besser ma-
chen, junge Menschen begeistern, nicht nur für Partys
und den guten Zweck, sondern für soziale und nach-
haltige Themen. Für Wasser! Und die Tatsache, dass es
nicht selbstverständlich ist, den Hahn aufzudrehen und
den Durst zu stillen. Was mit Partys und Wasserspen-
dern auf Cuba begann, ist mittlerweile zu einer einzigar-
tigen internationalen Bewegung mit viel Seele gewor-
den. Festivals, Afrika, Pfandbecher, Kicken für Wasser,
sanitäre Anlagen, VcA Wasser Flaschen, Hygieneversor-
gung, Nepal, Sportveranstaltungen, Klopapier…
Man ist stolz, ein Teil davon zu sein. Ich bin stolz von
Anfang an Groupie und Unterstützer gewesen zu
sein. Das hat mir nicht nur sehr viel Spaß gemacht, es
hat mich geprägt. So sehr sogar, dass ich vor einigen
Jahren mein eigenes „Social Business“ hier in Hamburg
gründete.
„Habe Spaß und helfe dabei!“ – diese klare Message hat
es geschafft zig Tausende von überwiegend jungen
Menschen, nicht nur in Deutschland, nein, auf der gan-
zen Welt zu einer Bewegung zu vereinen. Eine Bewe-
gung mit einem ganz klaren und überlebenswichtigen
Ziel: Wasser! Wasser! Wasser! Für ALLE!
Jungs und Mädels, ihr seid großartig und habt Unglaub-
liches geleistet. Macht bitte genau so weiter. Ich liebe
Euch!
Nela Quandt ist waschechte Hamburgerin mit
Balkan-Wurzeln und liebt diese schönste Stadt der Welt.
Sie ist VcA-Unterstützerin der ersten Stunde.
WAHNSINNIG VERLIEBTEINMAL GROUPIE IMMER GROUPIE! JETZT SPRICHT NELA QUANDT
11
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
C
M
Y
CM
MY
CY
CMY
K
BJ_OSW_Millerntor_AD.pdf 2 26.08.16 09:51
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
12
Idee, Interviews & Recherche: Isabelle Bader
Illustrationen: Kasia Kohl
Schaut man sich anlässlich des 10jährigen Jubilä-
ums mal im Viva con Agua Kosmos um, so inter-
essiert natürlich, wie das alles so angefangen hat.
Um das Ganze bildlich vor Augen zu haben, habe
ich Michael Fritz zur Millerntor Gallery, Tobias Rau
zur Entstehung des Netzwerks, Chris Wiebe
zur Entfaltung des DROP Magazins, Sebastian
Bensmann zu seinen VcA Anfängen und Christoph
Laudon zu seiner Zeit als einer der ersten Prakti-
kanten von VcA befragt. Natürlich sind diese Her-
ren nur ein kleiner Ausschnitt in die Perspektiven
der Gründer. Die Antworten von Malte Schremmer,
der jetzt fleissig mit Goldeimer unterwegs ist oder
Marcel Siewert oder vielen vielen anderen bleiben
– erstmal noch – unbeantwortet.
DER ANFANG DER GALERIEMichael Fritz, Mitbegründer von VcA und
Mit-Initiator der Millerntor Gallery über die
Entstehung der MTG:
Isabelle Bader: Schnapsidee: Wer und wie war‘s?
Wie kam es dazu?
Micha: Der Fotograf Henning Heide hat mir
seine Portraits vom ALTEN STAMM gezeigt.
Daraufhin meinte ich, dass Sie doch im Stadion
hängen müssten. Dann dachte ich, komm
lass noch Rebelzer fragen, Los Piratoz und
Mittenimwald und Low Bros….und PÖFF war
die Idee der MILLERNTOR GALLERY genannt.
Isabelle: Wer überzeugt den Fußballverein
von der Idee?
Micha: Das war und ist ein laufender Prozess.
Die MILLERNTOR GALLERY polarisiert im
FC Sankt Pauli Kosmos, denn sie verändert das Bild
des Stadions und das ist die Heimat von Tausenden
von Menschen. Daher versuchen wir, so wert-
schätzend wie möglich mit dem Millerntor Stadion
umzugehen, denn es ist auch für uns Heimat.
Wir wollen die Vielseitigkeit des Stadtteils und
Fußballvereins Sankt Pauli zeigen und zelebrieren.
Isabelle: Wie kam es zum Namen?
Micha: Millerntor heißt das Stadion. Ich dachte
damals, wir machen eine Gallery - erst jetzt weiß
ich, was so eine Gallery eigentlich macht. Die
MILLERNTOR GALLERY befindet sich im konstanten
Wandel. Sie ist nie gleich und entwickelt sich von
Jahr zu Jahr weiter.
Isabelle: Wie war die erste Resonanz von Presse
und Öffentlichkeit?
Micha: Sehr positiv. Sonst hätte es auch keine
zweite MILLERNTOR GALLERY gegeben.
Denn wir haben mit sechs Wochen Vorbereitung
mit circa acht Leuten ganze 1000€ gemacht. Es
hat sich gelohnt – LANGFRISTIG. Viva con Agua
lohnt sich nicht kurzfristig. Es geht um eine nach-
haltige Transformation und nicht um einen kurz-
fristigen Benefiz.
Isabelle: Bezug Gallery - Projektländer: wie ist der
Dialog, seit wann sind Künstler aus Projektländern
dabei?
Micha: Der erste Künstler aus einem Projektland.
Gute Frage. Erstmal sollte man Projektland definie-
ren. – Ist Deutschland kein Projektland von VcA?
Ich bin der festen Überzeugung, dass der interkul-
turelle Austausch, den wir auf unseren „Projekt-
reisen“ realisieren, maßgeblich zu der Art und
Weise führt wie sich die MILLERNTOR GALLERY
gerade entfaltet.
Isabelle: Wie sieht die 10-jährige Galerie aus?
Micha: Ich würde mich freuen, wenn die
MG weiterhin den Weg des kollektiven Engage-
ments gehen würde und wenn alle Länder, in
denen VcA aktiv ist, präsentiert werden würde.
Wenn der FC Sankt Pauli in seiner Mannigfaltigkeit
und Verantwortung würdig repräsentiert wäre
und wenn die Gallery vielen Menschen sowohl
Inspiration und Freude, also auch Wasser und Klos,
schenken würde.
HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST
13
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
7
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
14
Tobias Rau, Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
Bereichsleitung Netzwerk
Isabelle Bader: Stell dich kurz vor. Wer bist du, was
ist dein Hintergrund - vor VcA?
Tobias Rau: Moin, meine Name ist Tobi und ich bin
als ältestes von 7 Kindern in Süddeutschland auf
die Welt gekommen. Bevor Viva con Agua losging,
war ich viel reisen, habe hier und da gearbeitet,
eine Ausbildung als Elektriker gemacht, als
Outdoor Trainer gearbeitet und war als Zivi
14 Monate in Nicaragua.
Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu
dir - wie bist du drauf aufmerksam geworden?
Und wann?
Tobi: Benny ist ein alter Freund von mir und
wir kennen uns lange vor Viva con Agua. Als er
damals aus dem Trainingslager Kuba nach Hause
kam, rief er mich an und erzählte von einer Idee,
von Wasser und einer eventuellen Gründung eines
e.V.s. Ich hatte gerade mein Abi nachgeholt und
liebäugelte sowieso mit Hamburg. So zog ich 2006
direkt nach Hamburg. Kurz danach wurde VcA
offiziell gegründet.
Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?
Was war dein erstes Engagement?
Tobi: Während meiner Zeit in Nicaragua habe ich
einige NGOs kennen gelernt. Die fand ich irgend-
wie auch alle ok. Richtig „gekickt“ hatte mich aber
keine und bereits damals reifte der Gedanke man
müsse eigentlich eine eigene NGO gründen und
alles anders machen.
Mein erstes Engagement war glaube ich der Bau
einer Torwand vor einem Club in Ludwigsburg.
Gegen 1€ Spende durfte geschossen werden.
Für jeden Treffer gab es einen Schnaps.
Isabelle: Aller Anfang ist schwer. Wie kam es zu der
Idee, eine Zelle zu gründen?
Tobi: Das ist eher als logische Konsequenz
passiert. Damals war VcA zwar ein Fulltime-Job,
allerdings ohne Bezahlung. Ich hatte Lust zu stu-
dieren und erhoffte mir auch über das Bafög eine
Art „finanzielle Absicherung“. Da ich in Hamburg
keinen Studienplatz bekam, ging ich nach Kiel.
Dort machte ich einfach das weiter, was ich in
Hamburg gemacht hatte. VcA Events organisieren,
Leute zum Mitmachen motivieren etc. So entstand
in kürzester Zeit die Zelle Kiel.
Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Wie sahen so die ersten Aktionen aus?
Tobi: Die erste große Aktion waren die Wassertage
2007. Das war unser erstes großes HALLO in ganz
Hamburg. Über 35 Aktionen in 14 Tagen in unter-
schiedlichsten Locations. Für mich war das tat-
sächlich der große Startschuss für alles was danach
kommen sollte...
Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,
oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten
Aktionen durchgeführt?
Tobi: Mit einfachsten Mitteln. Gaffa und Klebeband,
selbstgemalte Plakate und selbst gebauten Gegen-
ständen und natürlich mit ganz viel Unterstützung
und viel guter Laune.
Isabelle: Crew Love is true Love? Was bedeutet
VcA für dich über all die Jahre?
Tobi: Im Laufe der Jahre habe ich so viele Men-
schen über VcA kennen und lieben gelernt, die ich
definitiv nicht in meinem Leben missen möchte.
Gegenseitige Inspiration, zusammen Großes auf
die Beine stellen und dabei wundervolle Jahre zu
verbringen. Das ist schon ein Geschenk.
HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST
15
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
16
Christian Wiebe, Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
Bereichsleitung Wasserprojekte
Isabelle: Stell dich kurz vor. Wer bist du, was ist dein
Hintergrund - vor VcA?
Chris: Moin! Ich bin Christian. Gründungsmitglied
von Viva con Agua. Zuerst Pressesprecher, heute
Leiter Wasserprojekte. In meinem vorherigen Leben
hatte ich immer irgendetwas mit Medien zu tun. Und
noch etwas zum Hintergrund: ich bin waschechter
Afrikaner (born in Johannesburg).
Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu
dir - wie bist du drauf aufmerksam geworden?
Und wann?
Chris: Seit meinem 15. Lebensjahr bin ich ver-
heiratet mit dem magischen FC. Dadurch hatte
ich frühen Erstkontakt zu Benny und der Idee zu Viva
con Agua. Ich verfolgte die ersten Schritte
online, erlebte die ersten Aktionen (z.B. mit
St. Pauli Sound Supporters im Stadion) und lernte
Benny (und Mathias Rüsch, den späteren Vorstands-
vorsitzenden von VcA) am 19.11.2005 (Welttoilet-
tentag!) – bei der ersten Info-Veranstaltung von VcA
überhaupt – kennen.
Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?
Was war dein erstes Engagement?
Chris: FC St. Pauli, Kuba, sinnvolle Wasserprojekte,
Musik, Kunst, Sport, junge und entspannte
Menschen mit einer bewussten Haltung im Leben:
Diese Mischung hat von Anfang an für mich den Reiz
von Viva con Agua ausgemacht - and the thrill has
not gone! Mein erstes Engagement war, im
alten FC St. Pauli-Clubheim Spendendosen mit VcA-
und Welthungerhilfe-Aufklebern zu verzieren. Mein
erstes eigenes Projekt bestand darin, den
Viva con Agua-Newsletter zu entwickeln.
Diesen schickten wir am 02. April 2006 erstmals in
die Welt hinaus. True story: der Verteiler bestand aus
gut 100 Leuten, von denen ich die meisten persön-
lich kannte...
Isabelle: Aller Anfang ist schwer. Wie kam es zu der
Idee vom DROP?
Chris: Die Gründung des DROP bedeutete einen
Ausruf! Einige journalistisch interessierte Menschen
aus dem VcA-Kosmos hegten den Wunsch,
Viva con Agua-Themen nicht nur in schnell vergäng-
lichen digitalen Medien zu kommunizieren. Die Idee
war, mit einem eigenen Magazin ein Qualitätsblatt
zu produzieren. Im Frühjahr/Frühsommer 2010 war
es soweit: die ersten „Arbeitskreise“ entstanden. Wie
so häufig bei VcA mit einer Schnapsidee verbunden:
eine quartalsweise Erscheinung des Magazins. In den
ersten 1,5 Jahren der Existenz von DROP! Bedeutete
das: „Nach dem Drucktermin ist vor der nächsten
Redaktionssitzung.“ Ein kleines Denkmal baue ich
Moritz Piehler, VcA-Supporter der zweiten Stunde
und Namensgeber des DROP!
Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Wie sah so die erste Redaktion und Heftplanung aus?
Chris: Abenteuerlich. Meistens wurden die Redakti-
onssitzungen in überfüllten Räumen abgehalten oder
aus Platzgründen open air. Wir erhielten wertvolle
Kommentare zur Heftgestaltung von Passanten.
Schlussredaktionen fanden anfänglich im kleinen
Kreis statt. Dies änderte sich im Laufe der Zeit.
Großer Respekt an unsere langjährige Art Direktorin
Franziska Hansel, die nicht nur jedes Mal ihre Räum-
lichkeiten zur Verfügung stellte, sondern den ganzen
Wahnsinn mitmachte.
Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium, oder?
Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten Hefte
produziert?
Chris: Ich glaube nicht, dass der DROP! als Proviso-
rium gedacht war - eher für die Ewigkeit! Wir hatten
absolut kein Budget und waren daher auf Anzeigen
angewiesen, um die Druckkosten zu kompensieren.
Dass die Anzeigenkunden aus dem näheren Umfeld
von VcA stammten und immer noch stammen, hat
zur Konsolidierung des Magazins beigetragen.
Um darüber hinaus Kosten, speziell für Porto, zu
sparen, erwies uns ein Logistik-Genie unschätzbare
Dienste: Ole Röntgen, Meister der Maßeinheiten,
wir ehren dich!
Isabelle: Crew Love is true Love? Was bedeutet VcA
für dich über all die Jahre?
Chris: Viva con Agua hat meinem Leben einen neuen
Sinn gegeben. Und ich habe in all den Jahren so vie-
le besondere Menschen kennen- und lieben gelernt.
So etwas gibt es kein zweites Mal. Verbindung, Liebe,
Sinn. Das ist die Bedeutung von Viva con Agua.
HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST
17
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
7
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
Sebastian Bensmann, hydrophil
Hallo, Hallo. Meine Name ist Sebastian und ich
komme aus der Nähe von Osnabrück. Ich war von
Oktober 2007 bis Juli 2014 fest im Hamburger
Brunnenbüro. Davor habe ich studiert.
Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu dir -
wie bist du drauf aufmerksam geworden?
Und wann?
Sebastian: Obwohl ich im Sommer 2007 schon
in Hamburg gelebt habe, bin ich erst durch
einen sehr guten Freund aus Osnabrück auf
VcA aufmerksam geworden.
Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?
Was war dein erstes Engagement?
Sebastian: Meine erste Aktion war das Fanclub-
Turnier des FC St. Pauli. Ich war von Anfang an
von den Menschen hinter VcA begeistert und die
Art & Weise wie man mit den Themen „Wasser /
Entwicklungszusammenarbeit umgeht.
Isabelle: Aller Anfang ist schwer.
Wie war die Ideenfindung?
Sebastian: Ich würde sagen „Jedem Anfang
wohnt ein ganz besonderer Zauber inne“, ohne
den es nicht geht, wenn man etwas Neues auf
die Beine stellt. Wenn man motiviert ist und an die
gute Sache glaubt, dann ist die Ideenfindung nicht
so schwer. Hauptsache machen, weniger reden
und dabei Sachen kaputt reden. Macher verändern
die Welt, nicht Skeptiker.
Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,
oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten
Aktionen durchgeführt?
Sebastian: Mut, Spaß und eine große Menge
Kabelbinder.
Isabelle: Crew Love is true Love?
Was bedeutet VcA für dich über all die Jahre?
Sebastian: 7 Jahre im Brunnenbüro sind natürlich
sehr, sehr intensiv und am Ende steht für mich eine
großartige Zeit, die ich nicht mehr missen möchte.
Manchmal war es sehr anstrengend, manchmal
sehr schön, manchmal sehr witzig, manchmal sehr
emotional. Genauso sollte doch „Arbeit“ sein.
HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST
18
19
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
AW
AS
H
7
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
20
Christoph Laudon, hydrophil
Ahoi, ich bin Christoph, unterstütze Viva con Agua
seit 2007 und gründete gemeinsam mit Sebastian
Bensmann das Social Business hydrophil.
Wir spenden natürlich auch an VcA.
Isabelle: Bist du zu VcA gekommen oder es zu dir
- wie bist du drauf aufmerksam geworden? Und
wann?
Christoph: Ich war mit meinem Bruder 2007
im Clubheim vom FCSP als Benny Adrion dort
Viva con Agua vorstellte. Da waren damals
ungefähr 30 Leute vor Ort und irgendwie war
alles etwas chaotisch und improvisiert, was
ich damals sehr sehr sympathisch fand.
Isabelle: Was hat dich veranlasst, mitzumachen?
Was war dein erstes Engagement?
Christoph: Als Supporter war ich 2007 auf einem
der ersten Festivals, dem Open Flair. Richtig schick
mit einem geliehenen Biertisch, einem Banner
und einem Stapel Flyer. Ende 2007 bis Anfang
2008 kam dann ein Praktikum im Brunnenbüro
in Ottensen, wir bereiteten hauptsächlich den
WASSER!MARSCH vor.
Isabelle: Aller Anfang ist schwer.
Wie war die Ideenfindung?
Christoph: Die Idee Wassermarsch war recht
schnell vor reale Probleme gestellt. Sowas wie:
„wo können die Leute schlafen“ war da nicht mit
bedacht worden. Da hieß es dann auf gut Glück
Hoteliers, Jugendherbergen und alle möglichen
Leute abzutelefonieren und davon überzeugen,
6-10 durchgeschwitzte Verrückte kostenlos
unterzubringen. Das war anstrengend, aber hat
erstaunlich gut geklappt. Vom Hippie-Trommel-
Zentrum bis schickem Hotel war alles dabei.
Isabelle: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Wie sahen so die ersten Aktionen aus?
Christoph: Alles war irgendwie ultrachaotisch,
aber es wurde Aufmerksamkeit erzeugt.
Bestes Beispiel: Micha und Lars, die auf dem
Wassermarsch mit Megaphonen bewaffnet
ungefragt einen Hörsaal während einer
Vorlesung stürmten
Isabelle: Nichts hält länger als ein Provisorium,
oder? Mit welchen Mitteln habt ihr die ersten
Aktionen durchgeführt?
Christoph: 2 Rollen Gaffa, 1 zerknäultes Banner,
1 Stapel Flyer, reingeschmuggeltes Bier & geklautes
Essen aus’m Backstage. lief also.
Isabelle: Crew Love is true Love?
Was bedeutet VcA für dich über all die Jahre?
Christoph: Für mich bedeutet das hauptsächlich
eine gute Zeit mit interessanten Menschen (die
irgendwie alle ’nen kleinen Schuss weg haben…).
HOSEN RUNTER, GRÜNDERBANDE!VON ZAUBEREI, KABELBINDERN UND IMPROVISATIONSKUNST
21
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
7
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
22
Isabelle Bader hat sich auf Spurensuche begeben.
(Teil 2 von „Hosen runter, Gründerbande!“).
Bei Viva con Agua bedeutet Anfangen einfach
Machen und das mit einer großen Portion Impro-
visation, Charme und Freude – trotz oder wegen
aller Schwierigkeiten.
Dass Schwierigkeiten im Grunde nur Herausforde-
rungen sind, hört man im Gespräch mit den „alten
Hasen“ schnell raus. Ich nenne das, wovon aus den
Anfangstagen als Pannen berichtet wird, einfach mal
Wasserbombe. Überraschend, erfrischend und mit
Wirkung.
Was aus dem Gründerumfeld so berichtet wird, mag
nüchtern betrachtet einfach nur nach mangelnder
Planung klingen. Vergessen darf man aber hierbei
nie, dass sich Menschen aus unterschiedlichem
Umfeld mit unterschiedlichen (beruflichen) Hinter-
gründen vor zehn Jahren zusammen getan haben
und gemeinsam den Verein Viva con Agua e.V.
mit Benny Adrion initiiert haben – und das durch
das Einbringen ihrer Zeit und ihrer Persönlichkeit.
Im Endeffekt zählt eh das Ergebnis.
Heute, zehn Jahre später, kann man darüber
schmunzeln, dass beim ersten Pfandbechersammeln
2008 auf dem Hurricane noch gar nicht klar war,
wie das alles so laufen soll. Gelaufen wurde auch
beim Wassermarsch im gleichen Jahr und das
auch mit einigen Pannen, oder auch Hotelpuschen,
was aber nicht zählt, wenn die über 1.000 km
zwischen Hamburg und Basel bewältigt sind und
so 50.000 Euro an Spenden zusammen kamen.
Da kann man dann schon auch an anderer Stelle
auf der Bühne eines Festivals stehen und lauthals von
Endorphinen überwältigt schreien „Bis zum nächsten
Jahr!“ - auch wenn es der erste Tag des Festivals ist.
Und selbst die ersten Ausgaben des DROP sind nicht
von Wasserbomben verschont geblieben: Ein Teil
Unwissenheit, ein Teil zu viele schlaflose Nächte – da
bleibt dann eben mal das fette „ANZEIGE“ in weißen
Lettern über der darunter gesetzten Anzeige stehen
und lässt das Motiv verschwinden. Um so schöner,
dass auch die Anzeigenkunden sich für den Zauber
des Anfangs begeistern konnten und auch heute
noch am Start sind.
Genauso sind immer noch sehr viele der
Gründer mit Viva con Agua verbandelt, dass
man fast zu dem Schluss kommen kann: „Einmal
Viva con Agua, immer Viva con Agua“. Da wird ein
Redaktionsleiter des DROP mit Namen Chris Wiebe
zum WASHbär mit voller Konzentration auf die
Wasserprojekte-Organisation und es ist einzig der
FC St Pauli, der ihn mit einer Pressesprecher-Stelle
von VcA weglocken könnte.
Andere haben den Weg eingeschlagen, selbst
ein wassernahes Unternehmen zu gründen, was
sich den Themen Nachhaltigkeit und bewusstem
Umgang mit Wasser widmet: Christoph Laudon,
seinerzeit einer der ersten Praktikanten im
Brunnenbüro, und Sebastian Bensmann, zu Beginn
bei „Bildung & Entwicklung“ bei VcA, machen seit
einigen Jahren zusammen mit Wanja Weskott mit
hydrophil die Erfahrung, welchen Unterschied
es macht, ob die wirtschaftliche Ausrichtung ein
gemeinnütziger Verein oder ein Unternehmen ist.
Und immer noch für das Netzwerk und dessen
Koordination ist Tobias Rau zuständig. Bei ihm
begann die Netzwerkarbeit mit der Gründung der
Zelle Kiel, als er in Hamburg keinen Studienplatz
bekam. Heute also die gesamte Koordination der
VcA Crews, Netzwerktreffen etc. Zudem engagiert
er sich als Vorstand der VcA Stiftung. Die Stiftung
war lange der „schlafende Riese“ im VcA Kosmos,
erwacht aber gerade aus seinem Dornröschen-
schlaf und wird immer aktiver.
Und so schließe ich mit Tobias Rau Worten, die
das Erlebnis, bei Viva con Agua aktiv zu sein, vom
Beginn an bis heute abrunden: „Schöne Heraus-
forderungen und spannende Aufgaben wird es bei
VcA sicher noch sehr sehr lange geben.“
ZIRKUS DER UNEITELKEITENVON WASSERBOMBEN UND HERAUSFORDERUNGEN.
23
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
AW
ASS
ERPR
OJE
KT
E
9
AZ_VivaConAqua_fritz-kola_210x297+3mm.indd 1 19.08.16 08:42
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
24
MIT BENNY ADRION AUF DER COUCH
Isabelle Bader traf Benny in seinem Wohnzimmer.
(Teil 3 von „Hosen runter, Gründerbande!“).
Trifft man sich mit Benny Adrion zu einem Interview,
will man natürlich mit den Fragen weg von dem sich
ständig wiederholenden „Der Ex-Fußballer, der…“.
Doch ohne Fußball, ohne den FC St Pauli, ohne den
Abstieg in die 3. Liga, ohne die ausgezeichnete Mar-
ketingkampagne „Viva Sankt Pauli – Kampf der Dritt-
klassigkeit“ und schließlich ohne das Trainingscamp
auf Kuba wäre Viva con Agua wohl nie entstanden.
Auf der Couch im Gespräch. Eine Zeitreise, Ausflug
über Philosphie und Einblick in die Zukunftsvision.
Kein Viva con Agua ohne Benny Adrion und kein
Benny Adrion ohne Viva con Agua.
Ist es so? Dann könnte dieser Text jetzt schon auf-
hören mit dem Schluss, dass der Ex-Fußballer... Aber
das will ich ja nicht. Und deswegen sitze ich da mit
Benny und erzähle erstmal ein bisschen was von mir.
Das ist nur fair, schließlich haben wir uns erst wenige
Male gesehen und noch nie länger ausgetauscht.
Benny ist also Viva con Agua und umgekehrt. Und
das seit jetzt 10 Jahren. Wenn er aber so über den
Anfang von Viva con Agua erzählt, wird auch schnell
klar, was Viva con Agua auszeichnet – und das wirk-
lich von Anfang an. Es ist nicht der einzelne Mensch,
der etwas in Gang bringt und bewegt, es ist das
Kollektiv.
Die Identitätsstiftung durch eine Marketingkampagne
für den Fußballverein ist eine Seite, die andere Seite
ist die, neben dem Beruf die Idee für einen gemein-
nützigen Verein zu entwickeln und seine Freunde
und das gesamte Umfeld dafür zu begeistern.
Das ist der Anfang von Viva con Agua: Inspiration,
Idee, Freunde und ein kooperativer Arbeitgeber.
Dass dieser in Bennys Fall der FC St Pauli war, ist nun
mal so. Und er räumt ein, dass im Falle eines anderen
Vereins sich sicherlich all das nie so entwickelt hätte.
Ein Jahr lang liefen Fußball und VcA parallel für
Benny, danach ging es direkt weiter mit der
Gründung des Vereins Viva con Agua. Der Verein
FC St Pauli hat da eindeutig unterstützt, weil er zuvor
schon hat machen lassen. Wenn etwas am Entstehen
ist, testet man es am Besten, um zu sehen, ob es
funktionieren kann. Die Fans des Vereins boten sich
als die ersten „Versuchskaninchen“ an und gleichzei-
tig waren sie Quelle für das erste Netzwerk. VcA kann
man somit auch als Beweis sehen, dass Fans auch
aktiv sein wollen, etwas bewirken wollen –
zumindest beim FC St Pauli.
Um das Konfliktpotenzial, gleichzeitig Chef und
Freund zu sein, zu vermeiden, setzte Benny gleich zu
Beginn das Ziel, unabhängig von Einzelpersonen zu
sein. Der Gedanke war also vielmehr so wie er sagt
„Gemeinsam das Schild hochzuhalten, was alle eint.“
Zu den Freunden, die von Anfang an dabei waren,
zählen unter anderem Marcel Eger (dereinst eben-
falls FC-St.-Pauli-Spieler) und Michael Fritz. Es galt,
verschiedene Problemstellungen zu lösen. Was sind
Ziel und Aufgabe – und noch wichtiger: was ist die
Philosophie, was die Vision und wie gestaltet sich die
Kultur dessen, was entstehen soll?
Viele Gedanken, die direkt nach der Idee die Grün-
dungsmitglieder von Viva con Agua befallen.
So wie Benny es heute, zehn Jahre später, formu-
liert, hört sich das an, dass es im Grunde dann doch
auch um einen Business- oder Marketingplan geht.
Es braucht ein Konzept. Denn ohne Ziel wird das nix.
Wie andere aus dem Gründerumfeld, so frage ich
auch Benny nach den Schwierigkeiten der Anfangs-
zeit. Daraufhin meint er offen und unverblümt, dass
schließlich alle Reserven irgendwann aufgebraucht
waren. Und ist man finanziell am Anschlag, geht es
um die Existenzfrage. Das wiederum bedeutet, dass
das Ziel dann sein musste, eine Aufwandsentschädi-
gung zu generieren, schließlich waren 2007 mit den
ersten Wassertagen alle im damaligen Team schon
tagtäglich eingebunden. 2008 dann wurde der Was-
sermarsch organisiert.
Weiter interessiert mich, ob Benny nie in Frage stell-
te, ob er das Richtige macht. Er schildert es so, dass
die Potenziale am Anfang schon zu sehen waren,
aber natürlich auch Zweifel aufkamen. Und wie es
dann manchmal so ist: magische Türen taten sich
auf, Hindernisse verschwanden und nach nur vier
Jahren, als es dann die erste längerfristige Planung
gab auch mit FC St Pauli und Welthungerhilfe als
HOME STORY
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
Partnern, da war klar: ja, das ist auf jeden Fall der
richtige Weg. Die Gründung der Wasser GmbH 2010
war dann ein weiterer wichtiger Schritt.
Einen Einschnitt gab es 2012, als ein Mitglied aus
der Geschäftsführung aus persönlichen Gründen
aufgehörte. In so einem Fall wird bewusst, dass man
Verantwortung übernehmen muss und die Professio-
nalität zu steigern ist. Es sind die Veränderungen, die
Viva con Agua wachsen lassen. Stufe um Stufe.
2015 erreicht VcA laut Benny wieder eine nächste
Stufe und wird durch die Gründung von Viva con
Agua Kampala international. In den letzten Jahren
haben schon Holland, Österreich, Schweiz ein eu-
ropäisches VcA entstehen lassen. Mit Kampala geht
es in die Internationalität – was weitere Optionen
eröffnet und wieder neue Ideen in Gang bringt.
ZUM ABSCHLUSS DES GESPRÄCHS
NOCH EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT.
Wenn man Benny fragt, wie und wo er VcA in
10 Jahren sieht, und ob er dann noch dabei ist, so
kommt die Antwort “Solang es VcA gibt, wünsche
ich mir damit verknüpft sein ...aber es gilt eben auch,
mal die Position zu wechseln. Dabei gilt es, persön-
liche Bedürfnisse nicht zu vergessen und sich selbst
in anderem Kontext wahrzunehmen. Verantwortung
abgeben bewährt sich immer wieder bei VcA,
einfach die Leute ins kalte Wasser werfen und
sie dann schwimmen lernen zu lassen.“
Er überlegt weiter, dass weitere Organisationsformen
rund um Viva con Agua entstehen, aber dass der
Kern von VcA so bleibt, wie es schon ab der ersten
Idee angedacht war: ein Kollektiv.
WASSER FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER.
Danke, Benny, für das Gespräch und den Einblick in
deine Sichtweise der Entstehung und Entwicklung
von Viva con Agua.
25
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
26
AUS DER TIEFE DES RAUMES
14
Das Millerntor-Stadion ist ein Ort, den ich in erster
Linie aus meiner Perspektive als Trainer kenne. An
der Seitenlinie coache ich unsere Mannschaft bei
den Spielen, unter anderem im Bestreben darum,
den freien Raum zu finden, der das Tor, der den
Sieg ermöglicht. Freiraum gibt es schon lange in
unserem Stadion, abseits des Rasens. Geschaffen
von vielen Menschen auf den Rängen, die den
Raum für anderes nutzen als für Fußball. Nämlich
für gesellschaftliches Engagement und eine klare
Haltung.
Im letzten Jahr habe ich bei der Millerntor Gallery
#5 meine Perspektive wechseln können. Runter
vom grünen Rasen, eingetaucht in die einzigartige
Atmosphäre, die kreative Kraft und Offenheit,
die dieses internationale Kunst-, Musik- und
Kulturfestival im Millerntor-Stadion verströmt.
Dazu braucht es Menschen, die nicht in Grenzen
denken. Menschen, die Kreativität leben, Raum lassen
für Anderes, für andere Herangehensweisen und
Perspektiven. Die Raum lassen für Menschlichkeit.
Viva con Agua macht das schon seit zehn Jahren in
unzähligen Projekten. Die Millerntor Gallery ist das
kreativste, künstlerischste, verbindendste all dieser
Projekte. Hier werden nicht nur Fußball, Kunst, Kultur
und Musik symbiotisch miteinander verbunden,
sondern auch Gedanken genreübergreifend ver-
knüpft. Hier wird Raum gelassen, um Bewusstsein
zu schaffen und Raum zu füllen, ohne Freiraum zu
nehmen. Gerade in diesen Tagen müssen wir alles
daran setzen, kreative Lösungen zu finden, um allen
Menschen auf diesem Planeten ein menschenwürdi-
ges Leben zu ermöglichen. Die Millerntor Gallery ist
dazu ein Schritt in die richtige Richtung.
Walk on, Ewald Lienen
EWALD LIENEN ÜBER DIE MILLERNTOR GALLERY
© Hinrich Carstensen für Viva con Agua
© T
ho
mas
Ko
ch
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
AW
AS
H
© Hinrich Carstensen für Viva con Agua
Alle für WASSER - WASSER für Alle
Die Millerntor Gallery und das Hamburger
Streetwear Label recolution machen
gemeinsame Sache! Im Rahmen der
Gallery#6 gibt es eine exklusive und
limitierte Kollektion, welche zu
100% aus Bio-Baumwolle unter
fairen Bedingen in Portugal produziert
wurde! Die gesamten Erlöse aus dem
Verkauf kommen den Trinkwasser-
projekten von Viva con Agua
de Sankt Pauli e.V. zugute.
T IM NEUHAUS
FOTOS : PASCAL BÜNNING
CLUESO
BOBBIE SERRANO
OIBE L
10€ GUTSCHEINCODE: DROP16
gültig bis 31.12.17Mindestbestellwert 50€
Die gesamte Millerntor Gallery Kollektion
fi ndest du unter:
www.recolution.de
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
28
Auch in der Schweiz, in Österreich und in den
Niederlanden gibt es inzwischen Viva con Agua
als eigenständige Vereine. Ole Roentgen sprach mit
David, Dada und Gregor, den Mitbegründern von
Viva con Agua NL-A-CH, um dem europäischen
Gründergeist nachzuspüren.
David Caspers lebt und studiert in Amsterdam. Er ist
Gründungsmitglied von Viva con Agua Niederlande.
Wie, wo, weshalb, warum bist du zu Viva con Agua
gekommen?
Benny hat damals in Maastricht einen Vortrag über VcA
gehalten. Diesen habe ich besucht und war direkt von
der Idee begeistert. Deshalb habe ich ihn nach dem
Vortrag mit meinem guten Freund und späteren VcA-
NL-Mitgründer Philippe angesprochen und gefragt, ob
man VcA nicht auch in die Niederlande bringen kann.
So hat alles seinen Anfang genommen und drei Jahre
später wurde der niederländische Verein gegründet.
Welche sind für Dich heute die Momente, in denen du
besonders viel Spaß und Freude an VcA hast?
Jedes Netzwerktreffen ist eine Freude, da man dort die
gesamte Vielfalt dieses Vereins erleben kann. Außder-
dem ist es auch immer wieder schön, auf dem Infield
eines Festivals zu stehen und zu wissen, dass man
dieses Festival mit seiner Crew in den nächsten Tagen
becher-mäßig richtig durchrocken wird. Und wie jedes
Jahr gibt es natürlich auch die Millerntor Gallery -
immer wieder ein schöner Anlass, alte Bekannte
in einem schönen Rahmen zu sehen und sich
gleichzeitig für neue Projekte inspirieren zu lassen!
Inwiefern unterscheidet sich VcA in den Niederlanden
von VcA in Deutschland?
VcA Nederland steht vor einigen Herausforderungen.
Grundsätzlich ist es so, dass ein Kernbestandteil der
Identität von VcA in den Niederlanden nicht genau-
so gut zieht wie im deutschsprachigen Raum. Viele
Multiplikatoren, wie etwa die Verbindung zum Verein
St. Pauli, sind in den Niederlanden nicht von großer
Bedeutung, da St. Pauli in den Niederlanden quasi
unbekannt ist. In Deutschland bekannte Künstler wie
Clueso und Marteria, die VcA schon seit langer Zeit
unterstützen, sind in den Niederlanden höchstens eine
Randerscheinung. Das heißt also für uns, dass wir als
VcA NL die Internationalisierung in Pionierarbeit leisten
müssen - dies betrifft unsere Identität, das Künstlernetz-
werk und natürlich die sprachliche Umsetzung der bis-
her bekannten Aktivitäten in Englisch und Holländisch.
Selbstverständlich ist aber auch VcA NL eine All-Profit
Organisation, die mit Freude und Liebe die Welt positiv
verändern wird - da sind wir uns alle einig!
David „Dada“ Hänsler ist 23, lebt in
Wien und ist Gründungsmitglied sowie Vorstand
von Viva con Agua Österreich.
Dada, du bist eigentlich Schwabe. Wie ist es
dazu gekommen, dass du einer der Gründer von
VcA Österreich wurdest?
Ich war erst in der Stuttgarter Zelle aktiv. Als ich 2013
nach Österreich gekommen bin, gab es schon einige
Leute, die sich in Wien und Innsbruck für VcA enga-
gierten. Mit denen haben wir uns in Tirol auf unserer
mittlerweile legendären Hütte getroffen. Auf 2017m
Höhe wurden die Weichen für Viva con Agua
Österreich gestellt. Man hat schon gemerkt, dass viele
Gründungsmitglieder aus Deutschland kamen oder
AUF EIN WASSER MIT...
29
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
für eine Zeit dort gelebt hatten. Es war auf jeden
Fall ein heftig schönes Gefühl, im Dezember 2013
endlich den Verein offiziell gegründet zu haben.
Das Österreichische Vereinsrecht ist zwar immer noch
nicht mein Lieblingsthema – aber jetzt läuft es ja.
In welchen Aspekten unterscheidet sich VcA in
Österreich grundsätzlich von VcA in Deutschland?
Grundlegend anders ist es nicht. Im Großen und
Ganzen flashen wir im ganzen VcA-Kosmos auf die
Idee, durch Lebensfreude und Engagement die Welt
wasserreicher und schöner zu machen.
Aber natürlich gibt es einfach dadurch ein paar kleine
Unterschiede, dass in Österreich alles etwas kleiner
ist und vielleicht entspannter abläuft. So waren bei der
ersten Projektreise „nur“ acht Leute dabei, die sich
davor schon gut kannten. Die Wege sind hier halt
etwas kürzer. Letztlich gilt in Österreich genauso wie
in Deutschland, der Schweiz oder Uganda:
Alle für Wasser - Wasser für Alle.
In Deutschland lagen ja die Wurzeln von VcA in
der Verbindung zu St. Pauli. Sagt das den Menschen
in Wien auch etwas – oder erntest du da bloß mehr
Fragezeichen?
St. Pauli ist einigen Leuten schon ein Begriff. Ich denke
allerdings eher nicht, dass jetzt viele Leute nur deshalb
auf VcA Österreich aufmerksam werden. Mit dem
FC St. Pauli-Fanclub in Wien haben wir uns auf jeden
Fall schon mal connectet. Es gibt da auch einige Paral-
lelen mit dem sehr sympathischen Wiener Sportklub.
Gregor Anderhub (30) hat Viva con Agua Schweiz
mitgegründet und lebt in Luzern.
Gregor, wie und wo hast du zu VcA gefunden?
2007 bin ich aus der Schweiz nach Hamburg gezogen,
aus Spaß an der Freude und aus großem Interesse
für die Stadt. Eigentlich wollte ich nur zwei Monate
bleiben, am Ende waren‘s zwei Jahre.
Eine ganz wunderbare Zeit, die auch eng mit Viva con
Agua verbunden war: Ich habe fast zwei Jahre in einer
WG mit Micha [Fritz] und Benny [Adrion] gewohnt, die
VcA kurz zuvor mitgegründet hatten. Das war also die
Anfangszeit und da war VcA in der WG natürlich Dau-
erthema. Viele Ideen entstanden und ich war da schon
viel on the road für VcA…
Die Brücke zur Schweiz wurde dann sicherlich durch
den WASSER!MARSCH geschlagen. Das war eine Spen-
denwanderung im Frühjahr 2008, zu Fuß von Hamburg
nach Basel. Ich war Feuer und Flamme und hatte Bock
mitzuhelfen, VcA in der Schweiz aufzubauen. Ich lief
einige hundert Kilometer mit. Und da gab es von
Anfang an tolle Leute, die für das Vorhaben zu begeis-
tern waren. 2009 haben wir den Verein in der Schweiz
aus dem Nichts gegründet und seitdem aufgebaut...
Welche sind für Dich heute die Momente, in denen du
besonders viel Spaß und Freude an VcA hast?
Da gibt es immer noch viele. Ich freue mich einfach,
wenn eine Entwicklung sichtbar ist oder wenn Leute
etwas mit großem Enthusiasmus und mit Eigeninitiative
tun - wenn z.B. ein tolles Unternehmen Teil von VcA
wird oder wenn eine Einzelperson eine geile verrückte
Idee hat, damit andere begeistert und gemeinsam mit
ihnen umsetzt oder wenn Supporter zum ersten Mal
auf dem Festival sind und mit vollem Einsatz Becher
sammeln. Wenn eine Medienpartnerschaft VcA bekann-
ter macht oder wenn wir ein Ding wie Neusicht mit
wenig Vorlaufzeit auf die Beine stellen. Und wenn
Leute gemeinsam in eine Richtung ziehen!
Nach so vielen Jahren VcA beurteilt und betrachtet
man Aktivitäten auch anders. Aber ich bin immer noch
für die gleichen Dinge so leicht zu begeistern wie zu
Beginn. Nur sind viele neue Aktivitäten, die ich vorher
gar nicht kannte, dazu gekommen.
Worin unterscheidet sich VcA in der Schweiz grund-
sätzlich von VcA in Deutschland?
Die kulturelle Grundlage ist natürlich dieselbe und die
Struktur mit den vielfältigen Aktivitäten basierend auf
dem tollen Ehrenamtsnetzwerk ist auch gleich. Und
klar ist auch, dass wir überall, wo das sinnvoll ist, gerne
von der Arbeit in Deutschland profitieren und Synergien
nutzen. Aber wichtig ist für uns auch, Dinge so zu ma-
chen, wie sie zu unserer Struktur passen. Sei es bei der
Koordination der Crews, sei es bei Projekten wie dem
Festivalsommer oder Neusicht, bei den Sensibilisierungs-
Aktivitäten oder auch den Wasserprojekten. Hier haben
wir unsere eigene Agenda, die wir verfolgen.
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
30
WA
SH
VIVA CON AGUA GOES UGANDA!I wonder what the founders of Viva con Agua had in
mind 10 years ago. What would the answer be, if we
went back in time and asked Mr. Benjamin Adrion:
“Benny, this VcA you’re creating, where do you see it 10
years from now?” I wonder, if his answer would include
VcA Schweiz, VcA Oesterreich or even VcA Kampala?
There is an important saying that goes
something like this: If the universe believes in what
you are doing, then it will ensure that you succeed,
maybe even more than you originally planned.
The universe has now brought VcA to Uganda and
big things are happening. Uganda is not only a project
country anymore, but now a partner in the campaign
for awareness on subjects like Clean water, Sanitary
and Hygiene issues. Uganda is now part of a large and
still growing network of cool, positively motivated boys
and girls putting all their energy and creativity into crea-
ting “a world without thirst”.
What a joyful coincidence, that the „We Love
Youganda 2“ period is during the 10th anniversary
of VcA. It made all of us take a second to appreciate
how far VcA has come and how far it can go, just
by looking at the events in Uganda at the moment.
WE LOVE YOUGANDA 2 and WORLD WATER DAY
I have to smile whenever I think of #WELOVEYOUGANDA,
because from what I have seen, it showed me just how
well the whole team bonded not only with each other,
but also with everyone else that was part of it. I think it was
the biggest diversity we ever had in one project: Uganda,
Kenya, Ghana, Nigeria, Germany and Switzerland.
CHEERS from Uganda! Nobert Latim
All countries, represented by artists, dancers, rappers,
singers, producers, photographers, well-wishers, VcA
Supporters and rolex makers worked together for one
initiative. We did workshops that incorporated football,
dance, art and music and it was amazing to see how
much heart and effort everyone put into these activi-
ties.
It looks like fun and it is, but within all of what we are
doing is a message that all VcA activists are sharing.
And not only the education about always drinking
boiled water or to wash your hands with soap, there is
a much deeper message we are sharing: the preaching
of love, friendship and happiness.
We also visited the different project-areas in Moroto
and Namalu. It gave us and all the supporters so much
motivation to see and hear for themselves from all
the beneficiaries, not only from pictures, letters, or
greetings but upfront and personal genuine feedback
from the people.
These trips to the project areas are a very nice intro-
duction to the pure culture for activists who have
never visited an african country. It is an opportunity for
them to witness the truth, not from documentaries,
photos, or articles, but the truth. The project visits are
something I find very beneficial to all involved in many
ways and I hope, they will continue to happen.
The concerts grow bigger every year and we are happy
that while more and more performing artists agree to
join VcA and its mission, the old ones continue to
support us. It is a sign for blue future with Viva con Agua!
NOBERT LATIM: FROM INTERN TO INTERNATIONAL FOUNDER
31
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
AW
AS
HA
KT
ION
© S
tefa
n G
roe
nve
ld f
ür
Viv
a c
on
Ag
ua
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
32
THE IMPORTANCE OF WASHAccess to water and sanitation is not only a
fundamental human right but essential to life,
health and dignity. Timely and adequate provision
of clean water and sanitary services to children
and women are of special importance given
that they have traditionally faced difficulties in
fully exercising their rights and are very prone
to exploitation.
Equally important is the provision of adequate
sanitary services. Proper disposal of human
excreta, garbage, medical waste and wastewater
as well as the control of vectors of communicable
diseases including mosquitoes, rats, mice and flies
is crucial to mitigate health-risks and prevent a
potential outbreak of diseases. Moreover, optimum
benefits from water and sanitary interventions can
only be achieved, if communities and individuals
are made aware of the links between inadequa-
te hygiene practices and disease associated with
poor water and sanitary services, being motivated
to accordingly change their behaviour.
For example about the “provision of free services”.
Mainly from non-government organizations to
communities under the notion of “people are too
poor to buy water!”
Yet, they always have two
dollars or more for making phone calls in a month.
It should be about helping one realize what is
more important, safe water or phone credits.
Apart from adopting a common position and
message, Viva con Agua Uganda should develop
a new strategy with a vision of an Africa, where
access to water is recognized as a right and
where water ressources and sanitation are
sustainably managed and used by all.
The strategy should lay emphasis on institutional
development and sustainability, capacity building,
policy influencing and knowledge management.
One of the promising trends being promoted by
Viva con Agua Sankt Pauli and Welthungerhilfe in
terms of the water improvement work in Uganda,
is the “fetch as you pay” model, that requires water
users to pay for the water they actually use.
The fees collected are used to sufficiently maintain
the water point. As such, they never need an
intervention from any other agency. That reduces
and eventually eliminates wasted investments
for the many non-governmental organizations
in the water and sanitation sector.
Text: Sheila Ruyondo
SHEILA RUYONDO: WATER SANITATION HYGIENE EXPERT SPEAKING
© S
tefa
n G
roe
nve
ld
33
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
19
Nachhaltigkeit hat jetzt soul.
Erfahre mehr über soulbottles und fi nde deine persönliche soulmate auf soulbottles.de
100% plastikfrei100% Made in Germany
100% soul
pro soulbottle fl ießt 1€an das von Viva con Agua
unterstützte Wasserprojektin Nepal
soulbottles jetztin limitierter
Viva con AguaRebelzer Edition
3434
Ein Tramper an der Straße, die Hängematte am
Strand. Wer an Freiheit denkt, dem kommen immer
sofort Bilder von unendlichen Weiten in den Kopf. Mit
Goldeimer geht das auch auf zwei Quadratmetern.
Die Muskeln entspannen und einfach mal loslassen
kann so einfach und schön sein.
Seit 2013 sieht man unsere Goldeimer Kompost-
toiletten samt Crew von Festival zu Festival wandern.
Dort retten wir so einigen Heimscheißern den Hintern.
Statt mit Wasser wird bei Goldeimer mit Sägespänen
gespült. So sparen wir pro Jahr hunderttausende Liter
Wasser ein. Und weil Pacha Mama schon ein paar
Jahre mehr Lebenserfahrung auf dem Buckel hat als
so manche Galapagos-Schildkröte, haben wir uns ein-
fach zusammengeschlossen und arbeiten zusammen.
Denn unsere Scheiße wird nicht entsorgt, sondern
kompostiert und zurück in den ewigen Kreislauf des
Lebens gebracht. Magie? Irgendwie schon.
Warum machen wir das? Warum Scheiße?
Warum Toiletten?
Weil wir der Meinung sind, dass jeder Mensch auf
diesem wunderschönen Planeten ein Recht auf
Freiheit und Unabhängigkeit hat.
Und die Toilette gehört sozusagen ins Starter-Kit.
Unsere zukünftigen Gewinne fließen in die Arbeit der
Welthungerhilfe und Viva con Agua, immer mit der
großen Vision: ALLE FÜR KLOS! KLOS FÜR ALLE!
2,3 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu
sanitären Anlagen. Schon verrückt, oder? Du kennst
die Situation...wenn das Klopapier alle ist...oder eben
auf Festivals nicht mal ein Klo da ist.
Und weil der kleine Bruder von Toilette hier bei uns
zu Hause Klopapier heißt, haben wir seit Februar
2016 auch noch ein Klopapier mit im Sortiment.
Das Goldeimer Klopapier! Dreilagig, weich wie ein
Wattebausch, unglaublich schön und natürlich aus
100% Recyclingpapier.
Wir haben noch Großes vor in der kommenden Zeit.
Aber für das kleine Geschäft muss natürlich auch
immer noch Platz bleiben.
Text: Malte Schremmer, Geschäftsführer Goldeimer
KOMPOSTTOILETTEN –über das Gefühl von Freiheit
WEITERE INFOS ÜBER DIE
SCHÖNSTE NEBENSACHE DER WELT:
www.goldeimer.de | facebook.com/goldeimer
Kontakt: [email protected]
© H
inri
ch
Car
ste
nse
n f
ür
Viv
a c
on
Ag
ua
über das Gefühl von Freiheit
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
36
DER MAGISCHE MOMENT
Jeder Mensch kennt einen magischen Moment. Ein
Moment, der so intensiv erlebt wird, dass er unvergess-
lich wird. Solch einen Moment festzuhalten, scheint
nahezu unmöglich und ist doch machbar. Kunst, Musik
sowie Leidenschaft machen das Unmögliche möglich.
So ist es nicht nur die Erinnerung, in der wir diesen
Moment speichern. Fotografen fangen solche Momen-
te ein und Musiker kreieren sie. Dazu noch ein paar
realistisch visionäre Aktivisten und Fußballer und fertig
ist die Projektreise im Mai 2016 nach Äthopien. Mit da-
bei Clueso, Max Herre, Tim Neuhaus, Norman Sinn auf
künstlerischer Seite, zudem Christoph Köstlin, dessen
Fotos die Momente aus diesen Tagen zeigen, Michael
Fritz seitens Viva con Agua und vom FC St. Pauli Philipp
Heerwagen. Dazu noch ein Kamerateam, ein Kreativ-
wettbewerbgewinner und die Entourage vor Ort. Eine
runde Komposition, wie Michael Fritz im Nachhinein
feststellt.
Im Vorfeld ist es immer spannend, wie zwischen-
menschliche Begegnungen ablaufen. Vor allem die
Stimmung von Besuchern und Besuchten ist wichtig.
Dadurch, dass die deutschen Musiker sich von Be-
ginn an auf die Kultur, das Land und die Menschen in
Äthiopien eingelassen haben, bestand hier sofort ein
Gleichklang. Der Jazz war die universelle Verbindung
zwischen dem äthiopischen Musiker Samuel Yirga und
den Erfurtern Clueso, Tim Neuhaus und Norman Sinn.
Die Musiker haben selbst erlebt, was es heißt, im Ver-
sammlungshaus zu schlafen, wie die Sanitärbedingun-
gen sind und wie eine Wasserpumpe zu bedienen ist.
Da Musik eine der Sprachen ist, die Menschen weltweit
sofort verbindet, gab es viel spontane Jams sowie
geplante Auftritte. Bewundernswert war hierbei die Pro-
fessionalität mit der alle Musiker an den Start gegangen
sind. In nur einem Tag haben sie den Song AAND NEN
(WE ARE ONE) geschrieben und aufgenommen vor Ort
in Addis Abeba.
Während der Auftritte der Musiker vor Ort haben alle
ihr eigenes Set gespielt. Doch einzigartig war, als
alle Musiker gemeinsam auf der Bühne standen und
gemeinsam musiziert haben. „Diese Energie auf der
Bühne werde ich in meinem Leben nicht vergessen.
Einfach unbeschreiblich wie Tim Neuhaus mit der
Crème de la Crème der afrikanischen Musiker gerockt
hat. Dann sind Clueso, Max Herre und Norman Sinn auf
die Bühne gesprungen und es wurde eine interkulturel-
le, genre-übergreifende Jam-Session der anderen Art.“
beschreibt Michael Fritz den Moment.
So ein Erlebnis kann die Wahrnehmung verändern –
genau, wie zu sehen, wie der Zugang zu sauberem
Trinkwasser das Leben der Menschen in Äthopien
verändert. Das ist für uns im globalen Norden nahezu
nicht vorstellbar. Nachdenklich meint Michael Fritz hier-
zu „Wir leben in der gleichen Welt. Wir haben ebenfalls
Probleme, doch die Regler sind so weit auseinander.“
Eine Begegnung wird er nicht vergessen: „Das Kind,
dem ich meine Schuhe geschenkt habe, da es barfuß
war, und mich und Clüsn lange darum gebeten hat,
und dem ich dann auch meine Socken geben wollte,
die es nur Nase rümpfend ablehnte.“ Bei dieser
Reaktion mussten Michael Fritz und Clueso dann
doch herzhaft lachen. Ein menschlicher Moment, der
verbindet. Die folgende Fotostrecke von Christoph
Köstlin nimmt uns mit auf die Projektreise und zeigt
uns die Magie der Musik und des Moments.
Text: Isabelle Bader, Fotografien: Christoph Köstlin
CLUESO, MAX HERRE & FRIENDS IN ÄTHIOPIEN
magical moments.and remember
only music can do thisonly music can touch you like this.
(Ray Cokes)
SAMUEL YIRGA & BAND
CLUESO
MAX HERRE
NORMAN SINN
TIM NEUHAUS
SAMON KAWAMURA
Zekarias Getahun (guitar)
Robel Mehari (guitar)
Yemiwedih Assefa (bass)
Samson Jufar (drums)
Tim Dodd (percussion)
Zerihun Belete (saxophone)
Aklilu Woldeyohannes (saxophone)
Roza Kifle (vocals)
Sinishaw Legesse (vocals)
Mesfin aka Baby (vocals)
37
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
21
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
3822
JAH
RES
BER
ICH
T 2
015
KU
NST
39
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
23
© S
tefa
n G
roe
nve
ld f
ür
Viv
a c
on
Ag
ua
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
42
43
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A©
Ch
rist
op
h K
öst
lin f
ür
Viv
a c
on
Ag
ua
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
© C
hri
sto
ph
Kö
stlin
fü
r V
iva
co
n A
gu
a
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
46
Ob jemand Leitungswasser oder Mineralwasser trinkt,
ist vor allem eine Frage des Geschmacks. Doch auch
bezüglich der Qualität gibt es verschiedene Meinungen.
DROP! macht den Wassertest. Wasser ist das wichtigste
Lebensmittel: 130 Liter Wasser trinkt der Durchschnitts-
deutsche im Jahr. Und der Durchschnittsdeutsche liebt
sein Mineralwasser – vor allem schön prickelig muss es
sein! Im vergangenen Jahr wurde so viel Mineralwasser
aus deutschen Brunnen verkauft wie nie zuvor:
11,1 Milliarden Liter! Vor allem spricht seine besondere
Qualität für sich. Mineralwasser ist das einzige Lebens-
mittel in Deutschlands Supermärkten mit einem amt-
lichen Qualitätssiegel und kontinuierlichen, strengen
Kontrollen. Von dieser Qualitäts-Garantie profitiert vor
allem die GetränkeIndustrie.
Es gibt 500 Mineralwasser-Marken in Deutschland.
„Pures Wasser aus dem Herzen der französischen
Alpen“, wirbt Evian, die bestverkaufte Wasser-Marke der
Welt. Reinheit und natürlicher Ursprung sind für alle
Produzenten die wichtigsten Verkaufsargumente. Auch
der oft schon im Namen festgehaltene Mineralgehalt
lockt die Verbraucher in die Getränke-märkte. Dabei ist
dieser viel weniger relevant, als viele annehmen. Denn:
die im Wasser enthaltenen Mineralien - wie Kalzium,
Eisen, Magnesium oder Natrium - können vom Körper
gar nicht vollständig aufgenommen werden. - wer sich
ausgewogen ernährt, nimmt diese sowieso in ausrei-
chender Menge über seine Nahrungsmittel auf.
Wasser ist also vor allem ein Durstlöscher.
Natürlich und kalorienfrei, ist Leitungswasser ein ebenso
guter Durstlöscher für Gesundheitsbewusste. Durch
den Verzicht auf Verpackung und lange Transportwe-
ge hat es außerdem den Umweltbonus gegenüber
abgefülltem Mineralwasser. Viele Verbraucher bleiben
kritisch: denn so selbstverständlich wie wir bei uns den
Wasserhahn aufdrehen können, um unseren Durst zu
stillen, ist es natürlich nicht überall. Viele Länder verfü-
gen weder über eine flächendeckende Trinkwasserver-
sorgung noch fließt aus jedem Wasserhahn der Welt
trinkbares Leitungswasser!
So bleibt für viele nur der Griff zur Flasche: aufdrehen
und – Qualitätssiegel sei Dank – bedenkenlos genie-
ßen. Trinkwasser-Kritiker fürchten, im Leitungswasser
seien Keime, Pharmarückstände oder Bleireste.
Auch hält sich hartnäckig das Gerücht, Abwasser
würde wieder gefiltert und am Ende in die Leitungen
zurückgeführt. Tatsache ist jedoch, dass Abwasser in
Kläranlagen gereinigt und dann in die Gewässer, also in
den natürlichen Wasserkreislauf, zurückgeführt werden.
Leitungswasser stammt immer aus dem Grundwasser,
aus Flüssen, Seen sowie aus Quellwasser.
Und auch die Qualität stimmt –
zumindest in Deutschland.
Es gibt zwar Unterschiede von Stadt zu Stadt, doch hat
Deutschland eine insgesamt „exzellente“ Trinkwasser-
qualität, wie das Bundesamt für Umwelt fortlaufend
bestätigt. Die Qualität unseres Trinkwassers wird ebenso
streng überwacht wie die des Mineralwassers!
Grundlage dafür ist die EG-Trinkwasserrichtlinie:
alle Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, der EU-Kommission
alle drei Jahre über die genaue Trinkwasserbeschaffen-
heit zu berichten.
Hat Leitungswasser nur ein Imageproblem?
Feinstes! - das ist die Initiative von „Viva con Agua“
und „Soulbottles“, die von „Gelsenwasser“, einem der
größten Wasserversorger Deutschlands, unterstützt
wird. Über Sensibilisierung und Aktionismus möchte die
Initiative Menschen dazu animieren, so oft wie möglich
in ihrem Alltag Leitungswasser zu trinken. Nicht nur zu
Hause, sondern auch in der Gastronomie und im Büro.
So unterstützen bereits mehrere Gastronomen die
Aktion, in dem sie Feinstes! auf ihren Getränkekarten
anbieten und an Viva con Agua spenden. So soll über
Feinstes! weltweit der Zugang zu sauberem Trinkwas-
ser verbessert werden. Gutes tun, indem man Leitungs-
wasser trinkt. Der Gewinner unseres Wassertests steht
eindeutig fest. Und jetzt nochmal die Frage an dich:
Schleppst du noch oder zapfst du schon? Hat Leitungs-
wasser nur ein Imageproblem? Vielleicht. „Das Problem
ist: für das Produkt Mineralwasser wird viel mehr Wer-
bung gemacht als für Trinkwasser aus der Leitung.
Zwar haben einige Trinkwasser-Versorger bereits
Kampagnen ins Leben gerufen zur Imageverbesserung
des gewöhnlichen Leitungswassers, doch wir wollen
mit Feinstes! dem Leitungswasser hierzulande zu noch
mehr Ansehen verhelfen“, so Christina Veldhoen,
Projektleitung Feinstes!.
Text: Marina Brink
EIN FRISCH GEZAPFTES BITTE!ÜBER DIE QUALITÄT VON LEITUNGSWASSER
good things happen when you smile — or when you’re naked.
25hours-hotels.comfacebook / twitter / instagram / pinterest@ / # 25hourshotels
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
48
PAULA UND BO, 6 JAHRELäufer beim Run4Wash, Zeitspender
PAULA: Wir laufen für Afrika, für die Kinder da und die
Leute, damit sie sauberes Wasser zu trinken haben. Sonst
müssen sie ganz weit laufen, um Wasser zu holen und
können nicht zur Schule gehen.
BO: Wir haben das in der Kita ausprobiert, wie anstrengend
das ist - das ganze Wasser, was man braucht, extra im
Eimer heranzuschleppen. Wir sind an die Elbe gefahren
und haben Wasser von dort geholt, das war ganz gelb
und da schwammen so kleine Stücke drin. Dann haben
wir eine kleine Kläranlage gebaut aus Blumentöpfen,
mit Steinen, Sand, Kaffeefiltern und Kohlepulver drin,
das dreckige Elbwasser hindurch gegossen und unten
tropfte ganz sauberes Wasser raus!
ISABELLE BADERPfandbecherjägerin, Wasser-
käuferin, Becherspenderin,
Mitorganisatorin der Millern-
tor Gallery, Chefredakteurin
des DROP-Magazins, Vom
Geldspender zum Zeitspen-
der zum Braininvestor
Nach vier Jahren als Besucherin der Millerntor Gallery
wollte ich endlich auf die aktive Seite wechseln. Ich hatte
mir das immer viel zu kompliziert vorgestellt, dabei muss
man einfach nur mal machen. Jeder wird als Mensch so
genommen, wie er ist. Und alle zusammen geben einen
bunt gewürfelten harmonischen Haufen. Der Gedanke des
Kollektivs zählt und funktioniert.
Jede Aktion mit Viva con Agua hat ihren eigenen Reiz, sei
es die Millerntor Gallery, Becherjagd beim Heimspiel oder
das Konzert von Scooter auf der Trabrennbahn – da kriegt
man auch schon mal die fliegenden BHs ab - sorry H.P…
Während der Millerntor Gallery wird das Stadion wochen-
lang zur zweiten Homebase. Schweiß, Sonne und das ge-
meinsame Erlebnis lassen ein einmaliges Gefühl entstehen.
Absolut hippiemäßig aber ist: Liebe. Crew love is true love.
Art creates love.
SIE ZIEHEN DIE PFANDBECHER-TONNEN EINEN SOMMER LANG DURCH DEN SCHLAMM DER MUSIKFESTIVALS.
SIE SIND ERST 6 JAHRE ALT UND RENNEN SICH BEI SPENDENLÄUFEN FAST DIE SEELE AUS DEM LEIB. SIE
VERANSTALTEN SEIT JAHREN IN STADTBEKANNTEN CLUBS BENEFIZ-KONZERTE. SIE MACHEN AUS EINEM GANZEN
FUSSBALLSTADION EINE KUNSTAUSSTELLUNG ODER ARBEITEN EIN JAHR LANG DARAN, EIN INTERNATIONALES
MUSIKFESTIVAL ZU ORGANISIEREN. SO KUNTERBUNT UND VERSCHIEDEN SIE SIND, EINES HABEN ALLE GEMEINSAM:
SIE SIND VIVA CON AGUA-SUPPORTER. ÜBER 12.000 INZWISCHEN - IN UGANDA, DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH,
IN DER SCHWEIZ, UND DEN NIEDERLANDEN. EINIGE VON IHNEN HAT DAGMAR SIBBERT GETROFFEN –
UND ZWAR IN VOLLER AKTION.
PRÄCHTIGE MENSCHENVON VCA-TROPFEN & VCA-CHROMOSOMEN
49
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
MARK TAVASSOLBassist von „Wir sind Helden“,
Gitarrist von „Gloria“, Mitbegrün-
der der Viva con Agua Stiftung,
Geldspender
Mein Nachbar und Musiker-
kollege Sasha hat mich mal zu
einem Benefizkick mitgenommen – und plötzlich war
es mir zu meiner eigenen Überraschung gelungen, das Tor
zu treffen. Doch die wohl bequemste Art für Musiker VcA
zu unterstützen, sind die mittlerweile bekannten Pfandbe-
cheraktionen auf den eigenen Konzerten. Ein einzelnes
Konzert verursacht vielleicht kein Erdbeben im Fundraising,
aber die Menge macht es.
Am meisten berührt hat mich natürlich die Projek-
treise 2008 nach Madagaskar. Diese regelmäßigen
Reisen in die Projektgebiete sind unerhört wichtig für
die Dreidimensionalität dessen, was man von hier aus
unterstützt.
Eine andere Art der Unterstützung begann vor etwa
einem halben Jahrzehnt, als ich zusammen mit Bela B
(Die Ärzte), Marcel Eger (ehem. FC St Pauli) und Renate
Eger (Mama von Marcel) die zum Verein passende VcA-
Stiftung gründen durfte.
Als Teilhaberin in der Wasser GmbH und fördernde Ins-
titution hinter verschiedenen Projekten entstand mit der
Stiftung etwas ziemlich Nachhaltiges.
NOBERT LATIM Gründer von VcA-Uganda,
Zeitspender, Braininvestor
Die letzten 10 Jahre waren Jahre des Lernens, des Experi-
mentierens und des Aufbaus eines Netzwerks. Jetzt wäre
es sehr leicht, zu entspannen und sich vorzustellen, es
ist geschafft: Viva con Agua hat sich etabliert. Aber VcA
ist wie ein 10-jähriges Kind - verwundbar und schutzbe-
dürftig, das neue Freunde findet, lernt, aber auch gehegt
und gepflegt werden muss. Ein 10-jähriges Kind wächst
DIRK MATZKE Besitzer der Hamburger
Inkneipe & Konzertlocation
„Knust“, Geldspender, Zeitspen-
der, Plakatmodel, Luxus-DJ
Die allererste Aktion war ganz am Anfang von VcA das
Weihnachtssingen. Da haben vorne im Knust-Bistro die
St. Pauli-Spieler Weihnachtslieder gesungen und wir haben
noch und - das ist am Wichtigsten - es macht Fehler und
das darf es auch. Ein Kind sucht nach Abenteuern und
entdeckt sich selbst. Dennoch hat es VcA schon geschafft,
viele und ständig neue attraktive Freunde anzuziehen, zum
Mitmachen zu bewegen, hat so viele Menschen inspiriert,
dabei zu sein. Dabei ist es demütig genug geblieben, um
auch von anderen Organisationen zu lernen, von größe-
ren und kleineren. Genau diese Offenheit des „Kindes Viva
con Agua“ ist es, die bewirkt, dass es dauernd noch mehr
Freunde findet. Dagmar Sibbert traf die VcA-Unterstützer
aus allen vier Himmelsrichtungen.
Kuchen verkauft. Meine Lieblings-Aktion ist immer noch ‚
der Nasenbohrer‘. Micha Fritz fragte mich eines Tages, ob
ich für ne Plakat-Aktion nen karierten, hemdsärmeligen
Spießer spielen kann. Für mich kein Problem. Aber für
meinen Sohn schon... Der war damals gerade 13 und dann
kommt auf diesen Werbedrehrollen an der Bushaltestelle
ein Foto von seinem Vater, der in der Nase bohrt! Das
Motiv benutze ich immer noch - das sind jetzt meine Auto-
grammkarten, wenn ich in der Millerntor Gallery bei Ramba
Zamba auflege.
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
50
KNEIPENQUIZ UND FAST-HOCHZEIT
Zu Viva con Agua gehören verrückte Ideen und
Spontaneität genauso sehr wie ein lebendiges
Netzwerk. Unser Plan: eine Kombination daraus.
Zwei Tramper-Daumen und eine Woche Abenteuer.
Per Anhalter sind wir durchs Land gefahren, die
VcA-Crews waren unsere Ziele. Schon eine Rundmail
mit der Frage nach potentiellen Anlaufstellen in Europa
genügt – Minuten später trudeln die ersten netten
Antworten aus dem VcA-Kosmos ein.
HAMBURG
Los geht‘s gleich vor der Hamburger Haustür an einem
Montagabend. Eine urige Eimsbütteler Kneipe füllt sich
mit Gästen. Was sie machen in den nächsten Stunden?
Kneipenquizzen. Für uns ist dies der Auftakt unserer
Tour durch VcA-Städte, von Norddeutschland bis in die
Schweiz und zurück. Unsere Fahrkarte? Der Daumen.
Das „Urknall“ in Eimsbüttel hat sich inzwischen gefüllt.
Im Raum, in dem Organisatorin Katja der VcA-Crew
Hamburg ihre Fragen stellt, gibt es keinen freien Sitz
mehr. Sechs Runden fordern das gut gelaunte Publi-
kum heraus. Wie hieß noch einmal der Kakao-Gott?
Und was bitte ist eine Laffe? Puh. Manches muss man
nicht wissen, für besonders kreative Lösungsversuche
gibt es Sonderpunkte. Zwischendurch wandert der
Spendenhut durch die Runde und der Wirt gibt auch
noch was dazu. Drei Stunden später sind fast 100 Euro
zusammengekommen. VcA will „all profit“ sein, etwas,
von dem alle profitieren. Genau wie dieser Abend.
FREIBURG
Der nächste Vormittag. Der Himmel strahlt wie die
Sieger gestern Abend. Bestes Tramper-Wetter. Per
Mitfahrgelegenheit nach Freiburg. „Lift“ heißt das in
der Tramper-Sprache und diese findet man an den
großen Ausfallstraßen, an Autobahnraststätten - dort,
wo Reisen beginnen oder durch Pausen unterbrochen
werden. Wir postieren uns an einer Tankstelle neben
einem achtspurigen Zubringer. Kaum zwei Minuten
später haben wir inmitten des Lärms der nahen Auto-
bahn den ersten Fahrer überzeugt. In seinem Kleinwa-
gen, mit Koffern vollgestopft, ist locker noch Platz für
uns zwei Tramper. Für einige hundert Kilometer teilen
wir Strecke, Auto und Geschichten. Rasch folgen die
nächsten Lifts. Auf den Rückbänken von Staatsanwälten
auf Dienstreise, redseligen Geschäftsleuten und gerade
umgezogenen Ingenieuren rollen wir Richtung Süd-
deutschland. Nach kaum neun Stunden Fahrt erscheint
das 800 Kilometer von Hamburg entfernte Ortsschild
Freiburgs am Wegrand. Am Ziel!
Das ist an diesem Abend auch die WG von Laura.
Bei der Supporterin der Freiburger Crew gibt es
leckeres Abendessen, während wir uns über
Trampen, Wasserorganisationen und den Rest des
Lebens austauschen. Lange ist die junge Studentin
noch nicht bei VcA. Anders die von einem Bauzaun
umgebene, marode vor dem Abbruch stehende
Tragkonstruktion eines Aussichtsturms unweit des
lauschigen Eiscafés. Der Turm war 2008 Etappenziel
beim allerersten Tramprennen für Viva con Agua. In
Gedanken schnaufe ich dick bepackt wie vor sieben
Jahren die Treppenstufen herauf, voller Eindrücke vom
ersten Tramp-Trip meines Lebens. Einst erreichten
gerade zwei Dutzend Abenteuerlustige nach und nach
die hoch über der Stadt gelegene Wiese für das Ziel-
foto. Heute sind im Sommer fast 170 Menschen beim
Tramp-Rennen durch Europa am Start. Größer gewor-
den ist es, ausgefeilter, ausgereifter, weniger Neuland,
wie so vieles im Kosmos von VcA.
GROSSE PLÄNE UND DIE PERFEKTE PARTY
BERN
Mittags stehen wir wieder an der Straße. Leider keine so
günstige Stelle, denn ansprechen können wir nieman-
den. Da müssen jetzt die Pappe und ein freundliches
Lächeln reichen. Kaum zehn Minuten später hält ein
alter Bulli an. Darin ein echter deutsch-schweizerischer
Grenzgänger, der uns bis kurz vor Basel mitnimmt.
Wir freuen uns auf Lina, bei der wir übernachten
dürfen! Wir treffen sie dann auch zufällig direkt an der
Haustür. Wie es im VcA-Kosmos so ist, verstehen wir
uns auf Anhieb, auch wenn wir uns noch nie zuvor
gesehen haben.
Gemeinsam geht’s zum Monatstreffen von Viva con
Agua in einer umgebauten Turnhalle. Neben Lina, Ole
und mir trudeln nach und nach zwölf Leute ein. Von
ganz Neuen, die bisher nur über Freunde von Viva con
Agua gehört haben, bis hin zu denen, die VcA Bern
vor zwei Jahren gegründet haben, sind alle vertreten.
Nadine, die seit zwei Jahren dabei ist und den Bereich
ON THE ROAD MIT OLE & JELENA
CREW LIFTING – PER ANHALTER DURCH DEN VCA-KOSMOS
51
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
demonstrieren. An unserem nächsten Zwischenstopp
spreche ich einen älteren Mann im Anzug an, seine
Frau ist nicht weniger schick gekleidet. Dazu passt der
Kofferraum mit Stroh nicht so ganz – „Ich bin Bauer“,
erklärt der Mann. Als sie uns rauslassen, sagt er:
„Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Wenn du genug zu
Essen hast, gib‘ anderen etwas ab. Und wenn jemand
an der Straße steht, nimm ihn mit.’“
Zwei Straßenecken weiter sehen wir schon Leibniz-
Werbung und den goldenen Keks an der Wand.
Hier sind wir richtig! Die Mädels von Trailer Trash,
die mittlerweile bei Festivalgängern für ihre T-Shirts
bekannt sind und fleißig für VcA spenden, feiern hier
eine Abrissparty. Wir sehen den VcA-Infostand sofort:
Mit Buttonmaschine, Beuteln und aus Paletten zusam-
mengebaut, passt er super hierher. Links davon werden
T-Shirts verkauft, rechts Kunstwerke vollendet.
LÜNEBURG
Als wir am Sonntag in Lüneburg ankommen, spricht
uns als erstes eine Polizistin auf unsere Tramp-Pappen
an. Wir zeigen ihr die Pappen mit den ganzen Namen
der Städte, die wir in den letzten Tagen besucht haben.
Bei „BS“ denkt sie allerdings nicht an Basel, sondern
Braunschweig. Schon erstaunlich, wie weit wir in der
knappen Woche gereist sind.
Nun brauchen wir aber keine Pappe mehr – Lüneburg
ist unser letzter Stopp. Hier ist gerade so einiges los:
Die Lüneburger Salztage sind in der Stadt, ganz
Lüneburg und bestimmt noch halb Niedersachsen
sind hier. Nur die jungen Leute sind ausgeflogen:
Bei Viva con Agua herrscht gerade Flaute – noch
sind Semesterferien undVcA Lüneburg ist eine echte
Studenten-Crew: Hier gibt es einen Unikurs über
Viva con Agua, die Crew veranstaltet Studentenpartys
und Tine, die gerade die Erstis betreut, wirbt schon
dort für VcA.
Zurück in Hamburg müssen wir erst einmal Schlaf
nachholen und die vielen Eindrücke verarbeiten.
Aber auch hier geht’s weiter – dienstags ist schließlich
immer Monatstreffen.
Wir haben auf unserer Tour von Deutschland bis in die
Schweiz nicht nur viel erlebt, sondern auch viel gelernt:
Wie wundervoll so ein riesiges Netzwerk doch ist, egal
wie viel Chaos es mit sich bringt – das heißt schließlich
auch Spontaneität! Wie man sich doch eigentlich mit
allen VcA-lern auf Anhieb versteht, weil wir doch alle
etwas miteinander gemein haben. .
Auf Tour für das DROP-Magazin begaben sich
Jelena Malkowski & Ole Roentgen
Netzwerk verantwortet, hat das Treffen vorbereitet und
ihren Laptop dabei, um Protokoll zu schreiben. Jede
Frage wird fleißig diskutiert: Sollen wir die Partyreihe
weitermachen? Wie sieht’s beim Poetry Slam aus? Und
wie läuft es in den anderen Schweizer Crews?
Wir können den Tatendrang spüren: Die Berner wollen
unbedingt etwas Neues, Eigenes auf die Beine zu
stellen. Bei dem Enthusiasmus kommt bestimmt noch
Einiges zustande.
HEIDELBERG
Der nächste Morgen beginnt in der Nähe eines
historischen Ortes: bei Bern-Wankdorf lag das 1954
zu wundersamer Berühmtheit gelangtes Fußballsta-
dion. Einen Lift zu finden raus aus Bern braucht
Geduld an diesem Morgen. Die Tramper-Pappe in
die Sonne streckend, versuche ich, wirklich jeden
vorbeirauschenden Autofahrer grinsend auf uns
aufmerksam zu machen. Fabio und sein Kastenwagen
retten uns schließlich. Der smarte Vertriebler mit
italienischen Wurzeln ist auf dem Weg nach Zürich,
um schallschluckenden Anstrich zu verkaufen.
Unser nächster Lift ist Markus, auf dem Heimweg nach
Mitteldeutschland Richtung Heidelberg. Schließlich
erreichen wir einen mit Reihenhäusern besprenkelten
Vorort Heidelbergs. Ella von VcA Heidelberg ist zufällig
in der Nähe und holt uns ab. Sie macht noch letzte
Besorgungen für den Abend. Da steht eine Party in
einer Musikkneipe an, die die VcA-Crew in den letz-
ten Wochen organisiert hat. Extra dafür wurde sogar
die eigentlich schon geschlossene Location unweit
der Innenstadt wieder geöffnet. Wir gehen hinein und
landen direkt im Crew-Keller zwischen den zahl-
reichen Party-Organisatoren. Ich bin beeindruckt von
dem Engagement und der tollen Arbeit der ehrenamt-
lichen Supporter. Wir helfen irgendwann an der Kasse,
unterbrochen von Einlassstopps, weil die Location am
Rande ihrer Kapazität ist.
EIN BAUER, EINE KEKSFABRIK UND
DIE FERIEN-FLAUTE
HANNOVER
Auf dem Weg nach Hannover haben wir leider nicht
mehr so viel Glück. Selbst die Raststätte Wetterau, die
in Tramper-Kreisen bekannt ist, ist nicht erfolgsver-
sprechend. Irgendwann nimmt uns eine Frau auf dem
Weg nach Chemnitz ein Stück Richtung Norden mit.
Weil ihre Eltern aus Kenia kommen, fragt sie uns nach
afrikanischen Hauptstädten. Immerhin von Kampala
und Addis Abeba haben wir schon bei VcA gehört.
Dann sitzen wir bei einem Amerikaner im Auto. Der ist
gerade auf dem Weg nach Berlin, um gegen TTIP zu
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
52
EIN HOCH AUF DAS VCA-NETZWERKSommer heißt Festivalsaison und Festivalsaison
heißt Viva con Agua-Saison!
Wer steckt eigentlich hinter den Kulissen? Wer sind
diese fleißigen Pfandbecherjäger, die ehrenamtlich
Jahr für Jahr Hunderte Festivals unsicher machen?
Auf dem diesjährigen Lunatic Festival der Leuphana
Universität in Lüneburg habe ich es mir zur Auf-
gabe gemacht, herauszufinden, wie ein Tag eines
Ehrenamtlers von Viva con Agua auf einem Festival
aussieht.
Ich mache mich also vergnügt auf den Weg in die
Studentenstadt Lüneburg. Als ich auf dem Festival-
gelände ankomme, welches sich auf dem Campus
der Universität befindet, werde ich von Kreativität
und fröhlicher Zusammenarbeit nur so überschüt-
tet. Ein Stand reiht sich an den nächsten, hier ein
Batik-Stand, daneben ein „Presse deine Limonade
selbst“-Stand und die Besucher pilgern fröhlich
zwischen den Ständen, Foodtrucks und Getränke-
quellen umher.
Nach einem kurzen Ankomm-Bier mache ich mich
auf die Suche und finde innerhalb weniger Minuten
den kreativ hergerichteten VcA-Stand, alle VcAler
natürlich hoch motiviert. Neben dem Stand ist ein
aufblasbarer Swimmingpool aufgestellt mit der
Aufschrift „WASSER FÜR ALLE“. Aufgrund der
Temperaturen wird er von vielen Besuchern inner-
halb kürzester Zeit erst sehnsüchtig angestarrt und
dann schnell zur Abkühlung genossen. Ich werde
herzlich begrüßt und frage erst einmal ganz frei
Schnauze heraus, was hier alles passiert.
„In erster Linie geht es darum, Menschen auf unsere
Vision aufmerksam zu machen.
Es ist schön, Interessierten von dem zu erzählen,
was VcA macht und zu merken wie begeistert viele
darauf reagieren.“ Das Team von Lüneburg hat sich
die Schichten aufgeteilt: immer zwei Pfandbecher-
jäger ziehen los während der Rest am Infostand
die Stellung hält. Nach einem kurzen Blick auf den
Schichtplan machen sich die ersten zwei auf den
Weg, mit einer bunt bemalten Tonne und einer nicht
übersehbaren VcA-Flagge im Schlepptau. Während
der zweistündigen Pilgerei über das Lunatic-Gelände
ist vor allem eines das Hauptaugenmerk:
die bemalte Tonne, von der dich die Grinsekatze
aus „Alice im Wunderland“ anstrahlt. Das macht das
Becherspenden offensichtlich leichter für einige
und sorgt direkt für gute Laune. An Ort und Stelle
werden ein paar Fragen und Antworten bezüglich
Viva con Agua ausgetauscht und weiter geht’s.
Es ist schön zu erleben, wie erfreut und interessiert
viele Festivalbesucher auf die Supporter und ihre
Vision reagieren. Ach ja, ein Weg-Bier zwischen-
durch darf natürlich nicht fehlen.
Zwei Stunden vergehen wie im Fluge und als wir
zurückkommen, spielen wir noch allerlei lustige
Wasserspiele am Infostand. Spaß am laufenden
Band! Ich lausche einem kurzen Gespräch zwi-
schen einem Festivalbesucher und VcA-Supporter
neben dem kleinen Swimmingpool und mir wird
bewusst, wie voreingenommen die meisten
Menschen bezüglich Hilfsorganisationen und
Spendeneinnahmen geworden sind.
Umso schöner ist es zu sehen, wie offen und
überrascht der Festivalbesucher auf die Arbeit des
VcA-Netzwerkes reagiert, vor allem als er hört,
wie viel Verantwortung das Ehrenamt übernimmt.
Nach einem langen Festival-Tag mache ich mich
auf den Weg nach Hause. Ich habe einen sehr
schönen Einblick in die Arbeit des Ehrenamtes bei
VcA bekommen. Ein Hoch auf das Ehrenamt von
Viva con Agua. Was für ein schöner Tag auf dem
Lunatic!
Ein Blick ins Festival-Tagebuch von
Marie Darmstädter.
EIN TAG MIT DEN PFANDBECHERJÄGERN AUF DEM LUNATIC
53
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
54
DAS EHRENAMTL. DROP-TEAM
ISABELLE BADER, Texterin und Autorin, ist 2015 von der passiven auf die aktive Seite von Viva con Agua & Millerntor Gallery gewechselt,
ganz nach dem Lebensmotto: „Do it with passion - or not at all“. MARINA BRINK, 28, Wahlhamburgerin aus dem Ruhrgebiet. Hauptberuf-
lich als PR-Beraterin tätig. Seit Anfang 2014 beim DROP dabei und im Ehrenamts-Team der Millerntor Gallery. LESLIE DAVID, 22, macht
sich neben dem Illustrations- und Kommunikationsdesignstudium seit 2 Jahren für VcA stark und ist nun neu zur DROP-Familie gestoßen.
MARIE-DELPHINE DARMSTAEDTER, Stundentin, freie Redakteurin und Yogalehrerin, unterstützt als glücklicher Tropfen seit Anfang diesen
Jahres Viva con Agua ehrenamtlich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. VERONIKA EHINGER, 24, ist studierte Laborratte, hat ihre Homebase
aktuell im Rhein-Main-Gebiet und ist seit 2010 quer durch den VCA-Kosmos unterwegs. FELIX EGGING ist seit 2015 ehrenamtlich als
Grafikdesigner und Art Direktor für Viva con Agua tätig. CLAUDIA GERSDORF ist seit Oktober 2014 ist sie Bereichsleiterin Medien- und
Öffentlichkeitsarbeit sowie Pressesprecherin bei Viva con Agua. EVA HAMBACH ist Illustrationsstudentin in und aus Hamburg und trinkt
beim Zeichnen außer Wasser gern Wein, Tee, Kaffee oder eine nette Bowle aus allem zusammen. CORNELIA KLEIN, Studentin und
absolvierte 2016 ein Praktikum im Bereich Medien- und Öffentlichkeitsarbeit bei Viva con Agua. Seitdem ist sie studentische Mitarbeiterin.
KASIA KOHL ist Illustratorin. Sie malt und zeichnet solange nebenbei Musik läuft. NOBERT LATIM aus Uganda absolvierte 2014 ein Prakti-
kum bei Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. Seitdem baut er gemeinsam mit Freunden Viva con Agua in Uganda auf und organisierte vor Ort
2015 und 2016 internationale Musikfestivals zugunsten Viva con Agua. EWALD LIENEN ist ehemaliger Fußballspieler und seit Dezember
2014 Cheftrainer des FC St. Pauli. MORITZ PIEHLER ist als freier Journalist und Fotograf in Hamburg unterwegs und kennt VcA noch auf
wackeligen Kinderbeinen. ANNE QUADFLIEG, Illustratorin in Hamburg, freut sich, an ihrem fünften DROP mitzuwirken. NELA QUANDT,
freie Redakteurin und Geschäftsführerin, ist waschechte Hamburgerin mit Balkan-Wurzeln und VcA-Unterstützerin der ersten Stunde.
PETRA RINKLAKES Tagwerk ist Projektmanagerin in einer Design-Agentur. OLE ROENTGEN steht üblicherweise auf, isst etwas, fährt im Kreis,
geht schlafen. Er kann lesen und schreiben. MICHAEL RUF ist ehrenamtlich im Bereich Anzeigenvertrieb für DROP tätig. SHEILA RUYON-
DO, lawyer, is a founding member of Viva con Agua Uganda and is now doing an internship at VcA in Hamburg. LENA VAN LEUVENSTEIJN
ist eine Hamburger Illustratorin und nun schon das zweite Mal als Illustratorin für das DROP tätig. JANNA VON STEIN, Biologie unter-
richtende Deutschlehrerin und glücklich, dass man beim DROP ihr Fehlerfindetalent und ihren Schönformulierfimmel zu schätzen weiß.
ISABELLE BADER MARINA BRINK LESLIE DAVID MARIE-DELPHINE
DARMSTAEDTER
VERONIKA EHINGER
FELIX EGGING CLAUDIA GERSDORF EVA HAMBACH CORNELIA KLEIN KASIA KOHL
NOBERT LATIM EWALD LIENEN MORITZ PIEHLER NELA QUANDT PETRA RINKLAKE
OLE ROENTGEN MICHAEL RUF SHEILA RUYONDO LENA VAN
LEUVENSTEIJN
JANNA VON STEIN
55
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
IMPRESSUM DROP DAS VIVA CON AGUA-MAGAZIN #11 „CHEERS!
10 Jahre Viva con Agua“ 2016
HERAUSGEBER Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
Bereichsleitung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit /
Pressesprecherin (V.i.S.d.P.): Claudia Gersdorf
Vereinsregister: VR 19145
Neuer Kamp 32
20357 Hamburg
Tel: + 49 (0) 40-412 609 15
Mail: [email protected]
Online lesen: issuu.com/vivaconagua
ART DIREKTION
Felix Egging
CHEFREDAKTION
Isabelle Bader, Claudia Gersdorf, Cornelia Klein
AUTOREN
Isabelle Bader, Marina Brink, Marie Darmstädter,
Nobert Latim, Ewald Lienen, Jelena Malkowski,
Moritz Piehler, Nela Quandt, Ole Roentgen,
Sheila Ruyondo, Malte Schremmer, Dagmar Sibbert
REDAKTION
Isabelle Bader, Marina Brink, Veronika Ehinger,
Claudia Gersdorf, Cornelia Klein
LEKTORAT
Isabelle Bader, Marina Brink, Veronika Ehinger,
Petra Rinklake, Dagmar Sibbert, Janna von Stein
ANZEIGEN / VERTRIEB:
Claudia Gersdorf, Petra Rinklake, Michael Ruf
GESTALTUNG
Felix Egging
BILDREDAKTION
Claudia Gersdorf
ILLUSTRATOREN
Leslie David, Kasia Kohl (kasiakohl.com, Instagram:
Kasia_Kohl), Lena Leuvensteijn (vanleuvensteijn.com),
Anne Quadflieg (anne-quadflieg.com)
FOTOGRAFIE
Hinrich Carstensen (hinrichcarstensen.de),
Stefan Groenveld (stefangroenveld.de), Cornelia Klein,
Thomas Koch (thomaskoch.gallery),
Christoph Köstlin (christoph-koestlin.com),
Tobias Packhäuser
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist ein gemeinnütziger
Verein, der sich dafür einsetzt, dass alle Menschen
weltweit einen Zugang zu sauberem TRINKWASSER
haben. Deshalb sammeln wir mit charmanten Aktionen
Spenden und machen auf das Globale Thema
„Wasser“ aufmerksam.
Viva con Agua hat es sich zum Ziel gesetzt
LEBENSFREUDE auszustrahlen und möglichst
viele Menschen damit anzustecken. Wir sind der festen
Überzeugung, dass sich auch ernste Themen dieser Welt
mit Freude angehen und bewältigen lassen. Wir feiern
das Leben und möchten vermitteln, dass ENGAGEMENT
Spaß macht. Deshalb begegnet ihr Viva con Agua auch
fast immer im Zusammenhang mit Musik-, Sport- und
Kunstevents.
Sollte euch unsere Art, die Welt ein bisschen besser
zu machen, ansprechen, freuen wir uns über euren
Support: In Form von Spenden oder als Fördermitglied
des Vereins.
ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE!
Spendenkonto:
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
IBAN: DE58 2005 0550 1268 1351 81
BIC: HASPDEHHXXX
Online unter vivaconagua.org
Spendenquittungen: Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
ist in Deutschland von den Finanzbehörden als
gemeinnützig anerkannt. Bei Spenden bis zu 200 Euro
gilt der vom Kreditinstitut bestätigte Einzahlungsbeleg
als Spendenquittung. Auch bei kleineren Beträgen stellen
wir gerne eine gesonderte Spendenbescheinigung aus.
Zur Zusendung benötigen wir Ihre vollständige Anschrift.
Wir versichern Ihnen, dass wir Ihre Daten vertraulich
behandeln und nicht an Dritte weitergeben.
WIR BEDANKEN UNS BEI DEN FIRMEN, DIE MIT IHRER
ANZEIGE DIESES HEFT VOLLSTÄNDIG FINANZIEREN.
WIR BEDANKEN UNS BEI MINX-DRUCK
FÜR DIE UNTERSÜTZUNG.
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
56
Folkert Koopmanns organisierte früher als Fan Auftritte
von Bands – heute ist er Unternehmer und veranstaltet
riesige Festivals.
DROP: Du bist Geschäftsführer von FKP Scorpio, Musik
ist demnach dein Business! Wie dürfen wir uns Deinen
Festivalsommer vorstellen? Und was bringt der Winter
mit sich?
Folkert Koopmanns: Neben den Konzertveranstal-
tungen sind wir spezialisiert auf Festivals und meines
Wissens der größte Festival-Veranstalter Europas. Im
Sommer bewegen wir uns deshalb mit einer Karawane
von Leuten von Fes tival zu Festival und treffen dann
vor Ort noch viel mehr Personal - die sogenannte
Stammcrew. Da gibt’s dann die Produktionsleute, die
Promoter-Crew, die sich um die Bands kümmert oder
die Kollegen, die sich um bestimmte Strukturen vor Ort
kümmern sowie die Crew, die alle anleitet. Ich schaue
mir das regelmäßig an und kritzle meinen Schmierzet-
tel voll, und notiere mir, was wir verbessern können -
mir schießen da auch immer wieder neue Ideen in den
Kopf. So läuft bei uns der Sommer!
Ab Herbst laufen dann die Tourneen an, bis zur
Größenordnung eines Justin Biebers. Das ist alles
indoor, also komplett anders.
Bis ins Frühjahr hinein sind wir damit beschäftigt, aber
auch der Festivalbetrieb läuft weiter: Wir werten in spe-
ziellen Abteilungen den vergangenen Festivalsommer
aus und bereiten das kommende Jahr vor.
DROP: Butter bei die Fische: Du bist knallharter
Geschäftsmann! Wie gehst Du mit dem VcA-Spirit um,
der manchmal auch kreatives Chaos mit sich bringt?
Folkert: (lacht) Wir kommen genauso aus dem
kreativen Chaos! Wir starteten unsere Unternehmung
aus Liebe zur Musik und weil wir was auf die Beine
stellen wollten und nicht allein, um irgendwie Geld zu
verdienen Wir haben anfangs nicht darüber nachge-
dacht, ob wir damit Geld verdienen können – was
wir auch in den ersten Jahren nicht getan haben.. Als
dann eines Tages die Bank anrief und uns sagte, dass
sie uns kein Geld mehr geben, wenn wir so weiter-
machten, fingen wir an, uns mal zu organisieren. Das
ist ja bei Viva con Agua nicht anders. Inzwischen ha-
ben wir alleine in Hamburg etwa hundert Mitarbeiter,
insofern brauchen wir in der Tat eine gewisse Struktur
inklusive Gewinnabsicht.
Wie passt Viva con Agua nun da rein? Uns erreichten
immer relativ viele Anfragen gemeinnütziger Zwecke.
Schnell und ganz einfach stellten wir letztlich fest,
dass Viva con Agua am Besten zu uns passt. Ange-
fangen hat natürlich alles mit dem Becherspenden
sammeln, später nahmen wir das Mineralwasser mit auf
und inzwischen ist Kunst auf Festivals und Konzerten
hinzugekommen. Immer dann, wenn wir was machen
können, packen wir an. Es passt einfach zwischen uns
und verträgt sich sehr gut mit dem, was wir als Firma
auch ausstrahlen.
DROP: Viva con Agua wünscht sich: ALL PROFIT!
Kannst Du das für Euch bestätigen?
Folkert: Letztlich ist das für unser Image gar nicht so
schlecht, dass wir mit Viva con Agua zusammenarbei-
ten. (lacht) Nein, aber mal im Ernst: Ich glaube, das
beruht einfach auf Gegenseitigkeit. Es hat sicherlich
auch was mit den Leuten zu tun – ursprünglich war
ich mit Benny Adrion und Micha Fritz in Kontakt.
Daraus hat sich inzwischen eine Freundschaft ent-
wickelt. Und nun ist sogar eine Mitarbeiterin von
uns für Viva con Agua tätig.
Für mich hat das alles auch sehr viel mit Spaß zu tun –
sicherlich gibt es Sachen, die keinen Spaß machen und
trotzdem gemacht werden müssen, dass unser Betrieb
läuft. Der Viva con Agua-Part macht eben viel Spaß!
AUF EIN WASSER MIT...
57
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
DROP: Festivals sind ja mittlerweile zu einem regel-
rechten Lifestyle geworden. Wie nimmst Du dieses neu
entstandene Kulturgenre wahr? Welche Entwicklungen
stecken dahinter?
Folkert: Schauen wir einmal zehn Jahre zurück:
große Festivals waren reine Matschhaufen, es gab
keine Deko, es gab irgendeine Bühne und Pizza Mario
stand da sowie schlechtes Asia Fast Food. Dann ist es
kein Wunder, wenn ich sage: das will ich nicht mehr.
Seit zwei Jahren ändern wir das auf den großen Festi-
vals. Seit letztem Jahr sind wir konkret dabei, das ganze
Food-Konzept umzuschmeißen. Ich kann das durchaus
nachvollziehen, dass man vor allem lecker und zumin-
dest einigermaßen gesund essen will und nicht nur,
weil man Hunger hat. Wenn man dann noch intensiv
im Berufsleben eingebunden ist und eine Familie hat, ist
ein Standard-Festival natürlich keine Option. Auf dem
A SUMMER’S TALE zum Beispiel sieht das schon ganz
anders aus: Wir achten hier extrem darauf, dass es nicht
zu viele Lärmquellen gibt. Es wird an keiner Bar Mu-
sik gespielt, ebenso wenig wie in den Pausen und die
Disko wurde nochmals verlegt - so stellen wir sicher,
dass um Mitternacht die Kinder schlafen können. Das ist
für mich alles absolut nachvollziehbar - dafür ist dieses
Festival da.
DROP: Wie hat VcA aus Deiner Sicht begonnen –
und wo stehen wir jetzt?
Folker: Ich glaube, Viva con Agua ist inzwischen ein
professionelles Chaos geworden. Alles, was VcA
anfasst, läuft gut und wird gut durchgeführt.
Nichtdestotrotz bleibt die Spontaneität und ein
bisschen kreatives Chaos erhalten. Das ist auch
ganz schön!
DROP: Sind wir mal ehrlich: Vereinsmeierei ist doch
total out,oder? Siehst Du VcA eines Tages als sozial
nachhaltigen Konzern?
Folkert: Das muss sich entwickeln, genau wie ein Fes-
tival. Viva con Agua ist zum Beispiel auch beim neues-
ten Social Business Goldeimer involviert. Es ist einfach
schön zu sehen, dass die Wasser GmbH so super läuft
und jetzt Goldeimer dazu kommt.
Das waren und sind auch für Viva con Agua neue Be-
reiche. Man muss testen, was geht und was nicht geht
und wie die Finanzierung aussieht da muss es vernünf-
tige Grundlagen geben.
Auf die Dauer sehe ich Viva con Agua schon in Rich-
tung Social Business. Ich glaube aber auch, dass es den
Verein immer geben muss.
Um dem Verein diverse Möglichkeiten zu geben, muss
es das Social Business geben. Und auch da gibt es viele
neue Entwicklungen – geradezu unendlich viele – die
einer Aufbauphase bedürfen, auf stabilem Fundament.
DROP: In drei Worten: Was ist Viva con Agua für dich?
Was verkörpert es?
Folkert: Leben, Chaos, Fußball!
DROP: Vielen Dank für das Gespräch, Folkert!
Cornelia Klein & Claudia Gersdorf trafen sich
auf ein Wasser mit Folkert Koopmanns.©
To
bia
s P
ackh
äuse
r fü
r V
iva
co
n A
gu
a
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
58
Alles begann vor 10 Jahren auf Kuba und Sankt Pauli –
inzwischen geht die Idee von Viva con Agua um
die Welt! Die Vision, dass alle Menschen Zugang
zu sauberem Trinkwasser haben, und zwar noch zu
unseren Lebzeiten. Seit 2015 engagiert sich auch eine
Viva con Agua-Ehrenamtscrew im Projektland Uganda
und sammelt Spenden für eigene Projekte. Ugander für
Ugander – ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE!
Angefangen hat alles im Herzen Hamburgs mit
der Gründung und offiziellen Eintragung des Vereins
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. am 28. September.
Einige junge Idealisten und Kreativbomben rund
um den ehemaligen FC St. Pauli Fußballspieler
Benjamin Adrion tauchten im Jahr 2006 ein ins
Abenteuer Viva con Agua!
Seither ist der Viva con Agua-Kosmos stetig gewachsen
und weiß inzwischen ein „offenes Netzwerk“ mit mehr
als 12.000 ehrenamtlichen Supportern an seiner Seite.
Die sind schon lange nicht mehr nur in 57 Städten in
ganz Deutschland beheimatet, sondern engagieren
sich auch in den Nachbarländern Schweiz, Österreich
und den Niederlanden für eigenständige Vereine.
„Wir versuchen unseren ehrenamtlichen Supportern
passendes Handwerkszeugs mitzugeben, welches sie
in die Lage versetzt, ihr Engagement für unsere gemein-
same Vision ALLE FÜR WASSER - WASSER FÜR ALLE
bestmöglich auszuführen. Mitsprache und Partizipation
können dabei nur gelingen, wenn zur richtigen Zeit die
richtigen Informationen zur Verfügung gestellt werden.
Beides ist für ein gesundes und organisches Wachstum
des Viva con Agua-Netzwerkes essentiell.“, erklärt
Tobias Rau, Bereichsleiter Netzwerk, VCA-Mitbegründer
und Vorstand der Viva con Agua-Stiftung.
Mit der Gründung von Viva con Agua Kampala in
Uganda ist seit Anfang 2015 auch eine ehrenamtliche
Supportercrew in einem Projektland vertreten.
So konnte die Vision einer weltweiten menschen-
würdigen Wasser- und Sanitärversorgung aus der
Keimzelle und dem Herzen der Organisation in
Sankt Pauli in die ganze Welt getragen werden.
„Es gibt kaum eine größere Freude im Leben als das zu
tun, was du liebst. Es gibt kaum eine größere Freude
als gesellschaftlichen Wandel zu bewirken, während
du genau das tust, was dich erfüllt.“ Nobert Latim,
Mitbegründer Viva con Agua Kampala in Uganda.
Viva con Agua startete 2016 ins zehnte Jahr.
Von Altersmüdigkeit fehlt jede Spur! Und wie könnte
man ewige Jugend und die ungebrochene Freude
am Einsatz für die gemeinsame Vision besser feiern
als ein ganzes Jahr lang zu tanzen? Genau, immer
weiter tanzen!
Anna Kuhn, Leiterin Festivals bei Viva con Agua,
bringt es auf den Punkt: „Nehmen wir zum Beispiel
die Festivalkultur. Ein Festival ist pure Emotion – es
euphorisiert und verbindet Menschen. Genau das ist
es auch, was Viva con Agua macht: Mit Musik und
Enthusiasmus begeistern wir für unsere Vision.“
Das Engagement des Hamburger Vereins wird
belohnt. Seit Vereinsgründung sind rund 5 Millionen
Euro zusammengekommen. Gemeinsam mit der
Welthungerhilfe und lokalen Partnerorganisationen
konnte Viva con Agua so mehr als 2 Millionen
Menschen in Wasserprojekten weltweit erreichen.
Kein Grund die Füße still zu halten: Bei aktuell
663 Millionen Menschen, die ü ber keinen Zugang
zu sauberem Trinkwasser verfügen und bei rund
2,4 Milliarden Menschen, denen eine sanitäre Basis-
versorgung verwehrt ist, besteht nach wie vor
Handlungsbedarf. Wir tanzen weiter!
Neben dem gemeinnützigen Hamburger Verein
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. und seinem interna-
tional agierenden Netzwerk zählen die Social Business
Firmen Viva con Agua Mineralwasser, Goldeimer und
die Millerntor Gallery zu den Herzstücken des Netz-
werks. Drei Geschäftsideen, die ganz im Sinne von
Viva con Agua Gutes tun und dazu beitragen, dass
die Vision „ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE“
keine Utopie ist.
Text: Cornelia Klein, Claudia Gersdorf
VON SANKT PAULI NACH KAMPALA IN UGANDA
EINE IDEE GEHT UM DIE WELT:
59
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
DAS OFFIZIELLE WASSER
WWW.GASTRO-VISION.COM
DER GASTRO VISION
CH
EE
RS
! A
UF
10
JA
HR
E V
IVA
CO
N A
GU
A
60
Spenden, Informieren, Mitmachen!www.vivaconagua.org