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Research Collection
Doctoral Thesis
Reaktionen einiger Metallsalzlösungen unter erhöhtenTemperaturen und Drucken
Author(s): Weibel, Josef H.
Publication Date: 1923
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000092382
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Reokttonen einiger MetallsElösnnnenunter erhöhten Temperaturen and Drucken.
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschulein Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften
genehmigte
Nr. 329. Promotionsarbeit
vorgelegt von
Josef H. Weibel, dipl. Ing.-Chemikeraus Slraach (Thurgau).
Referent: Herr Prof. Dr. H. E. Fierz.
Korreferent: Herr Prof. Dr. W. D. Treadwe 11.
Zflrich 1923.
Druck von Thomas & Hubert, Weida i. Thür.Spedaldruckerd «r Dissertationen.
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Die vorliegende Arbeit wurde im technisch-chemischenLaboratorium der Eidgenössischen Technischen Hochschule inden Jahren 1920/22 ausgeführt.
Meinen hochverehrten Chef und Lehrer,
Herrn Prof. Dr. H. E. Fierz,
spreche ich für die Anregung zu diesen Arbeiten, für die Rat¬
schläge bei ihrer Ausführung, sowie für die hierbei zur Verfügunggestellte technische Anlage meinen besten Dank aus.
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Einleitung.
Beim Arbeiten mit verschiedenen Gasgemischen, welche mit
Hilfe einer Kompressoranlage1) gleichzeitig hohen Temperaturenund Drucken ausgesetzt wurden, zeigten einige dabei anwesende
Metallsalzlösungen ziemlich unerwartete und weitgehende Ver¬
änderungen. Um nun allgemein das Verhalten von Metallsalz¬
lösungen gegen einwirkende Gase im Zusammenhange etwas
eingehender zu studieren, wurden eine Anzahl derselben bei
wechselnden Bedingungen von Temperatur und Druck der Ein¬
wirkung von reinen Gasen, wie Stickstoff, Wasserstoff und
Kohlenoxyd ausgesetzt.Von einem indifferenten Gase wie Stickstoff war allerdings keine
Einwirkung auf die Metallsalzlösung zu erwarten, doch mußten
unter dem Einflüsse der erhöhten Temperaturen die Erscheinungender Hydrolyse besonders stark hervortreten, wobei der angewandteDruck durch Zurückdrängung der Wasserverdampfung das Arbeitenerleichterte. Indes eine Reihe von Literaturangaben bestätigt wurde,interessierte vor allem der Umstand, ob die Hydrolyse schwach
gespaltener Salze ebenfalls bis zur Ausscheidung basischer Ver¬
bindungen getrieben werden kann, wie dies bei stark hydroly-sierten Salzen der Fall ist
Bei der Einwirkung von Wasserstoff oder Kohlenoxyd wurden
die Hydrolyseerscheinungen überlagert von den Reduktions¬
wirkungen dieser Gase, indem sie je nach dem Charakter des
Metalles entweder von vornherein oder erst im Verlauf der Hydrolyseauftraten und meist zur Abscheidung des Metalles führten. Die
Metallfällung durchWasserstoff ist von Ipatiew behandelt worden,
l) Siehe Beschreibung im Anhang.
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während über die Fällung mit Kohlenoxyd keine Literaturdaten
vorliegen, obwohl die Reaktion aus den ähnlichen Verbrennungs¬wärmen der beiden Gase zu erwarten steht. Die Versuche wurden
deshalb so geleitet, daß sie einen Rückschluß auf den Reaktions¬
verlauf gestatten, vor allem weil die Ipatiewschen Theorien der
Metallfällung den Tatsachen nicht gerecht werden.In besonderen Fällen, wie in Anwesenheit von Nickel- und
Kobalsalzen oder metallischem Eisen, war unter der Einwirkungvon Kohlenoxyd auch die Bildung der betreffenden Karbonylemöglich; zudem zeigte sich der Einfluß des begleitenden Wassersund der eventl. auftretenden Säure auf die Karbonylreaktion.
Diese drei Richtungen der Hydrolyse, der Metallfällung undder Karbonylbildung wurden teils ineinandergehend, teils un¬
abhängig bearbeitet. Um die Arbeiten unter sich, sowie mit denin der Literatur angeführten vergleichen zu können, wurden alleReaktionen nach einem starren Reaktionsschema mit folgendenBedingungen ausgeführt:
Druck: Es zeigte sich durch Vorversuche, daß ein Druck von nur
50 Atm. überall zur Herbeiführung der gesuchten Resultate genügteund wurden deshalb alle Versuche mit diesem Anfangsdruckeausgeführt, welcher dann infolge der Temperatur weiter anstiegund bei 250° annähernd 100 Atm. erreichte.
Temperatur: 0iese wurde stufenweise von 100° auf 150 °, 200 °, 250°und teilweise auch auf 300° gesteigert, indem auf jeder Stufe die
Temperatur während einer Reaktionsdauer von 24 Stunden konstant
gehalten und dann das Reaktionsprodukt untersucht wurde. Nachder Prüfung wurde die Einwirkung meist mit demselben Materialauf der nächsthöheren Stufe fortgesetzt.
Konzentration: ^]s einheitliche Konzentration wurde \/6 normal
angenommen, womit alle bekannten Reaktionen in den Konzen¬
trationen von -^ bis ^ ebenfalls ausgeführt werden konnten.Gase: Zum Studium der Hydroylse wurde technisch reiner Stick¬stoff (Bombe, mit 1—2°/0 02) auf die Metallsalzlösung eingepreßt,während zur Metallfällung technisch reiner Wasserstoff (Bombe,
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mit 0,5—1°/0 0,) und reines Kohlenoxyd verwendet wurden,welch letzteres durch Eintropfeh von Ameisensäure in heißeSchwefelsäure dargestellt war.
Metallsalze : j^g Anzahl wurde auf einige Typen beschränkt, um
an denselben nicht nur die Veränderungen der Base, sondern auchden Einfluß der begleitenden Säure beobachten zu können. Soschieden ohnehin jene Salze aus, welche keine Veränderungenerwarten ließen, weil in wässeriger oder schwach saurer Lösungihre basischen Verbindungen oder freien Metalle nicht bestehenkönnen (Alkalien, Erdalkalien, Magnesium, Aluminium usw.). Eswurde deshalb je eine allgemeine Versuchsreihe mit den Sulfaten
von Mangan, Zink, Ferro- und Ferrieisen, Nickel und Kobalt, sowieden Nitraten von Wismut, Blei, Kupfer, Quecksilber und Silber
durchgeführt und zu einer eingehenderen Untersuchung die Sulfate,Nitrate, Chloride und Acetate von Kupfer, Nickel, Kobalt undteilweise auch Eisen verwendet.
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Hydrolyse-Erscheinungen.Theorien.
Die allgemeine Theorie der Hydrolyse als eine Spaltung desSalzes in Säure und Base hat eine wesentliche Erweiterung er¬fahren, als man versuchte, die prozentige Hydrolyse der nur weniggespaltenen Salze zahlenmäßig zu bestimmen. Bei plötzlicherstarker Verdünnung schwach gespaltener Salze fand man1) haupt¬sächlich durch Messung der elektrischen Leitfähigkeit, daß nichteine sofortige Zunahme, sondern ein langsames Ansteigen der¬selben zu einem unscharfen Endpunkte erfolgt, welche ErscheinungWagner2) als „zeitliche Hydrolyse" bezeichnet.
Wagner verallgemeinerte seine Beobachtungen und nahm
an, daß im Moment der Verdünnung sich als Ionenreaktion sofortdas primäre Hydrolysengleichgewicht einstellt und das unlösliche
Hydrolysenprodukt — in unserem Falle die Base — sich im Zu¬stand feinster Verteilung befindet. Während nun Wagner vondieser Dispersion sagt, sie adsorbiere den größten Teil der lös¬lichen Hydrolysenkomponente und entziehe sie dadurch der durchsie bedingten Messung der Leitfähigkeit, so nimmt Tian3) an,daß zwischen der verteilten und der gelösten Komponente einsekundäres Gleichgewicht zwischen zwei Phasen bestehe. In beidenFällen wird nun die feine Verteilung der Base in eine stets gröberwerdende Dispersion übergehen, wodurch die Teilchenzahl ver¬
ringert und der frei werdende Anteil der löslichen Komponentevergrößert wird, so daß die Leitfähigkeit zunimmt.
') Goodwin, Z. phys. Ch. 21, 1 (1896); Denham, Z. anorg. Ch.57, 278 (1908).
*) Koll. Z, 14, 149 (1914); W. Monatsh. 34, 95, 931 (1914).*) Compt. rend 172, 1179, 1291, 1402 (1921).
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Die Bedingungen, unter welchen die Dispersion der Metall-
base in Lösung bleibt oder ausgeflockt wird, hängen nicht nurvon der Acidität1), sondern größtenteils von der Temperatur ab.
Bei 200—300° wird die Hydrolyse eine sehr weitgehende sein,so daß in den meisten Fällen Ausscheidungen von basischen
Salzen, Hydroxyden oder Oxyden zu erwarten sind, wobei die
Ausscheidung um so basischer erscheint, je höher die angewandte
Temperatur war*). Allgemein werden keine einheitlichen Körperausfallen,wie denn irrtümlicherweise solcheBildungen als „basische
Salze"8) oder als „kondensierte Oxyde"4) bezeichnet wurden,welche erst neuere Arbeiten in ihrem eigentlichen Charakter er¬kannten 6).
Versuchsdaten.
Besondere Sorgfalt verlangte die Wahl der verwendeten Gefäße»indem alle Metalle durch die bei der Hydrolyse frei werdendenSäuren bei der hohen Temperatur angegriffen werden. Ahnlich
verhält es sich mit dem Glase, welches durch das Wasser je nach
seiner Zusammensetzung mehr oder weniger unter Herauslösungdes Alkalis zersetzt wird4). So ergab z. B. ein Probiergläschenaus weichem dicken Glase von 100 qcm Oberfläche beim vier¬
stündigem Erhitzen mit 40 ccm Wasser auf 250° eine bereits
Vs normale Lauge, wobei die 2 mm dicken Wände völlig entglastwaren und weiße, undurchsichtige Schichten abblätterten.
Dies entspricht ganz den Beobachtungen von Foerste'r'),welcher bei 180° analoge Resultate erhielt Er wies auf die Tat¬
sache hin, daß keine Sorte der damals zur Verfügung stehendenEinschmelzröhren von überhitztem Wasser nicht angegriffen wurden,was zur Vorsicht gegen alle jene Literaturangaben mahnt, nach
') Kuriloff, Z. anorg. Ch. 79, 88 (1912); Müller, Z. anorg. Ch. 57, 311.
*) Ley, Z.'phys.Ch. 30,193(1899); Kullgreen, Z.phys.Ch.85,466(1913);Den h am, loc. cit.
*) KrüB, Z. anorg. Ch. 14, 361 (1897).*) Wyrouboff und Verneuil, Ann. Chim. Phys. (8) 6, 1 (1905).B) Müller, loc. cit.
') Mylius, B. 22, 310, 1092 (1889); Kohlrausch, B. 24, 3560 (1891).7) B. 25, 2494 (1892).
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welchen das Reaktionsgut während 20—100 Stunden in Glas¬
gefäßen erhitzt wird. So sind z. B. mit schlechten Einschmelz¬rohren ganz dieselben Resultate zu erzielen, welche Rousseau und
Tite1) bei der Darstellung wohldefinierter, basischer Salze durch
Zufügen von Marmorstücken zur Abstumpfung der Säure erreichten.Auch Ipatiew hat bei seinen Arbeiten konstatiert, daß über
200° die Glasröhren „stark zerfressen" wurden, weshalb er Quarz¬
gefäße verwendete. Doch gab er dieser Beeinflussung des
Hydrolysengleichgewichtes keine Bedeutung und konstatierte jenach Umständen eine „katalytische Wirkung" des Quarz- oder
Glasgefäßes auf den Verlauf der Reaktion2). Nach einigen Ver¬
suchen erwiesen sich Kölbchen aus Jenaer Glas ausreichend
widerstandsfähig, indem dieselben nach 24 Stunden bei 250°
keineswegs angegriffen waren und Parallelversuche mit Metall¬
salzen im Platintiegel stets denselben Reaktionsverlauf ergaben.Der einzelne Versuch wurde dadurch aufgearbeitet, daß einer¬
seits die behandelte Lösung auf Indikatorreaktion und Metall¬
salzgehalt geprüft und anderseits eine gewaschene Probe der Aus¬
scheidung teilweise unter dem Mikroskop auf Oberfläche, Löslichkeit,
magnetische Eigenschaften usw. untersucht wurde. Mit Rücksicht
auf die zufällige Zusammensetzung und auf die willkürliche Ver¬
suchsanordnung, sowie auf die meist geringen amorphen Nieder¬
schläge wurde auf eine quantitative Analyse derselben verzichtet
und die Bedingungen des Auftretens oder Unterbleibens einer Aus¬
scheidung als Hauptkriterium der Reaktion behandelt.
Vorausgehend seien einige Versuche erwähnt, welche die
Wirkung von „Hyperdrücken"s) bei der Temperatur von 100°
und 1000 Atm. Stickstoffdruck gegenüber der Wirkung des Kochensbei Atmosphärendruck veranschaulichen:
MnS04, ZnS04, NiS04, CoS04, AgNOs
zeigen nach 6 Stunden, ebensowenig wie beim Kochen, irgend¬welche Ausscheidung, während dies in geringem Maße der Fall ist bei
Bi(NQ3)3, Pb(NQ3)3, Cu(NOs)2, Hg(N03)2, FeS04 und Fe2(SOJ3,
') Compt. rend. 113, 190 (1891).a) B. 44, 3452 (1911); B. 45, 3226 (1912).') Bezeichnung von H. Claude, Paris, für Drucke von 500—1000 Atm.
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welche Erscheinung auch beim längeren Kochen unter Normal¬
druck auftritt. Also verändert die Anwendung unverhältnismäßighoher Drucke das allgemeine Bild der Hydrolyse keineswegs, was
das Arbeiten mit mäßigen Drucken von 50—100 Atm. rechtfertigt.
Nachfolgend die tabellarische Übersicht über die angesetztenVersuchsreihen:
-rut,*
Tabelle 1.
j— Salzlösung Temperatur 150° Temperatur 250°
MnSO*
ZnSO*
Bi(NOs)» ....FeSO«
Fe2(SO»),....C0SO4
NiSOi
CuS04
Pb(NO,)8 ....
flg(NOs),AgNO,
Keine AusscheidungKeine FällungAmorphes basisches Nitrat
Hydroxydul graugrünHochrotes OxydKeine AusscheidungKeine FällungBasisches Sulfat graugrünBasisches Nitrat weiß
Basisches Nitrat weiß
Kein Niederschlag
Rötlicher Beschlag: Mn(OH)a?Basisches Sulfat weißflockigBasisches Nitrat in SchuppenGraues Oxydul pulverigRotes -Oxyd krustigWenig basisches Salz, OxydhautHydroxydflocken grün •
Reichlich basisches Sulfat
Basisches Nitrat schuppigBasisches Nitrat gelblichBraune Flocken, Glas braun.
Bedingungen: Anfangsdruck 50 Atm. Stickstoff, Dauer 24 Stunden.
Tabelle 2.
y-Salzlösung Temperatur 150° Temperatur 250°
CuSO* ....
Cu(NO,),. . .
Cu(CH,COO),
Basisches Sulfat graugrünBasisches Nitrat grün kristallisiert
Keine AusscheidungBasisches Salz, Oxyd und Oxydul
Reichlich basisches Sulfat
Basisches Nitrat, Oxyd schwarz
Wenig Fällung graugrünOxydul durchsetzt mit Metall
NiSO* ....
NKNO,), . . .
Ni(CH,COO)j
Keine AusscheidungKeine FällungKein NiederschlagWenig basisches Acetat
Hydroxyd grünflockigWenig HydroxydflockenWenig Fällung amorphHydroxyd, apfelgrün sandig
CoSO* ....
Co(NOa)2. . .
Co(CH,COO),
Kein NiederschlagKeine AusscheidungKeine FällungKrustiges basisches Salz
Basisches Salz, OxydhautBasisches Nitrat rosa.OxydhautWenig Flocken rötlich
Hydroxyd rosa, Wände braun
FeSO« ....
Fe,(SO*), . .FeCl,
Hydroxydul graugrünHochrotes OxydBraunes basisches Chlorid
Oxydul grau pulverigRotes Oxyd krustigBraunes Oxyd.
Bedingungen: Anfangsdruck 50 Atm. Stickstoff, Dauer 24 Stunden.
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Ein Vergleich der behandelten Salze (Tabelle 1) zeigt, daßteilweise schon bei 150", stets aber bei 250" Fällungen mit
vorwiegend Hydroxydcharakter auftraten, deren Menge sehr ver¬schieden war. Besonders deutlich ist der Einfluß der Anionen
(Tabelle 2): Die Acetate wurden vor allem wegen der Flüchtigkeitder Essigsäure am stärksten zersetzt, dann folgten Sulfate, Nitrate
und zuletzt die Chloride. Doch selbst bei den Acetaten war die
Ausscheidung nur unvollständig, ausgenommen beim Kupferacetat,wo die Essigsäure auch reduzierend wirken kann, indem sie dabei in
C02 verbrennt1). Immerhin waren die Niederschläge nur selten nach
längerem Kochen wieder in der Mutterlauge zu lösen, was auf eine
weitgehende Stabilisierung des ausgeflockten Moleküls hinweist.
Das Verhalten der einzelnen Salze sei nachstehend etwas
eingehender geschildert.
Mangansulfat: Dieses gab bei 150° keinerlei Ausscheidung, während
bei 250" an den Glaswänden ein rötlichweißer Beschlag auftrat,der in Salzsäure leicht löslich war, keine Schwefelsäure enthielt
und jedenfalls Mn(0H)2 als direktes Hydrolysenprodukt darstellte.
Zinksulfat; Bei 150" trat keine Fällung ein und bei 250" enthielt
die Lösung einen an den Wänden krustigen, sonst flockigen
Niederschlag in geringer Menge. Derselbe war weiß, unlöslich
in Wasser, löslich in Schwefelsäure und enthielt noch größere
Mengen Sulfat. In seinen Eigenschaften stimmte er überein mit
dem von Athanesco2) aus 3"/0iger (|-)-Lösung bei 200" kristallinerhaltenen basischen Sulfat ZnO-ZnS04.Wismutnitrat; Das zur Herstellung der y-Lösung verwendete Wasserwurde mit soviel Salpetersäure versetzt, daß beim Lösen des
Nitrates kein Niederschlag entstand. Daraus fiel erwarteter Weise
bei 150" das bekannte basische Nitrat in weißen Flocken, bei 250°
in reichlicherem Maße in Schuppen aus.
Bleinitrat; Schon bei 150° und noch stärker bei 250" fiel eine
große Menge von basischem Nitrat aus, obwohl dadurch die
Lösung recht sauer geworden war.
') Riban, Compt. rend. 93, 1140 (1881); Bull. soc. chim. (2) 38, 156.
s) Compt. rend. 103, 271- (1886); B. 19, 660 (1886).
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Wecurinitrat: Bei 150o und reichlicher bei 250° war basisches
Nitrat ausgeschieden, welches sich bei 250° an den Wänden etwas
gebräunt hatte. Die Hydrolyse war sehr weitgehend, doch nicht
vollständig, obwohl sie schon bei 100° eintrat1).
Silbernitrat; Djeses veränderte sich bei 150° nicht und bei 250°
waren nur ganz wenige Flocken von Silberoxyd ausgeschieden.Das verwendete Glas war in bekannter Weise stark gebräunt undkonnte weder mit Ammoniak noch Salpetersäure gereinigt werden.
Ferrosulfat: gej ^50 0 waren graugrüne, sulfathaltige Flocken von
Hydroxydul ausgefallen, während bei 250° reichlich grauschwarzes,sulfatfreies Oxydul vorhanden war. Die Fällung war unvollständigund wurde an der Luft rasch braun.
Ferrlsnlfat: j)je Hauptmenge des Eisens wurde bei 150° als hoch¬rotes Oxyd an den Glaswänden ausgeschieden, trotzdem die Lösungstark sauer reagierte. Bei 250° war die Ausscheidung nahezu
vollständig, indem sich das pulverige und beinahe schwefelsäure¬freie Oxyd in Schwefelsäure nur ungern löste1).
Ferrichlorid; per bej 150» entstandene Niederschlag war braun,flockig und bei 250° sehr reichlich. Doch war das in ein dunkel¬braunes Pulver übergegangene Oxyd im Gegensatz zum flockigenNiederscfilag ziemlich chlorfrei*).
Knpferacetat; Cupriacetat wurde bei 150° unter Bildung von weniggrünem basischem Acetat, etwas Oxyd und ziemlich viel Oxydulzerlegt. Das Acetat war ziemlich löslich in Wasser und konnteweiter in schwarzes Oxyd4) hydrolysiert werden, während diesesdurch Reduktionswirkung der dadurch zu Kohlendioxyd oxydiertenEssigsäure in gut kristallisierte karminrote Aggregate von Oxydulüberging5). Bei 250° war die Oxydulbildung beinahe vollständigund die Lösung sozusagen farblos; Oxyd und basisches Salz
') Cox, Z. anorg. Ch. 40, 176 (1904).*) Athanesco, loc. cit.
*) Fischer, Habilitationsschrift, Breslau 1909.
*) Riban, loc cit.
*) Reynoldes, Journ. ehem. soc. 73, 264 (1898).
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fehlten und ein Äquivalent der Essigsäure war zersetzt. Dabei tratzwischen den Oxydulkristallen auch metallisches Kupfer in
spießigen Kristallen auf.
Kupfersulfat: Dieses bildete bei 150° an den Wänden etwas grau¬
grünes basisches Salz, wie solches auch nach anderen Methodenerhalten wird1). Es war unlöslich in Wasser und entstand in
größererMenge bei 250°. Ein tiefergreifender Einfluß fand nicht statt.
Knpfernitrat: gej ^50 0 wur(je jn smaragdenen Kristallen wenigunlösliches basisches Nitrat ausgefällt. Es war gut kristallisiertund aus ähnlichen Reaktionen bekannt2). Bei 250° wurde an den
Wänden etwas braunschwarzes Oxyd abgeschieden.
Kiipferchlorid; Djeses blieb unverändert bei 150° und gab bei 250°
nur eine geringe amorphe Fällung graugrüner Flocken, wie sieauch Fischer beobachtete.
Nickelacetat: gej ^59» war es unverändert bis auf geringe Aus¬
scheidungen basischen Salzes, während bei 250° beinahe alles
Nickel als apfelgrünes sandiges Hydroyd ausfiel. Dasselbe warfrei von Essigsäure, doch konnte kein freies Nickel daneben
nachgewiesen werden3).
Nickelsulfat: Erst bei 250° trat an den Wänden wejiig einer
krustigen, schwefelsäurehaltigen Verbindung auf, die vielleichteinem bekannten basischen Salze entspricht*). Daneben waren
grüne Hydroxydflocken ausgeschieden.
Nickelnitrat: Unverändert bei 150°, scheiden sich aus der Lösungbei 250° wenige Flocken von grünem Hydroxyd aus.
Nickelchlorid: grst bej 250° wurde wenig einer amorphen grünenVerbindung ausgeschieden8), die wohl als basisches Chlorid vorlag.
a) Athanesco, Bull. s. eh. (2) 44,14 (1886); Shenstone, Journ. chim.soc. 47, 376 (1883).
*) ßourgois, Bull. s. eh. (3) 3, 501 (1890).
') Riban, Bull. s. eh. (2) 38, 159.
*) Athanesco, Compt. rend. 103, 271 (1886).
5) Fischer, loc. cit.; Andrée, Compt. rend. 106, 937 (1888).
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Kobaltacetat: Dasseibe gab bei 150° ein krustiges basisches Salz
und daneben einige rosa Flocken von Hydroxyd. Bei 2509 war
kein basisches Acetat mehr vorhanden, sondern nur noch amorphes
rosa gefärbtes Hydroxyd. An den Glaswänden wurde dieses etwas
in Oxyd zersetzt.
Kobaltsnlfat: ßej 150 o trat keine Veränderung auf; bei 250° waren
die Gefäßwände von pfirsichblütroten, in Wasser ziemlich gutlöslichen Kriställchen belegt, welche dem bekannten Monohydrat
entsprechen können1). Daneben war an einigen Stellen auch
braunes Oxyd abgeschieden.
Kobaltnitrat; ffrst bei 250° fand Abscheidung geringer Mengeneines rosafarbenen, nitrathaltigen Niederschlages statt, der wohl
größtenteils aus Hydroxyd bestand und wasserunlöslich war.Ebenso war wenig Oxyd als Haut abgeschieden.
Kobaltchlorid: Dieses blieb sehr beständig und gab auch bei 250°
nur wenig flockigen amorphen Niederschlag2).
Ergebnisse.
1. Es wurden die Chloride, Nitrate, Sulfate und Acetate von
Kupfer, Nickel, Kobalt und Eisen, sowie eines Nitrates oder Sulfates
von Silber, Quecksilber, Blei, Wismut, Zink und Mangan einer
vergleichenden Hydrolyse bei 150° und 250° unterworfen und
eine Reihe von hierüber vorliegenden Literaturangaben bestätigt.Dabei waren an allen untersuchten Salzen bei höchstens 250°
mehr oder weniger reichliche Ausscheidungen zu konstatieren,welche den Beweis für die Möglichkeit ergeben, durch Temperatur¬wirkung die Hydrolyse einer Salzlösung bis zur Abscheidungunlöslicher Produkte zu steigern. Wo die Grenze dieser Möglich¬keit liegt, wurde nicht bestimmt.
2. Der Charakter der Ausscheidungen war in den meistenFällen hydroxydisch und muß als primäres Hydrolysenprodukt
') Vortmann, B. 15,1888 (1882); Woulf .Comp. rend. 116,1402 (1893).*) Fischer, loc. cit.
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als Ausflockung der zuerst kolloidal suspendierten Metallbase
angenommen werden; doch wurden auch die Bildung basischer
Salze und Anhydrisierung zum Oxyd beobachtet. Selten waren
weitergehende Veränderungen der Oxydstufe durch Reduktionderselben zu niedrigerer Wertigkeit oder gar zu Metall und dies nurbei Metallen, welche geringeres Potential besitzen als Wasserstoff.
3. Der Vergleich von Chloriden, Nitraten, Sulfaten und
Acetaten ein und desselben Metalles ergab in obiger Reihenfolgeeine Zunahme der Mengen der ausgeschiedenen Hydrolysen¬
produkte, gemäß der Forderung, daß die Hydrolyse mit ab¬
nehmender Säurestärke zunimmt. Die Daten von 150° zeigten
gegenüber denjenigen von 250° oft ein Fortschreiten der Hydrolysein dem Sinne, daß bei 150° beobachtete basische Salze bei 250°
nur noch teilweise oder gar nicht mehr vorhanden waren und
sich in Hydroxyd oder Oxyd aufgespalten hatten. Dies entsprichtdem Satze, daß die Hydrolysenprodukte um so basischer aus¬
fallen, je höher die angewandte Temperatur war.
-
*
Metall-Ausfällung.
Theoretisches.
Behandelt man wässerige Metallsalzlösungen bei gewöhnlicherTemperatur mit Wasserstoff unter Druck, so ist durch die .Stellungdesselben in der Spannungsreihe der Metalle eine Verdrängungdes betreffenden Metalls unter Rückbildung von Säure' zu er¬
warten, sobald die Tension des Wasserstoffs die Lösungstensiondes Metalles überwiegt. Für jene Metalle, welche unterhalb des
Wasserstoffs stehen, wäre die Möglichkeit der Ausfällung schonbei Atmosphärendruck gegeben und durch einen geeigneten Be¬
schleuniger zu erreichen1), während für diejengen Metalle über
dem Wasserstoff die notwendigen Tensionen rasch über dietechnisch erreichbaren Drucke ansteigen.
Versuche zur Realisierung solcher Reaktionsverläufe führtenschon Beketoff*) und Cailletet8), sowie Nernst und Tam-
mann4) ohne positive Resultate aus. Später versuchte es
Ipatiew6) mit dem Erfolge, daß er außer Silber und Quecksilberauch Blei, Kupfer, Wismut, Nickel und Kobalt ausschied, indem
er auf die Salzlösungen bei Temperaturen von 100—300° reinenWasserstoff unter Drucken von 100—300 Atm. einpreßte.
Obwohl bei diesen Reaktionen neben den freien Metallen
auch basische Salze, fiydroxyde und Oxyde auftraten, so nahm
Ipatiew dennoch eine Verdrängung der Metalle durch Wasserstoff
an, wie Nernst und Tammann sie versucht hatten, und be¬
zeichnete die Bildung von Hydrolyseprodukten als Neben¬
erscheinung. Tatsächlich aber werden seine Versuche durch
') Sie tritt far Ag und Hg tatsächlich ohne weiteres ein.
") Compt. rend. 48, 442 (1859); 79, 1413 (1874).
*) Compt. rend. 68, 395 (1869).
*) Z. phys. Ch. 9, 1 (1892).
5) B. 42, 2708 (1909); 44, 1755, 3452 (1911); 45, 3226 (1912).
WeibtI. 2
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Anwendung so hoher Temperaturen ganz aus dem Bereiche des
ursprünglichen Gedankenganges gezogen, weil die Voraussetzungenhierzu unter den neuen Bedingungen nicht mehr gelten.
Viel naheliegender ist die Annahme, daß die Reduktion einer
wässerigen Metallsalzlösung zum freien Metall in direkter Be¬
ziehung zur Reduktion trockener Oxyde im offenen Rohre stehen
muß. Die zu einem Vergleiche nötigen Daten lieferte eine Unter¬
suchung Glasers1), welcher die Mindesttemperaturen ermittelte,bei denen die Oxyde eben reduziert zu werden beginnen. Ver¬
glichen mit den Daten Ipatiews ergab sich eine überraschende
Übereinstimmung: Der Unterschied von ca. 30° dürfte auf die
größere Reaktionsfähigkeit der fein verteilten Metallbase gegen¬über dem groben Oxyd zurückgeführt werden.
Reduktion der Oxyde Temperatur Temperatur Fällung der Metalle
NijO, und NiO
Fes03 und FeO
Nach Glaser.
150"
200"
230"
370"
120"
170"
200"
340"?
aus Kupfersalzenaus Nickelsalzen
aus Kobaltsalzen
aus Eisensalzen
Nach Ipatiew.
Die Parallele der beiden Vorgänge ist offensichtlich. Zwar
hat auch Ipatiew verschiedene Oxyde in Gegenwart von Wasser
mit Ha unter Druck reduziert, doch fand er die Reduktion bei
höherer Temperatur verlaufend als die Metallfällung, weshalb erzwei völlig verschieden verlaufende Vorgänge annahm. Doch warauch hierbei ein Unterschied in der Verteilung vorhanden, wo¬
durch der gezogene Schluß ungerechtfertigt erscheint.
Vielmehr zeigt sich für alle Metalle, die unedler sind als der
Wasserstoff, durch die obige Parallele und noch ausführlicherdurch die Versuchsdaten, daß die Wirkung des reduzierendenGases an der Oxydstufe, das heißt an der durch Hydrolyse auf¬tretenden Metallbase angreift, gleichgültig ob dieselbe erst in
kolloidaler Verteilung oder bereits ausgeflockt vorliegt. Diese
Annahme einer Folgereaktion, nach welcher erst durch Hydrolyse
') Z. anorg. Ch. 36, 1 (1903).
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die Metallbase auftritt und diese dann vom Gase reduziert wird,
erklärt auch das Auftreten und Wiederverschwinden von Hydrolyse¬
produkten, wie auch die Übereinstimmung der Fällungstemperaturmit der Reduktionstemperatur des Oxydes.
Wie weit das Auftreten der Oxydstufe zur Ausfällung auch
derjenigen Metalle nötig ist, welche edler sind als der Wasserstoff,
dürfte schwerer zu entscheiden sein. Doch steht der Annahme
nichts im Wege, besonders da auch bei ihnen teilweise schon
bei sehr niedriger Temperatur reichliche Hydrolysenprodukte vor¬
handen sind.
Versuchsdaten.
1.
Es wurden sowohl die Versuche mit Kohlenoxyd als auch
mit Wasserstoff ausgeführt, um sie unter sich und mit dem
Ipatiewschen Daten vergleichen zu können. Erwarteter Weise
zeigten sich genau dieselben Resultate und die Temperaturstufender einzelnen Phasen einer Reaktion blieben in guter Über¬
einstimmung. Dabei wurde auch verfolgt, wie weit die basischen
Ausscheidungen unter Kohlenoxyd- und Wasserstoffdruck denen
unter Stickstoffdruck parallel gehen, und wie weit sie als
Zwischenstufen der Reaktion angenommen werden können.
In den folgenden Tabellen sind die Resultate, welche sowohl
für Wasserstoff als für Kohlenoxyd gelten, zusammengestellt:
Tabelle 3a.
~-Salzlösung Temperatur 150° Temperatur 200°
MnSO»
ZnSO*
Bi(NO,), ....FeS04
Fe,(S04),C0SO4
NiSO»
CuSO*
Pb(NO,),Hg(NO,),AgNO,
Keine AuscheidungKeine FallungAmorphes basisches Nitrat
Hydroxydul graugrUnHochrotes OxydKeine AusscheidungKeine FallungOxydul und MetallBasisches Nitrat, MetallBasisches Nitrat, Metall
Silberspiegel.
Keine AusscheidungGeringer Beschlag weißBasisches Nitrat schuppigHydroxydul und OxydulRotes OxydBasisches Salz, OxydhautHydroxydflocken, MetallhautMetall in SpießenBasisches Nitrat, geschwärztBasisches Nitrat, Metall
Metall vollständig gefallt.
2*
-
— 20 —
Tabelle 3b.
5--Salzlösung Temperatur 250° Temperatur 300°
ZnSO*
Bi(NOs),
FeSO*
Fe,(SOi)»
CoSOt
NiSO«
CuSOi
Pb(NOa)»
Hg(N03)s
AgN03 -.
Rötlicher BeschlagBasisches Sulfat weiß
Hydroxyd weiß, Metall
Oxydul graupulverigRotes Oxyd krustigBasisches Salz, Metall
Hydroxyd und Metall
Metall
Hydroxyd und Metall
Metall grau verteilt
Metall
Rötlicher BeschlagBasisches Sulfat sandigMetall vollständig gefälltOxydul graupulverigBraunrotes Oxyd
Oxyd und MetallMetall graupulverig
Metall kristallisiert
Die Zusammenstellung zeigt keine scharfen Grenzen zwischenden einzelnen Metallen: Einige werden früher, andere späterausgeschieden. Doch waren in den meisten Fällen bei einer der
Metallfällung vorausgehenden Temperaturstufe Ausscheidungenbasischer Natur zu finden, welche oft bei der folgenden Stufeteilweise unter Ausscheidung von Metall verschwanden. Auch
entsprachen die Niederschläge ganz denjenigen, die unter Stickstoff¬druck erhalten wurden, was darauf hinweist, daß die Hydrolyseeine wichtige Vorstufe zur Ausfällung der Metalle bildet.
Folgende Tabellen zeigen die Wirkung der Säurereste:
Tabelle 4a.
—Salzlösung Temperatur 100° Temperatur 150°
Cu(CH,COO)„. . .
Cu(NO»)j
CuCI,
Basisches Acetat, OxydulBasisches Sulfat, OxydulBasisches Nitrat, OxydKein Niederschlag
Oxydul, wenig Metall
Oxydul, etwas Metall
Oxyd, Oxydul und MetallChlorür neben Metall
Temperatur 150° Temperatur 200°
NKCH.COO),. . .
NiSO<
Ni(N08),
NiCl2
Basisches Acetat grün
Keine AusscheidungKeine FällungKeine Fällung
Hydroxyd, Schicht Metall
Hydroxyd grün,Metallhaut
Hydroxyd, Metallhaut
Fällung grün, Metall grau
-
— 21 —
y- Salzlösung Temperatur 150° Temperatur 200°
Co(CH,COO),. . .
Co(NO,)j
CoCl,
Basisches Acetat rosa*
Kein NiederschlagKeine FallungKeine Fällung
Basische Acetat und OxydBasische Salz, Oxydhaut
Hydroxyd rosa, Oxyd braun
Amorphe Flocken rosa
FeSO«.......
Fe»(SOt),
FeClj
Hydroxydul graugrünHochrotes OxydBraunrote Flocken
Hydroxydul und OxydulRotes OxydBraunes Hydroxyd.
Bedingungen: Druck 50 Atm. CO oder H». Dauer 24 Stunden.
Tabelle 4b.
j-Salzlösung Temperatur 200° Temperatur 250°
Cu(CH.COO),
CuS04
CuCl,
Metall in Kristallen
Metall in SpießenMetall krustigChlorür und Metall Chlorür und Metall
Temperatur 250° Temperatur 300°
Ni(CH.COO),
NiSO*
Ni(NO,),
NiCU
Hydroxyd, viel Metall
Hydroxyd und Metall grauHydroxyd, Metall grauGrüne Fallung, Metall
Metall schwarz, pulverigGrüne Fallung, Metall
Co(CH,COO),
CoSO*
CoCl
Oxyd und Metall
Basisches Salz, Metall
Oxyd und Metall
Wenig Metall
Metall braunschwarz
Oxyd und Metall
Metall
Wenig Metall
FeSOi
FeCI,
Oxydul graupulverigRotes Oxyd krustigDunkelbraunes Oxyd
Oxydul graupulverigRotbraunes OxydDunkelbraunes Oxyd.
Bedingungen: Druck 50 Attn. CO oder H». Dauer 24 Stunden.
Der Vergleich der Wirkungen der verschiedenen Säurerestein den behandelten Metallsalzen zeigt, daß dieselben keine
spezifische Wirkung mehr ausübten, indem der Eintritt der
Metallfällung bei allen sozusagen derselbe war. Anderseits bliebendie Unterschiede in der Bildung basischer Vorstufen bestehen
-
— 22 —
und stimmen somit auf die Resultate der Hydrolyse unterStickstoffdruck.
Die verschiedenen Salze zeigten folgende Einzelheiten:
Mangansnlfat: Dasselbe gab bei 200° und 300° nur einen rötlichen
Beschlag der Glaswand, welcher als Hydroxyd angesprochen wurdeund auch unter Stickstoffdruck auftrat. Eine Reduktion zu Metall
vermochte weder H2 noch CO herbeizuführen.
Zinksulfat: Bei 200° trat ein leichter flockiger Niederschlag vonbasischem Sulfat ein, der bei 250° und 300° zusehends sandigerwurde, jedoch seine weiße Farbe beibehielt. Die Erscheinung war
derjenigen unter Stickstoffdruck vollständig analog.Wismutnitrat; schon bei 150° war weißes basisches Nitrat aus¬
gefallen, das bei 200° schön schuppig geworden war und bei250° an den Glaswänden schwarz erschien. Die Lösung reagiertedabei bereits nicht mehr sauer, alle Salpetersäure war reduziertund der weiße Niederschlag bestand aus Hydroxyd. Bei 300°war der gesamte Niederschlag reduziert und das Metall in schönenKrusten vorhanden.
Blemitrat: gej -^qo war wejßeS) basisches Nitrat vorhanden und
die Lösung reagierte sauer. Bei 200° war bereits der größteTeil der Salpetersäure reduziert und alles Metall als Hydroxydgefällt. Auch erschien dieses in den oberen Schichten schonetwas geschwärzt. Bei 250° war neben wenig Hydroxyd grauespulveriges Metall vorhanden, welche Reaktion bei 300° voll¬
ständig wurde.
Wercurinitrat; Scij0n bei 150o war sehr viei basisches Nitrat vor¬
handen und ein Teil desselben unter Metallabscheidung geschwärzt,obwohl die Salpetersäure noch nicht reduziert war. Die Reaktionverlief auch keineswegs vollständig. Erst bei 200° war alles Metall
ausgefallen und der größte Teil davon reduziert, was bei 250° voll¬
ständig der Fall war, indem eine graue Schmiere an den Wänden
saß, welche leicht zu Metalltropfen zerrieben werden konnte.
Silbernitrat; Bei 150o war bereits ein starker Silberspiegel ent¬standen, der aber beim Kochen ohne Druck von der anwesenden
-
— 23 —
Salpetersäure zum größten Teil wieder gelöst werden konnte. Bei
längerer Einwirkung war alle Säure reduziert und alles Metall
teils als Spiegel, teils als Flocken ausgefallen. Dabei war das
Glasgefäß stark gebräunt worden und konnte mit Säure nicht
mehr farblos erhalten werden. Die Ausscheidung des Silbers
erfordert unter H2- oder CO-Druck keine hohe Temperatur, indem
schon bei 100° beim Durchleiten von diesen Gasen eine Metall¬
fällung entsteht1). Unter Druck ist natürlich die Temperaturgrenzenoch niedriger2).Ferrosulfat: Bej -^o und 200° waren graugrüne, nicht ganzsulfatfreie Flocken und Oxydul ausgefallen, welche bei 250°
und 300° mehr und mehr in grauschwarzes Oxydul übergingen.Freies Metall konnte nicht erhalten werden, weil die Reduktions¬
temperatur des Oxyduls weit über 300° liegt. .
Perrisulfat: g^ ^5qo und 2oo° war hochrotes Oxyd ausgeschieden,welches bei 250° und 300° braun, krustig und sulfatfrei wurde.
Die Fällung verlief analog derjenigen unter Stickstoffdruck sehr
weitgehend, doch konnte kein freies Metall nachgewiesen werden.
Ferrichlorid: Dje Niederschläge bei 150° und 200° waren rotbraun
und flockig, diejenigen bei 250° und 300° mehr pulverig und
dunkelbraun. Es wurde kein freies Metall erhalten und die Vorgängewaren reine fiydrolyseerscheinung wie unter Stickstoffdruck8).
Knpferacetat; Bereits bei 100° kam neben basischem Acetat
ziemlich viel rotes Oxydul vor, indes bei 150° alles basische Salz
verschwunden war und neben Oxydul auch bereits Metall vorlag.Bei 200° war praktisch alles Kupfer als Metall vorhanden und in
Spießen kristallisiert. Ähnliche Reaktionen beobachtete Riban4).
Knpfersnlfat: gej iqqo bestand neben wenig basischem Salz auch
etwas Oxydul, welches bei 150° reichlicher vorhanden war und
') Brunner, Pogg. Ann. 122, 153 (1864); Senderens, Bull. soc.chim. (3) 15, 991.
") Beketoff, Compt. rend. 48, 442 (1859); 79, 1413 (1874).*) Rousseau undTite, Compt. rend. 116, 188 (1893).4) Compt. rend. 93, 1140 (1881); Bull. soc. chim. (2) 38, 156 (1882).
-
— 24 -
schon von Metall durchsetzt erschien. Bei 200° lag nur nochkristallisiertes Metall vor, doch war die Reaktion keineswegs
vollständig.
Kupfernitrat: Dasselbe gab bei 100° wenig basisches Salz, von
Oxyd leicht durchsetzt. Oxydul wurde nicht nachgewiesen underschien erst bei 150° in geringer Menge neben Metall. Bei 200° waralle Salpetersäure reduziert und alles Metall krustig abgeschieden.Das Auftreten von braunpulverigem Oxyd wurde nur beim Nitratbeobachtet *).
Knpferchlorid: Bei i00° entstand kein Niederschlag und erstbei 150° erschien neben Chlorür auch ein wenig Metall, welche
Erscheinung auch bei 200° und 250° sich nur wenig änderte1).
Nichelacetat: gej 1500 trat wenjg grünes basisches Acetat auf,das bei 200° fast frei von Essigsäure war und in der obersten
Schicht durch reduziertes Metall grau gefärbt war. Bei 200°
war nur noch wenig Hydroxyd vorhanden und der größte Teil
desselben zu grauem, sandigem Metall reduziert.
Nickelsulfat: während bei 150° noch keine Fällung entstanden
war, hatte sich bei 200° grünes, sulfathaltiges Salz vom Hydroxyd-charakter ausgeschieden und daneben an den Wänden sich etwasMetallhaut gebildet. Bei 250° kam noch wenig Hydroxyd undviel graues Metall vor, doch war die Reaktion unvollständig.
Nichelnitrat: ßei 150° war noch keine Reaktion eingetreten; bei 200°
hatte sich wenig Hydroxyd ausgeschieden und auch etwas Metall
gebildet. Die Lösung war noch wenig sauer, doch war bei 250°alle Säure reduziert und viel Metall gebildet. Bei 300° war alles
Hydroxyd in grauschwarzes, pulveriges Metall übergegangen.
Nickelchlorid: Erst jjei 2oo° trat eine geringe, grünflockige Fällungauf, welche bereits etwas reduziert erschien. Bei 250° hatte sich
wenig Metall mehr gebildet und auch bei 300° war die Reaktion
nur sehr unvollständig, indem nur wenig Metall und etwas grüneFällung vorlagen.
') Ipatiew, B. 44, 1760 (1911).
-
— 25 —
Kobaltacetat: Dasselbe bildete bei 150° ein rosa gefärbtes Acetat,aus welchem bei 200° wenig braunes Oxyd entstand. Bei 250°
war die basische Verbindung verschwunden und nur Oxyd,durchsetzt mit Metallteilchen, vorhanden, während bei 300° alles
zu Metall reduziert war.
Kobaltsulfat: Bei 150° trat keine Veränderung ein, doch wurde
bei 200° an den Wänden eine pfirsichblütenfarbige Kruste1)neben rosa Hydroxyd ausgeschieden. Auch waren einzelne Stellenschon von braunem Oxyd bedeckt. Bei 250° war noch Oxydund Metall, bei 300° nur noch Metall vorhanden.
Kobaltnitrat; Dasselbe gab bei 150° keine Fällung, bei 200° rosa
Hydroxyd und braunes Oxyd. Bei 250° war die Säure reduziertund bestand neben dem Metall auch noch etwas Oxyd, welches
bei 300° vollends in Metall überging.Kobaltchlorid: Dieses gab bei 200° wenig rosa Flocken und
bei 250° und 300° wenig Metall, indes die basische Fällungverschwand.
2.'
Es wurden noch einige weitere Versuchsreihen durchgeführt,welche geeignet erschienen, die bereits erhaltenen Resultate zu
ergänzen. So wurden im Wasserbade bei 100° Wasserstoff und
Kohlenoxyd für sich allein durch Waschflaschen mit y-Metall-salzlösungen geleitet Dabei erlitten dieselben auch nach Tagenkeine Veränderung mit Ausnahme des Silbernitrats, welchesschon nach wenigen Stunden mit Wasserstoff wie mit Kohlen¬
oxyd schwarzes Silber ausscheidet').Diese Versuche zeigten einerseits, daß ein gewisser Gas¬
druck vorhanden sein muß, um ein Konzentrationsminimum
herbeizuführen, daß aber anderseits schon Drucke von 50—100 Atm.in allen Fällen genügen. Selbstverständlich verliefen einigeunter 200 Atm. angesetzten Versuche rascher als solche bei
50 Atm., doch blieben die Bedingungen der Reaktion stets dieselben.
') Woulf, Compt. rend. 116, 1402 (1893).*) Brunner, Pogg. Ann. 122, 153 (1864); Senderens, Bull. soc.
chim (3) 15, 991.
-
— 26 —
3.
ZurZurückdrängungderHydrolysewurden den -jf- Kupfersulfat-und Nickelsulfatlösungen soviel Schwefelsäure zugefügt, daß un¬
gefähr eine ^-Säure entstand. Unter sonst üblichen Bedingungenverliefen die Metallfällungen bei gleicher Temperatur, doch tratenkeine wahrnehmbaren basischen Verbindungen mehr auf. Ver¬setzte man aber die Lösungen mit |-Schwefelsäure, so tratendie Metallfällungen nicht mehr auf und dies wohl aus dem
Grunde, weil dabei eine Hydrolyse schlechterdings unmöglichgeworden war, indessen sie bei mäßiger Säurekonzentration wennauch nicht mehr zu direkten Ausscheidungen, so doch zukolloidal verteilten Metallbasen führte.
4.
Eine Sonderstellung nahmen die Nitrate und die freie Salpeter¬säure ein. Beim Behandeln von Nitraten reagierte zum Schlüsse die
.Lösung alkalisch und enthielt Ammoniak, wobei die Reduktion bei
200° meist schon zu Ende gegangen war und neben freiem Metall viel
Hydroxyd vorlag. Mit Kohlenoxyd wurde natürlich das Ammoniakdurch die gebildete Kohlensäure zu Ammonkarbonat neutralisiert.
Wurden je 50 ccm £-Salpetersäure mit je 0,2 g Kupfer¬oder Nickelmetall unter Kohlenoxyddruck behandelt, so trat bei
180—200° Reduktion ein, wobei das primär in Lösung gegangeneMetall kristallin wieder ausgeschieden wurde. Den analogenVorgang beobachtete Ipatiew für Wasserstoff. Während nun
bei Schwefelsäure und besonders bei Salzsäure die Metallfällungnie ganz zu Ende geht, weil sich ein Gleichgewicht einstellt,sobald die Lösung sauer genug geworden ist, so hat bei Nitraten
die Reduktion der Salpetersäure stets vollkommene Ausfällungdes betreffenden Metalls zur Folge. Auch wurde stets gleich¬
zeitig mit der vollständigen Reduktion der Salpetersäure das
erste Auftreten von Metall beobachtet.
5.
Zur weiteren Verfolgung der Hydrolysenprodukte als Zwischen¬
stufen zur Metallfällung wurden mit Nickel- und Kupfersalzen
-
— 27 —
einige Versuche derart geleitet, daß eine im Laufe der Reaktionohnehin auftretende Stufe von vornherein angenommen wurde.
a) 1 g basisches Kupfersulfat CuS04-Cu(0H)2, hergestelltdurch partielle Fällung1), wurde mit 50 ccm Wasser im Druck¬
gefäß je einmal mit Wasserstoff und Kohlenoxyd behandelt.Bei 100° war nach 24 Stunden noch keine Veränderung ein¬
getreten, jedoch war bei 150° das basische Salz weitgehend in
Oxydul und Säure gespalten und auch bereits etwas Metall vor¬handen. Der analoge Versuch mit 1 g Nickelsalz aus den Hydro¬lysenversuchen unter Stickstoffdruck, gewaschen und in 50 ccmWasser aufgeschlemmt, ergab bei 150° noch keine Veränderung,während bei 200° etwas Nickel ausgeschieden und bei 250°
der größte Teil der Verbindung zu Metall reduziert war.
b) 3e 50 ccm y-Kupfersulfat- und Nickelsulfatlösungwurden mit Natronlauge eben ausgefällt und samt der sulfat¬
haltigen Mutterlauge mit Kohlenoxyd und mit Wasserstoff be¬handelt. Es zeigte sich erwarteter Weise, daß die Reaktion der¬
jenigen ohne Laugenzusatz analog verläuft, ausgenommen daßim ersteren Falle die Temperatur etwas höher lag, was der An¬wesenheit des fremden Salzes zugeschrieben werden muß.
c) Je 50 ccm f - Nickelnitrat- und Kupfernitratlösungenwurden mit Ammoniak im Oberschuß versetzt, bis eben wieder
völlige Lösung des Niederschlages eingetreten war, und dannmit Kohlenoxyd und mit Wasserstoff behandelt. Bei 150° wardas Nickelammoniakat unverändert, doch schied bei 200° der
größte Teil des Metalls als Spiegel aus; das Kupferammoniakatergab bei 100° vorwiegend Oxydul, das bereits von Metall durch¬setzt war, indes bei 150° alles Kupfer ausfiel.
Diese Reaktionen zeigen, daß man die Einwirkung der redu¬zierenden Gase bei irgend einer Zwischenstufe der Metallfällung,z. B. bei basischen Salzen, Hydroxyden oder selbst Ammoniakatenansetzen kann, ohne daß sich das Endprodukt oder die Fällungs-
') Gmelln-Kraut, V. (1), 837.
-
— 28 —
temperaturen dabei ändern. Dies erlaubt den Schluß, daß die
Metallfällung durch ein Gas unter erhöhten Temperaturen undDrucken auf dem Wege über die genannten Zwischenstufenverlaufen kann, ohne daß alle davon notwendigerweise als solche
auftreten müssen.
Ergebnisse.
1. Eine Reihe von y-Metallsalzlösungen wurde analog denArbeiten von Ipatiew unter erhöhten Drucken und Temperaturensowohl mit Wasserstoff als auch mit Kohlenoxyd behandelt und
dabei konstatiert, daß mit beiden Gasen die verursachten Metall¬
fällungen vollständig identisch verlaufen. Gegenüber den Daten
Ipatiews genügten auch geringere Drucke von 50—100 Atm. zur
Herbeiführung derselben Reaktion.
2. Die Ausscheidung der Metalle geschieht bei Temperaturen,welche gut mit dem Reduktionstemperaturen ihrer Oxyde im
offenen Rohre übereinstimmen, indessen die begleitenden Anionen
wohl auf die primär verlaufende Hydrolyse, nicht aber auf die
Fällungsbedingungen von Einfluß sind, so daß jedes Metall seine
charakteristische Abscheidungstemperatur zeigt.
3. Nitrate und freie Salpetersäure werden in Gegenwart von
Metallen unter Wasserstoff- oder Kohlenoxyddruck zu Ammoniak
reduziert, welches entweder frei auftritt oder durch die gebildeteKohlensäure zu Ammonkarbonat gebunden wird. Auch Acetate
können durch Weiterzersetzung der Essigsäure in Kohlendioxyddie Reaktion wie bei den Nitraten praktisch vollkommen ver¬laufen lassen, während bei den Sulfaten und schon früher bei
den Chloriden Gleichgewichte entstehen.
4. Die mit den vorausgegangenen Versuchen über die
Hydrolyse verglichenen Daten der Metallfällung zeigen, daß die
Hydrolyseerscheinungen sowohl mit indifferenten als mit redu¬
zierenden Gasen solange parallel verlaufen, bis eine spezifische
Reduktionswirkung der letzteren einsetzt, das heißt, bis die
Reduktionstemperatur des Metalloxydes erreicht ist. Ferner läßt
-
— 29 -
das Auftreten von basischen Salzen, Hydroxyden und Oxydenvor der Fällung der Metalle dieselben als integrierende Zwischen¬stufen der Reaktion erscheinen, besonders weil sie im Laufederselben wieder verschwinden, indem sie zu Metall reduziertwerden. Wird deshalb die Hydrolyse durch Säurezusatz ver-unmöglicht, so hört auch die Metallfällung auf, während anderseitsan Stelle der Metallsalzlösungen beliebige dieser Zwischenstufenzum Ausgangspunkte der Reaktion gemacht werden können,ohne daß die Bedingungen und Resultate derselben sich ändern.
-
Karbony1 - Bildung.
Bei der Untersuchung der Fällungserscheinungen der Metalleaus wässerigen Metallsalzlösungen war an Nickelsalzen die Beob¬
achtung gemacht worden, daß bei 250° und 100 Atm. Kohlen-
oxyddruck das abgelassene Gas karbonylhaltig war. Nun bestehtdas Charakteristikum der Karbonylreaktion in der Einwirkungvon Kohlenoxydgas auf fein verteiltes, bei niedriger Temperaturreduziertes Metall1), was für den vorliegenden Fall von vorn¬herein keine Erklärung gibt.
Allerdings ist auch eine Beobachtung von Frey8) bekannt,nach welcher durch Auftropfen von Oxal-Diäthylester auf Nickel-bromür bei 90° in geringer Menge Nickelkarbonyl entsteht. Ob
bei dieser Temperatur auch eine Einwirkung von Kohlenoxydauf freies Metall angenommen werden muß, oder ob vielmehr
die im Oxalester vorhandene —CO—CO—Brücke als Baustein für
den Fünfring des Karbonyis betrachtet werden kann, ist durchden Versuch nicht entschieden.
Bei der Karbonylbildung aus wässeriger Metallsalzlösung liegtjedoch sicher die charakteristische Karbonylreaktion vor, indem
das Kohlenoxyd auf fein verteiltes Metall einwirkt Dies gehtaus den Feststellungen der Metallfällung durch Kohlenoxyd hervor:wirkt dasselbe bei 200—300° auf eine Nickelsalzlösung ein, sowird je nach dem Charakter des begleitenden Anions alles oderein Teil des Metalles in fein verteiltem Zustande ausgefällt. Da
hierbei die Reduktionstemperatur ziemlich tief liegt, so könnteder Einwirkung des Kohlenoxyds auf das freie Metall höchstens
') Chem. Trade Journ. 1890, 412; Chem. News 62, 97 (1890).
2) Frey, B. 28, 2512 (1895).
-
— 31 —
das anwesende Wasser oder die durch Hydrolyse frei werdende
Säure hinderlich sein. Doch ist das Nickelkarbonyl weder gegenWasser noch gegen verdünnte Säuren besonders empfindlich1)und der Versuch zeigte tatsächlich, daß Karbonylbildung auch
unter diesen Bedingungen möglich ist
Als Reduktionsgefäß konnte Eisen nicht verwendet werden,weil Kohlenoxyd schon unter normalen Temperaturen auf das¬
selbe einwirkt und Eisenkarbonyl bildet*). Es wurden deshalb
die Druckgefäße innen mit einem gut anliegenden Bleimantel
ausgekleidet und derselbe an den Rändern mit dem Druckgefäßverlötet Wenn bei der Reaktion eine Säure auftreten konnte,
so wurde in den Bleimantel noch ein unangreifbares Jenaerglaseingesetzt Nach beendeter Einwirkung wurden die Gase durch
ein Drosselventil abgelassen, durch Chlorkalzium getrocknet undin einer gewogenen Glasröhre zersetzt oder in einem Dewar-
Gefäß gewogen.
Versuchsdaten.
1. Nickelkarbonyl.
Anschließend an die gemachte Beobachtung, daß aus einer
~-Nickelsulfatlösung bei 250° und 100 Atm. Kohlenoxyddruck das
abgelassene Gas karbonylhaltig war, wurden auch andere Nickel¬salze auf diese Erscheinung hin geprüft. Hierzu wurden wieder
y-Lösungen verwendet, d. h. solche, die im Liter 5,9 g Nickelenthielten, unabhängig, ob wässerige oder ammoniakalische
Lösungen verwendet wurden.
Je 200 ccm £-Lösung (1,2 g Nickel) ergaben nach einerBehandlung unter 100 Atm. Kohlenoxyddruck und 250° während24 Stunden folgende Mengen Nickelmetall, welches durch Zer¬
setzung der mit dem CO entweichenden NKCO^-Dämpfe in einemauf 300° erhitzten Glasrohr abgeschieden wurde:
NiCl.: 0,03 g, NiSO,: 0,05 g, Ni(N0,)2: 0,20 g.
l) Berthelot, Journ. Soc. Chim. (3) 7, 431, 434 (1891).*) Breukelewen, Rec. Trav. Chim. 19, 27 (1900).
-
— 32 —
Daß aus dem Nitrat am meisten Karbonyl gebildet wurde,hängt mit dem Umstand zusammen, daß darin die Metallfällungdurch Reduktion der frei werdenden Sa/petersäure vollständigverlief. Deshalb konnte der Versuch auch so geleitet werden,daß zuerst bei 250° alles Metall ausgeschieden wurde und dannbei einer Temperatur von 150° dasselbe während 24 Stundender Karbonylbildung überlassen blieb. Der Versuch gab bei mehr¬
maliger Wiederholung stets eine Nickelausbeute von ca. 0,2 g.Wurden der Nickelchlorid- und Sulfatlösung von vornherein
soviel Ammoniak zugegeben, als zur Bindung der Säure nötigwar, d. h. soviel, daß eben das Hydroxyd vorlag, so zeigten auchdiese Salze dieselbe Karbonylausbeute wie das Nitrat. Allerdingsstellte sich das Gleichgewicht nur sehr langsam ein, während diesbeim Nitrat auf der Temperatur von 150° schon nach 2—4 Stundender Fall war. Dies mochte daher rühren, daß aus der Lösungwährend der Fällung des Metalls bezw. während der Reduktion
des Hydroxyds bei 250° stets unter Rückbildung von Metallsalz
etwas Ammoniak in den Gasraum entwich und dort von der
gebildeten Kohlensäure zurückgehalten wurde, so daß schließlichdie Lösung doch schwach sauer reagierte und nach dem Erkalten
an kühleren Stellen Ammonkarbonat kristallisiert war.
Aus diesen Gründen wurden direkt Ammoniakate verwendet
und zwar in solchen Lösungen, welche im Liter 50 g Ammoniak (5%)und 5,9 g Nickel enthielten. Dieselben gaben schon bei 180°
reichliche und rasch eintretende Karbonylbildung, so daß nach6 Stunden bereits Gleichgewicht eingetreten war. Dies weist darauf
hin, daß aus der ammoniakalischen Lösung das Metall durch
Kohlenoxyd schon bei jener untersten Grenze ausfällt, bei welcherin neutralen Lösungen die ersten Spuren von Metall erscheinen.Die ausgebrachten Nickelmengen schwankten bei diesen Versuchenzwischen 0,17 und 0,25 g und stimmten somit mit der früher
beobachteten Ausbeute von 0,2 g Metall entsprechend ca. 0,6 gNickelkarbonyl überein.
Diese Ausbeute blieb unverändert, als an Stelle der y-Lösungensolche von zehnfacher Konzentration (|-) angewendet wurden. DasVerhalten deutet also auf einen Gleichgewichtszustand hin, der
-
— 33 —
von der anwesenden Menge ausgeschiedenen Nickels unabhängigist. Ob derselbe ein reines Temperaturgleichgewicht darstellt,welches durch Erhöhung des Druckes verbessert werden könnte,oder ob es sich um eine Löslichkeitsgrenze des Karbonyldampfesim Kohlenoxyd handelt, konnte aus den Versuchen nicht ent¬schieden werden. Doch scheint die letztere Erklärung wenigwahrscheinlich zu sein, da im Gefäße nie Spuren von konden¬
siertem, flüssigem Karbonyl wahrgenommen wurden; auch ist diekritische Temperatur des Karbonyls zu ca. 200° bestimmt worden,so daß während der Erhitzung keine Kondensation in Frage kam.
Zur Eliminierung dieser Sättigungserscheinung wurde einekontinuierliche Extraktion des Nickels versucht, indem aus einer
5°/0igen ammoniakalischen Lösung von Nickelsulfat mit 2,4 gNickel in 100 ccm zuerst bei 250° alles Nickel ausgeschiedenwurde und darauf je 3 Stunden bei 150° das Kohlenoxyd unter100 Atm. einwirken gelassen und dann abgeblasen wurde.Die 15 Liter eingepreßtes CO brachten bei jedem Abblasen wieder
0,15—0,2 g reines Nickel aus, was ca. 60—80 ccm Karbonyldampfoder ungefähr 5% des austretenden Gases entspricht.
Dieser Versuch konnte jedoch nicht zu Ende geführt werden,weil beim jeweiligen Abblasen des Gases aus der heißen Lösungviel Wasserdampf mitströmte und schließlich das Reaktionsgefäßaustrocknete. Dies war in noch stärkerem Maße der Fall, alskontinuierlich Kohlenoxyd durch die Lösung gepreßt und durchDrosselventil wieder abgelassen wurde. Immerhin zeigte sich
deutlich, daß unter Oberwindung der technischen Schwierigkeitenes möglich wäre, das Nickel kontinuierlich und vielleicht auch
quantitativ zu extrahieren.
2. Kobaltkarbonyl.
Mond erhielt dasselbe bei 200° und 100 Atm. CO-Druck
aus Kobaltmetall, welches über das Oxalat unter Reduktion mit10 Atm. Wasserstoff dargestellt war1). Die beste Ausbeute kon¬statierte er beim Durchblasen von CO durch eine verkupferte
') Chem. News 98, 165 (1908) ; Z. anorg. Ch. 68, 207 (1908).
Weibel.. 3
-
— 34 —
Stahlbombe, in welcher sich das Metall bei angegebener Temperaturbefand. Doch enthielt das austretende Gas nur 0,01 % Karbonyl-dampf, welcher zu einer zersetzlichen, farblosen Flüssigkeit ver¬dichtet werden konnte.
Demzufolge wurde der entsprechende Versuch der Kobalt-
karbonylbildung aus wässeriger Salzlösung so angesetzt, daß
Kohlenoxyd unter 100 Atm. auf eine -f--Lösung von Kobaltnitratbei einer Temperatur von 250° während 24 Stunden einwirkte.
Das abgeblasene Gas enthielt etwas Karbonyl und brannte mit
fahler Flamme ähnlich dem Ni(C0)4. Im Glasrohr konnte daraus
ein Spiegel abgeschieden werden, doch war derselbe so gering,daß er nicht zu wägen war.
Ein weiterer Versuch ging dahin, unter obigen Bedingungenaus einer mit Ammoniak übersättigten f-Kobaltsulfatlösung einebessere Ausbeute zu erhalten. Das Gas war stärker karbonyl-
haltig als dasjenige des vorigen Versuches und gab auch einen
guten Metallspiegel, doch reichte auch dessen Menge nicht zu
einer Bestimmung.
Diese Resultate zeigten, daß auch unter den gewählten Be¬
dingungen in Anwesenheit von Wasser und Ammoniak eine
Karbonylbildung möglich ist. Daß dieselbe jedoch nur in sehr
geringem Maße stattfand, entspricht den Erfahrungen und liegtin der Natur des Prozesses.
3. Eisenkarbonyl.
Dieses wurde von Berthelot bald nach dem Nickelkarbonyl
gefunden1), wozu hauptsächlich eine Reihe von Beobachtungenbeitrugen, welche alle auf die Bildung von Eisenkarbonyl ausMetall und Kohlenoxyd zurückgeführt werden können2). Interessant
ist auch eine Bemerkung von Roscoe und Scudder8), welchedie Bildung unter Druck in Stahlfiaschen erwähnen.
') Berthelot, Compt. rend. 112, 1343 (1891).
*) Garnier, Compt. rend. 113, 89 (1891); Guntz, Journ. Soc. Ch. (3)7, 281 (1892); Breukelewen, Rec. Trav. Chim. 19, 27 (1892).
') Chem. News 64, 269 (1891); B. 24, 3843 (1891).
-
— 35 -
Die Darstellung nach Mond besteht darin1), daß er Kohlen¬
oxyd 24 Stunden über gut- reduziertem Eisen stehen läßt; doch
enthielten die austretenden Gase höchstens 0,2% Karbonyldampf.Guntz fand, daß durch Destillation von Amalgam erhaltenes
Eisen sehr leicht Karbonyl bildet und Quecksilber also der Reaktion
nicht schadet*). Neuerdings hat auch Stoffel den günstigenEinfluß von Ammoniak auf die Bildung konstatiert8).
Nach dem in vorliegender Arbeit allgemein gewählten Ver¬
suchsschema ist durch Behandeln von wässerigen Metallsalz¬
lösungen unter erhöhtenTemperaturen und Drucken mit Kohlenoxydkein Eisenkarbonyl zu erhalten. Denn auch bei Temperaturenvon 300° ist aus dem Eisensalz kein Metall abzuscheiden, weil
die Reduktionstemperatur der Eisenoxyde zwischen 370° und 400°
liegt4). Selbst wenn die Eisensalze vor der Behandlung mitAmmoniak gefällt wurden, war keine Erniedrigung dieser Tem¬
peratur zu erreichen und die Karbonylbildung zu konstatieren.
Die erste Phase der Reaktion war also auf diese Weise nicht
zu realisieren. Wurden anderseits bereits reduzierte Eisensorten
wie Gußspähne usw. mit Ammoniak Übergossen und unter Druckenvon 50—100 Atm. bei 100—200° behandelt, so konnten als
zweite Phase der Reaktion wechselnde Gleichgewichte erhaltenwerden. Allerdings hat Stoffel*) darauf hingewiesen, daß unterNormaldruck z. B. bei 50° kein wahres Gleichgewicht vorliege,sondern daß die Reaktion durch Adsorption des gebildetenKarbonyls auf dem Eisen zum Stillstand komme. Doch dürftedies bei so hohen Temperaturen nicht mehr so stark in Erscheinungtreten und so wurden beispielsweise bei 200° und 100 Atm. auseinem mit Gußeisen beschickten eisernen Autoklaven in Gegen¬wart von Ammoniak innerhalb 24 Stunden 0,5 g grünes Fe(CO),kondensiert, was ca. 50 ccm Karbonyldampf oder bezogen auf25 Liter Gas einem Gehalt von 2°/0 entspricht.
') Chem. News 64, 108 (1891) ; Journ. Soc. Ch. (3) 8, 294 (1892).*) B. Par. (3) 7, 278 (1892).
*) Z. anorg. Ch. 84, 56 (1911).
*) Glaser, Z. anorg. Ch. 36, 1 (1903).*) Loc. cit.
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Das Eisenkarbonyl zeigte ganz die bekannten Eigenschaften1).Sehr charakteristisch gegenüber dem Ni(C0)4 ist seine Beständig¬keit, sowohl was seine Haltbarkeit im Dunkeln, als auch seinenZerfall bei hoher Temperatur betrifft2). Während das letzterebei 200" beim Durchleiten durch ein Rohr vollständig zersetzt
wird, ist dies für Fe(CO)B nur in geringem Maße der Fall. Erstbei 300° wird dasselbe völlig zersetzt und zeigt dabei stets eine
geringe Abscheidung von Kohle, was bei Ni(C0)4 nie beobachtetwurde. Hierdurch zeigt z. B. ein Nickelkarbonyl, daß aus einemunreinen Salze oder aus einem Eisengefäße dargestellt wurde,stets eine höhere Zersetzungstemperatur und bei 200" brenntdas austretende Gas immer noch mit fahler Flamme, aus welcherdurch weitere Erhitzung fast reines Eisen abgeschieden werden kann.
Daß sich Eisenkarbonyl überall dort bildet, wo Kohlenoxydund Metall in der Kälte oder bei erhöhten Drucken und Tem¬
peraturen aufeinander einwirken können, geht aus den angeführtenBildungsweisen hervor. So entsteht es natürlich auch bei der
Kompression des Gases in eisernen Armaturen, doch nur in so
geringem Maße, daß es zwar meist nachgewiesen werden kann,aber selten von nachteiligem Einfluß wird.
Ergebnisse.
1. Die Untersuchungen, bei welchen unter erhöhten Druckenund Temperaturen wässerige Metallsalzlösungen mit Kohlenoxydbehandelt wurden, boten auch die Möglichkeit, aus Nickel- und
Kobaltsalzen die entsprechenden Karbonyle darzustellen. Dennunter geeigneten Bedingungen entstehen aus den Salzlösungendie fein verteilten Metalle und daraus bilden sich unter der
Wirkung des Kohlenoxyds vorteilhaft bei Temperaturen von 150°die Karbonyle trotz der Gegenwart des Wassers.
2. Beim Nickelkarbonyl wird unter den gewählten Be¬
dingungen ein Gleichgewicht konstatiert, welches zu einem Still-
^Dewar und Jones, Proc. Roy. Soc. 76, A. 668 (1906).s) Dewar und Jones, Proc. Roy. Soc. 79, A. 66 (1907).
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stand der Reaktion führt, sobald der Karbonylgehalt des Kohlen¬
oxyds ca. 5°/o erreicht Die tatsächlichen Ursachen davon gehenaus den Versuchen nicht hervor.
Kobaltkarbonyl konnte entsprechend seiner schwierigen Her¬
stellungsart nur in geringen Mengen nachgewiesen werden,was die ausgeführten Versuche als Bildungsweisen desselbencharakterisiert.
Eisenkarbonyl bildet sich nach den in dieser Arbeit ge¬wählten Versuchsbedingungen nicht, weil dabei kein metallischesEisen erhalten werden kann. Doch wurden an einigen Versuchen
die Einwirkung von Kohlenoxyd auf Eisen in Gegenwart vonWasser und Ammoniak beobachtet und die hierüber bekannten
Daten bestätigt.
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Anhang.Die Apparaturen.
Zur Ausführung dieser Arbeiten unter erhöhten Drucken und
Temperaturen stand eine komplette Kompressoranlage mit gutausgebildeten Nebenapparaten zur Verfügung. Diese umfaßt haupt¬sächlich einen fiochdruckgaskompressor für 4000 Atm., einenGasometer von 1000 Litern, sowie eine größere Anzahl vonkombinierbaren Druckgefäßen, Anschlüssen und Verbindungs¬stücken. Der einzelne Versuch wird damit so ausgeführt, daßein passendes heizbares Druckgefäß zusammengestellt, mit der
Metallsalzlösung beschickt und mit dem Kompressor verbundenwird. Durch diesen wird dann soviel Gas eingepreßt, bis der
gewünschte Druck erreicht ist, wobei der nutzbare Raum stetsderselbe bleibt und nicht durch ein druckerzeugendes Medium
beansprucht wird. Die Verbindung zwischen Druckgefäß und
Kompressor kann während des Versuches abgeschlossen und das
eingepreßte Gas nach demselben durch Waschvorrichtungen inden Gasometer zurückgeführt werden.
Der Kompressor
ist eine durch Elektromotor angetriebene, vierstufige Kolbenpumpemit direkter Ansaugung des zu komprimierenden Gases. Die
Förderungsmenge von ca. 1 Liter pro Hub gestattet ein raschesund müheloses Einpressen eines beliebigen Gasquantums aufeinen Druck, der durch die Konstruktion und die Temperatur der
Nebenapparate zwischen 50 und 1500 Atm. begrenzt ist. Dievier Stufen des Kompressors arbeiten ineinander und verdichten
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das Gas je auf seinen fünffachen Druck, wodurch die Querschnitte
der einzelnen Kolben gegeben sind. Die Verbindungen zwischen
den Stufen bilden dünne Stahlrohre, die zugleich Zwischenkühler
darstellen und am Ein- und Austritt mit federgesteuerten Ventilen
versehen sind. Die Dichtung der Kolben wird von einem System
von ölpumpen erreicht, welche unter entsprechenden Drucken öl
zwischen Kolben und Kolbenwand einpressen und verlustloses
Arbeiten gestatten. Zur Sicherung der Apparatur sind Kontroll¬
manometer und Überdruckventile zwischen die einzelnen Stufen
eingeschaltet und an den Druckraum Sicherheitsstutzen an¬
geschlossen, welche bei erreichtem Höchstdrucke nachgeben und
das Gas entweichen lassen.
Die Nebenapparate
bestehen darin, daß mit Hilfe einer Anzahl von Druckrohren, Ver¬
bindungsstücken, Drossel- und Absperrventilen, welche mit
normalen Gasgewinden und einheitlichen Anschlüssen versehen
sind, durch Einlegen von Dichtungsringen absolut gasdichte
Apparaturen zusammengeschraubt werden können, wovon einigeoft verwendete Kombinationen geschildert seien:
a) Ein dickwandiges Mannesmannsrohr wird einseitig mit
einer Verschlußklappe geschlossen und vertikal in ein ent¬
sprechendes Ölbad eingestellt. Oben wird ein Verteilerstück an¬
gebracht, das ein Abblasventil, einen Sicherheitsstutzen, sowie
eine Verbindungsleitung zum Kompressor aufnehmen kann. Das
heizbare Stahlrohr kann mit Bleimantel ausgefüttert werden und
direkt das Reaktionsgut oder geeignete Glasgefäße mit demselben
aufnehmen. Das Gas wird durch den Kompressor eingepreßt,verbleibt während der Versuchsdauer im Rohre und wird am
Schlüsse durch das Abblasventil entleert. Diese Anordnung diente
hauptsächlich zur Ermittelung der Hydrolyseerscheinungen bei
Drucken von 50—200 Atm. und Temperaturen von 100—300°.
b) Dasselbe Stahlrohr wird horizontal in einen Verbrennungs¬ofen gelegt und einerseits mit einem Verbindungsrohr zum
Kompressor, anderseits mit einem Drosselventil versehen. Es
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kann mit festen oder flüssigen Stoffen beschickt und diese unterDruck in kontinuierlichem Gasstrome behandelt werde'n, indemder Kompressor dauernd oder intermittierend in Gang erhaltenund das Gas durch Drosselung des Ventils unter beliebigemDrucke abgeblasen werden kann, um sofort oder durch Extraktions¬
gefäße wieder in den Kompressor zurückzukehren. Diese Kombi¬nation diente beispielsweise zum Studium der Karbonylbildung,wobei entweder fortlaufend oder unterbrochen extrahiert werden
konnte.
c) Mit Hilfe eines Verbindungsrohres und eines Absperr-ventiles wird ein beliebiges Druckgefäß, z. B. ein Rühr- oderRotierautoklav an den Kompressor angeschlossen und das ge¬wünschte Gasquantum eingepreßt. Dann wird das Absperrventilam Autoklaven geschlossen und der gefüllte Apparat kann vom
Kompressor weggeschraubt und wie üblich gehandhabt werden.Dies ist besonders für Reaktionen wichtig, wo eine mechanische
Durchmischung des Reaktionsgutes erwünscht ist.
Ganz allgemein ist über das Arbeiten mit solchen Apparaturenzu sagen, daß dieselben stets nur aus bestem Material hergestelltsein dürfen und daß man über deren Festigkeiten annährend
orientiert sein muß, um Zwischenfälle vermeiden zu können.
Ferner ist einige Sorgfalt auf die Abdichtung der verschiedenenAnschlüsse zu verwenden. Als Dichtungskörper haben sich
Aluminiumringe am besten bewährt, wenn sie vor dem Einlegenbis nahe an den Erweichungspunkt erhitzt werden. Dadurchwird das Metall sehr schmiegsam, fügt alle Unebenheiten derAnschlüsse aus und erreicht unter dem Druck der Gewinde seine
ursprüngliche Zähigkeit wieder. Für Kupfer ist dies in viel
geringerem Maße der Fall und damit besonders für Wasserstoff¬
druck nur schwer gute Abdichtung zu erreichen. Mühelos dichtet• Blei, doch kann es nur dort verwendet werden, wo der Dichtungs¬
körper allseitig eingeschlossen ist und nicht entweichen kann.
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' Curriculum vitae.
Ich bin am 28. Dezember 1896 als Sohn des Fabrikanten
Josef Weibel und der Frieda geb. Zweifel in Gloten-Sirnach
(Thurgau) geboren, besuchte in meiner Heimatgemeinde Sirnach
die Primarschule und absolvierte in Wil (St. Gallen) die Real¬
schule. Alsdann erwarb ich mir an der Industrieschule Zug im
Sommer 1916 die Maturität und begann meine Studien an der
chemischen Abteilung der Eidgenössischen Technischen Hoch¬
schule, wo ich im Frühjahr 1920 diplomierte und bis im Herbst 1922
die Stelle eines Assistenten inne hatte.
Die Entstehung der Promotionsarbeit fällt in die Zeit meiner
Assistententätigkeit vom Frühjahr 1920 bis Herbst 1922, als Zu¬
sammenfassung einiger Untersuchungen im Laboratorium vonHerrn Prof. Dr. H. E. Fierz.
Aarau, 23. Januar 1923.
Josef H. Weibel.